Landkreis Saarlouis im Aufwind

16 IHK REGIONAL Landkreis Saarlouis im Aufwind Stahl, Fahrzeugbau und Logistik beflügeln Wirtschaftsdynamik Von Hermann Götzinger D er Landkreis ...
Author: Michaela Maus
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IHK REGIONAL

Landkreis Saarlouis im Aufwind Stahl, Fahrzeugbau und Logistik beflügeln Wirtschaftsdynamik

Von Hermann Götzinger

D

er Landkreis Saarlouis ist in vieler Hinsicht „typisch“ und repräsentativ für das kleinste Flächenland insgesamt – mit seinem starken industriellen Kern, seinen Siedlungsschwerpunkten längs der Saarachse und seiner langen Grenze zum französischen Nachbarn. Hier lässt sich der strukturelle Wandel unseres Landes denn auch wie in einem Brennglas verfolgen: Von den ersten Anfängen und der dynamischen Entwicklung der Wachstumsbranche Fahrzeugbau im Saarland über die Renaissance der Stahlindustrie bis zur wachsenden Bedeutung der Logistik. Und dem Abschied vom Bergbau: Dass kürzlich die Erde im Zentrum des Landes so heftig wankte und bebte, um damit den Abschied von einer langen und traditionsreichen Epoche einzuläuten, hat durchaus Symbolkraft.

„Wirtschaft im Saarland“ 09/2008

Der Landkreis Saarlouis repräsentiert gut ein Sechstel der Landesfläche, ein Fünftel der Saar-Bevölkerung und der saarländischen Wirtschaftsleistung sowie fast ein Viertel aller industriellen Arbeitsplätze. Hier leben rund 210.000 Menschen in drei Städten und zehn Gemeinden. Hier liegt, amtlich beurkundet, der (geographische) Mittelpunkt des Saarlandes. Man ist stolz darauf, zu den ältesten Landkreisen in Deutschland zu zählen: Seit 1860 wurden die ursprünglichen Kreisgrenzen fast nicht mehr verändert. Schon Kelten und Römer haben hier ihre Spuren hinterlassen – und natürlich auch die wechselvolle Geschichte der letzten Jahrhunderte als „Zankapfel“ zwischen Frankreich und Deutschland. Mit dem Regionalverband Saarbrücken teilt sich der Kreis dieses Erbe – und den Anspruch auf die „französischste“ Ecke Deutschlands. Vorteil Saarlouis: Die Kreishauptstadt geht auf eine direkte Gründung

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des französischen Sonnenkönigs Louis XIV und seines Festungsbaumeisters Vauban zurück. Nicht nur der Name, sondern auch die Bourbonenlilie im Stadtwappen und viele steinerne Zeugen erinnern noch heute daran.

Zentral gelegen, bestens angebunden Eines steht in jedem Fall fest: Der Kreis profitiert von seiner Nähe zu Frankreich und Luxemburg, von seiner zentralen Lage in Kerneuropa und vor allem von seiner hervorragenden Verkehrsanbindung. Von jedem Ort im Kreis Saarlouis ist in höchstens zehn Minuten ein Autobahnanschluss zu erreichen. Im Westen stellt die A8 von Luxemburg über Saarlouis die Verbindung nach Mannheim und Karlsruhe her. Durch die A620 und A6 ist der Wirt-

schaftsraum über Saarbrücken an das französische Autobahnnetz angebunden. Im Osten führt die A1 über Trier ins Ruhrgebiet. Der lange auch von der IHK geforderte Ausbau der B269 zwischen Saarlouis und St. Avold ist in vollem Gange; er bringt den Unternehmen der Region einen direkten Anschluss an das französische Autobahnnetz – und vielen Menschen im Kreis die ersehnte Entlastung vom Durchgangsverkehr. Die internationalen Verkehrsflughäfen Saarbrücken und Luxemburg sind von Saarlouis aus in gut 30 bzw. knapp 60 Minuten erreichbar. Von dort stehen zusammen fast 80 unterschiedliche Destinationen in Europa zur Auswahl. Auch per Bahn sind die wichtigsten Städte im Kreis bequem zu erreichen; die Anbindung an den Fernverkehr erfolgt inzwischen per S-Bahn über Saarbrücken – ab dem kommenden Sommer sogar im 30-Minuten-Takt. Und Lebach „Wirtschaft im Saarland“ 09/2008

