Kommunale Gesundheitsberichterstattung in Deutschland

Kommunale Gesundheitsberichterstattung in Deutschland Endbericht zur Münchner GBE-Studie Institut für Medizinische Informationsverarbeitung, Biometr...
Author: Marie Holtzer
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Kommunale Gesundheitsberichterstattung in Deutschland

Endbericht zur Münchner GBE-Studie

Institut für Medizinische Informationsverarbeitung, Biometrie und Epidemiologie der Ludwig-Maximilians-Universität München in Kooperation mit dem Bayerischen Landesamt für Gesundheit und Lebensmittelsicherheit

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Autorin Susanne Stockmann Projektleitung Institut für Medizinische Informationsverarbeitung, Biometrie und Epidemiologie: Prof. Dr. Ulrich Mansmann Bayerisches Landesamt für Gesundheit und Lebensmittelsicherheit: Dr. Joseph Kuhn München, 25. November 2007

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Inhalt

1. Einleitung ................................................................................................................. 4 1.1. Hintergrund.......................................................................................................... 4 1.2. Münchner GBE-Studie ........................................................................................ 5 2. Studiendesign ........................................................................................................... 5 2.1. Methode und Konzeption .................................................................................... 5 2.2. Konzeption des Fragebogens............................................................................... 5 2.3. Adressendatei der Gesundheitsämter .................................................................. 6 2.4. Erstellung des Datensatzes und Datenschutz ...................................................... 7 2.5. Erhebung und Rücklauf....................................................................................... 7 3. Ergebnisse ................................................................................................................ 9 3.1. Eckdaten zur kommunalen GBE ......................................................................... 9 3.2. Statistische Analyse von Einflussfaktoren auf die Gesundheitsberichterstattung ................................................................ 22 4. Diskussion und Schlussfolgerungen..................................................................... 26 5. Literaturverzeichnis.............................................................................................. 29 6. Anhang.......................................................................................................................I 6.1. Fragebogen ......................................................................................................... II 6.2. Auswertungstabellen .........................................................................................VI

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1. Einleitung 1.1. Hintergrund Das Wörterbuch Public Health definiert Gesundheitsberichterstattung (GBE) als „periodischen Bericht

über

die

Bevölkerungsgesundheit,

Gesundheitsrisiken,

Versorgungsziele,

Ressourceneinsatz, Leistungen und Ergebnisse des Gesundheitswesens“ (Haisch, Weitkunat & Wildner 1999, S. 157). Das Aufgabenspektrum der Gesundheitsberichterstattung reicht dabei von Health-Literacy-Funktionen,

d.h.

der

Funktion,

der

Öffentlichkeit

Informationen

und

Orientierungsgrundlagen zu geben, bis zu gesundheitspolitischen Steuerungsfunktionen (vgl. KGStBericht 11/1998).

„Um dieses Ziel zu erreichen, müssen aussagekräftige Indikatoren über den Gesundheits- und Krankheitszustand der Bevölkerung und über die Bereitstellung und Inanspruchnahme von Einrichtungen der Gesundheitsversorgung zusammengestellt und mit Indikatoren über soziale, regionale und ökologische Gegebenheiten verbunden werden.“ (Murza & Hurrelmann 1996, S.8) Als Aufgabenbereich der kommunalen Gesundheitsberichterstattung nennt der Bericht der kommunalen Gemeinschaftsstelle für Verwaltungsvereinfachung, Ziele, Leistungen und Steuerung des

kommunalen

Gesundheitsdienstes:

„Zum

anderen

hängen

viele

vordringliche

Gesundheitsprobleme mit den unterschiedlichen Lebenslagen von Teilbevölkerungen zusammen. Zur Entscheidungsvorbereitung muss die Gesundheitsberichterstattung und -planung deshalb auf einer kleinräumigen Gliederung basieren.“ (KGSt 11/1998, S. 62)

Rechtlich

ist

die

Ausformung

der

kommunalen

Gesundheitsberichterstattung

in

den

Gesundheitsdienstgesetzen der Länder geregelt. Die Vorgaben des Gesetzgebers an die kommunale GBE variieren dabei erheblich (vgl. auch Kuhn 2007, S. 509). In den meisten Bundesländern ist die kommunale GBE im Gesundheitsamt oder entsprechenden Abteilungen im Landratsamt angesiedelt; in Berlin sind die der politischen Ebene direkt zugeordneten Plan- und Leitstellen der Bezirke zuständig.

