Konstruktion des Nerds

DIPLOMARBEIT Titel der Diplomarbeit Konstruktion des Nerds am Beispiel der Serie „The Big Bang Theory“ Verfasserin Angelika Paier angestrebter aka...
Author: Julius Holzmann
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DIPLOMARBEIT

Titel der Diplomarbeit

Konstruktion des Nerds am Beispiel der Serie „The Big Bang Theory“

Verfasserin Angelika Paier

angestrebter akademischer Grad Magistra der Philosophie (Mag. phil.)

Wien, 2014

Studienkennzahl lt. Studienblatt: A 317 Studienrichtung lt. Studienblatt: Diplomstudium Theater-, Film- und Medienwissenschaft Betreuer: Univ.-Prof. Dr. Christian Schulte

Eidesstattliche Erklärung

Ich erkläre hiermit an Eides Statt, dass ich die vorliegende Arbeit selbständig und ohne Benutzung anderer als der angegebenen Hilfsmittel angefertigt habe. Die aus fremden Quellen direkt oder indirekt übernommenen Gedanken sind als solche kenntlich gemacht. Die Arbeit wurde bisher in gleicher oder ähnlicher Form keiner anderen Prüfungsbehörde vorgelegt und auch noch nicht veröffentlicht.

Wien, am 2014

(Angelika Paier)

Inhaltsverzeichnis

1

2

Einleitung

5

Begriffe

7

1.1

„Nerd“

1.2

Geek und Freak

25

1.2.1

„Geek“

25

1.2.2

„Freak“

27

1.3

Begriffsverwendungen

28

1.4

Otakismus

29

Mediale Geschichte der „Nerds“

33

Die ersten Filme mit „Nerds“

33

2.1.1

„Weird Science“ (1985)

33

2.1.2

„Revenge of the Nerds“ (1984)

37

2.1.3

Ergebnisse

42

Nerd Vorbilder

43

2.1

2.2

2.2.1

Der „Nerd“ hinter dem Helden

43

2.2.2

Der „Nerd“ als Sympathieträger

47

2.2.3

Der „Nerd“ als zerstreuter Wissenschaftler

51

2.2.4

„Nerds“ als Helden

53

2.2.5

„Nerds“ im Drama

54

2.2.6

„Nerds“ in Serien

56

Darstellung der „Nerds“

58

Popularisierung der Wissenschaft

59

2.3 3

7

3.1

Darstellung von Wissenschaftlern und Wissenschaftlerinnen

60

3.1.1

„mad scientist“

60

3.1.2

Entfernung vom "mad scientist" hin zur "school of Indiana Jones"

63

3.2

Wechselwirkungen zwischen Realität und Fiktion

66

3.2.1

Direkter Einfluss der Realität

66

3.2.2

Indirekter Einfluss der Realität

67

3.3

Die Veränderung in der Gesellschaft durch Stephen Hawking

68

3.4

Siegeszug der Popularisierung der Wissenschaft

70

3.4.1

Dr. House als Wissenschaftler

71

3.4.2 4

Bones und die Wissenschaftler

Analyse der Serie „The Big Bang Theory“

72 75

4.1

Daten

75

4.2

Handlung und Thema

78

4.3

Darstellung von Wissenschaft und Universität

82

4.4

Figuren

85

4.4.1

Dr. Dr. Sheldon Lee Cooper

85

4.4.2

Dr. Leonard Leaky Hofstadter

98

4.4.3

Penny

105

4.4.4

Howard Joel Wolowitz

107

4.4.5

Rajesh Koothrapali

111

4.5

Beziehungen

114

4.5.1

Nerds untereinander

114

4.5.2

Nerds unter anderen

116

5

Schlussfolgerungen

119

6

Bibliographie

121

7

6.1

Literatur

121

6.2

Filme und Serien

122

6.3

Abbildungsverzeichnis

123

Anhang

124

A

Analysebogen für die Serie „The Big Bang Theory“

124

B

Episodenliste von „The Big Bang Theory”

126

Lebenslauf

131

Zusammenfassung

132

Abstract

133

5

Einleitung Die Serie „The Big Bang Theory“ zeigt „Nerds“ und Wissenschaftler sowie Wissenschaftlerinnen zugleich in einer Sit Com. Dabei wird deutlich, dass der „Nerd“ durch die Darstellung zu erkennen ist. Trotzdem ist nicht zu erfassen, wer oder was ein „Nerd“ tatsächlich ist. Die Serie „The Big Bang Theory“ ist ein gutes Beispiel um die Darstellung der "Nerds" zu analysieren, da sie scheinbar alles bisher Gesehene in einem vereint. Die Frage ist, was in der Serie direkt zur Figur des „Nerds“ gehört. Können alle gezeigten Aspekte auf eine Definition des „Nerds“ zurückgeführt werden? Des Weiteren ist die Darstellung der Wissenschaftler und Wissenschaftlerinnen in "The Big Bang Theory" außergewöhnlich. Die Serie zeigt eine große Wandlung in der Darstellung der Wissenschaftler und Wissenschaftlerinnen, weg vom „mad scientist“ hinein in eine Sit Com. Dieser Werdegang zeigt eine Popularisierung der Wissenschaft, die es genauer zu betrachten gilt. Zeigt die neue Darstellung von Wissenschaftlern und Wissenschaftlerinnen innerhalb einer Sit Com eine Veränderung im Bild vom Wissenschaftler? Das Interesse gilt hier der Entwicklung in der Darstellung des Wissenschaftlers und der Wissenschaftlerin und welche Faktoren diese Entwicklung bedingt haben. Das geringe Wissen über die Definition eines „Nerds“ sowie die scheinbar außergewöhnliche Darstellung von Wissenschaftlern und Wissenschaftlerinnen in der Serie „The Big Bang Theory“, waren der Anstoß zu dieser Arbeit. Von Interesse ist ebenfalls, wie sich der „Nerd“ und der Wissenschaftler bzw. die Wissenschaftlerin verbinden lassen. In welchen Bereichen gibt es Schnittstellen und wie ähnlich ist die Darstellung der beiden Figuren? Über Wissenschaft, Wissenschaftler und Wissenschaftlerinnen im Film gibt es eine Reihe von Literatur. Dagegen ist die Figur des „Nerds“ kaum zu finden. Für die Darstellung der Wissenschaftler und Wissenschaftlerinnen soll in dieser Arbeit die Lücke zum „Nerd“ geschlossen werden. Diese Arbeit soll den "Nerd" als Figur abgrenzen und die Darstellungsweise aufzeigen, um ihn in Folge in Filmen und Serien erkennbar zu machen.

6 In dieser Arbeit wird eine Literaturrecherche eingesetzt, um die Definition eines „Nerds“ und die Abgrenzung zu ähnlichen Begriffen zu geben. Um die Darstellungsweisen besser einschätzen zu können, wird anhand einiger Beispiele eine Analyse durchgeführt. Die Analyse soll zeigen, wie die Definition des „Nerds“ umgesetzt wird. Außerdem wird davon ausgegangen, dass die Figur des „Nerds“ mit dem Beginn der Serie „The Big Bang Theory“ bekannt ist. Deshalb wird versucht in verschiedenen Genres „Nerds“ in Filmen zu finden. Auch bisherige Darstellungen in Serien sind dabei relevant. Des Weiteren soll eine Literaturrecherche zeigen, wie sich die Darstellung von Wissenschaftlern und Wissenschaftlerinnen entwickelt hat. Es soll der Weg hin zum Wissenschaftler und zur Wissenschaftlerin in einer Sit Com erkenntlich werden. Was hat sich geändert und welche Bedingungen haben zu dieser Veränderung geführt? Zum Abschluss soll eine Analyse der Serie „The Big Bang Theory“ zeigen, wie die „Nerds“ über die Definition und vorangegangenen Darstellungen konstruiert wurden und welchen Anteil der Wissenschaftler und die Wissenschaftlerin in der Konstruktion des Bildes haben.

7

1

Begriffe

Um den Begriff „Nerd“ erfassen zu können, müssen folgende Punkte geklärt werden. Zuerst werden die Herkunft des Begriffes und seine ursprüngliche Bedeutung näher untersucht. Neben „Nerd“ gibt es weitere Begriffe, die sich in ihrer Bedeutung stark an den „Nerd“ anlehnen. Was ist ein „Geek“ und wer ein „Freak“? Entscheidend ist dabei, ob diese Begriffe voneinander abgegrenzt werden können und in welchen Aspekten sie Überschneidungen aufweisen. Außerdem stellt sich die Frage, ob ein synonymer Begriff für „Nerd“ in nicht-westlichen Kulturen existiert. Dazu wird der Begriff „Otaku“ untersucht.

Es handelt sich um ein Netzwerk an Begriffen, die im alltäglichen Sprachgebrauch schwer zu unterscheiden sind. 1.1 „Nerd“ Der Begriff „nerd“ ist ein amerikanischer Slangausdruck, der in der Alltags- und Umgangssprache verwendet wird. Das Oxford Dictionary of Modern Slang nennt keine direkte Herkunft des Begriffs, spricht aber von einer Abwandlung des Wortes „turd“1. „Turd“ ist wiederum ein Slangausdruck für „a piece of excrement“2, meint aber umgangssprachlich auch „A contemptible person“3, eine verachtenswerte Person. Es wird von einer Umwandlung von „turd“ auf „nurd“ und anschließend auf das heutige „nerd“ ausgegangen.4 Die Bezeichnung „nerd“ besitzt nach dieser Herleitung eine starke Abwertung. Daher überrascht die erste Erklärung für „nerd“ in diesem Wörterbuch nicht: „A foolish, feeble, or uninteresting person“5. Wie sich zeigen wird, ist diese Definition eines „nerds“ überholt. Deshalb hat auch das Oxford Dictionary bereits eine zweite Erklärung für den Begriff verzeichnet, der eine veränderte Bedeutung nahelegt. „Nerd“ wird verwendet um folgendes auszusagen: „a studious but socially inept person“6. Nerd bezeichnet demzufolge eine Person, die intelligent ist, jedoch keine soziale Kompetenz aufweist. Intelligenz wird in diesem Fall darauf bezogen, dass ein „nerd“ wissbegierig ist 1

Ayto/Simpson. The Oxford Dictionary of Modern Slang. S 149. ebd., S 271. 3 ebd. 4 vgl. ebd., S 149. 5 ebd. 6 ebd. 2

8 und nicht von sich aus intelligent. Das bedeutet weiter, dass der „nerd“ sich mit einer Sache oder einem Gegenstand intensiv beschäftigt. Begriffe wie „lernbegierig“ und „fleißig“ zeigt eine Verbindung mit der Schule. Was den „nerd“ hervorhebt ist ,dass er sich außerhalb der Schule weiterbildet und nicht nur für die Schule lernt. Das Ansammeln von Wissen hat Vorrang gegenüber sozialen Beziehungen. Im Weiteren bedeutet das, dass sich ein „nerd“ zuhause mit Lernen beschäftigt, anstatt sich mit Freunden zu treffen. Das Erlangen von Wissen und Bildung hat für ihn eine höhere Wertigkeit, als das Aufbauen von sozialen Beziehungen. Daraus folgt eine enge Verbindung von Intelligenz und sozialer Inkompetenz mit der Bezeichnung „nerd“. Der „nerd“-Begriff entstammt dem amerikanischen Sprachraum. Vorallem durch Filme (Hollywood) und Serien werden Begriffe aus dem amerikanischen Sprachgebrauch in Europa bekannt. Durch diese Serien und Filme bekommen Europäer einen Einblick in die amerikanische Kultur. „Eindeutschen“ von Wörtern aus dem Englischen basiert auf der Annahme, dass für viele Begriffe keine eindeutigen Übersetzungen möglich sind. Warum „nerd“ verwenden und kein entsprechendes deutsches Wort? Die Übersetzung für den Begriff „nerd“ ist problematisch. Im Pons Wörterbuch befinden sich diverse Begriffe als Übersetzung für „nerd“: „Depp“, „Streber“7. Während „Streber“ in Verbindung mit der oben genannten Definition zutreffend erscheint, gibt es jedoch im Englischen entsprechende Begriffe dafür. Die Übersetzung „Idiot“ leitet sich von der ersten Bedeutung des Wortes her. Bei der Bezeichnung als „Streber“ fehlt der Aspekt der beschränkten sozialen Fähigkeiten. In der Verwendung von „Streber“ als Übersetzung von „nerd“ würde somit eine Mitbedeutung des „nerd“-Begriffs verloren gehen. Das Problem der Übersetzung zeigt sich ebenfalls bei Filmtiteln. Ein Film der „Nerds“ als Hauptthema hat, ist „Revenge of the Nerds“ (1984). Der deutsche Titel des Films lautet „Die Rache der Eierköpfe“. Hier zeigt sich das Problem der Übersetzung, denn in diesem Film geht es um die Zuschreibungen zum Begriff „nerd“ und das Wehren gegen die frühere Verwendung des Begriffs. Durch die Übersetzung als „Eierköpfe“ geht der Kampf um die Begriffsbedeutung des „nerds“ verloren.

7

http://de.pons.eu/dict/search/results/?q=nerd&l=deen&in=&lf=en

9

Inzwischen ist der Begriff im deutschen Sprachgebrauch. Die Bedeutung aus dem Amerikanischen wurde beibehalten. Vor allem die Unfähigkeit einen deutschen Begriff für das Nerdtum zu finden und die Tendenz englische Wörter zu übernehmen, führten zu diesem „Erfolg“. Stereotyp „Nerd“ Der „Nerd“ ist nicht nur ein kulturelles Phänomen, er ist auch ein Stereotyp. Die Frage ist, was dem „Nerd“ zugeschrieben wird. Im Soziologie-Lexikon herausgegeben von Gerd Reinhold wird Stereotyp folgendermaßen erklärt: „[…]in der Psychologie Bezeichnung eines Denkens und Verhaltens nach feststehenden Orientierungen, die häufig zu Vorurteilen, Starrheit und Vereinfachung bei der Beurteilung von Personen oder Sachen führen [...]. Die Bildung von Stereotypen ist in gewissem Umfang für jeden Menschen zur Erleichterung der Orientierung notwendig und Teil des sozialen Lebens.“ 8

Stereotypisierungen werden täglich eingesetzt und bewerten andere Menschen aufgrund eines simplifizierten Bildes. Im Fall des „Nerd“ fällt die Beurteilung, wie oben bereits erwähnt, negativ aus. Trotzdem bleibt zu bedenken, dass Stereotype notwendig sind. Der Kinderpsychologe David Anderegg beschreibt den Vorgang der Stereotypisierung folgendermaßen: „Stereotyping is a universal feature of human information-processing […].“9 Mit geringen Informationen kann eine schnelle Beurteilung von Personen oder Sachen entstehen. Die Informationsbeschaffung geschieht über die Wahrnehmung. Trotzdem scheint die Stereotypisierung sehr paradox. Wie Anderegg weiter schreibt, „[…]stereotypes mostly defy logic and reality.“10. Das bedeutet, diese Beobachtungen lassen sich bei einer genaueren, wissenschaftlichen Beobachtung nicht begründen. Anderegg beschreibt diese Tatsache mit einer Metapher: „In a sense, nerd/geek stereotypes are as ‚real’ as the emperor’s clothes […].“11 Da es sich beim Stereotyp „Nerd“ um keine beobachtbare Tatsache handelt, stellt sich die Frage, wie der Stereotyp fassbar wird. Wie wird der „Nerd“ analysierbar, ohne eine Definition des tatsächlichen „Nerd“? Der Stereotyp lebt von Zuschreibungen, die einem

8

Reinhold, Gerd. Soziologie-Lexikon. S 587. Anderegg, David. Nerds. S 6. 10 ebd., S 27. 11 ebd., S 85. 9

10 „bestimmten Typ Mensch“ angedacht werden. Daher werden im weiteren Verlauf getroffene Zuschreibungen gesammeln und dadurch der „stereotype Nerd“ konstruiert. Autoren, die über den „Nerd“ schreiben, gehen unterschiedlich an diesen Stereotyp heran. Der Kinderpsychologe David Anderegg beschreibt ihn in seinem Buch „Nerds. Who they are and why we need more of them“ aufgrund seiner Beobachtungen von Kindern und deren Eltern. Der Journalist und Autor Benjamin Nugent dagegen, schreibt über sein eigenes Leben als „Nerd“ und die Beobachtung seiner Freunde. Es handelt sich um eine Mischung aus Fremd- und Selbstzuschreibungen. Dadurch offenbaren diese Autoren, verschiedene Sichtweisen auf den „Nerd“. Deshalb ist es notwendig, ein Schema zur Einteilung dieser Zuschreibungen zu entwerfen. Nach Benjamin Nugent, werden zwei Typen von „Nerds“ unterschieden: Den ersten Typ nennt Nugent „machinelike“12. Zusammengefasst interessieren sich „Nerds“ vom Typ 1 leidenschaftlich für etwas, dass keine emotionale oder körperliche Konfrontation notwendig macht. In Nugents Auffassung kommunizieren diese „Nerds“ logisch und rational in „written standard english“. Weiteres ist noch zu erwähnen, dass dieser Typ „Nerd“ männlich ist.13 Der zweite Typ weist weniger Zuschreibungen auf. Nugent schreibt dazu: „This is a nerd who is a nerd by sheer force of social exclusion.“14. Typ 2 besteht im negativen Gebrauch des Wortes „Nerd”, als Abwertung oder Beleidigung. Der soziale Ausschluss kann auf Eigenschaften basieren, die der „Nerd“ Typ 1 aufweist. Bei Gesprächen, die David Anderegg mit Kindern führt, wird der „Nerd“ vom Typ 2 angeführt. Er unterscheidet ihn jedoch nicht vom oben genannten Typ 1. Trotzdem zeigen auch seine Beobachtungen, dass diese Unterscheidung legitim ist. „It is, of course, a painful moment in the life of all kids when they hear the term [Nerd, Anmerkung der Autorin] applied to themselves and realize that it fits. But it is also painful for kids whom the term does not fit; […].”15

Wie kann ein Kind feststellen, dass die Bezeichnung “Nerd” zutreffend ist? Was findet der junge „Nerd“ heraus, dass er sich zu dieser Gruppe zählt? Dazu muss klar sein, was ein 12

Nugent, Benjamin. American Nerd. S 6. vgl. ebd. 14 ebd. 15 Anderegg, David. Nerds. S 8. 13

11 „Nerd“ ist, aber diese Menschen sind, wie Max de Bruijn schreibt, „[…] eher ein zusammengewürfelter Haufen als eine homogene Gruppe.“16 Neben der oben genannten Einteilung in zwei Typen, gibt es weitere Möglichkeiten „Nerds“ zu unterteilen, wie Max de Bruijn es zum Beispiel tut. Er spricht von einem „Computer-Nerd“ oder auch vom „Naturwissenschafts-Nerd“. Diese Unterteilungen der „Nerds“, basieren auf dem Hauptinteresse. Das gibt jedoch ein simplifiziertes Bild vom „Nerd“ wider und lässt viele Aspekte des Nerdtums aus, was Max de Bruijn in seinen Ausführungen eingesteht: „Nerds sind die vielseitigsten Menschen der Welt!“17. In einem Aspekt scheinen sich die Autoren einig, der Begriff „Nerd“ ist schwer zu fassen. Benjamin Nugent schreibt treffend dazu: „You know it when you see it.“18. Ein wichtiger Aspekt ist das Aussehen des „Nerds“, da der „Nerd“ laut diesen Aussagen auf einen Blick erkennbar ist. Daraus ergeben sich Zuschreibungen zur Kleidung der „Nerds“.

Kleidung Das Schuhwerk findet nur bei Max de Bruijn Erwähnung. Er schreibt, „Nerds“ tragen Gesundheitsschuhe, weiße Turnschuhe oder Birkenstock-Sandalen19. Es handelt sich hierbei um praktische, bequeme oder gesundheitlich notwendige Schuhe. Außerdem gibt er an, „Nerds“ tragen „Sandalen zum Anzug“20. In dem Sinne praktisch oder bequem, jedoch ein modischer Fauxpas. Nur David Anderegg erwähnt in seinem Buch auch die Socken der „Nerds“ als simple weiße Socken.21 Mehr Nennungen hingegen gibt es bei der Hose des „Nerds“. Max Goldt spricht von „[…] Hosen mit Gürtelschlaufen, aber ohne Gürtel […]“22 und Max de Bruijn nennt Hochwasserhosen23 als typische Nerdbekleidung. Benjamin Nugent beschreibt eine Bügelfaltenhose, die die Oberschenkel zeigen24.

16

Bruijn, Max de. Wie werde ich Bill Gates?. S 13. ebd., S 85. 18 Nugent, Benjamin. American Nerd. S 11. 19 vgl. Bruijn, Max de. Wie werde ich Bill Gates?. S 28. 20 ebd., S 29. 21 vgl. Anderegg, David. Nerds. S 191. 22 Goldt, Max. Ein gutes und ein schlechtes neues Wort für Männer. S 84. 23 vgl. Bruijn, Max de. Wie werde ich Bill Gates?. S 28. 24 vgl. Nugent, Benjamin. American Nerd. S 11. 17

12 Als Unterwäsche für „Nerds“ gibt Bruijn „weiße Feinrippunterhosen mit Eingriff – Modell Liebestöter“25 an. Damit weist er nicht nur auf ein fehlendes Trendbewusstsein hin, sondern auch auf eine Unfähigkeit in Bezug auf Frauen und Beziehungen. Bei der Oberbekleidung geht es nicht nur um die Art der Kleidung, die jedoch vorrangig ein Hemd darstellt. Max Goldt spricht von „blauen Oberhemden“26, Bruijn geht mehr ins Detail und schreibt das Hemd des „Nerds“ ist „[…] bis ganz oben (und manchmal schief) zugeknöpft […].“27. Erwähnung findet bei ihm auch der „pocket protector“, den er den amerikanischen „Nerds“ zuschreibt. Dieser „pocket protector“ soll das Hemd schützen, weil der „Nerd“ „so viele Stifte wie möglich in der Brusttasche“28 hat. Ebenfalls ein Element bei der Kleidung, das einen praktischen Nutzen aufweist. David Anderegg und Benjamin Nugent weisen darauf hin, dass dieses Zubehör der Vergangenheit angehört. „Pocket protectors, which are fading fast anyway, are a holdover from the days when dress shirts were expensive and pencil-wielding male professionals […] needed them to protect their investment in the shirts.”29

Obwohl die „pocket protectors“ der Vergangenheit angehören, werden sie den „Nerds“ zugeschrieben. Anderegg erzählt von einem Jugendlichen, der diese Zuschreibung selbst nicht erklären kann: „he admits that he has never seen a kid in his school wearing a pocket protector“30. Für Benjamin Nugent sind die “pocket protectors” durch die Geschichte der „Nerds“ mit ihnen verbunden. In seiner geschichtlichen Nachzeichnung der Begriffsherkunft findet sich der „pocket protector“ bei den Beschreibungen von „Nerd“Vorläufern.31 Laut seinen Forschungen kommt der Begriff „Nerd“ über „tool“ (Bezeichnung für jemanden mit „pocket protector“32) und „nurd“ zustande.33 Die Zuschreibung des „pocket protectors“ zum „Nerd“ ist bei Nugent aufgrund der geschichtlichen Herleitung mit dem „Nerd“ verbunden. Als weitere Oberbekleidung für den „Nerd“ ist der Pollunder zu erwähnen. Max de Bruijn schreibt diesen „[…] Pullover ohne Ärmel mit V-Ausschnitt.“34 jedoch dem „deutschen Geek“35 zu.36 Das wichtigste 25

Bruijn, Max de. Wie werde ich Bill Gates?. S 61. Goldt, Max. Ein gutes und ein schlechtes neues Wort für Männer. S 84. 27 Bruijn, Max de. Wie werde ich Bill Gates?.S 28. 28 ebd., S 28. 29 Anderegg, David. Nerds. S 91. 30 ebd., S 191. 31 vgl. Nugent, Benjamin. American Nerd. S 56ff. 32 vgl. ebd., S 57. 33 vgl. ebd., S 59f. 34 Bruijn, Max de. Wie werde ich Bill Gates?. S 28. 35 vgl. ebd. 26

13 Merkmal für den „Nerd“ stellt die Brille dar. Max Goldt erwähnt sie bei der Beschreibung von Bill Gates als Prototyp des „Nerds“37. Inzwischen hat es die „Nerdbrille“ zu solcher Bekanntheit geschafft, dass sie als Spaßartikel verkauft wird38. Diese „Deluxe NERD Glasses“ haben einen schwarzen, runden Rahmen und dicke Gläser39. Die „echten Nerdbrillen“ sehen laut Bruijn folgendermaßen aus: „[…] eine zu große Fassung aus Metall oder schwerem Material, wahlweise mit braunen Gläsern, die sich bei starkem Lichteinfall verdunkeln.“40. Vor allem die sich selbst verdunkelnden Gläser zeigen wieder ein praktisches Bild vom „Nerd“. Ähnlich beschreibt Benjamin Nugent die „Nerdbrille”: „[…] the indestructible-looking but nonetheless largely destroyed glasses, […].“41. Diese Unzerstörbarkeit erinnert an das von Bruijn ausgeführte Metall oder “schwere Material”. Dass der „Nerd“ eine kaputte Brille trägt, zeigt wieder ein Unbewusstsein für Mode oder eine Fokussierung auf die Funktion der Brille, die trotz beschädigtem Rahmen noch benutzbar ist. Bei David Anderegg wird die kaputte “Nerdbrille” zum Titel seines Kapitels über das Mode-Unbewusstsein von Nerds: „They’re not ugly, they just need a makeover OR why they think no one can see the tape on their glasses.“42. Diese Ausführungen zur typischen Kleidung von „Nerds“ führt zu zwei Erkenntnissen. Erstens zeigt es, dass der „Nerd“, wie Benjamin Nugent im Typ 1 bereits festgestellt hat, männlich ist. Zweitens trifft die Kleidung eine Aussage über den „Nerd“, die David Anderegg sehr treffend formuliert hat: „I care more about practicality than I do about fashion.“43 Die Zuschreibungen zeigen, dass der praktische Nutzen der Kleidung im Vordergrund steht.

Körperliche Merkmale Dass der „Nerd“ laut Benjamin Nugent auf einen Blick erkennbar ist, liegt nicht ausschließlich an der Kleidung. Diese Feststellung bezieht körperliche Merkmale mit ein. Wie bereits festgestellt, verfolgen „Nerds“ in Bezug auf die Kleidungswahl ein praktisches 36

Max de Bruijn trifft keine Differenzierung zwischen “Nerd” und “Geek”. Goldt, Max. Ein gutes und ein schlechtes neues Wort für Männer. S 84. 38 vgl. Anderegg, David. Nerds. S 15f. 39 vgl. ebd., S 16. 40 Bruijn, Max de. Wie werde ich Bill Gates?. S 39. 41 Nugent, Benjamin. American Nerd. S 11. 42 Anderegg, David. Nerds. S 167ff. 43 ebd., S 91. 37

14

Schema und halten sich nicht mit Modetrends auf. Dies übersetzt auf das Aussehen des „Nerds“, ergibt unterschiedliche Erkenntnisse. Im Gegensatz zur praktischen Kleidung, wird ihnen eine mangelnde Körperhygiene zugeschrieben. Max de Bruijn schreibt ihnen „fettige Haare, glänzende Stirn, braune Zähne, Schweißflecken und ein strenger Geruch.“ 44 zu. Max Goldts Beschreibung beinhaltet die Frisur, wobei er von einem unprofessionellen Haarschnitt spricht45. Zur mangelnden Hygiene fügt Goldt noch eine Hautkrankheit hinzu, den „Oberkörperpilz“46. Bei der Betrachtung des Körpers eines „Nerds“, darf die Aussage von Nugent nicht außer Acht gelassen werden: „Nerds“ meiden physische Konfrontationen. Dies zeigt sich bei sportlichen Tätigkeiten bzw. am Fehlen sportlicher Fähigkeiten. Max de Bruijn spricht dabei von einer „unterentwickelten Motorik“47 und „unbeherrschbaren Gliedern“48, die sich vor allem im Sportunterricht in der Schule bemerkbar machen. Wie Bruijn es ausdrückt: „Die Brillenschlange wird in Zukunft beim Wählen der Mannschaften immer als Letzter übrigbleiben.“49. Diese Inkompetenz wirkt sich demnach auf das Soziale aus. Benjamin Nugent spricht da weniger von der Unfähigkeit der „Nerds“, sondern von der mangelnden Körperbeherrschung als „lack of gracefulness“. Das bringt mehrere Aspekte zusammen. Einerseits den Körper des „Nerds“, der nicht trainiert ist, andererseits eine soziale Inkompetenz bzw. ein Mangel an Fähigkeiten um sich einer Gruppe einzufügen. Wie oben erwähnt, werden dem „Nerd“ unattraktive Attribute zugeschrieben, die sich mit den mangelnden sportlichen Aktivitäten treffen. Schweißflecken als Zeichen von Untrainiertheit zum Beispiel. David Anderegg gibt in diesem Sinne folgendes zu bedenken: „It is not raw good looks that make people attractive, although that helps, rather it is some undefined social factor, some combination of confidence, warmth, popularity, and social skill, that makes people go ga-ga over you.”50

Auf die soziale Kompetenz, die hier gleich zweifach angesprochen wird, werde ich später zurückkommen. Aber Anderegg zeigt auf, dass die Attraktivität, die dem „Nerd“ abgesprochen wird, nicht nur von der zugeschriebenen mangelnden Körperhygiene ausgehen kann. Doch was ist mit „some combination of confidence“ gemeint? Das würde 44

Bruijn, Max de. Wie werde ich Bill Gates?. S 28. Goldt, Max. Ein gutes und ein schlechtes neues Wort für Männer. S 84. 46 ebd., S 85. 47 Bruijn, Max de. Wie werde ich Bill Gates?. S 78. 48 ebd., S 93. 49 ebd. 50 Anderegg, David. Nerds. S 123. 45

15 bedeuten, der unattraktive „Nerd“ hat nicht nur Probleme mit seinem Aussehen, sondern auch mit dem Selbstvertrauen. Anderegg präzisiert seine Aussage wie folgt: „Attractive people appear to like themselves […].“51. Nicht nur Anderegg schreibt dem „Nerd“ ein mangelndes Selbstvertrauen zu, Benjamin Nugent weist ebenfalls darauf hin. Er spricht, nach Sherry Turkle, von dem „Selbsthass der Nerds“.52 Dieser Selbsthass hängt laut Turkle mit dem „Split between feeling and thinking“53 zusammen.54 Anderegg hat den gleichen Prozess auf eine andere Weise beschrieben. Er spricht vom „Man of Reflection“ und „Man of Action“.55 Der „Man of Reflection“ ist in diesem Sinne ein Denker, während der „Man of Action“ handelt. Das trifft einen weiteren Punkt von Sherry Turkle. Verbunden mit dem „feeling“, den Gefühlen, ist ebenfalls eine Spontanität, die Maschinen nicht haben können. Diese beiden Theorien zusammengefasst bedeuten, dass der „Man of Action“ spontan oder von Gefühlen geleitet, handelt, während der „Man of Reflection“ sein handeln durchdenkt und plant. Hier ist zu erkennen, dass der „Man of Reflection“ der Maschine nahe steht. Einer Maschine ist es (noch) nicht möglich spontan zu handeln, alle Handlungen können ausschließlich aufgrund von Daten und Berechnungen vollzogen werden. Diese Erkenntnis weist zurück auf den Anfang des Kapitels, wo mit Benjamin Nugent festgestellt wurde, dass der „Nerd“ vom Typ 1 „machinelike“ ist. Diese Zuschreibung zum „Nerd“ als maschinenartig sagt aus, dass der „Nerd“ seine Handlungen zuvor durchdenkt und plant und nicht spontan oder gefühlsbetont handelt. Benjamin Nugent spricht nicht nur die Rationalität im Denken an, sondern auch die Spontanität: „The pathos of being a nerd is to feel that because you are comfortable with rational thought, you are cut off from the experience of spontaneous feelings, of romance, of non rational connection to other people.”56

Diese Feststellung führt zu einer weiteren Zuschreibung, der Denk- oder (wie gerade angeführt) Handlungsweise von „Nerds“.

51

Anderegg, David. Nerds. S 123. vgl. Nugent, Benjamin. American Nerd. S 49ff. 53 ebd., S 49. 54 Zuvor hat sich der Mensch darüber definiert, inwiefern er sich vom Tier unterscheidet. Mit den neuen Technologien wird es entscheidend, den Menschen von der Maschine abzugrenzen. Während der Mensch sich vom Tier durch seine Rationalität abgrenzt, muss er sich jetzt von der rationalen Maschine durch Gefühle unterscheiden. 55 vgl. Anderegg, David. Nerds. S 79ff. 56 Nugent, Benjamin. American Nerd. S 54. 52

16

Denk- und Hanldungsweise Ausschlaggebend für die Denkweise von „Nerds“, ist die Zuschreibung als rationale Denker. Max de Bruijn führt jedoch noch einen weiteren Punkt an, wenn er schreibt: „Ihre totale Konzentration und ihr ausgeprägtes Talent für abstraktes Denken versetzen sie in die Lage, […] in einer virtuellen Welt von Codes und Gehirnbits zu leben.“57. Somit denken „Nerds“ nicht nur rational, sondern auch abstrakt. Wichtig dabei ist die Verbindung mit Codes, die Bruijn bereits herstellt. Hier findet sich die Verbindung zum „Computer-Nerd“, wie er bei Bruijn heißt. Abstraktes Denken und denken im Bereich von Codes sind eine Voraussetzung für die Arbeit am und mit dem Computer bzw. das Schreiben von Computerprogrammen. Bruijn erwähnt den „Computer-Nerd“ in Hinblick darauf, dass er beim Lösen von Problemen mit dem Computer geholt wird.58 Diese Verbindung wird deutlich, wenn er später schreibt, dass ein „Nerd“ viel Zeit in das „Lösen abstrakter Probleme“59 investiert. Begründet wird der „Computer-Nerd“ somit nicht nur durch sein rationales, sondern auch durch sein abstraktes Denken. Verbunden wird diese Fähigkeit mit einer hohen Konzentrationsfähigkeit. David Anderegg nennt diesen Aspekt in seinem Buch „a passion for precision“60. In diesem Fall sind „Nerds“ gut in Mathematik, weil sie eine Leidenschaft für Präzision aufweisen.61 Anderegg geht jedoch nicht darauf ein, inwiefern diese Leidenschaft mit einem rationalen oder abstrakten Denken zusammenhängt. Für ihn steht im Vordergrund, dass es Menschen gibt, die sich gerne mit Berechnungen beschäftigen, und nicht, dass durch Fähigkeiten eine Leidenschaft entstehen könnte. Trotzdem fasst Benjamin Nugent diese Leidenschaft ähnlich. Er spricht dabei jedoch von einer Affinität zu Codes, Zahlen und Regeln. Nugent führt die Affinität nicht auf rationales oder abstraktes Denken zurück (auch wenn die Verbindung vorhanden ist), sondern eher auf die, bei Typ 1 erwähnte Vermeidung von emotionaler und körperlicher Konfrontation.

Ein weiterer Aspekt, der sich aus der zugeschriebenen rationalen Denkweise ergibt: „As Kristen Haring puts it in her history of the subculture, ‚Preverence for code over spoken communication reflected a desire to rationalize language’.” 62 57

Bruijn, Max de. Wie werde ich Bill Gates?. S 11. vgl. ebd., S 10. 59 Bruijn, Max de. Wie werde ich Bill Gates?. S 35. 60 Anderegg, David. Nerds. S 157. 61 vgl. ebd., S 157ff. 62 Nugent, Benjamin. American Nerds. S 43. 58

17 Die Affinität zu Codes zeigt sich auch in der Kommunikation von „Nerds“. Bei der Definition vom Typ 1 „Nerd“ hat Nugent festgestellt, dass der Nerd immer in „standard written English“ spricht. Genauer zur Kommunikation des “Nerds” schreibt Nugent: „The speech that we associate with nerds – formal, unambiguous, cleaving to the grammar of what’s ofen called Standard English – involves what the linguist Mary Bucholtz calls ‚hyperwhiteness’.“63

Bei der „hyperwhiteness“ geht es um eine korrekte Aussprache und das Fehlen von SlangAusdrücken.64 Die Aussprache bei „Nerds“ ist, wie der Inhalt, einheitlich und klar. Außerdem schreibt Nugent ihnen zu, dass sie eine „language of scientific detachment“ verwenden und sich auf Allgemein gültiges beziehen.65 David Anderegg nennt den „Nerd“ in diesem Zusammenhang „Man of Facts“66. Max de Bruijn spricht von einem Interesse an unwichtigen Details.67 Die Wichtigkeit von bestimmten Fakten und Details liegt in der Perspektive des Beurteilenden. David Anderegg spricht deshalb von „arcane knowledge“68, welches Wissen in Bereichen betrifft, die nicht populär sind. Dieses Detailwissen lässt sich mit der „passion for precision“ zusammenführen. So erschließen sich „Nerds“ das Wissen aufgrund der Begeisterung für genaue Details. Benjamin Nugent führt diese Begeisterung und Rationalität zusammen und weiter zu einem Problem für die „Nerds“: „The desire for rule-bound, rational communication is the desire that bonds so many groups we intuitively think of as nerdy: D&D players, computer programmers, ham-radio hobbyists, sci-fi fans. And it links them all to people on the autism spectrum.” 69

Genau diese Rationalität, die den „Nerds“ zugeschrieben wird, wie auch die intensive Konzentration auf eine Sache, zeigen Parallelen mit autistischen Menschen auf. Genauer sprechen David Anderegg und Benjamin Nugent vom „Asperger Syndrom“. Benannt wurde es nach dem österreichischen Kinderarzt Hans Asperger. Was ist das AspergerSyndrom? David Anderegg fasst die Abhandlung von Hans Asperger aus dem Jahr 1944 folgendermaßen zusammen: Menschen mit dem Asperger-Syndrom

63

Nugent, Benjamin. American Nerds. S 91. vgl. ebd., S 91f. 65 vgl. ebd., S17. 66 vgl. Anderegg, David. Nerds. S 215f. 67 vgl. Bruijn, Max de. Wie werde ich Bill Gates?. S 55f. 68 Anderegg, David. Nerds. S 144ff. 69 Nugent, Benjamin. American Nerds. S 142. 64

18 „had impairments in social skills and some of the signature behaviors of autistic patients, like spinning in circles, arm-flapping, and other self-stimulating behaviors. But unlike classic autistic children, Asperger’s patients had normal intelligence and language development.“70

Die Diagnosekriterien werden im “Diagnostic and Statistical Manual of Mental Disorders” festgehalten, das die “agreed-on and field-tested criteria”71 für alle Diagnosen über die geistige Gesundheit erfasst. Offizielle Kriterien72:      

„qualitative impairment in social interaction“ “a lack of spontaneous seeking to share enjoyment, interests, or achievements with other people” “restricted repetitive and stereotyped patterns of behaviour, interests, and activities” “clinically significant impairment in social, occupational, or other areas of functioning.” “no clinically significant general delay in language” “Criteria are not met for another specific Pervasive Developmental Disorder or Schizophrenia.”

