Energetische Sanierung in zwei Brandenburger Regionen Motive und regionalökonomische Argumente Fachtagung Gebäude-Energiewende Berlin, 14.10.2016 Maike Gossen, Doreen Großmann IÖW und BTU C-S
Inhalt Ergebnisse des Projekts „Gebäude-Energiewende“ Fragestellungen: Welche Faktoren beeinflussen die Akzeptanz energetischer Sanierungsmaßnahmen aus Sicht der Gebäudeeigentümer/innen? Beeinflusst die regionalökonomische Situation die Sanierungsentscheidung? - Ein Vergleich von zwei Brandenburger Untersuchungsregionen mit unterschiedlicher Wachstumsperspektive Sozioökonomische Charakterisierung der Regionen sowie Vorstellung von Sanierungsmotiven, hemmenden Faktoren Primärerhebung von statistischen Daten zur regionalen soziodemografischen Situation
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Empirische Untersuchungen mit privaten Gebäudeeigentümer/innen aus der Region
Charakterisierung der Regionen
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Untersuchungsregionen 2 Untersuchungsregionen in Brandenburg, die sich in ihrer wirtschaftlichen Entwicklung unterscheiden Wachsende Region: Potsdam und Potsdam-Mittelmark Schrumpfende Region: Planungsregion LausitzSpreewald
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Quelle: Großmann, Doreen (2015): Soziodemografische Untersuchung von zwei Regionen mit unterschiedlicher Wachstumsdynamik, 2. Arbeitspapier.
Regionale Differenzen – Bevölkerungsentwicklung Bevölkerung (Jahr 1900 =1)
1,20 1,15 1,10 1,05 1,00 0,95 0,90 0,85 0,80 1990
1995
1997
1999
2001
2003
LS
2005
2007
2009
2011
PPM
umfangreiche soziodemografische Untersuchung bestätigt regionale Unterschiede in Untersuchungsregionen: Bevölkerungsentwicklung, -prognose, Durchschnittsalter, Haushaltseinkommen, Bildung, Erwerbstätigkeit, Mietniveau, Leerstandsquote 5 Quelle: Großmann, Doreen (2015): Soziodemografische Untersuchung von zwei Regionen mit unterschiedlicher Wachstumsdynamik, 2. Arbeitspapier.
Regionale Differenzen – Bevölkerungsentwicklung Bevölkerung (Jahr 1900 =1)
1,20 1,15 1,10 1,05 1,00 0,95 0,90 0,85 0,80 1990
1995
1997
1999
2001 LS
2003
2005
2007
2009
2011
PPM
In Region Lausitz-Spreewald bisher starker Bevölkerungsrückgang und in PPM in gleicher Größenordnung Bevölkerungszunahme 6
Prognosen gehen davon aus, dass bis zum Jahr 2030 diese Entwicklung in beiden Regionen anhält
Regionale Differenzen Bevölkerungsprognose -1%
DT
-2% -5% -2%
BB
-4% -10% -4%
LS
-7% -15% 3%
PPM
5% 5%
-16%
-12%
-8%
-4%
Zunahme/ Abnahme der Einwohner (1990 = 1) (%) 2015 7
2020
2030
0%
4%
mittleres monatliches HH-NettoEinkommen 2011 [€ / Monat]
Regionale Differenzen – Bevölkerungsentwicklung, bisher 1.968
2.000 1.725
1.622
1.500
1.000
500
0 BB
LS
PPM
Umfangreiche soziodemo-grafische Untersuchung bestätigte regionale Unterschiede in Untersuchungsregionen:
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Bevölkerungsentwicklung, -prognose, Durchschnittsalter, Haushaltseinkommen, Bildung, Erwerbstätigkeit, Mietniveau, Leerstandsquote
Sanierungsmotive und die Bedeutung von Wirtschaftlichkeit