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IHK REGIONAL hofft ja noch immer auf die Saarbahn … Seit genau zwei Jahrzehnten ist inzwischen der Industriehafen Saarlouis/Dillingen in Betrieb. Er ist eine Trumpfkarte für das Saarland insgesamt und von unschätzbarer Bedeutung vor allem für die saarländische Stahlindustrie und künftig wohl auch für die Kraftwerkswirtschaft. Aufgrund der stark gestiegenen Umschlagszahlen liegt er inzwischen unter den größten deutschen Industriebinnenhäfen auf dem achten Platz.

... und gut aufgestellt Bei vielen Strukturindikatoren belegt der Landkreis Saarlouis im Ranking der Saar-Kreise eher gute Mittelplätze: Dritte Ränge bei Arbeitsplatzdichte, Arbeitslosenquote, Dienstleistungsbesatz und Steuerkraft. Bei der Industriedichte muss sich Saarlouis nur knapp dem SaarPfalz-Kreis geschlagen geben. Einen Spitzenplatz gibt es immerhin für die niedrigste Pro-Kopf-Verschuldung.

„Wirtschaft im Saarland“ 09/2008

Beeindruckend ist allerdings die aktuelle wirtschaftliche „Performance“. In einem DynamikRanking der letzten fünf Jahre wäre der Landkreis mit Sicherheit Spitzenreiter. Hier gab es unter allen Landkreisen - den mit Abstand höchsten Zuwachs des Bruttoinlandsprodukts (plus 22,5 Prozent), - den stärksten Rückgang der Arbeitslosigkeit (minus 34,4 Prozent), - den größten Zuwachs an sozialversicherungspflichtig Beschäftigten (plus 3,8 Prozent), - den absolut größten Zuwachs an Industriebeschäftigten (plus 820). Diese positive Entwicklung verdankt der Landkreis vor allem seinen erfolgreichen und dynamischen Industrieunternehmen sowie einigen bemerkenswerten Ansiedlungserfolgen.

Stahl und mehr ... Ältestes und traditionsreichstes Industrieunternehmen ist die Aktiengesellschaft der Dillinger Hüttenwerke. Sie wurde 1685

gegründet und beschäftigt heute knapp fünfeinhalbtausend Mitarbeiter. Das Unternehmen hat selbst die heftigsten Stahlkrisen des vergangenen Jahrhunderts ohne größere Blessuren überstanden und es immer verstanden, seinen technologischen Vorsprung gegenüber der weltweiten Konkurrenz zu halten oder gar auszubauen. Entsprechend konnte die Dillinger Hütte, zweitgrößter Arbeitgeber im Kreis, von dem weltweiten Stahl- und Investitionsboom der letzten Jahre überdurchschnittlich profitieren. Profitiert haben auch einige mittelständische Unternehmen aus der Grundstoff- und Vorprodukteherstellung. Zu nennen sind hier vor allem das Stahlwerk Bous, die Bartzwerke oder die Dillinger Fabrik gelochter Bleche. Eine Erfolgsgeschichte besonderer Art ist mit dem sonst eher wenig bekannten Ort Schmelz/ Limbach verbunden. Von hier aus schickte sich die Gebrüder Meiser GmbH vor einigen Jahrzehnten an, mit ihrem Produkt verzinkter Gitterroste den Weltmarkt zu erobern. Das ist dem

Familienunternehmen gründlich gelungen: Heute ist es in seinem Segment Marktführer in Europa. Allein am Stammsitz beschäftigt die Gebrüder Meiser GmbH inzwischen über 500 Mitarbeiter; weltweit kommt das Unternehmen auf über 1.600 Mitarbeiter. Nicht gerade mittelständisch, aber ebenfalls in fast unangefochtener Marktposition: Die Bauglasindustrie in Schmelz als europaweit einziger Hersteller von Profilbauglas.

