Heißer Sommer

19. Jahrgang

Nr. 8/2014 EVP: 1 Euro

Die Bürgerzeitung aus Marzahn-Hellersdorf Bei der drückenden Hitze im Juli hatten auch Schmetterling und Hummel Durst und sogen kräftig am Blütennektar. Beide tragen zur Bestäubung und somit zum Weiterbestehen der Pflanzenwelt bei. Foto: Dittmann

Inhalt

Handwerks goldener Boden

Künstler-Serie in jot w.d.: Viele Leser werden sich an Sänger und Musiker ihrer Jugendzeit in der DDR erinnern. jot w.d. berichtet, was aus ihnen geworden ist. Heute: Rosemarie Ambé.

Seite 3 Roden trotz Verbot: In einem Grundsatzurteil hat das Oberverwaltungsgericht bereits im vergangenen Jahr das Sommerrodungsverbot bestätigt. Gefällt wird im Bezirk trotzdem; jot w.d. zeigt zwei schlimme Beispiele.

Seite 5 Welt Musik: Im Juli fand im thüringischen Rudolstadt wieder Europas größtes Weltmusikfestival „Tanz- und Folkfest“ statt. Diesmal freute sich jot w.d. über einen Schwerpunkt Tansania, magische Bass-Instrumente und eine ergreifende Eddi Reader.

Seite 6 Kulturhaus adé: Die Pläne für eine Frauensporthalle im Freizeitforum Marzahn weiten sich aus. Wie jot w.d. erfuhr, sollen bald große Teile des gesamten Hauses für die körperliche Ertüchtigung der Damen blockiert werden.

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Können sich freuen: Florian Kuplent von der Urban Chestnut Brauerei aus St. Louis/USA (li.), Larissa Leidener von Brew Dog und Tom Crozier von der Vagabund Brauerei aus dem Wedding erhielten auf der diesjährigen Biermeile Besuch von Bierkönigin Melina. Die Amerikaner vertraten (neben einer Reihe weiterer Firmen) den diesjährigen Schwerpunkt „Craft Beer“. Siehe Seite 2. Foto: Nachtmann Liebe Leser, nur für jene, die diese Zeitung vielleicht zum ersten Mal lesen: Ich zähle (mich) zu den Zeitgenossen, die des Antisemitismus nun wahrlich völlig unverdächtig sind. Ich möchte gleich am Beginn dieser Kolumne zum x-ten Mal darauf hinweisen, dass es einen signifikanten Unterschied zwischen Judentum und seinem „Erez Israel“ und dem real existierenden Staat Israel mit seiner gegenwärtigen Politik gibt. Da ich diese Zeilen schreibe, vermelden die Nachrichten 1900 Tote im Gaza-Krieg, davon knapp 60 israelische Soldaten und 4 israelische Zivilisten, der Rest palästinensische Zivilisten. Sämtlich Zivilisten, denn eine reguläre palästinensische Armee gibt es nicht. Ich möchte an den Beginn dieses nun schon 66 Jahre dauernden Krieges erinnern: Der Ausrufung des Staates Israel am 14. Mai 1948 durch David Ben Gurion (bewusst noch vor einer Uno-Entscheidung) folgte die Kriegserklä-

Tausend Augen für ein Auge, tausend Zähne für einen Zahn rung mehrerer arabischer Staaten gegenüber dem neuen Land, wo wiederum sofort die Nakba (arabisch: Katastrophe), die gewaltsame Vertreibung von 700 000 dort bisher lebenden Palästinensern, begonnen wurde. Ihr Hab und Gut wurde konfisziert, ihre Rückkehr ist bis heute verboten. Einen Hinweis auf deutsche Analogien vor und nach 1945 erspare ich mir. Ein Kernpunkt des Nahost-Konflikts wird in der tagesaktuellen Berichterstattung meist ausgeblendet – das relativ kleine Gebiet (davon noch ein Teil Wüste) und die relativ vielen Menschen. Juden wie Palästinenser verstehen sich als Volk ohne Raum, den einen reicht nicht einmal ihr Staatsgebiet, um alle dort lebenden unterzubringen, die anderen haben nicht einmal einen eigenen Staat. Und können ihn nach Israels Doktrin

auch nicht haben, denn nach der völkerrechtswidrigen Annexion der syrischen Golanhöhen wird auch das Westjordanland als Staatsgebiet beansprucht. Diesen Anspruch abzuwehren, kämpfen Palästinenser mit legalen und illegalen (terroristischen) Mitteln gegen Israel, dessen Existenzberechtigung von arabischen und westlichen Extremisten geleugnet wird. Israels Verteidigungsstreitkräfte (Zva haHagana leJisra’el) halten per „Vorwärtsverteidigung“ dagegen. Allerdings nicht nach dem alttestamentarischen Motto „Auge um Auge, Zahn um Zahn“, sondern mittels des abscheulichsten aller Kriegsverbrechen – dem Völkermord. So wie Josua nach der Eroberung Jerichos alle seine Einwohner umbringen ließ. Bis auf Rahab und ihre Familie. Ehe Sie nun aber schnell zur Bibel greifen, um nachzulesen (Josua 6), wünsche ich Ihnen erst einmal viel Spaß mit dieser 216. Ausgabe von jot w.d. Ihr Ralf Nachtmann

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Aktuell

Orient, Italien und Fernost feiern

Massenware gibt’s genug

Marzahn – Wenn Sultane ihre Palasttüren öffnen, weiß ein jeder: Es wird ein rauschendes Fest. Bei feinster orientalischer Küche, stimmungsvoller Musik oder anmutigen Tänzen lässt es sich prächtig feiern. Für die kleinen Gäste werden magische Märchenstunden und kleine Workshops angeboten. Das „Marhaba bikum“ findet am 10. August, 14-18 Uhr, im und am Orientalischen Garten statt, Eintritt 6/2,50 Euro. Am 30. August, 19.30 Uhr, heißt es vor einer traumhaft illuminierten Kulisse des Italienischen Renaissancegartens wieder „Viva la musica“. Beim Open-AirKlassikereignis dirigert Roland Mell das Berliner Kammer Orchester in sinfonischer Besetzung und folgt mit ihm den Spuren von Wolfgang Amadeus Mozart nach Italien. Diese Konzertreise klingt mit einem Feuerwerk aus. Sitzplatzkarten 26 bis 30 Euro. Am 6. September erwartet die „Göttin des Mondes“ Alt und Jung von 17.30 bis 21.30 Uhr zum diesjährigen Mondfest mit Drachentänzen, funkelnder Laternenparade und einem glitzernden Feuerregen im Chinesischen Garten. In Asien wird der Mond verehrt und lebhaft gefeiert, wenn er am tiefsten Punkt der Mondlaufbahn angekommen ist und am hellsten leuchtet. Eintritt 6/2,50 Euro. RN

Biermeile präsentierte handwerkliche Braukunst Friedrichshain – Ob Handwerk tatsächlich „goldenen Boden“ hat, wie es das Sprichwort behauptet, mag dahingestellt bleiben. Dass noch kein Handwerker durch seiner Hände Arbeit zum Millionär wurde, ist wohl unstrittig. Dennoch findet Handwerkskunst in einem Metier immer mehr Zuspruch, in dem man es nicht unbedingt erwartet hätte: Im Brauereigewerbe. Alte Bierbrauerkunst nimmt seit einigen Jahren (Sie war nie verschwunden!) einen rasanten Aufschwung, insbesondere seit die USA das dort so genannte „Craft Beer“ für sich entdeckten. Auch wenn dort noch immer das „Bud“ mit abermillionen Flaschen den Markt ähnlich beherrscht wie bei uns die Gerstensäfte der Oetkergruppe, hat der kräftiger Zuwachs an handwerklichen Bieren in Übersee nun auch die dortige Bezeichnung, eben Craft Beer, auf den „alten Kontinent“ herüber geschwappt. Wer will da von „amerikanischem Kulturimperialismus“ sprechen, wo das Bierbrauen doch in mitteleuropäischen Landen durch die vergangenen 1000 Jahre zur Blüte reifte. Es nimmt also nicht Wunder, dass in diesem Jahr die Craft Biere in den fachlichen Mittelpunkt des 18. Internationalen Bierfestivals gerückt wurden. Mehr als 300

Besonders großen Zuspruch fanden Biergott Gambrinus (Eberhard Schollmeier) und Bierkönigin Melinda bei den Vertretern des Saigon-Bieres (war auch schon einmal „Festival-Bier“) mit seinen ganz besonders hübschen Hostessen. Das fernöstliche Bier gibt’s auch in „China-Restaurants“. Foto: Nachtmann dieser Sorten aus aller Welt waren neben den großen und bekannten Marken vertreten. Sie bieten ein breites Geschmacksspektrum, weit weg von der Gleichförmigkeit der Massenhersteller. Das reicht von fruchtig-leichten Bieren bis zu ganz stark gehopften Sorten, deren Bitterkeit man leicht als „medizinisch“ bezeichnen mag. Wer ein bisschen probiert, findet bestimmt bald „seine“ Sorte. Übermäßig teuer, wie man vermuten mag, sind die handwerklichen Biere nicht. Auch wenn sol-

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che Spezialitäten wie das Champagnerbier (0,7-Liter-Flasche für 13 Euro) darauf hindeuten mögen. Das „Atlantik Ale“ der Stralsunder Störtebeker-Braumanufaktur beispielsweise kostet nicht mehr als andere „große Marken“, die Millionensummen in die Werbung stecken. Eine sehr interessante Besonderheit bietet die Museumsbrauerei Wippra (heute ein Stadtteil von Sangerhausen im Harz). Dort werden etwa die Maschinen noch von alten Transmissionsriemen aus dem Jahr 1905 angetrieben. Dort

gibt eine „Bierflüsterin“ nicht nur interessierten Frauen einen Einblick in die Braukunst. Dort wird mit dem „Wipprator“ (Vorsicht bei der Aussprache, Verwechslungsgefahr!) ein malzbetonter Doppelbock (8,9 Prozent Alkohol, 18 Grad Stammwürze) gebraut, der es genauso in sich hat. Die Biermeilenbesucher konnten unter den insgesamt gut 2400 Biersorten mehr als 300 solcher handwerklich gebrauter testen. Manch einer mag auf den Geschmack gekommen sein. Ralf Nachtmann

jot w.d. entsteht in gemeinnütziger, ehrenamtlicher Arbeit als Bürgerzeitung für Biesdorf, Hellersdorf, Kaulsdorf, Mahlsdorf und Marzahn. Redakteure und Mitarbeiter erhalten dafür kein Entgelt. Die Redaktion freut sich über Ihre Spenden für die Herausgabe dieser Zeitung genauso wie über Ihre Kritiken, Anregungen, Informationen, Briefe, Artikel, Fotos ...

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IMPRESSUM jot. w. d. Die Bürgerzeitung aus Marzahn-Hellersdorf Herausgeber: Verein zur Unterstützung öffentlicher Diskussion am nordöstlichen Stadtrand e. V. Anerkannt gemeinnützige Körperschaft Müllerstraße 45, 12623 Berlin, Telefon: 56 58 70 99, Email: [email protected] Redaktion: Ingeborg Dittmann, Ulrich Clauder, Ralf Nachtmann (Leitung, Gestaltung und Produktion) Ständige Autoren: L. Schuchert, H. Sandow, H. Stehling, D. Neidigk Anzeigenleitung: Ralf Nachtmann, Tel. 0179-6987186, Abo-Verwaltung: Bernd Preußer, Tel. 56 20 173 Druck: BVZ, www.berliner-zeitungsdruck.de Erscheinungsweise: monatlich; Verkaufspreis 1 Euro; Abo-Preis: 1 Euro, Rechtsanspruch auf Belieferung haben nur Abonnenten Nächste öffentliche Redaktionssitzung: voraussichtlich Freitag, 22. August, Ort und Zeit bitte telefonisch erfragen Die Redaktion behält sich das Bearbeiten von Beiträgen vor. Keine Haftung für eingesandte Beiträge und Fotos. Namentlich gezeichnete Beiträge stimmen nicht in jedem Falle mit der Meinung der Redaktion überein. Vereins- und Spendenkonto: IBAN: DE80 1007 0024 0496 6222 00

Leute

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Siggi wird 70 – mit einem Lächeln im Gesicht Siegfried Trzoß engagiert sich seit über 50 Jahren für den ostdeutschen Schlager Wie macht der Mann das bloß? Heute in Leipzig zu einer Buchlesung, morgen in Neubrandenburg zur Schlagermatinee, tags drauf moderiert er die Schlager-Gala im FFM in Berlin, sitzt Stunden später im Studio von Alex Berlin, um seine wöchentliche „Kofferradio“Sendung vorzubereiten, abends erscheint er gut gelaunt zu unserem Künstler-Stammtisch im Kaulsdorfer „Oberfeld“, danach reist er durch die Lande, um seine Senioren-Talente-Show in mehreren Bundesländern vorzubereiten, Sponsoren zu suchen, zu organisie-

ren, neue Songs im Studio aufzunehmen, Texte zu schreiben, sein Lexikon des Ostschlagers komplett zu überarbeiten, sich für seine Veranstaltungen und Radiosendungen CDs und alte TV- und Funkmitschnitte anzuhören und auszusuchen, Künstler zu überreden, für ein symbolisches Honorar zur Muttertags-Gala, zur Schlagerstunde in der Seniorenstätte oder bei der Langen Nacht der Senioren aufzutreten, zu telefonieren, zu mailen, bei Facebook zu posten, Texte für seine Internetseite zu aktualisieren ... Und dann kümmert er sich auch noch ganz persönlich um alte Bekannte und Freunde, denen es gesundheitlich schlecht geht, fährt durch halb Berlin, um Ärzte und Sozialämter auf Trab zu bringen. Und dabei geht es ihm oft genug gesundheitlich selbst nicht gut. Wie oft „lächelt“ er seine Schmerzen im Knie oder Rücken einfach weg, wenn er auf der Bühne steht und Frohsinn und gute Laune verbreitet! Stets mit einem Lächeln im Gesicht (sein Lebensmotto). Dieses Pensum schafft kein Vierzigjähriger. *** Wirst Du wirklich 70, Siggi? Wer soll Dir das glauben! Na gut, Du bist ein Frühaufsteher. Trotzdem hat der Tag nur 24 Stunden. Wenn ich Dir nachts so gegen 2 Uhr eine Mail schicke, kommt die Antwort meist am nächsten Morgen gegen acht postwendend. Eigentlich bräuchte Dein „Ein-Mann-Unternehmen“ ein paar Mitarbeiter, wenigstens eine Sekretärin. Aber zu Reichtum bist Du nie gekommen, weder als Lehrer in Neuenhagen, noch später, in Deinem „zweiten

Leben“ – als „ehrenamtlicher“ Moderator, eigener Regisseur Deiner Veranstaltungen, als Texter oder Buchautor. - So was geht nur, wenn man für eine Sache brennt. Etwa für die Bewahrung und Pflege des ostdeutschen Liedgutes, speziell des Schlagers. Du bist auf die Palme gegangen, als nach der Wende Anfang der 1990-er das alles den Bach hinunter ging. Der ostdeutsche Schlager für die Medien nicht mehr existierte, so als wäre da nie etwas gewesen (noch heute ist das weitestgehend so und noch immer schickst Du den Sendern Deine Proteste). Ich weiß nicht, wie viele Sänger, Komponisten oder Autoren aus dem Ostteil dieses Landes durch Dich wieder neuen Lebensmut gefasst haben. Du hast sie wieder auf die Bühne geholt, ihnen ihr Publikum wiedergegeben. Das fing schon Anfang der 90-er an, mit Veranstaltungsreihen wie dem Prominentenplausch, der Litfaßsäule, 3 nach drei (2011 waren es schon 200 Talks!), den Sonntagsund Weihnachtsmatineen, der Langen Nacht der Senioren, dem Kofferradio (auch als öffentliches LiveEvent mit Hunderten Besuchern), der Talente-Show „Grand Prix Goldener Herbst“. Der Platz reicht nicht, um all Deine Initiativen aufzuzählen, mit denen Du nicht nur den ostdeutschen Unterhaltungskünstlern ein Podium gabst, sondern auch dem Publikum 50plus. Inzwischen sind sogar viele Junge dazu gekommen, auf der Bühne und im Publikum. 70 also am 4. August. Ich hoffe, unsere Kaulsdorfer Stammkneipe platzt am Montag nicht aus allen Nähten. Die Geburtstagsgala am 26. August, die das Freizeitforum für Dich organisiert, ist jedenfalls schon ausverkauft. Auch ohne Werbung. Und zum „Kofferradio“ am 9. August lässt Du ausnahmsweise mal Dich überraschen. Ingeborg Dittmann

Die Minuten der Ruhe und Besinnung wie hier in Köpenick sind selten, eigentlich ist Siggi immer in Aktion, so wie beim letzten „Grand Prix“ im FFM. Fotos: Nachtmann

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Musiklegenden des Ostens – jot w.d.-Serie, Teil 117 In der Juli-Ausgabe 2004 begannen wir, Künstler vorzustellen, die in der Jugendzeit vieler unserer Leser – also in den 50er, 60er, 70er und 80er Jahren – Schlagzeilen machten.

Wie steht es um die Publikumslieblinge von einst heute? jot w.d. traf viele von ihnen. Wir setzen unsere Serie in dieser Ausgabe mit der soeben verstorbenen Sängerin Rosemarie Ambé fort.