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Vorgehensweise und Methoden 60 leitfadengestützte persönliche / telefonische Interviews von privaten Eigentümer/innen von EZFH und kleinen MFH in beiden Untersuchungsregionen Selbstnutzer/innen und Vermieter/innen Ziele: Ermittlung von Einflussfaktoren auf Sanierungsentscheidungen, Motive und Hemmnisse unter Berücksichtigung regionalspezifischer Gegebenheiten und individueller Nutzungsperspektiven 3 Gruppendiskussionen mit jeweils 10 Personen Selbstnutzer/innen und Vermieter/innen Ziele: Ermittlung von Akzeptanz und Relevanz von unterschiedlichen energetischen Sanierungsalternativen und möglichen Umsetzungsbarrieren 10
Sanierungsanlässe Sanierungsanlässe: notwendige Instandsetzungen, ohnehin geplante Modernisierungen bei Vermietern mit dem Ziel: Vermietbarkeit zu verbessern Umsetzung von energetischen Maßnahmen erfolgt nur, wenn: Thema Energieeffizienz ausreichende Bedeutung beigemessen wird genügend Informationen/ Wissen vorliegen direkter Kontakt zu Handwerksunternehmen, Bau- und Handwerksmessen, Internet nur vereinzelt werden Energieberatungen in Anspruch genommen
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Quelle: Gossen, Maike; Nischan, Carolin (2014): Regionale Differenzen in der Wahrnehmung energetischer Sanierungen, 1. Arbeitspapier.
Sanierungstreiber und hemmnisse Motive: Energiekosten einsparen und Wohnqualität verbessern Unabhängigkeit von fossilen Energieträgern, Klimaschutz Hemmnisse: mangelnde Liquidität und keine Bereitschaft zur Kreditaufnahme bautechnische Gebäudemerkmale negative Berichterstattung, unklare Informationslage und schlechte Beratung Durchführung der Sanierungsmaßnahmen: meistens werden Einzelmaßnahmen durchgeführt vor- und nachbereitende Arbeiten in Eigenleistung 12
Bedeutung der Wirtschaftlichkeit „Gefühlte“ Wirtschaftlichkeit ist wichtig i.d.R. werden keine Kosten-Nutzen-Analyse durchgeführt Rentabilität wird innerhalb der eigenen Nutzungsdauer erwartet Erwartung an Wirtschaftlichkeit werden rückblickend als erfüllt angesehen, zumindest „gefühlt“ Ausschlaggebend für Sanierungsentscheidung ist aber die Finanzierbarkeit der Maßnahmen Liquidität vor Rentabilität Einzelmaßnahmen bevorzugt vor Maßnahmenpaketen Ökologie der Maßnahmen wird zwar als nachrangig betrachtet, trotzdem werden ökologische Dämmstoffe bei verhältnismäßig geringen Mehrkosten bevorzugt 13
Einfluss der regionalökonomischen Situation Regionalspezifische Nutzungsperspektiven in beiden Regionen dominiert als Motiv die Aufwertung der verbleibenden Selbstnutzungszeit des Gebäudes in LS werden Verkaufs- oder Vererbungsperspektiven als deutlich schlechter bewertet als in PPM, daher spielt Wertsteigerung durch Sanierung keine Rolle in PPM hingegen wird teilweise auch eine Wertsteigerung beabsichtigt; aber gute Verkaufbarkeit der Immobilien kann Sanierungsumsetzung hemmen
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Fazit
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Fazit Wirtschaftlichkeit der Maßnahmen wird selten geprüft wichtiger ist Finanzierbarkeit gefühlte Rentabilität innerhalb der eigenen Nutzungsperspektive Einzelmaßnahmen hauptsächlich aufgrund geringerer Investitionskosten bevorzugt, aber langfristiger Sanierungsfahrplan gewünscht Zusammenhang zwischen regionalökonomischer Situation und Sanierungsentscheidung insgesamt eher gering Bekanntmachung von neutralen Informations- und Beratungsangebote in Untersuchungsregionen notwendig
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Downloads Arbeitspapiere
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Vielen Dank! Maike Gossen, Doreen Großmann IÖW und BTU
[email protected] [email protected] 14.10.2016