Auch für dieses Jahr gilt: Nichts ist so, wie es scheint. Realität und veröffentliche Meinung sind zwei grundverschiedene Dinge. Bundespräsident Christian Wulff musste nicht wegen seiner angeblichen Verfehlungen zurücktreten, sondern wegen seiner wirklichen Verfehlung, die darin bestand, den europäischen Zwangseinigungsprozess in Gefahr gebracht zu haben. Nachdem die Medien sein ganzes Leben ausgepresst hatten wie eine Zitrone, tröpfelten gerade mal ein paar fadenscheinige Vorwürfe heraus, von denen bislang nichts übrig geblieben ist. Nicht nur der Ruf des Mannes ist vernichtet, sondern auch der letzte Notausgang aus der Euro-Diktatur - nämlich ein Bundespräsident, der aufgrund verfassungsrechtlicher Bedenken die eine oder andere Unterschrift verweigert. Erwähnt irgendein Kabarettist den Namen Wulff, sind ihm zwar billige Lacher sicher, allerdings weiß niemand, warum er überhaupt lacht. Denn Christian Wulff dürfte bereits jetzt die am besten durchleuchtete politische Figur dieses Jahrzehnts sein. Würde man diese Methoden auf das Bundeskabinett anwenden, müsste wohl die Hälfte der Minister und vielleicht auch die Regierungschefin zurücktreten. Kampf gegen den Mann

Aber Vorverurteilungen von Männern sind ohnehin besonders angesagt. Ein weiteres Beispiel ist der Fall des Meteorologen Jörg Kachelmann, der auch 2012 weithin Beachtung fand. Auch hier wurde ein ganzes Leben bis auf den letzten Tropfen ausgequetscht, ohne dass am Ende irgendetwas von den Vorwürfen übrig blieb. Ganz vorne mit dabei: Die »Feministin« und Anti- Männer-Strategin Alice Schwarzer - laut Kachelmann-Anwalt Ralf Höcker eine »Dauerkundin« seiner Kanzlei. An ihrem Treiben zeigt sich, dass es bei Kachelmann eben nicht nur um einen

Kriminalfall ging. An keiner anderen Figur wird so deutlich, um welch menschenverachtende Ideologie es sich beim Feminismus handelt. Um zu suggerieren, »dass Herr Kachelmann trotz seines glasklaren Freispruchs [am 31. Mai 2011] wahrscheinlich doch schuldig sei«, habe die »Frauenrechtlerin« sogar Richteräußerungen erfunden, schrieb Höcker in einem Beitrag für Kachelmanns 2012 erschienenes Buch Recht und Gerechtigkeit.* Schwarzer fing sich, so Höcker, ein halbes Dutzend einstweiliger Verfügungen sowie Ordnungsgelder in Höhe von 4000 Euro ein. Zudem habe sie 14000 Euro Vertragsstrafe an Kachelmanns ersten Verteidiger zahlen müssen. Insgesamt habe Kachelmann vor dem Landgericht Köln nicht weniger als 92 einstweilige Verfügungen gegen diverse Medien erwirkt (Stand: August 2012). Was nicht zuletzt beweist, dass nicht alle Gerichte so unfähig sind wie das Landgericht Mannheim, das Kachelmann angeklagt hatte. Erst Wulff, dann Kachelmann - lauter Unpersonen! Doch genau wie die unterdrückten Nachrichten sind auch die Unpersonen dieser ins Nichts steuernden Gesellschaft besonders interessant. Ein weiteres Beispiel ist der iranische Präsident Mahmud Ahmadinedschad, den ich im April zusammen mit einigen Kollegen besuchte. Während unsere Medien versuchen, Iran zur Blackbox zu machen, die sie nach Belieben etikettieren können, ermöglichte uns diese Reise einen Blick hinter diesen neuen »Eisernen Vorhang«. Iran ist ein erstaunlich modernes und aufgeklärtes Land, und der Islam ist eine uralte Religion, die man nicht in Bausch und Bogen verurteilen kann, sondern erst einmal verstehen muss, bevor man über sie redet. Ein Märchen über Ahmadinedschad habe ich in diesem Jahrbuch noch gar nicht richtiggestellt: nämlich dass er Juden hasse und einer der schlimms-

