DIE ROLLE DER KRISTALLINEN ALUMINOSILIKATE BEI DER UMSETZUNG VON KOHLENWASSERSTOFFEN

DIE ROLLE DER KRISTALLINEN ALUMINOSILIKATE BEI DER UMSETZUNG VON KOHLENWASSERSTOFFEN 1. BEDEUTUNG, STRUKTUR UND HERSTELLUNG VON ZEOLITHISCHEN MOLEKULA...
Author: Christin Lenz
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DIE ROLLE DER KRISTALLINEN ALUMINOSILIKATE BEI DER UMSETZUNG VON KOHLENWASSERSTOFFEN 1. BEDEUTUNG, STRUKTUR UND HERSTELLUNG VON ZEOLITHISCHEN MOLEKULARSIEB-KATALYSATOREN Von

I.

SZEBENYI,

E.

GÖRÖG, G. KLOPP und

J.

SÜTO

Lehrstuhl für Chemische Technologie, Technische Universität, Budapest (Eingegangen am 29. Oktober 1968)

Die Reihe der Katalysatoren, die in der modernen chemischen Technologie der Kohlenwasserstoffe von großer Bedeutung sind, wurde während der letzten Jahrzehnte durch die Anwendung der kristallinen aluminosilikatstrukturellen Zeolithe - auch Molekularsiebe genannt erweitert [1-4]. Obgleich die Zeolithe als mineralische Stoffe den Mineralogen schon längst bekannt sind, wurde an die industrielle Verwertung ihrer spezifischen Eigenschaften erst vom Anfang der fünfziger Jahre an gedacht. Durch ihre selektive Adsorptionsfähigkeit wurde die Lösung neuer Aufgaben auf dem Gebiet der Gas- und Flüssigkeitstrocknung und -reinigung ermöglicht. Ihre Produktion ist bereits im Gange, und übersteigt heute schon die 15 000 J ato [5]. Auf die Erforschung ihrer Katalysatoreigenschaften war einerseits die Entwicklung der in der Motortreibstroffversorgung hauptsäschlich in den -eSA eine große Rolle spielenden Krackverfahren von großer Einwirkung, andererseits die Auffassung, wonach die günstigen Eigenschaften der Süiziumdioxid-Aluminium-Krack-Katalysatoren auf ihrem den Zeolithen ähnlichen strukturellen Aufbau beruhen [6]. Die ersten Arbeiten [7 -10] über die katalytische Wirkung der Zeolithe wurden im Jahre 1960 veröffentlicht. Heute befassen sich schon zahlreiche Patente mit den Zeolithen als neuen Trägermaterialien oder als Katalysatoren von großer Aktivität, die bei einzelnen Reaktionen Selektivität aufweisen. Ihre AIl"wendung erstreckt sich vom Kracken bis zur Polymerisation und vom Reformieren bis zu der Ammoniaksynthese. Als charakteristisch für ihre wirtschaftliche Bedeutung ist zu bezeichnen, daß nach einer bekannt gewordenen Schätzung [11] in den USA durch die 50prozentige Einführung der Zeolith-Krack-Katalysatoren die Kosten der Benzinerzeugung jährlich um 250 Millionen Dollar herabgesetzt wurden. Durch die An"wendung der Zeolith-Katalysatoren ändern sich die Technologien der Kohlenwasserstoffverarbeitung; sie ergeben eine andere Produl(tenverteilung und zufolge des höheren Widerstandes Katalysatorengiften gegen über ist eine geringere V orreinigun g des Einsatzstoffes erforderlich.

