Kapitel 3 Camera Raw Grundlagen

Raw Deal

Camera Raw Grundlagen Okay, das ist der Titel eines Filmes mit dem kalifornischen Governeur Arnold Schwarzenegger. Ich habe das Filmplakat im Internet gefunden und eine Textzeile veranlasste mich sofort, ihn für meine Kapitelüberschrift zu verwenden. Die Textzeile lautete: »The system gave him a Raw Deal. Nobody gives him a Raw Deal«. Das Wort »Nobody« war unterstrichen. In etwa so: Nobody. Und das ist das Komische: Müsste es nicht heißen »Nobody gives him a Raw Deal!« – mit dem »him« kursiv geschrieben oder unterstrichen? Aber »Nobody« war unterstrichen. Das macht einen doch etwas nachdenklich, oder? Auf dem Filmplakat hält Arnold eine recht große automatische Waffe (ich weiß, sehr ungewöhnlich) und trägt ein enges weißes Unterhemd, so dass seine Arme und seine Brust riesig aussehen. Wenn ich Arme und

Brust hätte wie Arnold, wüsste ich nicht, ob ich so ein Hemd tragen würde. Ich glaube, ich würde oben ohne ‘rumlaufen. Und Restaurants würden ganz schnell ihre »Ohne Oberbekleidung keine Bedienung«Schilder entfernen und mich herzlich willkommen heißen. Besonders, wenn ich auch noch eine automatische Waffe tragen würde wie er. Der Film stammt aus dem Jahr 1986 (ich glaube, damals war ich gerade 6 Monate alt), und damals gab es noch kein Raw-Format. (Jeder dachte, dass wir eines Tages einen großen Krieg um die Ölreserven im mittleren Osten führen. Niemand hat damit gerechnet, dass die Welt zuvor noch einen erbitterten Raw-vs.JPEG-Krieg ausfechten muss, indem auch TIFF und PSD mit verwickelt werden. Ich kann gar nicht glauben, dass Sie das hier immer noch lesen. Sie gefallen mir.)

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RAW-, JPEG- und TIFF-Dateien in Camera Raw

Zwar wurde Adobe Camera Raw entwickelt, um Fotos im Raw-Format zu verarbeiten, doch können Sie es auch für JPEGs und TIFFs nutzen. Ein großer Vorteil von Camera Raw, den viele Leute gar nicht als solchen erkennen, ist, dass sich Bilder mit Camera Raw einfacher bearbeiten lassen als mit anderen Programmen. Die Einstellungen in Camera Raw sind sehr einfach, werden sofort übernommen und lassen sich vollständig rückgängig machen. Zunächst müssen Sie Ihre Bilder jedoch in Camera Raw öffnen.

Raw-Bilder öffnen:

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Da Camera Raw entwickelt wurde, um Raw-Bilder zu öffnen, startet Photoshop bei einem Doppelklick auf ein Raw-Bild und das Bild wird in Camera Raw geöffnet (der vollständige, offizielle Name lautet Adobe Camera Raw, es wird oft auch als ACR bezeichnet; hier im Buch nenne ich es einfach »Camera Raw«). Hinweis: Wenn Sie auf ein vermeintliches Raw-Bild klicken, sich Camera Raw jedoch nicht öffnet, überprüfen Sie, ob Sie auch die aktuellste Version von Camera Raw besitzen – Bilder neuerer Kameras benötigen immer die aktuellste Programmversion.

JPEGs und TIFFs aus Bridge heraus öffnen:

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Wollen Sie ein JPEG oder TIFF aus Bridge heraus öffnen, klicken Sie darauf und anschließend auf das Icon In Camera Raw öffnen, oben in der Menüleiste des BridgeFensters (hier rot gekennzeichnet) oder nutzen Sie das Tastenkürzel (ï)-(R) (PC: (Strg)-(R)).

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JPEGs und TIFFs vom Computer öffnen:

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Wenn Sie ein JPEG oder TIFF direkt vom Computer öffnen wollen, gehen Sie wie folgt vor: Am Mac wählen Sie in Photoshop Datei/Öffnen. In der ÖffnenDialogbox klicken Sie auf das JPEG (oder TIFF) – im Format-Popup-Menü steht JPEG. Klicken Sie auf dieses Menü und wählen Sie Camera Raw, wie hier zu sehen. Klicken Sie anschließend auf Öffnen, das JPEG wird in Camera Raw geöffnet. Unter Windows wählen Sie in Photoshop Datei/Öffnen als, suchen Sie dann das JPEG oder TIFF und wählen im PopupMenü Öffnen als die Option Camera Raw. Klicken Sie auf Öffnen. Fertig.

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Mehrere Bilder gleichzeitig öffnen: Sie können auch mehrere Raw-Bilder gleichzeitig in Camera Raw öffnen, indem Sie sie zunächst auswählen (entweder in Bridge oder in einem Ordner auf Ihrem Computer) und eines dann doppelt anklicken. Links im Camera-Raw-Fenster sehen Sie einen Filmstreifen mit den übrigen Bildern (wie in der Abbildung zu sehen). Handelt es sich um JPEGs oder TIFFs, wählen Sie diese zunächst aus und drücken Sie (ï)-(R) (PC: (Strg)-(R)). Wenn sich die Bilder in einem Ordner auf Ihrem Computer befinden, müssen Sie sie zunächst in Bridge öffnen (navigieren Sie im Ordner-Bedienfeld in Bridge zu den entsprechenden Bildern und drücken Sie dann (ï)-(R) (PC: (Strg)-(R)). (Forts.) Camera Raw Grundlagen

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Noch etwas zur Bearbeitung von JPEGs und TIFFs in Camera Raw: Wenn Sie Änderungen an einem JPEG oder TIFF vornehmen und dann auf Bild öffnen klicken, wird das Foto in Photoshop geöffnet (wie erwartet). Wollen Sie die Änderungen aus Camera Raw jedoch einfach nur speichern, anstatt das Bild zu öffnen, klicken Sie auf Fertig (wie hier zu sehen). Bei der Bearbeitung von JPEGs und TIFFs und Raw-Bildern in Camera Raw gibt es einen großen Unterschied: Wenn Sie bei einem JPEG oder TIFF auf Fertig klicken, bleiben die Pixel des Originalbildes ebenfalls voll erhalten, die ursprüngliche Ansicht lässt sich verlustfrei wiederherstellen. Photoshop speichert die Korrektur nur »als Mathematik« in den JPEG- oder TIFF-Dateien.

