Kindertageseinrichtungen als Pastorale Orte

n e g n tu h i c r n i s e e g t a r e d e n r t Ki O l e r a o s t als Pa Werkheft Inhalt Katholische Kindertageseinrichtungen – Welt entdecken, G...
Author: Johann Schmid
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n e g n tu h i c r n i s e e g t a r e d e n r t Ki O l e r a o s t als Pa

Werkheft

Inhalt Katholische Kindertageseinrichtungen – Welt entdecken, Glauben leben

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Lebenswelten von Kindern und Eltern

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Mitarbeiterinnen: pädagogische Fachkraft und Zeugin des Glaubens

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Die Kindertageseinrichtungen als Orte der Familienpastoral

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Die Familien in der Einrichtung und vor Ort eine Bestandsaufnahme

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Die Einrichtung vor Ort – was wir tun und was wir leben

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Die Mitarbeiterinnen vor Ort – eine Standortbestimmung

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Anhang

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Impressum Erzbischöfliches Generalvikariat Hauptabteilung Pastorale Dienste Fachbereich Ehe und Familie Domplatz 3, 33098 Paderborn

Auflage:

2.000 Stück

Satz und Gestaltung:

Pigmente Momente, Paderborn

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Herausgeber:

Inhalt

Vorwort Katholische Kindertageseinrichtungen gestalten als familienunterstützende Bildungseinrichtungen und als Orte des gelebten Glaubens das gesellschaftliche und kirchliche Leben mit. Sie sind zentrale Orte familienpastoralen Handelns und als solche eingebunden in das pastorale Konzept der neuen Pastoralen Räume im Erzbistum Paderborn. Das erfordert die Kooperation der Einrichtungen untereinander, mit anderen familienrelevanten Einrichtungen des Sozialraums, wie etwa der Familienbildung und der Familienberatung, und die Ausrichtung der Angebote an den Bedürfnissen der Familien vor Ort. Im Blick sind dabei nicht nur die Kinder und deren Familien, die die Einrichtung besuchen, sondern auch die, die im Umfeld der Einrichtung wohnen oder aus anderen Gründen, etwa aufgrund der besonderen Angebotsstruktur, Kontakt zur Einrichtung haben oder suchen. Als Orte familienpastoralen Handelns sind die Kindertageseinrichtungen eingebunden in das Leben der Gemeinde und auch selbst Orte gelebten Glaubens. Das Werkheft fasst zunächst grundlegende Überlegungen zur Arbeit in den Katholischen Kindertageseinrichtungen, zur Lebenswirklichkeit von Familien heute und zum Selbstverständnis der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter zusammen. Im zweiten Teil bietet es konkrete Anleitungen, Bausteine die helfen können die Lebenssituation der Familien vor Ort in den Blick zu nehmen, die Angebote der Einrichtungen zu koordinieren und die Weiterentwicklung der Einrichtungen und der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter zu fördern. Die Kindertageseinrichtungen im Erzbistum Paderborn begleiten Kinder und Familien verlässlich, stehen als Ansprechpartner zur Verfügung und eröffnen neue Wege. Dieses Angebot aufrechtzuerhalten und weiterzuentwickeln, dazu möchte dieses Werkheft den Steuerungsgremien und allen anderen leitenden Gruppen eine Hilfe sein.

Msgr. Thomas Dornseifer, Domkapitular Leiter der Hauptabteilung Pastorale Dienste

Vorwort

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I. Katholische Kindertageseinrichtungen – Welt entdecken, Glauben leben Im September 2008 hat die Deutsche Bischofskonferenz mit der Erklärung „Welt entdecken, Glauben leben“ den Bildungs- und Erziehungsauftrag katholischer Kindertageseinrichtungen grundsätzlich beschrieben. Damit hat sie die katholischen Kindertageseinrichtungen auf Basis der Erkenntnis, dass in den ersten Lebensjahren des Kindes die Grundlagen für seine Entwicklung gelegt werden, in der aktuellen bildungspolitischen Debatte positioniert. Im Folgenden werden zentrale Aussagen dieser Publikation dargestellt. Dabei berücksichtigt die Zusammenfassung auch Aussagen anderer Gesetze und Verordnungen (siehe Quellenangabe am Ende des Textes).

Kindertageseinrichtungen im Spannungsfeld unterschiedlicher Erwartungen Nach wie vor gilt, dass Familien die grundlegende Erziehungs- und Bildungsinstitutionen sind. Kindertageseinrichtungen unterstützen und ergänzen die familiäre Bildung und Erziehung und werden allgemein als erste öffentliche Stufe im Bildungssystem verstanden. Ihr Bildungs- und Erziehungsauftrag akzentuiert sich auf dieser Basis fortlaufend neu, beispielsweise mit Blick auf die der Betreuung von Kindern unter drei Jahren, die einen neuen Stellenwert eingenommen hat. Der Bildungs- und Erziehungsauftrag Katholischer Kindertageseinrichtungen wird mit Blick auf die konkreten Lebensräume der Familien und vor dem Hintergrund staatlicher Gesetze und diözesaner Verordnungen ausgestaltet. Dabei stehen die Tageseinrichtungen für Kinder im Spannungsfeld unterschiedlicher Erwartungen, beispielsweise von Eltern, Schule, Kirche und Öffentlichkeit: Erwartungen der Eltern Eltern erwarten von Kindertageseinrichtungen, dass ihr Kind sowohl gut und zuverlässig betreut als auch in seiner körperlichen, seelischen und geistigen Entwicklung optimal unterstützt wird. Die individuellen Fähigkeiten und Begabungen der Kinder sollen frühzeitig erkannt und gefördert werden. Zudem sollen Grundlagen für eine erfolgreiche Schullaufbahn gelegt werden.