Rosemarie Ambé Von der erfolgreichen Schlagersängerin zur „Leihomi“ Mit der Bostella „Es fängt ja alles erst an“ (Schmiedecke/Lietz) war sie 1968 die Überraschungssiegerin beim DDR-Schlagerwettbewerb in Magdeburg. Auch für die attraktive Blonde fing damals „alles an“ - ihre erfolgreiche Karriere als Schlagersängerin. Bekannt in der Szene war die am 7. Februar 1941 in Perleberg (Prignitz) geborene Sängerin, die zunächst den Beruf einer Stenotypistin erlernte, aber spätestens seit 1965, als ihre ersten Titel auf Platte erschienen – „Hully-Gully am Strand“ und „33 Bilder“ (beide von Natschinski/ Osten). Ihre Laufbahn als Sängerin begann 1962, mit einem Engagement in einer Revue des Friedrichstadtpalastes. Zuvor hatte sie eine Gesangsausbildung absolviert und war zwei Jahre Mitglied der Komparserie an der Deutschen Staatsoper. Mit dem Tanzorchester Alo Koll und der TipTop-Combo tourte die junge Sängerin im In- und Ausland. Im September 1964 trat die damals 23-Jährige in der Berliner Großgaststätte „Zenner“ auf und wurde dort von dem Komponisten Gerd Natschinski, dem Schlagertexter Siegfried Osten und dem Schauspieler Günter Simon quasi entdeckt (Letzterer war nebenbei auch Moderator der Schlagersendung „Von Monat zu Monat“ im Deutschlandsender.). Beim DDR-Schlagerwettbewerb 1966 war sie mit dem Titel „Seifenblasen und Luftballons“ (Uhlenbrock/Krautz) erfolgreich. Die Älteren erinnern sich vielleicht auch noch an andere Ambé-Schlager von damals – „Abends wenn der Mond“ und „Das fünfte Rad am Wagen“, „Er hat ein Motorboot“ (1965), „Nur du allein“, „Sieben Tage“ (1966), „Dann beginnt eine Reise“, „Viel Glück in Mexiko“ (1968), „Der allergrößte Glückspilz“, „... und wenn du mich küsst“ (auf einer Single 1970, aufgenommen mit dem Orchester Gerd Natschinski). Mit dem Stimmungsschlager „Blasmusik ist Balsam für die Ohren“ (Rzeczkowska/Halbach) vertrat die Sängerin die DDR 1970 beim Internationalen Liederfestival in Sopot (Polen). Während ihrer aktiven Karriere

trat Rosemarie Ambé in 15 Ländern auf und nahm zwölf Platten auf. Von 1965 bis 68 war die Sängerin auch Mitglied der bekannten Berliner Gesangsgruppe „Die Collins“, die mit ihrem Satzgesang bestach, als Background bei Funk- und Plattenaufnahmen fungierte, aber auch solistisch auftrat. Ihre Popularität wuchs, seit Rosemarie Ambé 1974 gemeinsam mit Fred Schmidt die beliebte volkstümliche Fernsehsendung „Oberhofer Bauernmarkt“ präsentierte. Bis Ende der 1980-er Jahre lief die Sendung im DFF. Verbunden damit war eine Hinwendung zum volkstümlichen Schlager und Stimmungsliedern, mit denen die Sängerin bis zur Wende erfolgreich war. Danach blieben größere Angebote aus, ein Schicksal, das die blonde Sängerin mit vie-

In dieser Serie erschienen bisher:

Ingo Graf, Mary Halfkath, Hans die Geige, Michael Hansen, Monika Hauff/Klaus-Dieter Henkler, Monika Herz, Jörg Hindemith, Ruth Hohmann, Andreas Holm & Thomas Lück, Lutz Jahoda, Dieter Janik, Uwe Jensen, Erhard Juza, Karat, Karussell, Barbara Kellerbauer, Britt Kersten, Jürgen Kerth, Herbert Klein, Helmut Kluwe, Zsuzsa Koncz, Jiri Korn, Henry Kotowski & Die Sputniks, Horst Krüger, Thomas Kurzhals, Aurora Lacasa, Reinhard Lakomy, Anke Lautenbach, Klaus Lenz, Lift, Wolfgang Lippert, Angelika Mann, Gisela May, Achim Mentzel, Sandra Mo & Jan Gregor, Gerti Möller, Gruppe MTS, Gaby Munk & Ingo Krähmer, Gerd Natschinski, Thomas Natschinski, Roland Neudert,

Brigitte Ahrens, Julia Axen, Franz Bartzsch, Arndt Bause, Olaf Berger, Hans-Jürgen Beyer, Hansi Biebl, Holger Biege, Dieter Birr, Helga Brauer, Uschi Brüning, Ralf Bursy, Gerd Christian, City, Tamara Danz, Kurt Demmler, Stefan Diestelmann, Dieter Dornig, Walter Eichenberg, Hartmut Eichler, electra, Engerling, IC Falkenberg, Ina-Maria Federowski, Günther Fischer, Veronika Fischer, Franke-Echo-Quintett, Dagmar Frederic, Maja Catrin Fritsche, Arnold Fritzsch, Fred Frohberg, Rainer Garden, Gitte & Klaus, Günter Gollasch, Peter Gotthardt, Heinz-Jürgen Gottschalk,

len anderen „Ost-Kollegen“ teilte. Anfang der 1990-er Jahre zog sie sich zunehmend von der Bühne zurück. Sie versuchte umzusatteln, stieg als Mitarbeiterin in eine Pizzeria ein und wollte als Sekretärin Fuß fassen. Doch alles ging schief. So gab sie jungen Leuten Gesangsunterricht und war auch als Lesepatin an einer Berliner Schule tätig. Im Rentenalter entdeckte Rosemarie eine neue, sie erfüllende Aufgabe. Per Zufall las sie 2003 eine Anzeige vom Großelterndienst: „Leihomas gesucht“. Das könnte eine sinnvolle Beschäftigung für mich sein, dachte die Mutter eines längst erwachsenen Sohnes, denn Enkel waren ihr verwehrt geblieben. Die Aufgabe als Ersatzomi füllte sie aus. „Ich fühle mich gebraucht, kann helfen und bin glücklich“, sagte die ehemalige Sängerin. Am 16. Juni 2014 verstarb Rosemarie Ambé in ihrer Friedrichshainer Wohnung mit gerade mal 73 Jahren. Am 27. September widmet ihr Siggi Trzoß in seinem „Kofferradio“ beim Sender Alex Berlin eine ganze Sendung. Ingeborg Dittmann Abb.: Rosemarie Ambé im Jahr 1968, auf einer ihrer Amiga-Singles und auf einem aktuelleren DVD-Cover. Fotos: Archiv Omega, Peter Paulick, Ines Paulke, Jenny Petra, Eva Maria Pieckert, Die Prinzen, Die Puhdys, James W. Pulley, Thomas Putensen, Ingrid Raack, Brigitte Rabald-Koll, Reform, Gaby Rückert, Christian Schafrik, Fred Schmidt, Sonja Schmidt, Vera Schneidenbach, Frank Schöbel, Christel Schulze, Hartmut SchulzeGerlach, Sonja Siewert & Herbert Klein, Silly, Sven Simon & Pallas Band, Reiner Süß, Dina Straat, TheoSchumann-Combo, Tina, Regina Thoss, TRANSIT, Christiane Ufholz, Siegfried Uhlenbrock, Bärbel Wachholz, Jürgen Walter, Peter Wieland, Harald Wilk, Alfons Wonneberg, Pascal von Wroblewsky, Petra Zieger, Wolfgang Ziegler.

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Ankäufe und Neubau vergrößern auch die degewo Berlin – Durch Ankäufe und Neubau baut die degewo ihre Stellung als Berlins größte kommunale Wohnbaugesellschaft weiter aus und ist mittlerweile für gut 75 000 Wohnungen zuständig, davon etwa 67 000 im eigenen Besitz. Erst im Juli wurden knapp 2300 weitere Einheiten ins Portfolio übernommen. Weitere 3500 will das Unternehmen bis 2020 neu bauen. „Mit unseren Ankäufen und Neubau schaffen wir den sicheren und bezahlbaren Wohnraum, den Berlin so dringend braucht“, sagte Vorstandsmitglied Christoph Beck. Seit 2008 hat die degewo mehr als 6000 Wohnungen gekauft. Diese bilden nahezu die gesamte Palette des Mietwohnungsbaus ab und reichen von Altbauten aus der Gründerzeit, den 1920-er oder 1930-er Jahren, bis hin zu Häusern aus der Nachkriegszeit und Neubauten der 1990-er Jahre. Die Wohnungen liegen weitgehend im Westen Berlins mit Schwerpunkten in CharlottenburgWilmersdorf, Kreuzberg, Neukölln und Tempelhof. RN

1000 Euro für Kleinprojekte Hellersdorf – Im Rahmen des Lokalen Aktionsplans (LAP) Hellersdorf Nord/-Ost wird 2014 der Aktionsfonds zum dritten Mal aufgelegt. Bürger jeden Alters, informelle Gruppen oder Projektträger sind aufgerufen, sich mit kreativen und nachhaltigen Projektideen für Toleranz und Demokratie einzusetzen und dabei präventiv gegen Rechtsextremismus, Alltagsrassismus und weitere Demokratie gefährdende Phänomene im Fördergebiet aktiv zu werden. Hierfür kann eine Unterstützung aus dem Fonds von bis zu 1000 Euro beantragt werden. Insgesamt stehen 10 000 Euro zur Verfügung. Als Bestandteil des Bundesprogramms „Toleranz fördern – Kompetenz stärken“ verfolgt der LAP gemeinsam mit den Akteuren vor Ort eine langfristige Strategie zur Förderung des zivilen Engagements, der demokratischen Kultur und des Einsatzes für Vielfalt und Toleranz. In den vergangenen beiden Jahren wurden bereits zahlreiche Projekte umgesetzt und der „Ort der Vielfalt“ bereichert. Einzelpersonen oder gemeinnützige Organisationen im Fördergebiet können ihre Vorschläge bei der „Roter Baum“ Berlin UG einreichen. Die nächste Antragsfrist endet am 15. August, die Projekte können zwischen 1. September und 15. Dezember realisiert werden. Die Entscheidung über die Vergabe von Fördermitteln obliegt einer Jury, der Vertreter lokaler Akteure, junge Erwachsene und Bürger angehören. RN

Großsiedlung

Es wird eng Wohnungsnotstand hat den Ostrand erreicht, Neubau dringend geboten Marzahn-Hellersdorf – Bei nachgefragten kleineren Wohnungen (zumeist zwei Zimmer, 50 bis 60 Quadratmeter, modernisiert) gibt es Wartezeiten von sechs bis sieben Monaten. Nicht in Mitte oder Charlottenburg, sondern in Hellersdorf. Wer hätte das vor fünf Jahren gedacht? „Diese Entwicklung war vorhersehbar“, sagt allerdings Ingo Malter. Der Geschäftsführer von Stadt und Land setzt sich seit längerem für Wohnungsneubau durch seine und die anderen fünf städtischen Wohnungsgesellschaften ein. Allein: Die politisch verantwortlichen „Besitzer“, repräsentiert durch Abgeordnetenhaus und Senat, haben die Gefahren für den Wohnungsmarkt viel zu lange verdrängt. Erst seit Kurzem werden Grundstücke aus öffentlichem Besitz (Liegenschaftsfonds Berlin) für ein neues Wohnungsbauprogramm mobilisiert, werden „Mietenbündnisse“ geschlossen, innerstädtische Ferienwohnungen bekämpft. Der vor 20 Jahren vom damaligen Senator Peter Strieder verkündete massenhafte Zuzug nach Berlin (Wer erinnert sich noch daran?) findet nun statt und ruft – so geht Kapitalismus nun mal – in Größenordnungen auch Spekulanten auf den Plan. „Dieser Zuzug ist nicht einseitig“, weiß Malter. „Das gesamte Spektrum der Bevölkerung kommt nach Berlin.“ Dies brächte auch Nachhaltigkeit in die Bevölkerungs-Entwicklung der Stadt. Die Kehrseite dieser Medaille ist die rapide sinkende Fluktuation in den Wohnungsbeständen. Die ehedem so umzugsfreudigen Berliner (wenn auch dabei größtenteils in ihren Kiezen bleibend) sind „Nesthocker“ geworden. „Die durchschnittliche Verweildauer in unseren Wohnungen liegt bei mittlerweile 20 Jahren“, beschreibt Malter diesen Effekt, der aus explosionsartig steigenden Wohnkosten für alle Haushalte resultiert. Dem gegenzusteuern ist und bleibt Aufgabe sozialer Politik, die u.a. mit der nunmehrigen Marktstärkung der städtischen

So sollen die Neubauten am Bruno-Bürger-Weg in Oberspree aussehen. Wohnungen in dieser eher exklusiven Lage am Wasser zählen sicher nicht zu den billigen. Doch deren höhere Mieten dienen auch dazu, anderenorts das Wohnen im Neubau auch für Transferleistungsempfänger zu ermöglichen. Gesellschaften umgesetzt werden soll. Und weil Neubauten immer auch eine Weile dauern, setzt Stadt und Land gegenwärtig auch auf den Ankauf von Wohnungen. Damit könne zwar die Mietenpolitik beeinflusst werden, sagt Malter, indes allein Neubau könne die Lage entspannen. „Bis 2018 werden wir unseren Bestand, verglichen zu 2013, durch Ankauf und Neubau um rund 4500 Wohnungen erweitern“, verspricht Anne Keilholz, seit April dieses Jahres Geschäftsführerin für Finanzen und Bestandsmanagement bei der Gesellschaft. SANIERUNG GEHT WEITER Im gleichen Zeitraum will sie gut 870 Millionen Euro investieren. Davon entfielen nur gut zwei Drittel auf die Erweiterung. Fast 300 Millionen flössen in die Sanierung der jetzigen Bestände. Das ist insbesondere bei einer ganzen Reihe älterer Häuser in den westlichen Stadtquartieren nötig. Dort seien noch alte Ölzentralheizungen verbreitet, ganz zu schweigen von „zweiadrigen Stromleitungen für die Beleuch-

tung“, wie Ingo Malter zu berichten weiß. Diese seien eigentlich gar nicht mehr zulässig. Hellersdorf ist dennoch keineswegs eine „Insel der Seligen“ inmitten der rauhen Wogen des Wohnungsmarktes. Hier beläuft sich der Leerstand auf mittlerweile unter zwei Prozent, was praktisch Vollvermietung bedeutet. Das bekommen insbesondere Wohnungssuchende zu spüren, die keinen Wohnberechtigungsschein (WBS) vorweisen können. Sie arbeiten, zahlen Steuern und bestreiten ihren Lebensunterhalt ohne staatliche Zuschüsse. Zum Dank sollen Menschen mit Netto-Einkommen von vielleicht 1400 Euro eine 800 Euro teure Wohnung aus Spekulantenbesitz beziehen. Es ist das „Mietenbündnis“, das Malter und Kollegen hindert, „Normalverdienern“ eine Wohnung zu geben. „Eben darum müssen wir bauen“, sagt Malter mit Nachdruck. In Hellersdorf hat er Potenzial für 522 neue Wohnungen ausgemacht. NEUBAU BRAUCHT VORLAUF

Im „Gelben Viertel“ in Hellersdorf wird die Sanierung fortgeführt. Geplant sind u.a. Instandsetzung der Balkone, Strangsanierungen, Neuverfliesung der Bäder, Erneuerung von Elektro- und Abluftanlage, Modernisierung der Aufzüge und die Erneuerung der Kellerverschläge. Leere Wohnungen erhalten Wertverbesserungen.

Was nicht heißt, dass diese sofort errichtet werden können. Zunächst sind Planungen, teilweise Erschließungen und Genehmigungsverfahren zu durchlaufen. Aktiv hingegen ist Stadt und Land in Köpenick (Adlersdhof, Altglienicke, Treptow, Oberspree). An vier Standorten ist in diesem und nächsten Jahr Baubeginn für nahezu 580 Wohnungen. Das reicht von einer größeren Anlage mit 355 Einheiten (Ortolfstraße/Schönefelder Allee) bis zu kleinen Lückenbauten mit 12 Unterkünften an der Lohmühlenstraße. „Wir sind etwas schwerlastig, was Geschosswohnungsbau aus der Nachkriegszeit betrifft“, beschreibt Malter ein weithin be-

kanntes Phänomen. Jetzt brauche man Wohnungen aus dem „Zwischenbereich“, und zwar sowohl kleinere, als auch familiengerechte. In Kooperation mit „örtlichen Playern“ sollen Bestandserweiterungen der Segregation (die es bereits seit den 1960-er Jahren gibt) entgegen wirken.

Auch für Ingo Malter und Anne Keilholz als Geschäftsführer von Stadt und Land spielt die alternde Gesellschaft in den Plänen eine wichtige Rolle. Fotos: Nachtmann, Archiv, Architekten Das alles aber bliebe Makulatur, wenn bei den steigenden Baupreisen nicht durch „Quersubventionierung“ tatsächlich die von der Politik geforderten Sozialmieten realisiert werden könnten. „Durchschnittlich 20 Prozent der Neubauwohnungen werden Mietpreise haben, die auch für Transfereinkommensempfänger bezahlbar sind“, verspricht Malter. Daher müssten „bessere“ Wohnungen auch für höhere Preise vermietet werden. Das aber ließe sich nicht am reinen Quadratmeterpreis festmachen. Mehrere etwas teurere Wohnungen müssten eine für Sozialmiete subventionieren. Und selbst diese seien keineswegs im „Luxussegment“ anzusiedeln. Die marktgerechten Wohnungen würden errichtet, „wo private Investoren gleich Eigentumswohnungen gebaut und dann rasch mit hohem Gewinn veräußert“ hätten. Auch dies sei Teil der sozialen Verantwortung städtischer Gesellschaften, betont der Chef von Stadt und Land. Ralf Nachtmann

Kleinsiedlung

jot w.d. 8/2014

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Wer hat das wieso genehmigt?

Plaudereien aus der Handtasche

Trotz höchstrichterlichem Verbot werden Bäume und Sträucher gerodet

Mahlsdorf – Unter dem Motto „Wenn die kleinen Veilchen blühen“ laden Marlies Carbonaro (Gesang, Schauspiel) und Luca Carbonaro (Piano) am 20. August, 14.30 Uhr, zu einer „musikalischen Plauderei aus der Handtasche“ ins Stadtteilzentrum Pestalozzi-Treff, Pestalozzistraße 1 A, ein. Eintritt 2,50, Kaffeegedeck 1,70 Euro, Anmeldung Tel. 56 58 69 20. I.D.