Ein starkes Stück „automotive“ Größter Arbeitgeber sind die Fordwerke mit zurzeit über 6.500 eigenen Beschäftigten am Standort Saarlouis-Röderberg. Das Werk ist zugleich eines der Musterbeispiele für das saarländische „Ansiedlungswunder“ der späten 60er und frühen 70er Jahre. In direkter Nachbarschaft zum Werk im angrenzenden Supplier-Park, aber auch in etwas weiterer Entfernung haben sich zahlreiche Zulieferer und Ausrüster

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IHK REGIONAL niedergelassen. Einige sind bis zur vollkommenen Integration in die Produktionslogistik mit dem Ford-Standort verzahnt, andere profitieren vor allem von der Nähe zu verwandten Betrieben und haben teilweise nur

unbedeutende oder überhaupt keine Lieferbeziehungen zu dem einzigen Fahrzeughersteller im Saarland. Zu ersteren gehören etwa Unternehmen wie Stadco, Johnson Controls, Tenneco, Benteler und Brose – um nur

die größeren zu nennen. Ein Beispiel für Letzteres ist die Alugießerei NEMAK (früher Hydro bzw. VAW Alucast), die hochwertige Motorblöcke aus Aluminium herstellt. Sie gehört sicher zu den größten saar-

Beschäftigtenentwicklung im Kreis Saarlouis und im Saarland 118

1987 = 100 116 114

Saarlouis Saarland

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ländischen Ansiedlungserfolgen der letzten zwei Jahrzehnte (Ansiedlung 1993; Produktionsbeginn zwei Jahre später): Seit dem Start wurde die Produktionskapazität in mehreren Schritten kräftig ausgeweitet. Heute ist das Werk mit rund 850 Beschäftigten fünftgrößter Arbeitgeber im Kreis. Zu den größeren Automobilzulieferern im Kreise gehören außerdem noch die Unternehmen Nedschroef (Schrauben) und Johnson Controls Headliner (Dachhimmel). Zusammengenommen stellt der Sektor „automotive“ im Landkreis fast zwölftausend Arbeitsplätze – einschließlich einer Vielzahl interessanter mittelständische Ausrüster, wie RESA, SVQ, SKS, DKT Thielgen, aber ohne die Beschäftigten in der Transport- und Lagerlogistik.

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Vom Kreis Saarlouis überall nach Europa

102 100 1987 1988 1989 1990 1991 1992 1993 1994 1995 1996 1997 1998 1999 2000 2001 2002 2003 2004 2005 2006 2007 Quelle: Statistisches Amt Saarland

Dass die Region um Saarlouis inzwischen auch der am dy-

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namischsten wachsende Logistikstandort im Land ist, ist sicher vor allem der günstigen Lage, der guten Verkehrsanbindung und dem großzügigen Flächenangebot zu danken. Am Anfang standen aber auch hier die wachsenden Ansprüche der großen Industriebetriebe – insbesondere der Fordwerke, die inzwischen nicht nur die komplette Transport- und Lagerlogistik, sondern auch Teile ihres Beschaffungsmanagements und die gesamte Vormontage an spezialisierte Logistikunternehmen outgesourct haben. In diesem Segment sind etwa die Unternehmen Anterist & Schneider und Rein Logistik tätig. Zu den „Pionieren“ im Speditionsgeschäft gehören vor allem die Robert Müller GmbH sowie die Spedition Rein, TRAMOSA und ACÜ. ACÜ ist mit

einem Volumen von 250.000 Pkw jährlich eine der größten Neuwagen-Speditionen in Südwestdeutschland. Einen entscheidenden Schub für den Logistikstandort brachte vor drei Jahren die Entscheidung des Unternehmens Dachser, seinen „Euro-Hub“ in Überherrn zu errichten. Nach mehreren Erweiterungen sind inzwischen alleine in diesem Unternehmen über 400 Mitarbeiter beschäftigt. Erst kürzlich sind weitere Ansiedlungen hinzugekommen: Das US-Unternehmen TRW und die finnische Amer Sports haben hier ihre zentralen Auslieferungslager und Distributionszentren für ganz Europa eingerichtet; Amer will von Überherrn aus sogar seine Märkte in Asien und Afrika bedienen. Insgesamt verfügt die Logistikbranche im Kreis

über gut zweieinhalbtausend Arbeitsplätze. Und bei der Dynamik dieser Branche dürfte der Logistikstandort Saarlouis noch eine glänzende Zukunft vor sich haben.