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Thema

Position katholischer Kindertageseinrichtungen Katholische Kindertageseinrichtungen verstehen sich als familienunterstützende Bildungseinrichtung und orientieren ihre Arbeit am Prinzip der Bildungs- und Erziehungspartnerschaft mit den Eltern. Sie sehen Eltern als Kooperationspartner und wollen deren Erziehungsverantwortung stärken. Erwartungen der Schule Die Schule erwartet, dass Kindertageseinrichtungen Wissen und Kompetenzen vermitteln, die beim Eintritt in die Grundschule vorausgesetzt werden, damit diese ihren Erziehungs- und Bildungsauftrag erfüllen kann. Position katholischer Kindertageseinrichtungen Katholische Kindertageseinrichtungen fördern in der Zusammenarbeit mit Grundschulen eine kontinuierliche Bildungsbiographie der Kinder in Bezug auf Bildungsziele, Kompetenzen, Inhalte, Methoden und Personen. Erwartungen der Kirche Die Kirche betrachtet die Kindertageseinrichtungen als Teil des Gemeindelebens. Durch diese Einrichtungen verwirklicht die Gemeinde ihren pastoraldiakonischen Auftrag. Sie erwartet, das die Kindertageseinrichtungen das Gemeindeleben auf Basis ihrer Eigenständigkeit mit gestalten und als Teil der Gemeinde mit ihren Vollzügen erfahrbar ist. Position katholischer Kindertageseinrichtungen Katholische Kindertageseinrichtungen sind als Bildungseinrichtungen Orte gelebten Glaubens und gestalten das Gemeindeleben vor Ort mit. Erwartungen der Öffentlichkeit Ein Fokus der öffentlichen Bildungsdiskussion richtet sich auf die frühkindliche Erziehung und Bildung. In dieser Diskussion wird immer wieder auch auf die steigenden Qualifikationsanforderungen der Arbeitswelt hingewiesen. Um diesen Anforderungen gerecht zu werden, soll neben der schulischen Bildung und der beruflichen Ausbildung auch die vorschulische Erziehung und Bildung verbessert werden. Position katholischer Kindertageseinrichtungen Katholische Kindertageseinrichtungen gestalten als Bildungseinrichtungen unsere Gesellschaft mit. Sie folgen einem integrativen Bildungsverständnis, das berechtigte gesellschaftliche Erwartungen an das Bildungswesen mit der Orientierung der pädagogischen Arbeit an der Persönlichkeitsentwicklung des Kindes verbindet.

Thema

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Fazit: So verständlich und berechtigt die unterschiedlichen Erwartungen sind, die heute an Kindertageseinrichtungen in kirchlicher Trägerschaft gestellt werden, eines darf nicht aus dem Blick geraten: Pädagogische Arbeit aus christlichem Glauben orientiert sich immer am Wohl des Kindes. Kindertageseinrichtungen sind deshalb als Orte zu gestalten, an denen das Kind Kind sein darf und in kindgemäßer Weise die Welt entdecken und Glauben leben kann.

Der Bildungs- und Erziehungsauftrag katholischer Kindertageseinrichtungen Bei der Umsetzung des Bildungsauftrags katholischer Kindertageseinrichtungen werden die besonderen Lebenswelten der Kinder und deren Familien berücksichtigt, sowie die bestehenden gesetzlichen und diözesanen Richtlinien. Die pädagogische Arbeit in den katholischen Kindertageseinrichtungen orientiert sich deshalb an einem Verständnis von Erziehung, Bildung und Betreuung, das im christlichen Verständnis der Personenwürde des Kindes gründet und verschiedene Weltzugänge umfasst. Der Mensch ist nach christlichem Verständnis dazu berufen, ein selbständiges und eigenverantwortliches Leben in der Gemeinschaft mit anderen Menschen zu führen und in seinem Leben auf den Anruf Gottes zu antworten. Persönlichkeitsbildung ist deshalb immer mit dem Erwerb von Kompetenzen verbunden, die es dem einzelnen ermöglichen, als freie und verantwortliche Person am sozialen, politischen, ökonomischen, kulturellen und religiösen Leben teilzunehmen. Dazu gehört schließlich eine am christlichen Verständnis des Menschen orientierte Werteerziehung. Bildung wird wesentlich als Eigenaktivität des Kindes verstanden. Es bildet sich selbst. Das Kind setzt sich von Anfang an mit seiner Lebenswelt auseinander und bildet dabei seine Vorstellungen von der Welt, seine Handlungsnormen, seinen Habitus, seine Persönlichkeit aus. Es erschließt sich sukzessive die natürliche, soziale und kulturelle Umwelt, in der es lebt. Die Entwicklung des Gehirns wird dabei wesentlich von den Erfahrungen und Handlungen des Kindes bestimmt. Was es wahrnimmt, erfährt und tut, hinterlässt „Spuren“ in seinem Gehirn.

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Thema

Werden Kinder als Subjekte ihres Bildungsprozesses ernst genommen, besteht Erziehung vor allem darin, im Rahmen eines planmäßigen, pädagogischen Handelns, eine dem Selbstbildungsprozess des Kindes förderliche Umwelt zu gestalten. Betreuung bezeichnet die Begleitung von Kindern, ihre physische Versorgung, Ernährung und Pflege sowie Unterstützung, Zuwendung und Aufbau von persönlichen Beziehungen, als Basis der Bildungs- und Erziehungsaktivitäten. Das zentrale Mittel der Kinder sich die Welt anzueignen ist das Spiel. Das Spiel in seiner selbstbestimmten und eigenständigen Form fördert die Entfaltung der Persönlichkeit und den Entwicklungsprozess des Kindes. Spielen und Lernen gehören untrennbar zusammen. Aus diesem Verständnis heraus eröffnen katholische Kindertageseinrichtungen Kindern verschiedene Weltzugänge, wie beispielsweise Sprache und Kommunikation, Gesellschaft und Kultur, Kunst und Musik, Mathematik, Natur und Technik und nicht zuletzt Religion und Ethik, die durch die Bildungspläne der Länder mitbestimmt werden. Grundprinzipien in der pädagogischen Arbeit katholischer Kindertageseinrichtungen sind dabei die • • • • • • •

Umsetzung eines kindbezogenen, ganzheitlichen Bildungsverständnisses Förderung der Bildungsgerechtigkeit Individuelle Förderung Leben in Gemeinschaft Gestaltung von Raum und Zeit Erziehungspartnerschaft mit den Eltern Zusammenarbeit mit den Grundschulen

Grundsätze religiöser Erziehung Kinder machen in katholischen Kindertageseinrichtungen die Erfahrung, unabhängig von ihren Fähigkeiten und Leistungen anerkannt zu werden und lernen, auch andere mit ihren Stärken und Schwächen anzunehmen. Sie entwickeln Vertrauen in die Verlässlichkeit menschlicher Beziehungen. Das tägliche Miteinander in einer katholischen Kindertageseinrichtung legt Zeugnis von der bedingungslosen Liebe Gottes zu uns Menschen ab. In dieser vom Glauben geprägten Lebenswelt ist die religiöse Bildung und Erziehung eingebunden.

