Geldsorgen und Lebensstil: Deutsche wollen keine Kinder

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13. Dezember 2013

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Gesellschaft

Geldsorgen und Lebensstil: Deutsche wollen keine Kinder Die Bereitschaft, Kinder zu bekommen, nimmt in Deutschland weiter ab. Gleichzeitig steigt das Alter der werdenden Mütter

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Ein Grund für diese Entwicklung m vergangenen Jahr wurden etwa verringert. Schließlich zeigen die Daten 673.500 Kinder in Deutschland geboren des Statistischen Bundesamtes auch: Je ist die zunehmende Individualisierung. – fast ein Viertel weniger als vor 20 Jahren mehr Kinder eine Frau zur Welt gebracht Mehr und mehr Menschen entschei(1990: 905.700). Zwar ist die derzeitige Ge- hat, desto jünger war sie bei der Geburt den sich dafür, sich nicht auf einen Lebenspartner festzulegen. Sie stellen ihre burtenrate mit 1,4 Kindern je Frau seit 1997 ihres ersten Kindes. berufliche Laufbahn und die Sehnstabil. Aber hierbei handelt es sich sucht nach Selbstverwirklichung um einen Durchschnittswert und in den Vordergrund ihrer Handein Blick auf das Alter der Frauen, lungen. Andererseits ist es immer wenn sie Mutter werden, zeigt eine schwieriger geworden, einen festen, beunruhigende Entwicklung. In den über mehrere Jahre anhaltenden 1970er Jahren waren Frauen in der Job zu finden – die finanzielle Unsifrüheren Bundesrepublik durchcherheit ist für viele größer geworschnittlich etwa 24 Jahre alt, als sie den. ihr erstes Kind bekamen. In der eheDie Medien und die Industrie maligen DDR waren sie beim ersten kreieren ein Bild schlanker, erfolgKind in der Regel sogar noch jünger. reicher, junggebliebener Menschen Doch seit einigen Jahren krie– ein Idealbild, das aus unserer Gegen die Frauen in Deutschland im- Party zu zweit. Wer Kinder hat, für den kommt das nur noch selten sellschaft gar nicht mehr wegzumer später ihr erstes Kind. Mittler- vor. Foto: Flickr/Moyan_Brenn/CC BY 2.0 denken ist. Eine von der Wirtschaft weile liegt das Durchschnittsalter vorgeschriebene Rolle soll eingebei 31,6 Jahren. Angesichts der TatDerzeit ist fast jede vierte Frau in nommen werden. Eine Rolle, in der oft sache, dass es sich dann erst um das erste Kind handelt und eine Schwangerschaft Deutschland im Alter zwischen 40 und kein Platz für Kinder ist. Und wenn man nach dem 35. Lebensjahr schon als Risiko- 44 Jahren ohne Kinder. Eine Entwicklung, doch schwanger wird, muss man darschwangerschaft eingestuft wird, eine be- die sich vor allem in den Städten mani- auf achten, dass man nach Möglichkeit unruhigende Entwicklung. Dies hat auch festiert. 2012 war der Anteil der Frauen während der Schwangerschaft so gut wie zur Folge, dass sich die Zahl der potenti- ohne Kind in Hamburg mit 32 Prozent am gar nicht zunimmt. Und spätestens einen Monat nach der Geburt müssen die ellen Frauen, die mehrere Kinder kriegen, höchsten, so das Statistische Bundesamt.

