Instrumental und Chorvereine in Nordrhein Westfalen

Hans–Walter Berg Instrumental – und Chorvereine in Nordrhein–Westfalen Gegenwart und Zukunftsperspektiven Eine sozialwissenschaftliche Untersuchung ...
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Hans–Walter Berg

Instrumental – und Chorvereine in Nordrhein–Westfalen Gegenwart und Zukunftsperspektiven

Eine sozialwissenschaftliche Untersuchung durch den Volksmusikerbund NRW Förderprojekt des Landesmusikrates NRW

Hans–Walter Berg

Instrumental – und Chorvereine in Nordrhein–Westfalen Gegenwart und Zukunftsperspektiven

Eine sozialwissenschaftliche Untersuchung durch den Volksmusikerbund NRW

Förderprojekt des Landesmusikrates NRW

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Instrumental- und Chorvereine in Nordrhein-Westfalen Gegenwart und Zukunftsperspektiven I nha l t Grußwort des Präsidenten des Volksmusikerbundes NRW... .................................. ..7 Vorwort des Vorsitzenden der Arbeitsgemeinschaft Musik im Laienbereich............. ..9 Einleitung .................................................................................................................. 11

1. TEIL: DIE INSTRUMENTALVEREINE UND IHRE VERBÄNDE Die Verbände Der Volksmusikerbund NRW ............................................................................... 15 Der Bund Deutscher Zupfmusiker (BDZ) Landesverband NRW .......................... 19 Der Deutsche Harmonika-Verband (DHV) Landesverband NRW ........................ 21 Der Deutsche Zithermusik-Bund (DZB) Landesverband NRW............................. 23 Der LandesMusikVerband NRW (LMV)................................. ............................... 25 Der Verband der Feuerwehren NRW (VdF),Feuerwehrmusik .............................. 27

Die Struktur der Musikvereine Altersbestände................................................................. ..................................... 29 Altersgruppen.................................................................... ................................... 31 Altersaufbau nach Geschlechtern.................................... .................................... 33 Anzahl der Orchester und Spielgruppen im Verein............................................... 35 Dauer der Mitgliedschaft im Verein................................................. ...................... 37 Verwandte im Musikverein.............................................................. ...................... 39 Anzahl und Aufgaben der ehrenamtlich Tätigen................................. .................. 41 Ausbilder des jugendlichen Nachwuchses............................................. ............... 43 Dauer der Ausbildung am Instrument.................................................................... 45 Qualifikation der Musiker und Multiplikatoren........................................................ 47 Jugendgruppenleiter............................................................ ................................. 47 Zusammenarbeit mit allgemein bildenden Schulen....................................... ....... 49 Probleme im Musikverein.......................................................................... ............ 51 Fortbildungswünsche an den Kreis oder Landesverband..................................... 53

Die Musiker im Musikverein Gründe für den Eintritt in den Verein..................................................................... 55 Gründe für die Instrumentenwahl................................................................. ......... 55 Alter zu Beginn der Ausbildung.............................................................. ............... 57

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Gründe zum Verbleib im Verein..................................................... ....................... 57 Kritik der Musiker am Verein........................................................................... ...... 59 Mitwirkung in zusätzlichen Orchestern.................................................................. 61 Mitgliedschaft in anderen Vereinen............................................................... ........ 63 Freizeitaktivitäten außerhalb des Musikvereins............................................... ..... 65 Persönliche Daten................................................................................................. 67

Im Focus: Der Kreismusikverband Hochsauerland................................... ................ 71 Mitgliederbestand der befragten Musikvereine............................................ ......... 75 Verschiebung der Geschlechter im Altersaufbau............. .................................... 75 Altersverschiebungen in Schichten 1997/2009............................................. ........ 77 Altersdurchschnitt, Geschlechterverteilung............................................ ............... 77 Anzahl der Orchester und Spielgruppen.................................................... ........... 79 Verschiebung Ausbildungsbeginn 1997/2009......................................... .............. 81 Verlängerte Ausbildungsdauern 1997/2009.............................................. ............ 83 Verbesserte Schulausbildung 1997/2009....................................................... ...... 85 Ausbilder des jugendlichen Nachwuchses........................................................ .... 87 Kritik der Musiker am Verein...................................................................... ........... 89 Eigentum der Instrumente..................................................................................... 89 Jugendgruppenleiter 1997/2009.......................................... ................................. 91 Qualifikationen der Musiker und Multiplikatoren.................................................... 91 Bevorzugte Auftritte der Musiker............................................... ........................... 93 Mitgliedschaft in anderen Vereinen....................................................................... 95 Unterschiedliche Fortbildungswünsche von Bläsern und Spielleuten................... 97 Unterschiedliche Probleme in Vereinen der Bläser und Spielleute..................... ..99

Abweichende Ergebnisse bei Vereinen der Harmonika-und Zupforchester Mitgliederbestände........................................................................................ ...... 101 Durchschnittsalter der Aktiven im Verein................................. ........................... 102 Anzahl der Orchester im Verein....................................................... ................... 102 Qualifikationen der Musiker und Multiplikatoren....................................... .......... 103 Kritik am Verein................................................................................................... 104

Handlungsempfehlungen für Musikvereine Vereinseigene Probenräume schaffen........................... ................................... 105 Vorstandsaufgaben auf mehrere Schultern verteilen ..... ................................... 105 Jugendarbeit als ständige Herausforderung annehmen. ................................... 106 Kinder und Jugendliche altersgerecht zusammenfassen... ................................ 107

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Jungmusiker zum nachhaltigen Lernen und Üben anregen ............................... 108 Vereinsaktive zu Kursen für Jugendgruppenleiter entsenden ............................ 109 Klang und Intonation der Spielleutekorps verbessern .... ................................... 109 Ausgeglichene Orchesterbesetzung frühzeitig ansteuern .................................. 110 Zusammenarbeit mit Musikschulen suchen ................... ................................... 114 Am Wettbewerb Sparda-MusikNetzWerk teilnehmen .... ................................... 114 Eine eigene Vereinszeitschrift herausgeben .................. ................................... 115

Handlungsempfehlungen für Landes- und Kreisverbände Kurse und Prüfungen für D3-Anwärter zentralisieren ..... ................................... 116 Lehrgänge für Multiplikatoren dezentralisieren .............. ................................... 116 Mehr Wertungsspiele auf Kreisebene organisieren ....... ................................... 117 Auswahlorchester auf Kreisebene gründen ................... ................................... 117 Seniorenorchester einrichten ........................................ ................................... 119 Werke von Komponisten aus NRW aufführen ............... ................................... 120 Aktion „Jedem Kind sein Instrument, jedem Kind seine Stimme“ verfolgen........ 121

Leistungen des Volksmusikerbundes für seine Mitgliedsvereine .......................... 123

2. TEIL: DIE CHORVEREINE IM CHORVERBAND NRW Die Struktur der Chorvereine Mitgliederbestände .............. ........................................ ................................... 131 Größe der Chöre ................. ........................................ ................................... 131 Geschlechterverteilung in gemischten Chöre................. ................................... 133 Anzahl und Art der Chöre .... ........................................ ................................... 135 Altersgruppen in den Chören ........................................ ................................... 137 Durchschnittsalter der Chorsänger/Vergleich Altersdurchschnitt ....................... 139 Dauer der Chorzugehörigkeit ........................................ ................................... 141 Verwandte im Chor .............. ........................................ ................................... 143 Ehrenamtliche Führungspositionen ............................... ................................... 143 Qualifikation der Chorleiter .. ........................................ ................................... 145 Schwerpunkte der Chorarbeit ........................................ ................................... 147 Probleme im Chorverein ...... ........................................ ................................... 151 Fortbildungswünsche........... ........................................ ................................... 153

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Die Chorsänger im Chorverein Gründe für den Eintritt in den Chor ................................ ................................... 155 Gründe zum Verbleib........... ........................................ ................................... 157 Kritik am Chorverein ............ ........................................ ................................... 159 Singen in zusätzlichen Chören ...................................... ................................... 161 Die beliebtesten Chorauftritte ........................................ ................................... 163 Chorsänger als Instrumentalisten .................................. ................................... 165 Mitgliedschaften in anderen Vereinen............................ ................................... 167 Häufige Freizeitgestaltung ... ........................................ ................................... 169 Persönliche Daten der Chorsänger................................ ................................... 171

Nachwort Warum es Sinn macht, in einem Musik- oder Chorverein aktiv zu sein .............. 177 Warum Musikvereine von öffentlicher Bedeutung sind .. ................................... 178 Zur kulturpolitischen Bedeutung des Laienmusizierens . ................................... 179

Dokumente zur Befragung .............. . .................................... ................................ 181 Benutzte Literatur ........................... ..................................... ................................ 193 Der Autor ........................................ ..................................... ................................ 195

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Grußwort des Präsidenten des Volksmusikerbundes NRW Auch Gutes kann noch besser werden Der demographische Wandel, der Rückgang der Zahl Kinder und Jugendlicher, stellt die Verantwortlichen in den Vereinen und Verbänden vor neue Herausforderungen. Die gegenwärtige Lage zu analysieren und Verbesserungsvorschläge zu machen war Anlass, den Auftrag für diese Studie an Prof. Dr. Berg zu vergeben. Zwar hat der Volksmusikerbund NRW in den mehr als 50 Jahren seit seiner Gründung viel erreicht. Ob beim Aufbau des Ausbildungs- und Fortbildungssystems oder beim Zusammenschluss der beiden ursprünglich eigenständigen Landesverbände Rheinland und Westfalen: der Verband hat in fachlicher und organisatorischer Hinsicht seine große Entwicklungsfähigkeit bewiesen. Das kommt vor allem in einem Faktum zum Ausdruck: In den seit Gründung vor nun mehr als 50 Jahren kontinuierlich steigenden Mitgliederzahlen. Erstmals wurde in 2009 die Zahl der aktiven Musikerinnen und Musiker von 48.000 überschritten. Doch das ist kein Grund zum Ausruhen. Das ist ein Ergebnis der hier vorgestellten Studie über die Lage unseres Verbandes von Prof. Dr. Hans-Walter Berg. Der Autor ist dem VMB NRW seit vielen Jahren verbunden und kennt den Verband gut. Er schließt hier an eine erste Analyse von vor 10 Jahren an. Damals hatte Berg schon einmal den Volksmusikerbund NRW – Kreisverband Hochsauerland einer kritischen Würdigung unterzogen. Gerade der Vergleich zwischen beiden Studien ist von großem Interesse: Wo haben wir seitdem etwas erreicht und wo bleibt noch etwas zu tun? Prof. Berg ermöglicht uns einen Blick auf die Zukunftsperspektiven unserer Vereine. Er dokumentiert durchaus unsere Stärken. So ist etwa die Besetzung von Vorstandsämtern in den von Berg befragten Vereinen noch kein Thema. Das ist keine Selbstverständlichkeit. Die Funktionärstätigkeit ist zwar für die Kontinuität der Vereinsarbeit unabdingbar, aber gleichzeitig ist in vielen anderen Verbänden eine abnehmende Bereitschaft zur Übernahme von Verantwortung zu spüren. Wir sind davon noch nicht so sehr betroffen, so ist es in dieser Untersuchung zu lesen. Das beweist das große Engagement unserer Mitglieder. Der Autor formuliert auch die Wünsche der Vereine. Das zeigt sich beim Thema „Probenraum“. Hier existiert Handlungsbedarf, gerade auch in der Kommunikation mit der Politik im Land und in den Gemeinden. Gleichzeitig kann man in dieser Studie lesen, welche Kriterien ein geeigneter Probenraum eigentlich erfüllen muss. Man findet hier also auch hilfreiche Tipps für die tägliche Arbeit. Aber eine solche Studie soll vor allem einen kritischen Blick von außen auf unser Tun ermöglichen. Dieser Blick hilft uns bei der Identifizierung von Defiziten oder gar von Fehlentwicklungen. Von Letzterem kann nicht die Rede sein. Defizite werden aber nicht verschwiegen. So macht sich selbst bei uns – und wir sind ein Verband mit über-

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wiegend junger Mitgliedschaft – der demografische Wandel durchaus schon bemerkbar. Der Anteil der erwachsenen Mitglieder steigt und dieser Trend wird angesichts der Geburtenschwachen Jahrgänge noch zunehmen. Das bedeutet für die Vereine in Zukunft einen Kampf um die jungen Talente – die Angebote anderer Verbände oder der Freizeitindustrie sind eine ernstzunehmende Konkurrenz. Kritisch merkt Prof. Berg die bisweilen noch unterentwickelte Kultur der Wertungsspiele an oder sieht Entwicklungspotentiale bei der Ausbildung in Vereinen und Kreisverbänden. Interessant ist zudem sein Vorschlag das Konzept der Seniorenorchester auch bei uns auf die Tagesordnung zu setzen. Prof. Berg hat eine Studie mit Substanz erstellt. Sie sollte im Landesverband genauso wie in den Kreisverbänden und den Vereinen aufmerksam gelesen werden. Wir danken als Präsidium des VMB NRW dem Autor. Dieser Dank gilt zugleich dem Landesmusikrat und dem Land NRW. Ohne deren Unterstützung wäre dieses Projekt nicht möglich gewesen.

Jochen Westermann Präsident VMB NRW

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Vorwort des Vorsitzenden der Arbeitsgemeinschaft Musik im Laienbereich

Erfolgreiche verbandliche Laienmusik in NRW Zum ersten Male überhaupt fand eine Befragung von Instrumental- und Chorvereinigungen in Nordrhein-Westfalen statt. Im Ergebnis sind wir erstaunt und zugleich erfreut über das erforschte Wissen und die vielfältigen positiven Erkenntnisse, wie sie bisher in unserem Bundesland und darüber hinaus zuvor noch nicht gewonnen wurden. Der Volksmusikerbund Nordrhein-Westfalen beauftragte Prof. Dr. Hans-Walter Berg mit einer Umfrage, Perspektiven der musikalischen Arbeit, Erkenntnisse zum demographischen Wandel, die zunehmenden Ganztagsangebote in den Schulen und den Migrantenanteil im Mitgliederanteil zu hinterfragen und auszuwerten. Damit sollten die Jugend-, Kultur- und sozialpolitischen Leistungen unserer Musikvereine deutlich gemacht werden. Das Ergebnis bestätigt der verbandlichen Laienmusik eine vorzügliche musikalische Nachwuchsarbeit und regt an, wie die Bedingungen für die vielen Musikvereine und Chöre verbessert werden können. Mithin ist das Ergebnis dieser Untersuchung äußerst zufriedenstellend und bestätigt eine verlässliche Umsetzung der Fördermittel. Mit den übrigen Laienmusikverbänden ist der Volksmusikerbund NRW Kulturpartner der Landesregierung und hat sich kontinuierlich als Bildungspartner etabliert. Er fördert und bildet alle Altersgruppen - vom Kleinkind bis zum Senior - aus und findet in der Studie „Vom Nebeneinander in die Zusammenarbeit“ oder dem Programm „Jedem Kind ein Instrument“ neues Engagement für künftige Arbeit. Eine Förderung dieses Projektes erfolgte durch den Landesmusikrat Nordrhein-Westfalen. Er ist der Ansprechpartner für Chöre und Orchester aller Altersgruppen in unserem Bundesland – für Profis und Laienmusiker gleichermaßen. Dieser heterogenen Musikwelt trägt er Rechnung, indem er sich in vier Arbeitsgemeinschaften gliedert, die jeweils einen Aspekt der Musikförderung zum Schwerpunkt haben. Hier verbindet die Arbeitsgemeinschaft „Musik im Laienbereich“ Kinder, Jugendliche, Erwachsene und Senioren, sowie Menschen aus allen Schichten in Orchestern, Chören und Spielleutekorps und pflegt alte und neue Instrumental-, Vokal- und Kirchenmusik.

Arnd Bolten Vizepräsident des Landesmusikrates NRW Vorsitzender der Arbeitsgemeinschaft Musik im Laienbereich

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Einleitung Der Landesmusikrat NRW und dessen Arbeitsgemeinschaft Musik im Laienbereich wollten erfahren, wie es um die Stärken und Schwächen der Orchester und Chöre in ihrem Lande bestellt ist, und das nicht in Form preisender oder klagender Worte, sondern durch überprüfbare Fakten. Zwar erreichen Großereignisse wie die Orchester- und Chorwettbewerbe auf Landesebene sowie die Konzerte von Auswahlorchestern und Meisterchören stärkere öffentliche Aufmerksamkeit, aber über die kulturelle Breitenarbeit der vielen tausend Chöre und Orchester gibt es nur bruchstückhaft Erkenntnisse, zuweilen auch Vorurteile. Um deshalb die Realität zu ermitteln, wurde die vorliegende sozialwissenschaftliche Studie in Auftrag gegeben. Sie beruht auf Methoden der quantitativen Sozialforschung und soll Antworten liefern auf ein Bündel bislang offener Fragen: 1. 2. 3. 4. 5. 6. 7. 8. 9. 10. 11. 12. 13. 14. 15. 16. 17. 18. 19. 20. 21.

Wie sieht der Altersaufbau in den Vereinen aus? Welche Motive führen zum Eintritt in eine Chorvereinigung oder einen Musikverein? Welche Gründe bewegen Musikaktive zum Verbleib im Chor oder im Orchester? Welche Defizite empfinden Musikaktive in ihrem Verein? Finden die Vereine genügend Mitarbeiter zur Besetzung ihrer ehrenamtlichen Führungspositionen? Welche Anteile haben Mädchen und Frauen in den Vereinen? Nehmen Frauen auch Führungspositionen im Verein wahr (Gender Mainstreaming)? Werden Migranten in Chören und Orchestern integriert? Beteiligen Chöre und Orchester auch Behinderte? In welchem Ausmaß kooperieren Vereine des Laienmusizierens mit Musikschulen und allgemein bildenden Schulen? Wie lange bleiben Instrumentalisten und Chorsänger in ihren Vereinen aktiv? Sind Chöre und Orchester auseichend mit qualifizierten Chorleitern und Dirigenten versorgt? Welche Bevölkerungsschichten, definiert durch Schulabschlüsse, Ausbildung und Beruf, sind in Chören und Orchestern vertreten? Welche Sparten des Laienmusizierens haben Probleme mit zu hohem Altersdurchschnitt und fehlendem Nachwuchs? Wieviel Musikvereine führen ein Seniorenorchester als eigene Vereinsabteilung? In welchem Umfang findet die Jugend in den Vereinen eine musikalische Ausbildung? Wer bildet die Kinder und Jugendlichen aus? In welchen anderen Vereinen engagieren sich Sänger und Instrumentalisten noch zusätzlich zur Musik? Bleibt neben der Musikausübung im Verein noch Zeit für weitere Interessen außerhalb Schule, Ausbildung, Beruf und Familie? Welche Art von Liedern und Chorsätzen werden überwiegend gesungen, welche Musikarten sind (dagegen) beliebt und gewünscht? Welche Fortbildungsangebote durch Verbände sind notwendig, um Defizite in den Chor- und Instrumentalvereinen auszugleichen? Fehlt es an Unterstützung durch Gemeinden, um die Arbeit der Chor- und Instrumentalvereine zu verbessern z.B. durch geeignete Proberäume?

Abgesehen von Antworten auf diese Fragen liefert die Studie auch einen Beitrag für eine Kulturstatistik, die es bisher in Nordrhein-Westfalen nur in Ansätzen gibt.

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500 Vereine der Chor- und Orchestermusik, die repräsentativ für die verschiedenen Sparten vereinsgebundenen Laienmusizierens stehen, hat der federführende Volksmusikerbund stellvertretend für 5000 Vereine um Mitarbeit gebeten. Gut die Hälfte der angeschriebenen Vereine beteiligte sich. Die Aktiven beantworteten 17 Fragen mit 110 Antwortmöglichkeiten auf zweiseitigen Erhebungsbögen (siehe S.184). Die Vorsitzenden gaben Antworten auf neun Fragen mit 66 Varianten (siehe S.182). Beteiligte Vereine der Instrumentalmusik Volksmusikerbund NRW Blasmusik Spielleutemusik

84 Vereine 62 Vereine

mit 2.052 Musikern mit 1.301 Musikern

darin gesondert Kreismusikverband Hochsauerland Blasmusik 32 Vereine mit 803 Musikern Spielleutemusik 20 Vereine mit 401 Musikern Verband der Feuerwehren in NRW, Feuerwehrmusik Blasmusik 3 Vereine Spielleutemusik 7 Vereine

mit mit

83 Musikern 144 Musikern

Deutscher Harmonikaverband Akkordeonmusik

7 Vereine

mit

150 Musikern

Bund Deutscher Zupfmusiker Zupfmusik

8 Vereine

mit

110 Musikern

zusammen 171 Vereine

mit 3.840 Musikern

Beteiligte Vereine der Chormusik Chorverband NRW Gemischte Chöre Männerchöre Frauenchöre

34 Vereine 61 Vereine 14 Vereine

mit 765 Sängern mit 1.151 Sängern mit 248 Sängern

zusammen 109 Vereine

mit 2.164 Sängern

Aus dem Volksmusikerbund NRW wurden Musikvereine der folgenden Kreisverbände einbezogen: Aachen Bonn/Rhein-Sieg Heinsberg Hochsauerland Unna-Ruhrgebiet Aus dem Chorverband NRW beteiligten sich die Sängerkreise: Dortmund Essen Heinsberg Münster Wittgenstein

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Nach Übertragung der handschriftlichen Angaben in die EDV galt es, die Menge von 40.000 Antworten der Vorsitzenden, Musiker und Sänger auszuwerten und zu filtern, Kernaussagen in Diagrammen zu visualisieren, diese zu interpretieren, um daraus Handlungsempfehlungen abzuleiten, denn ich wollte es nicht bei einer Beschreibung der Realität belassen, sondern Wege für die Zukunft aufzeigen. Ergänzt habe ich die Ergebnisse aus den Musikvereinen durch Leistungen ihrer Verbände, soweit mir Informationen der Geschäftsführung vorlagen, denn ohne deren Einsatz wären die Orchester nicht auf ihrem heutigen Stand. Von allen Aktiven im Musikverein hat etwa jeder zweite den Erhebungsbogen ausgefüllt. Dafür gibt es zwei Erklärungen. Vermutlich haben sich nur Mitglieder des Hauptorchesters während einer Pause in der Probe mit dem Fragebogen befasst. Ein Drittel der Vereinsvorsitzenden führt aber Klage über unregelmäßigen Probenbesuch. Daraus ist zu folgern, dass nur der in der Probe anwesende Teil der Musiker erreicht wurde. Ein zweiter Grund liegt darin, dass den Aktiven in den Jugendgruppen und Jugendorchestern der Fragebogen nicht vorgelegt wurde. Fast jeder Musikverein hat aber ein Jugend-Ensemble neben dem Hauptorchester. Einige Vereine haben eine Beteiligung abgelehnt, weil sie befürchteten, später bloßgestellt zu werden. Etliche Frauen der mittleren Altersgruppe hatten trotz zugesicherter Anonymität Scheu, ihr Alter anzugeben („geht niemanden was an“). Die vorliegende Studie erhebt nicht den Anspruch, das gesamte Feld des Laienmusizierens abzudecken. Dazu müssten als größere Einheiten zusätzlich erfasst werden: -

Katholische und evangelische, auch freikirchliche Chöre sowie die evangelischen Posaunenchöre

-

Orchester und Spielgemeinschaften der Musikschulen

-

Chöre und Ensembles in den Arbeitsgemeinschaften allgemein bildender Schulen

-

Rockbands, allerdings mit Einschränkungen, weil sie mehrheitlich das kommerzielle Ziel bezahlter Auftritte verfolgen. In den Vereinen des Laienmusizierens gibt es jedoch kein Geld zu verdienen, die Aktiven bringen im Gegenteil Mittel für Unterricht, Instrumente, Bekleidung und Vereinsunterhalt ein.

Zwei Verbände, die ebenfalls zur Arbeitsgemeinschaft Musik im Laienbereich zählen, sollten ursprünglich in die Untersuchung einbezogen werden: der Verband Deutscher KonzertChöre, Landesverband NRW und der Bundesverband Deutscher Liebhaberorchester, Landesverband NRW. Aus zwei Gründen habe ich sie außen vor lassen müssen. Der Fragebogen für die Instrumentalisten war auf die Mitglieder eines typischen Musikvereins zugeschnitten, die dort ausgebildet werden, eine Musikerkarriere über D-Leistungsprüfungen durchlaufen, im Verein verantwortliche Aufgaben übernehmen, bei Festen in Uniform marschieren, an Wertungsspielen teilnehmen, kurzum: diese Merkmale treffen auf Mitglieder von Sinfonieorchestern nicht zu. Ein zweiter Grund liegt im heterogenen Profil der „Liebhaberorchester“. Da gibt es

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Kammerorchester, die aus Streichern und gelegentlich einigen Bläsern bestehen, kirchliche Kantatenorchester, die in ad-hoc Besetzungen zur Ergänzung von Kantoreien auftreten, Musikschul- und Studentenorchester mit starker Musiker-Fluktuation und schließlich Sinfonieorchester in variabler Größe und Besetzung, die oft in Lebenszyklen operieren. Gegründet von charismatischen Dirigenten werden diese Orchester gemeinsam älter, finden als in sich geschlossene Gemeinschaften keine jüngeren Musiker und lösen sich schließlich auf. Ähnliches gilt auch für Konzertchöre. Sie führen die großen Meisterwerke der Oratorien und Messen aus Barock, Klassik, Romantik und gelegentlich auch Moderne mit professionellen (= teuren) Orchestern und Profi-Solisten auf. Auf deren Mitglieder passen viele Fragen im Erhebungsbogen nicht. Verständlich, dass die angeschriebenen Orchester aus dem Bundesverband Deutscher Liebhaberorchester (102 Mitgliedsorchester) und dem Verband Deutscher KonzertChöre (140 Mitgliedschöre) die Erhebungsbögen unausgefüllt zurückgeschickt haben. Die Angaben über die Musikverbände stützen sich überwiegend auf deren Meldungen. Der Volksmusikerbund gewährte darüber hinaus Einsicht in seine Geschäftsunterlagen. Dadurch wurde es möglich, seine Leistungen mannigfach zu evaluieren. Diese Untersuchung wäre schwerlich ohne Initiative und Mitarbeit von Arnd Bolten zustande gekommen. Ihm schulde ich Dank für seine aktive Vorarbeit beim Projektantrag sowie den Versand und das Sammeln der Erhebungsbögen sowie Herrn Stefan Bischoff vom Institut für Sozialwissenschaftliche Analysen und Beratung in Köln für seine förderliche Unterstützung. Landesgeschäftsführer Bernd Nawrat vom Volksmusikerbund sowie Ulrich Bork vom Hochsauerlandkreis und haben keine Mühen gescheut, mir alle erbetenen detaillierten Informationen zur Verfügung zu stellen. Ebenso danke ich den Präsidenten, Vorsitzenden und Geschäftsführern der weiteren Instrumentalverbände für das Beisteuern von Kerndaten aus ihren Organisationen. Jutta Bärsch in Trossingen verdient Anerkennung für geduldfordernde Übertragung der Daten aus den Erhebungsbögen in die EDV sowie die Gestaltung von Diagrammen. Personenbezeichnungen wurden wegen der besseren Lesbarkeit meist nur in der maskulinen Form angegeben, z. B. Musiker statt MusikerInnen. Sollte sich ein Musik- oder Chorverein in den folgenden Analysen nicht wiederfinden, so gilt für ihn die Sentenz der ehemaligen Direktorin des Instituts für Demoskopie Allensbach, Elisabeth Noelle-Neumann: „Aussagen über viele sind nicht Aussagen über jeden“.

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1. TEIL: DIE INSTRUMENTALVEREINE UND IHRE VERBÄNDE Der Volksmusikerbund NRW Der Volksmusikerbund NRW bezeichnet sich selbst als „größter Fachverband für Blas- und Spielleutemusik“. Diesen Anspruch erhebt er zurecht im Vergleich mit vier weiteren Organisationen, die ebenfalls Blasorchester und Spielleutekorps in NRW vereinen und betreuen. Volksmusikerbund NRW

527 Vereine Blasorchester 446 Vereine Spielmannszüge

LandesMusikVerband NRW 1960

Verband der Feuerwehren in NRW

20 Vereine Pipe Bands u.a.

48.293 Musiker

136 Vereine Spielmannszüge

6.196 Musiker

33 Vereine Fanfarenzüge

1.695 Musiker

6 Vereine Blasorchester

202 Musiker

100 Blasorchester

Feuerwehrmusik

91 Spielmannszüge

Blasmusikverband NRW

37 Vereine Blasorchester

Musikverband NRW 2000

12 Fanfarenzüge

7.054 Musiker ca. 2.000 Musiker

7 Blasorchester 4 Spielmannszüge

ca.

900 Musiker

Eine Addition der Vereine und Musiker wäre irreführend, weil etliche Vereine und Musikgruppen in zwei Organisationen Mitglied sind, z.B. im Volksmusikerbund und im Verband der Feuerweheren. Mit Ausnahme des im Jahre 2000 gegründeten Musikverbandes NRW gehören alle anderen Organisationen dem LandesMusikRat und damit der AG Musik im Laienbereich an Der Volksmusikerbund wurde vor 53 Jahren gegründet. 101 seiner 993 Mitgliedsvereine haben bereits eine Tradition von mehr als einhundert Jahren. Seit seiner Gründungskeimzelle 1956 zeigt der Volksmusikerbund in jeder Hinsicht nur in eine Richtung: aufwärts. Nachdem im Jahre 1990 die beiden Landesteile Rheinland und Westfalen-Lippe zu einem einzigen Bund unter Führung von Präsident Joachim Westermann fusionierten, erstreckt er sich heute über die meisten Kreisgebiete in NRW. Die folgende Übersicht weist nach Stand vom 30.04.2009 insgesamt 22 Kreisverbände auf. Aus dem ehemaligen Landesverband Rheinland stammen 307, aus dem ehemaligen Landesverband Westfalen-Lippe 686 Musikvereine. Blasmusik und Spielleutemusik sind etwa gleichstark vertreten.

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Die Kreisverbände sind in der er Anzahl ihrer Vereine und der Aktiven unterschiedlich groß: groß

Kreisverband Aachen Bergisches Land Bonn Rhein--Sieg Borken Düren Euskirchen Gütersloh Heinsberg Hochsauerland Höxter Kleve Märkischer Kreis Minden-Lübbeke Lübbeke Münsterland Olpe Paderborn Rhein-Erft SiegenWittgenstein Soest Unna-Ruhrgebiet Ruhrgebiet Warendorf Wesel

Landesteil

Anzahl Vereine

Anzahl Aktive

Rh Rh Rh WL Rh Rh WL Rh WL WL Rh WL WL WL WL WL Rh

50 15 31 47 32 56 20 70 116 54 20 37 20 86 55 80 12

2.878 0.792 1.128 3.848 0.974 1.746 1.200 3.057 6.808 2.814 .0732 1.599 0.697 4.501 3.012 4.062 0.459

WL WL WL WL Rh

27 101 38 5 21 993

1.010 4.618 1.065 0.234 1.059 48.293

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Entwicklung der Mitgliederzahlen im Volksmusikerbund NRW 2005 bis 2009

alle Aktiven 50.000 48.000

2007

2006

2008

2009

2005

46.000 44.000

Aktive über 18 31.600

2009 2008

30.600 29.600

2007

2006 2005

28.600

Aktive unter18 18.500 18.000

2006

2007 2008

2005

2009

17.500 17.000

2005 2006 2007 2008 2009

alle 46.324 47.491 47.870 47.934 48.293

über 18 28.681 29.417 29.668 30.197 30.765

unter 18 17.643 18.074 18.202 17.737 17.528

Während der jugendliche Nachwuchs seit 2008 sinkt – wenn auch noch sehr gering - steigt die Altersgruppe der Erwachsenen kontinuierlich an, sodass in der Gesamtaufrechung der Mitgliederbestand jährlich noch immer um etwa ein Prozent steigt.

