Landwirtschaftskammer NRW
Münster, 06.06.2017
Landbau und Pflanzenschutzdienst
Redaktion: Hermann Hanhart
Seitenzahl: 6
Empfehlungen zum Pflanzenbau und Pflanzenschutz Windig, unbeständig, Temperaturen um 20°C Was macht Fusarium Die Blüte im Weizen ist in den Niederungslagen beendet, in den späteren Höhenlagen wird der Weizen in dieser Woche blühen. Bis dato ist noch kein flächendeckender Regen aufgetreten. In den Regionen hat es im Mai recht unterschiedliche Niederschlagsmengen gegeben, vielfach ist es aber immer noch deutlich zu trocken. Fusariuminfektionen können nicht ausgeschlossen werden, allerdings dürften massive Infektionen nicht aufgetreten sein, zumindest nicht flächendeckend. Mit Behandlungen in der letzten Woche in weiter entwickelten Beständen, oder jetzt in dieser Woche in die abgehende Blüte dürften ausreichende Wirkungen zu erzielen sein. Letztendlich wird die nachfolgende Witterung in der Kornfüllungsphase noch entscheidenden Einfluss auf die Toxin Entwicklung haben. Bei anhaltend feuchter Witterung ist die Gefahr für höhere Toxinwerte deutlich höher als bei sonniger trockener Witterung. Neben Fusarium sollte die Abschlussbehandlung ausreichend wirksam gegen Braun‐ und Gelbrost gewählt werden. Fusarium wirksame Kombinationen sind hierfür gut geeignet. Blattläuse im Getreide Bis dato ist der Befall mit Läusen noch sehr gering. Feldkontrollen sollten bis Mitte/Ende der Milchreife durchgeführt werden. Behandlungen sind aber erst notwendig wenn drei bis fünf Läuse je Ähre bzw. Befall in 60 bis 80 % der Ähren auftritt. Die Larven des Getreidehähnchens sind in vielen Beständen vorhanden. In der Regel treten aber keine wirtschaftlichen Schäden auf, so dass Behandlungen nur in Ausnahmen mit sehr hohen Befall (Schadschwelle > 10 % Fahnenblattverlust) sinnvoll sind. Kartoffeln: Bestände kontrollieren! Erster Krautfäulestängelbefall Auf einem Schlag im Kreis Heinsberg/Viersen, auf mehreren Schlägen in Kleve/Geldern und auf einem Schlag im Kreis Borken wurde aktuell erster Stängelbefall in schon behandelten Kartoffeln gefunden. Auf allen Schlägen geht der Befall von latent infiziertem Pflanzgut aus. Der Bestand in Heinsberg/Viersen weist die Symptome nur im unteren Stängel‐ bzw. Blattbereich auf. Von oben sieht der Bestand gesund aus. Außerdem stehen in der näheren Umgebung keine befallenen Kultur‐ oder Ausfallkartoffeln. Was in diesem Fall neu ist, dass keine Staunässe oder Starkniederschläge die Ursache sind, es wurde lediglich beregnet. Ähnlich ist es im Kreis Kleve/Geldern, auch hier handelt es sich um Beregnungsbestände. (Foto: Benker) Das Stängelbefall auftritt, ist an sich nicht weiter verwunderlich, denn durch den Starkbefall im letzten Jahr sind die Pflanzgutpartien sicherlich mehr und im höherem Ausmaß latent infiziert. Aber eigentlich war die Witterung der letzten Wochen zu heiß und zu trocken für einen Stängelbefall. Kontrollieren Sie in Ihre Bestände, aber nicht nur von oben, sondern schauen Sie in die Bestände rein, besonders wenn diese beregnet werden! Bei auftretendem Stängelbefall sofort mit Proxanil + Ranman Top oder Infinito + cymoxanilhaltiges Mittel (z.B. Carial Flex, Tanos oder Curzate M WG) + sporizides Mittel (z.B. Ranman Top oder
fluazinamhaltiges Mittel) behandeln. Möglich ist auch die Kombination aus cymoxanilhaltigen und sporiziden Mitteln, wie z.B. Carial Flex, Tanos oder Curzate M WG plus Ranman Top oder ein fluazinamhaltiges Mittel (z.B. Carneol oder Shirlan). Nach 3 Tagen weitere Stoppspritzung durchführen, ggf. noch eine 3. Stoppspritzung nachlegen. Da nun in den drei Hauptanbauregionen schon Krautfäule auftritt, sollte hier in noch nicht behandelten Beständen der Spritzstart erfolgen, auch wenn die Pflanzen noch recht klein sind. Auch für die Regionen in denen Gewitter und Starkniederschläge auftraten, wie in Teilen des östlichen Münsterlandes, des Ruhr‐Hellwegs, des westlichen Münsterlandes, von Ostwestfalen oder der Kölner Bucht ist ein Spritzstart angeraten. Aufgrund des möglichen höheren Infektionspotentials im Pflanzgut sollte, auch wenn noch kein Befall vorhanden ist, mit den systemischen Fungiziden (Proxanil + Winby, Infinito, Ridomil, Epok oder Fantic M WG) begonnen werden. Minderwirkungen von Ridomil, Epok oder Fantic bitte dem Pflanzenschutzdienst oder dem Regionalberater melden, damit Blattproben auf mögliche Resistenzen untersucht werden können.
