Ist der Gott des Urknalls der Gott der Katholiken?

Ist der Gott des Urknalls der Gott der Katholiken? Posted By Antimodernist On 30. April 2007 @ 21:21 In Naturwissenschaft, Philosophie Es gab eine Zei...
Author: Anton Fleischer
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Ist der Gott des Urknalls der Gott der Katholiken? Posted By Antimodernist On 30. April 2007 @ 21:21 In Naturwissenschaft, Philosophie Es gab eine Zeit, da war man als Katholik jeweils froh, wenn einem ein Wissenschaftler wieder einmal versicherte, es gebe in ihrem (an sich atheistischen) Wissenschaftssystem immer noch Platz f€r einen Sch•pfergott. Der Platz wurde zwar je nach neuestem Forschungsstand dann manchmal doch recht eng, aber ganz und gar auszuschlie‚en war die Theorie eines schaffenden Gottes dann auch wieder nicht. Und – Gott sei Dank, so ist man in diesem Sinne schon fast versucht zu sagen – hat sich die Theorie von Stephen Hawkings vom ewigen Universum dann doch nicht durchsetzen k•nnen. K€rzlich meldete sich wieder einmal ein Astrophysiker, Prof. B•rner aus dem Max Planck Institut f€r Astrophysik Garching bei M€nchen, mit der beruhigenden Feststellung zu Wort, Wissenschaft und Religion seien keine Gegens„tze. Einer der Aspekte des Seins, so meint Prof. B•rner, die nicht innerhalb der Naturwissenschaften beantwortet werden k•nnten, sei die Frage: „Was war vor dem Urknall?“ Es sei doch „sehr bemerkenswert, da‚ die moderne Urknalltheorie sehr gut zu der biblischen Aussage pa‚t, Gott habe die Welt zu einem bestimmten Zeitpunkt aus dem Nichts geschaffen“. Also – Gott sei Dank, soll man wohl jetzt sagen – wir Katholiken k•nnen wieder einmal beruhigt sein, es ist noch Platz f€r unseren Gott in der modernen Naturwissenschaft – Platz hinter dem Urknall n„mlich. Aber, so m€‚te man sich als Katholik eigentlich besorgt fragen, ist das der rechte Platz f€r unseren Gott? Und es ist sicher nicht m€‚ig, dieser Frage ein wenig nachzugehen… Wenn man die moderne Naturwissenschaft verstehen will, ist es zun„chst sehr hilfreich, einen kleinen geistesgeschichtlichen R€ckblick zu halten, denn immerhin ist die Urknalltheorie ihrer Entstehung nach gar nicht so neuen Datums, wie viele meinen, sie hat inzwischen einige hundert Jahre auf dem Buckel – ganz abgesehen von Denkentw€rfen griechischer Philosophen, denen eine derartige Theorie ebenfalls nicht fremd war. Der eine oder andere von Ihnen, verehrte Leser, kann sich wom•glich noch aus dem Physikunterricht an den KantLaplace†schen Urnebel erinnern. Dieser Urnebel war nichts anderes als der damals noch rein theoretisch geforderte Urknall, der anfangs nur noch nicht so laut knallte, sondern viel friedfertiger daherkam. Bei unserem Kant-Laplace†schen Urnebel haben wir jedoch einen nicht zu untersch„tzenden Vorteil gegen€ber dem sp„teren Urknall: Herr Kant war kein Physiker von Beruf, sondern ein Philosoph. Und als solcher hat er seine Theorie auch gleich gr€ndlich durchgedacht. Das haben die Philosophen nun mal so an sich, sie denken viel nach. Wie kam Immanuel Kant eigentlich zu seiner Idee vom Urnebel? Wie schon angedeutet nicht durch physikalische Experimente, sondern durch Nachdenken, bzw. durch Weiterdenken der damals wirklich noch modernen