Informationsdienst Dritte Welt-Tourismus

1 2 3 3 3 4

4 5 5 6 7 7 10 12 12

Tourismus und Entwicklung Vorwort Klimawandel gefährdet Tourismus Neue Abkürzung: UNWTO Solidaritätsabgabe auf französische Flugtickets Kinderschutz: BTW unterzeichnet Kodex Tourismus-Beauftragter der Bundesregierung ernannt

Nummer

41

Dezember 2005

Vor Ort Chinesische Reisewarnungen Bruno Manser für tot erklärt Botswana: Endgültige Vertreibung der "Buschmänner" Ekuador: Huaorani stoppen Ölstraße Ökotourismus statt Kupfer Indien: Narmada: "Keine Vertreibung im Namen des Tourismus" Training: "Wie die Gänse fliegen" Mangelnder Respekt bringt Indien auf die Palme Palästina: "Instrument der Ungerechtigkeit"

Der andere Blick 14 Satire: Backpacker in Wilderness 15 Vor hundert Jahren: "Fußreisen" 16 17 17 17 18 18 18 19 19 19 20

Literatur, Materialien, Termine Neue SympathieMagazine Tourismus und das Menschenrecht auf Wasser Nachhaltiger Bergtourismus DED-Ökotourismus GATS and Tourism Social Watch Report Umgang mit traumatischen Erlebnissen Interkultureller Kalender 2006 Reisepavillon 2006 UNEP-Tagung in Dubai Ein Jahr nach dem Tsunami. Rückt die Welt zusammen? Anhang The Djerba Declaration on Climate Change and Tourism

Herausgeber: Evangelischer Entwicklungsdienst e.V. (EED) Redaktion: Ludmilla Tüting Verantwortlich: Heinz Fuchs, EED-Arbeitsstelle TOURISM WATCH Ulrich-von-Hassell-Straße 76 53123 Bonn Telefon +49(0)228/8101-2303 Fax +49(0)228/8101-150 [email protected] www.tourism-watch.de Druck: typopress GmbH, Leinf.-Echterdingen gedruckt auf 100 % Altpapier TourismWatch erscheint viermal jährlich Nachdruck mit Quellenangabe erwünscht Zwei Belegexemplare erbeten Nummer 41 – Dezember 2005

TW 41 (12/2005)

EED TourismWatch

Seite 1

Sehr geehrte Damen und Herren, liebe Freundinnen und Freunde, der Schnee-Einfall im November und der mehrtägige Stromausfall im Münsterland inspirierte den Zeichner der "Tageszeitung" (taz, 29.11.2005) zu einer trefflichen Karikatur. Da stöhnen winterfest vermummte Gestalten auf dem Wohnzimmer-Sofa vor brennenden Kerzen: "Mensch, was habe ich mich vor ein paar Wochen noch über die blöden Amis und News Orleans amüsiert!". Bild-Unterschrift: "Klimakatastrophe jetzt auch im Münsterland". Dabei war in der allgemeinen deutschen Aufregung fast untergegangen, dass ein für die Jahreszeit ungewohnt heftiger Tropensturm auch die Stromversorgung auf Teilen der Kanarischen Inseln mehrere Tage lahmgelegt hatte. In vielen Ecken der Welt, auch in touristischen Feriengebieten, gibt es häufig Stromausfall, insbesondere nach den ersten Böen eines - ganz normalen - tropischen Unwetters im Vormonsun. Oft bleibt der Strom aber auch aus Energiemangel und anderen Gründen aus. Kerzen und Taschenlampen gehören daher zur Standardausrüstung erfahrener Touristen und Fachkräften im Ausland. Um so schmerzlicher war die schlagartige Erkenntnis ungezählter Landsleute, wie abhängig unser Leben hier von der Elektrizität ist und dass ohne Strom rein gar nichts mehr läuft. Kein Licht, kein PC/Internet, keine Heizung, kein Kühlschrank, keine Tiefkühltruhe. Hunderte wurden krank. Insbesondere die Landwirte waren betroffen. Es fehlte der Strom für die Melkmaschinen. Schweine mussten auf Wärmelampen und Frischluftzufuhr verzichten. Nicht jedes Ferkel überlebte den Kälte- und Miefschock. Wasser konnte teilweise nicht mehr aus Brunnen gepumpt werden. Einige Bäuerinnen schmolzen ihr Wasser aus Schnee. Wohl denen, die noch über alte große Küchenherde verfügten. Ein Holzkohlengrill in der abzugslosen Küche hat ein Ehepaar dagegen fast zu Tode vergiftet. Für viele Opfer des furchterregenden Erdbebens im Himalaya bedeutet ein Leben ohne Strom leider - nichts neues. Das ist für sie Alltag. Sie kennen auch keine Heizung, trotz strenger Winter in Höhenlagen. Aber sie hatten vorher für sich und ihr überlebensnotwendiges Vieh ein Dach über dem Kopf, unter dem sich die Bergler - um ein Feuerchen gescharrt - halbwegs warm halten konnten. Die Tiere, deren Dung als Brennstoff oft wichtiger ist als Milch, melken sie per Hand. Dass die Folgen des Bebens ausschließlich in Gebieten ohne internationalen Tourismus spürund sichtbar sind, mag ein Grund für die - im Vergleich zum Tsunami - extrem zögerliche Spendenbereitschaft sein. Noch immer mangelt es an winterfesten Zelten, in den schwer zugänglichen Hochtälern vor allem an Wellblech für Dächer und "Wellblech-Zelte", ärztlicher Versorgung und Nahrungsmitteln. Die Himalaya-Bewohner können den Unbillen des Wetters sehr viel besser trotzen als verwöhnte und verweichlichte, der Natur entfremdete Stadtmenschen, gleichgültig ob aus Asien oder dem "Westen". Reisen sie dennoch ins Gebirge, dann nur mit entsprechender Ausrüstung (je mehr Trends desto besser für die Wirtschaft) und - hoch oben - dick in Daunen gehüllt. Vielleicht haben Sie in diesem Zusammenhang ebenso viel Freude wie wir an der erhellenden Satire "Backpacker in Wilderness" (S.14 ) und den Reisetipps von Karl Baedeker (S. 15). Sie entstanden vor über hundert Jahren, treffen aber - für den Himayala - noch heute fast uneingeschränkt zu. Wir wünschen Ihnen fröhliche Festtage und einen guten Rutsch! In der Hoffnung auf ein katastrophen- und terrorfreies Jahr 2006 verbleiben wir mit freundlichen Grüßen

Heinz Fuchs

Ludmilla Tüting

TW 41 (12/2005)

EED TourismWatch

Seite 2

Klimawandel gefährdet Tourismus Die weltweite Klimaveränderung stellt ein zunehmendes Risiko für die Tourismusindustrie, die Touristen selbst sowie die von ihnen abhängigen Wirtschaftszweige dar. Das gab die Welttourismusorganisation (UNWTO), Madrid, im November bekannt. In einer Presseerklärung heißt es: "Der Klimawandel wird den Fremdenverkehr in zahlreichen Zielgebieten gefährden. Da viele touristische Aktivitäten direkt vom Wetter beeinflusst sind, und Versicherungen zunehmend für Naturkatastrophen aufkommen müssen, sind akkurate Wetterinformationen und die Vorhersage von extremen Klimaverhältnissen künftig besonders wichtig. Um Gefahren besser begegnen zu können, ist mehr Forschung und eine engere Koordination zwischen Regierungen und der Privatwirtschaft notwendig. Tourismus kann nicht isoliert gesehen werden. Größere Veränderungen im Reiseverhalten werden erhebliche Auswirkungen auf die Wirtschafts- und Sozialpolitik haben, beispielsweise bei Unterkünften, im Verkehr und in der sozialen Infrastruktur. Auch Zulieferer aus der Landwirtschaft bis hin zum Kunsthandwerk dürften davon betroffen sein. Man darf niemals vergessen, dass der gesamte Outdoor-Tourismus, insbesondere Badeorte und Wintersportzentren, hochgradig und täglich von günstigen Wetterbedingungen abhängen. Unwetter, tropische Wirbelstürme und Überflutungen bedrohen die Gesundheit und Sicherheit der Touristen und gastgebenden Bevölkerung gleichermaßen und können Zielgebiete zerstören. Tritt ein solches Unglück ein, kann allein schon ein Imageschaden potenzielle Besucher abhalten, worunter die gesamte einheimische Wirtschaft zu leiden hat. Der Klimawandel kann auch die Natur, die Hauptattraktion, nachteilig verändern Zerstörung von Stränden und Korallenriffen, Schneemangel in den Bergen - und zu Wasserknappheit und -mangel vor allem in der Hochsaison führen. In Bergregionen werden die Besucherzahlen mit großer Wahrscheinlichkeit zurückgehen. Verkürzt sich die Wintersaison, gibt es weniger Möglichkeiten für Anfänger. Stattdessen wird die Nachfrage nach Ressorts im Hochgebirge steigen, was wiederum den Druck auf die Umwelt verstärkt und zusätzlichen Schaden anrichten kann. Badeorte am Meer könnten ebenfalls betroffen sein, wenn potenzielle Strandtouristen wegen zu großer Hitze einfach wegbleiben. Zieht es sie dafür in höhere, kühlere Lagen, könnte das wiederum der Natur in Berggebieten schaden. Andererseits könnten veränderte klimatische Bedingungen der Tourismusindustrie aber auch neue Möglichkeiten eröffnen, beispielsweise durch steigende Besucherzahlen in der bisherigen Nebensaison". Die UNWTO hat sich in der jüngsten Vergangenheit bereits intensiv mit dem Thema "Klimawandel und Tourismus" beschäftigt. Einzelheiten s. www.world-tourism.org. Dazu gehörte auch die "First International Conference on Climate Change and Tourism" im April 2003 im tunesischen Djerba. Zum Abschluss entstand die "Djerba Declaration on Climate Change and Tourism", die sämtliche Beteiligten - von Regierungen über Forschung, NGOs und Verbraucher (Touristen) bis hin zur Tourismuswirtschaft zu umfassendem Handeln aufruft. Wir drucken sie - etwas gekürzt - als Zeitdokument mit neuer Aktualität im Anhang ab. Auch die österreichische Organisation "respect - Institut für Integrativen Tourismus und Entwicklung" widmete sich in ihrer Zeitschrift "Integra 2/05" (Juli) schwerpunktmäßig

