IV Demokratie und politisches System Beitrag 22. Die deutsche Revolution die Wende und das Ende der DDR VORANSICHT

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Author: Hannah Schulze
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Demokratie und politisches System • Beitrag 22

Ende der DDR

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Foto: Lionel Cironneau © picture-alliance/AP Images

Die deutsche Revolution – die Wende und das Ende der DDR

T H C I S N A R O V Ein weiteres Stück der Mauer fällt (Aufnahme vom 11. November 1989).

Ein Beitrag von Dr. Christine Koch-Hallas, Mannheim Mit Illustrationen von Oliver Wetterauer und Dagina Burger Dauer

3 bis 6 Stunden

Inhalt

Gründung zweier deutscher Staaten, Unterschiede BRD und DDR, Mauerbau, Grenzverlauf, Flucht und ihre Folgen, Glasnost und Perestroika, Fluchtwelle im Sommer 1989, Formierung der Opposition, Mauerfall, Brandenburger Tor als Symbol, Befindlichkeiten in Ost und West, Tag der deutschen Einheit

Ihr Plus

Hintergrundinformationen und methodische Tipps zum Tag der Deutschen Einheit

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Ende der DDR

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Materialübersicht Stunden 1/2

Wie kam es zur Teilung Deutschlands?

M1

(Ab)

Was wissen wir über unsere Geschichte?

M2

(Tx)

Die Jahre 1945 bis 1949 – die Gründung zweier deutscher Staaten

M3

(Tx)

Die wichtigsten Unterschiede zwischen der BRD und der DDR

M4

(Tx)

Die DDR grenzt sich ab – der Bau der Mauer

M5

(Tx)

Nichts wie raus! Fluchtversuche und ihre Folgen

Stunden 3/4

Die friedliche Revolution 1989 – Ursachen, Verlauf und Folgen

M6

(Tx/Ab) Wie kam es zur Wende? Die Krise im Ostblock

M7

(Tx/Bd) Die Fluchtwelle – Ausreise über Ungarn und die Tschechoslowakei

M8

(Tx)

M9

(Tx/Bd) 9. November 1989 – der Tag, an dem die Mauer fiel

WIR sind das Volk! Protestbewegungen formieren sich

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Stunden 5/6

25 Jahre nach dem Fall der Mauer – wie eins sind die Deutschen?

M 10 (Bd)

Dreimal das Brandenburger Tor – ein deutsches Symbol

M 11 (Tx/Sb) Ist zusammengewachsen, was zusammengehört?

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M 12 (Bd/Ab) Der Tag der deutschen Einheit – ein Grund zum Feiern? Lernkontrolle M 13 (Lk)

Fragen rund um das Thema „deutsche Einheit“

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M 14 (Gl)

Die wichtigsten Fachbegriffe auf einen Blick – ein Glossar

Minimalplan

V

Wenn Sie weniger Zeit zur Verfügung haben, können Sie wie folgt planen: Stunde 1

Das geteilte Deutschland und die innerdeutsche Grenze

M 1, M 3, M 4

Stunde 2

Wende und Ende der DDR

M 8, M 9, M 11

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M1 Was wissen wir über unsere Geschichte? A. Die Jahre 1945 bis 1949 – die Gründung zweier deutscher Staaten 1. Nach dem zweiten Weltkrieg wurde Deutschland von den sogenannten Siegermächten in Besatzungszonen aufgeteilt. Wer gehörte zu den Siegermächten? 䡺 Belgien 䡺 Frankreich 䡺 Großbritannien 䡺 Italien 䡺 Niederlande 䡺 USA 2. Notieren Sie, was die folgenden Begriffe bzw. Abkürzungen bedeuten. Trizone: DDR: BRD: 3. Wann wurde die DDR gegründet? War das vor oder nach Gründung der BRD? B. Die wichtigsten Unterschiede zwischen der BRD und der DDR 1. In den beiden deutschen Staaten entwickelten sich deutlich unterschiedliche Rahmenbedingungen. Streichen Sie die Begriffe, die der DDR zuzuordnen sind. Föderalismus – zentralistischer Einheitsstaat – verbündet mit USA – verbündet mit der Sowjetunion – Sozialismus – Gewaltenteilung – Planwirtschaft – freie Marktwirtschaft – SED – EWG 2. Die beiden deutschen Staaten gehörten zwei unterschiedlichen Militärbündnissen an. Welche waren das? 䡺 NATO und USA 䡺 NATO und Warschauer Pakt 䡺 UNO und OSZE 䡺 UNO und RGW 䡺 Moskauer Pakt und Westallianz 䡺 EU und Perestroika