Ansichten von unserer Welt. Man mu‚ nun wissen, Kant lebte immerhin schon zu einer Zeit, in der die Welt wieder in zwei Teile zerbrochen war: Auf der eine Seite die materielle Welt, auf der anderen Seite die Welt des Geistes, die Welt der Ideen. Von der materiellen Welt nehme der Mensch nichts als Erscheinungen wahr und deshalb habe er von ihr blo‚ eine Vorstellung, so meint Kant, von der geistigen Welt dagegen haben wir eine Anschauung. Dabei sieht Kant zwischen diesen beiden Welten keine M•glichkeit einer wirklichen Verbindung, vielmehr laufen beide Welten unvermittelt parallel nebeneinander her, in grauer Vorzeit wom•glich pr„stabilisiert und synchronisiert durch einen deistischen Gott. Die Materie hatte also nichts mehr mit dem Geist Ist der Gott des Urknalls der Gott der Katholiken

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zu tun und der Geist hatte nichts mehr mit der Materie zu tun. Die Materie hatte ihre eigene Gesetzlichkeit, der Geist ebenfalls, wobei beide, wie gesagt, durch eine un€berbr€ckbare Kluft getrennt sind. Was ergibt sich daraus als Folge f€r unsere Erkenntnis der Wirklichkeit? In der materiellen Welt ist alles ausschlie‚lich Ursache und Wirkung, eine endlose Kausalkette von Einzelereignissen, die zu immer neuen – ja, zu was f€hren eigentlich diese unz„hligen Kausalereignisse? Selbstverst„ndlich zu einer Evolution, d.h. einer Entwicklung vom Einfachen zum Komplizierteren, zu einer st„ndigen Erh•hung der Komplexit„t! Am Anfang war also alles ganz, ganz einfach, so einfach wie ein Urnebel, so hat Kant damals schon geschlossen. Aus diesem Urnebel hat sich schlie‚lich gem„‚ dem Ursache-Wirkungs-Gesetz die heutige Welt €ber viele, viele, viele Jahre hinweg immer fortentwickelt. Schon seit der Renaissance hatte man sich daran gew•hnt, die ganze Natur mehr und mehr in mathematischen Formeln zu sehen, und man war hoch erfreut, nunmehr die Wirklichkeit mathematisch genau beschreiben bzw. berechnen zu k•nnen. Die ber€hmteste Formulierung dieser ‡berzeugung hat sicher Galilei gegeben, der sagt, das Buch der Natur sei in der Sprache der Mathematik geschrieben. Dabei hat die praktische Effizienz dieser neuen Mathematik f€r Jahrhunderte ihre Begr€ndungsdefizite und ihre unausgesprochenen, aber h•chst spekulativen Basisannahmen v•llig €berdeckt. Wenn n„mlich alle Wirklichkeit nur durch diese neue Mathematik zug„nglich wird, dann ist damit die ‡berzeugung vorausgesetzt: 1. da‚ in der Berechnung rein quantitativer Verh„ltnisse die Realit„t tats„chlich erfa‚t werden kann, und 2. da‚ die Welt mathematisch berechenbar ist, d.h., da‚ sie immanent mathematisch strukturiert und von dieser Struktur vollst„ndig und durchg„ngig gepr„gt ist. Erst im 19. Jh. hat man diese Begr€ndungsdefizite bemerkt und etwa mit der sog. Mengenlehre versucht, Abhilfe zu schaffen. Zur Zeit Kants war man noch ganz von der neuen Einsicht fasziniert, da‚ die ganze Natur pr„zise wie ein Urwerk abl„uft und deswegen alles genau berechnet und damit nat€rlich auch (wenigstens theoretisch) mathematisch genau zur€ckverfolgt oder vorausberechnet werden kann. Denn wenn man nur alle m•glichen Ursachen ganz genau einberechnet, dann gibt es keinerlei Zuf„lligkeiten mehr. Es m€‚te nun eigentlich