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FESTIVAL

RISING STARS

RISING STARS

Der neue BMW M760Li xDrive V12 Excellence

www.bmw.de/7er

Freude am Fahren

19 UHR | VORGESTELLT – DAS KÜNSTLERGESPRÄCH 20 UHR | KONZERT

MONTAG, 30. JANUAR 2017 nominiert von Town Hall & Symphony Hall Birmingham

TAMSIN WALEY-COHEN  HUW WATKINS  KLAVIER

VIOLINE

DIENSTAG, 31. JANUAR 2017 nominiert von Philharmonie de Paris

EDGAR MOREAU  VIOLONCELLO PIERRE-YVES HODIQUE  KLAVIER MITTWOCH, 1. FEBRUAR 2017 nominiert von Wiener Konzerthaus und Musikverein Wien

CHRISTOPHER PARK  KLAVIER DONNERSTAG, 2. FEBRUAR 2017 nominiert von Calouste Gulbenkian Foundation Lisbon und Casa da Música Porto

HORÁCIO FERREIRA  KLARINETTE DÁVID BEKKER  KLAVIER FREITAG, 3. FEBRUAR 2017 nominiert von Concertgebouw Amsterdam und BOZAR Brussels

MARIAM BATSASHVILI  KLAVIER SAMSTAG, 4. FEBRUAR 2017 nominiert von Elbphilharmonie Hamburg, Kölner Philharmonie, Festspielhaus Baden-Baden und Konzerthaus Dortmund

ARMIDA QUARTETT

WIE NICHTS ZUVOR. BMW IST STOLZER PARTNER DER ELBPHILHARMONIE UND FREUT SICH AUF UNVERGESSLICHE MOMENTE. BMW M760Li xDrive V12 Excellence: Kraftstoffverbrauch in l/100 km (innerorts/außerorts/kombiniert): 18,4/9,6/12,8. CO2-Emission in g/km (kombiniert): 294. Als Basis für die Verbrauchsermittlung gilt der ECE-Fahrzyklus. Abbildung zeigt Sonderausstattungen.

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MONTAG, 30. JANUAR 2017 19 UHR | VORGESTELLT – DAS KÜNSTLERGESPRÄCH 20 UHR | KONZERT

Huw Watkins

TAMSIN WALEY-COHEN TOP 5 PLAYLIST › Schubert Winterreise › Bach Cello-Suiten › Brahms Streichquartette › Beethoven Sinfonie Nr. 7 › Bartók Kontraste

Tamsin Waley-Cohen

TAMSIN WALEY-COHEN   VIOLINE Sie gilt als »Violinistin, die mit waghalsigen und unerschrockenen Auftritten begeistert« (Times) und als »Künstlerin von geradezu furchtloser Intensität« (Guardian): Tamsin Waley-Cohen. Trotz ihrer Jugend kann die 1986 in London geborene Geigerin bereits auf eine ereignisreiche und abwechslungsreiche Karriere zurückblicken. Als »Emerging Artist« der Londoner Wigmore Hall spielte sie mit den großen Orchestern Großbritanniens wie dem Royal Philharmonic Orchestra und dem BBC Concert Orchestra. In dieser Saison folgen die Debüts mit dem Hallé Orchestra Manchester und dem Royal Liverpool Philharmonic Orchestra. Sie konzertierte zudem mit der Kammerphilharmonie Graz und dem Budapest Philharmonic Orchestra in mehreren Ländern Europas, den USA sowie Neuseeland. Tamsin Waley-Cohens Diskografie umfasst unter anderem die CD Soli, die vom Magazin Classical Music als »vollkommen gelungen« bezeichnet wurde, sowie eine CD mit Werken von Szymanowski und Hahn, die sie mit ihrem Klavierpartner Huw Watkins aufnahm. Zuletzt hat sie zusammen mit dem BBC Symphony Orchestra die Violinkonzerte der amerikanischen Komponisten Roy Harris und John Adams eingespielt. Tamsin Waley-Cohen ist Künstlerische Leiterin der Kammermusikreihe Sunday Series im Londoner Tricycle Theatre sowie des Honeymead Festival im südenglischen Exmoor, wo sie aufwuchs. Auszeichnungen erhielt sie unter anderem 2005 beim Royal Overseas League String Prize und 2007 bei der International J & A Beare Solo Bach Competition. Seit 2007 spielt sie die ex-Fenyves-Stradivari von 1721.

HUW WATKINS  KLAVIER 1976 in Wales geboren, ist Huw Watkins neben seiner Tätigkeit als Pianist in erster Linie als Komponist tätig. So gaben bereits nahezu alle großen britischen Orchester Werke bei ihm in Auftrag. Seine Oper In the Locked Room war 2015 als neue Produktion an der Staatsoper Hamburg zu sehen. Derzeit ist Watkins Professor für Komposition an der Royal Academy of Music London; 2015 wurde er für drei Jahre zum Composer-in-Association beim National Orchestra of Wales ernannt.

PROGRAMM Claude Debussy  (1862 –1918) Sonate g-Moll  (1917) Allegro vivo Intermède: Fantasque et léger Finale. Très animé ca. 15 Min.

Edward Elgar  (1857 –1934) Sonate e-Moll op. 82  (1918) Allegro Romance Allegro, non troppo ca. 25 Min. Pause

Oliver Knussen  (*1952) Reflection  (2016) Ein Auftrag der Town Hall & Symphony Hall Birmingham und der ECHO ca. 10 Min.

Sergej Prokofjew  (1891–1953) Sonate Nr. 1 f-Moll op. 80  (1946) Andante assai Allegro brusco Andante Allegrissimo ca. 30 Min.

ZU DEN WERKEN DES HEUTIGEN ABENDS DEBUSSY: SONATE G-MOLL Eine Sammlung von sechs Sonaten hätte es werden sollen, jede davon für ein anderes Instrument. Doch aus diesem Vorhaben wurde leider nichts – Claude Debussy starb im März 1918 an Krebs. Immerhin, über die Sonaten für Cello, Bratsche, Flöte, Harfe und Violine darf sich die Musikwelt heute freuen; Letztere entstand Anfang 1917 als sein letztes vollendetes Werk. Mit dem geplanten Sechserpack wollte Debussy an das 18. Jahrhundert anknüpfen, als Kammermusik fast immer in Sechser-Serien veröffentlicht wurde, etwa von Haydn oder Mozart. Musikalisch bezog sich Debussy allerdings lieber auf seinen Landsmann, den Barock-Komponisten Jean-Philippe Rameau, dessen schlichte Eleganz er bewunderte, weshalb er auf dem Titelblatt der Sonate auch den Zusatz »Claude Debussy, musicien français« anfügte. Er vermied daher typische Merkmale der klassischen Sonate: Sein erster Satz hat zwar zwei Themen, diese werden aber nicht wie sonst

üblich verarbeitet und variiert. Im folgenden Intermède erinnert der fast durchgehende Sechzehntel-Rhythmus an barocke Modelle, und auch der Schlusssatz ist von gleichförmiger Bewegung geprägt. Jürgen Ostmann ELGAR: SONATE E-MOLL Berühmt wurde er mit musikalischem Prunk (Pomp and Circumstance Marches) – doch Edward Elgar konnte auch andere Töne anschlagen. In seiner Violinsonate aus dem Jahr 1918 zum Beispiel, die mit ihren romantischen Zügen – vor allem in dem mit Romance überschriebenen zweiten Satz – wie

aus der Zeit gefallen zu sein scheint. »Ich fürchte, sie bringt uns nicht voran, aber sie ist voller goldener Klänge«, beschrieb Elgar die Sonate später. Komponiert wurde sie in einem Landhaus in der englischen Grafschaft Sussex, wo sich der kränkelnde Komponist zu Erholungszwecken befand. Doch nicht etwa seine gesundheitlichen Beschwerden, sondern vielmehr die politischen Ereignisse des Ersten Weltkriegs prägten den melancholischen, nach innen gekehrten Grundton der Musik. »Ich kann keine richtige Arbeit vollbringen mit dem schrecklichen Schatten, der über uns hängt«, äußerte Elgar gegenüber einem Freund. Eine »richtige Arbeit« kam dann aber doch dabei heraus. Noch mehr sogar: Zusammen mit zwei weiteren Werken für kleinere Besetzung, die zeitgleich entstanden, gehört die Violinsonate zu seinen wichtigsten Beiträgen zur Gattung Kammer­­­musik. 