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3. Und wie nannte man die Auseinandersetzungen zwischen der USA und der Sowjetunion? Krieg

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C. Die DDR grenzt sich ab – der Bau der Mauer 1. Es gab mehrere Gründe, warum die DDR-Führung eine Mauer errichten ließ. Welche der folgenden Aussagen stimmt nicht mit den Fakten überein? 䡺 Die wirtschaftliche Situation in der DDR verschlechterte sich im Laufe der 1950er-Jahre zunehmend, während die BRD in dieser Zeit einen großen ökonomischen Aufstieg erlebte. 䡺 Es gab in der DDR ein deutliches Überangebot an Arbeitskräften. 䡺 Die Wirtschaftslage in der DDR verschlechterte sich auch deshalb, weil viele Menschen, die in der Nähe zur Grenze lebten, im Westen arbeiteten, weil dort das Gehaltsniveau höher war als im Osten. 䡺 Die DDR-Führung verfolgte mit dem Bau der Mauer auch das Ziel, den Aufbau des Kapitalismus in der DDR voranzutreiben. 2. Wer war das Staatsoberhaupt der DDR zu dem Zeitpunkt, als die Mauer gebaut wurde?

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3. Von wann bis wann stand die Berliner Mauer? D. Wo verlief die innerdeutsche Grenze? 1. Betrachten Sie die Karte. Welche Bundesländer waren vom innerdeutschen Grenzverlauf betroffen? Zeichnen Sie den Grenzverlauf ein. 2. Wissen Sie, zu welchem der beiden ehemaligen deutschen Staaten folgende Orte gehörten? Kreuzen Sie diejenigen an, die im Gebiet der ehemaligen DDR liegen. 䡺 Frankfurt a.M. 䡺 Frankfurt/Oder 䡺 Görlitz 䡺 Göttingen 䡺 Gera 䡺 Paderborn 䡺 Plauen 䡺 Passau 䡺 Weimar 䡺 Wittenberge 䡺 Wolfsburg

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M2 Die Jahre 1945 bis 1949 – die Gründung zweier deutscher Staaten Deutschland durch vier

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Nach der bedingungslosen Kapitulation NaziDeutschlands am 8. Mai 1945 und dem damit verbundenen Ende des Zweiten Weltkrieges wurde Deutschland auf der Potsdamer Konferenz von Juli bis August 1945 von den Siegermächten Frankreich, Großbritannien, USA und der Sowjetunion in Zonen aufgeteilt. Gemeinsam sollte die Zukunft Deutschlands geplant werden, wobei die Ziele wie Demilitarisierung, Entnazifizierung, Dezentralisierung und Aufbau einer Demokratie im Vordergrund standen. Die Sowjetunion erhielt den östlichen, Großbritannien den nord-westlichen, Frankreich den westlichen und die USA den südlichen Teil des deutschen Gebietes. Berlin sollte von den Siegern gemeinsam besetzt werden, wobei jede Macht ihren eigenen Sektor bekam. Eine deutsche Teilung zeichnete sich bereits ab.

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Aus vier „Zonen“ werden zwei Staaten

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Die nächste Phase der wirtschaftlichen Trennung erfolgte Anfang 1947 durch den Zusammenschluss der USA und Großbritannien zur Bizone. Am 1. April 1948 trat Frankreich hinzu und die Trizone wurde gegründet. Auf der Londoner Sechsmächtekonferenz (23. Februar bis 2. Juni 1948) einigten sich Großbritannien, Frankreich und die Beneluxstaaten (Belgien, die Niederlande und Luxemburg) zusammen mit den USA auf eine gemeinsame Deutschlandpolitik. Als Voraussetzung für eine wirtschaftliche Erholung der Westzonen beschlossen sie eine Währungsreform in Westdeutschland, infolgedessen es nun die Ost- und die Westmark gab. Ferner forderten sie die Ministerpräsidenten der westdeutschen Länder auf, zur Bildung eines deutschen Weststaates eine Verfassung auszuarbeiten und eine verfassunggebende Versammlung einzuberufen. Dies mündete schließlich im Beschluss eines neuen Grundgesetzes und der Gründung der Bundesrepublik Deutschland (BRD) am 23. Mai 1949. Die sowjetische Besatzungszone zog am 7. Oktober 1949 nach und gründete die Deutsche Demokratische Republik (DDR). Die Zweistaatlichkeit war damit vollendet.