TW 41 (12/2005)

EED TourismWatch

Seite 3

dem Thema "Klimawandel und Tourismus". Sie beginnt mit dem Kopf-in-den-Sandstecken-Zitat eines "hochrangigen Tiroler Touristenmenschen" aus dem Jahr 2002: "Wir haben eine andere Studie, die besagt, dass der Klimawandel nicht stattfinden wird". Respect, Diefenbachgasse 36/3, 1150 Wien, Tel. 0043-1-8956245, Fax 8129789, [email protected], www.respect.at –tü(3.773 Anschläge, 55 Zeilen, Dezember 2005) (Anm. d. Red.: Leider ist die UNWTO-Deklaration aus Djerba in der typisch gestelzten, aufgesetzten Sprache verfasst, die viele Deklarationen der Vereinten Nationen und ihr Umfeld auszeichnet. Selbst NGOs sind davor in Kampagnen-Papieren nicht gefeit, wohl um ihren Appellen einen offiziösen und/oder wissenschaftlichen Anstrich zu geben. Tatsächlich aber erschweren Worthülsen nur das Verständnis. Es war schon immer schwieriger, einfach und verständlich zu schreiben...) Neue Abkürzung für die Welttourismusorganisation: UNWTO Um die ständigen Verwechslungen mit der Welthandelsorganisation, abgekürzt WTO, künftig zu vermeiden, verwendet die UN-Welttourismusorganisation (WTO) trotz älterer "Rechte" ab sofort das Kürzel UNWTO. UNWTO gilt für Englisch, Russisch, Deutsch, für Französisch und Spanisch bleibt es bei OMT. UNWTO ist eine Spezialabteilung der Vereinten Nationen, die WTO eine autonome Organisation innerhalb des Verbandes Vereinte Nationen (UN). -tü(473 Anschläge, 6 Zeilen, Dezember 2005) Solidaritätsabgabe auf französische Flugtickets Frankreich erhebt ab Juli 2006 eine Sonderabgabe auf Flugtickets, mit der zusätzliche Entwicklungshilfeprojekte finanziert werden sollen. Die erhofften 200 Millionen Euro sind vorrangig für die Bekämpfung von Krankheiten wie HIV/AIDS, Malaria und Tuberkulose vorgesehen. Bei Inlands- und Europaflügen wird wahrscheinlich ein Euro fällig, Fernflüge kosten zwischen vier und 40 Euro mehr. Für die Initiative hatte Staatspräsident Chirac bereits im September auf dem UN-Milleniumsgipfel in New York und innerhalb der EU vergeblich geworben. Auch Deutschland winkte ab. Doch Chiracs Kabinett erteilte dem Vorhaben am 23. November grünes Licht. Die Tourismusindustrie zeigt sich bisher wenig begeistert. Auf dem New Yorker Gipfel hatte der chilenische Präsident Ricardo Lagos angekündigt, sein Land wolle im kommenden Jahr ebenfalls eine EntwicklungshilfeGebühr von zwei US Dollar pro Auslandsflugschein erheben. -tü(965 Anschläge, 12 Zeilen, Dezember 2005) Kinderschutz: Bundesverband der Deutschen Tourismuswirtschaft (BTW) unterzeichnet ECPAT-Verhaltenskodex In Anwesenheit der schwedischen Königin Silvia unterzeichnete der "Bundesverband der Deutschen Tourismuswirtschaft (BTW)" am 6. Dezember 2005 in Berlin im Rahmen seines "Tourismusgipfels“ den "Verhaltenskodex zum Schutz von Kindern vor sexueller Ausbeutung im Tourismus". Er enthält sechs Kriterien und wurde 1998 auf Initiative von ECPAT* (Schweden) entwickelt. Obgleich eine Selbstverpflichtung,

TW 41 (12/2005)

EED TourismWatch

Seite 4

bekommt die größte Dachorganisation der deutschen Tourismusindustrie damit ein wirksames Instrument an die Hand. Der "Code of Conduct" soll die Mitgliedsorganisationen und -unternehmen ermutigen, konkrete Implementierungsschritte einzuleiten und entsprechende Maßnahmen insbesondere zur Information und Sensibilisierung auf Mitarbeiter- und Kundenseite durchzuführen. Zuvor hatte der Vizepräsident der Europäischen Kommission, Günter Verheugen, in seiner Grundsatzrede für mehr Nachhaltigkeit im Tourismus geworben. Dabei stellte er besonders die soziale Seite eines nachhaltigen Wirtschaftens als Herausforderung und Chance für den Tourismus heraus. Bereits im Januar 2001 hatte der "Deutsche Reisebüro und Reiseveranstalter Verband (DRV)" den Verhaltenskodex mit ECPAT unterzeichnet. Auf dem 9. "Tourismusgipfel" des BTW in Berlin, der sich schwerpunktmäßig mit Mobilität und China befasste, erhielt der Kodex nun eine königliche und damit eine sehr viel weiter reichende Weihe. -tü* ECPAT = End Child Prostitution, Child Pornography and Trafficking of Children for Sexual Purposes (Arbeitsgemeinschaft zum Schutz der Kinder vor sexueller Ausbeutung, www.ecpat.de) Vgl. auch TW 35 (Juni 2004), "Prostitution mit Kindern: Gegen das Wegsehen", TW 39 (Juli 2005), "Die Reisebranche soll Kinder besser schützen" (1.567 Anschläge, 18 Zeilen, Dezember 2005) Bundesregierung benennt Tourismusbeauftragten Erstmals in der Geschichte der Bundesrepublik hat die Regierung einen "Tourismusbeauftragten“ benannt. Mit der Aufgabe wurde der bisherige Vorsitzende des Tourismusausschusses des Deutschen Bundestages, Ernst Hinsken (CSU), betraut. Der Aufgabenbereich wurde noch nicht mitgeteilt. Als der Bundesminister für Wirtschaft und Technologie, Michael Glos (CDU), die Ernennung während des "Tourismusgipfels" des Bundesverbandes der Deutschen Tourismuswirtschaft (BTW) am 5. Dezember in Berlin bekannt gab, überraschte er nicht nur die anwesenden Vertreter seines Ministeriums. –hfu(657 Anschläge, 8 Zeilen, Dezember 2005)

Chinesische Reisewarnungen

Menschenrechte in Malaysia haben keine Priorität Von Ludmilla Tüting Seitdem Chinesen in großer Zahl in nunmehr 100 Länder reisen dürfen, gibt auch Beijing Reisewarnungen heraus, z.B. durch Sicherheitshinweise auf der Webseite ihres Außenministeriums. Noch sind die meisten in Gruppen unterwegs. Deshalb warnte die nationale Tourismusverwaltung Reiseveranstalter gezielt vor bestimmten Ländern. Darunter fanden sich Malaysia und die Schweiz. Der Grund: Zu viele chinesische Touristen seien dort überfallen und bestohlen worden. Wie der englischsprachigen Tageszeitung The China Daily am 23. August weiter zu entnehmen war, hatten nach den Anschlägen in England und Ägypten mehrere Gruppen ihre Reise storniert. Der Anti-Terror-Experte Li Mei riet seinen Landsleuten,

TW 41 (12/2005)

EED TourismWatch

Seite 5

Selbstverteidigung zu erlernen, immer auf der Hut zu sein, Menschenmassen zu meiden und die Telefonnummer der nächsten chinesischen Botschaft stets griffbereit zu haben. Li Mei ist außerdem der Ansicht, dass preiswertere Hotels möglicherweise sicherer seien als Luxushotels, die eher als Zielscheibe dienten. Dass vor der Schweiz gewarnt wird, mag uns seltsam erscheinen. In Malaysia jedoch sei die Zahl chinesischer Touristen in diesem Jahr deutlich zurückgegangen, meldete die BBC. Nach einer ganzen Reihe von Belästigungen und (willkürlichen) Verhaftungen entschuldigte sich der malaysische Innenminister Azmi Khalid am 6. Dezember persönlich bei der Regierung in Beijing. Diese hatte zuvor eine offizielle Beschwerde über Schikanen ihrer Bürger eingelegt, nachdem heimlich gedrehte Bilder weltweit im Fernsehen ausgestrahlt worden waren. Sie zeigten eine chinesische Besucherin, die nackt in einer Polizeizelle zu zahlreichen Kniebeugen gezwungen wurde. Das sei Routine, hieß es. Nach anfänglicher Vertuschung brachte schließlich der Minister für Innere Sicherheit, einer der Vize-Premiers, das Fass zum Überlaufen. Er empfahl "Ausländern, die meinen, die malaysische Polizei sei zu grausam, in ihre eigenen Länder zurückzukehren". (Siehe auch S. 20, "Alternativer Nobelpreis") Das Land umwirbt mit dem Slogan "Malaysia - truly Asia" nicht nur wohlhabende westliche Touristen, sondern verstärkt auch Muslime aus reichen arabischen Staaten, die sich in jüngster Zeit mit Reisen in die USA und nach Europa zurückhalten. -tü(2.183 Anschläge, 28 Zeilen, Dezember 2005) Follow-up: Umweltschützer Bruno Manser für tot erklärt Das Zivilgericht Basel hat am 10. März dieses Jahres den Schweizer Umweltaktivisten und Autor Bruno Manser für tot erklärt. Viele Jahre lang kämpfte Manser für den Erhalt des Lebensraumes der Ureinwohner Borneos (Malaysia). Von 1984 bis 1990 lebte er mit den Penan, bis er vor der Regierung und Holzindustrie fliehen mußte. Trotzdem wagte er sich immer wieder in den Regenwald, um die Indigenen in ihrem Überlebenskampf zu unterstützen und die Öffentlichkeit auf die Probleme bedrohter Völker aufmerksam zu machen. Dazu gründete er in Basel auch den Bruno Manser Fonds, www.bmf.ch. Von seiner letzten Reise in den Norden Sarawaks kehrte der 47-jährige nicht mehr zurück. Im Mai 2000 erreichte seine Familie ein letztes Lebenszeichen. Seitdem galt er als verschollen. Manser hielt seine Erlebnisse bei den Penan in den "Tagebüchern aus dem Regenwald" fest. (855 Anschläge, 12 Zeilen, Dezember 2005, Quelle: "Progrom 3/05", Gesellschaft für bedrohte Völker, Göttingen) Vgl. TW 22 (März 2001), "Bruno Manser in Malaysia verschollen"