*Jörg und Miriam Kachelmann: Recht und Gerechtigkeit. Ein Märchen aus der Provinz, München 2012.

ten Antisemiten der Welt sei. Er sei ein »Israelfeind und Antisemit«, weiß zum Beispiel der Tagesspiegel (25.9.2012). Laut Wikipedia gehören »antisemitische Verschwörungstheorien« zu den »Hauptmerkmalen von Ahmadinedschads internationalem Auftreten« (Stand: 20.11.2012). Bei seinen Auftritten vor den Vereinten Nationen »setzte Ahmadinedschad mehrmals voll auf die antisemitische Karte«, hat die »Tagesschau« recherchiert (25.6.2009). Juden lieben Ahmadinedschad

Nicht recherchiert haben unsere Medien, dass sich Juden und Ahmadinedschad mit Respekt, ja mit Verehrung begegnen. Das kommt davon, wenn man Judentum und Zionismus (Nationalbewegung zur Gründung Israels) in einen Topf wirft. Bei einem Treffen in New York überreichte die jüdische Gruppe Neturei Karta Ahmadinedschad schon im Jahr 2007 eine silberne Schale mit der Inschrift: »Möge dieses Geschenk im Auftrag aller Tora- Juden der Welt ein Zeichen der Dankbarkeit für die Liebenswürdigkeit und Liebe sein, die Sie über die Juden und die gesamte Menschheit ausgebreitet haben. Im Auftrag der Tora-Juden der Welt überreicht von Neturei Karta International, New York, USA.« Zuletzt traf man sich am 27. September 2012: »Der Präsident gab dem Leiter der Delegation, Rabbi Moshe Dov Beck, einem Holocaust-Überlebenden, die Ehre, die Konferenz zu eröffnen.« Rabbi Beck bedankte sich dafür, dass Ahmadinedschad sich die Zeit genommen habe, und würdigte dies als Symbol für seine Zuneigung gegenüber den Juden: »Wir sind beeindruckt von der Fürsorge Ihrer Exzellenz für die jüdische Gemeinschaft, die wir selbst bei unseren Besuchen in Iran erfahren haben. Wir besuchten das jüdische Altersheim, das jüdische Krankenhaus, und wir waren in der Matzen-Bäckerei, die für Juden unentbehrlich ist. Außerdem

ist wohlbekannt, dass die jüdische Gemeinschaft ihren eigenen Parlamentsabgeordneten hat, obwohl sie nicht genügend Mitglieder hat, um einen Parlamentssitz zu bekommen.« Ahmadinedschad sagte, es gebe heutzutage viel Unterdrückung durch die Zionisten. Besonders schlimm sei, dass diese sich Juden nennen und ihre schrecklichen Taten mit dem Judentum rechtfertigen würden (»President of Iran meets with delegation of Rabbis, New York City, September 27, 2012«, www.nkusa.org). Köpfe rollen beim Geheimdienst

Ein weiteres Thema war der immer fadenscheiniger werdende Terrorismus. Seien es die Attentate von Toulouse und Montauban im März 2012, die Präsident Nicolas Sarkozy fast das Amt retteten, seien es Amokläufe wie der von Aurora, USA, der im Juli 2012 im Vorfeld der Entscheidung über geplante Waffenverbote und kontrollen stattfand, oder sei es die angebliche Terrorserie des NSU: Überall schimmern der Staat und seine Organe als eigentliche Drahtzieher durch. In Deutschland betrieben die Verfassungsschutzbehörden in Sachen NSU Beweismittelvernichtung im großen Stil - ein typisches Täterverhalten. Reihenweise zogen Verfassungsschutzbehörden die Notbremse und schredderten ihre Akten, um die eigene Verstrickung in das Konstrukt NSU und die zehn Morde zu vertuschen. Die Geheimdienstapparate glichen Eidechsen, die in der Gefahr den Schwanz abwerfen bzw. den Kopf. Lieber opferten sie durch dieses offensichtlich kriminelle Verhalten reihenweise ihre Chefs, als den gesamten Apparat in Gefahr zu bringen. Am 14. November 2012 trat bereits der fünfte bundesdeutsche Verfassungsschutz-Boss zurück, nämlich die Leiterin des Berliner Landesamtes für Verfassungsschutz, Claudia Schmid. Wobei sich einmal mehr die Frage stellt, wie der deutsche »Untergrund« eigentlich wirklich aussieht. Würde man sich mit der »Terrorzelle NSU« beschäftigen, würde man

