sommer 2013

Gesunde Schule für gesunde Kinder. Wie wird der Arbeitsplatz für LehrerInnen gesünder? Niedetzky und Düringer: Pro & Contra Fleisch essen.

Verlagsort: 1110 Wien › P. b. b. › 10Z038444M

Gesunde Stadt das magazin der wiener gesundheitsförderung

Gesunde Schule: Um Klassen besser.

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MACHEN SIE SICH EIN BILD UND BILDEN SIE SICH WEITER Kommunale Gesundheitsförderung – ein Weg, sozial Benachteiligte zu erreichen

19. – 20. 9. 2013

Partizipation als Kernelement in der GF Großgruppen-Methoden für aktive Beteiligung im Rahmen von Projekt-Präsentationen

21. – 22. 10. 2013

Gender Training für Projektarbeit in der Gesundheitsförderung

19. – 20. 11. 2013

Mit fokussiertem Blick zum Tor – Realistische Ziele setzen und die Zielerreichung im Rahmen einer Evaluation überprüfen

9. – 10. 12. 2013

Anmeldungen ausschließlich online: http://weiterbildungsdatenbank.fgoe.org Kosten jeweils für zwei Tage: 75 €

Foto: Flickr.com©CAYRO The Games

Detailinformationen zu den Wiener Seminaren sowie zu den Angeboten in Niederösterreich und im Burgenland auf www.wig.or.at

GESUNDHEITSföRDERUNG WISSEN GS_02_03_edi_ihv_k.indd 2

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Liebe Leserin, Lieber Leser!

Dennis Beck Geschäftsführer Wiener Gesundheitsförderung – WiG

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Das Projekt „Nachbarinnen“ hilft neu zugewanderten Frauen und ihren Familien. Seite 21

inhalt 6 9 10 12 13 14 Fotos: Foto Schuster, Katrin Bruder, Andrew Rinkhy

Foto: Flickr.com©CAYRO The Games

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b in die Ferien!“ heißt es in diesen Wochen wieder für Tausende Schülerinnen und Schüler. Wohlverdient, denn ein Schuljahr ist fordernd und anstrengend – für alle Beteiligten. Für die Kinder ebenso wie für die Lehrenden, die Eltern und all die anderen Menschen, die in und mit der Schule zu tun haben. In einer ­„Gesunden Schule“ sollte es allen im besten Fall etwas leichter fallen, den vielen Anforderungen und unterschiedlichen Erwartungen gerecht zu werden bzw. mit ihnen besser – gesünder – umzugehen. Aktivitäten wie „Gesunde Jause“ haben bereits Tradition und ihre Notwendigkeit ist nicht zu unterschätzen. Dennoch geht der Trend mittlerweile dahin, die Schule als Organisation aufzufassen und gesundheitsfördernd auf allen Ebenen anzusetzen. Zu diesem Thema ebenso wie zum „voneinander Lernen“ der Schulen über Vernetzung, über den Arbeitsplatz Schule und die Perspektive der Eltern lesen Sie auf den folgenden Seiten. Und was macht jetzt wirklich eine gute Schule aus? Schülerinnen und Schüler geben interessante Antworten! Wie breit Gesundheitsförderung ansetzt, machen wir diesmal an zwei Projekten deutlich: In der „demenzfreundlichen Apotheke“ bekommen Betroffene und deren Angehörige Unterstützung, „Nachbarinnen in Wien“ zielt darauf ab, Barrieren abzubauen und die Lebensumstände von Migrantinnen zu verbessern. Ich wünsche Ihnen einen schönen Sommer und viel Freude beim Lesen! Für ein gesundes Leben in einer gesunden Stadt!

Gesunde Schule Was macht eine Schule gesund? Von der gesunden Jause bis hin zum guten Schulklima

WieNGS macht’s möglich Unterstützung für gesundheitsfördernde Schulprojekte

Soziale Kompetenz Schule schafft Persönlichkeit.

Vitale LehrerInnen Gesundheit und Wohlbefinden am Arbeitsplatz Schule

Beratung für Eltern Die Plattform Elterngesundheit berät und vernetzt Eltern.

Architektur & Schule Kindgerechte Bauten machen das Lernen leichter.

15 Umfrage Was macht für dich eine gute Schule aus?

16 Service Infos auf einen Blick

Soziales Verhalten – ein wichtiger Lerninhalt in der Schule. Seite 10

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Pro & Contra Fleisch Angelika Niedetzky oder Roland Düringer: Wer ist der Fleischtiger?

Neues aus den Bezirken „Fit mach mit“ & Lobau-Trip

Demenz und Apotheke Ein Projekt für Demenzkranke und deren Familien

21 Nachbarschaftshilfe Erfahrungen weitergeben 22 Termine Komm zur Bädertour! 23

Kolumne: Rosa Pillen Humortherapeut Kienzl

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Stadträtin Sonja Wehsely und BV Karlheinz Hora gaben auf dem Vorgartenmarkt den Startschuss für die Frühjahrstour der WiG.

Gesundheitsförderung auf den Wiener Märkten Gesunde Stadt

„Schon durch kleine Veränderungen

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Gesunde Stadt

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ür dieses Buch haben SchülerIn­ nen gemeinsam mit ihren Groß­ eltern gekocht – und voneinander gelernt. Das Resultat ist eine bunte Mischung aus beinahe vergessenen traditionellen und modernen Gerichten.

„Jung und Alt am Küchentisch – Geschmack verbindet Generationen“ Holzhausen Verlag, 144 Seiten, EUR 20



www.wig.or.at

Ignatius Nascher Preis 2013 gesundes altern

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m Rahmen des Wiener Geriatriekon­ Vitamin D. Aus den eingelangten gresses 2013 wurde der Ignatius Arbeiten wählte die Jury Stefan Pilz Nascher Preis der Stadt Wien ver­ von der Medizinischen Univ.-Klinik liehen. Der Förderpreis wird für eine Graz, ­Abteilung für Endokrinologie besondere wissenschaftliche Arbeit und Stoffwechsel, und seine neun oder ein innovatives, evaluiertes Pro­ Ko-AutorInnen aus. Die Studie zeigt, jekt aus dem Bereich der Geriatrie (Ge­ dass Vitamin-D-Mangel – genauer der sundheitsförderung, Prävention, Dia­ Mangel an 25(OH)D – bei Frauen, die gnostik, Therapie, Rehabilitation oder sich in Langzeitpflege befinden, zu Langzeitpflege) vergeben. Dafür wur­ einer höheren Sterblichkeit führt. den 17 Publikationen und Projekte von (v. l.) Katharina Pils, Vorsitzende der renommierten Arbeitsgruppen aus Österreichischen Gesellschaft für dem In- und Ausland eingereicht.



Geriatrie und Gerontologie, Preisträger Stefan Pilz und Marianne Klicka, 3. Präsidentin des Wiener Landtags



Fotos: WiG / Ian Ehm, Schaub-Walzer / PID (2), Feel Image - Fotografie e.U. Felicitas Matern, Elisabeth Grebe, Klaus Ranger

Lass uns kochen!

– etwa einen gesunden Snack zwiärkte sind ein fester Bestandteil schendurch – kann das Wohlbefindes Einkaufsangebots in Wien. den im Alltag gesteigert werden.“ Sie dienen als Nahversorger und Sonja Wehsely, ziehen Einheimische und Gäste an. Gesundheitsstadträtin Auf dem Markt zeigt sich Wien von sei­ ner multikulturellen und vielfältigen Seite. Die Wiener Gesundheitsförde­ Floridsdorfer Markt. Beim Einkaufen rung war bei ihrer Frühlingstour auf bekamen die BesucherInnen der Life den Wiener Märkten zu Besuch. Lounge Tipps rund um Ernährung, Be­ Gesundheits- und Sozialstadträtin wegung und seelische Gesundheit. Die Sonja Wehsely eröffnete die Frühlings­ Aktivstationen zeigten einen lustvol­ tour bei der Auftaktveranstaltung auf len Weg zum gesunden Leben. Wenn es etwa darum geht, heimische oder dem Vorgartenmarkt. exotische Getreidesorten zu erkennen, Frühlingstour. Auch am Programm: wurden die passenden Rezepte – z. B. Viktor-Adler-Markt, Meiselmarkt, für Hirselasagne – gleich mitgeliefert. Hannovermarkt, Brunnenmarkt, Kar­ Das kostenlose Angebot umfasste melitermarkt, Meidlinger Markt und außerdem Blutdruckselbstmessungen und Biofeedback-Auswertungen. Beim Gesundheits-Quizrad gab es kleine Preise zu gewinnen. Sonja Wehsely: „Die Life Lounge ist eine tolle Möglich­ keit, den ersten Schritt zu einem ge­ sünderen Leben zu machen.“

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Gesund im Job gesunder betrieb

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Schwere körperliche Arbeit: Da ist betriebliche Gesundheitsförderung eine besondere Herausforderung.

in wesentlicher Arbeitsschwer­ der MitarbeiterInnen zu schauen. punkt der Wiener Gesundheits­ Dann können Maßnahmen entwickelt förderung ist die betriebliche Ge­ und umgesetzt werden. Dabei wird die sundheitsförderung. Die Stadt Wien WiG eng mit der Abteilung Bedienste­ beschäftigt insgesamt 65.000 Mitar­ tenschutz und berufliche Gesundheits­ beiterInnen in 260 unterschiedlichen förderung zusammenarbeiten. Mit der Berufsgruppen und bietet 30 verschie­ MA 48 wurde ein Projekt zur Ergono­ dene Lehrberufe an. Die Aufgaben und mie am Arbeitsplatz (rückenfreundli­ Arbeitsfelder sind ebenso unterschied­ ches Arbeiten, Ausgleichsbewegun­ lich gelagert wie die sich daraus er­ gen,...) bereits erfolgreich umgesetzt. gebenden Herausforderungen und Belastungen. Patentrezepte und Stan­ Neben dem Magistrat und stadtna­ hen Betrieben sollen auch Kleinst- und dardlösungen gibt es nicht. Kleinbetriebe in den Schwerpunktbe­ Betriebliche Gesundheitsförderung zirken der WiG bei der Planung und heißt also auch im Magistrat, genau Umsetzung von betrieblicher Gesund­ auf die gesundheitlichen Bedürfnisse heitsförderung unterstützt werden.