Mahlsdorf – Erinnert sich noch jemand an den früheren Umweltstadtrat Norbert Lüdtke? Der hatte in dieser Zeitung (Ausgabe 4/2007) versichert, „extensive Lustfällungen durch das Amt gab es bisher nicht und wird es auch in Zukunft nicht geben“. In Ausgabe 5/2014 berichteten wir über das vom Oberverwaltungsgericht Berlin-Brandenburg bestätigte allgemeine Verbot der Fällung von Bäumen und Sträuchern in der Vegetationsperiode vom 1. März bis 30. September. Und was geschieht im Wuhlebezirk? Es wird geschnitten und gesägt, als ob es kein Morgen gäbe. Da ist nicht nur das (auch von uns bereits beschriebene) Beispiel der Bäume in der noch gar nicht genehmigten Lidl-Zufahrt von der Wodanstraße. Da wird beispielsweise laut Aussage von Umweltstadtrat Christian Gräff am 18. März die „Baugenehmigung für den beantragten Neubau eines Einfamilienhauses und Carports auf dem Grundstück Kohlisstraße 10 in Berlin-Mahlsdorf“ erteilt. „Gemäß amtlichem Lageplan waren auf dem Grundstück keine geschützten Bäume verzeichnet“, heißt es weiter. Stadtrat Gräff ist das Grundsatzurteil des OVG durchaus bekannt. Denn weiter heißt es in seinem Schreiben an einen Bezirksverordneten: „Auf Grund einer anderslautenden Beschlussfassung des OVG Berlin-Brandenburg vom letzten Jahr gilt das sogenannte Sommerrodungsverbot auch für Bauherren mit einer Baugenehmigung. Der Gesetzgeber sieht aber gem. § 39 Abs. 5 Satz 2 Nr. 1 bis 4 BNatSchG Legalausnahmen für einzelne Sachverhalte vor, welche Aufgrund der sehr neuen Rechtsauffassung wegen der Beschlussfassung des OVG Berlin-Brandenburg bei diesem Bauherrn Anwendung findet.“ Tatsächlich sieht die Gesetzeslage so aus: Eine Legalausnahme nach dem genannten Paragrafen des Bundes-Naturschutz-Gesetzes liegt nur dann vor, wenn der Bauherr im Einzelfall belegen kann, dass die baulichen Maßnahmen nicht zu anderer Zeit oder auf andere Weise umgesetzt werden können und zusätzlich durch konkrete Umstände begründen kann, dass auch ein öffentliches Interesse an einem vorzeitigen Beginn der Maßnahmen während der Vegetationsperiode besteht. In den Fällen, in denen keine Legalausnahme vorliegt, kann die Untere Naturschutzbehörde im Einzelfall eine Befreiung von den Verboten erteilen. Voraussetzung ist, dass eine unzumutbare Belastung glaubhaft nachgewiesen wird und eine Beseitigung der Vegetation in der Vegetationsperiode mit den Belangen von Naturschutz und Landschaftspflege zu vereinbaren ist. Leider teilte Stadtrat Gräff nicht mit, welche „einzelnen Sachverhalte“ in diesem Fall vorlagen. Der OVG-Beschluss stammt vom

O sole mio Mahlsdorf – Am 1. September unternimmt der Sänger Gunter Wurell mit seinen Gästen beim Montags-Treff im AWO-Stadtteiltreff, Hultschiner Damm 98, eine musikalische Reise (mit Klavierbegleitung) durch Italien.Beginn 14.30 Uhr, Eintritt 2,50, Kaffeegedeck 2 Euro. Anmeldung Tel. 56 69 83 95. I.D. An der Kohlisstraße wurden auf dem Grundstück Nr. 10 alle Bäume gefällt. 19.7.2013, von einer „sehr neuen Rechtsauffassung“ kann also nicht die Rede sein. Der Verordnete hatte sich bereits am 16. Mai Beschwerde führend an die Verwaltung gewandt und schrieb u.a.: „Am meisten beanstande ich jedoch das brutale Beseitigen der Bepflanzung des Grundstücks, das über ein Jahr leer stand, weil damit die Brutzeit der Singvögel massiv gestört wurde.“ Tatsächlich dokumentierte er, dass mehrere Tage lang eine größere Gruppe Singvögel in den Bäumen der umstehenden Grundstücke „spektakelten“, was unzweifelhaft darauf hindeutet, dass ihre Nester, vermutlich mit Jungtieren darin, zerstört wurden. Ornithologen bestätigen derartige Annahmen regelmäßig.

dort große Mengen der übermannshohen Sträucher abgeschnitten, obwohl viele Vögel in den Gehölzen nisteten. Insofern stellt sich die Frage, welche Rolle Recht und Gesetz in unserem Bezirk überhaupt spielen. Wenn sich nicht einmal mehr die öffentliche Verwaltung zum Einhalten der Grundsatznormen bemüßigt fühlt, nimmt es nicht Wunder, dass der einzelne Bürger seine (durchaus berechtigten) Privatinteressen voranstellt und ebenso auf Gesetze und Verordnungen pfeift. Wohlgemerkt: Beim Bebauen von Grundstücken müssen oft Bäume und Sträucher entfernt werden. Doch bei Bauherren eines Einfamilienhauses mit Carport ist von zeitlicher Dringlichkeit nicht un-

Foto: privat

Fällungen mitten in der Brutzeit zwingend veranlassen könnten. Übrigens: Diese Problematik besteht nicht nur im Wuhlebezirk. Am 31. Juli berichtete eine Berliner Innenstadtzeitung über kräftigen massiven Baumbeschnitt an der Nordseite der Frankfurter Allee. Dort fand wenig später die Biermeile statt. Durchaus möglich, dass bestimmte Sicherheitserwägungen für das Bezirksamt Kreuzberg-Friedrichshain eine Rolle spielten. Aber auch dort wusste man schon sehr lange, dass am ersten Augustwochenende diese Großveranstaltung stattfinden wird. Die entsprechenden Arbeiten hätten also durchaus bereits im Januar oder Februar erledigt werden können. Zumal wir auch keinen Frost hatten.

Kunstmarkt in der Flora Mahlsdorf – Zu einem Sommerfest mit Kunstmarkt, Musik und buntem Programm für die ganze Familie lädt die Agrarbörse Ost, der Betreiber des Kunsthauses Flora an der Florastraße 113, am 23. August ab 14 Uhr ein. I.D.

Gut verkauft Biesdorf/Kaulsdorf – Seit 2003 hat der Liegenschaftsfonds Berlin 929 Kaufverträge und 405 Mietverträge im Bezirk abgeschlossen. Das antwortete Finanzstaatssekretär Klaus Feiler auf eine Anfrage des Abgeordneten Alexander J. Herrmann. 80 Prozent der Grundstücksgeschäfte seien mit Privatpersonen abgeschlossen worden. Die Gesamtverkaufserlöse seit 2003 betragen 109,6 Millionen Euro. Das derzeit bestehende Treuhandvermögen für den Bezirk umfasst noch einmal die gleiche Summe. Es handelt sich um 628 Objekte auf einer Fläche von ca. 160 Hektar. Folgende Grundstücke stehen aktuell zum Verkauf: Mieltschiner Straße 26/ Striegauer Straße 24, Eichenhofweg hinter 13, Brebacher Weg 11, 12, 13, Walsheimer Straße 38-46, Alt-Biesdorf 33, 34, 4547 sowie 16 Parzellen in der Siedlung Biesenhorst. RN

Noch keine Grillplätze

Am verschlossenen Weg zum „Tischlereigelände“ wurde ebenfalls massiv gesägt. Nicht viel anders erging es vielen gefiederten Freunden in großen Teilen einer Fliederhecke entlang der Zuwegung von der Landsberger Straße zum früheren „Tischlereigelände“, auf dem ja die künftige neue Oberschule in Mahlsdorf errichtet werden soll. In der letzten Julidekade wurden

bedingt auszugehen. Gefahr im Verzug in Form von drohender Obdachlosigkeit ist mitnichten auszumachen. Und am öffentlich nicht zugänglichen Weg zu einem künftigen Baugelände, für das noch gar keine Planungen vorliegen, ist auch keine Gefahr für die Öffentlichkeit zu erkennen, die

Foto: privat

Dass es auch anders geht, beweisen unsere Lichtenberger Nachbarn. Nach dem 1. März wurden dort bereits mehrere Verstöße registriert, und die werden auch geahndet, wie Heinz Nabrowsky vom dortigen Umwelt- und Naturschutzamt versichert. Ralf Nachtmann

Marzahn-Hellersdorf – Bereits im letzten Jahr wurde der Antrag der Fraktion der Piratenpartei zur Schaffung von legalen Grillplätzen im Bezirk angenommen. In der letzten BVV vor der Sommerpause fragten die Piraten nach und erfuhren von Umweltstadtrat Christian Gräff, es gäbe derzeit einen Platz, der in Frage käme. Es lägen auch bereits genauere Pläne vor. Den Ort jedoch verschwieg Gräff. RN

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spezial: TFF

Festival-Splitter

Alle Musik geht vom Volke aus

Mit mehr als 87 000 Besuchern wurde ein neuerlicher Rekord erzielt. Darunter sind 21 200 Dauerkartenkäufer, die mehrfach gezählt werden, aber nicht alle von Anbeginn an da sind. Der Donnerstag hat sich als Auftakttag etabliert, es kamen 12 000 Gäste. „Folkies“ kamen aus 15 Ländern. Die weiteste Anreise hatten Besucher aus Australien. Auch Spanier, Esten und Holländer wohnen nicht „gleich um die Ecke“. Von daher, also aus dem Landkreis Saalfeld-Rudolstadt, wurde ein Zuwachs um 1300 auf 8900 Dauerkartenkäufer verzeichnet. Das führt mittlerweile zu logistischen Problemen, insbesondere auf den Zeltplätzen und Saalebrücken.

Rekorde und Überraschungen beim diesjährigen Tanz- und Folkfest

Offiziell traten 1186 Künstler auf 31 Bühnen auf. Zu den 57 angemeldeten Straßenmusikern gesellten sich nahezu 350, die als Gäste anreisen, dann aber auf Straßen und Plätzen selbst musizieren. Manch kleine Band macht durch CD-Verkäufe das „Geschäft des Jahres“. Die „Illegalen“ werden gedultet, solange sie die „Legalen“ nicht behindern. Außerdem zeigen stets Dutzende Einwohnerkinder ihre bereits erlernten Fähigkeiten auf diversen Instrumenten und bessern so einmal im Jahr ihr Taschengeld auf.

Offiziell wurden 25 000 Liter Bier auf dem Festival verkauft. Vermutlich die gleiche Menge wurde noch einmal in Restaurants und Imbissen konsumiert sowie in Supermärkten eingekauft. Besonders lobten viele Festivalgäste, dass sie die lokalen Buslinien kostenlos nutzen konnten und dass ein Busshuttle vom Stadtzentrum auf die Burg eingerichtet wurde. Auch ein kleiner, ebenfalls kostenloser Taschenfahrplan mit allen Buslinien und Abfahrtszeiten wurde gut angenommen. In diesem Jahr musste der Verkauf der Dauerkarten im Internet vorzeitig beendet werden. Nach sechs Monaten (Verkaufsstart 12. Dezember 2013) waren alle Tickets weg. Allerdings: Die 20 000 Karten für das Metal-Festival in Wacken waren bereits nach 20 Minuten alle, die 13 000 Tikkets für die erste Monty Python-Show in London sogar nach nur 2 Minuten.

Rudolstadt – So politisch wie in diesem Jahr startete Europas größtes Musikfestival für Weltmusik noch nie. Den Auftakt machte nämlich ein Konzert von Musikern, die das Projekt „Water is Right“ unterstützen. Zum 16köpfigen Team zählten Musiker und Sänger vom Südsudan über Tansania (gleichzeitig diesjähriger Länderschwerpunkt), Iran, Italien und Deutschland bis zu den Färöer Inseln. Die Kampagne will darauf aufmerksam machen, dass in vielen Teilen der Welt, insbesondere in Afrika, das „Menschenrecht auf sauberes Trinkwasser“ mitnichten erfüllt ist. Nur wenige Schritte von der Großen Bühne im Heinepark entfernt zeigte eine fränkische Firma, wie mit einer mobilen Anlage aus dem nebenan fließenden Wasser der Saale „garantiert nicht gesundheitsschädliches“ Trinkwasser gewonnen werden kann. In mehreren Stufen wird das Wasser gereinigt und mit UV-Licht desinfiziert, werden Schwermetalle entfernt, wird es durch grobe und feine Filter gepresst, bis es trinkbar ist. Die 15 000 Euro teure Anlage reinigt ca. 1000 Liter pro Stunde und konnte so bereits bis zu 3000 Menschen in Mombasa, Nairobi, China und Mexiko versorgen. LÄNDERSCHWERPUNKT TANSANIA Dass es den Machern nach langen Jahren des Wartens tatsächlich gelungen ist, den Schwerpunkt auf ein afrikanisches Land zu legen, kam beim „erfahrenen“ Publikum sehr gut an. Wer sich nicht regelmäßig mit Weltmusik befasst, wird sich wundern, dass viele Klänge des ostafrikanischen Landes durchaus nicht so fremd sind wie mancher erwartet. Rap und HipHop gehören genauso zur Alltagsmusik wie von Jazz oder Soul inspirierte Stücke. Selbstverständlich waren auch „typisch afrikanische“ Volksmusiken zu hören. Besonders beeindruckten Black Warriors & Analog Africa Soundsystem, erstere eine legendäre Band, die nach ihrer Wiedervereinigung den Sound der 1980-er Jahre wieder aufleben lässt, letztere retten als Label-Chefs Aufnahmen der zweiten Hälfte des vergangenen Jahrhunderts und lassen als DJs weltweit die frühen Klänge von Afrikas Tanzmusik (von alten Schallplatten) wieder aufleben. Das freut den Kenner und macht den Gelegenheitsgast Staunen.

Lautstark und fröhlich war der Umzug des „Safi-Theaters“ mit dem Circus Bombastico. Fotos: Nachtmann war bisher unerhört. Vor vielen Jahren erzählte einmal Roger Glover von Deep Purple, er müsse, wenn es bei Konzerten der Hardrocker auf der Bühne „hektisch“ werde, mit klarer Basslinie die Band zusammen halten. Diesen Part übernahm inmitten all der Bassmusiker Schlagzeuger und Percussionist Erwin Rehling. Und das hat er fein gemacht. Neben all dem so verbreiteten Rap und HipHop, der gegenwärtigen Volksmusik schlechthin (Ob Kinder und Jugendliche, Junkies,

Senioren oder Professoren, überall gibt’s Sprechgesang.), bot Eddi Reader ein wunderbares Konzert einfach mit schönen Liedern. Statt freudigem Lärm hielt gar ein wenig Ergriffenheit Einzug in den traditionsreichen Hof des Schlosses Heidecksburg. Gerade für die nicht mehr ganz so jungen Festivalbesucher war dieser Abend einer der ganz großen Höhepunkte der vier Tage, bot er doch auch einen Blick zurück auf ein Stück Musik der eigenen Jugendzeit.

SAMBA IST MEHR ALS KARNEVAL

Die allermeisten Mitteleuropäer verbinden diesen Tanz mit schönen schlanken und insbesondere äußerst knapp bekleideten jungen Frauen, die unter riesigem Kopfschmuck bei Karnevalsumzügen ihre hinterseitigen Rundungen kreisen lassen. Tatsächlich aber gibt es dutzende Spielarten des Samba, dessen Name wie dessen Urformen mit den Sklavenschiffen aus Afrika kamen. Der Samba de Roda entstand auf und an den Zuckerrohrplantagen rund um die heutige Großstadt Bahia. Dort entstand die Gruppe um Altmeisterin Dona Nicinha, bei deren spektakulären Auftritten mächtige ältere Damen ihre bodenlangen Röcke kreisen lassen. Sexappeal ist das nicht unbedingt, faszinierend schon. Es ist der Rhythmus, der vom Ohr direkt in die Füße fährt. Das merkten auch die vielen Tanzbegeisterten, die voller Spaß dem Tanzlehrer Ailton Silva und der Gruppe Aja Brasil folgten und die Schrittkombinationen ausprobierten. IM NÄCHSTEN JAHR GEHTS NACH „MITTERNACHT“

MAGISCHES INSTRUMENT BASS UND BÄSSE Wirklich erstaunlich war in diesem Jahr der Instrumentenschwerpunkt, typischerweise „Magic Bass“ genannt. Dass die „Tieftöner“ eine derartige Vielfalt haben und Klangweite, ja Klangwunder gar zu erzeugen vermögen, riss das Publikum zu wahren Begeisterungsstürmen hin. Ein solches Zusammenspiel von Bass-Balalaika, Tuba, Double-Bass, Bassklarinette, Ilk Khuur (aus der Mongolei) und Serpent

Ob der Samba als Tanz des Jahres nun eine Reminiszenz an die gleichzeitig in Brasilien stattfindende Fußballweltmeisterschaft der Männer war oder nicht, möge dahin gestellt bleiben.

Sorgten für Begeisterung: Eddi Reader, Dona Nicinha, Magic Bass.

Nicht wenige sind schon voller Vorfreude auf das TFF im kommenden Jahr, das (nach neuer Zeitrechnung) als 25. Ausgabe ein Jubiläumsfest sein wird. Zumindest sinngemäß begannen die Macher um Festivalchef Ulrich Doberenz bereits am Montag, als im Park noch aufgeräumt wurde, mit der Vorbereitung. Fest steht bisher, dass die Sister (Oberbegriff für viele Zither-Arten) das magische Instrument und Norwegen der Länderschwerpunkt sein werden. Das freut uns ganz besonders. Ralf Nachtmann

Blick zum Nachbarn

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Deutschlands modernste Bücher-Truhe

Satirisches von Axel Frohn

Speichermagazin der Stiftung Preußischer Kulturbesitz nahm seine Arbeit auf

Hoppegarten – Satirische Zeichnungen und Bilder des Karikaturisten Axel Frohn sind vom 12. August an unter dem Motto „Mich wundert, dass ich fröhlich bin“ im Foyer im Rathaus Hoppegarten, Lindenallee 14, zu sehen. Bürgermeister Karsten Knoppe und die Initiatoren der Ausstellung – die Gruppe mach art im Hönower Bürgerverein – laden herzlich zur Vernissage am 12. August, 17 Uhr, ein. Der Eintritt ist frei. Axel Frohn, studierter Journalist, absolvierte ein Studium an der Leipziger Hochschule für Grafik und Buchkunst. Er arbeitete für zahlreiche Zeitungen und Zeitschriften, illustrierte Bücher. Er lebt in Schöneiche bei Berlin. I.D.