Camera Raw als Teil von Bridge: Und auch das müssen Sie unbedingt wissen: Es gibt zwei Camera Raws – eines in Photoshop und ein eigenes in Bridge. Der Vorteil zeigt sich bei der Verarbeitung (oder Speicherung) vieler Raw-Bilder – Sie können sie in der Bridge-Version von Camera Raw verarbeiten, während Sie Photoshop für andere Aufgaben nutzen. Falls Sie Camera Raw in Bridge häufiger benutzen als in Photoshop, drücken Sie (ï)(K) (PC: (Strg)-(K)), um die BridgeVoreinstellungen zu öffnen. Aktivieren Sie dort die Checkbox Camera RawEinstellungen in Bridge per Doppelklick bearbeiten (wie hier zu sehen). Wenn Sie von nun an doppelt auf ein Foto klicken, öffnet sich Camera Raw immer in Bridge.

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Verlustfrei korrigieren:

Wenn Sie bereits Innenaufnahmen gemacht haben, hatten Sie es wahrscheinlich öfters mit gelbstichigen Fotos zu tun. In Büroräumen bekommen die Bilder möglicherweise einen leichten Grünstich. Selbst wenn Sie nur eine Person im Schatten fotografiert haben, kann es passieren, dass das Foto einen deutlichen Blaustich aufweist. Alle Probleme sind auf einen fehlerhaften Weißabgleich zurückzuführen. Falls Sie den Weißabgleich der Kamera korrekt eingestellt haben, sehen Ihre Fotos normal aus. Allerdings fotografieren die meisten Menschen mit der automatischen Einstellung … kein Problem für Camera Raw.

Wichtige Einstellungen: Weißabgleich

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Schritt 1: Ich passe den Weißabgleich aus zwei Gründen immer zuerst an: (1) Ist es das Erste, was ich in meinem eigenen Camera-Raw-Workflow anpasse und (2) werden damit meist die größten Probleme korrigiert – falsche Farben. Mit dem richtigen Weißabgleich korrigieren Sie bis zu 95% aller Farbprobleme. Oben im Grundeinstellungen-Bedienfeld (rechts im Camera-Raw-Fenster) finden Sie die Einstellungen für den Weißabgleich. Im Popup-Menü (hier rot gekennzeichnet) ist beim ersten Öffnen eines Bildes immer Wie Aufnahme ausgewählt (der Weißabgleich, den Sie sehen, ist also der der Kamera). Wenn Sie sich dieses Foto hier ansehen, erkennen Sie einen leichten Gelbstich, der sich mit einer Weißabgleichkorrektur jedoch schnell beheben lässt.

(Forts.) Camera Raw Grundlagen

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Schritt 2: Es gibt drei Möglichkeiten, den Weißab­ gleich in einem Foto anzupassen. Die erste Methode besteht darin, einfach eine der Vorgaben zu nutzen. Meistens reicht das schon aus, um die Farbe eines Bildes zu korrigieren. Klicken Sie auf das Weißabgleich-Popup-Menü, um eine Liste mit Einstellungen zu sehen, die Sie in der Kamera gewählt haben. Wählen Sie die Vorgabe, die am besten zur OriginalLichtsituation passt (haben Sie das Bild beispielsweise im Schatten eines Baumes aufgenommen, wählen Sie Schatten). Ich probierte hier jede Vorgabe aus, entschied mich dann jedoch für Auto. Der Gelbstich wird entfernt, etwas Rot hinzugefügt. Ich probierte es auch mit Kunstlicht, wobei dem Bild etwas mehr Grün hinzugefügt wird. Testen Sie einfach alle Vorgaben und wählen Sie die aus, die Ihnen am besten gefällt. Hinweis: Die Verarbeitung von Raw- und JPEG- oder TIFF-Bildern unterscheidet sich hier. Die vollständige Liste der Weißabgleich-Vorgaben steht Ihnen nur bei Raw-Bildern zur Verfügung.

Schritt 3: Bei der zweiten Methode nutzen Sie die Regler Temperatur und Farbton (direkt unter dem Popup-Menü). Die Regler selbst verraten Ihnen anhand der Farbleisten, in welche Richtung Sie ziehen müssen. Ich nutze meist zunächst eine der Vorgaben als Ausgangspunkt und ziehe dann den Farbton-Regler einfach in Richtung Blau oder Gelb (je nach Foto). Die Auto-Einstellung funktioniert hier schon recht gut, das Foto hat nur noch einen leichten Grünstich. Deshalb zog ich den Temperaturregler etwas in Richtung Blau und den Farbton-Regler Richtung Magenta (wie hier zu sehen). 82

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Schritt 4: Noch ein paar Hinweise zur manuellen Einstellung des Weißabgleichs mithilfe der beiden Regler: Sobald Sie einen der Regler verschieben, erscheint im Weißabgleich-Popup-Menü die Option Benutzerdefiniert, da Sie jetzt einen eigenen Weißabgleich entwickeln. Wenn Sie einen Regler verschoben haben, dann jedoch feststellen, dass Sie ihn gar nicht hätten verschieben wollen, klicken Sie einfach doppelt auf den kleinen Regler, um ihn wieder an die Ausgangsposition zurückzusetzen. Ich passe meistens nur den Temperaturregler an und lasse den Farbtonregler unverändert. Um wieder den Weißabgleich herzustellen, der beim Öffnen des Bildes vorlag, wählen Sie aus dem Popup-Menü Wie Aufnahme.