Kindergarten wirkt gesunder kindergarten

Fotos: WiG / Ian Ehm, Schaub-Walzer / PID (2), Feel Image - Fotografie e.U. Felicitas Matern, Elisabeth Grebe, Klaus Ranger

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nde April fand die Tagung „Der kunft“ vorgestellt: In Österreich gab es gesundheitsfördernde Kindergar­ bisher kein Programm, das sich flä­ ten “ des Fonds Gesundes Öster­ chendeckend und nachhaltig der Ge­ reich (FGÖ) statt. Christiane Spiel, Vor­ sundheit im Kindergarten widmete. ständin vom Institut für Angewandte Der FGÖ hat ein Modellprojekt initiiert, Psychologie, sprach u. a. über die das in Salzburg durchgeführt wurde. Effekte von mehrjährigem Kindergar­ Zur Stärkung der Gesundheitskompe­ tenbesuch: Er wirkt sich positiv auf die tenzen von Kindern, PädagogInnen – späteren Leistungen in Lesen, Mathe­ und auch von den Eltern. matik und Naturwissenschaften aus, www.fgoe.org das Sitzenbleiben wird reduziert.



„Gesundheitsförderung und Prävention sind große Herausforderungen. Wir müssen so früh als möglich ansetzen – schon im Kindergarten.“ Alois Stöger, Gesundheitsminister

Bewegungsfreude. Auf der Tagung wurde auch ein Einblick in das Projekt „Purzelbaum“ gegeben, mit dem die Bewegungsfreude von Kindern im Kindergarten geweckt und gefördert werden soll. Außerdem wurde „KiBi (Kinderbildungseinrichtung) der Zu­

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Gender Check

Bei der FGÖ-Konferenz: Psychologin Christiane Spiel (3. v. l.), Minister Alois Stöger (4. v. r.) und FGÖ-Leiterin Christa Peinhaupt (3. v.r .)

gesundheit hat ein geschlecht

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eschreiben Sie kurz, ob bei der zeptionierung von neuen Projekten Projektplanung und -umsetzung und größeren Aktivitäten. Wird bei Geschlechterstereotype zum Vor­ der Wiener Gesundheitsförderung die schein kommen. Werden Frauen z. B. Förderung eines Projekts beantragt, automatisch als ,Hausfrauen‘ einge­ so erhalten die AntragstellerInnen den plant?“ Das ist eine der Fragen, die Gender Check mit den Förderunter­ beim Gender Check eines Gesundheits­ lagen zugeschickt. Dies ist als Angebot förderungsprojekts beantwortet wer­ und Hilfestellung zu verstehen und nicht als Verpflichtung. den sollen.



www.wig.or.at

Gender Check. Die Wiener Gesund­ heitsförderung verwendet den Check auch intern bei der Planung und Kon­

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Fotos: Adrian Batty, Stadtschulrat für Wien, LudwigSchedl

schwerpunktthema Gesunde Schule

Gesundheitsförderung: Sehr gut! In der Schule geht es um viel mehr als Mathematik und Geschichte. ­Gesundheitsförderung für Körper und Geist legt den Grundstein für ein gesundes Erwachsenenleben.  Christine Oberdorfer

Fotos: Adrian Batty, Stadtschulrat für Wien, LudwigSchedl

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in Apfel, ein Vollkornbrot mit magerem Schinken, zum Knabbern zwei Radieschen und ein paar Trockenfrüchte für zwischendurch: Die gesunde Jause ist der Ursprung der gesunden Schule. „Gesundheitsförderung in der Schule ist aber viel mehr als gesunde Ernährung. ­Obwohl die im Rahmen einer Ganztagsschule natürlich wichtiger wird“, erklärt Eva Mitterbauer, Expertin für Schulentwicklung und Gesundheitsförderung der Pädagogischen Hochschule Wien. Faktoren wie Bewegung, ergonomische Sitzmöbel, ein gutes Schulklima und ein ausgeglichenes Lernpensum tragen dazu bei, die Schule zu einer gesunden Schule zu machen. Studien zeigen ganz klar: Wenn die Schule in diesen Bereichen Mängel aufweist, leidet die seelische und körperliche Gesundheit der SchülerInnen. Außerdem wichtig: Der Spaß darf nicht zu kurz kommen. „Wir müssen eine Schule schaffen, die die Kinder und Jugendlichen gern besuchen. Nur so haben wir eine Chance gegen PlayStation, Computer und Fernseher“, ist Eva Mitterbauer überzeugt. Mini-GesundheitsbotschafterInnen. In Wien wird die Idee vom „Netzwerk gesundheitsfördernde Schulen“ (siehe Seite 17) umgesetzt. 70 Schulen beteiligen sich aktuell daran, mit dem Ziel: Schule zu einem gesunden Erfahrungs-

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und Lebensraum machen. Wiens rung und aktives Wassertrinken. DieStadtschulratspräsidentin Susanne ses Wissen tragen sie weiter in ihre Brandsteidl: „Studien zeigen, dass ge- Familien.“ Aber auch sonst tut sich in sellschaftliche Veränderungen zu im- Wiens Schulen viel. Das „Neubaupromer mehr Defiziten bei der Gesundheit gramm Bildungseinrichtungen 2012 von Kindern und Jugendlichen führen. bis 2023“ sieht vor, dass elf neue multifunk­tionale, ganztägig und ganz„Die Schule hat die Aufgabe jährig geführte ­Bildungseinrichtungen errichtet werden. Gebaut wird nach Bedingungen zu schaffen, dem modernen Campus-Modell mit die für alle Beteiligten geKindergarten, Schule und Freizeitpädsundheitsfördernd wirken.“ agogik an einem Standort. Mit dem Susanne Brandsteidl, Schuljahr 2014/2015 nimmt der BilStadtschulratspräsidentin dungscampus Hauptbahnhof den Betrieb auf, noch 2013 erfolgt der Spaten­ ildungscampus Seestadt Die Schule hat die Aufgabe, dem stich für den B entgegenzu­wirken.“ Aktuelle Zahlen Aspern. Dort sind die Bedingungen mit der HBSC-Studie (Health Behaviour in vielen Freiräumen und vielseitig nutzSchool-aged Children) belegen: Fünf bis sieben Stunden am Tag verbringen „Ein positives Schulklima SchülerInnen sitzend, 17 Prozent der wirkt sich ganz konkret auf SchülerInnen leiden ­regelmäßig unter die körperliche und seelische Einschlafstörungen, 14 Prozent unter Gesundheit aus.“ Kopfschmerzen. Rund ein Drittel der Christian Oxonitsch, SchülerInnen frühstückt grundsätzWiener Bildungsstadtrat lich nicht, 37 Prozent wollen abnehmen, ein Viertel der SchülerInnen raucht und nur 20 Prozent machen ausrei- baren Räumen ideal für ein gutes chend Bewegung. Genug Gründe, Ge- Schulklima und eine gesunde Schule. sundheits- und Ernährungsbildung, Umwelt und Nachhaltigkeit sowie Schulentwicklung. Die Gesellschaft Konsumverhalten in den Schulen zum verändert sich – darauf muss auch die Thema zu machen und konkrete Pro- Schule reagieren. Herbert Altrichter jekte umzusetzen. Wie im 20. Bezirk vom Institut für Pädagogik und Psymit dem Pilotprojekt „Wiener Jause“. chologie an der Johannes Kepler UniBrandsteidl: „Die Kinder lernen dabei versität Linz beschäftigt sich seit den eine ganze Menge über gesunde Ernäh- 80er-Jahren mit dem Thema Schulent-