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Katholische Kindertageseinrichtungen sind Orte gelebten Glaubens, an denen Kinder auf der Suche von Gottes Spuren in der Gegenwart sind. Auf vielfältige Weise klären sie hier ihre Beziehung zu sich selbst, zu anderen, zur Welt und zu Gott. Kinder zeigen schon früh Interesse an den verschiedenen Ausdrucksformen des Glaubens, wie beispielsweise Erzählungen, Feste, Rituale, Symbole, Gebete und Lieder. Sie wollen wissen, welche religiösen Vorstellungen andere Kinder und Erwachsene haben, um ihre eigenen Vorstellungen zu überprüfen und weiterentwickeln zu können. Das Gespräch mit Kindern in Anlehnung an deren Fragen gehört ebenso zur religiösen Erziehung und Bildung wie das Erzählen biblischer Geschichten und das Vertrautmachen mit Formen gelebten Glaubens. Eine große Herausforderung für die religionspädagogische Arbeit ist die religiöse Pluralität in den Kindertageseinrichtungen. Je nach Wohnumfeld besuchen neben katholischen Kindern auch Kinder anderer christlicher Konfessionen, anderer Religionen oder ohne religiöse Zugehörigkeit die katholischen Kindertageseinrichtungen. Zum katholischen Glauben gehört eine grundlegende Offenheit für andere. Diese Offenheit zeigt sich in der religionspädagogischen Arbeit katholischer Kindertageseinrichtungen in zweifacher Weise. Zum einen sind alle Kinder eingeladen, am religiösen Leben der Einrichtung teilzunehmen. Zum anderen können auch die andersgläubigen Kinder ihre religiösen Vorstellungen und Erfahrungen in die Gespräche Einbringen.

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Thema

Lebenswelten von Kindern und Eltern Die Zukunftsfähigkeit unserer Gesellschaft hängt entscheidend von der Fürsorge, der Erziehung, der Unterstützung und Förderung unserer Kinder ab. Die Familie ist der Ort, an dem die nachwachsende Generation die ersten und vielfach entscheidenden Impulse zur eigenen Lebensgestaltung erhält: Bindungs- und Beziehungsfähigkeit, Engagement, Einfühlungsvermögen und die Übernahme von Verantwortung werden hier zuerst erfahren und geprägt. Werte, Bewertungen, Achtung und Basiskompetenzen werden grundlegend erlernt. Familien sind Orte der ersten Glaubensvermittlung und –erfahrung. In den letzten Jahrzehnten hat sich die Lebenssituation für Familien in vielerlei Hinsicht verändert. Vorgaben, die durch gesellschaftliche Bedingungen, Politik und nicht zuletzt die Arbeitswelt gegeben sind, beeinflussen das Zusammenleben von Eltern und Kindern. Auf der einen Seite erfolgt eine Aufwertung der gesellschaftlichen Stellung des Kindes sowie ein allgemein hoher Anspruch an eine gelingende Erziehung mit Empfehlungen, Erziehungsratgebern und Unterstützungsangeboten, auf der anderen Seite nehmen Eltern ihre Familiensituation als schwierige, individuell zu bewältigende Gestaltungsaufgabe wahr. Die Ungleichzeitigkeit von Elternschaft und Familiengründung im Bekanntenund Verwandtenkreis und der Wegfall von verlässlichen, familiären Unterstützungssystemen durch geforderte Mobilität im Berufsleben beeinflussen die Individualisierung von Familien. Das bedeutet, dass jede Familie eigene Definitionen zur Gestaltung ihrer Rollen, ihrer Wertevorstellungen, ihrer Erziehungsziele und Erziehungsprinzipien treffen muss. Die Sinus-Studie „Eltern unter Druck“ deckt das Erleben dieser Entscheidungsverantwortung aus der Sicht der befragten Eltern auf. Sie erleben ihre Situation als „enormen Zeit-, Organisations-, Leistungs- und Erfolgsdruck“, wünschen sich nicht nur unterstützende Maßnahmen, sondern eine wertschätzende Grundhaltung Familien gegenüber. Die Studie zeigt auch, dass sich in Abhängigkeit zur Lebenssituation der Eltern parallele Kinderwelten entwickeln. „Die Entwicklungsmöglichkeiten der Kinder unterscheiden sich erheblich, ob sie im Schatten von Arbeitslosigkeit aufwachsen, keinen häuslichen Umgang mit Büchern, aber möglicherweise mit PCSpielen haben, durch engagierte Eltern gefördert werden oder mit ungelösten Migrantenproblemen konfrontiert werden.“ (Eltern unter Druck, S. 33)

Thema

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Die Entwicklungs- u. Bildungschancen von Kindern werden auch geprägt durch ihre Bindungserfahrungen – zu allererst natürlich in der Familie - aber auch durch das Erleben von frühen oder häufigen Veränderungen wie sie sie bei Trennungen und Übergängen in neue Systeme erleben . Die Lebenswelten von Kindern und Eltern sind sehr unterschiedlich und vielschichtig, objektiv beeinflusst durch soziale und materielle Bedingungen und subjektiv erlebt durch daraus resultierende Einstellungen, Erfahrungen und Haltungen.