Beim Asperger-Syndrom handelt es sich um eine milde Form oder auch „shadow syndromes“ von Autismus.73 Das bedeutet, die Betroffenen zeigen Anzeichen von Autismus, aber im Fall vom Asperger-Syndrom sind sie trotz dieser Anzeichen „highfunctioning“74. Es ist ihnen möglich ein normales Leben zu führen, nur die soziale Kompetenz ist stark eingeschränkt, wie aus den oben genannten Kriterien ersichtlich wird. Der Umgang mit anderen Menschen bzw. die soziale Kompetenz ist stark beeinträchtigt. Inwiefern gibt es nun einen Zusammenhang zwischen dem Asperger-Syndrom und den „Nerds“? Benjamin Nugent schreibt dazu: „[…] if you line up the traits of people and fictional characters who are nerds with the traits that comprise Asperger’s, the overlap is hard to ignore.“75 Die signifikanteste Überschneidung besteht in der sozialen Inkompetenz. So meint Nugent weiter: “The form of social akwardness that Asperger’s engenders is machinelike.”76 Dieser Aspekt wurde bei Nugent schon im Typ 1 „Nerd“ angesprochen. Als weitere Überschneidungen nennt Nugent soziale Phobien, Wissenschaft und Technik, die Affinität zu Regeln und Codes, spastische Bewegungen, sowie die intensive Konzentration auf ein bestimmtes Thema oder ein Themengebiet. Laut seiner Aufstellung gibt es nur zwei Dinge, die Menschen mit dem Asperger-Syndrom von „Nerds“ unterscheidet. „Nerds“ scheuen die körperliche Konfrontation, während Menschen mit 70

Anderegg, David. Nerds. S 97. ebd., S 98. 72 ebd., S 98f. 73 vgl. ebd., S 89. 74 ebd., S 101. 75 Nugent, Benjamin. American Nerds. S 143. 76 ebd., S 145. 71

19 dem Asperger-Syndrom repetitive Bewegungen vollführen.77 Eine weitere Überschneidung besteht darin, dass 90% der Asperger-Syndrom-Diagnostizierten männlich sind.78 Wie bereits aufgezeigt wurde, ist der stereotype „Nerd“ männlich. David Anderegg führt dagegen an, dass Menschen mit dem Asperger-Syndrom unter einer sozialen und beruflichen Beeinträchtigung leiden, wobei dem Nerd diese berufliche Schwäche nicht zugeschrieben wird. Nugent führt dazu an: „[…] it’s ‚the degree’ that distinguishes somebody with Asperger’s from a neurotypical nerd.“79. Einige der Schnittstellen zwischen Asperger-Syndrom und den „Nerds“ wurden schon zuvor erwähnt. Zum Beispiel wurden die Affinität gegenüber Codes und Regeln oder der soziale Ausschluss, der hier auf einer sozialen Inkompetenz begründet ist, bereits angesprochen.

Interessen Ein weiterer Punkt, der in Zusammenhang mit dem Asperger-Syndrom genannt wurde: das spezielle Interesse der „Nerds“ und die Konzentration auf bestimmte Themengebiete. Auch Max de Bruijn erwähnt diesbezüglich: „Das typische am Nerd ist nämlich, dass [sic] er sich einer Sache mit Leib und Seele verschreibt […].“80. Hervorgehoben hat Nugent das Interesse an Wissenschaft und Technik. Diese Bereiche sind eng verbunden mit der Begeisterung für Codes und Regeln. Das Bild eines Technikers hängt eng zusammen mit dem Bild vom „Nerd“, wie David Anderegg schreibt. Er vergleicht dabei den Einfluss von Bildern von „mechanically inclined men“ gegenüber jenen die über „technically inclined men“ bestehen.81 Er spricht von „[…] the lack of sexy visual iconography for current technological work.“82 Anderegg geht davon aus, dass der Mechaniker körperliche Arbeit leistet, während Techniker (in diesem Fall Computer-Techniker) eine Denkleistung erbringen. In den Medien, vor allem in Film und Fernsehen, braucht es Hilfestellungen zur visuellen Darstellung der Denkleistung. In der Serie „Numb3rs“ zum Beispiel, wird dies durch schwebende Zahlen gezeigt, während in der Serie „Psych“ der Gedanke durch

77

vgl. Nugent, Benjamin. American Nerd. S 146. ebd., S 151. 79 ebd., S 145. 80 Bruijn, Max de. Wie werde ich Bill Gates? S 11. 81 vgl. Anderegg, David. Nerds. S 147. 82 ebd., S 148. 78

20 visuelle und akustische Hervorhebung erfolgt. In der Verbindung von „Nerds“ mit der Wissenschaft83 geht es um ein Interesse an bzw. eine Begeisterung für Naturwissenschaften, wie Max de Bruijn in seiner Einteilung in „Computer-Nerds“ und „Naturwissenschafts-Nerds“ angegeben hat. Ein weiteres Interessensgebiet ist das Rollenspiel. Das bekannteste ist das „Pen & Paper“ Rollenspiel „Dungeons & Dragons“. Max de Bruijn bezeichnet es als Brett- und Kartenspiel, mit der Anmerkung, dass es auf den Büchern von J.R.R. Tolkien basiert. 84 Tatsächlich bezieht sich das Rollenspiel auf nordische (z.B. Orks) und andere Mythologien, wodurch diese Fantasywelt Parallelen zu den Büchern von Tolkien aufweist. Warum wird dieses Rollenspiel als Hobby der „Nerds“ gesehen? Um dieses Spiel zu spielen, braucht es keine sozialen Kompetenzen. Die Charaktere sind an Regeln gebunden und definieren sich über Zahlenwerte (z.B.: Strength, Charisma, Intelligence). Die Verbindung zwischen Nerds und dem Rollenspiel besteht im Interesse an einem „heavily rule-bound universe“85. Wie ein Spieler mit seinem Charakter agiert, hängt von Regeln und Zahlenwerten ab. Warum ist dafür eine mittelalterliche Welt interessant? Die Verbindung des Mittelalters mit Zahlen und Berechnungen ist nicht eindeutig. Das spezielle Interesse (auch für das Spiel) liegt darin, dass die mittelalterliche Gesellschaft reglementiert ist. Jeder hat einen gesellschaftlichen Platz (König, Bauer, Ritter) dem gewisse Verhaltensregeln inhärent sind. Die Spieler berufen sich auf dieses Regelsystem. Des Weiteren gibt es eine Schnittstelle zwischen dem Rollenspiel und Computerprogrammierung bzw. Computerspielen. Wie Max de Bruijn anmerkt, sind „Nerds“ auch „Fans von Computerspielen“86. In Computerspielen muss der Spieler zum Beispiel einem vorgegebenen Abenteuer folgen. Dieses Abenteuer wird in einem Rollenspiel wie Dungeons & Dragons von dem Spielleiter (genannt: Dungeon Master) programmiert. „In Dungeons and Dragons, the player appointed Dungeon Master designs an ‚adventure’ that is a kind of decision tree the other players must navigate.”87. Das Erstellen dieses Abenteuers gleicht in diesem Sinne dem Schreiben eines Computerprogramms. Das Rollenspiel führt mehrere „Nerd“-Zuschreibungen zusammen. 83

Näheres zu „Nerds“ und Wissenschaft in Kapitel 3 vgl. Bruijn, Max de. Wie werde ich Bill Gates?. S 110. 85 Nugent, Benjamin. American Nerd. S 184. 86 Bruijn, Max de. Wie werde ich Bill Gates?. S 110. 87 Nugent, Benjamin. American Nerd. S 190. 84

21

Es benötigt weder körperliche noch emotionale Konfrontationen. Außerdem sind keine sozialen Fähigkeiten erforderlich, sondern die Fähigkeit dieses Abenteuer zu planen, sowie dem Regelsystem zu folgen. Der Reiz des Spiels besteht für den „Nerd“ darin, Charaktere mit unterschiedlichen Zahlenwerten in Kämpfe zu bringen, diese Zahlenwerte strategisch einzusetzen und zuletzt durch Würfelglück und Berechnungen das Ergebnis zu sehen. Anderegg erfasst einen weiteren Punkt, warum das Rollenspiel den „Nerds“ zugeschrieben wird: „Pretending this kind of pretending, is suspect because it is seen as childish […].“88 Den „Nerds“ wird durch die Verbindung mit Spielen zugeschrieben, kindisch zu sein. Ähnlich verhält es sich bei dem Spiel „Warhammer“. David Anderegg fasst das Spiel folgendermaßen zusammen: „[…] (a) it is strategic; (b) it requires making or painting little figures or models; (c) it is an incredibly detailed world; and (d) it is about unhuman beings […] as well as human beings.“89

Abgesehen von den Modellen weist „Warhammer“ in (a), (c) und (d) Parallelen mit „Dungeons & Dragons“ auf. Daher kann davon ausgegangen werden, dass der Anreiz von „Warhammer“, wie auch in „Dungeons & Dragons“, für „Nerds“ bei den Zahlenwerten und der Planung der Strategie liegen. Anderegg geht wieder von einer „passion for precision“ aus. Diese Passion bezieht sich laut ihm vor allem auf die detailreiche Welt. „[…] it takes the investment of a lot of time to get far enough into the action to start having fun. And the notion of entry cost is one thing that separates the nerd-labeled from the nerdlabelers […].”90

Ausgehend von der Feststellung, dass „Nerds“ Interesse am Umgang mit Zahlen und der Beschäftigung mit Regeln haben, beginnt für sie der Spaß nicht erst mit dem Spiel an sich. Für sie ist dieser „entry cost“ auch schon Spaß und gehört zum Spiel. Die Zeit der Vorbereitung ist essentiell für „Dungeons & Dragons“, wie auch für „Warhammer“, und gleichermaßen durch die Affinität zu Zahlen und Regeln im Interessensgebiet der „Nerds“. Zuletzt zum Interesse an den erwähnten nicht-menschlichen Gestalten. David Anderegg, wie auch Benjamin Nugent, schreiben „Nerds“ eine besondere Begeisterung für Magier (wizards) zu. Anderegg meint, das Interesse an Magiern liegt darin, dass er keine physikalische Stärke aufweist. Auch für den Gebrauch von Waffen benötigt es körperliche

88

Anderegg, David. Nerds. S 210. ebd., S 196. 90 ebd., S 199. 89

22

Fertigkeiten, wie das schnelle Ziehen der Waffe zum Beispiel. Dadurch ergibt sich ein Kampf auf Distanz, ohne körperliche Konfrontation.91

Community Eingangs wurde nach Benjamin Nugent festgestellt, dass „Nerds“ einer sozialen Exklusion unterliegen. Es wird von fehlenden sozialen Fähigkeiten ausgegangen. Hervorzuheben ist jedoch, dass genannte Spiele, wie „Dungeons & Dragons“ oder „Warhammer“, auch andere Mitspieler erfordern. Wie passt nun der soziale Ausschluss, der den „Nerd“ zum Außenseiter macht zu solchen Spielen? „Nerds“ bilden Communities. Obwohl „Nerds“ als Außenseiter gehandelt werden, haben sie einen Freundeskreis. Wie Benjamin Nugent feststellt: „[…] if you are a deeply nerdy person, your nerdy activity dictates who your friends are and are not […].“92. Das bedeutet, das Interesse eines „Nerds“ entscheidet darüber, mit wem er sich umgibt. Am deutlichsten lässt sich die Bildung einer „Nerd Community“ anhand des Interesses an Science Fiction und der Comic Convention darstellen. Hugo Gernsback hat 1909 das Science Fiction Community über ein Radiomagazin ins Leben gerufen, bei der durch Leserbriefe Fans aktiv teilnehmen konnten.93 1936 startete die erste „Science Fiction Convention“, ein Zusammentreffen von Fans um über ihre Interessen zu reden. „[Frederik] Poohl later argued that the reason sci-fi fans, and not, say, poetry fans, started cons is that science fiction is about trading ideas.”94 Bei dieser Convention wird pragmatisch über Science Fiction gesprochen, wie auch über inhärente Logiken in Science Fiction Filmen und Serien, oder wie Nugent schreibt „The focus here is on the mechanics of the situation.“95 Aus dieser “Science Fiction Convention” entstand die jetzt bekannte “Comic-Con International“ in San Diego.96 Die Convention, das Aufeinandertreffen von Peers, ist wichtig für die Community. Während „Nerds“ sonst Außenseiter sind, können sie hier durch ihr Wissen einen Status innerhalb der Community erlangen. Nugent erklärt, für “Nerds”: „status is expertise on a book or a movie or a TV show […].”97. In dieser Community finden “Nerds” ihre Zugehörigkeit, dort “where the nerd habits of collecting 91

vgl. Anderegg, David. Nerds. S 201f. Nugent, Benjamin. American Nerd. S 16. 93 vgl. ebd., S 39ff. 94 ebd., S 43. 95 ebd., S 46. 96 vgl. ebd., S 42. 97 ebd., S 43. 92

23 and cataloging and rating are normal and esteemed.”98 Interessen, Wissen und die Community hängen bei den „Nerds“ zusammen. Ausschluss und „Jocks“ Aus welcher Community werden die „Nerds“ ausgeschlossen? Wer ist dieser Gegenpart der „Nerds“, der sie zum Außenseiter macht? In Amerika werden die Gegner „jocks“ genannt. In Europa gibt es kein passendes Äquivalent. Gleich wie der „Nerd“, wird auch der „Jock“ als männlich beschrieben. „Jocks“ definieren sich als das Gegenteil von „Nerds“ und umgekehrt. Benjamin Nugent hat dies in seiner Grafik zum Ausdruck gebracht. „This is my theory about contemporary Western racism and how it relates to the concepts of the jock and the nerd:“99

Abbildung 1: „Western racism model“ von Benjamin Nugent

Zuvor hat Nugent schon den „Nerd“ als “machinelike” beschrieben, weshalb sie sich auf der Grafik den Maschinen näher befindet. Der Aufteilung in „Jocks“ und „Nerds“ liegt laut Nugent eine amerikanische Ansicht zugrunde: „a dichotomy between the athletic man of character and the ‚greasy grind’.“100. Nugent spricht in dem Zusammenhang von Rambo und Conan der Barbar als die athletischen Männer, die als Helden gezeigt werden. Das sind „Jocks“, die sich zum Beispiel in ihrer Ausdrucksweise von den „Nerds“ unterscheiden. Statt der typischen grammatikalisch richtigen Sätze, steht am Anfang der Figuren ein „aargh“. Auch Ogre in „Revenge of the Nerds“ gibt seinem Ausruf „nerds“ mehr einem Klang, als das Wort perfekt auszusprechen.101 Nugent spricht von „sound over speech“102. Der Unterschied wird deutlich am Körper und der Affinität zu Sport ausgedrückt. Der „Jock“ hat einen athletischen Körper, während der „Nerd“ unsportlich ist. Außerdem wird durch die Aussprache auf einen Intelligenzunterschied hingewiesen. Bei den „Nerds“ ist 98

Nugent, Benjamin. American Nerd. S 43. ebd., S 73. 100 ebd., S 81. 101 vgl. ebd., S 86ff. 102 ebd., S 88. 99

24 das Wissen ein Statussymbol. Im Gegensatz dazu wird bei den „Jocks“ der muskulöse oder athletische Körper als Statussymbol dargestellt103. Die „Jocks“ haben zusammengefasst, an was es den „Nerds“ mangelt.

Frauen „Nerds“ und „Jocks“ sind gegensätzlich in ihrer Beziehung zu Frauen. Max de Bruijn geht hier von einer darwinistischen Theorie aus.104 Frauen entscheiden sich bei der Männerwahl für starke (Beschützer) und potente (Fortpflanzung) Männer. Die Entscheidung fällt auf „Jocks“. David Anderegg und Benjamin Nugent haben eine andere Theorie. Anderegg spricht vom „Seinfeld Axiom“, während Nugent diese Erscheinung den „penis-for-mind trade“ nennt. Anderegg greift für seine Theorie eine Folge der Serie „Seinfeld“105 auf. In dieser Folge wird laut Anderegg gezeigt, dass Sexentzug intelligent macht.106 Dadurch ergibt sich das „Seinfeld Axiom“, wie Anderegg schreibt „It says, ‚sex makes you stupid.’“107. Daraus folgt, „Nerds“ sind intelligent, weil sie keinen Sex haben. Hätten sie ihn, wären sie nicht intelligent. Wie Anderegg erkennt, geht es dabei um eine „[…] theoretical opposition of sex and thinking.“108 Dieser Gegenpol zeigt sich beim „Nerd“ sehr deutlich. Warum „Nerds“ unter diesem „Sexentzug“ leiden, erklärt Anderegg nicht. Benjamin Nugent geht auf den Grund ein. In seiner Theorie geht es nicht um das Aussehen bzw. den Körper, er spricht von einer „social deformity“109. Das soziale Problem der „Nerds“ führt dazu. Trotzdem schließt er das Aussehen nicht aus seiner These aus. Nach Ron Eglash, Professor im Department of Science and Technology Studies am Rensselaer Polytechnic Institut, geht es um das Bild, welches vom „Nerd“ besteht. Es handelt sich um ein „demasculinized image“110. Der „Nerd“ gilt als unmännlich und kindisch, was zum „Sexentzug“ führt bzw. eine Frau nicht anspricht. Nugent spricht an dieser Stelle davon, dass dies der „Preis der Macht“ sei. „Nerds“ zahlen für ihre Intelligenz:„penis-for-mind“.

103

vgl. Nugent, Benjamin. American Nerd. S 87. vgl. Bruijn, Max de. Wie werde ich Bill Gates?. S 67. 105 Seinfeld. Staffel 8. Episode 9 „The Abstinence“. 106 vgl. Anderegg, David. Nerds. S 114f. 107 ebd., S 115. 108 ebd., S 119. 109 Nugent, Benjamin. American Nerd. S 137. 110 ebd., S 138. 104

25

1.2 Geek und Freak Mit dem Begriff „Nerd“ sind viele weitere Begriffe eng verknüpft. Im Folgenden werden zwei Begriffe abgegrenzt, der Begriff „Geek“ und der Begriff „Freak“. Wie auch beim „Nerd“ gibt es keine klare Definition. Trotzdem sind beide Begriffe gleich gebräuchlich. In diesem Kapitel werden die Begriffe eingegrenzt und aufgezeigt, was sie bedeuten (können). Es wird dabei interessant sein, wen oder was diese Begriffe eigentlich bezeichnen. Es gilt zu untersuchen, ob es wie beim „Nerd“ Zuschreibungen gibt. Dabei wird aufgezeigt, wo es in den drei Begriffen Überschneidungen gibt und wordurch sie sich voneinander abgrenzen. Dadurch wird deutlich werden, wie nahe sich der „Nerd“, der „Geek“ und der „Freak“ sind und warum in dieser Arbeit der Begriff „Nerd“ verwendet wird.

1.2.1

„Geek“

In „The Oxford Dictionary of Modern Slang“ werden zwei Bedeutungen für „geek“ unterschieden. Die zweite Definition beschreibt „geek“ als „a look“111. Diese Auslegung wird auf „geek“ als schauen/spähen (peep) oder als Aussehen (look) zurückgeführt112. Somit wird der Begriff „Geek“ in dieser Bedeutung auf Äußerlichkeiten bzw. auf das Aussehen bezogen. Das weist schon auf eine Verbindung zum „Nerd“ hin, der laut Zuschreibungen durch sein Aussehen erkannt wird. Wie dieser „geek-look“ aussieht wird nicht beschrieben. Die erste (britische), und für diese Arbeit äußerst interessante, Ausführung zu „geek“ lautet „A foolish, undesirable, or contemptible person.“113 Dieser Begriff wird auf den „Low German“ Ausdruck „geck“ zurückgeführt.114 Diese Definition weist einige Überschneidungen mit der des „Nerds“ auf. Zum einen wird der „Nerd“ im Oxford Dictionary ebenfalls als „foolish“ definiert. Wie zuvor dargelegt, wird der „Nerd“ offensichtlich als sehr intelligent beschrieben, weist jedoch in sozialen Angelegenheiten keine besonderen Fähigkeiten auf. Durch diese Definition wird deutlich, dass die

111

Ayto/Simpson. The Oxford Dictionary of Modern Slang. S 81. vgl. ebd. 113 ebd. 114 vgl. ebd. 112

26 Bezeichnung „geek“ für eine Person eine negative Bewertung inne hat. „Geek“ dient wie „Nerd“ zuerst als Beleidigung. Die US-amerikanische Definition von „geek“ ist „A fair ground freak“115. Dies zeigt deutlich, wie nahe sich die drei Begriffe stehen. Es zeigen sich bereits bei der Begriffsbeschreibung Überschneidungen. Das Problem besteht darin, diese beiden Begriffe voneinander zu unterscheiden. Der „Geek“ ist wie der „Nerd“ schwer zu fassen, da es sich um eine kulturelle Konstruktion handelt, die keine eindeutige Definition hat. Der stereotype „Nerd“ wurde über eine Zusammenfassung diverser Zuschreibungen erfasst. Die Zuschreibungen zum „Geek“ verhalten sich ähnlich. In der Literatur, im Alltag und Fernsehen, ist kaum eine Unterscheidung im Gebrauch von "Nerd" und "Geek" auszumachen. Wie David Anderegg schreibt: „The terms ‘nerd’ and ‘geek’ are practically synonymous in some contexts and slightly differentiated in others.”116. Es gibt Überschneidungen bei den Zuschreibungen. Ein Beispiel findet sich im Interesse an Technologie bzw. spezieller am Computer. Ein Mensch, der gerne Computerspiele spielt und sich mit technischen Details auskennt, kann sowohl „Nerd“ als auch „Geek“ genannt werden. Max de Brujin hat neben den Zuschreibungen zu „Nerds“ eine Vorstellung von der Kleidung der „Geeks. Er meint, „Geeks“ tragen bedruckte T-Shirts und spezieller deutsche „Geeks“ Pollunder (ärmellose Pullover).117 Warum wird in dieser Arbeit der Begriff „Nerds“ und nicht „Geeks“ verwendet? Einerseits wird die Analyse der Serie „The Big Bang Theory“ eindeutig die Zuschreibungen zum „Nerd“ widerspiegeln sowie als Selbstzuschreibung dienen. Andererseits gibt es im Gebrauch eine entscheidende Unterscheidung. Wie auch Anderegg schreibt: “We can only point to usage to see if people use the terms synonymously, and here we can observe that some do and some don’t.”118. Wo gibt es im Gebrauch einen Unterschied? Anderegg stellt fest, der „Geek“ wird oft beschrieben mit "a obsession in one area" und das Interesse des „Nerds“ bezieht sich, wie bereits gezeigt, auf mehrere Gebiete. Dies ist durch einen Blick

115

Ayto/Simpson. The Oxford Dictionary of Modern Slang. S 81. Anderegg, David. Nerds. S 20. 117 vgl. Bruijn, Max de. Wie werde ich Bill Gates?. S 28. 118 Anderegg, David. Nerds. S 21. 116

27 auf amazon.de schnell zu erfassen. Dort finden sich Bücher mit „Geek“ im Titel, die vor allem einen bestimmten Bereich ansprechen (und zwar nur den). Im Geek-Atlas119 finden sich Orte in Zusammenhang mit Wissenschaft und Technik, während ein anderes Buch verspricht, Computergeschichten „nicht nur für Geeks“ zu haben120. Hier bezieht sich der Wissensbereich nur auf einen Teilbereich. Der „Geek“ ist somit gleichbedeutend mit einem Experten auf einem Gebiet.121 Es lässt sich zusammenfassend sagen, dass es weniger breite Zuschreibungen zum „Geek“ gibt, da ein „Geek“ zu einem speziellen Fachgebiet gehört, in dem er als Experte gehandelt wird.

1.2.2

„Freak“

In „The Oxford Dictionary of Modern Slang“ werden vier Bedeutungen für „freak“ unterschieden. Die erste Bedeutung lautet „A person with the stated enthusiasm or interest“122. Dies bedeutet, ein „Freak“ ist eine Person mit Begeisterung oder Interesse für eine Sache. Es ist weder eine positive noch eine negative Bedeutung in der Bezeichnung einer Person als „Freak“ zu erkennen. Als zweite und dritte Bedeutung gibt das Oxford Dictionary „A person who experiences hallucinations; a drug addict.“123 sowie „To (cause to) experience hallucinations or intense emotions, esp. from the use of narcotics; usu. followed by out.”124 an. In beiden Fällen geht es um eine Person, die durch Drogen einen bestimmten Gefühlsstatus erringt. Das Onlinewörterbuch Pons übersetzt „freak out“ mit den Worten „ausflippen“ oder „ausrasten“.125 Es handelt sich nicht um eine Beschreibung einer Person als Ganzes, sondern um einen emotionalen Moment. Das Oxford Dictionary of Modern Slang gibt für den Begriff „freak-out“ als Erläuterung an: „An act of freaking out; a hallucinatory or strong emotional experience.“126 Es handelt sich dabei um eine Tat. Als „Freak“ kann somit eine Person bezeichnet werden, die etwas Bestimmtes tut. 119

http://www.amazon.de/Geek-Atlas-Orte-Wissenschaft-Technikerleben/dp/3897219336/ref=sr_1_10?ie=UTF8&qid=1310448293&sr=8-10 120 http://www.amazon.de/Computergeschichte-nicht-Antikythera-GalileoComputing/dp/3836215276/ref=sr_1_3?s=books&ie=UTF8&qid=1310448323&sr=1-3 121 vgl. Anderegg, David. Nerds. S 144. 122 Ayto/Simpson. The Oxford Dictionary of Modern Slang. S 74. 123 ebd. 124 ebd. 125 http://de.pons.eu/dict/search/results/?q=freak+out&l=deen&in=ac_undefined&lf=en 126 Ayto/Simpson. The Oxford Dictionary of Modern Slang. S 74.

28 Die vierte Bedeutung von „Freak“ ist laut dem Oxford Dictionary of Modern Slang: „To adopt a wildly unconventional lifestyle; usu. follwed by out. […] freedom to do your own thing […].”127 Ein unkonventioneller Lebensstil bezieht mehr mit ein, als ein emotionaler Moment. Bei der Übersetzung des Begriffs „Freak“ wird die Definition weiter gefasst.128 Im Onlinewörterbuch Pons ist die erste Übersetzung für „Freak“: „etwas Außergewöhnliches“. Diese Übersetzung passt zu der Definition von „Freak“ als unkonventionell. Genauso kann die Übersetzung als „Ausnahme-„ gesehen werden. Jemand der nicht den Konventionen entspricht. „Freak“ kann sich jedoch ebenfalls auf das Aussehen beziehen. Weitere mögliche Übersetzungen sind „Monster“, „Missgeburt“ und „Monstrosität“. Hier bezieht sich „Freak“ auf Außergewöhnliches im Aussehen bzw. bei körperlichen Merkmalen. In Bezug auf die Begriffe „Nerd“ und „Geek“, reiht sich „Freak“ ohne detaillierte Zuschreibungen ein. Durch die Übersetzung von „Freak“ als Monster oder Monstrosität, kann hier von einer negativen Bedeutung gesprochen werden. Zusammengefasst liegt die Bedeutung von „Freak“ als etwas Außergewöhnliches und Unkonventionelles. Der Begriff kann als Ausgrenzung verwendet werden, da ein „Freak“ nicht den Konventionen oder gesellschaftlichen Regeln entspricht. Bei „Freak“ geht es um eine Ausgrenzung bzw. Abgrenzung.

1.3 Begriffsverwendungen Nach der Analyse der Begriffe wird in dieser Arbeit folgende Verwendung angewandt. Der „Geek“ bezieht sich auf Interessen vom „Nerd“. Jedoch ist ein „Geek“ ein Experte auf seinem Gebiet, welches nur ein Interesse betrifft. Der „Freak“ wird definiert durch das „anders sein“, als Ausgrenzung durch unkonventionelles Auftreten. Er besitzt weder bestimmte Interessen, noch ein bestimmtes Aussehen. Der „Nerd“ bekommt durch seine Zuschreibungen ein sehr genaues und komplexes Bild. Während die Begriffe „Geek“ und „Freak“ situationsabhängig unterschiedlich eingesetzt werden können, bleibt die 127 128

Ayto/Simpson. The Oxford Dictionary of Modern Slang. S 74. http://de.pons.eu/dict/search/results/?q=freak&l=deen&in=&lf=en

29 Bezeichnung „Nerd“ durch das große Spektrum an Zuschreibungen immer gleichbedeutend.

1.4 Otakismus In anderen Kulturen gibt es ähnliche Stereotype bzw. kulturelle Phänomene wie den „Nerd“. Im folgenden Kapitel wird Japans „Otaku“ näher betrachtet. Es wird aufgezeigt, wie unterschiedlich die kulturellen Zuschreibungen zum „Otaku“ sind. Danach wird darauf eingegangen, wo Überschneidungen und Abgrenzungen zwischen „Otaku“ und „Nerd“ bestehen.

Der Otaku in Europa In Europa bedeutet der Begriff „Otaku“: „a dedicated fan of anime and manga“129. Hier wird die Verwendung des japanischen Begriffs verbunden mit dem fanatischen Konsum von japanischer Kultur, insbesondere deren Comics. Diese Verwendung basiert auf der Zuschreibung zum „Otaku“ in Japan, vereinfacht diese jedoch stark. In Europa wird es als eine Ehre betrachtet, „Otaku“ genannt zu werden.130 Es handelt sich um eine positive Selbstbezeichnung. „Otaku“ ist die Bezeichnung als Experte im Wissen um japanische Kultur (speziell Anime und Manga). Die Wortbedeutung des Begriffs „Otaku“ führt Sharon Kinsella auf “your home” zurück. Michael Manfé schreibt: „Das japanische Wort Otaku bedeutet eigentlich Zuhause und kann auch als eine sehr förmliche Anrede eingesetzt werden.“131 Wie Michael Manfé weiter schreibt, zeigt das eine doppelte Wortbedeutung. Zusammenfassend lässt sich der Begriff „Otaku“ interpretieren als eine Person, die sich sozial distanziert indem sie viel Zeit zuhause verbringt. Der Begriff „Otaku“ ist, wie auch der Begriff „Nerd“, in seiner Verwendung ein Slangausdruck mit diversen Zuschreibungen. Kinsella schreibt weiter dazu „Otaku came to

129

Mescallado, Ray. Otaku Nation. S 132. vgl Manfé, Michael. Otakismus. S12. 131 ebd. 130

30

mean, in the first instance, Miyazaki; in the second instance, all amateur manga artists and fans; and in the third instance, all Japanese youth.“132

Der Otaku in Japan Die Bezeichnung „Otaku” hat im Gegensatz zu Europa eine starke negative Konnotation in Japan. Die gesamte Jugend in Japan als „otaku“ zu bezeichnen, zeigt ein Problem auf. „The otaku panic also reflects many of the contemporary concerns of social scientists about Japanese society. These are powerful concerns about social fragmentation and the contribution of the mass media and communications infrastructures to this change.” 133

Ein Problem das zu dieser „otaku panic” geführt hat, besteht im neuen IndividualismusGedanken der japanischen Jugend. „[…]individualism (kojinshugi) has, as we know, been rejected as a formal political ideal in Japan.”134 Die Jugendlichen konzentrieren sich (nach japanischer Sicht) zu stark auf ihre eigene Individualität und zu wenig auf die Japaner als Gesamtheit. Manfé schreibt diese Panik den Grundzügen der japanischen Kultur zu, dem Kollektivismus, der Hierarchie und der Formalität der japanischen Gesellschaft.135 Dadurch herrscht in Japan eine andere Sicht auf Individualität vor, als in Europa. „[…] individualism has continued to be widely perceived as a kind of a social problem or modern disease […]”136. Wenn Individualismus als Problem angesehen wird, dann zeigt sich die negative Zuschreibung zu einer Jugend, die diesem Individualismus anstrebt. Doch das Problem zieht sich noch weiter. Die Interessen der Jugendlichen haben sich verlagert. „Not only were youth resistant to entering society as mature adults, to becoming shakaijin (social citizens), but, it was observed, they had begun to lose all consciousness of affairs beyond their private hobbies.”137 Die Jugendlichen fokussieren sich auf ein „privates“ Hobby und grenzen sich dadurch von einem sozialen Leben ab. In diesem Zusammenhang beschreibt Manfé „obsessiven Medienumgang“ als eines der Hobbies, da „der Otaku einem virtuellen Raum einer virtuellen Figur mehr Aufmerksamkeit widmet als dem reelen Leben.“138

132

Kinsella, Sharon. Japanese Subculture. S 311. ebd., S 313. 134 ebd., S 291. 135 vgl. Manfé, Michael. Otakismus. S 13. 136 Kinsella, Sharon. Japanese Subculture. S 291. 137 ebd., S 293. 138 Manfé, Michael. Otakismus. S 12. 133

31 In Japan, wie auch in Europa, steht die Bezeichnung „otaku“ in Zusammenhang mit Mangas und Animes. Dies hängt mit einer Bewegung im Bereich von Amateur-MangaKünstlern zusammen. Diese Künstler publizieren ihre Manga-Comics nicht. Durch den „comic market“ (vergleichbar mit der amerikanischen Comic Convention) haben sich diese Amateurkünstler eine Community aufgebaut, bei der sie unter anderem ihre Comics verbreiten. Die Amateur manga conventions sind die größten Massenveranstaltungen in Japan.139 Die negative Zuschreibung hier liegt nicht im Interesse an Manga und Animes als Hobby, sondern darin, welche Themen diese Manga Comics haben (z.B. Sexualität). Der wichtigste Punkt in der negativen Zuschreibung des Wortes „otaku“ besteht in der Mitbedeutung durch Miyazaki. „Der 27-jährige Miyazaki Tsutomu wird des Mordes an vier Mädchen überführt und schließlich von den Medien als typsicher Otaku dargestellt.“140 In weiterer Folge wurden in Miyazakis Zimmer 6.000 Videokassetten und viele Manga-Comics gefunden, die „keine Zweifel über die sexuellen Vorlieben des Täters offen […]“ ließen.141 Die Medien hatten einen großen Einfluss auf die Verbindung zwischen Miyazaki und den Begriff “otaku“. “A heavily symbolic debate ensued Miyazaki’s arrest, in which his alienation and lack of substantial social relationships featured as the ultimate cause of his antisocial behavior.”142 Diese Debatte ist vergleichbar mit der europäischen, in der Videospiele (speziell Shooter) für Amokläufe verantwortlich gemacht werden. Durch die Sammlung von Miyazaki war die Verbindung von Manga Comics und „Otaku“ mit einer negativen Bedeutung endgültig hergestellt. Miyazakis’ Verhalten wurde auf die Fans von Amateurmangas übertragen. „Amateur manga culture was repeatedly linked to Miyazaki, creating what became a new public perception that young people involved with amateur manga are dangerous, psychologically disturbed perverts.”143

139

vgl. Kinsella, Sharon. Japanese Subculture. S 298. Manfé, Michael. Otakismus. S 19. 141 vgl. ebd., S 20. 142 Kinsella, Sharon. Japanese Subculture. S 309. 143 ebd., S 310. 140

32

Otaku und Nerd “The slang term otaku is witty reference both to someone who is not accustomed to close friendships and therefore tries to communicate with peers using this distant and overly formal form of address, and to someone who spends most of his or her time alone at home.” 144

Diese Zusammenfassung zum “otaku” von Sharon Kinsella weist Verbindungen zum „Nerd“ auf. Wie mit Benjamin Nugent festgestellt wurde, finden „Nerd“-Freundschaften auf Basis von gleichen Interessen statt. Doch im Gegensatz zum „otaku“ konnte der „Nerd“ sich vom negativen Bild entfernen. „Nerds“ haben wie auch der „otaku“ ein Repertoire an zugeschriebenen typischen Interessen. Das Interessensspektrum ist beim „Nerd“ jedoch weiter gefasst. Die Kommunikation über diese Interessen findet für den „Nerd“ jedoch nicht distanziert statt, jedoch in einem stark reglementierten Rahmen durch den Fokus des „Nerds“ auf Regeln. Es darf nicht vergessen werden, dass der „otaku“ seine Bezeichnung von „zuhause“ abwandelt. „Nicht zuletzt im Ignorieren der Außenwelt manifestiert sich auch eine Abgrenzung zum Fan.“145 Der „Otaku“ ist stärker von der gesamten Außenwelt abgekapselt. Der „Nerd“ lebt jedoch in seiner Community und im Austausch mit anderen „Nerds“. „John Fiske has developed the theory that these subcultures can operate as ‘shadow cultural economies,’ providing individuals who feel lacking in official cultural capital – namely, education – and the social status with which it is rewarded with an alternative social world in which they have access to a different kind of cultural capital and social prestige.” 146

„Nerd“ und „Otaku“ bauen beide auf eine Subkultur auf, in der sie durch ihr Wissen Status erlangen können. Der Status grenzt sich in beiden Fällen vom sozial-gesellschaftlich anerkannten Status ab. Doch während der „Nerd“ dadurch einen positiven Aufschwung erleben konnte, bleibt der „Otaku“ mit seinen Zusatzbedeutungen in seiner negativen Bedeutung stecken. Der „Otaku“ und der „Nerd“ weisen in ihren Zuschreibungen mehrere Schnittstellen auf. Sharon Kinsella schreibt sogar, der Begriff otaku „translates to the English term ‚nerd’“. Das Zusammentreffen in Europa dieser beiden Begriffe lässt diese Übersetzung zu. Jedoch darf der amerikanische „Nerd“ nicht mit dem japanischen „Otaku“ gleichgesetzt werden, da die Zuschreibungen stark differenziert sind und die negative Konnotation beim 144

Kinsella, Sharon. Japanese Subculture. S 310f. Manfé, Michael. Otakismus. S 14. 146 Kinsella, Sharon. Japanese Subculture. S 299. 145

33 japanische „Otaku“ für den amerikanischen „Nerd“ nicht mehr zutreffend ist. Eine große Gemeinsamkeit darf ihnen aber nicht abgesprochen werden: „Otaku ist einerseits ein Medienphänomen […] und andererseis ein kulturelles Phänomen.“147. Dies trifft in gleicher Weise auf den „Nerd“ zu.