Schritt 5: Die dritte Methode ist meine Lieblings­ methode, die ich auch am meisten anwende – der Weißabgleich mit dem Weißabgleich-Werkzeug ((I)). Sie ist sehr genau, da Sie den Wert aus dem Foto ablesen kann. Klicken Sie in der Werkzeugleiste oben links auf das Weißabgleich-Werkzeug (hier rot gekennzeichnet) und dann in einen Bereich des Fotos, der grau sein sollte (ja, richtig, wählen Sie in einen hellgrauen Bereich). Klicken Sie mit dem Werkzeug in diesem Fall also in einen hellen Bereich links neben den Treppen (wie hier zu sehen) – der Weißabgleich wird vorgenommen. Gefällt Ihnen das Ergebnis nicht, klicken Sie einfach in einen anderen hellgrauen Bereich.

Tipp: Weißabgleich zurücksetzen Um den Weißabgleich schnell wieder in den Zustand Wie Aufnahme zu versetzen, klicken Sie einfach doppelt auf das Weißabgleich-Werkzeug. (Forts.) Camera Raw Grundlagen

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Schritt 6: Auch wenn Sie so einen exakten Weiß­ abgleich erzielen, heißt das nicht, dass das Ergebnis gut aussehen muss. Die Wahl des richtigen Weißabgleichs ist eher eine kreative Entscheidung – das Bild muss Ihnen gefallen. Wählen Sie also nicht einfach den richtigen Weißabgleich, sondern stellen Sie ihn so ein, dass Sie mit dem Ergebnis zufrieden sind. Sie sind schließlich der Fotograf. Und Sie sollten Bilder so gut wie möglich aussehen lassen. Akkurat ist kein anderes Wort für gut.

Schritt 7: Hier sehen Sie eine Vorher- und eine Nachher-Version des Bildes – Sie sehen, welchen Unterschied ein korrekter Weißabgleich ausmacht. (Eine Vorher-Nachher-Version sehen Sie auch, wenn Sie die Taste (P) drücken).

Tipp: Nutzen Sie die Farbtafel Um neutrale Grautöne in Ihrem Bild zu finden, habe ich dem Buch eine Farbtafel beigelegt, die mit einem speziellen hellgrauen Farbfeld für den Weißabgleich in Camera Raw ausgestattet ist. Nachdem Sie die Beleuchtung korrekt eingestellt haben, fotografieren Sie die Farbtafel einfach mit. Öffnen Sie dieses Bild dann in Camera Raw und klicken Sie mit dem Weißabgleich-Werkzeug auf die Farbtafel. Wenden Sie diesen Weißabgleich dann auch auf die anderen Bilder dieser Aufnahmeserie an (mehr dazu im nächsten Kapitel).

Vorher: Die Einstellung Wie Aufnahme zeigt einen deutlichen Gelbstich.

Nachher: Mit einem Klick mit dem Weißabgleich-Werkzeug wird alles besser. 84

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Wichtige Einstellungen 2: Belichtung

Jetzt korrigiere ich die Belichtung des Fotos (nachdem ich den Weißabgleich angepasst habe). Einige denken vielleicht, dass das die wichtigste Einstellung bei einem Foto ist – aber wenn Ihr Foto zu blau­ stichig aussieht, wird keiner merken, dass es auch unterbelichtet ist. Deshalb korrigiere ich immer erst den Weißabgleich. Bei der Belichtung denke ich an drei Dinge: Lichter, Tiefen und Mitteltöne. In diesem Tutorial gehe ich auf alle drei ein (Belichtung, Schwarz und Helligkeit).

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Schritt 1: Der Belichtungsregler wirkt sich auf die generelle Belichtung des Fotos aus (nach rechts verschoben, wird die Belichtung heller; nach links verschoben dunkler). Ziehen Sie jetzt aber nicht einfach am Regler, denn Sie müssen unbedingt auf die Beschneidung der Lichter achten (das sind Bereiche des Fotos, die so hell werden, dass keine Details mehr zu erkennen sind). Glücklicherweise ist Camera Raw mit einer Beschneidungswarnung ausgestattet, so dass keine Lichterdetails verloren gehen. Sehen Sie sich zunächst das Histogramm oben rechts an. Sehen Sie das weiße Dreieck in der rechten oberen Ecke? Das ist die Warnung, dass Teile des Fotos bereits beschnitten sind.

Schritt 2: Wenn Sie genau wissen wollen, um welche Bereiche es sich handelt (um zu entscheiden, ob diese wichtig sind oder nicht), klicken Sie auf das Dreieck – beschnittene Bereiche werden im Bild rot markiert (wie in der Abbildung zu sehen). Diese roten Signalfarben bleiben nun während der Bearbeitung erhalten und verschwinden erst wieder, wenn Sie erneut auf das Dreieck klicken (oder (O) drücken), um die Funktion wieder auszuschalten. (Forts.) Camera Raw Grundlagen

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Schritt 3: Falls Ihnen die rote Beschneidungswarnung nicht gefällt oder Sie ein Foto mit vielen roten Bereichen bearbeiten, so dass die Warnungen kaum zu sehen sind, nutzen Sie eine andere Art der Warnung. Halten Sie die (†)-Taste (PC: (Alt)) gedrückt, während Sie den Belichtungsregler verschieben. Dadurch wird die Vorschau schwarz und beschnittene Bereiche erscheinen in den entsprechenden Farben, wie in der Abbildung zu sehen. (Wird der blaue Kanal beschnitten, sehen Sie blaue Bereiche; wird der grüne Kanal beschnitten, sind grüne Stellen zu sehen; am schlechtesten sind weiße Bereiche, denn dort sind alle Farben beschnitten). Die Warnung bleibt erhalten, so lange Sie den Regler verschieben und die Taste gedrückt halten. Einige Bereiche werden immer beschnitten, beispielsweise in einem Foto mit sichtbarer Sonneneinstrahlung, aber das ist okay – diese Bildbereiche enthalten ohnehin keine Details. Es geht nur um Bereiche, die wichtige Details enthalten.