10

1. SZEBE,'iYI u. JIi'arb.

Ihre Eigenschaften lassen sich zwischen breiten Grenzen ändern. Einigen Ansichten nach ist ihr Wirkungsmechanismus von den bisher bekannten abweichend, daher erweckt ihre Anwendtmg ein großes Interesse. Das heimische Interesse wird noch durch den Umstand erhöht, daß Ungarn über eigene Molekularsicbproduktion verfügt. Diese Molekularsiebe besitzen von den ausländischen Produkten abweichende Eigenschaften und lassen dadurch selbständige Lösungsmöglichkeiten zu. In dieser Veröffentlichungsreihe wird einerseits die Literatur über die Umsetzung von Kohlen'wasserstoffen mit kristallinen Aluminosilikaten zusammengefaßt, andererseits 'w~rden die Ergebnisse der in diesem Bereich am Lehrstuhl für Chemische Technologie der Technischen Universität Budapest durchgeführten Versuche behandelt. Um die katalytische Wirkung der Zeolithe näher kennenzulernen sollen vorerst deren wichtigste physikalische und chemische Eigenschaften behandelt werden.

Struktur, chemische und physikalische Eigenschaften der Zeolithe Für sämtliche Zeolithe ist kennzeichnend, daß sie aus identischen Strukturelementen aufgebaut sind und durch eine Pyramide veranschaulicht 'werden können, d~ren Mittelpunkt durch ein Siliziumatom und die vier Spitzen durch je ein Sauerstoffatom gebildet 'werden ..Alle "ier Sauerstoffatome besitzen je eine freie Valenz, mit der sich die Tetraeder verkoppeln können. Das im Mittelpunkt des Tetraeders sitzende Silizium ist durch ein Aluminiumatom ersetzbar. Das Silizium besitzt aber vier Valenzelektrone, die es mit den an den Spitzen befindlichen Sauerstoffen teilt, während das Aluminium nur drei Valenzelektrone hat. Es muß daher neben dem Aluminium noch ein weiteres Metallion eintreten. Chemisch sind die Zeolithe Alkali- oder Erdalkali-Metall-Aluminiumsilikate, d. h. auch das Wasser mit berücksichtigt, aus mindestens 4 Komponenten (Alkali- oder Erdalkali-Metall, _4.luminium, Silizium, Wasser) aufgebaute Stoffe, gegenüber den herkömmlichen Adsorbentien bzw. Katalysatorenträgern wie Aluminiumoxid und Silikagel, welche - auch den Wassergehalt in Rechnung gezogen - nur aus z'wei Komponenten bestehen. (Der etwaige _4.lkaligehalt letzterer ist in dieser Beziehung als Verunreinigung zu betrachten.) Die verschiedenen Zeolitharten enthalten selbstverständlich die obenangeführten Komponenten in verschiedenen Verhältnissen. Es sind zur Zeit etwa 18 sy-nthetische [3, 4] und 40 natürliche [1, 3] Zeolithe bekannt, die nach ihrer Kristallstruktur unterschieden werden; gleichzeitig liegt die Zahl der möglichen Kristallstrukturen um 100 [12]. 'Während sich das atomare Verhältnis des Silizium- und Aluminiumgehaltes den heutigen Kenntnissen nach

11

DIE ROLLE DER KRISTALLISE.Y AL[-_\IISOSILIKATE, I

zwischen 1 und 5 ändern kann [1,13], i3t der Alkali- oder Erdalkaligehalt immer eine Funktion des Aluminiumgehaltes. Auf jeden Grammatom Aluminiumgehalt fällt je 1 Grammäquivalent Alkali- oder Erdalkaligehalt [2]. Die Zeolithe 'werden grundsätzlich in drei Gruppen unterteilt: sie können von kettenförmiger (fibrillärer), - geschichteter oder von - dreidimensionaler Raumgitterstruktur sein. In Tabelle 1 sind die Namen und Zusammensetzungen der wichtigsten natürlichen Zeolithe auf Grund der Angaben von R-\.RRER [2] zusammengestellt. Tahelle 1 Zusammensetzung einiger in der X atur vorkommender Zeolithe Lfd.

Charakteristische Oxidformel

Benennung

i>r. --'-----_.

__. - - - - . - - - - - - - _ . -

--~----~----------_ ...

Jlordenit-Gruppe

1. 3.

