I. Das Wasser des Lebens

I. Das Wasser des Lebens von Nurunnahar Ingrid Dengg Viele spirituelle Traditionen kennen die Idee der fünf grundlegenden Seinskräfte, die aller Schöp...
Author: Lennart Schulze
12 downloads 2 Views 113KB Size
I. Das Wasser des Lebens von Nurunnahar Ingrid Dengg Viele spirituelle Traditionen kennen die Idee der fünf grundlegenden Seinskräfte, die aller Schöpfung, aller Manifestation zugrunde liegen und als solche etwas zutiefst Heiliges sind. Die letzten beiden Zira'at-Briefe haben versucht, eine allgemeine Einführung in das Thema zu geben. Der folgende Zira'at-Brief beschäftigt sich mit dem Thema Wasser und damit, wie wir mit den Heilkräften dieses Elements, und der damit verbundenen Weisheit, in Kontakt kommen können. In Teil II beleuchtet Rahmana die “Wassernatur” unter den menschlichen Charakteren, wie sie sich äußert und wie diese Eigenschaften positiv und fruchtbar weiterentwickelt werden können. Wasser ist nur eines von vier Elementen, und doch hat es - einmal abgesehen vom Äther, der die Quintessenz aller Elemente in sich vereint - eine gewisse Sonderstellung. Der große Sufi-Mystiker Ibn al-Arabi sieht im Wasser den Ursprung der Elemente, eine Art Prima Materia, aus der heraus alles Leben entsteht (Fusus al-Hikam, Einleitung zum Kapital über Hiob): “Know that the secret of life permeates water, which itself is the origin of the elements and the four supports. Thus did God make of water every living thing. ... Therefore, everything is living and everything has its origin in water.” “Wisse, dass das Wasser vom Geheimnis des Lebens durchdrungen ist. Das Wasser selbst ist der Ursprung der Elemente, und es unterstützt diese vier. Auf diese Weise schuf Gott jedes lebende Wesen aus Wasser. ... Daher ist alles lebendig, und alles hat seinen Ursprung im Wasser.” Tatsächlich besteht ja der menschliche Körper zu etwa 70 Prozent aus Wasser. Und unser allererster Lebensraum war Wasser - neun Monate lang schwammen wir als Embryo in der Fruchtblase und durchliefen all jene Stadien, die unsere Vorfahren als Lanzettfischchen und ähnliche Kreaturen in den Urmeeren verbrachten. Ibn Arabi spricht hier aber nicht von naturgeschichtlichen Ereignissen, sondern in Symbolen. Er setzt das Wasser mit der Urmaterie gleich, aus der alles Leben hervorgegangen ist. Auch die Alchemie kennt die Idee vom göttlichen Wasser, griechisch hydor theon, lateinisch aqua permanens, das als Urmaterie die Quelle allen Lebens ist. Dieses aqua permanens enthält alle vier Elemente, sie gehen gewissermaßen aus ihm hervor. C.G. Jung, der viele dieser alchemischen Schriften gesammelt und interpretiert hat, bringt noch eine zusätzliche Facette zum Thema. Er setzt die Urmaterie mit dem Unbewussten gleich und spricht in diesem Zusammenhang von einer “flüssigen Version des Selbst”. Wasser scheint demnach immer schon eine Sonderstellung unter den Elementen zu genießen. Es ist eines von vieren, und dennoch transzendiert es gewissermaßen diese vier. Doch was verleiht ihm diese besondere Stellung? Auf der einen Seite spielte Wasser vor allem für Wüstenvölker wie die Araber und die Juden eine besonders wichtige Rolle - sie siedelten sich rund um Wasserquellen an. Der Zugang zu dem kostbaren Nass war überlebenswichtig. Flussläufe waren gleichzeitig Kommunikationsadern, und sie boten Nahrung für die Fischer. Der Wasserzyklus in Verbindung mit der empfänglichen Erde bringt Leben hervor, bringt die Saat zum Sprießen. Wasser löscht den Durst, und nach Ansicht der Gläubigen nicht nur den physischen Durst, sondern

