Miriam, ganz in Schwarz

THEATERPÄDAGOGISCHES BEGLEITMATERIAL Herausgegeben von: Theater Dortmund / Kinder- und Jugendtheater Miriam, Christine Köck, Isabel Stahl & Marie ...
Author: Rolf Holtzer
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THEATERPÄDAGOGISCHES BEGLEITMATERIAL

Herausgegeben von:

Theater Dortmund / Kinder- und Jugendtheater

Miriam,

Christine Köck, Isabel Stahl & Marie Helbing Theaterpädagogik & Dramaturgie

ganz in Schwarz Spielzeit 2012 / 2013 Theater Dortmund / Kinder- und Jugendtheater, Sckellstr. 5 - 7, 44141 Dortmund, Leitung: Andreas Gruhn, Geschäftsführende Direktorin: Bettina Pesch, www.theaterdo.de

premiere | 28. Oktober 2012 Kinder- und Jugendtheater Dortmund

Stück von Jörg Menke-Peitzmeyer Deutschsprachige Erstaufführung, ab 13 Jahren Miriam hat eine ungewöhnliche Leidenschaft. Sie geht zu fremden Beerdigungen, mischt sich unter die Trauergemeinde und manchmal weint sie sogar mit. Sie kannte weder den Verstorbenen noch weiß sie, wer die trauernden Verwandten und Freunde sind. Aber bei so einer Beerdigung erfährt man viel: Miriam weiß schnell, ob der Verstorbene geliebt wurde oder nicht. In guten Monaten kommt die Schülerin auf acht Beerdigungen und schafft sich so ihren ganz eigenen Ausgleich zum Alltag. Für Miriam steht fest: Das Schönste ist immer das Singen!

Miriam: Désirée von Delft Regie: Isabel Stahl Bühne/Kostüm: Anja Lichtenegger Klaviereinspielung: Nicolas Krüger Musikalische Einstudierung: Julia Amos, Michael Hönes Dramaturgie: Ilona Seippel-Schipper Dramaturgieassistenz: Marie Helbing Theaterpädagogik: Christine Köck Ausstattungsassistenz: Susanne Hoffmann Regiehospitanz: Franz Potthoff Miriam, ganz in Schwarz ist ein Stück über das Licht: Dirk Wörz Tabuthema Tod und die Sinnsuche einer jungen Frau, geschrieben mit schwarzem und skurrilem Humor.

Spieltermine: Fr, 28. September 2012 Premiere Di, 02. Oktober 2012 um 19 Uhr Mi, 31. Oktober 2012 um 11 Uhr Di, 06. November 2012 um 11 Uhr So, 18. November 2012 um 18 Uhr



Karten im Internet unter www.theaterdo.de, telefonisch unter 5022442 oder an allen bekannten Vorverkaufsstellen.

Zu unserer Inszenierung „Miriam ganz in schwarz“ gibt es eine Kooperation mit den Kulturpädagoginnen Manuela Wenz und Birgit Mattern (www.erinnerungsgarten.com). Daraus entstanden ist das Kunstprojekt mit dem Arbeitstitel „worauf’s ankommt“, gefördert durch die Friedhofsgärtner Dortmund eG. Kooperierende Schule ist das Käthe Kollwitz Gymnasium Dortmund, Kunst LK unter der Leitung von Frau Korspeter. „Das Leben hat einen Anfang und ein Ende. Die Auseinandersetzung mit dem Tod erscheint auf den ersten Blick schwer, doch sie verleiht uns Menschen auch ein Bewusstsein über die unwiederbringliche Einmaligkeit des Lebens.“ (Zitat www.erinnerungsgarten.com)