KNUSSEN: REFLECTION »Seine Musik vereint in wenigen Minuten mehr Ereignis und Ausdruck, als andere Komponisten in ihrem ganzen Leben erreichen«, schrieb der Guardian über Oliver Knussen, der einst vom großen Benjamin Britten höchstpersönlich gefördert wurde und heute zu den wichtigsten Persönlichkeiten des britischen Musiklebens zählt. Ein Mann vieler Worte, pardon, Töne, ist Knussen tatsächlich nicht. Seine Sinfonien (die Erste schrieb er als Teenager) dauern höchstens 20 Minuten, seine Opern keine Stunde. Und auch sein neues Werk Reflection ist nur knapp zehn Minuten lang. Doch trotz der Kürze steckt in diesen weit mehr, als man von einem leichten »Salonstück« (wie der Komponist das Stück selbst beschreibt), vielleicht erwarten würde. Dem Titel entsprechend baut Knussen sein Stück auf allerlei Reflexionen auf, darunter rein musikalische – zum Beispiel wenn Melodien umgekehrt werden oder wenn die drei Abschnitte des Stücks in sich

Spiegelungen aufweisen –, aber auch außermusikalische. So ließ sich Knussen ebenso von Wasserreflexionen eines Gauguin-Gemäldes inspirieren wie von dem Gedanke an das Echo einer einsamen Meerjungfrau unter Wasser. Simon Chlosta PROKOFJEW: SONATE NR. 1 Der Komponist Sergej Prokofjew und der Diktator Josef Stalin starben 1953 am gleichen Tag (nämlich am 5. März). Prokofjews Tod blieb daher fast unbemerkt. Nur die engsten Freunde waren bei seiner Beerdigung, darunter der berühmte russische Geiger David Oistrach, dem Prokofjew seine erste Violin-

sonate gewidmet hatte. Genau diese Sonate schlug Oistrach für die Trauerfeier vor. Möglicherweise hatte er sich dabei an Prokofjews Worte erinnert, dass die tonleiterähnlichen Passagen im ersten Satz »wie über einen Kirchhof streichender Wind« klingen sollen. Die Violinstimme gleicht hier mal einem Trauermarsch, mal einem Klagelied voller Schmerz. Dem zweiten Satz ist die Vortrags­ anweisung brusco (»barsch«) vorangestellt, was nicht nur den Charakter der Artikulation beschreibt, sondern ebenso für die dissonanten Harmonie gilt. Von offizieller Seite wurde der Satz als »expressionistische Schroffheit« und »Barbarismus« bezeichnet. Dem steht der elegische und märchenhafte dritte Satz entgegen, dessen geheimnisvoller Klang an die russischen Märchenopern Rimski-Korsakows erinnert. Ebenso nationalrussisch gibt sich auch das energische Finale, in dem Prokofjew mit dem Rückblick auf den ersten Satz einen abschließenden Bogen schafft. Darja Vorrat

PROGRAMM Ludwig van Beethoven  (1770 –1827) Sonate g-Moll op. 5/2  (1796) Adagio sostenuto ed espressivo – Allegro molto più tosto presto Rondo: Allegro ca. 25 Min.

Francis Poulenc  (1899 –1963) Sonate FP 143  (1948) Allegro: Tempo di Marcia Cavatine: Très calme Ballabile: Très animé et gai Finale: Largo – Presto subito – Largo ca. 25 Min.

Pause

Éric Tanguy  (*1968) Spirales  (2016) Ein Auftrag von Philharmonie de Paris

EDGAR MOREAU  VIOLONCELLO Edgar Moreau wurde 1994 in Paris geboren und begann im Alter von vier Jahren mit dem Cellospiel. Von 2008 bis 2013 studierte er am Conservatoire de Paris und aktuell an der renommierten Kronberg Academy. Sein Orchesterdebüt gab er mit elf Jahren beim Teatro Regio Orchestra in Turin. Es folgten Solo-Engagements bei Orchestern wie dem Musica Viva Orchestra, Moscow Philharmonic Orchestra, Simón Bolívar Orchestra und dem Orchestre National de France. Dabei spielte Moreau unter so renommierten Dirigenten wie Valery Gergiev, Tugan Sokhiev oder auch Krzysztof Penderecki. Zu seinen Kammermusikpartnern gehören unter anderem Renaud Capuçon, Khatia Buniatishvili, Nicholas Angelich sowie das Quatuor Modigliani und Quatuor Ebène. Neben Konzerthäusern wie der Kölner Philharmonie, dem Mariinsky Theater und dem Wiener Musikverein spielte er auf Festivals wie dem Mozartfest Würzburg und der Schubertiade in Schwarzenberg. Auf seiner ersten CD Play – Works for cello and piano versammelt Edgar Moreau mit seinem Klavierbegleiter Pierre-Yves Hodique eine Sammlung von kurzen virtuosen und lyrischen Stücken; seine zweite CD Giovincello mit Konzerten von Vivaldi, Boccherini und Haydn erschien 2015. Er spielt ein David-Tecchler-Cello von 1711.

und der ECHO ca. 10 Min.

Gabriel Fauré  (1845 –1924) Elégie op. 24  (1880) ca. 10 Min.

Alfred Schnittke  (1934 –1998) Sonate  (1978) Largo Presto Largo ca. 25 Min.

PIERRE-YVES HODIQUE  KLAVIER Pierre-Yves Hodique studierte zunächst Musikwissenschaft an der Sorbonne, anschließend Klavier, Kammermusik und Liedbegleitung am Conservatoire de Paris. 2011 erhielt er den Preis für die beste Klavierbegleitung beim Internationalen Tschaikowsky-Cello-Wettbewerb in Moskau. Mit dem Bariton Samuel Hasselhorn gewann er 2013 den Lied-Preis beim Concours Nadia et Lili Boulanger. Er gastierte bereits am Mariinsky-Theater in Sankt Petersburg, im Kammermusiksaal der Berliner Philharmonie, in der Cité de la musique in Paris und bei den Sommets Musicaux de Gstaad, bei denen er den Prix André Hoffmann verliehen bekam. Seine 2014 mit Edgar Moreau eingespielte Aufnahme wurde mehrfach ausgezeichnet.

DIENSTAG, 31. JANUAR 2017 19 UHR | VORGESTELLT – DAS KÜNSTLERGESPRÄCH 20 UHR | KONZERT

Pierre-Yves Hodique

EDGAR MOREAU TOP 5 PLAYLIST › Bernstein Glitter and be Gay › Tschaikowsky Sinfonie Nr. 5 › Jacques Brel Ne me quitte pas › Rachmaninow Klavierkonzert Nr. 2 › Archive Bullets

Edgar Moreau

ZU DEN WERKEN DES HEUTIGEN ABENDS BEETHOVEN: SONATE Cellosonaten gibt es bereits seit der frühen Barockzeit – Vivaldi komponierte ein knappes Dutzend, Boccherini ungefähr 40, und auch der viele Jahre in Hamburg wirkende Telemann lieferte einen schönen Repertoire-Beitrag. In ihrer Form standarisiert wurde sie jedoch erst durch Beethoven, dem wir die erste »klassische« Sonate zu verdanken haben. Eigentlich sogar die ersten beiden, denn Beethoven veröffentlichte sie im Doppelpack. Er widmete sie dem cellospielenden König Friedrich Wilhelm II, für den die Werke aber viel zu schwer gewesen sein müssen. Denn wie auch in seinen Ensemblewerken, in denen Beethoven das Cello erstmals mit einer wirklich eigenen Stimme versah, erprobte der Komponist in seinen insgesamt fünf Sonaten die solistischen Qualitäten des Instruments. Die zweisätzige g-Moll-Sonate besticht dabei durch eine lange Adagio-Einleitung, auf die ein stürmisches Allegro und ein freudiges Finale folgen.