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wicklung: „Nach dem Bildungsboom der 60er- und 70er-Jahre kam für die Bildungspolitik eine recht unbewegte Zeit. Seit den 90er-Jahren ist mit dem Schlagwort der Schulautonomie eine verstärkte Aktivität zu bemerken.“ Nach dieser Phase der Deregulierung war es in den 90er-Jahren das Ziel, eine Linie in die Vielfalt von Einzelprojekten zu bringen. „Heute wissen wir: Die Schulautonomie bietet Raum für bemerkenswerte Entwicklungen. Sie braucht aber mehr Begleitmaßnahmen als erwartet“, so Altrichter. Mit den Ergebnissen der PISA-Studie kam die Bildungspolitik weiter unter Zugzwang. Sie geht weg von Einzelprojekten hin zu einer strukturierten Planung mit Zielvorgaben und regelmäßiger Evaluierung. „Die Schule hat große ­soziale und gesellschaftliche Verantwortung. Fixe Ausbildungsstandards sollen sicher stellen, dass das Ziel der besten Bildungschancen für alle Kinder erreicht werden kann.“ Staatliche Steuerung, Zielvorgaben, Konkurrenzdruck sowie Aktivitäten der schulinternen Führung

und der LehrerInnen spielen in der Schulentwicklung zusammen.

aber auch mehr Engagement von den Eltern: „Nicht allen ist bewusst, wie sie ihre Kinder bestmöglich unterstützen können. Da geht es nicht darum, Hausaufgaben zu kontrollieren. Kinder ­wollen Bestätigung. Sie brauchen die Möglichkeit, das Gelernte umzusetzen, zum Beispiel bei einem Besuch im Zoo oder beim Einkaufen in der Gemüse­ab­teilung. Da können auch Mama und Papa etwas lernen, das gibt den Kindern Selbstvertrauen.“

Bildungsstandards. Qualitätsinitiativen wie QIBB (Qualitätsinitiative Berufsbildung) und SQA (Schulqualität Allgemeinbildung) des Bundesministeriums für Unterricht, Kunst und ­Kultur sollen bestmögliche Lernbedingungen für alle SchülerInnen schaffen. SQA hat sein Ziel bis 2016 definiert: die Weiterentwicklung des Lernens und Lehrens in Richtung Individualisie- www.gesundeschule.at rung und Kompetenzorientierung. www.sqa.at Konkret heißt das, allen SchülerInnen www.qibb.at dieselben Chancen zu geben. Denn noch immer ist es so, dass Bildung und Beruf der Eltern den Bildungserfolg der Kinder maßgeblich beeinflussen. Bei QIBB geht es im Bereich des berufsEva Mitterbauer, Expertin bildenen Schulwesens vor allem dafür Schulentwicklung an rum, die SchülerInnen unter mögder Pädagogischen lichst effizientem Mitteleinsatz auf Hochschule Wien die zukünftigen beruflichen Herausforderungen vorzubereiten. Neben Was macht eine Schule zu Qualitätsstandards für die Schule einer gesunden Schule? ­fordert Bildungsexpertin Mitterbauer Eine gesunde Schule orientiert sich am Gesundheitsbegriff der WHO: Gesundheit wird als physisches, psychisches und soziales Wohlbefinden definiert. Das heißt viel mehr als gesunde Jause und viel Bewegung – Kinder sollen stressfrei arbeiten können, gefordert und gefördert werden und einander gegenseitig unterstützen.



Interview

Wie sollte für Sie die ideale Schule aussehen? Die ideale Schule ist Lern- und Lebenswelt für die SchülerInnen, bietet ausreichend Raum und Zeit für gemeinsames Arbeiten sowie individuelles Lernen. Die LehrerInnen sind einerseits WissensvermittlerInnen, andererseits begleiten und unter­ stützen sie die SchülerInnen beim selbständigen Lernen. In der idealen Schule gibt es viel Platz für Bewegung, aber auch Ruhe- und Rückzugszonen – für SchülerInnen und LehrerInnen.

Fotos: Adrian Batty, Privat, Corbis, Christine Bauer

Wie können Lehrerinnen und ­Lehrer da positiv Einfluss nehmen? Einerseits dadurch, dass sie selbst möglichst gesunde Vorbilder sind. Andererseits, dass LehrerInnen Gesundheitsförderung als Basis für jede Art von Lehren und Lernen verstehen.

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Netzwerke wie „wienGS“ ermöglichen projekte, die Gesundheit, Kreativität und Umweltbewusstsein fördern.  Bernadette Strobl

Gemeinsam zu neuen Projekten schwerpunktthema Gesunde Schule

J Fotos: Adrian Batty, Privat, Corbis, Christine Bauer

ulia zieht mitten im Unterricht eine rote Karte hervor. Dann steht sie auf und verlässt das Klassenzimmer, denn sie möchte eine fünfminütige Bewegungspause einlegen. Danach, weiß sie, kann sie sich wieder besser konzentrieren. „BunKtiS heißt dieses Konzept, das in „Alle WieNGS-PojektSchulen von AHS bis Berufsschulen können ihre Ideen einreichen.“ Tina Svoboda, WiG-Gesundheitsreferentin

der Volksschule Pantucekgasse um­ naren über Entspannungstechniken“, gesetzt wurde“, sagt Tina Svoboda, erklärt Svoboda. Sowohl Volksschulen Gesundheitsreferentin der Wiener als auch AHS oder Neue Mittelschulen ­ ­Gesundheitsförderung. „Es ist eines können am Netzwerk teilnehmen und von vielen erfolgreichen Projekten, die ihre Ideen und Konzepte einbringen. vom Wiener Netzwerk Gesundheitsfördernde Schulen, kurz WieNGS, un- Abseits regulärer Lehrpläne. Auch ÖKOLOG sowie Kunst und Kultur im terstützt werden.“ Zentrum (kuk:iz) sind Netzwerke, die Vernetzung. Mehr als 70 Wiener Schu- Sonderprojekte abseits des Schulalllen sind Teil dieses Netzwerks, das von tags ermöglichen. Bei ÖKOLOG wird der WiG, der Wr. Gebietskrankenkasse, auf ökologische, wirtschaftliche und dem Stadtschulrat sowie der Pädagogi- sozial nachhaltige Konzepte gesetzt. schen Hochschule Wien getragen wird. Mit kuk:iz können sich SchülerInnen Das Ziel von WieNGS ist, die Gesund- künstlerisch betätigen. So wurde etwa heitsförderung in den Bildungs­stätten eine Projektwoche in Tschechien ini­ zu etablieren. „Die Schulen schlagen tiiert, bei der die SchülerInnen u. a. an die Projekte vor, das Themenspektrum Theaterworkshops teilnahmen. ist deshalb sehr breit. Es reicht von Me- www.wiengs.at, www.oekolog.at, diation bis hin zu LehrerInnen-Semi- www.kukiz.at



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Schwerpunktthema gesunde schule

Schule schafft Persönlichkeit Kinder nicht nur gesünder, sondern auch zu sozial verantwortlichen, kreativen und eigenständigen persönlichkeiten.  Silvia Pistotnig

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sich weniger den Drogen zuwenden, beweisen zahlreiche Studien. Die Kinder sind insgesamt einfach gesünder“, erklärt Beatrix Haller. Sie ist Koordinatorin des Netzwerks „Gesundheitsfördernde Schulen“ des Bundesministeriums für Unterricht, Kunst und Kultur. Gesunde SchülerInnen lernen leichter und erbringen bessere Leistungen. Anselm Eder, Soziologe an der Uni Wien, hat schon vor mehr als 20 Jahren den Zusammenhang zwischen der psychosozialen Situation von 11-, 13- und 15-Jährigen und ihrem schlechten Gesundheitsverhalten untersucht. „Mittlerweile steht es außer Frage, dass das soziale Schulumfeld mit der Schulklima für gesunde Kinder. Gesundheit zusammenhängt.“ KonfliktlotsInnen sind Jugendliche in Schulen. Sie versuchen Konflikte zu Respekt. Sich an der Schule wohllösen und Streit zu schlichten. Damit fühlen – dazu gehört ein respektvoller tragen sie zu einem guten Klima in der Umgang miteinander. Nicht nur zwiSchule und in den Klassen bei. Das schen SchülerInnen und Lehrenden, wirkt sich positiv auf die Gesundheit sondern auch den SchülerInnen unterder SchülerInnen aus. „Dass ein gutes einander. Zahlreiche Projekte und ProSchulklima dazu führt, dass Schüle- gramme an Wiens Schulen zielen darrInnen weniger rauchen, trinken oder auf ab. Dazu gehören Peer-Modelle wie er Streit wird immer lauter. Die Wut und Aggression ist den beiden anzusehen. Andere SchülerInnen gehen an ihnen vorbei. Niemand möchte sich einmischen. Dann tauchen zwei andere Jugendliche auf. Ruhig, aber bestimmt bringen sie die Streithähne auseinander. Ein Jugendlicher spricht mit dem Mädchen, der andere mit dem Burschen. Sie hören zu, ergreifen keine Partei und ver­ suchen zu vermitteln. Als sich die Hitzköpfe beruhigt haben setzen sich alle zusammen, um den Konflikt bei einem Gespräch zu beseitigen.

Fotos: Andrew Rinkhy

Ein gutes klima macht

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KonfliktlotsInnen in der Berufschule: Sie schreiten ein, wenn es Streit und Agression zwischen SchülerInnen gibt.

