1. Frühschicht Advent 2009

Thema: Das schönste Geschenk

Einleitung: Vier Wochen noch, dann feiern wir Weihnachten. Vor uns liegt die Adventszeit, sie soll uns auf das wichtige Fest vorbereiten und einstimmen. Aber wie sieht es denn häufig bei uns aus in dieser Zeit? Geschäftiges Treiben, um vieles noch zu erledigen in den paar Wochen. Geschenke besorgen, Weihnachtsmärkte besuchen, sowie verschiedenste Weihnachtsfeiern stehen auf den Terminplänen. Aber wie ist es eigentlich mit der gewünschten, besinnlichen Zeit, um uns auf die Ankunft des Herrn vorzubereiten? Ist diese Zeit auch eingeplant? Vielmehr bestimmen doch materielle Dinge unser Handeln und unsere Zeiteinteilung. Alles muss noch eben erledigt werden, damit auch wirklich niemand enttäuscht wird. Nebenher noch schnell die entsprechende Deko richten, keine Termine verpassen und alles zusätzlich noch hübsch verpacken. Ist das der Sinn der Adventszeit? Wir Erwachsenen denken oft viel zu viel über unwichtige Dinge nach und vergessen dabei unsere Zeit richtig einzuteilen. Stille, Besinnung und Nächstenliebe sollten uns langsam den Weg zum Fest bereiten. Aber wir sind verplant. Ein Kinderlied soll uns heute einmal zum Nachdenken anregen. Hier heißt es: „Wir sind nicht reich, haben nicht viel Geld, doch was wir haben – alle Zeit der Welt. Wir wissen noch nicht – wie die Welt sich dreht, vor uns liegt das Leben – es ist nicht zu spät.

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Geschichte: Der winzig kleine Weihnachtsbaum Es war Winter, kurz vor Weihnachten und die Stadt voller Trubel. Lag es daran, dass heute der letzte Samstag vor Weihnachten war? Hatte die Wintersonne die Menschen aus ihren Häusern gelockt oder war es der Duft von Glühwein, Bratwürsten und Lebkuchen auf dem Weih­nachtsmarkt? Vielleicht wollten alle auch noch Geschenke kaufen? So wie Gretas Vater. Früh am Morgen hatte er sich in den Kopf gesetzt, schnell noch ein Geschenk für die Oma zu besorgen. Aber aus dem „schnell-noch-was-besorgen“ wurde nichts. Schon seit zwei Stunden liefen Greta und ihr Vater durch die Stadt, in mindestens zehn Geschäften hatten sie nach einem Geschenk für die Oma gesucht, aber Gretas Vater konnte sich nicht ent­scheiden. Ganz gleich, was sie entdeckten, ganz gleich, was ihnen von hilfsbereiten Verkäuferinnen vor­geschlagen wurde, jedes Mal hatte der Vater eine andere Ausrede: „ach nein, das ist nichts“, „kommt nicht in Frage“, „zu groß“, „zu teuer“, „zu klein“, „zu billig“, „zu bunt“, „zu schwarz“, „zu modern“, „zu weiß“, „dafür ist die Oma zu alt“, „dafür ist die Oma zu jung“, „nein, das wird ihr nicht gefallen“, „nein, das hat sie sicherlich schon“ … Greta hatte keine Lust mehr. Sie wollte nun lieber auf den Weihnachtsmarkt. Vielleicht würden sie ja auch dort noch ein Geschenk finden... Auch Gretas Vater hatte keine Lust mehr. „Immer diese Schenkverpflichtungen!“ schimpfte er. „Immer dieser Stress vor Weihnachten und die Angst, das Falsche zu kaufen! Ich werde Oma einen Gutschein geben, und dann soll sie sich selber etwas aussuchen. Basta.“ Mit dieser Entscheidung ging es ihm besser. Er hatte das Geschenkproblem abgeschüttelt wie eine lästige Fliege und atmete auf. Und jetzt wollte er sich für seinen klugen Einfall belohnen - mit einem Glühwein! Wann hatte er das letzte Mal einen Glühwein auf dem Weih­nachtsmarkt getrunken? Wenn überhaupt, dann war es so lange her, dass er sich nicht mehr daran erinnern konnte. Greta wollte nicht mit einem heißen Kakao belohnt werden, sie wollte sich lieber in Ruhe die Stände anschauen. Sie ging von einer Bude zur nächsten und bei den Weihnachtspyramiden blieb sie stehen. Ob die nette Frau am Stand überhaupt schon eine Pyramide verkauft hatte? Sorgfältig nach Größe geordnet standen sie in Reih und Glied. Es sah nicht so aus, als ob auch nur eine einzige fehlte, und es war doch schon bald Weihnachten! „Nun ja, vielleicht brauchen die Leute ja keine Weihnachtspyramiden mehr“, überlegte Greta, „wahrscheinlich haben sie alle schon eine, so wie wir, und die Oma hat ja sogar zwei.“