Viele

Gesundheitsämter

veröffentlichen

inzwischen

Gesundheitsberichte,

eine

Auswahl

bundesweiter Berichte dokumentiert das Landesinstitut für den Öffentlichen Gesundheitsdienst in Nordrhein-Westfalen (www.loegd.de). Die Gestaltung kommunaler Gesundheitsberichterstattung, 4

ihre Einbindung in die Politik der Kommune und in Routineaufgaben der Ämter, die Themenschwerpunkte sowie Umsetzungsbedingungen sind bisher jedoch empirisch kaum erforscht. Die vorliegende Arbeit soll diese Forschungslücke schließen.

1.2. Münchner GBE-Studie Die „Münchner GBE-Studie will einen Überblick über die kommunale Gesundheitsberichterstattung in Deutschland geben. Es handelt sich um die erste systematische Erhebung zu Themen, Datenquellen und politischer Einbindung der kommunalen GBE. Die Münchner GBE-Studie ist ein Teilprojekt im Rahmen von „MC Health“ (Münchner Zentrum für Gesundheitswissenschaften an der Ludwig-Maximilians-Universität München) und wurde in Zusammenarbeit mit dem Institut für Medizinische Informationsverarbeitung, Biometrie und Epidemiologie (IBE) sowie dem Bayerischen Landesamt für Gesundheit und Lebensmittelsicherheit in Oberschleißheim (LGL) erstellt.

Bei der Planung und Durchführung, insbesondere beim Datenschutz sowie der Auswertung der Fragebögen, wurde nach den Leitlinien der Guten Epidemiologischen Praxis (Arbeitsgruppe Epidemiologische Methoden 1999) verfahren.

2. Studiendesign 2.1. Methode und Konzeption Die Münchner GBE-Studie hat einen explorativen Charakter und erfolgte nicht explizit hypothesengestützt. Neben der Darstellung des Status quo sollen die Ergebnisse Hinweise auf eine mögliche Weiterentwicklung der kommunalen Gesundheitsberichterstattung geben. Methodisch wurde der Weg einer Vollerhebung aller Gesundheitsämter anhand eines schriftlichen Fragebogens gewählt. Die Fragebögen waren als geschütztes Word-Dokument angelegt und wurden per E-Mail verschickt. Der Fragebogen konnte am Computer ausgefüllt, gespeichert und als E-Mail-Anhang zurückgeschickt werden. Ämter, die sich nicht meldeten, wurden zweimal erinnert, an der Studie teilzunehmen.

2.2. Konzeption des Fragebogens Der Fragebogen war angesichts der Belastung der Gesundheitsämter durch Befragungen aller Art bewusst kurz gehalten. Die Beantwortung sollte nicht mehr als 15 Minuten in Anspruch nehmen, 5

um eine möglichst hohe Akzeptanz und einen großen Rücklauf zu erzielen. Die Fragenkomplexe wurden zusammengestellt aus einer rund 100 Punkte umfassenden Fragensammlung, die aus einer Literatur- und Internetrecherche hervorging.

Der Fragebogen erhob Daten zu folgenden Bereichen: •

Rahmenbedingungen für die GBE (Anzahl der Mitarbeiter, Ressourcen, amtsübergreifende Planungsprozesse)