Analyse

Geheimer Code: Angst ist eine Erbkrankheit Zwei Forscher der Emory University School of Medicine in Atlanta haben nachgewiesen, dass sich schlechte Erfahrungen auf die Gene auswirken können. Dafür verbanden die Forscher Brian Dias und Kerry Ressler bei männlichen Mäusen den Geruch von Acetophenon mit einem elektrischen Stromschlag an den Pfoten. Sobald der Geruch wieder auftrat, erstarrten die Mäuse. Im Anschluss daran zeugten die so konditionierten Mäuse Kinder und deren Kinder ebenfalls Nachkommen. Sowohl bei den direkten als auch bei den indirekten Nachkommen zeigte sich auf den Ge-

ruch von Acetophenon dieselbe Reaktion wie bei den Eltern. Obwohl die Kinder der Elterngeneration mit diesem Geruch bis dato keinerlei Erfahrung gemacht hatten. Bei anderen Gerüchen erstarrten die Kinder und Enkel nicht, so die Studie. Um einen Irrtum auszuschließen, wurden die Enkelkinder mittels künstlicher Befruchtung gezeugt und von anderen Müttern gesäugt sowie aufgezogen: Damit sollte sichergestellt werden, dass Eltern und Großeltern ihre Ängste den Kindern nicht durch Lernprozesse weitergeben. Der Test verlief erfolgreich: Angst ist

offenbar ein geheimer Code im genetischen System, der sich über Generationen weitervererbt. Dies konnten die Forscher der Emory University School of Medicine am Erbgut im Mäusesperma feststellen. In dem Erbgut zeigte sich, dass dem Gen für den so genannten Acetophenon-Rezeptor an diversen Stellen die epigenetischen Marker fehlten: die Methylgruppen. Dies könnte dafür gesorgt haben, dass das Gen bei der Entwicklung des Embryos häufiger abgelesen wurde und somit der Rezeptor öfter eingebaut worden ist, berichtet Nature. Anika Schwalbe

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Pfunde wieder weg sein. Nicht zu vergessen das No-Go des Stillens – die perfekte Brust könnte deformiert werden. Die steigende Zahl der Wunschkaiserschnitte ist in einem ähnlichen Zusammenhang zu sehen. Schließlich soll dadurch der Intimbereich der Frau vor dem Baby geschützt werden. Die Furcht vor Problemen mit dem Schließmuskel oder einer angeblichen Vergrößerung der Vagina sind groß. Viele Paare und potentielle Eltern geben aber auch an, dass sie sich Kinder einfach nicht leisten können. Kinder kosten Geld und das Gehalt scheint zu knapp. Einmal abgesehen davon, dass ein Partner teilweise mit der Arbeit aussetzen oder diese deutlich verringern muss. Und ganz zu schweigen von der Situation alleinerziehender Eltern. In der Zeit zwischen 1998 und 2003 sind die Ausgaben für ein Kind immerhin um 10,7 Prozent gestiegen. 549 Euro im Monat waren es

durchschnittlich 2003. Die Rede ist hier von monatlichen Ausgaben für Wohnen, Nahrungsmittel, Bekleidung, Verkehr etc. „Sie sind nicht gleichzusetzen mit den Lebenshaltungskosten für Kinder“, so das Statistische Bundesamt. So fehlen bei den sogenannten Konsumausgaben alle anfallenden Aufwendungen wie zum Beispiel für Versicherungsschutz und Vorsorge. Diese sind seit 1998 überproportional angestiegen. Aber auch Aufwendungen, die Organisationen und der Staat für Kinder tätigen, wie zum Beispiel Ausgaben für die Schulbildung oder den Bau von Kindergärten, sind nicht enthalten. Die Politik könnte mit effizienten familienpolitischen Entscheidungen die notwendigen Weichen stellen. Allerdings zeigte die letzte schwarz-gelbe Regierung, dass die Vorstellungen der Politik auch in diesem Bereich ganz weit von den Bedürfnissen der Eltern bzw. potentiellen Eltern

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entfernt sind. „Wir haben ein breites Förderinstrumentarium für Familienleistungen“, sagte Angela Merkel beim zweiten Demografiegipfel im Mai. Tatsächlich zeigt aber eine Studie des Hamburgischen Weltwirtschaftsinstituts (HWWI) im Auftrag des Familien- und des Finanzministeriums, dass das Förderinstrumentarium keineswegs breit und effektiv ist. Die Studie warf unter anderem auch einen Blick auf die verschiedenen politischen Maßnahmen für Familien. Das neue Betreuungsgeld etwa helfe nicht: „Insgesamt kann nicht davon ausgegangen werden, dass die Einführung des Betreuungsgeldes in Deutschland die Geburtenrate positiv beeinflussen kann.“ Vielmehr sollte stattdessen auf den Ausbau von Kitas gesetzt werden. Eine Forderung, die bereits seit Jahren immer wieder in den Vordergrund gerückt wird.

