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Nisthilfe mit Töpfen Töpfe mit Wildblumen Hummel und Honigbiene Nisthilfe mit Hummel im Anflug
Hummel am Edelgamander im Balkonkistchen Friedliche Wildbienen Rostrote Mauerbiene-‐Männchen
Hilfe für Bienen
Mein summender Balkon und Garten 10 einfache Tipps, wie Sie Bienen helfen können Wir brauchen die Bienen. Die fleissigen Bestäuber sind von grosser Bedeutung für unsere Landwirtschaft, eine gesunde Ernährung und die Biodiversität. Es gibt vielfältige Wege, die sympathischen Blumenkinder zu unterstützen, dabei haben auch kleine Orte grosse Bedeutung. Auch für uns Menschen steigt die Lebensqualität, je farbiger, duftender und lebendiger es wird! In der Schweiz erfreuen wir uns an einer grossen Vielfalt an Bienenarten: Die bekannte Honigbiene, sowie über 600 Arten von Wildbienen, zu denen auch die Hummeln zählen. Blitzschnell landen sie auf Blütenblättern, krabbeln emsig und mit akrobatischem Geschick zum Ziel: Nektar und Pollen im Innern der Blüten gilt es zu erreichen. Der Rüssel wird in den süssen Nektar getaucht und sorgfältig aufgesogen, oft gleichzeitig Pollen gesammelt. Dieser bleibt in den federförmigen Haaren hängen oder wird geschickt auf Beinen und Bauch angebracht und transportfertig gemacht. Noch bevor man sich satt gesehen hat, sind die fleissigen Bestäuberinnen schon wieder weg: Unterwegs zur nächsten Blüte oder zurück zum Nest, um den Pollenvorrat in die Brutzelle zu bringen. Dank ihrem Blütenbesuch werden wir reich belohnt mit Beeren, Früchten und Gemüsen, Schokolade und Kaffee, Samen für die Pflanzen im kommenden Jahr … Unser gesamtes Ökosystem ist abhängig von diesen unverzichtbaren Bestäubern, weshalb wir sie auch unterstützen sollten. Das Bienensterben betrifft sie alle, doch können wir ihnen helfen. Es braucht nicht viel, um ein kleines Paradies für Bienen entstehen zu lassen und wir werden mit faszinierenden Erlebnissen beschenkt. TIPP 1 Einheimische Wildpflanzen anbieten Bienen brauchen ein gutes Nahrungsangebot, damit sie genug Pollen und Nektar sammeln können. Besonders wertvoll sind hier einheimische Wildpflanzen, auf die unsere heimischen Wildbestäuber angepasst sind. Hier ist
kein Ort als «Tankstelle»zu klein: die Töpfe auf dem Fenstersims, die Kistchen am Balkon, Pflanztröge am Hauseingang oder auf der Terrasse, der kleine Dachgarten bis hin zum prächtigen Naturgarten … Alle diese Flächen zusammengerechnet haben ein grosses Potential, um Bienen zu helfen! Vermieden werden sollten alle gefüllten Blüten, da sie Bienen keine Nahrung bieten.
Balkonkiste mit Wildblumen Zeinen mit Pflanzen zum Einpflanzen Eine Honigbiene trinkt Wasser aus einem Untersetzer
TIPP 2 Verschiedene Pflanzenfamilien Viele Bienenarten wie die Honigbiene und die meisten Hummeln sind Generalisten und können an verschiedensten Pflanzen Nahrung sammeln. Einige Wildbienen haben sich auf ganz spezielle Pflanzenfamilien spezialisiert und können diese besonders gut bestäuben. Sorgen Sie deshalb für einen guten Mix an verschiedenen Pflanzenfamilien, damit auch diese Spezialisten hier Nahrung finden können. Besonders wertvoll sind Glockenblumen; Korbblütler wie Kamillen, Flockenblumen oder Margerite; Schmetterlingsblütler wie Klee, Platterbsen oder Wicken; Lippenblütler wie Taubnesseln, Salbei, Thymian oder Ziest; Kreuzblütler wie Senf oder Steinkraut; Dickblattgewächse wie Mauerpfeffer oder Fetthennen; Doldenblütler wie Wilde Möhre oder Wiesenkerbel; Raublattgewächse wie Lungenkraut oder Natternkopf etc. Gerade Glockenblumen machen sich sehr dekorativ in Hängeampeln, Hauswurz in kleinen flachen Schalen oder Kräuter auf schönen Blumentreppen. Mit Spalieren können Kletterpflanzen wie Platterbsen, Zaunrübe oder Efeu gute Nahrung bieten, und uns etwas Schatten und Sichtschutz spenden.