f€r einen nachdenkenden Menschen ganz klar sein, da‚ es in diesem System nicht nur keine Zuf„lligkeiten mehr gibt, sondern auch keinen Raum mehr f€r einen schaffenden Gott. Denn Gott hat in diesem weltimmanenten Entwicklungsproze‚ praktisch gar nichts mehr zu tun. Schlie‚lich erkl„rt sich alles, was geschieht, allein aus den Naturgesetzen. Kant hatte das durchaus so gesehen, und er lehnt daher auch ein Eingreifen Gottes in diesen Proze‚ vollkommen ab. Ja, f€r ihn w„re das Annehmen eines solchen Eingreifen Gottes in die Weltentwicklung ein blo‚er Aberglaube. Und vom modernen Wissenschaftssystem aus gesehen hatte Kant auch durchaus recht, in dem modernen agnostizistischen Welterkl„rungssystem braucht es keinen Gott mehr. Wenn man €berhaupt noch von einem Gott spricht, dann immer nur von einem deistischen Gott, also einem Gott, der die Welt, d.h. den Urknall zwar geschaffen, dann aber alles vollkommen sich selbst €berlassen hat. Aber auch diese Annahme eines schaffenden Gottes hinter dem Urknall w„re f€r Kant immer nur eine reine Vermutung. Denn f€r ihn ist ein Sprung €ber die Grenze der Erfahrung zu einer transzendenten Wirklichkeit Gottes im Sinne eines „Dinges an sich“ ganz unm•glich. Schon in der Vorrede zur 2. Auflage seiner „Kritik der reinen Vernunft“ (KrV, B XX) stellte Kant ganz klar als Grenze der Vernunfterkenntnis a priori fest, „da‚ sie nƒmlich nur auf Erscheinungen gehe, die Sache an sich selbst dagegen zwar als f„r sich wirklich, aber von uns unerkannt liegen lasse“;

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umso weniger ist sie f„hig, €berhaupt etwas €ber „Dinge an sich“ ausmachen zu k•nnen, deren Realit„t sich – wie die Gottes – nicht einmal in ihrer Erscheinung anzeigt. Aber selbst wenn ein solcher Sprung €ber unsere Erfahrung m•glich w„re, br„chte er dennoch nicht das gew€nschte Ergebnis: „Erlaubte man aber auch den Sprung „ber die Grenze der Erfahrung hinaus vermittelst des dynamischen Gesetzes der Beziehung der Wirkungen auf ihre Ursachen: welchen Begriff kann uns dieses Verfahren verschaffen? Bei weitem keinen Begriff von einem h…chsten Wesen, weil uns Erfahrung niemals die gr…‚te aller m…glichen Wirkungen (als welche das Zeugni‚ von ihrer Ursache ablegen soll) darreicht.“ (KrV, B 665f) Nach Kant geht man in der Ursachenkette immer nur zur€ck zu einer weiteren weltimmanenten Ursache, aber man €bersteigt niemals diese Ebene, um zu einem h•chsten Wesen gelangen zu k•nnen. Daher ist Gott f€r Kant nicht mehr mit unserer theoretischen Vernunft erkennbar, sondern ausschlie‚lich ein Postulat der praktischen Vernunft. Wie ist es nun mit dem Gott des Urknalls? Ist dieser Gott, wenn man genauer hinsieht, nicht auch nur ein reines Postulat der praktischen Vernunft? Oder mit anderen Worten ausgedr€ckt: Ist Gott hier nicht zu einem blo‚en L€ckenb€‚er f€r (noch) mangelnde naturwissenschaftliche Erkl„rungen geworden? Gott darf noch den Urknall schaffen, weil und solange man daf€r noch keine andere befriedigende Erkl„rung hat. Mehr als den Urknall schaffen darf und kann er aber in diesem System auch nicht mehr. Bei der eigentlichen Entstehung der einzelnen Dinge dieser Welt, d.h. der konkreten Welt, wie sie wirklich ist, ist Gott nur noch ein