2

Mediale Geschichte der „Nerds“

Die Geschichte der „Nerds“ ist eng verknüpft mit der medialen Geschichte. Max de Bruijn führt in seinem Buch „Wie werde ich Bill Gates?“ die „Nerds“ sehr weit zurück in der Geschichte. Daher ist anzunehmen, dass es schon von Anfang an auch „Nerds“ in Filmen gab. In dieser Arbeit geht es um die Darstellung der „Nerds“ in „The Big Bang Theory“. Es gilt die Annahme, dass es sich dabei um „Nerds“ vom Typ 1 nach Benjamin Nugent handelt. Daher werden zwei Filme analysiert, die eine erste Darstellung dieses Typs beinhalten, „Weird Science“ und „Revenge of the Nerds“. Für die Analyse von unterschiedlichen Darstellungsarten werden danach Filme aus verschiedenen Genres auf ihre Darstellungsweisen des „Nerds“ hin untersucht. Dabei soll eine Verbindung zwischen den Zuschreibungen und deren Darstellungsweisen hergestellt werden. 2.1 Die ersten Filme mit „Nerds“ Eine frühe Darstellung der „Nerds“ findet sich in den Filmen „Weird Science“ und „Revenge of the Nerds“. Für „The Big Bang Theory“ sind diese Filme eine wichtige Basis, auf der die Darstellung der Figuren basiert. Die Filme „Weird Science“ und „Revenge of the Nerds“ sind ausschlaggebend für die weitere Geschichte der Nerds. „Weird Science“ zeigt „Nerds“, die jedoch noch nicht als solche bezeichnet werden. Hierbei sollen Merkmale aufgezeigt werden, welche den „Nerd“ Typ 1 erkennbar machen. Im Film „Revenge of the Nerds“ werden diese Marker schon durchwegs genutzt und verfeinert. Wichtig ist, dass der Film die „Nerds“ an sich als Thema hat.

2.1.1

„Weird Science“ (1985)

Der Film „Weird Science“ ist aus dem Jahr 1985 und John Hughes war Drehbuchautor sowie Regisseur.

147

Manfé, Michael. Otakismus. S 15.

34

Kurzinhalt Die beiden Freunde Gary Wallace (Anthony Michael Hall) und Wyatt Donnelly (Ilan Mitchell-Smith) werden in der Schule gehänselt und können Mädchen nicht beeindrucken. Gemeinsam erschaffen sie mit ihrem Computer die perfekte Frau: L.I.S.A (Kelly LeBrock). Da die Freunde noch keine Erfahrung mit Frauen haben, wissen sie nichts mit L.I.S.A. anzufangen. Sie soll ihnen helfen beliebt zu werden. L.I.S.A. schlägt vor eine Party zu veranstalten, auf denen sich die Freunde jedoch nicht wohl fühlen. Am Ende erkennen Gary und Wyatt, dass sie nicht anders sein können und nicht in die Rolle der beliebten Jungen passen.

Kleidung Für „Nerds“ ist die Kleidung mehr ein notwendiges Übel, als ein Fashion-Statement. Obwohl sich in „Weird Science“ keine Brillen-Nerds oder Hemden mit Taschenrechnern und Stiften finden, sind die Outfits von Gary und Wyatt beachtenswert. Ihr Stil wird noch lange die Kostüme von „Nerds“ in Filmen prägen. Sie haben verwuschelte Haare, ihre Sportsocken reichen bis zu den Knien. Sie tragen Flanellhemden, weiße Unterhosen, karierte Sakkos und Pollunder über dem Hemd. Mit dieser Kleidungswahl entsprechen sie den Zuschreibungen zum „Nerd“.

Körperliche Merkmale Um einen Mann als „Nerd“ darzustellen, sind die Darstellung von körperlichen Unzulänglichkeiten und mangelnder Koordinationsfähigkeit zentral. Dazu wird in „Weird Science“ die Figur des „Jocks“ eingesetzt. In diesem Film finden sich mehrere Figuren, die keine „Nerds sind: L.I.S.A, der Bruder, und die „coolen“ Jungs der Schule, sowie die Mädchen. Unter diesen finden sich die typischen „Jocks“ bzw. die Gegenparts zum „Nerd“, dargestellt durch den Bruder von Wyatt, Chet, und die Jungen von ihrer Schule. Dabei handelt es sich um sportliche starke Männer, die die „Nerds“ immer wieder auf ihre Unzulänglichkeiten in diesem Bereich, wie auch bei Frauen, aufmerksam machen. Wyatts Bruder Chet übernimmt die Rolle des starken, sportlichen Mannes, der seine Überlegenheit im physischen gegen die „Nerds“ einsetzt. Die „coolen“ Jungs übernehmen den andren Part, der für Nerds unzugänglich scheint, die Mädchen. Sie weisen den Gegenpol zu den „Nerds“ auf. Diese Figuren erhalten keine weiteren Fähigkeiten oder Interessen, außer

35 denjenigen, die den Gegenpol zum „Nerd“ stärken. So wird es den Zusehern leicht gemacht, diesen Figuren die Sympathie abzusprechen.

Abbildung 2: Gary und Wyatt in „Weird Science“

Neben diesen Figuren wirken die „Nerds“ oft, als würden sie sich in ihrem eigenen Körper unwohl fühlen und nicht genau wissen, was sie mit ihren Gliedmaßen anzufangen haben. Ihr wichtigster Muskel ist ihr Hirn, der Rest scheint ihnen sehr unnütz. Im Film wird das mittels Schusseligkeiten gezeigt, wie zum Beispiel, dass Gary Probleme beim Rasieren hat. Die wirksamste Darstellung basiert auf einem Gegenpart, der dem „Nerd“ physisch überlegen ist. In „Weird Science“ übernimmt Wyatts Bruder Chet diese Rolle. Ohne ihn würden etwaige physische „Mängel“ nicht weiter beachtet. Der Bruder wird als absolut männlich dargestellt. Schon die misslungene Rasur stellt die „Nerds“ in ein unmännliches Licht. Neben Chet wirken sie klein und schwach (siehe Abbildung 2). Er ist muskulös. Das Militär als männliche Domäne stärkt seine Position. Er tritt mit den „Nerds“ in die ungeliebte physische Konfrontation, die sie nicht gewinnen können. Um die physische Unterlegenheit gut erkennbar zu machen, ist eine „übermännlich“ dargestellte Figur vorhanden.

Interessen: Wissenschaft und Technik Um sich ihre Wünsche zu erfüllen, nutzen die beiden „Nerds“ die Technik, die sie beherrschen. Mit der passenden Technik und ihrem wissenschaftlichen Wissen können sie ihre Traumfrau erstellen. Zusammengefügt werden die beiden Komponenten durch den Nerd-Vater Dr. Frankenstein. (Mehr dazu im Kapitel 3 „mad scientist“). Hier zeigt sich deutlich, wie Nahe sich der „Nerd“ und der „Mad Scientist“ stehen. Das Interesse der „Nerds“ wird durch ihre Fähigkeiten am Computer und überhaupt durch ihr Equipment gezeigt. 1985 hatten die Personal Computer noch keine weite Verbreitung. In den 80er

36

Jahren kamen erstmals Computer für den Hausgebrauch auf den Markt. Somit war es auf jeden Fall eine Besonderheit, einen Computer bei sich zuhause zu haben. Der Computer ist ein wichtiges Instrument zur Datenverarbeitung und Berechnung und somit ein wichtiges Accessoire für den „Nerd“. Ein weiteres Requisit, dass in vielen Nerddarstellungen gezeigt wird, ist das Teleskop. Ein Anzeiger für das naturwissenschaftliche Interesse.

Soziale Kompetenz Die beiden „Nerds“ haben keine Freunde außer sich. In der Schule sind sie Außenseiter und werden gehänselt, als „malacas“ (Loser) beschimpft. Wie auch bei der physischen Konfrontation, scheinen sie hier nichts entgegen halten zu können. Sie werden nicht auf Partys eingeladen. Als sie dann (dank L.I.S.A.) selbst eine Party geben, fühlen sie sich ebenfalls unwohl. Wyatt sagt sogar „[I] don’t think we belong here“. Eine Party ist weit entfernt von der Welt der „Nerds“. Vor den vielen Partygästen verstecken sie sich sogar im Badezimmer.

Frauen LISA – die perfekte Frau. Erschaffen durch alle Wünsche und Träume, jedoch auch mit Hirn. Warum können die „Nerds“ mit dieser Frau kommunizieren? Während ihr Aussehen ein Schwachpunkt für die „Nerds“ ist, besitzt sie ihre Intelligenz vom Computer. Dadurch werden ihre Entscheidungen und Ratschläge pragmatisch und computer-like. Durch diese Eigenschaften wird sie mit den „Nerds“ auf eine Ebene gestellt. Sie verarbeitet Informationen wie ein Computer und zeigt dabei keine emotionale Empfindung.

Zusammenfassend In diesem Film treffen drei wichtige Aspekte für den „Nerd“ aufeinander. Der Computer, die Wissenschaft und die Probleme mit Frauen. Dazu trifft man ebenfalls auf das Interesse an Science Fiction und die körperliche Unterlegenheit gegenüber einem militärisch sportlichen Mann. Um einen „Nerd“ als solchen darstellen zu können, braucht es also nicht nur die Interessen an Computer und Wissenschaft, es braucht auch einen Gegenpol.

37

2.1.2

„Revenge of the Nerds“ (1984)

Der Film „Revenge of the Nerds“ von Jeff Kanew ist aus dem Jahr 1984, ein Jahr vor „Weird Science“ gedreht. Der Film scheint als Antwort auf bisherige Darstellungen von „Nerds“ zu dienen.

Kurzinhalt Hauptfiguren sind die beiden „Nerds“ Lewis (Robert Carradine) und Gilbert (Anthony Edwards). Die beiden kommen aufs College und hoffen dort ein neues Leben starten zu können. Doch kaum am Campus, werden sie schon wieder in die Nerd-Kategorie geschoben. Interessant dabei ist, dass sie eine unterschiedliche Sicht auf sich selbst haben. Lewis sieht sich selbst nicht als „Nerd“. Als die „Jocks“ ihr Verbindungshaus niederbrennen, verlieren die „Nerds“ ihre Unterkunft. Ein Kampf zwischen den „Nerds“ und den „Jocks“ entfacht, der in einem sportlichen Wettkampf ausgetragen wird. Die „Nerds“ sind ihren Gegnern körperlich unterlegen. Daher setzen sie ihr Wissen ein. Am Ende müssen sie sich eine Niederlage eingestehen. Doch sie rufen dazu auf, die „Nerds“ nicht mehr auszugrenzen, weil sie anders sind.

Kleidung Was zuerst ins Auge sticht ist das Aussehen von Gilbert und Lewis. Hier finden sich typische Merkmale des „Nerds“. Mit Brillen und Hemden, in denen sich „pocket protector“ mit Rechner und Stifte finden, sind sie gut gerüstet für jede mathematische Herausforderung (siehe Abbildung 3). Ein wichtiges Anzeichen ist auch der Superman-Pyjama. Er zeigt die Kindlichkeit und das Interesse an Comics. Beide Attribute werden dem „Nerd“ zugeschrieben.

Abbildung 3: Lewis und Gilbert in „Revenge of the Nerds“

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Körperliche Merkmale Die „Nerds“ sind geplagt von Allergien und körperlich nicht fit. Die fehlende Muskelkraft wird in „Revenge of the Nerds“ nicht wie in „Weird Science“ nur durch Gegenparts dargestellt. Gilbert und Lewis haben das Problem ihre Koffer zu tragen, daher machen sie das zu zweit. Als Gilbert im Laufe des Films einem Mädchen das Akkordeon abnehmen will, kann er das Musikinstrument nur schwer vom Boden hochheben. Später zeigen sich dann die mangelnden sportlichen Fähigkeiten im Kampf gegen die Jocks. Als weiterer Hinweis wird die Unfähigkeit zum Tanzen gezeigt. Dadurch sollen die schlechten koordinativen Fähigkeiten von „Nerds“ hervorgehoben werden. Koordination und handwerkliches Geschick bieten viele Darstellungsmethoden. So lässt Kanew die „Nerds“ in seinem Film ein Haus renovieren um diesen Mangel nochmals hervorzuheben. Um das „schlechte“ Aussehen der „Nerds“ zu unterstreichen, finden sie im Film keinen Sponsor für ihre Verbindung, weil sie Fotos von sich mitgeschickt haben. Hier wird gezeigt, dass „Nerds“ ein bestimmtes Kleidungsmuster haben, das nicht dem neuesten Modestil entspricht. „Nerds“ können am Aussehen erkannt werden, obwohl viel mehr hinter den „richtigen Nerds“ steckt. Die „Nerds“ kommen demnach nicht mit einem Sportstipendium ans College. Sie sind dort wegen dem guten Computerequipment. Die Freude aufs College ist nicht die Freude auf Party und Freunde, sondern diejenige aufs Lernen. Die Wahl des Colleges haben Lewis und Gilbert von der Ausstattung der Universität abhängig gemacht. Die körperlichen Mängel gleichen sie mit ihrem Geist aus. Um das darzustellen, ist ein Computer das geeignete Gerät. Hier kann etwas ohne körperliche Kraft, nur mit dem Geist erschaffen werden. Gilbert sagt dazu „with computer you can build your mind“. Ein Computer ist demnach ein wichtiges Requisit, mit dem ein „Nerd“ gezeigt werden muss.

Interessen Wie bereits erwähnt, ist das Interesse der „Nerds“ am College nicht das Besuchen von Parties. Zusätzlich zu der Darstellung der körperlichen Verfassung, fließt das zugeschriebene stereotype Verhalten der „Nerds“ mit ein. Die „Jocks“, in diesem Fall Sportler, feiern eine Party und denken nicht über die Konsequenzen ihres Handelns nach. So kommt es auch, dass sie ihr Verbindungshaus niederbrennen. Die „Nerds“ machen nichts, ohne vorher darüber nachzudenken. Um ihre Pläne auszuhecken, nutzen sie

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technische Geräte. Durch technische Geräte wie Roboter oder Taschenrechner wird gezeigt, dass sie ihr Verhalten bis ins Detail planen. Das führt zum nächsten wichtigen Faktor, denn in Verbindung mit der Technik steht immer eine hohe Intelligenz. Der „Nerd“ wird mit Technik bzw. Computern und Naturwissenschaften verbunden. Zur Problemlösung wird im Film von den „Nerds“ immer Technik und Intelligenz anstatt Körperkraft eingesetzt. Dies zeigt sich vor allem im Gegensatz zu den „Jocks“ im Wettkampf. Jede Disziplin wird durchgeplant und mit ihrem Wissen und Technik ausgeführt. Die Requisiten sind Symbole für die Interessen der „Nerds“. Es werden keine Poster von Stars aufgehängt, sondern von Raketen, Computern und Einstein. Um einen „Nerd“ darzustellen, braucht die Figur Roboter, High-Tech-Geräte, Kameras und Computerspiele. Stifte und Taschenrechner für Pläne und die Berechnung dieser fehlen auch nicht. Über alles wird Liste geführt, um die Genauigkeit nochmals darzustellen. Außerdem lässt Kanew noch ein Buch mit dem Titel „major social“ auf ihren Tisch liegen. Ein Hinweis auf die soziale Inkompetenz, die den Nerds zugeschrieben wird.

Soziale Kompetenz Bei der Suche nach Sponsoren können die „Nerds“ diese nur durch ihre Intelligenz und Genauigkeit, die Regeln betreffend, punkten. So können sie sich vor dem Sponsor auf dessen Statuten berufen und ihn dadurch zwingen sie in die Auswahl aufzunehmen. Da den „Nerds“ kein Selbstvertrauen zugeschrieben wird, schein diese Szene überraschend. Doch da sie sich im Bereich von Regeln befinden, haben sie im Umgang mit dem Sponsor vertrauen in die Regeln. Allgemein lassen die „Nerds“ sich viel gefallen, sehen über Gemeinheiten und Beleidigungen hinweg. Im Film wird dies dadurch gezeigt, dass sie von den beliebten „Jocks“ in die Basketball-Halle umgesiedelt werden und es zuerst hinnehmen. Sich darüber beschweren tun sie nur, wenn niemand außerhalb der „Nerdgruppe“ anwesend ist. Oft nehmen die „Nerds“ Beleidigungen gar nicht als solche wahr. Sarkasmus verstehen sie nicht, sondern glauben dem schönen Mädchen Betty leichtgläubig und naiv alles was sie sagt. Sie nehmen das Gesagte wörtlich. So auch bei einer Zusage des Sponsors, nachdem sie ihn durch die Statuten zu einer Vorauswahl gezwungen haben. Obwohl der Sponsor seine Missgunst ihnen gegenüber deutlich macht, schenken sie seinen Worten, dass er sich ihre Verbindung ansieht, sofort glauben.

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Gleich zu Anfang wird auf soziale Probleme aufmerksam gemacht, da Gilbert immer wiederholt, dass er nicht allein sein wird, mit einem Verweis auf seinen Freund Lewis. Sie sagen zwar, dass sie sich auf Parties mit Leuten und vor allem Frauen freuen, doch als sie eine geben, wissen sie nicht wie sie sich Verhalten sollen. Wichtig bei der Darstellung der sozialen Inkompetenz ist das Zeigen einer Party, wie schon in „Weird Science“. Dieses Mal sind die „Nerds“ auf ihrer Party unter sich und müssen sich nicht im Bad verstecken. Trotzdem wissen sie nicht, wie sie mit dieser Situation umgehen sollen.

Frauen In „Revenge of the Nerds“ werden erstmals auch weibliche „Nerds“ gezeigt. Ihr Gegenpart sind die Cheerleader. Judy entspricht keinem typischen Schönheitsideal. Sie ist klug und kein Cheerleader, sowie interessiert an Computern. Sie spielt Akkordeon, trägt eine Brille und weite nicht-figurbetonte Kleidung. „Jocks“ Ein Aspekt der „Nerd“-Darstellung ist auch die Darstellung von Männern. Die sportlichen Männer werden als Gegenpart eingesetzt. Den „Nerds“ wird in der Darstellung jedoch jede Männlichkeit abträglich gemacht, um den Gegensatz zu verdeutlichen. Nicht nur der Sport, auch der Umgang mit Autos ist in „Revenge of the Nerds“ ein Thema. So ist der Fahrstil von Lewis Vater langsam, bedacht und genau nach Plan. Der Wagen ist praktisch und nicht sportlich. In der „Nerd“-Verbindung werden sie auch als „Muttersöhnchen“ dargestellt. Im „Nerd“-Verbindungshaus Außenseiter und Randgruppen des Colleges. Ein junges Genie, ein Homosexueller und unbeliebte Streber. Die „Jocks“ sind die Footballspieler und Cheerleader des Colleges. Wer zu ihnen gehören will, muss gegen die „Nerds“ sein. Sie beleidigen die „Nerds“ bei jeder Begegnung. Sie werden durch ihre sozialen Kompetenzen dargestellt, im Sinne von vielen Freunden, Parties und Studentenverbindungen. Die „Jocks“ haben viele Freunde, während die „Nerds“ wie einsame Außenseiter wirken, obwohl sie inzwischen eine eigene Verbindung haben.

41 „Nerd-Pride“ Der Film ist wichtig für die mediale Geschichte der „Nerds“, weil vieles aus dem „Nerd“Stereotyp hier aufgenommen und umgesetzt wird. Sie versuchen sich zwar an das Collegeleben anzupassen, doch die Geschichte endet in einem großen Duell zwischen „Jocks“ und „Nerds“. Wie zuvor erwähnt, werden „Nerds“ so dargestellt, als würden sie sich alles gefallen lassen. Doch hier lehnen sie sich erstmals dagegen auf. Der Film ist wichtig für die „Nerds“, weil er den Beginn der „Nerd-Pride“ markiert. „Nerd-Pride“ ist die Wandlung des Begriffs „Nerds“ von einer Beleidigung in einen Begriff als Selbstzuschreibung mit Stolz. Obwohl sie in den sportlichen Disziplinen den „Jocks“ unterlegen sind, schaffen sie es durch gute Planung und Tricks, durch ihre Intelligenz und Wissen über Biologie/Chemie (Einnahme von Tabletten) die „Jocks“ sogar in einigen der körperlichen Disziplinen zu schlagen. Die „Nerds“ scheuen das Duell nicht, sie sind stolz darauf ihre eigene Art zu haben mit der sie die Spiele für sich entscheiden. „Nerd“ ist am Anfang des Films ein Schimpfwort für kluge Studenten, die aufgrund ihres Aussehens auffällig werden. Interessant ist, dass einer der dargestellten „Nerds“ fragt: „What is a nerd?“ und die Antwort von einem Freund „we are“ lautet. Den „Nerds“ ist gar nicht bewusst, was sie zu solchen macht. Das zeigt sich dadurch, dass sie gar nicht wissen, was sie anders machen und warum sie ausgegrenzt werden. Nach dem großen Duell zwischen „Nerds“ und „Jocks“ wird klar, dass die „Nerds“ gar nicht anders sein wollen. Sie sind stolz auf ihre Art etwas zu machen und auf ihre Intelligenz. Sie wollen den Begriff „Nerd“ nicht länger als Beleidigung akzeptieren. Sie sind stolz darauf und bieten jenen die Stirn, die „Nerd“ als Beleidigung verwenden. Sehr gut zeigt sich das in den abschließenden Worten von Gilbert: „I just want to say that ... I’m a nerd and I’m here tonight... to stand up for the rights of other nerds. All our lives we’ve been laught at, and made feeling fearier, and tonight ... those bastards trashed our house. Why? ‘Cause we’re smart? ‚Cause we look different? Well, we’re not. I’m a nerd and I’m pretty proud of it.“

Er sagt, dass sich die „Nerds“ ohne zu wissen warum, von anderen beleidigt werden. Er fasst das „Nerd“-sein zusammen mit Intelligenz und Aussehen als Marker.

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Lewis sagt darauf: „I’m a nerd too. I just found that out tonight. We have news for the beautiful people: there’s a lot more of us than are of you. I know there’re a lot here tonight (…) you might have been called a spaas, or a tork, or a geek. Any of you that have ever felt … stept on, left out, picked on, put down. Wheter you think you’re a nerd or not, just come down and join us, ok? Come on”.

Er setzt sich als „Nerd“ von “schönen Menschen” als Gegenpart ab. „Nerds“ wird hier als Außenseiter beschrieben, der von „schönen Menschen“ ausgeschlossen wird. Von diesem Ausschluss sind jedoch nicht nur „Nerds“ betroffen. Es gibt viele ausgrenzende Begriffe, nicht nur „Nerd“. Die beiden stehen also dafür ein nicht mehr als „Nerds“ beschimpft zu werden, sondern es mit Stolz als Selbstbezeichnung zu tragen. Deshalb ist es wichtig für sie von sich selbst zu sagen „I am a nerd“.

2.1.3

Ergebnisse

In den Filmen „Weird Science“ und „Revenge of the Nerds“ werden für das Aussehen der „Nerds“ die zuvor beschriebenen Zushreibungen verwendet. In „Revenge of the Nerds“ werden dazu mehr Zuschreibungen herangezogen. Unter anderem der „pocket protector“ und Brillen. Um die körperlichen Merkmale der „Nerds“ darstellen zu können, wird in beiden Filmen ein Gegenpart eingesetzt. Zusätzlich werden die „Nerds“ zum Beispiel in „Revenge of the Nerds“ in Situationen gebracht, die ihre körperlichen Mängel zeigen. Das betrifft das Tragen schwerer Gegenstände sowie Tanzen. Zur Darstellung der sozialen Inkompetenz werden wieder Gegenparts wie „Jocks“, die viele soziale Kontakte haben, eingesetzt. Außerdem wird es durch das Veranstalten von Parties gezeigt, auf denen sich die „Nerds“ nicht zurechtfinden.

Interessen und Intelligenz werden einerseits in Dialogen, andererseits durch Requisiten dargestellt. Das können zum Beispiel ein Teleskop („Weird Science“) oder Poster von Wissenschaftlern und Maschinen („Revenge of the Nerds“) sein, sowie die Nutzung von Computern.

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2.2 Nerd Vorbilder Die Darstellung einiger Zuschreibungen wurde bereits mit den Filmen „Weird Science“ und „Revenge of the Nerds“ aufgezeigt. Das Bild vom „Nerd“ hat sich im Laufe der Jahre verfestigt. Es wird davon ausgegangen, dass jeder Zuseher und jede Zuseherin einen „Nerd“ in Filmen oder Serien gesehen hat. Daher werden jetzt Beispiele aus verschiedenen Genres gewählt. Dadurch soll gezeigt werden, dass „Nerds“ in der Filmlandschaft weit verbreitet sind. Außerdem wird die Art und Weise der Darstellung diverser Zuschreibungen genauer betrachtet. Das wird deutlich machen, welche Zuschreibungen zum „Nerd“ gewählt werden und wie diese in Filmen und Serien umgesetzt und somit dem Zuseher und der Zuseherin vorgeführt werden.

2.2.1

Der „Nerd“ hinter dem Helden

Der „Nerd“ ist als unterstützende Kraft eine Nebenfigur des Helden. Er zeichnet sich vor allem durch sein Wissen und die damit verbundenen Fähigkeiten aus. Die Beispiele für den „Nerd“ hinter dem Helden sind aus dem Genre des Actionfilms. Beispiel: Q (John Cleese) in „Die Another Day“ (2002) Kurzinhalt: Q (John Cleese) ist der Spezialist für das Equipment von James Bond (Pierce Brosnan). Vor einer Mission besucht James Bond Q im Untergrundlabor, um sich die neuen Geräte erklären zu lassen. Zu Anfang wird Bond bei einer Mission in Korea gefangen genommen. Nach seiner Freilassung versucht er den Fall abzuschließen.

Abbildung 4: Q und James Bond im Labor

Q wird in seinem Aussehen nicht als „Nerd“ dargestellt. Er trägt zuerst ein karriertes blaues Hemd. Ein schwacher Hinweis ist das fehlende Trendbewusstsein. Später trägt er einen grauen Pollunder, was laut Max de Bruijn ein Hinweis auf einen „Nerd“ (bzw. „Geek“) sein kann. Bond sagt über Q: „You are cleverer than you look.“. Dies ist ein

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Hinweis auf die Verbindung zwischen dem Aussehen und dem Wissen. Des Weiteren verrät sein Auftreten nichts über körperliche Stärken oder Schwächen.

Das Labor, in dem Q arbeitet, beinhaltet viele technische Geräte. Erfindungen und Produktionen von Q. Seine Forschung in diesem Bereich und sein Interesse an Technik verbinden ihn mit dem „Nerd“. Q ist nur in seinem Verhalten und im Unterschied zu James Bond als „Nerd“ erkennbar. Er ist der „Man of Refelection“, während Bond der „Man of Action“ ist. Q’s Vorgehen ist geplant und durchdacht. Bevor er mit einem Ring eine kugelsichere Glasscheibe zerstört, setzt er eine Schutzbrille auf, um sich darauf vorzubereiten. In seinen Ausführungen konzentriert er sich strikt auf die technischen Details der Geräte und deren Funktionsweisen, während Bond das Vorgehen kommentiert. Ein deutlicher Hinweis ist die Vorführung eines unsichtbaren Autos. Q hat zur Handhabung des Autos ein detailreiches Benutzerhandbuch verfasst. James Bond wirft das Handbuch in die Luft und lässt es von einer zielgesteuerten Waffe des Autos zerstören. Er zeigt damit, dass er spontan und ohne Vorbereitung handelt, während Q ein Denker ist. Q kann im Gegensatz zu James Bond als „Nerd“ erkannt werden. James Bond ist ein Agent mit vielen Fähigkeiten. Er ist körperlich fit, was schon in der ersten Szene deutlich gemacht wird, als er zu einer Mission surft. Er setzt seinen Körper im Kampf als Waffe ein und erträgt die Folter in koreanischer Gefangenschaft. Auch bei dem Gesundheitscheck danach wird darauf hingewiesen, dass er einen starken Körper hat, der dem Skorpiongift trotzen konnte. Wichtig im Unterschied zu Q ist seine Vorgehensweise. Er tritt auf die Gefahr direkt zu und reist seinem Feind sogar nach. Seine Missionen laufen ohne genauen Plan ab. Er geht hinein und improvisiert im Vorbeigehen. Miranda Frost (Rosamund Pike) beschreibt Bond folgendermaßen: „Kill first, ask questions later. His primary method is to provoke and confront. A man nobody gets close to. A womanizer.“. Bond scheint soziale Kompetenzen zu haben und schafft es jede Frau mit seinem Charme zu betören. Q dagegen bleibt auch gegen Ende des Films im Zusammentreffen mit Miss Moneypenny (Samantha Bond) distanziert.

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Gerade im Zerstören der Gebrauchsanweisung zeigt sich das Aufeinandertreffen von „Jock“ und „Nerd“. James Bond plant nicht voraus, er improvisiert und setzt seinen Körper bei Konfrontationen ein. Q hat alle technischen Details geplant und nimmt an der Konfrontation nicht teil. Der „Nerd“ wird in diesem Film durch den Gegenpart konstruiert. Requisiten und Kostüm von Q zeigen Zuschreibungen des „Nerds“, deutlich gemacht wird es aber erst durch den Gegensatz zu James Bond. Beispiel: Matthew Farrell (Justin Long) in „Live Free and Die Hard“ (2007) Kurzinhalt: John McLane (Bruce Willis) soll Matthew Farrell (Justin Long) für das FBI abholen. Thomas Gabriel plant einen “Fire Sale”, der Amerika technisch abschalten würde. Matthew muss John helfen Gabriel zu stoppen, da er sich in diesem Gebiet auskennt.

Abbildung 5: Matthew in seiner Wohnung

Matthew Farrell trägt den ganzen Film über ein T-Shirt mit einem Hemd darüber sowie eine Umhängetasche mit Hand und technischem Equipment. Seine Wohnung weist typische Requisiten für „Nerds“ auf: ein Computer mit mehreren Bildschirmen, technische Geräte und Actionfiguren (siehe Abbildung 5). John McLane hebt diese Aspekte hervor. Er berührt eine Actionfigur, woraufhin Matt sagt „it’s a limited edition […]“. John sagt auch „playing with dolls?“ und weist darauf hin, dass die Wohnung nicht aussieht, als hätte Matt viel Glück bei Frauen. Die Requisiten werden genutzt um den „Nerd“ deutlicher zu zeigen.

Ein weiteres Merkmal ist die körperliche Verfassung von Matt. Gleich zu Anfang versucht Matt zu fliehen, kann aber das Fenster nicht öffnen. Als John und Matt ein Auto stehlen löst Matt den Airbag aus. John schafft es problemlos diesen heraus zu reißen, Matt zieht daran und schafft es nicht. Hier wird die körperliche Schwäche von Matt stärker hervorgehoben, da John diese Stärke besitzt. Während es John mit Gewalt und Fingerfertigkeit versucht, schafft Matt es nur mit Wissen und Worten das Auto zu starten. Der Unterschied wird im gesamten Film betont. Bei Schießereien und Explosionen schreit

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Matt und versteckt sich oder bleibt wie erstarrt stehen. Er kann nicht spontan auf eine Situation reagieren. John McLane dagegen bleibt ruhig. Er steuert direkt auf die Gefahr zu. Matt fragt einmal nach einem Plan, doch John hat und braucht keinen. Er improvisiert und löst die Situationen entweder durch Waffen oder körperlicher Gewalt. Matt redet und John handelt, was die Unterscheidung von „Man of Reflection“ gegenüber „Man of Action“ betont.

Matt wird sehr unsicher dargestellt. Als John vor seiner Tür steht, will er zuerst den Ausweis sehen und entfernt die Kette nicht. Am Computer traut er sich jedoch sofort die Frau mit der hübschen Stimme anzusprechen. Er wird nur sicher, wenn er über sein eigenes Metier spricht. Gegenüber dem FBI Agenten stottert er, als dieser ihn konfrontiert. Bei der Erklärung zum „Fire Sale“ hat er dieses Problem jedoch nicht. Auch in Gegenwart seines Freundes „Warlock“ (ebenfalls ein „Nerd“) ist er selbstsicher und traut sich ihm entgegenzustehen. Im Bereich der „Nerds“ erringt er mit seinem Wissen einen höheren Status. Matt ist im Gegensatz zu Q auch für sich genommen als „Nerd“ erkennbar. John hebt diese Merkmale jedoch hervor. Entweder im direkten Aufeinandertreffen oder für den Zuseher und die Zuseherin durch die Betonung von Johns Stärken. Die Darstellung von McLane fokussiert auf dessen körperliche Fähigkeiten und Spontanität. Ihm fehlt das Wissen im technischen Bereich. Neben technischer Unwissenheit wird ein weiteres Element eingesetzt um dies herauszustreichen. Nach einer gelungenen Aktion lacht John und schreit. Es handelt sich dabei kaum um Worte, sondern viel mehr um Geräusche und Schreie. Der Gegenspieler von John McLane kann ebenfalls als „Nerd“ bezeichnet werden. Durch gemeinsames Wissen und Interesse im technischen Bereich, hat er viel gemeinsam mit Matt. Außerdem hat er eigens Männer und Frauen mit Waffen in seinem Team, um seine Kommandozentrale nicht verlassen zu müssen. Gabriel hat demnach Männer und Frauen, die seine körperlichen Schwächen ausgleichen. So wie Matt John durch sein Wissen ergänzt.

47 In „Die Hard 4.0“ werden mehr Zuschreibungen für die Darstellung des „Nerds“ verwendet als in „James Bond – Die Another Day“. Der „Nerd“ ist ohne seinen Gegenpart erkennbar. Trotzdem werden die Gegensätze betont und dadurch der „Nerd“ leichter zu identifizieren.

2.2.2

Der „Nerd“ als Sympathieträger

Der „Nerd“ als Sympathieträger taucht in Zusammenhang mit Frauen und die Unfähigkeit die Angebetete für sich zu gewinnen auf. Das passende Genre hierzu sind zum Beispiel Liebesfilme und Liebeskomödien. Die Komödie entsteht daraus, dass der „Nerd“ bei dieser emotionalen Konfrontation sehr ungeschickt vorgeht. Beispiel: Albert Brennaman (Kevin James) in „Hitch“ (2005) Kurzinhalt: Hitch, der Datedoktor, hilft Männern dabei Frauen für sich zu gewinnen. In diesem Fall trifft Hitch (Will Smith) auf den „Nerd“ Albert Brennaman (Kevin James), der in Allegra Cole (Amber Valletta) verliebt ist. Hitch will Albert helfen mit Allegra auszugehen. Dabei lernt Hitch selbst Sara Melas (Eva Mendez) kennen und verliebt sich. Am Ende schaffen es beide die Frauen von sich zu überzeugen. In „Hitch“ muss zuerst erörtert werden, wer der „Nerd“ ist. Dem ersten Anschein nach hilft Hitch „Nerds“ dabei Frauen für sich zu gewinnen. In der Einleitung des Filmes gibt es ein Voice-Over von Hitch in dem er sagt „Any man has the chance to sweep any woman off her feet.“. In Bildern wird dabei belegt, dass ein „Nerd“ ebenfalls die Chance hat eine wunderschöne Frau zu erobern. Hitch hilft zum Beispiel Männern eine passende Kleidung zu finden. Offensichtlich ist dabei, dass Hitch nur Männern hilft, was eine Frau im Film bemängelt. Die Einschränkung auf Männer könnte zugrunde liegen, dass laut Zuschreibungen nur Männer „Nerds“ sind.

Obwohl Hitch körperlich fit aussieht und gut gekleidet ist, steht dessen Vergangenheit im Gegensatz dazu. Während er jetzt in Anzug gut gekleidet ist und sich selbst in seinem Körper wohl fühlt, zeigen die Rückblenden in seine Vergangenheit ein anderes Bild. In der Rückblende trägt er eine Brille und ein gemustertes Hemd. Er hat viele Bücher dabei und

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sein Gang ist außergewöhnlich. Eine Hosenseite ist aufgestrickt und die Socken in den Turnschuhen sind sichtbar. Er hat sich nach einer vergeblichen Liebe verändert um scheinbar für Frauen attraktiver zu sein. Doch seine Eigenschaften als „Nerd“ kommen mit seiner neu entdeckten Liebe zu Sara Melas zurück. Auf dem Jetski tritt er sie, wegen seiner koordinativen Unfähigkeit. Er hat eine Allergie, weswegen er beim Essen von Meeresfrüchten anschwillt. Alles Anzeichen für einen „Nerd“, der jetzt einen teuren Anzug trägt. Was er jedoch überwunden hat, ist seine Unsicherheit gegenüber Frauen.

Abbildung 6: Albert Brennaman in „Hitch“

Das erste Auftreten von Albert Brennaman zeigt Zuschreibungen zum „Nerd“. Er ist nicht schlank, weshalb seine körperlichen Fähigkeiten eingeschränkt sind. Er trägt eine Brille, ein braunes Hemd und eine bunte Krawatte. Die Hose rutscht im Sitzen so weit hinauf, sodass seine weißen, hochgezogenen Socken sichtbar werden (siehe Abbildung 6). Sein Büro ist durchorganisiert, es befinden sich ein Computer und Bücher darin. Seine koordinativen Unfähigkeiten zeigen sich, als er seinen Kaffee auf der Zeitung ausschüttet. Auch beim Essen vor dem Bürogebäude verschüttet er eine Dose und hat Senf auf der Nase, als Hitch in anspricht.

Im Gespräch mit Hitch zeigen sich soziale Probleme auf. Er ist sehr unsicher, bessert sich ständig aus und versucht alles nochmals zu erklären. In seinem Beruf ist er ein Steuerberater unter vielen und seine Angebetete weiß nicht einmal, dass es ihn gibt. Durch seine Unsicherheit hat er auch Probleme, auf sich aufmerksam zu machen. Im Versuch verliert er die Kontrolle über das Gespräch und kündigt. Die Unterstützung von Hitch zeigen auf, dass auch Hitch ein „Nerd“ ist oder er versteht wie ein „Nerd“ vorgeht. Der erste Anruf und das Tanzen wird geplant und geübt. Als die

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Angebetete Allegra Cole unerwartet selbst den Anruf von Albert annimmt, fällt es ihm schwer vom Plan abzuweichen. Die fehlende Spontanität wird damit aufgezeigt. Der einzige mögliche Gegenpart der „Nerds“ ist Vance Munson (Jeffrey Donovan). Nur der Gegensatz in Ehrlichkeit und Nettigkeit könnten Hinweise auf einen Unterschied zu den „Nerds“ sein, sind aber in diesem Film zur Darstellung der „Nerds“ unwichtig. Den „Nerds“ werden in diesem Film ohne negative Eigenschaften dargestellt. Die körperliche Unfähigkeit von Albert wird sympathisch, weil er sich um die Frau seiner Träume bemüht. Der „Nerd“ wird demnach dargestellt, indem seine Zuschreibungen hervorgehoben werden (zum Beispiel die Unfähigkeit zu tanzen), weil er diese überwinden möchte. Dazu werden die Vermeidung von Konfrontationen, das Fehlen von Spontanität und koordinativen Fähigkeiten in diversen Situationen aufgezeigt. Dies zeigt deutlich, dass es keinen Gegenpart braucht um den „Nerd“ darzustellen und es andere Methoden gibt um auch die körperlichen Schwächen eines „Nerds“ zu unterstreichen. Beispiel: Ryan Woodman (Shane West) in „Whatever it Takes“ (2000) Kurzinhalt: Ryan Woodman (Shane West) hat sich in seine beliebte Mitschülerin Ashley (Jody Lyn O’Keefe) verliebt. Diese will aber nichts von ihm wissen. Daher bittet er ihren Cousin Chris (James Franco) ihm zu helfen. Dafür hilft er wiederum Chris seine Nachbarin Maggie (Marla Sokoloff) zu beeindrucken. Es stellt sich heraus, dass die Pärchen so nicht zueinander passen und Ryan findet heraus, dass er doch Maggie will. In „Whatever it Takes“ verläuft die Geschichte ähnlich wie in „Hitch“. Jemand, der viel Erfolg bei Frauen hat, hilft einem „Nerd“ diesen Erfolg ebenfalls zu haben. Doch hier gestaltet sich diese Beziehung anders. Denn dieses Mal ist es nicht ein „Nerd“, der dem anderen „Nerd“ hilft. Es wird auf die Wurzeln der „Nerd“-Filme zurückgegriffen und die Unterscheidung zwischen „Jocks“ und „Nerds“ hervorgehoben.

