Forschung von heute Standards von morgen

Öffentliche Ringvorlesung im WS 2012 / 2013 Forschung von heute – Standards von morgen Universitätsmedizin des Saarlandes für die Gesundheit der Zuku...
Author: Katja Althaus
0 downloads 3 Views 377KB Size
Öffentliche Ringvorlesung im WS 2012 / 2013

Forschung von heute – Standards von morgen Universitätsmedizin des Saarlandes für die Gesundheit der Zukunft

22. Oktober 2012 bis 18. Februar 2013 Montags 19 Uhr im Rathausfestsaal der Stadt Saarbrücken

Forschung von heute – Standards von morgen Universitätsmedizin des Saarlandes für die Gesundheit der Zukunft

Das Daa s Ziel Z i ell dder Zi e r Medizinischen Fakultät der er e r UUniversität n iv niv i ver ersi sitä tätt des Saarlandes Medizide s Sa Saar arla land nd liegt in der Ausbildungg vvon on M ediz ed izii nern, aber auch in der Forschung und Entwicklung. Durch die Umsetzung in den klinischen Alltag werden mit der Forschung und Entwicklung von heute die erforderlichen Standards in der Zukunft gewährleistet. In der Ringvorlesung stellen sich eine Reihe von Professoren mit ihren Forschungsthemen vor, die so weit entwickelt sind, dass sie Anwendung am Patienten finden. Wir wollen damit unser Forschungsprofil aufzeigen, aber auch zeigen, welche neue Möglichkeiten in Diagnostik und Therapie es am Universitätsklinikum schon gibt oder in Zukunft geben wird.

Prof Michael Menger Prof. Dekan der medizinischen Fakultät der Universität des Saarlandes

> Prof. Ludwig Gortner Direktor der Klinik für Allgemeine Pädiatrie und Neonatologie

> Montag, 22. Oktober 2012

Stammzelltherapie für Frühgeborene? Stand der aktuellen Forschung Bei Frühgeburten oder schweren Geburtskomplikationen reifer Neugeborener treten oft Schädigungen der Lunge oder des Gehirns auf. Diese können bis weit in die Erwachsenenzeit hinein die Lungenfunktion beeinträchtigen oder auch asthmatische Beschwerden hervorrufen. Am Zentralnervensystem ZNS kann Sauerstoffmangel geistige Entwicklungsstörungen, Krampfanfälle sowie spastische Lähmungen verursachen. In Tierexperimenten hat man bei beiden Krankheitsbildern Stammzellen, u.a. aus Nabelschnurblut oder Wachstumsfaktoren aus Stammzellen, verwendet, die zu einer Verbesserung der Organfunktion bei Lungen- oder ZNS-Schädigungen führten. In den USA und China laufen derzeit klinische Studien zur Stammzelltherapie bei Neugeborenen – ihr Erfolg ist derzeit noch nicht sicher zu beurteilen. Prof. Gortner beleuchtet in seinem Vortrag Chancen und Risiken der Stammzelltherapie. Prof. Gortner habilitierte sich 1990 im Fach Kinderheilkunde an der Universität Ulm. Nach Lehrtätigkeiten an den Universitäten von Lübeck und Gießen ist er seit 2004 als Direktor der Klinik für Allgemeine Pädiatrie und Neonatologie des UKS tätig. Er war Präsident der Gesellschaft für Neonatologie und Pädiatrische Intensivmedizin und ist seit 2008 Mitglied im Fachkollegium der Deutschen Forschungsgemeinschaft DFG.

> 4

Forschung von heute – Standards von morgen

> Prof. Norbert Graf Direktor der Klinik für Pädiatrische Onkologie und Hämatologie

> Montag, 29. Oktober 2012

Personalisierte Medizin – Therapie nach Maß?

