Ingeborg Bachmann Malina

Ingeborg Bachmann Malina Ingeborg Bachmann wurde am 25. Juni 1926 in Klagenfurt als ältestes von drei Kindern geboren. Ihr Vater Mathias Bachmann war ...
Author: Albert Hauer
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Ingeborg Bachmann Malina Ingeborg Bachmann wurde am 25. Juni 1926 in Klagenfurt als ältestes von drei Kindern geboren. Ihr Vater Mathias Bachmann war Lehrer, die Familie ihrer Mutter Olga hatte eine Strickwarenerzeugung in Niederösterreich. Der Einmarsch von Hitlers Truppen in ihrer Geburtsstadt führte zum – wie sie es selbst nannte – Aufkommen ihrer ersten Todesangst, die sie später in ihrer Dichtung zu bekämpfen suchte. In den Jahren 1945 bis 1950 studierte sie in Innsbruck, Graz und Wien Philosophie mit den Nebenfächern Germanistik und Psychologie. 1950 promovierte (den Doktor machen) sie dann zum Dr. phil. Von 1951 bis 1953 war sie Redakteurin der Sendergruppe Rot-Weiß-Rot in Wien. Der literarische Durchbruch gelang ihr mit ihrer Lyrik bei einer Lesung der "Gruppe 47“. Im Anschluss lebte Ingeborg Bachmann als freie Schriftstellerin in Italien, wo sie anfangs auch unter dem Pseudonym Ruth Keller als politische Korrespondentin tätig war. 1965 wurde Bachmann in den Vorstand der "Europäischen Schriftstellergemeinschaft" COMES (Communità Europea degli Scrittori) gewählt. Die inzwischen in Rom lebende Ingeborg Bachmann erlitt in ihrer römischen Wohnung im September 1973 durch einen Brandunfall schwere Verletzungen, an deren Folgen sie am 17. Oktober starb. Sie war beim Rauchen eingeschlafen. Jährlich wird in Klagenfurt ein Preis vergeben, der nach Bachmann benannt ist. Dieser Ingeborg-Bachmann-Wettbewerb wird von der Stadt Klagenfurt und dem ORF nach einer Lesung für das beste noch unveröffentlichte Manuskript vergeben. Erhaltene Auszeichnungen: 1953........ Preis der Gruppe 47 1954........ Preis der Deutschen Industrie 1957........ Literaturpreis der Freien Hansestadt Bremen 1959........ Hörspielpreis der Kriegsblinden 1961........ Literaturpreis des "Verbandes der Deutschen Kritiker“ 1964........ Georg Büchner Preis 1968........ Großer Österreichischer Staatspreis 1971........ Anton-Wildgans-Preis der österreichischen Industrie Wichtige Werke: 1952........ "Ein Geschäft mit Träumen" (Hörspiel) 1953........ "Die gestundete Zeit" (Gedichte) 1955........ "Die Zikaden" (Hörspiel) 1956........ "Anrufung des Großen Bären" (Gedichte) 1958........ "Der gute Gott von Manhattan" (Hörspiel) 1961........ "Das dreißigste Jahr" (Erzählungen) 1971........ "Malina" (Roman) 1972........ "Simultan" (Erzählungen) Zum Werk Malina 1971 erschien ihr erster Roman "Malina", der nur einen Teil ihrer geplanten Romantrilogie „Todesarte n“ darstellen sollte. Die anderen Teile sind „Der Fall Franza“, der unvollendet ist, und „Requiem für Fanny Goldmann“, der nur in Fragmenten vorha nden ist.

Ihr Roman „Malina“ behandelt, ebenso wie nachfolgende Romane und Erzählungen, frauenspezifische Themen. In diesem Fall beschreibt sie eine Frau, deren Selbstve rwirklichung an einem egozentrischen Partner scheitert. Der Roman ist in drei Kapitel unterteilt und enthält 4 Notenbeispiele aus „Pierrot lunaire“ von Arnold Schoenberg. S. 12 à Notenbeispiel 1990 wurde “Malina“ unter Regie von Werner Schroeter und nach einem Drehbuch von Elfriede Jelinek verfilmt. Die Personen Das erzählende „Ich“ ........... die Autorin selbst Ivan........................................ Nachbar und Geliebter, geboren 1935 in Ungarn Béla und András.................. Kinder von Ivan, 7 und 5 Jahre alt Malina ................................... wohnt mit der Romanheldin zusammen, ca. 40 Jahre, Verfasser eines Buches, das kaum jemand kennt Sonstiges Zeit: ....................................... Heute Ort:........................................ Wien, 3. Bezirk, Ungargasse