Da es sich um einen Teeniefilm handelt und in einer Schule spielt, sind die Unterscheidungen zwischen „Nerds“ und „Jocks“ leicht zu erkennen. Die „Jocks“ werden als die Sportler dargestellt, die auf Parties gehen und Erfolg bei Mädchen haben. Die

50 „Nerds“ sind eine Gruppe unter sich, die sich auf einer Party nicht wohl fühlen und nicht wissen, wie sie auf Mädchen zugehen sollen. Der Unterschied wird nochmals deutlich gemacht, als sie versuchen die Mädchen auf die gleiche Weise anzusprechen wie die „Jocks“, jedoch scheitern. Die Kleidung von Ryan zeigt nicht direkt die Zuschreibungen zum „Nerd“. Er trägt ein Hemd über einem T-Shirt, Jeans und Turnschuhe. Nur seine Interessen, wie das Akkordeonspielen und sein Desinteresse an sozialen Aktivitäten (er erzählt seiner Freundin, dass er nur zu Hause war) zeigen den „Nerd“. Auch seine sportlichen Fähigkeiten weisen in diese Richtung. Er trifft beim Baseballspiel in der Schule den Ball nicht und wird vom Trainer schikaniert. Bei den Freunde von Ryan werden die Zuschreibung der Kleidung und bei den Interessen (sitzen gemeinsam zuhause am Computer) genutzt.

Chris ist sportlich, im Footballteam und hat auch einen trainierten Körper. Er wird auch beim trainieren gezeigt. Was ihn außerdem auszeichnet ist seine soziale Kompetenz. Er hat viele Freunde und Bekannte. Chris Hilfe besteht aus dem Satz „you’ll be me and I’ll be you“. Er versucht aus Ryan einen „Jock“ zu machen. Jedoch nur im Umgang mit Frauen und, anders als bei Hitch, ohne andere Zuschreibungen zum „Nerd“ zu beachten.

Nachdem Ashleys Freunde Ryans Namen falsch verstehen, heißt er für sie Brian. Was bedeutet das nun für den „Nerd“? Als Brian ist er beliebt und hat Aufmerksamkeit. Er kann dadurch seine soziale Inkompetenz ablegen. Dazu muss er auch seine Interessen leugnen. Für den „Nerd“ entstehen Freundschaften über diese Interessen, wodurch Ryan seine früheren „Nerd“-Freunde verliert. Um Ryan als „Nerd“ darzustellen, wurden zwei Merkmale benutzt. Zum einen seine Interessen und zum anderen der Unterschied zum „Jock“. Dazu werden die Thematik Frauen und soziale Kompetenzen hervorgehoben.

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2.2.3

Der „Nerd“ als zerstreuter Wissenschaftler

Ist der zerstreute Professor ein „Nerd“? Mit dem Beispiel „Honey, I shrunk the Kids“ soll gezeigt werden, dass der „Nerd“ zugleich Wissenschaftler sein kann. Beispiel: Wayne Szalinski (Rick Moranis) „Honey, I shrunk the Kids“ (1989) Kurzinhalt: In “Honey, I shrunk the Kids” geht es um den Erfinder Wayne Szalinski, der eine Maschine zum Schrumpfen von Menschen und Gegenständen entwickelt. Die Maschine funktioniert erst nach einem Unfall und schrumpft dabei seine eigenen Kinder, sowie die Nachbarskinder. Da Wayne nichts von dem Unfall mitbekommen hat, zerstört er die Maschine und stellt erst später fest, dass sie funktioniert hat. Während die Kinder in der Wildnis des Gartens ums Überleben kämpfen, findet Wayne heraus was passiert ist und repariert die Maschine.

Abbildung 7: Wayne Szalinski in „Honey, I Shrunk the Kids”

Wayne Szalinski ist auf den ersten Blick ein Wissenschaftler. Er entwickelt seine Maschine am Dachboden seines Hauses. Dieses „Labor“ ist mit allerlei Technik und Computern ausgestattet. Wayne trägt einen weißen Laborkittel und darunter einen braunen Anzug, sowie eine Brille. Was ihn mit dem „Nerd“ verbindet, ist die Brille, sein Interesse an Technik (speziell auch Computer) und Wissenschaft. Sein gesamtes Haus ist mit technischen Geräten verbessert worden. Das Telefon, wie auch die Kaffeemaschine. Die Kommunikation mit seinen Kindern in der Küche läuft über ein technisches Kommunikationssystem. Sie können durch Knopfdruck den Vater an die Essenszeiten erinnern, er antwortet über seinen Computer. Zerstreuter Wissenschaftler oder doch „Nerd“ in höchster Konzentration? Diese Punkte gehen hier Hand in Hand. Wayne sagt dazu: „When I start working on something, I don’t think of anything else.”. Das wird dargestellt, indem er seine gesamte Zeit mit seiner Arbeit verbringt und seine Kinder auch beim Frühstück kaum beachtet. Er wirkt immer

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leicht abwesend, sieht wo hin und nimmt seine Umgebung nicht war. Da sich Wayne gedanklich ständig mit seiner Arbeit beschäftigt, nimmt er seine Umgebung weniger wahr, was zum Beispiel durch das Überhören des Telefons dargestellt wird. Die Konzentration auf eine Sache ist Teil der Zuschreibungen zum „Nerd“. Nick Szalinski (Robert Oliveri), der Sohn von Wayne, ist ebenfalls ein Erfinder. Für einen Nachbarsjungen hat er den Rasenmäher mit einer Fernbedienung ausgestattet. Er trägt auch einen Laborkittel und ein kariertes Hemd über einem T-Shirt, sowie eine Brille. Er betreibt keinen Sport, denn nach eigenen Aussagen sei Baseball „for mortals“. Nick trägt Stifte in seiner Brusttasche (erinnert an den „pocket protector“) und hat auch einen Taschenrechner bei der Hand um den Weg von der Mülltonne zum Haus als geschrumpfte Menschen zu berechnen. Außerdem wird seine Pollenallergie angesprochen. Um das Bild des „Nerds“ für die Familie Szalinski zu verdeutlichen, sind die Nachbarn „Jocks“. Der Vater, Russell Thompson (Matt Frewer), packt für einen Angelurlaub. Es handelt sich bei dem Gepäck zum Großteil um Sportgeräte wie Fahrräder und Golfschläger. Sein Sohn Ron (Jared Rushton) spielt Baseball und er will seinen anderen Sohn Russ (Thomas Wilson Brown) davon überzeugen, dass er Football spielen muss. Russell kann nicht akzeptieren, dass sein Sohn nicht in einer Mannschaft spielen darf und drängt ihn in der Garage mit Gewichten zu trainieren. Neben den Merkmalen, die stark auf Sportlichkeit abzielen, haben sie auch eine Fehde mit den „Nerd“-Nachbarn. Als Wayne in seinem Labor schweißt und die Thompsons aufweckt, sagt Russell „What does he think he is, Mister Wizard?“. Ron hilft ebenfalls beim Ausschluss der „Nerds“ mit, er sagt beim Betreten des Labors von Wayne: „Awesome, so your dad is still in contact with his home planet.“ Der „Nerd“ wird in „Honey, I shrunk the Kids“ durch sein Interesse an Wissenschaft und Technik dargestellt. Außerdem durch die Konzentration auf diese Arbeit. Da die Wissenschaftler weiße Laborkittel tragen, ist das zugeschriebene Aussehen nicht vorhanden. Nur die Brille zeigt dies an. Durch die Nachbarn ist der „Nerd“ zu erkennen. Einerseits durch den Ausschluss und die Beleidigungen, andererseits durch die Sportlichkeit, die den „Nerds“ fehlt.

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2.2.4

„Nerds“ als Helden

Können Nerds auch Helden sein? Im Gegensatz zu den typischen Filmhelden, fehlt es ihnen wohl an der körperlichen Verfassung eines Helden. Im letzten Kapitel festgestellt, dass die Darstellung von „Nerds“ oft eine unmännliche Darstellung ist. In „National Treasure“ ist zu sehen, dass der „Nerd“ gleichermaßen Held sein kann. Beispiel: Benjamin Franklin Gates (Nicholas Cage) in „National Treasure“ (2004) Kurzinhalt: Benjamin Franklin Gates (Nicholas Cage) sucht nach einem lange verlorenen Schatz. Als er sich mit seinem Partner Ian Howe (Sean Bean) zerstreitet, beginnt ein Wettrennen um den Schatz. Bei Benjamin Gates weisen die körperliche Verfassung und die Kleidung keine Merkmale eines „Nerds“ auf. Auch sein Interessensgebiet befindet sich nicht im naturwissenschaftlichen Bereich, sondern im geisteswissenschaftlichen. Benjamin Gates hat einen Abschluss in amerikanischer Geschichte, einen in Mechanical Engineering (MIT), Navy ROTC und Naval Diving im Salvage Training Centre. Nur der technische Abschluss am MIT ist mit dem „Nerd“ vereinbar. Trotzdem besitzt Gates in Geschichte ein sehr detailreiches Wissen. In Verbindung damit steht die ausgestoßene Familie. Die Gates haben immer nach einem Schatz gesucht und wurden durch ihre Konzentration darauf und dem Problem, diesen Schatz nicht gefunden zu haben, in der Öffentlichkeit denunziert. Das kommt dem sozialen Ausschluss der „Nerds“ gleich.

Trotz der guten körperlichen Verfassung von Benjamin, ist seine Stärke sein Wissen über Details in der Geschichte. So kann er jedes Rätsel, das ihn näher zum Schatz führt, lösen. Es gibt immer wieder Momente im Film, an denen Benjamin sich hinsetzt und über das Rätsel nachdenkt oder einen Plan für die folgenden Handlungen entwirft. Keine Handlung wurde nicht vorher genau geplant. Beim Stehlen der Unabhängigkeitserklärung ist jeder Schritt durchdacht und er dringt bis zu dem gewünschten Dokument mit seinem Wissen und ohne Gewaltanwendung vor. Das wird verdeutlicht durch seinen Gegenpart Ian. Ian kann die Rätsel nicht so schnell oder gar nicht selbst lösen. Er braucht das Wissen von Benjamin. Er entscheidet sich rasch für Handlungen und schreckt dabei vor körperlicher Gewalt nicht zurück. Sein Team besteht aus Männern mit Waffen und weniger Intelligenz.

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Das wird zweimal dadurch dargestellt, dass die Männer beim Entschlüsseln der Rätsel unpassende Antworten geben. Die unterschiedliche Vorgangsweise beim Stehlen der Unabhängigkeitserklärung zeigt das deutlich. Während Benjamin mit seinem Wissen bis zum Dokument vordringt, brechen Ians Männer Schlösser auf und schalten einen Wachmann mit einem Elektroschocker aus. Als beide Teams gemeinsam vor einem Grab stehen überlegt Benjamin noch, wie es weiter gehen soll, während ein Mann aus Ians Team sofort den Grabstein zerstört um zu dem Eingang dahinter zu gelangen. Zusammenfassend zeigt dieser Film wieder einen Kampf zwischen „Nerds“ und „Jocks“. Während das Team der „Nerds“ mit ihrem Wissen vorankommt, greifen die „Jocks“ auf Gewalt zurück. Diese Darstellung macht ermöglicht es, den „Nerd“ zu erkennen. Benjamin Gates hat als Held auch einen „Nerd“ hinter sich. Riley (Justin Bartha) kennt sich sehr gut am Computer aus, was Abigail Chase (Diane Kruger) mit dem Satz „Riley’s right here, doing something clever with a computer.“ kommentiert. Wie bereits festgestellt wurde, ist Wissen im Kreis der „Nerds“ ein Statussymbol. Riley ist zumeist für den technischen Teil der Schatzsuche zuständig. Als Benjamin einmal ein Rätsel nicht sofort lösen kann, springt Riley ein. „You don't know this? I-I know something about history that you don't know. [...] Well, hold on one second, let me just...let me just take in this moment. This is...This is cool. Is this how you feel all the time? Because, you know...Except for now, of course.". Wie kann hier der „Nerd“ zu einem Helden werden? Benjamin Gates wird in der Darstellung nicht ausschließlich als „Nerd“ gezeigt. Ihm fehlt die körperliche Inkompetenz. Trotzdem besitzt er durch sein Wissen und Vorgehen Nerdmerkmale, die durch den Gegensatz zu Ian und den „Jocks“ hervorgehoben werden. Benjamin Gates schafft den Sprung zum Helden dadurch, dass er das Abenteuer mit seinem Wissen besteht.

2.2.5

„Nerds“ im Drama

In diversen Filmgenres gibt es wie gezeigt Beispiele von „Nerds“. „Nerds“ können sogar Helden sein. Dadurch zeigt sich, dass der „Nerd“ mit seinen Zuschreibungen in jedem Genre wieder finden kann. „My Girl“ als Beispiel für ein Drama.

55 Beispiel: Thomas J. Sennett (Macaulay Culkin) in „My Girl“ 1991 Kurzinhalt: Vada (Anna Chlumsky) ist die Tochter eines Leichenbestatters. Als sie mit ihrem Freund Thomas J. (Macaulay Culkin) im Wald spielt, verliert sie einen Ring. Thomas J. versucht ihn wiederzuholen und stirbt aufgrund seiner Bienenallergie.

Abbildung 8: Thomas J. in „My Girl”

Thomas J. Sennett ist ein 11-jähriger Junge. Seine Kleidung wurde nicht mit den Zuschreibungen der „Nerds“ ausgewählt. Er trägt jedoch oft Hemden und gestreifte Shirts. Eindeutiger ist seine körperliche Verfassung. Er trägt eine Brille und ist sehr schmal. Er küsst Vada auch erst, nachdem sie ihm mit der Faust droht. Das ist ein kleiner Hinweis darauf, dass ein Mädchen stärker sein könnte als er. Des Weiteren hat er eine Bienenallergie, die ihm zum Verhängnis wird. Von anderen Kindern wird er ausgeschlossen, weil er nicht so mutig ist wie sie. Er will die Leichen in Vadas Haus nicht sehen und geht lieber nach Hause. Die anderen Kinder sagen, er solle mit seinen Puppen spielen. Wieder ein Hinweis, dass „Nerds“ als unmännlich dargestellt werden. Nach David Anderegg ist zu sagen, dass er hier als „Nerd“ gesehen werden kann, weil er noch sehr kindlich ist. Er tut, was seine Eltern ihm sagen. Thomas J. geht zum Essen nach Hause und verlässt ungern nachts ohne Erlaubnis seiner Eltern das Haus. Regeln spielen bei ihm eine wichtige Rolle. Als Vada meint, sie würde eines Tages ihren Lehrer heiraten, spricht er davon, dass das gegen das Gesetz ist.

Ein letzter Hinweis sind seine Allergien. Als Shelly (Jamie Lee Curtis) ihm Schokolade anbietet, muss er diese ablehnen. Vada sagt daraufhin „He is allergic to everything.“. Thomas J. stirbt im Verlauf des Filmes aufgrund seiner Bienenallergie.

56 In „My Girl“ wird der „Nerd“ über die zugeschriebenen körperlichen Unzulänglichkeiten dargestellt. Die Brille und die Allergien sind deutliche Merkmale. Ebenso das Berufen auf Regeln, das mittels seiner Eltern dargestellt wird.

2.2.6

„Nerds“ in Serien

In diesem Kapitel wird einerseits davon ausgegangen, dass verschiedene Filme und Serien als Vorbild für die Nerddarstellung in „The Big Bang Theory“ herangezogen werden. Andererseits ermöglicht es die breite Genreaufteilung in der „Nerds“ vorkommen den Zusehern und Zuseherinnen, egal welches Genre sie vermehrt sehen, bereits einen „Nerd“ gesehen zu haben. Die laufenden Wiederholungen und das Wiederaufgreifen dieser Darstellungsweisen verfestigen das Bild des „Nerds“. Neben Filmen haben auch Serien zu diesem Bild beigetragen. Auch hier finden sich „Nerds“ in diversen Genres. Im Folgenden werden einige Beispiele genannt. Dies soll einen Überblick geben, in wie vielen verschiedenen Formen „Nerds“ auftauchen können. Die bekannteste Darstellung eines „Nerds“ kommt aus der Serie „Family Matters“ 19891998 (1989-1998). Steven Quincy Urkel (Jaleel White) gilt seither als der Archetyp eines „Nerds“ in Serie. Steve trägt „Hochwasserhosen“, wodurch seine weißen Socken gezeigt werden. Außerdem Hosenträger und eine Brille. Er ist sehr dünn und nicht sportlich. Er ist sehr intelligent und hat einen Bezug zur Wissenschaft. Im späteren Verlauf der Serie entwickelt er eine Maschine, die ihn zum gutaussehenden (anders gekleidet und ohne Brille) Charmeur macht. Seine soziale Inkompetenz zeigt sich in seiner Unfähigkeit mit Carl Winslow (Reginald VelJohnson) umzugehen. Der sieht Steve als Nervensäge. Steve dagegen merkt die Ablehnung nicht. Des Weiteren geht es in der Serie um Steves unerwiderte Liebe zu Laura Winslow (Kelly Shanygne Williams). Erst seine Verwandlung zum Charmeur in Anzug hilft ihm, Laura für sich zu gewinnen. Steve Urkel weist damit sehr viele Merkmale eines „Nerds“ auf, im Aussehen und dem Interesse. „Nerds“ als Thema einer Serie In der Serie „Malcolm in the Middle“ geht es um den sehr intelligenten Jungen Malcolm (Frankie Muniz). Da seine Lehrer eine außergewöhnliche Intelligenz an ihm entdecken, wird er in die Klasse der Begabten gesetzt. In der Serie geht es darum, wie mit dieser

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Intelligenz umgegangen wird. Die anderen Söhne der Familie fallen in die Kategorie der „Jocks“. Sein Bruder Reese (Justin Berfield) ist der Schläger der Schule und weist wenig Intelligenz auf. Sein Bruder Francis (Christopher Masterson) handelt spontan und ohne Planung. Es werden Probleme eines „Nerds“ dargestellt, mittels des Umfelds der Familie sowie des Freundeskreises. Es finden sich auch weitere „Nerds“ in der Serie, zum Beispiel sein Freund Stevie (Craig Lamar Traylor), der im Rollstuhl sitzt und eine Brille trägt. Außerdem Craig (David Anthony Higgins), der Arbeitskollege von Mutter Lois (Jane Kaczmarek). Während in der Begabtenklasse die Intelligenz und der soziale Ausschluss, der daraus erfolgt, thematisiert wirden, spielen bei Craig die Nerdaspekte der unerwiderten Liebe zu Lois und dem Interesse an Comicbüchern eine Rolle. Viele Serien beschränken sich jedoch auf diverse Merkmale von „Nerds“, ohne einen durchgängigen „Nerd“ Typ 1 zu zeigen. So bietet die Serie „The Simpsons“ eine Vielzahl an „Nerds“. Hier geht es nur zum Teil um die Intelligenz, wie bei Professor Frink oder Martin Prince, wie auch Lisa Simpson. Zum anderen Figuren mit Nerdinteressen wie dem Comicbuchverkäufer. Milhouse van Houten hat die Rolle des „Muttersöhnchens“ (wie auch Direktor Skinner). Seine Darstellung ist wiederum sehr unmännlich und wird durch den Gegenpart Bart Simpson hervorgehoben. Außerdem trägt Milhouse eine Brille. In der Serie „Two and a half Men“ wird ebenfalls der „Nerd“ deutlich durch seinen Gegenpart. Alan Harper (Jon Cryer) ist Chiropraktiker und in seinem sozialen Leben nicht erfolgreich. Sein Bruder Charlie Harper (Charlie Sheen) dagegen hat diese Probleme nicht. Er feiert Parties, trinkt und alles scheint ihm zuzufliegen. Auch der deutliche Erfolg bei Frauen von Charlie stellt Alan in die Nerdecke. Alan hat eine Scheidung hinter sich, bei der er alles seiner Frau übergeben musste. Ähnlich ergeht es Ross Gellar (David Schwimmer) in der Serie „Friends“. Ross lässt sich im Verlauf der Serie dreimal Scheiden. Seine Liebe zu Rachel wird immer wieder thematisiert und beginnt als eine unerwiderte Liebe. Wie auch Alan, wird Ross wegen seiner Arbeit als Paläontologe von den Freunden belächelt. Beide Figuren werden als unmännlich dargestellt. Die „Nerds“ werden jedoch nicht nur als Verlierer dargestellt. In diversen Serien sind sie sehr erfolgreich in ihrem Job. Vor allem Kriminalteams brauchen einen „Nerd“, um

58 erfolgreich zu sein. Das entspricht dem Schema „Nerd hinter dem Helden“. Entweder für ihren Computer oder für ihr Wissen im Allgemeinen. Beispiele dafür ist Dr. Spencer Reed (Matthew Gray Gubler) in „Criminal Minds“, der drei Doktorgrade und ein eidetisches Gedächtnis hat. Er unterstützt sein Team vor allem mit Statistiken und Berechnungen. Rodney McKay (David Hewlett) in „Stargate Atlantis“ besitzt auch wenig soziale Kompetenz. Während er die Technik und die Planung für das Team übernimmt, ist sein Gegenpart John Sheppard (Joe Flanigan) als Mitglied des Militärs für das Handeln verantwortlich. Ein Team, das ebenfalls diesen Gegensatz einsetzt, ist in der Serie „Numb3rs“ zu finden, mit den Brüdern Charlie Epps (David Krumholtz) und Don Epps (Rob Morrow). 2.3 Darstellung der „Nerds“ Der „Nerd“ wird in seiner Darstellung unter anderem durch seine Kleidung erkennbar gemacht. Dies passiert aber wie gezeigt nicht in jedem Fall. Dazu zählt zum Beispiel eine Brille. Die körperlichen Schwächen der „Nerds“ werden dadurch gezeigt, dass er in eine Situation gebracht wird, die diese Schwächen zeigen. Zum Beispiel beim Sport oder Tragen schwerer Gegenstände. Die zugeschriebene fehlende Koordinationsfähigkeit wird über das Tanzen verdeutlicht. Um die Interessen der „Nerds“ darzustellen, werden Requisiten genutzt. Allen voran der Computer und technische Geräte sowie Bücher, die ihr Wissen veranschaulichen. Des Weiteren zum Beispiel Actionfiguren für ihr Interesse an Comics. Das naturwissenschaftliche Interesse wird in „Weird Science“ durch ein Teleskop gezeigt. Die Zuschreibung des Selbsthasses der „Nerds“ wird durch die Themenwahl gezeigt. So versuchen die „Nerds“ in „Hitch“ und „Whatever it takes“ ihre Eigenschaften zu umgehen und sich das Verhalten von anderen anzutrainieren. Einen wichtigen Aspekt nehmen auch die „Jocks“ oder sportliche Männer ein. Sie werden als Gegensatz gezeigt, wo „Nerds“ ihre Schwächen haben. Entweder in der direkten Konfrontation wie sie Wyatt in „Weird Science“ erlebt, oder im Vergleich wie es in „Die Hard 4.0“ mit Matt und John der Fall ist. Zugleich wird dabei immer das Wissen in den

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Vordergrund gestellt. Auch ihre Probleme mit Frauen werden thematisiert und im Vergleich zu anderen Männern gestellt, wie zum Beispiel in der Serie „Two and a half Men“. Diese Darstellungsweisen der Zuschreibungen zum „Nerd“ tauchen in mehreren Filmen auf, wie zum Beispiel das Tanzen oder die soziale Kompetenz in Zusammenhang mit einer Party. Nicht jede Zuschreibung wird in jedem Film oder in jeder Serie veranschaulicht. Trotzdem werden, wie dargelegt wurde, mehrere Zuschreibungen dargestellt und so der „Nerd“ über Verhalten, Interessen und Aussehen konstruiert.

3

Popularisierung der Wissenschaft

Die Veränderung in der Darstellung der Wissenschaft, der Wissenschaftler und Wissenschaftlerinnen zeigt eine deutliche Tendenz zu einer Popularisierung dieser. Die Frage ist, wie Wissenschaftler und Wissenschaftlerinnen im Film dargestellt wurden und wie sich dieses Bild verändert hat. Es ist davon auszugehen, dass es eine Weiterentwickelung in der Darstellung gibt, da es in der Populärkultur laufend neue Filme und Serien mit einem positiven Bild des Wissenschaftlers und der Wissenschaftlerin gibt. Dies sind Darstellungsweisen, die sich seit dem „mad scientist“ stark verändert haben. Im folgenden Kapitel wird aufgezeigt, wie der Wissenschaftler als „mad scientist“ dargestellt wurde. Die Frage bleibt, wodurch sich diese Darstellung verändert hat. Da von einer Wechselwirkung zwischen Realität und Fiktion auszugehen ist, wird diese näher beleuchtet. Die Fiktion greift in ihren Darstellungsmethoden laufend auf die Realität zurück. Somit muss dieser Veränderung in der fiktiven Darstellung eine Veränderung in der realen Gesellschaft zugrunde liegen. Welche Darstellungsweisen wurden gewählt? Worauf greifen diese zurück? Welche Ereignisse haben diese Darstellungsweisen grundlegend verändert, um den Einzug der Wissenschaftler und Wissenschaftlerinnen in die Populärkultur zu ermöglichen?

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3.1 Darstellung von Wissenschaftlern und Wissenschaftlerinnen In Bezug auf die Darstellung der Wissenschaftler und Wissenschaftlerinnen ist es wichtig zu ermitteln, welche Elemente eingesetzt werden. Das betrifft einerseits die Person an sich, andererseits ihre Umgebung, wie Requisiten. Zwei Aspekte sind dabei relevant. Zum einen die Frage, worauf die Darstellung zurückzuführen ist. Zum anderen wird es um das vermittelte Bild des Wissenschaftlers und der Wissenschaftlerin gehen. Das erste Bild betrifft den „mad scientist“. Wie wird er dargestellt? Welche Methoden werden hier benutzt und was sagt das über die Wissenschaftler und Wissenschaftlerinnen aus? Dieses prägende Bild hat sich im Laufe der Jahre, vor allem in den letzten Jahren des „mad scientists“, verändert. Doch was hat sich geändert und wie sind Wissenschaftler und Wissenschaftlerinnen im Film erkennbar?

3.1.1

„mad scientist“

Bei der Darstellung des Wissenschaftlers und der Wissenschaftlerin standen die Filmemacher vor einem Problem. Wie kann die Wissenschaft bzw. der Wissenschaftler und die Wissenschaftlerin im spezialisierten Umfeld so dargestellt werden, dass die Zuseher und Zuseherinnen es erkennen und die Dramatik für die Geschichte nicht verloren geht? Christopher Frayling beschreibt dieses Problem folgendermaßen: „The gap between specialized knowledge and public understanding lies at the root of most ficitonal cinematic representations of the scientist – specialized knowledge in the restricted sense of technical data, and in the broader sense of specialized ways of thinking and specialized scientific communities that legitimate the thinking as well: bodies of knowledge and styles of knowledge. The gap has usually been filled by stereotypical representations of one kind or another.”148

Wenn es um die Darstellung des Wissenschaftlers und der Wissenschaftlerin geht, wird, wie auch beim „Nerd“, auf stereotype Darstellungen zurückgegriffen. Was gehört zum stereotypen Wissenschaftler oder zur stereotypen Wissenschaftlerin? Frayling zählt sieben Punkte aus einer Studie auf: weißer Laborkittel, Brille, Gesichtsbehaarung, Symbole der Forschung wie wissenschaftliche Instrumente und Laborequipment, Symbole für Wissen wie Bücher und Aktenschränke, Technologie im Sinne von Produkten, die aus der Wissenschaft hervorgegangen sind, und weiteres wie Formulare und das „eureka!“-

148

Frayling, Christopher. Mad, Bad and Dangerous? S 11.

61 Syndrom.149 Der Punkt der Gesichtsbehaarung zeugt von einem männlichen Bild, wie es auch beim „Nerd“ der Fall ist.

Wie kommt es den Symbolen, die die Darstellung erleichtern und vereinfachen sollen? Die Brille ist ein besonderes Symbol, das auch beim „Nerd“ zu finden ist. Sie steht laut Frayling für einen bestimmten Part des Wissenschaftlers und der Wissenschaftlerin: „They are often an outward and visible sign of the scientist’s perceived incompleteness as a human being; a shortsightedness that cuts him or her off from the mainstream […].“150 Die Brille soll den Wissenschaftler oder die Wissenschaftlerin von den anderen Menschen unterscheidbar machen. Ebenfalls spricht sie für einen körperlichen Mangel, den der Wissenschaftler oder die Wissenschaftlerin für die Intelligenz einbüßt. Die wuscheligen Haare führt Frayling zum Beispiel auf Albert Einstein zurück. „The tufy, or frizzy hair, of course comes via Albert Einstein – symbol of the brilliant but unruly brain beneath it.”151 Dieses Element kommt von dem realen Menschen und Wissenschaftler. Es zeigt sehr gut, wie Aspekte aus der Realität in die Fiktion eingeflochten werden. Das ist auch später in Zusammenhang mit der Themenwahl der Filme von Bedeutung. Trotzdem bleiben stereotype Darstellungen interessant, um den Charakter der Figur zu zeigen. „Fritz Lang believed that ‚an audience learns more about a character from detail and décor […] than from pages of dialogue’.”152

Die stereotype Darstellung besteht nicht nur aus der Kleidung und dem Körper selbst. Der Wissenschaftler und die Wissenschaftlerin benötigt für die Arbeit besonderes Equipment im Labor. Im Labor finden sich nach Christopher Frayling folgende Komponenten wieder: „retorts on stands, neon tubes, curved vessels, diagonal electrical cable, arrows and chevrons, bubbling glassware“153

Andrew Tudor hat in seiner Analyse von Horrorfilmen festgestellt, dass der Wissenschaftler darin keine unbedeutende Rolle spielt: 149

Vgl. Frayling, Christopher. Mad, Bad and Dangerous? S 14. ebd., S 26. 151 ebd., S 19. 152 ebd., S 60. 153 ebd., S 61. 150

62 „The most common films here [Anm: in der Classic Periode of horror movies], of course, are madscientist movies, and certainly the best-known articulations of such themes are those rooted in the Frankenstein story: Frankenstein (1932) and The Bride of Frankenstein (1935).”154

Christopher Frayling zeigt in seiner Arbeit zur Darstellung des Wissenschaftlers auf, dass es vor dem „mad scientist“ Wissenschaftler in Filmen gab. Diese Wissenschaftler waren Vorreiter. Von einer stereotypen und vereinheitlichten Darstellung kann jedoch erst ab dem „mad scientist“ ausgegangen werden. Denn erst hier finden sich Aspekte, die die weiteren Darstellungsweisen geprägt haben. Das stereotype Bild vom „mad scientist“ ist männlich.155 In der ersten von Andrew Tudor beschriebenen Phase des „mad scientists“ wird dieser mit einer obsessiven Konzentration auf seine Arbeit gezeigt, welche moralische Belange außer Acht lässt. „In most cases disorder is rooted in an obsessive search for knowledge, […], though in a small number of films science, like magic, is simply a way of achieving power. Here, the magician or scientist has not been corrupted in the search of knowledge; he is simply presumed to be evil.” 156

Für die Darstellung ist es wichtig, die Suche nach Wissen zu zeigen. Im Fall des „mad scientists“ lässt dieser die Moral und ethische Grundbelange unbeachtet, um Wissen zu erlangen. Das zeigt ein negatives Bild eines bösen Wissenschaftlers.

Im weiteren Verlauf (in den Jahren zwischen 1941 und 1946) beschäftigen sich die Filme mit dem Leben und dem Tod. In ihrer Suche nach Wissen überschreiten hier die Wissenschaftler die Grenzen. In Zusammenhang mit dem Wissenschaftler schreibt Tudor dazu: „[…] the mad-scientist movies of the period show an increasing concern with life after death and the restoration of life […].“157 Die Filme setzen sich mit diesen Bedenken auseinander und der Wissenschaftler nimmt dabei die Rolle des Bösewichts ein.

Mit den 50er Jahren kommt die Angst vor der nuklearen Gefahr. Nun sind es nicht mehr die unheimlichen Fähigkeiten der Wissenschaftler, die Angst erzeugen, sondern deren

154

Tudor, Andrew. Monsters and Mad Scientists. S 29. Da der stereotype „mad scientist“ männlich ist, wird in diesem Kapitel nur vom Wissenschaftler und nicht von Wissenschaftlerinnen gesprochen. 156 Tudor. Andrew. Monsters and Mad Scientists. S 33. 157 ebd., S 37. 155

63 Unfähigkeit. Wie Tudor schreibt: „Instead, this threat arises by accident.“158 Dieses Zusammenspiel von der zugeschriebenen Unfähigkeit und der nuklearen Angst führen zu Filmen wie “The Fly” (1958). Das zeigt sehr gut, dass „mad scientist“-Filme auf reale Ängste zurückgreifen. Im Endeffekt hat der Wissenschaftler Schuld, nur diejenigen, die verantwortlich und gewissenhaft mit Wissenschaft umgehen, können den Unfall wieder korrigieren. Im Laufe der 70er-Jahre werden die „mad scientists“ unwichtiger. Die Ängste verlagern sich auf Naturkatastrophen, die nicht von Menschen gemacht sind, wie zum Beispiel im Film „Jaws“ (1975).

Zusammengefasst ist zu sagen, dass in den Horrorfilmen Wissenschaftler eine wichtige Rolle spielen. Andrew Tudor: „In just over a quarter of the films included in this study (264), science is posited as primary source of disorder, and in 169 of them that impulse is given flesh in the person of a ‚mad scientist’.”159 Zuerst als vorsätzlicher Erschaffer einer Bedrohung, später durch einen Unfall. Dabei spielt immer die Moral des Wissenschaftlers eine wichtige Rolle. Der Wissenschaftler wird durchwegs in einem negativen Aspekt dargestellt. Die Thematik entwickelt sich weiter zu einem Punkt, an der der Wissenschaftler nicht mehr als Individuum verantwortlich ist.

3.1.2

Entfernung vom "mad scientist" hin zur "school of Indiana Jones"

Bereits während der „mad scientist“-Ära ist eine Veränderung der Wissenschaftler in Filmen erkennbar. Die Darstellung entfernt sich vom negativen Bild und dann weiter „[…] from the mad scientist to the well-intentioned put powerless scientist.“160 Doch das Bild hat sich geändert. Denn wie schon im letzten Kapitel erwähnt, kommen nun die Wissenschaftler zur Rettung. Diesen Umschwung fasst Frayling folgendermaßen zusammen: „In most of the 1930s Hollywood films and their immediate derivatives, the mad science was the result of individual choice on the part of the researchers […] and there was usually an explicit contrast at some stage in the story with ‘sane’ science, which helped to come to the rescue in the last reel, reassuring the audience of the need for certain kinds of progress and for trust in some experts.”161

158

Tudor, Andrew. Monsters and Mad Scientists.. S 42. ebd., S 133. 160 Frayling, Christopher. Mad, Bad and Dangerous?. S 42. 161 ebd., S 128. 159

64

Frayling führt auch weiter an, dass an diesem Punkt die Hollywood Studios anfingen, Biographien über echte Wissenschaftler zu drehen, anstatt von Filmen mit„mad scientists“162. Es ist zu sehen, wie Wissenschaftler (Beispiel: Louis Pasteur) und Wissenschaftlerinnen nicht nur an abstrakten Themen arbeiten, sondern „for the benefit of society“163. Das gibt der Wissenschaft nun eine positive Betrachtungsweise. Diese Biographien schafften es, ein „positive counter-image“164 zu kreieren.

Doch was passiert nun mit diesem veränderten Bild der Wissenschaftler und Wissenschaftlerinnen durch biographische Filme? Er oder sie ist nun nicht mehr der Bösewicht. Dem Wissenschaftler oder der Wissenschaftlerin wird die Macht über die eigene Forschung entzogen. Als Wissenschaftler und Wissenschaftlerinnen sind sie Angestellte und arbeiten für eine höhere Instanz. „The mushrooming of these fictional screen scientists whose work is misused by others can be traced back to the birth of the atomic bomb.“165

Zuerst verliert der Wissenschaftler die Kontrolle über seine Arbeit. Es entstehen Filme wie „Tarantula“ (1955), in denen durch einen nuklearen Unfall vergrößerte Tiere die Städte unsicher machen. Der nächste Schritt besteht darin, dass der Wissenschaftler oder die Wissenschaftlerin die Forschung nicht zur Erweiterung der eigenen Macht ausführt. Ein Wissenschaftler (Robert Oppenheimer) entwickelte die Atombombe, doch der Einsatz dieser liegt in der Hand einer anderen Autorität. In den 60er Jahren kam die Serie „Star Trek“ ins Fernsehen. Diese Serie, wie später „Stargate“, greift das Machtspiel zwischen Wissenschaft und Militär auf. Das zeigt, wie Frayling schreibt, „The shift from the individual to the organization, from the science to its marketing/exploitation […].“166 Der Wissenschaftler oder die Wissenschaftlerin verliert die Macht und dadurch auch die zuvor zugeschriebene Böswilligkeit.

