Konzept zum Aufbau von Kinder- und Familienzentren in Ludwigsburg

Konzept zum Aufbau von Kinder-- und Familienzentren Kinder in Ludwigs Ludwigsburg Inhaltsverzeichnis 1. EINLEITUNG....................................
Author: Ilse Fischer
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Konzept zum Aufbau von Kinder-- und Familienzentren Kinder in Ludwigs Ludwigsburg

Inhaltsverzeichnis 1.

EINLEITUNG........................................................................................................ 1

2.

AUSGANGSMOTIVE UND LEITZIELE .................................................................... 1

3.

ZIELGRUPPE EINES KINDER- UND FAMILIENZENTRUMS ................................... 3

4.

KINDER- UND FAMILIENZENTRUM - DAS MODELL FÜR LUDWIGSBURG ........... 3

5.

AUFBAU VON KINDER- UND FAMILIENZENTREN ............................................... 4

5.1

ALLGEMEINES VORGEHEN ................................................................................................................... 4

5.2

PROZESSDARSTELLUNG ...................................................................................................................... 4

5.3

BERÜCKSICHTIGUNG VON BESONDERHEITEN DES SOZIALRAUMS ................................................................ 6

6.

QUALITÄTSKRITERIEN FÜR EIN KINDER- UND FAMILIENZENTRUM .................. 6

6.1

BEDARFS- UND NACHFRAGEGERECHTE BETREUUNGSANGEBOTE ................................................................ 6

6.2

BILDUNGSKONZEPT UND UMSETZUNG DES ORIENTIERUNGSPLANS ............................................................. 6

6.3

SPRACHFÖRDERKONZEPT UND SPRACHFÖRDERUNG ................................................................................ 7

6.4

ELTERNARBEIT UND FAMILIENBILDUNG ................................................................................................. 7

6.4.1 Elternarbeit in der Kindertagesstätte ............................................................................................... 8 6.4.2 Familienbildung als Angebotserweiterung ....................................................................................... 8 6.4.3 Angebote der Familienbildung und Familienberatung ..................................................................... 9 6.5

VERANKERUNG IM SOZIALRAUM UND KOOPERATION ................................................................................ 9

6.6

EHRENAMT .................................................................................................................................... 10

6.7

QUALITÄTS- UND ERGEBNISSICHERUNG .............................................................................................. 10

6.8

INTERNE PROZESSSTEUERUNG .......................................................................................................... 10

7.

UNTERSTÜTZUNGSSYSTEM FÜR KINDER- UND FAMILIENZENTREN............... 10

7.1

ALLGEMEINES UNTERSTÜTZUNGSSYSTEM ............................................................................................ 10

7.2

UNTERSTÜTZUNG FÜR EINRICHTUNGEN IN STADTBEZIRKEN MIT BESONDEREN PROBLEMLAGEN .................... 10

8.

FINANZIERUNG IN DER PROJEKTPHASE.......................................................... 11

Impressum Stadt Ludwigsburg Fachbereich Bildung, Familie, Sport Mathildenstraße 21/1 71638 Ludwigsburg Telefon: 07141 910-2266 E-Mail: [email protected] Internet: www.ludwigsburg.de

1

1.

Einleitung

Familien sind unmittelbar vom gesellschaftlichen Wandel betroffen, der sich durch eine stärkere Integration von Frauen in die Erwerbsarbeit, einer Pluralität an Lebensformen, der Gestaltung von Migrationsprozessen, einem Wertepluralismus und Armut aufgrund von Langzeitarbeitslosigkeit deutlich macht. Damit Familien ihre Leistung erbringen können, müssen sie in soziale Netze eingebunden sein. Mit Hilfe einer familienorientierten Infrastruktur können Eltern bei der Bewältigung ihrer Aufgaben unterstützt werden. Kinder- und Familienzentren sind ein Knotenpunkt einer familienorientierten Infrastruktur. In der Stadt Ludwigsburg sollen in den nächsten Jahren, unter Einbeziehung vorhandener Strukturen und unter Beachtung von Wirtschaftlichkeitskriterien, sukzessive Kindertagesstätten zu Kinder- und Familienzentren weiterentwickelt werden. Ziel ist es mit Hilfe verschiedener Träger in jedem Stadtteil zumindest ein Kinder- und Familienzentrum aufzubauen.