?llordcnit Ptilolit Dachiardit

4.

Faujasit

2.

°

(Ca, K 2 , Na 2 )0 . _\1 2 3 • 10SiO" . 6-7H 2 0 (Ca. K 2• :\"a 2)0 . A1 20 3 • 10Si0 2 . '1 H 20 (.Xa 2 • K z• Ca)O ..\1 20 3 • 9Si0 2 • 7H zO Faujasit-Grtlppe (:.\a 2 Ca)0 . .\1 20 3



5Si0 2 . 9H 2 0

Heulandit-Gruppe

6. 7.

Heulandit Klinoptilolit Stilbit

8.

Analzit

:>.

CaO . .\lz03 . 6SiO z . 5H 20 (Ca. :\"a 2• K 2 )0 '.\1 2°3 • 10Si0 2 . 8H 20 (:'i a 2Ca)0 . .\1 20 3 • 6Si0 2 • 6H 20 Anabit-Grttppe

9. 10. 11.

I\atro1it Sko1ezit Thomsonit

19 13. 14. 15.

Chabasit Gmelinit Levynit Erionit

:\"a 20 . A1 2 0 3 Satrolit-Gruppe



4Si0 2



2H 20

Xa20. A1 20 3 • 3Si0 2 . 2H 2 0 CaO . A1 2 0 3 • 3Si0 2 . 3H 2 0 (Na 2 • Ca)O . A1 20 3 • 2Si0 2 • 3H zO Chabasit-Grztppe

(Ca, :\"a 2 )0 . _\1 20 3 • 4Si0 2 • 6H 20 (Na 2 , Ca)O . A1 2 0 3 . 4Si0 2 • 6H 2 0 CaO . _\1 2 0 3 • 3Si0 2 . 5H 2 0 (Ca, Mg, Na 2 • Kz)O . .\1 20 3 • 6Si0 2



6H 20

Phillipsit-Gruppe

16. 17.

J

Phillipsit Harmotom

(K 2, Ca)O . A1 2 0 3 • 4SiO z . 4-5H zO (K z• Ba)O . A1 2 0 3 • 5Si0 2 • 5H 2 0

Die wichtigsten drei Typen der synthetischen Zeolithe sind: A-Zeolith, Zusammensetzung: Na12(AIÜ2)12(SiÜ2)1227H2Ü X-Zeolith, Zusammensetzung: Nas6(AlÜ2)s6(SiÜ2)lo6264H2Ü Y-Zeolith, Zusammensetzung: Na56(A.lÜ2}s6(SiOz)136264H2Ü

(14) (15) (16)

12

I. SZEBE:VYI u. J[itarb.

Tabelle 2

Typ

3A

Poren durch· messer

3A

I

Benennung

Her5teller*

i (LMS) 3 A

I

Z·12·k (Microtrap k) Bayer S 10

III IV

Zeosorb 3 A

IV

Zeosorb Typ 3,2

4A

A A

II

Zeolox 3 A 3 A

V

Potasit 3 4,5

Bemerkung

VI

(LMS) 3 A-2

I

Verhältnismäßig

(UlS) A W-300

I

säurebeständig

: (LMS) 4 A Bayer T 10

I II III

Zeosorb

IV

Z-12-Na (Microtrap

~a)

4A

ICD.05050-Typ 180

VII

Selectosorbon »)180,1

VIII

Siliporite

K 10

Zeosorb, Typ 4A Nalsit 4

IX V VI

:\lolfilit 4 A

X

(UlS) 4 A X-H (LlIIS) 4 A X-H-2

I

(LMS) 4 A XW

I

I

Druckbeständig Druckbeständig i Von hoher Wasserbin-

dungsfähigkeit Klinosorb 5A

Säurebeständig

4

(LtvIS) 5 A Z-12·Ca (:\Iicrotrap Ca) Bayer K 10 Zeosorb 5 A Zeolox 5 A ICD-05050 Typ 436 Selectosorbon 436 Siliporite K 20