POULENC: SONATE Was Joseph Haydn im 18. Jahrhundert war, war Francis Poulenc im 20. Jahrhundert: der Humorist unter den Komponisten, nie um einen musikalischen Witz verlegen. 1899 in Paris geboren, gehörte er ab dem 19. Lebensjahr der berühmten Groupe des Six an, einem losen Zusammenschluss von einer Komponistin und fünf Komponisten, die die Musik Frankreichs neu zu definieren versuchten und dabei eine klarere Musiksprache anstrebten. Poulenc, dessen großes Vorbild Mozart war, gelang dies besonders gut. »Wird nach all den impressionistischen Nebeln nicht diese simple und klare Kunst die nächste Phase

unserer Musik sein?« sinnierte sein Kollege Darius Milhaud über ihn. Auch in den vier Sätzen der Cellosonate paart sich Poulencs frecher Witz auf grandiose Weise mit seinem klassischen Stilbewusstsein.  TANGUY: SPIRALES »Die Vorstellung von Wirbeln und Strudeln« inspirierte Éric Tanguy zu seinem neuen Werk Spirales. Eigens für seinen französischen Landsmann Edgar Moreau geschrieben, ist es bereits das dritte Werk des 1968 in Caen geborenen Komponisten für das Cello. Und mit den beiden Vorgängern hängt es unmittelbar zusammen. »Als ich den Auftrag für die Komposition bekam, war mir sofort klar, dass sich das Stück von dem meditativen und lyrischen Charakter meiner beiden vorigen Kompositionen für diese Besetzung abgrenzen würde. Also schrieb ich ein einsätziges Stück mit einem besonders lebendigen Charakter in einem schnellen Tempo. Doch obwohl es eine große Virtuosität der beiden

Musiker voraussetzt, ist es kein reines Bravourstück.« Und so sind am heutigen Abend nicht nur Können, sondern auch musikalisches Verständnis gefragt. Simon Chlosta FAURÉ: ELEGIE Gabriel Fauré hatte eine ganz eigene Strategie, Sonaten zu komponieren. Während viele seiner Kollegen ihre Stücke nach dem Kopfsatz ausrichteten, wandte er seine Aufmerksamkeit zu Beginn des Schaffensprozesses meistens dem zweiten, traditionell langsamen Satz zu. Als eben solcher Mittelsatz und Kernstück für eine von Fauré geplante Cellosonate entstand 1880 die Elégie.

Fauré beendete seine Arbeit an dem geplanten dreisätzigen Werk jedoch nie, weshalb die Elégie drei Jahre nach ihrer Entstehung einzeln gedruckt wurde. Heute ist sie fester Bestandteil des Cello-Repertoires und wahrscheinlich eines der bekanntesten und beliebtesten Stücke von Fauré. Wie schon der Name – frei übersetzt »Klagelied« – vermuten lässt, kommt vor allem die melancholische, schwermütige Seite des Instruments zur Geltung. Von der gravitätischen Trauer der eröffnenden Melodie bis hin zum rasenden Schmerz des Mittelteils, von leiser Hoffnung zu verbittertem Aufschrei profitiert die Elégie von dem besonders emotionalen, sprechenden, fast menschlichen Klangcharakter, der dem Cello nachgesagt wird.  SCHNITTKE: SONATE Laut Alfred Schnittke ist das Hauptproblem beim Komponieren von Kammermusik, einen Weg zu finden, die beteiligten Instrumente zu gleichberechtigten Partnern zu machen. In

seiner Sonate für Violoncello und Klavier gibt es vielleicht gerade deshalb für beide Instrumente kaum eine Atempause: Keine Stimme bleibt hinter der anderen als bloße Begleitung zurück. Musikalisch kreist die Sonate gewissermaßen um sich selbst. Die beiden Ecksätze im Largo-Tempo beziehen sich direkt aufeinander, der erste Satz nimmt den letzten bereits voraus. Als »perpetuum mobile« bezeichnete der Komponist den schnellen zweiten Satz, als einen »rasenden Lauf, der sich totrennt«. Die Sonate schwankt zwischen Tonalität und Atonalität, denn Schnittke, der für seine polystylistische Komposition gleichermaßen gefeiert wie kritisiert wurde, orientierte sich weniger an Regeln, Schulen und Strömungen, sondern vielmehr an eigenen Idealen. Und obwohl er unter den Restriktionen und der Ablehnung durch die sowjetische Regierung litt, wurde die Sonate 1978 in seinem Wohnort Moskau uraufgeführt. Johanna Heesch

MITTWOCH, 1. FEBRUAR 2017 19 UHR | VORGESTELLT – DAS KÜNSTLERGESPRÄCH 20 UHR | KONZERT

CHRISTOPHER PARK TOP 5 PLAYLIST

CHRISTOPHER PARK  KLAVIER

PROGRAMM

»Der Pianist Christopher Park begeistert mit einer faszinierenden technischen Souveränität, einer unglaublichen musikalischen Reife und einer besonders intensiven Spielkultur« – so begründete die Jury der Stiftung Schleswig-Holstein ihre Entscheidung, den heute 29-Jährigen zum Preisträger des renommierten Leonard-Bernstein-Awards 2014 zu küren. Damit reiht sich der junge Pianist in die Riege namhafter Musiker wie Lang Lang, Lisa Batiashvili oder Martin Grubinger ein, die als Preisträger dieses international begehrten Preises ihre Karriere starteten. Zahlreiche bedeutende Klangkörper haben den gebürtigen Bamberger mit deutsch-koreanischen Wurzeln bereits engagiert, darunter die Wiener Symphoniker, das hr-Sinfonieorchester, das NDR Elbphilharmonie Orchester, das Deutsche Symphonie-Orchester Berlin, das Seoul Philharmonic Orchestra und das Shanghai Symphony Orchestra. Dirigenten wie Christoph Eschenbach, Paavo Järvi und Ion Marin zählen zu seinen bisherigen Partnern. Zudem gab Christopher Park Solokonzerte in Europa, China, Südafrika und Südkorea und spielte etwa beim Rheingau Musik Festival, dessen Förderpreis er erhielt, und den Festspielen Mecklenburg-Vorpommern. Neben seiner solistischen Tätigkeit widmet sich Christopher Park leidenschaftlich der Kammermusik. Mit dem Küchl-Quartett, bestehend aus Mitgliedern der Wiener Philharmoniker, debütierte er Ende 2014 mit großem Erfolg im Brahms-Saal des Wiener Musikvereins. Daraufhin wählten ihn die Wiener Philharmoniker 2015 zu ihrem Nominee für den Credit-Suisse-Award. Außerdem musizierte er mit Avi Avital und Leticia Moreno und arbeitete bei diversen Projekten mit John Neumeier zusammen.

Olga Neuwirth  (*1968) Trurl-Tichy-Tinkle  (2016) Ein Auftrag vom Wiener Konzerthaus, dem Musikverein Wien und der ECHO ca. 10 Min.

Johannes Brahms  (1833 –1897) Variationen und Fuge B-Dur über ein Thema von Georg Friedrich Händel op. 24  (1861) ca. 30 Min. Pause

Igor Strawinsky  (1882 –1971) Drei Sätze aus Petruschka  (1911/1921) Danse russe (Russischer Tanz): Allegro giusto Chez Petrouchka (Bei Petruschka): Stringendo Semaine grasse (Die Butterwoche): Con moto ca. 15 Min.

Johann Sebastian Bach  (1685 –1750) Französische Suite Nr. 2 c-Moll BWV 813  (1725) Allemande Courante Sarabande Air Menuet Gigue

› Matthias Goerne Brahms-Lieder › Daniel Barenboim Mozart Klavierkonzerte › Charlie Winston Hobo › Herbie Hancock Cantaloupe Island › Helge Schneider I brake together

Christopher Park

ca. 15 Min.