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Thema

Mitarbeiterinnen als pädagogische Fachkraft und Zeugin des Glaubens Eckpunkte zum Selbstverständnis Die Erzieherinnen der kath. Kindertageseinrichtungen sind pädagogische Fachkräfte und zugleich immer auch Zeuginnen des Glaubens! Mitarbeiterinnen der kath. Kindertageseinrichtungen sind zunächst und vor allem qualifizierte, motivierte und engagierte pädagogische Fachkräfte. In dieser Qualifizierung tragen sie ganz wesentlich zur Qualität der katholischen Kindertageseinrichtungen bei und prägen diese so maßgeblich mit. Durch ihren Einsatz und ihr Engagement in einer kath. Kindertageinrichtung sind sie zugleich aber auch immer pastorale Mitarbeiterinnen der Kirche. In ihrem vielfältigen Handeln am Kind haben sie sich, wie Jesus Christus selbst, radikal in den Dienst am Menschen nehmen lassen. Die Erzieherinnen handeln im christlichem Auftrag der Kirche und ermöglichen durch ihr persönliches Sein und mit all ihrem Handeln und Tun den Kindern ein Leben in Fülle (im Sinne von Joh 10,10). Sie sind pädagogische Fachkräfte, aber auch und zugleich Zeuginnen, Übermittlerinnen und Übersetzerinnen des Glaubens. Ihre persönliche Art und Weise und ihr ganz persönliches Sein des Miteinanders wirkt sich auf die Kinder, die Eltern, die Atmosphäre der Einrichtung etc. aus. Nicht die bewusste Missionierung steht hier im Vordergrund. Vielmehr bezeugen die Mitarbeiterinnen die Wahrheit des Glaubens und einen menschenfreundlichen Gott schon im unmittelbaren Umgang mit den Kindern. Durch ihre konkrete Gestalt scheint die lebensbejahende Zusage Gottes hindurch: So wie du bist, bist du unbedingt gewollt und angenommen. So ist zunächst die spezifische Berufung der Erzieherinnen als Zeugin des Glaubens vom Grundauftrag her weniger die Wortverkündigung. Sie sind vielmehr berufen, mitzuhelfen, dass die Voraussetzungen für ein menschenwürdiges Leben der Kinder grundgelegt werden. Unmittelbar und im alltäglichen Vollzug erfahren die Kinder den liebenden Gott Jesus Christi vor allem durch das liebende Handeln und Wirken der Erzieherinnen. Wo darüber hinaus Erzieherinnen die momentanen oder absehbar zukünftigen Situationen im Leben des Kindes aufgreifen und sie auch im Licht des Glaubens deuten und ins Wort bringen, wird die Kindertageseinrichtung noch in einem weiteren Punkt zum Lernort des Glaubens. So wird durch das gelebte und vollzogene Zeugnis der Erzieherinnen die kath. Kindertageseinrichtung ein intensiver Ort kirchlicher Erfahrung, ein Ort des Lebens und des Glaubens.

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Eckpunkte der Herausforderung Darüber hinaus soll aber noch ein weiterer Aspekt von Wirklichkeit in den Blick kommen und wahrgenommen werden: Der christliche Glaube ist heute kein selbstverständliches Erbe mehr, sondern wird immer mehr zu einer Erfahrung der persönlicher Berufung und Entscheidung. Dieses gilt natürlich auch bei den Mitarbeiterinnen. Das Selbstverständnis des ChristInnenseins ist auch in dieser Berufsgruppe nicht mehr automatisch gegeben. Die Wahrnehmung dieser Wirklichkeit lässt erahnen, dass sich wahrscheinlich ein nicht ganz unerheblicher Teil der Mitarbeiterinnen zunächst gar nicht oder nur schwer als Glaubenszeuginnen bezeichnen würde und sich nicht selbstverständlich als pastorale Mitarbeiterin sieht oder versteht. Wahrgenommen werden kann vor allem aber auch: Sie sind oft auch selbst Suchende auf dem Weg des Lebens und Glaubens.

Damit das Glaubenszeugnis gelebt werden kann – Dem Suchen wertschätzend einen Raum geben Die wertschätzende Eröffnung neuer Räume und Möglichkeiten unterstützt und begleitet diese Suche der Mitarbeiterinnen um: • der persönlichen Haltung auf die Spur zu kommen und / oder diese evtl. neu zu entwickeln; • die christliche Werte (neu) zu entdecken und durchzubuchstabieren • dem eigenen Glauben auf die Spur kommen • offene Fragen stellen zu dürfen: Was ist mit dem eigenen Glauben, den eigenen Zweifeln und dem persönlichen Grundverständnis von Kirche (sein)? Was wir somit brauchen sind unterstützende Dienste, damit die Kompetenz der Mitarbeiterinnen als qualifizierte (religionspädagogische) Fachkräfte gestärkt wird und ihr Bewusstsein Glaubenszeuginnen Jesu Christi mit ihrer Arbeit und ihrem Handeln zu sein, vertieft werden kann. Dieses kann konkret bedeuten – einige Beispiele: • Fort - und Weiterbildungen in spirituellen Oasentagen / Auszeittagen • eine „geistliche“ Begleitung als Fachkraft steht den Tageseinrichtungen zur Verfügung • spirituelle Teamworkshops / Quellentage • religionspädagogische Aus – und Weiterbildungen, die zunächst der persönlichen Glaubenskompetenz dienen

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Die Kindertageseinrichtungen als Orte der Familienpastoral „Die christlichen „Ur-Zellen“ von Ehe und Familie werden wir unterstützen und stärken und uns für ihre Achtung, ihren Schutz und ihre Unterstützung in Gesellschaft und Politik einsetzen.“ Mit diesen Worten bildet die Perspektive 2014 eine Richtschnur für die Familienpastoral im Erzbistum Paderborn. Die Familien unterstützen, ihnen als verlässlicher Partner zur Seite zu stehen oder, wie es die Leitsätze zur Ehe- und Familienpastoral beschreiben, „den Menschen in allen Lebensphasen, Lebensaltern und Lebenssituationen partnerschaftlich zu begleiten“, das ist die Aufgabe der Ehe- und Familienpastoral im Erzbistum Paderborn. Sie will Begegnung von Menschen ermöglichen und in die jeweilige Lebenssituation von Menschen hinein die Liebe Gottes erfahrbar machen. Um diese Ziele zu erfüllen hält sie ein breites Leistungsspektrum in fünf Bereichen der Ehe- und Familienpastoral vor. Es sind dies die Evangelisierung in Ehe und Familie durch die das Glaubensleben der Familien gestützt wird. In der Ehe- und Familienberatung werden Hilfen in schwierigen Lebenssituationen gegeben, der Bereich der Ehe- und Familienbildung vermittelt Kompetenzen, die helfen das Ehe und Familienleben mit seinen vielfachen Herausforderungen zu leben. Im Bereich der Familienpolitik engagieren sich Kirche und Verbände und geben Möglichkeiten gesellschaftliches Leben auf dem Hintergrund der Bedürfnisse von Ehe und Familie mit zu gestalten. Der Bereich der Familienhilfe greift unterstützend ein, wenn das Leben aufgrund besonderer Ereignisse besondere Hilfen braucht. Diese fünf Bereiche finden sich auch in den Kindertageseinrichtungen wieder. In allen Bereichen erfahren Familien hier Unterstützung, durch Gespräche und Beratung vor Ort, durch die Vermittlung von Hilfen, durch den gelebten Alltag und die Deutung des Zusammenlebens auf dem Hintergrund des Glaubens. Deshalb sind die Kindertageseinrichtungen vor Ort immer auch Orte der Pastoral, eingebunden in die Planungen im pastoralen Raum. Immer ist die Kindertageseinrichtung auch ein Ort, an und in dem Kirche konkret wird und gelebt wird. Hier wird kirchliches Leben für die Familien greifbar. In dem die Einrichtungen sich in den Bereichen der Familienpastoral abstimmen und weiterentwickeln, werden sie im pastoralen Raum zu einem katholischen Zentrum für Familien, das diese über einen längeren Zeitraum verlässlich begleitet.