2.

Ausgangsmotive und Leitziele

Regelungen des KJHG1, Ergebnisse des 12. Kinder- und Jugendberichtes2, aktuelle gesellschaftliche und familienpolitische Entwicklungen sowie die im Stadtteilentwicklungskonzept aufgeführten Leitlinien bilden die Grundmotive für die Entwicklung von Kinder- und Familienzentren in Ludwigsburg. Das Stadtentwicklungskonzept sieht den Aus- und Umbau von Bildungs- und Betreuungsangeboten als eine gesamtgesellschaftliche Aufgabe. Der Ausbau soll zukunfts- und bedarfsorientiert erfolgen. Dieser Leitsatz wird herunter gebrochen auf insgesamt acht strategische Ziele (graue Felder), von denen die folgenden sechs Ziele im unmittelbaren Zusammenhang mit dem Ausbau von Kinder- und Familienzentren stehen. Die Ziele, die sich für Kinder- und Familienzentren daraus ableiten lassen, sind unten aufgeführt. Die Erziehungskompetenz der Eltern wird gestärkt, indem stadtteilbezogene leicht zugängliche Angebote zielgruppenorientiert geschaffen und miteinander vernetzt werden. Eltern bringen sich aktiv ein.



Die Erziehungs-, Beziehungs- und Bildungskompetenz der Eltern wird gestärkt.



Das Kinder- und Familienzentrum hält ein niederschwelliges Angebot der Beratung und Unterstützung von Kindern und Familien bereit.



Die Selbsthilfepotenziale der Eltern werden aktiviert.



Eltern werden an den Erziehungs- und Bildungsprozessen der Kinder beteiligt.



Eltern werden als Experten ihrer Kinder und Erziehungspartner gesehen.



Familienbildung ist ein elementarer Bestandteil eines Kinder- und Familienzentrums.



Kinder- und Familienzentren ergänzen fehlende Angebote im Stadtteil bedarfsorientiert.



Eltern werden im Rahmen der Elternarbeit aktiv beteiligt.

1

Hier vor allem §§ 16, 22, 22a, 24 KJHG bzw. SGB VIII. In der Stellungnahme zum 12. Kinder- und Jugendhilfebericht sieht die Bundesregierung in der Stärkung der Erziehungsverantwortung und der Erziehungskompetenz von Eltern ein weiteres wichtiges Element nachhaltiger Familien-, Kinder-, Jugend- und Bildungspolitik. (Vgl. Deutscher Bundestag (15/6014), S.7, 2. Sp.) 2

2

In ...Kindertageseinrichtungen werden übergreifende Projekte... bedarfsorientiert um- und ausgebaut.



Kinder- und Familienzentren gestalten gemeinsame Projekte mit anderen Institutionen.

Vorhandene Bildungs- und Betreuungsangebote werden vernetzt...



Kinder- und Familienzentren sind ein Teil eines gut funktionierenden Netzwerkes.



Die Bildungs- und Betreuungsangebote sind bedarfs- und nachfrageorientiert.



Das Kinder- und Familienzentrum bündelt für die Gestaltung seines Angebotes die Kompetenzen und Ressourcen lokaler Kooperationspartner.



Das Kinder- und Familienzentrum unterstützt Familien im Hinblick auf die Nutzung einer qualifizierten Kindertagespflege.

Kinder...werden individuell entsprechend ihrer Voraussetzungen in ihrer Lebenssituation gefördert. 

Kinder- und Familienzentren orientieren sich am Lebensumfeld der Familien im Stadtteil.



Kinder- und Familienzentren setzen den Orientierungsplan um.



Kinder- und Familienzentren verfügen über ein Qualitätsmanagementsystem.



Kinder- und Familienzentren bieten eine hohe Bildungsqualität.



Frühkindliche Lernprozesse werden gefördert, begleitet, angeregt und unterstützt.

Die Förderung von Chancengleichheit unabhängig von Geschlecht, Nationalität, sozialer Herkunft, Einkommen der Eltern und individuellen Voraussetzungen ist als Querschnittziel durchgängig bei allen Angeboten berücksichtigt. 