Personalisierte Medizin bzw. personalized medicine bietet dem Patienten eine nur auf ihn abgestimmte, spezifische Behandlung unter Einbeziehung aller Erkenntnisse aus klinischer und forschender Medizin mit höchster Heilrate und Vermeidung von Nebenwirkungen. Solch eine Medizin scheint möglich, da für den individuellen Patienten immer mehr Daten zu seinem Krankheitsbild gewonnen werden können – insbesondere die Molekularbiologie liefert immer detailliertere Informationen. Bei vielen Krebserkrankungen wird z.B. auf dieser Ebene versucht, passgenau Tumorzellen abzutöten. Molekulargenetik, Datenverarbeitung sowie PC-Simulationen sind das Handwerkszeug der personalisierten Medizin. Prof. Graf beschäftigt sich in seinem Vortrag mit Fragen der Datensicherheit und ethischen Grenzen dieses Heilungsmodells. Prof. Graf behandelt seit über 30 Jahren Kinder und Jugendliche mit bösartigen Tumoren nach neuesten Erkenntnissen im Rahmen kontrollierter Therapiestudien. Er ist u.a. Leiter der Internationalen Europäischen Verbundstudie zu Nierentumoren im Kindesalter und beteiligt sich an mehreren von der EU finanzierten Projekten, um den Weg zu einer personalisierten Medizin zu ebnen. Vor diesem Hintergrund koordiniert er ein großes Verbundprojekt – p-medicine (personalized medicine), an dem 19 Partner aus zehn europäischen Ländern und Japan teilnehmen.

Öffentliche Ringvorlesung im WS 2012 / 2013

5
Prof. Mathias Montenarh Institut für Medizinische Biochemie und Molekularbiologie

> Montag, 5. November 2012

Knoblauch gegen Krebs – Neue Studien zu einem alten Heilmittel Knoblauch galt schon immer als gesund. Was die Menschen bereits vor 2.500 Jahren ahnten, versuchen Forscher heute auf molekularer Ebene nachzuweisen. Bereits in der Mitte des 19. Jahrhunderts versuchten französische und deutsche Chemiker die Inhaltsstoffe des Knoblauchs zu identifizieren. Heute stehen Knoblauchinhaltsstoffe einzeln und in hochreiner Form für Forschungsprojekte zur Verfügung. Dies hat dazu geführt, dass einerseits kontrollierte klinische Studien durchgeführt und andererseits jetzt die Wirkungsweisen der einzelnen Substanzen auf molekularer Ebene in verschiedenen Zellsystemen untersucht werden. Der Vortrag stellt vor allem solche molekularen, biochemischen und zellbiologischen Untersuchungen aus allerjüngster Zeit vor. Prof. Mathias Montenarh arbeitet seit 20 Jahren in der Fachrichtung Medizinische Biochemie und Molekularbiologie an der Medizinischen Fakultät der Universität des Saarlandes. Er ist von Hause aus Chemiker und hat sich schon in seiner Doktorarbeit mit Schwefelverbindungen beschäftigt. Seit 1977 untersucht er Unterschiede zwischen Krebszellen und gesunden Zellen, um damit mögliche Angriffspunkte für eine Krebsbehandlung zu finden. Seit etwa sieben Jahren sucht er in einem Verbundprojekt mit Kollegen in Saarbrücken, Metz und Luxemburg Antworten auf die Frage, wie bestimmte Knoblauchinhaltsstoffe, insbesondere Schwefelverbindungen, auf Krebszellen und gesunde Zellen wirken.

> 6

Forschung von heute – Standards von morgen

> Prof. Henning Madry Zentrum für Experimentelle Orthopädie und Arthroseforschung