unbeteiligter Zuschauer. Das ist das eine, was zu bedenken ist. Dazu kommt aber noch ein Zweites, das kaum noch ernsthaft in Erw„gung gezogen wird: Der wahre Gott, der Sch•pfer Himmels und der Erde, ist gar kein deistischer Gott, der nur den Urnebel ins Dasein setzt, um sich sodann unt„tig in seinen Himmel zur€ckzuziehen. Das ist nicht das katholische Dogma der Sch•pfung! Nach katholischer Lehre hat Gott alle Dinge, die ganze Welt, quoad substantiam, also ihrer ganzen Substanz nach geschaffen. Und das ist viel mehr, als nur einen Urnebel bzw. Urknall zu schaffen, aus dem sich dann alles wie von selbst weiterentwickelt! Es ist schon sehr erstaunlich, da‚ so viele katholische Gelehrte (auch unter den sogenannten Traditionalisten!) dies nicht mehr sahen, bzw. sehen wollen. Ist der metaphysische Blick auf die Wirklichkeit inzwischen solcherma‚en getr€bt, da‚ der fundamentale Unterschied zwischen der Sch•pfung aus dem Nichts und dem Werden der Dinge aus innerweltlichen Ursachen nicht mehr gesehen wird? Wie ist diese Blindheit zu erkl„ren? Man versucht letztlich krampfhaft (um nicht unmodern zu erscheinen) sich ins moderne Wissenschaftssystem einzuklinken, ohne noch die grundlegenden Unterschiede bedenken zu wollen und auch zu k•nnen. Man versucht etwa, Gott mit aller Gewalt in ein Evolutionsgeschehen einzuspannen, in dem er, systemimmanent gesehen, €berhaupt keinen Platz mehr hat. Dieser Gott kann dann nat€rlich auch nicht mehr sein als ein reines Postulat des religi•sen Gem€tes – der Gott der Modernisten also – ein Postulat, das wissenschaftlich nicht mehr ernstgenommen werden mu‚ und deswegen nat€rlich auch nicht mehr ernst genommen wird! Aus demselben Grund versucht man zudem, als Sch•pfung auszugeben, was mit dem katholischen Dogma der Sch•pfung €berhaupt nichts mehr zu tun hat. Denn die Uminterpretierung des Zufalls, des Scheiterns, ja der Vernichtung des einzelnen in ein f€r die Entwicklung des Ganzen notwendiges Geschehen haben die nachdarwinischen Evolutionstheorien nicht mit einer katholischen Philosophie gemeinsam, sondern vielmehr mit stoischen Selbsterhaltungstheorien. Anders als die meist f€r ‚christlich’ ausgegebene, in Ist der Gott des Urknalls der Gott der Katholiken

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Wahrheit aber stoisch-neostoische ‡berzeugung, die ganze uns €ber die Sinne zug„ngliche Welt sei von einem f€rsorglichen Gott in strenger Gesetzm„‚igkeit geordnet, geht die Evolutionstheorie zun„chst davon aus, da‚ nicht eine festgelegte Ordnung, sondern der Zufall und seine blo‚e Begrenzung durch die ‚Notwendigkeit’ der ‚Umwelt’ das Prinzip der Evolution seien. Wie schon Darwin selbst vers„umen es auch gegenw„rtige Evolutionsbiologen selten, darauf hinzuweisen, da‚ sie in ihrer Jugend Anh„nger des alten theologisch begr€ndeten Ordnungsgedankens gewesen seien. So steht also scheinbar der alte metaphysische Glaube an den alles durchwaltenden Sch•pfergott in Antithese zu einer aufgekl„rten wissenschaftlichen Welterkl„rung. Dabei sind die beiden gegnerischen Positionen, wenn man sie genauer betrachtet, nur in unwesentlichen Lehrst€cken verschieden. F€r die Stoiker ist ohne Zweifel die Welt von einer strengen Notwendigkeit zum Besten der