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Der Bund Deutscher Zupfmusiker (BDZ) Landesverband NRW gegründet:

1978 als Zusammenschluss der beiden Verbände Gau Rheinland und Gau Ruhrland-Westfalen

Mitgliederbestand:

83 Vereine, darin 112 Kinder- und Jugend-Ensembles 2031 Aktive über 18 Jahre 520 Aktive unter 18 Jahre 1379 Passive

Wettbewerbe:

Landeswettbewerbe für Zupforchester im Vierjahresturnus in der Trägerschaft des LandesMusikRat NRW Im fünfjährigen Turnus Wettbewerbe für Zupforchester, durchgeführt vom Mandolinenorchester „Rurtal 1928“ Koslar

Leistungsprüfungen für Jugendliche:

gelegentliche D-Prüfungen auf Bezirksebene (ohne statistische Auswertung)

Ausbildung von Multiplikatoren:

117 Absolventen von C-Kursen für Registerführer, Ausbilder und Dirigenten in der Landesmusikakademie Heek im Zeitraum 1999 bis 2009

Fördermaßnahmen:

jährlich ein Jugend-Workshop und ein Sommer-Seminar für Gitarre und Mandoline

Landesmusikfeste:

im Vierjahresabstand eintägiges Treffen mit ca. 12 Zupforchestern

Auswahlorchester:

auf Landesebene: JugendZupfOrchester Nordrhein-Westfalen JugendGitarrenOrchester NRW Landeszupforchester "fidium concentus“ Seniorenzupforchester auf Bezirksebene: Bezirkszupforchester Dortmund Grenzland Zupforchester (Aachen)

Leuchtturm-Vereine:

Gitarrenensemble Rheine 1983 mit ca. 400 Gitarrenschülern Hauptorchester mit Jugend und Erwachsenen ca. 50 Spieler Jugendgitarrenensemble ca. 50 Spieler 2 Kindergitarrenensembles je 20 Spieler Mandolinenorchester Harmonie 1931 Dinslaken-Barmingholten mit 110 aktiven Spielern, eigenes Vereinsheim Hauptorchester Jugendorchester Schülerorchester

Quantitative Entwicklung des Verbandes:

1994 → 125 Mitgliedsvereine 2009 → 83 Mitgliedsvereine Reduzierung innerhalb von 15 Jahren: 42 Orchester = 34%

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Der Deutsche Harmonika-Verband (DHV) Landesverband NRW gegründet:

1958

Mitgliederbestand:

96 Vereine in vier Bezirken darin ca. 120 Orchester, Kinder- und Jugendensembles mit ca. 4.400 aktiven und passiven Mitgliedern

Wettbewerbe:

Landeswettbewerbe für Akkordeonorchester im Vierjahresturnus in der Trägerschaft des LandesMusikRat NRW Der Bundesverband DHV veranstaltet Orchesterwettbewerbe u.a. alle vier Jahre in Innsbruck

Leistungsprüfungen für Jugendliche:

gelegentliche D-Prüfungen auf Bezirksebene (ohne statistische Auswertung)

Ausbildung von Multiplikatoren:

109 Absolventen von C-Kursen für Registerführer, Ausbilder und Dirigenten in der Landesmusikakademie Heek im Zeitraum 1999 bis 2009

Fördermaßnahme:

Alljährlich ein einwöchiges Seminar für Dirigenten und Akkordeonisten in der Akademie Remscheid

Landesmusikfeste:

im Dreijahresabstand an wechselnden Orten Mit Wertungs- und Kritikspielen

Auswahlorchester:

LandesJugendAkkordeon-Orchester

Leuchtturm-Verein:

1. Akkordeonorchester Köln 1936 mit insgesamt 116 aktiven Musikern in Hauptorchester Jugendorchester Jugend-Spielgruppe Seniorenorchester

Urkunden für Vereinstreue:

Jugendliche erhalten neuerdings, laut Darstellung der Verbandsspitze, nach fünf Jahren im Verein eine „Urkunde zum Nachweis der erreichten Schlüsselkompetenz.“

Quantitative Entwicklung des Landesverbandes:

1993 → 133 Mitgliedsvereine 2009 → 96 Mitgliedsvereine Reduzierung innerhalb von 16 Jahren: 37 Orchester = 28%

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Der Deutsche Zithermusikbund (DZB) Landesverband NRW gegründet:

1963

Mitgliederbestand:

2 Vereine und Einzelmitglieder 160 aktive Erwachsene 3 aktive Kinder- und Jugendliche 38 Passive und Ehrenmitglieder

Jährliche Seminare:

zur Aus- und Fortbildung von Zitherspielern in Nordwalde (6 Tage), Oberhausen (3 Tage), Bochum (2 Tage) mit durchschnittlich 25 Teilnehmern

Ausbildung von Multiplikatoren:

Multiplikatoren aus dem Landesverband NRW besuchen bundeszentrale B- und C- Lehrgänge in der Bundesakademie für musikalische Jugendbildung in Trossingen

Leuchtturm-Verein:

Bochumer Zitherorchester gegründet 1894 als „Zither-Club Alpenrose zu Langendreer" Preisträger beim Deutschen Orchesterwettbewerb 1986 in Würzburg 1992 in Goslar 2004 in Osnabrück 2008 in Wuppertal

Quantitative Entwicklung des Landesverbandes:

1994 → 5 Vereine 311 Aktive 2009 → 2 Vereine 160 Aktive

Reduzierung der aktiven Zitherspieler innerhalb von 15 Jahren: 49%

25

Der LandesMusikVerband NRW gegründet:

1960

Mitgliederbestand:

Anzahl der Vereine

Anzahl der Aktiven Anzahl der Passiven

136 Vereine der Spielmannsmusik 33 Vereine der Fanfarenmusik 6 Vereine der Blasmusik 8.093 Musiker 4.314

Jährliche Ausund Fortbildungen:

Jugendleiterschulungen an unterschiedlichen Standorten Ø 11 Teilnehmer

Leistungsprüfungen:

Musiker aus Spielmannszügen nach mehrtägigen Kursen D1 Ø 42 Teilnehmer D2 Ø 35 Teilnehmer D3 Ø 27 Teilnehmer Musiker aus Fanfarenzügen nach mehrtägigen Kursen D1 Ø 19 Teilnehmer D2 Ø 11 Teilnehmer D3 Ø 4 Teilnehmer

Ausbildung von Multiplikatoren:

von 1990 bis 2009 in der Landesmusikakademie Heek C1 62 Registerführer C2 45 Ausbilder C3 3 Dirigenten

Musikfeste:

im vierjährigen Turnus ein LandesMusikFestival

Wettbewerbe:

Seit 2006 Landesmeisterschaften der Spielleute in Kooperation mit dem Volksmusikerbund und Verband der Feuerwehren in NRW.

Auswahlorchester:

LandesAuswahlOrchester (LAO) der Spielleute mit 70 Musikern aus 11 Vereinen Landes Naturton Trompeten Ensemble (LNE) mit 30 Musikern aus 6 Vereinen

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Der Verband der Feuerwehren NRW, Feuerwehrmusik (VdF-NRW) gegründet:

1979

Mitgliederbestand:

191 Musikzüge darin: 3591 aktive Kinder- und Jugendliche 3463 aktive Erwachsene

Regelmäßige Fortbildungen: Percussion-Lehrgang mit ca. 20 Teilnehmern Lehrgang Große Trommel/ Becken mit ca. 30 Teilnehmern Neue Literatur im Spielmannszug mit ca. 20 Teilnehmern Leistungsprüfungen

Jährlich D- Lehrgänge zentral in Rietberg- Neuenkirchen D1 mit ca. 70 Teilnehmern D2 mit ca. 50 Teilnehmern D3 mit ca. 30 Teilnehmern

Ausbildung von Multiplikatoren:

Jährlich ein (C2) Lehrgang für Ausbilder in Heek, mit ca. 10 Teilnehmern Jährlich ein (C3) Lehrgang für Dirigenten in Heek mit ca. 5 Teilnehmern Dirigieren mit dem Tambourstab mit ca. 30 Teilnehmern Dirigieren im Musikzug mit ca. 20 Teilnehmern

Wettbewerbe:

Landesmeisterschaften der Spielleute 2010 in Dülmen-Buldern mit 4 Teilnehmerzügen

Wertungsspiele:

alle 3 bis 4 Jahre an wechselnden Orten in NRW mit ca. 12-15 Teilnehmerzügen

Leuchtturm-Zug:

Orchester im Musikzug der Freiwilligen Feuerwehr Ennest Kinderorchester „Zukunftsmusik“ Jugendorchester Sinfonisches Blasorchester mit 65 Aktiven Tanzband „Nachtschicht“ Das Sinfonische Blasorchester ist Sieger im Bundeswertungsspielen des Deutschen Feuerwehrverbandes 2009 in Celle

Quantitative Entwicklung des Landesverbandes:

1994 → 199 Züge 2009 → 191 Züge

6986 Aktive 7054 Aktive

Reduzierung um 8 Züge in 17 Jahren: 4% Zunahme um 68 aktive Musiker: 1%

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Die Struktur der Musikvereine Es folgt nun die Auswertung der Erhebungsbögen der Vorsitzenden und Musiker aus Instrumentalvereinen. Es handelt sich um 84 Musikvereine der Blasmusik des Volksmusikerbundes NRW 62 Musikvereine der Spielleute des Volksmusikerbundes NRW 3 Blasmusikzüge der Feuerwehrmusik 7 Spielleutezüge der Feuerwehrmusik 7 Vereine der Akkordeonmusik im Deutschen Harmonika-Verband, LV. NRW 8 Vereine der Zupfmusik im Bund Deutscher Zupfmusiker, LV. NRW. Die Summen aus allen 171 Vereinen sind in diesem Kapitel zusammen gefasst worden. Erhebliche Abweichungen der Akkordeon- und Zupfmusikvereine werden ab Seite 101 gesondert dargestellt.

Altersbestände 171 Musikvereine gesamt % 1593 18% 2320 26% 1587 18% 3557 39% 9057 100%

Bestandsmeldungen der Vorsitzenden mit Kindern in Ausbildung m Kinder/Jugendliche in Ausbildung 663 Aktive unter 18 Jahre 978 Aktive 19 - 26 Jahre 748 Aktive über 27 Jahre 2396 gesamt

% 41,6% 42,2% 47,1% 67,4%

w 930 1342 839 1161

% 58,4% 57,8% 52,9% 32,6%

Anzahl Aktive in Orchestern Ø 44 Anzahl Aktive und Kinder in Ausbildung Ø 53 Kinder/Jugendliche in Ausbildung

18%

Aktive unter 18 Jahre Aktive 19 - 26 Jahre

26% 18%

Aktive über 27 Jahre

39%

In die Bestandsmeldungen der Vorsitzenden ist eine Gruppe einbezogen, welche die Verbände nicht in ihre offizielle Verbandsstatistik aufnehmen: die Kinder und Jugendlichen in der Instrumentalausbildung, noch ohne Mitgliedschaft in einem Orchester. Unter dem Gesichtspunkt der Existenzsicherung ist diese Gruppe für die Vereine sehr wichtig. Sie begründet die Erfolgsgeschichte der Verbände der Bläser und Spielleute gegenüber anderen Verbänden des instrumentalen und vokalen Laienmusizierens.

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Altersgruppen

Aktive 1549 674 551 630 250 186 3840

in % 40% 18% 14% 16% 7% 5% 100%

von 3840 Musikern bis 20 Jahre 21 bis 30 Jahre 31 bis 40 Jahre 41 bis 50 Jahre 51 bis 60 Jahre 61 Jahre +

40%

bis 20 Jahre 18%

21 bis 30 Jahre 31 bis 40 Jahre

14%

41 bis 50 Jahre

16%

51 bis 60 Jahre 61 Jahre +

7% 5%

Die nach Jahrzehnten gestaffelten Alters-Diagramme zeigen zwei Schnittstellen, bei denen aktive Mitglieder verloren gehen: Nach dem 20. Lebensjahr verlassen etwas mehr als die Hälfte der Musiker den Verein und später nochmals nach dem 50. Lebensjahr. Während der dreißig Jahre dazwischen bleibt die Anzahl der Aktiven recht stabil. Für den Bruch um das 20. Lebensjahr gibt es nachvollziehbare Gründe: Ortswechsel wegen Berufsausbildung, Studium, Arbeitsplatz, Familiengründung. Der starke Einbruch nach dem 50. Lebensjahr verlangt nach Erklärungen. Dass ab dieser Lebensphase Altersgebrechen stark ansteigen, zeigt die Statistik der schwerbehinderten Menschen. Vielleicht fühlen sich älter werdende Musiker im Orchester unwohl angesichts der heute viel besser als früher ausgebildeten Jüngeren. Erkenntnisse darüber werden von einer Untersuchung der Bundesvereinigung Deutscher Orchesterverbände erwartet. Sie trägt die Bezeichnung "Musik kennt kein Alter Qualitätssicherung in deutschen Musikvereinigungen vor dem Hintergrund des demografischen Wandels". Ergebnisse werden Ende 2010 erwartet.

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Altersaufbau nach Geschlechtern

Aktive 11 669 319 302 436 186 158

in % 1% 32% 15% 15% 20% 9% 8%

von 3840 Musikern männlich 6 Jahre bis 20 Jahre 21 bis 30 Jahre 31 bis 40 Jahre 41 bis 50 Jahre 51 bis 60 Jahre 61 Jahre und älter

2081

99%

gesamt

9 871 356 247 186 63 27

in % 1% 50% 20% 14% 11% 4% 2%

von 3840 Musikern weiblich 6 Jahre bis 20 Jahre 21 bis 30 Jahre 31 bis 40 Jahre 41 bis 50 Jahre 51 bis 60 Jahre 61 Jahre und älter

1759

100%

gesamt

60% 50% 40% 30% 20% 10% männlich

0%

Alter in Jahren 6

20

30

weiblich

40

50

60

Das Kurvendiagramm verdeutlicht die unterschiedlichen Musikerlaufbahnen bei Frauen und Männern. Mädchen fangen quantitativ stark an, um als Frauen wesentlich früher als Männer aus dem Verein auszusteigen. Man sollte erwarten, dass bei Frauen ab Mitte 50 die zeitliche Verfügbarkeit mit Entpflichtung von Erziehungsaufgaben zunimmt. Der so optimistische Slogan "Musik kennt kein Alter" scheint auf Frauen weniger zuzutreffen und bedarf deswegen der Hinterfragung. Wie sich bei gleicher Tendenz die Alterskurven in den Instrumentensparten unterscheiden, zeigt der Vergleich zwischen Blasorchester und Spielleutekorps im Hochsauerland. Es gibt zwar noch einige wenige Instrumente, die von einem Geschlecht bevorzugt werden: Flöte von Mädchen, Schlaginstrumente von Knaben. Sonst aber gilt: Jede Frau, jeder Mann kann heutzutage jedes Instrument lernen und spielen. Auch bei den Führungskräften sind Frauen immer weiter im Vormarsch. Eine Dirigentin ist kein ungewöhnliches Erscheinungsbild mehr. Ein Drittel der Vorstandsposten nehmen inzwischen Frauen wahr. Das auch politisch angestrebte Leitprinzip "Gender Mainstreaming", also die Gleichstellung der Geschlechter, ist im Laienmusizieren ohne Benachteiligung einer Seite und ohne geschlechtsspezifische Ausgrenzung erreicht.

35

Anzahl der Orchester und Spielgruppen im Verein 164 7 68 31 34 12 316

96% 4% 40% 18% 20% 7%

generationsübergreifendes Hauptorchester Jugendorchester zusätzlich Jugendorchester zusätzlich Jugendspielgruppe zusätzlich Jugendorchester+ Spielgruppe zusätzlich Seniorenorchester Orchester gesamt

Ø 1,8 Orchester pro Verein 96%

generationsübergreifendes Hauptorchester Jugendorchester

4%

zusätzlich Jugendorchester

40%

zusätzlich Jugendspielgruppe

18%

zusätzlich Jugendorchester+ Spielgruppe zusätzlich Seniorenorchester

20% 7%

Erfreulich ist das Ergebnis, wonach drei von vier Musikvereinen den Kindern und Jugendlichen eine Spielgruppe oder ein Orchester anbieten, um erste Erfahrungen im Zusammenspiel zu sammeln. Das Gefühl für rhythmischen Gleichklang entwickelt sich erst über Jahre des Trainings in der Gruppe. Selber ein Instrument zu spielen und gleichzeitig auf andere Musiker zu hören verlangt einen längeren Erfahrungsprozess. Erstaunlich ist die rasche Zunahme an Seniorenorchestern in NRW. Weil in der Fachzeitschrift des Volksmusikerbundes "crescendo-flair" - mit Ausnahme der Aktivitäten des Kreisseniorenorchesters Soest - über diese neue Art von Orchestern bislang keine Berichte erschienen sind, ist der irreführende Eindruck entstanden, die Bildung von Seniorenorchestern ginge von Baden-Württemberg aus. Jeder 15. Musikverein hat dort ein Seniorenorchester oder eine Seniorengruppe eingerichtet. Darüber hinaus existieren bereits 17 meist großbesetzte Kreis-Seniorenorchester, Tendenz steigend. Die untersuchten nordrhein-westfälischen Vereine der Instrumentalmusik verzeichnen einen gleichhohen Anteil an Vereins-Seniorenorchestern wie die Musikvereine in Baden-Württemberg.

Hochgerechnet auf sämtliche 7.000 Vereine der Blasmusik in der Bundesrepublik sind demnach in jüngerer Zeit annähernd fünfhundert Senioren-Blasorchester gegründet worden. Eine Recherche in den weiteren Landesverbänden außer BaWü und NRW steht noch aus. Die deutschlandweite Umfrage des Deutschen Hamonika-Verbandes aus dem Jahre 2008 förderte in 600 Harmonika-Vereinen 190 Senioren-Akkordeonorchester bzw. Senioren-Spielgemeinschaften zutage.

37

Dauer der Mitgliedschaft im Verein Aktive 1967 833 492 386 114 42 6

in % 51% 22% 13% 10% 3% 1% 0,2%

Dauer der Mitgliedschaft 1 bis 10Jahre 11 bis 20 Jahre 21 bis 30 Jahre 31 bis 40 Jahre 41 bis 50 Jahre 51 bis 60 Jahre über 60 Jahre

1 bis 10Jahre

51%

11 bis 20 Jahre

22%

21 bis 30 Jahre

13% 10%

31 bis 40 Jahre 3%

41 bis 50 Jahre 51 bis 60 Jahre

1%

über 60 Jahre

0,2%

Die Momentaufnahme zeigt, dass die Hälfte der Musiker länger als zehn Jahre im Musikvereinen aktiv ist. Für diese treue Vereinsbindung liegt ein Gemisch von Gründen nahe: - das gemeinsame Musizieren gefällt so gut, dass man es nicht missen möchte - die Ausbildung am Instrument dauert drei Jahre und mehr, dieser Einsatz an Zeit und Energie sollte nicht durch Austritt verloren sein - die Ausbildung kostete Geld, dessen Ertrag die Spielfähigkeit am Instrument bedeutet - für den Kauf eines Instrumentes wurden ebenfalls Mittel aufgewendet.

Nach spätestens 10 bis 12 Jahren kommt es häufig zu einer Beendigung der aktiven Zeit oder einer Unterbrechung nach Schulschluss, Aufnahme eines Studiums mit Verlassen der Heimatgemeinde oder beruflicher Auswärts-Orientierung. Nach Familiengründung verlässt dann ein weiteres Viertel der Mitglieder den Verein, weil die zeitliche Belastung zu groß geworden ist. Etwa jeder 16. Musiker hält dem Verein über vierzig Jahre die Treue. Über die Möglichkeit, als Seniorenmusiker wieder im Heimatverein oder nach Ortswechsel in einem anderen Verein mitzuwirken, siehe die Ausführungen unter Handlungsempfehlungen.

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Verwandte im Musikverein Aktive 704 512 200 1151 1273

in % 18% 13% 5% 31% 33%

ohne Verwandte Vater Mutter Geschwister andere Verwandte

3840

101%

gesamt 18%

ohne Verwandte 13%

Vater Mutter

5%

Geschwister

31%

andere Verwandte

33%

mehrere Verwandte 229 90 71 43

6% 2% 1,8% 1,1%

Vater + Geschwister Vater + Mutter Vater + Mutter+Geschwister Vater + Mutter + Geschwister + Verwandte

433

11%

gesamt

Vater + Geschwister

6%

Vater + Mutter

2%

Vater + Mutter+Geschwister Vater + Mutter + Geschwister + Verwandte

1,8% 1,1%

Die Mitgliedschaft im Verein ist stark familienorientiert. Vier von fünf Musikern haben einen Elternteil, Geschwister oder andere Verwandte im Verein. Den Kern eines Musikvereins bilden Familien. Sie sorgen für Vereinsnachwuchs und Zusammenhalt. Sie kennen den Aufwand an Zeit, Geld, Energie und beharrlichem Üben, der für das gemeinsame Musizieren erbracht werden muss, sie schätzen aber auch den immateriellen Gewinn, der in der regelmäßigen Kommunikation Gleichgesinnter sowie im gemeinsamen Erschließen von Musikstücken und dem Gelingen eines Orchesterauftritts liegt.

41

Anzahl und Aufgaben der ehrenamtlich Tätigen

in 171 Musikvereinen männlich weiblich gesamt 1055 650 1705 62% 38% pro Verein Ø 10 Ehrenamtliche

weiblich

62%

männlich

38%

In aller Regel sind Vereinsmitglieder, die ein Ehrenamt ausüben, auch aktive Musiker. Mindestens zehn Personen werden dafür benötigt. Dabei handelt es sich um folgende Positionen: 1. Vorsitzender, 2. Vorsitzender, Rechner, Schriftführer, Vizedirigent, Registerführer (mehrere), Jugendleiter, Jugendausbilder (mehrere), Notenwart. Diese Funktionen waren im Erhebungsbogen vorgegeben, um dem Missverständnis vorzubeugen, nicht das Musizieren im Orchester sei unter "ehrenamtlich" zu verstehen, sondern die Übernahme von besonderen Vereinsaufgaben. Dirigenten waren bewusst nicht in die Reihe der Ehrenamtler aufgenommen worden, weil sie für nebenberufliche Tätigkeiten mit Vorbildung meist honoriert werden. An dieser Stelle sei vermerkt, dass manche Vereine, aus deren eigenen Reihen der Dirigent stammt, ihrem musikalischen Leiter kein Honorar zahlen. Höhere musikalische Qualitätsansprüche dürfen Orchester nur an solche Dirigenten stellen, die sich durch Lehrgänge weitergebildet haben. Ein gutes Drittel der ehrenamtlichen Führungspositionen wird inzwischen von Frauen besetzt, ein Fortschritt gegenüber früheren Zeiten, als Ämter im Musikverein fast ausnahmslos von Männern ausübt wurden.

43

Ausbilder des jugendlichen Nachwuchses

von 3840 Musikern Aktive in % 2117 55% 1165 30%

847 627 317 64

22% 16% 8% 2%

Mehrfachantworten möglich Ausbilder sind Spieler im eigenen Verein Dirigent andere Lehrer/Ausbilder private Musiklehrer Musikschullehrer Musiker anderer Vereine Lehrer allg. Schulen

Ausbilder sind aus dem eigenen Verein 55%

Spieler im eigenen Verein 30%

Dirigent

Ausbilder sind andere Lehrer und Ausbilder von außerhalb private Musiklehrer

22% 16%

Musikschullehrer 8%

Musiker anderer Vereine Lehrer allg. Schulen

2%

Die Überschreitung von 100% an Ausbildern erklärt sich daraus, dass die Kinder und Jugendlichen in einigen Vereinen instrumentenspezifisch von verschiedenen Personen unterwiesen werden. Es bleibt noch immer bei einer hohen pädagogischen Eigenleistung der Vereine. Üblich ist, dass sich der Dirigent - nur selten ein gelernter Pädagoge - an der Ausbildung beteiligt. Etwa die Hälfte der Kinder wird von Musikern aus dem Orchester ausgebildet. Nur ein gutes Drittel der Heranwachsenden erhält fachlichen Unterricht bei Lehrern. Musikschulen spielen dabei eine nur geringe Rolle. In einem Musikverein geht es zu wie in einer Familie, wo Vater und Mutter auch keine spezielle Ausbildung in der Kindererziehung genossen haben und deren Kinder trotzdem lebenstüchtig werden.

45

Dauer der Ausbildung am Instrument

Aktive 312 1258 1826 407 37

1 Jahr

in % 8% 32% 48% 11% 1%

Ausbildung 1 Jahr 2 Jahre 3 Jahre 4 Jahre 5 Jahre

8%

2 Jahre

32%

3 Jahre

48%

4 Jahre 5 Jahre

11% 1%

Bei der Hälfte der jungen Musiker dauert die Ausbildung drei Jahre. Das reicht knapp aus, um danach eine D1-Prüfung abzulegen. Bei Beginn mit dem 9. Lebensjahr - dem häufigsten Alter des Unterrichtsanfangs - sind die Kinder dann 12 Jahre alt. Eine D2-Prüfung ohne Fortsetzung des Instrumentalunterrichtes wird schon schwierig. Und für eine D3 Prüfung ist die Hürde so hoch, dass sie im Selbstunterricht kaum übersprungen werden kann. Darum ist es erstaunlich, dass trotzdem 8% eines Jahrgangs die D3Prüfung schaffen.

.Die Ausbildungsdauer unterscheidet sich innerhalb der Sparten: 1 Jahr

2 Jahre

3 Jahre

4 Jahre

Blasorchester

4%

25%

55%

15%

Spielleutekorps

16%

47%

30%

4%

47

Qualifikation der Musiker und Multiplikatoren Wie bereits im Kapitel „Leistungen des Volksmusikerbundes für seine Mitgliedsvereine“ ausgeführt, hat sich der Verband mit Nachdruck der fachlichen Ausbildung der Kinder und Jugendlichen in den Vereinen angenommen. Die Zählung der Kreisverbände wird durch die Aussagen der Musiker bestätigt. Von 3.840 Musikern hatten ihre Qualifikation durch Prüfungen nachgewiesen: D1

1531 Musiker

D2

772 Musiker

D3

312 Musiker

40% 20% 8%

Registerführer C 1

103 Teilnehmer

Instrumentalausbilder C 2 Dirigenten C 3 B-Dirigenten

73 Teilnehmer 28 Teilnehmer 11 Teilnehmer

Einige Musikvereine haben trotz der Widrigkeiten einer langen Anfahrt zum weitentfernten Heek am Nordwestrand Westfalens die Lehrgangsangebote der Landesakademie genutzt. Statistisch gesehen hat nur ein Musiker aus jedem der 171 Vereinen in den vergangenen zehn Jahren einen Multiplikatoren-Lehrgang besucht, entschieden zu wenig im Verhältnis zum Bedarf. Berufsbegleitende zweijährige Dirigentenlehrgänge in Trossingen oder Heek haben immerhin elf Dirigenten absolviert. Sie zählen damit zur Spitzengarde der Dirigenten in NRW.

Jugendgruppenleiter von 171 Vereinen haben 99 = 58 % Vereine einen Jugendleiter Die Frage nach dem Vorhandensein eines Jugendleiters haben etwas mehr als die Hälfte der Vereine bejaht. Es ist jedoch davon auszugehen, dass sich in jedem Verein ein Vorstandsmitglied um die Kinder und Jugendlichen kümmert, auch wenn er für diese Aufgabe nicht ein offizielles Amt mit der Fachbezeichnung Jugendgruppenleiter in Anspruch nimmt. Ziel sollte es sein, dass wenigstens ein Mitglied im Verein an einer Jugendleiterschulung teilnimmt (siehe Handlungsempfehlung).

49

Zusammenarbeit mit allgemein bildenden Schulen von 171 Vereinen 71 42% 11 6% 8 5% 2 1%

Zusammenarbeit mit Grundschule Zusammenarbeit mit Hauptschule Zusammenarbeit mit Realschule Zusammenarbeit mit Gymnasium

Zusammenarbeit mit Grundschule

42% 6%

Zusammenarbeit mit Hauptschule Zusammenarbeit mit Realschule

5% 1%

Art der Zusammenarbeit 57 49 21 14

33% 29% 12% 8%

Musikverein nutzt Klassenräume für Musikproben beteiligt sich an Schulfesten gemeinsame Veranstaltungen ergänzt schulischen Klassenunterricht

nutzt Klassenräume für Musikproben beteiligt sich an Schulfesten gemeinsame Veranstaltungen ergänzt schulischen Klassenunterricht

33% 29% 12% 8%

Eine Zusammenarbeit der Musikvereine erfolgt fast nur mit Grund-, Haupt- und Realschulen. Das verwundert nicht, denn die meisten Musikvereine sind in kleinen oder kleineren Gemeinden angesiedelt, in denen es nur Grund- und Hauptschulen sowie gelegentlich auch Realschulen gibt. Wenn jeder dritte Verein Klassenräume für die wöchentlichen Proben nutzt, wird damit angezeigt, dass dieser Verein über kein eigenes Probendomizil verfügt. Dieser Umstand wird von den Vorsitzenden als wesentlicher Mangel bewertet, weil die Klassenzimmer akustisch meist ungeeignet sind, Nebenräume für Instrumente fehlen, Stühle und Tische ständig umgeräumt werden müssen. Von aktiver Zusammenarbeit kann bei jedem dritten Verein gesprochen werden, der sich an Schulfesten beteiligt und bei 12% der Vereine, die sogar gemeinsame Veranstaltungen durchführen und somit besser als nur durch Aufrufe in der Zeitung für sich werben. Die Integration des Instrumentalunterrichtes in den Nachmittag der Ganztagesschule erfolgt inzwischen schon bei jedem zwölften Verein. Hier sind noch große Probleme zu erwarten, wenn die Ganztagesschule zur Regel werden sollte, denn bisher verstehen sich Musikvereine noch als Einrichtungen außerschulischer Bildung.

51

Probleme im Musikverein Platz

1 2 3 4 5 6 7

Prozent 50% 43% 43% 34% 25% 23% 9%

Musiker scheiden zu früh aus unregelmäßiger Probenbesuch (unter 75%) zu wenig Nachwuchs Jugendausbilder fehlen finanzielle Basis zu schwach offene Vorstandsposten qualifizierter Dirigent/Stabführer fehlt

Musiker scheiden zu früh aus

50% 43%

unregelmäßiger Probenbesuch

43%

zu wenig Nachwuchs 34%

Jugendausbilder fehlen 25%

finanzielle Basis zu schwach

23%

offene Vorstandsposten qualifizierter Dirigent fehlt

9%

In dieser Aufstellung erscheinen die Probleme in der Summe aller Instrumentalsparten. Sie unterscheiden sich aber beträchtlich. Deshalb sei hier auf die Ausführungen in den Kapiteln Hochsauerland, Zupf- und Harmonikavereine verwiesen.

Mängel im Probenraum Nebenraum für Instrumente fehlt akustisch ungeeignet

23% 22%

zu klein Lüftung unzureichend Ständiges Umräumen der Instrumente

21% 16% 15%

Musikvereine, die keinen vereinseigenen Probenraum haben, arbeiten unter erschwerten Bedingungen. Die Antworten der Vorsitzenden korrelieren mit der Feststellung, dass die Orchester Klassenräume der allgemein bildenden Schulen nutzen müssen. Hier häufen sich die Probleme, weil, wie schon eingangs bemerkt, Klassenzimmer oft zu klein und akustisch unzureichend sind, Nebenräume fehlen und die Instrumente ständig umgeräumt werden müssen.

53

Fortbildungswünsche an den Kreis- oder Landesverband 23% 15% 23% 18% 14% 10% 39% 37% 23%

von Instrumentalisten: Verbesserung der Spielfähigkeit Anregungen für das Spiel in kleinen Gruppen von Dirigenten / Stabführern: Menschenführung im Orchester Methodik der Erarbeitung neuer Stücke Moderne Stilistiken wie Rock, Pop, Jazz Kontrolle der Dirigiertechnik von Vorstandsmitgliedern Werbung, Öffentlichkeitsarbeit Vereinsverwaltung, Steuern Versammlungsleitung, Reden von Instrumentalisten:

Verbesserung der Spielfähigkeit

23%

Spiel in kleinen Gruppen

15%

von Dirigenten Menschenführung im Orchester

23%

Methodik neuer Stücke

18%

Stilistiken Rock, Pop, Jazz Kontrolle der Dirigiertechnik

14% 10%

von Vorstandsmitgliedern Werbung, Öffentlichkeitsarbeit

39%

Vereinsverwaltung, Steuern Versammlungsleitung, Reden

37% 23%

Bei der Rangfolge der Fortbildungswünsche ist zu berücksichtigen, dass in der Regel der Vorsitzende den Erhebungsbogen ausgefüllt hat, wenngleich im Anschreiben an den Verein empfohlen wurde, Vorsitzender und Dirigent möchten die Fragen gemeinsam beantworten. So lässt sich erklären, dass die Wünsche der Vorsitzenden die höchste Priorität einnehmen. Dirigenten wünschen an erster Stelle Informationen über Menschenführung vor dem Orchester. Auf diesem Feld kann die Beratung durch einen ausgewiesenen Experten die Kommunikation zwischen Dirigent und Orchester wesentlich verbessern. An zweiter Stelle der Fortbildungswünsche steht die Methodik der Werkerarbeitung, denn oft ist es nicht ratsam, ein unbekanntes Musikstück schlichtweg von Anfang bis Schluss, Note für Note erst einmal durchzuackern. Tipps zur Verbesserung der Spielfähigkeit sollten wohl immer erwünscht sein, denn die Erfahrung lehrt, dass ein Musiker nach Beendigung seiner Instrumentalausbildung auf der dann erreichten Höhe stehen bleibt und sich nur schwer aus eigener Kraft weiterentwickelt.