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Was ist für dich „Hobby“? Ein Hobby (Plural: Hobbys) oder Steckenpferd ist eine Lieblingsbeschäftigung. Ein Hobby ist somit im Gegensatz zu Arbeit eine Tätigkeit, der man sich nicht aus Notwendigkeit, sondern freiwillig und aus Interesse, Faszination oder sogar Leidenschaft widmet. Die Tätigkeit bringt Vergnügen, Spaß oder Lustgewinn mit sich. Dabei ist mit Arbeit nicht ausschließlich Erwerbsarbeit (Beruf) gemeint. Somit hat der Begriff Hobby eine deutliche Nähe zum Begriff Spiel. Als Hobby wird allerdings eine Tätigkeit nur bezeichnet, wenn man für diese Tätigkeit eine im Vergleich zu anderen Freizeitgestaltungen besondere Vorliebe hat. Darüber hinaus kann ein Hobby im Gegensatz zum Spiel durchaus eine unmittelbare, nicht fiktionale Zweckmäßigkeit haben (über den Spaß bzw. den Lustgewinn an der Tätigkeit hinaus). Ein wichtiges Kriterium für die Unterscheidung, was als Hobby oder als Arbeit gilt, ist häufig, aber nicht notgedrungen, ob es als Quelle für den Lebensunterhalt dient. Im allgemeinen Sprachgebrauch werden diejenigen, die sich in ihrer Freizeit mit einem Fachgebiet befassen, Amateure bzw. Ehrenamtliche genannt – als Gegenstück zum beruflichen Fachmann, Profi. Ehrenamtliche Tätigkeit muss allerdings kein Hobby sein, sondern kann auch Notwendigkeitsdenken entspringen.

„Ist es nicht egal, wie man sein inneres Gleichgewicht findet? Solange man andere damit nicht aus dem Gleichgewicht bringt?“

Eine Sache als Hobby zu betreiben, kann in gesteigerter Form auch den Charakter haben, Fan einer Sache zu sein, wenn es sich um eine Art Verehrung der Sache handelt. Das Betreiben eines Hobbys hat oft entspannende oder sonstige nützliche therapeutische Nebenwirkungen. In einigen Fällen allerdings (beispielsweise beim Sammeln) können die Grenzen zwischen Beruf, Hobby und Sucht zu verschwimmen beginnen. Manche Sammlungen können durchaus als Geldanlage gelten, zum Beispiel Kunstsammlungen. Darüber hinaus gibt es Amateure, die auf ihrem jeweiligen Fachgebiet Wissen und Fähigkeiten erwerben, in denen sie professionellen Fachleuten in nichts nachstehen und auch einen entsprechenden Ruf genießen.

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„höher, schneller weiter“ vs. „Entschleunigung“

Die sperren einen ein, wenn sie rauskriegen, daß man achtmal im Monat auf Beerdigungen geht, (…) Weil die, die wissen, daß man sterben muß, wiederum gefährlich sind für die, die das nicht wissen wollen. Denn die, die wissen, daß man sterben muß, die verlangsamen, entschleunigen, machen früher Schluß in den Betrieben, lassen auch mal fünfe gerade sein, ob jetzt neunundsechzig oder achtundsiebzig Einsatzminuten ist denen doch egal. Und da wird’s gefährlich. Erst ist es nur der Straßenverkehr, der zusammenbricht, weil sie die vom Zubringer einfädeln lassen, dann gehen ganze Europa- und Weltmeisterschaften verloren, weil Basketball, ja sogar Fußball nur ein Spiel ist, und am Schluß werden die Toten nicht gleich verbrannt oder verscharrt, sondern wie früher aufgebahrt, so daß jeder sie sehen kann, weil es ja nicht länger ein Geheimnis ist, daß man sterben muß, wo kommen wir denn dahin, also, Vorsicht vor denen!