Sonnenbrandsymptome (Foto: Klemm)
Indiz für Krautfäule: weißer Pilzrasen(Foto: Benker)
Durch die hohe Sonneneinstrahlung der letzten Wochen sind aktuell an den Kartoffeln Sonnenbrandsymptome zu finden. Diese sind leicht mit der Krautfäule zu verwechseln. Wenn sich die Blätter einrollen, spricht das eher für einen Sonnenbrand. Hier muss keine Stoppspritzung erfolgen. Ein weißer Pilzrasen auf der Blattunterseite, morgens im Tau, nach Niederschlägen oder bei sehr hoher Luftfeuchte, sind eindeutige Erkennungsmerkmale für die Krautfäule, dann muss sofort eine Stoppspritzung erfolgen. In ersten Kartoffelbeständen im Raum Borken und im Raum Kleve/Geldern tritt Alternaria auf. In anfälligen Sorten die ersten Krautfäulespritzungen mit mancozebhaltigen Fungiziden durchführen. Die Spezialfungizide Revus Top, Narita, Signum oder die Kombinationen aus Tanos + Shirlan oder + Electis sollten 6 Wochen nach Auflauf zweimalig im Abstand von 12 bis 14 Tagen eingesetzt werden.
Alternaria lässt sich an Blattflecken mit konzentrischen Ringen erkennen (Foto: Benker)
Kartoffelkäfer mit Eigelege, hier auf einem Zuckerrübenblatt (Foto: Bischur)
Warme Temperaturen fördern die Entwicklung der Larven (Foto: Klemm)
An Kartoffeln sind Kartoffelkäfer, Eigelege und teilweise schon erste Larven zu finden. Bestände kontrollieren und sobald mehr als 15 Larven pro Pflanze auftreten, behandeln. Oft reichen Randbehandlungen aus. Bienenschutzauflagen beachten! Weiterhin wurden erste Blattläuse gefunden. Bestände kontrollieren und ggf. Behandlungen durchführen. Pyrethroide (z.B. Karate, Kaiso Sorbie/Hunter, Trafo WG, Bulldock, Spruzit neu) nur bei Temperaturen bis 25 °C einsetzen, bei höheren Temperaturen fällt die Wirkung ab. Pirimor wirkt gut bei höheren Temperaturen, allerdings nicht gegen die Kreuzdorn‐ und Faulbaumlaus. Systemisch wirkende Insektizide wie Plenum 50 WG können auch bei höheren Temperaturen eingesetzt werden, allerdings kann, wenn aufgrund von Hitze und Trockenheit kein Stoffwechsel stattfindet, die Wirkung zeitlich verzögert sein. Ausfallkartoffeln nicht tolerieren Im Mais sind Ausfallkartoffeln relativ gut bekämpfbar, wenn sie nicht schon zu groß sind. Die beste Wirkung wird mit dem Wirkstoff Mesotrione (z.B. Callisto, Meran) erzielt. Etwas schwächer wirken die Wirkstoffe Sulcotrione (z.B. Sulcogan) oder die Tembotrione (z.B. Laudis). Bei Maister power sowie auch bei Arrat + Dash schwanken die Wirkungsgrade. Oft ist eine einmalige Behandlung aber nicht ausreichend, oder es laufen noch Kartoffeln nach, dann muss eine Nachbehandlung erfolgen. Beim Einsatz von Callisto oder Meran Hauptkultur Mais oder Kartoffeln? Hier ist im Vorfeld vieles falsch gelaufen und die Herbizidmaßnahme hat auch nicht gewirkt. (Foto: Benker) Nachbaueinschränkungen beachten.