Formen und Themen der Berichte



Erstellungsprozess



Gestaltung und Verbreitung der Berichte



Einschätzungen zur Relevanz der Berichterstattung



künftige Weiterentwicklung

2.3. Adressendatei der Gesundheitsämter Der Adressenverteiler entstand auf Basis von Adressendateien, die das Robert Koch-Institut und die Universität Bielefeld zur Verfügung stellten. E-Mail-Adressen wurden im Internet recherchiert. Als Orientierungshilfe diente eine Datenbank, die in Zusammenarbeit mit dem Robert Koch-Institut von einer privaten Computerfirma gepflegt wird (www.ga-datenbank.de). Die Anschriften von 419 Ämtern sind nach Bundesländern geordnet gesammelt. Nach Auskunft der betreuenden Computerfirma sind in der Datenbank im Prinzip alle deutschen Gesundheitsämter erfasst. Zusätzlich wurde die Datei mit Adressenlisten von Landesbehörden abgeglichen, so dass die Gesundheitsämter vermutlich vollständig erfasst wurden. Ein offizielles Verzeichnis aller Gesundheitsämter existiert jedoch nicht. Das Bundesgesundheitsministerium erklärte auf telefonische Nachfrage, die Anzahl der Gesundheitsämter in Deutschland sei dort nicht bekannt. Zum Vergleich: Fertmann, Schümann & Conrad (2004) schrieben für ihre Studie „Umweltbezogene Berichterstattung“ 422 Gesundheitsämter in Deutschland an, die „Token-Studie“ des Robert KochInstituts arbeitet mit 406 Ämtern zusammen (RKI 2006).

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2.4. Erstellung des Datensatzes und Datenschutz Die Daten wurden aus den Bögen elektronisch ausgelesen und in einem Datensatz zusammengefasst. Die Fragebögen wurden auf Plausibilität geprüft, anonymisiert und dann ausgewertet. Den Ämtern war zugesichert worden, dass es keine länderspezifische Analysen gibt, die Adressdaten im Fragebogen wurden nach der Rücklaufkontrolle gelöscht.

2.5. Erhebung und Rücklauf Der Response unter Einbeziehung der negativen Antworten beträgt 54 Prozent. Der Rücklauf unter Berücksichtigung der ausgefüllten Fragebögen (205) liegt bei 49 Prozent. Für die Auswertung konnte ein Datensatz aus 195 Fragebögen erstellt werden, das entspricht einem Anteil von 47 Prozent an der Grundgesamtheit. Der Rücklauf ist über alle Bundesländer in etwa gleich verteilt. Ausnahmen sind das Saarland (kein auswertbarer Fragebogen) und Bayern mit einer Beteiligung von 70 Prozent der Ämter.

Es war anzunehmen, dass bevorzugt Ämter geantwortet haben, die Gesundheitsberichterstattung für wichtig halten und als Aufgabenfeld etabliert haben. Dies könnte verstärkt für städtische Gesundheitsämter zutreffen. Nach der Erhebungsphase wurden die Nonresponder daher per Mail gebeten, drei Fragen zu beantworten: 1. Erstellen Sie Gesundheitsberichte? Antwortmöglichkeiten: Ja, Nein. 2. Wie viele fest angestellte Mitarbeiter sind in Ihrem Amt beschäftigt? Antwortmöglichkeiten: 40. 3. Für welche Region ist Ihr Amt zuständig? Antwortmöglichkeiten: Stadt, Land, beides. 211 Gesundheitsämter wurden angeschrieben, 79 antworteten (37 Prozent). Die Vermutung, dass sich vor allem die „GBE-aktiven“ Gesundheitsämter beteiligt haben könnten, wurde nicht bestätigt. Über zwei Drittel der Nicht-Teilnehmer gaben an, Gesundheitsberichte zu veröffentlichen. Bei den Teilnehmern waren es 75 Prozent, der Unterschied ist statistisch nicht signifikant. Teilnehmer und Nichtteilnehmer unterscheiden sich aber bezüglich der regionalen Zuständigkeit. Ämter mit Zuständigkeit für städtische Regionen haben signifikant häufiger einen Fragebogen zurückgeschickt als Ämter mit Zuständigkeit für ländliche Regionen.

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Unterschiede gibt es auch bei der Anzahl der Mitarbeiter: Signifikant häufiger haben sich kleinere Ämter (40

25

Nonresponder Teilnehmer

52

Mitarb. 20-40

31 18

Mitarb. 40 27%