Kinder- und Familienzentren fördern die Weiterentwicklung jedes Einzelnen.



Kinder- und Familienzentren sind ein Ort der Begegnung und des Austauschs.



Kinder- und Familienzentren sind offen nach innen und außen.



Das Kinder- und Familienzentrum leistet einen Beitrag zur Förderung von Integration und interkultureller Kompetenz.



In Kinder- und Familienzentren werden Instrumente zur frühzeitigen Erkennung und Gegensteuerung bei Vernachlässigung, Behinderung und Bildungsbenachteiligung eingesetzt.

Bildungs- und Betreuungsangebote mit einem interkulturellen Profil werden gefördert. Die Sprachförderung von Kindern, Jugendlichen und Erwachsenen erfolgt möglichst frühzeitig in der Muttersprache und in Deutsch. 

Sprachförderung ist ein konzeptioneller Bestandteil.



Sprachförderung erfolgt nach klar definierten Standards ziel- und kindorientiert.



Die Potenziale und Kompetenzen der Quer- und Mehrsprachigkeit werden gefördert.

3

Weitere Leitziele, die sich nicht unmittelbar einem strategischen Ziel zuordnen lassen sind: 

Kinder- und Familienzentren entwickeln Angebote, Leistungen und die Qualität kontinuierlich weiter.



Kinder- und Familienzentren sind öffentlich präsent.

3.

Zielgruppe eines Kinder- und Familienzentrums

Zielgruppe eines Kinder- und Familienzentrums sind Kinder und ihre Familien. Aufgrund unterschiedlicher Familienstrukturen, kultureller Hintergründe, religiöser Überzeugungen, ökonomischer Bedingungen und Bildungsbiographien handelt es sich bei Familien um eine sehr heterogene Zielgruppe. Neben traditionellen Familien gehören auch Alleinerziehende, Patchworkfamilien und Migrantenfamilien zur Zielgruppe. Die gut verdienenden Mittelschichteltern sind ebenso angesprochen, wie Familien, die von ALGII leben. Bildungsferne und bildungsnahe Familien finden trotz unterschiedlicher Bildungsbiographien für sie ansprechende Angebote. Letztlich ist das Kinder- und Familienzentrum offen für alle Familien eines Stadtteils.

4.

Kinder- und Familienzentrum - Das Modell für Ludwigsburg

Das Ludwigsburger Modell eines Kinder- und Familienzentrums umfasst folgende Komponenten: 

Bildungs- und Betreuungsangebote für Kinder im Alter von 0 bis 6 Jahren (bei Bedarf bis 10 Jahren)



Kooperationsnetzwerk innerhalb und außerhalb des Sozialraums



Verknüpfung zur Kindertagespflege



Sozialraumbezug



niederschwellige Angebote für Familien/Familienbildung

Sozialraum

Bedarfsorientierte Angebote von Kooperationspartnern außerhalb des Sozialraums

Tagesbetreuung von Kindern im Alter von 0-6 Jahren (bei Bedarf bis 10 Jahren)

Kinder- und Familienzentrum Bildungsangebote für Kinder im Alter von 0-6 Jahren (bei Bedarf bis 10 Jahren)

(niederschwellige) Angebote für Familien/Familienbildung

Bedarfsorientierte Angebote durch Kooperationspartner im Sozialraum

4

Wie das Modell in der Binnensicht zeigt, werden die Kernaufgaben einer Kindertagestätte: die Bildung, Betreuung und Erziehung von Kindern, durch Angebote für Familien/Familienbildung ergänzt. Letztere umfassen Angebote zur Stärkung der Erziehungskompetenz und zur Alltagsbewältigung. Die Angebote sind bedarfsgerecht, am Sozialraum orientiert und unterstützen die Familie als System.

5.