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Damit endete auch die einstige Zusammenarbeit zwischen den USA und der Sowjetunion, die sich im Kampf gegen den Nationalsozialismus noch zu einer Koalition verbündet hatten. Nach: www.bpb.de/geschichte/nationalsozialismus/dossier-nationalsozialismus/39612/deutsche-teilung-im-kalten-kriegAufgaben

Aufgaben 1. Notieren Sie die Stationen auf dem Weg zur Gründung der beiden deutschen Staaten. 2. Welche Bundesländer gehörten nach der deutschen Teilung zum Staatsgebiet der DDR? Notieren Sie. 3. Wie sah die Regelung für die ehemalige Hauptstadt des deutschen Reiches aus? 4. Diskutieren Sie in der Klasse, ob und wie die Teilung hätte verhindert werden können.

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M3 Die wichtigsten Unterschiede zwischen der BRD und der DDR

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Während der Besatzungszeit waren die Verhandlungen der Großmächte an ihren unvereinbaren politischen und wirtschaftlichen Systemen gescheitert. Während die Westmächte in ihren Zonen freie Wahlen, Parteien und demokratische Grundregeln mit freiem Wirtschaftshandel legitimierten, herrschten in der sowjetischen Besatzungszone Sozialismus und Planwirtschaft nach sowjetischem Vorbild. Die deutsch-deutsche Teilung stellte dementsprechend auch die Spaltung der Welt in zwei Machtblöcke dar. Dies mündete in den so genannten „Kalten Krieg“ zwischen den Supermächten USA und Sowjetunion. Offiziell wurde dieser „Krieg“ nie erklärt. Dennoch ging von ihm eine nicht berechenbare Gefahr aus. Trotz aller Aufrüstung und massiver Abgrenzung kam es jedoch bis zum Ende des Kalten Krieges Ende der 1980er-Jahre nie zu einer offenen kriegerischen Auseinandersetzung zwischen beiden Seiten, deren Weltanschauungen und Gesellschaftsentwürfe sich unvereinbar gegenüberstanden.

Berlin

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DDR

BRD

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Demokratie vs. Sozialismus Die Bundesrepublik Deutschland (BRD) entstand als demokratischer Bundesstaat. Das Grundgesetz bestimmte die Prinzipien der Staatsordnung wie Gewaltenteilung, Rechtsstaatlichkeit und Föderalismus und garantierte die Freiheitsrechte der Bürger. Die Wiedervereinigung war Verfassungsauftrag. 1949 fand die erste freie und geheime Bundestagswahl statt: Elf Parteien und zwei unabhängige Abgeordnete wurden in den Bundestag gewählt. Der damalige Bundeskanzler Konrad Adenauer (CDU) bildete die erste Bundesregierung und förderte die Westbindung der neu gegründeten BRD. Die Deutsche Demokratische Republik (DDR) dagegen wurde als zentralistischer Einheitsstaat aufgebaut, eingebunden in den sowjetischen Machtbereich. Nachdem die ersten Wahlen zunächst verschoben wurden, standen erst im Oktober 1950 sogenannte Einheitslisten zur Wahl, die von den Bürgern nur als Ganzes bestätigt oder abgelehnt werden konnten. Die Geheimhaltung war ebenso wenig vorgesehen wie eine Wahl im Sinne einer Auswahl zwischen mehreren Parteien und ihren Zielvorstellungen (Einparteiensystem). Die SED übte von nun an die alleinige Herrschaft in der DDR aus und nahm auf alle Lebensbereiche der Bürger Einfluss.