Schritt 4: Da Sie jetzt wissen, wie Sie Beschnei­ dungs­probleme aufspüren, bleibt nur noch die Frage, wie Sie diese beheben? Da die Bereiche zu hell sind, können Sie einfach den Belichtungsregler wieder nach links ziehen, bis die Beschneidungen verschwunden sind. In diesem Beispiel verringerte ich die Belichtung entsprechend, aber das Bild sieht nun nicht mehr schön aus. Wir haben ein Problem behoben (die beschnittenen Lichter), jedoch ein anderes heraufbeschworen (ein unterbelichtetes Foto). Zum Glück gibt es eine Lösung für unterbelichtete Fotos, mit der sich gleichzeitig auch Beschneidungen verhindern lassen. 86

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Schritt 5: Ziehen Sie den Belichtungsregler so weit, dass das Foto gut belichtet ist (hier ist die Belichtung okay, allerdings wurden einige Lichter beschnitten). Ziehen Sie nun den Reparaturregler (direkt unter dem Belichtungsregler) nach rechts, um die ganz hellen Lichter zurückzubringen. Ziehen Sie so weit, bis die weiße Beschneidungswarnung wieder schwarz ist (wie in der Abbildung zu sehen), ­fertig! Sie können übrigens auch hier mit gedrückter (†)-Taste (PC: (Alt)) ziehen – der Bildschirm wird schwarz und zeigt nur die beschnittenen Bereiche. Ziehen Sie den Regler nach rechts, verschwinden die weißen Stellen. Jetzt stimmt die Belichtung und es gibt keine Beschneidungen. Wie gefällt Ihnen das?

Schritt 6:

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Passen Sie nun die Tiefenbereiche mithilfe des Schwarzreglers an. Ziehen Sie nach rechts, erhöhen Sie die Menge an Schwarz in den dunklen Tiefen; ziehen Sie nach links, werden die Tiefenbereiche aufgehellt. Ich habe hier ein anderes Foto gewählt, um Ihnen die Wirkung des Schwarzreglers besser zeigen zu können.

(Forts.) Camera Raw Grundlagen

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Schritt 7: Die Erhöhung der Schwarztöne führt zu einer stärkeren Farbsättigung im Foto. Handelt es sich also um ein eher ausgewaschenes Foto (wie im letzten Schritt), ziehen Sie den Schwarzregler nach rechts, bis Farbe und Tiefe zurückkehren. Vergleichen Sie dieses Foto mit dem aus Schritt 6, dann sehen Sie den Unterschied. Okay, kehren wir nun wieder zu unserem Frühstücksfoto zurück.

Schritt 8: Ich sorge mich mehr um die Beschnei­ dung der Lichter, aber es gibt auch eine Beschneidungswarnung für die Tiefen, so dass Sie erkennen, wenn Bereiche so schwarz werden, dass Details verloren gehen. Dabei handelt es sich um das Warndreieck oben links im Histogramm. Klicken Sie auf das Dreieck, erscheinen rein schwarze Bereiche mit blauer Signalfarbe (wie hier zu sehen). Gibt es eine Beschneidung der Tiefen, lässt sich diese nur korrigieren, indem Sie den Schwarzregler wieder nach links ziehen. Ich persönlich verzichte jedoch meistens darauf, weil das Foto dann zu flau aussieht und zu wenig Kontrast besitzt. Ich vermeide es, den Schwarzregler unter den Standardwert von 5 zu ziehen, es sei denn, es geht nicht anders (hier handelt es sich bei den beschnittenen Bereichen nur um Tiefen ohne wichtige Details). Auch hier können Sie den Regler mit gedrückter (†)-Taste (PC: (Alt)) verschieben – der Trick funktioniert hier entgegengesetzt zur Beschneidungswarnung der Lichter; die Vorschau wird weiß und beschnittene Bereiche werden schwarz. 88

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Schritt 9: Es folgt der Helligkeitsregler. Da Sie die Lichter (mit dem Belichtungsregler) und die Tiefen (mit dem Schwarzregler) bereits angepasst haben, passen Sie mit dem Helligkeitsregler alles andere an. (Vergleichen Sie den Regler mit dem Mitteltonregler in der TonwertkorrekturDialogbox in Photoshop.) Von den drei Einstellungen (Belichtung, Schwarz und Helligkeit) nutze ich diese am wenigsten – falls ich den Regler doch einmal verwende, ziehe ich ihn nur minimal nach rechts. Hier zog ich den Regler aber etwas nach links, damit das Foto nicht zu hell wird. Für die Mitteltöne gibt es keine Warnmeldung. Wenn Sie den Regler jedoch weit genug nach rechts verschieben, könnten einige Lichter beschnitten werden.

Schritt 10: Falls Sie die Regler nicht manuell anpassen wollen, können Sie auch auf den AutoButton klicken. Das ist ein Button, der nicht aussieht wie ein Button; es handelt sich einfach um das unterstrichene Wort Auto (hier rot markiert). In der CS3-Version von Camera Raw nannte ich ihn den »Jetztüberbelichten«-Button, in CS4 wurde die Auto-Funktion deutlich verbessert. Klicken Sie auf den Button – das Foto sieht dann entweder besser aus oder nicht. Sollte es nicht besser aussehen, drücken Sie einfach (ï)-(Z) (PC: (Strg)-(Z)), um die Einstellung zu widerrufen. Nutzen Sie dann die Regler Belichtung, Schwarz und Helligkeit manuell. Ich klickte hier auf den Standard-Button (rechts neben Auto), um die Standardwerte von Camera Raw wiederherzustellen; anschließend klickte ich auf Auto. Das Ergebnis sieht nicht wirklich gut aus, deshalb sollten Sie lernen, die Einstellungen manuell vorzunehmen. Camera Raw Grundlagen

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Auto-Korrektur mit Camera Raw

Schritt 1: Sobald Sie in Camera Raw ein Bild geöffnet haben, können Sie die Belichtung ­automatisch korrigieren, indem Sie auf den Auto-Button klicken (rot eingekreist). Obwohl ich in früheren Versio­ nen von Camera Raw die vier AutoCheckboxen schon benutzt habe, finde ich den Auto-Button (seit CS3) nicht wirklich gut – ich weiß nicht, ob es an mir liegt oder an meiner Kamera. Falls Sie die Funktion jedoch ausprobieren und Ihnen die Ergebnisse gefallen (hey, kann ja sein), wollen Sie sie vielleicht auf alle Bilder anwenden.