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II. Die Familien in der Einrichtung und vor Ort eine Bestandsaufnahme Wie bereits unter den vorangegangenen Punkten deutlich geworden ist, lässt sich Familie heute nicht mehr einfach definieren und festlegen. Zu unterschiedlich sind die Lebenswirklichkeiten, Lebensmodelle und Entwürfe in denen Kinder heute in ihrer „Kernfamilie“ aufwachsen. So unterschiedlich Familien sind, so unterschiedlich sind auch die daraus resultierenden Bedürfnisse, Anliegen und Erwartungen, die Familien heute an die Kindertageseinrichtung stellen. Um auf diese angemessen und an den Bedürfnissen der Kinder orientiert reagieren zu können, laden wir Sie in den nun folgenden Kapitel ein – Familien in den Blick zu nehmen. Als Grundlage hierzu dient uns die vom Erzbistum PB unter dem gleichnamigen Titel veröffentliche Arbeitshilfe und einige Anregungen des Erzbistums Kölns zur Lebenswelt der Familien in kath. Kindertageseinrichtungen.

„Ihre Familien in den Blick genommen“. Das kann auf unterschiedliche Weise und in unterschiedlicher Intensität geschehen. Daher stellt diese Arbeitshilfe Ihnen verschiedene Möglichkeiten und Ideen vor. Ein solches „in den Blick nehmen“ kann den unterschiedlichen Lebenssituationen der Familien am ehesten gerecht werden. Durch vielfältige Einflüsse wie • • • • • •

steigende Anforderungen im Berufsleben drohende Arbeitslosigkeit die Betreuung alternder Angehöriger Herausforderungen durch das große Thema Bildung die Vereinbarkeit von Kind und Beruf u.v.m.

ist die Familie in besonderer Weise herausgefordert zu reagieren und zu agieren, ihren Platz zu suchen und zu finden. So steht am Anfang die Auseinandersetzung mit der Situation der Familien vor Ort. Um sich einen Überblick zu verschaffen und die Situation zu analysieren, gibt es verschiedene Möglichkeiten:

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1. Die „Landkarte“ Erstellen Sie eine Landkarte Ihres Einzugsgebietes, ihrer Gemeinde, Ihres Pastoralverbundes, mit deren Hilfe Sie für und über ihre Familien relevante Dinge in den Blick nehmen. Versuchen Sie dazu die folgenden Fragen zu beantworten und in der Landkarte festzuhalten: • • • •

Wo leben Familien bei uns? Wer sind große Arbeitgeber in unserem Umfeld? In welchen Gebieten wohnen Neuzugezogene? Was sind für Familien wichtige Bereiche und Orte der Infrastruktur?

Wie z.B. Schulen, Kindergärten, Spielplätze, Büchereien, Angebote von Sportvereinen etc.. Ergänzen Sie diese Fragen durch solche, die bei Ihnen vor Ort besonders wichtig sind, und nehmen Sie dabei auch das Umfeld in den Blick. Eine solche Landkarte bildet eine gute Grundlage, sich den unterschiedlichen Lebenssituationen von Familien zu nähern und spezifische Herausforderungen kennen zu lernen: Welchen Herausforderungen müssen sich Familien mit vielen Kindern, Alleinerziehende oder Arbeitslose (hier bei uns) in besonderer Weise stellen? Ergänzen Sie die Erkenntnisse eines solchen Gesprächs durch Überlegungen, wie das Leben in den Familien und in ihrer Einrichtung sich entwickeln wird. Wie wird es bei Ihnen vor Ort in 10 Jahren aussehen?

2. Das Brainstorming „Familien“ Beschäftigen Sie sich in einer Sitzung ausführlich mit dem Thema Familie. Vertrauen Sie sich und ihrem persönlichen „Expertensein“. Sammeln Sie in einem Brainstorming Stichworten zur Situation von Familien allgemein, aber natürlich auch immer mit dem Blick auf die konkrete Familien in ihrem Sozialraum, in ihrer Einrichtung. Impulsfragen Was prägt das Leben von Familien heute? Welchen Bedarf haben sie und welches Potenzial kann man gegebenenfalls fruchtbar machen? Welche Familienformen bringen besondere Belastungen und Herausforderungen mit sich und wie sehen sie aus? Welche Familienphasen bringen besondere Herausforderungen mit sich und worin bestehen sie?

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Welche Lebensumstände (privat und beruflich) sind heute für Familien charakteristisch und welche Schwierigkeiten bringen sie mit sich? Welche sonstigen Faktoren beeinflussen das familiäre Leben? Welche Stärken haben Familien heute aber auch, die man mit gezielten Angeboten ansprechen kann oder die man für ein Engagement in der Kindertageseinrichtung gewinnen kann? Und darüber hinaus noch: • Wie viele Familien sind geprägt von Arbeitslosigkeit, Sozialhilfe, Alleinerziehung, ausländischer Herkunft, ... ? • Welcher Bedarf und welche Chancen ergeben sich daraus? • Was brauchen unsere Familien? • Welche Bedürfnisse nehmen wir wahr? • Welche Nöte und Sorgen?

3. Die Erkenntnisse Fassen Sie nun die einzelnen Ergebnisse in einer Art „Erkenntnispool“ zusammen - unsere Familien in den Blick genommen: • • • •

Welche Erkenntnisse konnten wir gewinnen? Welche drei bis fünf erscheinen uns besonders wesentlich? Welche unmittelbaren Auswirkungen können wir darin entdecken? Welche Angebote setzen wir konkret und worin bestehen diese?