Vorzeitiges Ende für den Bergbau Gezählt sind dagegen die Tage des Steinkohlenbergbaus, der mit der einzig verbliebenen Grube Ensdorf seinen größten Standort im Kreis Saarlouis hat. Mehr als 3.500 Menschen waren zu Jahresbeginn noch dort beschäftigt. Aber die häufigen – und teilweise heftigen – „Grubenbeben“ zerrten auch an den Nerven vieler Anwohner. Daher sollte der Bergbau im Saarland ohnehin in sechs bis acht Jahren endgültig auslaufen. Nach

der schweren bergbaubedingten Erderschütterung vom Februar 2008, dem darauf folgenden Abbaustopp und den damit notwendigen Produktionsverlagerungen und -beschränkungen wird sich dieser Anpassungszeitraum auf weniger als die Hälfte verkürzen. Auch wenn keiner der Beschäftigten entlassen werden soll – der Verlust von über 3.000 Arbeitsplätzen wird die Erfolgsbilanz des Kreises in den kommenden Jahren deutlich trüben. Ungeklärt ist die Zukunft des drittgrößten saarländischen Kraftwerksstandorts Ensdorf. Die beiden bestehenden Blöcke sind 45 bzw. 37 Jahre alt. Die geplante Neuinvestition in ein Steinkohlenkraftwerk neuester Technik und vierfacher Leistung wurde nach einer sehr emotional geführten Kampagne von den Ensdorfer ANZEIGE

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Natürlich besteht die Wirtschaft im Kreis Saarlouis aus mehr als Automobil, Stahl, Kohle und Logistik. Der Standort steht auch für feine Schokolade und Knusperriegel sowie für leckere Fleisch- und Wurstwaren: Mit Ludwig Schokolade und Kunzler sind hier zwei Große der saarländischen Lebens-

Gewerbesteuermehrbelastung der ansässigen Unternehmen im Vergleich zu einer Besteuerung mit in der jeweiligen Gemeindegrößenklasse bundesdurchschnittlichen Hebesätzen.

Ensdo

Mehr als Industrie und Logistik

Teure Gemeinden

Mehrbelastung in Prozent

Bürgern zu Fall gebracht. Nach Ablauf der „Schockstarre“ sollte die Politik alles daran setzen, dennoch wieder Partner aus der Energiewirtschaft zu gewinnen, um den infrastrukturell günstig gelegenen Kraftwerksstandort Ensdorf durch Modernisierungsund Neunbauinvestitionen fit für die Zukunft zu machen.

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IHK REGIONAL mittelindustrie ansässig – und mit Nordgetreide die jüngste Neuansiedlung in dieser Branche (vgl. auch den ausführlichen Branchenbericht im letzten Heft). Gerade weil Saarlouis vor allem für seine industriellen Schwerpunkte bekannt ist, wird gelegentlich vergessen, dass dieser Landkreis zugleich zweitgrößter Dienstleistungsstandort nach dem Regionalverband Saarbrücken ist. Dazu trägt eine vielfältige und differenzierte Handelslandschaft, ein breites gastronomisches Angebot, eine Vielzahl an industriellen Dienstleistern – und nicht zuletzt der dichte Besatz mit öffentlichen Einrichtungen bei. So ist der Kreis mit 31 weiterführenden Schulen und fünf Berufsschulzentren einer der größten Schulstandorte im Saarland. Die Kreditversorgung stellen mit 60 Geschäftsstellen die Kreissparkasse Saarlouis und mit zusammen nochmals über 40 Standorten die Volksbanken Saarlouis, Saar-West, Dillingen, Überherrn und LeVoBank sicher. In den Städten sind zudem die größeren privaten Geschäftsbanken mit eigenen Filialen vertreten.