auch den spirituellen. Ibn Arabi zeigte, dass sich das Wort für Shari'a, islamisches Recht, von der Wurzel shinra'-'ayn, “ein Weg zum Wasser” ableitet. Das arabische Wort für Gebet, “wird”, bedeutet eigentlich “zur Quelle gehen und trinken”. Wasser wird oft auch direkt mit dem reinen Geist, mit Quddus, gleichgesetzt. Nach Auffassung der Sufis geht es allerdings nicht darum, den spirituellen Durst zu stillen, sondern ganz im Gegenteil: es geht darum, diesen Durst zu kultivieren. Denn wo der Durst groß ist, sagt Rumi in einem Gedicht, wird auch das Wasser hinströmen, von oben und von unten: “Where there are questions, answers will be given; Where there are ships, water will flow. Spend less time seeking water and acquire thirst! Then water will gush from above and below.” “Wo Fragen sind, werden Antworten gegeben; Wo Schiffe sind, wird Wasser fließen. Verbring weniger Zeit damit, Wasser zu suchen, und vermehre den Durst! Dann wird das Wasser von oben und unten herbeiströmen.” Die Sufis bitten deshalb um Durst, nicht um Wasser. Sie bitten um Sehnsucht nach Begegnung mit Gott, und nicht um die Begegnung selbst. Ein weiterer Grund für die Sonderstellung des Wassers dürfte sein, dass es ganz besondere Eigenschaften hat, oder vielmehr: das Besondere ist seine essentielle Eigenschaftslosigkeit. Junayd, ein persischer Sufi aus dem 9. Jh., sagte: “Die Farbe des Wassers ist die Farbe seines Behälters.” Wasser ist in sich undifferenziert, es gewinnt seine unterschiedlichen Eigenschaften erst durch die Gefäße oder Orte, an denen es zu finden ist. Auf diese Weise wird es zum Symbol des Einen Gottes, der sich in vielfältigsten Formen manifestiert. Im Qur'an (13:4) heißt es, “Und auf der Erde gibt es benachbarte Ländereien mit Gärten voll Weinreben, Korn und Palmen, in Gruppen oder vereinzelt wachsend, bewässert mit dem gleichen Wasser. Und doch machen Wir die eine Frucht vorzüglicher als die andere. Siehe, hierin sind wahrlich Zeichen für ein Volk von Verstand.” Das Wasser ist immer ein- und dasselbe. Doch je nachdem, ob es auf fruchtbaren oder trockenen Boden fällt, bringt es dort die unterschiedlichsten Dinge zum Wachsen. Diese Unterschiede, sagt Ibn Arabi, liegen aber nur in der Wahrnehmung, nicht in den Dingen selbst: “Wir sehen sie als Beziehungen, die in sich selbst keine Realität haben, auf ihre Essenz bezogen.” Im Ziraat haben wir gelernt, dass die Richtung des Wassers hinunter geht. Unbeirrbar bewegt es sich auf sein Ziel zu, umfließt Hindernisse, füllt Gruben, die ihm im Weg sind, bis der Wasserspiegel so hoch ist, dass er einen Ausweg zum Weiterfließen findet. Wasser gilt nicht nur als Ursprung allen Lebens, sondern auch als Ursprung der Bewegung. Und zwar nicht nur zu Zeiten Ibn Arabis, sondern auch heute noch. Ein Beispiel dafür ist Continuum Movement, eine Heilung und Gesundung des Körpers über Bewegung, wie sie beispielsweise Robin Becker am Camp in der Schweiz unterrichtete. Continuum Movement geht davon aus, dass der Körper ein grenzenloser Prozess aus fließenden