> Montag, 12. November 2012

Arthroseforschung – Liegt in der Gentherapie die Zukunft? Die Arthrose ist eine schwere und komplexe Erkrankung des Gelenkknorpels; bisher gibt es keine Therapie, um den Verlust des Gelenkknorpels rückgängig zu machen. Im höheren Alter sind bereits 50 Prozent aller Menschen betroffen. Wachstumsfaktoren wie körpereigene Proteine, welche den Gelenkknorpel wieder aufbauen können, sind potenzielle Kandidaten zur Arthrose-Therapie. Da sie nur sehr kurz wirksam sind, ist der Transfer der sie kodierenden Gensequenzen ein interessanter Ansatz. Umfangreiche präklinische und auch klinische Studien haben die potenzielle Wirksamkeit bereits gezeigt. In Zukunft könnten diese gentransfer-basierten Strategien individuell auf verschiedene Arthrosegrade angewendet werden. Prof. Henning Madry ist Facharzt für Orthopädie und Unfallchirurgie. Nach Auslandsaufenthalten unter anderem in Jerusalem, Genf, Houston und Cambridge (USA) ist er seit 2009 Lehrstuhlinhaber für Experimentelle Orthopädie und Arthroseforschung an der Universität des Saarlandes und leitet das Zentrum für Experimentelle Orthopädie. Sein wissenschaftliches Interesse gilt dem Gelenkknorpel, sein klinisches der rekonstruktiven Knorpelchirurgie. Henning Madry erhielt für seine Forschungen u.a. den Heine-Preis als höchsten Forschungspreis der deutschsprachigen Orthopädie. Das von ihm mitgegründete „Knorpelnetz der Großregion“ wurde 2012 mit dem „Prix interrégional de la recherche 2012 - 1er Prix“ ausgezeichnet.

Öffentliche Ringvorlesung im WS 2012 / 2013

7
Prof. Matthias Hannig Direktor der Klinik für Zahnerhaltung, Parodontologie und Präventive Zahnheilkunde

> Montag, 19. November 2012

Zähne putzen oder Biofilmmanagement? Kariesprophylaxe der Zukunft Karies ist nach wie vor ein weit verbreitetes Gesundheitsproblem. Fünf Prozent der jährlichen Gesamtleistungen aller Krankenversicherungen in Deutschland werden für Karies-Behandlungen aufgewendet. Karies entsteht aus bakteriellem Zahnbelag (Biofilm), der vor allem durch regelmäßiges Zähneputzen entfernt werden kann. Prof. Hannig beschäftigt sich seit vielen Jahren mit ergänzenden Strategien der Kariesprophylaxe, um die Bakterien in Schach zu halten. Hierzu zählen beispielsweise bestimmte Zahnoberflächenbeschichtungen, die Anreicherung von Füllungswerkstoffen mit antibakteriell wirksamen Zusätzen, die Anwendung von bioinspirierten Mundspülungen und vieles mehr. Der Vortrag gibt einen Überblick über diese Möglichkeiten und unterzieht sie einer kritischen Wertung. Prof. Matthias Hannig habilitierte sich 1994 in Kiel für das Fach Zahn-, Mundund Kieferheilkunde. Seit 2002 ist er Direktor der Klinik für Zahnerhaltung, Parodontologie und Präventive Zahnheilkunde am UKS, seit 2009 Vizepräsident für Forschung der Universität des Saarlandes. Seine Forschungsschwerpunkte liegen auf Bioadhäsionsprozessen in der Mundhöhle, adhäsiver Zahnheilkunde und Nanomaterialien in der Zahnheilkunde.

> 8

Forschung von heute – Standards von morgen

> Prof. Hans H. Maurer Abteilung für Experimentelle und Klinische Toxikologie der UdS