162

Vgl. Frayling, Christopher. Mad, Bad and Dangerous? S 133. ebd., S 137. 164 ebd., S 139. 165 ebd., S 196. 166 ebd., S 211. 163

65

Um das Bild endgültig zu verändern, brauchte es einen Film, in dem der Wissenschaftler und die Wissenschaftlerin nicht nur anders dargestellt wird. Der gezeigte Wissenschaftler und die gezeigte Wissenschaftlerin braucht ein neues Aufgabengebiet. Während zuvor der „mad scientist“ sein Wissensgebiet im naturwissenschaftlichen Bereich fand, tritt (laut Frayling) der erste Wissenschaftler in einem neuen Gebiet an, als Mathematiker in „Jurassic Park“ (1993), gespielt von Jeff Goldblum. „Jurassic Park included a first in the history of the Hollywood image of scientists: a sexy mathematician, dressed in black leather.“167 Die Darstellung wird gemeinsam mit der Spezialisierung verändert. Der Wissenschaftler und die Wissenschaftlerin forschen nicht mehr in einem weißen Kittel in einem Labor, sie treten nun zum Beispiel in Lederkleidung (wie in „Jurassic Park“) und außerhalb des Labors auf. Diese Wende schafft Platz für diejenigen, die es bis dahin kaum in diese Rolle geschafft haben: weibliche Wissenschaftler. Zum Beispiel Sigourney Weaver in „Gorillas in the Mist“ (1988), Jodi Forster in „Contact“ (1997) und Saffron Burrows in „Deep Blue Sea“ (1999). Bis zu diesem Zeitpunkt gibt es kaum Darstellungen einer Frau als Wissenschaftlerin. Das stereotype Bild, welches sich in der Zeit des „mad scientists“ gebildet hat, ist von einem Mann als Wissenschaftler.168

Nicht mehr die Wissenschaftler und die Wissenschaftlerinnen haben die Macht ihre Errungenschaften zu ihren Zwecken einzusetzen. Die Macht wird an eine andere Autorität weitergegeben, wie Politik oder Militär. Die neuen Bösewichte missbrauchen die Entdeckungen der Wissenschaft zum Beispiel wie in „Mission Impossible 2“ für ihre Zwecke. Die Wissenschaftler und Wissenschaftlerinnen sind eine wichtige Grundlage, weswegen sie in Filmen entführt werden, um für böse Zwecke eingesetzt zu werden. Trotzdem formen sich die Wissenschaftler und Wissenschaftlerinnen langsam zu Helden. Diese neue Darstellungsweise nennt Christopher Frayling „[…] school of Indiana Jones: part-researcher, part-action man […].“169 Diese neue Darstellungsweise zeigt sich zum Beispiel im Film „The Day after Tomorrow“ (2004). Der Wissenschaftler (Dennis Quaid) hat durch seine Forschungsdaten das Wissen über eine nahende Katastrophe, doch die Macht dieses Wissen einzusetzen und Entscheidungen zu treffen liegt in einer anderen

167

Frayling, Christopher. Mad, Bad and Dangerous? S 212. Trotzdem gibt es bei den Biographien Ausnahmen, wie zum Beispiel Marie Curie. Das stereotype Bild bleibt aber männlich. 169 Frayling, Christopher. Mad, Bad and Dangerous? S 215. 168

66 Hand. In „The Day after Tomorrow“ muss Jack Hall darum kämpfen, überhaupt gehört zu werden. Dies zeigt eine andere Position der Wissenschaftler und Wissenschaftlerinnen. Sie werden zu Actionhelden und Actionheldinnen. Des Weiteren zeigt dieser Film im Vergleich zu den Anfängen eine Veränderung in der Gesellschaft. Während von Frankensteins Monster nur das nahe liegende Dorf betroffen ist, geht es in „The Day after Tomorrow“ um globale Ausmaße. Die Welt rückt zusammen um einen gemeinsamen Feind, sei es eine Naturkatastrophe oder Aliens, zu bekämpfen. (Globalisierung der Angst)

Im Jahr 1996 haben es der Wissenschaftler und die Wissenschaftlerin bereits bis zum Genre der Komödie geschafft. Trotzdem zeigt sich, wie auf frühere Darstellungsweisen und Thematiken zurückgegriffen wird. In „The Nutty Professor“ (1996) verändert sich Eddie Murphey selbst, seine Forschung hilft ihm persönlich. In „Senseless“ (1998) entsteht die Geschichte wieder durch einen biologisch-wissenschaftlichen „Unfall“ (die Repräsentation eines Wissenschaftlers oder einer Wissenschaftlerin ist hier nicht vorhanden).

3.2 Wechselwirkungen zwischen Realität und Fiktion Für die Darstellung von Wissenschaftlern, Wissenschaftlerinnen und Wissenschaft wird auf die Realität zurückgegriffen. Starke Symbole, wie das Haar von Albert Einstein werden genutzt. Dabei ist es wichtig, dass die Person von der das Symbol stammt bekannt ist.

3.2.1

Direkter Einfluss der Realität

Zuerst gilt zu erwähnen, dass der Film an sich ein Produkt der Forschung ist. Auch der bekannte Erfinder Thomas A. Edison hatte ein eigenes Studio und erfand einen „frühen Tonfilm“ (Kombination aus Phonograph und Filmkamera). Wissenschaftler und Wissenschaftlerinnen wurden als Berater für Filme herangezogen. “Einstein himself was consulted over the melodramatic The Beginning or the End in 1946, and […] provided some errors were corrected and a sequence involving team research at Columbia University was included – even though it slowed down the dramatic action.” 170

170

Frayling, Christopher. Mad, Bad and Dangerous? S 23.

67

Es wird versucht, Realität in die Filme einfließen zu lassen. Doch wie bereits erwähnt, werden Stereotype eingesetzt und stark verkürzt, um die Geschichte verständlich zu machen und der Fiktion die Dramatik nicht zu nehmen.

3.2.2

Indirekter Einfluss der Realität

Die Realität fließt jedoch nicht nur auf direktem Weg in die Fiktion ein. Es gibt auch indirekte Aspekte, die die Darstellung und Thematik beeinflussen. Am sichtbarsten ist das in Horrofilmen bzw. „mad scientist“-Filmen. Es wird auf reale Ängste zurückgegriffen. Zuerst die Angst vor der Wissenschaft an sich, oder wie Andrew Tudor schreibt: „[…] a fear that human values will be sacrificed in the untrammelled search for knowledge.“171 In den 1950er Jahren beschäftigten sich die Menschen durch den Krieg mit dem Leben und dem Tod. Die Fiktion reagiert darauf. Monster werden zusammengesetzt und zu Leben erweckt. Mit den 50er Jahren kommt auch die Angst vor der nuklearen Bedrohung auf. Filme wie „The Fly“ (1985), „Beginning of the End“ (1960) und „Tarantula“ (1955) entstehen, in denen durch Nuklearunfälle vergrößerte Tiere (Spinnen, Gottesanbeterinnen) die Menschen bedrohen. „With growing public concern about atomic energy during the fifties, the idea of science unwittingly causing disaster becomes more common, a pattern that is repeated in the light seventies and eighties, where scientific ‘side-effects’ give rise to pollution and ecological imbalance.” 172

In diese Ängste mischen sich die Ängste vor Naturkatastrophen. „The Day After Tomorrow“ (2004) zeigt die Angst vor der globalen Erwärmung und ihre möglichen Folgen. “At the beginning of the 1970s, the Club of Rome says that there is a limit to world growth. So progress through science, progress through technology are going to have limits and even backfire on us, and you begin to get a whole series of films about ecological disasters or mutant monsters often created by scientists. Another 1970s context is fear of government, especially after Watergate, a fear of government conspiracy and that easily glides into the idea of the scientist who is also a conspirator.”173

Viele Thematiken und Darstellungsweisen haben eine reale Grundlage. Christopher Frayling hat seine Studie 2003 wiederholt. Dabei zeigte sich, dass das Bild des Wissenschaftlers sich kaum geändert hat. Seine Schlussfolgerung daraus war: „So, where

171

Tudor, Andrew. Monsters and Mad Scientists. S 30. ebd., S 134. 173 Frayling, Christopher. Mad, Bad and Dangerous? S 206. 172

68

does the imagery come from? The answer is comics, cartoons, computer-games, comedy and adventure films – and maybe the cover of Professor Brainstawm stories.“174

Wenn davon auszugehen ist, dass die Gesellschaft mit ihren Vorstellungen und Ängsten die Fiktion prägt, zeigt Fraylings Schlussfolgerung aber auch, dass genau diese Darstellungsweisen wiederum die Vorstellungen beeinflussen. Es besteht eine Wechselwirkung zwischen Realität und Fiktion.

Im Laufe der Jahre hat sich, das Bild des Wissenschaftlers und der Wissenschaftlerin verändert. Ausgehend von der Prämisse, dass eine Wechselwirkung zwischen Realität und Fiktion besteht, muss es auch für diese Veränderung, eine Veränderung in der Realität bzw. im Denken der Gesellschaft gegeben haben. Einen Teil der Veränderung ist der „school of Indiana Jones“ zu verdanken, da dadurch andere wissenschaftliche Fachrichtungen aufgegriffen wurden. Der Archäologe und die Archäologin verlangen nach einer anderen Darstellungsweise, als in einem Labor mit Laborkittel und Brille. Ein weiterer Aspekt ist die Popularisierung der Wissenschaft durch die Arbeit von Stephen Hawking.

3.3 Die Veränderung in der Gesellschaft durch Stephen Hawking „Woher kommt das Universum? Wie und warum hat es begonnen? Wird es enden? Und wenn, wie wird dieses Ende aussehen? Das sind Fragen, die uns alle angehen. Doch die moderne Naturwissenschaft ist so komplex geworden, daß nur noch wenige Spezialisten über die mathematischen Voraussetzungen verfügen, um nach den Antworten auf diese Fragen zu suchen. Dennoch lassen sich die Grundgedanken über den Ursprung und das Schicksal des Universums ohne Mathematik in einer Form schildern, die auch ein Leser ohne naturwissenschaftliche Vorbildung verstehen kann. Dies versuche ich in meinem Buch.“175 Stephen Hawking

Stephen Hawking beginnt mit diesen Worten 1988 sein Buch „A Brief History of Time“. Stephen W. Hawking ist ein britischer theoretischer Physiker und Astrophysiker. In seinem Buch wendet sich Hawking als Wissenschaftler das erste Mal an eine breite Masse. Für dieses Buch war Simon Mitton ausschlaggebend, der ein populärwissenschaftliches Buch

174 175

Frayling, Christopher. Mad, Bad and Dangerous? S 219. Hawking, Stephen. Eine kurze Geschichte der Zeit. S 7.

69 von Hawking wollte.176 Von ihm stammte auch der Ausspruch „Jede Gleichung halbiert die Verkaufszahlen“, die in das Projekt von Hawking eingeflossen ist.177 Der Verlagsvertrag für das Buch ging jedoch danach an Peter Guzzardi, der das beste Angebot für das Manuskript von Hawking dargebracht hat. „Hawking unterschrieb, wobei ‚Bantams Zusicherung, das Buch werde in jedem amerikanischen Flughafenkiosk erhältlich sein, wesentlich zum Zustandekommen des Abschlusses beigetragen[hatte]’.“178 Der entscheidende Punkt war für Stephen Hawking, dass sein Buch möglichst viele Menschen erreicht. Denn wie er schreibt, sind seine Fragen, Fragen, die jeden betreffen. Nachdem die Frage nach der Erreichbarkeit der Massen geklärt war, musste das Buch für jeden verständlich sein. „Peter Guzzardi hatte keine wissenschaftliche Vorbildung, aber er machte sich kundig und beharrte auf dem Anspruch, jede Zeile selbst verstehen zu wollen, bevor er den Text veröffentlichen konnte. Also schickte er Hawking immer wieder lange Listen mit Fragen und Anweisungen zum Umschreiben des Manuskripts – für den hofierten Starphysiker eine völlig neue Erfahrung, die ihn zunächst verärgerte.“179

„A Brief History of Time“ von Stephen Hawking schaffte es auf die Bestsellerlisten „Es wurde mit über zehn Millionen verkauften Exemplaren das mit Abstand erfolgreichste Sachbuch des 20. Jahrhunderts.“180. Das Buch hat wie erhofft Massen erreicht und einen Einblick in die Wissenschaft gestattet. Wie viele Menschen tatsächlich die abstrakten Erklärungen verstanden haben, ist unklar. Der wahre Erfolg des Buches liegt woanders. Auch wenn das im Buch vermittelte Wissen sich damit nicht vermehrt hat, wurde Stephen Hawking bekannt. „Eine kurze Geschichte der Zeit wurde zum Kultbuch und sein Autor zur lebenden Legende.“181 Hawking hat es geschafft, seinen Zweig der Naturwissenschaften zu popularisieren. Dabei geht es nicht darum, dass sein Buch eine neue Theorie enthalten hat, welches die Wissenschaft vorangetrieben hätte. „Vielsagend ist ein Vergleich zwischen Hawkings Renommee in der Öffentlichkeit und der Einschätzung seiner wissenschaftlichen Leistung durch Physikerkollegen.“182 Durch Stephen Hawking hat ein Wissenschaftler der Naturwissenschaften ein Gesicht bekommen.

176

vgl. Mania, Hubert. Stephen Hawking. S 122. vgl. ebd., S 122f. 178 ebd., S 123. 179 ebd., S 124. 180 ebd., S 128. 181 ebd. 182 ebd., S 148. 177

70

Warum konnte Stephen Hawking diesen Erfolg erreichen und wie konnte genau er als Wissenschaftler so bekannt damit werden? Christopher Frayling schreibt dazu: „[…] one hundred years of stereotyping in the cinema may have prepared the public for Stephen Hawking […].“183

Stephen Hawking entspricht nicht ganz dem stereotypen Bild vom Wissenschaftler. Doch ein Aspekt hebt ihn von der Masse ab, seine Krankheit. Durch ALS, Amyotrophe Lateralsklerose, ist Hawking an einen Rollstuhl gebunden und kommuniziert (inzwischen) über das Computerkommunikationsprogramm „Equalizer“.184 Eingangs wurde diese Thematik bei der Darstellung der Wissenschaftler und Wissenschaftlerinnen angesprochen, indem er sich durch die Brille (die auch Hawking hat) von der Masse abhebt. Dort wurde festgestellt, dass in der Darstellung ein körperlicher Mangel bezeugt, was der Wissenschaftler oder die Wissenschaftlerin für die Intelligenz einbüßt. Stephen Hawking ist dadurch der lebende Beweis für diese stereotype Darstellung. Hawking schreibt dazu: „Glück hatte ich […] mit meiner Entscheidung für die theoretische Physik. Auf diesem Gebiet spielt sich alles im Kopf ab.“185 Dadurch passte Hawking auf die stereotype Vorstellung. Inzwischen hat Stephen Hawking den Einzug in die Populärkultur vollständig erreicht, indem er in Serien wie „Star Trek“ und „The Simpsons“ als bekannter Wissenschaftler unserer Zeit auftaucht.

3.4 Siegeszug der Popularisierung der Wissenschaft Stephen Hawking hat das Interesse der breiten Masse an Wissenschaft geweckt. Seither sind viele Wissenschaftler und Wissenschaftlerinnen in Film und Fernsehen aufgetreten. Am bedeutendsten ist der Anstieg von Wissenschaftlern und Wissenschaftlerinnen in Serien zu verzeichnen. Hierbei vor allem durch die Serie „CSI“, die seit 2000 im Fernsehen läuft und eine Welle von ähnlichen Formaten losgetreten hat. Nun arbeiten nicht mehr nur Polizisten und Polizistinnen sowie Anwälte Anwältinnen an der Aufklärung eines Mordfalls, sondern tatsächlich Wissenschaftler und Wissenschaftlerinnen.

183

Frayling, Christopher. Mad, Bad and Dangerous? S 17. vgl. Mania, Hubert. Stephen Hawking. S 125. 185 Hawking, Stephen. Eine kurze Geschichte der Zeit. S 8. 184

71

3.4.1

Dr. House als Wissenschaftler

In der Serie „House, MD“ geht es um einen Diagnose-Spezialisten (Hugh Laurie), der mit einem Team in speziellen Fällen die Diagnose stellt. Vorrangig ist die Suche nach der Diagnose mittels Erforschung des Krankheitsbildes. Dr. House arbeitet direkt unter der Chefin des Krankenhauses, Lisa Cuddy (Lisa Edelstein), und hat den Onkologen Wilson (Robert Sean Leonard) als Freund. House MD zeigt nicht nur einen Arzt, der seine Patienten und Patientinnen heilt. Als Diagnose-Spezialist zeigen sich die Aspekte des wissenschaftlichen Arbeitens viel deutlicher als in vorangehenden Krankenhausserien wie „Emergency Room“.

Die frühe stereotype Darstellung von Wissenschaftlern beinhaltet, wie oben gezeigt, einen weißen Laborkittel, Brille, Gesichtsbehaarung, Symbole der Forschung wie wissenschaftliche Instrumente und Laborequipment. Sind diese Elemente bei „House, MD“ gegeben? Das Wissenschaftsteam um House trägt weiße Kittel. House selbst trägt diesen Laborkittel nicht. Das zeigt auch die Entwicklung des Wissenschaftlers und der Wissenschaftlerin. Das Kostüm hat sich gewandelt. Doch seine Kollegen und Kolleginnen besitzen diesen Marker. House trägt nur selten eine Brille, jedoch büßt auch er einen körperlichen Mangel ein, er geht am Stock. In „House, MD“ sind ebenfalls das Labor und das Laborequipment gegeben, das Diganoseteam führt Analysen durch, aufgrund derer die Diagnose gestellt wird. Trotz dieser Analysen gibt es noch einen entscheidenden Moment für House als Wissenschaftler, das eureka!-Syndrom. Im letzten Drittel jeder Episode spricht House zumeist mit seinem Freund Wilson, während er auf die Erkenntnis stößt, was die richtige Diagnose ist. „House, MD“ lehnt sich in vielen Aspekten noch an den „mad scientist“ an. Er ist zwar nicht als Böse dargestellt, doch seine moralischen Vorstellungen liegen im Bereich des „mad scientist“. Die Forschung bzw. hier die Diagnose ist wichtiger als der Mensch. Es geht um das Ergebnis und das Streben nach der Lösung, egal mit welchen Mitteln. Dieser Aspekt wird im Gespräch mit seinem Team angesprochen. Einbrüche in das Haus des Patienten oder der Patientin, um weitere Daten für die Diagnose zu erlangen, sind zum Beispiel nicht selten. In Staffel 6 stößt die Assistentin Masters (Amber Tamblyn) zum

72

Team, die laufend auf diesen Aspekt und die moralischen Werte hinweist. Dieser Gegenpart zum „mad scientist“ House hebt die moralischen Werte in den Vordergrund.

Trotzdem greift die Serie weiterentwickelte Darstellungsweisen auf. Dr. House arbeitet nicht für seine eigenen Zwecke, er arbeitet in einem Krankenhaus für die Chefin Lisa Cuddy. Sie repräsentiert die Autorität in der Serie. Durch die Weigerung einen weißen Arztkittel zu tragen, widersetzt sich House dieser Autorität. Trotzdem müssen seine Untersuchungen von der Chefin autorisiert werden. House scheint in einem Zwist zwischen „mad scientist“ und neuerer Darstellungsweise zu stehen. Denn er ist kein einzelner „mad scientist“, sondern hat ein Team um sich. Die Serie „House, MD“ legt den Fokus auf den wissenschaftlichen Part. Dr. House arbeitet nicht mit seinen Patienten oder Patientinnen, sondern befragt die Werte. Seine Diagnose baut auf die Forschungsergebnisse der Blutanalysen oder ähnlichem auf. Er hat ein Team aus Wissenschaftlern und Wissenschaftlerinnen, die im Labor die Werte analysieren. In „Emergency Room“ stehen Notfälle und die schnelle Heilung eines Patienten oder einer Patientin im Vordergrund, sowie das soziale Leben des Krankenhauspersonals. In „Greys Anatomy“ spielt der soziale Aspekt ebenfalls eine vorderrangige Rolle.

In anderen Genres finden sich ebenfalls Wissenschaftler und Wissenschaftlerinnen ein. Wie eingangs schon erwähnt bekommen Polizisten und Polizistinnen neben dem Pathologen oder der Pathologin auch andere Unterstützung der Wissenschaft zur Aufklärung ihres Mordfalles zur Seite gestellt. In vorangegangenen Serien wie „Columbo“ und „Monk“ war dies nicht der Fall. Spätestens seit dem Ausstrahlungsbeginn von „CSI“ werden Wissenschaftler und Wissenschaftlerinnen immer populärer.

3.4.2

Bones und die Wissenschaftler

In „Bones“ geht es um ein Wissenschaftsteam im Jeffersonian Institute in Washington. Die forensische Anthropologin Dr. Temperance ‚Bones’ Brennan (Emily Dechanel) arbeitet gemeinsam mit dem FBI-Agenten Seeley Booth (David Boreanaz) an der Aufklärung von Mordfällen. Zu ihrem Team gehören die Pathologin Dr. Camille ‚Cam’ Saroyan (Tamara Taylor), der Entomologe Dr. Jack Hodgins (T.J. Thyne) und die Künstlerin Angela

73

Montenegro (Michaela Conlin). Seit Staffel 4 ist der Psychologe Dr. Lance Sweets (John Francis Daley) dabei.

In der Serie steht hinter dem FBI-Agenten ein Wissenschaftsteam. Er will einen Mordfall lösen und konsultiert dabei die Wissenschaftler und Wissenschaftlerinnen des Jeffersonian Instituts. Der Fall wird im Team gelöst. Dabei hat jeder ein Spezialgebiet. Die Pathologin Dr. Saroyan übernimmt die Autopsie und Dr. Brennan untersucht die Knochen. Der Entomologe Dr. Hodgins ist für Insekten und Umwelt zuständig. Die Künstlerin Angela Montenegro ist für Gesichtsrekonstruktionen und für technische Belange zuständig. Zusätzlich wird der Psychologe konsultiert, der Ansprechpartner für das Team ist und das Täterprofil erstellt.

Die Serie setzt auf stereotype Darstellungsweisen. Die Wissenschaftler und Wissenschaftlerinnen tragen Laborkittel und der FBI-Agent einen schwarzen Anzug. Requisiten wie Untersuchungstische und Equipment sind vorhanden. Die Papierformulare werden durch Computerbilder ersetzt. Im gesamten Labor steht die Technik im Vordergrund. Der FBI-Agent Booth dient als Übersetzter von wissenschaftlichem Fachjargon, der in der Serie für ihn in anderen Worten erklärt wird. Durch den Kontrast zum FBI-Agenten wird die Kleidung und das Wissen hervergehoben.

Gibt es einen eureka!-Moment? Im Vordergrund der Serie steht die Arbeit der Wissenschaftler und Wissenschaftlerinnen. Dabei werden Analysen nicht im Detail gezeigt, sondern die Ergebnisse besprochen und erklärt. Im Team wird verdeutlicht, dass die soziale Komponente vorhanden jedoch zweitrangig ist. Bones und die „Nerds“? Ein wichtiger Aspekt beim „Nerd“ ist das Aussehen. Dieser Part fällt hier weg, da sie das stereotype Aussehen bekommen und nicht im privaten Umfeld gezeigt werden. Der Typ 1 „Nerd“ nach Benjamin Nugent verschreibt sich einer Sache, die keine emotionale oder körperliche Konfrontation einschließt. Dies wäre durch die Wissenschaft gegeben. Da die Wissenschaftler und Wissenschaftlerinnen die Daten analysieren und sich emotional nicht

74

in den Mordfall involvieren. Die Kommunikation ist logisch und rational, in einem wissenschaftlichen Fachjargon. Zur Darstellung von „Nerds“ wird oft ein Gegenpart („Jock“) eingesetzt wird, um den „Nerd“ erkennbar zu machen. Dies geschieht durch die Figur des FBI-Agenten Booth. Es wird erwähnt, dass er Football gespielt hat und er ist sehr trainiert. Die männlichen Wissenschaftler dagegen weisen diese Fähigkeiten nicht auf. Auch bei den weiblichen Wissenschaftlerinnen ist dieser Part durch Dr. Brennan gegeben. Sie verweist oft auf körperliche Unfähigkeiten. Der Unterschied von „Man of Action“ gegenüßber „Man of Reflection“ ist hier sichtbar. Während die Wissenschaftler und Wissenschaftlerinnen Details und Ergebnisse besprechen, geht Booth aus dem Labor hinaus, um den Täter festzunehmen. Sein Handlungsspielraum ist größer. An den Knochen Details für den Mord zu finden, erinnert an die Zuschreibung „a passion for precicion“ von David Anderegg. Die Affinität zu Zahlen und Regeln spiegelt sich in der Wissenschaft wider. Die fehlende soziale Kompetenz wird bei der Serie „Bones“ ebenfalls zum Thema gemacht. So kennt sich Dr. Brennan nicht bei gesellschaftlichen Regeln aus. Das wird durch Gespräche mit dem FBI-Agenten hervorgehoben. Es zeigt sich die Kluft zwischen der sozialen Community der Wissenschaftler und Wissenschaftlerinnen und der sozialen Fähigkeiten mit Menschen, die dieses spezielle Wissen nicht haben. Die Wissenschaft (spezieller Naturwissenschaft) als Interesse von „Nerds“ steht in „Bones“ im Vordergrund. Teilen die Wissenschaftler und Wissenschaftlerinnen in „Bones“ weitere Interessen mit dem „Nerd“? Während bei Dr. Brennan die soziale Inkompetenz im Vordergrund steht, haben ihre Teamkollegen und Teamkolleginnen andere Interessen, die im Zusammenhang mit dem „Nerd“ stehen. In einer Episode stellen sich die männlichen Wissenschaftler vor einem Kino an, um einen Fantasy-Film zu sehen. Hodgins gilt auch als eine Quelle von „arcane knowledge“ und führt Wissen über Verschwörungstheorien an. Angela ist der Computernerd des Teams. Doch trotz dieses Interesses, wird sie als Gegenpart zu den Wissenschaftlern und Wissenschaftlerinnen dargestellt. Durch den Hinweis auf ihr reges Sexualleben, hebt sie sich von den Wissenschaftlernerds ab. Sie wird

75 nicht als „Nerd“ dargestellt und hat soziale Kompetenzen. Das zeigt sich in einer Episode, in der sie Dr. Brennan hilft den Figuren ihres Buches eine emotionale Tiefe zu geben, wo sich Brennan zu sehr auf wissenschaftliche Fakten beruft.

4

Analyse der Serie „The Big Bang Theory“

Im folgenden Kapitel wird die Serie „The Big Bang Theory“ analysiert. Welche Zuschreibungen wurden in der Serie verwendet? Zeigen die Figuren unterschiedliche Zuschreibungen und wie werden diese dargestellt? Dazu wurden die Zuschreibungen (Kapitel 1 und 3) und Darstellungsweisen (Kapitel 2) verwendet.186

4.1 Daten „The Big Bang Theory“ ist eine Comedy-Serie, die von Chuck Lorry und Bill Prady kreiert wurde. Sie wird seit 2007 auf dem US-amerikanischen Sender „CBS“ ausgestrahlt. Mittlerweile gibt es sechs Staffeln mit 111 Episoden187. Im deutschen Fernsehen strahlt der Sender „Pro Sieben“ die Serie seit 2007 aus. Für diese Arbeit wurde die Analye auf die ersten beiden Staffeln beschränkt.188

Cast Jim Parsons – Dr. Dr. Sheldon Lee Cooper Johnny Galecki – Dr. Leonard Hofstadter Kaley Cuoco – Penny Kunal Nayyar – Dr. Rajesh Koothrappali Simon Helberg – Howard Wolowitz Jede Episode der Sitcom “The Big Bang Theory” dauert ca. 20 Minuten. Die Episoden starten mit einer Einleitung, die ein Interessensgebiet der „Nerds“ abdeckt. Danach wird der Vorspann mit dem Titelsong „History of Everything“ von der Band „The Barenaked Ladies“ gezeigt. Die Folgen beinhalten eine in sich abgeschlossene Geschichte, die eine Episode aus dem Leben der „Nerds“ darstellt.

186

Der daraus resultierende Analysebogen ist in Anhang A zu finden. http://www.cbs.com/shows/big_bang_theory/season/6/episodes/ 188 Episodenliste sowie eine Beschreibung der Episodenbezeichnungen sind in Anhang B zu finden. 187

76

Innerhalb der Episoden wird drei Mal pro Folge ein Clip von einem rotierenden Atom gezeigt (siehe Abbildung 9). Dies dient als Anzeige eines Orts- und/oder Zeitwechsels. In der Kauf DVD enthält jede Folge zwei Umblenden auf Schwarz, welche „Platzhalter“ für Werbeeinblendungen bei der Ausstrahlung im Fernsehen markieren.

Abbildung 9: rotierendes Atom

Vorspann Der Vorspann zeigt das Universum und den Urknall, gefolgt von einer raschen Abfolge von Bildern. Diese Bilder zeigen Bauwerke, Kunst, technische Errungenschaften bzw. Erfindungen (z.B.: Glühbirne, Handy, Computer), Fortbewegungsmittel (z.B.: Eisenbahn, U-Bahn, Autos), wichtige Personen in Geschichte und Wissenschaft (z.B.: Einstein, Lincoln, Martin Luther King, Napoleon, Columbus). Die Anzeige der Bilder ist chronologisch geordnet und wird durch eine Zeitlinie am unteren Ende des Bildschirmes nachvollziehbar. Zum Abschluss des Vorspanns werden die fünf Hauptfiguren der Serie (Sheldon, Leonard, Penny, Howard und Raj) beim Essen im Wohnzimmer gezeigt.

Sitcom „The Big Bang Theory“ ist eine Multi-Camera-Sitcom. “Eine Multi-Camera-Sitcom ist eine Comedyserie, die hauptsächlich mit vier oder mehr Kameras in einem Studio vor Live-Publikum gedreht wird.”189 Der Hauptraum für die Sitcom “The Big Bang Theory” ist das Wohnzimmer von Sheldon und Leonard. Der Großteil der Geschichte spielt sich in diesem Raum ab, indem die Figuren der Serie aufeinander. Einen wichtigen Part nimmt auch das Stiegenhaus und der 189

Rickman, Amy. The Big Bang Theory von A-Z. S 96.

77

Gang zu Pennys Wohnung ein. Dadurch können Gespräche zwischen den Nachbarn und während dem Betreten und Verlassen des Wohnhauses weiterverfolgt werden.

Weitere Räume sind andere Wohnungen wie Pennys Wohnung und Howards Wohnung, sowie Leonards und Sheldons Schlafzimmer. Räume an der Universität wie die Cafeteria, Labore, Büros von Sheldon und dem Universitätspräsidenten Dr. Gabelhauser sind ebenfalls vorhanden. Das Auto als Verbindung zwischen der Wohnung und der Universität. Zuletzt finden sich Räume für die Freizeitbeschäftigungen der „Nerds“: Kino, eine Indoor Climbinghalle, ein Comicbuchladen und für die Essensaufnahme der Speiseraum der „Cheesecake Factory“.

Requisiten „Nerds“ zu Hause Ein wichtiger Aspekt, der die Interessen der „Nerds“ unterstreicht, sind die Requisiten. Vor allem der Hauptraum, das Wohnzimmer von Sheldon und Leonard, sind detailreich eingerichtet. „Die Requisiten werden meistens von der Szenebildnerin Ann Shea ausgesucht.“190. Der Raum zeigt die Bewohner als „Nerds“, aber auch als Wissenschaftler. Die Bücher in den Regalen sind ebenso detailgetreu gewählt. „Shea hat viele wissenschaftliche Bücher ausgewählt, die die Jungs wahrscheinlich auch wirklich besitzen würden.“191 Weitere Gegenstände, die das wissenschaftliche Interesse unterstreichen, sind ein Teleskop, ein Duschvorhang mit dem Periodensystem der Elemente und eine DNAStrang-Skulptur. Aber auch andere Interessen finden in der Wohnung ihre Requisiten. „Da Arbeit alleine nicht glücklich macht, gibt es in Leonards und Sheldons Wohnung viele ScienceFiction-Objekte, mit denen sie sich ablenken können. Von der Green-Lantern-Laterne bis zur BatmanKeksdose besitzen die Jungs viele spaßige Sachen, die nichts mit Wissenschaft zu tun haben.“ 192

In den Requisiten finden sich viele Details, die über die Kamera nicht wahrnehmbar sind. „Das Set ist sogar auf Sheldons Neurosen ausgerichtet: Die Frühstücksflocken stehen immer am perfekten Platz und alles ist etikettiert – auch wenn man die Etiketten im Fernsehen gar nicht sieht.“193

Dass sich viele Figuren aus den DC Universum Comics in der Wohnung befinden hat einen einfachen Grund: „Es erwies sich als ziemlich hilfreich, dass DC Comics ein Büro 190

Rickman, Amy. The Big Bang Theory von A-Z. S 83. ebd. S 84. 192 ebd. S 85. 193 ebd. S 84. 191

78 auf dem Studiogelände von Warner Brothers hat.“194 Die Requisiten sind demnach auf „Nerds“ und Wissenschaftler abgestimmt, um diesen Aspekt hervorzuheben. Durch die Umgebung dieser Requisiten werden die dargestellten „Nerds“ und Wissenschaftler in ihren Figuren unterstützt.

Labor, Wissenschaftler, Universität In Episode elf der ersten Staffel wird ein Labor der Universität gezeigt. Dort finden sich Pipetten, Becher, Petrischalen, Tafeln und technische Geräte. Das Labor enthält Requisiten, die im Kapitel über „Mad Scientists“ beschrieben wurde. Die Requisiten greifen demnach ebenfalls auf die Zuschreibungen der „Nerds“ und auf vorangegangene Filme zurück. Das gleiche gilt im wissenschaftlichen Bereich.

4.2 Handlung und Thema Der Hauptkonflikt In der Serie „The Big Bang Theory“ geht es um vier „Nerds“ und deren Interessen. Jeder von ihnen verkörpert andere Zuschreibungen zum „Nerd“. Der Hauptkonflikt, der über die gesamte Serie besteht, ist der Unterschied zwischen „Nerds“ und deren Nachbarin Penny. Die Interessen der „Nerds“, wie Computer, Science Fiction, Technik und Wissenschaft, werden in Gegensatz gestellt mit der Kellnerin Penny. Der Aspekt der Komödie entsteht durch diesen Gegensatz, der die „Nerds“ in ihrer eigenen Welt zeigt.

Nerd-Themen In jeder Episode ist ein Interesse der „Nerds“ das Hauptthema. Ein Aspekt der Nerds, der nur am Rande auffällt: „Nerds“ wird zugeschrieben „Stubenhocker“ zu sein. In einer Sitcom werden die Innenräume gezeigt, weswegen es im Vergleich zu anderen Sitcoms nicht den Aspekt des „Stubenhockers“ darstellen kann. Es wird in der Serie jedoch häufig erwähnt, dass sie sich in Pasedina, L.A. befinden. Abgesehen von der Universität, an der die „Nerds“ arbeiten, könnten sie auch in jeder anderen Stadt leben. Das zeigt auch Penny auf, die für eine Karriere als Schauspielerin nach Los Angeles gezogen ist. Sie nutzt die Stadt, während bei den „Nerds“ die Stadt keine Rolle spielt. Kinos und Restaurants gibt es 194

Rickman, Amy. The Big Bang Theory von A-Z. S 85.

79 auch in anderen Städten. Die Aktivitäten der „Nerds“, denen sonst auswärts nachgegangen wird, werden von ihnen zuhause umgesetzt (Bowling und Schwimmen über den Computer). Ein weiterer Aspekt, der die Interessen der „Nerds“ zum Thema hat, sind die Gespräche. Der Inhalt ihrer Gespräche und ihre Vergleiche zeigen alle Nerdinteressen auf. Viele ihrer Interessen liegen bei Filmen und Serien, speziell im Genre Science Fiction. Deshalb werden viele bekannte Serien und Filmreihen erwähnt, wie zum Beispiel die Serie „Battlestar Galactica“ mit dem Hinweis, dass sie sich die Serie mit Regiekommentaren ansehen195. Das zeigt ein tiefgreifendes Interesse, nicht nur an der Serie an sich, sondern auch an Hintergrundinformationen. Sheldon will sich zum Beispiel die Serie „Clone Wars“ nicht ansehen, weil er die gesamte „Star Wars“ Geschichte in chronologischer Reihenfolge sehen möchte.196 In diesem Fall wird diese Information an die Zuseher und Zuseherinnen weitergegeben. Die „Nerds“ sehen sich Filmmarathons von „Planet der Affen“197 und „Superman“198 an. Sie kennen die verschiedenen Versionen ihrer Lieblingsfilme, wie es zum Beispiel bei „Blade Runner“ der Fall ist.199 Für die Zuseher und Zuseherinnen wird auf dieses spezielle Hintergrundwissen verwiesen, um ihr starkes Interesse an Genre und Details hervorzuheben. Diese Interessen der „Nerds“ werden aber nicht nur explizit erwähnt. Sie flechten dieses Wissen gerne in ihr Leben ein, nutzen dieses Wissen oder erklären etwas in dem sie auf dieses Wissen Bezug nehmen.