Bewegungsübungen / Denkanstöße: Wie sieht dein Tagesablauf aus? Morgens / mittags / abends eines typischen Durchschnittstages? Was machst du für regelmäßige Bewegungen (Zähne putzen, Zigarette drehen, im Unterricht melden, in der Bahn stehen...) Einigt euch auf 8 Bewegungen, die ihr gemeinsam, schneller werdend durchführt. Einer, bewegt sich in Zeitlupe / anders / bricht aus/ spricht den Text

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Musik mit dem/zum Thema Tod "Roads" (Portishead) Ohh, can't anybody see We've got a war to fight Never found our way Regardless of what they say How can it feel, this wrong From this moment How can it feel, this wrong Storm.. in the morning light I feel No more can I say Frozen to myself I got nobody on my side And surely that ain't right And surely that ain't right Ohh, can't anybody see We've got a war to fight Never found our way Regardless of what they say How can it feel, this wrong From this moment How can it feel, this wrong

Ave Maria Amazing Grace Blowin’ in the Wind Elton John - Candle in the Wind (Goodbye England Rose) Elvis Presley – Always on my mind Sting – Fields of Gold Hildegard Knef – Für mich soll’s rote Rosen regnen Beatles – Let it be Cat Stevens – Morning has broken Frank Sinatra – My way Florence and the Machine Leonard Cohen Pearl Jam/Queen of the Stone Age Johann Ludwig Bach – Trauermusik Die Toten Hosen – Am Ende Herbert Grönemeyer – Der Weg Xavier Naidoo – Abschied nehmen Franz Schubert – Der Tod und das Mädchen Gustav Mahler – Kindertotenlieder Tears in Heaven Led zeppelin – Stairway to heaven Time to say Goodbye Annett Louisan – Beerdigung Guns’n’Roses Somewhere over the Rainbow

[INSTRUMENTAL] How can it feel, this wrong This moment How can it feel, this wrong Ohh, can't anybody see We've got a war to fight Never found our way Regardless of what they say How can it feel, this wrong From this moment How can it feel, this wrong

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Todesanzeigen genießen einen hohen Aufmerksamkeitswert. Nach einer Medienuntersuchung bilden sie neben Sport und Lokalem die meist gelesene Seite einer Tageszeitung. […]. Klaus Dirschauer sieht die Ursachen für diese (Zitat) "verhüllende Umschreibung des Sterbens" in der Verdrängung des Todes. Ich ziehe aus seiner Analyse jedoch eine andere Schlußfolgerung. Ich denke, die Angehörigen sind in der ersten Trauerphase beim Verfassen der Todesanzeigen noch gar nicht in der Lage, den Tod anzunehmen und vermeiden deshalb nach Möglichkeit das für sie so grausam und endgültig klingende Verb "sterben". Leider sind heutzutage Kondolenzbesuche nicht mehr selbstverständlich. Man vermeidet sie nach Möglichkeit. Wenn man sie für unumgänglich hält, macht man sie mit gemischten Gefühlen: "Was soll ich sagen? Wie soll ich trösten?" Da man auf diese Fragen meist keine Antwort weiß, weicht man dem Gespräch mit Trauernden lieber aus. Das führt zu dem Dilemma, daß Hinterbliebene oft keinen Ansprechpartner haben, bei dem sie ihre Trauer, ihre Gefühle des Verlustes und des Schmerzes los werden können. Der bekannte Diplom-Psychologe, Psychotherapeut und ehemalige griechische Operntenor Dr. Jorgos Canacakis hat in seinem deutschen Bestseller "Ich sehe deine Tränen" definiert: "Trauer ist eine spontane, natürliche, normale und selbstverständliche Antwort unseres Organismus, unserer ganzen Person auf Verlust. Sie darf nicht unterdrückt werden. Sie muß fließen und gefördert werden." Wenn dafür kein Gesprächspartner zur Verfügung steht, dann sollten - so Jorgos Canacakis - Todesanzeigen wie Kontaktanzeigen Menschen auf Trauernde hinweisen und sie zur Hilfe ermutigen. Leider ist das wohl nur eine Utopie! Todesanzeigen können jedoch ein Ventil sein, um den Überdruck an Trauer loszuwerden. Das für mich eindrücklichste Beispiel für Trauerarbeit in einer Todesanzeige ist 1984 in einer Berliner Tageszeitung erschienen. Drei junge Leute haben da eine ganzseitige Anzeige wie ein Plakat für ihren tödlich verunglückten Freund mit folgendem Wortlaut aufgegeben: "THOMAS ‚CRÜMEL' PLIVERITS - SCHEISS MOTORRAD - MACH'S GUT, ALTER - BITTE WEISSE BLUMEN - HEIDI, DANI, NORMAN." (…) Pastor Hans Mader