nämlich erstaunt feststellen, dass diese keineswegs im Untergrund lebte. Der Name »Nationalsozialistischer Untergrund« ist daher schon falsch. Wenn, dann müsste es »Nationalsozialistischer Vorgarten« oder »Nationalsozialistische Grillparty« heißen. Denn schließlich führte man viele Jahre lang für jeden sichtbar ganz offen ein beschauliches Leben in einer überschaubaren Nachbarschaft. Selbst Bild.de war dies aufgefallen: »13 Jahre zogen die Killer-Nazis eine Blutspur durch Deutschland. Im Untergrund, wie die Ermittler anfangs behaupteten, bewegten sie sich dabei nicht. Im Gegenteil: Die NSU-Mörder lebten völlig unbehelligt, fuhren in den Urlaub, pflegten Freundschaften, gingen auf Stadtfeste« (5.11.2012). Auf diese Weise soll der angebliche Untergrund des NSU nur von einem viel schlimmeren Untergrund ablenken, nämlich vom Untergrund der Geheimdienste, in denen Zehntausende von Dunkelmännern als Staat im Staate konspirieren, finanziert durch Steuergelder und ohne wirksame Kontrolle. Ihre Struktur ist weitgehend geheim, ihre Mitarbeiter sind inkognito, zu ihrer »Kontrolle« gibt es eine parlamentarische »Schnittstelle«, deren Beratungen ebenfalls geheim sind: das Parlamentarische Kontrollgremium (PKG). Es gleicht einem finsteren parlamentarischen Hinterhof, in dem die sauberen Abgeordneten mit den Dunkelmännern gemeinsame Sache machen. Eine »aufgefrischte« Erinnerung

Aber gegen die überlebende »Terrorfrau« Beate Zschäpe wurde doch noch Anklage erhoben! Und zwar wegen Mordes! Und das ist seltsam, denn noch vor Monaten hatten die Ermittler so wenig gegen sie in der Hand, dass sie die Frau vor lauter Verzweiflung des Mordversuchs an einer Nachbarin beschuldigten, die durch die Brandstiftung an dem Wohnhaus in Zwickau (4.11.2011) in Gefahr geraten sei. Woher kam nun plötzlich die Gewissheit der Ankläger, dass Zschäpe doch an zehn Morden beteiligt war? Steckt dahinter nicht lediglich das verzweifelte Bestreben der

»Ermittler«, einen Sündenbock für die Attentate vorzuweisen? Als Beweismittel soll eine Zeugin dienen, die Zschäpe 2005 am Tag des Mordes an dem Dönerbudenbesitzer Ismail Ya§ar in Nürnberg gesehen haben will. Mit dieser Zeugin ist das jedoch so eine Sache. Denn als sie laut Zschäpes Anwalt im Tatjahr 2005 nach ihren Wahrnehmungen befragt wurde, habe sie lediglich zwei Männer erwähnt. Erst bei einer »Nachvernehmung« durch die Bundesanwaltschaft sei ihr offenbar plötzlich eingefallen, auch eine Frau gesehen zu haben, nämlich Beate Zschäpe (»Panorama«Website, 17.11.2012). »Auch Bildung geht durch den Magen«

