Neue MASCC/ESMO Leitlinie zur antiemetischen Therapie Petra Feyer, Berlin, und Petra Ortner, München
Chemotherapie-induzierte Übelkeit und Erbrechen (CINV) zählen nach wie vor zu den unangenehmsten und von Patienten am meisten gefürchteten Nebenwirkungen einer Chemotherapie - ihre Prävention spielt eine bedeutende Rolle in der onkologischen Supportivtherapie. Durch die kombinierte antiemetische Prophylaxe mit modernen Antiemetika kann Erbrechen bei etwa 70 bis 85 % der erwachsenen Tumorpatienten, die eine hoch oder moderat emetogene Chemotherapie (HEC bzw. MEC) erhalten, komplett verhindert werden, während die Übelkeit vor allem in der verzögerten Phase weiterhin ein Problem darstellt. Die CINV-Prophylaxe sollte sich an den evidenzbasierten Leitlinien der Fachgesellschaften orientieren. Die derzeit gültigen internationalen und interdisziplinären MASCC/ESMOLeitlinien (Multinational Association of Supportive Care in Cancer/European Society for Medical Oncology) wurden im März 2016 online publiziert. Neben der Einordnung von 36 neuen Substanzen in die gültigen antiemetischen Risikoklassen hoch – moderat – gering – minimal gab es wichtige Änderungen bei den Empfehlungen zur Dreifachantiemese mit 5-HT3-Rezeptorantagonist (5-HT3-RA), NK1-Rezeptorantagonist (NK1-RA) und Dexamethason: Diese wird weiterhin bei allen HEC-Regimen, zu denen neu Anthrazyklin/Cyclophosphamid (AC)-haltige Schemata zählen, und auch bei Carboplatin, das damit eine Sonderstellung bei MEC erhielt, bei Cisplatin-basierten Mehrtageschemotherapien, bei Hochdosischemotherapien und bei Kindern empfohlen.
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Die CINV wird laut einer Definition aus Studien in den 1980er Jahren in drei Verlaufsformen eingeteilt: • Akute CINV: innerhalb der ersten 24 h nach Chemotherapie auftretend (Hauptneurotransmitter: Serotonin; Freisetzung aus enterochromaffinen Zellen im Dünndarm. • Verzögerte CINV: beginnend 24 h und anhaltend bis 5 Tage nach Chemotherapie/Strahlentherapie (Hauptneurotransmitter: Substanz-P) • Antizipatorische CINV: Auftreten erst in einem Folgezyklus der Chemotherapie/Strahlentherapie. Klassische Konditionierung nach Auftreten von Übelkeit und Erbrechen in vorausgegangenen Zyklen. Unter Berücksichtigung des akuten und verzögerten Erbrechens werden die verschiedenen Chemotherapeutika empirisch in 4 Risikoklassen eingeteilt [1]. Die Auswahl des antiemetischen Therapieregimes ist