Leonard besitzt zum Beispiel eine Luke Skywalker Pflegespülung und ein Darth Vader Shampoo, beides Figuren aus „Star Wars“.200 Doch auch im Gespräch drückt Sheldon zum Beispiel seine Missgunst über Dennis Kim mit einem Bezug auf „Star Wars“ aus und bezeichnet Kims Auftauchen als „Erschütterung der Macht“.201 Er weist danach selbst auf den Bezug hin. Frauen betreffend, beziehen sie ihr Wissen aus dem Science Fiction Genre. 195

The Big Bang Theory. S01E01. ebd., S02E08. 197 ebd., S01E11. 198 ebd., S01E02. 199 ebd., S01E16. 200 ebd., S01E01. 201 ebd., S01E12. 196

80 So dient ihnen „Back to Future“ als Beispiel dafür, dass eine Frau mit einer Zeitmaschine beeindruckt werden kann.202 Die Geschwindigkeit in der sich Leonards Beziehung zu Penny entwickelt wird als „Warp Speed“ bezeichnet.203 Im Alltag zeigen sich ebenfalls die Interessen. Sheldon sagt, dass er weiß, dass sie sich nicht in der Matrix befinden, weil sonst das Essen in der Cafeteria der Universität besser wäre.204 Selbst beim Aufwachen ruft Sheldon „Gefahr, Gefahr“, ein Zitat von dem Roboter C3PO aus „Star Wars“.205 Als sich Leonard und Sheldon über einen Vortrag ihrer Arbeit uneinig sind, versucht Sheldon Leonards Gehirn wie im Film „Scanners“ explodieren zu lassen.206 Das Interesse am Genre Fantasy zeigt sich unter anderem in der Kostümwahl von Leonard. Er geht als Frodo aus „Lord of the Rings“ zu Pennys Halloweenparty.207

Comicbücher und Figuren bzw. Superhelden gehören zum Interessensgebiet und werden zum Vergleich herangezogen. Leonard gibt gegenüber Penny Sheldons Schwäche Preis mit der Erklärung, er gäbe ihr „Sheldons Kryptonit“. Eine Analogy zu Supermans Schwäche.208 Doch bevor Penny „Sheldons Kryptonit“ einsetzen kann, bekommt sie noch ein Zitat aus „Spider Man“ zu hören, denn „with great power comes great responsibility“209. Außerdem muss der richtige Name von Superman als Leonards Passwort bei Facebook herhalten.210 Das Computer-Interesse der „Nerds“ wird mit vielen Online-Plattformen vermittelt. MySpace211 und Facebook212 zur Organisation der sozialen Kontakte (natürlich virtuell und nicht physisch) und der Beziehung. Die Verwendung diverser Online-Dienste wird humoristisch dargestellt. Als Howard etwas Unpassendes sagt, wird er aufgefordert sich das für seinen Blog aufzuheben213 und Pennys Sexualleben214 findet auf diese Weise im

202

The Big Bang Theory. S01E14. ebd., S02E01. 204 ebd., S02E02. 205 ebd., S02E03. 206 ebd., S01E09. 207 ebd., S01E06. 208 ebd., S02E07. 209 ebd. 210 ebd., S02E09. 211 ebd., S01E01. 212 ebd., S02E09. 213 ebd., S01E01. 214 ebd., S01E17. 203

81 Internet seinen Platz. Bei E-Bay wird der Ausdruck „kaum benutzt“ in Frage gestellt, als Raj einen iPod, der zuvor aus dem Fenster geworfen wurde, online als „kaum benutzt“ verkaufen möchte.215 Ebenso werden ungenaue Beschreibungen und der Druck schnell zu bieten auf die Schippe genommen, als Leonard eine Zeitmaschine ersteigert und erst zu spät feststellt, dass es sich dabei nicht um eine Miniatur handelt, sondern um ein lebensgroßes Exemplar.216 Auch virtuelle Gegenstände aus dem Spiel „World of Warcraft“ werden auf E-Bay verkauft217. Mit Penny wird auf die Suchtgefahr von Onlinespielen hingewiesen, als sie sich nicht von „Age of Conan“ losreißen kann.218 In der Serie finden Spiele wie „World of Warcraft“219 und „Halo 3“220 Erwähnung. Online-Dating-Portale werden ebenfalls besprochen. Als Tom Penny zum ersten Mal sieht, meint er, sie sieht nicht aus wie auf dem Foto ihres Profils. Es wird darauf hingewiesen, dass das selten der Fall sei.221 Howard und Raj setzen „google earth“ und „google street view“ ein, um die Villa der Topmodels aus der Reality-Show im Fernsehen zu finden.222 Um die Verbindung der „Nerds“ zur Wissenschaft zu verdeutlichen, werden viele Namen erwähnt: Holgens223, Einstein224, Stephen Hawking225, Archimedes226, Oppenheimer und Marie Curie227, Asimovs Robotergesetze228, auch als Namen für Katzen zum Beispiel Einstein oder Newton229.

Die Zuseher und Zuseherinnen benötigen kein Vorwissen zu den Themen. Die Bezüge zeigen ein breites Spektrum an Interessen, die den „Nerds“ zugeschrieben werden. Ihre Art das Leben mit Filmen zu vergleichen oder Filme als Verhaltensgrundlagen für ihr Leben

215

The Big Bang Theory. S01E17. ebd., S01E14. 217 ebd., S01E03. 218 ebd., S02E03. 219 ebd., S01E01. 220 ebd., S01E06. 221 ebd., S01E03. 222 ebd., S02E07. 223 ebd., S01E01. 224 ebd. 225 ebd. 226 ebd., S01E02. 227 ebd. 228 ebd., S01E03. 229 ebd. 216

82

heranzuziehen, sowie das wissenschaftliche Diskutieren innerhalb einer imaginativen (filmischen) Welt machen den Humor der Serie aus.

4.3 Darstellung von Wissenschaft und Universität Wissenschaftler und Wissenschaftlerinnen werden in Filmen und Serien immer populärer. Sie werden in einem Arbeitsumfeld mit anderen Personen dargestellt. In „The Big Bang Theory“ werden sie an der Universität als Forscher gezeigt. Wissenschaftler oder Wissenschaftlerin zu sein, ist kein Beruf, der nur in einem bestimmten Umfeld ausgeübt wird. Sheldon sagt in der vierten Folge der ersten Staffel, dass ein theoretischer Wissenschaftler nicht gefeuert werden kann. Er verliert seine Anstellung an der Universität, doch Forschung kann er auch zuhause betreiben. Außerdem wird Sheldon auch für Ergebnisse bezahlt.230 Wissenschaftler sind die vier „Nerds“ der Serie nicht nur an der Universität, sie sind es mit Leib und Seele. Als Penny Sheldon bittet zu raten, sagt er, er ratet nie: „As a scientist, I reach conclusions based on observation and experimentation.“231 Das betrifft demnach nicht nur seine Arbeit, sondern auch sein Privatleben. In „The Big Bang Theory“ handelt es sich um drei Wissenschaftler im naturwissenschaftlichen Bereich. Sheldon ist im Bereich der theoretischen Physik tätig und Leonard im Bereich der experimentalen Physik. Raj ist Astronom und Howard „nur“ Ingenieur für Weltraumequipment. Was für Sheldon zählt, sind neues Wissen und Forschungsergebnisse. Daher ist er gegenüber dem neuen Universitätspräsidenten respektlos, da dieser in den letzten Jahren keine neuen Forschungsergebnisse präsentieren konnte.232 Unter den „Nerds“ sieht sich Sheldon als einziger wahrer Wissenschaftler. Leonard und Howard sind im praktischen Feld tätig, machen Experimente oder entwerfen Equipment für Raumstationen. Für die Universität hat die Arbeit der Wissenschaftler eine andere Bedeutung. Dr. Gabelhauser fragt die vier „Nerds“, worum es bei der Arbeit an der Universität geht. Nach kurzer Beratung lautet ihre Antwort „Science“, also Wissenschaft. Der Universitätspräsident sieht das anders, bei der Arbeit an der Universität geht es ihm

230

The Big Bang Theory. S01E12. ebd., S01E10. 232 ebd., S01E03. 231

83 um das Geld.233 Deshalb sind bei den „Nerds“ die Budgetkürzungen ein Gesprächsthema in der Kantine234.

Der Universitätspräsident versucht gegenüber einem neuen asiatischen Forscher die Universität gut zu präsentieren und verweist dabei auf die Ausstattung der Universität. Dennis Kim weist Dr. Gabelhauser darauf hin, dass die Universität über keinen Hochleistungsrechner verfügt.235 Das Arbeitsumfeld, vor allem in Hinsicht auf die Ausstattung der Universität, findet oft Erwähnung. So zum Beispiel die Entscheidung darüber, wer wann welches Gerät benutzen darf. Als Sheldon mit dem „new open Science Grid Computer“ arbeiten möchte, erfährt er dass Kripke seine Freunde an diesem Computer arbeiten lässt. Er versucht mit ihm Freundschaft zu schließen und erfährt danach, dass es einen Zeitplan für die Nutzung gibt, auf den Kripke jedoch keinen Einfluss hat.236 Auch Howard lässt sich dazu hinreißen seine sozialen Beziehungen für die Arbeit zu nutzen. Er hat eine sexuelle Beziehung zu Leslie, diese verspricht ihm dafür im Budget Geld für einen von Howard entwickelten Prototyp zu veranschlagen.237

Das Miteinander unter Wissenschaftlern und Wissenschaftlerinnen wird in der Serie thematisiert. Wenn sie an der Universität aufeinander treffen, sprechen sie sich mit ihren Titeln an.238 Sie arbeiten in Teams. Leonard und Sheldon haben gemeinsam eine Arbeit verfasst. Dabei hat Sheldon den theoretischen Teil übernommen, den Leonard mit einem Experiment bewiesen hat. Als sie einen Vortrag darüber halten sollen, sind sie sich nicht einig wer der „Lead-Author“ der Arbeit ist und streiten darum welcher Teil wichtiger ist.239 Die Anerkennung von der „Scientific Community“ durch den Vortrag ist entscheidend für ihre Arbeit. Sheldon muss dabei feststellen, dass dadurch nicht nur die Arbeit geteilt wird, sondern auch der Ruhm für die Erkenntnisse.240 Als Leonard ein Symposium vorschiebt,

233

The Big Bang Theory. S02E04. ebd., S02E16. 235 ebd., S01E12. 236 ebd., S02E13. 237 ebd., S02E16. 238 ebd., S01E04, S01E12, S02E04. 239 ebd., S01E09. 240 ebd., S01E12. 234

84

um nicht zu Pennys Gesangsvorstellung zu müssen, glauben Howard und Raj, dass er sie sabotieren will. Immerhin hat er ihnen gegenüber das Symposium nicht erwähnt.241 Im Rahmen von „The Big Bang Theory“ wird angesprochen, dass es an der Universität verschiedene Fachbereiche gibt. Das Konkurrenzdenken begleitet die Wissenschaftler und Wissenschaftlerinnen in ihrer Freizeit. In einem Paintball-Turniere spielen die Fachbereiche gegeneinander.242

Wie wird die alltägliche Arbeit der Wissenschaftler und Wissenschaftlerinnen tatsächlich dargestellt? Als Stephanie Leonard fragt, was er bei der Arbeit gemacht hat, antwortet er „I’m a physicist, so I thought about stuff.“. Da sie nicht glauben kann, dass das alles war, fügt er hinzu „I wrote some of it down.“243 Die Arbeit besteht im Denken, was die Darstellung an sich nicht einfach macht. Die Frage nach der Arbeit ist deshalb öfter präsent und wird mit Humor in die Serie eingebracht. Auch auf Pennys Frage, was es Neues in der Welt der Wissenschaft gibt, in Folge drei der ersten Staffel, ist die Antwort „nichts“. Der Erfolg der Arbeit zeigt sich nur wenig, zum Beispiel als Raj zu den „30 under 30 to watch“ vom „People Magazin“ gewählt wird.244 Der Misserfolg ist leichter darzustellen. Kripke sagt zu Leonard: „Twenty thousand data runs and no statistically significant results. Very impressive.”245. Howard trifft ein Misserfolg schlimmer. Als er feststellt, dass seine Weltraumtoilette für die NASA einen Fehler enthält, nimmt er kurzerhand die Arbeit mit nach Hause.246 Er versucht auch Stephanie mit dem Mars-Rover zu beeindrucken, der jedoch am Mars hängen bleibt. Über seinen Fehler wird in den Fernsehnachrichten berichtet.247 Durch Howard wird auch die Verbindung zwischen Wissenschaft und Militär (wie sie im Kapitel über „Mad Scientists“ diskutiert wurde) erwähnt. Seine Projekte erfordern Geheimhaltung.248 Dadurch hat er Verbindungen zum Militär, welche er aber

241

The Big Bang Theory. S01E10. ebd., S02E16. 243 ebd., S02E08. 244 ebd., S02E04. 245 ebd., S02E13. 246 ebd., S02E22. 247 ebd., S02E08. 248 ebd., S02E01. 242

85

auch privat nutzt. Wie zum Beispiel den Mars-Rover oder eine Spionagedrohne, die er über L.A. fliegen lässt um das Haus von Topmodels ausfindig zu machen.249

Die Arbeit mit nach Hause zu nehmen, ist jedoch nicht immer leicht. Sheldon bekommt die Chance seine Theorie am Nordpol zu belegen. Dazu benötigt er ein Team, das mit den Werkzeugen in Kälte umgehen kann. Die Universität lehnt sein Ansuchen mit den Werkzeugen zu Hause zu üben ab.250

In dieser Comedy-Serie werden die Wissenschaftler und Wissenschaftlerinnen in ihrem privaten Umfeld gezeigt und damit auch, dass sie ihre Arbeit lieben und auch zu Hause damit umgehen. Ebenso wird die Arbeit und der Konkurrenzdruck, sowie Erfolg und Misserfolg an der Universität gezeigt.

4.4 Figuren 4.4.1

Dr. Dr. Sheldon Lee Cooper

Sheldon Cooper ist in Texas bei seiner gläubigen Mutter aufgewachsen. Er ist hochbegabt und besitzt ein eidetisches Gedächtnis. Das College hat Sheldon mit elf Jahren abgeschlossen und seinen ersten Doktortitel bekam er mit 16 Jahren.251 Inzwischen hat er einen Magistertitel und zwei Doktortitel erlangt.252 Sheldon arbeitet im „California Institut of Technology“ als theoretischer Physiker, wo er versucht die String-Theorie zu beweisen. In der Wohnung in Pasadena wohnt er gemeinsam mit seinem Freund und Kollegen Leonard Hofstadter. Das erste Auftreten von Sheldon in „The Big Bang Theory“ zeigt gleich mehrere Aspekte des „Nerds“, er kann jedoch nicht sofort als „Nerd“ identifiziert werden. Der einzige Hinweis ist sein T-Shirt mit dem Aufdruck der Comicfigur „Flash“. Das zeigt ein Interesse an Comicfiguren. Sein erster Auftritt wird aber vor allem durch seinen ersten Monolog bestritten.

249

The Big Bang Theory. S02E07. ebd., S02E23. 251 ebd., S01E09. 252 ebd., S01E01. 250

86 „So the photon is directed through a plane with two slits in it and either slit is observed it will not go through both slits. If unobserved, it will. However, if it’s observed after it’s left the plane, but before it hits its target it will not’ve gone through both slits.” 253

Sheldon spricht von einem physischen Vorgang, der ohne das Fachwissen in diesem Bereich nicht nachvollziehbar ist. Es zeigt zugleich seine Intelligenz und seinen wissenschaftlichen Hintergrund, ohne ihn in einem wissenschaftlichen Kontext zu zeigen. Um dann für die Zuseher und Zuseherinnen ein Verständnis für die Figur zu erzeugen, wird nochmals der Nerdaspekt darin angesprochen. „There is no point.“ Um den Zusehern und Zuseherinnen zu zeigen, dass es nicht darum geht es zu verstehen. Er erklärt darauf „I just think it’s a good idea for a T-shirt.”. Sheldon zeichnet sich ab der ersten Szene als intelligente Figur aus, die aber kindliche Eigenschaften besitzt.

Kleidung

Abbildung 10: Sheldons T-Shirtaufdruck „Superman“

Ein wichtiges Merkmal für den „Nerd“ ist die Kleidung. Sheldons Kleidung ist vor allem praktisch, was dem besonderen Kleidungsschema entspricht. Die Grundausstattung besteht aus einer praktischen Hose, einem langärmeligen Shirt und einem T-Shirt darüber. Der 253

The Big Bang Theory. S01E01.

87 einzige Hinweis auf Sheldon als „Nerd“ besteht in den Motiven auf den T-Shirts. Die TShirt-Motive spiegeln die Interessen wieder. Ein großes Thema sind zum Beispiel Comicfiguren, wie „Green Lantern“254, „Flash“255, „Superman“ (siehe Abbildung 10)256, „Batman und Robin“257, „Aquaman“258 und „Justice League“259. Andere Motive sind verbunden mit dem Interesse an Computer und Technik, wie „Computer-Captain“260, Motherboard „mobo“261, „Kablaa“262, dem Testbild (siehe Abbildung 10)263 und den „Space Invaders“264 sowie T-Shirts mit Motiven von Robotern und Raketen265. Außerdem gibt es T-Shirts mit Mustern (vor allem Blitzen), gestreifte T-Shirts und einfärbige. In diesen Fällen handelt es sich um bunte Farben. Zum Schlafen trägt er ein weißes T-Shirt und eine blau-karrierte Pyjamahose mit passendem Bademantel.

Dieses Kleidungsschema wird nur bei besonderen Anlässen durchbrochen, zum Beispiel für den Vortrag an der Universität (karierte Hose plus Jackett). Für Halloween verkleidet er sich zuerst als Flash Gordon (ein Ganzkörper Muskel-Kostüm) und danach als „Dopplereffekt“.266 Das spiegelt wieder seine Interessen wider, die Comicfiguren und die Wissenschaft.

Körperliche Verfassung „Nerds“ weisen körperliche Schwächen auf. Einerseits wird dafür auf Allergien hingewiesen. So hat Sheldon eine Bienen-267 und eine Katzenhaarallergie268. Außerdem wird der Mangel an Muskelkraft auch direkt angesprochen. In der ersten Episode sollen Sheldon und Leonard einen Fernseher holen, woraufhin Sheldon sagt, dass sie sogar zu zweit zu schwach sind um den Fernseher zu tragen. Gleich in der zweiten Episode wird

254

The Big Bang Theory. S01E07, S01E10, S01E13, S02E02, S02E12, S02E23. ebd., S01E01, S01E03, S01E06, S01E08, S01E14, S01E15, S02E03, S02E10, S02E13, S02E19, S2E22. 256 ebd., S01E02, S01E12, S02E07, S02E19. 257 ebd., S01E05, S01E09. 258 ebd., S01E08. 259 ebd., S01E16. 260 ebd., S01E15. 261 ebd., S02E13. 262 ebd., S01E07, S02E07, S02E16. 263 ebd., S02E11, S02E16. 264 ebd., S01E10, S02E05, S02E15. 265 ebd., S01E13, S01E14, S02E01, S02E08, S02E09, S02E11, S02E18, S02E23. 266 ebd., S01E06. 267 ebd., S01E02. 268 ebd., S01E03. 255

88

dieser Mangel wieder angesprochen, als Sheldon und Leonard ein geliefertes Regal das Treppenhaus hinauftragen sollen. Um diese Schwäche auszugleichen, wird auf ihre Interessen und ihr Wissen zurückgegriffen. Sheldon braucht um das Regal hinaufzubefördern „Superkräfte und ein Cape“. Sie lösen das Problem mit ihrem Wissen und berechnen den Winkel des Regals, in dem es am wenigsten Gewicht hat. Die praktische Umsetzung dieser theoretischen Berechnung erfordert wieder Geschick, welches ihnen jedoch fehlt. Das zeigt ebenfalls eine Episode, in der Sheldon einen Vortrag an der Universität hält. Beim Versuch einen Neonlaser zu aktivieren verschüttet er Pfirsicheistee269.

Die wenigen sportlichen Aktivitäten bestehen aus Paintball, wo Sheldon einem 12-Jährigen unterliegt270 und Computerspielen, wie zum Beispiel Bowling auf der Nitendo Wii, wo Sheldon mit einem Rekord von 68271 auftrumpfen kann. Beim Zeigen dieser Aktivitäten wird auf die Schwächen hingewiesen. Um eine Freundschaft zu etablieren, versucht sich Sheldon im Klettern. Genau wie Schwimmen, will er es zuerst über den Computer lernen.272 Die körperlichen Schwächen werden nicht nur von ihrem Wissen ausgeglichen, Sheldon erklärt zum Beispiel, dass er zu hoch entwickelt ist um Auto zu fahren273. Die Serie verweist wie zeigt auf verschiedene Weisen auf die körperlichen Mängel der „Nerds“ sowie einen Zusammenhang mit ihrer Intelligenz.

Eine weitere Möglichkeit die körperlichen Schwächen von Sheldon zu zeigen, ist der Verweis darauf, dass er als Kind oft krank war274. In der zehnten Episode der zweiten Staffel wendet er sich diesbezüglich an Leonards Freundin Stephanie, die Ärztin ist. Er will immer wieder von ihr untersucht werden. Eine Krankheit lässt Sheldon auch gleich kindlich wirken. In Erinnerung an die vielen kranken Zeiten in seiner Kindheit möchte er versorgt werden wie von seiner Mutter und das „soft kitty“ Lied hören, welches seine Mutter ihm vorgesungen hat. Diese Aufgabe fällt der Frauenrolle der Serie zu, Penny. 275

269

The Big Bang Theory. S02E06. ebd., S01E06. 271 ebd., S02E11. 272 ebd., S02E14. 273 ebd., S02E05. 274 ebd., S01E08. 275 ebd., S01E11. 270

89

Um die körperliche Verfassung von Sheldon zu zeigen, wird in der Serie auf sportliche Aktivitäten und seine Unfähigkeit in diesen verwiesen, sowie auf seine Intelligenz, Allergien und Krankheiten.

Selbsthass? Ein „Selbsthass“, wie ihn Benjamin Nugent bei „Nerds“ beschreibt, ist bei Sheldon nicht vorhanden. Seine Intelligenz gibt ihm Selbstbewusstsein. Durch seinen großen Wissensvorrat kann er an jeder Diskussion teilnehmen und tut dies auch. Sheldon ist aber egozentrisch und benimmt sich, als würde es immer um ihn gehen. Er mischt sich deshalb in Diskussionen ein oder möchte, dass sein Mitbewohner und seine Freunde es ihm recht machen. Ein Beispiel dafür ist seine Platzwahl. Er hat einen fixen Platz den er gegenüber den anderen beansprucht. Bei der Wahl des Essens müssen sich auch alle Beteiligten nach seinem Essensplan richten. „Man of Action“ vs. „Man of Reflection” In den Zuschreibungen zum „Nerd“ wurde festgestellt, dass „Nerds“ ihr Handeln davor durchdenken und planen. Sie handeln nicht spontan oder nach Gefühl. Das wird in der Figur von Sheldon sehr gut gezeigt. Sheldon hat seinen Tagesablauf und seine Woche durchgeplant. Es gibt einen Essensplan, den er aufgestellt hat und der aussagt, an welchem Tag was und wo gegessen wird.276 Dieser Essensplan ist für ihn absolut und bei einer spontanen Essenseinladung weist er auf diesen hin.277 Aber nicht nur das Essen für die Woche ist durchgeplant, auch die Freizeitbeschäftigungen278 und das Fernsehprogramm279 werden nicht spontan geändert. Des Weiteren hat Sheldon auch für Notfälle und Katastrophen vorgeplant. So gibt es einen Plan für Erdbeben280 und einen Evakuierungsplan für die Wohnung281.

Nichts im Leben von Sheldon funktioniert ohne Planung. Er beansprucht in seiner Wohnung einen Platz aufgrund von erhobenen Daten, wie Licht und Luftzug. Auf Besuch

276

The Big Bang Theory. S01E05, S02E06. ebd., S02E06. 278 ebd., S02E05. 279 ebd., S02E07. 280 ebd., S01E07. 281 ebd., S02E01. 277

90 bei Penny setzt er sich nicht spontan hin, sondern erhebt zuerst diese Daten.282 Ebenso geht er bei der Platzwahl im Zug vor, wo Daten wie Zugstrecke und Aussicht für seine Platzwahl herangezogen werden.283

Die Handlungen von Sheldon sind nie spontan oder von Gefühlen geleitet. Seine sozialen Kontakte werden von der Analyse von Daten und Fakten bestimmt. Um Leonard in seiner Beziehung mit Stephanie zu helfen, erhebt er diese Daten bei Leonards Ex-Freundin Penny. Er will diese Informationen verwenden um Leonard Tipps zu geben284. Für seine eigenen Freundschaften geht er ebenfalls so vor. Bevor er eine neue Freundschaft mit Barry Kripke schließen kann, stellt er einen Fragebogen mit 211 Fragen zusammen, um die Daten seiner bisherigen Freundschaften zu erheben.285 Sheldon ruft Barry an um mit ihm eine Freundschaft zu schließen. Die Nachricht, die er ihm auf dem Anrufbeantworter hinterlässt ist in Brief, den er vorliest. Seine Nachricht wurde davor gut durchgeplant. Für einen weiteren Anruf schreibt er einen Algorithmus286. Dadurch muss er nicht spontan auf Barrys Aussagen antworten, sondern alle möglichen Antworten sind vorgezeichnet.287 Wie schwer ihm spontane Antworten fallen zeigt auch eine Szene, in der Leslie Winckle seine Tafel mit wissenschaftlichen Formeln verändert. Leslie bietet ihm (sarkastisch) an, ihr eine SMS zu schreiben, wenn er eine Antwort hat. Dies tut er dann auch.288 Eine spontan ausgedachte Lüge genügt ihm nicht. Nachdem Leonard Penny angelogen hat, plant er eine detaillreiche Lüge und erstellt dafür im Internet Beweise, die seine Lüge abdecken (z.B. Facebook Account für Cousin Leo).289

282

The Big Bang Theory. S01E17. ebd., S02E17. 284 ebd., S02E09. 285 ebd., S02E13. 286 ebd. 287 ebd.. 288 ebd., S01E05. 289 ebd., S01E10. 283

91

Abbildung 11: Sheldons Tafel in Episode „Freunschafts-Algorythmus“

Die Figur Penny wird ebenfalls eingesetzt um den Unterschied zwischen Sheldons Planung und Pennys Spontanität aufzuzeigen. Zum Beispiel fängt für Sheldon das Computerspiel Halo mit viel Planung an, die die Waffen, Fahrzeuge, Strategien und die komplizierte Hintergrundgeschichte des Spiels betreffen. Penny dagegen greift spontan zum Controller des Spiels und erschießt Sheldon.290 In der zweiten Staffel fährt Sheldon mit dem Zug zu einem Symposium, vergisst aber seinen USB-Stick, auf dem er eine Abhandlung für George Smooth gespeichert hat. Der USB-Stick liegt nicht einfach in seinem Zimmer, er ist mit viel Planung versteckt worden, unter anderem in einer japanischen Puzzle-Box. Er gibt Penny über das Telefon eine Schritt für Schritt Anleitung zum Öffnen dieser Box durch. Penny ist unbeeindruckt von dem Plan und zerstört die Box, um an den Inhalt heranzukommen.291 Penny eröffnet in der zweiten Staffel spontan ein Geschäft für „Pennys Blossoms“, hat aber weder einen Geschäftsplan noch einen Plan für die Herstellung. Sheldon springt ein und ermöglicht ihr einen Herstellungsprozess durch den sie Gewinn erwirtschaftet. Seine Planung steht nicht nur im Widerspruch zu Penny, sondern kann ihr auch helfen.292

290

The Big Bang Theory. S01E07. ebd., S02E17. 292 ebd., S02E18. 291

92 In Sheldons Figur wird somit der Hinweis auf „Nerds“ als „machinelike“ durchgesetzt. Das zeigt auch der Vergleich von ihm und C3PO und ihrer Ähnlichkeit.293 Ebenfalls der Vergleich mit dem gefühllosen Spock ist bei ihm am deutlichsten zu erkennen, da er auf sozialer Ebene rational und nicht emotional vorgeht. Beim Erstellen einer Skizze der umliegenden Kinos kann Sheldon deshalb akzeptieren, dass die Fakten zeigen es gibt nur eine Lösung, wenn er selbst nicht mitgeht.

Affinität zu Zahlen, Codes, Regeln Sheldon beschäftigt sich sehr gerne mit Zahlen. So errechnet er für Penny beim Autofahren den notwendigen Abstand und Bremsweg, anhand von Geschwindigkeit und Gewicht des Autos plus Insassen294. Seine Frühstücksflocken sind nach Ballaststoffgehalt sortiert.295 In diversen Gesprächen weist er auf Statistiken hin und errechnet diese auch gerne selbst. Zum Beispiel als Leonard eine Beziehung hat, berechnet er die Dauer dieser Anhand der Ergebnisse aus den vorangegangenen Beziehungen296. Zahlen sind Sheldon wichtig und allgemeine Aussagen wie „alles Essen in diesem Restaurant ist gut“ sind für ihn nicht gültig, da diese Aussage statistisch unwahrscheinlich ist297. Auch ungenaue Aussagen sind nicht ausreichend. Sheldon verbessert Leonard als dieser die Angabe „ziemlich sicher“ macht. Die Aussagen müssen mit Zahlen belegt werden. Hier zeigt sich auch sein Hang zur Wissenschaft. Die Affinität für Zahlen hängt sehr stark mit dem Wunsch nach Planung zusammen. Als Sheldon sich eine Brieftasche im Internet bestellt, zählt er zuvor die Fächer ab und ärgert sich später, dass die Angaben nicht seiner Zählung entsprochen haben298. Sheldon hat auch sein Gehalt genau berechnet und eingeteilt.

Neben den Zahlen sind auch Regeln ein wichtiger Bestandteil. Seine Handlungen werden geplant, meist in Hinblick auf Zahlen oder Regeln. Jedes Regelwerk kann als Grundlage dienen, so zum Beispiel die Bibel für die Erschaffung eines neuen Israel.299 Hervorgehoben wird seine Affinität zu Regeln bei gesellschaftlichen Regeln oder Konventionen, die nicht festgeschrieben sind. Hier kann Sheldon kein Regelbuch zur Hand nehmen, um richtig zu 293

The Big Bang Theory. S02E21. ebd., S01E04. 295 ebd., S01E02. 296 ebd., S02E09. 297 ebd., S01E05. 298 ebd., S01E08. 299 ebd., S01E12. 294

93 agieren. Deshalb führt er ein Tagebuch für soziale Interaktionen300. Seine Bezugspersonen in sozialen Fragen sind Leonard und Penny. In einer Samenbank weiß er zum Beispiel nicht, wie er sich verhalten soll, weil er sein Angebot zurückziehen möchte. Er fragt deshalb Leonard ob es für diesen Fall gesellschaftliche Verhaltensregeln gibt.301 Er versteht auch den Ausdruck „friends with benefits“ nicht und fragt deshalb Penny.302 Ein weiterer Fall ist der Code einer Krawatte an der Türe, auch hier geht Sheldon zu Penny. 303

Sheldon fragt, um gesellschaftliche Regeln zu verstehen. Dafür hält er sich an diejenigen Regeln, die er kennt. Wenn jemand Trost braucht, bietet er ein heißes Getränk an, weil ihm das die gesellschaftlichen Konventionen „vorschreiben“.304 Vieles basiert auf Beobachtungen sozialer Kontakte. So nimmt er ein Bananenbrot (und später ein Zucchinibrot) mit zu Penny, da laut ihm ein Gastgeschenk laut gesellschaftlichen Regeln der Grund für eine Einladung in die Wohnung ist.305

Trotzdem hinterfragt Sheldon Konventionen oft. Zum Beispiel als er mit seinen Freunden Howard beim Umzug helfen soll. Er braucht einen Grund, wie eine Gegenleistung.306 Auch das Verkleiden zu Halloween scheint ohne Regeln zur Verkleidung und ohne Bewertung dieser zwecklos.307 Auch die Fragen bei der Führerscheinprüfung hinterfragt er, da sie keine physische Genauigkeit aufweisen, sondern an die Konventionen des Sprachgebrauchs und der Fahrpraxis angepasst sind.308

Das strikte halten an Konventionen hält als Ausrede für sein Benehmen her. Als Sheldon den neuen Präsidenten der Universität beleidigt, sagt er „bei allem Respekt“, was für ihn die Beleidigung nach gesellschaftlicher Konvention herausnimmt.309 Ihm sind in diesem

300

The Big Bang Theory. S02E14. ebd., S01E01. 302 ebd., S02E21. 303 ebd., S01E05. 304 ebd., S01E06. 305 ebd., S02E09. 306 ebd., S02E19. 307 ebd., S01E06. 308 ebd., S02E05. 309 ebd., S01E04. 301

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Sinne gesellschaftliche Grenzen nicht klar. So fragt er Penny nach ihren Monatszyklus und versteht nicht, warum sie nicht darüber sprechen möchte.310

Auch seine Wohngemeinschaft mit Leonard unterliegt einem strengen Regelwerk, der Mitbewohnervereinbarung. In ihr sind alle Verhaltensweisen für die Mitbewohner schriftlich festgelegt und für Sheldon absolut bindend.311 Das nicht einhalten der Regeln führt zum Chaos, und so weist er auch Leonard darauf hin, dass das nicht abheben beim Telefon ein Bruch des sozialen Vertrages ist und somit alle anderen „vertraglichen“ Regeln aufheben würde.

Sprache/Ausdrucksweise Sheldon spricht in langen und komplexen Sätzen mit Fremdwörtern und Fachausdrücken. Für die Zuseher und Zuseherinnen sind die Aussagen nicht immer nachvollziehbar, außer sie besitzen tiefere Kenntnisse im Bereich der theoretischen Physik oder Kenntnisse über die verwendeten Fremdwörter. Für dieses Problem bietet die Serie mehrere Möglichkeiten an. Zum einen geht es in vielen Fällen nicht darum, dass der Zuseher oder die Zuseherin das Gesagte nachvollziehen kann (s.o. Einstieg in die Serie). Der Witz entsteht daraus, dass gerade nicht zu verstehen ist, was er sagt. Als Übersetzer für die Zuseher und Zuseherinnen wird Penny eingesetzt. In vielen Fällen fragt sie nach und entweder übersetzt Sheldon selbst seine Aussage oder Leonard übernimmt das für ihn. Ein Beispiel findet sich in der zweiten Staffel. Penny sitzt auf Sheldons Platz und obwohl er auf dem Weg in den Comicbuchladen ist, möchte er, dass sie sich an einen anderen Platz setzt. Sheldon: “That is my spot. In an ever-changing world, it is a single point of consistency. If my life were expressed as a function on a four-dimensional Cartesian coordinate system that spot at the moment I first sat on it would be zero, zero, zero, zero.” Penny: “What?” Leonard: “Don’t sit in his spot.”

Der Zuseher oder die Zuseherin braucht kein Wissen über das kartesische Koordinatensystem. Die „Übersetzung“ von Leonard macht dies auch nicht verständlich. „Übersetzen“ bezieht sich in diesem Fall darauf, dass die Aussage verständlich gemacht wird und der Witz besteht darin, dass das Gesagte nicht gleich zu verstehen war bzw. wortwörtlich übersetzt wird. Eine weitere Möglichkeit, wie damit umgegangen wird, ist, 310 311

The Big Bang Theory. S01E04. ebd., S02E10.

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dass Sheldon am Ende in einem Nachsatz seiner langen Formulierungen einfache Ausdrücke verwendet um die Aussage verständlich zu machen. Sheldon: „I really think we should examine the chain of causality here. Event A: A beautiful woman stands naked in our shower. Event B: We drive halfway across town to retrieve a television set from the aforementioned woman’s ex-boyfriend. Query: On what plane of existence is there even a semi-rational link between this events?” Leonard: “She asked me to do her a favour Sheldon.” Sheldon: “Well, that may be the proximal cause of our journey but we both know it exists in contradistinction to the higher-level distal cause.” Leonard: “Which is?” Sheldon: “You think with your penis.”

An dieser Stelle ist die Aussage von Sheldon mit Fremdwörtern oder Fachausdrücken sind ergänzt. Trotzdem kann am Ende durch den Nachsatz Klarheit geschaffen werden.

Sheldons Aussagen bestehen nicht immer aus wissenschaftlichem Jargon. Er verwendet oft Analogien zu Comichelden oder Science Fiction Serien. Hier ist es eine Gradwanderung zwischen dem, was der Zuseher oder die Zuseherin versteht oder nicht versteht. In der Serie wird nicht davon ausgegangen, dass jeder Zuseher und jede Zuseherin mit allen Filmen und Serien vertraut ist. So werden auch diese Analogien erklärt. Sheldon erfährt, dass Dennis Kim an der Universität arbeiten wird312. Sheldon antwortet darauf: „The oracle told us little Neo was the one.“ (in Bezug auf die Filmreihe “Matrix”). Falls die Zuseher und Zuseherinnen damit nicht vertraut sind, fügt Sheldon hinzu „You can see the matrix, can’t you?“

Analogien aus der Comicwelt zum Unterstreichen seiner Aussage kommen ebenfalls vor. Zum Beispiel als er Penny erklärt, wie sehr er Leslie Winckle hasst. Er bezeichnet sie als Erzfeindin. Als Penny nachfragt sagt er: „The Dr. Doom to my Mr. Fantastic. The Dr. Octopus to my Spider-Man. The Dr. Sivana to my Captain Marvel...”

Asperger Syndrome Wie zuvor festgestellt, ähnelt das Bild des „Nerds“ dem eines Menschen mit dem Asperger Syndrom. Dieser Punkt wird bei Sheldon am deutlichsten herausgehoben. Er selbst zeigt wenige Gefühle und auch bei anderen erkennt er diese schlecht. In Episode zehn der ersten Staffel bittet Leonard Sheldon darum sich vorzustellen wie er sich fühlt (später auch 312

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Penny). Sheldon versucht die Gefühle zu erraten, nennt dabei aber körperliche Anzeiger wie Hunger und Müdigkeit.

Des Weiteren führt auch Sheldon wie im Zwang repetative Handlungen aus. Wenn er an eine Tür klopft, klopft er jeweils dreimal und sagt dann den Namen desjenigen, den er hinter der Tür erwartet. Diesen Vorgang wiederholt er ebenfalls dreimal. 313 Sheldon hat auch einen Ordnungszwang und ist deshalb auch entsetzt über Pennys Wohnung314. Das wird unterstrichen durch eine Etikettiermaschine, die Sheldon benutzt um alle Gegenstände in seiner Wohnung zu beschriften.315 In der ersten Episode der zweiten Staffel zählt Sheldon die „X-Men“ Figuren und die Catwomen auf. Als er eine Schauspielerin, die Catwoman gespielt hat, vergisst, fängt er wieder von vorne an.316

Nugent nennt auch Phobien in Zusammenhang mit dem Asperger Syndrom. Sheldon hat eine Virenphobie317, Angst im Dunkeln318, Angst vor Vögeln319 und Höhenangst320. Zur Höhenangst sagt Sheldon: „A fear of heights is illogical. Fear of falling, on the other hand, is prudent and evolutionary.”321 Später verbessert er sich und gibt zu Höhenangst zu haben. Sheldon hat ebenfalls körperliche Ticks beim Lügen322 oder als Howard ihn unterbricht und er nicht alle Informationen zu seinem Thema loswerden konnte323.

Konfrontationen Obwohl Sheldon Cooper durch seine Intelligenz selbstsicher ist, weicht er in diversen Fällen einer Konfrontation aus. Als ein junger Asiat ihm Konkurrenz in seinem Forschungsgebiet macht, entscheidet er sich dafür in einen anderen Bereich zu wechseln. Er tritt lieber von seiner Stelle zurück.324 Als Sheldon seinen Chef beleidigt, will er sich danach nicht bei ihm entschuldigen. Seine Mutter will ihn auf das Problem ansprechen, 313

The Big Bang Theory. S01E10, S02E05, S02E09. ebd., S01E02. 315 ebd., S02E11. 316 ebd., S02E01. 317 ebd., S01E11. 318 ebd., S02E05. 319 ebd., S02E13. 320 ebd. 321 ebd. 322 ebd., S02E08. 323 ebd., S02E13. 324 ebd., S01E12. 314

97 doch Sheldon läuft weg. Auch hier weicht er dem Problem und der Konfrontation aus.325 Nicht nur die Arbeit betreffend flieht Sheldon vor der Konfrontation. Penny verrät ihm ein Geheimnis, als Leonard ihn darauf anspricht, sagt Sheldon er zieht aus. 326 Sheldon bringt Penny bei, „Conan“ online zu spielen. Als sie ihn immer wieder anruft und wegen dem Spiel fragt, versucht er sie loszuwerden. Doch er tritt ihr dafür nicht persönlich gegenüber. Er schreibt es über Twitter, per SMS und Facebook.327

Interessen Sheldon hat ein breites Spektrum an Interessen. An seinen T-Shirts wird deutlich sein Interesse an Comics gezeigt, außerdem ist der Besuch im Comicbuchladen in seinem Wochenplan integriert. Sein Interesse an Science-Fiction-Serien und Filmen wird erwähnt, wobei einige dieser Serien in der Mitbewohnervereinbarung geregelt sind. Sein Interesse an Wissenschaft wird zum einen durch diverse in der Wohnung verteilte Tafeln hervorgehoben. Andererseits in Episode vier der ersten Staffel. Nachdem Sheldon entlassen wird startet er eigene Forschungen in seiner Wohnung.