55

Die Musiker im Musikverein Gründe für den Eintritt in den Verein von 3840 Musikern Aktive in % 1677 44% 1503 39% 1408 37% 968 25%

Mehrfachantworten möglich

Musik gefällt mir Freunde Familienmitglieder Werbung 44%

Musik gefällt mir 39%

Freunde 37%

Familienmitglieder Werbung

25%

Die Motive zum Vereinseintritt dürften nach einigen oder mehreren Jahren in der Erinnerung der Musiker ineinander fließen. Deshalb hat sich bei der Befragung auch eine Mischung verschiedener Gründe ergeben. Eindeutig spielen neben Familienmitgliedern die Freunde (Schulkameraden) eine ausschlaggebende Rolle. Erstaunlich ist, dass jeder vierte Musiker sich zu erinnern glaubt, er sei (auch) durch Werbung zum Musikverein gekommen. Vorteilhaft für einen werbenden Musikverein erweist sich, gleich eine Gruppe von gleichaltrigen Kindern zu gewinnen.

Gründe für die Instrumentenwahl Mehrfachnennungen 70%

eigener Wunsch 22%

Angebot Musikverein

18%

Verein brauchte das Instrument 12%

Anregung durch Bekannt Elternwunsch

6%

Wer sein Instrument aus eigenem Wunsch gewählt hat, tauscht das Musizieren nicht so leicht gegen ein anders Hobby aus. 40% der Befragten haben ihr Instrument durch Angebot und Initiative des Musikvereins gefunden. Diese Aussage sollte Musikvereine ermuntern, auch künftig Kinder und Jugendliche durch Schnupperkurse und das Angebot von Leihinstrumenten zum Vereinseintritt zu bewegen.

57

Alter zu Beginn der Ausbildung Aktive 1591 917 525 292 208 175 132

in % 41% 24% 14% 8% 5% 5% 3%

im Alter von bis 9 Jahre 10-11 Jahre 12-13 Jahre 14-15 Jahre 16-20 Jahre 21-30Jahre 31+ Jahre

bis 9 Jahre

41%

10-11 Jahre

24%

12-13 Jahre

14%

14-15 Jahre

8%

16-20 Jahre

5%

21-30Jahre

5%

31+ Jahre

3%

Knapp die Hälfte aller Kinder und Jugendlichen, die von Vereinen gewonnen werden, beginnt im Alter unter zehn Jahren ein Musikinstrument zu erlernen. Fast alle Kinder müssen noch vor Einsatz der Pubertät ihr Instrument gefunden haben, sonst überlagern andere Interessen das Üben am Instrument. Leider haben nach dem 30. Lebensjahr bisher nur drei von hundert Personen den Ratschlag von Dr. Ursula M. Staudinger, Professorin für Entwicklungspsychologie der Lebensspanne an der T.U. Dresden, angenommen: "Es ist nie zu spät, ein Musikinstrument zu lernen" .

Gründe zum Verbleib im Verein Mehrfachnennungen wegen der Gemeinschaft

86%

wegen des Spiels auf meinem Instrument weil mir die Musik gefällt wegen der Anerkennung als Musiker

60% 57% 33%

Musiker fühlen sich im Kreis der Ihren wohl. Offensichtlich üben diese quasi-familiären Gemeinschaften eine angenehme, bindende Wirkung aus. Wer ein Instrument seiner Vorliebe spielt, versucht auch, darauf gut zu spielen. Diese nicht von außen aufgezwungene Neigung führt zur Identifikation mit dem Klang eines Instrumentes, das man in die Orchestergemeinschaft einbringt. Deswegen gefallen auch die gemeinsam erarbeiteten Musikstücke. Und wer sein Instrument besonders gut beherrscht, wird auch von der Gemeinschaft der Musikerkollegen und darüberhinaus anerkannt.

59

Kritik der Musiker am Verein Musikstücke gefallen öfter nicht

17%

eintönige Proben

10%

für Jugendl.wird zu wenig geboten

7%

zuviele Auftritte

7%

nur Kritik , kein Lob vom Dirigenten

6%

fehlende Initiative des Vorstands schwache Ausbildung kein Verstehen mit Mitspielern

4% 2% 1%

Die Musiker waren aufgefordert, Schwachpunkte im Verein zu benennen. Acht vorformulierte Möglichkeiten konnten angekreuzt werden. Für das allgemein gute Vereinsklima spricht, dass die Hälfte aller Musiker nicht einen einzigen Anlass zu Kritik fanden. Auch verstehen sich die Vereins-Mitglieder sehr gut untereinander, denn nur einer unter 70 Musikern empfindet negative Spannungen zu seinen Musikkollegen. Die mit Abstand am häufigsten genannte Einschränkung betrifft die Musikstücke. "Die Auswahl der Musikstücke trifft des Öfteren nicht meinen Geschmack" äußert jeder sechste Musiker. Das wundert nicht, denn abgesehen davon, dass sich die musikalischen Vorlieben der Menschen grundsätzlich und abhängig von ihrer Sozialisation im Elternhaus unterscheiden, spielen im Orchester Jung und Alt zusammen. Die 50jährigen sind musikalisch anders geprägt als die heute 20jährigen. Deshalb unterscheiden sich die Geschmäcker im generationsübergreifenden Orchester. Der eine möchte am liebsten Polkas und Märsche spielen, den zweiten juckt es bei Swing -Titeln aus der Bigband Ära, der dritte erwartet Noten aktueller Rockidole. Und für die zeitaufwendige Erarbeitung sinfonisch-konzertanter Kompositionen, die sich nicht auf Anhieb erschließen, braucht der Dirigent Überzeugungskraft und Geduld. Viele Dirigenten ziehen sich aus der Affäre, indem sie ein Potpourri von im Moment überall gespielten Stücken nach dem Motto "Für jeden etwas" aneinanderreihen, mit dem Ergebnis konturloser Konzertprogramme ohne thematischen Zusammenhang. Die beiden Kritikpunkte "eintönige Proben" und "wenig Lob - viel Kritik vom Dirigenten" gehören zusammen. Demnach wird jeder sechste Musiker unter seinem ideenarmen und in der Menschenführung unsensiblen Dirigenten nicht glücklich. Dirigenten vergessen leicht, dass Kritisieren in erster Linie heißt, Hilfe anzubieten. Der Kritikpunkt "Für die Jugendlichen wird zu wenig geboten" bestätigt unsere Feststellung, wonach viele Musikvereine ohne Jugendleiter auskommen, obwohl sie eine stattliche Anzahl von jugendlichen Musikern in den eigenen Reihen haben. Ein Lob gebührt den Vereinsvorständen. Von 25 Musikvereinen haben 24 Vereine solche Vorstände, welche die Geschicke des Vereins initiativ leiten. Die gefragten Musiker müssen diesen Sachverhalt am besten beurteilen können, denn sie sind mit ihrem aus eigenen Reihen selbstgewählten Vorstand zufrieden.

61

Mitwirkung in zusätzlichen Orchestern Mehrfachnennungen Aktive 432 175 166 163 116 110 71

in % 11% 5% 4% 4% 3% 3% 2%

Art des Orchesters Orch.anderer Vereine Tanzmusikensemble Orchester allg. bildenden Schule kirchliche Gruppe priv. Tanzmusikgruppe Rock/Pop Gruppe Orchester Musikschule

2607

68%

in keiner anderen Gruppe

Orch.anderer Vereine

11%

Tanzmusikensemble

5%

Orchester allg. bildenden Schule

4%

kirchliche Gruppe

4% 3%

priv. Tanzmusikgruppe

3%

Rock/Pop Gruppe Orchester Musikschule

2%

Jeder zehnte Musiker spielt auch in einem anderen Orchester mit. Orchester helfen sich gegenseitig aus, vor allem, wenn Mangelinstrumente in einem Orchester fehlen, denn nicht immer können alle Register ausreichend besetzt werden. Wenn z.B. der einzige zuverlässige Tubaspieler das Orchester verlassen muss, wäre das gesamte übrige Blasorchester nicht mehr spielfähig, denn die Klang- und Harmoniefolgen eines Blasorchesters werden bekanntlich immer vom Bass aus aufgebaut. Harmonien bauen sich von unten nach oben auf und nicht umgekehrt.

Tüchtigen Musikern bereitet es besondere Freude, in einer Combo Tanzmusik zu spielen. Hier wird der Einzelne anders als im mehrfach besetzten Register eines Orchesters gefordert und außerdem bessert er zumeist auch sein Portemonnaie auf. Es ist ein gutes Zeichen für das Können von Vereinsmusikern, wenn kirchliche Gruppen, Schulorchester und Rockgruppen auf diese Instrumentalisten zurückgreifen. Musikschulen verdienen Anerkennung, wenn sie, wie in ihrem Strukturplan ausdrücklich vorgesehen, den Nachwuchs für Musikvereine ausbilden, ihn aber nicht abschirmen, um die eigenen Musikgruppen und Orchester aufzufüllen.

63

Mitgliedschaft in anderen Vereinen Mehrfachnennungen

Aktive 1141 469 447 312 163 145 134 87 53 44

in % 30% 12% 12% 8% 4% 4% 3% 2% 1% 1%

Sportverein Kirchl. Organisation Schützenverein Freiw. Feuerwehr Gesangverein Karnevalverein Hilfsorganisationen Wanderverein Tierschutzverein Verkehrsverein

Sportverein

30%

Kirchl. Organisation

12% 12%

Schützenverein 8%

Freiw. Feuerwehr 4%

Gesangverein

4%

Karnevalverein

3%

Hilfsorganisationen 2%

Wanderverein Tierschutzverein

1%

Verkehrsverein

1%

Die zusätzliche Mitgliedschaft in anderen Vereinen weist stärkere regionale Unterschiede auf. Im Hochsauerland ist der Schützenverein der dominierende Verein, dem ein Musiker selbstverständlich auch angehört, denn die Schützenvereine unterhalten keine eigenen Musikgruppen und engagieren deshalb für ihre Schützenfeste das örtliche Blasorchester und den Spielmannszug. Über alle Regionen hinweg ist die Mitgliedschaft etwa gleich hoch in kirchlichen Organisationen: 12%, bei der Freiwilligen Feuerwehr 8%, bei Gesangvereinen 4% und noch weniger bei Hilfsorganisationen, Tierschutzvereinen und Verkehrsvereinen.

65

Freizeitaktivitäten außerhalb des Musikvereins Mehrfachnennungen

Aktive 2377 1886 1824 1451 1326 1146 939 922 850 770 698 472

in % 62% 49% 48% 38% 35% 30% 24% 24% 22% 20% 18% 12%

Musikhören Fernsehen/Video Sport Lesen Üben am Instrument Kameradschaftsabende Gartenarbeit/Hausreperaturen Tanzen/Disco Ausflüge/Wandern Kneipenbesuche Konzertbesuche Basteln/Handarbeit

Musikhören

62%

Fernsehen/Video

49%

Sport

48%

Lesen

38%

Üben am Instrument

35% 30%

Kameradschaftsabende Gartenarbeit/Hausreperaturen

24%

Tanzen/Disco

24% 22%

Ausflüge/Wandern

20%

Kneipenbesuche

18%

Konzertbesuche Basteln/Handarbeit

12%

Die Mitgliedschaft in einem Musikverein blockiert weder die weitere Teilnahme am Leben mit anderen Menschen wie Disco, Ausflüge, Wandern, Kneipenbesuche, Konzertbesuche, noch die Beschäftigung in den eigenen vier Wänden. Es bleibt auch noch Zeit für aktiven Sport. Jeder zweite Musiker hält sich körperlich fit. Wenn ein Orchester über Mittelmaß nicht hinauskommt, so liegt das auch daran, dass die Musiker daheim nicht üben. Nur jeder dritte Musiker gibt an, auf seinem Instrument zu üben. Hier fehlen vielleicht fordernde Auftritte wie ein Jahreskonzert oder die Teilnahme an einem Wertungsspiel.

67

Persönliche Daten der Musiker Aktive 174

in % 5%

Mutter alleinerziehend

Aktive 26

in % 0,7%

Vater alleinerziehend

Aktive 940 1504 874 322 116 84

% 24% 39% 23% 8% 3% 2%

Anzahl der Geschwister ohne Geschwister ein Geschwister zwei drei vier fünf und mehr

ohne Geschwister

24%

ein Geschwister

39%

zwei

23%

drei

8%

vier fünf und mehr

3% 2%

Ø 1,3 Ø 2,3

Geschwister Familiengröße

Musiker stammen fast durchgehend aus intakten Familien mit Vater und Mutter. Das entspricht überhaupt nicht dem heutigen Familienbild. Laut statistischem Bundesamt wächst in Deutschland jedes siebte Kind mit nur einem Elternteil auf. Dagegen leben von den jungen Musikern 96% in Familien mit zwei Elternteilen. Auch die Anzahl von 2,3 Familienmitgliedern liegt über dem Bundesdurchschnitt.

68

Aktive 3691

in % 96%

50

1,3%

88

2%

57

1,5%

Nationalität der Eltern beide Eltern deutsch ein Elternteil deutsch, eines anderer Nationalität beide Eltern anderer Nationalität

Musiker mit Migrationsstatus

Angesichts der 1,7 Millionen Menschen mit Migrationshintergrund in NRW verwundert deren geringer Anteil in Musikvereinen. Ein Grund könnte darin liegen, daß Instrumente der deutschen Instrumentalvereine in islamischen Ländern nicht gebräuchlich sind. Es wird berichtet, türkische Kinder mit "deutschen" Instrumenten würden von anderen türkischen Kindern ausgelacht. Auch im Institut für Migrations forschung und Interkulturelle Studien in Osnabrück hat man keine Erklärung, warum Musikvereinigungen immer noch einen sehr geringen Anteil von Menschen mit Migrationshintergrund in ihren Reihen haben.

57

1,5%

Schwerbehinderte Musiker

Die Anzahl von 1,5% Musikern mit Schwerbehindertenausweis in unseren Musikvereinen scheint gering, entspricht aber doch dem Anteil Schwerbehinderter innerhalb von Altersgruppen. Dieser beträgt im Bundesdurchschnitt 0,3% in der Altersgruppe bis 27 Jahre und 1,8% in der Altergruppe bis 55 Jahre. Jugendliche Behinderte gibt es in den Musikvereinen wie auch im Bevölkerungsdurchschnitt nur selten. Bei den erwachsenen Musikern entspricht deren Anteil zwar dem Durchschnitt, es könnten aber mehr sein, weil bei vielen Behinderungen das Spiel eines Blas- oder Schlaginstrumentes trotzdem möglich ist, z.B. bei Sprechbehinderungen, Funktionsstörungen oder Verlust der Beine, Sehbehinderungen oder Beeinträchtigungen innerer Organe. Ärzte sollten Behinderte öfter zum Instrumentalspiel im Kreis von Musikern eines Orchesters ermuntern!

69

Aktive 1590 1308 894

in % 41% 34% 23%

Schulbildung Gymnasium Realschule Hauptschule

Gymnasium

41%

Realschule

34%

Hauptschule

23%

Zum Vergleich: Bundesdeutsche Schulabschlüsse 2008 nach Angaben des statistischen Bundesamtes 29%

Gynasium 237.000

40%

Realschule 374.000 Hauptschule 210.000 ohne Schulabschluß 65.000

24% 7%

Die obigen Prozentangaben der Musiker enthalten sowohl Jugendliche, die noch die Schule besuchen - 32% aller Aktiven sind Schüler - als auch Schulabsolventen. Die Quote der Gymnasiasten lag vor 16 Jahren noch um etwa ein Drittel unter der heutigen, und trotzdem liegt der Anteil der Real-und Gymnasialabgänger bei den Musikvereinen weit über dem Niveau des Bevölkerungs-Durchschnitts. Musiker ohne Hauptschulabschluss scheint es in Musikvereinen nicht zu geben. Der bundes- weit erschreckend hohe Anteil von 7% junger Menschen ohne einen Schulabschluss geht zu 1/5 auf Migranten zurück, diese bilden in Musikvereinen die Ausnahme.

Aktive 1803 406 181 751

in % 47% 11% 5% 20%

Berufsausbildung Lehre Bundeswehr/Zivildienst Handwerksmeister Studium

Die Fragen nach Berufsausbildung waren wenig differenziert gestellt. Dennoch lässt sich die Kernaussage ablesen, daß jeder zweite Musiker entweder eine Lehre abgeschlossen hat oder sich darin befindet. Hier gilt noch das herkömmliche Motto: Erst einen "anständigen" Beruf erlernen und dann weitersehen, ob vielleicht ein anderer Beruf mehr der persönlichen Neigung entspricht.

70 Schüler, Azubi, Student,

Derzeitige Beschäftigung der Musiker

Aktive

in %

1240 1136 581 247 199 179 139 125 26 28

32% 30% 15% 6% 5% 5% 4% 3% 0,7% 0,7%

beschäftigt als Schüler Arbeitnehmer in Firma Arbeitnehmer öffentl. Dienst Azubi Student Rentner selbstständig Hausfrau/Hausmann wehrpflichtig/Zivildienst arbeitslos

#BEZUG! 5% 1%

Schüler

32%

Arbeitnehmer in Firma

30%

Arbeitnehmer öffentl. Dienst

15%

Azubi

6%

Student

5%

Rentner

5%

selbstständig

4%

Hausfrau/Hausmann

3%

wehrpflichtig/Zivildienst

0,7%

arbeitslos

0,7%

Der hohe Anteil von Schülern, Auszubildenden und Studenten erklärt sich aus der Überzahl der Jugendlichen und jungen Erwachsenen in den Vereinen. Die Hälfte aller Aktiven ist berufstätig. Dabei sind die Arbeitnehmer im öffentlichen Dienst überrepräsentiert. Nur jeder zwanzigste Musiker ist noch als Rentner musikaktiv. Hier liegt ein wachsendes Potential, denn ein Musikinstrument lässt sich noch lange jenseits des 60. Lebensjahres spielen, siehe die Handlungsempfehlung Seniorenorchester.

71

Im Focus: Der Kreismusikverband Hochsauerland Der Kreisverband Hochsauerland verdient aus mehreren Gründen eine gesonderte Analyse: 1.) Bereits im Jahre 1997 hatte der Autor im Hochsauerlandkreis eine ähnliche Untersuchung durchgeführt. Durch Vergleich der Daten nach 12 Jahren lassen sich Entwicklung und Veränderung der Blas-und Spielleutemusik in den Vereinen aufzeigen. Auf die Weise ist auch eine Evaluation öffentlicher Mittel möglich, die in die Verbände zur Aus-und Fortbildung ihrer Mitglieder geflossen sind. 2.) Der Hochsauerlandkreis weist eine ländliche Struktur auf, die überall in Deutschland und im übrigen auch in anderen europäischen Ländern einen guten, gesunden Nährboden für Musikvereine der Blas-und Spielleutemusik bietet. In Ballungsgebieten an Rhein und Ruhr tun sich Musikvereine dagegen wesentlich schwerer. Man findet sie dort seltener und sie entwickeln sich mühsamer als in ländlichen Gebieten. 3.) 1956 gründeten 17 Musikvereine in der Gemeinde Müschede am Sorpesee den „Sauerländer Musikbund“, die Keimzelle des heutigen Volksmusikerbundes. Somit ist der jetzige Kreismusikverband Hochsauerland in NRW der älteste Regionalverband von Musikern aus dem Volk. 4.) Musikvereine im Hochsauerland haben eine tiefe Verwurzelung im Volk. Bereits dreizehn Musikvereinen hat der Bundespräsident die PRO MUSICA-Plakette verliehen, die höchste deutsche Vereinsauszeichnung für 100-jährige Pflege des instrumentalen Musizierens. Nach Prüfung der Geschichtsbelege durch die Bundesvereinigung Deutscher Orchesterverbände in Trossingen im Auftrag des Bundespräsidialamtes dürfen die Vereine ihr Alter wie folgt ausweisen: Blasorchester Musikkapelle Calle, mit Tradition seit 1825 Musikkapelle Eversberg, gegründet 1901 Musikverein „Acodia“ Fleckenberg, gegründet am 12.07.1896 Musikverein Freienohl, gegründet am 10.03.1897 Stadtkapelle „Concordia“ Hallenberg, gegründet am 18.05.1902 Musikverein „Caecilia“ Hövel, mit Tradition seit 1900 Musikverein Langscheid/Sorpesee, mit Tradition seit 1888 Musikverein 1903 Oeventrop, gegründet am 26.02.1903 Musikverein Thülen 1904, gegründet 1904 Musikkapelle Westheim 1901, mit Tradition seit 1901 Tambourkorps Tambourkorps Fredeburg 1894, mit Tradition seit 1894 Tambourkorps Grafschaft 1909, mit Tradition seit 1909 Tambourkorps Schmallenberg 1906, gegründet 1906

72

Vermerkt sei an dieser Stelle, dass die mehr als hundertjährige Tradition auf jeden zehnten Musikverein im Volksmusikerbund zutrifft: 88 PRO MUSICA-Plaketten entfielen auf die andere 878 Musikvereine außerhalb des Hochsauerlandkreises. 5.) Der Hochsauerlandkreis ist mit seiner Lehrgangsarbeit besonders aktiv. Innerhalb der letzten drei Jahre 2007 bis 2009 veranstaltete er für Spielleute: 4 Lehrgänge 4 Lehrgänge 4 Lehrgänge 2 Lehrgänge 1 Lehrgang

für Stabführer mit 46 Teilnehmern für Spielleute D1 mit 67 Teilnehmern für Spielleute D2 mit 105 Teilnehmern für Spielleute D3 mit 18 Teilnehmern für Spieler aller Instrumente mit 55 Teilnehmern

für Blasmusiker: 3 Dirigentenworkshops 1 Workshop für Instrumentalisten 16 Lehrgänge für Blasmusiker D1 6 Lehrgänge für Blasmusiker D2 3 Lehrgänge für Blasmusiker D3

mit mit mit mit mit

275 Teilnehmern 58 Teilnehmern 635 Teilnehmern 205 Teilnehmern 65 Teilnehmern

6.) Wertungsspiele auf Kreisebene haben im Hochsauerland Tradition. Im gesamten Volksmusikerbund finden auf Kreisebene bislang nur einmal jährlich Wertungsspiele statt. Als einziger Kreismusikverband hat der Hochsauerlandkreis schon vier Kreiswertungsspiele ausgerichtet: 1990 in Brilon 1993 in Neheim-Hüsten 2002 in Marsberg und Meschede-Freienohl 2006 in Sundern. Kriterien für die folgende gesonderte Darstellung der Vereine im Hochsauerlandkreis sind -

Vereine der Blasmusik und Spielleutemusik weisen verschiedene Strukturen auf

-

von 1997 zu 2009 wird ein neuer Entwicklungstrend sichtbar

-

das Erscheinungsbild der Vereine im Sauerland unterscheidet sich von dem anderer Musikvereine in NRW.

73

Mitgliederbestände Hochsauerland 1997/2009 Angaben des Kreismusikverbandes 1997 71 41 112

2009 Steigerung 75 5% 41 0% 116 3%

Aktive über 27 Jahre Aktive unter 27 Jahre zusammen

4.761

2.299 4.509 6.808

30%

Kinder in Ausbildung gesamt

1.068 5.829

1.498 8.306

29% 30%

Mitgliedsvereine Blasorchester Mitgliedsvereine Spielleutekorps alle Musikvereine

fördernde Mitglieder Ehrenmitglieder alle Mitglieder Ø Anzahl der Mitglieder je Musikverein Ø Aktive je Verein Ø Kinder in Ausbildung je Verein

12.721 106 21.135 184 59 13

Die Steigerung der aktiven Mitglieder in den Musikvereinen über den Zeitraum von zwölf Jahren um 30% weist auf die Attraktivität der Blas-und Spielleutemusik im Hochsauerland hin. Sie bedeutet eine jährliche Zunahme von 2,5%. Die Anzahl "Kinder in Instrumentalausbildung" wurde erstmals 1994 ermittelt in "Hans-Walter Berg, Bläserische Jugendarbeit in der Bundesvereinigung Deutscher Blas- und Volksmusikverbände", Trossingen 1996. Die Anzahl der Auszubildenden im Jahre 2009 errechnet sich aus der aktuellen Umfrage bei den Vereinsvorsitzenden. In den Bestandsmeldungen der Kreismusikverbände und des Landesmusikverbandes tauchen Jugendliche in Ausbildung, die noch in keinem der Vereinsorchester spielen, nicht auf. Sie werden nicht mitgezählt, obwohl sie das notwendige Fundament zur Existenzsicherung der Musikvereine bilden. Sie beantworten die Frage, warum sich Blasorchester und Spielleutekorps von allen Sparten des instrumentalen und vokalen Laienmusizierens am stärksten behaupten und sogar noch immer wachsen.

75

Kreismusikverband Hochsauerland Mitgliederbestand der befragten Musikvereine 31 Vereine der Blasmusiker m w gesamt 76% 24% 643 Aktive über 27 Jahre 51% 49% 404 Aktive 19 - 26 Jahre 45% 55% 518 Aktive unter 18 Jahre 39% 61% 532 Kinder/Jugendliche in Ausbildung 1047 gesamt 86 144 230 Aktive in Orchestern Ø 50

20 Vereine der Spielleute gesamt m w 352 69% 31% 217 40% 60% 264 32% 68% 155 33% 67% 569

Kinder in musikal. Früherziehung Aktive in Zügen Ø 42

Anzahl Aktive und Kinder in Ausbildung Ø 65

Anzahl Aktive und Kinder in Ausbildung

Ø 50

Verschiebung der Geschlechter im Altersaufbau Blasorchester 76%

über 27 Jahre 51%

19-26 Jahre

49%

45%

unter 18 Jahre in Ausbildung

24% m

55%

39%

w

61%

Spielleute-Korps 69%

über 27 Jahre 19-26 Jahre

40%

31% 60%

unter 18 Jahre

32%

68%

in Ausbildung

33%

67%

Die Diagramme verdeutlichen die starke Verschiebung der Geschlechteranteile während der Musikerlaufbahnen besonders bei den Spielleuten. Zwei Drittel der Mädchen beginnen mit der Ausbildung, nur ein Drittel hält bis zum 27. Lebensjahr durch. Noch deutlicher entwickelt sich die Verschiebung im Erwachsenenalter, wie die nächste Tabelle zeigt.

77

Altersverschiebung in Schichten 1997 - 2009 Blasmusiker 1997

2009

42% 30% 16% 6% 3% 2,6%

36% 24% 21% 11% 5% 2,3%

......-

Spielleute + Gewinn - Verlust - 6% - 6% + 5% + 5% + 2% - 0,3%

Alter der Aktiven 9 - 20 Jahre 21 - 30 Jahre 31 - 40 Jahre 41 - 50 Jahre 51 - 60 Jahre ab 61 Jahre

...+

1997

2009

52% 30% 15% 8% 2% 0,8%

52% 23% 12% 10% 4% 1,8%

........-

6%

+ Gewinn - Verlust 0 - 7% - 3% + 2% + 2% + 1%

..+

9 - 20 Jahre

6%

21 - 30 Jahre 5%

31 - 40 Jahre

5%

41 - 50 Jahre

2%

7% 3% 2% 2%

51 - 60 Jahre

1%

ab 61 Jahre

Zwei Veränderungen lassen sich den Daten entnehmen: der Vereinsnachwuchs - besonders bei den Blasmusikern - hat sich etwas, aber noch nicht entscheidend verringert. Die älteren Musiker bleiben länger dabei. Gleich geblieben ist der frühe Austritt aus dem aktiven Musikerleben nach dem 60. Lebensjahr. Der Altersaufbau der beiden Sparten unterscheidet sich stark. Bei den Blasmusikern bauen sich die älteren Jahrgänge vom 20. Lebensjahr an erst langsam ab. Nach dem 60. Lebensjahr sind noch 4% aktiv. Bei den Spielleuten gibt es nach dem 20. Lebensjahr einen radikalen Einschnitt, nur noch jeder zweite Spielmann bleibt bei der Musik. Und nochmals erfolgt ein Einschnitt. Die Hälfte der verbleibenen Mitglieder geht im Laufe der folgenden zehn Jahre verloren. Ab dem 60. Lebensjahr halten nur noch zwei von einhundert Spielleuten, die in ihrer Kindheit angefangen haben, dem Zug die Treue.

Altersdurchschnitt Blasmusiker Aktive Ø 28 Jahre

Spielleute Aktive Ø 26 Jahre

Verteilung der Geschlechter Männer 58%

Frauen 42%

insgesamt

Männer 51%

Frauen 49%

Während in Blasorchestern die Männer etwas überwiegen, sind in Spielleutekorps Frauen und Männer zahlenmäßig ausgeglichen. Hier finden wir erneut ein Zeichen dafür, dass der überkommene Begriff Spiel m a n n szug nicht mehr angemessen ist.

79

Anzahl der Orchester und Spielgruppen im Verein Blasorchester 31 12 1 1 2 47

generationsübergreifendes Hauptorchester zusätzlich Jugendorchester zusätzlich Jugendspielgruppe zusätzlich Jugendorchester + Spielgruppe zusätzlich Seniorenorchester Orchester gesamt

Ø 1,5

Orchester pro Verein

Spielleute 20 3 3 0 1 27 Ø 1,35

Blasorchester generationsübergreifendes Hauptorchester zusätzlich Jugendorchester

31 12

zusätzlich Jugendspielgruppe

1

zusätzlich Jugendorchester + Spielgruppe zusätzlich Seniorenorchester

1 2

Spielleutekorps generationsübergreifendes Hauptorchester zusätzlich Jugendorchester

3

zusätzlich Jugendspielgruppe

3

zusätzlich Jugendorchester + Spielgruppe zusätzlich Seniorenorchester

20

0 1

Die Anzahl der Orchester liegt höher als die der Musikvereine. In der Blasmusik hat fast jeder zweite Verein ein Jugendorchester oder eine Spielgruppe. Dagegen haben die Vereine der Spielleute eine wesentlich geringere Zahl an Nachwuchsorchestern. Wichtig ist die Einrichtung von Jugendorchestern und/oder Spielgruppen, damit die Jugendlichen von Anfang an das Zusammenspiel üben und beim Eintritt ins Hauptorchester nicht überfordert werden. Während die Vereine des Hochsauerlandes auf vielen Sektoren führend sind, so weisen sie doch Nachholbedarf bei der Einrichtung von Spielgruppen und Orchestern für die Jugend auf. Bei der Anzahl von Seniorenorchestern liegen sie im Landestrend, denn auf 15 Musikvereine kommt ein Verein mit Seniorenorchester.

81

Verschiebung Ausbildungsbeginn 1997/2009

1997 4% 23% 30% 20% 10% 13%

früher -

Blasmusiker 2009 10% 29% 24% 16% 9% 12%

fr

Spielleute

+

im Alter von 5-7 Jahren 8-9 Jahren 10-11 Jahre 12-13 Jahre 14-15 Jahre 16+

1997 6% 26% 24% 20% 11% 13%

im Alter von

früher -

6%

5-7 Jahren

6%

8-9 Jahren

6% 4% 1% 1%

10-11 Jahre 12-13 Jahre 14-15 Jahre 16+

2009 8% 39% 26% 15% 8% 4%

fr

+ 2% 13% 2%

5% 3% 9%

Die Gegenüberstellung der Jahre 1997 und 2009 zeigt, dass die Kinder immer früher anfangen, ein Instrument zu erlernen. Flötisten und Trommler beginnen noch früher als die übrigen Bläser. Fast die Hälfte des Nachwuchses der Spielleutekorps ist bei Ausbildungsbeginn unter 10 Jahre alt. 1997 begann erst ein Drittel der Kinder in so jungem Alter. Übereinstimmend für beide Sparten gilt: je älter die Jugendlichen, desto seltener beginnen sie ein Instrument zu lernen. Ein Spielmann, der erst nach dem 15. Lebensjahr in den Verein eintritt, hat den Seltenheitswert, einer unter 24 Spielleuten zu sein, die schon viel länger im Korps mitspielen und bei Schützenfesten mitmarschieren.

83

Verlängerte Ausbildungsdauern 1997/2009

Blasmusiker 1997 2009 16% 4% 28% 25% 23% 55% 12% 16% 21% 0,6%

1 Jahr 2 Jahre 3 Jahre 4 Jahre 5 Jahre

Spielleute 1997 2009 36% 16% 35% 48% 21% 31% 3% 4% 5% 1%

Ausbildungsdauer Blasmusiker 60% 50% 40%

2009

30%

1997

20% 10% 0%

Jahre

1

2

3

4

5

Ausbildungsdauer Spielleute 60% 50% 40% 30% 20% 10% 0%

Jahre

2009 1997

1

2

3

4

5

Eine erfreuliche Tendenz zeigt die Entwicklung über die letzten 12 Jahre: die Ausbildungsdauer ist kräftig angewachsen. Demnach dürfen die Orchester mit besser ausgebildetem Nachwuchs rechnen, vorausgesetzt die Ausbilder und Lehrer verstehen ihr Fach, haben eine pädagogische Ader und nutzen die gewonnene Zeitdauer.

85

Verbesserte Schulausbildung 1997/2009

Blasmusiker 1997 2009 32% 44% 35% 35% 33% 21%

Gymnasium Realschule Hauptschule

Spielleute 1997 2009 19% 25% 32% 41% 49% 34%

Blasmusiker

2009

1997 Gymnasium

32%

Realschule

44%

35%

Hauptschule

35%

33%

Spielleute

1997 Gymnasium Realschule Hauptschule

21%

2009 25%

19% 32%

41% 49%

34%

Bei den Musikern haben die höherwertigen Schulabschlüsse in den vergangenen 12 Jahren zugenommen. Der Rückgang von Hauptschulabschlüssen um 12% bei Blasmusikern wurde durch die gleichhohe Anzahl an Gymnasiasten kompensiert. Der Prozentsatz von 44% Gymnasiasten liegt über dem Durchschnittswert in NRW. Bei Spielleuten fällt der starke Anstieg der Realschüler auf.

