B. Wessel Sucht und Ethik

18.03.2015

Ethik in der Suchtbehandlung B. Wessel Privat-Praxis für Beratung, Behandlung und Begutachtung, Essen

Sucht & Verantwortung • Suchtpatienten haben fragile Selbstachtung • Suchtpatienten leben oft von auf Kosten der Solidargemeinschaft • Suchtpatienten wird die Verantwortung für die Erkrankung zugeschrieben • Behandlungskosten für Diabetes II: 16 000 000 000 € im Jahr 2002 (G. Marckmann, B. Gallwitz 2007)

• Verantwortung? 18.03.2015

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Verantwortung bedeutet: • Verschiedene Handlungsoptionen • Informationen über Handlungsfolgen Aber: Immer liegen auch nicht beeinflussbare Krankheitsfaktoren vor.

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Beispiele • Therapieantrag auf Wiederholungsbehandlung • Vorzeitige Entlassung nach Rückfall Einflüsse auf die Entscheidung, z. B: • Interesse des Arbeitsgebers • Budget • Mitgefühl • Intuition • Beratung, Diskussion, Diskurs … 18.03.2015

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Ethische Aspekte Utlilitarismus: Jeremy Bentham (1748-1832); Peter Singer, * 1946 Was nützt den meisten ? Immanuel Kant (1724 – 1804): Grundlage bilden Vernunft, Zweck bzw. Motiv des Handelns Kategorischer Imperativ Diskursethik: J. Habermas, *1929: Kriterien für moralisches Handeln entwickeln sich durch Diskurs und Kommunikation 18.03.2015

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Kategorischer Imperativ „Handle nur nach derjenigen Maxime, durch die du zugleich wollen kannst, dass sie ein allgemeines Gesetz werde“ (I. Kant 1968). Manchmal damit in Verbindung gebracht: Goldene Regel: „Behandle andere so, wie du von ihnen behandelt werden willst.“

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Kategorischer Imperativ Die Handlung bzw. Entscheidung des einzelnen muss auf andere Situationen übertragbar und letztlich für die Menschheit gültig sein, weil die Vernunft für alle Menschen und alle Zeiten die gleiche ist. Hier: Die Überlegungen, die zur Therapie von Suchtpatienten angestellt werden, müssen auch für andere Krankheitsbilder – oder noch allgemeiner – gelten. 18.03.2015

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Jürgen Habermas (* 1929) : Diskurstethik • Kant: der Einzelne prüft für sich moralisches Handeln mithilfe seiner Vernunft • Habermas: Was moralisch ist, wird in der Diskussiongemeinschaft entschieden: von monologischer Vernunft zur gesellschaftlichen Praxis. „Richtiges“ / moralisches (politisches) Handeln folgt nicht nur der von Wirtschaftsverbänden geformten „intstrumentellen“ Vernunft, sondern auch der „kommunikativen Vernunft“ 18.03.2015

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Diskursethik – hier: Ethisch richtige Entscheidungsfindung Bezogen auf die Fallbeispiele: A) Entlassung des Patienten: … ergibt sich aus Teamdiskussion (evtl. unter Einbeziehung des Pat. und der Gruppe B) Therapieantrag: … ergibt sich aus dem Diskurs zwischen Antragsteller, Patienten und Leistungsträger

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Evidenzbasierung und Karl Jaspers Angewandt werden solche Methoden, die in statistischen Vergleichen am häufigsten bzw. am besten wirksam sind (ethisch utilitaristisch begründbar). Karl Jaspers: Therapie ruht auf zwei Säulen: Naturwissenschaftliche Erkenntnis und Humanität Fortschritt und Verstehen (Verstehen als therapeutisches Element ist nicht evidenzbasierbar) 18.03.2015

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Literatur K. Jaspers, Der Arzt im technischen Zeitalter Piper, München, 1999 I. Kant, Grundlegung zur Metaphysik der Sitten de Gruyter, Berlin, 1968 C. Lenk, Rezension von D. Strech: Evidenz und Ethik Zeitschrift für medizinische Ethik, 2008, 385-386 G. Marckmann, B Gallwitz, Gesundheitliche Eigenverantwortung beim Typ-2-Diabetes ZfmE 53 (2007), 102-116 P. Vollbrecht, Der große Kommunikator Hohe Luft 2/2015, 51-55 18.03.2015

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Kontakt: Dr. Bernd Wessel Privat-Praxis für Beratung, Behandlung und Begutachtung Holteyer Hang 45 45289 Essen Tel.: 0201 / 649 121 05 [email protected] 18.03.2015

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