Frauen Sheldon wird ohne sexuelles Verlangen dargestellt. Er entspricht damit dem „penis-formind-trade“, den Benjamin Nugent beschrieben hat. Sein Problem ist nicht, dass er keine Frau findet. Er setzt auf seine Intelligenz und dafür benötigt er keine Frau. Sheldon gibt selbst zu, dass er das Konzept von Männern und Frauen nicht versteht.328 Weibliche Signale kann er zwar einordnen, sind für ihn persönlich jedoch ohne Bedeutung. So gibt er an Leonard weiter, dass Leslie Winckle „Signale“ sendet. Er hat die Beobachtung, dass Leslie ihre Beine rasiert, als Zeichen für sexuelles Interesse interpretiert.329

Zusammenfassend Bei Sheldon Cooper wird der intelligente „Nerd“ gezeigt. Diese Figur wird über die Intelligenz und Interessen von „Nerds“ konstruiert. Für Sheldon wurde vor allem auf die 325

The Big Bang Theory. S01E04. ebd., S02E01. 327 ebd., S02E03. 328 ebd., S01E08. 329 ebd., S01E03. 326

98 Beschreibung als „machinelike“ zurückgegriffen. Das betrifft die kaum gezeigten Gefühle und die Ausdrucksweise von Sheldon, sowie das ausdrückliche halten an Regeln und verwenden von Codes. Durch die Selbstsicherheit in der Intelligenz, ist das Problem, dass Frauen „Nerds“ nicht attraktiv finden gelöst, indem er selbst kein Interesse daran hat. Seine Freunde hat Sheldon nur aufgrund von Wohnungssituation, die Freunde des Mitbewohners und in weiterer Folge aufgrund seiner Interessen.

4.4.2

Dr. Leonard Leaky Hofstadter

Leonard Hofstadter ist Experimentalphysiker am California Institute of Technology. Seine Eltern sind ebenfalls Akademiker, seine Mutter ist Psychoanalytikerin und Neurologin und sein Vater ist Anthropologe. Leonards Geschwister sind ebenfalls erfolgreich. Seine Schwester als Medizinerin, die erfolgreich eine Pankreastransplantation330 durchgeführt hat, und sein jüngerer Bruder hat einen Lehrstuhl in Haward (Jus). Leonard lebt zusammen mit Sheldon in Pasadena und ist verliebt in die neue Nachbarin Penny.

Leonard ist bereits in der ersten Szene der Serie zu sehen und weist mehrere Nerdmerkmale auf. Das wichtigste Element bei ihm ist die Brille und das wirre Haar. Seine Kleidung ist kein deutliches Merkmal. Er trägt jedoch mehrere Schichten übereinander (Weste und Jacke). Es zeigt sich eine Unsicherheit bei ihm. Er hält einen Zettel in der Hand, auf den er schaut. Darauf steht die Adresse ihres Zieles. Das zeigt schon, dass die beiden „Nerds“ nicht einfach losgegangen sind, sondern sie sich Gedanken über ihren Weg gemacht und ihn geplant haben. Außerdem zeigt sich seine Intelligenz, wenn auch nicht so deutlich wie bei Sheldon. Leonard gibt nur zu verstehen, dass er nachvollziehen kann wovon Sheldon spricht.

Kleidung Die Kleidung von Leonard besteht in den meisten Fällen aus mehreren Schichten. Eine praktische Hose, ein T-Shirt mit Aufdruck, eine Weste oder Gilet, sowie eine Jacke. In der achten Episode der ersten Staffel gibt Leonard auch eine Begründung für seine Kleidungswahl. Er besitzt Kleidung aus seiner Schulzeit und verweist dabei auf seinen letzten Wachstumsschub. Die Wahl ist demnach praktisch und nicht auf Modetrends 330

The Big Bang Theory. S02E15.

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abgestimmt. Im Vordergrund steht für ihn, dass die Kleidung funktionstüchtig ist. In derselben Folge zeigt sich, dass Leonard nur eine Krawatte besitzt, die aus zwei Stoffen besteht. Bei dieser wendbaren Krawatte ist Leonard die Funktion wichtiger als die Mode.

Bei Leonards T-Shirts gibt es diverse Aufdrucke, die auf seine Interessen hinweisen. Jedoch sind nicht alle Aufdrucke zu erkennen, da er eine Weste über dem T-Shirt trägt. Den Großteil der Ausdrucke machen jene aus, die auf ein wissenschaftliches Interesse hinweisen. Er besitzt mehrere T-Shirts mit einer chemischen Struktur darauf331, sowie TShirts, die das Periodensystem der Elemente zeigt332. Es gibt auch T-Shirts mit einem Atom-Aufdruck333, dem Receycling-Symbol334, der Zahl Pi335 und das Symbol für Radioaktivität336 und für „leichtentzündlich“337 sowie ein T-Shirt mit der Aufschrift „Hytopathological“338. Außerdem besitzt er T-Shirts mit dem Logo einer Universität339 und das T-Shirt zu einem Schachturnier340. Sein technisches Interesse ist in zwei TShirtaufdrucken präsent, einem mit Hörspielkassetten341 und ein T-Shirt mit einem Grammophon342. Der letzte Anteil an Aufdrucken besteht aus diversen Tieren, wie zum Beispiel einem Pinguin343, einer Katze344, Eulen345, einem Hai346, einem Tiger347, einem Vogel348, einem Eichhörnchen349, einem Fisch350 und einem Löwen351.

331

The Big Bang Theory. S01E02, S01E03, S01E04, S01E05, S01E10, S01E11, S02E01, S02E03, S02E05, S02E23. 332 ebd., S01E03, S01E08, S01E14, S02E11, S02E15. 333 ebd., S01E12, S02E07, S02E08. 334 ebd., S01E08, S01E12, S02E04, S02E14. 335 ebd., S01E03. 336 ebd., S01E10. 337 ebd., S02E10. 338 ebd., S02E11. 339 ebd., S01E02, S01E07, S02E19. 340 ebd., S02E08. 341 ebd., S01E13. S01E16, S02E20. 342 ebd., S01E17, S02E08. 343 ebd., S02E03, S02E13. 344 ebd., S02E04. 345 ebd., S02E06, S02E22. 346 ebd., S02E07. 347 ebd., S02E09, S02E16. 348 ebd., S02E10, S02E17. 349 ebd., S02E11. 350 ebd., S02E11, S02E23. 351 ebd., S02E22.

100 Für Halloween besitzt Leonard, genau wie Sheldon. ein „Flash Gordon“ GanzkörperMuskelkostüm, sowie ein Frodo-Kostüm.352 Er besitzt auch einen Kampfanzug der Serie „Battlestar Gallactica“, erklärt jedoch, dass es kein Kostüm ist, sondern ein Kampfanzug und er es deshalb nicht zu Halloween getragen hat353. Das zeigt wieder seine NerdInteressen. Zum Schlafen trägt er ein weißes T-Shirt, bunte Boxershorts und Tennissocken sowie einen rot-gemusterten Bademantel354.

Körperliche Schwächen Der deutlichste Hinweis auf körperliche Mängel bei Leonard ist seine Brille. Er ist der einzige „Nerd“ der Serie, der eine Brille trägt. Darauf wird einmal in der Serie Bezug genommen, als seine Brille vor einem „Planet der Affen“-Marathon kaputt geht355. Leonard hat eine Laktoseintoleranz356 und besitzt ein hypoallergenes Kopfkissen357.

Auf einen Mangel an Muskelkraft wird bereits in der ersten Folge der ersten Staffel hingewiesen, als Sheldon Leonard erklärt, sie wären beide nicht fähig einen Fernseher gemeinsam zu tragen. In der zweiten Folge versucht er ebenfalls mit Sheldon gemeinsam ein Regal die Treppe hochzutragen. Sheldon versucht Leonard als „Alphamännchen“ (als starken Mann) vor einer Frau zu präsentieren. Er gibt Leonard dazu ein Glas mit gelockertem Deckel, das dieser öffnen soll. Trotzdem schafft es Leonard nicht und ist dabei so ungeschickt, dass er das Glas zerbricht und sich daran schneidet. Diese Szene zeigt auch, dass ihm schlecht wird, wenn er Blut sieht.358 Außerdem wird ihm auch beim Autofahren schlecht.359 Leonard geht keiner sportlichen Aktivität nach. Er spielt aber mit seinen Freunden Paintball, wo sie einem Team aus 12-Jährigen unterlegen sind.360

Selbsthass Leonard leidet an einem mangelnden Selbstvertrauen. Er will die Bestätigung von anderen hören. Darauf weist er Sheldon hin, als dieser ihn nicht zu einem Vortrag über ihre 352

The Big Bang Theory. S01E06. ebd., S01E08. 354 ebd., S01E02. S01E11, S02E08, S02E10. 355 ebd., S01E11. 356 ebd., S01E01. 357 ebd., S01E07. 358 ebd. 359 ebd., S01E03. 360 ebd., S01E06. 353

101 gemeinsame Arbeit begleiten will.361 Was seine Arbeit betrifft, zeigt er immer wieder Unsicherheit. Sheldon schaut Leonard über die Schulter, während dieser an seiner Tafel arbeitet. Leonard interpretiert Sheldons Geräusche und Kopfschütteln als Fehler seinerseits an der Tafel. Er bessert es aus, obwohl es richtig ist. Sheldon wollte ihn nur reinlegen.362

Seine Unsicherheit zeigt sich vor allem gegenüber Penny, in die er heimlich verliebt ist. Er stottert ihr gegenüber und versucht seine Unsicherheit mit Fakten zu überspielen, wobei er sich in Details verliert. So kann er ihr auch nicht deutlich klar machen, dass er ein Date mit ihr will.363 Bei ihm zeigt sich am deutlichsten der „Selbsthass der Nerds“, denn er will gar kein ausgegrenzter „Nerd“ sein. Er bewundert die Männer, mit denen Penny sich sonst trifft.364 Um Penny für sich zu gewinnen, möchte er alle Dinge, die ihn als „Nerd“ identifizieren, loswerden. Actionfiguren, Requisiten, Spielzeug, Modelle, Kostüme, Roboter und Darth Vader Sprachverzerrer versucht er im Comicbuchladen zu verkaufen.365 Er geht dazu mit David Underhill, der zwar Wissenschaftler ist aber trotzdem Penny interessiert, ins Fitnessstudio und versucht sein Motorrad zu fahren.366 Als die „Nerds“ überlegen spontan nach Las Vegas zu fahren, möchte er seinem Nerdtum entkommen. Er fragt seine Freunde „Why can’t we be ‚right now’ people too?“367. Er wäre gerne jemand, der nicht alles vorplant, sondern spontan handeln kann. „Man of Action“ vs. „Man of Reflection“ Leonard ist nicht so strikt durchplant wie Sheldon. Trotzdem macht er sich, bevor er etwas tut, Gedanken darüber. Vor dem „Date“ mit Penny, plant er gedanklich das Date inklusive Gesprächstoff und Gemeinsamkeiten. Dabei bekommt er eine Panikattacke.368 Auch nach einem Gespräch macht er sich noch Gedanken. So versucht er Pennys Aussage, dass er und Leslie ein süßes Paar wären, zu interpretieren um zu verstehen was sie meinte.369 Laut

361

The Big Bang Theory. S01E09. ebd., S02E23. 363 ebd., S01E03. 364 ebd. 365 ebd., S01E14. 366 ebd., S02E11. 367 ebd., S02E21. 368 ebd., S01E03. 369 ebd., S01E05. 362

102

Sheldon hatte Leonard nie eine Frau zu Besuch ohne Planung, wochenlange Vorbereitung und einer Warnung.370 Da Leonard ungern ein „Nerd“ ist, versucht er diesem geplanten Schema zu entrinnen. Als er auf Ebay ein Angebot für eine Zeitmaschine sieht, entscheidet er sich spontan sie zu kaufen. Was er aber später bereut.371

Codes und Regeln Leonard ist nicht so strikt mit Codes und Regeln wie Sheldon. Er ist dabei der Gegenpart von Sheldon. Als Sheldon Leonards Beziehung retten will kommt es zu folgender Unterhaltung.372 Sheldon: „Pursuant to Starfleet General Order 104, Section A, you are deemed unfit, and I hereby relieve you of your command.” Leonard: “General Order 104, Section A does not apply in this situation.” Sheldon: “Give me one good reason why not.” Leonard: “Because this is not Star Trek.”

Trotzdem hat Leonard Regeln im Hinterkopf. Penny lässt Leonard einen Blog lesen, in dem ihr Exfreund Mike intime Details aus deren Beziehung veröffentlicht hat. Leonard fragt bei „Subways“ nach, ob es sich um den Sandwichladen handelt. Er weist auf deren Hygienebestimmungen hin.373 Als Sheldon Leonard einen Fragebogen über deren Freundschaft gibt, beantwortet er die Multiple-Choice Fragen mit einem Muster.374 Für Penny ist sein Wissen hilfreich. Wenn sie ein Problem mit ihrem Computer hat, kommt sie zu Leonard.375 Als sie Geldprobleme hat, hilft er ihr das Budget zu planen.376 Obwohl Leonard es scheinbar gerne möchte, kommt er dem nicht aus. Leonard ist nicht spontan. Howard versucht ihn wegen einer Überraschungsparty aus der Wohnung zu locken. Doch Leonard will nicht spontan ausgehen und Howard muss einen Trick anwenden um ihn aus der Wohnung zu bekommen.377

370

The Big Bang Theory. S01E05. ebd., S01E14. 372 ebd., S02E09. 373 ebd., S01E17. 374 ebd., S02E13. 375 ebd., S02E16. 376 ebd., S02E14. 377 ebd., S01E16. 371

103

Ausdrucksweise Leonard kann Sheldons Sätzen immer folgen, verwendet selbst aber selten lange komplexe Sätze. Die Verwendung von Fremdwörtern und Fachausdrücken ist bei ihm geringer. Zumeist passt er seine Aussprache dem Gegenüber an. Sehr deutlich wird das, als er mit einem Freund von Penny zusammentrifft.378 Doug: „What’s up, bro?“ Leonard: „Not much. Bro.“

Leonard versucht eine Brücke zu schlagen zwischen den „Nerds“ und Penny. Er versucht Themen aufzugreifen, die sie auch interessieren und übersetzt Sheldon für sie und die Zuseher und Zuseherinnen.

Konfrontationen Leonard weicht emotionalen und körperlichen Konfrontationen aus. Schon in der ersten Folge der ersten Staffel versucht er sich aus der Spermabank zu schleichen, ohne es der Angestellten mitteilen zu müssen. Als Penny ihn direkt fragt, ob sie beide gerade ein Date hatten, weicht er der Frage aus. Er gibt es nicht zu, obwohl er es so gesehen hat.379 Um eine Beziehung aufrecht zu halten, meidet er jeden Streit. Seine Freundin kauft ihm eine Hose die juckt, er lässt sie lieber in der Waschmaschine einlaufen als ihr das zu gestehen.380 Ihm geht die Beziehung mit Stephanie zu schnell, doch auch das traut er sich nicht selbst zu sagen. Zuerst will er Penny vorschicken, als diese es ablehnt schreibt er Stephanie eine SMS. Er vermeidet damit eine direkte Konfrontation.381 Er weicht auch einem Gespräch mit Stuart aus, als der ihn wegen Penny um Hilfe bitten möchte. Statt diese Hilfe abzulehnen, beantwortet er Stuarts Anrufe nicht.382

Bei der Halloweenparty von Penny gerät er mit ihren Exfreund Kurt aneinander. Als dieser seine körperliche Kraft einsetzen will, versteckt sich Leonard in seiner Wohnung und schließt die Türe ab.383 Um Probleme zu vermeiden, will er Konfrontationen so weit es

378

The Big Bang Theory. S01E03. ebd. 380 ebd., S02E10. 381 ebd. 382 ebd., S02E22. 383 ebd., S01E06. 379

104

geht verhindern. Als Penny sich mit Sheldon anlegt, will er sie zu einer schnellen Entschuldigung bewegen, die jede weitere Konfrontation ausschließt.384

Frauen Leonard will kein „Nerd“ sein, weil „Nerds“ weniger Chancen bei Frauen haben. Trotzdem versucht er mit seiner Art Frauen zu beeindrucken. Deshalb zeigt er Penny bei ihrem „Date“ einen Trick und versucht sie mit seinem Wissen zu beeindrucken.385 Sheldons Schwester Missy versucht er mit Sportlichkeit zu beeindrucken. Er sagt ihr, er gehe Speerfischen und mit einer Armbrust jagen.386

Leonard ist nicht selbstsicher. Seine Fehlschläge bleiben ihm in Gedanken. Einmal erzählt er von einem brünetten Mädchen aus seiner Schulzeit. Er hat für sie die Hausaufgaben gemacht, während sie sich auf einer Party amüsiert. Seine Intelligenz wurde ausgenutzt.387 Auch von seiner neuen Nachbarin Alicia lässt er sich ausnutzen.388 Stuart gegenüber gesteht er, dass er einmal einer Frau in den Mund geniest hat.389

Diese Rückschläge machen ihn noch unsicherer. Wenn er eine Freundin hat, versucht er sie mit allen Mitteln zu behalten. Auch wenn er dazu eine juckende Hose tragen muss.390 Durch seine Unsicherheit braucht er laufend Bestätigung. So fragt er Stephanie nach dem Geschlechtsverkehr, ob er gut war.391 Als die „Nerds“ Summer Glau im Zug treffen, braucht er sehr lange um sich zu überwinden sie anzusprechen. Zu lange, denn als er sich traut, verlässt sie bereits den Zug.392

Zusammenfassend Mit Leonard wird die unsichere Seite der „Nerds“ gezeigt. Selbstzweifel und Unsicherheit prägen die Geschichten um Leonard. Dadurch ist er am anfälligsten für den „Selbsthass der Nerds“. Gerade für seine heimliche Liebe Penny würde er sich zu gerne ändern. An 384

The Big Bang Theory. S02E07. ebd., S01E03. 386 ebd., S01E15. 387 ebd., S01E12. 388 ebd., S02E19. 389 ebd., S02E22. 390 ebd., S02E10. 391 ebd. 392 ebd., S02E17. 385

105 Leonard wird auch gezeigt, dass ein „Nerd“ seiner Welt nicht so leicht entrinnen kann. Obwohl Leonard gerne spontan wäre, plant er sein Vorgehen und reflektiert später die Geschehnisse.

4.4.3

Penny

Penny ist auf einer Farm in Omaha, Nebraska393 aufgewachsen. Sie zieht nach Kalifornien um Schauspielerin zu werden und hält sich bis zu ihrem Erfolg als Bedienung in der „Cheesecake Factory“ über Wasser. In der ersten Folge zieht sie in die Wohnung neben von Sheldon und Leonard ein.

Kleidung Penny ist bis auf drei Episoden immer gestylt. Sie trägt figurbetonte modische Kleidung, oft Hot-Pants und Tops. Im Gegensatz zu den „Nerds“ erkennen die Zuseher und Zuseherinnen an Penny, dass die Serie im warmen Kalifornien spielt. Für ihre Arbeit in der Restaurantkette „Cheesecake Factory“ trägt sie eine Uniform. Als Penny dem Interesse der „Nerds“ folgt und süchtig nach einem Onlinespiel wird, verliert sie auch ihr Modebewusstsein und sitzt unfrisiert und ungewaschen in ihrer Wohnung.394 Nach einem Gespräch mit Leonards Mutter über Pennys Beziehung zu ihrem Vater, der sich einen Jungen gewünscht hat, trägt Penny einen übergroßen Pullover.395 Das einzige weitere Mal, wo Penny nicht figurbetont oder modebewusst gekleidet ist, ist als es Waschtag ist und eine neue Nachbarin, die sich modisch kleidet, einzieht. Das entfacht einen Konkurrenzkampf zwischen Penny und der neuen Nachbarin.396 Penny wird nicht beim Sport gezeigt. Doch als die „Nerds“ sie bitten diese beim Paintball zu unterstützen, kann sie ihnen sofort helfen.397 Penny ist ein spontaner Mensch. Sie hat keine große Lebensplanung, was ihr Job in der Cheesecake Factory und ihren Wunsch Schauspielerin zu werden zeigt. Auch was ihr Budget betrifft, plant sie nicht vor. Sie versteckt sich vor dem Vermieter als sie die Miete nicht mehr zahlen kann.398 Die

393

The Big Bang Theory. S01E01, S01E07. ebd., S02E03. 395 ebd., S02E15. 396 ebd., S02E19. 397 ebd., S02E16. 398 ebd., S02E14. 394

106

Kontrollleuchte in ihrem Auto lässt sie ohne darüber nachzudenken weiterleuchten, obwohl Sheldon sie darauf hinweist.399 Sie lässt auch Sheldon einmal zurück, als der sie wegen der Kontrollleuchte und Autospielen nervt.400 Kurzerhand entschließt sie sich ohne große Planung ein eigenes Unternehmen zu gründen, nachdem sie selbst gebastelte Haarspangen verkaufen konnte. Sie weiß weder wie viel sie mit ihren Haarspangen verdient, noch wie sie diese nach der Herstellung verkaufen kann.401

Sprache Penny versteht nicht immer, worüber die „Nerds“ reden. Entweder liegt es an deren Interessensgebiet, worüber sie kein Wissen verfügt oder an Fremdwörtern. Sie ist die Vermittlerin für die Zuseher und Zuseherinnen in diesem Fall. Penny fragt für die Zuseher und Zuseherinnen nach. Sie greift dabei oft auf Sarkasmus zurück und stellt zu Sheldons Leidwesen rhetorische Fragen. Im Gegensatz zu den „Nerds“, die unzählige Interessen haben, scheint Penny auf den ersten Blick kein Hobby zu haben. Penny weist aber soziale Kompetenzen auf. Sie trifft sich mit Männern und geht mit Freundinnen tanzen402. Vor direkten Konfrontationen schreckt Penny im Gegensatz zu den „Nerds“ nicht zurück. Als Sheldon sie aus der Wohnung verbannt, weil sie sein Essen angefasst hat, wehrt sie sich. Sie spielt dabei mit den Ängsten und Neurosen von Sheldon, wie der Angst jemand fasst sein Essen an oder seine zwanghafte Planung, die sie durch das Besetzen aller Waschmaschinen durcheinander bringt.403

Männer Penny beschreibt die Männer mit denen sie sich trifft folgendermaßen: “[…] macho with the perfect body, and the hair and the money.” 404 sowie „I thought he was sensitive and smart. I mean, not you smart [zu Leonard, Anmerkung der Autorin]. I mean normal non-freaky smart.”405

399

The Big Bang Theory. S02E05. ebd. 401 ebd., S02E18. 402 ebd., S01E07. 403 ebd., S02E07. 404 ebd., S01E17. 405 ebd. 400

107

Die Männer sind vor allem wegen ihrem Äußeren interessant. Penny beschreibt damit typische „Jocks“. Ihr Exfreund Kurt hat ihren Fernseher behalten406 und sie bezahlt eine Kaution für ihn407. Am Ende der ersten Staffel sagt sie, dass „Jocks“ ihr nicht mehr gefallen und entschließt sich für ein Date mit Leonard. Sie tauscht „Jocks“ gegen „Nerds“. Doch in der zweiten Staffel macht sie diesen Tausch wieder rückgängig und trifft sich wieder mit „Jocks“.

Zusammenfassend Penny dient dem Zuseher als Übersetzer für Nerd-Interessen und ihre Ausdrucksweise. Sie ist der perfekte Gegenpart zum Nerd, was Modebewusstsein, Spontaneität und Selbstsicherheit betrifft.

4.4.4

Howard Joel Wolowitz

Howard Wolowitz hat seinen Master of Engineering am MIT erworben. Er arbeitet an der California Institute of Technology im Fachbereich der angewandten Physik. Als Techniker baut er an der Universität Gegenstände für die Raumfahrt. Howard ist Jude, obwohl er nicht kosher lebt/isst, und lebt bei seiner Mutter. Howards Mutter behandelt ihn wie ein Kind und will zum Beispiel wissen was er mit seinen Freunden unternimmt408. Howard weist sie zwar darauf hin, dass er kein Kind mehr ist, benimmt sich aber trotzdem ihr gegenüber wie eines, indem er sein Frühstück (Schokomilch und Honigfrosties) bei ihr bestellt. Sie packt ihm das Essen für die Arbeit ein, wie ein Schulbrot.409 Das stört Howard nicht, er beschwert sich am Telefon darüber, dass sie ihm keinen Schokokuchen eingepackt hat. Die Beziehung ist geprägt von lauten Streitgesprächen und zeigt Howards kindliche Seite.

Erster Auftritt Howard tritt das erste Mal gemeinsam mit Raj in der Serie auf. Seine Frisur erinnert stark an die Beatles. Auch der Kleidungsstil ist auffällig. Die engen Hosen wirken durch die

406

The Big Bang Theory. S01E01. ebd., S02E14. 408 ebd., S01E11. 409 ebd., S01E12. 407

108

langen Beine von Simon Helberg als wären sie weit hinaufgezogen (ähnlich Steve Urkel). Die Hinweise auf Howard als „Nerd“ sind in der Kleidung subtil. Er trägt eine Stecknadel in Form eines Außerirdischen. Des Weiteren hat die Gürtelschnalle die Bemalung eines Nitendo Controllers. Die Anstecknadel ist ein fast versteckter Hinweis auf seine Interesse an Science-Fiction, während die Gürtelschnalle sehr groß ist und viel deutlicher auf sein Interesse an Computerspielen bzw. Spielekonsolen hinweist. Da Stephen Hawking ein bekannter Physiker ist, ist Howards Interesse an Physik und Wissenschaft dadurch schnell für den Zuseher zugänglich. „Wait till you see this. […] It’s a Stephen Hawking lecture from MIT in 1974. […] It’s before he became a creepy computer voice.“

Kleidung Howards Haarschnitt ist der von den Beatles. Seine Kleidung besteht aus einem Hemd oder Polohemd, einem (falschen) Rollkragen, einer engen Hose und einem Gürtel. Die Farben sind bunt und oft grell, aber immer aufeinander abgestimmt, zum Beispiel haben Hemd und Hose die gleiche Farbe. Das zeigt, dass entgegen der Annahme ein „Nerd“ beschäftigt sich nicht mit der Mode, er Zeit damit verbringt seine Kleidung aufeinander abzustimmen. Ihm geht es dabei weniger um praktische Kleidung. Der falsche Rollkragen macht dies deutlich. Er trägt ihn wegen dem modischen Effekt. Die wenigen Hinweise auf Howard als „Nerd“ finden sich in den Accessoires. Howard besitzt mehrere Anstecknadeln in Form eines Aliens, die zumeist an seinem falschen Rollkragen angebracht sind. Die Anstecknadel ist nur scharf zu sehen, wenn Howard in Großaufnahme zu sehen ist. Der zweite Hinweis sind seine Gürtelschnallen. Sie zeigen zum Teil seine Interessen, wie Comics mit Gürtelschnallen von Batman410, Flash Gordon411. Sein Interesse an Computerspielen wird durch eine Nitendo Controller Gürtelschnalle gezeigt412 und sein Interesse an Science-Fiction-Serien mit einer Gürtelschnalle mit dem „Star Wars Imperial“ Emblem. Er trägt aber auch andere Gürtelschnallen, die zwar auffällig, aber keinem NerdInteresse zugeordnet werden können. Das sind zum Beispiel ein Schimpanse413, ein Red Scooter414, ein Sheriff-Stern und eine goldene Krone415.

410

The Big Bant Theory. S01E12, S02E12, S02E13, S02E18, S02E20, S02E22. ebd., S01E15, S02E05. 412 ebd., S01E01, S01E02. 413 ebd., S02E21. 414 ebd., S02E23. 415 ebd., S02E08. 411

109

Körperliche Merkmale Howard ist schlank und trägt eng anliegende Kleidung, wodurch erkennbar ist, dass er nicht muskulös ist. Er hat eine Erdnussallergie416 und eine Herzrhytmusstörung417. Beim Wii Bowling ist er nicht gut. Deshalb will er, wie er es von seiner Familie gewohnt ist, einen erneuten Versuch nachdem er vorbeischießt.418 Die einzige körperliche Betätigung ist beim Paintball, wo er mit seinem Team gegen 12-Jährige unterlegen ist.419

Selbsthass Howard wird sehr selbstsicher dargestellt. Er sieht sich selbst als Frauenschwarm, hat aber wenig Erfolg in dem Bereich. Sein Selbstbild weicht dabei vom Fremdbild ab. Er glaubt, Penny flirtet mit ihm. Penny erwidert: „You think you’re some sort of smooth-talking ladies’ man but the truth is you are just pathetic and creepy.“420. Das macht Howard sehr unglücklich, weil er sich in diesem Bereich sicher gefühlt hat. Planen VS Spontanität oder „Man of Action“ vs. „Man of Reflection“ Howard ist nicht so durchorganisiert wie Sheldon. Doch schon seine Kleidung zeigt, dass er plant bevor er handelt. Seine Handlungen als „Frauenheld“ beruhen auf sorgfältiger Planung. Howard recherchiert im Internet in psychologischen Fachzeitschriften nach Anmachen421. Frauen kennen zu lernen ist für Howard nicht spontan, in Episode acht der zweiten Staffel trägt er dafür eine Augenklappe und hat eine Liste mit „negs“ (negative Komplimente) dabei. Er bietet diese Liste auch seinen Freunden an.

Sprache undAusdrucksweise Howard kann mehrere Fremdsprachen, unter anderem Russisch, Japanisch und Französisch.422 Diese setzt er vor allem bei Frauen ein, um sie zu beeindrucken. Seine Ausdrucksweise weist keine Auffälligkeiten auf.

416

The Big Bang Theory. S01E02, S01E16. ebd., S02E16. 418 ebd., S02E11. 419 ebd., S01E06. 420 ebd., S02E12. 421 ebd., S01E06. 422 ebd., S01E01. 417

110

Frauen Howard hält sich selbst für einen Frauenschwarm. Er versucht jede Frau, der er begegnet, von sich zu überzeugen. Dabei versucht er durch seine Fremdsprachenkenntnisse423, Gesang424, Erwähnung von Krafttraining425 oder mit Anmachsprüchen aus Zeitschriften426, mit einer Zeitmaschine427, mit Zaubertricks428 oder als menschliche Beatbox429 und Jude430 zu punkten. Auch seine Arbeit setzt er ein und fragt Stephanie „How’d you like to visit a secret government facility?“431. Er versucht ungeniert alles, das ihm einfällt oder übernimmt einen Spruch, den er gesehen hat.432 Er schreckt nicht davor zurück eine Prostituierte zu bezahlen, um ihn zu einer Feier der Universität zu begleiten.433 Auch Leonards Geschenk einer Prostituierten weist er nicht zurück.434 Howard sieht sich selbst als der Experte zum Thema „Frauen“ in seinem Freundeskreis. Er bezeichnet den Postklau von Leonard als „Old School“-Anmache.435 Durch seine vielzähligen Erfahrungen sieht er sich als Ratgeber, wobei er des Öfteren seine gescheiterten Versuche präsentiert, um zu zeigen wie es nicht funktioniert. In der dritten Episode der ersten Staffel sagt er, er habe sich das Wissen über sexuelle Belästigung am Arbeitsplatz autodidaktisch beigebracht. Außerdem weist er darauf hin, dass das Deo aus der Werbung, nach dessen Benutzung alle Frauen auf ihn fliegen sollten, nicht funktioniert.436 Trotzdem will Leonard in Episode zwanzig der zweiten Staffel von Howards Erfahrungen lernen und lässt sich von ihm in eine Bar begleiten. Dort muss Leonard feststellen, dass Howard nicht der Frauenschwarm ist, für den er sich hält. Das wirft ihm auch Penny einmal vor. Sie sagt ihm, dass er es zu sehr versucht, was seine

423

The Big Bang Theory. S01E01, S01E02. ebd., S01E01. 425 ebd., S01E05. 426 ebd., S01E06. 427 ebd., S01E14. 428 ebd., S01E15. 429 ebd., S01E05. 430 ebd., S01E15. 431 ebd., S02E08. 432 ebd., S02E20. 433 ebd., S01E04. 434 ebd., S02S21. 435 ebd., S01E03. 436 ebd., S02E09. 424

111 Zaubertricks und Anmachsprüche zeigen. Howard erwidert: „What chance do I have if I don’t try too hard?“437 Ihm ist bewusst, dass er viel investiert.

Zusammenfassend Howard ist der „Nerd“, der bei seiner Mutter wohnt. Er arbeitet in einem Technischen/wissenschaftlichen Bereich und hat typische Nerd-Interessen. Seine Kleidung gibt nur wenig Hinweise darauf, vor allem in den Accessoires. Howard weiß, dass er ein „Nerd“ ist und deswegen weniger Chancen bei Frauen hat. Doch er bemüht sich bei jeder Frau und zeigt sich gegenüber seinen Freunden als Frauenschwarm.

4.4.5

Rajesh Koothrapali

Dr. Rajesh Koothrapali ist Doktor der Astronomie und arbeitet im California Institute of Technology. Er stammt aus Indien und ist der amerikanischen Kultur (vor allem der NerdSubkultur) zugetan.

Seinen ersten Auftritt hat Rajesh Koothrapali gemeinsam mit Howard Wolowitz. Schon in der ersten Szene zeigen sie sich als Team mit gleichen Interessen. Sie haben ein Video von einer Lesung von Stephen Hawking dabei. Dies ist ein gutes Nerdmerkmal, da sie nicht nur Interesse an der Naturwissenschaft zeigen, sondern auch dafür was ein bekannter Wissenschaftler Jahre zuvor gesagt hat. Das ist dem Zuseher und der Zuseherin zugänglich, da mit Stephen Hawking ein Wissenschaftler gewählt wurde, der inzwischen in der Populärkultur bekannt ist.

Kleidung Die Kleidung weist bei Raj ebenfalls Nerdmerkmale auf. Er trägt eine Kappe mit der Zahl 42. Es wird nicht erwähnt, doch mit einem Wissen im Bereich des Science Fiction lässt die Zahl „42“ auf eine Nähe dazu schließen. Die Zahl „42“ gilt als die Antwort auf die Frage nach dem Sinn des Lebens und ist demnach direkt aus dem Buch „Per Anhalter durch die Galaxie“ entnommen. Neben dem naturwissenschaftlichen Interesse wird durch die Kleidung Rajs Interessensgebiet auf die Science Fiction erweitert.

437

The Big Bang Theory. S02E12.

112

Ein weiteres Nerdmerkmal ist der Pollunder. Raj trägt ein weißes T-Shirt, darüber ein Hemd, einen Pollunder und eine Jacke. Wie auch Leonard und Sheldon trägt Raj demnach mehrere Schichten übereinander, die bei Raj jedoch nicht farblich abgestimmt sind.

Körperliche Verfassung Bei der körperlichen Verfassung zeigt Raj keine typischen Nerdmerkmale. Er trifft im Laufe der Serie nicht so deutlich auf Probleme wie Sheldon und Leonard. Jedoch zeigen sich in diesem Bereich keine Stärken seinerseits.

Konfrontationen und Frauen Die Figur Raj wird von seiner Schüchternheit bestimmt. Er kann nicht mit Frauen sprechen. 438 Wenn Penny den Raum betritt ist er still oder flüstert seine Antworten Howard oder Leonard ins Ohr. Als Howard für Raj übersetzt, dass dieser sich beim nächsten Essen auch ein enges Top anziehen wolle, um von Leonard eingeladen zu werden, schreit diese ihn an. Raj rennt weg, weil er eine nervöse Blase hat.439 Raj scheint mit dieser Schüchternheit Konfrontationen mit Frauen aus dem Weg zu gehen. Trotzdem ist er in den ersten zwei Staffeln nicht so erfolglos wie die anderen „Nerds“. Zu Halloween geht er mit einer Frau mit nach Hause. Sie ist begeistert von ihm und legt ihm seine Schüchternheit positiv aus indem sie ihn als „guten Zuhörer“ bezeichnet.440 Durch seine Schüchternheit und weil er so ruhig ist in Gegenwart von Frauen, wird er öfters übersehen. Seine Freunde vergessen ihn sogar einmal und verlassen den Raum.

Raj versucht über seine Schüchternheit hinwegzukommen. In Episode 15 der ersten Staffel nimmt er an einer Medikamentenstudie teil, die gegen seine krankhafte Schüchternheit helfen soll.441 Als seine Eltern ihm Lalita, eine indische Frau, vermitteln wollen, bemerkt er, dass er unter Alkoholeinfluss mit Frauen sprechen kann.442 Doch die Medikamente haben Nebenwirkungen und als er sich dazu entschließt Sheldons Schwester Missy zu einem Date einzuladen, lässt die Wirkung gänzlich nach. Unter Alkoholeinfluss kann er

438

The Big Bang Theory. S01E01. ebd., S02E14. 440 ebd., S01E06. 441 ebd., S01E15. 442 ebd., S01E08. 439

113

mit Lalita sprechen. Doch der Alkohol macht ihn angeberisch und er überschreitet soziale Grenzen (fragt Lalita nach ihrem Gewichtsproblem).

Beim Zusammentreffen mit Summer Glau im Zug nach San Fransisco greift Raj auf Alkohol zurück.443 Dabei ist er sehr charmant und stiehlt auch Howards Einstiegsspruch „It’s hot in here. Must be Summer.“444 Raj versucht bei Summer damit zu punkten, dass er Astronom ist und sich mit Sternen auskennt. Im Zug mit Summer und in anderen Fällen greift er auf seine Herkunft als Inder zurück. Bei Missy versucht er als Landsmann der Erfinder des Kama Sutra zu glänzen.

