1/11

Joh 14,7-14

Lobe, Matthias | Egenberger, Stefan | Predigtstudien

31.05.2015

Trinitatis | Große Werke (Reihe IV)

A Matthias Lobe I Eröffnung: Trinitatis – das am meisten verwendete und am wenigsten verstandene Wort des Kirchenjahres Trinitatis – so der Name dieses Sonntags – und Namensbestandteil der ca. zwanzig folgenden Sonntage, deren Bezeichnung sich an diesem heutigen Sonntag orientiert. Der Begriff „Trinitatis“ bekommt damit eine kirchenjahreszeitliche Prominenz, die merkwürdig quersteht zu seiner religiösen Relevanz und seiner intellektuellen Erschlossenheit. Was ist Trinität? Für welches Konzept steht dieses Wort? Das sind Fragen, die allenfalls von theologisch gebildeten Menschen beantwortet werden können; und wohlgemerkt: allenfalls – häufig auch von diesen nicht.   Mit dem „Tag der Heiligen Dreifaltigkeit – Trinitatis“ ist also ein theologisch hochkompliziertes und religiös möglicherweise wenig erlebtes Thema im Fokus. Die zu erprobende Perikopenordnung offeriert als Predigttext einen Abschnitt aus Jesu Abschiedsreden, in dem es um das Verhältnis des Sohnes zum Vater geht – schauen wir uns die ausgewählten Verse einmal genauer an!   II Erschließung des Textes: Der scheidende Christus und das bleibende Verhältnis der Jünger zum Vater Der Predigtabschnitt entstammt den sogenannten Abschiedsreden des Johannesevangeliums: Joh 13,31-16,33. Zunächst beginnen diese mit der Verherrlichung Jesu und dessen neuem Gebot (13,31-35) sowie der Ankündigung der Verleugnung des Petrus (13,36-38). Der nun folgende Abschnitt 14,1-26 wird von Jürgen Becker überschrieben mit: „Die Gegenwart des Erhöhten als Vermächtnis des scheidenden Gesandten“. Anders als z.B Rudolf Bultmann, der diesen Abschnitt unter die Stichworte „glauben“ (VV. 1-14) und „lieben“ (VV. 15-24) rubriziert, macht Becker folgende Untergliederung plausibel:

2/11

  VV. 1-3          Trostzuspruch an die Zurückbleibenden;   VV. 4-17        Fortgang VV. 4-11: Einheit von Vater und Sohn VV. 12-17: Verhältnis: Jesus und seine Jünger   VV. 18-26      Wiederkehr                         VV. 18-24 Jesu Gegenwart bei den seinen                         VV. 25f. Gegenwart des Geistes   Folgt man Beckers Analyse, dann  fügt sich die vorgegebene Perikope VV. 7-14 in die rekonstruierte Systematik des Gedankenganges nicht recht ein. Der Abschnitt VV. 12-17, in welchem der scheidende Jesus sein Verhältnis zu den Jüngern in der Weise beschreibt, dass er ihnen den „Tröster“ (V. 16) als „den Geist der Wahrheit“ (V. 17) zurücklässt, findet hier keine Berücksichtigung. Der Gedankengang wird mit V. 14 vorzeitig beendet, so dass die „3. Person der Trinität“ unerwähnt bleibt. Eine zumindest überraschende Entscheidung der Perikopenkommission, verhindert sie doch eine Textgrundlage, in der alle drei Personen der Trinität vorkommen.   Der vorgegebene Abschnitt verbleibt in einem Räsonnement über das Verhältnis Jesu zu seinem göttlichen Vater mit den sich daraus für die Jünger ergebenden Konsequenzen für die Erkenntnis Gottes und seines Willens und für die angemessene Adressierung des Gebets. Der vorliegende Textabschnitt hat somit seinen Fokus auf der christologischen Frage.   III Impulse: Der Bote und die Botschaft Über diesen dogmatischen Topos schreibt Adolf von Harnack in seinen Vorlesungen über „Das Wesen des Christentums“ von 1899 mit spürbarem Unbehagen:  