Die Magen-Darm-Epidemie an Schulen und Kindertagesstätten im Osten war vielleicht ein nützlicher Weckruf. Wir dürfen nicht länger zulassen, dass unsere Kinder, die tagsüber ohnehin ihres Zuhauses beraubt sind, mit Billigessen von profitgierigen Multis abgefüttert werden. Einen Hoffnungsschimmer gab es: Am 9. November 2012 eröffnete der Drei-Sterne-Koch Johann Lafer im rheinlandpfälzischen Bad Kreuznach eine Schulmensa für ein Gymnasium mit 1200 Schülern. Denn »auch Bildung geht durch den Magen«, hat die rheinland-pfälzische Bildungsministerin Doris Ahnen (SPD) erkannt. »Wir betreiben hier Unterstützung von Bildung in Form von Essen«, illustrierte auch Lafer den von Politikern bisher glatt übersehenen Zusammenhang. Mit dem Modellprojekt »soll beispielhaft erprobt werden, ob und wie sich Emährungssituation und -verhalten der Schulkinder durch ein entsprechendes Verpflegungsangebot in Verbindung mit Ernährungsbildung verbessern lassen«. Denn zwar ist Essen nicht alles, aber ohne das richtige Essen ist alles nichts. Vielleicht ist dieses Thema überhaupt ein Ansatzpunkt, um sich wieder auf die »Essentials« zu besinnen und unsere Schulen und letztlich unser Bildungssystem wieder in Ordnung zu bringen. Man kennt das ja: Kauft man ein neues Möbelstück, fällt einem plötzlich auf, wie

alt und hässlich die alten Möbel sind, und man fangt an, die ganze Wohnung umzugestalten. Das gegenwärtige Schul- und Kitaessen ist schließlich nur Ausdruck des gesamten Systems. Dabei ist von höchster Bedeutung, wie eine Gesellschaft ihre Kinder behandelt. Das Essen ist nur ein Symptom und ein Symbol dafür, wie wir mit unseren Kindern, ihrem Wohlbefinden und ihrer Bildung umgehen. Das Essen ist nicht anders als die Lehrpläne, die Inhalte und die nicht wenigen Lehrer, die auf Qualität ebenfalls schon längst keinen Wert mehr legen oder gar nicht wissen, wie effektive und hochwertige Pädagogik aussieht. Von Wahnsinnsprojekten wie der sogenannten Inklusion ganz zu schweigen. Deutschland braucht wieder ein funktionierendes und straff organisiertes Bildungssystem und nicht das Desaster, das unsere Bildungspolitiker in den letzten Jahrzehnten angerichtet haben. Wobei Lafers Projekt, so begrüßenswert es ist, nur eine Notlösung sein kann. Denn ebenfalls Schluss sein muss mit der staatlichen Zwangserziehung in Kindergärten und Schulen. Während man immer mehr Frauen in Arbeitsverhältnisse komplimentiert, sollen folgerichtig immer mehr Kinder in staatliche Einrichtungen gesteckt werden. Welcher Plan dahintersteckt, wird anhand der Hysterie deutlich, mit der grüne und »sozialdemokratische« Politiker 2012 dem Betreuungsgeld begegneten: Alles, was dazu beiträgt, dass Kinder zu Hause erzogen werden, ist des Teufels. Woran man sieht, dass die staatliche Erziehung des Nachwuchses bei den Parteien des rot-grünen Spektrums unverzichtbarer Teil der Agenda ist. Unter dem Deckmantel der »Unterstützung« für berufstätige Eltern soll die elterliche Erziehung abgeschafft und sollen die Kinder ihren Eltern und Familien entfremdet werden. Nachdem alternative Medien und Autoren seit Jahren über diese Strategie berichten, haben das 2012 vereinzelt auch Massenmedien kapiert: »Kinder in die Krippe Mütter in die Produktion?«, lautete beispielsweise der Titel einer Maybrit-Illner-Sendung am 22. November 2012. Orwell lässt grüßen. Das

Betreuungsgeld wird da zum Casus Belli zwischen verschiedenen Gesellschaftskonzepten — einem freiheitlichen und einem kryptostalinistischen. Jeder soll nach seiner Fasson selig werden