Bewegungen ist, ein Zusammenfließen von Energien, das uns mit allen anderen Lebensprozessen verbindet, und zwar über den Weg der Resonanz, den diese Lebensprozesse in unserem eigenen Flüssigkeitssystem auslösen. Auf diese Weise schafft sich der Körper stets neu, ist weniger Form als vielmehr Welle. Doch jede Bewegung, sagen die alten Sufimeister, hat ihren Ursprung in der Liebe, und damit letztlich in der Liebe Gottes, die ihn dazu bewegte, die Welt zu erschaffen - gemäß dem berühmten Hadith: “Ich war ein verborgener Schatz und wollte erkannt werden. So erschuf ich die Welt, um erkannt zu werden.” Das Herz des Liebenden wird von den Sufis mit einem Gefäß verglichen, einem durchsichtigen Kristallkelch, in dem sich die Flüssigkeit, der oder die Geliebte/Gott, befindet. Und die Liebe Gottes strömt wie ein nie versiegender Strom durch das Herz der Liebenden und bringt Segen und Überfluss. Der Gottesname al-Wahhab, der genau diese Qualität von Segen und Überfluss ausdrückt, wird deshalb oft mit Wasser gleichgesetzt. Es gibt eine Geschichte, die von dieser Art Liebe handelt: Als Salomon der Weise einen Platz für seinen Tempelbau suchte, kam er bei zwei Landwirten vorbei. Sie waren Brüder, der eine reich, der andere arm. Und als es Nacht war, beobachtete Salomon, wie der arme Bruder dem reichen heimlich Teile seiner Ernte zuschanzte. “Warum tust du das?” fragte Salomon. “Ach, mein Bruder hat so fleißig gearbeitet, und er hat eine glückliche Hand. Er wird das Getreide vermehren, und auf diese Weise wird es Segen bringen”, sagte der Bauer. Kurz darauf beobachtete Salomon, wie der reiche Bruder heimlich dem armen Teile der Ernte hinüberbrachte. “Warum tust du das” fragte Salomon wieder. “Ach, mein Bruder hat so fleißig gearbeitet, und er braucht es viel dringender als ich”, antwortete der zweite Bauer. Da sprach Salomon: “Hier, wo Liebe im Überfluss fließt, will ich meinen Tempel bauen!” Wir alle haben diesen Zustand schon erlebt, wo die Liebe fließt und das Geben und Nehmen so ineinander übergeht, dass keiner auch nur im Entferntesten auf die Idee käme, zu kurz zu kommen. Jeder denkt nur ans Geben, ans Schenken. Und gerade deshalb fließt gleichzeitig so vieles zu den Schenkenden zurück. Wir kennen aber auch den entgegengesetzten Zustand - wenn ein einziger in einer Gesellschaft beginnt, die anderen zu übervorteilen und Dinge an sich zu raffen, dann ist das wie Gift. Plötzlich beginnen auch die anderen, zu rechnen und auf ihren eigenen Vorteil zu schauen. Und der Fluss ist unterbrochen. Er stockt, und manchmal versiegt er ganz. Um den Quell der göttlichen Liebe im eigenen Herzen freizulegen, sagt Hazrat Inayat Khan, bedarf es harter Arbeit. Er vergleicht das Herz mit einem Brunnen, wo man tief graben muss, bis man zum Wasser gelangt: "The nature of love is as the nature of water in the depths of the earth. If one does not dig deep enough one finds sand, not water; but when one digs deep enough one finds water. Many lovers of God lose patience, trust and hope; they have touched sand and not reached water, but when they have dug deep enough they find pure water."

“Die Natur der Liebe ist wie die Natur des Wassers in der Tiefe der Erde. Wenn man nicht tief genug gräbt, findet man nur Sand und kein Wasser; aber wenn man tief genug gräbt, findet man Wasser. Viele Anhänger Gottes verlieren die Geduld, den Glauben und die Hoffnung; sie haben den Sand berührt und das Wasser nicht erreicht, aber wenn sie tief genug gegraben haben, finden sie reines Wasser.”