Aufbau von Kinder- und Familienzentren

5.1

Allgemeines Vorgehen

Grundlage für die Weiterentwicklung von Kindertagesstätten zu Kinder- und Familienzentren ist das unter Gliederungspunkt 4 dargestellte Modell. Beim Aufbau der Kinder- und Familienzentren werden anstehende und geplante Umstrukturierungen in den Stadtteilen, wie sie beispielsweise durch den Ausbau der Betreuungsformen unter drei Jahren, dem Ausbau der Ganztagesbetreuung oder in Projektgebieten der „Sozialen Stadt“ angedacht sind genutzt, um die im Stadtteil vorhandenen Einrichtungen weiterzuentwickeln. Ein Teil der kleineren Einrichtungen mit bis zu zwei Gruppen werden, unter Beachtung der Nachfrage nach Betreuungsplätzen, der demographischen Entwicklung und der Haushaltslage, langfristig in größere Einrichtungen überführt, um Synergien zu nutzen, qualitative Weiterentwicklung zu ermöglichen und Familienangebote zu etablieren.

5.2

Prozessdarstellung

Die Entwicklung eines Kinder- und Familienzentrums ist systematisch angelegt und in unterschiedliche Phasen unterteilt. Phase

Aktion

Bemerkung

Ist-Analyse

Die gegenwärtigen Angebotsstrukturen sind ebenso zu erfassen wie die sozialen und demographischen Faktoren. Erst durch die Ist-Analyse kann eine bedarfsgerechte Angebotsstruktur geschaffen und Doppelstrukturen vermieden werden.

Konzeptionsentwicklung

Die Träger entwickeln die bestehende Konzeption der Kindertageseinrichtung weiter. In diesem Prozess werden auch die Ziele formuliert und das

Vorbereitung

Leitbild ggf. angepasst. Entwicklung des Maß-

Es werden konkrete Maßnahmen entwickelt, mit deren Hilfe eine beste-

nahmenprogramms

hende Kindertageseinrichtung zu einem Kinder- und Familienzentrum weiterentwickelt werden soll. Ein Zeitplan für die Umsetzung wird erarbeitet.

5

Phase

Aktion

Bemerkung

Einreichung des Antra-

Dem Antrag liegt ein Konzept incl. Finanzierungsübersicht und -bedarf

ges im Fachbereich

bei.

Bildung, Familie, Sport Prüfung durch Fachbe- Die im Fachbereich eingehenden Anträge werden nach folgenden Kritereich Bildung, Familie, Sport

rien geprüft: - Ausgangssituation (Einrichtungsgröße/-struktur/-potenzial) - Situation im Stadtteil - Konzept und Finanzierung Die in den Stadtbezirken zu errichtenden Kinder- und Familienzentren werden in unterschiedlicher Trägerschaft realisiert. Es wird eine Ausgewogenheit in der Trägerschaft der Kinder- und Familienzentren angestrebt.

Information an die

Die Trägervertreter der Steuerungsgruppe werden über die eingehenden

Steuerungsgruppe der

Anträge informiert.

Träger Erstellen einer Vorlage

Der Vorlage wird das Konzept des jeweiligen Trägers beigelegt. Die Höhe

im Fachbereich Bil-

der Mittel, welche vom Fond benötigt werden, sind benannt.

Prüfung und Entscheidung

dung, Familie, Sport

Phase

Entscheidung durch den Ausschuss für Bildung, Sport und Soziales (BSS) Information an den

Der Träger wird zeitnah über das Ergebnis des BSS informiert. Ihm wird

Träger durch Fachbe-

die Höhe des für ihn bereitgestellten Fondbetrages mitgeteilt.

reich Bildung, Familie, Sport Aktion

Bemerkung

Umsetzung durch den

Umsetzung auf Basis des Maßnahmenprogramms

Umsetzung

Träger Erstellen eines Pro-

Jährlich wird ein Projektbericht über die Projektdauer von drei Jahren

jektberichtes

erstellt.

Erstellen eines Ver-

Jährlich wird ein Verwendungsnachweis für die Projektgelder erstellt.

wendungsnachweises Informationen an den

Der BSS wird über die Entwicklung der Kinder- und Familienzentren in-

BSS

formiert.

