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DAK-Gesundheitsreport

DAK-Gesundheitsreport 2010 Hamburg

Krankenstand gestiegen Rund 100.000 Erwerbstätige in Hamburg leiden unter schweren Schlafstörungen – 34 Prozent mehr Fehltage durch psychische Krankheiten als im Bund Hamburg, 15. April 2010. Der Krankenstand in Hamburg ist 2009 auf 3,2 Prozent gestiegen (2008: 3,0 Prozent). „Die Atemwegsinfekte in der kalten Jahreszeit haben den Krankenstand am deutlichsten beeinflusst“, kommentiert DAK-Landeschefin Regina Schulz die Entwicklung. Die Krankmeldungen aufgrund von Erkältungen & Co. führten zu 20 Prozent mehr Fehltagen als im Vorjahr. In Hamburg fehlte ein DAK-Versicherter durchschnittlich 11,7 Tage in 2009 (2008: 10,9 Tage). Auffällig: Fehltage aufgrund von psychischen Krankheiten legten 2009 im Vergleich zum Vorjahr mit 18 Prozent überproportional zu. Mehr als jeder siebte krankheitsbedingte Fehltag wird durch sie mittlerweile verursacht. Psychische Krankheiten spielten in der Hansestadt eine deutlich größere Rolle als im Bund: So gab es in Hamburg 34 Prozent mehr Fehltage durch seelische Krankheiten als deutschlandweit. „Mehr Prävention vor psychischen Erkrankungen wird gerade in Metropolen zur Schlüssel-Aufgabe für Gegenwart und Zukunft“, betont Schulz. „Wenn Menschen lernen, chronischen Stress besser zu bewältigen, kommt es seltener zu seelischen Krankheiten“. Der Krankenstand in Hamburg liegt insgesamt unter dem Bundesniveau von 3,4 Prozent. Die DAK-Mitglieder waren seltener krank als im Bundesdurchschnitt: Je 100 Mitglieder zählte die DAK im letzten Jahr 106 Erkrankungsfälle (bundesweit 115). Der einzelne Krankheitsfall war in Hamburg mit durchschnittlich 11,0 Tagen etwa genauso lang wie im Bundesdurchschnitt (10,9 Tage). Untersucht wurden die Krankschreibungen von rund 32.000 erwerbstätigen DAKMitgliedern in Hamburg. Das Berliner Forschungsinstitut IGES hat den DAK-Gesundheitsreport 2010 für Hamburg erstellt.

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Verbreitung von Schlafstörungen Beschwerden wie "Schlecht geschlafen" oder "kann nicht einschlafen" sind bei Berufstätigen weit verbreitet. Nach der DAKBevölkerungsbefragung gab mehr als jeder zweite Befragte in Hamburg an, davon betroffen zu sein (26 Prozent häufiger, 25,5 Prozent manchmal, Bund: 21 Prozent häufiger; 28 Prozent manchmal). Das heißt aber nicht, dass sich alle Betroffenen deshalb ärztlich behandeln oder krankschreiben lassen. Schlafprobleme sollten medizinisch untersucht werden, wenn sie länger als einen Monat dauern, dabei dreimal oder häufiger in der Woche auftreten und sich störend auf den Beruf auswirken. Solche hochgradigen Schlafprobleme belasten knapp zehn Prozent der Berufstätigen. „Dies sind in Hamburg rund 100.000 Erwerbstätige, die sich fast täglich übermüdet durch ihren Arbeitsalltag quälen“, ergänzt Schulz die Ergebnisse. Schlafstörungen ─ ein unterschätztes Problem! Gerade bei diesen hochgradigen Schlafproblemen könnte man erwarten, dass die Betroffenen sich in ärztlicher Behandlung befinden. Dieser Annahme widersprechen jedoch die Auswertung der ärztlichen Behandlungsdaten sowie die aktuellen Befragungsergebnisse: Weniger als jeder Fünfte (17 Prozent) mit hochgradigen Schlafproblemen ist nach eigener Auskunft aktuell oder öfters in ärztlicher Behandlung. In Hamburg wird nur bei rund drei von 100 erwerbstätigen DAK-Versicherten im Laufe eines Jahres eine Schlafstörung vom Arzt diagnostiziert. Wie die Analysen der Krankmeldungen zeigen, ist die Erkrankungshäufigkeit aufgrund von Ein- und Durchschlafstörungen in Hamburg zwischen 2005 und 2009 um 74 Prozent gestiegen (Bund: 61 Prozent). Viele Fehltage werden trotz dieser Steigerung jedoch nicht verursacht, da die meisten Menschen mit ihren Schlafstörungen weiter arbeiten. Die DAK zählt in Hamburg insgesamt vier Fehltage je 100 Versicherte (Bund: 2,4 Fehltage). “Schlafstörungen sind aber keineswegs nur ein harmloses LifestyleProblem. Denn Menschen, die übermüdet arbeiten, leisten weniger und verursachen mehr Unfälle“, so die DAK-Landeschefin. Auch die von der DAK befragten Experten aus Wissenschaft und Praxis weisen darauf hin, dass chronisch schlechter Schlaf die Gesundheit gefährdet.