Fotos: Andrew Rinkhy

„Mittlerweile steht außer Frage, dass das soziale Schulumfeld mit der Gesundheit einhergeht.“ Anselm Eder, Soziologe an der Uni Wien

die KonfliktlotsInnen an den Schulen zwar formal, weil es eben wichtig ist, oder der Unterrichtsgegenstand „Ko- etwas für das Schulklima zu tun. Aber KoKo“ (Kommunikation, Kooperation, richtig ausgeführt werden sie oft Konfliktbearbeitung) an Unter- und nicht.“ Generell plädiert er dafür, dass Oberstufen sowie das Programm Projekte, die den Umgang und Respekt „Faustlos“ an Volksschulen. Die Pro- miteinander fördern, stärker auf die jekte enstehen in den Schulen eigen- soziale Wahrnehmung ausgelegt werverantwortlich. Bei diesen Modellen den. „Das meiste richtet sich auf die geht es aber nicht nur um die Kommu- einzelnen SchülerInnen. Es geht aber nikation und Konfliktlösung unter­ um das gesamte System in der Klasse. einander. Sie helfen auch dem Einzel- Um Fragen wie: Wer sagt was und wie nen: Wer im Klassenverband akzeptiert reagiert wer worauf ? Warum gibt es wird, gewinnt Selbstbewusstsein und gewisse Reaktionen? Wie funktioniert -vertrauen. Eine Schule, die man gern unsere Klasse?“ Einzelne „Problem­ besucht – das ist der Schlüssel zu kinder“ herauszupicken macht also Eigenständigkeit und Kreativität und keinen Sinn. Eine mögliche Form der fördert einen neugierigen, wachen und Umsetzung wäre, so Anselm Eder, ein klugen Geist. Kreativität und die Mög- eigenes Unterrichtsfach. Einzelne Prolichkeit, eine eigene Persönlichkeit zu jekte könnten so in den Regellehrplan entwickeln, sind Grundvoraussetzun- übernommen werden. „Die Schülerinnen und Schüler könnten darin herausgen für seelische Gesundheit. finden, welche Automatismen in der System Schulklasse. Der Wissen- Klasse vorherrschen. Danach ist es schafter Anselm Eder befürchtet, dass möglich, die Regeln, die in einer Klasse Kommunikations-, Mediations- oder gelten sollen, entsprechend zu ändern Peer-Projekte an manchen Schulen nur und festzulegen.“ „auf dem Papier“ bestehen. „Es gibt sie www.gesundeschule.at



Was tun, wenn die Kommunikation in der Schule nicht stimmt?

Peer-Modelle zielen darauf ab, dass SchülerInnen den Konflikt selbst lösen.

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Fit & stark im Job räume, kollegialer Austausch und RuheInseln sorgen bei Lehrerinnen für wohlbefinden und vitalität.  Christina Dirnbacher

schwerpunktthema Gesunde Schule

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ehr als die Hälfte der öster- möglicht und das Wohlbefinden gereichischen Lehrerinnen steigert.“ Aber auch das kollegiale und Lehrer leidet am soge- Miteinander fördert die Gesundheit. nannten Burn-out-Syn- Studien belegen, dass LehrerInnen, die drom. Diese Zahl aus im Team arbeiten und einander unterdem Leitfaden „Empow- stützen, ein geringeres Burn-out-Risiko erment für Wohlbefinden und Gesund- aufweisen als EinzelkämpferInnen. heit in der Schule“ zeigt, wie wichtig Förderung einer pädagogischen TeamGesundheit und Wohlbefinden am kultur lautet die Devise. ­Arbeitsplatz Schule sind. „Nicht nur die Schülerinnen und Schüler lernen besser. Vorzeigeschule im 11. In der BrunoAuch die Lehrkräfte unterrichten besser, Kreisky-Schule in Simmering etwa finwenn sie sich wohlfühlen und ein den regelmäßig Projekte statt, um den anregendes Arbeitsklima herrscht“, Teamgeist zu fördern. „In einem Kocherklärt Wolfgang Dür vom Ludwig kurs haben wir erst kürzlich viel über Boltzmann Institut für Gesundheitsför- gesunde ­Ernährung erfahren. Dieses Wissen setzen wir auch im Schulalltag derungsforschung. um“, erzählt Sigrid Meixner, KoordinaMehr Wohlbefinden. Im Leitfaden torin ihrer Schule im Rahmen des Wieerklärt Dür, warum Gestaltungsfrei- ner Netzwerks Gesundheitsfördernde räume so wichtig sind. „Empower- Schulen. Infos über Entspannungsment bezeichnet die Strategie, in allen techniken liefert der jährliche Wohlrelevanten Prozessen des Lehrens, Ler- fühltag. Kleine Auszeiten während der nens und Zusammenlebens Hand- Unterrichtseinheiten bietet der schullungsspielräume auszubauen. Somit eigene Wohlfühlraum. Diese Angebote wird mehr Kontrolle und Eigenverant- machen die Schule zu einem Vorzeigewortung für das jeweilige Tun er­ beispiel für LehrerInnengesundheit.



Fotos: Corbis (2), Foto Weinwurm

ausreichend gestaltungs-

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schwerpunktthema Gesunde Schule

Eltern sein ist (k)ein Kinderspiel Wie schütze ich mein Kind vor mobbing? Wie motiviere ich es zu mehr bewegung? was tun bei lernproblemen? Antworten auf viele wichtige Eltern-Fragen liefert die Plattform Elterngesundheit.  Christina Dirnbacher

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an lernt von dem, den Erziehungskompetenzen, Mobbing, man liebt“, sagte schon Stressbewältigung und Lernen bietet Goethe. Diverse Studien die Plattform Elterngesundheit. „Wir zeigen deutlich, dass verstehen uns als Informations- und Kinder ihren Eltern in Austauschplattform für alle Eltern­ den Abneigungen viel vertreterinnen und -vertreter sowie näher sind als in den Vorlieben. So interessierte Eltern wie auch Fachleute ­haben Väter, die keine Salattiger sind, zu Themen der Schul- und Familien­ in der Regel Kinder, die ebenfalls gesundheit in Österreich“, erklärt Pro­Salatmuffel werden. Aber nicht nur jekt-Koordinatorin Ingrid Wallner. Bei ­Ernährungsgewohnheiten, sondern zahlreichen Aktivitäten können sich der gesamte Lebensstil der Eltern färbt Eltern rund um die Gesundheit ihrer unweigerlich auf den Nachwuchs ab. Kinder schlau machen. „Nach Wien Wie können Eltern in puncto Gesund- und Dornbirn findet heuer unsere jährheit ihren Schützlingen ein gutes Vor- liche bundesweite Gesundheitstagung bild sein? Unterstützung bei wich­ für Eltern in Graz statt. Die Veranstaltigen Themen wie Ernährung, Bewe- tung am 18. 10. 2013 steht diesmal ganz gung, seelische Gesundheit, Impfungen, im Zeichen von psychosozialer Ge-

„Wir verstehen uns als wichtige Brücke zwischen den Eltern und dem Gesundheitsbereich.“ Ingrid Wallner, Plattform Elterngesundheit

sundheit“, erzählt Wallner. ExpertInnen wie der deutsche Autor, Familien- und Kommunikationsberater Ian Uwe Rogge werden erwartet. Die Teilnahme ist kostenlos. Ein weiteres Projekt der Plattform Elterngesundheit ist der Leitfaden „Was tun bei Mobbing“. „Mobbing in der Schule ist leider keine Seltenheit. In Zusammenarbeit mit ­ExpertInnen liefern wir den Familien praxisnahe Tipps, um in dieser schwierigen Situation richtig zu reagieren“, so Wallner.

Fotos: Corbis (2), Foto Weinwurm

Vernetzung. Bei allen Veranstaltungen sind neben den Eltern auch DirektorInnen, LehrerInnenvertreterInnen, SchulärztInnen oder SchulpsychologInnen herzlichst eingeladen. „Die gegenseitige Vernetzung sehen wir als große Herausforderung. Wir wollen auch in Zukunft eine wichtige Anlaufstelle für gesundheitsrelevante Anliegen aller Erziehungs­beteiligten von Kindern sein.“



www.elterngesundheit.at

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Ein Haus für Bildung bauen

zum lernen brauchen kinder ideale voraussetzungen, auch in sachen architektur. die plattform schulumbau hat sich das zum Ziel gesetzt: barrierefrei, gendergerecht, modern.  Christian Posch