Ein weiterer Aspekt des Wasser ist, dass es als eines der wirksamsten Mittel für die physische und spirituelle Reinigung gilt. Wir wissen, dass letztlich alle Elemente der Reinigung dienen. Jeder dieser elementaren Reinigungsprozesse hat seine Besonderheiten. Wasser bedeutet Mitgefühl, Öffnung und Hinwendung auf das Du. Wenn diese Gefühle verzerrt sind, werden sie zu Selbstmitleid und Egozentrik. “Self-pity is the worst poverty”, sagt Murshid. “Selbstmitleid ist der schlimmste Fehler.” Selbstmitleid hindert uns nicht nur daran, dass wir uns unseren Mitmenschen öffnen. Es hindert uns auch daran, uns mit uns selbst auseinanderzusetzen und wirklich da zu sein für das, was unsere Seele im Augenblick der Not braucht. Die Reinigung durch das Wasserelement erfolgt über die Reue, genauer gesagt: zuerst müssen wir uns der Wahrheit stellen, erkennen, worum es geht, uns unsere Fehler eingestehen. Das macht Reue möglich. Und Reue bedeutet, Verantwortung zu übernehmen für die eigenen Fehler. Es bedeutet, ein Gelübde abzulegen, diese Fehler nicht zu wiederholen. Ein signifikantes Charakteristikum von Reue sind die Tränen, also Wasser. Und der Archetyp dieser Reinigung oder Taufe durch das Wasser ist Johannes der Täufer. Johannes reinigt die Gläubigen aber nicht mit gewöhnlichem Wasser, sondern mit dem Wasser des Lebens. Wie bereits erwähnt, sieht Ibn Arabi im Wasser den Ursprung allen Lebens. Wasser ist für ihn lebenspendend. Und der Gottesname, den er dieser Qualität zuordnet, ist al-Muhyi, diejenige, die erneuert, die Leben spendet. Ibn Arabi trägt übrigens den Beinamen Muhyiddin, das ist derjenige, der die Religion erneuert. Ein geheimnisvoller Heiliger, der in der Überlieferung eng mit dem Wasser des Lebens verknüpft wird, ist Khidr, der “grüne Mann”. Erinnern wir uns, grün ist laut Hazrat Inayat Khan auch die Farbe des Wassers. Khidr, heißt es, war Koch in der Armee Alexanders des Großen. Alexander befand sich damals auf der Suche nach dem Wasser des Lebens. Doch er suchte es aus eigennützigen Gründen, und deshalb war ihm der Zugang verwehrt. Doch der Koch, der einfach ganz ordinäres Wasser für seine Leute suchte, fand die Quelle mit dem Wasser des Lebens scheinbar zufällig, trank davon und wurde unsterblich. Wohin immer Khidr fortan seinen Fuß setzte, erblühte die Vegetation. Der Ort, wo Khidr diese Quelle fand, liegt der Überlieferung zufolge im Land der Dunkelheit, dort, wo die zwei Ozeane aufeinandertreffen. Es ist der Ort, wo die Gegensätze aufeinandertreffen, ein magischer Platz. Auch der Name Derwisch deutet Pir Zia zufolge auf einen solchen Ort im Dazwischen. “Dar” bedeutet Tür, der Derwisch ist also derjenige, der an der Schwelle steht, zwischen zwei Räumen. Auch in der christlichen Überlieferung findet sich diese Vorstellung vom Wasser, das ewiges Leben schenkt. Im Evangelium des Johannes (Joh 4/13-14) sagt Jesus zu der Samariterin am Brunnen: “Wer dieses Wasser trinkt, wird wieder durstig. Wer aber von dem Wasser trinkt, das ich ihm