VIII IX

Zeosorb Typ 5 A

V

Zeosorb Typ 5 A C

V

Zeosorb Typ 5 A ::VI Calsit 5 Molfilit 5 A (L:\IS) A W-500

V VI X I

Säurebeständig bis pR 3

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DIE ROLLE DER KRISTALLI.YES ALU.\II:'..-oSILIKATE, I

Porendurchmesser

Typ

10 X

Benennung

aA

Hersteller*

I Y

(DIS) 10 X Ze050rb Typ 10 X

, 13 X

9-10 A

CaIsit 10 ~IoIfilit

Bemerkung

VI X

10 X

(LaiS) 13 X

I

II IV

Z-14-Na Zeolox X ICD 06060

VII

Y

Zeosorb Typ 13 X

i Nalsit 13

VI

~IoIfilit

X

13 X

* Bedeutung der in der Spalte i!Hersteller< stehenden römischen Ziffern: I II III IV V VI VII VIII IX X XI

Linde Air Products Co., USA Da.ison Chemical Co., USA Farbenfabrik Baver AG .. DBR. Peter Spence ami Sons Ltd., Großbritannien VEB Farbenfabrik Wolfen, DDR Chell1ickC Zavody Juraja Dimitrova, CSSR IndustriaI Chell1ical and Dye Company, USA SilicageI Gesellschaft, DBR British Ceca COll1pany, Großbritannien-Frankreich Bndapesti Vegyimiivek, ITYR ReanaI Finoll1vegyszergyar, UYR y

Diese Grundtypen werden heute schon in mehreren Varianten erzeugt' von den Herstellerfirmcn abhängig mit yerschiedcnen Benennungen. Diese Varianten 'werden in Tabelle 2 nach ESPE, LHOTSKY und HYBL [17] veranschaulicht. 'Weder in dieser Zusammenstellung noch in den übrigen, im Besitz der Verfasscr befindlichen Beschreibungen kommen die hinsichtlich der Katalyse besonders interessanten Y -Molekularsiebe vor. Zur Herstellung dieser, strukturell den X-Zeolithen ähnlichen, aber im Silizium-Aluminium-Verhältnis abweichenden Produkte werden durch Yiele Unternehmen Versuche angestellt, in größeren Mengen werden sie jedoch nur von der Fa. Linde unter der Bezeichnung SK vertrieben. Offensichtlich kann die unterschiedliche katalytische 'Wirkung der vielen Zeolithen arten schon von den Anderungen der chemischen Zusammensetzung und Kristallstruktur herrühren. Die Variationsmöglichkeiten sind aber noch mannigfaltiger, einerseits, weil sich das Silizium-Aluminium-Verhältnis in den einzelnen Zeolithen auch bei gegebener Kristallstruktur ändern kann, wie z. B. bei der Faujasit-Struktur [11], wo ja sogar das Aluminium und

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I. SZEBESYI " . .Uitarb.