Inhalt Im ersten Kapitel „Glücklich mit Ivan“ beginnt es damit, dass die Frau, also das sprechende Ich, wütend auf Malina ist, weil er so viel Zeit mit anderem vergeudet. Sie führt ein krampfhaftes und stressiges Leben, er ist der scheinbar alles verstehende Bruder, der männliche Doppelgänger, das überlegenen, denkende Ich. Sie erdulden einander. Zugleich ist sie glücklich mit Ivan. Ivan, heißt es, mache die Worte wieder fest und fasslich, stelle die Zusammenhänge wieder her. Von dem gemeinsamen Glück müsse ein Virus auf andere Menschen übergehen, vielleicht sei sogar an eine Epidemie zu denken. Es kommt auch vor, dass Ivan keine Zeit hat. Die daraus entstehenden Gefühlsschattierungen beschäftigen die Erzählerin unablässig. Sie schreibt sie auf, Ivan findet die Blätter eines Tages und liest belustigt die Überschrift: „Todesarten“. Sie hat das Gefühl, dass jeder Tag, den sie nicht mit Ivan zusammen ist, ihr einmal furchtbar fehlen werde und dass diese nicht gelebte Zeit nie wieder gutzumachen sei. Alle diese Erfahrungen versucht sie, manchmal in tagebuchartigen Aufzeichnungen, zu fassen. Mit dem zweiten Kapitel „Der dritte Mann“ tritt die Außenwelt noch weiter in den Hi ntergrund. Das Monologische nimmt weiter zu, auch in den Dialogen mit Malina. Träume, insbesondere Angstträume bestimmen die Szenerie. Ivan übernimmt die Herrschaft wie ein Vater über sein von ihm abhängiges Kind. Im dritten und letzten Kapitel „Von letzten Dingen“ stehen die Erzählerin und Malina, als auch Ivan und seine beiden Kinder wie im Gegenlicht. Ivan scheint sich zu entfernen. Die Auseinandersetzungen mit Malina, dem Partner, der manchmal wie ein Doppelgänger wirkt, nehmen größeren Raum ein. Es zeigen sich immer mehr Zweifel. Am Ende ist die Situation ausweglos. Malina tötet das „Ich“, indem er sie an ihrer Selbstverwirklichung hindert. Deutung Ingeborg Bachmann beschränkt sich nicht darauf, die Situation zu schildern, sondern sie kommentiert sie auch. Das Erzählte wird regelmäßig unterbrochen durch eine zweite Stimme der Erzählerin, die von dem, was sie berichtet, jeweils wieder Abstand nimmt, um seine Bedeutung zu erkennen.

Das im zweiten Kapitel erwähnte schutzlose Ausgeliefertsein an die mörderische Vaterautorität kann mit der Hilflosigkeit der Juden gegenüber der sie verfolgenden nationalsozialistischen Staatsmacht verglichen werden. Weiters ist der Dialog mit Malina in Wirklichkeit ein Selbstgespräch, in dem die Erzählerin sich über ihre Schreibarkeit klar zu werden versucht. Schreiben wird als „Heilung“ der von der Gesellschaft geschlagenen Wunden verstanden. Denn die Schriftstellerin erschreibt sich in der Gestalt des idealen Partners Malina das menschliche Gegenüber, das ihr die Realität versagt hat und das ihr ein geordnetes Leben erst möglich zu machen scheint. Bei all dem handelt sie nach ihrem Grundsatz: „Ich schreibe, also bin ich.“ Malina kann den entschwindenden Geliebten Ivan nicht ersetzen. Der Schlusssatz „Es ist Mord.“ bezieht sich vor allem auf das Tun der Ich-Erzählerin. In der Festste llung, dass Schreiben die schmerzlichste aller „Todesarten“ ist, findet der Roman seine letzte Wahrheit. Ingeborg Bachmanns Werk lebt aus der Verbindung von Intellekt und Poesie. Seine Kennzeichen sind freie Rhythmen, Musikalität und sprach- und bildschöpferische Intensität. Sie gilt heute zweifellos als charakteristische Autorin der Nachkriegszeit.