gebe, wird niemals mehr Durst haben. Ich gebe ihm Wasser, das sich in seinem Innern in eine sprudelnde Quelle verwandelt, die ewiges Leben schenkt.” Und Teresa von Avila, eine spanische Mystikerin aus dem 16. Jahrhundert, die eine ganz besonders innige Beziehung zu Jesus hatte, gebraucht immer wieder die Symbolik des Wassers, um ihre mystischen Erlebnisse zu beschreiben. Hier ein paar Zitate aus ihrem Werk „Die innere Burg“: „Wenn das himmlische Wasser von jener tief in uns verborgenen Quelle zu strömen beginnt, verbreitet es sich und dehnt sich in unserem ganzen inneren Wesen aus, und es bringt unbeschreiblichen Segen.“ Es ist wie ein Becken, das sich sanft und still mit Wasser füllt, sagt Teresa. Und dann kommt der Augenblick, wo „unser großer Gott - der das Wasser an seiner Quelle kontrolliert und dem Ozean nicht erlaubt, seine Grenzen zu überschreiten - die Quelle befreit, von der das Wasser in dieses Becken fließt. Mit einem mächtigen Druck schießt eine riesige Welle hoch, so kräftig, dass das kleine Schiff des Geistes hoch emporgehoben wird.“ Das ist wohl eine Anspielung auf die Kraft der Kundalini, die in Sehnsucht nach Gott emporschießt. Und als Antwort darauf lässt der Himmel reinen Geist, Quddus, herabregnen. In den Worten Teresas: „Die spirituelle Hochzeit ... ist wie Regen, der vom Himmel fällt, in einen Fluss oder einen Teich. Da ist nichts als Wasser. Es ist unmöglich, das Himmelswasser vom Landwasser zu unterscheiden. Wenn ein kleiner Strom ins Meer fließt, wer könnte sein Wasser später wieder zurückholen?“ Im Hieros Gamos, der Heiligen Hochzeit, verbindet sich Irdisches mit Himmlischem. Die beiden Ozeane, die Gott selbst und seine Schöpfung symbolisieren, vereinen sich hier. Es ist der Ort, wo die Gegensätze einander begegnen, wo aus der Vielfalt plötzlich Einheit wird. Abu Sa'id al-Kharraz von Bagdad, ein Sufi aus dem 9. Jahrhundert, der auch „die Zunge des Sufismus“ genannt wurde wegen seiner mystischen Erkenntnisse, sagte: „I have never known Allah May He be exalted except through the coincidence in Him of the opposites.“ „Ich konnte Allah, möge er gepriesen sein, nie erkennen, mit einer Ausnahme - in ihm treffen die Gegensätze zusammen.“ Mit dem Intellekt können wir dieses Eine, die Einheit in der Vielfalt, Tawhid, nicht begreifen. Doch über Symbole wie das Wasser, das immer eins ist trotz seiner vielfältigen Erscheinungsformen, wird unsere Imagination angesprochen. Und auf diese Weise können wir Gott begreifen - mit dem Herzen.

II. Die drei Schlüsselwörter zum Thema Wasser von Rahmana Christa Schranz

Es gibt drei Schlüsselwörter, die uns den Zugang zum Element Wasser eröffnen. Das erste ist das FLIEßEN: To go with the flow, Hingabe, Loslassen, du wirst getragen durch etwas, das größer ist als du. Es fließt nicht auf einer geraden Linie, es geht um Widerstände herum, es ist mehr prozess- als zielorientiert. Wenn es zuviel wird, kommt die Enge, und es ist keine Ausrichtung mehr da. Wenn es zu schnell wird, verschwindet, versickert es. Wenn es sich nicht bewegt, kann es schal und schmutzig werden. Pir Zia: “Das Element Wasser bringt Emotion zum Ausdruck. Die Natur von Emotion ist Bewegung.Wenn die Emotion fließt wie ein Fluss, der ein Strom wird, der in den Ozean fließt, wird sie rein.” Rumi: „Wenn ich verschmutzt bin, kehre ich zum Ursprung der Ursprünge zurück, dem Ozean." Wenn unsere Emotion begrenzt wird und sich von der fließenden Interaktion aller Wesen abschneidet, wird sie schal.Wenn sie fließt und sich mit dem Ozean, der alle Emotionen in sich birgt, verbindet, wird sie rein. Sie steigt auf als Dampf und fällt als lebensspendender Regen. Der Wasserkreislauf belebt das Land ständig und macht es fruchtbar. Wenn Emotion lebendig ist und die Leidenschaft der ganzen menschlichen Erfahrung trägt, und unser Schmerz nicht unser persönlicher Besitz ist, sondern zur Teilnahme am menschlichen Drama insgesamt wird und wir so am ganzen Zyklus des Lebens teilnehmen, wird die Emotion rein. Das Gottesbild von Wasser ist Gnade, es ist ein göttliches Ausgießen, ein Regen. Die Gnade fließt durch uns. Dies erzeugt Entspannung im Herzen, Tränen lösen innere Blockaden auf. The heart of god is the ocean of love. Der Ozean ist grenzenlos und Wellen der Liebe heben sich aus ihm heraus. Die weiblichen Archetypen von Wasser sind Kuan Yin , Maria und Tara. Maria ist erfüllt von Gnade, sie ist jenseits des Gesetzes und jenseits von Karma---die Matrix der Gnade. Wassermeditation: Wir stellen uns uns selbst als einen ruhigen See vor, als das rauschende Wasser eines Flusses oder Baches, und fühlen auch unsere Kühle, Feuchtigkeit, wir fühlen die Hitze der Sonne, die auf uns scheint, und wir fühlen auch, wie durch die Hitze der Sonne sich ein Teil von uns langsam in Dunst verwandelt. Dieser Dunst steigt in den Himmel auf und nimmt die immer wieder sich verändernde Form einer Wolke an.