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Größter Beschäftigungszuwachs aller saarländischen Landkreise 3,8

Kreis Saarlouis Saarpfalz-Kreis Kreis St.Wendel

Sozialversicherungspflichtig Beschäftigte 2007 gegenüber 2000 in v. H.

Kreis Merzig-Wadern

2,6 2,4

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Kreis Neunkirchen

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Stadtverband Saarbrücken

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Quelle: Statistisches Amt Saarland

Überregionales Shopping-Zentrum Vor allem aber ist Saarlouis ein überregional beliebter Einkaufsort. Das liegt vor allem an der Attraktivität und dem ganz besonderen Flair der Kreishauptstadt selbst. Mit gut 38.000 Einwohnern kommt Saarlouis zwar in der Rangfolge der größten Saar-Städte gerade mal auf Platz fünf – und muss sich diesen auch noch mit Merzig teilen. Aber der gelungene Mix aus einem breiten und individuellen Einzelhandelsangebot, einladenden Plätzen und Flaniermeilen, dem gepflegten Ambiente der alten Festungsstadt und der lebendigen und kreativen Gastro- und Kneipenszene, bilden eine Mischung, die Saarlouis erheblich „größer“ und interessanter macht, als man es nach der schieren Einwohnerzahl vermuten könnte. In Saarlouis findet sich nicht nur das größte private Kaufhaus in weitem Umkreis, samt individueller Boutiquen und Themenshops und einer Feinkostabteilung, die (Michelin-Jargon) einen Umweg wert ist. Eine Reihe weiterer origineller Läden ziert das Angebot, darunter noch „echte“ Haushaltswarenoder Spielwarengeschäfte mit breitem Sortiment und kompetenter Beratung. In den zahlreichen Restaurants findet man Speisen nach Rezepten nahezu

jeder nur denkbaren Küche, in den Cafés, Bars und Kneipen auch die ausgefallensten Drinks. Es ist diese Mischung, die anzieht und die bewirkt, dass viele selbstbewusste Saarlouiser ihr Städtchen gerne als die „heimliche Hauptstadt“ des Saarlandes sehen – und als „längste Theke“ sowieso. Sie werden bestätigt durch die GfK, die Saarlouis die höchste Zentralitätskennziffer unter allen größeren Saar-Kommunen bescheinigt. Das bedeutet: Durch seinen interessanten Branchenmix, die angenehme Einkaufsatmosphäre sowie, nicht zuletzt, die gute Erreichbarkeit und das großzügige und günstige Parkplatzangebot, schafft es Saarlouis wie keine andere saarländische Stadt, Kunden aus dem Umland anzuziehen. Noch weiter reicht allerdings der Einzugsbereich der großen Handelsagglomerationen, die bei Ensdorf, Bous und Lisdorf auf der „grünen Wiese“ entstanden sind. Zusammengenommen dürften diese die größte Ansammlung großflächiger Einzelhandelszentren im Saarland sein. Neben dem Kernthema Wohnen sind alle Branchen vertreten, wie Bau-, Elektro-, Sport-, Textilfachmärkte, Babyartikel, Autos, Fahrräder und natürlich Lebensmittel. Dies entspricht sicher den Wünschen vieler Verbraucher und bringt ohne Zweifel auch zusätzliche Kaufkraft von jenseits der Kreisgrenzen.

Aber es zieht auch Kaufkraft aus den nahe gelegenen urbanen Zentren. Gottlob hat man dort inzwischen erkannt, dass man Vielfalt, Attraktivität und Flair der Innenstädte und Ortskerne gegen den Veränderungsdruck in Handel und Gastronomie mit viel Einsatz verteidigen muss. Auch die Erkenntnis, dass dies nur gemeinsam geht, wächst (auch bei immer mehr Gewerbetreibenden). Die IHK hat diesen Prozess immer wieder angestoßen, sie arbeitet aktiv mit in der Lenkungsgruppe, die in Saarlouis das Stadtentwicklungskonzept umsetzen soll. So wie auch in Dillingen oder in anderen saarländischen Gemeinden. Weil es sich lohnt, um lebendige Innenstädte zu kämpfen. In dem Maße, in dem wir immer weniger und immer älter werden, wird urbanes Leben wieder wichtiger – und immer schwerer zu organisieren. ■