87

Ausbilder des jugendlichen Nachwuchses

Blasmusiker Aktive in % 446 56% 197 25%

182 127 108 20

23% 16% 14% 3%

Spielleute in % Aktive 80% 320 41% 162

Mehrfachantworten

vereinseigen Spieler im eigenen Verein Dirigent/Stabführer andere Lehrer/Ausbilder private Musiklehrer Musikschullehrer Musiker anderer Vereine Lehrer allg. Schulen

2% 4% 5% 0%

6 16 20 0

vereinseigene Ausbilder BL

SP 56%

Spieler im eigenen Verein

80% 25%

Dirigent/Stabführer

41%

andere Lehrer/Ausbilder private Musiklehrer

Musikschullehrer

Musiker anderer Vereine

Lehrer allg. Schulen

23% 2% 16% 4% 14% 5% 3% 0%

Die Zahlen und Diagramme zeigen zunächst, wie sich die Ausbildungssituation in den beiden Sparten unterscheidet. Der Spielmannszug muss fast die gesamte Ausbildung mit eigenen Musikern bewältigen. Kräfte von außerhalb des Vereins sind marginal. Die Blasmusikvereine gewinnen schon etwas mehr pädagogische Unterstützung von außen, haben aber trotzdem die Hauptlast mit eigenen Kräften zu schultern.

88

Veränderungen 2009 gegenüber 1997

Blasmusiker -14% +7% +7% +6% +7% +0,7%

Dirigent/Stabführer Spieler im eigenen Verein Musiker anderer Vereine private Musiklehrer Musikschullehrer Lehrer allg. Schulen

Spielleute +20% -5% -2% -4% +3% 0%

Die zweite Tabelle zeigt die geringe Weiterentwicklung der Versorgung mit Fachkräften in den letzten 12 Jahren. Vereine der Blasmusik haben zwar 13% mehr Musiklehrer für die Ausbildung gewonnen, Spielleute müssen auf die pädagogischen Fähigkeiten ihrer Stabfüher setzen.

89

Kritik der Musiker am Verein Die Musiker im Hochsauerland haben abgestimmt wie die anderen Musiker in NRW mit zwei Ausnahmen: viel stärkere Kritik am Dirigenten und doppelt soviel Einwände gegen die zu hohen Belastungen durch Auftritte. Die stärkere Kritik am Dirigenten könnte begründet sein durch das höhere Ausbildungs-Niveau und damit den größeren Anspruch der Musiker. Die einerseits als zu hoch empfundene Anzahl an Auftritten belegt anderseits, wie stark die Musikvereine in den sauerländichen Kommunen verankert sind, denn sie werden häufig zu Einsätzen angefordert.

Eigentum der Instrumente im Besitz der Blasmusiker Aktive in % 1997 768 69% 2009 642 80% 1997

69%

2009

80%

im Besitz der Spielleute Aktive in % 1997 115 17% 2009 99 25%

1997 2009

17% 25%

Sowohl die Blasmusiker als auch die Spielleute haben während der letzten zwölf Jahre verstärkt Geld in den Kauf eigener Instrumente investiert. Dreiviertel aller Spielleute musizieren immer noch auf vereinseigenen Instrumenten, obwohl die Anschaffungskosten für die Instrumente im Spielleutekorps wesentlich niedriger als im Blasorchester liegen. Unter den Handlungsempfehlungen werden Fragen der Instrumentenkosten näher behandelt. Im Vergleich zu allen übrigen Musikern stehen die Blasmusiker im Hochsauerland mit 80% eigener Instrumenten gut da. In anderen Kreisgebieten spielt nur die Hälfte der Musiker auf eigenen Instrumenten.

91

Jugendgruppenleiter 1997/2009 in 31 Vereinen der Blasmusik

in 20 Vereinen der Spielleute

50%

1997

73%

68%

2009

55%

Während die Vereine der Blasmusik in den letzten 12 Jahren deutlich mehr Jugendgruppenleiter herangezogen haben, ist deren Anzahl zumindest bei den 20 gefragten Vereinen der Spielleute zurückgegangen. Im Idealfall sollte jeder Musikverein ein Mitglied haben, das sich speziell der Jugend annimmt, denn ein Drittel der Aktiven sind Jugendliche unter 18 Jahren, siehe auch Handlungsempfehlung "Vereinsaktive zu Kursen für Jugendgruppenleiter entsenden".

Qualifikationen der Musiker und Multiplikatoren Prüfungen D1 D2 D3

69% 36% 18%

C1 C2 C3 B

5,3% 4,2% 1,6% 0,6%

Die Musiker in den Vereinen des Kreisverbandes Hochsauerland strengen sich mächtig an, um ein hohes musikalisches Niveau zu erreichen. Zwei Drittel aller Aktiven haben eine D1Prüfung absolviert, ein Drittel eine D2-Prüfung und beinahe jeder fünfte Musiker hat das D3Goldabzeichen erworben. Auch die Anzahl geprüfter Multiplikatoren liegt weit über dem Landesdurchschnitt. Hier sei auf die verbandliche Leistungsbilanz im Eingangskapitel "Im Focus: Der Kreismusikverband Hochsauerland" Seite 65 ff verwiesen. Der Ehrgeiz, selbstgesteckte Ziele ohne Wankelmut zu erreichen, scheint im Charakter der Sauerländer zu liegen. Das kommt in der Plattdeutschen Fassung eines Gedichtes von Christine Koch zum Ausdruck: De Luie in Westfalen sind anders ase am Rheyn. Westfalen sind all ase steyv bekannt, aawer de gröttesten Dickköppe hiär't Siuerland. Wat se wellt, dät wellt se! Bo se sind, so gelt se! Iähr Sinn is twiäs, de Koppe sind rund, wat se siät, wat sie biät, jedes Woot weyger'n Pund.

93

Bevorzugte Auftritte der Musiker 783 Blasmusiker Aktive in % 592 74% 347 44% 330 42% 253 32% 215 27% 195 25% 167 21% 125 16% 44 6%

Schützenfest Tanzmusik Saalkonzerte Festzüge Musikfeste Platzkonzerte Ständchen Kirchenmusik Wertungsspiele BL

Schützenfest Festzüge Ständchen Musikfeste Platzkonzerte Saalkonzerte Wertungsspiele Tanzmusik Kirchenmusik SP

74%

Schützenfest Tanzmusik

94% 44% 4% 42%

Saalkonzerte

12% 32%

Festzüge

44% 27%

Musikfeste

28% 25%

Platzkonzerte

18% 21%

Ständchen

Kirchenmusik Wertungsspiele

401 Spielleute in % Aktive 94% 375 44% 175 39% 157 28% 110 18% 70 12% 49 10% 41 4% 15 4% 14

39% 16% 4% 6% 10%

Schützenfeste führen im Hochsauerland, der Hochburg der Schützenvereine, die Skala der beliebten Auftritte an. Einige Zahlen mögen die Bedeutung der Schützenvereine verdeutlichen. Dem Sauerländer Schützenbund gehören 269 Schützenvereinigungen unter dem Motto "Glaube-Sitte-Heimat" an. Es gibt also gut doppelt soviele Schützenvereine wie Musikvereine. Da fast alle Schützenvereine jährlich ein Schützenfest veranstalten und dazu Musik für die Umzüge und die Veranstaltungen in der Schützenhalle brauchen, lässt sich leicht errechnen, dass jeder Musikverein pro Jahr zwei dreitägige Schützenfeste musikalisch zu gestalten hat. Schützen spielen nicht nur im Hochsauerland, sondern auch in anderen Regionen Nordrhein-Westfalens eine starke gesellschaftliche Rolle. Der Westfälische Schützenbund erfaßt 1.050 Schützenvereine mit 90.000 Mitgliedern, der Rheinische Schützenbund 1.100 Schützenvereine mit 100.000 Mitgliedern.

95

Mitgliedschaft in anderen Vereinen 803 Blasmusiker Aktive in % 482 60% 395 49% 145 18% 133 17% 71 9% 46 6% 37 5% 25 3% 13 1,6% 11 1,4% 169,1%

Sportverein Schützenverein Karnevalverein Kirchl. Organisation Freiw. Feuerw. Gesangverein Wanderverein Hilfsorganisationen Tierschutzverein Verkehrsverein

Blasmusiker

Schützenverein Karnevalverein Freiw. Feuerw. Kirchl. Organisation Sportverein Wanderverein Gesangverein Hilfsorganisationen Verkehrsverein Tierschutzverein

401 Spielleute in % Aktive 31% 124 14% 56 13% 54 12% 50 9% 37 4% 15 2% 9 2% 8 1,7% 7 0,2% 1 90,0%

Spielleute 60%

Sportverein

9% 49%

Schützenverein

31% 18%

Karnevalverein

14% 17%

Kirchl. Organisation

12% 9%

Freiw. Feuerw.

13% Gesangverein

Wanderverein

6% 2% 5% 4%

Das Ergebnis im Hochsauerland unterscheidet sich in zweifacher Hinsicht fundamental von anderen Kreisen. Doppelt soviele Blasmusiker engagieren sich im Sportverein wie ein Vergleich mit den Erhebungen auf Seite 57 zeigt. Zwei von drei Blasmusikern spielen Handball, Fußball o.ä., aber nur jeder zehnte Spielmann ist auch ein Vereinssportler. Eine Erklärung ließe sich wohl nur in Einzel-Interviews finden. Ein weiteres Ergebnis fällt im Sauerland auf: Fast jeder Blasmusiker ist nicht nur in einem anderen Verein aktiv, sondern gleich in zwei Vereinen. Blasmusiker müssen in dieser bergischen, rauen, kleindörflichen Landschaft besonderes energiestark sein. Spielleute lassen es etwas ruhiger angehen.

97

Unterschiedliche Fortbildungswünsche von Bläsmusikern und Spielleuten Blasmusiker 16% 16% 19% 16% 13% 6% 42% 39% 26%

von Instrumentalisten: Verbesserung der Spielfähigkeit Anregungen für das Spiel in kleinen Gruppen von Dirigenten: Methodik der Erarbeitung neuer Stücke Menschenführung im Orchester Kontrolle der Dirigiertechnik Moderne Stilistiken wie Rock, Pop, Jazz von Vorstandsmitgliedern Versammlungsleitung, Reden Vereinsverwaltung, Steuer Werbung. Öffentlichkeitsarbeit von Instrumentalisten:

Verbesserung der Spielfähigkeit

16%

Anregungen für das Spiel in kleinen Gruppen

16%

von Dirigenten:

19%

Methodik der Erarbeitung neuer Stücke Kontrolle der Dirigiertechnik Menschenführung im Orchester Methodik der Erarbeitung neuer Stücke

16% 13% 6%

von Vorstandsmitgliedern: Versammlungsleitung, Reden

42%

Vereinsverwaltung, Steuer

39% 26%

Werbung. Öffentlichkeitsarbeit

Spielleute 20% 15% 25% 5% 5% 0% 40% 25% 20%

von Instrumentalisten: Verbesserung der Spielfähigkeit Anregungen für das Spiel in kleinen Gruppen von Dirigenten / Stabführen: Methodik der Erarbeitung neuer Stücke Kontrolle der Dirigiertechnik Moderne Stilistiken wie Rock, Pop, Jazz Menschenführung im Orchester von Vorstandsmitgliedern Vereinsverwaltung, Steuer Werbung. Öffentlichkeitsarbeit Versammlungsleitung, Reden von Instrumentalisten:

Verbesserung der Spielfähigkeit

20%

Anregungen für das Spiel in kleinen Gruppen

15%

von Dirigenten: Methodik der Erarbeitung neuer Stücke

25%

Kontrolle der Dirigiertechnik

5%

Moderne Stilistiken wie Rock, Pop, Jazz

5%

Menschenführung im Orchester

0%

von Vorstandsmitgliedern: Vereinsverwaltung, Steuer

40%

Werbung. Öffentlichkeitsarbeit Versammlungsleitung, Reden

25% 20%

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Unterschiedliche Probleme in Vereinen der Bläser und Spielleute Alle Vereine, ob Bläser oder Spielleute, haben mit zwei Problemen zu kämpfen: Musiker scheiden zu früh aus

BL

50% 58%

SP 40%

BL

Ausbilder fehlen

37%

SP

Wir wissen aus dem Aufbau der Altersstruktur, dass ein großer Teil der Aktiven den Verein nach dem 18. Lebensjahr verlässt. Berufsausbildung, Studium und auswärtiger Arbeitsplatz zwingen viele Mitglieder, ihren Heimatort zu verlassen. Nur noch ein Viertel der Anfänger bleibt dem Verein über längere Zeit nach dem 27. Lebensjahr erhalten. Das Bedauern ist aus Vereinssicht verständlich. Leider wird der Verlust an Musikern nur selten durch Zugänge aus Vereinen anderer Orte ausgeglichen. Vermutlich bieten die kleineren Sitzgemeinden der Vereine zu wenig Arbeitsplätze, und in Städten mangelt es oft an attraktiven Musikvereinen. Fehlende Ausbilder beweisen, dass die Musikschule des Hochsauerlandkreisen noch längst nicht alle kleinen Gemeinden erreicht. Bei anderen Problemen unterscheiden sich die Vereine der Blasmusik erheblich von BL finanzielle Basis zu schwach

33% 5%

unregelmäßiger Probenbesuch unter 75%

33% 68% 27%

offene Vorstandsposten es fehlt ein qualifizierter Dirigent/Stabfü… zu wenig Nachwuchs

SP

11% 17% 5% 17% 37%

Probleme mit der Finanzierung seiner Aufgaben hat jeder dritte Blasmusikverein. Durch Mitgliedsbeiträge sowie Eintrittsgelder bei Festen und Konzerten lassen sich die Aufwendungen für Instrumente, Unterweisung des Nachwuchses, GEMA und Dirigentenhonorar kaum ausgleichen. Die finanzielle Unterstützung der Vereine durch Kommunen und Sponsoren hält sich oft in engen Grenzen. Veranstaltungen mit Festzelt, wobei alle Aktiven mehrere Tage und (Nächte) auf den Beinen sein müssen, bringen bei gutem Wetter das nötige Geld. Vereine der Spielleute kommen dagegen mit einem kleinerem Etat aus .

100

Spielleute scheinen ihre Probenarbeit nicht so ernst zu nehmen wie Blasmusiker. Ein Grund könnte darin liegen, dass Spielleute weniger konzertante Auftritte haben. Für die Straßenmärsche reicht es auch bei weniger Proben, mögen manche denken. Ernsthafte musikalische Ziel lassen sich jedoch nur bei regelmäßigem Probenbesuch erreichen. Dazu bedarf es eines Fachmannes mit gutem Gehör für die Probenleitung, und der fehlt zumindest in jedem sechsten Verein der Spielleute, wie die Vorsitzenden an anderer Stelle beklagen.

Die spartenübergreifend grundsätzlichen Probleme unregelmäßiger Probenbesuche - wobei ein Probenbesuch erst unter 75% als ein Problem bewertet wird - lassen sich auch auf die vielen anderen Aktivitäten von Musikern zurückführen. Die meisten Musiker sind noch in mindestens einem anderen Verein tätig. Kollisionen mit Terminen im Sportverein kommen vor, und Vereinsmusiker sind auch in anderen Spielgemeinschaften gefragt. Eintönige Probenarbeiten unter nörgelnden Dirigenten können auch zu Probenermattung führen. Die häufig vernommene Klage, Vorstandsmitglieder ließen sich wegen des starken Arbeitsaufwandes und wegen bürokratischer Fesseln nicht besetzen, wird durch die Umfrage in nur geringem Maße bestätigt. Immerhin sehen drei von vier Vereinen keine Schwierigkeiten, erfahrene Vereinsmitglieder aus eigenen Reihen für ein Ehrenamt im Vorstand zu gewinnen. Neun von zehn Vereinen sind mit ihren Dirigenten zufrieden. Das erstaunt, denn nur wenige Dirigenten haben sich durch den Besuch eines C3 - Kurses qualifiziert, wie die Statistik des Volkmusikerbundes zeigt. Die Orchester gewöhnen sich wohl mangels Vergleichs an begrenzte Fähigkeiten ihrer Dirigenten. Die Teilnahme an Wertungsspielen könnte zu kritischer Sicht führen. Die Sorgen um ausreichenden Nachwuchs werden durch die Mitgliederstatistik nicht bestätigt. Die Vorsitzenden melden, dass 25% ihres Bestandes Kinder und Jugendliche in Ausbildung sind. Dennoch treibt die Vorsitzenden die Unruhe, dass der Verein jedes Jahr genügend neuen Nachwuchs gewinnt, um Abgänge auszugleichen.

101

Abweichende Ergebnisse bei Vereinen der Harmonika- und Zupforchester Mitgliederbestände

nach Meldungen der Vorsitzenden aus 7 von 96 Akkordeon-Vereinen 302 Aktive Ø 43 Aktive

aus 8 von 83 Zupfmusik-Vereinen 215 Aktive Ø 26 Aktive

Ein Verein, das 1. Kölner Akkordeonorchester, Leuchtturm der Akkordeonmusik in Nordrhein-Westfalen, hat allein 116 Aktive und verschiebt damit den statistischen Durchschnittsbestand in Akkordeonvereinen nach oben. Sonst kämen Akkordeonvereine auf durchschnittlich 30 aktive Spieler.

nach Angaben der Musiker m 18 9 39

Akkordeonspieler w gesamt 5 23 12 21 67 106 0

66

84

% 15% 14% 71% 0%

150

unter 18 Jahre 19 - 26 Jahre über 27 Jahre Kinder in Ausbildung

m 12 3 30

Zupfmusiker w gesamt 6 18 5 8 54 84

% 16% 7% 76%

0 45

65

0%

110

Aus jedem Verein hat sich die Hälfte aller Aktiven an der Erhebung beteiligt. Die Altersbestände der Akkordeon- und Zupfmusikvereine weisen einen deutlichen Schwerpunkt bei Erwachsenen über 27 Jahre auf. Nur jeder siebte Musiker ist ein Jugendlicher unter 18 Jahren. Kinder, die sich in einer vom Verein betreuten Instrumentalausbildung befinden, haben weder die von uns befragten Akkordeon- noch die Zupfmusikvereine. Zu hoffen bleibt auf Nachwuchs aus Musikschulen. Umgekehrt wie bei Bläsern und Spielleuten fangen bei Akkordeon- und Zupfmusikern mehr Knaben als Mädchen an. Mit zunehmendem Alter dreht sich dieses Verhältnis um. Frauen bleiben aktiv im Verein, Männer haben keine Zeit mehr, ziehen um oder verlieren das Interesse. Ein Vergleich der aktuellen Bestände mit einer bundesweiten Untersuchung des Deutschen Harmonika-Verbandes bei seinen Mitgliedsvereinen im Jahr 1993 zeigt, dass sich die Altersgliederung zumindest in NRW völlig verschoben hat. Vor 17 Jahren wurden folgende Altersgruppen festgestellt: Kinder in Ausbildung Kinder und Jugendliche unter 18 Junge Erwachsene 19-27 Jahre Aktive über 27 Jahre

1993 29% 28% 20% 23%

2009 0% 15% 14% 71%

Die aktuell ermittelten Zahlen sollten nicht für den gesamten DHV generalisiert werden. Dafür wäre die Anzahl von sieben untersuchten Vereinen zu gering, obwohl diese Vereine vom Landesverband mit Bedacht herausgesucht worden waren.

102

Durchschnittsalter der Aktiven im Verein

Akkordeonspieler Zupforchester Blasmusiker Spielleute

Alter Ø 37 Jahre Ø 43 Jahre Ø 28 Jahre Ø 26 Jahre

Das Alter der Akkordeonisten und besonders der Zupfer liegt bedenklich hoch, weil es an Nachwuchs mangelt. Zu hoffen bleibt, dass durch die Landesinitiative "Jedem Kind ein Instrument" beiden Sparten ein weiterer Schrumpfungsprozess erspart bleibt. Nichts ist von Dauer, wie ein Blick in die Statistik von 1938, ein Jahr vor Ausbruch des 2.Weltkrieges zeigt. Im damaligen "Großdeutschland" existierten 241 Bandoneonorchester, heute sind es nur noch ein knappes Dutzend. 283 Zithervereine gab es, sie haben sich trotz mächtiger Anstrengungen des Deutschen Zithermusikbundes in der Jugendarbeit auf knapp 50 Vereine reduziert. Von 605 Werkskapellen existieren heute weniger als zehn Orchester.

Anzahl der Orchester im Verein 7 Vereine Akkordeon 7 100% 2 29% 0 0% 0 0% 1 14%

generationsübergreifendes Hauptorchester zusätzlich Jugendorchester zusätzlich Jugendspielgruppe vorbereitende Gruppen zusätzlich Seniorenorchester

8 Vereine Zupfer 8 100% 3 38% 0 0% 0 0% 2 25%

Diese Ergebnisse korrelieren mit den Bestandsmeldungen. Etwa jeder dritte Verein hat auch ein Jugendorchester eingerichtet. Scheinbar ist die Anzahl von Kindern und Jugendlichen zu gering, um zusätzliche Jugendspielgruppen zu bilden.

103

Qualifikationen der Musiker und Multiplikatoren

Akkordeonspieler Zupfer Blasmusiker/Spielleute

D1 6% 3% 40%

D2 5% 5% 20%

D3 4% 13% 8%

Multiplikatoren C1 Registerführer C2 Ausbilder C3 Dirigenten B Dirigenten

Akkordeonspieler Zupfer Blasmusiker/Spielleute

C1 3% 2% 3%

C2 3% 4% 2%

C3 4% 2% 0,7%

B 1% 1% 0,3%

Vereine der Akkordeon- und Zupforchester betreiben nicht die nachdrückliche Jugendarbeit wie Blasmusiker und Spielleute. Sie verzichten somit auf die Schubkraft, die Bronze-, Silber- und Goldabzeichen nach abgelegten D-Prüfungen bei ambitionierten Musikern auslösen. Junge Musiker in Zupforchestern überspringen die Stufen D1 und D2 und stellen sich gleich einer D-3 Prüfung, Bei den Multiplikatoren trägt die Schulungsarbeit in der Landesmusikakademie Heek ihre Früchte. Führungskräfte der Akkordeon- und Zupfmusikvereine nehmen die Ausbildungsangebote von C-Kursen verhältnismäßig stärker als die Musiker in Blas-und Spielleuteorchestern an.

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Kritik am Verein Mehrfachantworten vorgegebene Antwortmöglichkeiten

AkkordeonSpieler

Zupfer

zum Vergleich Bläser/Spielleute

Auswahl der Musikstücke gefällt nicht nur Kritik, kein Lob vom Dirigenten eintönige Proben initiativschwacher Vorstand schwache Ausbildung schlechtes Verstehen untereinander wenig Jugendangebote zuviele Auftritte

1% 5% 2% 3% 2% 1% 1% 2%

22% 5% 6% 5% 3% 3% 3% 0%

17% 6% 10% 4% 2% 1% 7% 7%

Beeindruckend ist die hohe Zufriedenheit der Akkordeonisten mit ihrem Verein. Dennoch bleiben die Musiker im Schnitt nur 13 Jahre lang dabei, während die stärker tadelnden Zupfer 21 Jahre lang ihrem Klub die Treue halten. Merkwürdig, dass beide Sparten mit den Jugendangeboten zufrieden sind, obwohl sie so wenig Nachwuchs haben. Akkordeonisten sind rundum glücklich mit den von ihren Dirigenten ausgewählten Musikstücken. Die Verlagsangebote für Akkordeonorchester sind ähnlich aktuell und umfangreich wie in der Blasmusik. Die Vereine der Akkordeonmusik profitieren außerdem davon, dass ihnen das HohnerKonservatorium in Trossingen praxisnah ausgebildete Akkordeonlehrer liefert, die gleichzeitig Dirigenten sind. Zupfmusiker leiden ähnlich oft wie Blasmusiker unter Dirigenten, die eintönig proben, viel nörgeln, Lob und somit Freude am Gelungenen unterdrücken und obendrein noch Musikstücke auflegen, die den Musikern nicht schmecken.

105

Handlungsempfehlungen für Musikvereine Vereinseigene Probenräume schaffen Musikvereine, die für ihre Orchesterproben auf Klassenräume allgemein bildender Schulen angewiesen sind, drückt hier gewaltig der Schuh. Vor und nach jeder Probe muss das Mobiliar umgeräumt werden. Schlagzeug wird heran – und später wieder weggetragen. Der Raum ist oft zu klein, Stühle mit Armlehnen passen nicht für Musiker. Dem Musikverein fehlt die Heimat, um sich zu entfalten. Im Idealfall ist das ein eigenes Haus. Darin sollten folgende zweckdienliche Räume für folgende Zwecke vorhanden sein: -

Ein Probenraum mit hoher Decke und Akustik-Elementen an den Wänden. In der hinteren Reihe steht das Schlagwerk mit Pauken, Drumset, Marimbaphon, Vibraphon, Röhrenglocken, Gong, Tom-Toms, Bongos, Congas und weiteren Latin-Instrumenten. In den Reihen davor stehen die Musikerstühle und die aufgebauten Notenständer. Maßstab für eine gute Raumakustik ist, dass jeder Musiker den anderen hört. Wird dieses Kriterium nicht erfüllt, lässt sich eine Klangbalance nur schwer erreichen.

-

Ein Besprechungsraum für den Vorstand und den Ausschuss mit Büroeinrichtung

-

Ein Instrumentenraum für die vereinseigenen Leihinstrumente

-

Eine Kleiderkammer mit Uniformen und Trachten

-

Ein Notenarchiv

-

Räume für den Instrumentalunterricht

-

Ansprechender Raum für die Kameradschaftspflege nach der Probe und als Treffpunkt für die Jugend auch außerhalb der Proben.

Ein solches Vereinshaus sollte das strategische Ziel eines tatkräftigen Vorstandes sein. Wenn aber ein ganzes Haus im Bereich der Utopie liegt, so sollten doch wenigstens eigene Räume in einem Schulhaus, einer Mehrzweckhalle, einer Bürgerhalle oder in einem anderen öffentlichen Gebäude angestrebt werden.

Vorstandsaufgaben auf mehrere Schultern verteilen Die Antworten auf die Frage, wo der Schuh drückt, haben ergeben, dass jeder vierte Musikverein Schwierigkeiten bei der Besetzung von Vorstandsposten hat. Abgesehen davon, dass sich Menschen ohne einen Anstoß von außen wohl kaum darum bemühen, ehrenamtlich eine zeitaufwendige und verantwortungsvolle Aufgabe zu übernehmen, ist die Quote von 75% der Vereine, die problemlos ohne Mühen im Vorfeld alle Ämter besetzen können, doch recht hoch. Es scheint äußert selten vorzukommen, dass sich ein Musikverein auflösen muss, weil Vorstandsposten nicht besetzt werden können. Dabei kann der Volksmusikerbund durch einen Ansprechpartner für Problemlösungen helfen, vergl. das Kapitel „Leistungen des Volksmusikerbundes“.

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Eine Lösung kann die Aufteilung der Vorstands-Aufgaben auf die Schultern mehrerer Vereinsmitglieder bieten. Dazu ein Beispiel: der eine kümmert sich um die Öffentlichkeitsarbeit und führt Verhandlungen mit der Gemeinde, der andere ist verantwortlich für den Nachwuchs, besorgt Instrumentallehrer und hält den Kontakt mit der Musikschule, der dritte kümmert sich um das musikalische Geschehen, ist Partner des Dirigenten, kümmert sich um Auftritte und hält die Fäden bei der Vorbereitung eines Festes in Händen. So werden die unterschiedlichen Stärken und Fähigkeiten der Musiker genutzt, und der Arbeitsaufwand bleibt für jeden Einzelnen begrenzter als bei einem einzigen Vorsitzenden, der für alle anfallenden Aufgaben seinen Kopf hinhalten muss.

Jugendarbeit als ständige Herausforderung annehmen Die Jahrgänge der Kinder, die für Musik gewonnen werden können, sind immer stärker geschrumpft. Desto intensiver müssen sich die Musikvereine bemühen, Kinder in sehr jungem Alter zu erreichen, um ihren Mitgliederbestand zu halten, denn in der Phase zwischen 18. und 26. Lebensjahr sind erhebliche Mitgliederverluste wegen der zwangsläufigen Mobilität nicht aufzuhalten. Ein Blasorchester braucht aber mindesten 40 bis 50 Spieler, um alle Register besetzen zu können. Auch wenn sich der Trend verstärkt, im Rentenalter weiterhin musikaktiv zu bleiben, so gilt doch die erste Sorge eines Vorstandes der Jugendarbeit. Immer wieder neue Antworten müssen auf die drei Fragen gefunden werden, die sich in englischer Sprache einprägsamer als in deutscher formulieren lassen: How to get them How to train them How to keep them. Einige Stichworte sollen Möglichkeiten aufzeigen und Handlungsempfehlungen dieser Studie zusammenfassen. How to get them? -

Musikalische Früherziehung, „Musikus“ Flugblätter von Haus zu Haus Zeitungsberichte über die Jugendarbeit im Verein Instrumentenvorstellung in der Schule Konzerte verschiedener Musikgruppen in der Schule Schnupperstunden zum Ausprobieren von Instrumenten

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How to train them? -

-

durch Kindersinggruppen oder Spielkreise mit Melodika, Blockflöte, Orff-Instrumenten vor Beginn des Instrumentalunterrichtes durch qualifizierte Instrumentalausbildung u.a. in Kooperation mit Musikschulen und zeitgleiche Gruppenbetreuung im Musikverein Spiel in kleinen Gruppen Jungbläsergruppen in variabler Besetzung Jugendorchester durch musikalische Ziele und Aufgaben Auftritte bei kommunalen und kirchlichen Anlässen bei Festen und Feiern Leistungsprüfungen D1, D2, D3 Jugendkritik- und Wertungsspiele Kleine Soli für besonders Begabte jugendansprechende Literaturauswahl

How to keep them? -

-

-

durch Gemeinschaftserlebnisse wie Wochenendschulungen an anderem Ort Ferienlager Konzertreisen durch Mitbestimmung der Jugend bei der Gestaltung des Vereinslebens der Auswahl der Literatur durch geselliges Vereinsleben gemeinsame Feste, Ausflüge, Spiele, Jugendtreffs durch musikalische und pädagogische Kompetenz des Dirigenten durch Kontakthalten bei Unterbrechung in Folge auswärtiger Ausbildung, Wehrdienst, Heirat.

Kinder und Jugendliche altersgerecht zusammenfassen Jeder zweite Verein der Blasmusik unterhält auch ein Jugendorchester. Das ist wichtig, damit die Kinder und Jugendlichen das Zusammen-Musizieren auf einem ihnen gemäßen Niveau möglichst frühzeitig erlernen und üben. Lernprozesse, die in diesem frühen Stadium übersprungen werden, können sich später als Defizite erweisen. Wünschenswert ist, dass alle Vereine der Instrumentalmusik eine oder mehrere Jugendspielgruppen oder -Orchester einrichten. Das erstrebenswerte Ideal, das nicht nur in Ausnahmen, sondern in vielen süddeutschen Musikvereinen praktiziert wird, sieht eine Stufenleiter vor: 1.

Musikalische Früherziehung der kooperierenden Musikschule mit dem Musikverein oder durch Anregung des Musikvereins im Kindergarten z.B. mit „Musikus“

2 a. Instrumentalunterricht in Gruppen im Anschluss an die musikalische Früherziehung auf der Melodika oder der Blockflöte oder mit Orff-Instrumenten 2 b. einstimmiges Singen in der Kindersinggruppe unter fachkundiger Leitung 3. Jugendspielgruppe mit Anfängern auf Blas- und Schlaginstrumenten, Musikliteratur in variabler Besetzung

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4.

Jugendorchester mit Literatur, die für das Spielvermögen der Kinder und Jugendlichen angemessen ist

5 a. Übergang in das generationenübergreifende Hauptorchester oder 5 b. Jugendorchester als feste Einrichtung für alle Jugendlichen bis zu einer bestimmten Altersgrenze.