Mit Wildblumen bepflanzte Kistchen
Balkonkisten für Fenstersims mit Wildpflanzen
TIPP 3 Verschiedene Blütezeiten Ideal ist ein konstantes Angebot an blühenden Pflanzen von früh bis spät im Jahr, damit Bienen hier immer Nahrung finden. Auch für uns ist es schön, wenn in den Töpfen und Kistchen immer wieder etwas blüht und das
Auge erfreut. Geschickt ausgewählt, können so Pflanzen zusammengestellt werden, die sich ideal ablösen und für die verschiedenen Bestäuber immer einen reich gedeckten Tisch ihrer Pflanzenfamilie bereithalten. Bei den Korbblütlern beispielsweise Huflattich für den Frühling, der von der Kamille abgelöst wird, von den Flockenblumen bis hin zum Rainfarn oder den Astern im Herbst. Oder bei den Lippenblütlern beginnt im Frühling der Wiesensalbei, gefolgt von Dost und Ziest bis zu den Minzen im Herbst. Einige tolle Pflanzen blühen sogar fast das ganze Jahr wie Gänseblümchen, Beinwell oder Taubnesseln. Durch einen Rückschnitt im Sommer können einige Pflanzen auch erneut blühen wie Wundklee, Färberkamille, Flockenblumen, Sonnenröschen etc. Dankbar treffen hier Honigbienen und Wildbienen ein, aber auch viele weitere wichtige Wildbestäuber wie Schmetterlinge! Besonders hübsche Akzente setzen hier auch leider bisher noch viel zu selten als Balkonbepflanzungen eingesetzte Reseda oder Muskatellersalbei, Schafgarbe oder Hornklee … TIPP 4 Aussaat und Ansaat Mai und Juni sind auch noch ideale Zeitpunkte um Samenmischungen anzusäen oder auch Setzlinge zu ziehen, die später in grösseren Töpfen oder im Freiland des Gartens angepflanzt werden können. Gerade mit Kindern macht es grossen Spass kleine Töpfchen zu bemalen, sie zu bepflanzen und dann täglich die Entwicklung der Keimlinge zu beobachten. So ist für mehrere gute Blütenstände gesorgt, welche die nötige Nahrung für Bienen liefern. Wertvoll sind auch verschiedene Nutzpflanzen, so bestäuben beispielsweise Sandbienen besonders gut unsere Beeren und Hummeln die Tomaten und weitere Nachtschattengewächse. Auch viele typische Küchenkräuter sind beliebte Nahrungslieferanten, wenn sie im Freien angeboten werden.
Setzlinge von wichtigen Bienenweiden wie Esparstte
Von Kindern bemalte Töpfchen mit angesäten Wildblumen
TIPP 5 Ein Kistchen mit Sand Viele besonders wertvolle Bienenweiden mögen einen mageren Standort. Hier lohnt es sich, einen Pflanzkiste nur mit Sand und ganz wenig Erde zu füllen, mit wenigen Steinen zu dekorieren und spärlich zu bepflanzen mit Glockenblumen, Esparsette, Sonnenröschen, Dost, Hufeisenklee etc. Mit etwas Glück finden sich hier nicht nur Bienen an den Blüten ein, vielleicht nistet sogar die eine oder andere Wildbiene aus der Familie der Sandbienen, Furchenbienen oder Blattschneiderbienen sogar hier im Substrat. Es ist unglaublich faszinierend zuzusehen, wie sie mit ihren Beinen einen Gang graben und dann unzählige Male mit Pollen angeflogen kommen und so Brutzelle für Brutzelle im Boden anlegen.
Pflanzenkisten mit Sand Eine Blattschneiderbiene mit Nest im Topf Eine Furchenbiene nistet im Sandboden
TIPP 6 Naturnah und giftfrei pflegen Für Bienen und viele weitere Insekten ist das Vermeiden sämtlicher Gifte von zentraler Bedeutung. Alle Mittel, welche beispielsweise gegen Ameisen oder Wespen eingesetzt werden, schaden auch den Bienen, da sie derselben Familie, den Hautflüglern, angehören. Am besten ganz auf Gifte verzichten und auf natürliche Mittel vertrauen. Je naturnaher gepflegt wird, etwas „Unkraut“ toleriert und etwas „Unordnung“ erlaubt wird, desto besser für den Lebensraum.