Gesundheit

EU-Kommission plant verschärfte Regulierung der eZigarette Verfechter der eZigarette fürchten, dass deren Einstufung als Medikament junge Raucher verstärkt zum Tabak greifen lässt

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ie EU-Kommission will sich über das Votum des EU-Parlaments hinwegsetzen und die eZigarette massiv regulieren: Der Plan von José Manuel Barroso sieht vor, praktisch alle vom EU-Parlament festgesetzten Werte deutlich zu verschärfen: Das Parlament hatte eine maximale Nikotin-Konzentration von 30 mg/ ml beschlossen, die Kommission will diese auf 20mg/ml begrenzen. Dabei will die Kommission nur Medikamenten-Aromen akzeptieren, die Nachfüll-Liquids und die nachfüllbaren Verdampfer verbieten und außerdem die Liquid-Packungsgrößen auf 5ml beschränken. Dazu meinte Dac Sprengel, Vorsitzender des Verbands des eZigarettenhandels: „Mit diesem neuen Vorschlag versucht die EU-Kommission, sich über den Mehrheitsbeschluss des Parlaments hinwegzusetzen. Es gibt in der Kommission treibende Kräfte, die ein vollständiges Verschwinden der eZigarette favorisieren und die demokratischen Abstimmungsprozesse nicht akzeptieren wollen. Durch den Kommissionsplan würde die eZigarette doppelt reguliert und erhielte

sowohl die Beschränkungen eines Tabakprodukts als auch die Auflagen für medizinische Produkte.“ Doch das Argument der Lobbyisten, die eZigarette sei das wirkungsvollste Mittel, um sich das Rauchen abzugewöhnen, ist wissenschaftlich nicht belegt. Und auch die Frage, wie gesundheitsgefährdend die eZigaretten wirklich sind, kann nicht eindeutig beantwortet werden. Es gibt jedoch einige Aspekte, in der die eZigarette besser abschneidet. Forscher der Universität von Athen haben zwar herausgefunden, das eZigaretten das Risiko, Lungenschäden zu erleiden, keineswegs senken können. Die Wissenschaftler hatten 32 Studienteilnehmer beobachtet und deren Atemwiderstand gemessen. Sie konnten feststellen, dass nach dem Genuss einer eZigarette der Atemwiderstand der Versuchspersonen schlagartig anstieg und für etwa 10 Minuten auf diesem Niveau blieb. Bei Personen, die in ihrem Leben noch nie geraucht hatten, stieg der Atemwiderstand von 182 Pro-

zent auf durchschnittlich 206 Prozent; bei Rauchern mit normaler Lungenfunktion von 176 Prozent auf im Durchschnitt 220 Prozent. „Wir wissen noch nicht, ob neue Nikotinprodukte wie eZigaretten sicherer als normale Zigaretten sind, obwohl das Marketing behauptet, sie seien weniger schädlich“, sagt Christina Gratziou, eine Autorin der Studie, „aber diese Studie hilft uns zu verstehen, inwieweit diese Produkte potentiell schädlich sein könnten.“ Man müsse noch weiterforschen, um zu erfahren, ob die Auswirkungen auf die Lunge langfristig seien. Die Studie unterstützt die Position der European Respiratory Society (ERS), der europäischen Vereinigung der Lungenärzte, zu den eZigaretten. ERS-Präsident Klaus Rabe sagt: „Die ERS betrachtet eZigaretten weder als sicherere Alternative zum Rauchen noch als ein probates Mittel, mit dem Rauchen aufzuhören.“ Doch Rauchen schädigt nicht nur die Lunge und ist verantwortlich für eine Vielzahl von Krebsarten, auch Herz- und Gefäßkrankheiten werden durch den