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Kinder gemeinsam lernen können. ie Qualität von Bildungs­ Raum zum Erforschen. Stattdessen ­ bauten spiegelt den Stellen­ braucht es flexibel nutzbare Räume, Dazu werden zum Beispiel Lernstraßen wert von Bildung in unserer die man für unterschiedlichste Aktivi­ oder Lerninseln empfohlen. Schulen Gesellschaft wider. Das ist täten einsetzen kann und die vor allem müssen barrierefrei, gendergerecht einer der Ausgangspunkte forschendes Lernen ermöglichen. Po­ und technisch auf dem neuesten Stand der Plattform schulUMbau. tenzial sieht Kühn auch bei Außen­ sein. Das Thema Gesundheit darf dabei PädagogInnen, Fachleute der Schul­ räumen. „Der Außenraum wird in der nicht vernachlässigt werden. Auch hier verwaltung und ArchitektInnen liefern Planung oft nur als schönes Extra be­ setzt ein gut geplanter Bau Akzente. Denkanstöße für einen modernen und trachtet. In Wirklichkeit könnte man „Das beginnt bei der Stadtplanung und kindgerechten Schulbau. Denn: Auch im Freien mit wenig Aufwand – zum der Sicherheit des Schulwegs und die Anforderungen an Schulen be­ Beispiel mit Trennwänden, Boden- reicht bis zur guten Akustik in der finden sich im Wandel. Die letzten platten, schattenspendenden Bäumen Schule. Eine modern geplante Schule Jahre zeigten, dass auch in Sachen oder einem Schulgarten – hervor­ erlaubt nicht nur Bewegung, sondern Architektur Maßnahmen gesetzt ragende, gut gegliederte Lernräume regt sie an – auch außerhalb der Turn­ werden müssen. „Die Schule als An­ schaffen.“ Für schulUMbau soll Schule stunden“, erläutert Kühn. einanderreihung von Klassen an einem ein Ort des Miteinanders sein, wo www.schulumbau.at langen Gang, ergänzt um Sonderun­ terrichtsräume für den Kunstunter­ richt und die Naturwissenschaften, betrieben im 45- oder 50-MinutenRhythmus, ist ein Modell des 19. Jahr­ hunderts. Um junge Menschen für die Anforderungen einer ­ globalisierten Wissensgesellschaft fit zu machen, sind solche Räume alles andere als ideal“, ist Christian Kühn, Professor an der Technischen Universität Wien und Vorstand der Architekturstiftung Öster­ reich, überzeugt. Der Bildungscampus Hauptbahnhof ist für

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Christian Kühn ein Beispiel für ein gelungenes und innovatives Schulbauprojekt. Die Eröffnung ist für das Schuljahr 2014/2015 geplant.

Fotos: PPAG architects ztgmbh (2), Adrian Batty (6)



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Was macht eine gute Schule aus? Umfrage in wien.  Christina Dirnbacher „Nach 1,5 Stunden Unterricht haben wir eine halbe Stunde Pause. Das finde ich besser als mehrere, kürzere Pausen.“ Paul (10 Jahre)

„Ich lache sehr gerne. Für mich ist es daher wichtig, dass auch die Lehrerinnen und Lehrer lustig sind und man mit ihnen gemeinsam lachen kann. Jeden Tag immer Dasselbe zu lernen, finde ich fad. In unserer Schule lernen wir immer etwas Neues, das finde ich spannend.“ Ida (9 Jahre)

„Ich kann mich besser konzentrieren, wenn zwei Lehrer zugleich im Unterricht sind. Das ist leider nur bei den Pflichtfächern der Fall.“ Petra (14 Jahre)

schwerpunktthema Gesunde Schule „Die Atmosphäre in der Schule muss passen und es sollte alles gegen Mobbing unternommen werden. Auch sollte jeder genügend Platz für seine eigenen sieben Sachen haben. Einen Spind zu teilen, schränkt mich persönlich ein.“ Ulrich (14 Jahre)

„Freiarbeit finde ich toll. In dieser Stunde können wir selbst entscheiden, womit wir die Zeit verbringen.“ Adrian (8 Jahre)

Fotos: PPAG architects ztgmbh (2), Adrian Batty (6)

„Hygiene finde ich in einer Schule sehr wichtig. Dazu kann und sollte jeder etwas beitragen.“ Tugba (13 Jahre)

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service Gesunde Jugend: Tipps & Tricks

www.feel-ok.at Hier finden Jugendliche Antworten und Informationen zu Themen, die sie wirklich beschäftigen – von Alkohol über Arbeit bis hin zu Liebe, Stress und Selbstbewusstsein. Neben Tipps gibt es auch Tests und Übersichten, die dazu anleiten, sich mit schwierigen Themen auseinanderzusetzen. Weiters enthält feel-ok ein Verzeichnis regionaler Beratungsstellen.

www.give.or.at GIVE – Gesundheitsbildung, Information, ­Vernetzung, Entwicklung. Diese Servicestelle für Gesundheitsbildung vernetzt Lehrerinnen und Lehrer in allen Fragen der schulischen Gesundheitsförderung. Sie informiert über hilfreiche Materialien und Medien, vermittelt Kontakte zu Fachleuten und dokumentiert bereits durchgeführte Schulprojekte.

www.elternwissen.com Auch die besten Eltern sind manchmal mit ­ihrem Latein am Ende. Ob man ein ­konkretes Problem hat oder einfach nur ­Anregungen sucht – hier finden Eltern wertvolle Tipps zu den Themen Kindergesundheit, Lernen, Schule und Freizeit.

Fotos: Marco Zimprich, Jeff Mangione, Corbis

Gesundheitsförderung in Schulen Ein schlechter Gesundheitszustand an Schulen ist problematisch. Denn kranke SchülerInWiener Netzwerk nen sind weniger leisgesundheitsfördernde Schulen tungs- und konzentra­ Das WieNGS unterstützt gesundheitsfördernde Aktivitäten und Projekte an tionsfähig. Falsche ­Ernährung, Bewegungsmangel und der häufige Wiener Schulen. So trägt es dazu bei, Genuss von ungesunden Lebensdie Schule als gesundheitsfördernde mitteln sind da nur einige ursächliche Einrichtung zu entwickeln und zu Faktoren. Dieses Lehrbuch bietet viele etablieren. Das Netzwerk besteht seit 1997, mittlerweile sind rund 70 Schulen nützliche Inhalte, wie man in Schulen diesem negativen Trend entgegen­ aktiv dabei. wirken kann. www.wiengs.at „Lehrbuch Schulische Gesundheitsförderung“, Hans Huber Verlag, 30,80 Euro, Gesundes Essen für SchülerInnen Eine gesunde Jause für die Schulpause ISBN: 978-3-456-84955-3 ist für Kinder und Jugendliche wichtig, Motivieren leicht gemacht um fit und konzentriert zu bleiben. Mit der Initiative „Unser Schulbuffet“ LehrerInnen versuchen bietet das Bundesministerium für tagtäglich – leider oft Gesundheit Tipps und ­konkrete Hilfevergeblich – ihre Schüstellung vor Ort, um das SchulbuffetlerInnen zu motivieren. Angebot gesund und wirtschaftlich zu Viele alltagstaugliche gestalten. Tipps und Vorlagen finHotline: 0810/810 227 (max. € 0,1/Min.), den sich in diesem praxisnahen Buch [email protected], von Michaela Brohm. Auch für Eltern www.unserschulbuffet.at ist dieses Buch empfehlenswert. „Motivation lernen: Das TrainingsproWie gesund ist Ihre Schule? gramm für die Schule“, Beltz Verlag, Das Arbeitshandbuch „Gesundheits20,60 Euro, ISBN: 978-3-407-62777-3 radar“ der Service Stelle Schule in der WGKK bietet einen durchdachten Aus dem Alltag der LehrerInnen Leitfaden zur Aufklärung über SchulSelten findet man so viele gesundheit. In diesem gibt es einen Wahrheiten und zum Teil intergierten Fragebogen, mit dem provokante Kritik derart MitarbeiterInnen individuell die Gehumorvoll verpackt. sundheit an ihrer ­jeweiligen Schule Nikolaus Glattauer nimmt bestimmen können. Um je nach Bedie L ­ eserInnen mit auf darf die Schulgesundheit verbessern eine Reise in österreichische Klassenzu können, finden Sie Anlaufstellen zimmer und veranschaulicht an vielen der „Service Stelle Schule“, wo auf Beispielen, wie der Alltag von LehreBasis des Fragebogens gemeinsam die rInnen wirklich aussieht. nächsten Schritte zu mehr Schulge„Der engagierte Lehrer und seine Feinde – sundheit festgelegt w ­ erden können. Zur Lage an Österreichs Schulen“, www.wgkk.at/mediaDB/871273_ Haymon Verlag, 12,95 Euro, Gesundheitsradar.pdf ISBN: 978-3-85218-889-8

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Fleisch oder nicht Fleisch? Fleischtiger oder KörndlesserIn? ernährungswissenschaftlich und ethisch eine heikle Frage. Und ein Thema, mit dem sich auch Angelika Niedetzky und Roland Düringer beschäftigen.  Stephanie Tobeitz

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Fotos: Marco Zimprich, Jeff Mangione, Corbis

Angelika Niedetzky, Kabarettistin

Fleisch gehört zu meinem Leben. Aus dem simplen Grund, weil es mir schmeckt. Ich halte es nicht per se für ungesund. Aber ich achte darauf, woher es kommt. Ich würde nie wahllos irgendwo mein Fleisch kaufen. Zumindest auf das AMA-Gütesiegel beharre ich. Da gibt es strenge Richtlinien, auf die man vertrauen kann. Das weiß ich, weil ich mich schon lange mit Ernährung beschäftige und ­Ernährungswissenschaften studiert habe. Die beste Fleischqualität bekomme ich bei „meinem Bauern“ am Land. Da kosten die Produkte zwar etwas mehr, das macht der Geschmack des guten Rindes und der leckeren Hartwürstel hundertfach wieder wett. Das hat schließlich auch mein Partner erkannt, der sich sonst weniger Gedanken über die Herkunft der Dinge auf seinem ­Teller macht. Fleischskandale machen mich höchstens betroffen. Sie nehmen mir nicht die Freude an einem Steak. Ich weiß nämlich, dass in den Lebensmitteln, die ich kaufe, nichts „Schlechtes“ enthalten ist. VegetarierInnen, die dennoch Fisch oder Huhn essen, betreiben ­meiner Meinung nach Augenauswischerei. ­Entweder ganz oder gar nicht! Wobei der Mensch nun mal Allesfresser ist. Eine „Aufgabe“ von Fleisch finde ich schwierig. Es gibt Inhaltsstoffe, die eben fast nur „im Tier“ ­enthalten sind, die aber ein ­gesunder Körper braucht.