einzelnen Lebewesen bestimmt. Es ist aber ebenso klar, da‚ die Stoiker den Zufall, das Negative, Zerst•rerische in der Welt nicht einfach leugneten, sie gestehen seine Existenz vielmehr ausdr€cklich zu. Nur behaupten sie, diese Zuf„lle st€nden in Wahrheit im Dienst der Selbsterhaltung des Ganzen und h„tten daher den Charakter des Zufalls und des Negativen nur f€r den Betrachter im jeweiligen Augenblick. Im Unterschied dazu interpretieren die Evolutionstheoretiker den Zufall nicht um, sondern bestehen darauf, da‚ ein Zufall nichts als Zufall sei. Nichts desto weniger wird sodann f€r sie der Zufall zum Werkzeug der „Allmacht der Auslese“ (August Weismann), d.h. der Zufall mutiert unversehen zum eigentlichen Motor der Evolution. Denn die „Allmacht der Auslese“ hat den jetzigen Weltzustand insgesamt so organisiert, da‚ alles Zuf„llige, das in der Geschichte der Evolution der ‚Notwendigkeit’ standgehalten hat, zum Nutzen der erhalten gebliebenen ‚Biosysteme’ ist. In der ‡berzeugung, der Zufall k•nne zugleich Zufall und ein immanenter Steuerungsmechanismus sein, konvergieren also das stoische und das Evolutionssystem. Sofern der Zufall das Prinzip der (wissenschaftlichen) Naturgeschichte, d.h. der Evolution ist, diese aber (der darwinschen Theorie nach) dennoch berechenbaren Prinzipien folge, ist der Zufall selbst zugleich das an und f€r sich Notwendige. Unter diesem Aspekt kann man sogar sagen, da‚ die modernen Evolutionsbiologen weniger Problembewu‚tsein zeigen als die antike Stoa, wenn sie gar nicht mehr versuchen, den Zufall in ein als Ganzes notwendiges System einzupassen, sondern ihn unreflektiert selbst zum eigentlich Notwendigen erkl„ren. Es w„re doch nun eigentlich zu erwarten, da‚ man als katholischer Philosoph oder Theologe f„hig ist, derartige Widerspr€che zu durchschauen und einzusehen, da‚ auf diese Weise Gott nicht die Welt geschaffen haben kann. Aber leider war und ist das schon lange nicht mehr der Fall. Man kann daher wirklich sagen, die Auseinandersetzung mit der Evolutionstheorie ist von katholischer Seite aus gesehen eine Tragik ganz eigener Art. Inzwischen ist es schon beinahe soweit gekommen, da‚ es nur noch von evangelikaler Seite ein wirklich engagiertes Eintreten f€r eine biblische Sch•pfungslehre gibt. Die allermeisten Katholiken haben vor der Evolutionslehre schon grunds„tzlich kapituliert und jegliches kritische Denken gegen€ber dieser Theorie verloren. Sie sind mit dem Gott hinter dem Urknall vollauf zufrieden, was €brigens ein sicheres Zeichen daf€r ist, da‚ der antimodernistische Geist am Aussterben ist, denn der Modernismus ist letztlich als der Versuch einer angleichenden Antwort auf die Evolutionstheorie €ber die Exegese des Sch•pfungsberichtes in die katholische Theologie eingedrungen. Darum ist das Urteil €ber die Evolutionstheorie zugleich auch immer ein Modernismustest. Warum wurde aber von den Katholiken die geistige Sprengkraft dieser Theorie nicht mehr richtig eingesch„tzt? Wenden wir uns zur Beantwortung dieser Frage nochmals der Vergangenheit zu. Ist der Gott des Urknalls der Gott der Katholiken