das Silizium mehr oder weniger durch andere Metalle ersetzt werden können [13], andererseits weil in den einzelnen Strukturen auch ein Ionenaustausch vor sich gehen kann und die Alkali- und/oder Erdalkali-Kationen durch verschiedene 1-2-3-4-wertige Kationen oder deren Kombinationen ersetzbar sind. Die Zahl der Varianten 'Airdnur dadurch einigermaßen beschränkt, daß die Zeolithe mit höherem Aluminiumgehalt in ge·wissen Kationenformen nur über eine begrenzte strukturelle Stabilität verfügen [3, 18, 19]. Die Schwermetallionenformen der Zeolithen lassen sich in Wasserstoffstrom bei hoher Temperatur zu atomar verteilten ElementarmetaUen reduzieren, wobei das Zeolithskelett wahrscheinlich in Protonenform überführt wird [1, 10, 13, 20, 21]. Den im Zeolithskelett verteilten individuellen Metallatomen werden spezifische Eigenschaften zugeschrieben. Das chemische Reaktionsvermögen der Zeolithe ist mit dem bisher behandelten Ionenaustausch noch nicht erschöpft. Die Zeolithe mit einem hohen Siliziumgehalt können außer dem Ionenaustausch noch weiteren Umsetzungen unterzogen "werden. Durch Erhitzung der Ammoniak-Form kann - bei Ammoniak- bzw. Ammoniak- und 'Vasserverlust - die Wasserstoff-Form, oder das sog. entkationisierte Zeolith erzielt werden [10, 13, 21, 26], dessen Rolle in der Katalyse schon heute bedeutend ist. Es besteht auch die Möglichkeit, das Silizium-Aluminium-Verhältnis in den Zeolithen mit hohem Silizium gehalt nachträglich zu ändern. Durch warme Säurebehandlung läßt sich das Aluminium und damit der Kationengehalt aus diesen Materialien teilweise oder ganz entfernen. Das zurückbleibende Material erweist sich als mehr oder weniger kristallig, und verfügt über eine bedeutende, jedoch nicht unbedingt molekularsieb artige Adsorptionsfähigkeit. Die Wirkung der Säurebehandlung wurde eingehend von BARRER [2, 27] an Klinoptilolit untersucht. Es ist also offensichtlich, daß Stoffe von zeolithischem Charakter im Gegensatz zu den in der Katalyse bereits früher angewendeten und in der Einleitung schon erwähnten Trägern und aktiven :Materialien in unendlich vielen chemischen Zusammensetzungen herstellbar sind. Die Zeolithe eröffnen außerdem auch auf Grund ihrer physikalischen Eigenschaften den Chemikern und Physikern neue Möglichkeiten. Den früher benützten Materialien gegenüber verfügen zeolithische Molekularsiebe in jedem Falle über eine streng kristallinische Struktur und bei der Kationenform kommt das Aluminium im Gitter nur in einer Tetraederkoordination vor [1, 10, 13, 21]. Zur Klärung der theoretischen Fragen bezüglich der Yieldiskutierten katalytischen Rolle des Aluminiums mit verschiedenen Koordinationszahlen ist schon allein dieser Umstand von großer Wichtigkeit, die Kristallstruktur bringt aber noch "weitere positive Folgen mit sich.