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Der traditionellen Zigarette täuschend ähnlich: Die eZigarette. Sie schadet zwar auch der Lunge, ist jedoch für Herz und Blutdruck deutlich weniger gefährlich als der alte Glimmstengel. Foto: rutoo

Konsum von Tabak begünstigt. Hierbei könnten eZigaretten tatsächlich weniger schädlich sein als ihre pflanzlichen Kollegen. Eine Studie des ebenfalls in Griechenland beheimateten Onassis Cardiac Surgery Center zeigt, dass das „Dampfen“ einer eZigarette keine schädlichen Auswirkungen auf das Herz hat. In dieser Studie wurde die Herzfunktion von 22 eZigaretten-Benutzern mit der von 20 Rauchern verglichen, die täglich rauchen. Nach dem Rauchen einer Tabakzigarette verschlechterte sich die Herzfunktion der Raucher, der Blutdruck

stieg an und die Herzfrequenz erhöhte sich. Bei den „Dampfern“ stellte sich nach einem siebenminütigen Genuss der eZigarette lediglich ein leicht erhöhter Blutdruck ein. Nicht besonders überraschend, meint Russell Luepker, Sprecher der American Heart Association: „Die eZigarette hat den Vorteil, dass sie neben Nikotin nicht noch tausende andere Chemikalien enthält.“ Und auch wenn in manchen Studien Formaldehyd und andere krebserregende Stoffe in den Liquids der eZigarette gefunden wurden, so sei deren Kon-

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zentration 500- bis 1400-fach niedriger als in normalen Zigaretten. Daher verfolgt die Tabak-Lobby die Bestrebungen der EU-Kommission mit Wohlwollen: Wird die eZigarette reguliert, könnten jugendliche Raucher damit abgeschreckt werden, die Zigarette künftig in der Apotheke kaufen zu müssen. Die Tabak-Lobby hat hinter den Kulissen in Brüssel immer noch mächtige Fürsprecher. Es wäre in ihrem Sinn, wenn die Raucher weiterhin zur klassischen Zigarette greifen würden. Schockbilder auf den Packungen haben sich als nicht besonders wirksam erwiesen, auch wenn die EU jetzt neue Motive plant. Die eZigarette ist zwar erwiesenermaßen viel weniger schädlich als die klassische Zigarette: Normale Zigaretten enthalten laut Deutschem Krebsforschungszentrum (DKFZ) bis zu 8.000 chemische Substanzen, darunter 90 krebserregende. Solche Produkte können freilich niemals in die Apotheke verbannt werden. Die eZigarette wird vorwiegend von unabhängigen Unternehmen vertrieben, kein großer Tabak-Konzern unterstützt das Produkt. Allerdings plant Philip Morris International, im kommenden Jahr in das Geschäft mit der eZigarette einzusteigen: Der milliardenschwere Markt biete hervorragende Chancen für die Marke Marlboro, teilte der Konzern kürzlich mit.

