Lesbisches Leben und Migration! in Schleswig-Holstein:! Eine qualitative Bestandsaufnahme. Forum Migration der Landeshauptstadt Kiel! 05

Lesbisches Leben und Migration ! in Schleswig-Holstein: ! Eine qualitative Bestandsaufnahme Forum Migration der Landeshauptstadt Kiel ! 05. April 2011...
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Lesbisches Leben und Migration ! in Schleswig-Holstein: ! Eine qualitative Bestandsaufnahme Forum Migration der Landeshauptstadt Kiel ! 05. April 2011

1. Was Sie erwartet

-  Kurze Vorstellung: Wer wir sind, woher wir kommen -  Kleiner Exkurs: Homosexualität/ rechtliche Situation -  Vorstellen des Projekts: Vorgehen, Ergebnisse,! Schlussfolgerungen/ Ideen! -  Fragen/Diskussionsrunde

2. Die Psychosoziale Frauenberatungsstelle donna klara, Kiel

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Psychologische Beratungsstelle für Frauen -  in Lebenskrisen: Verlusterfahrungen, Krankheit, Trennung -  oder einer psychischen Problematik: Ängste, Depressionen, Selbstwertprobleme „Mut tut gut“: Kurs zur Stärkung der psychischen Gesundheit für erwerbslose Frauen Landesweite Lesbenarbeit: Bildungs-, Vernetzungs-, Aufklärungsarbeit

2. Die Psychosoziale Frauenberatungsstelle donna klara, Kiel

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Landesweite Lesbenarbeit Seit 13 Jahren Antidiskriminierungsarbeit vorwiegend im psychosozialen Hilfesystem – finanziert vom Land SH Auftrag: Akzeptanz für Lesbisches Leben zu erhöhen Themen: Lesben und Psychotherapie, Lesben und Alter, Lesben und Familie, Plakataktionen, Postkarten, Tagungen, Seminare an den Universitäten

2.1 Lesbisches Lesben – Besonderheiten

-  Weltweit sind 5–10% Frauen und Männer homosexuell, ! in Zahlen: 350–700 Millionen Menschen -  Kommt in allen Kulturen und zu allen Zeiten vor -  Diskriminierungsmerkmal nicht sichtbar -  Bis 1992 von der WHO als Krankheit geführt -  Bis 1994 in Deutschland strafrechtlich verfolgt -  In 76 Ländern noch unter Strafe, bis hin zur Todesstrafe (7)

2.1 Lesbisches Lesben – Besonderheiten

– Gilt nicht als allgemeines Menschenrecht (offen seit 2003: Resolution vor UN Menschenrechtskommission) -  Aber: Verfolgung gilt in D nicht per se als Asylgrund -  1981 EuGH hebt Totalverbot homosexueller Handlungen auf -  Seit 2001 positive Rechte in Deutschland: Lebenpartnerschaftsgesetz LPartG und Allgemeines Gleichbehandlungsgesetz AGG seit 2006

2.2 Exkurs: Homosexualität/ Rechte von Lesben und Schwulen

2.2 Exkurs: Homosexualität/ Rechte von Lesben und Schwulen

2.2 Exkurs: Homosexualität/ Rechte von Lesben und Schwulen

3. Lesbisches Leben und Migration in Schleswig-Holstein –! Eine qualitative Bestandsaufnahme

Wie sind wir überhaupt auf dieses Thema gekommen?

3. Lesbisches Leben und Migration in Schleswig-Holstein –! Eine qualitative Bestandsaufnahme

Wir hatten wenig Ahnung.

3.1 Bestandsaufnahme SH – Unsere Ziele

– Mehr Wissen/ kein Anspruch auf Vollständigkeit – Klein, aber überhaupt anfangen: Situation lesbischer Frauen mit Migrationshintergrund ermitteln – Sensibilisieren – Multiplikatoren und Multiplikatorinnen in unterschiedlichen Gruppen/auf unterschiedlichen Ebenen gewinnen – Dialog(e) anstoßen/fördern

3.2 Bestandsaufnahme SH – Unser Vorgehen

– Viel gelesen – Besuch von Veranstaltungen: ! Welche Diskurse werden geführt und wie? – Nachrichten beobachten (D/ Herkunftsländer) – Ausführliche, persönliche Interviews – Zwei landesweite E-Mail-Umfragen In 2011: Kommunikation auf landes-/kommunalpolitischer Ebene, Informationsblatt, Vorträge, vernetzen

3.3.1 Bestandsaufnahme SH – Ergebnisse: Allgemein

Wir haben sehr viel gelernt: – Einblick in unterschiedliche Nationalitäten/Traditionen – Tabuthema Sexualität/Körperlichkeit/Gesundheit etc. – Homosexualität steht ganz oben auf der Tabuskala – Herkunftskultur/ Werte prägen den Umgang mit dem Thema sexuelle Orientierung, Religion spielt größte Rolle!