Der Autor ist stellvertretender Hauptgeschäftsführer der IHK Saarland und Regionalverantwortlicher für den Kreis Saarlouis.  (06 81) 95 20 - 4 00  hermann.goetzinger@ saarland.ihk.de

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Wirtschaftsförderungsverband Untere Saar e. V. (wfus) Saarlouis - Dienstleistung aus einer Hand Von Jürgen Pohl Der 23. Februar 2008 stellt für das Saarland und insbesondere für den Landkreis Saarlouis ein markantes Stichtags-Datum dar. Mit diesem Tag ist das Ende des saarländischen Bergbaus definitiv näher gerückt. Die Notwendigkeit, für wegfallende Arbeitsplätze im Bergwerk Ensdorf und bei den BergbauZulieferbetrieben adäquaten Ersatz in anderen Wirtschaftssek-

toren zu schaffen, verdeutlichen die gemeinsamen Anstrengungen, die derzeit im Rahmen der Aktionsplattform zur Stärkung der Wirtschaftsförderung und zur Schaffung zusätzlicher Beschäftigung im Landkreis Saarlouis unternommen werden. Bei der zukünftigen Bewältigung des Strukturwandels in dieser Region kommt dem Wirt-

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schaftsförderungsverband Saarlouis eine wichtige Moderatoren-Rolle zu. Er hält verstärkt Kontakt zu Unternehmen, initiiert und koordiniert Aktivitäten, die gemeinsam u. a. mit dem Land, den Kommunen, Wirtschaftsverbänden, der Agentur für Arbeit und der Politik dazu führen sollen, zusätzliche Beschäftigungsvoraussetzungen zu schaffen. Der Wirtschaftsförderungsverband versteht sich insgesamt als kompetenter zentraler Ansprechpartner und Dienstleister für Unternehmen und Gewerbebetriebe in der Region in Fragen regionaler Standortsicherung und -weiterentwicklung. Er unterstützt und begleitet unternehmerische Vorhaben von der Planungsphase bis zur Realisierung durch umfassende Beratung, Angebote bzw. Vermittlung geeigneter Standorte und Immobilien sowie bei der Herstellung von Kontakten zu anderen öffentlichen Stellen und Kooperationspartnern. Existenzgründern und -gründungswilligen hilft er auf ihrem Weg in die Selbständigkeit, so etwa bei Investitions- und Finanzierungsfragen durch Beratung bezüglich Fördermittel und Finanzierungsmöglichkeiten. Gerade für kleine und mittlere Betriebe sieht sich der Wirtschaftsförderungsverband als Anlaufstelle, bei der das Unternehmen seine Anliegen rasch und unbürokratisch „in guten Händen“ weiß: sei es bei geplanten Erweiterungs-, Sanierungs- oder Modernisierungsvorhaben oder bei der Suche nach neuen geeigneten Betriebsstandortalternativen in der Nähe. Zu diesem Zweck hat der Wirtschaftsförderungsverband Saarlouis einen Einkaufsführer und eine Immobilienbörse auf seiner Internetseite eingerichtet. Als besonderen Service bietet der Verband auf Anfrage ansiedelungswilligen Unternehmen und Betrieben aktuelle Luftbildaufnahmen mit den dazu gehören-