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Die Einrichtung vor Ort – was wir tun und was wir leben Der Praxisteil Der Praxisteil des Werkheftes zeigt Wege auf, die helfen die eigene Einrichtung und das Umfeld der Einrichtung in den Blick zu nehmen und das Angebot vor diesem Hintergrund zu überprüfen, um es später gegebenenfalls zu verändern. Für eine solche Analyse, wie sie in den Schritten 1 und 2 beschrieben wird, ist es gut eine Arbeitsgruppe zu haben, die mit der Einrichtung vertraut ist, das Umfeld kennt und trotzdem unterschiedliche Blickwinkel mitbringt. Das können die Mitarbeiterinnen der Einrichtung, Eltern- und Trägervertreter sein. Für die Veränderungen des Angebotes, die Weiterentwicklung der Einrichtungen, wie sie in Schritt 3 beschrieben werden, sollen die Einrichtungen des pastoralen Raumes in einer gemeinsamen Arbeitsgruppe vertreten sein. Nur so ist eine Abstimmung möglich. Da es auch um die Koordination der Einrichtungen vor dem Hintergrund der pastoralen Konzeption der neuen Räume geht, sollten hier auch immer Vertreter des Pastoralteams vor Ort und Vertreter des Trägers dabei sein. In den Einrichtungen der Kindertageseinrichtungen gGmbHs werden die Abstimmungen in den Steuerungsgremien stattfinden.

1. Schritt – unser Angebot Um uns der vielfältigen Angebote unserer Einrichtung zu vergewissern, gehen wir in drei Schritten dem Angebot nach und ordnen diese den verschiedenen Bereichen der Familienpastoral zu. In einem ersten Schritt nehmen wir den Tagesablauf in den Blick, im zweiten Schritt den Verlauf der Woche und im dritten Schritt die Angebote, die im Verlauf des Jahres stattfinden. Diese Angebote ordnen wir in der anhängenden Tabelle zu. (Alle folgenden Tabellen stehen im Anhang als Kopiervorlagen zur Verfügung.)

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Evangelisierung

hier finden die Angebote Platz, die sich mit der Weitergabe des Glaubens, mit der gemeinsamen Suche nach den Fragen des Lebens und es Miteinanders befassen. Das geht von gemeinsamen Feiern zum Kirchenjahr bis zur Einübung von Stille und der Deutung des Alltags aus dem Glauben heraus.

Beratung

hier finden die Angebote Raum, die Eltern in Fragen der Erziehung, der Lebensgestaltung oder in spezifischen Problemlagen helfen oder wo ihnen entsprechende Beratung vermittelt wird

Politik

hier finden die Angebote Raum, wo sich die Einrichtung für Familien einsetzt, wo sie Kontakte zur Kommune und deren Institutionen hält oder wo Aufrufe, Unterschriftenlisten oder Initiativen zur Gestaltung des Lebens in den Familien und deren Umfeld beitragen

Bildung

hier finden Bildungsangebote für Kinder und für Familien Platz, die ganz unterschiedliche Inhalte, vom kreativen Angebot bis zum Angebot zur Unterstützung von Erziehungskompetenzen, haben können

Hilfe

hier finden die Angebote Platz, die das Leben in den Familien unterstützen, von der Vermittlung von Betreungsmöglichkeiten bis zur Ansprechbarkeit in Fragen des täglichen Lebens.

Die fünf Bereiche sind nicht immer ganz eindeutig voneinander abzugrenzen, sind aber hilfreich die vielfältigen Angebote zuzuordnen und vergleichbar zu machen. Bitte betrachten Sie in Ihrer Analyse immer mehrere Tage, Wochen, Jahre, um die Vielfalt der Angebote in den Blick zu nehmen. Tragen Sie diese in die nachfolgenden Tabellen ein und ordnen Sie diese in den letzten Spalten zu.

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Der Tag in unserer Einrichtung Angebote

Ankommensphase

Evangelisierung

Bildung

Politik

Begrüßung, freundliche Aufnahme Elterntisch

Gemeinschaft fördern

Beratung

Hilfe

kurze Beratung Hinweise auf Angebote

kurze Beratung

vormittags über Mittag nachmittag Verabschiedung Team/ Elternarbeit/ Sonstiges

Die Woche in unserer Einrichtung Angebote

Evangelisierung

Bildung

Singkreis

Bedeutung von Liedtexten

musische Fähigkeiten fördern

Vätertag

Bezieung fördern

Politik

Montag Dientag Mittwoch Donnerstag

Freitag Samstag Sonntag

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Beratung

Hilfe

Der Jahresablauf in unserer Einrichtung Angebote

Evangelisierung

Bildung

Politik

Beratung

Hilfe

Januar Februar März

Rat der Einrichtung

Vorbereitung Elternversammlung

Elternrat

Vorbereitung Infoabend Familienleistungen

April Mai

Juni Juli August September Oktober November

St. Martin

Heiligenleben als Vorbild

Dezember

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2. Schritt – unser Selbstverständnis Mit unserem Angebot bekommt unsere Einrichtung ein bestimmtes Bild nach außen, über unser Angebot werden wir als Einrichtung wahrgenommen. Wie sieht unser Gesicht aus, welches Bild haben die Familien im Umfeld von unserer Einrichtung. Hier ein paar Anregungen, die uns auf die Spur helfen können: … … … … …

eine Einrichtung, die den Kindern vielfältige Lernmöglichkeiten gibt eine Einrichtung, in der die Kinder das Miteinander lernen eine Einrichtung, in der die Kinder Geborgenheit erfahren ein Einrichtung, in der die Eltern mitarbeiten können eine Einrichtung, die Familien weiterhilft

Bitte ergänzen Sie diese Aussagen in der folgenden Tabelle und halten Sie fest, woran ihr Umfeld die Aussagen festmacht, welches Angebot den jeweiligen Anspruch greifbar macht.