3.3.1 Bestandsaufnahme SH – Ergebnisse: Allgemein

– Das Thema steht in SH noch nicht wirklich auf der Agenda. – Die Gesprächsbereitschaft und Offenheit unserer Interviewpartnerinnen und –partner lassen aber den ! vorsichtigen Schluss zu: ! Es ist ein heikles Thema, die Zeit ist reif, sich dem zu öffnen.

3.3.2 Bestandsaufnahme SH – Ergebnisse: Lektüre

Sexuelle Orientierung und Migration...











„Leider wurde nichts gefunden.“

– Kein Thema in elementaren gesellschafts- und gesundheitspolitischen Zusammenhängen und Regelwerken – Kaum berücksichtigt: Im aktuellen Migrationsbericht der Bundesregierung oder im nationalen Integrationsplan. – In Schleswig-Holstein: Sexuelle Orientierung als Diskriminierungsmerkmal fehlt auch im Integrationskonzept des Landes und der Kommunen.

3.3.2 Bestandsaufnahme SH – Ergebnisse: Lektüre

Ausnahmen bestätigen die Regel: – Antidiskriminierungsstelle des Bundes – Die Bundeszentrale für politische Bildung hat aufgeholt und bietet viel und fachlich gutes Material –> in der Aufnahmegesellschaft wird die doppelte

Diskriminierung lesbischer Migrantinnen nicht oder !

zu wenig mitgedacht (gilt genau so für homosexuelle

Migranten)

3.3.3 Bestandsaufnahme SH – Kernergebnis: Umfragen/Interviews

Lesbische Frauen mit Migrationshintergrund sind in Schleswig-Holstein so gut wie unsichtbar: „Man weiß nicht, wo sie sind.“ – Sie outen sich nicht oder nur selten. – Rat zu suchen ist oft hürdenreich. – Sie tauchen in anderen/großen Städten unter, weit weg von ihren Herkunftsfamilien. Auch in SH. Diese Frauen haben oft ein starkes Bewusstsein für ihren eigenen Weg.

3.3.3 Bestandsaufnahme SH – Kernergebnis: Umfragen/Interviews

– Thema ist durch TV/ Prominente etc. öffentlich, hat in der eigenen Familie aber kaum Platz – Manche flüchten aus Angst vor Gewalt/Zwangsverheiratung. – Manche führen ein Doppelleben. – Die Exotin unter den Lesben: Diskriminierungserfahrungen/ Mauern innerhalb der lesbisch-schwulen Community.

3.3.3 Bestandsaufnahme SH – Kernergebnis: Umfragen/Interviews

Die eigene sexuelle Identität steht in der Problemhierarchie häufig weit unten. Im Vordergrund stehen für Viele existenzielle Fragen, für die sie Hilfe in Beratungsstellen suchen: – Aufenthaltsstatus, Formalitäten, Familienzusammenführung – Finanzielle Fragen, Zugang zu Bildung/Arbeitsmarkt – Gesundheitsberatung – Probleme in den eigenen Familien/Herkunfts-Communities

3.3.4 Bestandsaufnahme SH – Kernergebnis: Bilder im Kopf

Assoziationen Was fällt Ihnen spontan ein, wenn Sie die Begriffe lesbisches Leben und Migration hören?!

3.3.4 Bestandsaufnahme SH – Kernergebnis: Bilder im Kopf

Allein das Wort darf nicht genannt werden Tabu

Deckmantel tot

schweigen Geheimnis Zwangsheirat Isolation Mangel an Akzeptanz und Offenheit Unsicherheit – auch über die kulturellen Hintergründe im Zuwanderungsland Ausgrenzung durch die eigenen Landsleute mehrfache Belastung bisher wenig thematisiert im Kulturkreis keine gesellschaftliche Anerkennung Unverständnis Abkehr der Familie Ausschluss Drohungen und Gewalt seitens der Familie Krankheit Sünde schmutzig gottlos damit geht man nicht nach Draußen

3.4 Bestandsaufnahme SH – Kernergebnis: Fazit

Es gibt viele Hürden und viele Wände, die die Frauen nehmen müssen: In ihren Communities UND als Migrantinnen in unserer Aufnahmegesellschaft UND als Exotinnen in der schwul- lesbischen Community. Manchen gelingt es. Sich zu outen erfordert Kraft und innere Stärke. Jeden Tag. Die kann Frau (Mann) nicht immer aufbringen. Umso wichtiger ist es, dass wir alle miteinander für ein Klima der Offenheit sorgen, in dem es gelingt, Vielfalt zu leben.