Und weil wir gerade dabei sind: Es stimmt auch nicht, dass in Deutschland 220 000 Kita-Plätze fehlen, wie man 2012 in den Zeitungen lesen konnte. Vielmehr fehlen 220 000 Eltern, die genügend Zeit haben, sich um ihren Nachwuchs zu kümmern und ihm mittags ein Essen hinzustellen. Das heißt: In Wirklichkeit fehlen Millionen solcher Eltern, deren Kinder bereits dem verfallenden staatlichen Bildungssystem ausgeliefert sind und die es zurückzuholen gilt. Voraussetzung dafür ist natürlich ein Ende jener Propaganda, die Frauen einredet, genau so viel arbeiten zu müssen wie Männer oder noch mehr. Eine Propaganda, die seitens des Staates und seiner Medien nur betrieben wird, um an die Kinder »heranzukommen«. Dabei ist diese Republik bereits hinter Friedrich den Großen (17121786) zurückgefallen, dessen 300. Geburtstag 2012 begangen wurde. »Jeder soll nach seiner Fasson selig werden«, lautete das Motto des Preußenkönigs. Stattdessen werden Frauen (und auch Männer) heute pausenlos bearbeitet, sich andere Rollen und andere »Lebensstile« anzueignen, bei denen am Ende durch den Zerfall der Familie Kinder, Erwachsene und Senioren vereinzeln, bis schließlich alle feststellen, dass der Staat kein Ersatz ist. Der konkurriert zwar noch als Versorger gegen die Familie, aber nur, solange es letztere noch gibt. Bis dahin gaukelt er den Menschen vor, dass sie ihre Familie gar nicht brauchen. Und erst wenn die Familie weg ist, werden sie merken, dass der Staat nicht ihr Freund ist. Eine ebensolche Lüge ist die Mär von den »fehlenden Facharbeitern«. Und das ist wirklich ein ganz erstaunlicher Fall. Noch vor dreißig Jahren wäre die Antwort der Politiker auf den angeblichen »Facharbeitermangel« gewesen: Wir brauchen mehr Kinder und

ein hochentwickeltes Bildungssystem, das sie zu Facharbeitern ausbildet. Heute wird erstaunlicherweise peinlich vermieden, genau diesen natürlichen Lösungsansatz auch nur zu erwähnen. Stattdessen wird als einzige »Lösung« propagiert: Wir müssen mehr ausländische Arbeitskräfte ins Land holen. Man spürt die Absicht und ist verstimmt. Ein Dorf in der örtlichen Turnhalle

Ein weiteres großes Thema dieses Jahres war die »Krise Europas«. Und auch das ist eine Lüge. Denn dabei handelt es sich gar nicht um eine Krise Europas, sondern nur um eine Krise der aufoktroyierten künstlichen Strukturen, Währungen und Bürokratien. Es ist keine Krise Europas, sondern eine Krise der europäischen Politiker, die mit einer Krise der Völker überhaupt nichts zu tun hat bzw. diese letztere erst verursacht hat. In Schwierigkeiten stecken die europäischen Nationen nur durch die EU. Wenn überhaupt, dann haben die EU und der Euro die europäischen Staaten an den Abgrund geführt, indem sie gleichmachten, was nicht gleichzumachen ist. So wie der ganze Globus war auch Europa früher in einzelnen Zellen (Nationen) organisiert, ähnlich wie ein Dorf in Familien organisiert ist. Ihre Einfamilienhäuser konnten diese »Familien« einrichten und gestalten, wie sie wollten. Die Europäische Union gleicht hingegen dem Versuch, das ganze Dorf in der örtlichen Turnhalle einzuquartieren. Das Problem ist also nicht die individuelle Organisation; es sind die Großmachtfantasien der Politiker, ob diese nun den Namen Hitler, Stalin oder den irgendeines Euro-Politikers tragen. Nach der Sowjetunion und dem »Tausendjährigen Reich« war die Europäische Union im 20. Jahrhundert der dritte Versuch, ein europäisches Großreich zu errichten, diesmal allerdings nicht durch Waffengewalt und Unterdrückung, sondern durch Geld (Subventionen) und gute Worte (Sonntagsreden, Feierlichkeiten, Anbetung des Euro). Eine durch und durch »jesuitische Methode«, wie man in