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Contra Roland Düringer, Kabarettist

Als junger Mann habe ich mich quasi von ­Leberkäsesemmeln mit Pfefferoni ernährt. Das könnte ich nicht mehr. Vor einigen Jahren habe ich mittels einer ­Entschlackungskur Borreliose bekämpft. Ich habe meinen Körper von den seit Jahrzehnten „angefressenen“ Schadstoffen befreit und bin so w ­ ieder gesundet. Seitdem spielt das Thema ­Ernährung eine wichtige Rolle in meinem Leben. Der fast vollständige Verzicht auf tierisches ­Eiweiß war die Konsequenz. Fakt ist, dass wir durch die Massen an Eiweiß, die wir über unser Essen aufnehmen, anfälliger für Erkrankungen sind. Und auch für die vielen kleinen Weh­ wehchen, die – so wird oft behauptet – ab einem ­gewissen Alter „normal“ sind. Ich kann nur ­sagen: Das stimmt nicht. Gütesiegeln auf Fleischpackungen würde ich übrigens nie vertrauen. Da kann ja wer immer was draufpicken und mir was erzählen. Glücklich waren diese „verpackten“ Tiere sicher nicht. Von den Hormonen, mit denen sie vollgestopft worden sind, will ich gar nicht sprechen. Wenn ich eingeladen bin, wo es nur Fleisch von zweifelhafter Herkunft gibt, esse ich lieber nichts. Auch gut. Essen soll ja Hunger stillen. Und wann haben wir den schon wirklich? Meist ist es schlichtweg Gusto. Am besten schmeckt mir das Gemüse, das ich mit eigenen Händen großgezogen habe. Langsam, in Ruhe, entschleunigt.

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aus den bezirken Forum Gesunde Leopoldstadt Das „Forum Gesunde Leopoldstadt“ findet in Anwesenheit des neuen ­Bezirksvorstehers Karl-Heinz Hora am 20. Juni im Meetingpoint Media Tower in der Taborstraße statt. Neben interessanten Vorträgen wird es die Möglichkeit geben, Initiativen und Organisa­tionen sowie Vereine und engagierte Einzelpersonen aus der Leopoldstadt kennenzulernen, sich zu vernetzen und auszutauschen. 20. 6., 9–13 Uhr, 2., Taborstraße 1–3, Team „Gesunde Leopoldstadt“, Telefon 0650/614 30 04, E-Mail: [email protected], www.gesundeleopoldstadt.at Unterwegs für die Gesundheit Das Gesundheitsmobil ist wieder in der Leopoldstadt unterwegs. Spielerisch dargestellte Inhalte sowie die mobile Ausstellung über Initiativen im Bezirk und im Grätzel laden zur Auseinandersetzung mit dem Thema Gesundheitsförderung ein. Team „Gesunde Leopoldstadt“, Telefon 0650/614 30 04, E-Mail: [email protected], www.gesundeleopoldstadt.at

Das Gesundheitsmobil macht z. B. von 28. bis 31. August beim Bezirksferienspiel Station.

5. margareten

10. Favoriten

Aktiv im Grätzel Männergesundheitstag Die BewohnerInnen in Margareten Der Männergesundheitstag des sind 2013 im Rahmen des Projekts „­ Gesunden Favoriten“ fand heuer „Gesundes Margareten“ dazu aufge­ e­ rstmals beim Löwenfest der Wiener rufen, mit Ideen und ihrem EngageAustria statt. ASB, ASKÖ, FH Campus ment ihr unmittelbares Lebensumfeld Diätologie, KDJ Krankenpflegeschule, ­mitzugestalten und es gesünder zu das Männergesundheitszentrum MEN, machen. 35 BewohnerInnen, aber die WGKK und die Wiener Gesundauch ExpertInnen des Bezirks ent­ heitsförderung boten am 4. Mai in wickelten und diskutieren zahlreiche der Generali Arena ein informatives ­ausbaufähige Projektideen – von der Programm mit Spaßfaktor. Die Gemobilen Küche oder Spielesammlung sundheitsangebote und -aktivitäten über einen Bewegungskurs von reichten von Geschicklichkeits- und ­GemeindebaubewohnerInnen für Beweglichkeitsparcours über Body­GemeindebaubewohnerInnen bis hin Mass-Index (BMI)- und Blutdruckzum Kräuterbeet vor der Apotheke Messungen bis hin zur Beratung über oder einem fixen Schattenplatz im Ernährung oder Zahngesundheit. Die Park für die SeniorInnengruppe. Fußball-Fans kamen beim anschlieTeam „Gesundes Margareten“, ßenden Heimsieg der Austria gegen Telefon 01/40 00-76963, den SV Ried auf ihre Kosten. E-Mail: [email protected], www.gesundesmargareten.at 16. Ottakring „Fit mach mit“ im Körnerhof Seit Oktober 2012 macht T-Systems gemeinsam mit seinen Projektpart­ nerInnen die MieterInnen des TheodorKörner-Hofes „IT-fit“. Die 3.000 GemeindebaubewohnerInnen haben die Möglichkeit, in der T-Systems Media Box den Umgang mit neuen Informations- und Kommunikationstechno­ logien gratis zu erlernen. Unter dem Motto: „Fit mach mit“ ­bietet „Gesundes Margareten“ seit ­Februar den MieterInnen des Körnerhofes Einblicke und Anregungen für gesundheitsförderliche Lebensweisen an. Je nach Bedarf und Interesse können Interessierte praktische Informationen rund um Ernährung, Bewegung und seelische Gesundheit auf diversen Internet-Plattformen recherchieren und sich wertvolle Tipps und Anregungen holen.

Garteln ums Eck Auf Initiative der Gebietsbetreuung Stadterneuerung 2013 und in Koope­ ration mit lokalen Organisationen wurde in der Neulerchenfelder Straße Ecke Friedmanngasse ein neues ­Gemeinschaftsbeet angelegt. Wenn auch Sie Ihr Grätzel verschönern wollen, sind Sie eingeladen, Baumscheiben und ähnliche kleine Zwickelflächen im öffentlichen Raum eigenverantwortlich zu begrünen und zu pflegen. Informationen dazu erhalten Sie bei der GB*7/8/16. GB*7/8/16, Telefon 01/406 41 54, E-Mail: [email protected] Mädchenfußballtraining Seit Beginn des Jahres bietet die Käfig League in Kooperation mit *peppa, dem interkulturellen Mädchenzen­ trum der Caritas, ein kostenloses Fußballtraining für M ­ ädchen von sechs bis 16 Jahre an. Es gibt keinen Grund, warum Mädchen nicht genauso gut und gerne k ­ icken sollten wie Burschen.

Fotos: David Bohmann, Hannes Hochmuth, WiG/Alexandra Kromus, Caritas

2. leopoldstadt

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Männergesundheitstag in Favoriten (v. l.): Vize-Bezirksvorsteher Josef Kaindl, Romeo Bissuti (Gesundes Favoriten), Markus Kraetschmer (1. Vizepräsident FK Austria Wien) und Christian Fessl (WiG)

Neben den gemischten Teams können Mädels seit Anfang des Jahres in einer eigenen Mädchengruppe mit Frauen als Trainerinnen spielen. Um junge Frauen stärker für den Ballsport zu begeistern, unterstützen Fußball­ spielerinnen wie Eva Maria Klein vom Wiener Sportklub das Team der youngCaritas Käfig League. Mit dem Training soll Spaß an der Bewegung gefördert und gezeigt werden, dass „männlich-dominierte“ Sportarten auch für Mädchen möglich sind. Darüber hinaus werden beim gemein­ samen Fußballspielen soziale, religiöse und kulturelle Unterschiede spiele­ risch überwunden. *peppa–Interkult. Mädchenzentrum, Telefon 01/493 09 65-11, E-Mail: [email protected], www.peppa.at, www.kaefigleague.at