> Montag, 26. November 2012

Designerdrogen & Co: Wirkungen, Risiken und aktuelle Forschung

Neben klassischen Rauschmitteln wie Cannabis, Kokain oder Heroin sind seit einigen Jahren zunehmend so genannte Designerdrogen auf dem Drogenschwarzmarkt. Ihre chemische Struktur leitet sich von der bekannter Arzneimittel oder Drogen ab. Ihre Wirkung aber wird durch gezielte Variation der chemischen Struktur („Drug-Design“) verändert. Während neue Arzneimittel vor Markteinführung ausführlich getestet werden, besteht bei Einnahme von Designerdrogen ein unkalkulierbares Gesundheitsrisiko. Die Homburger Toxikologie befasst sich vor allem mit zwei Aufgaben: Zum einen dem gerichtsfesten Nachweis dieser Drogen, was essentiell für die Diagnostik in der Klinik wie in der Rechtsmedizin und Kriminalistik ist, und zum anderen, wozu die Drogen im Körper umgewandelt werden und welche schädlichen Wirkungen die Stoffwechselprodukte haben. Beispiele aus der aktuellen Forschung runden den Vortrag ab. Prof. Hans H. Maurer leitet seit 1992 die Abteilung Experimentelle und Klinische Toxikologie in Homburg. Er baute eine weltweite Referenzdatenbank zu Arznei- und Giftstoffen auf und schrieb das Standardwerk ihrer Massenspektrometrischen Analytik. Er erhielt dafür internationale Auszeichnungen, darunter die Ehrendoktorwürde der Universität Gent. Forschungsschwerpunkte sind der Metabolismus von Designerdrogen sowie die Analytische Toxikologie von Arznei-, Sucht- und Giftstoffen.

Öffentliche Ringvorlesung im WS 2012 / 2013

9
Prof. Hans-Joachim Schäfers Direktor der Klinik für Thorax und Herz-Gefäß-Chirurgie

> Montag, 3. Dezember 2012

Defekte Herzklappen – Reparieren oder ersetzen?

Das Herz ist biologisch eine Pumpe, die den Kreislauf unterhält und alle Organe des Körpers mit Sauerstoff und Nährstoffen versorgt. Durchschnittlich werden 7200 Liter am Tag gepumpt, hierfür ist das normale Zusammenspiel von Herzmuskel und Herzklappen erforderlich. Die Klappen funktionieren als Ventile und gewährleisten, dass der Blutfluss ohne Widerstand erfolgt und das Blut in nur eine Richtung bewegt wird. Eine Vielzahl angeborener Fehlformen oder erworbener Erkrankungen kann die Klappenfunktionen stören, teilweise verbunden mit einem hohen Sterblichkeitsrisiko. Seit Jahrzehnten bewährte künstliche Klappen verursachen u.a. Komplikationen wie bakterielle Infekte. Ein seit einigen Jahren neu beschrittener Weg ist die Rekonstruktion bzw. Reparatur der Herzklappen, hier scheint die Häufigkeit von Komplikationen geringer als nach Ersatz. Im Vortrag von Prof. Schäfers geht es um darum, aufzuzeigen, dass für jeden Patienten eine individuelle Lösung gefunden werden kann. Prof. Hans-Joachim Schäfers behandelt seit 30 Jahren Kinder und Erwachsene mit erworbenen und angeborenen Erkrankungen des Herzens und des Kreislaufsystems. Er hat in Homburg ein nationales Referenzzentrum zur Behandlung der chronischen Lungenembolie aufgebaut. Seit 20 Jahren beschäftigt er sich mit der Korrektur angeborener und erworbener Erkrankungen der Herzklappen. In dieser Zeit hat er neue Verfahren zur Rekonstruktion funktionsgestörter Herzklappen entwickelt. Die Homburger Herzchirurgie ist ein international anerkanntes Zentrum der Aortenklappen-Rekonstruktion