Das Bühnenbild Die Blumen und die Erde Die Blumen stehen als Sinnbild für den ewigen Kreislauf: Miriam kommt mit einem leeren Topf von einer Beerdigung auf die Bühne und geht mit gewachsener Blume wieder ab, die sie am Grab aussetzt. Wachsen und Sterben, Erde als Element, die Natur, als etwas "Echtes", was man anfassen, erleben und spüren kann.

Die Tafel: An der Tafel kleben Todesanzeigen der Beerdigungen, zu der sie gegangen ist. Daneben ein Polaroidfoto der Blume, die sie zur Beerdigung mitgenommen hat. Miriam weiß nicht, wie sie ihre Lust auf Beerdigungen bezeichnen soll: Lust / Laster / Ritual / Hobby / Zwang? Und was ist Sie? Eine Süchtige? Eine Verrückte? Ein Täter?

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Warum / Wofür lebt man?

ich hab überhaupt keine Ahnung

Ente

damit ich dich verwöhnen kann

Oma

um das Leben zu lieben

Tod

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zum Bellen und um den Mond Anzuheulen

Hund weil Mama und ich uns lieb haben

Papa

Um 69 oder besser noch 78 Einsatzminuten zu bekommen

?

Warum lebst du? Warum lebt man überhaupt?

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Autor: Jörg Menke-Peitzmeyer 1966 in Anröchte in Nordrhein-Westfalen geboren. Nach dem Schauspiel Studium an der Folkwang Hochschule in Essen arbeitete er als Schauspieler an verschiedenen Theatern in Deutschland. Von 1998 bis 2002 studierte er am Deutschen Literaturinstitut in Leipzig Dramatisches Schreiben. Seine Abschlussarbeit Der Manndecker wurde noch während seines Studiums uraufgeführt und auch von ihm selbst gespielt. Jörg Menke-Peitzmeyer gewann zahlreiche Preise unter anderem den Autorenförderpreis der Landesbühnen 2006 für Erste Stunde, den Bayerischen Theaterpreis 2007 für Der Essotiger. Miriam, ganz in Schwarz wurde 2008 für den Autorenpreis der Badischen Landesbühne nominiert. Zuletzt machte er mit Fangesänge, welches in der Oper Dortmund uraufgeführt wurde, auf sich aufmerksam. Das KJT Dortmund inszenierte bereits sein Klassenzimmerstück Ich bin ein guter Vater.

Regie: Isabel Stahl Isabel Stahl geboren in Jena, studierte Theaterwissenschaften, Journalistik und Politik in Leipzig und Wien. Während ihres Studiums arbeitete sie für ein Stadtmagazin und zwei Radiosender in Jena und Leipzig. Als Dramaturgie- und Regieassistentin, Darstellerin und Hospitantin war sie am Theater Gera-Altenburg, Theaterhaus Jena, Schauspielhaus Leipzig, Volkstheater Wien und LOFFT Leipzig tätig. Nach ihrem Studium wurde sie vier Jahre als Regieassistentin am Hans-Otto-Theater Potsdam engagiert. Danach arbeitet sie freischaffend als Dramaturgin und Regisseurin in Berlin, München und Potsdam, absolvierte eine Weiterbildung im Bereich Regieassistenz/Aufnahmeleitung für Film- und Fernsehen. 2007 drehte sie in CoRegie ihren ersten Kurzfilm, der bisher auf Festivals in Mainz, Bayreuth, Diessen am Ammersee, Oldenburg und Coburg zu sehen war. In der Spielzeit 2008/09 und 2009/10 war sie als Dramaturgin am KJT Dortmund in Elternzeitvertretung für Ilona Seippel-Schipper beschäftigt. Seit der Spielzeit 2010/11 ist sie als Regieassistentin und Inspizientin im KJT tätig. In dieser Spielzeit ist sie zu sehen in: Das Tagebuch der Anne Frank