Schritt 2: Klicken Sie dazu in der Werkzeugleiste auf das Icon Voreinstellungen (das dritte von rechts) und aktivieren Sie die Checkbox Automatische Farbkorrektur anwenden (in der Abbildung zu sehen). Klicken Sie anschließend auf OK. Camera Raw bewertet ab sofort jedes Bild und versucht es zu korrigieren. Falls Ihnen die Tonwertkorrekturen nicht gefallen, ­klicken Sie auf den Standard-Button, rechts neben dem Auto-Button (der jetzt verblasst dargestellt ist, da Sie ihn ja bereits angewendet haben).

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Falls Sie mit der manuellen Bearbeitung Ihrer Bilder nicht so ganz glücklich sind, bietet Camera Raw auch eine Auto-Funktion, mit der die Belichtung des Bildes korrigiert wird (inklusive Tiefen, Fülllicht, Kontrast und Reparatur). Falls Ihnen die Ergebnisse gefallen, ändern Sie die Voreinstellungen. Dann passt Camera Raw alle Fotos, die Sie öffnen, automatisch an. Ja, wenn diese Funktion nur besser funktionieren würde …

Machen Sie Ihre Fotos knackiger

Das ist eine meiner Lieblingsfunktionen in Camera Raw. Immer wenn ich sie in einem Seminar vorführe, ernte ich lauter »Ooohhs« und »Ahhhhs«. Ich glaube, das liegt daran, dass man mit nur einem Regler ein Bild deutlich verbessern kann. Mit dem Klarheit-Regler wird der Mitteltonkontrast verstärkt, so dass das Bild mehr Ausdruck erhält, ohne dass es scharfgezeichnet wird (so wie bestimmte Gradationskurven in Photoshop zu mehr Biss und Schärfe führen können).

Schritt 1:

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Den Klarheit-Regler finden Sie unten rechts in den Grundeinstellungen von Camera Raw (über den Reglern Dynamik und Sättigung). Um die Effekte dieses Reglers besser zu sehen, wählen Sie eine Vergrößerung von 100%, indem Sie doppelt auf das Zoom-Werkzeug in der Werkzeugleiste klicken (die Lupe). Hier zoomte ich nur auf 50% in das Bild, damit Sie mehr vom Bild erkennen.

Schritt 2: Der Klarheit-Regler ist wirklich idiotensicher – ziehen Sie ihn einfach nach rechts, um die Klarheit des Bildes zu verstärken (vergleichen Sie das obere und das untere Bild). Jedem Bild, das ich bearbeite, weise ich eine Klarheit zwischen +25 und +50 zu. Enthält das Bild viele Details, gehe ich sogar bis auf +75 oder +80 hoch, wie hier zu sehen. Handelt es sich eher um ein weiches Motiv, beispielsweise das Porträt eines Kindes, verzichte ich darauf.

(Forts.) Camera Raw Grundlagen

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Schritt 3:

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Die CS4-Version von Camera Raw ist die erste Version, die eine negative Klarheit anbietet. Sie können also einen Wert unter Null anwenden, um weiche Effekte zu erzeugen. Sie sehen hier das Originalbild ohne negative Klarheit.

Schritt 4: Ziehen Sie nun den Klarheit-Regler nach links (um einen negativen Wert einzustellen) und achten Sie auf die Haut; sie wird deutlich weicher. Natürlich sieht auch der Rest des Bildes weicher aus. In Kapitel 4 lernen Sie, wie Sie nur die Haut einer Person weichzeichnen, der Rest des Bildes jedoch scharf bleibt.

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Gegenlichtfotos mit dem Fülllichtregler korrigieren

Wenn Sie es mit einem Gegenlichtfoto zu tun haben (irgendwann passiert das jedem einmal – entweder absichtlich oder aus Versehen), werden Sie den Fülllicht-Regler lieben lernen. Der Fülllicht-Regler wirkt im Gegensatz zur Tiefen/ Lichter-Einstellung in Photoshop nicht nur natürlicher, Sie können auch ganz viel Fülllicht anwenden und das Foto sieht immer noch gut aus. Sie müssen nur einen kleinen Trick beherzigen, aber der könnte einfacher nicht sein.

Schritt 1:

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Hier sehen Sie ein typisches Bild, das bei Sonnenuntergang aufgenommen wurde. Es sind zwar einige Details zu erkennen, jedoch befinden sich diese fast alle in den Tiefen.

Schritt 2: Ziehen Sie den Fülllichtregler nach rechts, um die mittleren Tiefenbereiche aufzuhellen und Details erkennbar werden zu lassen (wie in der Abbildung zu sehen).

(Forts.) Camera Raw Grundlagen

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Schritt 3: Falls Sie den Fülllicht-Regler etwas zu weit nach rechts gezogen haben (wie hier), führt das dazu, dass die tieferen Tiefen etwas ausgewaschen erscheinen. Habe ich den Regler wie hier etwas zu weit geschoben, ziehe ich den Schwarzregler meist noch etwas nach rechts (siehe Abbildung), um die Farbsättigung wieder etwas zu verstärken. Es gibt jedoch einen Unterschied bei der Bearbeitung von Raw- und JPEG/ TIFF-Bildern: Bei Raw-Bildern beträgt der Standardwert für den Schwarzregler 5 – Sie ziehen den Regler dann einfach auf 7 oder 8. Bei JPEG- oder TIFF-Bildern beträgt der Standardwert 0 – ich ziehe den Regler dann auf einen Wert von etwa 7. Natürlich ist jedes Bild anders, Sie sollten den Schwarzregler jedoch nie über diese Werte hinausziehen (je weiter Sie den Fülllicht-Regler ziehen, desto stärker müssen Sie mit Schwarztönen kompensieren).