ZU DEN WERKEN DES HEUTIGEN ABENDS

NEUWIRTH: TRURL-TICHY-TINKLE Die Beziehung von Mensch und Maschine faszinierte die österreichische Komponistin Olga Neuwirth seit Beginn ihrer Karriere. So ist sie ein großer Fan der Kyberiade, einem Zyklus von 15 Science-Fiction-Erzählungen des polnischen Autors Stanisław Lem. Einer der beiden Hauptcharaktere darin ist der Ingenieur Trurl, der erstaunliche Dinge baut, etwa eine Maschine, die alles erschaffen kann, was mit dem Buchstaben N beginnt. Immer wieder geraten seine Maschinen jedoch außer Kontrolle: Als die N-Maschine versucht, das Nichts zu erschaffen, saugt sie fast das gesamte Universum leer.

Nach Neuwirths Schlagzeugkonzert Trurliade – Zone Zero taucht Trurls Name auch im Titel ihres neuen Klavierstücks auf, und auch in Trurl-Tichy-Tinkle tritt die Technik eher bedrohlich auf. So gibt es gehämmerte Motive, die an eine wild gewordene Maschine erinnern. Andere Passagen sollen so schnell wie möglich gespielt und doch klar artikuliert werden, mit der Präzision eines Roboters. Demgegenüber stehen Passagen, in denen der Pianist als Ausdruck seiner Individualität die Zeit stillstehen lässt oder die musikalischen Motive »ad libitum« frei wählen kann.  Fränz Kremer BRAHMS: VARIATIONEN UND FUGE »Die Epoche der Variationen neigt sich ihrem Ende zu. Mögen sie in Frieden ruhen!« Mit diesen Worten wandte sich Robert Schumann nicht gegen die Variationenform an sich, sondern gegen Stücke nach dem »Schema F«, die damals gang und gäbe waren. Wie man es besser macht, zeigte der von Schumann ge-

förderte Johannes Brahms mit seinen Variationen und Fuge über ein Thema von Händel. Einige der 25 Variationen halten sich eng an das Original (eine »Air« aus einer Suite von 1733), andere bringen überraschende Harmonien oder extreme Chromatik, polternde Bässe, eine zirpende Spieldose, Oktaven-Donner, Jagdklänge oder sogar eine Zigeunermusik. Selbst Richard Wagner musste der Fantasie seines vermeintlich konservativen Kollegen widerwillig Anerkennung zollen: »Man sieht, was sich in den alten Formen leisten lässt, wenn einer kommt, der sie zu behandeln versteht«, erklärte er nach einer Aufführung durch den Komponisten. Jürgen Ostmann

STRAWINSKY: DREI SÄTZE AUS PETRUSCHKA Schnelle Läufe, Tremoli, Glissandi, Sprünge über bis zu zwei Oktaven, Polyrhythmen, teilweise notiert in drei oder vier Systemen – diese technischen und musikalischen Anforderungen lassen Igor Strawinskys Drei Sätze aus Petruschka zu einem der anspruchsvollsten Stücke der Klavierliteratur werden. Der Komponist schuf die Adaption seines gleichnamigen Balletts 1921 für seinen Freund, den Pianisten Arthur Rubinstein. Das Ballett selbst war schon zehn Jahre zuvor entstanden, in einer Reihe mit Strawinskys großen Erfolgen Der Feuervogel und Le sacre du printemps. Kurioserweise hätte es eigentlich ein Klavierkonzert werden sollen, doch auf Bitten des Impresario Sergej Diaghilew änderte Strawinsky seinen Plan – zumal ihm angeblich schon während der Komposition die Vorstellung einer zum Leben erweckten Marionette im Kopf herumging. Sowohl das Ballett als auch die Klavierfassung spiegeln die Sze-

nerie eines Fastnachtsjahrmarkts in Sankt Petersburg wider. Dort werden die drei Puppen Petruschka, dessen Gegenspieler, der Mohr, und die Ballerina lebendig, und zwischen ihnen entfacht sich eine tragische Liebesgeschichte, an deren Ende Petruschka stirbt. Während die Orchesterfassung vier Szenen umfasst, reduzierte Strawinsky diese in seiner Bearbeitung für Klavier auf drei Sätze, gipfelnd in der Schilderung eines Volksfestes während der Fastnacht.  Klara Ring

BACH: FRANZÖSISCHE SUITE Auch wenn es sich bei Suiten immer um eine

Reihung von Tanzsätzen handelt: Bleiben Sie besser sitzen! Denn von praktizierbaren Volks- oder höfischen Tänzen sind Johann Sebastian Bachs Französische Suiten weit entfernt. Vielmehr handelt es sich um eine stilisierte und standarisierte Form, die zu Bachs Zeiten gerade schwer in Mode war und unzähligen seiner Solowerken zugrunde liegt. Sie stellen ein Beispiel dar, wie sich Funktionsmusik in Kunstmusik verwandeln kann. Was nun, abgesehen von der Suitenform an sich, explizit französisch an den Suiten ist, weiß allein der Himmel. Der Titel stammt jedenfalls sehr wahrscheinlich von Bachs Schüler Heinrich Nikolaus Gerber, der die Suiten zwischen 1724 und 1726 aus Bachs Klavier-Œuvre zusammenstellte und auf diese Weise von den sogenannten Englischen Suiten, an denen wiederum wenig Englisches zu finden ist, unterschied. Sei’s drum: Mit der Eleganz und dem spieltechnischen Anspruch setzte Bach einmal mehr musikalische Maßstäbe. 

Simon Chlosta

EUROPA, DEINE KONZERTHÄUSER DIE MITGLIEDER DER EUROPEAN CONCERT HALL ORGANISATION

Wir gratulieren der Stadt Hamburg, ihren Bürgern und allen Beteiligten

The Sage Gateshead

Concertgebouw Amsterdam

Konserthuset Stockholm

Town Hall & Symphony Hall Birmingham

BOZAR Brüssel

Philharmonie Luxembourg

Elbphilharmonie Hamburg

Laeiszhalle Hamburg

zur gelungenen großartigen Komposition der

Elbphilharmonie,

Konzerthaus Dortmund

Barbican Centre London

dem Konzerthaus von weltweiter Bedeutung. Kölner Philharmonie

Philharmonie de Paris

Théâtre des Champs-Elysées Festspielhaus Baden-Baden

Alles, was zählt. Auch in der Elbphilharmonie.

Casa da Música Porto

Wiener Konzerthaus

Musikverein Wien

Unser Beitrag zur Energieeinsparung über 10 Millionen Messgeräte in der Betreuung. Minol Messtechnik W. Lehmann GmbH & Co. KG | 70771 L.-Echterdingen | minol.de Niederlassung Hamburg | Spaldingstraße 64 | 20097 Hamburg | Tel.: +49 40 25 40 33-0 | [email protected]

Fundação Calouste Gulbenkian Lisboa

Palau de la Música Catalana

L’Auditori Barcelona

Palast der Künste Budapest

Megaron Athen

DONNERSTAG, 2. FEBRUAR 2017 19 UHR | VORGESTELLT – DAS KÜNSTLERGESPRÄCH 20 UHR | KONZERT

Dávid Bekker

HORÁCIO FERREIRA TOP 5 PLAYLIST › Queen Bohemian Rhapsody › Rui Veloso Porto Sentido › Ivete Sangalo Sorte Grande › Paquito D’Rivera & The Madrid Big Band Chucho › Mozart Klarinettenkonzert

Horácio Ferreira

HORÁCIO FERREIRA  KLARINETTE Geboren 1988, begann Horácio Ferreira im Alter von acht Jahren mit dem Klarinettenspiel und fiel schon bald als einer der talentiertesten Klarinettisten der jungen portugiesischen Generation auf. Er studierte in Porto, anschließend in Madrid und aktuell bei Nicolas Baldeyrou in Paris. Er ist Träger mehrerer Stipendien und zahlreicher Preise: In Portugal gewann er den Ersten Preis beim Wettbewerb Terras de La Salette, zudem wurde er als erster portugiesischer Klarinettist sowohl in der Sparte Junior als auch Senior beim Wettbewerb Prémio Jovens Músicos vom portugiesischen Rundfunk ausgezeichnet. Dort gewann er ebenfalls den Maestro-Silva-Pereira-Preis als »Junger Musiker des Jahres 2014«. Bei der Debussy International Clarinet Competition in Paris wurde er zudem für die beste Interpretation von Debussys Rhapsodie ausgezeichnet, die er auch im heutigen Konzert spielt. Als Solist spielte Horácio Ferreira unter anderem mit Orchestern wie dem Casa da Música Porto Symphony Orchestra, dem Czech Philharmonic Orchestra und dem Musica Humana Orchestra. Dabei trat er in vielen Ländern Europas sowie den USA, Kanada, Brasilien und China auf. Künftige Engagements führen ihn zum Kölner Kammerorchester und zum Novus String Quartet.