Jungmusiker zum nachhaltigen Lernen und Üben anregen Prüfungen mit den drei abgestuften Leistungszielen D1, D2, D3 haben sich fast alle Kreisverbände des Volksmusikerbundes auf ihre Fahnen geschrieben. Die Frage stellt sich, ob Jugendliche nur in Kursen unmittelbar vor der Prüfung auf die richtige Lösung von schriftlichen Aufgaben getrimmt werden, wobei sie das Gelernte alsbald wieder aus ihrem Kurzzeitgedächtnis verlieren, oder ob vorher ein längerer, intensiver Lernprozess stattgefunden hat. Dieser kann von Schülern in Eigenregie oder von Ausbildern und Lehrern mit den Schülern unterrichtsbegleitend geleistet werden. Im Idealfall laufen Musiklehre, Rhythmik und Gehörbildung Hand in Hand mit den Lernfortschritten auf dem Instrument. Dazu hat Bernd Nawrat 1996 bis1998 ein dreistufiges Lehrwerk mit Erklärungen, Aufgaben und getrennten Lösungsheften verfasst. Es trägt den charakteristischen Titel „Step by Step“. Schritt für Schritt werden Wissen und Können erweitert, bis sich ein Jungmusiker nach etwa sechs Jahren eine D3-Prüfung zutrauen kann, nach deren Bestehen er ein goldenes Leistungsabzeichen erwirbt. Für das wohl schwierigste Teilgebiet Gehörbildung hat der Autor Übungsfibeln mit Höraufgaben auf CD angelegt. Das gesamte Lehrwerk ist im Lyra Musikverlag, Münster erschienen. Der Verfasser arbeitet an einer Revision und an Unterrichtsmaterial getrennt für jedes Instrument. Das aus Kenntnissen der Praxis noch weiter zurückgreifende Lehrwerk zum nachhaltigen Selbststudium wurde im Badischen Bund Deutscher Blasmusikverbände (BDB) entwickelt. Von hier ging die Initialzündung zu Jungmusiker-Leistungsprüfungen in Deutschland aus. Erstmals 1978, während des 3. Internationalen Jugendkapellen -Treffens in Breisach, vergab der BDB „Jungmusiker-Leistungsabzeichen“. Der Fundus der Erfahrung ist in das immer weiter entwickelte Lehrwerk mit dem Titel „Musiklehre, Rhythmik, Gehörbildung“ im Vertrieb des Musikverlages De Haske eingegangen. Verfasser ist der führende Pädagoge in der außerschulischen Musikbildung und Praxis, Michael Stecher.

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Vereinsaktive zu Kursen für Jugendgruppenleiter entsenden Unsere Befragung hat ergeben, dass gut die Hälfte der Musikvereine einen Jugendleiter hat. Angesichts der erfreulich hohen Anzahl von Kindern und Jugendlichen bei den Bläsern und Spielleuten sollte aber möglichst j e d e r Verein ein Mitglied haben, das sich für die Aufgabe als Jugendgruppenleiter qualifiziert. Damit sich Jugendliche im Musikverein gut aufgehoben fühlen, sind Aktionen außerhalb der Musikproben wichtig, wie Ausflüge, Sportspiele, Jugendherbergsaufenthalte. Das dafür verantwortliche Vereinsmitglied sollte sich für diese Aufgabe durch eine Schulung fit machen, wie sie die Landesmusikjugend alljährlich anbietet. Sie besteht aus vier Wochenendphasen sowie einer Projektphase im Kreisverband des Teilnehmers. Darin bearbeitet der Jugendleiter Themen wie Organisation und Finanzierung von Freizeitmaßnahmen und Projekten, gruppendynamische Spiele und Rechtsfragen. Jugendleiter sind zentrale Führungskräfte in zukunftsorientierten Musikvereinen. Für die Jugendlichen fungieren sie als Ansprechpartner, sie fördern den Kontakt zwischen den Generationen im Verein, als vollwertiges Vorstandsmitglied bilden sie das Bindeglied zwischen den Jugendlichen und dem Rest des Vorstandes. Sie sorgen dafür, dass die Interessen der Jugendlichen ausreichend berücksichtigt werden. In manchen Vereinen sind Jugendleiter auch für die musikalische Organisation zuständig. Sie besorgen Instrumentalausbilder für die Anfänger und entsenden Jugendliche zu Vorbereitungskursen für die Leistungsprüfungen D1, D2, D3, sie kümmern sich um Proben der Jugendgruppen und organisieren Vorspiele vor Eltern und interessierter Öffentlichkeit.

Klang und Intonation der Spielleutekorps verbessern Bei Spielleutekorps, die an Wertungsspielen teilnehmen, wird häufig als größter Schwachpunkt die unsaubere Intonation des Flötenchores bemängelt. Von der gemeinsamen Tonhöhe aller Flötenspieler und der Einstimmung der Intervalle ohne Schwebungsdifferenzen hängt der Wohlklang des Orchesters ab. Es scheint paradox, dass sich Orchestermusiker an unsauberen Klang gewöhnen wie Klavierspieler an ihr verstimmtes Klavier. Es kommt also darauf an, dass der Korpsführer vor seinen Flötisten die Rolle eines Klavierstimmers übernimmt. Er hat die Aufgabe, mit aller Geduld und in jeder Probe immer wieder neu die Intervalle auszuhören und intonieren zu lassen. Bisher war er mit dieser anspruchsvollen OhrenMeßarbeit allein gelassen, denn es gab dafür noch keine schriftlich niedergelegte Übungsmethode. Jetzt aber ist eine Fibel mit Anleitung zum sauberen Intonieren der Intervalle und für den Klangaufbau im Spielleutekorps erschienen: Bernd Nawrat, „Die D1 bis D3 Intonationsschule für Spielleute“, Musikverlag BeMoNa Havixbeck. Mit diesem knapp gefassten Lehrwerk sollte es möglich werden, dass sich die Ohren der Spielleute zu Architekten der Harmonie schärfen.

110

Ausgeglichene Orchesterbesetzung frühzeitig ansteuern für Blasorchester

Registeranteil Empfehlung durch CISM

Beispiel: Anzahl der Instrumente bei 34 Musikern

30% Holz

9 Klarinetten 1 Piccolo-Flöte 2 Flöten

9 x 1.500,1 x 1.500,2 x 1.500,-

13.500,1.500,3.000,-

10% Saxophone

2 Alt-Sax 1 Tenor-Sax

2 x 2.500,1 x 3.000,-

5.000,3.000,-

10% Hohes Blech

4 Trompeten/ Flügelhörner

4 x 1.000,-

4.000,-

10% Hörner

3 Hörner

3 x 3.000,-

9.000,-

10% Posaunen

3 Posaunen

3 x 2.000,-

6.000,-

10%Tenorhörner

3 Tenorhörner

3 x 2.500,-

7.500,-

10% Bässe

3 Tuben

3 x 5.000,-

15.500,-

3 x 2.000,1.500,700,800,3.000,-

6.000,1.500,700,800,3.000,-

10% Schlagwerk

1 Pauken 1 Drum-Set Percussion 1 Große Trommel Marimbaphon

Ø Preis

Gesamtkosten

80.000,Zu den schwierigsten Steuerungsaufgaben eines Musikvereins gehört eine ausgeglichene Orchesterbesetzung. Was bedeuten aber ausgeglichene Register für die Anzahl der Instrumente innerhalb der Register? Dazu hat die Internationale Musikorganisation CISM unter der Leitung des niederländischen Komponisten Henk van Lijnschooten eine Empfehlung erarbeitet. Sie berücksichtigt, dass die Blasorchester überall unterschiedlich groß sind. Deshalb sieht sie für die einzelnen Register Prozentanteile vom ganzen Orchester vor. Leitender Gesichtspunkt ist, dass alle Register ausreichend besetzt sind und ein homogenes, transparentes Klangbild ermöglicht wird. Der obigen Tabelle liegt die ermittelte Durchschnittsgröße eines Blasorchesters im Volksmusikerbund zugrunde. Sie beträgt 34 Musiker. Darauf bezieht sich die erforderliche Anzahl von Instrumenten je Register. 46% der gespielten Instrumente sind Vereinseigentum, wie unsere Befragung ergeben hat. Der Musikverein muss also eine bestimmte Anzahl an Instrumenten zur Ausleihe vorhalten. Das erfordert eine erhebliche finanzielle Investition. Die eingesetzten

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Preise orientieren sich an einem mittleren Qualitätsstandart und nicht an SchnäppchenInstrumenten asiatischer Herkunft. In der Realität wird die obige Besetzungsbalance nur schwer zu erreichen und zu halten sein, wie realitätsnahe Beispiele zeigen: Musiker verlassen wegen Ortswechsel im besten Alter das Orchester. Die Lücken sind durch nachwachsende Musiker nicht immer sofort zu schließen. Reihenweise spielen Mädchen Querflöte, ein Instrument, das zu einer ausgeglichenen Klang-Balance nur bei exzellenter Spielfähigkeit hörbar beiträgt. Zu viele Musiker spielen Tenorhorn, dafür mangelt es an Posaunisten. Es gilt also, schon bei der Ausbildung der Jungmusiker langfristig an später zu erwartende Lücken in den Registern zu denken und die Wünsche von Anfängern zu „steuern“, es sei denn, ein junger Mensch ist bereits auf ein ganz bestimmtes Instrument fixiert; dann sollte man nicht davon abraten. Ausgeglichene Besetzung für traditionellen Spielmannszug ansteuern Die folgenden Empfehlungen für drei unterschiedliche Spielleutekorps mit Flöten stützen sich auf Beratungen durch Bundesmusikdirektor Andreas Göttert und Landesmusikdirektor Bernhard Viegener. Besetzungsanteile

40 % Sopranflöte

Beispiel: Anzahl der Instrumente bei 30 Musikern

Ø Preis

Gesamtkosten

12

12 x

100,-

1.200,-

20 % Altflöte

5

5x

110,-

550,-

20 % Tenorflöte

6

6x

120,-

720,-

Lyra

1

1 x 1.500,-

1.500,-

4

4x

2.000,-

20% Kleine Trommel

500,-

Große Trommel/Becken

1.230,7.200,-

Dem traditionellen sogenannten „Spielmannszug“ mit klappenlosen Flöten und Trommeln, im Rheinland auch häufig Tambourkorps genannt, begegnet man in NRW nach wie vor am häufigsten. Der Zug umfasst durchschnittlich 30 Musiker. Bei Wertungsspielen oder Wettbewerben in der Halle stellt sich oft heraus, dass die Flötisten durch die unangemessen hohe Anzahl von Trommlern überdröhnt werden oder dass die mittleren Flötenstimmen wegen zu geringer Besetzung nicht zu vernehmen sind. Darum sind ausgeglichene Besetzungsanteile das A und O für ein überzeugendes Klangbild. Unabhängig von der tatsächlichen Größe eines Zuges sollte der prozentuale Anteil der Instrumente gleich bleiben.

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Ausgeglichene Besetzung für erweitertes Spielleutekorps ansteuern

Besetzungsanteile

Beispiel: Anzahl der Instrumente bei 30 Musikern

Diskant-/ Piccoloflöte

1

Sopranflöten

9

Ø Preis

Gesamtkosten

100,-

33 % 33 % Alt-/Tenorflöten

10

9 x 100,10 x

120,-

900,1.200,-

Glockenspiel

1

1.500,-

Xylophon

1

1.500,-

Marimbaphon

1

3.500,-

33% Pauken

1 Paar

2 x 2.000,-

Große Trommel/Becken Kleine Trommeln

4.000,1.200,-

4

4 x

Percussion/Schlagwerk

500,-

2.000,700,16.600,-

Seit gut 20 Jahren ist bei Spielleuten eine Entwicklung zu beobachten, nicht nur auf der Straße marschierend Märsche zu spielen. Konzertante Auftritte auf der Bühne ließen das Verlangen nach mehr Klangfarben und dichteren Harmonien aufkommen. Ein neuer Typ von Kompositionen für Spielmannszüge wurde durch Kompositionswettbewerbe der Bundesvereinigung Deutscher Blas- und Volksmusikverbände gefördert. Ähnliche Entwicklungen in den Nachbarländern Holland und Belgien schwappten nach NRW über. Die umfangreichste Besetzungserweiterung hat bei musikalisch ambitionierten Zügen im Schlagwerk stattgefunden. Xylophon, Marimbaphon, Schüttelrohr, Congas, Bongos, Maracas, Claves zählen inzwischen zur Grundausstattung. Dennoch ist für einen ausbalancierten vierstimmigen Flötensatz ein ausreichend besetztes Register mit Alt- und Tenorflöten erforderlich.

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Ausgeglichene Besetzung für großes Spielleutekorps ansteuern

Besetzungsanteile

Piccoloflöte

Beispiel: Anzahl der Instrumente bei 50 Musikern

Ø Preis

Gesamtkosten

1

100,-

33% Sopranflöten Altflöten

18

18 x 100,-

1.800,-

8

8 x 120,-

960,-

10

10 x 120,-

1.200,-

33 % Tenorflöten Glockenspiel

1

1.500,-

Xylophon

1

1.500,-

Marimbaphon

1

3.500,-

Vibraphon

1

2.500,-

4er Satz Pauken

1

33% 4 x 2.000,-

Große Trommel/Becken Kleine Trommel

8.000,1.200,-

4

4x

Percussion

500,-

2.000,740,25.000,-

Die Entwicklung zu immer größeren und klangfarbenreicheren Spielleutekorps geht weiter. Sie spielen Kompositionen der Ober-und Höchststufe und scheuen keine Ausgaben für teure Instrumente. Klappenlose Flöten werden durch Konzertflöten ersetzt. Die größtenteils eingesetzten Sopranflöten in Ces + Altflöten in Fes (oder B/C) können auch mit Böhmflöten in C/Ces kombiniert werden. Je nach Instrumentarium/Stimmung muss lediglich das Mundrohr ausgetauscht werden. Somit sind die Grundlagen für eine Ausbildung in der Musikschule (C Stimmung) oder einen Einsatz im Spielmannszug (Ces Stimmung) geschaffen. Die Musiker können ohne professionelle Instrumentalausbilder nicht mithalten. Das Problem fehlender Baßstimmen ist annähernd gelöst durch Marimbaphon, Vibraphon und Vierersatz Pauken. Der Abstand zum traditionellen Spielmannszug ist riesengroß geworden. Und dennoch muss die prozentuale Balance im Flötensatz stimmen, sonst nützen die mächtigen Aufwendungen im Schlagwerk wenig. Als Vorbild für den „normalen“ Spielmannszug auf dem Lande kann ein derart ambitioniertes Spielleutekorps nicht mehr dienen.

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Aus dem traditionellen Spielmannzug haben sich immer mehr Spielleutekorps entwickelt, die nicht nur in der traditionellen Besetzung spielen wie z.B. bei Umzügen, sondern ihren Schwerpunkt auch in der konzertanten Musik mit erweitertem Instrumentarium gefunden haben. Für die tiefe Lage wird die Böhmflöte in C und z.T. auch die Böhm-Altflöte immer mehr eingesetzt.

Zusammenarbeit mit Musikschulen suchen Nur 600 von 4000 Musikern in den befragten Instrumentalvereinen sind in Musikschulen oder von Musikschullehrern am Instrument ausgebildet, hat die Befragung ergeben. Dabei bemühen sich die Verbandsspitzen beider Seiten redlich um das Zustandekommen von Kooperationen. Das begann bereits 1975 mit einer Rahmenvereinbarung zwischen dem Verband deutscher Musikschulen und dem damaligen Deutschen Volksmusikerbund. Eine neue Initiative ist das 2004 gestartete Projekt „Vom Nebeneinander in die Zusammenarbeit“. Als Ergebnis ist in der Dokumentation der Befragung zu lesen: „Kontinuierliche Kooperation weit verbreitet. Fast 43% der Laienmusikvereine und jede Zweite der in Kooperation befindlichen Musikschulen pflegen eine kontinuierliche Zusammenarbeit“. Nach unserer Erhebung können aber zwei Drittel aller Vereine der Instrumentalmusik auch bei bestem Willen (noch) nicht mit Musikschulen kooperieren, weil in ihrer Sitzgemeinde keine Musikschule existiert. Und wenn vor Ort eine Musikschule vorhanden ist, kann es trotzdem an ausgebildeten Fachlehrern für die in den Vereinen erforderlichen Instrumente fehlen, wie für Akkordeon, Tenorhorn, Tuba, Spielmannsflöte oder Mandoline. Dort jedoch, wo eine Möglichkeit der Zusammenarbeit bestehen könnte, sollte sie unbedingt gesucht werden, denn in der Regel müsste ein ausgebildeter Musiklehrer mehr als ein Laie im Musikverein vom Instrument und von Pädagogik verstehen. Über den Instrumentalunterricht hinaus eröffnen sich vielleicht noch andere Arten der Zusammenarbeit, wie die gemeinsame Nutzung von Räumen, Instrumentenpool, gemeinsame Konzerte. Gelungene Beispiele der Kooperation finden sich auf der Internet-Plattform: www.MusikVereinSchule.de, Projektleiter: Arnd Bolten. Auch ein Prospekt gibt Auskunft über gelungene Kooperationsprojekte. E-Mail: [email protected]. Am Wettbewerb Sparda-MusikNetzWerk teilnehmen Die Stiftung Kunst, Kultur und Soziales der Sparda-Bank West prämiert jährlich herausragende Beispiele von Kooperationen zwischen Musikschulen und Laienmusikvereinigungen in den vier Kategorien Begegnung, Innovationsfeld Schule, Kulturleben und Nachwuchs. Jeder Musik- und Chorverein, der innerhalb der letzten 12 Monate mit einer Musikschule eine langfristige Zusammenarbeit durchgeführt oder begonnen hat, kann sich am Wettbewerb beteili-

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gen. Das Projekt kann z.B. die dauerhafte Ausbildung junger Instrumentalisten für den Musikverein absichern. Informationen über den Kooperationswettbewerb stehen unter der Projekthomepage: www.sparda-musiknetzwerk.de. Fragen zum Wettbewerb beantwortet auch Arnd Bolten, Vorsitzender der mitveranstaltenden Arbeitsgemeinschaft Laienmusik im LandesMusikRat NRW. Eine eigene Vereinszeitung herausgeben Eine reich bebilderte Vereinszeitschrift kann auf vielfältige Weise zur Öffentlichkeitsarbeit beitragen: -

Der Vorstand informiert über geplante Veranstaltungen,

-

Der Jugendbeauftrage erklärt, wann und wo zu welchen Konditionen neue Kurse für Jungmusiker beginnen,

-

Aktive Musiker beschreiben, wie sie einen Vereinsausflug erlebt haben,

-

Ehrenmitglieder halten Rückschau auf interessante Ereignisse im Musikverein,

-

Der Dirigent erklärt musikalische Ziele für das Jahreskonzert,

-

Register des Orchesters stellen sich mit Foto vor,

-

Leistungen von Sponsoren werden gewürdigt.

Wichtig ist das regelmäßige Erscheinen ein- oder zweimal jährlich und eine hohe Auflage, damit möglichst jeder Haushalt mit der Vereinszeitschrift bedient werden kann. Schließlich stärkt ein Vereinsorgan auch den inneren Zusammenhalt der Vereinsmitglieder und es umklammert die Generationen von Jung bis Alt.

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Handlungsempfehlungen für Landes-und Kreisverbände Kurse und Prüfungen für D3-Anwärter zentralisieren D3-Kurse stellen hohe Ansprüche sowohl an Lehrende als auch an Lernende. Es ist kaum realistisch anzunehmen, dass jeder Kreisverband ausgewiesen kompetente Musikpädagogen und Musiker in den beiden Sparten Blas-und Spielleutemusik aufbieten kann, um D3Kurse fachgerecht durchzuführen und Prüfungen fachgerecht abzunehmen. Es genügt ja nicht, trockene Musiktheorie auswendig zu lernen, vielmehr müssen Lernfelder wie Stilkunde, Vortragslehre und Intonationskunde vermittelt werden, Dinge, auf die es ankommt, um den musikalischen Sinn von Noten zu erschließen. Deshalb sollten während der Schulferien Ostern und/oder im Herbst oder an mehreren Wochenenden an zentralen Orten kreisübergreifend D3-Kurse mit anschließender Prüfung angeboten werden.

Lehrgänge für Multiplikatoren dezentralisieren In der kurzen statistischen Auswertung der Lehrgänge zur Qualifikation von Registerführern, Ausbildern und Dirigenten wurden die Leistungen des Volksmusikerbundes seit Einrichtung dieser Lehrgänge in den zurückliegenden 28 Jahren aufgelistet. Prüfungen haben in dieser Zeit abgelegt: 178 Registerführer 799 Instrumentalausbilder 429 Dirigenten. So stolz diese Bilanz auf den ersten Blick erscheinen mag, die Anzahl der geschulten und geprüften Multiplikatoren deckt bei weitem nicht den Bedarf der eintausend Musikvereine im Volksmusikerbund. Laut Aufzeichnungen des Geschäftsführers des Volksmusikerbundes über die Herkunftsorte kamen fast alle Lehrgangsteilnehmer aus Westfalen. Die Landesmusikakademie in Heek müsste eigentlich von Fortbildungswilligen gestürmt werden, denn ein jeder Verein braucht Registerführer, Ausbilder und Dirigenten. Wenn die lange Wegstrecke nach Heek einen wesentlichen Hinderungsgrund an einer Teilnahme darstellt – 4 Stunden Hinfahrt, 4 Stunden Rückfahrt für knappe 2 Tage Unterricht am Wochenenden – sollte über die Auslagerung von C-Lehrgängen in Regionen nachgedacht werden, wo größere Nachfrage besteht. Der Hochsauerlandkreis hat jüngst mit einem C1-Kurs in Fredeburg gezeigt, dass eine Auslagerung von Kursen aus Heek funktionieren kann. Gut ausgebildete junge Musiker haben ein Anrecht darauf, von qualifizierten Dirigenten angeleitet zu werden. Dirigieren lernt man aber nur begrenzt im Selbststudium. Und Vereinsausbilder sind wegen fehlender Musikschulen auf dem Lande unabdingbar erforderlich. Diese Vereins-Idealisten sollten sich Grundkenntnisse in Methodik und Pädagogik in einem C2 –Kurs aneignen, ohne unverhältnismäßig viel Zeit und damit auch Geld auf der Autostrecke zu verlieren.

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Mehr Wertungspiele auf Kreisebene organisieren Wertungsspiele haben im Volksmusikerbund noch keinen so großen Stellenwert wie in den mitgliederstarken Verbänden Baden-Württembergs und Bayerns. Kreismusikfeste sind dort immer mit Wertungsspielen verbunden. Sie bilden sogar den Kern eines jeden Kreismusikfestes. Auf diese Weise finden Wertungspiele auch gebührende Resonanz beim Publikum. Hier ein Beispiel dafür, wie ein Wertungsspiel einen hohen Stellenwert innerhalb eines dörflichen Musikfestes gewinnen kann. Dafür sei ein Auszug aus dem Bericht eines Wertungsrichters zitiert: “Beim einhundert jährigen Jubiläumsverein Ingoldingen stimmte alles: von der frühzeitigen, resonanzstarken Einladung an die Kapellen im Kreisverband und über die Kreisgrenzen hinaus, über die mustergültige Gestaltung des Festbuches bis zur Gewinnung von mehr als 60 Sponsoren. Mann und Maus der Dorfgemeinschaft Ingoldingen befanden sich im ehrenamtlichen Einsatz. Von den 900 Einwohnern ließen sich 450 Männer und Frauen aktiv in das Gelingen des Festes einbinden. 85 Kapellen marschierten im Umzug mit, 55 Vereinigungen und Gruppen mit und ohne Festwagen reihten sich ein. Tausende von Besuchern suchten nach dem Umzug vergeblich einen Platz im überfüllten Festzelt, wo der Bär tanzte“. In der Schlussbesprechung nach dem Wertungsspiel äußerte ein Dirigent: „Ohne Wertungsspiele wären wir nicht da, wo wir jetzt sind“. Damit sprach er die hohe Motivation an, die von Wertungspielen ausgeht. Sie befördern die Qualität der Orchester, sie sind wichtige Elemente der Orchestererziehung, weil sich die intensive Vorbereitung nachhaltig auf die Spielkultur über den Tag des Wertungsspiels hinaus auswirkt.

Auswahlorchester auf Kreisebene gründen Auswahlorchester sind vereinsübergreifende Orchester mit überdurchschnittlich fähigen, meist jungen Instrumentalisten. Viele Verbände des instrumentalen Laienmusizierens haben auf Landes-und auf Kreisebene Auswahlorchester eingerichtet. Die Bundesvereinigung Deutscher Orchesterverbände in Trossingen führt in ihrer Kartei die Namen und Adressen von 260 Auswahlorchestern in Deutschland. Der Volksmusikerbund NRW ist mit 14 Orchestern dabei. In der Sparte Blasmusik sind dies auf Landesebene: Das Landesblasorchester NRW auf Kreisebene:

Projektorchester Aachen Kreisblasorchester Borken Kreisblasorchester Bonn Rhein-Sieg Kreisjugendblasorchester Euskirchen Projektorchester Heinsberg Projektorchester des Hochsauerlandkreises Jugendblasorchester Märkischer Kreis Kreisorchester Soest

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In der Sparte Spielleutemusik unterhält der Volksmusikerbund auf Landesebene: Das Landesspielleute-Korps NRW auf Kreisebene:

Kreisspielleutekorps Märkischer Kreis Kreisspielleuteorchester Paderborn Kreisspielmannszug Unna-Ruhrgebiet

Ebenfalls in der Sparte Spielleutemusik unterhält der LandesMusikVerband NRW 1960 auf Landesebene: LandesAuswahlOrchester NRW Landes-Naturtrompeten Ensemble NRW Der Bund Deutscher Zupfmusiker, Landesverband NRW betreut auf Landesebene: JugendZupfOrchester Nordrhein-Westfalen JugendGitarrenOrchester NRW Landeszupforchester "fidium concentus“ auf Bezirksebene: Bezirkszupforchester Dortmund Grenzland Zupforchester Der Deutsche Harmonika-Verband, Landesverband NRW betreut auf Landesebene: LandesJugendAkkordeon-Orchester NRW Auswahlorchester erfüllen drei Aufgaben: -

Musiker erarbeiten anspruchsvolle Kompositionen. Durch den musikalischen Zugewinn an Kompetenz traut ihnen ihr Heimatverein Führungsaufgaben zu. Auswahlorchester können den Nährboden für künftige Registerführer, Ausbilder, Jugendleiter und Dirigenten bieten.

-

Sie fördern begabte und fähige Musiker anders, als es im Heimatverein möglich ist.

-

Konzerte der Auswahlorchester repräsentieren das Laienmusizieren und verändern durch beachtliche Leistungen die Sichtweise auf die musikalische Breitenarbeit der Musikvereine.

Besonders der erste Gesichtspunkt, junge Musiker für eine künftige Führungsaufgabe zu interessieren, sollte mehr Kreisverbände als bisher ermutigen, Auswahlorchester zu gründen. Träger von D2- und besonders von D3-Abzeichen erhalten hier Angebote, neben ihrem Heimatorchester auch in solchen Orchestern Erfahrungen zu sammeln, die ihrer Leistungsfähigkeit entsprechen. Ist ein einzelner Kreisverband entweder zu klein oder organisatorisch überfordert, so könnten sich benachbarte Kreisverbände zusammenschließen, um ein Regionalorchester zu bilden. In NRW existieren noch weitere Auswahlorchester, allerdings ohne Verbandsanbindung und deshalb auch ohne Rückwirkung auf die Breitenarbeit der Musikvereine. Sie rekrutieren sich meistens aus Preisträgern der Wettbewerbe „Jugend musiziert“ und sind als Anschlussmaß-

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nahmen an die Wettbewerbe aufgestellt. Der Landesmusikrat bietet begabten und ehrgeizigen jungen Musikern folgende Auswahlorchester zum Mitspielen an: LandesJugendOrchester NRW Junge KammerPhilharmonie NRW JugendJazzOrchester NRW JungeBläserPhilharmonie NRW LandesJugendEnsemble für Neue Musik NRW Jugendperkussionsensemble SPLASH.

Seniorenorchester einrichten Senioren tut es gut, im Orchester weiter zu musizieren. Das Spiel im Orchester bedeutet mehr als Freude an der eigenen musikalischen Gestaltung, denn das Spiel in der Gemeinschaft mit Freunden und Bekannten bietet gegenüber anderen Formen des Einzelmusizierens dauerhafte Sozialkontakte und musikalische Anforderungen. Möglichst lange sollte der Seniormusiker dem Heimatorchester, dem er als Aktiver schon lange angehört, treu bleiben. Noch beenden die meisten Musiker mit Erreichen des Rentenalters das aktive Musizieren. Vernünftig ist es aber nicht, wenn ein Musiker mit Eintritt in sein drittes Lebensalter sein Instrument, das ihn sein Leben lang durch dick und dünn begleitet hat, einpackt. Die heutige Generation 60+ ist in der Regel geistig und körperlich fit und möchte noch lange fit bleiben. Schließlich haben die heute 60-jährigen Männer eine statistische Lebenserwartung von 81 Jahren und die Frauen von 85 Jahren. Und die Erwartung steigt um drei Monate pro Jahr, gesunde Ernährung als Schutz vor Adipositas (Fettleibigkeit) und ausreichende Bewegung vorausgesetzt. Wenn aber dem älteren Musiker das Spiel im Heimatverein zuviel Stress verursacht oder ihm die von den jungen Musikern gewünschten aktuellen Pop-Titel immer weniger zusagen oder wenn die Terminfülle der Proben und Auftritte zu anstrengend wird, dann ist der Wechsel in ein Seniorenorchester sinnvoll. Mehr Musiker als bisher bekannt haben bereits die Vorzüge von Seniorenorchestern entdeckt, denn -

Nachhaltiges Musizieren aktiviert die Hirntätigkeit, es regt dazu an, Nervenzellen im Stammhirn immer wieder neu zu bilden, vorausgesetzt, man greift nicht gelegentlich zum Instrument, sondern regelmäßig. Der Grundsatz „Use it or loose it“ läßt sich nicht außer Kraft setzen.

-

Instrumentalspiel, namentlich auf einem Blasinstrument, fördert die Gesundheit; es aktiviert die Atmung und erfordert Muskeltätigkeit bei der Handhabung des Instrumentes.

-

Musizieren im Orchester schützt vor Einsamkeit durch gemeinsame Aktivität mit Gleichgesinnten, es hilft über Antriebsschwäche und Ermattung hinweg.

120

-

Das Erlebnis, mit anderen vor anderen zu musizieren, hebt den Lebensmut und das Selbstwertgefühl.

Dass das Musizieren im Alter sogar dementielle Erkrankungen zeitlich aufhalten kann, hat eine kanadische Studie erbracht. Versuchspersonen, über 75 Jahre alt, die regelmäßig auf einem Musikinstrument übten, entwickelten seltener Demenz als solche, die kein Instrument spielten. Das sollte zu denken geben, denn 49% aller Menschen ab dem 90. Lebensjahr erkranken an Demenz.

Musikvereine mit einem größeren Stamm an Musikern sollten prüfen, ob sie in der Lage sind, eine vereinseigene Seniorenspielgruppe zu bilden, anstatt ihre lang gedienten Aktiven auf die Ruhebank der Ehrenmitgliedschaft zu entlassen. Darüber hinaus sind die Kreismusikverbände in NRW aufgerufen, Seniorenorchester einzurichten. Der Kreisverband Soest ist mit der Gründung eines Kreis-Seniorenorchesters bereits Vorreiter.

Werke von Komponisten aus NRW aufführen Der Volksmusikerbund nutzt seine Musikfeste, um Kompositionswettbewerbe auszuschreiben und preisgekrönte Musikstücke von Komponisten uraufzuführen, die in NRW ihre Heimat haben. Es wäre aber bedauerlich, würde es nur bei einmaligen Aufführungen bleiben, denn für das Wir-Gefühl ist es nötig, Musik zu gewinnen, die aus Sprache und Mentalität der Menschen in den Landesteilen Rheinland oder Westfalen erwachsen ist. Förderlich für die Verbreitung gelungener Kompositionen aus diesen Wettbewerben wäre es, sie auch als Auswahl-Pflichtstücke bei Wertungspielen in den jeweils folgenden Landesmusikfesten und bei Kreiswertungsspielen einzusetzen. Eine Anerkennung für die Pflege von Kompositionen aus NRW gebührt den beiden Landesorchestern. Das Landesblasorchester unter der Leitung von Renold Quade spielt immer wieder, auch als Botschafter deutschen Kulturgutes im Ausland, Stücke von Komponisten aus NRW, wie Constantin Hesselmann oder Guido Rennert. Den CD-Einspielungen des Landesspielleute-Korps unter der Leitung von Bernhard Viegener ist zu verdanken, dass es die vielen Spielmannszüge mit Spielgut aus NRW vertraut gemacht und dadurch deren Profil entscheidend verändert hat. Bei aller Erneuerung sind auch bodenständige Kompositionen dabei, wie der „Westfalengruß“ von Wolfgang Helm-Basista und „Schön ist die Jugend“ von Hans Orterer. Beide sind zu Hymnen der Westfalen geworden, bei deren Erklingen die Herzen von Musikern und Hörern höher schlagen. Diese Bemühungen verdienen auch deshalb Aufmerksamkeit, weil wir in einer Zeit leben, in der nicht nur die Wirtschaft, sondern auch die Musik zunehmend globalisiert worden ist.