Drahtzieher der Macht nachlesen kann.* Wie an den zunehmend totalitären Zügen dieser »EUdSSR« zu sehen ist, wird das Ergebnis dasselbe sein. Schon jetzt grassieren in den europäischen Mitgliedsstaaten Arbeitslosigkeit, Armut, Zwietracht und Zerstörung. Also genau das, was die Europäische Union eigentlich abschaffen sollte. Dabei ist das nur der Anfang. Denn diesen Erscheinungen muss natürlich mit mehr Gesetzen, Überwachung und Repression begegnet werden. Die Auflösung der ursprünglichen nationalen Organisation wird aber in die Katastrophe führen, so wie die Auflösung der Zellen in einem lebenden Körper diesen zerstört. Dabei war Europa schon immer eine Einheit mit einer, wenn auch schwachen Identität. Diese Identität konstituierte sich erst auf einer kontinentalen Ebene bei der Begegnung mit Asien, Afrika oder Amerika. In diesem Moment empfand man sich nicht nur als Deutscher, Italiener oder Franzose, sondern auch als Europäer. In Europa dagegen standen die nationalen Identitäten im Vordergrund. Und »groß« konnte Europa nur durch seine vielfältige und individuelle Organisation werden, in der Italiener, Franzosen, Deutsche, Spanier, Polen und viele andere ihre eigenen Besonderheiten entwickeln konnten, sei es auf dem wissenschaftlichen oder dem kulturellen Sektor. Europa war wie ein geschliffener Diamant mit zahlreichen Facetten, die durch scharfe Kanten voneinander abgegrenzt sind. Es leuchtet wohl ein, dass sich diese Vielfalt der Ideen und Kulturen in einem einheitlichen Riesenstaat dramatisch reduzieren wird, was sich natürlich auch auf die wirtschaftliche Konkurrenzfähigkeit des Kontinents insgesamt auswirken wird. Es steht jedoch zu befurchten, dass die neostalinistischen Strukturen mit ihrem Feigenblatt-Parlament in Straßburg beispielsweise die »Euro-Rettung« »bis zum bitteren Ende« fortführen wollen, wie der renommierte Staatsrechtler Drahtzieher der Macht. Die Bilderberger Verschwörung der Spitzen von Wirtschaft, Politik und Medien, München 2010.

Karl-Albrecht Schachtschneider bemerkte. Wie an dem Begriff »Euro-Rettung« unschwer zu erkennen ist, geht es dabei nicht um die Menschen oder um Europa, sondern um ein abgehobenes und abstraktes Produkt in Gestalt einer künstlich geschaffenen internationalen und »kommunistischen« Währung. Die Erzwingung des europäischen Superstaates

Und weil wir in diesem Kapitel auch von »Trends« reden wollen: Schachtschneider ist der Meinung, »dass man mit der Euro- und Euro-Rettungspolitik in Wirklichkeit den europäischen Staat erzwingen will«, so der Staatsrechtler in einem YouTube-Beitrag 2012. »Also wird die politische Union entgegen Vertrag und Verfassung aufgebaut. (...) Diese Politik wird unvermeidlich in den wirtschaftlichen Niedergang aller Völker führen.« Was im Süden Europas bereits erkennbar sei und auch Deutschland »mit in den Abgrund ziehen« werde. »Man wird die Bürger dann in jeder Weise in Anspruch nehmen ihre Vermögen, die ja nicht gering sind. Man spricht von neun Billionen privaten Vermögen, an kurzfristigen Einlagen spricht man von zwei Billionen. Die werden in Anspruch genommen werden durch Kontosperrungen; aber auch die Grundschuldvermögen werden durch Zwangsanleihen belastet werden, das haben wir ja alles schon mal gehabt. Das Gold wird beschlagnahmt werden. Man wird ein Goldhandelsverbot aussprechen. Also die Vermögen sind gemäß der Verschuldung eigentlich schon längst verausgabt, sie müssen nur noch in Anspruch genommen werden. Sie sind eigentlich schon verloren, und es ist sehr schwierig, sie irgendwie noch zu retten. Also, die Bürger werden schwer betroffen werden.« Der Niedergang der Wirtschaft werde auch Nöte heraufbeschwören, so Schachtschneider weiter. Vielleicht werde es nicht so