Endgültige Vertreibung der "Buschmänner" in Botswana Tourismus und Diamanten statt Ureinwohner Von Ludmilla Tüting Ohne ein Urteil des Obersten Gerichtshofes abzuwarten, setzte die Regierung Botswanas ihre Androhung in die Tat um und vertrieb im Oktober fast alle der noch verbliebenen Gna und Gwi "Buschmänner" aus dem "Zentralen Kalahari Wildpark". Zwar erklärte Regierungssprecherin Ruth Maphorisa, die Leute seien freiwillig

TW 41 (12/2005)

EED TourismWatch

Seite 6

gegangen. Die Unterstützergruppe "First People of the Kalahari" sagte jedoch dem Londoner "Guardian Weekly", Polizei, Militär und Wildhüter hätten rund 40 Gna und Gwi (Basarwa) mit Waffengewalt auf LKW getrieben. Als neuesten Vorwand habe die Regierung eine Quarantäne ausgerufen, da die Ziegen der "Buschmänner" angeblich erkrankt seien. Das Dorf Malapo wurde am 7. Oktober komplett geräumt, Metsiamanong am Tag darauf zur Hälfte. Offiziell gibt es derzeit noch 27 "Buschmänner" im "Central Kalahari Game Reserve". Vor dem Beginn der Vertreibungen 1997 und 2002 lebten dort geschätzte 2000 Gna und Gwi. Völlig entwurzelt kommen die meisten mit dem neuen Leben in Zwangsansiedlungen außerhalb des Wildschutzgebiets nicht zurecht. Ihre Jahrtausende alte Heimat und das Land ihrer Ahnen vermarktet Botswana nun als Touristenattraktion. Nur wenige "Buschmänner" fanden eine halbwegs befriedigende Arbeit in diesem Bereich, beispielsweise als Guides. Ein anderer gewichtiger Grund sind Diamantenfunde. Die MenschenrechtsOrganisation "Survival International" wirft den Behörden vor, der Minengesellschaft Kalahari Diamonds Ltd zu einer Konzession zu verhelfen. Das Unternehmen wird lt. "taz" vom 20.9.2005 u.a. von der Internationalen Finanzkooperation (IFC) der Weltbank finanziert. Offiziell wird ein Zusammenhang zwischen der Ausbeutung der Diamantvorkommen und der Zwangsumsiedlung der Ureinwohner geleugnet. Weitere Informationen: www.survival-international.de, Tel. 030/29002327, Fax: 29043900. (1.839 Anschläge, 25 Zeilen, Dezember 2005) Vgl. auch TW 38 (März 2005), "Botswana - Proteste vor der ITB" und TW 29 (Dez. 2002) "Überlebenskünstler der Kalahari-Wüste - Botswana vertreibt Buschleute".

Ekuador

Huaorani-Indianer stoppen "Ölstraße" im Regenwald Nach Protesten der Huaorani-Indianer und der internationalen Regenwald-Bewegung stoppte die neue Regierung Ekuadors vorerst den geplanten Bau einer weiteren Ölstraße in den Yasuni Nationalpark. Die Huaorani hatten Mitte 2005 durch einen Protestmarsch in der Hauptstadt Quito ihre Forderung untermauert, in den nächsten zehn Jahren sämtliche Ölarbeiten im Nationalpark einzustellen. Der im AmazonasQuellgebiet liegende Park gehört zu den artenreichsten Gebieten der Welt und ist durch die Erdölgewinnung seit Jahren massiv bedroht. Gegen den Widerstand von etwa 2500 Huaoranis, die im Park leben, wollte der brasilianische Multi Petrobas eine neue Zufahrtsstraße bauen. Wie die Hamburger Umweltorganisation "Rettet den Regenwald" mitteilte, hält Petrobas mit 15 Prozent den drittgrößten Anteil an dem Ölkonsortium "Oleoducto de Crudos Pesados (OCP). Die internationale OCP wiederum finanziert ihre umweltgefährdenden Pipelines auch mit Krediten der Westdeutschen Landesbank (WestLB) in Düsseldorf. Weitere Informationen s. www.regenwald.org sowie TW 21 (Dezember 2000), "Neue Pipeline bedroht..." und TW 23 (Juni 2001), "Massive Proteste gegen Rohöl-Pipeline". Über eine der Möglichkeiten, in den Yasuni-Park zu gelangen, schrieb der ReiseführerAutor Volker Feser bereits 1998: "...führt von Coca aus zuerst einmal eine fast gradlinige und mit zähflüssigem Erdöl voll besudelte Piste, die sogenannte Via Auca, in

TW 41 (12/2005)

EED TourismWatch

Seite 7

Richtung Süden... dichter, feucht-tropischer Regenwald...abscheuliche Straße. Bei der rasanten Fahrt...spritzt das schwarze Teerzeug links und rechts ins Gebüsch weg. Mehrere Pipelines verlaufen parallel zur Straße und geben einen groben Eindruck von der wirtschaftlichen Bedeutung des schwarzes Goldes. Die meist nicht einsehbaren, etwas abseits der Straße gelegenen 20 x 30 m großen 'Erdölteiche' (pozos), deren unbehandelte und hochgradig giftige Chemikaliengemische das Grundwasser verseuchen und die bei starken Regenfällen auch in kleine Nebenflüsse überschwappen, sind der Preis für eine unkontrollierte, auf skrupellosem Raubbau basierende Erdölförderungspolitik". (Reisehandbuch "Ekuador", Michael Müller Verlag). Der 1979 geschaffene Nationalpark liegt im östlichen Tiefland Ekuadors und grenzt an Peru. –tü(2.234 Anschläge, 30 Zeilen, Dezember 2005)

Ökotourismus statt Kupfer Vor 70 Jahren zogen Siedler in den einzigartigen Bergregenwald des Intag-Gebietes, das nordwestlich von Quito und Otavalo liegt. Sie ahnten nicht, dass sie ihre Bauernhöfe über dem größten Kupfervorkommen Ecuadors anlegten. Es wurde erst viele Jahre später im Toisan-Gebirge gefunden. Die Entdeckung veränderte das Leben der rund 500 Familien. Denn um das Kupfer auszubeuten, versuchen internationale Bergbaukonzerne, sie zu vertreiben. Doch die Bauern wehren sich mit Erfolg. 1997 musste die japanische Firma Bishimetal den Rückzug antreten. Zur Zeit verweigern sie dem kanadischen Bergbaukonzern Ascendant Exploration den Zugang, wobei ihnen vor allem Sperrgrundstücke helfen. Diese Wälder wurden von der Hamburger Umweltorganisation "Rettet den Regenwald" und der örtlichen Umweltgruppe "Decoin" gekauft, an die Dörfer übertragen und zu Schutzgebieten erklärt. Gleichzeitig konnten die Hamburger Unterstützer vier Touristenzimmer über dem Dorf Junin anfinanzieren und somit neue Einkommensquellen schaffen. Die Initiative hält einige Jugendliche von der Abwanderung fern und ermöglicht es Frauen, ein eigenes Einkommen und Unabhängigkeit zu erreichen. Unter den Besuchern sind solidarische Ökotouristen und Aktivisten zu finden, die dort wandern, reiten und in Flüssen baden. Wer länger bleiben will, kann als Freiwillige/r vor Ort mitarbeiten und die Bewohner im Kampf gegen den Bergbau unterstützen. Dafür gibt es Natur pur, weit weg von der nächsten Stadt. Kontakt über "Rettet den Regenwald", Friedhofsweg 28, 22337 Hamburg, Tel. 040/4103804, Fax: 4500144, [email protected]. Weitere Informationen: www.regenwald.org; www.decoin.org, www.intagnewspaper.org -tü(1.677 Anschläge, 21 Zeilen, Dezember 2005)

Indien

”Keine Vertreibung im Namen des Tourismus!” Kampf gegen den Narmada-Staudamm in Indien Von Christina Kamp Sein Name ist zu einem Synonym für Enteignung und Vertreibung der einheimischen Bevölkerung geworden: der Sardar Sarovar-Staudamm im indischen Bundesstaat Gujarat. Nun soll er zu einer Touristen-Attraktion werden – so will es die Regierung. Und wieder sollen die Menschen weichen, diesmal nicht dem Narmada-Strom, sondern

TW 41 (12/2005)