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Neben dem Weihnachtspyramidenstand hatte der Tannenbaumverkäufer seinen Platz ge­funden. Und er hatte jetzt ziemlich viel Platz, denn fast alle Bäume waren verkauft. „Mit den Weihnachts­bäumen ist es anders als mit den Pyramiden, stimmt’s?“ fragte Greta den Mann mit der roten Pudelmütze. „Was ist anders?“ fragte er zurück. „Na, die werden jedes Jahr neu gekauft!“ Der Mann lachte. „Gott sei Dank! - Sie werden ja auch in jedem Winter frisch ge­schlagen und können nicht ein Jahr lang in einem Lager geparkt werden.“ Gretas Blick fiel auf einen winzigkleinen Baum, der einsam ganz am Rande des Platzes lag. Fast schien es so, als sei er vergessen worden. Richtig traurig sah er aus. Er hatte keine Chance ge­habt. Wahrscheinlich war er zu klein für Weihnachten, zu klein, um am heiligen Abend ge­schmückt in einem Wohnzimmer zu stehen. Plötzlich hatte Greta eine Idee: „Moment, ich komme gleich noch mal wieder“, rief sie dem Mann mit der roten Pudelmütze zu und wühlte sich durch die Menschenmasse bis zu ihrem Vater durch. Es war gar nicht so einfach, ihn am Glühweinstand zu finden. Dort waren jetzt noch mehr Leute zusammengekommen und Greta überlegte, ob sich wohl jeder Erwachsene hier für eine „Gute-Geschenk-Idee“ belohnt. Ihr Vater hatte einen Bekannten getroffen, sie unterhielten sich – wahrscheinlich über ihre guten Ideen. Greta zupfte ihren Vater am Ärmel: „Komm’ bitte mal mit!“ „Ich hab’ doch noch gar nicht ausgetrunken“, sagte ihr Vater und fühlte sich wohl etwas gestört. Greta hüpfte von einem Bein aufs andere. Eine halbe Ewigkeit dauerte es, bis ihr Vater seinen Becher geleert und sich von seinem Bekannten verabschiedet hatte. Sie wünsch­ten sich noch „Frohe Weihnachten“ und dann führte Greta ihren Vater zum Platz des Weih­nachtsbaumverkäufers. Sie zeigte auf den winzigkleinen Weihnachtsbaum: „Den sollten wir Oma zu Weihnachten schen­ken!“ – „Ach, Greta, was soll sie denn mit diesem Winzling anfangen? Sie läßt sich doch jedes Jahr einen richtigen Tannenbaum vom Gärtner bringen!“ Greta seufzte: „Paaapa! Sie hat doch auch zwei Pyramiden, und wenn ich diese kleine Tanne schmücke, dann wird sie der allerschönste Weihnachtsbaum auf der ganzen Welt. Bestimmt!“ Der Vater lächelte und strich ihr über den Kopf: „Vielleicht hast Du ja Recht. In Ordnung! Überredet.“ Er bezahlte beim Verkäufer. Der zwinkerte Greta zu, und ganz glücklich trug das Mädchen die kleine Tanne nach Hause. Wie gut, dass schon Weihnachtsferien waren! So hatte Greta genug Zeit, um Strohsterne und Goldsterne zu basteln, glitzernde Ketten und kleine Haselnussmännchen. Als alles fertig war, schmückte sie den Baum damit und dann betrachtete sie ihn. „Nun bist Du der allerschönste Weihnachtsbaum!“ flüsterte sie. Kath. Pfarrgemeinde St. Josef Warendorf + + + www.st-josef-warendorf.de

Täuschte sie sich oder hob der winzigkleine Baum vor Stolz seine Zweiglein? Sicherlich freute er sich mindestens genauso sehr wie sie! Dann endlich war es soweit – Weihnachten! Im festlich geschmückten Wohnzimmer überreichte Greta ihrer Oma ganz feierlich den allerschönsten Weihnachtsbaum. Die kleinen Kerzen auf seinen Zweigen waren nun hell erleuchtet. In diesem Augenblick hätte Greta nicht sagen können, wer heller strahlte, das Bäumchen oder ihre Oma. Später dann, nach dem Essen, setzte sie sich zu Greta, die gerade in einem neuen Buch blät­terte, und begann zu erzählen: „Weißt Du, Greta, es gab eine Zeit, da konnten sich die Menschen zu Weih­nachten gar nichts schenken. Wir hatten kaum genug zu essen. Mein großer Bruder und ich wollten unserer Mutter zu Weihnachten aber unbedingt eine Freude bereiten. So gingen wir mit einer Säge in den nahen Wald und besorgten ein winziges Tannenbäumchen. Wir haben Schnee­kristalle aus Zeitungspapier ausgeschnitten und sie zwischen die Zweige gesteckt. Unsere Mutter hat vor Freude darüber am Heiligen Abend sogar etwas geweint. – Das alles hätte ich vielleicht vergessen, wenn mich Dein Bäumchen-Geschenk heute nicht daran erinnert hätte.“ Als er Gretas Großmutter das sagen hörte, strahlte der winzig kleine Weihnachtsbaum noch ein wenig heller. Martina Deppe-Spinelli