3/11

„Um einer Nuance willen kündigte man sich hier die brüderliche Gemeinschaft und sind Tausende geschmäht, verworfen, in Ketten gelegt und hingemordet worden. Es ist eine schaurige Geschichte. Auf dem Boden der „Christologie“ haben die Menschen ihre religiösen Lehren zu furchtbaren Waffen geschmiedet und Furcht und Schrecken verbreitet.“ (Harnack, 75)   Auf dem Hintergrund dieser gewalttätigen Geschichte um die Deutung der Person Jesu unternimmt es Harnack, die biblischen Quellen erneut zu interpretieren. Die Ergebnisse seiner Analyse sind so präzise, dass sie auch heute noch Orientierungsmarken für eine christologische Bestimmung sein können.   Zunächst stellt Harnack fest, dass Jesus eine religiöse Verehrung seiner Person strikt an die Gehalte seiner Verkündigung gebunden hat: „er wollte keinen anderen Glauben an seine Person und keinen anderen Anschluß an sie als den, der in dem Halten seiner Gebote beschlossen liegt“. Dabei bezieht er sich ausdrücklich auf den V. 15, welcher sich an unsere Perikope direkt anschließt: „Selbst im vierten Evangelium, in welchem die Person Jesu oftmals über den Inhalt des Evangeliums hinausgehoben erscheint, ist doch der Gedanke noch scharf formuliert: „Liebet ihr mich, so haltet meine Gebote“ (Harnack, 76).  

4/11

Zweitens ist der christologische Hoheitstitel „Sohn Gottes“ strikt von der Gotteserkenntnis her zu deuten: „Die Gotteserkenntnis ist die Sphäre der Gottessohnschaft“ (Harnack, 77, Hvh.i.O.). Der V. 7, in welchem das Erkennen der Person Jesu durch die Jünger als Erkennen Gottes interpretiert wird, ist laut Harnack gar keine johanneische Besonderheit: „Bei Matthäus, nicht etwa bei Johannes, steht das Wort: „Niemand kennet den Sohn, und wem es der Sohn will offenbaren“ (Harnack, 77). Damit ist für Harnack ausgemacht, dass „die Gotteserkenntnis der ganze Inhalt des Sohnesnamens“ (Harnack, 77) ist: „Jesus ist überzeugt, Gott so zu kennen, wie keiner vor ihm, und er weiß, daß er den Beruf hat, allen anderen diese Gotteserkenntnis – und damit die Gotteskindschaft – durch Wort und That mitzuteilen“ (Harnack, 77). Jesu Gotteserkenntnis führt ihn somit zu zweierlei, einmal dahin, sich als einzigartig Begabter und zum andern dahin, sich als zur Mitteilung und Weitergabe an andere Verpflichteter zu fühlen.   Im Sinne dieser Beschreibungen lassen sich unsere Verse aus den Abschiedsreden gut verstehen, Verse, in denen der scheidende Jesus den Jüngern seinen Fortgang erläutert und in denen er sich als in besonderer Weise als Gott zugehörig vorstellt. Seine Einsicht in Wesen und Willen Gottes lassen ihn zur Offenbarung Gottes für die Menschheit werden, doch stets so, dass er das Verhältnis des einzelnen zu Gott zu stiften im Sinn hat. Insofern ist die Feststellung Harnacks auch heute noch gültig: „Nicht der Sohn, sondern allein der Vater gehört in das Evangelium, wie es Jesus verkündigt hat, hinein“ (Harnack, 85, Hvh.i.O.).     Literatur: Jürgen Becher, Das Evangelium nach Johannes (ÖTK 4/2), Gütersloh 1981; Rudolf Bultmann, Das Evangelium des Johannes, 10. Aufl. 1941, Göttingen 1978; Adolf von Harnack, Das Wesen des Christentums, hg.v. C.-D. Osthövener, Tübingen 2007.     Verfasser:

5/11

Pastor Dr. Matthias Lobe Bei der Flottbeker Kirche 4a 22607 Hamburg E-Mail: [email protected]     B Stefan Egenberger IV Entgegnungen: Trinität um unserer Willen Bei A fehlt die nur allzu oft erkennbare hochstufige und plakative Hochschätzung der Trinität,  und die Christologie wird von ihren spekulativen Höhenflügen auf die Ebene der religiösen Suche des Gläubigen zurückgeführt. All dies halte ich für wichtig. Allzu gerne führt die Trinität zwar zu kunstvollen Begriffspyramiden, denen aber nur wenig Relevanz für die persönliche Frömmigkeit zukommt. Allerdings – auch wenn ich religiöse Selbstaufklärung für eine Kernaufgabe kirchlicher Verkündigung halte – verbleiben mir A’s Überlegungen noch zu sehr im Kritischen. Was nehmen die Gottesdienstbesucher mit nach Hause?   Spannend finde ich, dass die Perikope – und darin halte ich sie für Trinitatis für eine grandiose Wahl – den m.E. zentralen Gedanken der Trinitätslehre denkend enthüllt: Nämlich, dass wir eine innergöttliche Dynamik denken müssen, wenn wir verstehen wollen, wie die Grenze zwischen Gott und Mensch durchlässig werden kann. Die Einheit von Vater und Sohn legt ja gerade die Erkennbarkeit Gottes im Irdischen frei, die als innergöttliche Dynamik auf unsere humane Lebenswirklichkeit durchschlägt und uns so in den Bereich des Göttlichen aufnimmt.   Diese sicherlich nicht leicht in der Predigt zu rekapitulierende Einsicht wird von Johannes nun in einer aufsehenerregenden Weise weitergeführt: Vor dem Abschluss unserer Perikope, die das Gebet und so unsere Bedürftigkeit vor Gott in den Blick nimmt, findet sich eine Passage, die den Kontrapunkt zu dieser Bedürftigkeit in einer schlechterdings unerhörten Weise beschreibt: Wenn Jesus zurück zum Vater gegangen ist, werden wir diesen Weg zum Vater beschreiten und auf diesem Wege noch größere Werke des Vaters tun als Jesus selbst.

6/11

Diese Seite des Gottesverhältnisses wird zugunsten einer rein defizitären Beschreibung des Menschen vor Gott nur allzu oft vernachlässigt. Hier allerdings ergibt sich eine Spannung von kraftvollem in und aus Gott Leben und einer Bedürftigkeit vor Gott, die ich als eine grundlegende Bestimmung des Menschen wiedererkenne. Den Weg von der durch Jesus vermittelten Erfahrbarkeit Gottes in der Welt zu der Ausgespanntheit des Menschen zwischen Göttlichkeit und Bedürftigkeit nachzuzeichnen finde ich einen spannenden Predigtgedanken.   V Homiletische Situation: das Göttliche im Leben Die kirchliche Verkündigung steht vor der Herausforderung, ohne Fachsprache und Überkomplexität, Gott, Glaube und Christentum plausibel zu machen. Von Gott zu sprechen, ohne in vorkritische, scheinbar unaufgeklärte Gottesbildern zurückzufallen, ist ständige Aufgabe der Predigt. Wenn es nach Johannes nun im Glauben möglich ist, im irdischen Jesus den Vater zu erkennen, dann scheint es hier nicht um Vertrauen zu gehen, sondern um einen deutungstheoretischen Glaubensbegriff: Glauben heißt für Johannes, eine irdische Erscheinung mit religiöser Bedeutung zu belegen. Genau dies scheint mir auch in urbanen kirchlichen Räumen gut rezipierbar zu sein. Das Göttliche erscheint – entlasten wir uns für einen Moment von der Jesuszentrierung des Johannes – in den sich vertiefenden Bahnen, den Abgründen und Höhenflügen der Selbst- und Weltdeutung. Dabei gibt es keine eindeutigen Zeichen, die auf das Göttliche verweisen, in unserem Leben ist es, genauso wie in der Jesusdarstellung des Johannes nur „verräterische Indizien“ (Berger, 188).  Aber in diesen Indizien vermag die religiöse Autopsie, Spuren des Göttlichen zu erfahren.   Johannes ist an einem Punkt angekommen, den wir kennen: Gott selbst bleibt dunkel, unerkennbar, auf direktem Wege unnahbar. Deshalb vertieft er sich immer weiter in das Leben Jesu – weil er hier zu finden glaubt, was er vermisst: Gott selbst, der aus der Tiefe des Lebens Jesu an die Oberfläche tritt. In der Liebe Jesus, in seinem Glauben und Vertrauen über den Tod hinaus, darin, dass er sein Leben für seine Freunde gibt, konkretisiert sich Gott. Aus ihm spricht Gott und in ihm handelt Gott, ach, wenn wir das nur auch so könnten…  