Schauspiel: Désirée von Delft ~ Der Clown staunt: Ich spiele, also bin ich. ~ Désirée von Delft wurde 1985 in Berlin-Wilmersdorf geboren. Früh entdeckte sie ihre Liebe zur Musik, zum Tanz und zur Clownerie. Sie spielte in verschiedenen Theaterproduktionen noch während der Schulzeit, u.a. nahm sie am Tanzprojekt Der Feuervogel mit den Berliner Philharmonikern unter der Leitung von Sir Simon Rattle teil. Nach dem Abitur machte sie 2010 ihr Diplom an der Transform-Schauspielschule in Berlin und nahm Gesangsunterricht in Klassik und Chanson. Als Sängerin und Schauspielerin tritt sie in eigenen Chanson-Cabaret Programmen auf. Ihre Engagements führten sie nach Berlin, Hamburg und Potsdam mit Produktionen in Operette, Schauspiel, Film und Fernsehen. Seit der Spielzeit 2011/12 ist Désirée von Delft neues Ensemblemitglied des Kinder- und Jugendtheaters Dortmund. Das Tagebuch der Anne Frank, Der Zauberer von Oz, Man ist In der aktuellen Spielzeit zu sehen in: auch der, der man werden kann, Miriam, ganz in Schwarz, Tintenherz Ausstattung (Bühne und Kostüm): Anja Lichtenegger

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Gesellschaft und Tod In der Tod- und Trauerbewältigung haben sich massive Änderungen vollzogen. Seit dem 18. Jahrhundert, im Verlauf der bürgerlichen Gesellschaft, wurden die Abläufe bei Tod und Bestattung funktionalisiert. Diese Bürokratisierung hat den Menschen ihren Tod aus den Händen genommen. Was zunächst als Entlastung wahrgenommen wurde, führte zur Unfähigkeit, Tod und Trauer eigenständig zu verarbeiten. Die gesellschaftliche Entwicklung, insbesondere die gestiegene und weiterhin steigende Lebenserwartung, hat die unmittelbare Erfahrung mit dem Tod verändert. Neben den Veränderungen in der Trauerbewältigung kam es auch zu veränderten Bestattungsriten. Die Tendenzen gehen weg von einer kirchlichen, hin zu einer weltlich ausgerichteten Trauerbestattung. Zunehmend finden nicht-kirchliche Trauerfeiern statt, die verbunden sind mit individuell organisierten, im kleinen Kreis stattfindenden Trauerbekundungen. Dadurch findet zunehmend auch eine Abkehr vom Friedhof als Ort der Trauer statt. Die Farbe Schwarz Schwarz gilt in den westlich geprägten Kulturen als Farbe der Trauer. Dies geht auf einen alten Brauch zurück, demnach suchen die Geister der Verstorbenen zu Beginn die Nähe ihrer Angehörigen. Um dies zu vermeiden kleidet man sich in Schwarz, da die Geister die Farbe nicht sehen können. So sind sie in der Lage, sofort ins Jenseits zu verschwinden.

Tod und Trauer in anderen Kulturen Während in unserer Gesellschaft vornehmlich Schwarz getragen wird, um seine Trauer über einen Verstorbenen auszudrücken, wird dem Tod in anderen Kulturen anders begegnet. In Mexiko ist der Tod allgegenwärtig und wird als Teil des Lebens betrachtet. Dies lässt sich besonders gut am Días de los Muertos (Tag der Toten) erahnen. Nach altmexikanischem Glauben kommen die Toten einmal im Jahr zum Ende der Erntezeit zu Besuch aus dem Jenseits und feiern gemeinsam mit den Lebenden ein fröhliches Wiedersehen mit Musik, Tanz und gutem Essen. Der Tag der Toten ist keine Trauerveranstaltung im uns bekannten Sinne, sondern ein farbenprächtiges Volksfest, wo die Seelen der Verstorbenen zu den Familien zurückkehren, um sie zu besuchen. Die Straßen werden mit Blumen geschmückt und skurrile Todessymbole schmücken das Straßenbild. Zudem gibt es Totenschädel aus Zucker oder Schokolade.