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NATO und Warschauer Pakt Die Konfrontationen zwischen Ost und West hatten auch einen militärischen Wandel zur Folge. So trat die Bundesrepublik 1955 dem westlichen Verteidigungsbündnisses der NATO bei und sicherte den Westmächten Unterstützung gegen den Einfluss des sowjetischen Kommunismus in Europa zu. Im Grundsatz entfiel das Besatzungsstatut und die Alliierten gewährten ihrem neuen Partner weitgehende Souveränität. Noch im gleichen Jahr wurde die DDR im Gegenzug Mitglied des Warschauer Paktes, einem militärischen Beistandspakt des Ostblocks unter der Führung der Sowjetunion. Ihm gehörten neben der DDR auch Albanien, Bulgarien, Polen, Rumänien, die Tschechoslowakei und Ungarn an. Marktwirtschaft vs. Planwirtschaft Die Bundesrepublik entwickelte sich zu einem angesehenen Partner in den Organisationen der westlichen Staaten wie dem Europarat und der Europäischen Gemeinschaft für Kohle und Stahl. Während die Bundesrepublik in den Kreis der Europäischen Wirtschaftsgemeinschaft (EWG) integriert wurde und die soziale Marktwirtschaft als Wirtschaftsordnung einführte, die die Bürger in der Bundesrepublik weitgehend vor staatlichen Eingriffen schützen sollte, drängte die Sowjetunion in der DDR auf die Einführung der Planwirtschaft. Im September 1950 wurde die DDR Mitglied im Rat für Gegenseitige Wirtschaftshilfe (RGW), einer internationalen Organisation der sozialistischen Staaten unter Führung der Sowjetunion. Nach: www.hdg.de/leipzig/ausstellungen/dauerausstellung/rundgang/gruendung-der-bundesrepublik-und-der-ddr/

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M4 Die DDR grenzt sich ab – der Bau der Mauer

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„Niemand hat die Absicht, eine Mauer zu errichten!“ – und dann kam der 13. August 1961 Hatte Walter Ulbricht, seit 1960 Staatsoberhaupt der DDR, noch im Juni 1961 öffentlich erklärt, dass niemand die Absicht habe, eine Mauer zu errichten, begannen – mit Rückendeckung der Sowjetunion – in der Nacht vom 12. zum 13. August Volkspolizei und Nationale Volksarmee (NVA), die durch Berlin verlaufende Sektorengrenze mit Stacheldraht und Steinwällen zu „sichern“ sowie Türen und Fenster von Häusern zuzumauern, die auf der Grenze standen. In den folgenden Tagen und Monaten entstanden so zwischen Ostund Westberlin eine 46 Kilometer lange Betonmauer und schließlich um ganz Westberlin herum befestigte Grenzanlagen auf einer Strecke von insgesamt 155 Kilometern. Die Bevölkerung konnte nun nicht mehr aus einem Teil der Stadt in den anderen gelangen. Bis 1989 war es den DDR-Bürgern zudem nicht erlaubt, frei in den Westen zu reisen (bis auf Ausnahmen für Rentner).

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© Fotoarchiv Alex Waidmann

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Der Beginn der Abriegelung der DDR vom Westen Bereits 1952 hatte die SED-Führung die DDR zum Westen hin abgeriegelt. Die innerdeutsche Grenze hatte eine mehrere Kilometer breite Sperrzone und reichte mit fast 1.400 Kilometern von Bayern bis an die Ostsee. Sie teilte Siedlungen und Landschaften, zerschnitt Straßen und Eisenbahnlinien. Selbst Kirchen mussten weichen. Für den Verkehr zwischen der BRD und der DDR oder Berlin waren nur noch wenige Eisenbahn- und Autobahnübergänge offen. Zudem wurden die Bewohner aus der unmittelbaren Nähe der Grenze zwangsumgesiedelt. Trotzdem war Berlin immer noch Schlupfloch für viele Flüchtlinge: Von 1949 bis zum Bau der Mauer waren es jedes Jahr rund 150.000 Menschen, 1953 allein sogar über 330.000. Insgesamt übersiedelten 2.686.942 in den Westen. Schließlich florierte in der Bundesrepublik die Wirtschaft, während sie sich in der DDR im Laufe der 1950er-Jahre zunehmend verschlechterte. Die Wirtschaft wurde außerdem geschwächt durch diejenigen, die in den Grenzgebieten im Westen arbeiteten, weil dort das Gehalt besser war als im Osten, aber im Osten lebten, da dort die Miet- und Wohnungskosten geringer waren im Westen.

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Nach: http://lpb-bw.de/mauerbau.html; ww.planet-wissen.de/politik_geschichte/ddr/die_berliner_mauer/index.jsp

Aufgaben 1. Erläutern Sie, weshalb die DDR-Führung im August 1961 mit dem Bau einer Mauer begann. 2. Von der einen Seite wurde die Mauer als „Friedensgrenze“ und „antifaschistischer Schutzwall“ gepriesen, von der anderen Seite als „kommunistische Schandmauer“ verdammt. Wem können diese Begriffe zugeordnet werden? Begründen Sie Ihre Entscheidung. 3. Betrachten Sie die Bilder, die rund um den Bau der Mauer im August/September 1961 entstanden sind. Finden Sie zu jedem der Fotos einen passenden Titel. 4. Erläutern Sie die Folgen des Mauerbaus für die Menschen in den beiden deutschen Staaten.