Wie wir wahrgenommen werden Wie wir gesehen werden

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Woran das erkannt werden kann

als familienunterstützende Einrichtung

- offenes Ohr - kurzfristige Beratung - kompetente Vermittlung von Hilfen

als Einrichtung der Glaube wichtig

- Feiern im Kirchenjahr - Solidaritätsprojekt - deuten der Natur

als Einrichtung die für Familie offen ist

- Hochschätzung der Elternarbeit - regelmäßige Väternachmittage

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Die Ergebnisse der vorhergehenden Tabelle vergleichen wir mit unserem Selbstverständnis. Wo stimmen die Aussagen mit unserem Selbstverständnis, wie es in Leitbild und Konzeption sichtbar wird überein, wo nicht. Fragen zur Einrichtung und zu Team, die bei diesem Abgleich helfen können: • • • • • • • • •

Was zeichnet unsere Einrichtung aus? Welche Schwerpunkte haben wir? Was sind unsere Stärken? Wo haben wir Mängel? Welche besonderen Qualifikationen finden sich in unserem Team? Aus welcher Motivation heraus arbeiten wir? (vergl. die Anregungen ab Seite 24) Was sind unsere Grundüberzeugungen? Wo brauchen wir Hilfen? …

Zwischenfrage: • Stimmt das, was wir festgestellt haben, mit den Bedürfnissen der Familien überein?

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3. Schritt: Die Einrichtungen im Pastoralen Raum Die Tageseinrichtungen für Kinder sind wichtige Orte der Familienpastoral. Hier werden Familien in umfassender Weise unterstützt. Alle Dimensionen der Familienpastoral finden sich in diesen Einrichtungen wieder. Vieles hat sich über einen langen Zeitraum entwickelt, manches hat sich verändert. Im unserem pastoralen Raum befinden sich mehrere Einrichtungen an unterschiedlichen Orten. Um das Angebot dieser Einrichtungen besser in den Blick nehmen zu können, sie nach den sich ändernden Bedingungen ausrichten zu können, kann die nachfolgende Tabelle und die zugehörigen Fragen hilfreich sein: Einrichtung

Evangelisierung

St. …..

Martinszug

Bildung

Politik

Beratung „Trotzköpfe gibt es nicht“

Hilfe

Anmerkungen Martinszug wird kaum besucht

St. …..

Familienzentrum St. …

Wöchentlich Erziehungsberatung

Kess erziehen

Die Angebote aller Einrichtungen werden zusammengetragen. Vor dem Hintergrund der unterschiedlichen Analysen der Lebenswirklichkeiten der Familien im Pastoralen Raum, den Zielen der pastoralen Arbeit und den Möglichkeiten der Einrichtungen werden die Schwerpunkte der Angebote der Einrichtungen überprüft und aufeinander abgestimmt. Es wird ein Zeitraum vereinbart, nach dem diese Angebotsstruktur wiederum überprüft werden soll. Zugleich werden mögliche zukünftige Entwicklungen in den Blick genommen, auch um zu planen, welche Weichen gestellt werden müssen, um auf diese Entwicklungen rechtzeitig reagieren zu können. Dabei werden immer auch Vernetzungsmöglichkeiten zu anderen Institutionen im Sozialraum überprüft. Es werden Kooperationsmöglichkeiten gesucht.

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Die Mitarbeiterinnen vor Ort – eine Standortbestimmung Die Fachkraft in der kath. Einrichtung Durch die konkrete Person der pädagogischen Mitarbeiterinnen leistet Kirche ihren Beitrag und ihre Antwort auf die Frage: Was brauchen Kinder heute für ihr Leben, und was kann Kirche tun, damit ihr Leben gelingen kann? In ihrer alltäglichen pädagogischen Arbeit wird die Mitarbeiterinsomit unmittelbar zur Zeugin des Glaubens an den menschenfreundlichen und lebensbejahenden Gott, wie Jesus Christus selbst IHN bezeugt und verkündet hat. Immer wieder braucht diese Haltung und diese Zeugnis aber: Unterbrechungen zur Standortbestimmung, zur Vergewisserung, zum persönlichen Austausch, zur Rückbindung und Auseinandersetzung. Diese sollen möglichst in wohltuender und wertschätzender Atmosphäre stattfinden, die Anderen in ihrer persönlichen Glaubensgeschichte und auch Glaubenszweifeln achtend und annehmend.

Was wir tun und was wir leben – eine Standortbestimmung zu unseren Grundüberzeugungen Um als Christinnen und Glaubenszeugin auf dem Weg zu sein, ist es gut und notwendig der eigenen Haltung und Einstellung gegenüber achtsam zu werden und diese zu bedenken, auch sich mit dem Team auszutauschen. Hier einige Anregungen zur praktischen Auseinandersetzung: Unsere Grundüberzeugungen – auf den Punkt gebracht! Einige Fragen zur Hilfestellung: • Welche drei oder vier christlichen „Grundüberzeugungen“ sind für mich wesentlich, wenn ich an meine persönlichen Einstellung und Haltung denken? • Was gefällt mir am christlichen Glauben? • Womit tue ich mich aber auch schwer? • Welche Werte des christlichen Glaubens fallen mir ein? • Welche Platz hat der Glaube eigentlich in meinem Leben? • Welche Grundüberzeugungen fließen in die Arbeit mit den Kindern ein?

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Zusammen sind wir stark – oder der christliche Glaube lebt von Gemeinschaft! Erstellen Sie ein Paper auf dem die verschiedenen Überzeugungen zusammengetragen werden. Entdecken Sie Gemeinsamkeiten und Unterschiede!

Was wir tun und was wir leben – eine Standortbestimmung zur Spiritualität Und was bitte ist eigentlich Spiritualität? So unterschiedlich die Mitarbeiterinnen in der Einrichtung sind, so bunt und vielfältig können die möglichen Antworten auf diese Frage ausfallen. Der Begriff Spiritualität leitet sich vom lat. Spiritus ab, was übersetzt s viel bedeutet wie Geist, Atem, Hauch. Im christlichen Bereich sprechen wir natürlich auch vom Spiritus Sanctus, dem Heiliger Geist. Wo durch verschiedenen Ausdrucksformen und Rückbindungen der Mensch sich öffnete und der Heilige Geist das Fühlen, Denken und Handeln eines Menschen durchdringt ist sein Leben spirituell. Als spiritueller Mensch kann ich mich auch als Suchender verstehen, der sich seines göttlichen Ursprungs bewusst ist und immer wieder durch verschiedenen Ausdrucksformen mit diesem göttlichen Ursprung, Gott, in Kontakt / in Beziehung kommt und ist. Die persönliche Beziehung zu Jesus Christus hat dabei in der christlichen Spiritualität einen besonderen Stellenwert. Impulsfragen zur Standortbestimmung: • Was ist für mich Spiritualität? Was verbinde ich persönlich mit diesem Begriff? • Welcher „Geist“ bestimmt mein Leben? • Aus welcher Tiefe ziehen meine Wurzeln Kraft? • Hat Spiritualität in meinem Alltag / Leben einen Ort? • Wie lebe ich konkret meinen Glauben, meine Beziehung zu Gott? • Sind Gebet, Besinnung, Stille usw. Ausdruck meines Glaubens? • Hat die Spiritualität Einfluss auf das Leben und Arbeiten mit den Kindern?