Tipp 7 Bio kaufen Die Unterstützung einer nachhaltigen, biologischen und artenreichen Landwirtschaft ist eine der wichtigsten Wege, um Bienen zu helfen. Achten Sie beim Einkauf auf die entsprechenden Label. Damit unterstützen Sie eine bienenfreundliche Produktionsweise und fördern die Biodiversität.
TIPP 8 Nistplätze für Wildbienen So vielfältig wie die vielen verschiedenen Arten, so vielfältig sind auch ihre Nistplätze. Am wichtigsten sind an gut besonnten Orten offene Bodenflächen, Abbruchkanten und unbewachsene Steilwände, denn die Mehrheit der Arten nistet im Boden. Wieder andere Arten nisten in Markstängeln. Hier kann man verholzte Stängel von Brombeer, Disteln oder Rosen anbieten. Solche Stängel lassen sich auch gut am Balkon, Treppengeländer oder Gartenzaun anbinden und werden von Mai bis Oktober sehr schnell belegt, so begehrt sind diese selten gewordenen Nistplätze. Hier kann spannend beobachtet werden, wie Wildbienen sich ein Gang ins Mark graben und hier ihre Nester anlegen. Andere Arten nisten gerne im Totholz und im Morschholz, deshalb ist es für sie und viele weitere Tiere wichtig, abgestorbene Bäume stehen zu lassen, damit sie als Nistplatz dienen können, beispielsweise für die imposanten Holzbienen, die grösste Bienenart bei uns. Auch auf dem Balkon lassen sich hier einzelne dekorative Stamm-‐ oder Aststücke aufstellen oder anbinden, die als Nistplatz dienen. Ein Fünftel der Arten nistet gerne in Hohlräumen wie Trockenmauerspalten, hohlen Pflanzenstängel, verlassenen Schneckenhäuschen, alten Bohrlöchern etc.
Offene Bodenfläche mit Nestern Abbruchkante als Nistplatz Trockenmauer mit Wildblumen
Verholzter Markstängel an stab binden und in das Kistchen stecken, Keulhornbiene im Anflug an ihren neuen Nistplatz
Stücke von Tot-‐ und Morschholz, ein wertvoller Nistplatz für die Holzbiene
Schneckenhäuschen an ungestörten Gartenstellen
Tipp 9 Die künstliche Nisthilfe Immer beliebter werden die Wildbienen-‐Häuser für hohlraumbewohnende Arten. Hier kann man gerade mit Kindern sehr gut Wildbienen beobachten und sie kennen lernen. Sie dienen jedoch eher uns Menschen als den Wildbienen, deshalb sollte man natürlichen Nistplätzen immer den Vorzug geben. Den vielen bedrohten Wildbienen-‐Arten, die dringend Hilfe benötigen, helfen sie aber leider nicht. Gute Nahrung anzubieten ist deshalb eine viel wertvollere Massnahme.
Spannend zu beobachten, wenn es viel gute Nahrung rund um solche Wildbienen-‐Häuser hat
TIPP 10 Baumaterial Für den Bau ihrer Brutzellen brauchen Wildbienen auch einiges an Baumaterial. Begehrt sind Lehm, Erde und Sand, kleine Holzschnipsel, Harz, Blüten-‐ und Pflanzenblätter, Pflanzenhaare etc. Je vielfältiger ein Garten ist, je mehr „Unordnung“ erlaubt ist, desto einfacher ist der Nestbau für die Wildbienen – und umso spannender sind die Beobachtungen, die wir selbst mit ihnen machen können.
Eine Wollbiene auf kleinen Steinchen Eine Wollbiene beim sammeln von Pflanzenhaaren für ihre Brutzelle
Mauerbiene mit grossem Lehmbrocken
Mit diesen Tipps summt und brummt es herrlich auf dem Balkon und im Garten. Aber keine Angst, Wildbienen sind ausgesprochen friedliche Tiere. Sie sind auch an unseren Süssigkeiten nicht interessiert und so können Nistplätze auch in der Nähe von Tischen aufgestellt werden ohne von ihnen belästigt zu werden.
HINWEIS KAMPAGNE Unsere Bienen, unser Engagement. www.probienen.ch _ _ _ HINWEIS AUSSTELLUNG Sonderausstellung im Museum zu Allerheiligen Bienen. Bedrohte Wunderwelt 30.4. bis 20.9.2015
Einkaufstipps Coop:
Holzzuschnitt für den Bau von Wildbienen-‐Häusern
Bambusstäbe zum Basteln von Niststängel für Wildbienen, ab 1.25
Sichtschutzmatte Schilf, zum Basteln von einzelnen Nistängeln