6

5.3

Berücksichtigung von Besonderheiten des Sozialraums

Wird ein Kinder- und Familienzentrum in einem Gebiet aufgebaut, wo viele Familien mit einem besonderen Unterstützungsbedarf leben, müssen andere Akzente gesetzt werden, wie in Wohngebieten, in denen bildungsnahe Familien mit hoher beruflicher Mobilität und hohem sozialen Status leben. In Stadtbezirken mit einem hohem Migrantenanteil, vielen verschiedenen Kulturen, einem hohen Anteil an arbeitslosen jungen Menschen, vielen Langzeitarbeitslosen, vielen ALG II Empfängern sind niederschwellige Angebote für Eltern und Kinder erforderlich. Neben Sprachkursen, interkulturellen Angeboten, Gesundheitsförderung, sind präventive Maßnahmen wie Selbsthilfekurse, Babykurse und Beratungsangebote erforderlich. In Stadtteilen, in denen viele Berufstätige leben, von denen eine hohe Flexibilität und Mobilität verlangt wird, sind flexible Betreuungsangebote und Kooperationen mit der Tagespflege eher notwendig, wie niederschwellige Angebot der Familienbildung. In Stadtbezirken mit einer guten sozialen Durchmischung, muss das Kinder- und Familienzentrum für die unterschiedlichen Bedürfnisse Angebote vorhalten, die niederschwellig und im Bereich der Betreuung durch hohe Flexibilität gekennzeichnet sind.

6.

Qualitätskriterien für ein Kinder- und Familienzentrum

6.1

Bedarfs- und nachfragegerechte Betreuungsangebote

Das Kinder- und Familienzentrum hält ein Betreuungsangebot für Kinder im Alter von 0-6 Jahren (bei Bedarf bis 10 Jahren) bereit und vermittelt Angebote der Kindertagespflege. Angebote der Kindertagespflege werden soweit möglich auch in das Kinder- und Familienzentrum integriert. Die Betreuungszeiten im Kinderund Familienzentrum sind am Bedarf der Familien orientiert und ermöglichen die Vereinbarkeit von Beruf und Familien durch Ganztages- und flexible Betreuungsangebote. Durch eine Betreuung der Kinder in altersgemischten Gruppen soll dem Lebensbezug stärker Rechnung getragen werden.

6.2

Bildungskonzept und Umsetzung des Orientierungsplans

Die Einrichtung verfügt über ein Bildungskonzept, welches sich an den Orientierungsplan anlehnt. Das Konzept beinhaltet eine Darstellung der in der Einrichtung vorhandenen Bildungs- und Förderangebote, berücksichtigt die Bildungsfelder des Orientierungsplans und unterschiedlichen Lernzugänge von Kinder, zeigt die angewandten Beobachtungs- und Dokumentationsverfahren auf und beinhaltet eine Darstellung des Raumbildungskonzeptes. Neben der Entwicklungsbeobachtung, welche mindestens einmal im Jahr durchgeführt wird, gehört die Bildungsbeobachtung zur pädagogischen Praxis. Es gibt Instrumente der Früherkennung und die Übergange zwischen Elternhaus-Kindertageseinrichtung, Kindertageseinrichtungen und Kindertageseinrichtung-Grundschule werden zielgerichtet auf Basis institutionsübergreifender Standards gestaltet.

7

6.3

Sprachförderkonzept und Sprachförderung

Das Kinder- und Familienzentrum verfügt über ein ganzheitliches Sprachförderkonzept, welches neben dem Sprachstandserhebungsverfahren und den Zielen, Maßnahmen aufzeigt, mit deren Hilfe alle sprachförderbedürftigen Kinder von Beginn an die notwendige Förderung erhalten. Die Förderung beruht auf einem individuellen Förderplan, in dessen Rahmen die Sprachkompetenz des Kindes in der deutschen Sprache erweitert wird. Die Muttersprache des Kindes und dessen kultureller Hintergrund werden beachtet, respektiert und im Förderkonzept berücksichtigt. Die Sprachförderung ist in den Alltag integriert und wird vom gesamten Team umgesetzt.