Atomkatastrophe

Rätselhafter Tod: Starb Tiefsee-Delfin wegen Fukushima? Untersuchungen zeigen, dass der gestrandete Delfin an einer mysteriösen Erkrankung litt, die Herz, Lunge und Magen angreift

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in seltener Rundkopf-Delfin ist am Strand von Paia vor Maui in Hawaii gestrandet. Erste Untersuchungen zeigen, dass das Tier (wissenschaftlicher Name Grampus griseus) nicht durch eine Verletzung gestorben ist, sondern an einer rätselhaften chronischen Krankheit litt, die Herz und Magen angegriffen hatte. Das Tier wies unter anderem ein Krebsgeschwür auf. Im Verdauungstrakt wurde keinerlei Nahrung gefunden. Die Lungen waren ebenfalls stark angegriffen, teilte die National Oceanic and Atmospheric Ad-

ministration in einem Bulletin mit. Die Forscher sagen außerdem, dass Rundkopf-Delfine selten in Hawaii gesichtet und in der Regel nur in großen Tiefen weit von der Küste entfernt gefunden werden, berichtet MauiNow aus Honolulu. Es gibt nur einige tausend dieser Tiere. Wegen ihres Lebens in großer Tiefe weiß die Wissenschaft wenig über sie. Nur außerordentlich selten stranden diese Delfine. Niemand kann mit Sicherheit sagen, wie sehr die Katastrophe von Fukushima

Dieser Rundkopf-Delfin strandete an der Küste von Paia in Hawaii. Das Obduktionsergebnis gibt den Forschern Rätsel auf. Foto: Hawaii Pacific University, Bill Lewis

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das Meerwasser verändert hat. Es ist nicht auszuschließen, dass der Tod des Delfins, dessen Gattung auch in den Gewässern rund um Japan lebt, mit dem Unglück zusammenhängt. Im März 2014 wird aus Japan eine erste Welle von radioaktiv verseuchtem Wasser die US-Westküste treffen. Die Inselgruppe Hawaii liegt allerdings mehr als 3500 Kilometer vor Kalifornien. Eine

Simulation von chinesischen und koreanischen Forschern zeigt, wie sich das radioaktive Wasser von Fukushima aus ausbreitet. Bis zum Jahr 2030 wird sich die radioaktive Welle faktisch über den ganzen Pazifik ausbreiten. Schon heute geben zahlreiche mysteriöse Erkrankungen von Fischen und Meerestieren im Pazifik den Forschern Rätsel auf.

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Die Wissenschaftler fanden während der Untersuchung des Delfins auch eine Plastiktüte in dessen Magen. Diese sei aber nicht für den Tod verantwortlich. Sie sei nur ein weiteres Zeichen, wie sehr die Meeresverschmutzung in das Leben der Tiere eingreife, so die Forscher. Denn Fälle, bei denen tote Meeressäuger mit Plastikmüll im Magen gefunden würden, häuften sich.

Gesundheit

Ocimum Sanctum: Basilikum schützt vor Radioaktivität Studien belegen die schützende und unterstützende Wirkung des Indischen Basilikums bei radioaktiver Strahlung

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odtabletten und Geigerzähler waren nach der Katastrophe von Fukushima auch in Europa der Renner. Es gibt jedoch auch Hilfe auf pflanzlicher Basis. Radioaktivität ist nicht nur ein Problem nach Unfällen in Atomreaktoren. Erst Ende Oktober stieg beim AKW Neckarwestheim 2 die durch den Kamin in die Luft geblasene Radioaktivität um mehr als das 20-fache des Normalwertes, so die taz. Und die russische Ria Novisti berichtete kürzlich von einem Koffer, der am internationalen Flughafen KiewBoryspil beschlagnahmt wurde. Dieser wies eine erhöhte Radioaktivität auf. Um den Körper vor Radioaktivi-