> 10

Forschung von heute – Standards von morgen

> Prof. Michael Böhm Direktor der Klinik für Innere Medizin III

> Montag, 10. Dezember 2012

Katheterbehandlung des Bluthochdrucks – Gibt es bald keinen Schlaganfall mehr? Bluthochdruck ist die häufigste Gesundheitsstörung in Industrieländern. Etwa 50 Prozent der Bevölkerung leidet daran. Nur die Hälfte der Betroffenen wird behandelt – und von diesen wiederum ist nur die Hälfte medikamentös gut eingestellt. Die Konsequenz: Schlaganfälle, Herzinfarkte und andere Herz-Kreislauf-Komplikationen. Auch gibt es Patienten, bei denen sich trotz Einnahme von drei Medikamenten und mehr der erhöhte Blutdruck nicht senken lässt – medizinisch spricht man von einer therapieresistenten Hypertonie mit hohem Schlaganfallrisiko. Hier gibt es seit einiger Zeit das neue Verfahren der renalen Denervation: Nervenfasern entlang der Nierenarterie, die den Blutdruck regeln, werden dabei unterbrochen, der Blutdruck sinkt. Dies funktionierte bisher bei 80 Prozent der Behandelten, weitere Anwendungsfelder werden derzeit überprüft. Prof. Böhm erläutert das in seinem Haus entwickelte Verfahren. Prof. Böhm ist seit zwölf Jahren Direktor der Klinik für Innere Medizin III (Kardiologie, Angiologie und Internistische Intensivmedizin) in Homburg. Seine wissenschaftlichen Schwerpunkte sind Herzinsuffizienz, Intensivmedizin und Schock, zelluläre Signaltransduktion bei Herzinsuffizienz und Artherosklerose, interventionelle Kardiologie und arterielle Hypertonie. Selbst Träger nationaler und internationaler wissenschaftlicher Auszeichnungen ist er in Studienkomitees zahlreicher internationaler Studien tätig. Im Sommer 2012 wurde ihm das Bundesverdienstkreuz für sein Engagement im Bereich der Krankenversorgung und der Forschung verliehen.

Öffentliche Ringvorlesung im WS 2012 / 2013

11
Prof. Wolfram Henn Institut für Humangenetik der UdS

> Montag, 17. Dezember 2012

Auf dem Weg zum gläsernen Baby? Gentests vor und nach der Geburt

Die technologischen Fortschritte genetischer Untersuchungen haben in den letzten 20 Jahren die kühnsten Prognosen der Experten und umso mehr die Vorstellungskraft der Gesellschaft übertroffen. Im Sommer 2012 wurde die erste komplette Analyse aller 25.000 Gene eines ungeborenen Kindes vorgestellt, gewonnen aus kindlichen Erbgutfragmenten in einer Blutprobe seiner Mutter. Wem gehört das Wissen über die Gene eines Kindes? Dass es für Eltern und Ärzte wichtig sein kann, eine behandelbare Stoffwechselstörung rechtzeitig zu erkennen, ist unbestritten. Aber gehen diese auch Anlagen für Krankheiten wie erblichen Brustkrebs oder Alzheimer etwas an, die sich – wenn überhaupt – erst nach Jahrzehnten ausprägen werden? Der Vortrag Prof. Henns gibt Denkanstöße für Politik und Gesellschaft. Prof. Henn erhielt seine Ausbildung zum Facharzt für Humangenetik als Stipendiat der Aktion Sorgenkind. 1996 habilitierte er sich als Humangenetiker, im Jahr 2002 zusätzlich als Medizinethiker an der Universität des Saarlandes. Seit 2004 leitet er die Genetische Beratungsstelle der Universität des Saarlandes in Homburg. Er ist seit 2007 Mitglied der Zentralen Ethikkommission bei der Bundesärztekammer und seit 2009 Mitherausgeber der Zeitschrift „Ethik in der Medizin“. Seine Forschungsschwerpunkte sind ethische Probleme humangenetischer Diagnostik und psychosoziale Aspekte genetischer Beratung.

> 12

Forschung von heute – Standards von morgen

> Prof. Frank Lammert Direktor der Klinik für Innere Medizin II

> Montag, 7. Januar 2013

Gesunde Ernährung – Was sagt die Wissenschaft?