EED TourismWatch

Seite 8

den Touristenströmen aus den Städten wie Mumbai (Bombay), Ahmedabad und Vadodara (Baroda). Für den Bau des Staudamms und des Narmada-Hauptkanals wurden seit Anfang der 1960er Jahre große Teile der indigenen Bevölkerung (Adivasis) entlang des NarmadaFlusses in den Bundesstaaten Madhya Pradesh, Gujarat und Maharashtra “im öffentlichen Interesse“ enteignet und vertrieben. Bereits seit über zwei Jahrzehnten kämpfen sie um ihre Rechte, gegen Druck und Einschüchterungen, unterstützt von der “Narmada Bachao Andolan“ (NBA), der “Bewegung zur Rettung der Narmada“. (Wie viele Berge sind in Indien auch zahlreiche Flüsse – wie die Narmada - weiblich und heilig.) “Wird der Staudamm-Tourismus bei Kevadia dazu beitragen, die Touristen über den Kampf der Adivasis um ihr Land und ihre Lebensgrundlage aufzuklären, über ihre Kultur und Geschichte, die im Wasser unterging?“, fragt NBA-Aktivistin Dipti Bhatnagar und bezweifelt dies. Zum 20-jährigen Bestehen der Narmada Bachao Andolan ist der Widerstand der Menschen aus den Dörfern ungebrochen. Mit dem Slogan “110 Meter sind genug!“, demonstrierten sie auf einer Großveranstaltung Ende November in Badwani (Madhya Pradesh) gegen eine weitere Erhöhung des Staudamms und gegen weitere Vertreibung. Zwar seien Familien, deren Land durch die Stauseen überschwemmt wurde, als “vom Projekt betroffene Personen“ anerkannt worden, mit dem entsprechenden Recht auf Entschädigung “Land für Land“. Doch die Erfahrungen mit den bisherigen Umsiedlungsprogrammen haben deutlich gemacht, dass nicht genug Land von entsprechender Qualität zur Verfügung steht, um den Vertriebenen eine ausreichende Lebensgrundlage zu bieten. Viele der bereits vertriebenen Familien würden bis heute auf angemessene Entschädigung warten. Außerdem wurden nicht allen tatsächlich Betroffenen die gleichen Rechte zugestanden. Nicht als vom Projekt betroffen anerkannt wurden bislang die Familien aus sechs Dörfern nördlich des Staudamms. Sie wurden für den Bau der “Kevadia Colony“ enteignet, einer Siedlung für die Mitarbeiter des Staudammprojektes. Mit der Enteignung verloren sie die Rechte an ihrem hauptsächlich landwirtschaftlich genutzten Grundbesitz – ihrer Hauptlebensgrundlage. Sie erhielten eine minimale Entschädigung, ohne Anspruch auf Umsiedlung oder Recht auf neues Land. Dank ihres unermüdlichen Widerstandes sind viele der Familien bislang nicht vertrieben worden. Sie haben teilweise sogar ihr angestammtes Land weiter bewirtschaftet. Doch nun droht ihren durch den Tourismus neue Gefahr. Das Land, das touristisch “entwickelt“ werden soll, ist rechtlich in Händen der Sardar Sarovar Narmada Nigam Ltd. (SSNNL), eines Unternehmens des Bundesstaates Gujarat, das den Sardar Sarovar-Staudamm baut. Wenn der Tourismus Fuß fasst, droht den rund 900 Familien in den sechs Dörfern (insgesamt über 4.500 Personen) die endgültige Vertreibung. “Eine Rupie säen, einen Dollar ernten" will der Bundesstaat Gujarat laut seiner industriepolitischen Leitlinien. Mit dem Tourismus am Narmada-Staudamm könnte diese Rechnung aufgehen. Im vergangenen Jahr besuchten bereits rund 470.000 indische Touristen den Damm. An Wochenenden lag die Besucherzahl bei durchschnittlich jeweils 5.000-10.000, unter der Woche bei jeweils 500 bis 2.000 pro Tag. Als Attraktion dienen bisher allein Aussichtspunkte mit Blick auf den Staudamm. “Das Problem ist, dass bislang kaum touristische Infrastruktur zur Verfügung steht", meint SSNNL-Tourismusdirektor V.C. Patel – und will das nun ändern. Derzeit prüft das Unternehmen verschiedene Tourismuspläne, darunter einen Mehrphasenplan der "Kevadia Area Development Authority", der unter anderem Picknickplätze, Gesundheitstourismus, Wasser- und Abenteuersport vorsieht. “Das Gebiet wird für den

TW 41 (12/2005)

EED TourismWatch

Seite 9

Tourismus entwickelt. Deshalb wird die Planung den Bedürfnissen der Touristen Rechnung tragen“, sagt Patel. Allerdings nicht am und auf dem Hauptstausee, sondern entlang kleinerer Seen unterhalb der Staumauer. Aus einem sei bereits eine Genehmigung zur Umsiedlung der Krokodile eingeholt worden. Ein anderer Plan sieht nach Presseberichten "Ökotourismus" mit Wasservergnügungsparks, Golfplätzen, Hotels und Restaurants auf einer Fläche von 1.400 Hektar vor. “Doch ’öko’ heißt: ökonomisch“, kritisiert die berühmte NBA-Aktivistin Medha Patkar. “Das Projekt dient der Privatwirtschaft und keineswegs dem öffentlichen Interesse, aufgrund dessen die Menschen damals enteignet wurden." Ihre Forderung deshalb: Anerkennung der Betroffenen als “vom Projekt betroffene Personen“ mit entsprechenden Rechten auf Entschädigung, Rückgabe des nicht für das Sardar Sarovar-Projekt genutzten Landes an die ursprünglichen Eigentümer und vor allem: “Keine Vertreibung im Namen des Tourismus!“ Buchtipp: Sangvai, Sanjay: The River and Life – People's Struggle in the Narmada Valley, Earthcare Books, Kolkata 2002, 244 S., ISBN 81-85861-13-7 Bestellmöglichkeit: [email protected]. Weitere Infos und Auszüge aus dem Buch im Internet unter www.narmada.org/resources/books/RiverAndLife.html Das Narmada-Tal mit geplanten und bereits gebauten Staudämmen

Der Narmada Valley Development Plan (NVDP) sieht entlang der 1.312 km langen Narmada und ihrer Nebenflüsse den Bau von 30 großen, 135 mittleren und 3000 kleinen Staudämmen vor. Die Projekte befinden sich in unterschiedlichen Stadien der Umsetzung. Das Sardar Sarovar-Projekt (SSP) und das Narmada Sagar Projekt (NSP) sind die größten. Der Sardar Sarovar-Staudamm bei Kevadia in Gujarat ist 110 m hoch und 1.210 m breit, der Stausee 214 km lang und im Durchschnitt 1,77 km (maximal 16,1 km) breit. Rund 200.000 Menschen sind allein durch das Sardar Sarovar-Projekt von Vertreibung betroffen, mehr als die Hälfte von ihnen Adivasis. Karte aus Sangvai, Sanjay: The River and Life (6.064 Anschläge, 86 Zeilen, Dezember 2005)

TW 41 (12/2005)

EED TourismWatch

Seite 10

"Wie die Gänse fliegen“

Trainingsprogramm für Touristenführer in den Bergen von Kerala, Indien Von Christina Kamp Wenn die Wildgänse fliegen, so tun sie dies in einer V-Formation. Damit sparen sie Kraft und Energie. Sie lösen sich in der Führungsrolle ab, spornen sich gegenseitig an und kommen durch Teamarbeit erfolgreich zum Ziel. "Lasst uns wie die Gänse fliegen!", ruft Nirmal Joy von der indischen Nichtregierungsorganisation "Kabani" seine Zuhörer auf. Die rund 30 Frauen und Männer, die sich zu einem Trainingscamp im Gebäude der Forstbehörde in Pakkam versammelt haben, arbeiten als Touristenführer oder Ehrenamtliche eng mit der Forstverwaltung zusammen. Die meisten von ihnen sind Adivasis, Angehörige indigener Bevölkerungsgruppen. Sie leben in den Dörfern der Umgebung, in den Bergen der Western Ghats. Auf der nahe gelegenen Insel Kuruva vermitteln sie in- und ausländischen Gästen Informationen über die biologische Vielfalt. Die Insel Kuruva ist ein Kleinod an Tier- und Pflanzenreichtum im Kabani-Fluss im Wayanad-Distrikt von Kerala, an der Grenze zum Bundesstaat Karnataka. Die "Vision 2025" der Regierung von Kerala sieht die Beteiligung der einheimischen Bevölkerung in der Ökotourismus-Entwicklung vor. In Waldregionen und waldnahen Gebieten sollen lokale Waldschutzkomitees (“Vana Samrakshana Samithi“ – VSS) in Zusammenarbeit mit der Forstverwaltung die biologische Vielfalt schützen und dabei den Tourismus gestalten. So auch auf der Insel Kuruva. "In den meisten Tourismusorten geht die Entwicklung an den Menschen vorbei", erklärt Sumesh Mangalassery, Kampagnen-Koordinator von "Kabani", in einer Präsentation über aktuelle Tourismustrends im Land. Die Auswirkungen seien dagegen deutlich zu spüren: Abfallberge an den Stränden, Wasserverschmutzung der Backwaters durch die steigende Zahl von Hausbooten, Verdrängung traditioneller Wirtschaftszweige, Prostitution und die zunehmende Konkurrenz um Touristen-Dollars und -Euros. "Eine solche Entwicklung wollen wir hier in Wayanad nicht", betont der Tourismus-Aktivist. "Wir glauben, dass ein anderer Tourismus möglich ist. Dafür setzen wir uns ein". So zum Beispiel in den "Kabani"-Trainingsprogrammen vor Ort. Seit Juli 2005 werden mit "Home Stay"-Anbietern, die beim "District Tourism Promotion Council" in Wayanad registriert sind, Trainings durchgeführt. Gemeinsam soll ein Verhaltenskodex entwickelt werden, der nach weiteren Diskussionsrunden für Gäste wie Einheimische verbindlich gemacht werden soll. Auch die Touristenführer in Kuruva arbeiten am Verhaltenskodex mit. Sie erhoffen sich dadurch bessere Möglichkeiten, Besucher, die ein unangepasstes Verhalten an den Tag legen, in ihre Schranken zu weisen. Mit übermäßigem Alkoholkonsum der Gäste, Plastikmüll und Schädigungen der Pflanzenwelt haben sie bereits ihre Erfahrungen gemacht. Weniger jedoch mit der Konkurrenz untereinander, die entsteht, wenn der Tourismus Fuß fasst und die Region als "entwickelt" gilt. "Vielleicht können wir verhindern, dass auch hier eine Abhängigkeit vom Tourismus entsteht," hofft Nirmal Joy. Ob dies anhand eines Konzepts gelingen kann, das Universitätsprofessor Dr. Vijaykumar vorstellte, fanden die Zuhörer allerdings fraglich. Seine Vorschläge waren vor allem kreativer Natur: Welche Ideen lassen sich entwickeln, um Touristen die Eigenheiten der Region zu vermitteln, dabei eng an die lokalen Ressourcen (wie Waldprodukte) anzuknüpfen und möglichst viele Einkommensmöglichkeiten zu schaffen? Fahrradtouren seien jedenfalls nicht realistisch, denn die Straßen und Wege seien hier in zu schlechtem Zustand. Auch gegen jegliche Vermarktung irgendwelcher Produkte auf der Insel selbst wehrte sich die Gruppe vehement.