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Ingeborg Bachmann Ingeborg Bachmann wurde am 25. Juni 1926 in Klagenfurt geboren. Der Einmarsch von Hitlers Truppen in ihrer Geburtsstadt führte zum „Aufkommen ihrer ersten Todesangst“, die sie später in ihrer Dichtung zu bekämpfen suchte. In den Jahren 1945 bis 1950 studierte sie Philosophie, Germanistik und Psychologie.1950 promovierte 1 sie dann zum Dr. phil. Der literarische Durchbruch gelang ihr mit ihrer Lyrik bei einer Lesung der "Gruppe 47“. Nach einem Brandunfall in ihrer römischen Wohnung starb sie am 17. Oktober 1973. Jährlich wird in Klagenfurt der Ingeborg-Bachmann-Preis nach einer Lesung für das beste noch unveröffentlichte Manuskript vergeben.

Auszeichnungen: 1953 1954 1957 1959 1961 1964 1968 1971

Preis der Gruppe 47 Preis der Deutschen Industrie Bremer Literaturpreis Hörspielpreis der Kriegsblinden Preis d. Verbandes der Deutschen Kritiker Georg Büchner Preis Großer Österreichischer Staatspreis Anton-Wildgans-Preis d. österr. Industrie

Wichtige Werke: 1952 1953 1955 1956 1958 1961 1971 1972

"Ein Geschäft mit Träumen" (Hörspiel) "Die gestundete Zeit" (Gedichte) "Die Zikaden" (Hörspiel) "Anrufung des Großen Bären" (Gedichte) "Der gute Gott von Manhattan" (Hörspiel) "Das dreißigste Jahr" (Erzählungen) "Malina" (Roman) "Simultan" (Erzählungen)

Personen: Das erzählende „Ich“. die Autorin selbst Ivan............................... Nachbar und Geliebter, geboren 1935 in Ungarn Béla und András......... Kinder von Ivan, 7 und 5 Jahre alt Malina .......................... wohnt mit der Romanheldin zusammen, Verfasser eines Buches, das kaum jemand kennt Sonstiges.................... Zeit: Heute ................... Ort: Wien, 3. Bezirk, Ungargasse

Zum Werk: "Malina" ist ein Teil ihrer geplanten Romantrilogie „Todesarten“. Die anderen Teile sind „Der Fall Franza“ (unvollendet) und „Requiem für Fanny Goldmann“ (in Fragmenten vorhanden). In diesem Roman beschreibt sie eine Frau, deren Selbstverwirklichung an einem egozentrischen Partner scheitert. 1990 wurde “Malina“ unter Regie von Werner Schroeter und nach einem Drehbuch von Elfriede Jelinek verfilmt.

Inhalt: Die Heldin beschreibt im ersten Kapitel „Glücklich mit Ivan“ Beginn, Verlauf und Zerbrechen ihrer Leidenschaft für ihren Nachbarn Ivan. Im zweiten Teil „Der dritte Mann“ werden Träume der Erzählerin wiedergegeben, in denen die Herrschaft Ivans identisch mit der Herrschaft des Vaters über sein von ihm abhängiges Kind wird. Im dritten Kapitel „Von letzten Dingen“ scheint sich Ivan zu entfernen, die Auseinandersetzungen mit Malina nehmen zu. Es zeigen sich immer mehr Zweifel. Am Ende ist die Situation ausweglos. Sie kommt zur schmerzlichen Erfahrung, dass Schreiben auch eine Todesart ist.

Deutung: Der im zweiten Kapitel erwähnte Vaterkomplex kann mit der Hilflosigkeit der Juden gegenüber der sie verfolgenden nationalsozialistischen Staatsmacht verglichen werden.

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Den Doktor machen

Die Schriftstellerin erschreibt sich in der Gestalt des idealen Partners Malina das menschliche Gegenüber, das ihr die Realität versagt hat. Bei all dem handelt sie nach ihrem Grundsatz: „Ich schreibe, also bin ich.“

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