den infrastrukturellen Daten aller zur Verfügung stehenden Gewerbe- und Industriegrundstücke in der Region an. Die in den letzten Jahren zu verzeichnende positive wirtschaftliche Entwicklung im Landkreis Saarlouis mit der damit verbundenen guten bis sehr guten Auslastung neu geschaffener Gewerbegebiete bedingt aber auch, dass es zunehmend an geeigneten Entwicklungsflächen mangelt. Die größte Entwicklungschance birgt der „Lisdorfer Berg“ an der neuen B 269 zwischen Saarlouis und Überherrn. Dieses Projekt in seiner Planung voran zu bringen hilft mit dabei, wegfallende Arbeitsplätze in schrumpfenden Sektoren zumindest teilweise zu kompensieren. Mit seiner neuen Standortbroschüre, die der Wirtschaftsförderungsverband Saarlouis vor wenigen Wochen der Öffentlichkeit präsentiert hat, untermauert der Landkreis Saarlouis nicht nur seine wirtschaftliche Stärke und das vorhandene Wachstumspotenzial, sondern verdeutlicht auch mit den vorhandenen zahlreichen Angeboten in den Bereichen Freizeit, Leben und Wohnen, Sport, Bildung, Kultur und Erholung die Attraktivität dieser Region.

Der Autor ist Geschäftsführer des Wirtschaftsförderungsverbandes Untere Saar e. V. Kaiser-Friedrich-Ring 31 D-66740 Saarlouis  (06831) 444 254 Fax (06831) 444 262 www.wfus.de

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Der Landkreis Saarlouis: stark, dynamisch und europaorientiert Von Landrätin Monika Bachmann

Eine starke und leistungsfähige Wirtschaft, hohe Innovationsfähigkeit und gut ausgebildete Menschen mit großer Leistungsbereitschaft, gepaart mit französisch angehauchter Lebensqualität, eingebettet in eine wunderschöne Landschaft -

das ist der Landkreis Saarlouis. Nicht umsonst zählt er zu den wirtschaftlich stärksten Landkreisen im Saarland; manche bezeichnen ihn gar als Motor der Saarwirtschaft. In der Vergangenheit, geprägt durch Kohle und Stahl, hat man frühzeitig begonnen, den Strukturwandel einzuleiten. Man ist auf bestem Wege, diesen Prozess auch erfolgreich weiter zu gestalten. Entscheidend dazu beigetragen hat die damalige Ansiedlung der Ford-Werke. Zusammen mit der sich daraus entwickelnden Zuliefererindustrie sind sie ein wichtiges Standbein der Wirtschaft im Landkreis und im gesamten Saarland geworden. Auch viele andere Firmen im Bereich Stahl- und Metallverarbeitung partizipierten von diesem sich bildenden Automobilcluster. Im Sog dieser Entwicklung profitierten auch einige andere

Branchen, so etwa der gesamte Logistikbereich. Begünstigt durch die gute Infrastruktur des Landkreises und die direkte Nähe zur französischen Grenze, dem Tor zum Süden Europas, haben sich hier namhafte Global-Player niedergelassen. Ob per Bahn, per Schiff oder über ein gut ausgebautes Bundes- oder Fernstraßennetz - man ist unmittelbar ins europäische Verkehrsnetz eingebunden. Bedingt durch die Nähe zu den Universitäten, den Hochschulen und einigen anderen exponierten Forschungsinstituten, entstanden zahlreiche „Spin Off’s“. Hier werden Forschungsergebnisse in praktische, industriell nutzbare Lösungen umgewandelt. Aus vielen dieser ehemaligen „Spin-offs“ entstanden erfolgreiche Firmen. Ohnehin nimmt der Mittelstand in unserem Landkreis einen sehr

hohen Stellenwert ein. Aus ihm erwächst nicht nur eine enorme Wirtschaftskraft, er trägt auch die meisten Ausbildungsplätze für unsere jungen Leute. Und dass hier sehr gut ausgebildet wird, zeigen die Zahlen der landesbesten Auszubildenden aus dem Landkreis, die unser Wirtschaftsförderungsverband jedes Jahr in einer Feierstunde besonders ehrt. Doch das Allerwichtigste sind die Menschen. Sie prägen tagtäglich diesen erfolgreichen Standort nicht nur durch ihre Strebsamkeit und durch ihr Engagement, sondern auch durch ihre Lebensfreude und durch ihre Gastfreundschaft. Sie sind die Visitenkarte unseres Landkreises, das Aushängeschild, das jedem neuen Unternehmer zeigt, dass es sich lohnt, in den Landkreis Saarlouis zu kommen. ■