7/11

Dass Gott in den Schicksalsmomenten des Lebens zur Sprache kommt, dürfte den meisten Gottesdienstbesuchern unmittelbar einleuchten. Die Kraft zum Guten, Großen und Schönen darf hier aber nicht unerwähnt bleiben. Auch wenn wir die Verheißung Jesu etwas zurückstutzen: er traut uns eine Menge zu! In Gott und mit Gott in uns ist uns mehr möglich als wir oft ahnen. Ein schöner Gedanke, den ich in Erinnerung rufen möchte.   VI Predigtschritte: Jetzt sind wir an der Reihe Ganz lassen möchte ich von der Dynamik, die innertrinitarisch anhebt und auf unsere Lebenswelt durchschlägt, nicht. Vielleicht lässt sie sich, leicht ironisch, mit einer kleinen Geschichte einführen:   Werkstück Gottesdienst (Predigteinstieg) Jeder kennt die Worte Armstrongs als er den Mond betrat: Ein kleiner Schritt für mich, ein großer Schritt für die Menschheit. Sicherlich, ein großer Schritt für die Menschheit, aber: ist es nicht noch ein viel größerer Schritt für den Mond gewesen? Seit Jahrmillionen nichts als Sand, ab und zu ein Sturm, ein Kometeneinschlag vielleicht alle Jubeljahrmillionen und sonst: nichts als leeres um sich Drehen, leere Tage und kalte Nächste. Manchmal scheint der kleine Mond – ob es jemand sieht und sich freut? Und nun: Schritte, die den Sand aufwühlen, Begeisterung und Leidenschaft. Eine Fahne, die in seinen Sand gesteckt wird und lustig im Mondwind flackert. (Das ist wahrscheinlich Quatsch, das geht glaube ich gar nicht, aber Sie wissen, worauf ich hinauswill:) Etwas lebt auf dem zuvor ach so toten Mond. Welch großer Schritt! Ob der Mond versteht, was hier passiert? Oder braucht er auch Boten von dieser ihm so unbekannten Welt, die ihn nun besucht? Boten, die ihm sagen: Fürchte dich nicht, kleiner Mond. Freue dich, denn heute ist Leben auf dir. Bei dir wird sich Großes ereignen und alles, um das du mich bitten wirst, das will ich tun. Sicherlich, auch jetzt ist das Verstehen schwer. Denn an diesem Tag ist etwas auf den Mond gekommen, das nicht vom Mond ist. Es kommt aus einer anderen Welt, aber es wird ihn verändern, den Mond. Er wird nicht mehr derselbe sein, auch wenn er noch 4 oder 5 Milliarden Jahre wie zuvor seine Kreise zieht. Es wird nun anders sein, auch wenn Armstrong schon längst wieder zurückgekehrt ist zu seinem Vater oder seiner Mutter. Ein Hauch von einer anderen Welt ist nun in ihm.  