Friedrichshagen – Mit solch großem Interesse hatte die Stiftung Preußischer Kulturbesitz wohl nicht gerechnet. Zur Einweihung ihres Speichermagazins im Hirschgarten-Dreieck schien halb Friedrichshagen auf den Beinen. Die Gelegenheit, einen Blick hinter die Kulissen zu werfen, war einmalig, denn der Speicher wird keinen Benutzerbetrieb bieten. Auf dem 123 000 Quadratmeter großen Gelände am Fürstenwalder Damm 388 war immerhin seit Januar 2007 gebaut worden. Da durfte man schon neugierig sein, was denn hier entstanden ist. Bis 1990 war das Areal dem ehemaligen Amt für Standardisierung, Messwesen und Warenprüfung der DDR, dem ASMW, zugehörig. Bereiche des Messwesens hatten hier ihren Sitz. Später wurden die Gebäude teilweise vom Bundesamt für Statistik genutzt. Damit die Warteschlange am Tag der Einweihung überschaubar blieb, entschloss sich auch Andreas Mälck, Leiter der Abteilung Bestandserhaltung und Digitalisierung der Staatsbibliothek zu Berlin, als Fremdenführer zu agieren: „Mit solch einem Ansturm haben wir wirklich nicht gerechnet!“, zeigte sich der Fachmann hoch erfreut und führte eine Gruppe kundig durch das viergeschossige Gebäude. Mälcks zentrale Botschaft wie die aller Offiziellen: Gut, dass das dringend benötigte Haus endlich in Betrieb geht! Es entlastet die zentralen Standorte in Mitte, deren Magazine überquellen. Dabei hatte es im Vorfeld des Baus

Prof. Hermann Parzinger, Präsident der Stiftung Preußischer Kulturbesitz (2.v.l.), und Barbara Göbel, Leiterin des Ibero-Amerikanischen Instituts (2.v.r.), erhielten den symbolischen Schlüssel von Lothar Fehn Krestas, amtierender Leiter des Bundesamtes für Bauwesen und Raumordnung (Mitte hinten). Foto: SPK

um den Standort Friedrichshagen einige Diskussionen gegeben. In der TAZ konnte man nun zur Einweihung lesen: „Um das neue Speichermagazin der Stiftung Preußischer Kulturbesitz (SPK) kennenzulernen, muss man den weiten Weg hinaus nach Friedrichshagen fahren. Die früher diskutierten Alternativen zu Friedrichshagen, darunter der Flughafen Tempelhof, hätten allerdings kürzere Wege bedeutet, wie Kulturpolitiker monierten.“ Was ist im digitalen Zeitalter weit, fragt man sich. Mit der „Himmelsrichtung“ wird es doch wohl nichts zu tun haben, oder? Der 95 Millionen Euro teure, aus Bundesmitteln finanzierte hoch technisierte Bau des Münchner Architekten Eberhard Wimmer misst 126 mal 68 Meter. Funktional und modern fügt sich der Baukörper mit seiner hell-dunkel schimmernden Natursteinfassade in die Umgebung ein. Der Archi-

Das imposante Gebaüde wurde von „Eberhard Wimmer Architekten“ in München entworfen und errichtet. Fotos: Neidigk

tekt hat für die Gestaltung des Gebäudes die Grundidee eines Regalblockes gewählt. Regale – vor allem noch leere – konnte der Besucher Meter um Meter in Form einer vollautomatischen Kompaktanlage bewundern. Und das bei optimalen konservatorischen Bedingungen mit einer Temperatur von 18 Grad und 50 Prozent relativer Luftfeuchte. Indes warten die Räume mit den kilometerlangen Regalsystemen noch auf das Gros ihrer „Bewohner“: Bücher, Zeitungen, Bilder, Filme, Kunstwerke, die eher weniger nachgefragt sind, aber einen riesigen Fundus an wertvollen Kulturgütern darstellen. Aktuell werden in dem neuen Speichermagazin über 3,5 Millionen Bände aus der Staatsbibliothek untergebracht sowie etwa 300.000 Bände aus dem IberoAmerikanischen Institut. Die Bildagentur bpk führt dort 12 Millionen Negative und Prints sowie Nachlässe zusammen, die zuvor an

verschiedenen Standorten untergebracht waren. Der Umzug aller Bestände wird etwa ein Jahr dauern. In Friedrichshagen ist damit das derzeit größte und modernste Speichermagazin einer Bibliothek deutschlandweit entstanden. Das Haus soll für mindestens die nächsten zwei Jahrzehnte ausreichend Platz für die anwachsenden Bestände der drei Nutzer-Institutionen bieten. Später kann es in modularer Bauweise um zwei weitere Ausbaustufen erweitert werden, die seine Fläche und Speicherkapazität dann nahezu verdoppeln. Damit wird das Gelände künftig zum zentralen Speicherstandort der Stiftung Preußischer Kulturbesitz. In unmittelbarer Nachbarschaft zum Speichermagazin wird überdies ein Neubau für Depots und Werkstätten der Staatlichen Museen zu Berlin entstehen. Das Speichermagazin steht zwar für Nutzer nicht offen, dennoch sind die dorthin verlagerten Bestände in vollem Umfang benutzbar: Angeforderte Materialien werden täglich per LKW in die zentralen Standorte gebracht. Da es sich nach eigener Verlautbarung um weniger gefragte Bestände handelt, dürften sich die Transporte in Grenzen halten und der „jwdStandort“ Friedrichshagen das ökologische Gleichgewicht der Stadt kaum dramatisch belasten. Und nicht zu vergessen: Zum Teil, vor allem bei Zeitschriften, werden sie auch gescannt und elektronisch übermittelt und damit komfortabel wie vor allem umweltschonend nachnutzbar. Dagmar Neidigk

Besucher konnten beim Tag der offenen Tür sich über Aufgaben und Technik informieren, die Mitarbeiter mussten viele Fragen beantworten.

NEB bedient künftig Schienen-Netz Ostbrandenburg Potsdam/Berlin – Nach Abschluss des Wettbewerbsverfahrens für das Netz Ostbrandenburg unter Federführung des Verkehrsverbundes Berlin-Brandenburg (VBB) haben die Länder Brandenburg und Berlin den Verkehrsvertrag mit der Niederbarnimer Eisenbahn (NEB) Betriebsgesellschaft unterzeichnet. Der Vertrag hat eine Laufzeit von zehn Jahren, umfasst fünf Millionen Zugkilometer und beginnt am 14. Dezember. Zu diesem Zeitpunkt werden sechs Linien, darunter die RB 25 Berlin-Werneuchen und die RB 36 Königs Wusterhausen-Beeskow-Frankfurt (Oder),

übernommen und der Betrieb der RB 26 Berlin-Kostrzyn verlängert. Ab Dezember 2015 werden auch die Linien die Linien RB 12 Berlin- Templin und RB 54 BerlinRheinsberg von der NEB bedient. Das Bahnunternehmen wird suk-

zessive umgestaltete RegioShuttles (Foto: NEB) einsetzen. Die sind zusätzlich mit Videokameras, modernen Displays zur Anzeige der Anschlüsse und Steckdosen ausgestattet. Besonderes Novum ist dabei die Anzeige der

Anschlüsse zur U-Bahn, Bus und Tram in Echtzeit. Alle Züge werden von Personal begleitet, die meisten Kundenbetreuer werden dabei mit bisheriger Entlohnung von der Ostdeutschen Eisenbahn (ODEG) übernommen, die die Linien zurzeit noch betreibt. Auf den Linien RB 12 und RB 54 setzt die NEB ab Dezember 2015 die bereits heute auf der RB 26 fahrenden dreiteiligen Dieseltriebwagen ein. Hinzu kommen Neubaufahrzeuge vom Typ „LINK“ des polnischen Fahrzeughersteller PESA. R. Nachtmann

Andreas Dresen kommt Hoppegarten – Der auch international bekannte Regisseur Andreas Dresen („Halbe Treppe“, „Sommer vorm Balkon“, „Wolke 9“, „Halt auf freier Strecke“) kommt am 5. September in den Gemeindesaal des Rathauses, Lindenallee 14, gemeinsam mit Buchautor Hans-Dieter Schütt. Im Rahmen der Veranstaltungsreihe „Einfach lesen!“ stellen sie den Gesprächsband „Glücks Spiel“ vor. In dem Buch spricht Dresden erstmals ausführlich über seine künstlerische Arbeit und seinen Werdegang. Zuvor werden Studentenfilme von Dresen gezeigt. Initiiert hat die Veranstaltung die Gruppe mach art, Beginn 20 Uhr, Eintritt frei. I. Dittmann

Musik am Schloss Blumberg/Mehrow – Der Blumberger Kulturverein von Canitz veranstaltet am 17. August, 16 Uhr, auf dem Schlossgelände Blumberg ein OpenAir-Konzert mit Papa Binnes Jazzband. Bereits am 15. August, 18 Uhr, lädt die Evangelische Kirchengemeinde Mehrow zu einem Familienkonzert in die Dorfkirche ein. RN

Stelle Nova spielt Neuenhagen – Fans der Frauenrockband „Stelle Nova“ kommen am 5. September von 19-20 Uhr (als Support von „EWIG“) in der Arche auf ihre Kosten. RN

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Tipps und Termine Malen gegen die Depression

Kultur & Freizeit

Es war einmal ein Kulturhaus … Die künftige Frauensporthalle im FFM wird teuer und verdrängt bisherige Nutzer

Hellersdorf – Seit dem 18. Juli ist im „Kompass – Haus im Stadtteil“, Kummerower Ring 42, die Fotoausstellung „Die Wuhle im Wandel der Jahreszeiten“ von Cornelia Schulze zu sehen. Während der Vernissage lauschten ca. 30 Besucher den Worten der Laudatorin Christina Emmrich sowie der Künstlerin. Cornelia Schulze erzählte, wie sie die Diagnose der Depression bekam und wie sie auf Spaziergängen entlang der Wuhle die Natur und die Fotografie für sich entdeckte. Gemeinsam mit ihrer Therapeutin und zahlreichen Wegbegleitern arbeitet die Künstlerin seitdem an der Bewältigung ihrer Krankheit. Sie will mit ihrer Kunst anderen Menschen mit ähnlicher Problematik Kraft und Unterstützung geben. Zu sehen noch bis 22. August. I.D.

Der gesamte Komplex mit Kultureinrichtungen, Schwimmhalle, Jugendklub und Gastronomie ist so groß, dass er kaum auf ein einziges Foto passt. Dieses hier ist auch schon wieder „historisch“, denn die Grünfläche gibt es nun nicht mehr. Im Zuge der Umgestaltung des Viktor-Klemperer-Platzes wurde sie durch Betonplatten ersetzt. Nun, auch Beton ist ein Kulturgut. Foto: Archiv

Diese schöne Aufnahme ist ebenfalls zu sehen. Foto: Schulze/Kompass

Neptun im Bürgerhaus Marzahn – Am 11. August findet im Bürgerhaus „Südspitze“, Marchwitzastraße 24-26, zwischen 12 und 17 Uhr ein großes „Neptunfest für Jung und Alt“ statt. Es gibt eine Neptuntaufe, Feuerwehr und DRK sind vor Ort, Spiel und Spaß für die Kleinen mit einer Kinderdisco, Basteln, Hüpfburg etc. Eintritt für Erwachsene 2 Euro, Kinder frei (einschließlich Mittagessen und Getränke). Anmeldung Tel. 54 221 55. I.D.

„Eigene Sichten“ im FFM Marzahn – Die Gesellschaft für Fotografie und das Freizeitforum laden am 23. August, 14 Uhr, zur Vernissage der Foto-Ausstellung „Eigene Sichten“ von Joachim Hoeft aus Haldesleben im Foyer des Untergeschosses ein. Noch bis 20. August ist im Erdgeschoss die Ausstellung zur „10. Internationalen Barnack Biennale“ zu sehen (Mo-Fr 8-13 und 1519 Uhr, Sa und So 10-14 Uhr). I.D.

Von Country bis Ghana Marzahn – Zum „Country- und LineDance-Fest“ mit Westernbarbecue, Drinks and Beer und Live-Musik mit UP STATE lädt das Bürgerhaus „Südspitze“, Marchwitzastraße 24-26, am 24. August zwischen 15 und 21 Uhr ein. Eintritt Erwachsene 4,50, Kinder 0,50 Euro. Am 30. August gibt es an gleicher Stelle landestypische Musik nebst Kulinarischem beim Länderabend Ghana von 17 bis 20 Uhr, Eintritt 4,50 Euro. Info und Anmeldung Tel. 54 221 55. I.D.

Familiennachmittag Biesdorf – Am 17. August lädt das Stadtteilzentrum, Alt-Biesdorf 14, ab 14 Uhr wieder zum Familiennachmittag ein. Im Kreativstudio kann gebastelt werden, um 14 Uhr gestaltet Ilona Pohl eine Märchenstunde für die Kleinen. Kaffee und Kuchen im Café des Hauses.

Marzahn – Seit der ersten Ausgabe dieser Zeitung (Mai 1996) berichten wir in schöner Regelmäßigkeit über ein „Kleinod“ dieses Bezirkes – das Freizeitforum an der Marzahner Promenade, ein Haus, wie es in dieser Größenordnung in keinem anderen Berliner Bezirk zu finden ist. Erbaut als eine Art Kulturpalast für die Bewohner dieses Bezirkes, und zwar für die ganze Familie. Und als vor rund zehn Jahren wegen dringlicher bauund brandschutztechnischer Maßnahmen der Erhalt des Hauses auf der Kippe stand, kämpften Politik, Bürger und prominente Künstler mit großem Engagement gemeinsam um den Fortbestand des FFM und die Bereitstellung der finanziellen Mittel. Damals ist das gelungen, auch dank des neuen Betreibers, der Gesellschaft für Stadtentwicklung (GSE). So konnte im Oktober 2011 mit tausenden Besuchern der 20. Geburtstag gefeiert werden. „Das Kulturhaus am Rande der Stadt“ überschrieben wir damals unseren Artikel über Entstehung und das Wachsen des Kulturhauses im Herzen der Großsiedlung Marzahn. Bereits 1984 datiert die Grundsteinlegung des Hauses, in dem unter anderem die Jugendfreizeiteinrichtung Fair, die Bezirkszentralbibliothek, Mehrzweckhalle, Schwimmhalle und der Kulturbereich mit Großem Saal beheimatet sind. Der zweite Artikel war im Juli 2012 mit „Palast, Ballast oder Chance?“ überschrieben und berichtete über den „Ideentag“ am 13. Juni, bei dem mit der Leitung des Hauses, Bezirksvertretern und Nutzern „Überlegungen zur Realisierung des Nutzungskonzeptes“ diskutiert wurden. Überschrieben war die vorgelegte Broschüre mit „Der zweite Schritt – FFM 2020“. Viele tolle Ideen wurden da von allen Beteiligten, vor allem aber

den Nutzern des Hauses, von Kindern bis zu Senioren, geäußert. Alles nur noch Makulatur?

Prestige-Projekt Frauensporthalle Seitdem Bürgermeister und Sportstadtrat Stefan Komoß die Idee einer Frauensporthalle an diesem Ort äußerte, aus der nun Realität wird, wird die Zukunft des Hauses anders aussehen, als damals von den Bürgern gewünscht. Denn es ist nicht nur die mit viel Geld hergerichtete Mehrzweckhalle, die nach einem nun nochmaligen kostenintensiven Umbau dann kaum noch für Groß-Veranstaltungen (sportliche Highlights mit überbezirklicher Bedeutung und Tausenden Besuchern, Senioren Grand Prix

etc.) und hiesigen (gemischten) Sportgruppen zur Verfügung stehen wird. Auch viele umliegende Räume sollen der Frauensporthalle zugeordnet werden, u.a. Gewerberäume des ehemaligen Restaurants, die für 1,4 Millionen Euro umgebaut werden sollen. Der Bürgermeister erklärte im Schulausschuss, dass diese Flächen vorläufig „nur vorgehalten“ werden. Sie könnten also nicht an etwaige Interessenten vermietet werden und dem FFM Geld bringen, das wiederum für Kulturveranstaltungen genutzt werden könnte. Und die – etwa die Sonntagsmatineen, der Talk „Wenn die Neugier nicht wär“ oder die „Arndt-Bause-Gala“ – haben einen großen Besucherstamm. Wie man hört, soll ja sogar der Arndt-Bause-Saal teilweise

Was mögen wohl Witwe Anngret und Tochter Inka Bause, die dem FFM nicht nur Arndt Bauses weißen Flügel, sondern auch die ihm posthum verliehene „Goldene Henne“ und weitere „Devotionalien“ schenkten, sagen, wenn im „Arndt-Bause-Saal“ weniger Kultur und mehr Sport stattfindet? Foto: Dittmann

„zweckentfremdet“ werden. Besonders die hohen Kosten für dieses „Prestige-Projekt“ stehen in der Kritik. So sollen laut Information von Sarah Fingarow (Links-Fraktion) 2014 rund 100 000 Euro (laut Komoß 70 000) aus dem Fonds für die bauliche Unterhaltung für Schulen und Sporthallen für die Frauensporthalle ausgegeben werden, 2015 noch einmal 200 000 Euro aus dem Schul- und Sportsanierungsprogramm.

Geld, das den Schulen fehlt „Angesichts des desolaten Zustandes einiger Schulen und Sporthallen ein fatales Signal“, so Fingarow, übrigens Sprecherin für Gleichstellungspolitik ihrer Fraktion. Rund 200 Veranstaltungen mit steigenden Besucherzahlen liefen im Jahr 2011 im FFM. Das war nicht immer so, das ist über die Jahre gewachsen. Wie wir selbst beobachten konnten, erfreuten sich die Kulturveranstaltungen wachsender Beliebtheit, auch weit über die Bezirksgrenzen hinaus. Was vor allem dem großen Engagement der FFM-Kultur-Managerin Karin Krause, aber auch Siegfried Trzoß, dem Initiator unzähliger Seniorenveranstaltungen, zu danken ist. Eine Sporthalle nur für Frauen (obwohl es ja schon überall im Bezirk Wohnort nah Frauensportgruppen gibt) mag per se keine schlechte Sache sein. Aber dafür hätte es im Bezirk neun andere Hallen gegeben. Muss es eine riesengroße Mehrzweckhalle sein? Müssen dafür gewachsene Strukturen kaputt gemacht und bisherige Nutzer vor den Kopf gestoßen werden? Haben wir zuviel Geld übrig? „FFM 2020 – Palast, Ballast oder unsere große Chance?“ Ich fürchte, es bleibt nur der Ballast. Ingeborg Dittmann

Kultur & Freizeit

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Englische Küche im Cottage Als zehnter Themengarten entsteht in den Gärten der Welt der „Englische Garten“ Marzahn – Die ursprüngliche Idee zu einem Englischen Garten stammt aus Halton, der britischen Partnerstadt unseres Bezirkes. „Zum 30. Geburtstag von Marzahn-Hellersdorf im Jahr 2009 haben uns Vertreter aus Halton Entwürfe für den Bau eines solchen Gartens geschenkt“, sagt Stadträtin Dagmar Pohle, als die Grün Berlin GmbH als Betreiber der „Gärten der Welt“ am 1. Juli zum Rundgang auf das Gelände des künftigen Themengartens eingeladen hatte. 7000 Quadratmeter groß wird das Areal im Nordflügel des Parks, Grundsteinlegung war im Mai 2013, die Eröffnung ist für das Frühjahr 2015 geplant. Die Gestaltung der Außenanlagen wird bis Mai 2017 vollendet, pünktlich zur Eröffnung der Internationalen Gartenbauausstellung. Doch regelmäßige Führungen auf dem noch eingezäunten Gelände wird es schon vorher geben, vom Herbst diesen Jahres an. Das gärtnerische Schmuckstück soll die Kunst der englischen Gartengestaltung originalgetreu repräsentieren. Highlight des Gartens ist ein

Am 1. Juli ließ sich von oben die künftige Gestalt schon gut ausmachen. Foto: Nachtmann klassisches britisches Landhaus tina Bonné, die uns auch einen chen übergehen. Der Siegerent– ein 23 Meter langes und knapp ersten Blick in das Innere des wurf für den Englischen Garacht Meter breites Cottage. Tra- Cottage werfen lässt. Hier soll ten stammt vom Architekturditionell dient solch ein Cotta- einmal anspruchsvolle Gastro- büro Austin-Smith: Lord LLP ge als Wohnstätte für die Päch- nomie mit englischer Küche ein- aus Manchester. Dessen Planungen werden von der Grün ter landwirtschaftlicher Flä- ziehen. chen. Der Rohbau des Gebäu- Draußen lassen sich bereits die Berlin GmbH mit einem Buddes ist fast fertig. Derzeit wird Umrisse des Kräutergartens get von 3,85 Millionen Euro aus das Dach mit Reed eingedeckt und des Stauden- und Rosen- Landes- und Bundesmitteln Die Fassade ist aus „Hand ge- gartens erkennen. Daneben umgesetzt und durch die Seformten Ziegeln im englischen werden Blumenwiesen mit natsverwaltung für StadtentFormat aus Großräschen bei Obstbäumen angepflanzt, die wicklung kofinanziert. Ingeborg Dittmann Dresden“, sagt Bauleiterin Bet- in typische englische Rasenflä-

Streifzug durch die Berliner Kriminalgeschichte

Blütenfotos Hellersdorf – Bis zum 30 September zeigt die „Ehm-WelkBibliothek“, Alte Hellersdorfer Straße 125, unter dem Titel „Die Farben der Blüten“ eine Fotoausstellung von Anneli Krämer, darunter auch das hier gezeigte Bild „blatt tau“. RN

Tipps und Termine Geburtstagsmatinee für Siggi Marzahn – Anlässlich des 70. Geburtstages von Moderator, Buch- und TextAutor und Initiator zahlreicher Unterhaltungsveranstaltungen, Siegfried „Siggi“ Trzoß, präsentiert das Freizeitforum an der Marzahner Promenade 55 am 24. August eine große Geburtstagsmatinee mit vielen bekannten Künstlern. Zu den musikalischen Gratulanten zählen u. a. Dagmar Frederic, Hans-Jürgen Beyer und Gerd Christian. Viele Überraschungsgäste haben sich angesagt, um dem Förderer und Bewahrer der ostdeutschen Schlagerszene zu danken und zu seinem Ehrentag zu gratulieren. Beginn 10 Uhr, Eintritt 12 Euro (die Veranstaltung ist stark nachgefragt, Restkarten Tel. 542 70 91). I.D.