DÁVID BEKKER  KLAVIER Dávid Bekker begann 1997 als Fünfjähriger das Klavierspiel. Er besuchte zunächst die Musikschule in seiner Heimatstadt Balmazújváros in Ungarn, später studierte er am Béla-Bartók-Musikkonservatorium in Budapest und anschließend an der Franz-Liszt-Akademie. Weitere Klavierstudien führten ihn in verschiedene europäische Städte, so nach Madrid zu Dmitri Bashkirov. Dávid Bekker gewann Preise bei zahlreichen Wettbewerben, darunter beim nationalen ungarischen Klavierwettbewerb, beim internationalen Klavierwettbewerb in Kosice und beim internationalen Bartók-Klavierwettbewerb in Wien. 2009 erhielt er den ungarischen György-Ferenczy-Preis. Im Frühjahr 2015 wurde er zu Beginn der Partnerschaft zwischen der Stadt Oberlin und der International Piano Academy Lake Como zum ersten Oberlin-Como Fellow ernannt.

PROGRAMM Claude Debussy  (1862 –1918) Rhapsodie Nr. 1 für Klarinette und Klavier  (1909 –1910) ca. 10 Min.

Bruno Mantovani  (*1974) Bug für Klarinette solo  (1999) ca. 5 Min.

Carl Maria von Weber  (1786 –1826) Grand Duo concertant Es-Dur J 204 für Klarinette und Klavier  (1816) Allegro con fuoco Andante con moto Rondo. Allegro ca. 15 Min. Pause

Bohuslav Martinů  (1890 –1959) Sonatine für Klarinette und Klavier  (1956) Moderato – Allegro, Andante – Poco allegro ca. 10 Min.

Kimmo Hakola  (*1958) Creazy op. 94 für Klarinette solo  (2016) Ein Auftrag von Calouste Gulbenkian Foundation Lisbon und Casa da Música Porto und der ECHO ca. 15 Min.

Pablo de Sarasate  (1844 –1908) Carmen-Fantasie op. 25  (1883)  Bearbeitung: Nicolas Baldeyrou  (*1979) Introduction – Allegro moderato ca. 10 Min.

ZU DEN WERKEN DES HEUTIGEN ABENDS DIE KUNST DER KLARINETTE »Der Charakter der Klarinette ist: in Liebe zerflossenes Gefühl, so ganz der Ton des empfindsamen Herzens, so süß, so schmachtend.« Mit diesen schwärmerischen Worten beschrieb der Dichter Christian Friedrich Daniel Schubart 1785 das Instrument, das heute Abend im Mittelpunkt steht. Erfunden worden war die Klarinette erst knapp 100 Jahre zuvor von dem Nürnberger Instrumentenbauer Johann Christoph Denner. Er entwickelte sie aus dem Chalumeau (eine Art mittelalterliche Blockflöte mit Klarinettenmundstück) weiter, indem er einen Klappenmechanismus aufsetzte. Das Mundstück mit dem einfachen Rohrblatt behielt er jedoch bei. Heute existieren mehrere Größen (je nach Register) und zudem zwei unterschiedliche Griffsysteme: Die »deutsche Klarinette« (link) ist hierzulande verbreitet und klingt eher dunkel; die »Böhm-Klarinette« ist in Frankreich, England und den USA zu Hause und wird wegen ihres hellen Tons auch gern von Jazzern gespielt.

Ganz so begeistert wie Schubart schien Claude Debussy zunächst nicht, als er nach seiner Wahl 1909 ins Präsidium des Pariser Conservatoire etwas zum Klarinetten-Wettbewerb des Instituts beisteuern musste. »Am Sonntag werde ich meine Rhapsodie für Klarinette elfmal hören; ich werde Ihnen berichten, wenn ich danach noch am Leben bin«, schrieb er missmutig an seinen Verleger. Debussy überlebte und berichtete: »Der Klarinetten-Wettbewerb war herausragend. Den Gesichtern meiner Kollegen nach zu urteilen war die Rhapsodie ein Erfolg!« Eine Rhapsodie besteht aus eher lose verknüpften Abschnitten – ideal gerade für ein Wettbewerbsstück, denn so lassen sich verschiedene Ausdrucks­bereiche, Spieltechniken und Klangregister auf engstem Raum unterbringen. Ein ähnliches Anliegen hatte offenbar auch Bruno Mantovani, ebenfalls Franzose, als er 1999 sein Werk Bug komponierte. Der heutige Direktor des Pariser Conservatoire

packte in das etwa fünfminütige Solo für Klarinette ungefähr alles, was sich aus dem Instrument herausholen lässt – von besonderen Klangeffekten über stark kontrastierende Dynamik bis hin zu hochvirtuosen Läufen. Dass man da als Hörer schon mal die Orientierung verliert, ist gewollt: »Bug« bedeutet übersetzt so viel wie Programmierfehler. Und so löst sich die anfängliche rhythmische Struktur schon bald in Wohlgefallen auf. Kann man eigentlich rückwärts komponieren? Carl Maria von Weber konnte es offenbar! Zumindest schrieb er bei seinem Grand Duo concertant – komponiert auf Bitten des befreundeten Klarinettisten Heinrich Joseph Baermann – zuerst ein Rondo als Schlusssatz, anschließend den zweiten Satz und erst zuletzt – ein Jahr später – den Eröffnungssatz. Dennoch folgt das Stück in seiner Endfassung einer schlüssigen Dramaturgie. Der erste Satz beginnt mit einer Auftrittsgeste beider Instrumente, auf die ein Dialog folgt, in dem sich beide Instrumente zunächst einmal

vorstellen. Der zweite Satz erinnert an eine Opernszene. Hier scheint die Klarinette in Form einer Arie dem Hörer ihr Leid zu klagen. Der virtuose Finalsatz bildet einen beschwingten Abschluss. So zeigt dieses im besten Sinne unterhaltende Werk einmal mehr den Dramatiker Weber. Wer mit seiner großen Oper Der Freischütz vertraut ist, wird deren Klangsprache unschwer wiedererkennen – obwohl sie erst 1821 uraufgeführt wurde, volle fünf Jahre nach diesem Duo für Klarinette und Klavier. Mit seiner Sonatine von 1956 stellte der tschechische Komponist Bohuslav Martinů einmal mehr sein Gespür für Klangfarben und musikalische Charaktere unter Beweis. Das Stück entstand nur drei Jahre vor seinem Tod und geht heutzutage leider etwas im Gesamtwerk Martinůs

unter. Es besteht aus drei Sätzen, die zwar fließend ineinander übergehen, durch ihre unterschiedlichen Charaktere jedoch stark kontrastieren. Besonders im düsteren zweiten Satz zeigt sich dabei Martinůs besonderes Verständnis für den (dumpfen) Klang der Klarinette, der den getragenen Charakter verstärkt. Die gesamte Sonatine lebt zudem von folkloristischen Elementen, die Martinů aus der mährischen Volksmusik entlehnte. Denn während des Zweiten Weltkriegs hatte der Komponist in die USA fliehen müssen – und die Erinnerung an die Heimat verursachte zwar Heimweh, gab ihm aber offenbar auch Kraft und Inspiration. Von Tschechien nach Finnland, zu Kimmo Hakola. Creazy heißt das Stück, das sich aus den Worten »creativity« und »crazy« zusam-

mensetzt. »In diesem Kontext bezieht es sich auf die kreative Verrücktheit von Musik«, so der 58-jährige Komponist, »die Fähigkeit von Charakteren, zu überraschen, die Koexistenz von Freude und Traurigkeit und das Fallen und Steigen von Stimmungen.« Noch eine weitere Viertelstunde Musik, die die Möglichkeiten der Klarinette voll auslotet. Den Konzertabend beschließt ein Spanier: Der Violinvirtuose Pablo de Sarasate machte in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts weltweit als »neuer Paganini« Furore. Natürlich schrieb er sich für seine spektakulären Auftritte entsprechende Bravourstücke auf den Leib. Dazu zählt auch die Fantasie über Themen aus Bizets Oper »Carmen«, die auf dem Höhepunkt der »Carmen-Welle« 1883 entstand. Mindestens ebenso tollkühn wie Sarasates geigentechnischen Kabinettstückchen ist allerdings das Vorhaben, dieses Werk auf der Klarinette zu spielen …  Guido Fischer, Leonie Bünsch, Simon Chlosta