Verschiedene Laborstudien an Tieren haben gezeigt, dass die Effekte des Indischen Basilikums die oxidativen und chromosomalen Schäden, die durch Gamma-Strahlung und radioaktives Jod verursacht werden, reduzieren. Derzeit werden dementsprechend bereits Medikamente aus der Pflanze in Indien entwickelt. „Die vor Strahlen schützende Medizin aus Tulsi (Indisches Basilikum, Anm. d. Red.) wird von GLPL in begrenzter Menge in Kapselform hergestellt“, zitiert die Times of India den Studienverantwortlichen William Selvamurthy. „Die menschlichen Untersuchungen mit der Droge sind kurz vor der Fertigstellung, das Medikament kann sogar von Patienten, die eine Strahlentherapie unterlaufen, eingesetzt werden.“ Vor allem die wasserlöslichen Flavonoide (Orientin und Vicenin) sind für diese positive Wirkung der Pflanze verantwortlich, wie eine Studie des indischen Kasturba Medical College zeigt. Schon Extrakte des Indischen Basilikums auf Wasserbasis haben die Überlebenschancen von Mäusen, die einer Ganzkörper-Gamma-Strahlung ausgesetzt wurden, deutlich verbessert, bestätigen Untersuchungen. Foto: Flickr/{ pranav }/CC BY 2.0

tät und anderen Giften in der Umwelt besser zu schützen, soll das Indische Basilikum (Tulsi, ocimum sanctum) ein probates Mittel sein, wie Studien nun zeigen. Diese Pflanze wird in Indien verehrt und soll gegen etliche Umwelteinflüsse Schutz bieten. In der Naturheilkunde gilt es als Adaptogen. Als Adaptogene werden pflanzliche Zubereitungen und Drogen bezeichnet, die den Körper bei der Reparatur von Schäden und die Zellen bei der Regeneration unterstützen. Zudem gilt das Indische Basilikum auch als starkes Antioxidans und es hat eine entzündungshemmende Wirkung.

Das Indische Basilikum gilt als neues Mittel zum Schutz vor Strahlung.

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Cannabis

Professoren starten Petition zur Freigabe von Marihuana Gegen Kriminalisierung: Hundert renommierte Strafrechtler haben eine Petition zur Legalisierung von Marihuana eingereicht

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er renommierte Strafrechtsprofessor Lorenz Böllinger aus Bremen hat eine Petition zur Legalisierung von Marihuana gestartet. Er hält es für falsch, dass Konsumenten kriminalisiert werden. Die Petition hat bereits 106 Unterzeichner – ausschließlich Kollegen aus dem Bereich des Strafrechts. Die Gruppe ist die bisher prominenteste, die sich öffentlich für die Legalisierung von Cannabis einsetzt. Böllinger bringt für das Thema besonders viel Kompetenz mit: Er ist emeritierter Professor und Leiter des Bremer Instituts für Drogenforschung. Er hat sich über Jahrzehnte mit dem Thema beschäftigt. Seine Kritik an der Rechtslage ist eindeutig: Es sei völlig widersinnig, dass Cannabis-Konsumenten kriminalisiert werden. Böllinger nennt das Verhalten vom Staat „entgegen jeder Vernunft oder Empirie“. Die Verfolgung würde massive Kosten verursachen, auf dem Schwarzmarkt würden gesundheitsschädliche Streckmittel dem Cannabis beigemischt und dem Staat entgingen enorme Steuereinnahmen, so der Professor. Es wäre besser, die Gelder zur Strafverfolgung in die Suchtberatung zu investieren.

Vier Millionen Deutsche konsumieren Cannabis und machen sich damit strafbar. Die Hälfte aller deutschen Strafrechtsprofessoren will sich nun für die Legalisierung von Marihuana einsetzen. Foto: Flickr/Marcus Povey/CC BY 2.0

Für seine Petition hat Böllinger alle 240 Strafrechtsprofessoren in Deutschland angeschrieben. 105 Professoren unterstützen seine Petition. Er hofft, dass er sich so bei den Abgeordneten des Bundestages Gehör verschafft: Alle Unterzeichner hätten vom Strafrecht und den strafrechtlichen Konsequenzen mehr Ahnung als ein durchschnittlicher Bundestagsabgeordneter. Die Kriminalisierung von Cannabis erreiche selten „die großen Fische“. Dafür gefährde es mit „schwer nachvollziehbaren Fahrverboten“ berufliche Existenzen reiner Konsumenten. Diese Gefahr bestehe für die fünf Prozent der Deutschen, die Cannabis rauchen, so Böllinger in einem Interview der Juristen-Fachwebsite Legal Tribune. Beim Tierarzt: Cannabis wird in den USA auch für Tiere als SchmerzBöllinger erklärt mittel verwendet. Foto: Flickr/SurfaceWarriors/CC BY-SA 2.0