TW 41 (12/2005)

EED TourismWatch

Seite 11

Dass am Flussufer gegenüber der Insel kleine Stände entstehen könnten, um lokales Kunsthandwerk wie z.B. Bambusprodukte, ortstypisches Essen und Naturmedizin anzubieten, stieß schon eher auf Gegenliebe. Insbesondere der alte Chanthan war davon angetan. Er kenne auf der Insel 101 Pflanzen und ihre Heilwirkungen, berichtete er – ein traditionelles Wissen, das sein Großvater ihm im Laufe vieler Jahre vermittelt habe. Das Hauptinteresse der Gruppe lag allerdings darin, die Touristen zu einem angemessenen Verhalten anzuhalten und verbindlich zu vereinbaren, dass Alkohol, Zigaretten und Plastikmüll auf Kuruva nichts zu suchen haben. Mohanan, ein junger Touristenführer, der bereits Erfahrung mit amerikanischen Gästen gesammelt hat, betonte, dass Touristen auf den ausgewiesenen Wegen bleiben müssten und ohne Führer den Wald nicht betreten dürften. Gäste, die im Fluss baden wollen, hätten dies angemessen bekleidet zu tun (und dies heißt in Wayanad deutlich mehr als etwa nur ein Badeanzug). „KABANI – The other direction“ "KABANI" ist eine neue Initiative mit Arbeitsschwerpunkt im Wayanad Distrikt in den Bergen des südindischen Bundesstaates Kerala, an der Grenze zu Karnataka. Die Organisation leitet ihren Namen von dem Fluss Kabani ab, der im Gegensatz zu fast allen anderen 43 Flüssen in Kerala ostwärts statt nach Westen fließt. So wie sich der Fluss entgegengesetzt bewegt, will “KABANI“ ebenfalls eine andere Richtung für die Tourismusentwicklung der Region aufzeigen. In der Nähe des Ortes Pulpalli teilt sich der Fluss und bildet die Insel Kuruva. Wie die beiden Flussarme hat die Arbeit der Organisation zwei Standbeine. Einerseits entwickelt “KABANI“ ein einheimisches Tourismusmodell, das auf "Home stay"-Programme setzt, die der Bevölkerung direkt zugute kommen und den Gästen Alltagserfahrungen vermitteln. Andererseits hat die Initiative eine deutliche Kampagnen-Ausrichtung, mit der Fehlentwicklungen aufgedeckt und verhindert werden sollen. So wie auch das Wasser der Kabani-Flussarme eine Einheit bildet, sind beide Arbeitsbereiche der Organisation eng miteinander verbunden. Unter anderem in Trainingsprogrammen fließen sie zusammen. “KABANI - The other direction”, c/o ‘Nest’, Kaniyaram, P.O. Mananthavady, 670 645, Wayanad (Dist.), Kerala, Indien, Tel.: 0091/94 47 54 65 84 (Sumesh Mangalassery) E-mail: [email protected], Internet: www.kabani.org Auf der Grundlage von Tourismus-Karikaturen aus Lateinamerika*, die in vier Kleingruppen mit großem Engagement diskutiert und interpretiert wurden, setzten die Touristenführer und ehrenamtlich Engagierten schließlich in kleinen Sketchen um, was das Respektieren der einheimischen Kultur für sie bedeutete. So müssten sie Möglichkeiten finden, den Zugang der Touristen zu den Orten zu beschränken, an denen die Dorfbewohner ihrem Alltag nachgehen. Fotografieren sollte nur mit Erlaubnis gestattet sein, eine Kommerzialisierung ihrer Traditionen und Rituale niemals erlaubt werden. Die Gäste sollten mit der einheimischen Kultur und den Werten der Adivasis vertraut gemacht werden. Um jedoch all die diskutierten Ideen und vereinbarten Maßnahmen umsetzen zu können, meldeten die Guides weiteren Trainings- und Unterstützungsbedarf an. Denn um die Integrität der Region zu bewahren, sei eine intensive Arbeit mit der Bevölkerung nötig. Bei aller Naturverbundenheit waren sich Teilnehmer und Organisatoren am Ende einig, dass eine wichtige Maßnahme die Versorgung der Region mit elektrischem Strom sei.

TW 41 (12/2005)

EED TourismWatch

Seite 12

Vielleicht lässt sich die Regierung zur Förderung des Tourismus darauf ein. Dies käme dann vor allem der Dorfbevölkerung zugute – und das nächste Trainingscamp wäre nicht mehr vom Funktionieren des Generators abhängig, den sich zwar die Forstverwaltung, aber kaum eine Adivasi-Familie leisten kann. * Die Karikaturen stammen aus dem Karikaturenwettbewerb von Turismovision, ausgeschrieben im Jahr 2000 von KATE und TOURISM WATCH (s. TW 23, Juni 2001) Anm. d. Red.: Bildmaterial von Christina Kamp zu beiden Indien-Beiträgen ist über TOURISM WATCH verfügbar, [email protected] (7.493 Anschläge, 100 Zeilen, Dezember 2005) Mangelnder Respekt bringt Indien auf die Palme Indien-Touristen aufgepasst! Das Land ist trotz großer wirtschaftlicher Erfolge, RavePartys in Goa und aufreizender Bollywood-Tanz-Szenen ein extrem konservatives Land geblieben. Deshalb ist jetzt ein offizielles "Good Behaviour Book" erhältlich, in dem westlichen Besuchern auf 20 Seiten richtiges Benehmen vermittelt werden soll. Auslöser waren zwei Fehltritte ausländischer Touristen, die das indische Blut in Wallung brachten. Zunächst hatte sich im September ein israelisches Paar auf der eigenen Hochzeit erdreistet, einen Kuss zu geben. Bei traditionellen Eheschließungen nach Hindu-Ritual ist jedoch ein solcher Vorgang völlig undenkbar. Die Folgen: Der Hindu-Priester rief die Polizei, das frischvermählte Paar wurde zu einem Bußgeld von umgerechnet 20 Euro verdonnert und Priestervereinigungen regten sich einmal mehr über die "Verschmutzung der indischen Kultur" auf. Vier Wochen später rannte eine finnische Touristin in Rajasthan splitterfasernackt durch den Pilgerort Pushar, nachdem sie ein rituelles Bad im heiligen Pushkar-See genommen hatte. Sie hatte fälschlicherweise geglaubt, ihre Nacktheit sei Teil der Zeremonie gewesen. Unbekleidet als Pilger dürfen sich aber nur männliche Sadhus (Wanderasketen) zeigen. Der Finnin droht ein Strafverfahren, sie musste 180 Euro als Kaution hinterlegen und durfte den Ort, der für seinen alljährlichen Kamelmarkt weltberühmt ist, zunächst nicht verlassen. Pushkar liegt südwestlich von Jaipur in der Nähe von Ajmer. -tü(1.475 Anschläge, 18 Zeilen, Dezember 2005)

"Instrument der Ungerechtigkeit"

Fairer Tourismus in Palästina gefordert Von Heinz Fuchs Einerseits ist der Tourismus nach Palästina ein ganz schwaches Pflänzlein. Andererseits verbinden zahlreiche Organisationen, Initiativen, Gruppen, Familien und Einzelpersonen in den von Israel besetzten Gebieten des sogenannten Heiligen Landes große Erwartungen mit der Reiselust. Sie wünschen sich Begegnung, Austausch, Dialog und solidarische Anteilnahme. Die Palästinenser hoffen auf Gäste, "die nicht nur historische und religiöse Plätze, sondern ebenso die Menschen in den besetzten Gebieten besuchen möchten, die tagtäglich mit einer äußerst schwierigen politischen und sozialen Realität zu kämpfen haben", so Ranjan Solomon von der "Ecumencial Coalition on Tourism" (ECOT), Hongkong.

TW 41 (12/2005)

EED TourismWatch

Seite 13

ECOT hatte im Oktober zusammen mit der palästinensischen "Alternativ Tourism Group" (ATG) und der libanesischen Nichtregierungsorganisation "Golan for Development" (GFD), zu einem interkirchlichen Workshop zum "Tourismus in den besetzten Gebieten" nach Alexandria (Ägypten) eingeladen. Dabei stand das Verständnis für einen anderen Tourismus, einen "Justice Tourism", im Mittelpunkt. Gemeint ist ein gerechter Tourismus, bei dem die touristischen Möglichkeiten sensibel und so genutzt werden, dass möglichst viele gleichberechtigt profitieren können. Nach dem Konzept der "Alternativ Tourism Group" stehen nicht die Sehenswürdigkeiten ("tote Steine"), sondern die lebenden Steine, die Menschen, im Mittelpunkt. Es setzt auf die Kraft der menschlichen Begegnung und ist vom Wunsch auf Frieden, Dialog, Solidarität und Verständigung geprägt. "Justice Tourism" setzt die sensible Aufgeschlossenheit der Reisenden voraus. Vor dem Hintergrund, dass der Nah-Ost-Tourismus, insbesondere nach Israel und Palästina, seine größten Besucherpotenziale im Bereich der Kirchen und kirchennahen Reiseveranstaltern aufweist, forderten die Teilnehmenden aus 14 Ländern Europas, des Nahen Ostens und aus Asien-Pazifik eine Umkehr im "Heilig-Land-Tourismus", eine gerechtere Verteilung der touristischen Einnahmen. Rami Kassis, Direktor von ATG: "Der Tourismus nach Palästina und Israel ist einer der wichtigsten Sektoren, mit dem jährlich rund drei Milliarden Dollar erwirtschaftet werden. Die Tatsache, dass davon 97 Prozent nach Israel und nur drei Prozent nach Palästina gehen, zeigt die große Kluft." Er bezeichnete es als eine "fortwährende Form der Ausbeutung", wie Israel das historische, kulturelle und religiöse Erbe Palästinas vermarkte. Reisegruppen würden grundsätzlich darauf orientiert, sich in Israel zu verpflegen und auch dort zu übernachten. Beherbergungsbetriebe, Souvenirshops und Restaurants in Palästina hätten kaum eine Chance, am touristischen Geschäft teilzuhaben. Die Monopolstellung Israels im Tourismus führe auch dazu, dass ausschließlich israelische Reiseleiter in Palästina zum Einsatz kämen. Neben den dadurch fehlenden Einkommensmöglichkeiten beispielsweise für die Reiseleiter in Bethlehem würde den Besuchern so systematisch eine palästinensische Sichtweise auf Geschichte und Gegenwart der Region vorenthalten. "Diese Art von Tourismus ist zu einem weiteren Instrument der Ungerechtigkeit geworden", so Rami Kassis. "In unserer Arbeit in und mit den Kirchen, in religiösen Einrichtungen und sozialen Bewegungen werden wir uns dafür einsetzen, das touristische Monopol in der Region zu überwinden, um eine faire Beteiligung Palästinas im Tourismus zu erreichen", formulierten die Teilnehmenden in ihrer Schlusserklärung. Der gesamte Wortlaut kann der Website entnommen werden: (www.ecotonline.org/Pages/downloads/joint%20statement%20_alexandria.pdf) Die "Alternative Tourism Group" gab 2003 einen Reiseführer aus palästinensischer Sicht heraus: Palestine & Palestinians, 400 S., Bezug: www.atg.ps Frühere Initiativen für eine gleichberechtigte Beteiligung Palästinas und der von Israel besetzten Gebiete am "Heilig-Land-Tourismus" liegen schon wieder einige Jahre zurück. Insbesondere die Reformierte Kirche in der Schweiz hatte gemeinsam mit dem Baseler "Arbeitskreis Tourismus und Entwicklung" durch die Broschüre "Palästina/Israel: Fair reisen!" im Vorfeld zum "Heilig Jahr 2000" wegweisende Impulse gesetzt. Der Beginn der zweiten Intifada beendete zunächst die tourismus- und friedenspolitischen Hoffnungen, die daraus folgen sollten. (Vgl. TW 17: www.tourism-watch.de/dt/17dt/17.palaestina/index.html) (4.103 Anschläge, 54 Zeilen, Dezember 2005)