Der erste Mord geschah 1580 Marzahn – Wer da Gruseleffekte à la Mainstream-Kino erwartet hatte, ging fehl. In seinem Entrée prophezeite Wolfgang Brauer Freude beim Zuhören statt tödlicher Lust für die Fortsetzung von „Brauer lädt ein“. Das Tschechow-Theater war bis auf den letzten Platz gefüllt. Es war Entertainment vom Feinsten, das der Kriminologe und Autor Frank-Rainer Schurich mit Sachkenntnis, Witz und Charme unter dem Titel „Berlin mörderisch“ darbot. Schurich, Jahrgang 1947, war bis zur Wende ordentlicher Professor an der Humboldt-Universität für Kriminalistik und häufig praktisch bei der Berliner Kriminalpolizei tätig. Seit 1995 ist er

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freiberuflicher Autor, Berater und Privatdozent. Veröffentlicht hat Schurich u.a. „Tödliche Lust – Sexualstraftaten in der DDR“, „Mein Name ist Hase – Kuriositätenlexikon der Kriminalgeschichte“, „Berlin mörderisch – Ein kriminalhistorischer Führer mit Straße und Hausnummer“ und „Darauf können Sie Gift nehmen“, eine als Kuriositätenlexikon getarnte Sammlung bemerkenswerter Kriminalfälle der Geschichte. Eingangs erinnerte er an den allseits bekannten Gerichtsmediziner Otto Prokop, der seit fünf Jahren auf dem Dorotheenstädtischen Friedhof in Berlin begraben liegt und nun nicht mehr in seine ehemalige Fakultät hinüber kann.

Der historische Streifzug begann mit dem ersten nachweislichen Mord in Berlin am 27. Juli 1580, da wurde das Opfer gemeinsam mit dem Kopf des hingerichteten Mörders begraben. Er endete mit einem versuchtem Totschlag wegen Nachbarschaftszwists, hier zu häufiges Staubsaugen, 2012 in Hellersdorf. Dazwischen gab es viel Wissenswertes, mit so manchem augenzwinkernden Blick auf die beiden Gesellschaftssysteme, zu hören. Auch die Statistik fand Erwähnung. Während im 16. Jh. circa elf Morde auf 10 000 Einwohner kamen, waren es in der DDR 120-130 Morde jährlich bei 17 Millionen Einwohnern.

Der unter den Gästen weilende erste Polizeichef von Marzahn, Harry Schleef, konnte für den Plattenbaubezirk auf 13 Tötungen, darunter drei klassische Morde, im Zeitraum von 1977 bis 1990 verweisen. Dank moderner Technik konnten die Besucher ihren Blick in die Gesichter von Sexualstraftätern beamen und kamen zu der banalen Erkenntnis: Das ist ein Mensch wie du und ich, eher der Schwiegersohntyp. Nach einer Fragerunde und Wünschen für einen guten „Heimgang“ ging das Publikum mit der Gewissheit heim, dass wir letztlich alle an Herzversagen sterben. Sabine Behrens

„Zuflucht“ in der Pyramide Hellersdorf – Seit dem 21. Juli (und noch bis zum 12. September) ist im Ausstellungszentrum Pyramide, Riesaer Straße 94, die Ausstellung

„Zuflucht“ der Künstlerinitiative 18 zu sehen, darunter die Werke von Ruth Gordon (li.) und Katrin Siegert. Geöffnet ist Montag bis Frei-

tag von 9 bis 18 Uhr. Am 24. August findet im Rahmen der Exposition eine Lesung mit Musik statt. Beginn 16 Uhr, Eintritt frei. I.D.

Sommergarten mit Kultur Hellersdorf – Der Kulturring lädt am 13., 20. und 24. August, jeweils ab 15 Uhr, zum Kulturcafé im Sommergarten des Kulturforums, Carola-Neher-Straße 1, ein. Am 13. gibt es Live-Musik zu Kaffee und Kuchen mit der Band „Luftballon“. Am 20. liest Dagmar Steinborn unter dem Motto „(Keine) Platten-Geschichten“ Geschichten über die Anfänge unseres Bezirkes. Die „3 Tucholskys“ präsentieren am 24. Heiteres und Nachdenkliches von Tucho. Eintritt frei. I.D.

Sommerfest Hellersdorf – Unter dem Motto „Die ganze Welt ist himmelblau“ lädt die AWO-Begegnungsstätte, Kastanienallee 53-55, am 21. August ab 14 Uhr zu einem Sommerfest ein. Das musikalische Programm gestalten Ute Beckert (Gesang) und Maxim Shagaev (Bajan). Es gibt Kaffee, Kuchen, Grillwürstchen und mehr. Eintritt 2,50 Euro, Anmeldung Tel. 99 28 21 09. I.D.

20 Jahre Kulturring Hellersdorf – Am 28. August findet im Kulturforum, Carola-Neher-Straße 1, eine Festveranstaltung aus Anlass des 20-jährigen Bestehens des Kulturring in Berlin statt. Zum Programm gehört u.a. ein Konzert des Orchesters Concerto Brandenburg. Beginn 16 Uhr. I.D.

Swing zum Tanz mit Lukas Hellersdorf – Immer am ersten Freitag des Monats, (5. September, 14 Uhr) lädt Lukas Natschinski (am Flügel) zum „Swing am Nachmittag“ ins Kulturforum, Carola-Neher-Straße 1 ein. Es wird Musik zum Tanzen und Zuhören geboten. Eintritt 7, Kaffeegedeck 2 Euro. I.D.

Linda Feller singt Country-Lieder Marzahn – Die bekannte Country-Sängerin Linda Feller ist am 5. September im Arndt-Bause-Saal des Freizeitforums, Marzahner Promenade 55, live zu erleben. „Und immer noch ich“ heißt ihr Solokonzert, in dem vor allem Songs ihres im Mai erschienenen neuen Albums präsentiert werden. Beginn 20 Uhr, Karten (20 Euro) Tel. 542 70 91. I.D.

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jot w.d. 8/2014 „Architektur und Schule“

Marzahn – Noch bis 29. August (Mo-Fr 9-18 Uhr) können im Alten Rathaus Marzahn die Ergebnisse von Schülerprojekten zum Thema „Architektur und Schule“ betrachtet werden. Dazu gehören u.a. verschiedene Ergebnisse des Förderprogramms „denk.mal.grundschule“, das die Senatsbildungsverwaltung in Kooperation mit der Architektenkammer Berlin ins Leben gerufen hat, damit auch Grundschüler sich mit dem Erbe der Stadt auseinander setzen können. Zu sehen sind auch Arbeiten älterer Schüler aus dem Projekt „Jugendcamp auf dem Tempelhofer Flugfeld“. Bei der Initiative Architektur und Schule gehen Mitglieder der Architektenkammer Berlin an die Schulen und begleiten den Unterricht. Sie fördern das Sehen und ein altersgemäßes Verstehen der vielfältigen Bedingungen und Zusammenhänge der stadtplanerischen und baulichen Entwicklungen. Die Kinder sollen lernen, ihre eigene Umwelt besser wahrzunehmen. RN

Praxislernen als Erfolgsmodell Marzahn-Hellersdorf – Die ersten 50 Schüler aus Praxislerngruppen beim Verein Kids & Co haben das zehnte Schuljahr beendet. Die Ergebnisse können sich sehen lassen: 42 haben den Schulabschluss geschafft und 15 bereits einen Ausbildungsvertrag in der Tasche. Zu ihnen gehört Eldin. „Das Praxislernen hat mir Perspektiven eröffnet, die ich vorher nicht hatte“, sagt der 16Jährige. Denn noch vor zwei Jahren traute man ihm den Schulabschluss kaum zu. Nun hat er den erweiterten Berufsbildungsabschluss und einen Ausbildungsvertrag in seinem Wunschberuf als Hotelfachmann. Dass ihm die Arbeit im Service liegt, fand er im Praxislernen in den vergangenen zwei Schuljahren heraus. „Insgesamt neun Berufsfelder stehen den Schülern im Haus Sonneneck zur beruflichen Erprobung zur Verfügung“, berichtet Projektleiter Gerd Kokles. „Neben dem fachlichen Lernen nehmen wir uns Zeit für das soziale Lernen und helfen, individuelle oder auch schulische Probleme zu überwinden. So schaffen es die Mädchen und Jungen, sich ihrer Stärken und Fähigkeiten bewusster zu werden und optimistischer und motivierter in die Zukunft zu blicken“. Das gute Ergebnis basiert dabei stark auf einer engen Zusammenarbeit mit den Partnerschulen, der Haeckel-, der Klingenberg-, der Virchow-, der Mozart- und der Thüringen-Schule. „Dort, wo die Unterstützung des Lehrers oder der Lehrerin besonders groß ist, werden auch die besten Ergebnisse erzielt“, weiß Kokles. LM

Jugend-Bildung-Sport

Klettern im Zweimast-Seilzirkus Spielplatz und Grünanlage wurden neu gebaut Biesdorf – Die Freude stand Baustadtrat Christian Gräff ins Gesicht geschrieben. Und dies mit Recht, denn die Kinder der benachbarten Klax-Kita „Salamander und Mäusekiste“ nahmen am 9. Juli den neuen Spielplatz an der Lauinger Straße voller Begeisterung in Besitz. Gut 300 000 Euro wurden auf knapp 6000 Quadratmetern investiert. Es entstanden 4700 Quadratmeter Wiese, 250 Quadratmeter Gehölzfläche und 500 Quadratmeter Sandspielfläche. 36 Bäume wurden angepflanzt. Die neu entstandene naturnahe öffentliche Parkanlage erstreckt sich von der Apollofalterallee bis zur Tychyer Strasse und liegt südlich der Lauinger Straße. „Wir sind sehr froh“, sagte Gräff, „dass wir die von vielen Bürgern

Das Klettergerät macht ganz schön was her. Foto: Stegemann geforderte Grünanlage und diesen wir den Nachholbedarf im Siedöffentlichen Spielplatz heute lungsgebiet nahezu gedeckt.“ Der übergeben können. Damit haben Stadtrat verriet auch gleich den

Standort für den nächsten Spielplatz. Er entsteht gar nicht weit weg am Burghardweg. „Im gesamten Bezirk wollen wir auch in den kommenden Jahren jährlich mindestens einen Spielplatz bauen“, setzte Gräff hinzu. Die Kinder wiederum wollten gleich das große Klettergerüst erobern. Die attraktive ZweimastSeilzirkus-Kombination bildet den Hauptteil der Anlage, eingebettet in die wegebegleitenden Spielelemente wie Karussells und Federobjekte. Der Spielplatz und die Grünanlagen waren im Vorfeld umfassend mit den Bürgern beraten worden. Die getroffene Auswahl der Spielgeräte orientiert sich an der am meisten vertretenen Altersgruppe der 615-Jährigen. R. Nachtmann

Magic Rock of Hammond Parkbühne lockt mit zwei außergewöhnlichen Konzerten Biesdorf – Da werden wohl nicht nur die Herzen vieler Männer um die 50 höher schlagen, wenn am 22. August, 18 Uhr, die Band Distant Bells Pink-Floyd-Klänge auf die Parkbühne zaubert. Die Hammond-Orgel ist halt doch ein magisches Instrument, das auch Kerle wie Jon Lord – er ruhe in Frieden – beherrschten. Im Kontrast dazu überrascht an diesem Abend das dreiköpfige Rockmonster DeWolff aus den Niederlanden mit unglaublicher, rockiger Power. Den Sound der legendären Pink Floyd stilistisch und qualitativ hochwertig zu reproduzieren, ist für alle Musiker eine Herausforderung. Die achtköpfige Band Distant Bells aus dem tschechischen Brno covert Pink Floyd mit einer Vielzahl live gespielter Instrumente. Dazu überwältigt eine

ausgeklügelte Lichtshow mit vielen überraschenden Effekten. Das aktuelle Programm spannt einen Bogen von Alben wie „ Money“, „The Dark Side of the Moon“ bis hin zu Songs aus dem letzten Album „Division Bell“. DeWolff aus den Niederlanden hingegen erschüttert die Parkbühne mit einer kräftigen Portion wildem, psychedelischen Sixties-BluesRock. Die Musiker sind bewaffnet mit kreischender Hammond Orgel, heulender Gitarre, donnernden Drums. Und einem leidenschaftlichen Gesang. Tags darauf geht mit der „Geigenrocknacht“ ein Parkbühnen-Klassiker über die Bretter, den diesmal die Bands Trio Violanjo, Clover, Remember Twilight und (wie bisher jedes Mal) Kolophon bestreiten. Die Mischung aus Klassik, Bluegrass und Pop der Gruppe Trio Violanjo eröffnet 17.30

Uhr den Klangreigen. Clover bietet traditionellen irischen Folk und wilden Celtic Rock. Remember Twilight führt ein klassisches Klangbild von Geigen, Oboe und Cello mit einem brachialen Sound einer zwischen Metal und Hardcore angesiedelten Spielweise zusammen. Die klassisch ausgebildeten Musiker von Kolphon, die in ihrer Freizeit Hardrock zum Abfeiern spielen, versprechen, erneut die Tanzfreude zu wecken. Eintritt zu den Konzerten 14 bis 19 Euro, Info und Karten in der Kiste, Heidenauer Straße 10, Tel. 99

Auf die Gruppe Distant Bells darf man sehr gespant sein. Foto: Parkbühne

87481. Daselbst wird am Monatsende auch musiziert: Am 29. August spielt „RAM Rock aus Moabit“ in der Rock-Kiste (7/6 Euro), am 30. August öffnen „Strings like Wings“ die Harte Kiste (10/9 Euro); Beginn jeweils 21 Uhr. FS/RN

Köstlich interkulturell 10. Promenadenbuffet wirbt für gesunde Ernährung in der Familie Hellersdorf – Unter dem Motto „Zehn Jahre – zehn Kulturen“ wird am 21. August ab 15 Uhr in der Fußgängerzone Hellersdorfer Promenade das 10. Promenadenbuffet angerichtet. Gesundheitsstadträtin Dagmar Pohle eröffnet die Jubiläumsausgabe des traditionellen Buffets vor dem Familienzentrum „Buntes Haus“ am Rondell Ecke Arneburger Straße. Ums Schnippeln, Rühren, Brutzeln und Dekorieren kümmern sich zuvor wieder Kinder und Jugendliche in den umliegenden Einrichtungen. Betreuer und Erzieher geben dabei Tipps zu Obst- und Gemüsesorten, Zubereitungsarten und praktische Hinweise für eine gesunde und ausgewogene Ernährung in der Familie. Ab 15 Uhr können die sommerlich-gesunden Köstlichkeiten aus aller Welt dann an einer langen Tafel in der Promenade verspeist werden. Zum Nachkochen und phantasievollen Variieren regt ein spezielles PromenadenbuffetRezeptheft an, das zum Mitnehmen bereit liegt. Ein vielfältiges Rahmenprogramm flankiert das Buffet: So wird es u.a. eine Performance des

Berliner Künstlers Berbo Thierfelder, einen „Parcours der Sinne“ und verschiedene Bastelangebote geben. Für Kinofans wird – passend zum Thema Kochen und Essen – der Animationsfilm „Ratatouille“ gezeigt. Die „gesunde Mahlzeit an einer gemeinsamen Tafel“ soll vor allem der Gesundheitserziehung im Quartier dienen. Fast jeder dritte der insgesamt rund 10 000 Einwohner ist jünger als 25 Jahre. Gleichzeitig sind viele Kinder zur Existenzsicherung auf staatliche Hilfen angewiesen. Ein überdurchschnittlich hoher Anteil der Eltern ist allein erziehend. „Kindern, Jugendlichen und jungen Erwachsenen widmen wir deshalb besondere Aufmerksamkeit. Ihre Lebensperspektiven und -chancen sollen sich verbessern. Dazu gehören auch Wissen und Fertigkeiten für eine gesunde und aktive Lebensweise“, sagt Daniela Kuhnert vom Quartiersmanagement. Petra Strachowski Alise beweist: Obstspieße sind gesund und machen auch noch fröhlich. Foto: Nachtmann

Umwelt & Verkehr

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Bezirk soll „essbar“ werden Linke fordert öffentliches Obst und Gemüse – Vorbild ist die Stadt Andernach Marzahn-Hellersdorf – „Pflükken erlaubt“ statt „Betreten verboten“ heißt es in der „Essbaren Stadt“ Andernach. Ob Erdbeeren, Salat oder Zwiebeln: Die Stadtverwaltung lässt überall Gemüse, Obst und Kräuter anbauen – und jeder darf sich bedienen. Wer’s nicht glaubt, kann sich u.a. bei www.andernach.de davon überzeugen. Selbst große deutsche Fernsehsender berichteten mehrfach über dieses Projekt.

Was in einer Kleinstadt in Westdeutschland möglich ist und worüber auch in FriedrichshainKreuzberg und Pankow nachgedacht wird, kann auch in Marzahn-Hellersdorf funktionieren. Bei der „Essbaren Stadt“ geht es um ein Mehr an nachhaltigem Grün und Biodiversität sowie um ein einmaliges Erholungserlebnis für die Bürger und die Gäste des Bezirks. Durch den Einkauf von Nutzpflanzen anstelle teurer Zier-

In Andernach kann, wer möchte, Gemüse an der Schlossmauer ernten. Auch an anderen Stellen wird angebaut. Foto: Stanke

gewächse ließe sich sogar Geld sparen. Marzahn-Hellersdorf verfügt über genügend Freiflächen fernab von stark befahrenen Straßen. Im Unterschied zu einigen Berliner Innenstadtbereichen dürfte die ökologische Belastung für die Nutzer des Stadtobstes in unserem Bezirk zu vernachlässigen sein. An großen Straßen soll allerdings weiterhin der Straßenbaum gepflanzt werden.