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Unsere Orchester spielen überwiegend Kompositionen aus anderen, oft englisch-sprachigen Ländern. Kein Zweifel besteht, dass sie sich angenehm spielen lassen und gut ins Ohr gehen. Aber die regionalen Quellen einer Musik, die aus deutscher Sprache, deutschem Empfinden und deutschem Charakter entstanden sind, versiegen, wenn wir sie nicht nutzen und pflegen. Wir beobachten diese Entwicklung auch in der Liedpflege. Immer weniger Menschen singen noch deutsche Volkslieder, die bei früheren Generationen noch zum seelischen Haushalt gehörten. Dasselbe gilt für Kinder- und Jugendspielgruppen in Musikvereinen. Sie tragen nur noch selten Instrumentalfassungen deutscher Weisen vor, wie die Programme von Darbietungen zeigen.

Projekte „Jedem Kind ein Instrument“, „Jedem Kind seine Stimme“ verfolgen Das Programm “Jedem Kind ein Instrument“ ist im Ruhrgebiet in Hinblick auf die Kulturhauptstadt „Ruhr 2010“ in 2008 mit 7.000 Kindern in das zweite Grundschuljahr gegangen. In kleinen Gruppen erhalten die Kinder bis zum Ende des 4. Schuljahres Instrumental- oder Gesangsunterricht. Dann - wenn viele Kinder am Ende der vierten Klasse, erstmals im Jahre 2011, die Schule wechseln werden und das Projektende erreicht ist – sind die Instrumentalund Chorvereinigungen gefragt, die Kinder weiterzuführen, vorausgesetzt, die Kinder sind bereit, sich weiterhin mit dem erlernten oder einem anderen Musikinstrument zu beschäftigen oder in einen Kinderchor einzutreten. Dann wird sich zeigen, ob die 16 Mio. Euro des Landes und die 10 Mio. Euro des Bundes nachhaltige Wirkung zeigen, ob die Musik für die Heranwachsenden ein treuer Lebensbegleiter bleibt und ob das außerschulische Laienmusizieren einen Schub erhält. 42 Kommunen des Ruhrgebiets sind mit 56 Musikschulen in kommunaler und freier Trägerschaft derzeit Partner der Stiftung „Jedem Kind ein Instrument“, sie arbeiten mit 522 Grundschulen zusammen. Jahr für Jahr kommen weitere Grundschulen und neue Erstklässler hinzu. Der Volksmusikerbund darf sich von dieser ersten Projektphase noch keine großen Erwartungen ableiten, denn seine Musikvereine sind in den Städten des Ruhrgebietes nur schwach vertreten. Der bevölkerungsstarke Kreisverband Unna Ruhrgebiet mit seinen 22 Spielmannzügen, 4 Fanfarenzügen und 7 Blasorchestern bezeichnet sich selbst als Verband „mit den schwierigsten Strukturen“. Der Ausdruck „schwierig“ wird verständlich, wenn man weiß, dass in den Städten des Ruhgebietes Menschen aus 140 Religionsgemeinschaften und 100 Nationen zusammenleben. Randbereiche der Kreisverbände Wesel und Märkischer Kreis sind ebenfalls eingebunden. Der kleine Kreisverband Düsseldorf hat sich jüngst sogar aufgelöst. Dennoch sollten der Volksmusikerbund wie auch die anderen Verbände der Instrumental- und Vokalmusik am Ball bleiben und die mögliche Verbreitung der beiden Projekte verfolgen.

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Leistungen des Volksmusikerbundes für seine Mitgliedsvereine Der Volksmusikerbund mit seinen 50.000 überwiegend Kindern, Jugendlichen und jungen Erwachsenen versteht sich als Bildungspartner der Landesregierung. Wie Hans-Heinrich Grosse-Brockhoff, Staatssekretär für Kultur, in der Tagung „Noten für alle? Musikalische Bildung macht Schule“ 2008 in Düsseldorf ausführte, „gehört zur Bildung nicht nur das Erlernen kognitiven Wissens und Anwenden-Könnens dieses Wissens, sondern auch wahrnehmen zu können und sich anders als durch die Schriftsprache und die Sprache der Zahlen – eben z.B. durch Musizieren – ausdrücken zu können. [...] Wir haben die Überzeugung, dass die Musik von allen Künsten in jungen Menschen die größten Veränderungen bewirkt und die größte Begeisterungsfähigkeit findet. Aus diesem Grund ist gerade die Musik am geeignetsten, um aus Kindern und Jugendlichen freiere, selbstbewusstere Menschen machen zu können, was sonst kaum eine Kunstsparte so zu bewirken vermag“. Musizieren ist kein Selbstläufer. Die Fähigkeit dazu setzt einen anstrengenden Lernprozess voraus, bedarf ständig neuer Impulse. Der Volksmusikerbund gibt sie. Er begeht dazu viele Wege.

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„Musikus“ im Kindergarten

Aus der Erkenntnis, dass Kinder im Alter von drei bis sechs Jahren besonders offen sind für Bewegung nach und mit Musik, für das Singen von Kinderliedern und für das Spiel auf elementaren Instrumenten wie Becken, Schellen, Rasseln, Trommeln und Glockenspiel, hat der Volksmusikerbund eine handfeste Stoffsammlung mit kurzen Unterrichtseinheiten für ErzieherInnen erstellt. Die Kindergärten sind froh über die Handreichung mit der Bezeichnung „Musikus“. Über 400 Ringordner wurden binnen kurzer Zeit angefordert. Musikvereine sehen eine gute Möglichkeit, mit Kindergärten über den Musikus zu kooperieren, um die Kinder später bei Aufnahme in die Grundschule musikalisch in Spielgruppen weiter zu betreuen. Selbst wenn ein Kontakt im Übergang vom Kindergarten zum Musikverein nicht gelingt, so ist es für die Kinder doch ein Gewinn, mit Musik in Berührung zu kommen, und das in einer Phase, in der ihr „Fenster“ – wie Entwicklungspsychologen formulieren – für Musik offen ist.

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Lehrgänge für die Unterweisung und die Prüfungen junger Instrumentalisten

Der Volksmusikerbund hat seine Kreisverbände und darin seine Musikvereine überzeugt, dass die Instrumentalausbildung des jugendlichen Nachwuchses zielgerichtet und breit fundiert sein muss. Auf der Bundesebene wurden Anfang der achtziger Jahre des

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letzten Jahrhunderts unter Beteiligung von Experten des Volksmusikerbundes erstmals Leistungsziele für Jungmusiker definiert. In drei Etappen sollen parallel zum Instrumentalspiel auch die Hörfähigkeit – das Messen von Tonabständen –, das Rhythmusgefühl – das Wahrnehmen von gleichmäßigem Puls in Verbindung mit unterschiedlichen rhythmischen Figuren – sowie das Umsetzen von Noten in Griffe und Klänge erlernt werden. Durch schriftliche und praktische Prüfungen in drei Schwierigkeitsstufen D1, D2 und D3 beweisen die Jugendlichen, ob sie die geforderten Fähigkeiten erworben haben. Dieses System musikalischer Ausbildung in Verbindung mit Prüfungen wird vom Volksmusikerbund konsequent praktiziert. Er stellt seinen Kreisverbänden die „Lehrgangs – und Prüfungsordnung Qualifikationsstufe E und D für die Ausbildung und Prüfungen“ zur Verfügung. Darin sind die Stoffpläne und Prüfungsanforderungen enthalten. Diese zielorientierte Ausbildung der Jungmusiker hat sich zu einem Erfolgsmodell entwickelt, das den Leistungsanstieg der Orchester in jüngerer Zeit sowohl bei den Blasorchestern als auch bei den Spielleuten erklärt. Die Spielleute hatten unter allen Sparten der Instrumentalmusik den steilsten Weg zu gehen. Während sie bis weit in die siebziger Jahre ihre Straßenmärsche nach Blättern auswendig lernten, auf denen Zahlen standen, Zahlen der Finger zum Abdecken der Tonlöcher auf der kleinen Spielmannsflöte, hieß es jetzt Noten zu lernen, nach Noten zu spielen. Damit war der Weg frei für andere Musik, für mehrstimmiges Spiel, für die Hinzunahme weiterer Schlaginstrumente, für Flöten in tieferer Lage. Spielleute wollten das Niveau der Blasmusiker erreichen. Deshalb wurden Leistungsanforderungen der D-Prüfungen schrittweise den Bläsern angeglichen. Der erste Lehrgang für Spielleute fand 1977 in Fröndenberg-Dellwig mit 160 Teilnehmern statt. Landesfachleiter Günther Marx hatte dazu das Schulungsmaterial erstellt. 1981 kam es in Unna zum 1. Bundestreffen der „globalen“ Spielleute, wie sie Friedrich Deisenroth nannte. Es war der Kreisverband Münsterland mit seinem Initiator Bernhard Viegener, der für Spielleute in großem Umfang Kurse veranstaltete. Einer breiten Öffentlichkeit führte er die Erfolge erstmals beim „Fest der Volksmusik“ 1991 in der mächtigen „Halle Münsterland“ vor. Damals hatte der Begriff Volksmusik noch eine andere Bedeutung als heute, nämlich als eine Musik, die vom Volk, von Menschen aller Schichten praktiziert wird. In der heutigen medialen Volksmusik begrenzt sich die Aktivität des zumeist älteren Volks aufs Zusehen und Mitklatschen, während die Musik von bezahlten Berufs-Volksmusikern auf der showmäßig Bühne dargeboten wird. Eine stolze Bilanz an Leistungsprüfungen für Blasmusiker und Spielleute, in der Regel nach vorangegangenen Lehrgängen, kann der Volksmusikerbund für die Jahre 2001 bis 2009 vorweisen:

D1 15.137 D2 5.611 D3 1.302

pro Jahr pro Jahr pro Jahr

Ø 1.682 Ø 623 Ø 145

125

Erweitert man die neunjährige Statistik des Volksmusikerbundes zurück bis zu den Anfängen der Prüfungen 1984 und berücksichtigt die Angaben der befragten Musiker, so ergibt sich heute folgender Bildungstand qualifizierter Musiker in den Reihen der eintausend MusikVereine des Volksmusikerbundes: D1 D2 D3

40% 20% 8%

Zwei Drittel der durch D-Prüfungen qualifizierten Musiker spielen in Vereinen der Blasmusik, ein Drittel in Vereinen der Spielleute. Die Hälfte aller D1-Absolventen begnügt sich nicht mit diesem Abschluss und lernt weiter, um das Ziel D2 zu erreichen. Im Alter zwischen 14 und 19 Jahren schafft noch jeder siebente, der mit D1 angefangen hat, die hohe Hürde einer D3-Prüfung, dem Eingangstor zu einer verantwortlichen Führungsposition im Verein. Leider verfolgen mit Ausnahme des Verbandes der Feuerwehren NRW die anderen Verbände der Instrumentalmusik dieses System der gestuften Ausbildung nicht mit der Konsequenz wie der Volksmusikerbund. An dieser Stelle sei vermerkt, dass dem Zugewinn an Können und musikalischer Bildung bei den Spielleuten auch ein Verlust gegenübersteht, nämlich der Verlust des Auswendigspiels. Das erinnert an das Bedauern des griechischen Philosophen Platon. Der führte vor 2.400 Jahren in seiner Schrift Phaidron Klage über die schädliche Erfindung der Buchstaben. Sie verhinderten, dass Menschen überhaupt noch auswendig lernten. Heute schauen Spielleute wie Blasmusiker, die nicht mehr auswendig spielen können, beim Marschieren auf ihr Notenblatt statt sich in aufrechter Haltung und sehenden Auges auf die Einheit von Musik und zügig nach vorn greifender Schreitbewegung zu konzentrieren.

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Schulungen zum Jugendgruppenleiter

Die Landesmusikjugend bildet jährlich 20 bis 30 Jugendliche zu Jugendgruppenleitern aus. Notwendigkeit und Inhalte dieser Lehrgänge werden unter Handlungsempfehlungen dargestellt.

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Freizeitcamps

Die Landesmusikjugend führt während der Landesmusikfeste eigene Jugendveranstaltungen durch. Beim Musikfest 1998 in Brilon z.B. organisierte sie ein viertägiges Jugendcamp mit afrikanischen und deutschen Jugendlichen. Beim 5. Landesmusikfest 2004 in Olpe bot sie ein Jugendmediencamp an. Die Jugendlichen wohnten und arbeiteten in einer Schule. Sie konnten auswählen unter Projekten wie Webmagazin, Showtime, „style yourself“ oder Erstellen eines Fernsehprogrammes.

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-

Jugendveranstaltungen auf Kreisebene

Einmal jährlich veröffentlicht die Landesmusikjugend als Partner in der Jugendarbeit ihre Angebote auf Kreisebene. Für das Jahr 2010 kündigt sie 96 ein- und mehrtägige Aktionen an wie Zeltlager, Kanutouren, Kurse für Selbstverteidigung, Wandern auf Naturlehrpfaden, Schlafen im Heu, Spiel und Spaß in der Jugendherberge.

-

Schulung der musikalischen Führungskräfte

Jeder Musikverein braucht mindestens einen Dirigenten, mehrere Registerführer und mehrere Ausbilder für den Nachwuchs. Kein Verein ist so mitgliederstark, dass er allein einen Berufsdirigenten mit Hochschulabschluss anstellen kann. In nur wenigen Orten stehen akademisch ausgebildete Dirigenten nebenberuflich zur Verfügung, z.B. Musikschulleiter, Musikschullehrer oder Musiker eines Militär- oder Polizeiorchesters, die eine berufsbegleitende Fortbildung an den Akademien in Trossingen oder Heek absolviert haben. Deshalb müssen sich die Musikvereine Dirigenten aus den eigenen Reihen heranziehen. Dabei hilft der Volksmusikerbund durch Ausbildungslehrgänge. Das gilt ebenso für Registerführer und Instrumentalausbilder. An der Bundesakademie für musikalische Jugendbildung in Trossingen wurden die Lehrgangstypen für die Führungskräfte nach dem Modell der Übungsleiter im Sport entwickelt. Sie tragen die Bezeichnung C1 für Registerführer, C2 für Vereinsausbilder und C3 für Dirigenten. Diese Lehrgänge wurden erstmals 1980 in der Internationalen Bildungsstätte Willebadessen als Pilotprojekt durchgeführt. Sie weisen folgende Bilanz auf: 1980 bis 1990 in Willebadessen, für Vereine der Blasmusik, Leitung Hans-Walter Berg und Günther Mertens: 10 C2 Ausbilder-Lehrgänge 7 C3 Dirigenten-Lehrgänge

mit 196 Absolventen mit 129 Absolventen

Mit Eröffnung der Landesmusikakademie NRW in Heek im Jahre 1990 übernahm sie erstmals einen C2 Lehrgang für Stimmführer und Ausbilder in Blasorchestern in ihre Verantwortung. Nachdem sich bis 1989 die Orchesterverbände der Blas,-Spielleute-, Akkordeon- und Zupfmusik auf der Bundesebene auf ein einheitliches spartenübergreifendes System qualifizierender Aus- und Fortbildungslehrgänge geeinigt hatten, war die Akademie Heek die erste Landeseinrichtung, welche diese Lehrgänge gemeinsam mit den Landesverbänden konsequent anbot und durchführte. Neu war in Heek, dass es hier gelang, diese Lehrgangsstruktur auch auf Chorsänger und Chorleiter auszudehnen. Die qualifizierenden Lehrgänge in der Landesmusikakademie werden durch eine Doppellehrgangsleitung betreut, und zwar durch die Bildungsreferenten der Akademie und einen

127

Fachmann des jeweiligen Verbandes. Die Bilanz der Lehrgänge seit 1990 kann sich für den Volksmusikerbund sehen lassen. 6 C1 Registerführer-Lehrgänge mit 178 Absolventen 16 C2 Ausbilder-Lehrgänge

mit 603 Absolventen

8 C3 Dirigenten-Lehrgänge

-

mit 296 Absolventen

Landesmusikfeste

Bis 1990 führten die beiden Landesverbände Rheinland und Westfalen eigenständige Landesmusikfeste durch. Danach lud der Volksmusikerbund seine Mitgliedsvereine und Orchester aus dem benachbarten In- und Ausland zu gemeinsamen Landesmusikfesten ein: 1991 in Geseke (Westfalen) 1994 in Erkelenz (Rheinland) 1997 in Brilon (Westfalen)

2000 in Mönchengladbach (Rheinland) 2005 in Olpe (Westfalen)

Jedesmal ruhte die Organisation dieser mehrtägigen, veranstaltungsdichten Feste ausschließlich auf den Schultern ehrenamtlicher Kräfte des jeweiligen Kreisverbandes. Öffentlichkeitswirksam auch durch Rundfunk- und Fernsehübertragungen präsentierte der Volksmusikerbund sein musikalisches Potential. Unter den jeweils 200 Teilnehmerorchestern entstand nicht zuletzt durch abschließende Gemeinschaftschöre ein erhebendes Gefühl der Zusammengehörigkeit. Mühen und Aufwand für die Gestaltung der Landesmusikfeste lohnten immer, denn die starken Erlebnisse wirken als Kraftquelle in den Alltag der Musikvereine zurück. -

Wertungsspiele

Wertungsspiele nehmen in jedem Landesmusikfest einen breiten Raum ein. Beim letzten Landesmusikfest 2005 in Olpe stellten sich 68 Blasorchester und 16 Spielleutekorps einer Beurteilung ihrer Leistungen durch Juroren. Sie verteilten sich auf alle vier Leistungsstufen: Blasorchester

Spielleutekorps

Unterstufe

9

12

Mittelstufe

18

11

Oberstufe

28

1

Höchststufe

8

9

Gespräche im Anschluss an die Bühnenvorträge dienten der Beratung, an welchen Punkten und auf welche Weise die Orchester ihre Qualität verbessern könnten.

128

Wertungsspiele außerhalb der Landesmusikfeste finden mit Ausnahme 2009 nur einmal jährlich an wechselnden Orten statt. In den vergangenen Jahren waren dies: 2006 Kreiswertungsspiele in Sundern/Hochsauerland mit 12 Blasorchestern und 5 Spielmannszügen 2007 Landesmeisterschaft der Spielleute in Wülfrath mit 30 Spielmannszügen 2008 Landeswertungspiele der Spielleute in Hemer mit 29 Spielmannszügen 2009 Kreiswertungsspiel der Spielleute im Kreisverband Aachen mit 32 Spielmannszügen 2009 Kreiswertungsspiel in Anröchte Kreisverband Soest mit 12 Blasorchestern und 6 Spielleutekorps Viele Orchester aus NRW nutzten auch die Gelegenheit zur Teilnahme an Wertungsspielen bei Bundesmusikfesten: 1. Bundesmusikfest 1989 in Trier 2. Bundesmusikfest 1995 in Münster 3. Bundesmusikfest 2001 in Friedrichshafen 4. Bundesmusikfest 2007 in Würzburg

Trotz dieser Angebote dürfte es noch mehr Wertungsspiele auf Kreisebene geben, siehe dazu die Handlungsempfehlungen.

-

Verbandszeitschrift „crescendo-flair“

Die Fachzeitschrift ist d a s Kommunikationsmittel des Volksmusikerbundes und seit jüngstem auch des LandesMusikVerbandes. Hier erfahren die Führungskräfte der Vereine in übersichtlicher Form und reichlicher Bebilderung alles für sie Wichtige. Jeder Kreisverband hat seine eigene Kolumne mit Ankündigungen und Konzertberichten. Obwohl die schmuck gestaltete Zeitschrift zum verweilenden Lesen oder zumindest doch zum Blättern verleitet, bleibt es wohl ein Wunschtraum, dass nicht nur Vorstand und Dirigent, sondern auch Musiker, wenngleich durch Vereinsaktivitäten ausgelastet, ihre Zeitschrift „Crescendo-flair“ neugierig zur Hand nehmen, um zu erfahren, was der Verband und andere Orchester planen und warum die Blas-und Spielleutemusik noch immer „crescendiert“, also zunimmt, wie es im Titel der Zeitschrift heißt.

-

Beratung der Vorstände

Der Volksmusikerbund hat 2009, Frank Lübberding als Bildungs- und Organisationsreferenten hauptberuflich angestellt. Er berät u.a. die Vereinsvorstände bei Fragen und Problemen. Dabei kann es sich um Abgaben zur Künstlersozialversicherung handeln oder um Versiche-

129

rungsangelegenheiten, es kann um die Nutzung der Software ComMusic gehen oder um Zuschussanträge und Verwendungsnachweise öffentlicher Mittel. Es sollte keinen Grund mehr geben, dass ein Vereinsmitglied deswegen ein Vorstandsamt ablehnt, weil es fürchtet, „mit einem Bein im Gefängnis zu stehen“, wie ein übervorsichtiger Musiker äußerte.

-

Kooperationsvereinbarung mit dem LandesMusikVerband

Wie auf Seite 15 dargestellt betreut neben dem Volksmusikerbund auch der LandesMusikVerband NRW Vereine der Spielleute. Auf Initiative des Volksmusikerbundes kooperieren seit 2009 beide Verbände. Sie verstehen sich nicht als Konkurrenten, sondern verfolgen gemeinsame Ziele. Die Vereine können jetzt die Angebote beider Verbände nutzen: - Lehrgänge und Workshops stehen allen Vereinen offen, - D-Lehrgänge werden mit denselben Inhalten und Anforderungen angeboten, - Wertungsspiele und Wettbewerbe werden gemeinsam ausgeschrieben, - Die Zeitschrift Crescendo-flair ist das gemeinsame Organ für beide Verbände.

-

Landesmeisterschaft der Spielleute

Anlässlich des 4. Deutschen Bundesmusikfestes 2007 in Würzburg rief die veranstaltende bundesdeutsche Dachorganisation der Blas- und Spielleuteverbände erstmals seit ihrem Bestehen zu einer Deutsche Meisterschaft der Spielleute auf. Dafür wurden vorausgehende Wettbewerbe auf der Landesebene notwendig, denn nur die Sieger-Korps aus den Bundesländern waren am Bundeswettbewerb in Würzburg teilnahmeberechtigt. Der Volksmusikerbund führte zusammen mit der Feuerwehrmusik NRW und dem LandesMusikVerband (siehe Übersicht Seite 13) in Wülfrath 2006 als vorausgehenden Wettbewerb ebenfalls erstmals eine Landesmeisterschaft durch. Die Beteiligung von 26 Spielleutekorps zeigt, dass ein Wettbewerb den Wünschen der Spielleute entgegenkommt, sich sportlich zu messen. Deshalb wurde bereits eine „2. offene offizielle Landesmeisterschaft der Spielleute in NRW“ vom 17. bis 18. April 2010 in Dülmen-Buldern ausgeschrieben.

-

Weitere Leistungen des Volksmusikerbundes

Der Volksmusikerbund verwendet die von der Landesregierung in Düsseldorf zugewiesenen knappen Mittel zur Bildungsarbeit in den Vereinen, Kreisverbänden und im Landesverband. Dazu zählen: -

Vergütung eines teilangestellten Bildungsreferenten

-

Lehrgänge in der Landesmusikakademie Heek in Form der Übernahme von Seminar-Gebühren der Teilnehmer

-

Durchführung von Wertungsspielen

130

-

Probenwochenenden von Orchestern

-

Projekte zur Nachwuchsgewinnung

-

Kurse und Prüfungen für D-Leistungsabzeichen

-

Unterstützung des Landesspielleutekorps und des Landesblasorchesters.

Wie auch andere Musikverbände schließt der Volksmusikerbund günstige Verträge mit Versicherungen ab, sorgt durch einen Vertrag mit der GEMA für günstige Konditionen und hält eine lange Latte von Ehrungsmöglichkeiten bereit.

131

2. Teil DIE CHORVEREINE IN NRW

Im Gegensatz zu den Orchesterverbänden des instrumentalen Laienmusizierens stellte der Chorverband NRW keine Geschäftsunterlagen zur Evaluierung seiner Aktivitäten zur Verfügung. Deshalb beschränkt sich die folgende Untersuchung auf Ergebnisse der Angaben seiner Chorsänger und der Chorvorsitzenden. Handlungsempfehlungen wurden in die Analysen der Daten aufgenommen.

Die Struktur der Chorvereine Mitgliederbestände

aus 34 gemischten Chören 62 Männerchören 16 Frauenchören

Erw. Erw. Jugendl. Jugendl. männl. % weibl. % männl. weibl. % % gesamt 375 32% 794 67% 4 0,3% 17 1,4% 1190 1896 2 0,1% 1898 402 402

Ø 35 31 25

Größe der Chöre 35 SängerInnen

gem. Chöre Männerchöre Frauenchöre

31 Sänger 25 SängerInnen

Befragte Sänger

gemischte Chöre Männerchöre Frauenchöre

Mitglieder nach Auskunft der Vorsitzenden Ø 35 Ø 31 Ø 25

an der Befragung beteiligte Sänger Ø 22,5 Ø 18,6 Ø 15,5

% 64% 60% 62%

Die Übersicht zeigt, dass sich zwei Drittel aller Sänger eines Chores an der Umfrage beteiligt haben. Da im Anschreiben an die Vorsitzenden empfohlen worden war, die Erhebungsbögen von den Sängern in einer Probenpause ausfüllen zu lassen, lässt sich aus diesem Umstand schließen, dass ein Drittel der Chorsänger in der Probe fehlten. Dieser Befund korreliert mit dem von den Vorsitzenden bemängelten Probenbesuch von häufig unter 75%.

133

Mögliche Realität im Probenalltag gemischter Chöre Zwei Drittel der Sänger besuchen die Probe = 24 SängerInnen davon sind zwei Drittel Frauen

= 16 Sängerinnen

davon sind ein Drittel Männer

=

8 Sänger

Stimmaufteilung: 10 Sopran 6 Alt 3 Tenor 5 Bass Etwa jeder vierte Sänger kann seine Stimme selbstständig und sicher halten (siehe "Gründe für den Verbleib im Chor"). Madrigaleske Chorsätze mir polyphoner Stimmführung wird sich der durchschnittliche gemischte Chor kaum leisten können. Deshalb auch der Erfolg von Chorverlagen, die schlicht-homophone, auf den einfachsten Nenner reduzierte Chorlieder anbieten.

Geschlechterverteilung in gemischten Chören

32% männlich

weiblich 68%

Das Verhältnis oder auch Missverhältnis von zwei Drittel Frauen zu nur einem Drittel Männer ist für gemischte Chöre typisch. Nicht nur im Chorverband NRW, sondern überall ist ein Mangel an Männerstimmen zu beobachten, ob weltlicher oder kirchlicher Chor, ob Konzertchor oder Gospelchor. Manche gemischten Chöre schätzen sich glücklich, wenn sie überhaupt einige wenige singfähige Männer in ihren Reihen haben, um vierstimmige oder notfalls dreistimmige Chorsätze singen zu können. Blattsingfähige Männer werden deshalb vor Konzerten zur Auffüllung der Tenoroder Baßstimmen aus Not von außen angeworben und umhegt. Das Problem der Ungleichbesetzung ist bereits in Kinderchören zu beobachten, dort jedoch auch stimmbruchbedingt. Der weitaus überwiegende Teil der singenden Kinder sind Mädchen. Das mag auch daran liegen, dass unter den Gleichaltrigen solche Knaben, die im Kinderchor singen, weniger angesehen sind als fußballspielende.

135

Anzahl und Art der Chöre im Chorverband NRW weltliche Chöre im Chorverband NRW gemischte Chöre Männerchöre Frauenchöre Kinder/Jugendchöre gesamt

736 1.663 408 284 3.091

24% 54% 13% 9%

untersuchte Chöre im Chorverband NRW 34 62 16 112

5% 4% 4% 0% 4%

Unsere Untersuchung bezieht sich auf 4 bzw. 5 Prozent der im Chorverband NRW gemeldeten Erwachsenenchöre. Dieser Anteil ist geringer als die 8% untersuchten Musikvereine, darf aber dennoch als repräsentativ gewertet werden. Nordrhein-Westfalen ist noch immer das klassische Land der Männerchöre, einer Chorgattung, die bis in die 30er Jahre des 20. Jahrhunderts das weltliche deutsche Chorwesen beherrschte. Frauen wurden im Deutschen Sängerbund erst 1932 nach Satzungsänderung als "vollständige und vollverpflichtete Mitglieder" aufgenommen. Recht gering ist der Anteil von 9% an Kinder- und Jugendchören. Den Stellenwert der Jugendarbeit des Chorverband NRW kann ein Vergleich mit anderen Einzelverbänden im Deutschen Chorverband verdeutlichen. Zu den Spitzen-Verbänden gehören:

Maintal Sängerbund Chorverband Bayerisch-Schw. Chorverband Berlin Schwäbischer Sängerbund

alle Chöre 358 535 230 3.075

darin Kinder- und Jugendchöre 103 149 50 629

% 29% 28% 22% 21%

Das Schlusslicht mit weniger Kinder- und Jugendchören als im Chorverband NRW bilden:

Sängerbund Schleswig Holstein Thüringer Sängerbund Saarländischer Chorverband Sächsischer Chorverband

alle Chöre 443 357 372 254

darin Kinder- und Jugendchöre 33 26 21 15

% 7% 7% 6% 6%

137

Altersgruppen in den drei Chorsparten

10 - 20 Jahre 21 - 30 Jahre 31 - 40 Jahre 41 - 50 Jahre 51 - 60 Jahre 61 - 70 Jahre 71 - 80 Jahre 80+

gemischte Chöre 0% 11 1,4% 44 6% 121 16% 185 24% 148 19% 169 22% 79 10% 8 1,0% 765

Männerchöre 0% 2 0,2% 6 0,5% 21 2% 71 6% 142 12% 467 41% 391 34% 52 5% 1152

Frauenchöre 0% 4 2% 3 1,2% 21 8% 58 23% 53,0 21% 75 30% 32 13% 2 0,8% 248

gemischte Chöre

50% 40% 30% 20% 10% 0%

Jahre - 10

20

30

40

50

60

70

80

90

Männerchöre

50% 40% 30% 20% 10% 0%

Jahre - 10

20

30

40

50

60

70

80

90

Frauenchöre

50% 40% 30% 20% 10% 0%

Jahre - 10

20

30

40

50

60

70

80

90

138

Der Vergleich in den drei Chorsparten veranschaulicht, dass gemischte Chöre den gesündesten Altersaufbau aufweisen. Das überwiegende Alter der Sänger liegt zwischen dem 40. und 75. Lebensjahr. Mit 52 Jahren haben sie den niedrigsten Altersdurchschnitt. Jeder siebente der Sängerinnen und Sänger tritt dem gemischten Chor vor dem 40. Lebensjahr bei und hält ihm durchschnittlich 16 Jahre die Treue. Die Existenz der gemischten Chöre scheint mittelfristig gesichert. Ungünstiger sieht der Zugang zu den Frauenchören aus. Sie erhalten die meisten neuen Sängerinnen erst, wenn diese zwischen 40 und 50 Jahre alt sind. Die Mehrzahl der Frauen befindet sich im Alter von Mitte 60, wenn die Blütezeit ihrer Stimmen abklingt. Jede achte Sängerin singt noch bis in die Mitte ihres siebten Lebensjahrzehnts mit. Wenig Zukunftsperspektive bleibt den Männerchören. Auf 20 Männer über 50 Jahre kommt nur ein jüngerer Sänger. Methusalem lässt grüßen: jeder dritte Sänger hält seinen Sangesbrüdern bis zum 80. Lebensjahr die Treue. Sie waren mit 37 Jahren in den Männerchor eingestiegen und sind jetzt mit ihm gealtert. An neuen Sängern sind in der Altersstufe von 31 - 40 Jahren nur 2% dazugekommen. Beim Alterssegment 41 - 50 Jahre sieht es mit 6% Neuzugängen auch nicht viel besser aus.

139

Durchschnittsalter der Sänger/Innen 52 Jahre

gemischte Chöre

66 Jahre

Männerchöre 56 Jahre

Frauenchöre

Durchschnittsalter bei Choreinstieg gemischte Chöre

36 Jahre

Männerchöre

37 Jahre

Frauenchöre

40 Jahre

Vergleich Altersdurchschnitt in Chören und Orchestern 66 Jahre

Männerchöre Frauenchöre

56 Jahre

gem. Chöre

52 Jahre

Zupforchester

44 Jahre

Akkordeonorchester Blasorchester Spielleutekorps

37 Jahre 28 Jahre 26 Jahre

Das Durchschnittsalter gibt Auskunft über die Zukunftsfähigkeit der Musikgemeinschaft. Das hohe Alter in den Männerchören hindert junge Männer daran, sich dieser Singgemeinschaft anzuschließen, um sich darin wohl zu fühlen. Umgekehrt fühlen sich vereinzelte ältere Musiker in jugenddominierten Orchestern, wie in Spielleutekorps, auch nicht mehr heimisch und treten deshalb noch vor Erreichen des Rentenalters aus.