TW 41 (12/2005)

EED TourismWatch

Seite 14

Satire

Backpacker in Wilderness

Karl Tiefengraber im Gespräch mit Henry Outdoor Von Franz Xaver Wagner Tiefengraber: Mr. Outdoor, as backpacker you like wilderness experience. Please tell me something about it. What is the reason... Outdoor: Also, der Drang in die unerschlossene Natur aus.... Tiefengraber: Oh, Sie sprechen deutsch? Outdoor: Ja, warum sollte ich nicht? Tiefengraber: Nun, Sie heißen Henry Outdoor, und Sie gelten als Fachmann für Backpacking, Wilderness, Radtouring, Canoeing und Rafting. Outdoor: Also, das sind Fachworte, dafür gibt es keine deutschen Begriffe. Und Outdoor heiße ich rein zufällig. Allerdings Heinrich mit Namen. Der Einheitlichkeit halber habe ich den Vornamen anglisiert. Aber das ist heute weithin üblich. Tiefengraber: Gut, Sie sprachen von der unerschlossenen Natur. Outdoor: Ja, der Drang in die unerschlossene Natur, der heute stärker denn je ist, darf nicht wundernehmen. Der Mensch sehnt sich zurück nach der Natur, aus der er stammt. Dorthin will er, wo er noch ungestört sein kann. Tiefengraber: Wenn er aber dorthin geht, wo nur die Natur ist, braucht er doch... Outdoor: Das Umsichgreifen der Technisierung veranlasst den Menschen, dorthin zu fliehen, wo er noch einfach in der unberührten Natur leben kann. Tiefengraber: Gut, wenn aber der Mensch dorthin geht, wo nur unberührte Natur ist, kommt er doch ohne Technik erst recht nicht aus, oder? Outdoor: Wilderness experience ist das Ergebnis, ohne die technisierte Welt des 21. Jahrhunderts glücklich zu sein. Tiefengraber: Also, andersrum gefragt, Henry Outdoor: Wenn sie mit Ihrem Rucksack in die Wildnis ziehen, was haben Sie da außer letzterem noch dabei? Outdoor: Des Backpackers life in wilderness ist free und easy. Er lebt in der freien Natur, weil ihm die Technisierung zum Halse heraushängt. Tiefengraber: Brauchen Sie ein Zelt? Outdoor: Ja, natürlich braucht man ein Zelt. Aber das richtige muss es sein. Am besten sind wohl die Kuppelzelte aus Coated Plaffeta und Kacron Lipstep mit selbsttragendem

TW 41 (12/2005)

EED TourismWatch

Seite 15

Aluminiumgestänge. Beim Zeltboden kommt es auf die Konstruktion und des Materials des Schlafsacks an. Bei letzterem... Tiefengraber: Schlafsack? Outdoor: ... bei letzterem geht die Entwicklung zu Kombisäcken, deren Unterseite aus einer ganz speziellen Kunstfaser besteht. Die Oberseite ist Daune, ZweiwegeReißverschluss mit Stafettenclip und Rückklemme ist unbedingt zu empfehlen. Man muss ja oft im Schlafsack sitzend kochen und den Kocher dabei... Tiefengraber: Welchen Kocher? Machen sie kein Holzfeuer? Outdoor: ... und den Kocher dabei bedienen können. Holzfeuerstellen gibt's nur in der Literatur. Wir verwenden Gaskartuschenkocher oder einen speziellen BackpackBenzinkocher mit Zusatzpumpe und Katalyt-Heizer. Beim Kochgeschirr kommt man um Teflon nicht herum. Alu wäre zwar leichter, aber... Tiefengraber: Aber der selbstgejagte Hase würde da anbrennen? Outdoor: ... aber man bringt in Alupfannen die Kapax-Trockenfilets nicht richtig braun. Sportive Protokost muss genau nach Gebrauchsanleitung des Herstellers behandelt werden. Es ist zum Beispiel so, dass die Depotwirkung der Oligosaccharide sich nur bei Auflösung der Tabletten in einem ganz speziellen Behälter erreichen lässt. Ohne den Spezialbecher müsste der Backpacker... Tiefengraber: ... wohl auf den Ausstieg aus der technisierten Welt des 21. Jahrhundert verzichten, wie?

Vor hundert Jahren:

"Fußreisen" in den Bergen Von Karl Baedeker

Ausrüstung: Nicht zu leichter Anzug aus Wollstoff; Flanell- oder Normalhemden; wollene Strümpfe; weicher Filzhut mit Sturmband; leichter Wettermantel aus wasserdichtem Wolloder Lodenstoff... Damen: Der Anzug besteht am besten aus einem möglichst glatten ungefütterten Lodenrock und einem wasserdichten Lodencape. Dazu eine Flanellbluse für Touren und eine Seidenbluse fürs Quartier. Besser als ein Unterrock sind geschlossene Pumphosen, die bei leichten Touren unter dem Rock getragen werden. Leibwäsche am besten von feinster Wolle... Statt des Bergstocks, der aus festem Eschen- oder Haselnussholz und mit einer starken Eisenspitze versehen werden muss, genügt für die gewöhnlichen Wanderungen ein Spazierstock oder Schirm mit Hakengriff und Eisenspitze... Am besten ist ein wasserdichter Rucksack. Zu schwer sollte er schon deshalb nicht sein, weil man, wenn der Führer das Gepäck trägt, bei mehr als 8kg das Übergewicht zu bezahlen hat... Bei Hochtouren ist er verpflichtet, bis zu 8kg Gepäck einschließlich des Proviants und der Ausrüstung des Touristen unentgeltlich zu tragen... Die erforderlichen Seile und Steigeisen

TW 41 (12/2005)

EED TourismWatch

Seite 16

des Führers kommen dabei nicht in Anrechnung. Bei längeren Touren empfiehlt es sich den Führer nach dem Zeittarif zu mieten... Der Führer hat sich überall selbst zu verpflegen... Sonntags gehen die Führer meist erst nach der Messe. An Nahrungsmitteln, die sich zum Mitnehmen eignen, sind in den Gebirgs-Wirtshäusern meist kalter Braten, kaltes Huhn, Speck, Salami, Eier, Käse, Butter vorhanden. Da der Magen des nicht an Anstrengungen gewöhnten Touristen leicht empfindlich wird und die Aufnahme derber Nahrung verweigert, empfiehlt es sich auf die Reise etwas Biskuit, Schokolade usw. mitzunehmen. Konserven verschiedener Art, Sardinen in Öl, Bouillonkapseln, Fleischpains, Kaffee, Tee usw. findet man in den meisten Unterkunftshütten. Gegen Durst ist zunächst Wasser, kalter gezuckerter Tee am besten, auch natürliche Fruchtsäfte oder Limonade... Für Touristen, die mit starkem Durst in Hütten oder der Talstation eintreffen, ist heißes Wasser mit Rotwein und Zucker zu empfehlen. Aus Gletscherwassern trinke man nur mit Vorsicht, keinesfalls ohne Beimischung von Kognak oder Rum; ebenso sei man beim Trinken von frischer Milch in Sennhütten vorsichtig und lasse sie lieber vor dem Genuss abkochen... Vor größeren Wanderungen ziehe man Erkundigungen wegen des Wetters ein. Der Ausspruch der Führer und Wirte allein darf nicht als maßgebend betrachtet werden... Bergaufwärts-Weiden des Viehs gilt als sicheres Zeichen beständigen Wetters... Die amtlichen Wettervorhersagen werden in den Postämtern täglich ausgehängt. (Selbstverleger!) Karl Baedeker: Handbuch für Reisende. Südbayern, Tirol und Salzburg. Ober- und Niederösterreich, Steiermark, Kärnten und Krain. Mit 73 Karten, 16 Plänen und 11 Panoramen. Vierunddreißigste Auflage. Verlag von Karl Baedeker, Leipzig 1910. Anm. d. Red.: Auch Südtirol, das erst nach dem Zweiten Weltkrieg Italien zugeschlagen wurde, ist in dem Buch enthalten. Ein Radio für Wettervorhersagen gab es noch nicht. Bis auf den kalten Braten, die Salami und den Kognak können alle Angaben eins zu eins für Wanderungen bzw. für das Leben im Himalaya heute übertragen werden. Ohne Strom. Daunen- und High-Tech-Ausrüstung wird nur von Trekkern und Bergsteigern, im Moment auch von Hilfsorganisationen ins Erdbebengebiet Pakistans gebracht und benutzt.