Schritt 4: Hier sehen Sie einen Vorher-NachherVergleich. Am Bild wurden nur zwei Einstellungen vorgenommen: (1) Ich zog den Fülllicht-Regler auf 78 und (2) den Schwarzregler auf 7.

Vorher: Das Motiv im Schatten

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Nachher: Korrektur mit dem Füllicht- und Schwarzregler

Kontrast mithilfe von Gradationskurven anpassen

Wenn es darum geht, den Kontrast eines Bildes zu verbessern, vernachlässige ich den Kontrastregler in den Grundeinstellungen eigentlich völlig, weil er nicht gut genug ist (wie im Photoshop-Befehl Helligkeit/Kontrast vor der Version CS3). Stattdessen arbeite ich lieber mit der Gradationskurve. Probieren Sie es aus, auch Sie werden den Kontrastregler so schnell nicht wieder anfassen.

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Schritt 1: Nachdem Sie Belichtung und Tonwerte korrigiert haben, können Sie den Kon­ trast verbessern. Klicken Sie dazu auf das Gradationskurven-Icon (das zweite von links). Es gibt zwei verschiedene Arten von Kurven in Camera Raw: die Punktkurve und die parametrische Kurve. Wir beginnen mit der Punktkurve, ­klicken Sie also auf den entsprechenden Reiter. Hier sehen Sie das Foto ohne Kontrastverbesserung. Beachten Sie, dass im Popup-Menü Gradationskruve die Option Linear ausgewählt ist (die Kurve ist schnurgerade und noch nicht bearbeitet).

Schritt 2: Die Standardeinstellung ist Mittlerer Kontrast. Falls Sie einen dramatischeren Kontrast erzeugen wollen, wählen Sie aus dem Popup-Menü die Option Starker Kontrast (siehe Abbildung). Vergleichen Sie das Bild jetzt mit der Version aus Schritt 1. Die Kurve ist jetzt wesentlich steiler, und je steiler eine Kurve, desto stärker ist der erzeugte Kontrast.

(Forts.) Camera Raw Grundlagen

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Schritt 3: Falls Sie bereits mit Photoshops Grada­ tionskurven vertraut sind und eine eigene Kurve anlegen wollen, wählen Sie zunächst eine der Vorgaben aus und verschieben Sie dann einfach die Punkte der Kurve (Sie können klicken und ziehen oder die Punkte anklicken und dann mit den Pfeiltasten auf der Tastatur verschieben). Wenn Sie von Null beginnen wollen, wählen Sie die lineare Kurve. Um einen neuen Punkt zu erstellen, klicken Sie einfach auf die Kurve; um einen Punkt zu entfernen, klicken Sie ihn an und ziehen Sie ihn aus der Kurve.

Schritt 4: Wenn Sie eine Kurve erstellt haben, die Sie später auch auf andere Fotos anwenden wollen, speichern Sie diese einfach als Vorgabe. Klicken Sie dazu oben in der Reihe der Icons auf das letzte in der Reihe, um die Vorgaben-Palette einzublenden. Klicken Sie im Anschluss auf das Icon Neue Vorgabe (das aussieht wie Photoshops Icon für Neue Ebene). Es öffnet sich die Dialogbox Neue Vorgabe. Falls Sie nur die Kurveneinstellungen speichern wollen, wählen Sie aus dem Menü Teilmenge die Option Punktkurve (wie in der Abbildung zu sehen). Geben Sie der Vorgabe einen passenden Namen und klicken Sie anschließend auf OK.

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Schritt 5: Sollten Sie mit der Punktkurve nicht so zurecht kommen, probieren Sie die parametrische Kurve – dort passen Sie die Kurve mithilfe von Reglern und nicht von Punkten an. Diese Technik ist bei Fotografen sehr beliebt, weil sie so einfach ist und selten zu schlechten Fotos führt. Wenn Sie auf das Gradationskurven-Icon klicken, erscheint zuerst die parametrische Kurve. Es gibt vier Regler, mit denen Sie vier unterschiedliche Bereiche der Kurve bearbeiten. Bevor Sie die Regler verschieben, will ich Sie aber noch darauf hinweisen, dass die hier gemachten Änderungen zusätzlich zur Punktkurve mit mittlerem Kontrast angewendet werden. Falls Sie mit diesem Werkzeug bei Null beginnen wollen, aktivieren Sie die Punktkurve, stellen Linear ein und wechseln wieder zu Parametrisch.

Schritt 6: Der Lichterregler kontrolliert den Lichter­ bereich der Gradationskurve (den oberen Bereich) – verschieben Sie den Regler nach rechts, biegen Sie die Kurve nach oben, die Lichter werden heller. Direkt darunter befindet sich der Regler Helle Farbtöne (für den Bereich zwischen den Mitteltönen und den Lichtern). Nach rechts verschoben wird dieser Teil der Kurve steiler, die oberen Mitteltöne werden verstärkt. Die anderen beiden Regler funktionieren identisch, eben nur für die unteren Mitteltöne und die Tiefen. Denken Sie daran, dass Sie diese Bereiche aufhellen, wenn Sie die Regler nach rechts verschieben. Um den Kontrast zu verstärken, müssen Sie sie stattdessen etwas nach links ziehen. Hier verschob ich die beiden oberen Regler leicht nach rechts und die unteren beiden etwas nach links (siehe Abbildung). (Forts.) Camera Raw Grundlagen

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Schritt 7: Einer der Vorteile der parametrischen Kurve ist, dass Sie mit den Reglern direkt unterhalb der Kurve einstellen können, wie groß die einzelnen Helligkeitsbereiche sind, die von den Reglern darunter verändert werden. Wenn Sie beispielsweise den rechten Regler nach rechts verschieben (wie hier zu sehen), vergrößern Sie den Bereich, der vom Regler Helle Farbtöne kontrolliert wird. Der Lichterregler hat jetzt weniger Einfluss – der äußere Teil der Kurve wird abgeflacht und der Kontrast verringert. Verschieben Sie denselben Regler stattdessen nach links, vergrößern Sie den Lichterbereich und verstärken somit den Bildkontrast. Hinweis: Kurz nach der Auslieferung von CS4 veröffentlichte Adobe ein Camera Raw-Update mit dem neuen Zielkorrekturwerkzeug, das Sie u.a. in der parametrischen Kurve einsetzen können (siehe Seite 214). Eine weitere Verbesserung: Sie können einen Schnappschuss des aktuellen Bildes erstellen (wie in Photoshops Protokoll-Bedienfeld). Wenn Sie tolle Einstellungen vorgenommen haben, speichern Sie einen Schnappschuss.