Die indische Herkunft spielt bei Raj eine große Rolle. Er genießt die amerikanische Kultur innerhalb der Community von „Nerds“. Er ist ein Hinweis darauf, wie nahe der „Nerd“ der amerikanischen Kultur steht. Durch seine Eltern gibt es ebenfalls Hinweise auf die indische Kultur. So versuchen sie ihn mit Lalita zu verkuppeln und legen ihm nahe, dass er sich eine indische Frau suchen soll445, was er selbst begrüßt.446 Raj mag das amerikanische Buffet, weil es da zum Beispiel kein indisches Essen gibt447 oder weist darauf hin, dass nicht nur in Indien Menschen verhungern, als er hungrig auf die Bestellung der anderen warten muss.448 Als Penny mit ihren Haarspangen ein Unternehmen gründet, hilft er mit den anderen „Nerds“ bei der Produktion. Doch nach einer Nacht durcharbeiten gibt er einen weiteren Hinweis auf Indien „If I wanted to spend my Saturday nights doing this I could have stayed in India.“449

Howard und Raj In der Freundschaft von Howard und Raj gibt es homosexuelle Anspielungen. Howard und Raj umarmen sich, als Howard wissen will wie Penny Raj umarmt hat.450

443

The Big Bang Theory. S02E14. ebd. 445 ebd., S02E04. 446 ebd., S01E02. 447 ebd., S01E04. 448 ebd., S01E07. 449 ebd., S02E08. 450 ebd., S01E02. 444

114

Zusammenfassend Rajesh ist der schüchterne „Nerd“. Sein Charakter unterstreicht dieses Nerdmerkmal vor allem gegenüber Frauen. Er bringt die gleichen Nerdinteressen wie die andren „Nerds“ mit. Außerdem zeichnet ihn seine indische Herkunft aus, auf die immer wieder Bezug genommen wird. Er ist nicht auf den ersten Blick als „Nerd“ erkennbar, obwohl sein Pollunder einen Hinweis darauf gibt. Seine Interessen verbinden ihn mit den anderen „Nerds“ der Serie.

4.5 Beziehungen 4.5.1

Nerds untereinander

Mit Benjamin Nugent wurde festgestellt, dass die Interessen von „Nerds“ bestimmen, wer ihre Freunde sind. Dieser Leitsatz trifft auf die „Nerds“ aus „The Big Bang Theory“ zu. Alle vier „Nerds“ arbeiten in der Universität. Während der Arbeit sind sie in unterschiedlichen Abteilungen, trotzdem treffen sie sich zum Essen in der Cafeteria. In Sheldon und Leonards Wohnung treffen sie sich ebenfalls zum Essen. Wichtig dabei ist, sie treffen sich dort um ihren Interessen nachzugehen. Entweder im Gespräch bei oder nach dem Essen.

Typische Gesprächsthemen sind ihr Wissen um Physik. Das Treppensteigen wird zur Diskussion über Experimente mit Treppen bzw. wie hoch Stufen sind.451 Als Leonard Leslie im Labor besucht, experimentiert sie mit ihrer Suppe und sie erhitzen diese mit dem Laser452. Wenn die „Nerds“ untereinander sind, werden Begriffe oder Bezüge selten erklärt. Als die „Nerds“ ein Schlachtfeld mit Salzstreuern und Gewürzen in der Cheese Cake Factory führen, werden zum Beispiel Godzilla, Robert E Lee und Hindu-Götter erwähnt. Die Spielfiguren sind aus Comics oder Filmen, Personen wie Robert E. Lee werden jedoch nicht erklärt.453 In der zweiten Staffel führen Leslie Wincle und Sheldon eine Diskussion über die Theorien, an denen sie arbeiten. Für die Zuseher und Zuseherinnen ohne detaillierte Kenntnisse in Physik ist der Diskussion inhaltlich nicht zu folgen. Nur aus dem

451

The Big Bang Theory. S01E01. ebd., S01E03. 453 ebd., S01E05. 452

115

Tonfall wird klar, dass sie sich nicht einig sind. Auch Leonard übersetzt nicht direkt, seine Kommentare lassen nur zusätzlich verstehen, dass es sich um einen Konflikt handelt.454 Es kommt bei den „Nerds“ immer wieder zu Diskussionen über ihr Wissen, da sie durch Wissen ihren Status innerhalb der Gruppe beziehen. Es entstehen Intelligenz-Duelle, die mit ihren Interessen in Verbindung stehen. Bei einer Diskussion über Superman bringt jeder sein Wissen ein in der Frage, woher Superman seine Kräfte bezieht. Sie vergessen darüber Penny und ziehen für ihre Diskussion Beweise heran (Comicbücher).455 Das Diskutieren innerhalb der Filmrealität (oder imaginären Realität von Comics) ist ein wichtiger Part der „Nerds“. Es gibt Gespräche über Hypothesen, die sie aufgrund von Beobachtungen anstellen. Zum Beispiel, ob Sheldon ein Roboter ist.456 Auch hier sind die Fakten aus der Science Fiction Literatur. Dieses Wissen ziehen sie bei einer mit Gewürzen nachgestellten „Schlacht von Gettisburgh“ zu Rate.

Ihr Wissen oder ihr Interesse an Science Fiction, Comics und Technik zeigt sich in allen Gesprächen. Als Leonard Sheldon und Raj sagen will, dass Howard ein Problem hat benutzt er zum Beispiel den Ausdruck „Defcon“ aus der Star Trek Serie um den Grad des Problems anzugeben und zu zeigen, dass sie sich beeilen müssen.457 Gemeinsame Interessen sind zum Beispiel Computerspiele wie World of Warcraft458, Halo 3459, ein Tanz-Spiel460, Wii Boxen461, Rockband462 und Wii Bowling463. Die „Nerds“ treffen sich auch für ein weiteres Interesse, die Technik. Sie bauen einen Simulator auf, um Sheldon das Fahren beizubringen464, schicken Signale über das Internet um die ganze Welt, um Licht und Stereoanlage zu bedienen465, bauen einen Kampfroboter

454

The Big Bang Theory. S02E02. ebd., S01E02. 456 ebd., S01E03. 457 ebd., S02E08. 458 ebd., S01E03. 459 ebd., S01E07. 460 ebd., S01E02. 461 ebd., S01E15. 462 ebd., S02E15. 463 ebd., S02E11. 464 ebd., S02E05. 465 ebd., S01E09. 455

116 und zerstören zum Test ihren Toaster und die Wohnungstüre466, nutzen technisches Equipment wie Kameras und Sensoren um dem kranken Sheldon aus dem Weg zu gehen467. Um das Modelhaus aus dem Fernsehen zu finden, notieren sie Sternpositionen und lassen eine Aufklärungsdrone über Los Angeles fliegen468. Außerdem installieren sie eine Kamera über der Wohnungstür und beobachten die Verabschiedung von Leonard und Penny. Danach wird das Video analysiert.469 Die „Nerds“ lassen auch selbstgebaute Raketen im Park starten470.

4.5.2

Nerds unter anderen

In „The Big Bang Theory“ ist Penny der entscheidende Gegenpart der „Nerds“. Sie zeigt ihre soziale Kompetenz, in dem sie andere Figuren in die Serie bringt. In Episode sechs der ersten Staffel gibt Penny eine Party. Sie will die „Nerds“ einladen, doch für sie muss die Party einen Zweck haben. Der Zweck ist für sie nicht das soziale Zusammentreffen, sondern die Kostüme auf der Halloweenparty.471

Durch Penny wird auch der Unterschied der Interessen deutlich gemacht. In Episode 13 der ersten Staffel trainiert sie mit den „Nerds“ für den „Physic-Bowl“, ein Wettstreit im Wissensgebiet der Physik. Am Ende versucht Penny zu klären, ob Leonard oder Sheldon klüger ist. Sie stellt einen eigenen Fragenkatalog zusammen. Anstatt Fragen über Physik zu stellen, zeigt sie ihr Wissen und Interesse im Bereich der Populärkultur. Sie stellt Fragen über Serien, die nicht im Interessensgebiet der „Nerds“ liegen.472 In Bezug auf Konfrontation stellt Penny ebenfalls den Gegenpart dar. Leonard nimmt ihre Post an sich, um mit ihr ins Gespräch zu kommen. Sie glaubt seiner Lüge, der Briefträger hätte die Post falsch eingeworfen. Penny scheut die Konfrontation nicht und will den Briefträger darauf hinweisen.473

466

The Big Bang Theory. S02E12. ebd., S01E11. 468 ebd., S02E07. 469 ebd., S02E01. 470 ebd., S01E12. 471 ebd., S01E06. 472 ebd., S01E13. 473 ebd., S01E03. 467

117 Des Weiteren handelt Penny spontan, während die „Nerds“ ihr Vorgehen planen. Als sie die „Nerds“ bittet ihr beim Zusammenbauen eines Regals zu helfen, nehmen sich die „Nerds“ die Anleitung vor und diskutieren darüber. Penny nimmt jedoch sofort die Schrauben in die Hand und fängt ohne Planung an das Regal zusammenzusetzen.474 Zusätzlich zu Pennys Eigenschaften werden durch sie „Jocks“ in die Serie gebracht. Ihr Exfreund Kurt ist muskulös und benutzt Slangausdrücke. Als Leonard und Sheldon einen Fernseher von Kurt zurückholen sollen, schüchtert er sie mit seiner Größe ein und nimmt ihnen die Hosen weg.475 In einer späteren Folge versuchen Leonard und Sheldon Kurt auszutricksen. Sie benutzen Fremdwörter, um ihn zu beleidigen, und Kurt versteht nicht, was sie sagen.476 Dadurch wird erneut deutlich gemacht, dass Kurt den „Nerds“ körperlich überlegen ist, jedoch nicht ihre Intelligenz besitzt.

Abbildung 12: Leonard und Pennys Exfreund Kurt

In Episode elf der zweiten Staffel taucht ein Physiker auf, der eher einem „Jock“ als einem „Nerd“ entspricht. David Underhill trägt eine Lederjacke, fährt Motorrad, ist sportlich und spielt in einer Rockband. Als Penny ihn sieht, will sie mit ihm ausgehen. Diese Figur zeigt auf, dass die Wissenschaft ein Teilaspekt der „Nerds“ ist, es jedoch mehrere Aspekte

474

The Big Bang Theory. S01E02. ebd., S01E01. 476 ebd., S01E06. 475

118 braucht, um ein „Nerd“ zu sein. David ist zwar Wissenschaftler, seine Interessen und das Aussehen liegen aber im Bereich der „Jocks“.477

Zusammenfassend Um die diversen Aspekte der „Nerds“ darstellen zu können, werden gegenteilige Figuren eingesetzt. Diese Rolle übernimmt Penny. Ihre Interessen und Herangehensweise unterscheidet sich von denen der „Nerds“. Außerdem bringt sie weitere Figuren, wie „Jocks“, in die Serie.

477

The Big Bang Theory. S02E11.

119

5

Schlussfolgerungen

Die Untersuchungen dieser Arbeit haben ergeben, dass es keine eindeutige Definition vom „Nerd“ gibt. Der „Nerd“ ist ein kulturelles Phänomen und erschließt sich aufgrund seiner Zuschreibungen. Diese Erkenntnis wird unterstrichen von der Tatsache, dass es im japanischen Kulturraum ein ähnliches Phänomen gibt, den „otaku“. Außerdem kann der „Nerd“ in seinen Zuschreibungen vom „Freak“ (jemand Außergewöhnliches) sowie vom „Geek“ (Experte auf seinem Gebiet) unterschieden werden. Die Literaturrecherche hat ergeben, dass die erste Zuschreibung zum „Nerd“ sein Aussehen ist. Dies betrifft Kleidung und körperliche Verfassung. Des Weiteren lassen sich die Affinität zu Regeln, Zahlen und Codes als Merkmal feststellen, sowie Interessen an Computer (bzw. Technik) und Naturwissenschaft. Der „Nerd“ wird als intelligent beschrieben, jedoch mit einer Schwäche bei sozialen Beziehungen. Als kulturelles Phänomen handelt es sich hierbei um Übereinstimmungen in den Zuschreibungen zum „Nerd“. In weiterer Folge wurden Beispielfilme mit Hilfe dieser Zuschreibungen analysiert. Diese Untersuchung ergab ein Spektrum aus möglichen Darstellungsweisen der genannten Zuschreibungen. Genauer betrachtet wurden dabei zwei Filme, die in der Darstellung sowie thematisch dem „Nerd“ zugeschrieben werden. Die Analyse hat ergeben, dass zum Beispiel körperliche Schwächenmittels Gegenpart dargestellt werden oder in dem die Figur in einer Situation gezeigt wird, die die Schwäche deutlich macht. Die Umsetzung der Zuschreibungen ist vielfältig, jedoch tauchen Elemente (wie z.B. das Tanzen) in mehreren Filmen auf und können so als Erkennungsmerkmal für einen „Nerd“ dienen. Einen weiteren Teil dieser Arbeit nimmt die Popularisierung der Wissenschaft ein. Hierzu wurde eine Literaturrecherche durchgeführt, um die bisherige Darstellung von Wissenschaftlern und Wissenschaftlerinnen aufzuzeigen. Es zeigt sich, dass dabei die Wechselwirkung von Film und Realität bei der Darstelung der Wissenschaft eine entscheidende Rolle spielt. Bei der Analyse der heutigen Darstellugnsweise in Serien, zeigt sich, wie nahe der „Nerd“ dieser Darstellung kommt.

120 In der abschließenden Analyse der Serie „The Big Bang Theory“ wird herausgestrichen, wie der „Nerd“ über Zuschreibungen und vorangegangene Darstellungsweisen konstruiert wird. „The Big Bang Theory“ schafft es alle Zuschreibungen einzuarbeiten, indem sie auf vier Hauptcharaktere aufgeteilt werden. Sheldon steht für das wissenschaftliche Interesse und dem „penis-for-mind trade“. Leonard verkörpert den Selbsthass eines „Nerds“, Raj die Schüchternheit und Unsicherheit bei Frauen. Howard zeigt die soziale Fehleinschätzung (z.B.: in Bezug auf Frauen). Penny übernimmt in mehreren Aspekten den Gegenpart der „Nerds“. Sie ist die einzige Frau, kein „Nerd“ und nicht mit deren Interessen vertraut. Des Weiteren bringt sie „jocks“ als Gegenpart in die Serie ein. Hierbei werden Darstellungsweisen, wie zuvor an Beispielfilmen gezeigt, aufgegriffen. Die Serie vereint die Figur des „Nerds“ mit der des Wissenschaftlers und der Wissenschaftlerin. Die Konstruktion des „Nerds“ in „The Big Bang Theory“ erfolgt somit über drei Aspekte: die Verwendung der Zuschreibungen, das Zurückgreifen auf bekannte Darstellungsmuster sowie die Nähe zum Wissenschaftler und zur Wissenschaftlerin.

121

6

Bibliographie 6.1 Literatur

amazon.de. Zugriff: 23.06.2012. Anderegg, David Ph.D. Nerds. Who they are and why we need more of them. New York: Jeremy P. Tarcher/ Penguin 2007. Ayto, John/ Simpson, John. The Oxford Dictionary of Modern Slang. Oxford: Oxford University Press 1992. Bruijn, Max de. Wie werde ich Bill Gates? Aufzucht und Lebensweise des gemeinen Nerd. Frankfurt am Main: Fischer 2000. Episodenliste der Serie „The Big Bang Theory“. http://www.cbs.com/shows/big_bang_theory/season/6/episodes/. Zugriff: 12.08.2013. Frayling, Christopher. Mad, Bad and Dangerous? The Scientist and the Cinema. London: Reaktion Books 2006. Goldt, Max. Ein gutes und ein schlechtes neues Wort für Männer. „Mind-boggling“Evening Post (Hg.). „Kolumne #106”. Zürich: Hoffmans Verlag1998. S 84-90. Hawking, Stephen W. Eine kurze Geschichte der Zeit. Die Suche nach der Urkraft des Universums. Hamburg: Rowohlt 1988. Kinsella, Sharon. Japanese Subculture in the 1990s: Otaku and the Amateur Manga Movement. “Journal of Japanese Studies. Volume 24 #2“. The Society for Japanese Studies 1998. S 289-316. Manfé, Michael. Otakismus.. Subkultur und neue Lebensform – Eine Spurensuche. Wien: Dissertation Universität Wien 2004. Mania, Hubert. Stephen Hawking. Hamburg: Rowohlt 2004. Mescallado, Ray. Otaku Nation. Science Fiction Studies. Volume 27 #1. SF-TH Inc. 2000. S 132-146. Nugent, Benjamin. American Nerd. The Story of My People. New York: Scribner 2009. Pons.eu. Das Online Wörterbuch. http://de.pons.eu/. Zugriff: 15.03.2012. Reinhold, Gerd Dr.phil. Soziologie-Lexikon. München: R. Oldenburg Verlag 1992. Rickman, Amy. The Big Bang Theory von A-Z. Der inoffizielle Guide zur Serie. Berlin: Schwarzkopf & Schwarzkopf 2012. Tudor, Andrew. Monsters and Mad Scientists. A Cultural History of the Horror Movie. Oxford/Massachusetts: Basil Blackwell 1989.

122

6.2 Filme und Serien Beginning of the End. Regie: Bert I. Gordon. Drehbuch: Freiberger/ Gorn. 1957. Bones (TV-Serie). Creator: Hart Hanson. 2005-. Columbo (TV-Serie). Creator: Richard Levinson/ William Link. 1968-2003. Contact. Regie: Robert Zemeckis. Drehbuch: James V. Hart/ Michael Goldenberg. 1997. CSI: Crime Scene Investigation (TV-Serie). Creator: Zuiker/ Donahue. 2000-. Criminal Minds (TV-Serie). Creator: Jeff Davis. 2005-. Deep Blue Sea. Regie: Renny Harlin. Drehbuch: Kennedy/ Powers/ Powers. 1999. Die Another Day. Regie: Lee Tamahori. Drehbuch: Neal Purvis/ Robert Wade. 2002. ER (TV-Serie). Creator: Michael Crichton. 1994-2009. Family Matters (TV-Serie). Creator: William Bickley/ Michael Warren. 1989-1998. Friends (TV-Serie). Creator: David Crane/ Marta Kauffman. 1994-2004. Gorillas in the Mist: The Story of Dian Fossey. Regie: Michael Apted. Drehbuch: Anna Hamilton Phelan. 1988. Grey’s Anatomy (TV-Serie). Creator: Shonda Rhimes. 2005-. Hitch. Regie: Andy Tennant. Drehbuch: Kevin Bisch. 2005. Honey, I Shrunk the Kids. Regie: Joe Johnston. Drehbuch: Ed Naha/ Tom Schulman. 1989. House M.D. (TV-Serie). Creator: David Shore. 2001-2012. Jaws. Regie: Steven Spielberg. Drehbuch: Peter Benchley/ Carl Gottlieb. 1975. Jurassic Park. Regie: Steven Spielberg. Drehbuch: Michael Crichton. 1993. Live Free and Die Hard. Regie: Len Wiseman. Drehbuch: Mark Bomback. 2007. Malcolm in the Middle (TV-Serie). Creator: Linwood Boomer. 2000-2006. Mission Impossible 2. Regie: John Woo. Drehbuch: Robert Towne. 2000. Monk (TV-Serie). Creator: Andy Breckman. 2002-2009. My Girl. Regie: Howard Zieff. Drehbuch: Laurice Elehwany. 1991. National Treasure. Regie: Jon Turteltaub. Drehbuch: Jim Kouf. 2004. Numb3rs (TV-Serie). Creator: Nicolas Falacci/ Cheryl Heuton. 2005-2010. Revenge of the Nerds. Regie: Jeff Kanew. Drehbuch: Steve Zacharias/ Jeff Buhai. 1984. Stargate SG-1 (TV-Serie). Creator: Brad Wright. 1997-2007. Stargate: Atlantis. Creator: Robert C. Cooper/ Brad Wright. 2004-2009. Star Trek: The Next Generation (TV-Serie). Creator: Gene Roddenberry. 1987-1994. Senseless. Regie: Penelope Spheeris. Drehbuch: Greg Erb/ Craig Mazin. 1998.

123

Tarantula. Regie: Jack Arnold. Drehbuch: Robert M. Fresco. 1955. The Big Bang Theory (TV-Serie). Creator: Chuck Lorre/ Bill Prady. 2007-. The Day After Tomorrow. Regie: Roland Emmerich. Drehbuch: Roland Emmerich. 2004. The Fly. Regie: Kurt Neumann. Drehbuch: James Clavell. 1958. The Nutty Professor. Regie: Tom Shadyac. Drehbuch: Tom Shadyac. 1996. The Simpsons (TV-Serie). Creator: Matt Groening. 1989-. Two and a Half Men (TV-Serie). Creator: Lee Aronsohn/ Chuck Lorre. 2003-. Psych (TV-Serie). Creator: Steve Franks. 2006-. Weird Science. Regie: John Hughes. Drehbuch: John Hughes. 1985. Whatever it Takes. Regie: David Raynr. Drehbuch: Mark Schwahn. 2000.

6.3 Abbildungsverzeichnis Abbildung 1: „Western racism model“ von Benjamin Nugent Nugent, Benjamin. American Nerd. S 73.

23

Abbildung 2: Gary und Wyatt in „Weird Science“ Weird Science. 1985.

35

Abbildung 3: Lewis und Gilbert in „Revenge of the Nerds“ Revenge of the Nerds. 1984.

37

Abbildung 4: Q und James Bond im Labor Die Another Day. 2002.

43

Abbildung 5: Matthew in seiner Wohnung Live Free and Die Hard. 2007.

45

Abbildung 6: Albert Brennaman in „Hitch“ Hitch. 2005.

48

Abbildung 7: Wayne Szalinski in „Honey, I Shrunk the Kids” Honey, I Shrunk the Kids. 1989.

51

Abbildung 8: Thomas J. in „My Girl” My Girl. 1991.

55

Abbildung 9: rotierendes Atom The Big Bang Theory. S01E06.

76

Abbildung 10: Sheldons T-Shirtaufdruck „Superman“ The Big Bang Theory. S01E02.

86

Abbildung 11: Sheldons Tafel in Episode „Freunschafts-Algorythmus“ The Big Bang Theory. S02E13.

91

Abbildung 12: Leonard und Pennys Exfreund Kurt The Big Bang Theory. S01E06.

117

124

7

Anhang A Analysebogen für die Serie „The Big Bang Theory“

Staffel: ___ Episode: ___ Titel: __________________________ Dauer: _______ Rotierendes Atom: ____ Ortswechsel mit Atom: ___ Zeitsprung mit Atom: ____ Räume:___________________________________________________________ Requisiten: ________________________________________________________ Figuren: Kleidung

körperliche Verfassung und Allergien

Selbsthass

Spontanität und Planung

Sprache und Ausdrucksweise

Konfrontationen

Interessen

Frauen/Männer

Sheldon

Leonard

Howard

Raj

Penny

125

Handlungsablauf

Gesprächsthema und Interessen

Zitate und Bezüge

Darstellung von Universität und Wissenschaft

weitere Figuren Name

Kleidung

Ausdrucksweise

sonstiges

126 B Episodenliste von „The Big Bang Theory”

Staffel 1 Folge Code

Originaltitel

Deutscher Titel

01

S01E01

Pilot

Penny und die Physiker

02

Penny zieht in die Nachbarswohnung von Sheldon und Leonard. Sie bittet die beiden darum, ihren Ferneher von ihrem Exfreund Kurt zu holen. S01E02 The Big Bran Hypothesis Chaos-Theorie

03

Penny bittet Leonard ein Regal für sie entgegen zu nehmen. Als er mit Sheldon ihre Wohnung betritt ist dieser von der Unordnung geplagt und schleicht sich nachts in ihre Wohnung, um ein neues Ordnungssystem einzuführen. S01E03 The Fuzzy Boots Corollary Erregungsfaktor: Null

04

Leonard will mit seiner Kollegin Leslie ausgehen. Diese erklärt jedoch nach einem Kuss-Experiment, dass Leonard sie nicht erregt. S01E04 The Luminous Fish Effect Die Leuchtfisch-Idee

05

Sheldon wird wegen respektlosem Verhalten gegenüber dem Universitätspräsidenten gefeuert. Daher verwandelt er sein Wohnzimmer in ein Forschungslabor, was Leonard nicht gefällt. S01E05 The Hamburger Postulate Die andere Seite der Krawatte

06

Leslie entschließt sich doch mit Leonard zu schlafen. Sheldon versteht das Zeichen einer Krawatte am Türknauf nicht. S01E06 The Middle Earth Paradigm Das Mittelerde-Paradigma

07

Penny lädt die vier „Nerds“ zu ihrer Halloweenparty ein. Nachdem das Problem des Kostüms geklärt ist, versucht Leonard Pennys Exfreund Kurt auf der Party zu übertrumpfen. S01E07 The Dumpling Paradox Das Vorspeisen-Dilemma

08

Penny lässt eine Freundin aus Omaha bei sich übernachten. Howard geht eine Beziehung mit ihr ein, was Sheldon nicht gefällt. Denn nun sind die „Nerds“ bei Spielen und Essen nur mehr zu dritt. S01E08 The Grasshopper Experiment Das Lalita-Problem

09

Rajs Eltern wollen Raj mit der Inderin Lalita verheiraten. Raj findet heraus, dass er unter Alkoholeinfluss mit Frauen sprechen kann. S01E09 The Cooper-Hofstadter Der Cooper-HofstadterPolarization Antagonismus Sheldon will nicht an einer Konferenz teilnehmen, in der er seine gemeinsame Arbeit mit Leonard vorstellen soll.

127

10

S01E10

The Loobenfeld Decay

Loobenfelds Netz der Lügen

11

Leonard erfindet ein Symposium, damit er nicht zu Pennys Musicalvorstellung gehen muss. Sheldon ist nicht zufrieden mit der Lüge und erfindet eine detaillreiche neue Lüge. S01E11 The Pancake Batter Anomaly Alles fließt

12

Sheldon hat Angst sich mit Grippe anzustecken. Trotz aller Vorsichtsmaßnahmen wird er krank und lässt seine Freunde mitleiden. S01E12 The Jerusalem Duality Das Jerusalem-Projekt

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Als der junge Asiate Dennis Kim Sheldons Theorie zunichte macht, entschließt Sheldon das Feld zu räumen. Er versucht sich in anderen Fachrichtungen. S01E13 The Bat Jar Conjecture Superbowl für Physiker

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Die vier „Nerds“ wollen am Superbowl für Physiker teilnehmen. Als Sheldon sein Team nicht mitspielen lässt, gründen Leonard, Howard, Raj und Leslie ein eigenes Team, um Sheldon zu besiegen. S01E14 The Nerdvana Annihilation Die Zeitmaschine

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Leonard kauft spontan eine Zeitmaschine über Ebay. Als sich herausstellt, dass es sich dabei nicht um eine Miniatur handelt, hätte er gerne selbst eine Zeitmaschine, um den Kauf rückgängig zu machen. S01E15 The Pork Chop Sheldon 2.0 Indeterminacy Sheldons Zwillingsschwester Missy besucht ihn. Die anderen drei „Nerds“ verfallen ihr sofort und versuchen sie von sich zu überzeugen. S01E16 The Peanut Reaction Die Erdnuss-Reaktion

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Als Penny eine Überraschungsparty zu Leonards Geburtstag geben will, gibt es nur ein Problem. Leonard soll davon nichts erfahren, er will aber die Wohnung nicht verlassen. Um ihn aus der Wohnung zu locken, isst Howard Erdnüsse, auf die er allergisch reagiert. S01E17 The Tangerine Factor Schrödingers Katze

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Leonard will mit Penny ausgehen, seit sie eingezogen ist. Plötzlich will auch Penny mit ihm ausgehen. Die Freunde sind sich nicht sicher, ob sie dieses Experiment wagen sollen. Staffel 2 Folge Code

Originaltitel

Deutscher Titel

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The Bad Fish Paradigm

Milch mit Valium

S02E01

Penny will Leonard nicht gestehen, dass sie keinen Collageabschluss hat. Sie erzählt Sheldon ihr Geheimnis, der aber Probleme damit hat

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Geheimnisse für sich zu behalten. Deshalb will er bei Leonard ausziehen. 02

S02E02

03

Sheldon ist nicht glücklich darüber, dass Leonard sich wieder mit Leslie trifft. S02E03 The Barbarian Sublimation Das Conan-Spiel

04

Sheldon zeigt Penny das Onlinespiel „Conan“, für das sie schnell eine Sucht entwickelt. Da sie sich aber nicht gut auskennt, fragt sie Sheldon laufend um Rat. Dieser ist genervt davon und muss nun Penny wieder davon abbringen das Spiel zu spielen. S02E04 The Griffin Equivalency Planet Bollywood

05

Durch die Entdeckung eines Himmelskörpers wird Raj berühmt. Er bekommt Lob vom Universitätspräsidenten und wird im „People Magazin“ erwähnt. Seine Freunde sind genervt, weil Raj mit seinem neu gewonnen Ruhm vor ihnen angibt. S02E05 The Euclid Alternative Homo Novus Automobilis

06

07

08

09

10

The Codpiece Topology

Sex mit der Erzfeindin

Nachdem Leonard Sheldon nicht mehr zur Arbeit fahren kann, muss er einen anderen Weg finden. Seine Freunde beschließen, dass Sheldon Autofahren lernen muss. Doch er fühlt sich zu hoch entwickelt und schafft es nicht. S02E06 The Cooper-Nowitzki Das Cooper-Nowitzki Theorem Theorem Sheldon bekommt bei seinen Forschungen Unterstützung von Nowitzki. Als er erkennt, dass sie am Ende einen Teil des Ruhmes für sich haben will, versucht er sie wieder loszuwerden. S02E07 The Panty Piñata Dessous auf der Oberleitung Polarization Sheldon hat das Zusammenleben mit seinen Freunden reglementiert. Als Penny eine Regel bricht, entfacht ein Streit, bei dem keiner der beiden nachgeben möchte. S02E08 The Lizard-Spock Expansion Stein, Schere, Spock Howard findet neue Wege um Frauen anzusprechen. Als er Stephanie den Marsrover fahren lassen will, bleibt dieser jedoch stecken. Er bittet seine Freunde um Hilfe. Leonard soll Stephanie nach Hause bringen, der eine Beziehung mit ihr eingeht. S02E09 The White Asparagus Unflotter Dreier Triangulation Sheldon begrüßt es, dass Leonard mit Stephanie eine Beziehung hat, da sie Ärztin ist und ihn untersuchen kann. Da er Angst hat seine Ärztin zu verlieren, tut er alles damit Stephanie mit Leonard zusammenbleibt. S02E10 The Vartabedian Conundrum Kleines Gefäß mit Honig

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Leonard und Stephanie sind nicht glücklich darüber, dass Sheldon sich in ihre Beziehung einmischt. Deshalb diagnostiziert Stephanie ihm eine Krankheit, die es ihm nicht mehr erlaubt zu sprechen. S02E11 The Bath Item Gift Die Geschenk-Hypothese Hypothesis Als Penny Sheldon eröffnet, dass sie ihm ein Weihnachtsgeschenkt machen will, steht er vor einem Problem. Da er nicht weiß welche Summe der Gegenwert von Pennys Geschenk haben wird, besorgt er mehrere um für alle Fälle gerüstet zu sein. S02E12 The Killer Robot Instability Monte der Roboter

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Die vier „Nerds“ bauen einen Roboter, um an einem Turnier teilzunehmen. Als Penny Howards Gefühle verletzt, will er nicht mehr Teil des Teams sein. Doch ohne ihren Ingenieur können sie Monte den Roboter nicht mehr reparieren, den sie bei einem Vorkampf zerstört haben. Nun liegt es an Penny sich zu entschuldigen und Howard wieder zurückzuholen. S02E13 The Friendship Algorithm Der FreundschaftsAlgorithmus Als Sheldon erfährt, dass Kripke ein Gerät an der Universität nur seinen Freunden zugänglich macht, will er versuchen sich mit ihm anzufreunden. Da er nicht weiß, wie Freundschaften entstehen, versucht er wissenschaftlich vorzugehen. S02E14 The Financial Permeability In der Kreditklemme

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Sheldon leiht Penny Geld, damit sie die Miete bezahlen kann. Obwohl Sheldon das Geld nicht wichtig ist, hat Penny ein schlechtes Gewissen. Leonard will ihr helfen ihr Haushaltsbudget zu organisieren. S02E15 The Maternal Capacitance Die Streichelmaschine

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Leonards Mutter kommt zu Besuch. Sie bringt Penny zum Weinen, doch Sheldon versteht sich auf Anhieb mit der rationalen Wissenschaftlerin. S02E16 The Cushion Saturation Die Kissen-Katastrophe

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Bei einem Unfall verschmutzt Penny das Sitzkissen von Sheldons Platz. Sheldon fällt trotz ihrer Vertuschungsversuche auf was passiert ist. Sheldon ist verzweifelt, weil er seinen Platz verloren hat. S02E17 The Terminator Decoupling Das Placebo-Bier

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Als die vier „Nerds“ Summer Glau im Zug treffen, will Raj sie unbedingt ansprechen. Nach dem Konsum eines Bieres traut er sich. Seine Freunde weisen ihn darauf hin, dass das Bier keinen Alkohol enthält, woraufhin er nicht mehr mit Summer Glau sprechen kann. S02E18 The Work Song Nanocluster Business im Wohnzimmer

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Penny gründet ein Unternehmen in ihrem Wohnzimmer, wo sie Haarspangen herstellt. Da sie keinen Businessplan hat, helfen ihr die vier „Nerds“ dabei und verlagern die Produktion in ihre Wohnung.

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The Dead Hooker Der Kampf der Bienenkönigen Juxtaposition Eine neue Mieterin macht Pennys Platz bei den „Nerds“ streitig. Sie will nicht, dass die Neue ihre „Nerds“ ausnutzt und ein Konkurrenzkampf um deren Aufmerksamkeit bricht aus. S02E20 The Hofstadter Isotope Der Wolowitz-Koeffizient

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Penny entschließt sich ein Comicbuch für ihren Cousin zu kaufen. Sie geht mit den vier „Nerds“ in einen Comicbuchladen, wo sie den Besitzer Stuart kennenlernt und sich zu einem Date mit ihm entschließt. Leonard ist nicht begeistert, dass sie sich für Stuart, aber nicht für ihn interessiert. S02E21 The Vegas Renormalization Die Las-Vegas-Kur

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S02E19

Nachdem Leslie die Beziehung zu Howard beendet, ist er am Boden zerstört. Die Leonard und Raj beschließen mit ihm nach Las Vegas zu fahren, um ihn aufzumuntern. Als sie auf eine Prostituierte stoßen, beschließen die beiden, sie für Howard zu bezahlen. S02E22 The Classified Materials Die Weltraumtoilette Turbulence Howard hat einen Fehler in der Konstruktion seiner Weltraumtoilette gemacht. Er nimmt ein Duplikat inklusive Ersatzmaterial mit zu seinen Freunden und hofft, mit ihnen gemeinsam das Problem lösen zu können, bevor es der NASA auffällt. S02E23 The Monopolar Expedition Drei Monate im Eis Sheldon bekommt die Chance seine Theorie am Nordpol zu erforschen. Da er ein Team als Unterstützung braucht, lädt er seine drei Freunde ein mitzukomen.

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Lebenslauf Persönliche Daten: Name: Staatsbürgerschaft: Religion: Familienstand: Eltern:

Angelika Paier Österreich römisch-katholisch ledig Herbert und Veronika Paier

Schulische Laufbahn: 1992-1996 1996-2000 2000-2005 seit WS 2005

Volksschule Unterpremstätten Hauptschule Unterpremstätten Handelsakademie Grazbachgasse Universität Wien, Studienrichtung Theater-, Film-, und Medienwissenschaft

Berufserfahrung: Juli 2003: Juli 2004: Oktober 2010: seit Juni 2014:

Ferialpraktikum im Lohnbüro der Grazer Stadtwerke Ferialpraktikum bei der Raiffeisenbank Hollywood Megaplex Gasometer, Kassa Bäckerei Steiner

Besondere Qualifikationen: Sehr gute Windows-Kenntnisse Umfassende MS Office-Kentnisse Mediationskurs

Fremdsprachen: Englisch in Wort und Schrift Französisch Grundkenntnisse

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Zusammenfassung Mit dieser Arbeit wird festgestellt, über welche Faktoren der „Nerd“ in der Serie „The Big Bang Theory“ konstruiert wird. Das Hauptaugenmerk liegt auf der Definition des „Nerds“ und der filmischen Darstellung dieser Definition. Welche Aspekte fließen in die Umsetzung der Figur ein? Der „Nerd“ist nicht nur eine Figur in einem Film, sondern ein kulturelles Phänomen. Die Literaturrecherche hat ergeben, dass es keine eindeutige Definition vom „Nerd“ gibt, sondern ein breites Spektrum an Zuschreibungen. Diese Zuschreibungen werden durch die Abgrenzung von „otaku“, „geek“ und „freak“ gestärkt. Die Analyse von Beispielfilmen hat ergeben, dass der „Nerd“ über diese Zuschreibungen dargestellt wird. Des Weiteren konnten dadurch sich wiederholende Darstellungsweisen des „Nerds“ herausgefiltert werden. Da die Serie Wissenschaftler und Wissenschaftlerinnen in der Figur des „Nerds“ vereint, wurde die Darstellung von Wissenschaftlern und Wissenschaftlerinnen untersucht. Dabei konnte eine Popularisierung der Wissenschaft festgestellt werden, die die vorliegende Darstellung in „The Big Bang Theory“ ermöglicht hat. Wie die Analyse von „The Big Bang Theory“ zeigt, greift die Serie auf die Zuschreibungen und damit kulturell geprägte Definition vom „Nerd“ zurück. Ebenso bedient sie sich vorangegangenen Darstellungsweisen um den „Nerd“ zu konstruieren. Die Weiterentwicklung der Darstellung von Wissenschaftlern und Wissenschaftlerinnen führt zu einer Verbindung der Figur des „Nerds“ und des Wissenschaftlers bzw. der Wissenschaftlerin.

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Abstract This paper declares over which factors the „nerd“ in the series „The Big Bang Theory“ is designed. The focus is on the definition of the „nerd“ and the cinematic representation of this definition. Which facets merge into the portrayal of this personage. The „nerd“ is not only a personage in a movie, it is a cultural phenomenon. The literature research has resulted in no unambiguous definition of the term „nerd“ but rather a wide array of attributions. This attributions are reinforced by the distinction between „nerd“ and the terms „otaku“, „geek“ and „freak“. The analysis of example movies revealed that the „nerd“ is being represented through its attributions. Furthermore recurring ways of representing of the „nerd“ could be circumscribed. As the series is combining scientists and „nerds“ the way of representing scientist has been examined. This lead to the observation of an popularisation of sciences which enabled the actual representation of „nerds“ in „The Big Bang Theory“. Like pointed out in the analysis of „The Big Bang Theory“ the series draws on the attributions and thereby on the cultural shaped definition of „nerd“. Equally the series makes use of previous ways of representations to assemble the „nerd“. The development oft he representation of scientists comes to a conjunction of the representation of „nerds“ and scientists.