Literatur, Materialien, Termine Neue SympathieMagazine Beim "Studienkreis für Tourismus und Entwicklung" sind als Neubearbeitung zwei SympathieMagazine erschienen. Einzelheiten s. www.sympathiemagazin.de Jemen verstehen, Redaktion: Dietmar Quist Polen verstehen, Redaktion: Brigitte und Reinhard Nenzel Äthiopien verstehen, Redaktion: Dietmar Herz, erscheint in Kürze

TW 41 (12/2005)

EED TourismWatch

Seite 17

Tourismus und das Menschenrecht auf Wasser

Powerpoint-Präsentation demnächst auf www.tourism-watch.de Laut der Welttourismusorganisation (UNWTO) soll Tourismus zur Bekämpfung der Armut beitragen. Dazu gehört auch - als eines der Millenniums-Entwicklungsziele - die Verbesserung des Zugangs zu sauberem Trinkwasser. Häufig geschieht jedoch genau das Gegenteil: Für viele Menschen bedeutet Tourismus in ihrer Region, dass sich sowohl die Wasserqualität verschlechtert als auch die Verfügbarkeit von Trinkwasser abnimmt. Anhand von Beispielen aus dem südindischen Bundesstaat Kerala haben Christina Kamp und Sumesh Mangalassery untersucht und dokumentiert, wie sich der Tourismus auf die Wassersituation der Einheimischen auswirkt. Der Schwerpunkt der Powerpoint-Präsentation liegt auf der subjektiven Wahrnehmung der Betroffenen. Danach hat sich in Kainakary in der Nähe von Alappuzha (Alleppey) die Wasserqualität durch die zunehmende Anzahl von Hausbooten dramatisch verschlechtert. Während der Wasser-Vergnügungspark "Veegaland" in der Nähe von Ernakulam mit der Sauberkeit des Wassers wirbt, leiden die Dorfbewohner außerhalb des Parks unter dessen Abwässern, die die Landwirtschaft beeinträchtigen. Aus den Erfahrungen leiteten die Autoren politische Forderungen ab, die sie in den zivilgesellschaftlichen Vorbereitungsprozess auf die im Februar 2006 in Dubai anstehenden Tourismus-Verhandlungen beim Umweltprogramm der Vereinten Nationen (UNEP) eingebracht haben, vgl. S. 19. Dazu gehört die Forderung nach Beachtung von natürlichen und gesellschaftlichen Tragfähigkeitsgrenzen sowie eine entsprechende Gesetzgebung (die auch durchgesetzt werden muss!), um weitere Umweltschäden zu verhindern. Tourismusunternehmen, die die Umwelt verschmutzen, müssen für die damit verbundenen Schäden aufkommen. Doch dies allein genügt nicht. Die Regierung hat auch dafür zu sorgen, dass der Bedarf der Bevölkerung an sauberem Trinkwasser gedeckt ist. Dazu dürfen die Rechte der lokalen Selbstverwaltungen (Panchayats) nicht ausgehöhlt werden. -ck(1.967 Anschläge, 27 Zeilen, Dezember 2005) Nachhaltiger Bergtourismus Aus Anlass des alljährlichen "Internationalen Tag des Berges", den die Vereinten Nationen am 11. Dezember 2003 ins Leben riefen, erschien die CD Rom Sustainable Tourism for Poverty Alleviation in Mountain Areas. Sie enthält Arbeitsmaterialen in den Sprachen Englisch, Französisch und Spanisch und wurde von der "Sustainable Management of Mountains PAIA (PAIA-NTNS) Group" der FAO zusammengestellt, die für den Tag des Berges verantwortlich ist. Bezug und weitere Informationen: www.fao.org/mnts/intl_mountain_day_en.asp -tü(586 Anschläge, 7 Zeilen, Dezember 2005) DED-Ökotourismus Seit Ende 1992 ist der Deutsche Entwicklungsdienst (DED), Bonn, auch im Bereich Tourismus tätig. Auslöser war der Weltgipfel für nachhaltige Entwicklung in Rio de Janeiro. Unterstützt werden Organisationen vor Ort, die um finanzielle Unterstützung oder/und um eine Fachkraft bitten. Im Mittelpunkt des vom DED geförderten

TW 41 (12/2005)

EED TourismWatch

Seite 18

Ökotourismus steht allerdings die Wirtschaft und nicht die Ökologie. Ziel sind Arbeitsplätze und Einkommen durch Tourismus, ohne die Natur und Kultur zu schädigen. Derzeit ist der DED im Tourismus mit 18 Fachkräften in 14 Ländern im Einsatz, darunter Chile, Dominikanische Republik; Philippinen, Nepal; Südafrika, Lesotho, Kenya, Mali und Kamerun. Einzelheiten können der neuen Broschüre Ökotourismus entnommen werden. Sie enthält 43 Seiten und ist kostenlos erhältlich bei [email protected], Tel. 0228/2434-132. -tü(842 Anschläge, 12 Zeilen, Dezember 2004)

GATS and Tourism Vom EED und seiner indischen Partnerorganisation Equations erschien im August eine englischsprachige, wissenschaftliche Handreichung zu Tourismus und GATS (General Agreement on Trade on Services). The objective of this report is to present a framework that aids developing countries in their research and analysis of the impacts of the GATS on sustainable tourism. Die kostenlose Print-Ausgabe, von der einige Exemplare bei TOURISM WATCH erhältlich sind, umfasst 78 A-4-Seiten. Sie steht aber auch zum Download auf der Webseite www.tourism-watch.de in der Rubrik "Literatur" zur Verfügung. Equations/EED: A WTO-GATS-Tourism Impact Assessment Framework for Developing Countries, Bonn/Bangalore 2005 (698 Anschläge, 10 Zeilen, Dezember 2005) "Social Watch Deutschland Report 2005: Handeln statt Versprechen - Soziale Gerechtigkeit und Armutsbekämpfung" Zehn Jahre nach dem Weltgipfel für soziale Entwicklung in Kopenhagen und fünf Jahre nach dem UN-Milleniumsgipfel legt Social Watch Deutschland/Forum Weltsozialgipfel zum fünften Mal eine deutsche Fassung des Social Watch Reports vor. Er ist nicht sehr ermutigend. Ein Teil der thematischen Beiträge, die umfangreichen Tabellen über zahlreiche Länder, Erläuterungen und Auswertungen sind Übersetzungen der englischsprachigen Ausgabe des Reports. Er wird vom "Instituto Del Terzer Mundo" in Montevideo für ein internationales Netzwerk mit über 420 NGOs herausgegeben. Der Deutsche Evangelische Entwicklungsdienst (EED) gehört zu den zahlreichen deutschen Herausgebern. Social Watch Report 2005, 164 Seiten, kostenlos. Bestellungen und Informationen beim Öffentlichskeitsreferat des EED: [email protected], www.eed.de, Fax: 0228/8101-160, Tel -2100. -tü(842 Anschläge, 12 Zeilen, Dezember 2005) Umgang mit traumatischen Erlebnissen Noch in den 1980er Jahren galt der ungeschriebene Kodex, Mitarbeitende humanitärer Organisationen und Entwicklungsfachkräfte nicht zur Zielscheibe von Gewalthandlungen werden zu lassen. Auch Journalisten und Touristen blieben weitgehend verschont. Das hat sich seit den 90er Jahren grundlegend geändert. Dazu gehören Entführungen, Überfälle, Vergewaltigungen, Misshandlungen, Folter und

TW 41 (12/2005)

EED TourismWatch

Seite 19

grundlose Verhaftungen. Katastrophen oder der (gewaltsame) Tod nahe stehender Menschen sind häufig ebenso traumatisierend wie zusehen zu müssen, wenn jemand umkommt, ohne helfen zu können. Ein kürzlich erschienenes kleines Büchlein des EED beschreibt Entstehungsmuster eines Traumas und die Reaktionen von Körper und Seele. Es stellt dar, wie mit Schuld, Scham und Trauer umgegangen werden kann. Und es enthält Hinweise, was nach einem traumatischen Erlebnis getan werden kann, wo die Grenzen der Selbsthilfe verlaufen und wann professionelle Hilfe in Anspruch genommen werden sollte. EED (Hg): Wenn die Welt zerbricht. Mit traumatischen Erlebnissen umgehen, Reihe "Scriptum", Bonn 2005, 51 Seiten, kostenlos. Erhältlich beim Ev. -tüEntwicklungsdienst (EED), www.eed.de, Tel. 0228/8101-0, Fax: -160 (1.184 Anschläge, 16 Zeilen, Dezember 2005) Interkultureller Kalender 2006 Bereits seit zehn Jahren ist der Interkulturelle Kalender auf dem Markt, den die Berliner Behörde für Integration und Migration in jährlich steigender Auflage herausgibt. Unser Zusammenleben wird entscheidend auch von den Kulturen und Religionen der Zuwanderer geprägt. Daher ist es immer gut zu wissen, wann Muslime, Juden, Hindus und Buddhisten ihre wichtigsten Feiertage begehen. Die Übersicht hat sich zu einer unverzichtbaren Informationsquelle in vielen Schulen, Büros, Behörden und Firmen bewährt und leistet auch Touristen gute Dienste. Wie bei uns an Weihnachten sind zu besonders langen Festen, beispielsweise in Südasien, Büros und Behörden mehrere Tage geschlossen. Die Datenliste steht als Download auf der Website www.berlin.de/sengsv./auslb/kalender.html bereit. Gegen eine geringe Schutzgebühr ist der Kalender ebenfalls beim Beauftragten des Senats für Integration und Migration, Potsdamer Str. 65, 10785 Berlin, Tel. 030/9017-2357, Fax 2625407, erhältlich. –tü(977 Anschläge, 13 Zeilen, Dezember 2006) Reisepavillon 2006 Die nächste Internationale Messe für anderes Reisen findet vom 3. bis 5. Februar 2006 in Hannover auf dem Messegelände statt. Auch TOURISM WATCH wird wieder auf dem Reisepavillon vertreten sein. Neben einer gemeinsamen Standpräsenz mit ECPAT (s. S. 7, "Kinderschutz"), GATE (Gemeinsamer Arbeitskreis Tourismus und Ethnologie, Berlin) und "respect" (Wien) sind Veranstaltungen zu den Themen "Tourismus ein Jahr nach dem Tsunami" und "Fair reisen ins Heilige Land" geplant. Beim Tourismus im "Heiligen Land" geht es insbesondere um die Rolle des Tourismus in Palästina und den besetzten Gebieten, s. "Instrumente der Ungerechtigkeit", S. 12. www.reisepavillon-online.de Dubai 2006: Tourismus auf der Tagesordnung von UNEP Vom 7. bis 9. Februar 2006 steht der Tourismus auf der Tagesordnung der 9. Verwaltungsratssondersitzung des Umweltprogramms der Vereinten Nationen (UNEP) und des Globalen Umweltminister-Forums in Dubai, Vereinigte Arabische Emirate. UNEP fördert dazu die Beteiligung der “Zivilgesellschaft“, die im UN-System häufig nicht nur Nichtregierungsorganisationen, sondern auch die Privatwirtschaft umfasst. Um Organisationen, die sich bislang wenig mit Tourismusfragen befassten, einen

TW 41 (12/2005)