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So erhöht er das Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Depressionen und Angststörungen. Auch kann er die Lebenserwartung verkürzen. Nach Ansicht der Experten nimmt die Allgemeinbevölkerung die Gefahr chronischer Schlafstörungen noch zu sehr auf die leichte Schulter. Viele Betroffene nehmen längerfristig freiverkäufliche Schlafmittel ein. Die Befragung ergab: Mehr als jeder Siebte hat schon einmal ein Schlafmittel eingenommen, weniger als die Hälfte davon auf Verordnung eines Arztes. Auch daraus kann abgeleitet werden, dass Viele den Gang zum Arzt scheuen und sich nicht einer professionellen Diagnostik unterziehen. Schlafräuber Job und Stress Im DAK-Gesundheitsreport wurden Erwerbstätige gefragt, welche Ursachen sie für ihre Schlafprobleme sehen. Für 40 Prozent sind Stress und Belastungen Schlafkiller Nummer 1. Dazu gehören auch Konflikte im Job, die sich angesichts der Wirtschaftkrise verstärkt haben, so die Experten. Jeder Vierte grübelt nachts über Ängste und Sorgen. Schichtarbeit und Jobs nach 20 Uhr plagen jeden Fünften bei der Nachtruhe. Als weitere Ursachen für einen gestörten Schlaf nennen die Befragten Schmerzen sowie Lärm. „In unserer Rund-umdie-Uhr-Gesellschaft mit Zeitdruck, Zwang zur Flexibilität und den Anforderungen der Familie kommen viele nachts nicht mehr zur Ruhe“, bilanziert Schulz. Die Daten zeigen darüber hinaus, dass Schichtarbeiter doppelt so häufig am Arbeitsplatz den Drang zum Einschlafen verspüren. Je autonomer die Beschäftigten über ihre Arbeitszeit mitbestimmen können, umso geringer sind sie von Schlafstörungen betroffen. Dies unterstreicht die Notwendigkeit, dass Beschäftigte die Arbeitszeiten selbst mit planen können. „Gesunder Schlaf ist der Schlüssel für Top-Leistungen am Arbeitsplatz“, resümiert Schulz. „Die DAK bietet den Firmen maßgeschneiderte Programme zum Stressmanagement und Entspannungstraining an“. Behandlung von Schlafstörungen In der ärztlichen Praxis wird die Notwendigkeit zur Behandlung von schweren Schlafstörungen häufiger übersehen. Damit wird eine exakte Diagnosestellung und gezielte Therapie versäumt.

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Bei schweren Fällen von Ein- und Durchschlafstörungen sind neben verhaltensmedizinischen Maßnahmen verschreibungspflichtige Medikamente ein wichtiger Therapiebaustein. Die Experten weisen darauf hin, dass Schlafmittel jedoch häufig zu lange verschrieben werden. Auch die Analyse der DAK-Verordnungsdaten zeigt: Je älter die Patienten sind, umso länger verschreiben die Ärzte ihnen Schlafmittel und setzen sich über die empfohlene kurze Dauer von vier Wochen hinweg. Eine bessere schlafmedizinische Qualifikation von Haus- und Fachärzten kann Schlafmittelabhängigkeiten vorbeugen. Auch unterstützt die DAK die Forderung von Experten, parallel nichtmedikamentöse Behandlungsstrategien einzuleiten. Wie gehen Betroffene mit Schlafproblemen um? Etwa neun von zehn Betroffenen haben bereits etwas gegen ihre Schlafprobleme unternommen. Je hochgradiger die Schlafprobleme und der Leidensdruck sind, umso mehr bemühen sich Betroffene zunächst einmal selbst um eine Behebung des Schlafmangels. Mehr als jeder Zweite achtet auf regelmäßige Zu-Bett-Geh- und Aufwachzeiten. Jeder Dritte macht Entspannungsübungen wie etwa Autogenes Training. Einer von Fünf schränkt seine Zeit im Bett bewusst ein. Rund 15 Prozent verzichten auf Fernsehen direkt vor dem Schlafen. Derartige Regeln der Schlafhygiene sind wichtige Alternativen zu Medikamenten. Die Experten weisen darauf hin, dass speziell längerfristige verhaltensmedizinische Maßnahmen mehr Akzeptanz bei Ärzten und Betroffenen finden sollten.

Generelle Analyse der Krankheitsdaten in Hamburg Über die Hälfte der Fehltage wird durch drei Krankheitsgruppen bestimmt: Die prominenteste Rolle im Krankheitsgeschehen spielen 2009 Krankheiten des Atmungssystems. Auf sie entfallen knapp ein Fünftel (19 Prozent) aller Krankheitstage. An zweiter Stelle stehen Krankheiten des Muskel-Skelett-Systems und des Bindegewebes mit einem Anteil von 18 Prozent am Krankenstand. Im Vergleich zum Vorjahr haben die beiden wichtigsten Erkrankungen ihre Plätze damit getauscht. Wie im Vorjahr stehen an dritter Stelle der wichtigsten Krankheitsarten mit 15 Prozent wieder die psychischen Erkrankungen (Bund 10,8 Prozent).

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Branchenergebnisse in Hamburg Die Branchen mit den niedrigsten Krankenständen waren 2009 die Banken und Versicherungen sowie die Bildung, Kultur und Medien mit 2,7 sowie 2,5 Prozent. Unter dem Durchschnitt lagen auch die Krankenstände bei Rechtsberatung und anderen Unternehmensdienstleistungen mit 2,8 Prozent, Sonstige Dienstleistungen mit 2,9 Prozent sowie im Handel mit 3,1 Prozent. Den höchsten Krankenstand weist erneut die Öffentliche Verwaltung mit 3,9 Prozent auf. An zweiter Stelle folgt das Gesundheitswesen mit 3,7 Prozent und an dritter Stelle Verkehr, Lagerei und Kurierdienste mit 3,5 Prozent.

IGES steht für Forschung, Entwicklung und Beratung in den Bereichen Infrastruktur und Gesundheit. Zu den wichtigsten Arbeitsfeldern des Berliner Instituts zählen die Versorgungsforschung und die Gesundheitsberichterstattung. Besonders auf dem Gebiet der Auswertung von Routinedaten der Gesetzlichen Krankenversicherung hat sich das IGES in den vergangenen 30 Jahren einen Namen gemacht. www.iges.de

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