Die Tod-AG Der Tod war lange Zeit ein Tabuthema, doch mit dem richtigen Umgang kann es sogar Spaß machen, sich mit ihm zu beschäftigen. Das glaubst du nicht? Dann überzeuge dich selbst! Nehme an einem unserer Treffen teil. Wir werden dir beweisen, dass es viel mehr als nur Trauer gibt. Bald wirst du sehen, dass unsere regelmäßigen Beerdigungsbesuche ein erholsamer Ausgleich zum Alltag sind. Zusätzlich hörst du bei Gesprächen mit den Angehörigen viele interessante Geschichten, die dir auch auf deinem Lebensweg nützlich sein können. Wir bieten: - regelmäßige Beerdigungsbesuche - Seminare über den richtigen Umgang mit dem Tod - Interessante Diskussionen über das Leben nach dem Tod, der Sinn des Lebens, Wiedergeburt... Haben wir dein Interesse geweckt? Dann melde dich bei uns! Wir freuen uns auf dich.

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Warum weint man? Als archetypische Ausdrucksform wird das Weinen von allen Menschen verstanden, da es in Kombination mit der dazugehörigen Mimik den Beteiligten eine eindeutige Zuordnung des Verhaltens ermöglicht. Das Weinen kann auch Ausdruck ausgeprägter Freude (Freudentränen) sein oder eine Reaktion auf heftiges Lachen. Häufiger jedoch ist Weinen Ausdruck von Schmerz, Trauer, Hilflosigkeit, Angst oder des Gefühls tiefer Kränkung und Ungerechtigkeit. Warum Menschen weinen, ist in der Forschung umstritten. Seit sich Charles Darwin, als einer der ersten, dieses Themas annahm, werden vorrangig zwei theoretische Sichtweisen kontrovers diskutiert, die sich jedoch nicht unbedingt ausschließen müssen: Das Weinen als Form der Kommunikation und sozialen Interaktion, also des Sozialverhaltens, und das Weinen als Schutzreaktion des Körpers und der Psyche, die dem Stress- und Spannungsabbau oder allgemeiner der besseren Verarbeitung besonders emotionaler Eindrücke dient. Für beide Thesen gibt es plausible Argumente, jedoch widersprüchliche Untersuchungen und Studien, die häufig auf subjektivem Empfinden der Betroffenen beruhen. Diese nehmen ihr eigenes Weinen und dessen Wirkung auf ihre eigene Psyche und die Außenwirkung ihres Weinens unterschiedlich wahr. So empfand, entgegen der häufig vertretenen Ansicht, die Mehrzahl der befragten Personen ihr Weinen nicht als erleichternd.[1] Dem rein physiologischen Erklärungsansatz, der Tränenfluss diene dazu, Fremdkörper aus dem Auge oder Giftstoffe aus dem Körper zu schwemmen, wird wenig Bedeutung beigemessen, sofern er nicht auch im übertragenen Sinn verstanden wird. Christian Ohrloff, Pressesprecher der DOG und Direktor der Universitäts-Augenklinik in Frankfurt am Main, bemängelte nach einer Überblicksstudie im Jahr 2009, dass die bisher verfügbaren Untersuchungen meist beschreibend und unsystematisch gewesen seien.[2] Eine amerikanische Studie hat 2011 gezeigt, dass das Weinen eines Säuglings oder Kleinkindes die Konzentrationsfähigkeit eines Erwachsenen mehr beeinträchtigt als z.B. entsprechend laute Maschinengeräusche. (Anmerkung: es gibt eine Szene in „Lass uns über Kevin sprechen“ in der die Mutter ihr sogenanntes „Schreikind“ spazieren fährt und an einer Baustelle anhält, bei der gerade mit einem Presslufthammer gearbeitet wird) http://de.wikipedia.org/wiki/Weinen