seine Herangehensweise folgendermaßen: „Unsere Petition unterscheidet sich insofern von anderen, als wir keine direkte Legalisierung fordern, sondern in einem ersten Schritt nur die Einsetzung einer Enquete-Kommission. Diese soll die mutmaßlichen Konsequenzen einer Legalisierung dem Status quo, den kontraproduktiven Auswirkungen der Kriminalisierung gegenüberstellen und schließlich eine Empfehlung an den Gesetzgeber aussprechen. Das alles soll frei von Ideologien und gestützt auf praktische Erfahrungswerte aus anderen Ländern und wissenschaftliche Daten erfolgen. Wenn die Empfehlung dann lautet, das Verbot aufzuheben, kann man immerhin hoffen, dass die Regierung dafür ein offenes Ohr haben wird.“ Durch eine Legalisierung von Cannabis würde auch die Zahl der Konsumenten keinesfalls ansteigen. Ein Vergleich zu den Niederlanden liefere den praktischen Beweis. Auch der Mythos der Einstiegsdroge sei frei erfunden, so der auf Drogendelikte spezialisierte Professor. In Berlin wird gerade die mögliche Eröffnung eines Coffeeshops diskutiert.

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Die grüne Kreuzberger Bürgermeisterin Monika Herrmann sieht das als einzige Lösung, um den Görlitzer Park von Dutzenden Dealern zu befreien. Ob dieses Pilotprojekt jemals umgesetzt wird, weiß niemand. In den USA ist bereits ein Mentalitätswandel zu dem Thema bemerkbar. Immer mehr amerikanische Bundesstaaten lassen Marihuana für den me-

dizinischen Gebrauch zu, in zwei Staaten ist es auch als reines Genussmittel erhältlich. Medizinisches Marihuana wird sogar bei Haustieren immer öfter eingesetzt. So berichtet CBS von einer Haustierbesitzerin, deren Hund Probleme mit den Lymphknoten hatte. Der Hund musste bereits eine Chemotherapie über sich ergehen lassen, „die Lymphknoten waren groß wie Golfbäl-

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le“, so die Besitzerin. Also griff sie zu Cannabis, abgefüllt als konzentriertes Öl in Kapseln. Die Schmerzen des Hundes sollten dadurch gelindert werden. „Je mehr ich die Dosis erhöhte, umso geringer wurden die Nebenwirkungen.“ Auch andere Tierbesitzer griffen zu Cannabis – das Vertrauen in die Pflanze ist größer als in andere Medikamente von Tierärzten.

Forschung

Schlaftabletten erhöhen das Krebsrisiko Forscher raten, Schlafmittel durch Sport, Entspannungsübungen und Verhaltenstherapien gegen Schlafstörungen zu ersetzen