Fotos: David Bohmann, Hannes Hochmuth, WiG/Alexandra Kromus, Caritas

20. Brigittenau

22. Donaustadt Lobau erkunden Das nationalparkhaus wien-lobAU ist wieder mittwochs bis sonntags von ­­ 10 bis 18 Uhr geöffnet. Als multifunk­ tionales Informations- und Umwelt­ zentrum direkt am Eingang zur Lobau führt es in die faszinierende Welt der Donau-Auen. Das ­nationalparkhaus ist ein Erlebnisraum für alle naturbe­ geisterten und Erholung suchenden BesucherInnen. Der großzügige Garten mit Abenteuerspielplatz und Pick­ nickbänken bietet Raum für Entspan­ nung, Erholung, Spaß und Spiel. In der Ausstellung ­tonAU wird die Lobau spannend und abwechslungsreich präsentiert. nationalparkhaus wien-lobAU, 22., Dechantweg 8, geöffnet bis 27. 10., Mi–So 10–18 Uhr, Telefon 01/40 00-49495

„First Love“: Liebesberatung Bezirksgesundheitstag Ein Team aus Frauenärztinnen, Wie gesund bin ich? Und was kann ­Krankenschwestern, Pädagoginnen, ich selbst tun, damit ich möglichst Sozialarbeiterinnen und Psycholange gesund und aktiv bleibe? Ant­ loginnen berät Jugendliche zu Fragen worten darauf gibt es am 20. Juni im wie Beziehungen, das erste Mal, Amtshaus Brigittenau. Empfängnisverhütung und sexuell Ob Blutdruckmessung oder Lungen­ übertragbare Infektionen. Neben funktionstests – die zahlreichen Beratungsstellen im HanuschChecks in der Gesundheitsstraße kön­ nen kostenlos genutzt werden. Ebenso Krankenhaus und in der Rudolfstif­ tung gibt es auch eine Beratungsmög­ wie die Mitmach-Stationen für kleine lichkeit im ­Donauspital. Im Rahmen und große BesucherInnen rund um von Projektwochen besteht die Mög­ die Themen Ernährung, Bewegung lichkeit, ein Beratungsteam gegen und seelische Gesundheit, etwa in der einen Unkosten­beitrag einzuladen. Life Lounge der Wiener Gesundheits­ In knapp drei Schulstunden wird förderung. Im Aktivangebot findet dabei mit den J­ ugendlichen zu den sich unter anderem ein Walking-Aus­ Themen Liebe, Sexualität und Körper flug rund um das Bezirksamt mit gearbeitet. ­Gewünschte zusätzliche Trainerin Brigitte Weber. Themen bzw. Themenbereiche Bezirksgesundheitstag, können mit dem Team im Vorhinein 20. 6., 13–19 Uhr, abgeklärt werden. 20., Brigittaplatz 10 ÖGF „First Love“-Liebesberatung, Adressen der „First Love“-Beratungs­ stellen auf www.firstlove.at

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Nordic-Walking unter professioneller Anleitung beim Bezirksgesundheitstag in der Brigittenau.

Kick it: Beim Mädchenfußballtraining geht es actionreich zur Sache.

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Lebensqualität mit Demenz Wir werden immer älter. Damit sind auch mehr Menschen von Demenz betroffen. Ein Projekt in Apotheken in Wien und Niederösterreich soll Betroffenen und Angehörigen helfen.  Christine Oberdorfer Gesundes Altern

Angehörigenkrankheit. In ganz Österreich leiden rund 110.000 Menschen an Demenz, ein Drittel der über 95-Jäh­ rigen ist betroffen. 2050 rechnen Studien mit 260.000 Betroffenen. Heimerl:

Ist die Diagnose für die Menschen selbst ein Schock, leiden die Angehörigen vor allem darunter, dass ein geliebter Mensch sich so stark verändert. Im Umgang mit DemenzpatientInnen rät Katharina Heimerl: „Den Menschen „Wir gehen aber davon aus – das zeigen nicht widersprechen, statt dessen ihre Studien aus Skandinavien –, dass die Realität akzeptieren. Wer auf der Prognose übertrieben ist. Das könnte Straße einem offensichtlich verwirrten daran liegen, dass die Symptome in Menschen begegnet, sollte Hilfe an­ einer demenzfreundlichen Umgebung bieten. Freunde und Bekannte können weniger wahrgenommen werden.“ helfen, indem sie Menschen mit Demenz Symptome für Demenz können sein: und ihre Angehörigen nicht ausgrenzen.“ immer die selben Fragen stellen, Dinge Und das Wichtigste: Die Angst ablegen verlieren, Agressivität, Verwandte und zu einer demenzfreundlichen Gesellnicht mehr erkennen und vieles mehr. schaft werden. „Unser Ziel ist es, den Menschen die Angst vor Demenz zu nehmen.“ Katharina Heimerl, Leiterin Palliative Care und Organisationsethik, Alpen-Adria Universität Klagenfurt



Fotos: Ingo Folie, Getty Images, Katrin Bruder

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emenz ist keine Krankheit“, stellt Katharina Heimerl, Leiterin des Instituts für Palliative Care klar. Zumindest keine, die mit Medizin heilbar ist oder für die es eine Chance auf Besserung gibt. Viel eher braucht es eine Umgebung, die mit dem Thema Demenz, betroffenen Menschen und deren Anghörigen empathisch umgeht. Eine Möglichkeit ist, in den Apotheken anzusetzen. In einem dreijährigen Projekt – es wird von der Wiener Gesundheitsförderung, dem Fonds Gesundes Österreich und der Apothekerkammer unterstützt – sollen zehn bis 15 Apotheken in Wien und Niederösterreich zu „demenzfreundlichen Apotheken“ werden. Folder, Infoveranstaltungen und Treffpunkte für Selbsthilfegruppen sind ab kommendem Frühjahr geplant. Bei Fortbildungen werden ApothekerInnen für das Thema sensibilisiert und können helfen, das Tabu zu brechen.

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Merhaba Nachbarin „Das Projekt soll neu zugezogenen Familien bei der Eingewöhnung helfen.“ Renate Schnee (l.) und Christine Scholten, Initiatorinnen

„NACHBARINNEN“ sind Frauen mit Unterschiedlichen Muttersprachen. Sie sprechen als soziale Assistentinnen Familien aus Dem eigenen Kulturraum An und Beraten Sie im Täglichen Leben.  Brigitte Limbeck Gesundes GrÄtzel

Fotos: Ingo Folie, Getty Images, Katrin Bruder

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eder Neuanfang ist schwer. barinnen – Frauen mit türkischer, Das gilt besonders für das tschetschenischer und arabischer Durchstarten in einem Muttersprache – sprechen Mütter vor fremden Land. In der Regel der Schule, auf dem Spielplatz oder bei dauert es eine Weile, bis man kulturellen Festen an. Sie informieren die Sprache versteht, die Ge- die Frauen in ihrer e­ igenen Sprache pflogenheiten kennt und sich im All- darüber, was sie tun können, wenn sie tag zurechtfindet. Gute NachbarInnen zum Beispiel kein Deutsch verstehen. haben deshalb Angst können da eine große Hilfe sein. Genau „Viele Frauen ­ das ist auch die Idee hinter dem neuen vor dem Elternsprechtag“, erzählt Projekt „Nachbarinnen“: Es ­ beruht Christine Scholten, die das Projekt ge­darauf, dass Frauen mit Migrations- meinsam mit Renate Schnee ins Leben hintergrund Familien, die sehr zurück- gerufen hat. Die „Nachbarinnen“ begezogen leben, bei der Eingewöhnung gleiten aber auch auf Ämter und helfen beim Ausfüllen von Formularen oder helfen. besuchen die ­Familien zu Hause, um Eigene Erfahrung weitergeben. Ziel über Angebote im Gesundheits- und bereich zu informieren. ist es, benachteiligte Gruppen in ein Ernährungs­ stabiles soziales Umfeld zu integrieren. Kurz: Sie ­helfen dort, wo Hilfe am drinDas Hauptaugenmerk liegt dabei auf gendsten benötigt wird. Ein wichtiger der Schulbildung der Kinder sowie auf Gedanke dabei ist, dass die Unterstütder Hilfe zur Selbsthilfe. Unterstützt zung nicht gönnerhaft gewährt wird. wird auf vielfache Weise: Die Nach­ Das Motto lautet: Hilf mir, es selbst zu

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tun. Alle im Projekt tätigen Frauen haben ähnliche Erfahrungen gemacht und wissen, wovon sie reden. Das schafft Vertrauen und erleichtert den Zugang. Für die Familien eröffnet sich ein vielfältigeres Leben, weil sie er­ fahren, worauf sie Anspruch haben. 300 Stunden Ausbildung. Unterstützt wird das Projekt u. a. von der MA 17 – Integration und Diversität. Die Fachabteilung finanziert die Ausbildung von 16 Frauen, die im Februar ­begonnen hat. Neun davon sollen beim Verein „Nachbarinnen in Wien“ angestellt werden. Auf dem Stundenplan stehen 300 Stunden in den Bereichen Gesundheit, Erziehung, Bildung, Soziales und Kommunikation. Nach der Ausbildung sollen die „Nachbarinnen“ zurückgezogen lebende Familien im 2., 12. und 20. Bezirk aufsuchen.