Ausfallkartoffeln in Kulturkartoffeln können nur im Dochtstreichverfahren mit z.B. Roundup Rekord (5 kg/ha, 33 % Glyphosat) nachhaltig bekämpft werden. Der Wirkstoff darf aber die Kulturkartoffel nicht treffen und der Einsatz muss vor dem Knollenansatz erfolgen. Ein Hacken ist hier nicht möglich, da dabei der Herbizidfilm zerstört wird und eine Herbizidnachlage im Nachauflauf nur bis 15 cm Pflanzenhöhe möglich ist. (Foto: Benker)
In Zuckerrüben können Ausfallkartoffeln nur durch mehrmaliges Hacken oder über den Glyphosateinsatz im Dochtstreichverfahren (33 % Glyphosat) nachhaltig bekämpft werden. Der Einsatz muss vor dem Knollenansatz der Kartoffeln erfolgen. Durch mehrmalig ausgebrachte Herbizidtank‐ mischungen können Ausfallkartoffeln zwar unterdrückt werden, sodass die Zuckerrüben sie überwachsen können, eine sichere Bekämpfung ist hiermit aber nicht möglich. Auf diesem Zuckerrübenschlag hat die Herbizidmaßnahme gegen Ausfallkartoffeln kaum gewirkt. (Foto: Benker) Im Getreide ist eine Bekämpfung von Ausfallkartoffeln aktuell nicht mehr sinnvoll, da sie vom Getreide bedeckt und somit nicht mehr ausreichend mit Herbiziden benetzt werden. Hier verlagert sich das Problem weiter auf die Stoppel. Körnerleguminosen: auf Virusbefall testen lassen Im letzten Jahr sind in Körnerleguminosen im größeren Umfang Virosen aufgetreten. Auf der Suche nach den Ursachen ist ein Projekt, an dem das Lanuv, die Fachhochschule Soest und der Pflanzenschutzdienst NRW beteilig sind, ins Leben gerufen worden. Ein wichtiger Punkt ist unter anderem die Untersuchung von Pflanzen auf diese Erreger. Virosen werden durch Läuse übertragen, die sich im Vorfeld an kranken Pflanzen infiziert haben. Befallene Leguminosen weisen gekräuselte, marmorierte und unter Umständen auch gerollte Blätter auf. Sollten in ihrem Umfeld Ackerbohnen, Futtererbsen, Lupinen, Wicken und andere Körnerleguminosen mit solchen Symptomen stehen, so besteht die Möglichkeit Pflanzen kostenfrei untersuchen zu lassen. Hierzu gehören auch die Winterformen der einzelnen Leguminosenarten zum Beispiel in Greeningflächen. Bitte senden Sie die Proben an das Untersuchungslabor der LWK NRW in die Siebengebirgsstraße 200, 53229 Bonn‐Roleber. Die Proben sind locker und luftig zu verpacken, bevorzugt in einem Karton. Bitte verwenden Sie keine Plastiktüten, weil die Proben dann sehr schnell vergammeln. Die Verschickung der Pflanzen sollte möglichst zu Wochenbeginn erfolgen, damit das Material optimal aufbereitet und untersucht werden kann. (Foto: Winkelheide)
Ackerbohnen: bei Krankheitsbefall behandeln Häufig auftretenden Krankheiten an Ackerbohnen sind die Schokoladenflecken und der Rost.