EED TourismWatch

Seite 20

Überblick über bisherige internationale Prozesse zum Tourismus zu geben, hat TOURISM WATCH ein Hintergrundpapier zum Thema “Tourismus und Umwelt“ erstellt. Es ist bei UNEP im Internet als “Paper on Tourism, Northern perspective“ abrufbar unter www.unep.org/dpdl/civil_society/GCSF/index.asp. Dort ebenfalls verfügbar sind Positionspapiere, die auf Koordinationstreffen von Vertretern der Zivilgesellschaft in verschiedenen Regionen der Welt erarbeitet wurden. Sie sollen in ein “Global Civil Society Forum“ einfließen, das vor der UNEP-Tagung vom 5. bis 6. Februar ebenfalls in Dubai stattfindet. Sie sollen auch auf der Minister-Tagung Berücksichtigung finden. -ck(1.139 Anschläge, 15 Zeilen, Dezember 2005) Ein Jahr nach dem Tsunami – Rückt die Welt zusammen? Katastrophen in armen Ländern rücken zunehmend in den Blickpunkt. Anfang 2005 beherrschten die Bilder und Nachrichten der Tsunami-Katastrophe in Süd- und Südostasien wochenlang die deutschen und internationalen Medien. Vorher waren es die Überschwemmungen in Mosambik, danach das Erdbeben in Pakistan. Spendenrekorde werden gebrochen, Betroffenheit baut sich auf und ebbt ab – andere Katastrophen werden dagegen vergessen. Nach dem Tsunami bemühten sich zahllose Initiativen, den Überlebenden zu helfen. Die Hilfsmaschinerie lief in kürzester Zeit auf Hochtouren. Die internationale Gemeinschaft versprach Milliardenbeiträge für den Wiederaufbau. Und vor Ort? Hilfsbereitschaft, effiziente Soforthilfe und hohe Professionalität auf der einen Seite, oft widerstreitende politische Interessen, Kompetenzgerangel und fehlende Kooperation auf der anderen. Und scheinbar unbekümmert von den Verwüstungen fotografieren Urlauber die Aufräumarbeiten, verkündet die Tourismusindustrie "Business as usual". Verändern Katastrophen das Verhältnis zwischen Nord und Süd? Welche Auswirkungen hat die Berichterstattung? Welche Herausforderungen ergeben sich für die Entwicklungszusammenarbeit, Politik und Wirtschaft? Diese und andere Fragen sollen in Berlin vom 6. bis 8. Februar diskutiert werden, wobei dem Tourismus am 7. Februar ein eigener Schwerpunkt gewidmet ist. (Teilnahme für Journalisten auch nur an diesem Segment ist nach vorheriger Absprache bis zum 23.1.2006 möglich!) Rückt die Welt zusammen? Katastrophenvorsorge durch Partnerschaft – Entwicklungspolitische Perspektiven, ein Jahr nach dem Tsunami". 6. bis 8. Februar 2006, Ev. Bildungsstätte auf Schwanenwerder/Berlin. Veranstalter: EED (Bonn) und Evangelische Akademie zu Berlin; Belinda Elter, Tel. 030/20355-407, Fax –550, [email protected], www.eaberlin.de Nach Redaktionsschluss: Alternativer Nobelpreis nach Malaysia Einen der "Alternativen Nobelpreise" (Right Livelihood Award, Stockholm) erhielt in diesem Jahr Dr. Irene Fernandez aus Malaysia. Sie bekämpft mit ihrer NGO "Tenaganita" die Ausbeutung asiatischer Gastarbeiter und Gewalt gegen Frauen. Wegen der angeblichen Verbreitung "bösartiger, falscher Nachrichten" wurde sie gerade vor Gericht schuldig gesprochen. Das Urteil, das sie für ein Jahr hinter Gitter bringen kann, steht noch aus. Irene Fernandez legte Berufung ein. –tü-

Siehe auch S. 2, "Klimawandel gefährdet Tourismus"

The Djerba Declaration on Climate Change and Tourism (Extract) The World Tourism Organization made an important initial step to address the complex relations between climate change and tourism by convening the First International Conference on Climate Change and Tourism, in April 2003, in Djerba, Tunisia. The conference brought together over 140 delegates from 53 countries, drawn from representatives of the scientific community, various United Nations agencies, the tourism industry, NGOs, national tourism administrations and environment departments and local governments. The main outcome of the aforementioned conference was the "Djerba Declaration on Climate Change and Tourism", which provides a basic reference and framework for further action by the major stakeholder groups. The Declaration recognizes the two-way relationship between climate change and tourism: that tourism is both impacted by climate change and contributes to the causes of this phenomenon. Having listened to the presentations by the representatives of the: - Tunisian Government - Intergovernmental Oceanographic Commission (IOC) – UNESCO - Intergovernmental Panel on Climate Change (IPCC) - United Nations Convention to Combat Desertification (UNCCD) - United Nations Environment Programme (UNEP) - United Nations Framework Convention on Climate Change (UNFCCC) - World Meteorological Organization (WMO) - World Tourism Organization (WTO) and by representatives from the private and public sectors, as well as the points of view of a number of national governments, tourism companies, academic institutions, NGOs and experts; Having carefully considered the complex relationships between tourism and climate change, and particularly the impacts that the latter are producing upon different types of tourism destinations, while not ignoring that some transport used for tourist movements and other components of the tourism industry, contribute in return to climate change; Aware of the importance of water resources in the tourism industry and of its links with climate change; Recognizing the existing and potentially worsening impact of climate change, combined with other anthropogenic factors on tourism development in sensitive ecosystems, such as the drylands, coastal and mountain areas as well as islands, and Taking into consideration that the right to travel and the right to leisure are recognized by the international community, that tourism is now fully integrated in the consumption patterns of many countries, and that WTO forecasts indicate that it will continue to grow in the foreseeable future,

Agree the following: 1. To urge all governments concerned with the contribution of tourism to sustainable development, to subscribe to all relevant intergovernmental and multilateral agreements, especially the Kyoto Protocol, and other conventions and similar declarations concerning climate change and related resolutions that prevent the impacts of this phenomenon from spreading further or accelerating; 2. To encourage international organizations to further the study and research of the reciprocal implications between tourism and climate change, including in the case of cultural and archaeological sites, in cooperation with public authorities, academic institutions, NGOs, and local people; in particular, to encourage the Intergovernmental Panel on Climate Change to pay special attention to tourism in cooperation with WTO and to include tourism specifically in its Fourth Assessment Report; 3. To call upon UN, international, financial and bilateral agencies to support the governments of developing, and in particular of least developed countries, for which tourism represents a key economic sector, in their efforts to address and to adapt to the adverse effects of climate change and to formulate appropriate action plans; 4. To request international organizations, governments, NGOs and academic institutions to support local governments and destination management organizations in implementing adaptation and mitigation measures that respond to the specific climate change impacts at local destinations; 5. To encourage the tourism industry, including transport companies, hoteliers, tour operators, travel agents and tourist guides, to adjust their activities, using more energy-efficient and cleaner technologies and logistics, in order to minimize as much as possible their contribution to climate change; 6. To call upon governments, bilateral and multilateral institutions to conceive and implement sustainable management policies for water resources, and for the conservation of wetlands and other freshwater ecosystems; 7. To call upon governments to encourage the use of renewable energy sources in tourism and transport companies and activities, by facilitating technical assistance and using fiscal and other incentives; 8. To encourage consumer associations, tourism companies and the media to raise consumers' awareness at destinations and in generating markets, in order to change consumption behaviour and make more climate friendly tourism choices; 9. To invite public, private and non-governmental stakeholders and other institutions to inform WTO about the results of any research study relevant to climate change and tourism, in order for WTO to act as a clearing house and to create a database on the subject and disseminate know-how internationally; and 10. To consider this Declaration as a framework for international, regional and governmental agencies for the monitoring of their activities and of the above mentioned action plans in this field.

Djerba, Tunisia, 11 April 2003

Afrika anglophon

frankophon

Aufbruch und Niedergang

Was der Krieg uns lehrte Überlebensstrategien von Handwerk und Gewerbe in der Krisenregion Ostkongo Herausgeber: Evangelischer Entwicklungsdienst e.V. (EED) Ulrich-von-Hassell-Straße 76, 53123 Bonn Tel.: (0228) 81 01 - 0 Fax: (0228) 81 01 - 160 www.eed.de Autorin: Maria G. Baier-D’Orazio, FAKT GmbH Redaktion: Jutta Bangel, Rudolf Heinrichs-Drinhaus Realisierung: Ilse Preiss, Medienbüro PROFIL Druck: in puncto druck + medien, Bonn Bildnachweis: EED / Maria G. Baier-D’Orazio Januar 2005 Gedruckt auf 100% Recyclingpapier

• Kenia auf Reformkurs

• Abgenabelt von Paris

• Kongo: Was die Hydra füttert

• Jugend: Die Geister die ich rief

• Beten gegen Mugabe

• Côte d’lvoire: Tücken der Einmischung

Als „Afrika-Paket“ € 10,00 inkl. Versandkosten zu bestellen: Telefon: (040) 34 14 44 Fax: (040) 35 38 00 Mail: [email protected] www.der-ueberblick.de Ein Jahresabonnement = 4 Hefte kostet € 19,00 (für Studierende € 16,00) zuzügl. Versandkosten

Herausgegeben vom Evangelischen Entwicklungsdienst und von ist siert s o l Brot für die Welt as as as p w Dammtorstr. 21a w n, se hen, s i 20354 Hamburg W ste r Ve

beli_tourism-watch-titel.qxd

19.02.2003

17:20

Seite 2

www.tourism-watch.de EED TOURISM WATCH Reisen in Entwicklungsländer bieten vielfältige Begegnungen mit Menschen in den Ländern des Südens. Der EED engagiert sich gemeinsam mit ökumenischen Partnern für eine nachhaltige, sozialverantwortliche und umweltverträgliche Tourismusentwicklung. Dies geschieht vor allem durch Sensibilisierung von Touristen und Touristinnen Qualifizierung kirchlicher Reiseangebote Engagement für Menschenrechte und soziale Standards Dialog mit der Tourismusindustrie Zusammenarbeit mit Medien und politischen Entscheidungsträgern Förderung von Alternativen im Tourismus Veröffentlichung des TourismWatch – Informationsdienst Dritte Welt-Tourismus