DIE ROLLE DER KRISTALLIZVEN ALU.lIIlVOSILIKATE, I

15

Zufolge ihrer Kristallstruktur verfügen die 1vIolekularsiebe, bis zu einer relativ hohen Temperatur (etwa 700 Oe), im allgemeinen über große Stabilität [I, 13]. Mit einer Sinterung muß im Stabilitätsbereich der Kristallstruktur viel weniger gerechnet werden als im Falle der bisher gebräuchlichen, über hohe freie Energie verfügenden Systeme. Die Struktur der Molekularsieb-Träger und -Katalysatoren kann infolge des kristallinen Zustands durch eine beliebig vielfache Wiederholung einer gut definierbaren Grundeinheit, der Elementarzellen, dargestellt werden. Deshalb erweist sich hier die Langmuirsche Hypothese in erhöhtem Maße als stichhaltig, wonach die Oberfläche tatsächlich aus einer begrenzten Zahl von identischen Sektionen besteht. Diesem Umstand zufolge besitzen Molekularsieb-Katalysatoren auch von ihrer Molekularsieb-Wirkung unabhängig spezielle selektive Eigenschaften. Die von der Molekülgröße und/oder Form abhängige, sich aus der Kristallstruktur ergebende spezielle Adsorptionsselektivität der Molekularsiebe - der sie auch ihren Namen verdanken - ermöglicht auch in der Katalyse das Erreichen einzigartig selektiver Wirkungen, z. B. die selektive Umsetzung von n-Kohlenwasserstoffen neben anderen Kohlenwasserstoffen oder die selektive Herstellung von n-Kohlenwasserstoffen bzw. n-Olefinen [8, 10, 13, 28, 30]. Die Kristallstruktur und die bestimmten Poren größen ermöglichen die Durchführung einzelner Reaktionen ausschließlich an der äußeren Zeolithoberfläche, 'wodurch deren Rolle bei Eliminierung des Diffusionseffektes studiert werden kann [13]. Charakteristisch für die Molekularsiebe ist, daß sich im Laufe des Ionenaustausches, durch Anderung ihrer chemischen Zusammensetzung und anderer Eigenschaften, auch die Poren größen bzw. die Molekularsieb-Eigenschaften ändern. Die für die katalytischen Eigenschaften vorteilhaften Ionenaustausche können die Adsorptionsselektivität sowohl vorteilhaft als auch nachteilig beeinflussen, da ein gegebener Ionenaustausch bei verschiedenen Zeolithen die Porengröße in verschiedenem Sinne und lVIaße ändern kann. Bekannterweise ist die ausführlich studierte, die Porengröße verändernde Wirkung des Na-CaIonen austausches [3] auch bei den beiden bekanntesten synthetiE:chen Zeolithen Typ 1>-'\« und Typ »Xi, entgegengesetzt. Bei einer entsprechenden Aus'wahl der Zeolithstruktur kann durch Ionenaustausch die gleichzeitige und gewünschte Anderung der katalytischen Aktivität und Selektivität erreicht werden. Schließlich is zu erwähnen, daß die Zeolithe zufoIge ihrer Kationen, im Gegensatz zu den bisher in der Katalyse allgemein gebräuchlichen Materialien mit großer Oberfläche, 'wie z. B. Aluminiumoxyd, Silikagel, Aktivkohle, auch eine elektrische Leitfähigkeit besitzen [1,10, 13,31]. Das Studium der elektri-

16

I. SZEBE"YJ

u.

.IIi.arb.

sehen Eigenschaften wird sicherlich zur Deutung der katalytischen Eigenschaften verhelfen.

Die Herstellung von Katalysatoren auf Zeolithhasis Auf Grund der erwähnten chemischen und physikalischen Eigenschaften der Zeolithe ergeben sich zur Herstellung von Kontaktkatalysatoren verschiedenartiger Zusammensetzung mehrere Möglichkeiten. Angenommen, daß das Zeolithgrundmaterial aus irgendeiner Quelle, z. B. aus dem Handel, bereits zur Verfügung steht, wird die gewünschte Kationenform durch einen geeigneten Ionenaustausch erzielt. Bei der Herstellung von Ylehrfunktionsmaterialien ist es z'weckmäßig, den Ionenaustausch mit den herkömmlichen Katalysatorerzeugungsmethoden zu kombinieren. Erwähnenswert ist, daß der Ionenaustausch der Zeolithe in den letzten Jahren eingehend studiert wurde [3, 32 -38] und dabei interessante Eigenheiten beobachtet wurden. Die wichtigsten, bisher erkannten Gesetzmäßigkeiten sind in der folgenden Zusammenstellung angeführt: - Die Geschwindigkeit des Ionenaustausches ist von der Porengröße der Zeolithe stark abhängig. Im allgemeinen werden mehrwertige Ione langsamer ausgetauscht als einwertige. - Bei gleicher Ladung wächst die Austauschgeschwindigkeit im allgemeinen mit dem Atomgewicht. - Bei der Diffusion einzelner Kationen in bestimmten Zeolithen ergeben sich starke Ab'weichungen. - Die nlolekularsieb-Zeolithe sind beim Ionenaustausch nicht schwellungsfähig. - Die Ionenaustauschselektivität der Zeolithe nimmt mit abnehmender Porengröße zu und übersteigt im allgemeinen um mehrere Größenordnungen die Ionenaustauschselektivität der Harze. - An den Molekularsieb-Zeolithen sind auch Ionensieb-Eigenschaften zu beobachten. Bei einzelnen Zeolithen können auch spezifische, selektive Austausch"\\irklmgen vorkommen. Zum Ionenaustausch bzw. zur Katalysatorerzeuglmg werden von den synthetischen Zeolithen aus verständlichen Gründen nicht die für Adsorptionszweck hergestellten, Bindemittel enthaltenden, handelsüblichen Molekularsiebpastillen venvendet, man geht vielmehr von deren Grundmaterial, d. h. vom Endprodukt der Zeolithsynthese, dem chemisch reinen Zeolithmaterial im allgemeinen auf Natriumbasis aus [3, 28, 39, 41]. Dieses besteht meistens aus Zeolithkristallehen von etwa 10-4 cm Größe und wird u. a. auch von der Fa. Linde vertrieben. Die Kennwerte des Ionenaustausches