8/11

Etwas ist in unsere Welt gekommen, unter den Erscheinungen des Irdischen liegt es verborgen und doch kann man es sehen. In Jesus, in uns. Wie zeigt es sich? Wenig vermag die Präsenz eines Anderen (des Göttlichen?) so treffend zu beschreiben wie die Kunst. An diesem Beispiel wird auch deutlich, dass wir produktiv beteiligt sind bei der Erscheinung des Göttlichen in der Welt, weil wir, christlich gesprochen „in Gott“ aufgenommen sind und er in uns eine Bleibe gefunden hat (Joh 14,23). Für den Maler Gerhard Richter, obwohl er eröffnet, nicht an Gott zu glauben, ist die Kunst „die geeignetste Sache, um Transzendenz zu berühren, ihr wenigstens sehr nahe zu kommen (Richter, 24). Es ist das Wesen der Kunst, etwas zu berühren, „das über uns hinausgeht“ (Richter, 15).   Erklärbar ist dies für Richter allerdings nicht: „Ich weiß nicht, wie ich diese Qualität, die nur die Kunst hat beschreiben soll […], diese Qualität, die einfach da ist – und bleibt“ (Richter, 15). Und entsprechend der Erfahrung des Göttlichen beschreibt Richter in der Kunst eine Spannung von Aktivität, Versuch und Suche einerseits und der bleibenden Erfahrung der Unverfügbarkeit andererseits: „So ein Anfangen hat ja auch etwas Rituelles, Ordentliches, die Farben mischen, die Töne treffen, der Geruch, all die Umstände lassen die Illusion wachsen, dass das ein ganz wunderbares Bild wird. Und dann die Niederlage, wenn ich sehe, dass das Bild misslingt. Hier wird das der Fall sein. Morgen versuche ich es noch mal. […] Und dann beginnt die Arbeit – ändern, zerstören, neu entstehen lassen usw., bis es fertig ist (Richter, 16f.). Verführerisch, diese Lust am Gelingen, daran, über sich hinauszuwachsen, das Transzendente durchscheinen zu lassen – ohne sich von den unvermeidlichen Rückschlägen entmutigen zu lassen.   Auch das Unverfügbare ist auf uns, auf unsere Deutungen wie auf unsere Taten angewiesen, um zu erscheinen. Wie schon Johannes Scheffler, der Angelus Silesius wusste: „Gott lebt“ oder erscheint zumindest „nicht ohne mich“ (Angelus Silesius, I,8). Und dies ist nicht nur in der Kunst von Bedeutung, sondern auch und besonders in unserem Leben mit anderen.  

9/11

So rückt der Weggang Jesu die Nachfolgenden (also uns!) in eine besondere Perspektive. Der Meister verlässt den Tisch, er macht den Weg frei für die Nachgeborenen. Nicht das Bild von Staaten- und Konzernlenkern, die mit der Zeit an ihre eigene Unersetzbarkeit glauben: ‚Nach mir kann es nur bergab gehen‘. Im Gegenteil: ‚Wenn ich weg bin, dann geht es erst richtig los, denn dann könnt ihr euch selbst beweisen, in eurem Leben davon Zeugnis geben, was in Gott lebt‘. Dieses leidenschaftliche Vertrauen in die menschlichen Möglichkeiten würde ich gerne transportieren. Lust machen auf Versuche trotz Misserfolgen, ohne sicheren Erfolg, aber mit den reichen Erfahrungen des Weges der zum Vater führt. Diese Grunddimension menschlichen Lebens, über sich selbst hinauszuwachsen und darin etwas von anderswo zu erkennen, das uns etwas tun lässt, was man überschwänglich ein Werk Gottes nennen kann, finde ich zutiefst beseelend.   Literatur: Angelus Silesius (Johannes Scheffler), Cherubinischer Wandersmann. Kritische Ausgabe, hg. v. Louise Gnädinger, Stuttgart 1985; Klaus Berger, Im Anfang war Johannes. Datierung und Theologie des vierten Evangeliums, Stuttgart 1997; Ich habe nichts zu sagen, und ich sage es, Gespräch zwischen Gerhard Richter und Nicolas Serota, Frühjahr 2011, in: Gerhard Richter, Panorama. Retrospektive, München u.a. 2012, 15-27.     Verfasser: Pastor Stefan Egenberger Rhinhörn 3 25348 Glückstadt E-Mail: [email protected]     redigiert von [email protected]  