6.4

Elternarbeit und Familienbildung

Elternarbeit ist in den Kindertagesstätten bereits ein fester Bestandteil der Konzeptionen, wird aber sehr unterschiedlich gelebt. Familienbildung, wie sie in einem Kinder- und Familienzentrum vorhanden ist, unterscheidet sich von den Angeboten einer Kindertagesstätte durch den systematischen, regelmäßigen und verlässlichen Rahmen. Die rechtliche Grundlage der Elternarbeit und Familienbildung liefert §16 SGB VIII. §16 SGB VIII Allgemeine Förderung der Erziehung in der Familie (1) Müttern, Vätern, anderen Erziehungsberechtigten und jungen Menschen sollen Leistungen der allgemeinen Förderung der Erziehung in der Familie angeboten werden. Sie sollen dazu beitragen, dass Mütter, Väter und andere Erziehungsberechtigte ihre Erziehungsverantwortung besser wahrnehmen können. Sie sollen auch Wege aufzeigen, wie Konfliktsituationen in der Familie gewaltfrei gelöst werden können. (2) Leistungen zur Förderung der Erziehung in der Familie sind insbesondere 1. Angebote der Familienbildung, die auf Bedürfnisse und Interessen sowie auf Erfahrungen von Familien in unterschiedlichen Lebenslagen und Erziehungssituationen eingehen, die Familie zur Mitarbeit in Erziehungseinrichtungen und in Formen der Selbst- und Nachbarschaftshilfe besser befähigen sowie junge Menschen auf Ehe, Partnerschaft und das Zusammenleben mit Kindern vorbereiten, 2. Angebote der Beratung in allgemeinen Fragen der Erziehung und Entwicklung junger Menschen, 3. Angebote der Familienfreizeit und der Familienerholung, insbesondere in belastenden Familiensituationen, die bei Bedarf die erzieherische Betreuung der Kinder einschließen.

Daraus lassen sich drei zentrale Bereiche ableiten:

Familienbildung

Familienberatung

Familienfreizeit und -erholung

Im Kinder- und Familienzentrum werden Angebote der Familienbildung und -beratung zur Verfügung gestellt.

8

6.4.1

Elternarbeit in der Kindertagesstätte

Die Eltern werden als Erziehungspartner am Bildungsgeschehen in der Kindertagesstätte beteiligt, erhalten regelmäßig Rückmeldungen über die Entwicklung des Kindes und werden in ihren Belangen und Bedürfnissen ernst genommen. Gemeinsam entwickeln die Eltern und die pädagogischen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter Bildungs- und Entwicklungsziele für ihr Kind. Eltern werden in die Weiterentwicklung der Konzeption und des Angebotes einbezogen. Die Einrichtung verfügt über unterschiedliche Formen der Elternarbeit. Hierzu gehören: Elterngespräche, Elternbeteiligungen (z. B. Bildung eines Elternbeirats), Elternveranstaltungen und Eltern-KindVeranstaltungen (Feste und Feiern). Diese Angebote werden in der Regel durch die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Einrichtung und Eltern selbst organisiert. Die unterschiedlichen Formen der Elternarbeit unterstützen die Kontaktaufnahme der Eltern untereinander, fördern die Integration und Chancengleichheit und haben partizipativen Charakter.

6.4.2

Familienbildung als Angebotserweiterung

Familienbildung und -beratung zielt auf die Unterstützung von Familien durch Angebote, „...die zu einer erfolgreichen Familienerziehung beitragen, eine bedürfnisorientierte Gestaltung des Familienlebens erleichtern, ein möglichst problemloses Durchlaufen des Lebens- und Familienzyklus ermöglichen sowie zur Nutzung von Chancen für die gemeinsame positive Weiterentwicklung und ein partnerschaftliches Miteinander anhalten.“3 Angebote der Familienbildung in einem Kinder- und Familienzentrum weisen folgende Merkmale auf:

-

Die Angebote sind bedarfsgerecht,

-

niederschwellig

-

und präventiv.

Bedarfsgerechtigkeit Die Angebote sind zielgruppenorientiert und orientieren sich am sozialen Nahraum. Niederschwelligkeit leichte, unaufwändige und insbesondere nicht-diskriminierende Zugänge. Die Angebote weisen eine Gehstruktur auf und sind nutzer- und ressourcenorientiert. Präventiv Durch die Angebote der Familienbildung und -beratung werden negativen Entwicklungen vorgebeugt und Familien in ihren Kompetenzen gestärkt, um Lebenssituationen und Anforderungen der Gesellschaft und des Umfeldes bewältigen zu können.