3.4 Bestandsaufnahme SH – Fazit

„Das Gebot des Schweigens ist der Kern von Homophobie.“* Das gilt für uns alle. Darum ist die Akzeptanz unterschiedlicher sexueller Orientierung keine Privatsache. Wenn ein Mensch über ein Thema von so grundlegender Bedeutung für die eigene per- sönliche Entwicklung schweigen muss, ist das Grundrecht auf Freiheit und Gleichheit beschnitten. Die sexuelle Orientierung kann nicht gelebt, Identität nicht gefunden werden. Der Druck, Selbstverleugnung aushalten zu müssen, kann krank machen. * Uta Kehr, LSVD Bundesvorstand

3.5 Bestandsaufnahme SH – Wie kann es jetzt weitergehen?!

Dilemma: Alle unsere Gesprächpartner und –partnerinnen waren sich einig: Es ist ein sehr wichtiges Thema – an dem man sich in der Öffentlichkeit der eigenen Community allerdings schnell die Finger verbrennen kann. Weil man Gefahr läuft, dass diejenigen, die man auch erreichen möchte und die Hilfe suchen, dann nicht mehr kommen. Gleichzeitig besteht die Grundüberzeugung: „Wenn eine sagt, sie will so leben, dann muss sie auch so leben können.“

3.5 Bestandsaufnahme SH – Lösungsansätze

Es gibt nicht den einen, nur viele Wege. Alle erfordern ein hohes Maß an Sensibilität und Respekt für unterschiedliche Lebensentwürfe. Sie sind Teil des großen Themas Integration. Es wird ein langer Prozess, vorausgesetzt, er ist gewollt bzw. die „kritische Masse“ derer, die etwas verändern wollen, ist groß genug. Vielfalt auszuhalten erscheint manchmal als eine Zumutung, die sich lohnt – denn Vielfalt bleibt ein wesentliches Kennzeichen einer offenen Gesellschaft.

3.5 Bestandsaufnahme SH – Lösungsansätze

Der erste Schritt: Sich drauf einzulassen und das Gespräch darüber überhaupt zu ermöglichen.

So wie heute hier bei Ihnen. Vielen Dank.

3.6 Bestandsaufnahme SH – Lösungsansätze

Wir freuen uns jetzt auf Ihre Fragen und Anmerkungen.

4. Adressen und Links (Auswahl) LSVD, Lesben- und Schwulenverband Deutschland/Berlin, setzt sich als Bürgerrechtsverband in Politik und Öffentlichkeit für Respekt und Gleichheit ein. www.lsvd.de, Hrsg. Onlinehandbuch Homosexualität/ Migration: www.migrationsfamilien.de und Studie „Doppelt diskrimi- niert oder gut integriert? Zur Lebenssituation von Lesben und Schwulen mit Migrationshintergrund“, von Prof. M. Steffens, Uni Jena ADS, Antidiskriminierungsstelle des Bundes/Berlin, setzt in ihrer Arbeit für eine diskriminierungsfreie Gesellschaft auf den horizontalen Ansatz, www.antidiskriminierungsstelle.de bpb, Bundeszentrale für politische Bildung: Umfassendes Spezial „Homosexualität“ www.bpb.de/themen/1TFVML L-Talk, der Blog kommentiert Nachrichten aus der Lesben-Szene in Deutschland, www.l-talk.de und Europa www.l-talk.org

4. Adressen und Links (Auswahl) Wenn Sie weitere Fragen haben, setzen Sie sich bitte einfach mit uns in Verbindung. Gerne halten wir den Vortrag auch noch einmal in einer anderen Runde. Psychosoziale Frauenberatungsstelle donna klara Susanne Kollmann, Angela Lipp Goethestraße 9 24116 Kiel T. 0431/ 557 93 44 E-Mail: psychosozial (at) donna-klara.de www.donna-klara.de