Gedanken zur Geschichte: In der eben gehörten Geschichte strahlte erst die Großmutter über ihr Bäumchen und später auch das Mädchen über die Erzählung der Großmutter. So soll auch das Licht der Adventszeit uns erleuchten. Denn auf Weihnachten zugehen bedeutet auch sich Zeit nehmen für einander. Sich einsetzen für andere, nicht oberflächlich agieren, weil es so erwartet wird. Nein – nicht große Geschenke sind wichtig, sondern die Liebe untereinander. Nur so gelingt es uns gemeinsam die Ankunft des Herrn zu feiern.

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Geschichte: Die Apfelsine des Waisenknaben Schon als kleiner Junge hatte ich meine Eltern verloren und kam mit neun Jahren in ein Waisenhaus in der Nähe von London. Es war mehr als ein Gefängnis. Wir mussten 14 Stunden am Tage arbeiten - im Garten, in der Küche, im Stall, auf dem Felde. Kein Tag brachte eine Abwechslung, und im ganzen Jahr gab es für uns nur einen einzigen Ruhetag: Das war der Weihnachtstag. Dann bekam jeder Junge eine Apfelsine zum Christfest. Das war alles. Keine Süßigkeiten. Kein Spielzeug. Aber auch diese eine Apfelsine bekam nur derjenige, der sich im Lauf des Jahres nichts hatte zuschulden kommen lassen und immer folgsam war. Diese Apfelsine an Weihnachten verkörperte die Sehnsucht eines ganzen Jahres. So war wieder einmal das Christfest herangekommen. Aber es bedeutete für mein Knabenherz fast das Ende der Welt. Während die anderen Jungen am Waisenhausvater vorbei schritten und jeder seine Apfelsine in Empfang nahm, musste ich in einer Zimmerecke stehen und zusehen. Das war meine Strafe dafür, dass ich eines Tages im Sommer hatte aus dem Waisenhaus weglaufen wollen. Als die Geschenkverteilung vorüber war, durften die anderen Knaben im Hofe spielen. Ich aber musste in den Schlafraum gehen und dort den ganzen Tag über im Bett liegen bleiben. Ich war tieftraurig und beschämt. Ich weinte und wollte nicht länger leben. Nach einer Weile hörte ich Schritte im Zimmer. Eine Hand zog die Bettdecke weg, unter die ich mich verkrochen hatte. Ich blickte auf. Ein kleiner Junge namens William stand vor meinem Bett, hatte eine Apfelsine in der rechten Hand und hielt sie mir entgegen. Ich wusste nicht, wie mir geschah. Wo sollte eine überzählige Apfelsine hergekommen sein? Ich sah abwechselnd auf William und auf die Frucht und fühlte dumpf in mir, dass es mit der Apfelsine eine besondere Bewandtnis haben müsse. Auf einmal kam mir zum Bewusstsein, dass die Apfelsine bereits geschält war, und als ich näher hinblickte, wurde mir alles klar, und Tränen kamen in meine Augen, und als ich die Hand ausstreckte, um die Frucht entgegenzunehmen, da wusste ich, dass ich fest zupacken musste, damit sie nicht auseinanderfiel. Was war geschehen? Zehn Knaben hatten sich im Hof zusammengetan und beschlossen, dass auch ich zu Weihnachten meine Apfelsine haben müsse. So hatte jeder die seine geschält und eine Scheibe abgetrennt, und die zehn abgetrennten Scheiben hatten sie sorgfältig zu einer neuen, schönen und runden Apfelsine zusammengesetzt. Diese Apfelsine war das schönste Weihnachtsgeschenk in meinem Leben. Sie lehrte mich, wie trostvoll echte Kameradschaft sein kann. S. Caroll Kath. Pfarrgemeinde St. Josef Warendorf + + + www.st-josef-warendorf.de

Kurze Stille Gebet: Gott, vor uns liegen vier Wochen Adventszeit. Lenke unsere Schritte, damit wir nicht von Woche zu Woche hetzen und oberflächlich agieren. Herr, wir bitten um Deine Hilfe, um auch mal inne halten zu können, um uns zu sammeln, um die Liebe weiterzugeben, die wir durch Dich empfangen. Lass uns gemeinsam den Weg gehen, um uns mit Ruhe und Besinnlichkeit auf das Fest vorzubereiten. Amen

Gemeinsames Vater Unser

Kanon: Gottes Wort ist wie Licht in der Nacht

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