IHK Regional Saarlouis: Attraktives Veranstaltungsprogramm für IHK-Unternehmen in der Region Die IHK-Initiative „IHK Regional“ kann in diesen Tagen auf runde zehn Jahre erfolgreiche Aktivität zurückblicken. Dabei fiel das IHK-Motto „Wir kommen Ihnen entgegen“ gerade im Landkreis Saarlouis auf besonders fruchtbaren Boden. Seit dem Start im Jahre 1998 besuchten über 11.000 Teilnehmer die fast 90 Veranstaltungen. Allein im letzten Jahr kamen zu den zehn Vortragsabenden in Saarlouis, Dillingen, Ensdorf, Schmelz und Fraulautern weit über 2.000 Besucher: Unternehmer und leitende Angestellte sowie - je nach Thema -die jeweiligen Fachleute aus den Unternehmen. Unter den Teilnehmern sind viele „Stammkunden“, die dem Angebot der IHK im Landkreis Saarlouis seit vielen Jahren die Treue halten. Häufige und gern gesehene Gäste sind auch die politisch Verantwortlichen aus der Region: Bürgermeister und Beige-

ordnete, Stadt- und Gemeindeverordnete und gelegentlich sogar (etwa beim Thema Tourismus) die Landrätin persönlich. Die Themenpalette der IHK Regional-Veranstaltungen reicht vom Stadtmarketing über betriebswirtschaftliche und rechtliche Fragen, den richtigen Umgang mit Kunden oder Mitarbeitern bis zur Persönlichkeitsentwicklung. Auch Tipps zu Existenzgründung oder Unternehmensnachfolge finden stets interessierte Zuhörer. Inzwischen sind immer mehr Unternehmen aus dem Kreis bereit, die Initiative IHK Regional durch ein Sponsoring zu unterstützen.

Keine „Liebe auf den ersten Blick …“ Rückblickend darf man sicher sagen, dass sich die Saarlouiser nicht gerade im Sturm erobern ließen: In den ersten fünf Jah-

ren kamen zu den Veranstaltungen im Durchschnitt gerade einmal 70 Interessierte. Dies hat sich freilich im zweiten Jahrfünft grundsätzlich geändert: Obwohl seitdem mehr Veranstaltungen angeboten werden als zuvor, hat sich die durchschnittliche Teilnehmerzahl auf über 200 erhöht und mit über 400 Teilnehmern in einzelnen Veranstaltungen auch schon alle räumlichen Kapazitäten gesprengt. Eine so positive Resonanz gibt es derzeit in keinem anderen Landkreis. Der zuständige IHK-Geschäftsführer Hermann Götzinger kommentiert das so: „Das spricht für die Menschen in dieser Region. Sie sind kritisch und lassen sich nicht so schnell von etwas überzeugen. Aber wenn Sie einmal von einer Sache überzeugt sind, bleiben sie ihr auch treu und engagieren sich.“ Ausschlaggebend für den Erfolg ist sicher auch, dass der Regional-

beauftragte Helmut Neis bestens in der Region vernetzt ist und sich mit vollem Einsatz engagiert - und dass die Mitglieder aus Präsidium und Vollversammlung voll hinter den Aktivitäten stehen. Übrigens ist die IHK nicht nur bei den rund zehn Veranstaltungen jährlich im Landkreis präsent. Die 16 „Info-Punkte“ in zahlreichen Städten und Gemeinden, meist in den Filialen von Sparkassen oder Volksbanken, bieten jederzeit aktuell gedruckte Informationen der IHK: Einladungen, Merkblätter und Broschüren. In keinem anderen Landkreis ist das Netz der IHKInfo-Punkte so dicht wie in Saarlouis. Die wenigen „weißen Flecken“ - etwa in Saarwellingen, Wallerfangen und Nalbach - würde die IHK gerne schließen - falls sich die dort ansässigen Kreditinstitute dafür erwärmen ließen. Die Anfragen dazu laufen schon länger … ■ „Wirtschaft im Saarland“ 09/2008

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