Ungesunde Ernährung ist ein Risikofaktor für zahlreiche Volkskrankheiten wie Krebs, Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Diabetes und Osteoporose. Wie wählt man am besten eine gesunde Ernährung aus? Im Mittelpunkt der Ernährungsempfehlungen stehen Getreideprodukte und Kartoffeln, kombiniert mit Gemüse und Fisch. Die Nationale Verzehrsstudie II hat gezeigt, dass in Deutschland 60 Prozent der Befragten zu wenig Obst und 87 Prozent zu wenig Gemüse essen. Insgesamt kann es nicht schaden, sich nicht zu fettig, nicht zu süß und nicht zu üppig zu ernähren - wer vielseitig is(s)t, macht wenig falsch! Die Vorlesung lädt ein, das zu essen, worauf man Lust hat und was Spaß macht - und sie zeigt auf, dass es nicht so sehr darauf ankommt, was gegessen wird, sondern wie! Prof. Frank Lammert ist seit 2008 Direktor der Klinik für Innere Medizin II (Schwerpunkte: Gastroenterologie, Hepatologie, Endokrinologie, Diabetologie und Ernährungsmedizin) am Universitätsklinikum des Saarlandes in Homburg. Zuvor hatte er Professuren am Universitätsklinikum Bonn und der RWTH Aachen inne. Sein wissenschaftlicher Schwerpunkt liegt auf dem Gebiet der Leberkrankheiten und der Ernährungsmedizin. Prof. Lammert wurde mit dem Theodor-Frerichs-Preis der Deutschen Gesellschaft für Innere Medizin und dem Thannhauser-Preis der Deutschen Gesellschaft für Verdauungs- und Stoffwechselkrankheiten ausgezeichnet.

Öffentliche Ringvorlesung im WS 2012 / 2013

13
Prof. Michael Stöckle Direktor der Klinik für Urologie und Kinderurologie

> Montag, 14. Januar 2013

Die Prefere-Studie – Welche Behandlung beim Prostatakarzinom? Beim lokal begrenzten Prostatakarzinom mit niedrigem Risiko gibt es derzeit vier wissenschaftlich begründete und als gleichwertig geltende Optionen für den behandelnden Arzt: Entweder er überwacht die Krebserkrankung des Patienten „aktiv“, ohne einzugreifen; er empfiehlt eine Strahlentherapie (von außen über die Haut oder als dauerhafte strahlende Implantate) oder er rät zur radikalen Entfernung der Prostata. Weil bisher die Wirksamkeit der Methoden noch nicht in Einzelstudien gegeneinander abgewogen wurden, wurde Ende des Jahres 2012 die klinische „Prefere-Studie“ (engl. Verb to prefer: bevorzugen) ins Leben gerufen. Sie soll zeigen, welche der genannten Methoden die größte Wirksamkeit und Sicherheit für den Patienten bedeutet. Prof. Stöckle ist nationaler Leiter der Prefere-Studie und stellt in seinem Vortrag die vier Strategien und das Ziel der Studie vor. Prof. Stöckle habilitierte sich 1990 im Fach Urologie in Mainz. Seit 2000 ist er Direktor der Klinik für Urologie und Kinderurologie in Homburg. Forschungs- und Entwicklungsprojekte der Klinik sind unter anderem die Definierung molekularer Marker zur individualisierten Therapiewahl bei urologischen Tumoren, die Weiterentwicklung der robotergestützten minimalinvasiven Operationsverfahren sowie klinische Studien zur medikamentösen Behandlung fortgeschrittener urogenitaler Tumore. Darüber hinaus ist er momentan in der Diskussion zur PSA-gestützten Früherkennung des Prostatakarzinoms engagiert und Präsident der Deutschen Gesellschaft für Urologie.