141

Dauer der Chorzugehörigkeit gem. Chöre 0% 290 38% 399 52% 145 19% 83 11% 87 11% 39 5% 22 3% 2 0%

5 Jahre 10 Jahre 20 Jahre 30 Jahre 40 Jahre 50 Jahre 60 Jahre 60 Jahre +

Männerchöre 0% 93 8% 94 8% 197 17% 239 21% 222 19% 179 16% 11 1% 18 2%

Frauenchöre 0% 68 27% 53 21% 41 17% 44 18% 20 8% 19 8% 2 1% 0 0%

gemischte Chöre mit 765 Sängern 60% 50% 40% 30% 20% 10% 0%

Jahre -5

5

5

30

40

50

60

61+

10

20

30

40

50

60

61+

Frauenchöre mit 248 Sängerinnen

50% 40% 30% 20% 10% 0%

Jahre - 5

20

Männerchöre mit 1152 Sängern

50% 40% 30% 20% 10% 0%

Jahre -5

10

5

10

20

30

40

50

60

Durchschnittliche Dauer der Chorzugehörigkeit gem. Chöre

16 Jahre

Männerchöre Frauenchöre

30 Jahre 17 Jahre

Der Männerchor ist für seine Mitglieder ein echter Lebensbegleiter. Der Sänger hält ihm durch dick und dünn die Treue. Dazu trägt mit Sicherheit die Kameradschaft bei. Warum Frauen - ähnlich wie in Orchestern - nur halb so beharrlich ihrer Chorgemeinschaft treu bleiben, bedarf wohl noch einer Untersuchung.

61+

143

Verwandte im Chor Vater gem. Chöre 765 Sänger Männerchöre 1152 Sänger Frauenchöre 248 Sängerinnen

Mutter

andere Verwandte

Geschwister

gesamt

17

2%

45

6%

46

6%

182

24%

38%

36

3%

0

0%

62

5%

94

8%

17%

0

0%

10

4%

14

6%

33

13%

23% 38%

gem. Chöre Männerchöre

17%

Frauenchöre

23%

Der Zusammenhalt im Chor stützt sich auch auf familiäre Bindungen. Annähernd jeder vierte Sänger hat Verwandte im Chor. Das gilt vor allem für gemischte Chöre. Frauen in Frauenchören haben einen stärkeren Familiensinn als Männer in Männerchören, denn sie ziehen mehr Verwandte in den Chor. Dennoch sind die verwandtschaftlichen Beziehungen in Chören längst nicht so stark wie in Musikvereinen. Dort finden vier von fünf Musikern einen Verwandten im Orchester.

Ehrenamtliche Führungspositionen im Chorverein Männer in 34 gemischten Chören in 62 Männerchören in 16 Frauenchören

Frauen

96

43%

126

57%

222

Ø7

437

96%

18

4%

455

Ø7

15

18%

67

82%

82

Ø6

Männer gem. Chöre

Frauen

43%

Männerchöre Frauenchöre

gesamt

57% 96%

18%

4% 82%

Ein Chorverein kommt mit geringerem ehrenamtlichen Führungspersonal aus als ein Musikverein. Durchschnittlich sind zumindest folgende Positionen zu besetzen: 1. und 2. Vorsitzender, Rechnungsführer, Schriftführer, Notenwart, Vizechorleiter. Erfreulich ist der gewachsene Anteil der Frauen. Bei gemischten Chören erklärt sich die Mehrheit der Frauen aus dem höheren Anteil der Sängerinnen. In Frauenchören überlassen die Sängerinnen doch einige Aufgaben lieber den Männern, auch wenn diese keinen aktiven sängerischen Part ausüben.

145

Qualifikation der Chorleiter

in 34 gemischten Chören in 62 Männerchören in 16 Frauenchören gesamt

Berufsmusiker

%

lehrgangsgeschult

%

Autodidakt

%

21 11 16 48

43% 24% 59% 43%

24 29 8 61

49% 63% 30% 54%

4 6 3 13

8% 13% 11% 12%

Berufsmusiker

43%

lehrgangsgeschult Autodidakt

54% 12%

Die überwiegende Mehrheit der Chöre hat Chorleiter, die sich entweder als Berufsmusiker ausweisen oder durch Lehrgänge geschult sind. Im Rahmen dieser Untersuchung wurde nicht weiter ermittelt, auf welche Weise die Berufsmusiker ihre Qualifikationen als Chorleiter erworben haben. Möglich wären Musiklehrer an allgemein bildenden Schulen, Absolventen des Fachs Chorleitung von Musikhochschulen, Absolventen berufsbegleitender Chorleiterlehrgänge an den Bundesakademien in Trossingen und Wolfenbüttel sowie an der Landesmusikakademie Heek, Instrumentallehrer mit Neigung zum Chorgesang oder Chorleiter ohne Hochschul-Ausbildung, aber mit langjähriger Erfahrung im Dirigieren. Wenn sich mehr als die Hälfte aller Chorleiter durch Lehrgangsbesuch qualifizieren, müsste der Chorverband NRW für 1.500 Chöre jährlich mindestens einhundert Interessenten in Chorleiterlehrgängen ausbilden.

147

Schwerpunkte der Chorarbeit Wertung der Vorsitzenden 9 gem. Chöre

8

7

1. - 9. Platz 6 5 4

3

2

1

beliebteste Musikrichtungen Wertung der Sänger 9

8

7

1. - 9. Platz 6 5 4

3

Klassik, Romantik, Moderne

Klassik, Romantik, Moderne

Deutsches Volkslied

Deutsches Volkslied

Männerchöre Frauenchöre

gem. Chöre Männerchöre Frauenchöre

Spirituals, Gospels

Oper, Operette

Deutsche Schlager ab 1960

Deutsche Schlager ab 1960

gem. Chöre Männerchöre Frauenchöre

gem. Chöre Männerchöre Frauenchöre

Internationale Folklore

Musicals

Renaissance, Barock

Spirituals, Gospels

Oper, Operette

Renaissance, Barock

gem. Chöre Männerchöre Frauenchöre

gem. Chöre Männerchöre Frauenchöre

gem. Chöre Männerchöre Frauenchöre

Musicals

Internationale Folklore

Deutsche Schlager bis 1960

Deutsche Schlager bis 1960

gem. Chöre Männerchöre Frauenchöre

gem. Chöre Männerchöre Frauenchöre

2

1

148

Musikrichtungen im Vergleich der Vorsitzenden mit den Sängern

Die Vereinsvorsitzenden waren nach den Schwerpunkten der Stilrichtungen ihrer Chöre gefragt. Chorsänger durften angeben, welche Epochen und Stilarten sie bevorzugen. Zum leichterem Verständnis, was unter den neun Chorsparten zu verstehen ist, waren den Stilbegriffen Namen von Komponisten zugeordnet, also Renaissance, Barock: di Lasso, Isaac, Lechner, Telemann, Händel, Bach; Deutsche Schlager bis 1960: Lincke, Kollo, Stolz, Bochmann, Mackeben, Grothe, Jary, Kreuder. Rangfolge der ersten fünf Stilarten Vorsitzende

Sänger

Gemischte Chöre 1. Klassik, Romantik 2. Barock 3. Spirituals 4. Deutsche Volkslieder

4. Deutsche Schlager nach 1960

5. Deutsche Schlager nach 1960

5. Deutsche Volkslieder

Männerchöre 1. Klassik, Romantik

1. Deutsche Volkslieder

2. Deutsche Volkslieder

2. Klassik, Romantik

3. Internationale Folklore

2. Deutsche Schlager nach 1960

4. Oper, Operette

4. Musicals

5. Spirituals

5. Internationale Folklore Frauenchöre

1. Klassik, Romantik

1. Musicals

1. Deutsche Volkslieder

2. Deutsche Schlager nach 1960 3. Spirituals

4. Deutsche Schlager nach 1960

4. Deutsche Volkslieder

4. Internationale Folklore

5. Klassik, Romantik

149

Aus der Befragung lassen sich Antworten auf zwei Fragen ableiten:

1. Wo stimmen die Vorstellungen der Vereinsvorsitzenden und Chorleiter mit den Wünschen der Sänger überein? Die Vorsitzenden aller drei Chorsparten sehen den Schwerpunkt der Chorarbeit in Kompositionen aus Klassik, Romantik und Moderne verbunden mit den Namen Mozart, Schubert, Schumann, Brahms, Bartók. Jedoch stimmen nur die Sänger gemischter Chöre mit ihren Vorsitzenden darin überein. Sie schätzen Musik, die nicht in erster Linie leicht verdaulicher, vom Fernsehen bekannter Unterhaltung entgegenkommt, sondern geduldiges Eindringen verlangt. Männerchorsänger setzen Klassik und Romantik auf Platz zwei, verdanken sie doch Komponisten wie Schubert, Liszt, Mendelsohn Bartholdy, Marschner und Lortzing eine Fülle hochwertiger Chorwerke. Das 19.Jahrhundert war die Zeit der aufblühenden Männerchöre. Sängerinnen aus Frauenchören setzen Klassik, Romantik auf den hinteren Platz 5. Das wundert nicht, denn aus dieser Zeit gibt es nur wenige originale Chorsätze für dreistimmigen Frauenchor. 2. Welche Trends beherrschen die aktuelle Chorszene?

Das traditionelle deutsche Volkslied verliert seinen Spitzenplatz. Nur Männerchöre bekennen sich zum deutschen Volkslied als ihrem bevorzugten Liedgut. Das deutsche Volkslied ist dabei, die Vorherrschaft gegenüber dem Schlager nach 1960 zu verlieren. In der Tat haben manche Schlager den Rang von Volksliedern erreicht, man denke nur an die Lieder von Udo Jürgens. Ein weiterer Trend liegt in der steigenden Beliebtheit von Spirituals, Gospels und Musicals. Hier wird überwiegend in englischer Sprache gesungen. Englischsprachige Songs sind vor allem bei jungen Sängern „in“. Noch vor zehn Jahren brandmarkte ein führender deutscher Bundeschormeister „populistische, modische Amerikanismen als Firlefanz“. Aber es ist sicher die rhythmische Kraft englischsprachiger Songs, die jüngere Menschen eher ansprechen als traditionelle deutsche Lieder, bei denen nicht der treibende Rhythmus, sondern die melodische Aussage an erster Stelle steht.

151

Probleme im Chorverein "Wo der Schuh drückt" Rangfolge der Probleme 1 bis 12 gem. Chöre

Antwortenvorgabe wir finden zu wenig neue SängerInnen in unserem gem. Chor singen zu wenig Männer Altersdurchschnitt liegt zu hoch, über 60 Jahre unregelmäßiger Probenbesuch, unter 75% wir haben Mühe, Vorstandsposten zu besetzen Probenraum ist zu klein Flügel/Klavier in schlechtem Zustand Probenraum akustisch ungeeignet Ständiges Umräumen Lüftung unzureichend möchten gerne einen Kinderchor, Leiter fehlt

19 22 10 4 2 2 3 1 1 0 1

56% 65% 29% 12% 6% 6% 9% 3% 3% 0% 3%

gem. Chöre

58 3 51 10 12 8 3 9 4 7 1

94% 5% 82% 16% 19% 13% 5% 15% 6% 11% 2%

Männerchöre

Frauenchöre 7 0 3 2 1 1 1 0 0 0 0

44% 0% 19% 13% 6% 6% 6% 0% 0% 0% 0%

Frauenchöre

56%

wir finden zu wenig neue SängerInnen

94% 44%

in unserem gem. Chor singen zu wenig Männer

65% 29%

Altersdurchschnitt liegt zu hoch, über 60 Jahre

82% 19% 12%

unregelmäßiger Probenbesuch, unter 75%

16% 13%

wir haben Mühe, Vorstandsposten zu besetzen

Männerchöre

6% 19% 6%

152

Sorgenkinder liegen mit sehr weitem Abstand vor den nächstfolgenden Problemen. Existenzsorgen drücken die Verantwortlichen im Chor am stärksten. Die Initiative, einen Kinderchor zu gründen, dessen Früchte im Erwachsenenchor womöglich erst eine Generation später als Wiedereinsteiger spürbar werden, diesen weit vorausschauenden Schritt planen die wenigsten Chöre. Das zeigt die niedrige Wertung der Suche nach einem Kinderchor-Leiter auf dem letzten Platz.

Die Suche nach singfähigen und singwilligen Männern ist deutschlandweit das Hauptproblem der gemischten Chöre. Wo sollen Männer das Singen gelernt haben, wenn in Kinder- und in Jugendchören überwiegend Mädchen singen? Die Zeiten singender Schulklassen sind seit langem vorbei. Der hohe Altersdurchschnitt der Sänger, - gemischte Chöre 52 Jahre, Männerchöre 66 Jahre, Frauenchöre 56 Jahre - verstärkt noch die Sorge um die künftige Existenz der Chöre. Da können vielleicht offene Schnupperchorproben helfen, verbunden mit Mutmachen: Chorsingen kann man auch noch als Erwachsener lernen; keine Angst vor Noten, auch die lassen sich schrittweise lernen. Was lässt sich gegen unregelmäßigen Probenbesuch unternehmen? In erster Linie effiziente Proben unter Chorleitern, die zielorientiert arbeiten und Singlust hervorlocken. Wenn auch das nicht zur regelmäßigen Anwesenheit führt, könnte das Vieraugengespräch des Vorsitzenden mit dem illoyalen Sänger helfen.

An fünfter Stelle der Probleme liegt die Schwierigkeit, Vorstandsposten zu besetzen. In einer kleinen Sängerschar jemanden zu finden, der über die nötige Energie, Tatkraft und Autorität verfügt, ist nicht einfach. Aber es gibt genügend Beispiele dafür, dass ein Mensch mit seinen Aufgaben wächst, vor allem, wenn er sich des Zuspruchs durch die Sänger sicher sein darf. Chöre, die in einer Schulklasse proben müssen, haben ähnliche Probleme wie Orchester. Der Raum ist zu klein, bietet nicht genügend Frischluft, ist akustisch ungünstig, zu jeder Probe muss umgeräumt werden. Da hilft nur langer Atem und das Bohren dicker Bretter, um an einen eigenen Probenraum in einem öffentlichen Gebäude zu kommen, siehe auch Handlungsempfehlungen für Musikvereine.

153

Fortbildungswünsche Platzierung durch die Vorsitzenden gem. Chöre

Männerchöre

Frauenchöre

gesamt

für Chorsänger 15 44% 5 15%

26 9

42% 15%

5 3

31% 19%

41% 15%

Stimmbildung Neue Chorlieder Stile Rock, Pop Szenische Gestaltung Singen mit Kindern

für Chorleiter 3 9% 5 15% 5 15% 1 3% 1 3%

11 8 3 1 2

18% 13% 5% 2% 3%

2 4 1 1 0

13% 25% 6% 6% 0%

14% 15% 8% 3% 3%

Werbung, Öffentlichkeitsarbeit Vereins-Verwaltung Rhetorik

für Vorstände 10 29% 4 12% 2 6%

28 10 10

45% 16% 16%

5 4 0

31% 25% 0%

38% 16% 11%

Stimmbildung Singen nach Noten

für Chorsänger Stimmbildung

41% 15%

Singen nach Noten

für Chorleiter Neue Chorlieder

15%

Stimmbildung

14%

Stile Rock, Pop

8%

Szenische Gestaltung

3%

Singen mit Kindern

3%

Werbung, Öffentlichkeitsarbeit Vereins-Verwaltung Rhetorik

für Vorstände 38% 16% 11%

154 Leider lässt sich nicht ausmachen, ob die Fortbildungswünsche einem Mangel an Angeboten entsprechen. Der Chorverband NRW hat der Bitte, Fakten zur Evaluierung seiner Angebote beizusteuern, nicht entsprochen. Wir wissen deshalb nicht, welche Lehrgänge und Schulungen für welche Zielgruppen wann, wo, wie oft und mit wie vielen Teilnehmern angenommen worden sind. Die Stimmbildung für Chorsänger steht an erster Stelle aller Wünsche; auch Chorleiter wünschen sich Anregungen, wie sie mit ihren Chören stimmbildnerisch sinnvoll arbeiten können. Auch wenn sie jede Probe mit Stimmbildungs-Übungen beginnen, laufen sie Gefahr, in Routine zu verfallen und den Chor zu langweilen. Vorschläge können sie in Hülle und Fülle in den beispielreichen Veröffentlichungen von Ulrich Führe finden. Speziell für Chöre mit Sängern über 50 – und das ist die Mehrheit der Chöre in NRW – gibt es jetzt ein Buch, das viele Schriften über Stimmbildung ersetzen kann: Elisabeth Bengtson-Opitz, Anti-aging für die Stimme, Timon Verlag 2008. Hier finden sich Übungen, mit denen sich der Alterungsprozess der Stimme hinauszögern lässt. Aber die besten Bücher können nicht die lebendige, praktische Stimulation durch einen ausgewiesenen Experten live ersetzen. Werbung und Öffentlichkeitsarbeit werden hinter der Stimmbildung am meisten gewünscht. Hier drückt sich wohl die Not aus, zu wenig neue, jüngere Chormitglieder zu finden. Publikumswirksame, gelungene Konzerte und Auftritte, Mund - zu - Mund -Propaganda sowie offene Schnupperstunden bilden die beste Werbung. Sie können mehr bewirken als noch so gut formulierte Zeitungsartikel und Aufrufe.

Nach Noten singen können wohl die meisten SängerInnen der Chöre im Chorverband NRW, denn nur 15% der Chöre erwarten nach Ansicht der Vorsitzenden Hilfen bei der schwierigen Aufgabe, Noten sängerisch in richtige Tonabstände und Rhythmen umzusetzen. Mehr als die Hälfte aller Sänger hat ein Instrument erlernt, wie die Befragung ausweist. Diese Sänger haben es leichter, den Noten mehr als ein ungefähres aufwärts und abwärts zu entnehmen. Befremdlich wirkt, dass Chorleiter, die gern Lieder aus Musicals erarbeiten, wie die Befragung nach den beliebtesten Chorliedern an anderer Stelle zeigt, wenig Interesse an deren szenischer Gestaltung zeigen. In diesem Metier wirkt bewegungsloses Chorsingen wie in einer Kantate: für das Publikum ermüdend. Vielleicht bietet der Chorverband NRW für dieses Thema genügend Angebote, sodass kein weiterer Bedarf besteht, aber er hat darüber leider keine Auskunft erteilt.

155

Die Chorsänger im Chorverein Gründe für den Eintritt in den Chor Mehrfachantworten gem. Chöre von 765 SängerInnen Antwortvorgaben ich habe schon immer gern für mich gesungen

Männerchöre von 1152 Sängern

Frauenchöre von 248 Sängerinnen

Gesamt

434

57%

471

41%

135

54%

48%

Freunde und Altersgenossen waren schon im Chor

274

36%

553

48%

71

29%

41%

Werbung durch den Chor

194

25%

363

32%

57

23%

28%

194

25%

166

14%

65

26%

20%

168

22%

200

17%

46

19%

19%

ich habe schon im Kinderchor gesungen Ein Familien-Mitglied war bereits im Chor ich habe schon immer gern für mich gesungen Freunde und Altersgenossen waren schon im Chor Werbung durch den Chor

ich habe schon im Kinderchor gesungen Ein Familien-Mitglied war bereits im Chor

48% 41% 28% 20% 19%

Die elementare Lust am Singen ist mit weitem Abstand der erste Grund, einem Chor beizutreten, unabhängig von der Chorgattung. Dafür ist es nie zu spät, denn das Chorsingen – die eigene Stimme zu führen, wenn ringsherum zugleich andere Stimmen erklingen – ist auch im Alter bei nötiger Geduld noch erlernbar. Fast die Hälfte aller Chorsänger ließ sich von Freunden und Altersgenossen - öfter als von Familienmitgliedern - überzeugen, welchen Nutzen das Chorsingen für Sinne, Gemüt und Geselligkeit bringt. In ihrer Kindheit bereits in einem Chor gesungen zu haben, davon profitieren besonders die erwachsenen Sänger in gemischten und in Frauenchören. Jeder vierte Sänger kann auf diese früheren sängerischen Erfahrungen aufbauen. Diese Antworten beweisen, dass es im Interesse eines jeden Erwachsenenchores sein sollte, zusätzlich einen Kinderchor und darauf aufbauend möglichst auch einen Jugendchor im eigenen Chorverein zu unterhalten. Es gibt Traditions- chöre, die dafür auch über ein ausreichendes finanzielles Polster aus besseren Zeiten mit mehr Sangesbrüdern und -Schwestern verfügen.

157

Gründe zum Verbleib im Chor Mehrfachantworten gem. Chöre Antwortvorgaben Wohlfühlen in der Gemeinschaft ohne Chorsingen fehlt etwas Auswahl Chorstücke gefällt Auftritte genießen Geselligkeit Ausflüge, Reisen Anerkennung als Sänger

681 553 521 414 215 217 157

89% 72% 68% 54% 28% 28% 21%

Männerchöre

Frauenchöre

1056 597 473 546 459 421 297

208 153 113 111 98 90 48

92% 52% 41% 47% 40% 37% 26%

alle Chöre

84% 62% 46% 45% 40% 36% 19%

Wohlfühlen in der Gemeinschaft

90% 60%

ohne Chorsingen fehlt etwas 51%

Auswahl Chorstücke gefällt

49%

Auftritte genießen 36%

Geselligkeit

34%

Ausflüge, Reisen Anerkennung als Sänger

90% 60% 51% 49% 36% 34% 23%

23%

Die Gemeinsamkeit mit den anderen Chorsängern ist das vordringliche Motiv, dem Chor die Treue zu halten, so empfinden die Sänger aller Chorgattungen übereinstimmend. Alle weiteren Argumente pro Chor folgen erst in größerem Abstand. Die Auswahl der Chorsätze behagt nicht einmal der Hälfte der Sänger im Männerchören und der Frauen im Frauenchören. Dennoch empfinden die Mitglieder ohne das Chorsingen einen Mangel. Chorsingen sehen die Sänger als einen Teil ihrer selbst. Sie gehen gern in den Chor, aber nicht unbedingt der Chorsätze, sondern des gemeinsamen sängerischen Gestaltens wegen. Die Sänger bestätigen den Slogan "Singen verbindet". Gelungene öffentliche Auftritte genießen die Sänger als Belohnung für die vorangegangene Probenarbeit. Sie bedeuten ihnen mehr als Reisen und Geselligkeit nach den Proben. Ausflüge und Reisen haben angesichts der riesigen Angebote für jedermann auf dem Tourismusmarkt nicht mehr den Stellenwert früherer Zeiten. Dennoch bleibt eine Reise mit Sängerfreunden und wohlüberlegtem Programm noch immer attraktiv. Anerkennung wegen seiner sängerischen Fähigkeiten findet höchstens jeder vierte Sänger. Diese Quote scheint sogar recht hoch zu sein, denn tonhöhen- und rhythmussichere "Zugpferde" ragen im Chor heraus; die Chorgemeinschaft braucht sie, sie genießen deshalb berechtigten Respekt.

159

Kritik am Chorverein Mehrfachantworten der SängerInnen

Antwortvorgaben die Auswahl der Chorsätze trifft des öfteren nicht meinen Geschmack in unserem Chor wird die Geselligkeit zu wenig gepflegt für Jugendliche wird außer Chorproben zu wenig geboten wir haben zu selten Auftritte uns SängerInnen wird zu wenig Fortbildung angeboten unser Chorleiter kritisiert viel, lobt wenig die Chorproben sind zu eintönig unserem Vorstand fehlt es an Initiative ich verstehe mich nicht mit anderen Chorsängern

die Auswahl der Chorsätze trifft des öfteren nicht meinen Geschmack in unserem Chor wird die Geselligkeit zu wenig gepflegt für Jugendliche wird außer Chorproben zu wenig geboten wir haben zu selten Auftritte uns SängerInnen wird zu wenig Fortbildung angeboten unser Chorleiter kritisiert viel, lobt wenig die Chorproben sind zu eintönig unserem Vorstand fehlt es an Initiative ich verstehe mich nicht mit anderen Chorsängern

gem. Chöre von 765 SängerInnen

Männerchöre von 1152 Sängern

Frauenchöre von 248 Sängerinnen

alle Chöre

80

10%

229

20%

22

9%

15%

67

9%

82

7%

12

5%

7%

43

6%

87

8%

3

1%

6,1%

43

6%

83

7%

3

1%

6,0%

36

5%

56

5%

12

5%

5%

20

3%

34

3%

9

4%

3%

22

3%

23

2%

5

2%

2%

17

2%

25

2%

7

3%

2%

13

1,7%

19

1,6%

4

1,6%

2%

15% 7% 6,1% 6,0% 5% 3% 2% 2% 2%

160 Der stärkste Kritikpunkt aller Sänger, insbesondere in Männerchören, gilt der Auswahl der Chorsätze. Bei den Musikvereinen wiegt diese Kritik mit 17% ähnlich schwer. Sie lässt sich dort eher aus der Altersbreite sehr junger bis zu älteren Musikern erklären. Jede Generation hat ihre eigenen Geschmacksorientierungen. Solche Vorlieben und Abneigungen müssen durch Kompromisse ausgeglichen werden. Wohl ist diese Generationen-Bandbreite in Chören nicht so stark wie in Musikvereinen, weil erwachsene Jugendliche in Chören kaum vertreten sind. Es wäre eine eigene Untersuchung wert, die Erwartungen und Ansprüche der Sänger an das Chorsingen mit der gesungenen Literatur zu vergleichen, auch um zu erfahren, warum ausgerechnet die altershomogenen Männerchöre mit ihrer Chorliteratur so oft nicht übereinstimmen. Wünschenswert ist eine aktuelle Untersuchung, wie sie Andreas Eckhardt 1977 in seiner Dissertation leistete „Männerchor: Organisation und Chorliteratur nach 1945". Die hohe Rate an Unzufriedenheit der Männerchöre mit ihrer Literatur spiegelt in der Tat ein Dilemma wider: Show-Chormusik mit poppiger Instrumental-begleitung vom Zuspielband, wie im Fernsehen inzwischen zur Gewohnheit geworden, verleiht dem Altherrenchor pseudojunges Aussehen, polyphon-lineare Liedsätze - auch die Männerchöre von Franz Schubert - sind zwar musikalisch hochwertig, überfordern aber den kleinen ländlichen Männerchor, und der traditionelle homophon-akkordische Chorsatz ohne reizharmonische Zutaten kann doch sehr altbacken wirken. Hoffnungen lassen Kompositionen für „Junge Männerchöre“ in neuem rhythmischen Stil aufkommen. Sie verlangen schlankeres Singen und müssen sich erst gegen eingeschliffene kehlige Vibrato-Singweisen aus voller Brust durchsetzen. Der zweite Kritikpunkt bezieht sich auf zu geringe Pflege der Geselligkeit. Der Vorstand sollte sich darüber im klaren sein, dass die Suche nach wohltuender Gemeinschaft der Sänger die erste Motivation zum Eintritt in einen Chor ist (vergleiche Gründe zum Eintritt in den Chor). Punkt drei der Kritik drückt ein Unbehagen über das Fehlen jugendlichen Nachwuchses aus. Während Orchestermusiker eher über zu viele Auftritte klagen, wünschen Choristen mehr öffentliche Singanlässe. Vorstand und Sänger sind aufgefordert, nach Auftrittsmöglichkeiten Ausschau zu halten, denn nur ein einziger Auftritt im Jahreskonzert oder gelegentliche Auftritte beim befreundeten Chor bei dessen Jahreskonzert lassen die Spannung in den Chorproben abflachen; man lässt schon mal eine Probe ausfallen, wenn kein zeitnaher Auftritt drängt. Durchweg sind Chorsänger mit ihrem Chorleiter zufriedener als Orchestermusiker mit ihren Dirigenten. Offensichtlich gewöhnen sich Sänger auch an merkwürdige gestische Manierismen ihrer Chorleiter, wie sie bei Auftritten zu beobachten sind. Vorstände genießen durchweg das Vertrauen der Sänger. Chorsingen und Orchestermusizieren begünstigen offenbar die Anpassungsfähigkeit und stellen das Harmoniebedürfnis der Sänger und Musiker zufrieden. Nur 1,5% der Chorsänger und 1% der Musiker verstehen sich nicht mit anderen Mitgliedern.

161

Singen in zusätzlichen Chören von 765 SängerInnen in gem.Chören in gemischten Chören in Männerchören in Kirchenchören in Projektchören in Frauenchören in Gospelchören in Schulchören gesamt

von 1152 Sängern in Männerchören

von 248 Sängerinnen gesamt in Frauenchören

singen in weiteren Chören 16% 46 4% 10 6% 193 17% 10% 83 7% 15 9% 47 4% 18 3% 0 0% 25 1,0% 7 0,6% 3 1,3% 5 0,4% 1,0 47% 381 33% 72

123 49 73 68 26 8 10 357

4% 0% 6% 7% 10% 1,2% 0,4% 29%

24% 23% 23% 20% 13% 3% 2%

Chorsänger singen zusätzlich in gem. Chöre

47%

Männerchöre

33%

Frauenchöre

29%

Das hohe Ergebnis beweist die Singfreude der Chorsänger. Jedes zweite Mitglied eines gemischten Chores singt auch noch in einem anderen Chor, von den Mitgliedern aus Männerund Frauenchören singt jeder Dritte in einem weiteren Chor mit. Verteilung aller Sänger auf zusätzliche Chorsparten in gemischten Chören

24%

in Männerchören

23%

in Kirchenchören

23%

in Projektchören

20%

in Frauenchören in Gospelchören in Schulchören

13% 3% 2%

In diesem Diagramm sind die Sänger der drei Chorsparten zusammengefasst. Das Zahlenwerk verdeutlicht, dass Chorsänger, die in mehreren Chören aktiv sind, meistens in ihrer Sparte bleiben, Männerchor-Sänger singen meist in einem weiteren Männerchor, FrauenchorSängerinnen in einem zusätzlichen Frauenchor. Neu taucht der Kirchenchor als beliebter zusätzlicher Chor auf. Erstaunlich wenige Sänger singen auch in einem Gospelchor mit, obwohl Gospelchöre, oft mit kirchlichem Anschluss, in letzter Zeit wie Pilze aus dem Boden geschossen sind. Hier versammeln sich öfter singfreudige junge Menschen ohne Chorerfahrung.

163

Die beliebtesten Chorauftritte Mehrfachantworten

Saalkonzerte Kirchenkonzerte Ständchen Open-Air-Singen Chorwettbewerbe

gem. Chöre von 765 SängerInnen % 498 65% 484 63% 171 22% 125 16% 129 17%

Männerchöre von 1152 Sängern % 894 78% 596 52% 526 46% 253 22% 141 12%

Frauenchöre von 248 Sängerinnen % 160 65% 109 44% 108 44% 56 23% 44 18%

alle Chorsparten 1552 1189 805 434 314

Saalkonzerte

72%

Kirchenkonzerte

55% 37%

Ständchen 20%

Open-Air-Singen Chorwettbewerbe

15%

Jeder Sänger hat im Schnitt zwei von fünf Auftrittsmöglichkeiten favorisiert. Dass Saalkonzerte an erster Stelle liegen, ist keine Überraschung, denn dafür wird hauptsächlich geprobt. Kirchenkonzerte folgen schon an zweiter Stelle, obwohl fast jede Kirchengemeinde ihren eigenen Kirchenchor hat. Das Ständchen-Singen ist gleichzeitig eine Belohnung für fordernde Probenabende, weil sich dem feierlichen Singen in der Regel eine feuchtfröhliche Einladung durch die Geehrten anschließt.

Chorwettbewerbe liegen an letzter Stelle in der Beliebtheitsskala. Obwohl der Chorverband NRW eine Menge an Wettbewerben anbietet, scheint die Anzahl der teilnehmenden Chöre doch begrenzt zu sein. Immerhin sieht jeder sechste Chorist in der Wettbewerbsteilnahme ein lohnendes und herausforderndes Ziel.

72% 55% 37% 20% 15%

165

Chorsänger als Instrumentalisten Mehrfachantworten

Klavier Blockflöte Keyboard Akkordeon Gitarre, Geige, Orgel Querflöte Trompete Saxophon Klarinette Horn Schlagzeug Posaune gesamt

gem. Chöre von 765 SängerInnen % 203 27% 156 39% 37 5% 22 3% 37 4,8% 40 5,2% 7 0,9% 16 2,1% 14 1,8% 7 0,9% 4 0,5% 8 1,0% 551 72%

Männerchöre von 1152 Sängern % 72 6% 83 7% 61 5% 58 5% 33 2,9% 14 1,2% 17 1,5% 6 0,5% 5 0,4% 11 1,0% 10 0,9% 4 0,3% 374 32%

gem. Chöre Männerchöre Frauenchöre

Frauenchöre von 248 Sängerinnen % 27 11% 37 15% 16 6% 4 2% 9 3,6% 5 2,0% 4 1,6% 2 0,8% 2 0,8% 2 0,8% 0 0,0% 0 0,0% 108 44%

72% 32% 44%

Der hohe Anteil an Choristen, die ein Musikinstrument spielen bzw. gespielt haben, lässt auf ein breites musikalisches Interesse schließen. Fast zwei Drittel der Sänger in gemischten Chören haben demnach das Notenlesen im Instrumentalunterricht erlernt. Das präzise Erkennen der Intervalle aus der Notenschrift und das schnelle Umsetzen in Tonvorstellungen ist mit der Stimme allein eine schwierige Aufgabe. Deshalb sind viele Sänger, wahrscheinlich sogar deren Mehrheit, auf verlässliche Führungspersonen angewiesen, die das Notenbild mit Tonvorstellungen sicher verbinden können. Diese Stimmführer haben ihre Fähigkeit in aller Regel durch intensives Instrumentalspiel erworben. Klavier und Blockflöte sind die am häufigsten gespielten Instrumente der Sänger. Sie belegen die Plätze eins und drei unter den meist gelernten Instrumenten an Deutschlands Musikschulen. Die Zeiten des Blockflötenunterichts dürften bei den meisten Sängern weit zurückliegen, aber „umsonst“ waren sie nicht. Das an dritter Stelle liegende Keyboard kann dem Sänger daheim helfen, den Verlauf seiner Chorstimme abzusichern. In Männerchören könnte diese Funktion hauptsächlich das Akkordeon einnehmen.