Schritt 8: Falls Sie einen außergewöhnlichen Kontrast erreichen wollen (beispiels­ weise bei Schwarzweißbildern), sollten Sie eine möglichst steile Kurve erzeugen (natürlich, ohne dabei das Foto zu ­ruinieren). Ziehen Sie die oberen beiden Regler nach rechts und die unteren beiden nach links und komprimieren Sie die Tonwertbereiche. Ziehen Sie dazu die beiden äußeren Regler nach innen (wie in der Abbildung zu sehen) – die Kurve wird deutlich steiler. 98

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Freistellen und gerade ausrichten

Es gibt einen deutlichen Vorteil, wenn Sie Ihre Fotos bereits in Camera Raw freistellen und nicht erst in Photoshop CS4, denn Sie können jederzeit zum nicht freigestellten Bild in Camera Raw zurückkehren. Das gilt auch für JPEGs und TIFFs, so lange Sie die Originale noch nicht überschrieben haben. Um das zu vermeiden, ändern Sie beim Speichern solcher Dateien den Dateinamen (so bleibt das Original erhalten). Bei Raw-Bildern müssen Sie sich darüber jedoch keine Gedanken machen, hier lassen sich die Originale nicht überschreiben.

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Schritt 1: Das sechste Werkzeug in der Werkzeug­ leiste von Camera Raw ist das Freistel­ lungswerkzeug ((C)). Standardmäßig funktioniert es wie das in Photoshop (klicken und ziehen Sie um den Bereich, den Sie freistellen wollen). Allerdings bietet es einige Funktionen, die Ihnen in Photoshop nicht zur Verfügung stehen – beispielsweise einige Vorgaben. Klicken Sie dazu auf das Werkzeug und halten Sie die Maustaste gedrückt, bis das PopupMenü erscheint (hier zu sehen). Wenn Sie eine der Vorgaben wählen, wird die Freistellung auf eine bestimmte Größe beschränkt. Wählen Sie beispielsweise 2 zu 3, erhalten Sie dasselbe Seitenverhältnis wie das unbeschnittene Foto.

Schritt 2: Hier wurde die 2-zu-3-Freistellung angewendet. Der Bereich, der nach der Freistellung verschwindet, erscheint verblasst – der klare Bereich innerhalb des Freistellungsrahmens ist das freigestellte Foto. Wollen Sie die freigestellte Version sehen, bevor Sie Camera Raw verlassen (neu in CS4), aktivieren Sie einfach ein anderes Werkzeug. (Forts.) Camera Raw Grundlagen

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Schritt 3: Wenn Sie das freigestellte Foto später erneut in Camera Raw öffnen, sehen Sie die freigestellte Version. Um den Freistellungsrahmen wieder aufzurufen, klicken Sie auf das Freistellungswerkzeug. Um den Rahmen endgültig zu entfernen, drücken Sie (Esc) oder (Ï_) oder wählen Sie Löschen im WerkzeugPopup-Menü. Falls Sie Ihr Foto auf eine spezielle Größe freistellen wollen (z.B. 10 x 13 cm), wählen Sie aus dem PopupMenü Benutzerdefiniert. Sie können in Zoll, Zentimeter oder Pixel freistellen.

Schritt 4: Wir werden hier einen eigenen Freistel­ lungs­rahmen aufziehen. Geben Sie Ihre gewünschten Werte ein und klicken Sie auf OK. Ziehen Sie dann den Freistel­ lungsrahmen auf, die Abmessungen entsprechen genau Ihren Vorgaben. Klicken Sie im Anschluss auf irgendein anderes Werkzeug in der Werkzeugleiste, um die Freistellung des Bildes zu sehen (siehe Abbildung). Wenn Sie auf Bild öffnen klicken, wird das freigestellte Bild in Photo­ shop geöffnet. Klicken Sie stattdessen auf den Button Fertig, schließt Camera Raw das Foto und lässt es unberührt – der Freistellungsrahmen bleibt jedoch erhalten.

Tipp: Die Bildgröße Die Größe des Fotos (und andere Infos zum Foto) wird direkt unter der CameraRaw-Vorschau angezeigt (blauer Link). Wenn Sie einen Freistellungsrahmen aufziehen, wird die dort dargestellte Größe automatisch an den Freistellungs­ rahmen angepasst. 100

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Schritt 5: Möchten Sie ein freigestelltes JPEG oder TIFF aus Camera Raw heraus speichern (indem Sie unten links auf Fertig klicken), können Sie diese freigestellten Bereiche nur wiederherstellen, wenn Sie das Foto erneut in Camera Raw öffnen. Haben Sie aus dem Format-Popup-Menü vor dem Speichern Photoshop gewählt, erscheint eine neue Option namens Freigestellte Pixel erhalten. Falls Sie diese Option vor dem Speichern aktivieren, sehen Sie das Bild in Photoshop zwar freigestellt, allerdings befindet es sich auf einer separaten Ebene (nicht auf der Hintergrundebene). Der freigestellte Bereich ist also auch noch vorhanden – er ragt nur aus dem sichtbaren Bildbereich heraus. Diesen Bereich bringen Sie zurück ins Bild, indem Sie das Bild innerhalb des Bildbereichs verschieben (probieren Sie es aus – klicken Sie auf das Bild und verschieben Sie es).