Es gilt also durch das Bezirksamt zu prüfen, ob und in wieweit der Bezirk im Rahmen einer Initiative für eine „Essbare Stadt“ an geeigneten Stellen abseits großer Verkehrsstraßen einheimische Nutzpflanzen statt invasiver Ziergehölze anpflanzen bzw. diese in die Pflanzliste aufnehmen kann. Die Linksfraktion wird einen entsprechenden Antrag in die kommende BVV-Sitzung einbringen. Frank Beiersdorff

Wie in vielen anderen Städten haben junge Leute in Jena die Idee aufgegriffen und Beete „An der Sonnenuhr“ angelegt. Foto: privat

Tropischer Regenwald an der Wuhle Der Sommer macht seinem Namen 2014 alle Ehre: Nach einem eher trockenem Frühling jetzt Hitze, Gewitter, wieder Hitze, Landregen ... Ein Wetter, das der einheimischen Flora und Fauna kräftig Schwung gibt. An der Wuhle lohnt ein Spaziergang. An meinem ersten Urlaubstag sehe ich Höhe GriesingerKrankenhaus eine Kindergruppe mit Erzieherin. Die Knirpse allesamt um ein riesiges dichtes Brombeergebüsch versammelt. Die Kinderaugen leuchten beim Blick auf die schwarzen reifen Beeren- aber wie hinkommen angesichts spitzer Dornen und unerreichbarer Höhe? Die Tante weiß Rat: Sie pflückt in der Hitze geduldig für alle Kinder Beeren, bis die kleinen Münder dunkelblau und die Bäuche voll sind. Angst vorm FuchsbandwurmFehlanzeige! Die Erzieherin steht gut im Schuh und will sich ohnehin nicht dorthin bücken, wo der Fuchs langstreift, um Beeren und Mäuse im Gebüsch zu finden. Wenige Schritte weiter im küh-

lenden Schatten eine größere Kindergruppe mit Warnwesten, die wie die Ameisen auf alten bis zum Boden reichenden Ästen von Eschenahorn herumkrabbeln, ohne dass die Begleiterin ständig vor dem Absturz auf den weichfedernden Wuhle-Torfboden warnt. Schön, dass es wenigstens jetzt in den Ferien für die Stadt-

kinder in die Natur zum Spielen geht. Meine Verwandten aus Thüringen sind zu Besuch. Sie bestaunen die Wuhletal-Wildnis, das klare Wasser in der renaturierten Wuhle, die zahlreichen Enten und Blesshühner auf den Kaulsdorfer Teichen, trotz immer noch niedriger Wasserstände. Der angelegte breite Weg aus Kauls-

Da heißt es aufpassen, dass man nicht „angeklettet“ bleibt. Doch sie gehören selbst in dieser Größe zur heimischen Flora. Foto: Clauder

dorf Nord ist fast zugewachsen. Ich benutze ihn regelmäßig seit Jahren beim Joggen. Aber so hohe Kletten und wilde Möhren, Brennnesseln und Goldruten habe ich bisher an dieser Stelle noch nicht gesehen! Ein tropischer Regenwald scheint hier ungestört von Stadtgrün-Kurzhaltern zu wachsen und den Weg bald zu verschlingen. Meine Schwester muss auf das Foto neben die bis zu drei Meter hohen Kletten. Sonst glaubt mir keiner die Erzählung von Klettenriesen, wenn im Winter dort wieder ein unspektakulärer breiter Wanderweg mit kahlem Rodelhang zu sehen sein wird. Hoffentlich denken auch die Manager der Internationalen Gartenschau 2017 daran, ihren Gästen im Kontrast zu perfekten Gartenanlagen ein Stück Wuhle-Wildnis inmitten der Großstadt zu zeigen. Ein gut beschilderter Zugang vom S- und U-Bahnhof Wuhletal zur IGA würde (ohne Seilbahn) ein solches Erlebnis hautnah verschaffen. U. Clauder

Katzenhäuser im Tierheim Berlin überfüllt Tierschutzverein für Berlin sucht dringend neue Katzenbesitzer Falkenberg – Die Katzenstuben des Tierheims Berlin sind seit Sommerbeginn mit mehr als 90 Stubentigern überfüllt. Vor allem im Mutterkatzenhaus werden zahlreiche Katzenfamilien, frische Würfe und werdende Katzenmütter versorgt. Es ist „Katzensaison“. Die Gründe für den alljährlich starken Anstieg im Frühjahr liegen auf der Hand: Viele unverantwortliche Katzenhalter lassen ihre Tiere mit Freigang nicht kastrieren. So kommt es im Frühjahr zu einer sprunghaften Vermehrung unter den Katzen in der Hauptstadt. Der Tierschutzverein fordert daher schon seit langem eine Kastrations-

und Kennzeichnungspflicht für alle privaten Freigängerkatzen, wie sie in vielen Städten und Gemeinden schon erfolgreich praktiziert wird. Die Vermittlung der Tiere in ein neues Zuhause erfolgt über die Telefonnummern 76 888 236 und -121. Die Kleinen werden nur paarweise oder zu Katzen passenden Alters abgegeben. Auch zahlreiche ausgewachsene Katzen suchen dringend eine liebevolle neue Heimat. RN Am 10. August ist Deutschland weit „Tag der Katze“. Unser Beitrag: Wir nahmen den Streuner „Paulchen“ in unsere Redaktion auf. Foto: Dittmann

Gärten an der Wuhle per Rad entdecken Marzahn-Hellersdorf – Die ADFC-Stadtteilgruppe Wuhletal bietet für Zugezogene und für alle Interessierten am 24. August ihre zweite Radtour durch den Bezirk an. Der Streifzug erleichtert den Teilnehmern die Erkundung der neuen Umgebung und zeigt günstige Wege mit dem Rad zu Alltags- und Ausflugszielen auf. Es können Kontakte geknüpft werden und Marzahn-Hellersdorf erschließt sich von seiner fahrradfreundlichen Seite. Die familienfreundliche Radtour führt zu Orten, die farbenfroh, versteckt und skurril sind. Jeder kann hierbei erleben, dass Radfahren Spaß macht, die Gesundheit fördert und man dabei ganz einfach einen wichtigen Beitrag zum Klimaschutz in der Stadt leistet. Start ist 14 Uhr am Rathaus (Alice-Salomon-Platz), von dort geht es in gemütlichem Tempo ca. 25 Kilometer durch Hellersdorf, Marzahn, Ahrensfelde und Kaulsdorf. Die Tour endet nach etwa 3,5 Stunden am Bahnhof Wuhletal. Teilnahme kostenfrei, Anmeldung nicht erforderlich. Info www.kieztouren.radundtouren.de Klaus-Dieter Mackrodt

Keine Ampel am Ärztezentrum Marzahn – An der Marzahner Promenade wird es auf Höhe des Ärztehauses keine Lichtzeichenanlage geben. Das antwortete Verkehrsstaatssekretär Christian Gaebler auf eine Anfrage der Marzahner Abgeordneten Manuela Schmidt. Man habe die Notwendigkeit eine Ampel geprüft, diese sei „der Verkehrssituation nach“ nicht erforderlich. „Die Marzahner Promenade wird stark von Fußgängern frequentiert, der Fahrzeugverkehr hingegen ist gering“, heißt es zur Begründung. Es böten sich „häufig Lücken im Fahrzeugstrom, die ohne lange Wartezeit zum gefahrlosen Queren geeignet“ seien. Schwierigkeiten bei den Fußgängern, die Fahrbahn zu überschreiten, hätten sich auch nicht gezeigt. „Ein Unfallgeschehen mit Fußgängerbeteiligung ist nicht gegeben.“ RN

Ortsumfahrung wird weiter geplant Marzahn – Zum Bau der Ortsumfahrung Ahrensfelde sei weder an eine neue bzw. die Einstellung der jetzigen Planung gedacht, versicherte Verkehrsstaatssekretär Christian Gaebler dem GrünenAbgeordneten Harald Moritz. Vielmehr führe der Brandenburger Landesbetrieb Straßenwesen eine Untersuchung der verkehrlichen Leistungsfähigkeit der Knoten des Streckenzuges Märkische Allee, Bitterfelder Straße für den Fall der Untersagung des „Rechtsabbiegens“ des Verkehrs aus dem neu zu errichtenden Tunnel stadteinwärts in die Ahrensfelder Chaussee durch. RN

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Gesundheit & Soziales

PC-Beratung für Senioren

Wenn man nicht dem Arzt vertraut

Hellersdorf – Der Verein „Net Computer Lernen“ bietet im Kompass, Kummerower Ring 42, Computer-Beratung für ältere Menschen und Senioren an. Jeden 1. und 3. Mittwoch im Monat von 10 bis 12 Uhr sind Hans-Jürgen Krey und Ralf-Peter Richter vor Ort, um bei Problemen rund um digitale Geräte behilflich zu sein. Neben der Computerberatung kann auch bei Problemen mit Digitalkameras sowie Bahnund Bankterminals geholfen bzw. Einblick in den Umgang mit Smartphones und TabletPC’s gegeben werden. Das Angebot ist kostenfrei und kann von jedem genutzt werden. Info email [email protected], Tel. 56 49 74 01. Karsten Mühle, Leiter des Stadtteilzentrums

Heilpraktiker bieten eine ergänzende Behandlung bei vielen Leiden

Der „kompass“ hat nun auch einen Wegweiser. Foto: Mühle

Spranger bei Matilde Hellersdorf – Am 18. August, 16 Uhr, gibt Iris Spranger, Sprecherin der SPD-Fraktion im Abgeordnetenhaus für Bauen, Wohnen und Mieten, im Frauenzentrum Matilde, Stollberger Straße 55, im Sommercafé Antwort auf die Frage: Wo soll frau noch hin? Am 20. August berät eine Anwältin für Familienrecht von 16 bis 18 Uhr; Anmeldung Tel. 56 400 229 notwendig. RN

Schmidberger bei HellMa Marzahn – In der Reihe „Frauen und Gesellschaft – Wir mischen mit“ ist am 26. August, 15 Uhr, Katrin Schmidberger, Sprecherin für Mieten und soziale Stadt der Bündnisgrünen Fraktion im Abgeordnetenhaus, im Frauentreff HellMa, Marzahner Promenade 41, zu Gast. Sie widmet sich unter dem Motto „wenn frau nicht mehr weiß wohin“ der Berliner Wohnungsmarktsituation und den Folgen für Frauen sowie der Frage: Wie steuert Politik dagegen? Info Tel. 542 5057. RN

BVV will Ehrenamt würdigen Marzahn-Hellersdorf – BVVVorsteherin Kathrin Bernikas ruft auf, Vorschläge für den Dank an verdienstvolle Bürger zum „Tag des Ehrenamtes“ am 5. Dezember einzureichen. Die namentlichen Vorschläge müssen eine ausführliche Begründung enthalten und bis 1. September vorliegen. Auskünfte beim BVVBüro, Tel. 90 293 58 11. RN

Es ist ein Traumberuf für mich, die ich vor 38 Jahren den Studienplatz für Medizin gegen den für Philosophie zum großen Entsetzen meines Vaters eintauschte. Ich müsse erst verstehen was mit der Welt los ist. Wenn die Menschwelt krank ist, wie können da die Menschen gesund sein oder gesund werden. Ich möchte nicht behaupten, dass ich heute besser verstehe, was mit der Welt los ist. Interessant ist, was mir eine Freundin zum Bestehen der Heilpraktikerprüfung auf eine Karte schrieb als sie den berühmten Satz des griechischen Arztes und Naturforschers Galen zitierte: „Stimmt es also, dass der Arzt anfänglich beim Erlernen des Berufes und später in der Ausübung seines Berufes die Philosophie notwendig braucht, so ist es auch klar, dass ein wahrer Arzt ein vollendeter Philosoph ist.“ Das gleiche sagte mir, mehr schmunzelnd, der Amtsarzt, der mir damals die mündliche Prüfung abgenommen hatte. Um den Beruf als Heilpraktiker hier in Deutschland ausüben zu können, muss man eine umfangreiche medizinische Ausbildung absolvieren. Die Kenntnisse in Anatomie, Physiologie und Krankheitslehre werden vom Amtsarzt im Gesundheitsamt schriftlich und mündlich geprüft. Die Prüfung ist schwer, die Durchfallrate hoch. Die dann in der Praxis angewendete Therapieform kann von Heilpraktiker zu Heilpraktiker ganz unterschiedlich sein. Auch wenn jeder Heilpraktiker mit verschiedenen Therapieformen arbeitet, ist allen die ganzheitliche Betrachtung und Behandlung des Menschen gemeinsam. Kommt der Patient zu einem Heilpraktiker, nimmt dieser sich für ein gründliches Anam-

nesegespräch ausreichend Zeit, erklärt die Therapie, die angewendet wird, zur Aktivierung der Selbstheilkräfte und zum Ausgleich der energetischen Dysbalance, die in unserer stressbeladenen Zeit latent vorhanden ist. Das macht diesen Berufsstand in der heutigen schnelllebigen Zeit so einzigartig, setzt aber auch eine völlig andere Bereitschaft der Patienten voraus, sich mit sich selbst und seinem Leben beschäftigen zu wollen. Vor allem das leidliche Problem der Therapie-Resistenz bei einer Vielzahl von chronischen Erkrankungen führt dazu, dass immer mehr Hausärzte begleitend zur schulmedizinischen Therapie den Weg zum Heilpraktiker empfehlen. Es gilt (insbesondere bei chronischen und langwierigen Erkrankungen) die alte, ziemlich unbequeme Regel: „Man kann nicht auf die gleiche Weise, wie man über die Zeit in die Erkrankung hereingeschlittert ist, wieder herauskommen.“ Diese Einsicht soll-

te vorab bedacht werden, entscheidet man sich, einen Heilpraktiker aufzusuchen. Es geht um die tieferen, oft sehr komplexen Ursachen der Erkrankung, und es gilt mit Respekt vor dem Menschen und seinem Körper, Wege der Heilung zu finden. Das kann bei jedem ganz unterschiedlich sein, trotz scheinbar gleicher Erkrankung und ähnlichem Beschwerdebild. Dass sich ein Heilpraktiker auf ein Krankheitsbild spezialisiert, ist eher seltener. Im Allgemeinen ist es so, dass die Menschen mit allen möglichen Beschwerden kommen, der Knie wegen, mit Schulterschmerzen, Verdauungsproblemen, Atemnot. Eine wichtige Rolle spielt auch der ganze Komplex der Allergien, die heutzutage schon beinahe selbstverständlich sind. Es ist noch immer so, dass es in den Bundesländern der alten DDR weniger verbreitet ist, sich auch den Rat eines Heilpraktikers einzuholen. Es gab damals nur

Als die Ärzte nicht mehr weiter wussten, konnte erst Christine Eschenbach (li.) Anita Fischer doch noch helfen. Foto: Nachtmann

wenige Vertreter dieser Zunft. Meist waren sie Homöopathen mit einem einzigartigen Wissen und einer großartigen Menschkenntnis. Ich hatte das Glück, mit so einem erfahrenen älteren Kollegen aus Eberswalde nach meiner Ausbildung längere Zeit in Kontakt zu sein. Erst als er mir sagte, „Mädel, du kannst es, fange nun endlich mal an“, habe ich mir nach meiner längst bestandenen Prüfung wirklich zugetraut, als Heilpraktikerin nicht nur zu assistieren, sondern auch selbständig zu arbeiten. Nun bin ich schon seit mehr als 20 Jahren in diesem wunderschönen und herzerfüllenden Beruf tätig. Zum Glück werden langsam die Vorurteile weniger. Manchmal ist es vielleicht einfach nur ein Mangel an Information, was wirklich in so einer Praxis einer Heilpraktikerin geschieht. Dies inspirierte mich, verschiedene naturheilkundliche Therapien vorzustellen und Empfehlungen aus der Naturheilkunde für die Bewältigung des Alltagsstresses weiterzugeben. Meine erste Empfehlung: „Hände über Kreuz unter die Achselhöhle oder auf die Oberarme legen und 36 Mal bewusst aus- und einatmen.“ Das lässt sich auch mehrmals täglich gut in den Alltag integrieren. Jeder kann auf seine Weise spüren, wie sich mit jedem Atemzug mehr Druck und Stress vom Körper lösen, die Gedankenflut sich beruhigt, Spannungsschmerzen nachlassen. Probieren Sie es ruhig aus. Wer mehr wissen will, kann sich per email [email protected] oder Tel. 56 700 119 melden oder nutzt den Tag der offenen Tür am 29. August, 14 bis 20 Uhr, in der Praxis für Naturheilverfahren, Müllerstraße 39, 12623 Berlin. Christine Eschenbach

Verantwortung wird nicht übernommen

Geht jeden an

Nachteile von Medikamententests an Menschen müssen Probanden hilflos ertragen

Wanderausstellung zur Suchtprävention

zentrum“ (*) tragen und nichts, keinen Cent, für die Teilnahme an den klinischen Studien bezahlt bekommen. Gebührenfrei können sie nur mit dem Zentrum telefonieren. Selbst Fahrkosten für Straßenbahn oder Benzin und Parkkosten für das Auto gehen zu Lasten der Versuchspersonen. In ihrer übergroßen Güte schenken diese den Medikamententestern ihre Zeit und ihre Hoffnung auf Heilung von Krankheiten.