> 14

Forschung von heute – Standards von morgen

> Prof. Eckhart Meese Institut für Humangenetik

> Montag, 21. Januar 2013

Ötzis Gene: Was verraten moderne Genanalysen über seine Gesundheit und sein Aussehen? Die unter dem Namen Ötzi bekannte Gletschermumie wurde im Jahre 1991 in den Ötztaler Alpen gefunden. Ötzi hat vor 5.300 Jahren gelebt und ist damit die älteste Gletschermumie der Welt. In einem internationalen Forschungsvorhaben, an dem federführend die Institute für Humangenetik der Universität des Saarlandes und der Universität Tübingen sowie das Institut für Mumien und dem Iceman in Bozen beteiligt waren, konnte die komplette Erbsubstanz (DNA) von Ötzi mit Hilfe neuester Verfahren im Jahre 2011 analysiert werden. Aus der DNA-Sequenz von Ötzi wurden mit Hilfe computergestützter Verfahren u.a. Erkenntnisse über sein Aussehen, seine Zugehörigkeit zu Bevölkerungsgruppen und seine Krankheitsanlagen gewonnen. Der Vortrag von Prof. Meese zeigt, welche Möglichkeiten sich mit modernen humangenetischen Genanalysen verbinden und wo die Grenzen ihrer Aussagekraft liegen. Prof. Meese habilitierte sich 1993 in den Fächern Humangenetik und Molekularbiologie. Er war u.a. als Sprecher des von der Deutschen Forschungsgemeinschaft geförderten Sonderforschungsbereichs 399 „Molekularpathologie der Proliferation“ tätig. Die Projekte Prof. Meeses widmen sich schwerpunktmäßig der Erforschung genetischer Ursachen von Tumoren sowie der Entwicklung des menschlichen Genoms. Fernziel dieser Arbeiten ist u.a. die Entwicklung eines molekularen Profils, das eine individuell auf den jeweiligen Patienten und sein genetisches Profil zugeschnittene Behandlung erlaubt.

Öffentliche Ringvorlesung im WS 2012 / 2013

15
Prof. Peter Schmidt Leiter des Instituts für Rechtsmedizin

> Montag, 28. Januar 2013

Rechtsmedizin: Mit Hightech dem Täter auf der Spur

Die Rechtsmedizin versteht sich als medizinische Spezialdisziplin, die ein breites Spektrum medizinischer und naturwissenschaftlicher Kenntnisse für Zwecke der Rechtspflege zur Verfügung stellt. Gutachten zu Todesursachen, die Leichenschau, Nachweis bestimmter Drogen oder Alkohol, DNA-Abstammungsanalysen oder auch die Untersuchung lebender Opfer von Gewalttaten sind einige Beispiele für Arbeitsfelder der Rechtsmedizin. In der rechtsmedizinischen Forschung werden u.a. Untersuchungen durchgeführt, die als Grundlage für die sichere Beweisführung z.B. bei einem Körperverletzungs- oder Tötungsdelikt erforderlich sind (z.B. Nachweis geringster Spuren von DNA, Blutspurenmusteranalysen) - Untersuchungen, die heute durch Anwendung modernster „Hightech“ möglich sind. Der Vortrag stellt diese Methoden vor und unterzieht sie einer kritischen Bewertung. Prof. Peter Schmidt habilitierte sich 2001 in Bonn im Fach Rechtsmedizin. Seit April 2011 leitet er das Institut für Rechtsmedizin in Homburg. Gemeinsam mit seinem Team erforscht er u.a. Möglichkeiten, Gewalteinwirkungen auf den menschlichen Körper am Computer zu simulieren. Rechtsmedizin, Nachbardisziplinen des Universitätsklinikums und Rechtspflege sind im Saarland eng vernetzt. Auf diese Vernetzung legt Prof. Schmidt großen Wert. Mit der Experimentellen und Klinischen Toxikologie, dem Landesinstitut für Präventives Handeln und der Saarländischen Polizei bearbeitet er Projekte auf dem Feld der Drogenerkennung und des Nachweises neuer Drogen.

> 16

Forschung von heute – Standards von morgen

> Prof. Mathias Herrmann Leiter des Instituts für medizinische Mikrobiologie und Hygiene, Institute für Infektionsmedizin

> Montag, 4. Februar 2013

Krankenhauskeime – Wie kann ich mich schützen?