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Zur Zeit Galileis haben allen voran die Jesuiten noch erkannt, da‚ Galilei nicht einfach das Bezugssystem der Himmelsk•rper ge„ndert hat, daf€r waren die jesuitischen Gelehrten n„mlich durchaus offen, sondern da‚ er mit diesem das philosophische System wechselte. Galilei vertauschte die Wesensphilosophie mit dem Atomismus. Daher ist Galilei auch urspr€nglich wegen Atomismus und nicht wegen seines heliozentrischen Weltbildes angeklagt worden, wie Pietro Dedondi in seinem Buch „Galilei der Ketzer“ ausf€hrlich dokumentiert. Heute ist dieser Atomismus die selbstverst„ndliche Grundlage der modernen Naturwissenschaft und nat€rlich auch der Evolutionstheorie geworden, aber von fast keinem katholischen Gelehrten wird dies noch f€r problematisch angesehen. Daher ist wohl die mangelnde philosophische Einsicht in die Grundlagen der Evolutionstheorie letztlich der Grund f€r die vielf„ltigen Versuche katholischer Gelehrter, sich auf die heilige Kuh der Evolution zu schwingen, um darauf mitzureiten zu d€rfen. All diese Gelehrten waren und sind der ‡berzeugung, da‚ man die Evolutionstheorie taufen kann, d.h. da‚ man dieses Welterkl„rungssystem als katholische Sch•pfungslehre interpretieren kann. Nach so vielen Jahren der geistigen Auseinandersetzung mit der Evolutionstheorie und den immensen geistigen Verheerungen, die von dieser Irrlehre angerichtet worden sind, ist das mehr als erstaunlich, und man kann wirklich nur noch resigniert fragen: Hat man auf katholischer Seite wirklich nicht mehr erkannt, da‚ es in der Evolution 1. keine g•ttliche, pers•nliche Vorsehung geben kann, keine g•ttliche F€rsorge f€r jeden einzelnen Menschen, sondern nur das Gesetz: „fressen und gefressen werden“? Hat man nicht mehr gesehen, da‚ es 2. in diesem System keinen Platz f€r das Paradies gibt, denn wenn Gott die Welt als Paradies geschaffen hat, dann steht das Vollkommene am Anfang und nicht das Primitive, und Adam war der vollkommenste Mensch und nicht ein primitiver Abk•mmling von irgendwelchen Affen? Hat man nicht mehr gesehen, da‚ es 3. in der Evolution zudem keine Erbs€nde geben kann und infolgedessen die Erz„hlung vom S€ndenfall zu einem blo‚en M„rchen wird, zu einem Versuch, das B•se in der Welt einfach bildhaft zu erkl„ren? Hat man nicht mehr gesehen, da‚ 4. infolgedessen in diesem System auch keine Erl•sung und damit auch kein Erl•ser notwendig ist? Usw. Nein, der Gott des Urknalls ist nicht der Sch•pfer des Himmels und der Erde, den wir im Glaubensbekenntnis bekennen. Der Gott des Urknalls ist allerh•chstens der deistische Gott der Aufkl„rung, der freimaurische Weltenbaumeister, der sich nicht mehr um seine Welt k€mmert und deswegen genau genommen €berfl€ssig, also wissenschaftlich irrelevant ist. Dem entgegen ist der Gott unseres Glaubensbekenntnisses der wahre Sch•pfer aller Dinge, der durch sein allm„chtiges Wort alles nach seiner Art geschaffen hat. Erst wenn man die rechte Einsicht ins Sch•pfungsdogma wiedergewonnen hat, ist auch eine wahre, katholische Auseinandersetzung mit der Evolutionstheorie m•glich. Ansonsten freut man sich €ber jede L€cke in der Evolution, um darin Gott zu sehen – oder es bleibt einem nur noch der Gott hinter dem Urknall. Und dar€ber soll man sich dann als Katholik auch noch freuen…

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