Lichtenberg – Unter dem Motto „Nein“ zur Sucht, „Ja“ zur Unabhängigkeit findet vom 4. bis 16. August im Allee-Center, Landsberger Allee 277 (erreichbar u.a. mit der Straßenbahn M6), eine Ausstellung zum Thema Suchtprävention statt. Ziel der Ausstellung ist es, ein breites Publikum auf die verschiedenen Aspekte von Sucht im Alltag aufmerksam zu machen, zu zeigen was Sucht ist und wo sie beginnt. Sie beginnt im Alltag – weshalb die Prävention dort auch ansetzen sollte. Ich selbst bin als Initiator und Eigner der Ausstellung seit 43 Jahren abstinent lebender Alkoholiker. Über den gesamten Zeitraum der Ausstellung werde ich jeweils von 9.30 Uhr bis zur Schließung des Centers 20 Uhr mit Rat und Tat als Ansprechpartner zur Verfügung stehen. Klaus Ziese

Kaninchen im Käfig sind arme Schweine. Versuchskaninchen im eingezäunten Land sind ganz arme Schweine. Von 300 Medikamententests in der DDR wird in einer Juniausgabe von 2014 der Leipziger Volkszeitung berichtet. Entgegen vorheriger Artikel ist im Zwischenreport der Forschungsgruppe der Berliner Charité zu diesem Thema nicht vom uninformierten DDR-Patienten als Proband dieser Medikamentenstudien die Rede. Natürlich wird die Staatssicherheit, deren Informationsgier und Kontrolle sich auf jeden Husten erstreckte, erwähnt. Ist heute alles ganz anders? Selbstlosigkeit ist angesagt? Bei der Pharmaindustrie? Mitnichten. Es sind die Probanden, die in Hoffnung auf die Einführung eines neuen wirkungsvollen Medikamentes ihren kranken Körper z.B. zu einem Leipziger „Prüf-

Brav schlucken! Kommt es aber zu Problemen, sind die Probanden meist allein gelassen. Foto: Archiv

Osteoporose, Diabetes, Arthrose, Rheuma und und und. Wenn ihr diese Krankheiten habt, liebe Bürger, kommet und spendet euren Körper! Nicht mehr dem Staat, wie einst, sondern den Unternehmen. ukoe (*) Es handelt sich um ein englisches Unternehmen, das sich selbst als das weltweit größte multinationale Unternehmen mit eigenen Prüfzentren mit Spezialisierung auf die Durchführung und Rekrutierung von klinischen Prüfungen im Auftrag der pharmazeutischen Industrie, von Biotech-Unternehmen und Auftragsforschungsinstituten bezeichnet. Neben Leipzig hat dieses Unternehmen Prüfzentren in Berlin, Bochum, Dresden, Görlitz und Magdeburg: in Großbritannien, Österreich, Polen, Ungarn, der Ukraine, Bulgarien, Indien und Südafrika.

Feuilleton

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Wie der Toten gedenken? Vor 100 Jahren begann das große Schlachten – Kriegerdenkmale erinnern revanchehaft daran Das historische Bewusstsein in den Dörfern Marzahn, Biesdorf, Kaulsdorf und Mahlsdorf ist eng mit den alten Dorfkirchen und ihrer Geschichte verbunden. Alle haben auch ihre Erinnerungsstätten an die Kriegsgefallenen aus den Kriegen mit Dänemark und Frankreich, nicht zuletzt auch an die zahlreichen Toten des Ersten Weltkriegs. An der Biesdorfer Gnadenkirche fehlt dem ursprünglichen Denkmal die Spitze: Ein Adler, der die Weltkugel in den Krallen hält. Einige Bürger haben seit 2011 die originalgetreue Restauration des in die Jahre gekommenen Kriegerdenkmals gefordert. Die Kirchengemeinde bildete eine Arbeitsgruppe. 2012 trat der Vorsitzende des Heimatvereins, Wolfgang Brauer, am Volkstrauertag dem Ansinnen nach authentischer Wiederherstellung des Denkmals mit den Worten entgegen, der Adler auf der Weltkugel sei „ein Symbol des preußisch-deutschen Anspruchs auf die Weltherrschaft“. Auch der Gemeindekirchenrat warnte davor, dass der Adler politisch missbraucht werden könne. Die Diskussion einhundert Jahre nach Beginn des Ersten Weltkriegs dauert an. Zahlreiche Dörfer und Städte im Berliner Umland hatten nach der Wende die Chance ergrif-

Das benachbarte Otto-Nagel-Gymnasium hatte einen Wettbewerb zum Biesdorfer Kriegerdenkmal organisiert. Die Schülerideen reichten vom „trauernden Adler“ über die „Friedenstaube“ bis zu einer leeren Kugel, die die Zerstörung der Welt durch Krieg symbolisieren soll. Der „räuberische“ Adler, der sich die Erdkugel krallt, hat keinen Platz mehr. Alle Ideen wurden im Bezirksmuseum ausgestellt. Fotos: Museum fen und schmückten ihre Kriegerdenkmale mit Zusätzen „Gedenken an alle Opfer von Krieg und

Gewaltherrschaft“, wodurch auch DDR-kritische Bürgerbewegte und Opferverbände ins Boot ge-

holt wurden. Ebenso restaurierte man häufig ohne große Diskussion aufwändig völkische, kriegs-

verherrlichende Heldengedenkstätten. Die offizielle Argumentation „wir wollen das Gedenken an die Kriegstoten in authentischer Weise wieder herstellen“ hat freilich einen Pferdefuß: Der einstige Missbrauch der Kriegsopfer als Helden war jeweils ein Startklotz für neue Feldzüge, die mit Revanche und Rache für die gefallenen Väter und Söhne eine familienund kommunalpolitische Begründung vor Ort erhielten. Wir haben die Bilder vom Sommer 1914 vor Augen: Begeistert in das Inferno ziehende junge Soldaten, winkende Frauen, Mütter und Kinder. Endlich die Chance, Auge um Auge, Zahn um Zahn die gefallenen Nahestehenden zu rächen! Ob für Gott oder für den Kaiser oder einige Jahre später für den Führer, das war dann fast zweitrangig Ich kenne viele Denkmale mit langen Namenslisten, die „Unseren Helden, die für das Vaterland auf dem Feld der Ehre starben“ gewidmet sind. Aber auch solche, die im Klartext des sinnlosen Todes von Männern, Frauen und Kindern durch Krieg und Nachkrieg gedenken. Wenigstens diese Mahnung sollte hundert Jahre nach dem Ersten Weltkrieg und dem noch größeren Verbrechen einige Jahrzehnte später unsere Erinnerungskultur beherrschen. Ulrich Clauder

Ein Mojito auf den 64. Kabarettistin und jot w.d.-Kolumnistin Dagmar Gelbke hofft auf „Absolution“ in Flensburg und feiert ihren Geburtstag mit der halben Welt

Heute Nacht hatte ich einen Albtraum – und wenn ich mich an Träume erinnere, liegt etwas in der Luft: Ich war zum Amt gebeten worden wegen meiner Fahrerlaubnis, irgendetwas hätte ich erneuern müssen, nun gab es wieder Strafpunkte. Nach Siegmund Freud, und diesmal gebe ich ihm recht, widerspiegelt so ein Traum reale Ängste. In meinem Fall handelt es sich darum, dass im September endlich die fünfjährigen 17 Punkte – wie viele das umgerubelt sind, weiß ich nicht, auf alle Fälle einen Punkt vor Fahrerlaubnisentzug – gelöscht werden. Wenn jetzt, sechs Wochen vor diesem befreienden Ereignis, noch irgend-

etwas passiert, das wäre doch schrecklich! Vorsorglich hat sich mein Auto schon mal in den Vorruhestand begeben. Es fährt nur noch bis zur Kaufhalle oder zum Bahnhof Grünbergallee, sicher ist sicher. Und ich besorge mir erst wieder ein neues altes Gefährt, wenn die Fahrerlaubnis endlich in Jungfräulichkeit erstrahlt – am 8. September (zu Helga Hahnemanns 77. Geburtstag!) – also nach dem Urlaub. Ja, ja, die Reiselust winkt: Mitte August fahre ich mit meiner ehemaligen Bürochefin aus der Zeit vor 25 Jahren in die Arena di Verona, um unter hoffentlich sternenklarem Himmel „Aida“ zu erleben. Hin mit dem Zug in 12 Stunden, zurück per Flugzeug, alles zum Schnäppchenpreis. Ende August geht es mit Rita zu den KarlMay-Festspielen nach Bad Segeberg, wo mein Kollege Uwe Karpa (bekannt aus „alpha-team“) Triumphe als genial-verdrehter sächsischer Professor feiert. Da er ein waschechter Berliner ist, haben wir seinen Text vorher fleißig geübt und uns gewundert, was die Spielbuchautoren mit „Geschend“ meinten. Bis wir drauf kamen: Sie meinten „Gehschend“, wie wir Sachsen eine Gegend nennen. Bis dahin allerdings gibt es noch

viel zu tun in Frankfurt (Oder). Unser Wolfgang Flieder (64) hatte nach dem WM-Sieg zwei Herzinfarkte, welch ein Schock! Inzwischen ist er zur Reha geschickt worden, und wir hoffen, dass er dort lernt zu unterscheiden, welche Dinge im Leben wirklich wichtig sind bzw. welche Dinge es wert sind, sich so maßlos aufzuregen. Wir drücken ihm alle die Daumen, dass er es schafft, mit dem Rauchen endgültig aufzuhören, seine Ernährung umzustellen und vor allem, Aufgaben im Kabarett einfach auf mehrere Schultern zu verteilen. Damit hat er nun, Gott sei Dank, angefangen: Wir Kollegen dürfen das neue Programm, das Ende Oktober Premiere haben soll, selbständig vorbereiten: Texte und Musiken vorschlagen und mit Lothar Bölck (mdr-Satiresendung „Kanzlerpforte D“) vorprobieren, so dass Wolfgang zum Probenbeginn nur noch die Goldfeile ansetzen muss, um uns zur Perfektion zu führen. Er hat ja gesehen, dass wir das können, denn wir haben das laufende Sommerprogramm „Ramba-Samba“ innerhalb eines Tages umbesetzt – Markus Strache-Zakhariya und ich übernahmen Texte von Wolfgang. Und dieser kam auch wirk-

lich einen Tag, nachdem er aus dem Krankenhaus entlassen wurde, zur Qualitätskontrolle und hat sich prächtig amüsiert. Jedenfalls hatte ich meine traditionelle Geburtstagsfeier im Kabarett ausfallen lassen. Habe nur mit meiner Tochter und ihrem Freund (hört, hört - dass ich das noch erleben darf) in der urigen kubanischen Kneipe am Strand der Oder mit einem Mojito auf die 64 angestoßen. Ist ja wirklich keine schöne Zahl. Aber dann fand am nächsten Tag doch noch ein rauschendes Fest in meinem Wildpark von Garten statt – unter dem Motto: Wer kommt, ist da! War das schön! Jung und alt vereint unter Haselnußbaum und Trauerweide: Der „Club der alten Weiber“: ich, Uschi Pulley, Urte Blankenstein, Elli, Rita, Dr. Sabine als Überraschungsgast aus meiner Kindheit, die treuen Fligge-Fans, „Spätverlobter“ Uwe mit seinen schönen „Neffen“ (die von ihm schon gelernt haben, wie man selbstbewusst ohne eine kleine Aufmerksamkeit zu einem Geburtstag geht), der Magdeburger und der Leipziger Untermieter, letzterer mit seiner Schwester aus Los Angeles, die inzwischen zum Judentum konvertiert ist, mein Ex-Untermieter aus Kurdi-

stan, das junge australische Ehepaar, das hier einwandern will und bei meinen Nachbarn wohnt und der „Altherren-Verein“: der feingeistige Wolle vom ViktoriaLuise-Platz, nach sechs Jahren mal wieder der immer laut-fröhliche Pitti Plessow („Fabian“ von Pittiplatsch und Schnatterinchen), der den nach 12 Jahren von Lanzarote zurückgekehrten Fernando (einst Solotänzer am Friedrichstadtpalast) mitbrachte und Micha, Ritas Lebensgefährte, der wunderbar den Grill bedient hat. Leider hat sich der Männerverein dann in die Haare gekriegt, und Micha will mit uns nie wieder was zu tun haben. Ich war bei diesem Streit nicht dabei, weil ich gerade am Tisch der jungen Leute über mein Prüfungsthema „Kabarett als Integrationschance“ diskutierte, aber es ging wohl – man glaubt es nicht – um Ossi-Wessi-Vorwürfe bis hin zu „Ich zahle für Euch den Soli-Zuschlag!“ Mehr muss man dazu wohl nicht sagen, außer: Ist wohl besser für Micha, dass er „uns“ nicht mehr ertragen muss. Ich hoffe nur, dass mir meine Rita die Treue hält. Ja, das war mal wieder das Neueste aus dem multikulturellen Hause „Yellow“. Genießt den RestSommer! Eure Daggie

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Empfehlungen

Sommerhitparade im „Kofferradio“ Zu den Wunschinterpreten der Schlagerparty zählen auch weniger bekannte Berlin – Jeden Sonnabend zwischen 14 und 15 Uhr ist Kofferradio-Zeit für Schlagerfreunde. Zu empfangen ist die Sendung über das Berliner Kabelnetz 92,6, Antenne 88,4 und 90,7 bzw. per Internet: www.alex-berlin. de, www.siggitrzoss.de, www.radio-today.de. Am 9. August sind Original-Ausschnitte aus der Rostocker Hafenbar „Klock 8, achtern Strom“ zu hören. Zu den Interpreten zählen Nina Lizell, Sandra Mo& Jan Gregor, Horst Köbbert, Siegfried Koenig. Vielleicht gibt es aber auch eine Überraschung. Die zweite Runde der Sommer-Schlager-Party folgt am 16. August. Mit Hits und Raritäten von damals von Arite Mann, Rec Demont, Christel Schulze, Gus Backus, Vico Torriani, Brigitte Ahrens, Herbert Klein u. a. Am 23. August geht die erste Sommer-Hit-Parade über den Sender. Moderator Siggi Trzoss hat mehr als Musik- bzw. Interpretenwünsche der Hörer gesichtet. Zu den Erstplatzierten bei den Damen zählen: Nicole Felix, Bärbel Wachholz, Nina Lizell, Helga Brauer, Ingrid Winkler, Dagmar Frederic, Britt Kersten, Ju-

Rec Demond, hier auf einer Plattenhülle, veröffentlichte zunächst noch in Ost und West.

lia Axen, Sonja Siewert und Ute Freudenberg. Bei den Herren sind es Hartmut Eichler, Gerd Christian, Roland Neudert, Andreas Holm, Peter Albert, Hansi Beyer, Frank Schöbel, Paul Schröder und Rec Demont. Auch Gesangspaare, -gruppen und Orchester wurden vorgeschlagen – u. a. Sonja Siewert & Herbert Klein, Chris & Frank, die Ping Pongs, die Kolibris und die Flamingos, das RTO Leipzig und Berlin, die Sputniks. Gespielt werden jeweils die meistgewünschten Titel und Interpreten. Am 30. August gibt es wieder eine Geburtstags- und Erinnerungsrunde für den Monat. Zur Auswahl stehen u.a. Wilfried Peetz, Djon Delusa, Armin Kämpf, Burkhard Lasch, Gerd Natschinski, Alo Koll, Herbert Klein, Hansi Beyer, Siegfried Mai. Am 6. September heißt es wieder „Vom Hörer für den Hörer“. Elke Röder stellt ihre Lieblingsschlager von Siegfried Uhlenbrock vor und plaudert mit Moderator Siggi Trzoß über den von ihr verehrten Künstler. I. Dittmann

Das „Land der Morgenfrische“ Hoher Salon über Korea mit Musik und Tanz Hohenschönhausen – Am 29. August ist das „Land der Morgenfrische“ zu Gast im Humboldt-Haus an der Warnitzer Straße 13 A. Der literarisch-musikalische „Hohe Salon“, veranstaltet vom Kulturring in Berlin e.V., will seine Besucher mit Kultur, Tradition und Alltag in Korea bekannt machen. Gastgeberin Alina Martirosjan-Pätzold stellt u. a. die Tanzgruppe Kaya (Foto: Kulturring) vor, de-

ren Repertoire traditionelle koreanische, höfische und religiöse Tänze und Trommelstücke umfasst. Original-Kaligraphien von Kyongsoo Shin-Nolte werden ausgestellt und können käuflich erworben werden. Kulinarische Spezialitäten aus Korea stimmen auf den Abend ein, der 19.30 Uhr beginnt. Der Eintritt beträgt 18 Euro (einschließlich Speisen), Karten Telefon 553 22 76. I.D.

Eine Liebeserklärung an Brandenburg Günter de Bruyn hofft auf eine Zukunft für Schloss Kossenblatt Selten ist mir ein Buch vor Augen gekommen, das besser recherchiert war als dieses. Mit „Kossenblatt“ festigt Günter de Bruyn einmal mehr seinen Ruf, zu den besten Kennern preußischer Geschichte zu gehören. Gute Gründe also dafür, dass sich das Buch schon seit Monaten auf den vorderen Plätzen der Verkaufslisten der Buchhandlungen hierzulande behauptet. Kossenblatt galt als Lieblingsschloss des preußischen Soldatenkönigs. Vor drei Jahren wurde es von der Gemeinde Tauche erfolgreich verkauft – jetzt will die Besitzerin den Vertrag rückgängig machen, weil nach ihrer Darstellung Zusagen nicht eingehalten wurden. Die Gemeinde will den Bau aber unter keinen Umständen zurück. Ein Fall für die Justiz. In schöner Regelmäßigkeit treffen sich Käuferin und Gemeinde vor dem Frankfurter Landgericht. Der mittlerweile 88-jährige de Bruyn glaubt nicht mehr daran, dass er noch eine für alle befriedigende Lösung erleben wird. Theodor Fontane war nicht so begeistert von Schloss Kossenblatt. In seinen „Wanderungen durch die Mark Brandenburg“ beschreibt er es als „imposantes Nichts, eine würdevolle Leere, mit hechtgrau gestrichenen Türen, den Dimensionen eines Schlosses und der Nüchternheit einer Kaserne“. Vielleicht galt Schloss Kossenblatt wegen seiner vermeintlichen Ähnlichkeit mit einer Kaserne als Lieblingsschloss des preußischen Soldatenkönigs Friedrich Wilhelm I., der dort gern abstieg, wenn er in der Gegend war. Aber auch der „Schloss Kossenblatt GmbH“ gefiel das Barockensemble aus dem Jahr 1712, sie kaufte es vor

drei Jahren der Gemeinde Tauche (Landkreis Oder-Spree) für 240 000 Euro ab. Das denkmalgeschützte preußische Residenzschloss beherbergte zu DDR-Zeiten die Zentralstelle für Reprografie. Nach der politischen Wende wollte ein Westberliner Unternehmer mit einem Teil der zuvor in der Zentralstelle Tätigen mit einem Mikrofilmcenter sein Geld verdienen, musste jedoch nicht viel später wegen fehlender Aufträge aufgeben. Seit 1994 steht das Schloss leer. Auch andere Nutzungskonzepte wie die Einrichtung einer Ausbildungsstätte für ausländische Ärzte blieben nur Gedankenspiele. Lesenswert wird das Buch vor allem dadurch, dass de Bruyn, der in Görsdorf bei Beeskow, ebenfalls ein Ortsteil der Gemeinde Tauche, lebt, bemüht ist, nicht nur

vom Schloss, sondern auch vieles aus der Geschichte des erstmals 1208 urkundlich erwähnten Dorfes zu erzählen. Da geht es um die einstmaligen Besitzer von Oppen und von Barfus ebenso wie um die Entwicklung nach 1945 mit der nicht immer konfliktfreien Herstellung sozialistischer Produktionsverhältnisse in der Landwirtschaft. Eine „Liebeserklärung an die brandenburgische Heimat und eine sehr persönliche, gelassen-melancholische Betrachtung über das Leben im Abseits, über Abschied und Vergessen – und die Kraft der Erinnerung“ verspricht der Klappentext und übertreibt damit nicht. Hans Sandow Günter de Bruyn: Kossenblatt, S. Fischer, 18.99 Euro