DIE ROLLE DER KRISTALLL'iES ALUJIISOSILIKATE, I

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nsid in der Literatur zumeist für dieses Material angegeben [3]. Bei den in der Natur vorkommenden Materialien, z. B. bei Klinoptilolit, beziehen sich die Angaben auf gegebene Kornfraktionen [37, 38]. Bei der Herstellung von Mehrfunktionskatalysatoren bestehen zum Einbau aktiver Metallkomponenten - nach der Fa. Linde [42] folgende Möglichkeiten: - Direkte Adsorption der Metalldämpfe in den Molekularsieb-Kristallen. - Einbau durch Ionenaustausch der Ionen gewünschter Metalle und darauffolgende Reduktion der Ionen. Adsorption leichtlöslicher Metallverbindungen und ein nachträglicher A.hbau. Einbau komplexer Metallaminkatione durch Ionenaustausch und nachträglicher Abbau. Es wird auch die :Möglichkeit einer Impregnierung erwähnt [12, 43], man betont aber, claß die feinste Dispersion der aktiven Metallkomponente durch den Ionenaustausch gesichert ·wird. In engporigen, nicht säurebe"tändigen, synthetischen :Molekularsieben sind in einzelnen neutralen oder nahezu neutralen l\Iedien hauptsächlich nur großmolekulare, komplexe Kationen bildende Edelmetalle, z. B. Platin, am z'weckmäßigsten durch Synthese einzubauen [12, 13, 28]. Selbstverständlich ist auch die Eintragung von aktiven Metallkomponenten an reinen Zeolithkristallen am erfolgreichsten durchführbar. Die Pastillienlllg ist nach der Behandlung auch ohne Bindemittel ausführbar [28, 41, 43]. Die endgültigen Eigenschaften der fertigen Katalysatorpastillen entstehen in der letzten Phase der Herstellung, bei der _-\.ktivierung, wo auch die Entfernung des durch das Zeolith gehundenen ~"assers erfolgt [43].

\\" egen der großen chemischen W"iderstandsfähigkeit und Hitzeheständigkeit der Zeolithe können die MolekularsielJ-Katalysatoren theoretisch im gesamten Bereich der heterogenen Katalyse angewandt werden. In den letzten Jahren kommt ihre Yerwendung auf voneinander fernliegenden Gehieten der chemischen Industrie in Frage [12. 44]. In den folgenden Beiträgen der Artikelreihe werden die hekanntesten Anwendullgsgehiete der Molekularsieh-Katalysatoren in den Kohlenwasserstoff-U msetzungstechnologipn he handelt.

Zusanlluenfassung Verfasser schildern die Bedeutung der kristallinen Aluminosilikate bei der "Cmsetznng von Kohlenwasserstoffen. wobei im ersten Teil der Artikelreihe der Aufbau. die Arten und die HersteIlungsmöglichkeiten der 1Iolekularsieb-Katalysatoren behandelt werden.

2

Periodica Polytechnica eh. XIII/I-=:!

18

I. SZEBESYI u. Jli/Mb.

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Doz. Dr. Imre SZEBEl\'YI Frau Dipl. lug. Eya GöRÖG-KOCSIS Dipl. lug. Gähor KLOPP Dipl. lug. J6zsef SÜTO

1

I

Budapest XI., Budafoki ut 8, Lugar'u

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