schlimm werden wie 1929, aber zumindest so gravierend, »dass wir eine schwere politische Destabilisierung erwarten müssen«. Gegenkräfte seien noch gar nicht da. Die Bevölkerung werde möglicherweise rebellieren, aber diese Rebellion werde »mit allen Mitteln niedergeschlagen werden, und zwar auch durch ausländische Polizeikräfte«. Diese Truppen seien in Gestalt der »Eurogendfor« (European Gendarmerie Force) bereits aufgebaut. Der Versuch, durch eine Revolution zum Recht zurückzukommen, werde nicht erfolgreich sein, der Umsturz sei »weitestgehend« bereits gelungen. »Wir werden ein Europa erleben, das despotisch, sprich: diktatorisch beherrscht werden wird.« Die einzige Chance bestehe darin, dass sich die Menschen politisch gruppieren, besinnen und anders wählen, denn noch seien die Parlamente funktionsfähig. Damit sie diesen Weg der Europäischen Union, »der weitgehend von den Vereinigten Staaten von Amerika gesteuert ist, beenden, und zurückfinden zu einem europäischen Europa, einem Europa der Völker, der Republiken, die bestmöglich Zusammenarbeiten aufgrund von Verträgen. Aber wir brauchen die Brüsseler Bürokratie nicht. Ich sag mal ganz deutlich: Wir brauchen diese europäische Fahne, die blaue mit den zwölf Sternen, in Europa nicht. Ich möchte die irgendwann in meinem Leben mal nicht mehr hier flattern sehen.« Das heißt, wir Europäer müssen jetzt eine grundsätzliche Entscheidung treffen: Wollen wir unser altes, schillerndes Dorf mit all den bunten Familien zurück, oder wollen wir in einem Einheitsstaat nach dem Muster der Sowjetunion leben? Wes Brot ich ess, des Lied ich sing

Ein weiterer wichtiger Trend dieses Jahres war die strategische Neuausrichtung Russlands und Chinas. Das östliche Machtzentrum zog eine rote Linie in den Sand, und zwar nach innen ge

nauso wie nach außen. In der Außenpolitik wurde die rote Linie in Syrien gezogen, wo man nicht erneut auf von den USA und ihren Verbündeten eingebrachte UN-Resolutionen und »Flugverbotszonen« hereinfallen wollte. In der Vergangenheit wurden derartige Flugverbotszonen lediglich genutzt, um ungestört einen Bombenkrieg gegen das jeweilige Land fuhren zu können. Und der letzte lehrreiche Fall in dieser Sache war Libyen im Jahr 2011. Auf diese Lektion nicht zu reagieren hätte bedeutet, den USA und der NATO das Feld zu überlassen. Und mit »Feld« ist in diesem Fall der Erdball gemeint. Aber die Gesetze dieser globalen Auseinandersetzung verlangten es auch, im Innern eine rote Linie zu ziehen. Dem Treiben vom Ausland bezahlter »Gutmenschen-Organisationen« musste Einhalt geboten werden. Denn im Emst: Was hat irgendjemand davon, wenn von den USA bezahlte »Wahlbeobachter« oder »Menschenrechtler« Russland der Wahlfälschung oder der Menschenrechtsverletzungen anklagen? Objektiv werden solche Beschuldigungen wohl kaum sein - auch hier gilt nämlich das Motto: Wes Brot ich ess, des Lied ich sing. Katastrophen helfen Präsidenten

2012 gab es noch einen weiteren auffälligen Trend: die Nutzung von Katastrophen für Präsidentschafts- oder Parlamentswahlen und andere politische Zwecke. Als Erstes wäre da der französische Präsident Nicolas Sarkozy zu nennen, der versuchte, von den Attentaten von Toulouse und Montauban (März 2012) zu profitieren. Tatsächlich schienen ihm diese Anschläge für seine Situation propagandistisch genau auf den Leib geschneidert zu sein. Der Nächste war US-Präsident Barack Obama, dem rechtzeitig zu den Präsidentschaftswahlen Anfang November 2012 Hurrikan »Sandy« zu Hilfe kam. Und schließlich wäre noch der israelische Ministerpräsident Benjamin »Bibi« Netanjahu zu nennen, dem der neue Gaza-Konflikt im November 2012 gerade recht kam, um sich vor den Parlamentswahlen im Januar 2013 als starker