Auch wenn sich im Streit um Schloss Kossenblatt (Aufnahme von 2007) eine Lösung andeutet, lohnt sich de Bruyns Buch allemal, denn es erzählt mehr als nur vom Geld. Foto: Peters

direkt – Briefe & Antworten

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Die DDR war nicht pleite

TVO jetzt und in der Kompromissvariante

Zu: Keine Belege für Kollaps-These, jot w.d. 7/2014

Zu: Nicht vor 2018, jot w.d. 7/2014

Hans Sandow vermerkt in seinem Bericht über eine Lesung zu dem Buch „Die DDR-Kombinatsdirektoren – Jetzt reden wir“, dass es für die gängige Behauptung „ohne den Wendeherbst 1989 wäre der Kollaps der DDR-Wirtschaft eingetreten“, keinen Beleg gibt. Er kritisiert aber auch, dass im Buch diese These nicht überzeugend widerlegt werden konnte. Tatsächlich ist die Kollaps-Behauptung seit langem widerlegt, unter anderem durch den Bericht der Bundesbank 1990 und Publikationen von Ökonomen aus Ost und West. Seriöse Belege für die Kollaps-These hingegen hat bis heute niemand geliefert. Wahr ist, dass die DDR Ende der 1980-er Jahre ernsthafte Probleme hatte, ihren internationalen Zahlungsverpflichtungen nachzukommen. Aber war sie deshalb pleite, drohte ihr der Kollaps? Die Fakten: Die offenen Zahlungsverpflichtungen der DDR beliefen sich 1990 auf etwa 50 Milliarden DM. Zugleich aber hatte die DDR Guthaben und Forderungen von rund 30

Milliarden DM im westlichen Währungsgebiet, von 10 Milliarden DM in der Sowjetunion und anderen Ländern. Verblieben also Schulden in Höhe von 10 Milliarden DM, das sind 5 Milliarden Euro. Als Sicherheit für ihre Zahlungsverpflichtungen und neue Kredite verfügte die DDR über beträchtliche Vermögenswerte – volkseigene Betriebe, Acker- und Waldflächen, Immobilien, Wohnungen, hoch qualifizierte Fachkräfte. Von der Bundesbank wurde das Staatsvermögen der DDR auf 1,5 Billionen DM, also 750 Milliarden Euro geschätzt. Das war das 150-fache der Schulden des Staates DDR. Muss eine solche Wirtschaft kollabieren? Nein – es sei denn, es ist politisch gewollt. Die Staatsschulden der Bundesrepublik Deutschland betragen heute 2147 Milliarden Euro, d.h. jeder Bürger der Bundesrepublik ist mit 25 948 Euro belastet.In den 1990-er Jahren haben viele Betriebe im Osten unter den Händen der Treuhandanstalt kollabiert. Aber das ist ein anderes Thema. Prof. Erika Maier, Biesdorf

Die „beträchtlichen Vermögenswerte“ von damals (hier: Berlin 1989) sind noch vorhanden, sie gehören jetzt allerdings jemand anderem. Foto: Archiv

Gut, dass es jot w.d. gibt

Gratulation zum 94.

An 23. Juli brachte das ARD-Magazin „Plusminus“ in einem Beitrag über das TISA-Abkommen eine Sequenz über den „Berliner Wassertisch“ und dessen Engagement gegen die Privatisierung „öffentlicher Güter“. Die BWT-Community war natürlich hell begeistert und begriff gar nicht, dass der Kommentar der saarländischen Moderatorin Karin Lambert-Butenschön „Das Berliner Wasser ist inzwischen wieder komplett in öffentlicher Hand. Die Bürgerinitiative war erfolgreich. 98 Prozent der Berliner Bevölkerung stimmten für den Rückkauf.“ gleich drei Falschaussagen beinhaltet. So ähnlich professionell arbeiten ja auch unsere „Qualitätsmedien“ Morgenpost und Tagesspiegel. Gut, dass es jot w.d. gibt, wo die Fakten richtig dargestellt werden. Hermann Wollner, Hellersdorf

Am 26. August wird Schlagersenior Herbert Klein 94 Jahre alt. Der mit seiner Ehefrau, der Sängerin Sonja Siewert, nahe der Schönhauser lebende Gitarrist und Sänger hatte seine Karriere 1945 als Orchestersänger begonnen und in den folgenden Jahrzehnten als Solist und im Duett mit seiner Frau zahlreiche Titel bei Funk und Platte veröffentlicht. Bis ins hohe Alter trat er bei Veranstaltungen als Sänger auf oder las aus seinem 2003 erschienenen Buch „Im Schlageralbum geblättert“. Wir gratulieren Herbert ganz herzlich zu seinem Geburtstag und senden beste Wünsche für seine Gesundheit. Red. Mehr über Herbert und Sonja in den „Musiklegenden des Ostens“, nachzulesen in jot w.d. 9/2004 und 8/2010, zu finden auch hier: www.jotwede-online.de/ spezial/musiklegenden.htm

Soll der Bau des fehlenden Teilstücks der TVO tatsächlich erst im Jahr 2018 beginnen, wie Staatssekretär Christian Gaebler behauptet? Gespräche in der Senatsverwaltung für Stadtentwicklung und Umwelt vermitteln mir den Eindruck, dass dies nicht das letzte Wort sein muss. Sollte aber doch ein Baubeginn erst im Jahre 2018 ins Auge gefasst werden, fordert das unseren scharfen Protest heraus. Es würde auch die Frage aufwerfen, ob die Landesregierung tatsächlich hinter dem Verkehrsprojekt steht. Zehntausende Menschen erwarten dringlich den Bau des TVO-Teilstücks, das Entlastung vom

überhandnehmenden Verkehr in den Siedlungsgebieten bringen wird. Wir fordern ganz klar den Baubeginn 2016 und eine Streckenführung, wie sie in der so genannten Kompromissvariante von den Stadtbezirken Marzahn-Hellersdorf, Lichtenberg und Treptow-Köpenick favorisiert wird. Herr Gaebler hingegen beharrt bisher auf der sogenannten Ostvariante, die auf der Biesdorfer Seite des Bahndamms zwischen Biesdorf und Karlshorst laufen soll und der einige Wohnhäuser zum Opfer fallen würden. Peter Ohm, Präsident des Verbandes Deutscher Grundstücksnutzer (VDGN)

Peter-Weiss-Bibliothek hat guten Freund verloren Zum Tod des Historikers Dr. Norbert Podewin. Für den 19. Juni hatte die Peter-Weiss-Bibliothek eine Buchvorstellung zur Berliner Architektur im Kalten Krieg angekündigt, die wegen Erkrankung des Autors leider ausfallen musste. Nun erreichte uns die schmerzliche Nachricht, dass Dr. Norbert Podewin am 10. Juli verstorben ist. Die Bibliothek und ihre Leser haben einen guten Freund, Autor zahlreicher Publikationen von bleibender Aktualität, verloren. Hier sei nur an einige Veranstaltungen zur Vorstellung seiner Bücher – über Otto Ostrowski, den bis heute von der SPD verleugneten sozialdemokratischen Oberbürgermeister im Nachkriegsberlin, über die beiden Friedrich Ebert, Vater und Sohn, oder die Neuauflage des von ihm mit herausgegebenen Braunbuchs „Kriegs- und Naziverbrecher in der Bundesrepublik“ – erinnert. Auch mit seinem letzten Buch „Stalinallee und Hansaviertel. Berliner Baugeschehen im Kalten Krieg“ hatte er sich einem politisch bedeutsamen

Gegenstand zugewandt. Sein Anliegen war, die Aufnahme der Karl-Marx-Allee und des Hansaviertels in die Liste des Weltkulturerbes zu befördern. Politische Brisanz gewinnt das Thema vor dem Hintergrund der ständigen Auseinandersetzungen um städtebauliche Entscheidungen: Um die Gestaltung des Stadtzentrums ebenso wie um die Frage des „Wie und Wo“ für den dringend notwendigen Bau neuer Wohnungen. Heute wie damals in der Nachkriegszeit geht es darum, bezahlbaren Wohnraum und ein lebenswertes Umfeld für die ständig wachsende Zahl der Bewohner unserer Stadt zu schaffen. Der Kampf gegen Mietwucher und gewissenlose Spekulationen mit Wohnraum sorgt zusätzlich für die Aktualität des Themas. Vielleicht gelingt es, die ausgefallene Veranstaltung in anderer Form nachzuholen und damit auch das Andenken unseres verstorbenen Freundes zu ehren. Gertraude Sumpf

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Hallo Idioten! Es gibt auch noch Leute ohne Handy!

5 Entdeckt an der Straße Am Rosenhag, gleich neben der Kreuzung zur Hönower Straße.

Quadratisch, praktisch, verführerisch Der Kiez gefaltet (3. Teil) Die Abteilung Stadtentwicklung hat eine fünfteilige Reihe Faltblätter „Stadtumbau für die Hosentasche“ heraus gegeben. Unser Autor durchleuchtet jenes für den Kiez Marzahn NordWest. (Die Teile 1 und 2 erschien in den Ausgaben 6 und 7/2014). Der Taschenstadtplan für Marzahn NordWest – so ansehnlich und einladend er daher kommt – ist ein Produkt selektiver Wahrnehmung. Er zeigt, das wurde mehrfach festgestellt, welche positiven Auswirkungen der Stadtumbau Ost auf das Erscheinungsbild und die Lebensqualität in diesem Stadtquartier hatte. Was er nicht zeigt bzw. nicht erwähnt, ist das Riesenpotenzial an Mitteln und Möglichkeiten, das zur gleichen Zeit aus dem Programm „Soziale Stadt“ für die Entwicklung des Kiezes an der nordöstlichen Grenze zu Brandenburg eingesetzt wurde. Allein in den ersten 10 Jahren Quartiersmanagement waren das mehr als 11 Millionen Euro. Damit wollte sich das Bezirksamt natürlich nicht schmücken. Nur: wenn das ganze Papier mit seinen Glanzstücken (insgesamt rund 10 Millionen Euro) lediglich das Schmuckstück des Herausgebers sein soll, vermittelt es ein schiefes Bild von dem hier in Rede stehenden Lebensraum und erst gar keins, von den hier lebenden Menschen und ihrem Anteil daran. Die Abenteuerspielplätze waren bereits angesprochen worden. Der Faltplan aus dem Hause Gräff würdigt sie als bedeutende geschichts- und geografisch orientierte Lernorte. „Dort können Kinder u.a. alte Handwerkstechniken erlernen, Stockbrot backen und mehr.“ Als „besonderer Ort, der Besuchern tagsüber und abends für unterschiedliche Nutzungen offen steht“, wird die 1994 in ökologischer Bauweise errichtete „Umweltstation Alpha II“ hervorgehoben, die auf dem Platz nahe der Straßenbahnwendeschleife zu finden ist. Ihr Juwel

aber im Inneren blieb unerkannt, obwohl bereits vor sieben Jahren hingebungsvoll „besungen“, der Spaß „in der taufrischen Umweltstation ALPHA II oder am größten Lehmofen Deutschlands, der sich ebenfalls unter der silbernen Riesenkuppel befindet.“ Und gerade um diesen Ofen hat der Trägerverein „Spielplatzinitiative Marzahn e.V.“ engagiert gerungen. In der damaligen Quartiersagentur fand sie – nicht zuletzt auch im agilen Bewohnerbeirat – die potenten Unterstützer, die dem Projekt zum Erfolg verhalfen. Ähnlich verhielt es sich mit den Schulhöfen. Der „Stadtumbau im Hosentaschenformat“ hebt vier als „Förderprojekte“ hervor. Mithilfe des Programms „Soziale Stadt“ und dessen Sachwaltern im Quartiersmanagement konnte aber allen Höfen – beginnend in der Falken-Grundschule in Marzahn West – der Hof gemacht werden (9 oder 10 an der Zahl). Das Beispiel Schwarzwurzelpark unterstreicht indes, warum dieser kleine Stadtteilplan trotz aller Lücken das Prädikat „wertvoll“ verdient. Seit zehn Jahren liegt auf dieser ehemaligen Kitabrache der Nebel des Vergessens. Der „Stadtumbau für die Hosentasche“ hat ihn faltenweise weggeblasen und damit ein stiefmütterlich behandeltes Anschauungsbeispiel für erfolgreiches Kiezmanagement verdientermaßen ans Licht gehoben, wenn auch die Überschrift 4 „Neugestaltung Schwarzwurzelplatz“ irritierend ist, denn es gab keinen alten, der neu gestaltet hätte werden müssen, und so vermerkt der Text zutreffend: „Der Schwarzwurzelplatz ... ist ein gelungenes Beispiel für einen mit intensiver Beteiligung neu angelegten Quartiersplatz in MarzahnHellersdorf.“ Allerdings ist er auch der einzige Platz weit und breit, der – trotz Fertigstellung vor 10 Jahren – nicht offiziell eingeweiht wurde. Torsten Preußing (Teil 4 in der nächsten Ausgabe)

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Berliner Großprojekte endlich im Gleichklang! Als überzeugter Berliner mit fremden Wurzeln machte ich mir bisher Sorgen, ob es überhaupt eine Zukunft gibt. Ohne Großflughafen, S-Bahn-Neuvergabe und Olympia. Doch nun kann ich Hoffnung schöpfen. Es gibt zumindest dafür Signale. Und die haben nichts mit Berlin zu tun als Weltmetropole, sondern mit unserem unbedeutendem kleinen Ostbezirk am Rande der Stadt. Hier gibt es schließlich mit dem Clean Technic Park in Marzahn, der Ahrensfelder Ortsumgehung und nicht zuletzt der Tangentialen Verbindung Ost (TVO) bedeutsame Großvorhaben, die weit über das lokale Politikgerassel hinaus hörbar sind. Wir haben die große Chance, dass diese Projekte gemeinsam fertig werden! Zum einen wurde für diese oben genannten Vorhaben kein Eröffnungstermin genannt. Da kann sich die Internationale Gartenschau IGA 2017 eine Scheibe abschneiden, denn hier steht schon die Jahreszahl im Namen. Bei den Olympischen Spielchen sind immerhin Termine alle vier Jahre möglich. Und wenn wir die schon wieder gnädig aus dem Gedächtnis entfernten ursprünglichen Eröffnungstermine des BBI „Willy Brandt“ ins Feld führen würden. Aber jetzt wird endlich alles aufeinander abgestimmt, synchronisiert also: Die Notwendigkeit der TVO wurde bekanntlich mit der „schnellen Anbindung“ der künftigen Großindustrie im Clean Technic Park an den Fluchhafen begründet. Und mit der Sorge der Lokalpolitiker um die Ruhe für die geplagten Anwohner an der Köpenicker Straße. Und mit der kleinen Lücke zwischen der bereits gebauten TVO in Köpenick und der dreispurigen Märkischen Allee, freilich samt Ortsumgehung Ahrensfelde. Dank oppositioneller Nachfrage im Abgeordnetenhaus kurz vor dem Sommerloch können wir uns jetzt sorgenfrei zurücklehnen bzw. in den Badesee abtauchen: Anders als von den Großparteien versprochen, wird es so bald eine TVO nicht geben, Baubeginn „ab 2018“, das heißt also: irgendwann. Zudem sind für das Projekt die Quellverkehre eher

tröpfchenweise möglich. Das liegt an der völlig ominösen Planung einer Ahrensfelder Ortsumfahrung, einem erst in ferner Zukunft produzierendem Clean Tech Park (Klärwerksabriss ist noch voll im Gange), über das BBI-Luftkreuz brauche ich mich nicht mehr auszulassen. Apropos Tröpfchen. Der neue Tierparkchef steht der SPD-Idee für einen weiteren Quellverkehr durch Errichtung eines Großspaßbades am nördlichen Startpunkt der TVO in Tierparknähe durchaus ablehnend gegenüber. Auch das von der Lokalpolitik gern in den Vordergrund gerückte Ziel „ruhiges Wohnen im Grünen an der Köpenicker“ ist durchaus verlockend, aber wohl eher eine Fata Morgana. Alle Verkehrszählungen ergaben: Der Quellverkehr aus den Wohngebieten ist der entscheidende, nicht so sehr der Durchgangsverkehr. Zumal es möglichst zur Trasse der TVO keine Anbindungen durch noch ruhige Straßen in Biesdorf Süd geben soll. Damit bleibt vermutlich die Masse des Verkehrs dort, wo sie sich schon heute staut. Nämlich auf der Köpenicker. Fassen wir zusammen: Die Berliner Politik hat endlich alle Großprojekte synchronisiert, dank Terminstellung „irgendwann“ für die Inbetriebnahme. Von Mehdorn lernen heißt siegen lernen! Und sollten „irgendwann“ vor allem Pkw und Lkw die TVO als „Transitverbindung Ost“ zur mautfreien Abkürzung durch Berlin nutzen, wird am Clean Technic Park Station gemacht. Ein „Clean Technic Discount Puff“ hat eine magische Anziehungskraft für osteuropäische Trucker durch seine Kombination mit einer Clean technic Oben Ohne Waschanlage für Lkw. Solche Hochtechnologie-Angebote vor Ort werden aus Steuermitteln garantiert gefördert, wie auch TVO, BBI und Ahrensfelder Ortsumfahrung. Euer Schwejk

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Heimatländisches jot w.d.-Preisrätsel 1

E N E B U T S T

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I T I D L S R E S E R G

Es sind Orte mit zehn Buchstaben folgender Bedeutung zu finden: 1. historische Kleinstadt an der Tauber, 2. hier befindet sich der Führungsbunker Harnekop, 3. Ort mit Bergbauwanderpfad in Thüringen, 4. hier steht Brandenburgs schönste Burg, 5. sehn wir uns nicht in dieser Welt, dann sehn wir uns in ..., 6. Ziel (fast) aller Touristen aus den USA, 7. Berliner Stadtteil mit deutsch-russ. Museum, 8. Oberst Petershagen rettete diese Stadt, 9. hier gibts zum Einkaufen die „Kö“, 10. hier steht Europas längste Burganlage. Die Buchstaben in den markierten Feldern ergeben – neu sortiert – eine andere Bezeichnung für überall.

Schicken Sie Ihre Lösung bis 29. August (Poststempel) an jot w.d., Müllerstr. 45, 12623 Berlin, Kennwort Rätsel, und gewinnen Sie u.a. ein Plakat zu einer interessanten Plakatausstellung. Auflösung des Preisrätsels aus jot w.d. 7/2014: 1. Ferienzeit, 2. Ozeanriese, 3. Schnorchel, 4. Badestelle, 5. Kurzurlaub, 6. Flugpreise, 7. Tandemtour, 8. Ballermann, 9. Reisebuero, 10. Handgepäck. Das Lösungswort lautete: Kreuzfahrt. Die Preise gingen per Post an die Gewinner. Herzlichen Glückwunsch!

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Hallo Hubertus Knabe, ist das etwa auch „DDR-Werbung“?