Was wir tun und was wir leben – eine Standortbestimmung zu dem, was wir vermitteln Wie bereits mehrfach erwähnt ist die kath. Kindertageseinrichtung ein Ort des Lebens und des Glaubens an dem zunächst weniger die Wortverkündigung

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im Mittelpunkt steht. Das gelebt Glaubenszeugnis steht hier im Vordergrund. Jede Geste, jede Haltung kann hier Ausdruck diese vertrauenden Glaubens sein. Darüber hinaus werden aber durch die Orientierung am Jahreskreislauf des Kirchenjahres, das Erzählen und Gestalten der biblischen Geschichten, das gemeinsame Beten usw. christlicher Glaube vermittelt. Gestalten Sie ein Brainstorming: • • • • • •

Was vermitteln wir eigentlich? Warum? Wodurch? Womit? Mit welchem Ziel? Und wie?

Bitte beziehen Sie in dieses Brainstorming auch die Bereiche Bildung, Beratung, Politik und Hilfe mit ein. So können gelebte Solidarität (etwa durch ein Patenprojekt) die Anleitung zur gegenseitigen Unterstützung, die Anleitung zur Übernahme von Aufgaben uvm. Ausdruck einer Lebenshaltung sein.

Was wir tun und was wir leben – eine Standortbestimmung zu unsere Motivation Von Motivation sprechen wir in der Pädagogik immer dann, wenn es um die Beweggründe geht, die das Handel eines Menschen bestimmen. Dies gilt natürlich auch für das religionspädagogische Handel der einzelnen Mitarbeiterin, wie auch der persönliche Motivation als Glaubenszeugin. • Buchstabieren Sie ihre Motivation durch! Ein Einzel – und Teamarbeit! Nehmen Sie sich ein große Blatt und schreiben untereinander die Buchstaben des Wortes Motivation. Horche Sie nun in sich hinein und entdecken: Wofür steht das M in meiner Motivation? Wofür das o, das t usw. Bringen Sie dann ihre persönliche Buchstabierung mit dem Team zusammen. Entdecken sie Gemeinsamkeiten und Unterschiede. Halten Sie die Teammotivation in zwei Sätzen fest.

Baustein

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Was wir tun und was wir leben – eine Standortbestimmung zu einzelnen Schwerpunkten und Fortbildungen Kath. Kindertageseinrichtung als Ort des Lebens und des gelebten Glaubens braucht engagierte Mitarbeiterinnen, die sich immer wieder rückblickend und zukunftsorientiert mit ihrer religionspädagogischen Arbeit und ihrem Glaubensauftrag auseinandersetzen. Nehme Sie sich und Ihre Bedürfnisse wahr und ernst! • Welche religiösen Schwerpunkt möchten wir im kommende Kindergartenjahr mit Leben füllen und gestalten? • Was brauchen wir dazu an Unterstützung? • Wo und durch wen bekommen wir die? Und außerdem: • Welche Fortbildungswünsche und Anregungen haben wir in diesem Bereich? • Wo fordern wir die auch ein? • Gibt es einen Ansprechpartner vor Ort? Pfarrer, Gemeindereferentin, PGR?

Ausblick – Wo und wie wir uns weiterentwickeln wollen Durch die inhaltliche und persönliche Auseinandersetzung mit der religionspädagogischen Arbeit und dem Glaubenszeugnis hat eine Standortbestimmung stattgefunden. Bleibt zum Abschluss der bewusste Blick nach vorn: • In welchen Bereichen sehen wir noch Bedarf zur Weiterentwicklung? • Mit wem, vor allem mit Blick auf den pastoralen Raum, in dem sich unsere Tageseinrichtung befindet, möchten wir verstärkt zusammenarbeiten? • Wir kann diese Zusammenarbeit konkret aussehen?

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Baustein

Anhang

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19.00 Uhr

18.00 Uhr

17.00 Uhr

16.00 Uhr

15.00 Uhr

14.00 Uhr

13.00 Uhr

12.00 Uhr

11.00 Uhr

10.00 Uhr

9.00 Uhr

8.00 Uhr

7.00 Uhr

Uhrzeit

Angebote

Evangelisierung Bildung

Der Tag in unserer Einrichtung Politik

Beratung

Hilfe

30

Anhang

Sonntag

Samstag

Freitag

Donnerstag

Mittwoch

Dientag

Montag

Tag

Angebote

Evangelisierung

Die Woche in unserer Einrichtung Bildung

Politik

Beratung

Hilfe

Anhang

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Dezember

November

Oktober

September

August

Juli

Juni

Mai

April

März

Februar

Januar

Monat

Angebote

Evangelisierung

Das Jahr in unserer Einrichtung Bildung

Politik

Beratung

Hilfe

Wie wir wahrgenommen werden Wie wir gesehen werden

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Woran das erkannt werden kann

Anhang

Anhang

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Einrichtung

Evangelisierung

Bildung

Die Einrichtungen im Pastoralen Raum Politik

Beratung

Hilfe

Anmerkungen

Quellen: • Welt entdecken, Glauben leben. Zum Bildungs- und Erziehungsauftrag katholischer Kindertageseinrichtungen, Sekretariat der Deutschen Bischofskonferenz, Bonn 2009 • Sozialgesetzbuch (SGB) Achtes Buch (VIII) - Kinder- und Jugendhilfe • Bildungsvereinbarung NRW Ministerium für Schule, Jugend und Kinder des Landes Nordrhein Westfalen • Eltern unter Druck Eine sozialwissenschaftliche Untersuchung von Sinus Sociovision im Auftrag der Konrad-Adenauer-Stiftung e.V., Lucius, 2008

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Quellen

Notizen

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