Erlauben wir uns, in eine Wolke am Himmel verwandelt zu werden. Fühlen wir, wie der Wind durch uns hindurchbläst, ein kalter Wind, und erlauben wir dann dem Wind, uns mehr zu verdichten. Wir kühlen mehr und mehr aus, bis wir letztendlich in Form von Regen auf die Erde fallen. Das ist die sich immer wieder veränderne Qualität des Wassers.

Das zweite Schlüsselwort zum Element Wasser ist die BALANCE. Wassermenschen können von ihren Gefühlen besessen sein und neigen zum Grübeln und Vor-sichhin-brüten. Eine weitere Gefahr ist, dass sich Wassermenschen durch ihre großes Mitgefühl und ihr Einfühlungsvermögen in die Anderen auflösen, sich verlieren. Man kann Bedürfnisse von anderen Menschen spüren, muss sie aber nicht erfüllen. Wichtig ist dabei das Unterscheidungsvermögen und das Zentriert-bleiben. Es soll auch nicht die Aufgabe des Wassermenschen sein, auf unausgedrückte Gefühle zu reagieren, sie auszuagieren. Kuan Yin ist ganz zentriert in ihrem tiefen Selbst, sie hört die Emotionen, Schreie der Menschheit, ruht aber ganz in sich selbst. Sie ist nicht angestrengt beim Zuhören oder versucht ein Problem zu lösen. Sie ist wachsam, präsent und in Balance. Wassermeditation: Stellen wir uns einen großen Wasserfall vor, dessen schäumende Gischt ein eindrucksvolles Schauspiel bietet. Die Kraft des Wassers erscheint unglaublich und gleichzeitig zart. Die Kühle wirkt beruhigend auf uns. Der Wasserfall mündet in einen Fluß, und dieser in einen riesigen Ozean. Der Ozean ist ruhig und friedlich. Eine leichte Brise kommt auf, und die Oberfläche des Meeres beginnt sich leicht zu kräuseln. Die Brise wird ein stetiger Wind, Wellen erscheinen. Der Wind schwillt an, und die Wellen werden höher. Wir spüren die Kraft der Inspiration und des Hochgefühls. Der Ozean beruhigt sich nach und nach wieder, und wir spüren die Macht des Friedens. Das dritte Schlüsselwort zum Element Wasser ist BEZIEHUNG. Wassermenschen fühlen sich im Gefühl zu Hause, in zwischenmenschlichen Beziehungen und gefühlsmäßigen Werten. Sie haben lieber negative als gar keine Gefühle und halten es ganz schwer aus, die Verbindung zum Gefühl zu verlieren. Sie orientieren sich auch nicht klar an Prinzipien, es kommt meistens auf ihren Stimmungszustand, auf ihre Tagesverfassung an, wie sie reagieren. Sie haben ganz feine Antennen anderen Menschen gegenüber. Sie spüren die Gefühle von Anderen unter der Oberfläche und tragen diese auch zeitweise aus. Sie haben viel Mitgefühl, Empathie, Sensibilität und Einfühlungsvermögen. Bedürfnisse von Menschen werden intuitiv verstanden und ausgedrückt.

Wassermenschen glauben, dass Andere, die ihre Bedürfnisse nicht sehen, sie nicht lieben. Sie fühlen sich sehr schnell verlassen, auch wenn der Andere nur äußert, dass er seinen Freiraum haben will. Für den Wassermenschen ist nicht die Lösung eines Problems wichtig, sondern der Prozess, der dahin führt. Dies bedeutet Heimatgefühl für sie. Man soll diesen Menschen gegenüber vor allem gegenwärtig sein und ihnen zuhören. Zhikr nach Atum O'Kane: 1.Der Ozean der Unendlichkeit meiner Gefühle, 2.Ich nehme den See meines Herzens wahr, ( aufgewühlt oder in Harmonie) 3. Der Fluss meines Lebens entfaltet sich, 4. Ich kehre in den Raum zurück, der voller Gnade ist und Segen—die göttliche Präsenz AMEN!!!!!!!!