Die, die wissen, daß man sterben muß, sind wiederum gefährlich für die, die das nicht wissen wollen. Denn die, die wissen, daß man sterben muß, die verlangsamen, entschleunigen, machen früher Schluß in den Betrieben, lassen auch mal fünfe gerade sein, ob jetzt neunundsechzig oder achtundsiebzig Einsatzminuten ist denen doch egal. Und da wird’s gefährlich. Erst ist es nur der Straßenverkehr, der zusammenbricht, weil sie die vom Zubringer einfädeln lassen, dann gehen ganze Europa- und Weltmeisterschaften verloren, weil Basketball, ja sogar Fußball nur ein Spiel ist, und am Schluß werden die Toten nicht gleich verbrannt oder verscharrt, sondern wie früher aufgebahrt, so dass jeder sie sehen kann, weil es ja nicht länger ein Geheimnis ist, daß man sterben muß, wo kommen wir denn dahin, also, Vorsicht vor denen! „Aber ist der Tod etwa nicht scheiße?“

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Fragen für das Nachgespräch: • Was ist ein „Monolog“? - Wie ist es alleine auf der Bühne zu sein? Leichter / schwerer / anders? - Hat die Beschäftigung mit dem Thema des Stücks etwas Persönliches bei Ihnen verändert? - Wie sind Sie zur Schauspielerei gekommen? • Wie und wo haben Sie das Schauspielern erlernt? • Wie schaffen Sie es, sich den Text von gleichzeitig bis zu sechs, sieben Stücken zu merken? • Wie schafft man es, eine Figur zu spielen, die ganz anders ist als man selbst? • Was ist Ihre Traumrolle? • Warum finden Sie Theater wichtig? • Wie erleben Sie Theateraufführungen, wenn Sie Zuschauer sind? • Warum finden Sie Theater wichtig? Ist es heutzutage besonders wichtig? • Was unterscheidet ein Kinder- und Jugendtheater von anderen Theatern? • Welches Theaterstück ist Ihr persönliches Lieblingsstück?

Fragen an den Regisseur: Fragen bezogen auf das jeweilige Stück bzw. die jeweilige Aufführung • Was finden Sie an dem Stück besonders reizvoll? Was gefällt Ihnen an dem Stück nicht so gut? • Welche Szenen haben besonders viel Probenzeit beansprucht? Warum? • Was soll das Bühnenbild mehr vermitteln als bloße räumliche Orientierung?

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Quellen Fischer, Norbert: Der Tod in der Mediengesellschaft. In: Caroline Y. Robertson-von Trotha (Hrsg.): Tod und Sterben in der Gegenwartsgesellschaft. Eine interdisziplinäre Auseinandersetzung. BadenBaden 2008, S. 221-234 Fischer, Norbert: Sterben und Tod in der Neuzeit (Sicht der Wissenschaften und Religionen: Geschichtswissenschaft). In: Sterben und Tod: Geschichte – Theorie – Ethik. Ein interdisziplinäres Handbuch, Hrsg. Héctor Wittwer, Daniel Schäfer, Andreas Frewer. Stuttgart 2010, S. 6-15. Schwikart, Georg: Die 100 wichtigsten Fragen zu Tod und Trauer. Gütersloher Verlagshaus, Gütersloh, 2008. Wolf Erlbruch. Die große Frage. (Ab 4 Jahre). Cover: Die große Frage. Peter Hammer Verlag, Wuppertal 2004 Matthias Nöllke: Aus die Maus: Ungewöhnliche Todesanzeigen 2009; ISBN-10: 3462041576 Hans Mader: „Es ist echt zu bitter.“

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