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ine aktuelle Studie von Wissenschaftlern des „Scripps Clinic Viterbi Family Sleep Center“ in Los Angeles dürfte bei all jenen für Alarmstimmung sorgen, die an Schlafstörungen leiden und daher auf die Wirkung von Schlafmitteln vertrauen. Die Studie ergibt, dass sogar scheinbar harmlose Schlafmittel verheerende Folgen haben können: Sie können krebserregend sein und erhöhen das Sterberisiko. Hypnotika gehören den Wissenschaftlern zufolge zu den Klassikern unter den Medikamenten. Die Forscher berichten, allein in den USA haben zwischen sechs und zehn Prozent aller Erwachsenen im Jahr 2010 Hypnotika eingenommen. „In der Bundesrepublik belaufen sich die Zahlen ebenfalls auf zehn Prozent“, sagt der Schlafmediziner Ingo Fietze vom Interdisziplinären Schlafmedizinischen Zentrum an der Berliner Charité. In der Studie untersuchte das kalifornische Forschungsteam von Scripps 10.529 Probanden. Die Versuchspersonen hatten über einen Beobachtungszeitraum von etwa zweieinhalb Jahren verschiedene Hypnotika verschrieben bekommen. Diese Patienten verglichen die Forscher sodann mit 23.676 anderen Probanden, die diese Medikamente nicht konsumierten. Die Probanden stimmten dabei in Alter, Lebensstil, Geschlecht und vorhandenen gesundheitlichen Beeinträchtigungen weitgehend überein. Das erstaunliche Ergebnis der nun veröffentlichten Studie: Es zeigte sich ein eindeutiger Zusammenhang zwischen der Ein-

nahme von Hypnotika und einem erhöhten Sterberisiko. Sogar bei Patienten, die weniger als 18 Packungen in einem Jahr konsumierten, war das Risiko zu sterben um 3,5 Prozent erhöht – verglichen mit jenen Probanden, die Hypnotika nicht einnahmen. Wer zwischen 18 und 132 Mal im Jahr Schlaftabletten versprechen Hilfe beim Einschlafen. Deren Einnahme kann aber fatale Nebenwirkungen nach sich ziehen. die Schlaftabletten Foto: Flickr/Skley/CC BY-ND 2.0 einnahm, hatte ein hältlich ist. vierfach erhöhtes RiDie Forscher weisen allerdings explizit siko. Bei Risikoprobanden, die mehr als 132 Packungen konsumierten, war es fünffach darauf hin, dass ihre Studie nicht zwingend Ursache und Wirkung aufzeige. Denn Patihöher als bei den Kontrollprobanden. Aber auch die Gefahr, an Krebs zu er- enten, die Hypnotika einnehmen, könnten kranken, steigt der Studie zufolge mit der auch von vornherein erhebliche gesundEinnahme von Hypnotika an. Bei Proban- heitliche Beeinträchtigungen haben – etwa den, die besonders häufig Schlaftabletten im genetischen Bereich. Die Wissenschafteinnahmen, erhöhte sich das Risiko einer ler berichten des Weiteren, die Anzahl der Probanden, die innerhalb des Zeitraums der Krebsdiagnose um 35 Prozent. Betroffen sind Patienten aus jeder Al- Studie verstorben seien, sei relativ gering getersgruppe. Die deutlichsten Folgen haben wesen. Von den Schlafmittel-Patienten stardie Forscher jedoch bei Versuchspersonen ben etwa 640 der 10.529 Versuchspersonen. Und dennoch: Die Forscher sehen ihre entdeckt, die zwischen 18 und 54 Jahre alt Ergebnisse in einer Linie mit älteren Unterwaren. Untersucht wurden in der Studie neu- suchungen: 24 zuvor publizierte Studien ere Hypnotika mit dem Wirkstoff Zolpidem konstatierten eine Verbindung zwischen sowie das Pharmazeutikum Benzodiazepi- Hypnotika, Sterblichkeit und der Erkranne, das bereits seit 1960 auf dem Markt er- kung an Krebs.

Impressum Herausgeber: Dr. Michael Maier. Redaktion: Thomas Gollmann, Anika Schwalbe, Jennifer Bendele, Cornelius Persdorf. Layout: Nora Lorz. Copyright: Blogform Social Media GmbH, Kurfürstendamm 206, D-10719 Berlin. HR B 105467 B. Telefon: +49 (0) 30 / 81016030, Fax +49 (0) 30 / 81016033. Email: [email protected]. Erscheinungsweise wöchentliches Summary: 52 Mal pro Jahr. Bezug: [email protected]. Mediadaten: media@ blogformgroup.com. www.deutsche-gesundheits-nachrichten.de

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