www.nachbarinnen.at

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termine bis 21. 9. Wiener Gesundheitsspektakel Das Gesundheitsspektakel der WiGmacht mit Aktionen drei Mal halt: 29. 6., ferienspiele-Fest im Donaupark, 9–19 Uhr 6. 9., Gesundheitsspaziergang der Gesunden Leopoldstadt am Max-WinterPlatz 21. 9., Wir in Ottakring und Penzing, Paltaufplatz, 14–20 Uhr Donnerstag, 20. 6. Bezirksgesundheitstag Brigittenau Persönliche Beratungen, Vorträge und Gesundheits-Checks gibt es einen Tag lang im Bezirk. Donnerstag, 20. 6. Fachtagung „Und wer fragt mich?“ Thema: Pflegekinder in und zwischen den Systemen. Veranstalter ist die MAG ELF – Kinder, Jugend, Familie. 9–17 Uhr, Festsaal des Wiener Rathauses, www.wien.at/menschen/magelf 22. 6.–3. 8. Bädertour der WiG Gesundheitstour durch die städtischen Bäder: Bewegung, Ernährung, seelische Gesundheit und Blutdruckmessung sind die zentralen Themen der Aktion. 21. 6., Familienbad Hofferplatz oder Hugo-Wolf-Park 22. 6., Familienbad Augarten 5.–6. 7., Laaerbergbad 13. 7., Familienbad Reinlgasse 20. 7., Familienbad Herderpark 27. 7., Familienbad Strebersdorf 2. und 3. 8., Gänsehäufel jeweils 10–19 Uhr bei Schönwetter

12.–14. 9. 30. Jahrestagung der Österreichischen Gesellschaft für Kinder- und Jugendpsychiatrie Vorträge namhafter ExpertInnen und praxisnahe Workshops zum Themenschwerpunkt „Alles was RECHT ist“. Universitätsklinik für Kinder- und Jugendpsychiatrie AKH, Medizinische Universität Wien, www.meduniwien.ac.at/kjp

österreich & international 5.–7. 9. Lernwelten 2013 13. Kongress für Pflege- und Gesundheitspädagogik. Schwerpunkt der dreitägigen Veranstaltung ist die Thematik „Ausbildung in der Praxis – Ausbildung für die Praxis“. IMC Fachhochschule Krems, www.lernwelten.info Freitag, 12. 7. Leadership in Health Care ­Organisations Die Tagung „Leadership in Health Care Organisations“ widmet sich den Fragen und potenziellen Lösungen der Zukunft. Welche Skills müssen Leader in Gesundheitsorganisationen einbringen, um erfolgreich wirksam werden zu können? 9–16 Uhr, Medizinische Universität Graz, Hörsaalzentrum, www.meduni-graz.at

7.–10. 7. 9th World Congress on Health Economics Celebrating Health Economics. University of Technolog, Sydney, Australien, www.healtheconomics.org.at

FGÖ-Bildungsnetzwerk Informationen zu allen Seminaren unter www.wig.or.at, Anmeldungen unter https://weiterbildungsdatenbank.fgoe.org 12.–13. 9. Anleitung zur gesundheitlichen Chancengleichheit Zusammenhänge zwischen Gesundheit und sozialem Status. Trainerinnen: Birgit Pichler, Karin Korn 9–17 Uhr, Hotel Corvinus, Bahngasse 29–33, 2700 Wiener Neustadt 19.–20. 9. Kommunale Gesundheits- förderung Ein Weg, sozial Benachteiligte zu vermeiden. Trainerin: Michaela Strapatsas Wiener Gesundheitsförderung, 20., T ­ reustraße 35–43, Stiege 6, 1. Stock 26.–27. 9. Lust machen auf gesunde (Alltags-)Bewegung Zugänge zur zielgruppenspezifischen Thematisierung gesundheitsförderlicher Bewegung kennenlernen. Trainer: Paul Scheibenpflug 9–17 Uhr, Thermen- und Vitalhotel, Elisabeth-Allee 2, 7431 Bad Tatzmannsdorf

IMPRESSUM & OFFENLEGUNG gemäß § 25 Mediengesetz: Gesunde Stadt; Heft 2/2013; Medieninhaber und Herausgeber: Wiener Gesundheitsförderung gemeinnützige GmbH – WiG, Treustraße 35–43, Stg. 6, 1200 Wien, Tel. 01/40 00-76925. Geschäftsführer: Dennis Beck. Magazinkoordination: Mag.a Dagmar Kaspar MA. Inhaltliche Koordination des Schwerpunktthemas: Dr.in Tina Svoboda. Layout: Qarante, Wolfgang Krimmel. Verleger: Bohmann Druck und Verlag Gesellschaft m. b. H. & Co. KG, Leberstraße 122, 1110 Wien. Geschäftsführung: Dr.in Gabriele Ambros, Gerhard Milletich. Redaktion: Leberstraße 122, 1110 Wien, Telefon 01/740 32-0. Verlags-Chefredaktion: Mag. Helmut Widmann, Christoph Berndl (Stv.). Chefin vom Dienst: Mag.a Christine Oberdorfer. Grafik: Jennifer Lippert. Fotoredaktion: Marion Batty. Lektorat: Carina G. Divischek, Mag.a Daniela Oberhuber, MSc. Coverfoto: Adrian Batty. Duck: Wograndl. Verlags- und Herstellungsort: Wien. Erscheinungsweise: vier Mal jährlich. Grundlegende Richtung der Zeitschrift: Das Magazin kommuniziert als Botschafterin die Gesundheitsförderungsprojekte und -aktivitäten der WiG und der Stadt Wien sowie die Kernthemen der Wiener Gesundheitsförderung an relevante ExpertInnen und MultiplikatorInnen.

Foto: Kienzl, Illustration: Tim Maresch

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Die rosarote Pille Kolumne Andreas Kienzl über Problemlöser in Pillenform

Foto: Kienzl, Illustration: Tim Maresch

„Ich komme mit meinem Leben über­ haupt nicht mehr zurecht“, sagte eine Klientin zu mir. „Ich war bei meinem Arzt, und während des sehr kurzen Gespräches mit ihm begann ich zu weinen, einfach deswegen, weil ich froh war, meine Probleme ansprechen zu können, weil ich dachte, es hört mir jemand zu und weil ich meine Gefühle in diesem Moment zulassen konnte. Die Antwort war ein Rezept mit einem Psychopharmakon.“ Ähn­ liche Darstellungen höre ich sehr oft – zu oft! Eigentlich eine gute Lösung! Ein All­ heilmittel, das den gestressten Men­ schen ein angenehmes Leben garan­ tiert. Und wir müssen gar nichts dazu tun, einfach schlucken, die „rosarote Pille“. Und dann schlucken wir alles, was das Leben so an unangenehmen Dingen beschert, auch viel leichter

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Job. Und schon schluckt man sie, die ­ inunter. Bravo! Wir vergessen dabei h aber, dass je weniger wir uns den Pro­ „rosarote Pille“. Und siehe da, es geht allen besser! Der ganzen Familie, dem blemen stellen, desto bedrohlicher Arzt und der Pharmaindustrie. werden sie mit der Zeit. Ähnlich, wie wenn Sie mit dem Auto zur Werk­ Keine rote Lampe blinkt mehr – und stätte fahren, weil die rote Kontroll­ trotzdem: Der „Motor“ bleibt plötz­ leuchte blinkt, der Mechaniker sie herausschraubt und sagt: „Das Problem lich stehen. Sie gehen zum Arzt. ist behoben.“ Beim Mechaniker wären Und was bekommen Sie? No na, die „rosarote Pille“. Sie zu Recht empört und würden die Werkstätte sofort wechseln. Zum Arzt aber gehen Sie immer wieder hin und Viel Spaß wünscht Ihr holen ein neues Rezept, auf das kurze Gespräch verzichten Sie. Die „rosarote Andreas Kienzl Pille“ macht Sie ja leistungsstark und frohgemut. Und nicht nur Sie! Ihr Kind fürchtet sich so vor der Schularbeit. Zu Recht, der Leistungsdruck in der Schule ist ja auch wirklich zu arg. Und statt dem ­gesunden Pausenbrot bekommt es die „rosarote Pille“. Die Schularbeit ist zwar negativ, aber Ihrem Kind geht es viel besser! Auch von der Arbeit ist man überfordert. Die guten Zeiten sind vorbei. Man ist nervös, depressiv und ausgebrannt, fürchtet um seinen

Andreas Kienzl ist ­Humortherapeut und leitet das Institut für Vital Em­powerment in Baden (NÖ). Infos: www.ive.at

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Inserat Spektakel 2013:Spektakel A4

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DAS WIENER GESUNDHEITSSPEKTAKEL TOURT DURCH WIEN! BESUCHEN SIE UNS BEI FOLGENDEN VERANSTALTUNGEN:

Samstag, 29. Juni 2013 14– 19 Uhr beim Ferienspiele-Fest 22., Donaupark www.wig.or.at Freitag, 6. September 2013 12–17 Uhr beim Gesundheitsspaziergang der Gesunden Leopoldstadt 2., Max-Winter-Platz

r e n Wie ktakel e p s s t i e h d n u s e G Samstag, 24. August 2013 10– 18 Uhr 5., Bruno-Kreisky-Park

Samstag, 21. September 2013 14– 20 Uhr bei „Wir in Ottakring und Penzing“ 16., Paltaufplatz

FÜR EIN GESUNDES LEBEN IN EINER GESUNDEN STADT.

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