Die Krankheit mit der größten Ertragsrelevanz ist jedoch der Rost. Er tritt erst gegen Ende der Blüte auf. Die Krankheit ist an den punktförmigen, rostfarbenen Pusteln zu erkennen. Der Pilz entwickelt sich bei höheren Temperaturen, hoher Luftfeuchtigkeit und intensiver Sonneneinstrahlung. Sporen verbreiten sich mit Windunterstützung. Für Infektionen reichen 10 ‐ 18 Stunden Blattnässe (Fotos: Winkelheide) durch Tau oder Niederschläge aus. Beide Krankheiten werden mit den zur Verfügung stehenden zugelassenen Fungiziden gut bekämpft. Standardaufwandmengen sind 0,5 l/ha Folicur und 0,5 l/ha Ortiva. Muss bei einer frühen Behandlung sprich Anfang bis Mitte der Blüte die Dauerwirkung auf Rost gesteigert werden, so ist die Ortivamenge auf 0,7 l/ha zu erhöhen. Zuckerrüben: Blattläuse kontrollieren Im Zuge der Warndienstbeobachtungen wurden bisher nur auf einer Parzelle Schwarze Bohnenläuse gefunden. Die wenigen hier gefundenen Kolonien waren sehr klein. Auch Moosknopfkäfer und Rübenfliege treten bisher nicht in Erscheinung. Daher ist eine Insektizidbehandlung zum jetzigen Zeitpunkt nicht erforderlich. Sie würde sich sogar negativ auswirken, da im Bestand vorhandene Blattlausfeinde mit abgetötet werden. Bei der Schwarzen Bohnenlaus gilt ein Bekämpfungs‐ richtwert von 10 % befallenen Pflanzen vor Reihenschluss bzw. 50 % nach Reihenschluss. Eine Bekämpfung ist mit z.B. Pirimor (nützlingsschonend) oder Karate Zeon/Kaiso Sorbie möglich. Schokoladenflecken erscheinen meist erst ab der Blüte, vor allen nach Perioden mit hoher Luftfeuchte und hohen Temperaturen, an den unteren Blättern. Es sind dann millimetergroße, schokoladenfarbige runde Flecken mit zum Teil hellem Zentrum zu finden. Wachsen diese zusammen, so stirbt das Blatt ab. Mitunter ist der ganze Blattapparat betroffen.
Schwarze Blattläuse an den Rübenblättern (Fotos: Alyouness)
Zuckerrüben: Rüben im Herbizidstress Herbizidspritzungen haben bei Rüben teilweise starke Wuchsdepressionen ausgelöst. Gründe hierfür waren die hohe Wachstumsgeschwindigkeit, die kaum eine stärkere Wachsschichtbildung zuließ, der gleichzeitige Temperaturabfall nach der Spritzung und der teils heftige Wind. Schäden wie auf den Fotos sehen zwar heftig aus, sind aber letztlich tolerierbar, da auf diesen Flächen auch die Wirkungsgrade bei den Unkräutern sehr gut waren und die Rübenflächen sauber sind. Auf Flächen, bei denen die bisherige Herbizidwirkung nicht ausreichend war, muss jetzt gehandelt werden. Da die Unkräuter im Laubblattstadium stehen, sind Tankmischungen mit hohen Mittelmengen notwendig und die Rübenverträglichkeit muss in den Hintergrund treten. Je nach Größe der Unkräuter müssen die dafür erforderlichen Herbizidmengen im Splitting (Spritzabstand 2‐3 Tage) ausgebracht werden, um Rübenschädigungen zu verhindern.
Phytotox durch Herbizidanwendung bei großer Hitze
Starke Phytotox (Blattvergilbung) nach einer Herbizidspritzung (Fotos: Alyouness)
Zuckerrüben: Ackerkratzdisteln rechtzeitig bekämpfen Die erfolgreiche Bekämpfung der Disteln kann bei Wuchshöhe von mindestens 15 cm mit dem Wirkstoff Clopyralid erreicht werden. Die Pflanzen müssen so groß sein, um genug Wirkstoff aufzunehmen. Die Aufwandmenge der verschiedene Mitteln ist abhängig von ihrer Konzentration z.B. die Aufwandmenge bei Vivendi liegt bei 0,6 l/ha. Für eine ausreichende Wirkung sind wüchsige Bedingungen erforderlich. Wichtig ist, nicht die ganze Fläche behandeln, da Disteln überwiegend nesterweise auf dem Acker auftauchen.
Ein Zuckerrübenstandort mit kräftig entwickelten Ackerdisteln (Foto: Alyouness)