FREITAG, 3. FEBRUAR 2017 19 UHR | VORGESTELLT – DAS KÜNSTLERGESPRÄCH 20 UHR | KONZERT

MARIAM BATSASHVILI TOP 5 PLAYLIST › Otis Redding These arms of mine › Chubby Checker Let’s twist again › Metallica Nothing else matters › Gary Jules Mad World › Tschaikowsky Klavierkonzert Nr. 1

Mariam Batsashvili

MARIAM BATSASHVILI   KLAVIER Die 23-jährige Mariam Batsashvili zählt zu den großen musikalischen Entdeckungen am Klavier. Erste internationale Aufmerksamkeit erhielt sie, als sie 2014 den Ersten Preis, den Pressepreis und den Preis der Junior-Jury des 10. Franz-Liszt-Klavierwettbewerbs in Utrecht gewann. Das niederländische NRC Handelsblad resümierte: »Die Gewinnerin Batsashvili verwandelt jede Phrase in etwas Besonderes«, während die internationalen Juroren sie eine »vollendete Künstlerin« mit einem »fantastischen Anschlag« nannten. Erste Erfahrung als Solistin mit Orchester konnte die junge Pianistin unter anderem mit dem niederländischen Radio Filharmonisch Orkest im Concertgebouw Amsterdam, dem Rotterdam Philharmonisch Orkest und den Brüsseler Philharmonikern sammeln. In rund 30 Ländern gab sie bereits Soloabende, so etwa in China, Südkorea, Brasilien, den USA, Südafrika, Frankreich, Spanien, den baltischen Staaten und den Benelux-Ländern. Sie war zu Gast bei zahlreichen Festivals wie dem Beethovenfest Bonn, dem Pianofortissimo Festival Bologna und dem Delft Kammermusikfestival. Neben der Rising-Stars-Tournee, die Mariam Batsashvili in die bedeutendsten Konzertsäle Europas führt, stehen ihre Rezital-Debüts an der Londoner Wigmore Hall und der Sankt Petersburger Philharmonie an. Konzerte gibt sie außerdem mit der Staatskapelle Weimar, mit dem Orchestre Dijon Bourgogne und mit der Württembergischen Philharmonie Reutlingen, mit der sie Tschaikowskys Klavierkonzert Nr. 1 im Münchner Herkulessaal interpretiert. Geboren 1993 in der georgischen Hauptstadt Tiflis, studierte Mariam Batsashvili zunächst an der Musikschule ihrer Heimstadt, bevor sie an die Musikhochschule in Weimar wechselte. 2011 gewann sie den Franz-Liszt-Wettbewerb für junge Pianisten in Weimar; 2015 erhielt sie den renommierten Arturo-Benedetti-Michelangeli-Preis. Seit 2013 ist sie Stipendiatin der Deutschen Stiftung Musikleben.

PROGRAMM Johann Sebastian Bach  (1685 –1750) / Ferruccio Busoni  (1866 –1924) Chaconne aus der Partita Nr. 2 d-Moll BWV 1004  (1720/1897) ca. 15 Min.

Mikel Urquiza  (*1988) Contrapluma  (2016) Ein Auftrag von BOZAR Brussels und der ECHO ca. 15 Min.

Franz Liszt  (1811–1886) Sarabande und Chaconne aus dem Singspiel »Almira« von Händel S 181  (1879) ca. 10 Min. Pause

Franz Liszt  (1811–1886) Sonate h-Moll S 178  (1852–1853) Lento assai – Allegro energico – Grandioso – Allegro energico – Recitativo ritenuto – Andante sostenuto – Quasi adagio – Allegro energico – Più mosso – Stretta (quasi presto) – Prestissimo – Allegro moderato – Lento assai ca. 30 Min.

ZU DEN WERKEN DES HEUTIGEN ABENDS

BACH/BUSONI: CHACONNE Von Johann Sebastian Bachs Chaconne aus seiner Partita d-Moll für Solovioline existieren zahlreiche Bearbeitungen: Felix Mendelssohn Bartholdy und Robert Schumann komponierten eine Klavierbegleitung zur Violin­stimme, Johannes Brahms schrieb eine ziemlich sportliche Klavierfassung nur für die linke Hand. Die heute wohl bekannteste und virtuoseste Bearbeitung dieses wahrhaft epochalen Werks aber stammt von Ferruccio Busoni. Der Italiener fertigte nicht nur zahlreiche Bach-Transkriptionen für Klavier an, auch in vielen seiner eigenen Werke wird der Einfluss des barocken Meisters deutlich

spürbar. Mit seiner Bearbeitung der Chaconne wollte Busoni so nah wie möglich am Original bleiben. Dennoch nahm er sich kompositorische Freiheiten. Bereits das Original ist »mehrstimmig« aufgebaut, soweit das auf der Geige durch aufwendige Spieltechniken wie gebrochene Akkorde und Liegetöne möglich ist. Busoni baute diese Mehrstimmigkeit weiter aus. Er verteilte das musikalische Material auf die beiden Hände des Pianisten und fügte Gestaltungen hinzu, die auf der Violine unmöglich zu spielen gewesen wären. So erreichte er mit seiner Transkription nicht die Imitation einer einzigen Geige, sondern schuf ein Werk, das sich in seinen Klangfarben eher an einer Orgel oder einem ganzen Orchester orientiert.  Klara Ring URQUIZA: CONTRAPLUMA Die Inspiration für sein Stück Contrapluma (»Gegen die Feder«) zog der 1988 in Bilbao geborene Mikel Urquiza aus einem 1512 entstandenen Gemälde von Albrecht Dürer, das

Sie unten abgebildet sehen. Staunend über die Detailfreude, mit der Dürer den Flügel einer Blauracke malte, stellte er sich vor, wie es sei, den Vogel gegen den Strich zu streicheln. Dieses Streicheln gegen den Strich übertrug der Komponist auf das Impromptu Nr. 4 von Schubert: »Die absteigenden Arpeggios werden aufgelöst und in extreme Höhen übertragen, dadurch verlieren sie ihre Sanftheit. Jede Notenkaskade nimmt die geschwungene Form eines Flügels an; die feinen Hälse der Sechzehntelnoten die Form von Federn.« Der Kompositionsprozess wird so auch zur Selbstreflexion: »Indem man gegen seine eigene Feder schreibt, hinterfragt

man seinen Instinkt. Ich habe jeden Takt von Contrapluma mindestens dreimal geschrieben und mich so schrittweise der Vision des Stücks angenähert. Schreiben bedeutet, sich selbst zu begegnen.«  Fränz Kremer LISZT: SARABANDE UND CHACONNE Franz Liszt war ein Meister der Variationen und Paraphrasen – und ein äußert fleißiger noch dazu. Fast 300 solcher Umarbeitungen von fremden Werken sind von ihm überliefert, bei denen er sich bestehendes Material anderer Komponisten vornahm, Opernmelodien zum Beispiel, und zu hochvirtuosen Klavierwerken verarbeitete. Auf diese Weise drückte

er ihnen seinen eigenen Stempel auf, ohne das Original zu verleugnen. Auch Händels erste, einst in Hamburg uraufgeführte Oper Almira war vor ihm nicht sicher. Aus ihr entnahm Liszt zwei Tänze, die er 1879 für seinen Klavierschüler Walter Bache bearbeitete, der sie beim Händel-Festival aufführte. Im Gegensatz zu sonst ging Liszt hier sehr frei ans Werk: Nicht nur sind die beiden Tänze im Gegensatz zur Oper vertauscht, er versah sie auch mit eigenen Ein- und Überleitungen. Das Ergebnis sind zwei kunstvolle Variationsabschnitte, in denen sich barocke Oper auf grandiose Weise mit virtuoser Romantik verbindet. Simon Chlosta