167

Mitgliedschaften in anderen Vereinen gem. Chöre von 765 SängerInnen Sportverein Schützenverein kirchliche Organisation Wanderverein Hilfsorganisationen Musikverein Karnevalsverein Freiwillige Feuerwehr Tierschutz Verkehrsverein

187 50 143 50 56 30 16 20 20 23 595

Männerchöre von 1152 Sängern

24% 7% 19% 7% 7% 4% 2% 3% 3% 3% 78%

252 260 118 80 44 59 65 59 31 21 989

22% 23% 10% 7% 4% 5% 6% 5% 3% 2% 86%

Frauenchöre von 248 Sängerinnen 62 10 26 8 15 6 1 0 4 0 132

Sportverein

23% 15% 13% 6% 5% 4% 3,8% 3,6% 2,5% 2,0%

15%

kirchliche Organisation

13%

Wanderverein

6%

Hilfsorganisationen

5%

Musikverein

4%

Karnevalsverein

3,8%

Freiwillige Feuerwehr

3,6%

Verkehrsverein

25% 4% 10% 3% 6% 2% 0,4% 0% 2% 0% 53% 23%

Schützenverein

Tierschutz

gesamt

2,5% 2,0%

Summe aller Mitgliedschaften 100% 80%

gem. Chöre

60% Männerchöre 40% 20%

Frauenchöre

0%

Sänger in gemischten- und in Männerchören nehmen auch an anderen Formen des gesellschaftlichen Lebens teil. Fast jeder zweite Sänger ist Mitglied in einem weiteren Verein. An der Spitze aller Mitgliedschaften steht der Sportverein, dem jeder vierte Sänger angehört, gefolgt von kirchlichen Organisationen und an dritter Stelle steht der Schützenverein, dem jedes vierte Männerchormitglied angehört. Über die zahlenmäßige Bedeutung der Schützenvereine wird im Kapitel "Der Musiker im Musikverein - Mitgliedschaft in anderen Vereinen" berichtet. Frauen haben durch die Doppelbelastung von Haushalt und Beruf nicht so viel Zeit wie Männer, sich auch noch in anderen Vereinen zu engagieren.

169

Häufige Freizeitgestaltung Mehrfachantworten gem. Chöre von 765 SängerInnen Musikhören Lesen Wandern Reparatur, Garten Fernsehen, Kino Konzertbesuche Sport Kameradschaftsabende Basteln, Handarbeit Üben am Instrument Kneipenbesuche Tanzen, Disco

Männerchöre von 1152 Sängern

Frauenchöre von 248

503 473 387 280 274 315 270

66% 62% 51% 37% 36% 41% 35%

600 367 459 570 352 301 235

52% 32% 40% 49% 31% 26% 20%

155 139 109 69 93 81 69

63% 56% 44% 28% 38% 33% 28%

99

13%

190

16%

33

13%

156 150 74 67

20% 20% 10% 9%

108 99 108 47

9% 9% 9% 4%

66 24 18 25

27% 10% 7% 10%

gesamt 58% 45% 44% 42% 33% 32% 27% 15% 15% 13% 9% 6%

Die top 4 Freizeitaktivitäten der Sänger Musikhören Lesen Wandern Reparatur, Garten

58% 45% 44% 42%

Jeder Sänger konnte unter 12 Aktionen zur Freizeitgestaltung auswählen und dabei auch mehrere Möglichkeiten angeben. Die Sänger in Frauen- und Männerchören benannten drei Freizeitaktivitäten außer den Musikproben, die Sänger in gemischten Chören – wie überall mit der Nase vorn – sogar vier Aktivitäten. Der Fernsehkonsum lag nicht an erster, sondern erst an fünfter Stelle. Dagegen favorisierten alle Chorsänger das Musikhören. Es ist davon auszugehen, dass Sänger Musik intensiver hören und in sich aufnehmen als musikpassive Menschen. Sänger lernen in jeder Probe, Musik zu differenzieren. Sie genießen deshalb auch das Hören von Musik. An zweiter Stelle folgt bei Sängern in gemischten Chören das Lesen. Lesefreude, vor allem der Frauen, kann auch für ein höheres geistiges Niveau sprechen, denn Lesen anspruchsvoller Literatur verschafft den Zugang zu Wissen und Bildung, es regt Geist und, ähnlich wie das Musizieren, das Gefühl an. An dritter Stelle liegt bei allen Sängern das Wandern. Dass der Sport bei Sängern erst an siebter Stelle, anders als bei den viel jüngeren Instrumentalmusikern liegt, erklärt sich aus dem hohen Altersdurchschnitt der Sänger.

171

Persönliche Daten der Chorsänger Familienstatus

gem. Chöre Männerchöre Frauenchöre

Vater 2 0,2% 4 0,2% 4 1,0%

Mutter 20 16 13

1,7% 0,8% 3%

Anzahl der Geschwister

0 Geschwister 1 Geschwister 2 Geschwister 3 Geschwister 4 Geschwister 5 Geschwister 6 + Geschwister

gem. Chöre % 266 35% 181 24% 150 20% 74 10% 38 5% 26 3% 30 3,9%

Männerchöre % 631 55% 165 14% 130 11% 94 8% 59 5% 34 3% 39 3%

Frauenchöre % 128 52% 44 18% 40 16% 14 6% 12 5% 4 2% 6 2,4%

gesamt 47% 18% 15% 8% 5% 3,0% 3,5%

0 Geschwister

47%

1 Geschwister

18%

2 Geschwister

15%

3 Geschwister 4 Geschwister 5 Geschwister 6 + Geschwister

8% 5% 3,0% 3,5%

Durchschnittliche Anzahl der der Geschwister: SängerInnen in gemischten Chören haben Ø 1,6 Geschwister Sänger in Männerchören haben

Ø 1,2 Geschwister

Sängerinnen in Frauenchören haben

Ø 1,1 Geschwister

Chorsänger sind beinahe ausnahmslos in traditionellen Familien mit Vater und Mutter groß geworden. Dabei ist der relativ hohe Altersdurchschnitt der Sänger zu berücksichtigen. Die Hälfte der Chorsänger ist ohne Geschwister aufgewachsen. Ein Drittel der Familien umfasste zwei und mehr Kinder, sodass sich eine durchschnittliche Familiengröße von 2,1 bis 2,6 Kindern ergab: ein Traum für die heutige Bundesfamilienministerin, die sich mit staatlichen Anreizen bemüht, die Geburtenquote von 1,3 zu erhöhen.

172

Nationalität der Sänger nach Angaben der Vorsitzenden

in 34 gemischten Chören in 62 Männerchören in 16 Frauenchören gesamt

Deutsche 1182 1871 402 3455

% Ausländer 99,3% 8 98,6% 27 100,0% 0 99,0% 35

% 0,7% 1,4% 0% 1%

von insgesamt 1190 Sängern 1898 Sängern 402 Sängerinnen 3490 Sängern

Deutsche 754 1135 246 2135

% 63,4% 59,8% 61,2% 98,6%

% 0,9% 0,9% 0% 1%

von insgesamt 765 Sängern 1152 Sängern 248 Sängern 2165 Sängern

nach Angaben der Sänger

gem. Chören Männerchören Frauenchören gesamt

Ausländer 11 17 2 30

Nationalität der Eltern der Sänger

gem. Chören Männerchören Frauenchören gesamt

ein Elternteil deutsch, beide Eltern anderer ein Elternteil anderer Nationalität Nationalität 15 1,3% 9 0,8% 18 0,9% 4 0,2% 1 0,2% 3 1% 34 1,6% 16 1%

von insgesamt 765 Sängern 1152 Sängern 248 Sängern 2165 Sängern

Migranten finden sich in deutschen Chören verschwindend wenige. Das Ergebnis fällt noch etwas schwächer als bei Instrumentalvereinigungen aus. Angesichts der Tatsache, dass in NRW über eine Million Menschen nicht deutscher Herkunft leben und deren Eingliederung in die deutsche Gesellschaft ein erklärtes politisches Ziel ist, sollten sich die Gesangsvereine Gedanken machen, warum nicht mehr Migranten mitsingen (wollen). Sind es Sprachprobleme oder liegt es an den radikal unterschiedlichen kulturellen Milieus? Im Kulturprogramm des Deutschen Chorverbandes heißt es: "Die Mitgliederchöre des DCV sind offen für ausländische Mitbürgerinnen und Mitbürger".

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Behinderte im Chor Angaben der Vorsitzenden

in 34 gemischten Chören in 62 Männerchören in 16 Frauenchören

mit Behindertenausweis 9 30 5

von insgesamt 0,8% 1,6% 1,2%

1190 Sängern 1898 Sängern 402 Sängerinnen

Angaben der Chormitglieder

in gemischten Chören in Männerchören in Frauenchören

mit Behindertenausweis 31 163 13

von insgesamt 4,1% 14,1% 5,2%

765 Sängern 1152 Sängern 248 Sängern

Die Angaben der Choristen weichen erheblich von denen der Vorsitzenden ab. Manche Behinderungen sind unauffällig und den Vorsitzenden deshalb nicht bekannt. In Männerchören singen noch Männer mit, die als Soldaten im 2. Weltkrieg verwundet worden sind. Der damals jüngste eingezogene Jahrgang 1929 ist jetzt 80 Jahre alt. Jeder 20. Sänger gehört noch zu dieser Kriegsgeneration.

Statistische Daten zu Personen mit Behinderung siehe die Ausführungen zu "Persönliche Daten der Instrumentalmusiker".

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Schule und Berufsausbildung Grundschule Hauptschule Realschule Gymnasium

gem. Chöre 765 100% 241 32% 170 22% 353 46%

Männerchöre 1152 100% 708 61% 245 21% 195 17%

Frauenchöre 248 100% 130 52% 45 18% 72 29%

Lehre Zivildienst Handwerker Studium

416 39 38 288

781 146 182 167

147 0 3 55

gem. Chöre

54% 5% 5% 38%

Männerchöre

68% 13% 16% 14%

59% 0% 1% 22%

Frauenchöre 100% 100% 100%

Grundschule 32%

Hauptschule

61% 52% 22% 21% 18%

Realschule

46% Gymnasium

17% 29% 54%

Lehre

68% 59% 5%

Zivildienst

13% 0% 5%

Handwerker

16% 1%

Studium

38% 14% 22%

Die Schulbildung der Sänger muss unter dem Gesichtspunkt des Alters der Sänger bewertet werden. Der Durchschnitt der Männerchoristen hätte theoretisch vor 47 Jahren sein Abitur machen können, also im Jahre 1961. Damals begann sich gerade erst der Bildungsaufruf von Georg Picht zu mehr Abiturienten und Studierenden auszuwirken. 17% Abiturienten unter den heutigen Mitgliedern in Männerchören stellten einen hohen Bildungsstand dar. 30 Jahre später machten 22% eines Jahrganges ihr Abitur, 2008 hatte sich der Anteil auf 32% erhöht. Sänger in gemischten Chören mit ihrem Durchschnittsalter von 52 Jahren, die vor 33 Jahren ihr Abitur machen konnten, stellen mit einem Anteil von 46% Abiturienten und 38% Hochschulabgängern ein weit überdurchschnittlich gehobenes Bildungsmilieu dar. Unter diesem Gesichtspunkt sind auch die Ansprüche an die Chorliteratur zu verstehen.

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Derzeitige Beschäftigung der Sänger

Schüler Azubis Student Wehrpfl./ Zivildienst Arbeitnehmer in einer Firma Angestellter im öffentl. Dienst selbstständig Rentner Hausfrau/ Hausmann arbeitslos

gem. Chöre 765 Sänger 7 0,9% 4 0,5% 20 2,6% 80 10% 168 22% 174 23% 48 6% 243 32% 82 11% 3 0,4%

Männerchöre 1152 Sänger 2 0,2% 0 0% 3 0,3% 0 0% 117 10% 87 8% 37 3% 848 74% 18 1,6% 6 0,5%

Frauenchöre 248 Sänger 4 1,6% 0 0% 2 0,8% 0 0% 41 17% 46 19% 12 5% 108 44% 48 19% 0 0%

Bei dieser Auswertung ist zu bedenken, dass Kinder- und Jugendchöre nicht in die Untersuchung einbezogen waren. In Erwachsenenchören spielen Schüler und Auszubildende noch keine Rolle. Singfreudige Studenten werden sich Universitätschören anschließen. Die mit Abstand größte Gruppe der SängerInnen bilden die Rentner. Rentner haben Zeit für Proben. Sie freuen sich auf Geselligkeit. Männerchöre sind praktisch Rentnerchöre. In Chören wie in Musikvereinen finden sich nur in Ausnahmefällen Arbeitslose. Angestellte im öffentlichen Dienst sind überrepräsentiert. Ein möglicher Grund: geregelte Arbeitszeiten am Tag lassen auch regelmäßigen Probenbesuch zu.

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Nachwort Warum es Sinn macht, in einem Musik- oder Chorverein aktiv zu sein Zehn Thesen 1. Chorsingen und Musizieren in der Orchester- und Chorgemeinschaft machten in erster Linie Freude. Ohne Freude, Genugtuung, Erfülltsein, Spaß an der Sache können die Aktiven ihre Mitgliedschaft jederzeit aufkündigen. 2. Die Sinne werden angeregt, geschult, verfeinert. Mehrere Sinnestätigkeiten werden gleichzeitig gefordert. Ohrensinn (Hören) und Sehsinn (Notenlesen) verbinden sich. Bei den Instrumentalisten kommen Tastsinn und Fingerfertigkeit zur Handhabung der Musikinstrumente hinzu. Gesteuert werden die Sinne durch den Verstand. Musikalität wird durch Sinnesschulung Schritt für Schritt entwickelt. 3. Wer die praktische Musikausübung in der Art mehrstimmigen Singens oder des orchestralen Zusammenspiels gründlich erlernt hat, möchte seine erworbenen Fähigkeiten auch im Chor oder im Orchester so lange wie möglich anwenden. 4. Singen und Musizieren fördern Konzentration und Gedächtnisleistung. Es ist schon erstaunlich, welche Textmengen Kinder in Liedern auswendig behalten können oder dass Instrumentalisten während eines längeren Konzertes ihren Instrumentalpart fehlerfrei und ohne Ablenkung bewältigen. 5. Singen und Musizieren bedeutet, Kompositionen oder Arrangements gemeinsam klanglich zu reproduzieren. Das fordert zu schöpferischem Denken, Einfühlen und Empfinden heraus. Noten allein sagen noch nichts über deren Sinn und Bedeutung aus. Beide müssen entdeckt und gestaltet werden. 6. Singen und Musizieren verschaffen emotionale Höhepunkte. Sich in ein Musikstück „reinzuhängen“ gelingt in der Gemeinschaft viel eher als allein zu Hause. Und wenn es bei der Aufführung richtig klappt, überwältigt den Musizierenden ein Glücksgefühl, das die vorangegangenen Bemühungen belohnt, ein Hochgefühl, das mit Geld nicht aufzuwiegen ist. 7. Singen und Musizieren tragen auch zur Gesundheit bei. Ohne tiefe Atmung und gestraffte Körperhaltung ist ein gutes und überzeugendes Musizieren nicht möglich. Damit einher geht bei aller Anspannung ein körperliches Wohlgefühl.

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8. Singen und Musizieren führen in eine andere Welt als die des Alltags. Dieser Kontrast tut vor allem solchen Menschen gut, die beruflich stark angespannt sind; er sorgt für Streßabbau. Musizieren ist ein Stimmungsheber. 9. Singen und Musizieren schenken eine positive Sicht aufs Älterwerden, machen Alter erträglicher als emotionsarmes Alleinsein, vermitteln ein Wohlgefühl in der Gemeinschaft mit vertrauten Menschen, die Musik aus eigener Kraft gestalten. 10. Erwachsenenchöre und Orchester vermitteln neben den musikalischen Aufgaben Geselligkeit. Nach der jüngsten Umfrage des Instituts Globus findet sich unter den Top Ten der Freizeitaktivitäten mit Abstand an erster Stelle „mit Freunden zusammen sein“. Musikpflege und in Verbindung damit Geselligkeit machen das Faszinosum Laienmusizieren im Verein aus.

Warum Musikvereine und Chöre von öffentlicher Bedeutung sind Zehn Thesen 1. Sie leisten einen Beitrag zur sinnvollen, nicht kommerziellen, lebensbejahenden Gestaltung von Freizeit. 2. Sie schaffen Begegnungen zwischen allen Gesellschaftsschichten, Bevölkerungsgruppen und Altersschichten. 3. Sie beeinflussen das Sozialverhalten der Mitglieder im positiven Sinne und üben damit eine indirekte erzieherische Wirkung aus. 4. Sie sind Orte aktiver Musik- und Kunstpflege. 5. Sie sind wie Sportvereine führend darin, Städtepartnerschaften im In- und Ausland aufzubauen und immer wieder neu zu beleben. 6. Sie stärken Verhaltensweisen und Bürgertugenden wie Rücksichtnahme, Verlässlichkeit, Ordnung, Pünktlichkeit, ohne die ein gutes, gedeihliches Vereinsleben nicht möglich ist. 7. Sie fördern den Gemeinsinn und relativieren individuelle Ansprüche und Interessen Einzelner. 8. Sie stärken die Mitverantwortung durch Übernahme von Führungsaufgaben im Ehrenamt.

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9. Sie stärken den Zusammenhalt in einer Gemeinde durch öffentliche Auftritte bei Festen und Feiern, bei Brauchtumsveranstaltungen, bei kirchlichen Höhepunkten. 10. Sie schaffen freundliche Bindungen durch Ständchen zu besonderen Anlässen wie Jubiläen, Hochzeiten, runden Geburtstagen.

Zur kulturpolitischen Bedeutung des Laienmusizierens Musik- und Chorvereine liegen in Deutschland an der Spitze kulturschaffender Gruppen. Unter Kultur wird in unserem Land überwiegend Hochkultur verstanden, Kultur, die von professionellen Künstlern angeboten wird. Ein Blick in die Feuilletons überregionaler Tages- und Wochenzeitungen zeigt, dass Leistungen nicht-professioneller Orchester und Chöre kaum vorkommen. Selbst die alljährliche Verleihung der höchsten staatlichen Auszeichnung durch den Bundespräsidenten für solche Musik- und Chorvereine, die einhundert Jahre kontinuierliche Musikpflege nachweisen, hielt mit einer Ausnahme in „Die Welt“ während der letzten zehn Jahren keine große Zeitung für berichtenswert. Überörtliche öffentliche Beachtung und entsprechende staatliche Förderung findet beruflich ausgeübte Kunst, obwohl die von nicht professionellen Menschen selbst erstellte Kunst einen breiten Sockel unserer Kultur schafft. Auf 150 Berufsorchester kommen in Deutschland 15.000 durch Kunstkritiker kaum beachtete Laienorchester. Professionelle Kunst wird in Theatern und Konzertsälen der Städte dargeboten. Orchester der Musikvereine- und Chorvereinigungen gestalten dagegen hauptsächlich im ländlichen Raum Breitenkultur. Nach Angaben des Deutschen Städtetages (2006) leben aber fast 70% der Bevölkerung außerhalb von Großstädten. Mehr als 75% aller Gemeinden haben weniger als 5.000 Einwohner. Das Laienmusizieren gedeiht hier am besten. Hier wird von großen Teilen der Bevölkerung Musik gelebt, sie zählt zur aktiven Alltagskultur, wie ein Blick auf Musiker in kleinen Gemeinden zeigt, die abends mit ihren Instrumentenkoffern zur Probe pilgern. Deshalb zählt die Enquete-Kommission des Deutschen Bundestages „Kultur in Deutschland“ Musik- und Chorvereine zur „kulturellen Grundversorgung“. Beide prägen die Lebensqualität der dort beheimateten musikaktiven Menschen, sie führen zu musikalischen Fähigkeiten und zu musikalischem Erleben, das dem Einzelnen für sich allein verwehrt bliebe. Deswegen erwarten Musik- und Chorvereine auch öffentliche Förderung. Was dem Sportverein der Rasenplatz und die Sporthalle bedeuten, benötigen musiktreibende Vereine in Form von Probestätten. Unter den Freizeitaktivitäten nimmt nach dem Breitensport das Musizieren mit Stimme und Instrument den zweiten Platz ein, ohne deshalb nachrangige Bewertung gegenüber dem Breitensport zu verdienen.

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Die gesellschaftpolitische Bedeutung wird in unserer Studie ausführlich durch den Verbund mehrerer Generationen an gemeinsamen musikalischen Aufgaben nachgewiesen. Der jugend- und bildungspolitische Aspekt wird vor allem bei den Bemühungen der Musikvereine um die musikalische Bildung der Kinder und Jugendlichen deutlich. Musiklernen ist eine Bildungsanstrengung, die sich auf das ganze Leben der Musikaktiven als Gewinn auswirkt. Musik-und Chorvereine verbinden Menschen mit unterschiedlichen Stärken und Begabungen. Ihre Willensstärke ist unterschiedlich, ihr Antriebspotential verschieden, Leistungsbereitschaft, Kondition und emotionale Kraft weichen voneinander ab. Aber alle eint das Ziel, gemeinsam für sich und für andere durch eigene Anstrengung Musik zu erschließen und aufzuführen. Die Vorzüge musikalischer Selbsttätigkeit hat Kulturstaatsminister Bernd Neumann bei seiner Rede zur Verleihung der Zelter- und PRO-MUSICA Plakette 2006 in Eisenach verdeutlicht: „Es braucht Zeit und Mühe, ein Instrument zu lernen. Auch die Schulung der Stimme, um in einem Chor und dann als Chor bestehen zu können, setzt Geduld und Einsatz voraus. Jeder, der sich der Mühe unterzieht, ein Instrument zu lernen, wird reich belohnt. Jede Minute, die man mit der Musik verbringt, ist ein Gewinn für den Menschen, für seinen Geist, für seine Seele und seinen Körper. Wer musikalische Kompetenzen erwirbt, erwirbt zugleich auch menschliche Kompetenzen. Er lernt, auf den anderen zu hören, und das kommt der gesamten Gesellschaft zugute."

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Volksmusikerbund NRW e. V.

Präsidium

Vizepräsident Arnd Bolten Treibweg 28, 45277 Essen An die Vorsitzenden ausgewählter Musikvereine in NRW Oktober 2008 Sehr geehrte Damen und Herren, der Landesmusikrat NRW hat den Volksmusikerbund mit einer Untersuchung zum aktuellen Stand des instrumentalen und vokalen Laienmusizierens in unserem Bundesland beauftragt. Zu diesem Zweck führen wir eine Befragung bei den Vorsitzenden mehrerer Musikvereine durch, die wir in Abstimmung mit den zuständigen Fachverbänden des Laienmusizierens in Orchestern für repräsentativ erachten. Dazu zählt auch Ihr Musikverein. Die Erhebung von Fakten soll einerseits die jugend –, kultur – und sozialpolitischen Leistungen unserer Musikvereine deutlich machen und in das Bewusstsein politischer Verantwortungsträger bringen, andererseits möchten wir Perspektiven für die künftige musikalische Arbeit ermitteln, denn wir werden unausweichlich auf Veränderungen in unserem Umfeld reagieren müssen, wenn wir erfolgreich weiterwirken wollen. Folgende Veränderungen betreffen unsere Musikvereine schon jetzt: Demografischer Wandel, immer weniger Kinder, immer mehr Ältere Ganztagsschulen, für außerschulische Aktivitäten bleibt immer weniger Zeit. Verstärkter Anteil von Mitbürgern nichtdeutscher Herkunft, d.h. Menschen mit anderen kulturellen Gewohnheiten, anderen Instrumenten, anderem Musikgeschmack. Wir bitten Sie, in der Pause einer Probe oder an deren Ende die beiliegenden weißen Erhebungsbögen an Ihre Musikerinnen und Musiker auszuteilen, durch Kreuze und Zahlen ausfüllen zu lassen und gleich danach wieder einzusammeln. Das Einsammeln zu Hause ausgefüllter Erhebungsbögen ist erfahrungsgemäß weitaus mühsamer, weil die Bögen oftmals vergessen oder verlegt werden. Die Beantwortung der 17 Fragen durch die Musiker dürfte maximal 15 Minuten beanspruchen. Zusätzlich bitten wir Sie in Ihrer Funktion als Vorsitzender, den für Sie bestimmten gelben Erhebungsbogen am besten zusammen mit Ihrem Dirigenten und anderen Vorstandskollegen auszufüllen. Die Fragen an die Musiker unterscheiden sich wesentlich von den Angaben, die wir von Ihnen erbitten. Um Ihnen den Rückversand der Erhebungsbögen zu erleichtern, finden Sie einen adressierten und frankierten Umschlag in dieser Post. Selbstverständlich werden wir Ihnen später die Auswertung zukommen lassen. Rücksendetermin spätestens 30. November 2008. Ich danke Ihnen schon jetzt für Ihre Mühe und bleibe mit freundlichen Grüßen Ihr Arnd Bolten Vizepräsident des Volksmusikerbundes NRW, Vorsitzender der AG „Musik im Laienbereich“ im LandesMusikRat NRW

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Volksmusikerbund NRW e. V. Präsidium

Vizepräsident Arnd Bolten Treibweg 28, 45277 Essen An die Vorsitzenden ausgewählter Chorvereinigungen in NRW

Oktober 2008

Sehr geehrte Damen und Herren, der Landesmusikrat NRW hat den Volksmusikerbund mit einer Untersuchung zum aktuellen Stand des vokalen und instrumentalen Laienmusizierens in unserem Bundesland beauftragt. Zu diesem Zweck führen wir eine Befragung bei den Vorsitzenden mehrerer Chorvereinigungen durch, die wir in Abstimmung mit dem Präsidenten des ChorVerbandes NRW Hermann Otto für repräsentativ erachten. Dazu zählt auch Ihr Chorverein. Die Erhebung von Fakten soll einerseits die jugend –, kultur – und sozialpolitischen Leistungen unserer Vereine deutlich machen und in das Bewusstsein politischer Verantwortungsträger bringen, andererseits möchten wir Perspektiven für die künftige musikalische Arbeit ermitteln, denn wir werden unausweichlich auf Veränderungen in unserem Umfeld reagieren müssen, wenn wir erfolgreich weiterwirken wollen. Folgende Veränderungen betreffen unsere Chor- und Musikvereine schon jetzt: Demografischer Wandel, immer weniger Kinder, immer mehr Ältere Ganztagsschulen, für außerschulische Aktivitäten bleibt immer weniger Zeit. Verstärkter Anteil von Mitbürgern nichtdeutscher Herkunft, d.h. Menschen mit anderen kulturellen Gewohnheiten, anderen Instrumenten, anderem Musikgeschmack. Wir bitten Sie, in der Pause einer Probe oder an deren Ende die beiliegenden hellgrünen Erhebungsbögen an Ihre Sängerinnen und Sänger auszuteilen, durch Kreuze und Zahlen ausfüllen zu lassen und gleich danach wieder einzusammeln. Das Sammeln zu Hause ausgefüllter Erhebungsbögen in einer späteren Probe ist erfahrungsgemäß weitaus mühsamer, weil die Bögen oftmals vergessen oder verlegt werden. Die Beantwortung der 16 Fragen durch die Sänger dürfte maximal 15 Minuten beanspruchen. Zusätzlich bitten wir Sie in Ihrer Funktion als Vorsitzender, den für Sie bestimmten hellblauen Erhebungsbogen am besten zusammen mit Ihrem Chorleiter und anderen Vorstandskollegen auszufüllen. Die Fragen an die Sänger unterscheiden sich wesentlich von den Angaben, die wir von Ihnen erbitten. Um Ihnen den Rückversand der Erhebungsbögen zu erleichtern, finden Sie einen adressierten und frankierten Umschlag in dieser Post. Selbstverständlich werden wir Ihnen später die Auswertung zukommen lassen. Letzter Rücksendetermin ist der 30. November 2008. Ich danke Ihnen schon jetzt für Ihre Mühe und bleibe mit freundlichen Grüßen Ihr Arnd Bolten Vizepräsident des Volksmusikerbundes NRW, Vorsitzender der AG „Musik im Laienbereich“ im LandesMusikRat NRW

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Benutzte Literatur Andreas Eckhardt Männerchor: Organisation und Chorliteratur nach 1945 Schott Mainz (1977) Hans-Walter Berg Vereine im Deutschen Harmonika-Verband Statistik und Struktur Trossingen 1993 Hans-Walter Berg Struktur und Aufgaben der Bundesvereinigung Deutscher Blas- und Volksmusikverbände Stuttgart (1995) Hans-Günther Bastian Musikalische Bildung und Laienmusizieren in: Musikforum 83, Verlag Schott (1995) Hans-Walter Berg Braucht unsere Gesellschaft Musikvereine? Trossingen (1996) Hans-Walter Berg Bläserische Jugendarbeit in der Bundesvereinigung Deutscher Blas- und Volksmusikverbände Trossingen (1996) Hans-Walter Berg Mitgliederstruktur in Musikvereinen des Hochsauerlandkreises Hochsauerlandkreis Meschede (1997) Walther Schneider Vom Volkslied der Romantik Zur Chorliteratur von heute in 150 Jahre Schwäbischer Sängerbund Silberburg-Verlag Tübingen (1999) Gisela Probst-Effah, Astrid Reimers Laienmusizieren in Nordrhein-Westfalen Agenda Verlag (2003) Arnd Bolten, Reinhard Knoll Musikverein – Musikschule Vom Nebeneinander in die Zusammenarbeit padberg beratung (2004) Volksmusikerbund NRW Da ist Musik drin Chronik von 1956 bis 2006 Papenbusch media GmbH (2006)

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Hans-Walter Berg, Erik Hörenberg Bundesvereinigung Deutscher Orchesterverbände 1956 / 2006 – 50 Jahre im Dienste musizierender Menschen Trossingen (2006) Heiner Gembris Musizieren im Seniorenorchester Paderborn (2007) Lutz Jäncke Macht Musik schlau? Verlag Hans Gruber, Bern (2008) Verband deutscher Musikschulen VdM Jahresbericht 2008 VdM Verlag, Bonn (2008) Volksmusikerbund Nordrhein-Westfalen Musikus im Kindergarten Eine Handreichung für Kindergärten Papenbusch media GmbH (2009) Landesmusikrat Nordrhein-Westfalen Noten für alle? Musikalische Bildung macht Schule Düsseldorf (2009) Deutscher Chorverband Handbuch Chormanagement Berlin (2009)

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Der Autor Prof. Dr. Hans-Walter Berg

Hans-Walter Berg ist seit seiner Trossinger Zeit als Gründungsdirektor der Bundesakademie für musikalische Jugendbildung im Jahre 1970 dem Laienmusizieren aufs engste verbunden. In der Bundesakademie entwickelte und gestaltete er die berufsbegleitenden B-Lehrgänge für Dirigenten und Kinderchorleiter, in Verbänden des Orchestermusizierens nahm er führende Aufgaben wahr, in der Region leitete er Blasorchester und Chöre. Der gebürtige Dortmunder studierte in Freiburg i.Br. Schulmusik, wurde in die Studienstiftung des Deutschen Volkes aufgenommen, promovierte in Musikwissenschaft an der Universität Freiburg, unterrichtete als Studienrat am Detmolder Gymnasium Leopoldinum II Musik und Sport, leitete nebenberuflich das Jugendmusikwerk Detmold und dozierte an der Hochschule für Musik Detmold.

Berg dirigiert die Stadtkapelle Schömberg, als Pianist begleitet er SängerInnen und Instrumentalisten, der Bundesvereinigung Deutscher Orchesterverbände dient er als Leiter der Projekte „Wettbewerbe für Auswahlorchester“ und „Aufbau und Vernetzung von Seniorenorchestern“. Seit 30 Jahren arbeitet er im Volksmusikerbund seines Heimatlandes NordrheinWestfalen als Dozent, Wertungsrichter und Projektberater mit. Er ist Träger des Bundesverdienstkreuzes und der Hans Lenz-Medaille der Bundesvereinigung Deutscher Orchesterverbände.

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Impressum Herausgeber: Volksmusikerbund NRW. E.V. Vizepräsident Arnd Bolten Treibweg 28, 45277 Essen 1. Auflage Trossingen, April 2010 Verfasser: Prof. Dr. Hans-Walter Berg Talhauser Str. 31/1 78647 Trossingen Druck: Lienhard + Birk PrintMedien GmbH Internet: www.lienhard-birk.de

Das Projekt wurde gefördert vom Ministerpräsidenten des Landes Nordrhein-Westfalen über den LandesMusikRat NRW