3

Martin R. Textor, Familienbildung als Aufgabe der Jugendhilfe, http://www.sgbviii.de/S18.html, 10.04.2007, o. S.

9

6.4.3 

Angebote der Familienbildung und Familienberatung

Familienbildungsangebote umfassen beispielsweise:



Angebote der Gesundheitsvorsorge, -bildung und -förderung



Sprachkurse für Eltern in Anlehnung an die Themen der Kindertageseinrichtung



Eltern-Kind-Kurse/PEKIP (Prager-Eltern-Kind-Programm)/Babykurse



Elternabende mit pädagogischen, entwicklungspsychologischen Themen



Angebote der Geburtsvorbereitung und -nachbereitung.

Zu den Angeboten der Familienberatung gehören beispielsweise: 

Elternsprechstunde (mit Psychologe/in)



Beratungsangebote durch den ASD, Paar-, Familien-, Sucht-, Schuldnerberatung



soziale Beratung (insb. in sozialen Brennpunkten)

Eltern werden in ihrer Persönlichkeit gestärkt und es werden die Selbsthilfepotentiale der Eltern genutzt. Väter werden in Erziehungs- und Bildungsaufgaben eingeführt. Schwerpunkte der Angebote können auf der Informationsvermittlung, der Selbsterfahrung, dem Erwerb von Kenntnissen und Fertigkeiten oder aber im Trainieren der eigenen Problemlösefähigkeit liegen. Je nach Schwerpunkt werden unterschiedliche Methoden der Erwachsenenbildung angewandt. Zu den Methoden gehören Gesprächskreise, Vorträge mit Plenumsdiskussionen, Kurse und Seminare. Die Inhalte und Arbeitsweisen sind auf die jeweilige Zielgruppe abgestimmt. Durchgeführt werden die Angebote durch externe Kooperationspartner aus dem Stadtteil oder von Außerhalb. Vorhandene institutionelle Ressourcen der Familienbildungsstätten/VHS und Beratungseinrichtungen werden genutzt und deren Angebote zielgerichtet in das Kinder- und Familienzentrum integriert.

6.5

Verankerung im Sozialraum und Kooperation

Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des Kinder- und Familienzentrums nehmen regelmäßig an Stadtteilgremien teil und kooperieren mit benachbarten Institutionen innerhalb eines Stadtteils. Werden Leistungen innerhalb eines Kinder- und Familienzentrum von Kooperationspartnern in unterschiedlicher Trägerschaft durchgeführt, stellen Kooperationsvereinbarungen diese Zusammenarbeit auf eine verlässliche Basis und regeln die Qualitätserfordernisse, die rechtliche Beziehung sowie die Finanzierung. Im Bedarfsfall werden auch Kooperationen über den Sozialraum hinaus aufgebaut. Die Kooperation mit Trägern der Kinder- und Jugendhilfe, wie beispielsweise dem Allgemeinen sozialen Dienst sind ein fester konzeptioneller Bestandteil. Aber es können auch Kooperationen mit Beratungsinstitutionen wie der Schuldnerberatung, Erziehungsberatung, Schwangeren- und Konfliktberatung, Paarberatung, Familienberatung usw. geschlossen werden, wenn sich ein Bedarf bei den Eltern zeigt. Gleiches gilt für therapeutische Berufe, wie Logopäden, Ergotherapeuten usw. Eine Vernetzung mit Bildungseinrichtungen: VHS, Familienbildungsstätten, sowie auch mit Musik- und Kunstschule, Sportvereinen, Kirchen usw. kann ebenfalls erfolgen.

10

6.6

Ehrenamt

Im Kinder- und Familienzentrum wird das ehrenamtliche Engagement von Bürgern und Bürgerinnen oder Eltern gefördert. Dies beinhaltet zuvörderst das Engagement von Eltern, aber auch die Bereitschaft anderer Bürgerinnen und Bürger. Vorlesepatenschaften, wie sie derzeit in einigen Ludwigsburger Kindertagesstätten angeboten werden, oder das Jugendbegleiterprogramm, sind Beispiele für aktives bürgerschaftliches Engagement. Die Einführung und Begleitung ehrenamtlicher Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter sowie die Qualität der Angebote werden durch den Träger der Einrichtung sichergestellt.