10/11

Diese Predigthilfe wurde zur Verfügung gestellt von: Predigtstudien

Predigtstudien im Kreuz-Verlag hg. von Wilhelm Gräb (Geschäftsführung), Johann Hinrich Claussen, Wilfried Engemann, Klaus Eulenberger, Doris Hiller, Kathrin Oxen, Christopher Spehr und Birgit Weyel Website: www.kreuz-verlag.de Die Predigt ist ein Kommunikationsgeschehen, eine „Rede mit dem Hörer über sein Leben“ (Ernst Lange), kein einseitiger Akt der „Verkündigung“. Die Predigtstudien folgen dieser Einsicht, indem sie zu einer Predigt verhelfen wollen, die auf die Lebenserfahrungen der Hörenden eingeht und zu einer sie religiös ansprechenden Auslegung des biblischen Textes führt. Die Predigtstudien lassen darum dem Verstehen des biblischen Textes das Verstehen der Hörenden mit gleichem Gewicht zur Seite treten. Die Hörenden sollen merken, dass sie als souveräne Subjekte ihrer religiösen Selbstdeutung angesprochen werden. Das könnte gelingen, wenn Predigende versuchen, sich an die Stelle der Hörenden zu versetzen und dabei gerade diejenigen im Blick haben, denen die Semantik kirchlicher Rede unverständlich geworden ist. Auch die Textauslegung dürfte so eine andere Ausrichtung gewinnen.

11/11

Das verlangt eine verstehende Vergegenwärtigung biblischer Texte (Schwerpunkt A) sowie eine „Klärung der homiletischen Situation“ (Ernst Lange) durch die Wahrnehmung heutiger Erfahrungen und Lebenssituationen in ihrer Offenheit für religiöse Deutung (Schwerpunkt B). Es ist herauszuarbeiten, welche heutigen Erfahrungen und Situationen mit dem biblischen Text in den Blick kommen. Ebenso ist zu fragen, zu welcher religiösen Deutung heutiger Erfahrungen und Situationen der biblische Text verhilft.   A-Teil: Texthermeneutik I Eröffnung Was veranlasst zu einer Predigt mit diesem Text? II Erschließung des Textes Welche Überzeugung vertritt der Verfasser des Textes? Welche existenziellen Erfahrungen bringt er mit diesem Text zur Sprache? Wie verstehe ich heute den Text? III Impulse Was folgt aus meiner Textinterpretation für das Thema und die Intention der Predigt? Vorschläge für Predigt und Gottesdienst! Werkstück Gottesdienst B-Teil: Situationshermeneutik IV Entgegnung Wo ich A nicht folgen kann! Was leuchtet mir ein? Was sehe ich kritisch? V Erschließung der Hörersituation Welche existenziellen Erfahrungen und exemplarischen Situationen habe ich bei meiner Predigt mit diesem Text im Blick? Mit welcher Sicht auf die Wirklichkeit trete ich mit den Hörern ins Gespräch? VI Predigtschritte Was folgt aus meiner Interpretation der Situation für das Thema und die Intention der Predigt? Vorschläge für Predigt und Gottesdienst! Werkstück Gottesdienst (Auszug aus dem Leitfaden zum homiletischen Verfahren der Predigtstudien in der aktualisierte Fassung vom 20.09.2014) Bezug Die Predigtstudien erscheinen zweimaljährlich im August und im Februar und kosten 25,- € pro Halbband. Für Fortsetzungsbezieher gilt ein vergünstigter Preis. Der Einstige in ein Abonnement ist jederzeit möglich. Auch als ebook erhältlich. Redaktion [email protected]