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© Bundesregierung/ Gert Schütz

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Folgen der Abriegelung An den Grenzsperren kam es zu erschütternden Szenen: Von einem Tag auf den anderen wurden die Menschen in West- und Ostberlin voneinander getrennt, Straßen, Plätze und Häuser wurden geteilt, die Bahn-Verbindungen unterbrochen. Die Sperranlage schnitt über 50.000 Ostberliner von ihren Arbeitsplätzen im Westen ab. Geflüchtete Väter sahen ihre Frauen und Kinder oft für Jahre zum letzten Mal, Verlobte oder Geschwister mussten Abschied nehmen. Die SED-Führung gestattete ihrer Bevölkerung nicht mehr, das Land in Richtung Westen zu verlassen. Ausreiseanträge für eine Übersiedlung wurden häufig abgelehnt und hatten Nachteile im Beruf sowie Repressionen zur Folge. Was blieb, war für viele nur die Flucht.

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M9 9. November 1989 – der Tag, an dem die Mauer fiel

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© dpa-Bildarchiv

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Die SED ändert ihren Kurs Seit dem Sommer 1989 riss der Flüchtlingsstrom nicht ab. Zehntausende hatten allein in den ersten Novembertagen die DDR verlassen. Die Situation wurde für die DDR-Führung immer unhaltbarer. Nachdem Staatsund Parteichef Erich Honecker von seinen eigenen Parteigenossen zum Rücktritt gezwungen worden war, kündigte sein Nachfolger Egon Krenz eine Kurskorrektur der SED an und machte damit Zugeständnisse an die Demonstranten. Die Machthaber hofften, dadurch verloren gegangenes Vertrauen zurückzugewinnen und ihre Macht wieder stabilisieren zu können. Die Bevölkerung ließ sich jedoch nicht mehr täuschen. Eine Pressekonferenz mit Folgen Am Abend des 9. November 1989 verkündete SED-Politbüromitglied Günter Schabowski als deren Vertreter auf einer internationalen Pressekonferenz, dass alle Bürgerinnen und Bürger der DDR über alle Grenzübergänge ausreisen könnten. Eigentlich beabsichtigten die Behörden erst ab dem nächsten Tag, geregelte Reisemöglichkeiten mit Pass und Visum zu ermöglichen. Doch die Pressekonferenz wurde im DDR-Fernsehen live übertragen und auch die westdeutsche Tagesschau um 20 Uhr begann mit der Schlagzeile „DDR öffnet Grenzen“. Daraufhin eilten tausende Berliner aus Ost und West zu den Grenzübergängen. Wegen der verfrühten Bekanntgabe der neuen Reiseregelung fehlten den Grenzsoldaten klare Anweisungen. Als die Menge immer größer wurde, zeigte sich, dass die Grenzer dem Ansturm nicht gewachsen waren. Eine Stunde vor Mitternacht entschieden sie, die Kontrollen einzustellen und die Grenze zu öffnen. Jubel brach los und tausende Menschen rannten Richtung Westberlin. In der Nacht vom 9. auf den 10. November 1989 liefen die Berliner aus Ost und West wieder durch das Brandenburger Tor. Das Symbol für die Teilung der Stadt wurde zum Symbol des Zusammenwachsens.

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Kampf um die Macht Nach dem Mauerfall spitzte sich die Situation in der DDR weiter zu. Die DDR-Führung gab ihre Macht nicht so ohne Weiteres auf. Daher demonstrierten die Menschen auch in den folgenden Monaten weiter auf den Straßen. Es kam zu Streiks und Gefängnisrevolten, Gebäude des Staatssicherheitsdienstes wurden besetzt und freie Wahlen erzwungen. Die SED-Führung versuchte, die Kontrolle über die Verwaltung des Landes zu behalten. Doch als DDRBürger im Januar 1990 die Zentrale der Geheimpolizei in Berlin stürmten, fiel die letzte Machtbastion. Damit begann die Einleitung eines gewaltfreien Übergangs in eine demokratische Zukunft.

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© picture-alliance/akg-image

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Nach: www.bpb.de/geschichte/deutsche-einheit/deutsche-teilung-deutsche-einheit/43731/der-9-november-1989

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Foto: Klaus Lehnartz/bpk

Dreimal das Brandenburger Tor – ein deutsches Symbol

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Die Mauer am 10. November 1989

Das Brandenburger Tor heute

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