Mann zu inszenieren und außerdem Palästinenserpräsident Mahmud Abbas den Auftritt vor den Vereinten Nationen zu verderben. Am 29. November 2012 begingen die Vereinten Nationen nämlich den »Tag der Solidarität mit dem palästinensischen Volk«. Denn was kaum noch jemandem bewusst ist: Der Palästinenserstaat ist eigentlich längst beschlossene Sache. Am 29. November 1947 entschied die UN-General-Versammlung, Palästina in einen jüdischen und einen arabischen Staat zu teilen (Resolution 181). Ein Beschluss, den manche allzu gern vergessen machen würden. Aus diesem Anlass wollte Abbas bei den Vereinten Nationen den Beobachterstatus für Palästina beantragen, einen Status, den gewöhnlich eigenständige Staaten erhalten können. Nun aber schadeten die Raketen der Hamas dem Vorhaben. Ja, wäre der neue Gaza-Konflikt nicht »ausgebrochen«, man hätte ihn glatt erfinden müssen. Denn um dieselbe Zeit (13.11.2012) begann auch noch die Exhumierung des am 11. November 2004 unter mysteriösen Umständen verstorbenen ehemaligen Palästinenserpräsidenten Jassir Arafat. Da der Verdacht besteht, dass Arafat vergiftet wurde, soll die Leiche einer toxikologischen Untersuchung unterzogen werden. Der strukturelle Krieg gegen die Menschheit

Der wichtigste und »tödlichste« Trend besteht jedoch in der galoppierenden Auflösung von Grenzen und der gesellschaftlichen Desorganisation. Vier drastische Beispiele wurden uns in diesem Buch vor Augen geführt. Erstens die Auflösung der Kunst durch den von der CIA geförderten »abstrakten Expressionismus« und durch Sprüche wie »Alles ist Kunst«. Wenn Joseph Beuys’ Diktum stimmt, dann ist allerdings nichts mehr Kunst. Zweitens die Zerstörung der globalen Bildungssysteme durch »Inklusion«, also die Aufnahme (geistig) behinderter Schüler in die Regelschulen. Wie wir gesehen haben, wird dies nicht nur für behinderte und nichtbehinderte Schüler verheerende Folgen

haben, sondern am Ende auch für die Bildung und Entwicklung der gesamten Menschheit. Drittens die Auflösung der familiären Organisation und in der Folge die zentrale Betreuung und Abfütterung Zehntausender Kinder. Im Jahr 2012 durften wir die Folgen in Form einer Magen-Darm-Epidemie bei 11 000 Schülern im Osten Deutschlands besichtigen. Viertens die Auflösung der Grenzen zwischen einzelnen menschlichen Körpern durch die sogenannte Organspende (um dieses Thema hier einmal ausschließlich abstrakt zu betrachten). Ein fünftes Beispiel habe ich noch gar nicht erwähnt, und zwar den Irrsinn, den ein Regisseur namens Jan-Philipp Gloger 2012 mit Georg Büchners Drama Leonce und Lena trieb. Einem Bericht von Deutschlandradio Kultur zufolge hat er »sämtliche Figurenbezeichnungen aus dem Stück getilgt und es als einen einzigen durchgängigen Fließtext gelesen, etliche Szenen gestrichen, dafür Passagen aus anderen Büchner-Schriften (aus Briefen zum Beispiel, anderen Dramen oder der Prosa) eingefügt, um diese Textmasse schließlich wieder neu auf zwei Darsteller, eben auf den doppelten Leonce, aufzuteilen.« Damit nicht genug, ist die Hauptperson Prince Leonce männlich und weiblich zugleich. So hat Regisseur Gloger also nicht nur die Grenzen zwischen einzelnen Figuren, sondern auch zwischen verschiedenen Dramen des Dichters sowie zwischen den Geschlechtern aufgelöst. Besser lassen sich Desorganisation und Auflösung kaum noch illustrieren. Der Kampf gegen diese allgegenwärtige strukturelle Auflösung müsste daher eigentlich die wichtigste menschliche Aufgabe der nächsten Jahrzehnte sein, mindestens so wichtig wie der Umweltschutz. Wie gesagt, die soziale Struktur ist nicht irgendetwas, sondern gehört, wie die soziale Organisation bei anderen Säugetieren (z.B. Primaten), zu den Überlebens-Werkzeugen einer hochentwickelten Spezies. Ohne funktionierende soziale Organisation wird die betreffende Art untergehen.