LISZT: SONATE H-MOLL Es dauerte lange, bis sich der Tastenlöwe Franz Liszt an eine Klaviersonate wagte. Vermutlich war ihm klar, dass sein neuer und visionärer Stil, den er in freien Formen wie Etüden und »Musikalischen Tagebüchern« erprobt hatte, mit dieser traditionellen Gattung nur schwer in Einklang zu bringen sein würde. Tatsächlich ist seine h-Moll-Sonate in vielerlei Hinsicht bahnbrechend: Sie vereint die üblicherweise voneinander abgegrenzten Sätze zu einem durchgehenden Stück, lebt fast vollständig von der Metamorphose eines einzigen Themas (analog zur »idée fixe« in Berlioz’ Symphonie fantastique), ist über weite Strecken von düsterer, drängender Leidenschaft und stellt unerhörte Anforderungen an Kraft, Ausdauer und Technik des Interpreten. Angesichts dieser komplexen Konstruktion und emotionalen Wucht sprach Alfred Brendel einmal von einer »Fusion von Überlegung und Weißglut«. Kein Stück für schwache Nerven jedenfalls! Clemens Matuschek

PROGRAMM Joseph Haydn  (1732 –1809) Streichquartett D-Dur Hob. III/42  (1781) Vivace assai Andante Scherzo. Allegro Finale. Allegretto ca. 25 Min.

Leoš Janáček  (1854 –1928) Streichquartett Nr. 1 »Kreutzersonate«  (1923) Adagio. Con moto Con moto Con moto. Vivo – Andante Con moto. Più mosso ca. 20 Min. Pause

Marko Nikodijevic  (*1980) Tiefenrausch  (2016) Ein Auftrag von Elbphilharmonie Hamburg, Kölner Philharmonie, Festspielhaus Baden-Baden, Konzerthaus Dortmund und der ECHO ca. 10 Min.

Felix Mendelssohn Bartholdy  (1809 –1847) Streichquartett f-Moll op. 80  (1847) Allegro vivace assai – Presto Allegro assai Adagio Finale. Allegro molto ca. 25 Min.

ARMIDA QUARTETT MARTIN FUNDA   VIOLINE JOHANNA STAEMMLER   VIOLINE TERESA SCHWAMM   VIOLA PETER-PHILIPP STAEMMLER   VIOLONCELLO »Um die Zukunft der Kammermusik müssen wir uns keine Sorgen mehr machen«, schrieb das Magazin Rondo über das Armida Quartett – und spätestens seit dem spektakulären Erfolg beim Internationalen Musikwettbewerb der ARD 2012, bei dem es mit dem Ersten Preis, dem Publikumspreis sowie sechs weiteren Sonderpreisen ausgezeichnet wurde, hat sich die Karriere des jungen Berliner Streichquartetts rasant weiterentwickelt. So war es von Herbst 2014 bis Ende 2016 in der BBC Reihe »New Generation Artists« mit zahlreichen Konzerten und Rundfunkaufnahmen unterwegs. Namensgeber des 2006 in Berlin gegründeten Quartettes ist eine Oper von Haydn, dem »Vater des Streichquartetts«. Das Studium erfolgte bei Mitgliedern des Artemis Quartetts; derzeit arbeitet das Ensemble mit Rainer Schmidt vom Hagen Quartett sowie Reinhard Goebel zusammen. Bereits 2011 gewann das Armida Quartett beim Concours de Genève den Ersten Preis sowie den Publikumspreis. Zuvor erhielt das junge Ensemble verschiedene Stipendien, u. a. von der Irene-Steels-Wilsing-Stiftung sowie der Gotthard-Schierse-Stiftung Berlin. Die Debüt-CD mit Werken von Bartók, Ligeti und Kurtág erschien 2013 und wurde sofort in die Bestenliste des Deutschen Schallplattenpreises aufgenommen. Die zweite CD mit Streichquartetten von Mozart erschien 2015. Im vergangenen Sommer war das Armida Quartett erneut in der Londoner Wigmore Hall zu Gast, außerdem erstmals bei den berühmten BBC Proms. Die regelmäßige Zusammenarbeit mit anderen Künstlern ist dem Armida Quartett extrem wichtig. So haben die Musiker bereits mit Anna Prohaska, Thomas Hampson, Maximilian Hornung, Tabea Zimmermann, Jörg Widmann und Daniel Müller-Schott zusammengearbeitet. Zudem unterrichten sie regelmäßig und geben Meisterkurse im In- und Ausland.

SAMSTAG, 4. FEBRUAR 2017 19 UHR | VORGESTELLT – DAS KÜNSTLERGESPRÄCH 20 UHR | KONZERT

ARMIDA QUARTETT TOP 5 PLAYLIST › Haydn Armida › Rachmaninow Vocalise › Schubert Nachtviolen › Diverse Interpreten King of the Road › Bartók Streichquartett Nr. 4

Armida Quartett

ZU DEN WERKEN DES HEUTIGEN ABENDS HAYDN: STREICHQUARTETT D-DUR Ganze zehn Jahre hatte sich Joseph Haydn Zeit gelassen, ehe er 1781 eine brandneue Sechsergruppe an Streichquartetten vorlegte: die sogenannten Russischen Quartette, deren Beiname auf die nicht verbürgte Widmung an den späteren Zaren Paul I. zurückgeht. Der Komponist selbst pries sie als »eine ganz neue, besondere Art«, und tatsächlich gilt er bis heute als Erfinder des modernen Streichquartetts, der die Gleichberechtigung der Stimmen und die originelle Verarbeitung der Motive perfektionierte wie niemand vor ihm. (Gleichzeitig war Haydn allerdings auch ein gewiefter Geschäftsmann, der sich und seine Stücke zu vermarkten wusste.) Auch bei diesen sechs Quartetten, von denen heute das Letzte erklingt, handelt es sich um individuelle und formal und satztechnisch perfekte Werke. Haydn bündelte in ihnen seine in kompositorischer Hinsicht gewonnenen Erkenntnisse und schuf Musik, deren mustergültige Klassizität zum Vorbild für viele weitere Kom-

ponisten wurde. Das letzte der Russischen Quartette besticht besonders durch das raffinierte Finale, einem Variationensatz mit sehr wechselhaften Charakteren. Simon Chlosta JANÁČEK: KREUTZERSONATE Der Titel von Janáčeks Streichquartett Nr. 1 basiert auf einer der merkwürdigen Verkettungen der Kunstgeschichte. Sie beginnt bei Beethoven, der dem französischen Geiger Rodolphe Kreutzer eine Sonate widmete – aus Protest, nachdem er sich mit dem ursprünglichen Kandidaten verkracht hatte. Dieses nurmehr als »Kreutzersonate« firmierende Werk nutzte der russische Schrift-