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Schritt 6: Falls Sie eine Reihe ähnlicher Fotos besitzen, die gleich freigestellt werden sollen, wird Ihnen Folgendes gefallen: Wählen Sie zunächst alle Fotos aus, die Sie freistellen wollen (in Bridge oder auf dem Computer) und öffnen Sie diese in Camera Raw. Die Fotos erscheinen als Filmstreifen links in der Dialogbox (wie in der Abbildung zu sehen). Klicken Sie auf den Button Alle auswählen (über dem Filmstreifen) und stellen Sie das aktuell ausgewählte Foto frei. Sobald Sie die Freistellung anwenden, wird diese auch auf die anderen Miniaturen übertragen. Links unter jeder Miniatur sehen Sie ein kleines Icon, anhand dessen Sie erkennen, dass die Bilder in Camera Raw freigestellt wurden. (Forts.) Camera Raw Grundlagen

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Schritt 8: Sie sehen das gedrehte Foto erst, wenn Sie es in Photoshop öffnen (dafür müssen Sie auf Bild speichern oder Fertig klicken, um Camera Raw zu schließen. Die Informationen werden mit der Datei gespeichert. Falls Sie die Datei später erneut in Camera Raw öffnen, ist der Freistellungsrahmen noch vorhanden). Falls Sie stattdessen auf Bild öffnen klicken, wird das Foto in Photoshop geöffnet, allerdings sehen Sie nur den Bildbereich innerhalb der Freistellung, der Rest wurde entfernt. Handelt es sich um ein Raw-Foto (oder haben Sie das JPEG oder das TIFF nicht überschrieben), können Sie jederzeit zu Camera Raw zurückkehren und den Freistellungsrahmen entfernen.

Tipp: Freistellung abbrechen Falls Sie den Vorgang abbrechen wollen, drücken Sie die (Esc)-Taste. 102

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Schritt 7: Sie können Ihre Fotos auch freistellen, indem Sie sie gerade ausrichten. Nutzen Sie dazu das Gerade-ausrichtenWerkzeug – ein enger Verwandter des Freistellungswerkzeugs. Damit drehen Sie den Freistellungsrahmen. Wenn Sie das Foto dann öffnen, ist es gerade. Aktivieren Sie das Werkzeug und klicken und ziehen Sie im Bild entlang einer horizontalen Linie (siehe Abbildung). Sobald Sie die Maustaste loslassen, erscheint ein Freistellungsrahmen, der automatisch gedreht wird, so dass Ihr Foto im Anschluss gerade ist (wie in Schritt 8 zu sehen).

Sie wünschen sich den JPEG-Look? Testen Sie die Kameraprofile

Wenn Sie sich schon einmal ein JPEG auf dem Bildschirm Ihrer Digitalkamera angesehen und sich gefragt haben, warum Ihre Raw-Bilder nie so gut aussehen, liegt das vielleicht daran, dass die Kamera bei JPEGs automatisch eine Farbkorrektur, Scharfzeichnung und Kontrastverbesserung etc. vornimmt. Wenn Sie im RawModus fotografieren, verzichten Sie ja auf jede Bildbearbeitung durch die Kamera. Wünschen Sie sich diesen JPEG-Look jedoch als Ausgangspunkt Ihrer RawBearbeitung, dann nutzen Sie die neuen Kameraprofile in CS4.

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Schritt 1: Wenn Sie im Raw-Modus fotografieren, teilen Sie der Kamera mit, dass sie das Foto unangetastet lassen soll, da Sie das Bild selbst in Camera Raw verarbeiten wollen. Jede Kamera arbeitet mit einem eigenen Raw-Format und Adobe Camera Raw bietet nun Kameraprofile basierend auf der Kamera, mit der die Aufnahmen gemacht wurden. (Anhand der eingebetteten EXIF-Daten erkennt das Programm, um welche Kamera es sich handelt.) Wenn Sie auf das Icon Kamerakalibrierung klicken (das dritte von rechts, siehe Abbildung), sehen Sie, dass ein eingebettetes Kameraprofil Ihr Raw-Foto interpretiert. In früheren Camera-Raw-Versionen gab es keine andere Wahl – es blieb nur das Profil von Adobe Camera Raw.

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Schritt 2: Klicken Sie auf das Popup-Menü Name, um ein Menü mit verschiedenen Profilen zu öffnen (siehe Abbildung). Adobe empfiehlt Ihnen zu Beginn Camera Standard Beta 2 (wie hier zu sehen).

Schritt 3: Falls Sie eine digitale Spiegelreflex­ kamera von Nikon oder Canon besitzen, bietet Adobe auch passende Profile zur Kamera, die die verschiedenen Farbaufnahmemodi der Kamera nachempfinden. (Camera Raw liest aus den EXIF-Daten aus, mit welcher Kamera Sie fotografiert haben.) Es gibt fünf Profile für Canon-Kameras und acht für Nikon. (Hinweis: Fotografieren Sie mit einer anderen Kamera, bleibt Ihnen nur Adobe Standard Beta 2. Mithilfe von Adobes kostenlosem DNG Profile Editor – http:// labs.adobe.com können Sie aber auch eigene Profile erstellen.)

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Schritt 4: Hier sehen Sie eine Vorher-NachherAnsicht. Am Foto wurde nur eine Änderung vorgenommen: Ich wählte das Profil Camera Vivid Beta 2 (siehe Popup-Menü im Schritt 3). Dieses Profil empfindet Farbschemata nach, die Sie auch in der Kamera hätten wählen können. Ich nutze die Profile, wenn ich als Ausgangspunkt für meine Bearbeitungen einen JPEG-Look haben möchte, wie er bereits auf dem Kameramonitor erschien.

Vorher: Das Standard-Profil ACR 4.4

Nachher: Das Profil Camera Vivid Beta 2

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