6.7

Qualitäts- und Ergebnissicherung

Das Kinder- und Familienzentrum verfügt über eine schriftliche Konzeption und über ein Qualitätsmanagement. Der Träger des Kinder- und Familienzentrum stellt sicher, dass die Leistungsstandards evaluiert werden, ein Qualitätsaudit durchgeführt wird und Eltern regelmäßig zum Leistungsangebot und über ihrer Zufriedenheit befragt werden.

6.8

Interne Prozesssteuerung

Die Leiterin/der Leiter steuert den Entwicklungsprozess von der Kindertageseinrichtung zum Kinder- und Familienzentrum. Sie/Er sichert die Qualität und die Weiterentwicklung des Kinder- und Familienzentrum, übernimmt die Steuerung und Koordination der niederschwelliger Angebote, stellt deren bedarfsgerechten Ausbau sicher, baut das Netzwerk im Sozialraum mit auf, übernimmt verstärkt Öffentlichkeitsarbeit und stellt Ergebnisse des Prozesses anderen Einrichtungen als Multiplikator/in zur Verfügung. Hierfür kommen qualifizierte Erzieherinnen und Erzieher mit Leitungserfahrung, Diplom Sozialpädagoginnen und Sozialpädagogen oder vergleichbare Qualifikationen in Frage. Hilfreich sind Kenntnisse oder eine Ausbildung im Case-Management bzw. systemischer Familientherapie.

7.

Unterstützungssystem für Kinder- und Familienzentren

7.1

Allgemeines Unterstützungssystem

Das Personal wird bedarfsgerecht und zielgerichtet durch Fortbildungen, Supervision, Coaching und kollegiale Beratung unterstützt. In der Aufbau- und Entwicklungsphase finden gemeinsame Fortbildungen statt. Darüber hinaus werden Arbeitsgruppen auf Stadtebene eingerichtet. Die Zusammenarbeit mit verschiedenen komplementären Diensten bieten weitere Unterstützungsmaßnahmen.

7.2

Unterstützung für Einrichtungen in Stadtbezirken mit besonderen Problemlagen

Einrichtungen in Stadtbezirken mit besonderen Problemlagen können sich für das Projekt Kinder und Familienbildung (KiFa) bewerben. KiFa stellt ein Konzept bereit, mit Hilfe dessen Angebote der Elternbildung, Sprachförderung, Öffnung zum Gemeinwesen, Qualifizierung von Fachkräften und Multiplikatoren bedarfsorientiert und ganzheitlich verknüpft werden.

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Das KiFa-Programm beinhaltet drei Module: 

Qualifizierung der pädagogischen Fachkräfte der Kitas.



Elternbildung, Bürgerschaftliches Engagement, Aufbau von aktiven Elternnetzwerken, Empowerment. Bei Bedarf: Durchführung von muttersprachlichen Elternkursen und Qualifizierung von Mentorinnen.



Vernetzung, Kooperation, Öffnung zum Gemeinwesen - Stadtteilkonzepte

Professionelle Materialien für die Elternbildung/Elternaktivierung werden zur Verfügung gestellt und die Praxisbegleitung der Teams ist in den ersten 3 Jahren über Projektmittel sichergestellt.

8.

Finanzierung in der Projektphase

Die Finanzierung der Kinder- und Familienzentren erfolgt im Wesentlichen auf der Basis der geltenden Kindergartenfinanzierung und orientiert sich an der Angebots- bzw. Gruppenstruktur der Einrichtung. Auf dieser Basis erfolgt eine teilweise Freistellung der Leitungskräfte je nach Umfang und Erfordernis der Einrichtung. Darüber hinaus werden aus dem Fonds Bildung, Jugend, Zukunft für den Aufbau der Kinder- und Familienzentren für einen Zeitraum von drei Jahren Projektmittel von bis zu maximal 2500 € pro Jahr und Gruppe zur Verfügung gestellt. Die Träger stellen die Finanzierung des Angebotes langfristig sicher, indem sie erforderliche Mittel aus dem eigenen Haushalt bereitstellen oder ein alternatives Finanzierungskonzept entwickeln.

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