Das Thema Krankenhausinfektionen ist ein medialer Dauerbrenner. Zu Recht, meint Prof. Herrmann, legt mit seinem Vortrag aber Wert darauf, weder zu verteufeln noch zu verharmlosen. Dabei geht es ihm darum, Strategien aufzuzeigen, wie wir die Erreger wirkungsvoll in den Griff bekommen – zum einen durch einen verantwortungsvollen Umgang mit Antibiotika, um sich entwickelnden Resistenzen entgegenzuwirken, zum anderen durch Verhinderung der Übertragung durch Verbesserung hygienischer Bedingungen. Die Verhinderung ist eine Aufgabe, die von Krankenhäusern gemeinsam mit anderen Einrichtungen der Gesundheitspflege angegangen werden muss. Der Vortrag wird daher eine Übersicht über die Entstehung von Krankenhausinfektionen vermitteln, den Kenntnisstand zu ihrer Prävention erläutern und auch einige praktische Tipps zu Sinn (und Unsinn) der Hygiene zu Hause geben. Prof. Herrmann habilitierte sich 1996 im Fach Medizinische Mikrobiologie. Er ist Facharzt für Mikrobiologie und Infektionsepidemiologie, Facharzt für Innere Medizin und Infektiologe. Seit 2001 leitet er als Direktor das Institut für Medizinische Mikrobiologie und Hygiene. Er ist Prodekan für den Klinischen Bereich der Medizinischen Fakultät, in mehreren Fachgesellschaften engagiert und wissenschaftlicher Gutachter (u.a. gewähltes Mitglied im DFG Fachkollegium 204 „Mikrobiologie, Virologie und Immunologie“). Seine Forschungsschwerpunkte sind Staphylokokken und von diesen verursachte Erkrankungen.

Öffentliche Ringvorlesung im WS 2012 / 2013

17
Prof. Berthold Seitz Direktor der Klinik für Augenheilkunde

> Montag, 18. Februar 2013

Scharf sehen ohne Brille – Kunstlinse oder Femtosekundenlaser Ein Leben ohne Brille – auch im höheren Alter – das ist heute dank der modernen Forschung der Augenheilkunde möglich. Die mikrochirurgischen Verfahren an Hornhaut und Linse des Auges werden immer mehr verfeinert, so dass viele Fehlsichtigkeiten auch ohne Brillen korrigiert werden können – sogar die klassische Altersweitsichtigkeit. Hier gibt es, um beispielsweise die Naheinstellung des Auges wiederherzustellen, interessante Forschungsansätze mit dem Femtosekundenlaser. Dieser sendet Lichtimpulse im Billiardstelsekundenbereich aus, mit dem hauchdünne Scheiben der Hornhaut abgetrennt werden können, um diese zur weiteren Behandlung wie einen Deckel aufzuklappen; die darunter liegende Hornhaut wird dann je nach Behandlungsziel abgetragen (L ASIK-Verfahren). Prof. Seitz erläutert in seinem Vortrag die heute schon möglichen Verfahren der refraktiven Chirurgie sowie zukünftige Heilmethoden. Prof. Seitz habilitierte sich 1999 für das Fach Ophthalmologie in Erlangen. Seit 2006 leitet er die Klinik für Augenheilkunde des UKS. Er ist Landesarzt für Blinde und Sehbehinderte im Saarland und seit 2011 Mitglied der Nationalen Akademie der Wissenschaften Leopoldina sowie Präsident der Deutschen Ophthalmologischen Gesellschaft DOG. Seine Forschungsschwerpunkte liegen auf dem Gebiet der Hornhautchirurgie, der Kataraktchirurgie und der refraktiven Chirurgie, die im Juli 2011 am UKS etabliert wurde.

> 18

Forschung von heute – Standards von morgen

Kontakt Dekanat der Medizinischen Fakultät Telefon 0 68 41 - 16 - 2 60 00 Landeshauptstadt Saarbrücken Kulturamt Kontaktstelle Wissenschaft Telefon 0681 - 905 - 4904 E-Mail [email protected] UKS - Universitätsklinikum des Saarlandes Presse- und Öffentlichkeitsarbeit Telefon 0 68 41- 16 - 2 31 62

www.saarbruecken.de