steller Lew Tolstoi dann als Titel einer Novelle über einen Mann, der aus leidenschaftlicher Eifersucht seine Frau umbringt. Die Novelle inspirierte wiederum den tschechischen Komponisten Leoš Janáček zu einem Streichquartett, das mit Beethovens Musik kurioserweise so gut wie überhaupt nichts zu tun hat. Janáčeks prägnanter Stil basiert auf der Idee, dass die Melodie der Sprache der wahre Träger von Emotionen ist. Sein Quartett verlässt daher den Rahmen der konventionellen Form. An ihre Stelle tritt der unmittelbare, emotionale Ausdruck; zudem schafft Janáček durch die Einarbeitung folkloristischer Elemente einen verfremdenden Effekt. Seine besondere Expressivität schöpft das Quartett aus starken Dissonanzen und bizarren Rhythmen, die alle vier Sätze durchziehen. Nicht zuletzt deswegen wird es auch als »Polyphonie der Emotionen« bezeichnet. Experten sehen allerdings keine Parallelen zwischen dem musikalischen Motivmaterial und Tolstois konkreten Charakteren. Das Quartett gilt deshalb

als genereller Ausdruck des »erotischen Aufflammens« aus der Novelle und als ein Plädoyer für freie Erotik. Ksenia Braining NIKODIJEVIC: TIEFENRAUSCH Tiefenrausch – so nennt man den narkoseähnlichen Zustand, der ab einer Tauchtiefe von etwa 30 Metern beginnt. Die Merkmale des Rausches steigern sich von anfänglicher Beruhigung und eingeschränktem logischem Denken über Klaustrophobie, akustischen Halluzinationen, Tunnelblick, Schwindel, Paranoia bis hin zur Bewusstlosigkeit und können zum Tod führen. Eben diesen Zustand thematisiert der 1980 im serbischen Subotica geborenen Marko Nikodijevic in seiner Auftragskomposition für das Armida Quartett – sein erstes Streichquartett überhaupt! Für Nikodijevic bedeutet Tiefenrausch die Fortsetzung seiner Entdeckungsreisen in psychedelische Welten, die er in vorherigen Kompositionen bereits begonnen hatte und in denen er sich auch schon mal vom Techno inspirieren

ließ. Man darf also gespannt sein, wie er die Unterwasserwelt und den Rausch der Sinne klanglich in Szene setzt. Die vielen Möglichkeiten der einzelnen Streichinstrumente und des gesamten Ensembles dürften ihm jedenfalls reichlich Input gegeben haben.  Simon Chlosta MENDELSSOHN: STREICHQUARTETT Wer an Felix Mendelssohn Bartholdys Werke denkt, hat vermutlich zuerst den allseits bekannten Hochzeitsmarsch aus Ein Sommernachtstraum im Ohr. Attribute wie Dramatik, Zorn und Traurigkeit liegen dieser Assoziation völlig fern. Doch Mendelssohns Streich-

quartett f-Moll hebt sich ab von seinen vorherigen Kompositionen. Der Grund war der Tod seiner geliebten Schwester Fanny Hensel im Mai 1847, der ihn in ein tiefes Loch fallen ließ. »Bis jetzt kann ich an Arbeit, ja an Musik überhaupt nicht denken, ohne die größte Leere und Wüste im Kopf und im Herzen zu fühlen«, schrieb er an seinen engen Freund Karl Klingemann. Von Kummer überwältigt, zog er sich in die Schweizer Berge zurück und beendete schließlich im September desselben Jahres sein letztes Quartett. Es ist nicht zu überhören, dass dieses Stück Gefühle des Verlustes birgt. Wuchtige Tremoli und dramatische, schnelle Klänge wechseln sich mit langsamen Zwischenspielen, die Mendelssohns Schmerz beinahe körperlich erfahrbar machen. Einen kurzen Moment deutet der vorletzte Satz auf die Erlösung vom Leid hin, was aber durch das düstere Finale widerlegt wird. Maren Pätzold

WIR DANKEN UNSEREN PARTNERN PRINCIPAL SPONSORS

Der isländische Pianist

VIKINGUR ÓLAFSSON

BMW Montblanc SAP

widmet sich auf seinem Debüt-Album den Klavieretüden von Philip Glass.

PRODUCT SPONSORS

Coca-Cola Hawesko Lavazza Meßmer Ruinart Störtebeker

CLASSIC SPONSORS

Aurubis Bankhaus Berenberg Blohm + Voss Commerzbank AG DG HYP Reederei F. Laeisz Gossler, Gobert & Wolters Gruppe Hamburger Feuerkasse Hamburger Sparkasse Hamburger Volksbank HanseMerkur Versicherungsgruppe HSH Nordbank Jyske Bank A/S KPMG AG KRAVAG-Versicherungen M.M.Warburg & CO

FÖRDERSTIFTUNGEN

Stiftung Elbphilharmonie Klaus-Michael Kühne Stiftung Körber-Stiftung Hans-Otto und Engelke Schümann Stiftung K. S. Fischer-Stiftung Haspa Musik Stiftung Hubertus Wald Stiftung Ernst von Siemens Musikstiftung Cyril & Jutta A. Palmer Stiftung Mara & Holger Cassens Stiftung Rudolf Augstein Stiftung Freundeskreis Elbphilharmonie + Laeiszhalle e.V.

MEDIENPARTNER

NDR Der Spiegel Byte FM NDR Kultur

sowie die Mitglieder des Elbphilharmonie Circle

Elbphilharmonie Debüt am 11.2.2017

IMPRESSUM Herausgeber: HamburgMusik gGmbH – Elbphilharmonie und Laeiszhalle Betriebsgesellschaft

Piano News Magazine »Immense talent‚… you must listen to this young pianist«

© Ari Magg‚/‚DG

The Telegraph »Amazing virtuosity‚…‚ monumental, rapt intensity« BBC Music Magazine »Few musicians match Ólafsson for creative flair« Ab 27. Januar im Handel!

Leidenschaftliche Musikalität, explosive Virtuosität und intellektuelle Neugier – diese ungewöhnliche Kombination zeichnet den isländischen Pianisten Víkingur Ólafsson aus, der in seinem Heimatland alle bedeutenden Preise erhalten hat. www.vikingur-olafsson.de

Generalintendanz: Christoph Lieben-Seutter Geschäftsführung: Jack F. Kurfess Redaktion, Layout und Satz: Clemens Matuschek, Simon Chlosta Gestaltung: breeder typo Lektorat: Reinhard Helling Druck: flyer-druck.de Anzeigenvertretung: Antje Sievert, +49 (0)40 450 698 03, [email protected]

WERKEINFÜHRUNGSTEXTE Studenten des Musikwissenschaftlichen Instituts der Universität Hamburg, Dozent: Clemens Matuschek sowie Simon Chlosta und Fränz Kremer

VORGESTELLT – DAS KÜNSTLERGESPRÄCH Idee, Konzeption und Moderation: Dorothee M. Kalbhenn

BILDNACHWEIS Die Fotos der europäischen Konzertsäle sind Eigentum der jeweiligen Häuser. Tamsin Waley-Cohen (Patrick Allen); Huw Watkins (Benjamin Ealovega); Edward Elgar (unbezeichnet); Oliver Knussen (unbezeichnet); Pierre-Yves Hodique (Julien Mignot); Edgar Moreau (Julien Mignot); Francis Poulenc (unbezeichnet); Eric Tanguy (unbezeichnet); Christopher Park (Joerg Kuester); Olga Neuwirth (Harald Hoffmann); Johannes Brahms: Fotografie von F. König (Hamburg, 1862); Igor Strawinsky: Fotografie von 1925 (Library of Congres); Horácio Ferreira (João Messias); Dávid Bekker (Gabor F. Nagy); Mariam

Batsashvili (Allard Willemse); Ferruccio Busoni: Fotografie von 1890 (Library of Congress); Albrecht Dürer: Blaurackenflügel (1512, Albertina Wien); Mikel Urquiza (unbezeichnet); Franz Liszt: Fotografie von Franz Hanfstaengl (1858); Armida Quartett (Felix Broede); Leoš Janáček: Fotografie von František Drtikol (1916); Marko Nikodijevic (Aleksandar Stanojević)

ES IST DAS BESONDERE, DAS WELLEN SCHLÄGT.

ALS OFFIZIELLER WEINPARTNER DER ELBPHILHARMONIE BEGRÜSSEN WIR HAMBURGS NEUES WAHRZEICHEN FÜR KULTUR.

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