Die Morgenandacht. 12. bis 17. Juni 2017: Woran glaubst du?

Die Morgenandacht Montag bis Samstag, 5.55 Uhr (NDR Info) und 7.50 Uhr (NDR Kultur) 12. bis 17. Juni 2017: „Woran glaubst du?“ Von Wilfried Knees, E...
Author: Elke Hermann
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Die Morgenandacht Montag bis Samstag, 5.55 Uhr (NDR Info) und 7.50 Uhr (NDR Kultur)

12. bis 17. Juni 2017: „Woran glaubst du?“

Von Wilfried Knees, Elmshorn Gottes Sehnsucht ist der Mensch: Diesen Augustin-Satz reflektiert Pastor Willfrid Knees in seinen Andachten zur Themenwoche: „Woran glaubst Du“.

Redaktion: Claudia Aue Evangelische Kirche im NDR Redaktion Kiel Gartenstr. 20, 24103 Kiel Tel. (0431) 55 77 96 10 www.ndr.de/kirche

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Montag, 12. Juni 2017 „Woran glaubst du?“, das fragt die ARD in ihrer aktuellen Themenwoche. Ich glaube an Gottes freilassende Liebe, antworte ich. Nicht an den allmächtigen Gott, aber an den überall mächtigen Gott. Wenn Gott Liebe ist und alle Macht hat, warum leiden dann so viele Menschen und warum gehen wir mit der Schöpfung so grausam um? Diese Frage hat mich zum Theologiestudium geführt. Ich lernte: Das ist die Leitfrage einer „Theologie nach Auschwitz und Hiroshima“. Gott muss neu gedacht werden. Der Theologe Eberhard Jüngel antwortet in seinem Buch unter der Überschrift Meine Theologie kurz gefasst: „Ist Gott Liebe, dann ist in Wahrheit die Liebe allmächtig. Und die Macht hat ihr Wahrheitskriterium darin, dass sie mitzuleiden vermag, um so das Leid zu überwinden.“ Ich verstand: Gottes mitleidende Liebe ist allmächtig. Seine Leidenschaft für das Leben zeigt sich im Leben und Leiden und in Jesus von Nazareth. Jesus verkörpert die Macht gewaltloser Liebe. Er öffnet uns den Zugang zum Herzen Gottes. In frei-lassender Liebe wirbt Gott um jeden Menschen. Und uns Menschen wird Mitverantwortung für das Leben zugemutet - zu lieben, mitzuleiden. „Verlangen wirst Du, dass wir, die Lieblosen dieser Erde/deine Liebe sind“, dichtet Marie Luise Kaschnitz. Gott will nicht einsam herrschen, sondern durch viele kleine Leute an vielen Orten dieser Erde die sanfte Macht der Liebe ausüben. Wenn ich im Glaubensbekenntnis Gott als „allmächtig“ anspreche, denke ich dabei immer daran - und deute das für mich: Gott ist überall mächtig, wo Menschen, wie Jesus, im Kraftfeld der Liebe und Gerechtigkeit Gottes handeln und Gewaltverhältnisse unterwandern. Darum sage ich es jedem Menschen zu, wenn ich Brot und Wein im Namen Jesu austeile: „Gott, lebendig auch in dir!“ Die Kirche wirbt um uns Menschen als freie Mitarbeiter Gottes. Denn ursprünglich ist schon Gott ist in sich selbst beziehungsreich. Das meinen Menschen auch, wenn sie von der Dreifaltigkeit Gottes reden. Und wir Menschen werden mit einbezogen, in freilassender Liebe. So soll es sein: durch das Antlitz jedes Mensch strahlt Gottes Liebe zum Leben auf ganz persönliche Weise. Martin Luther sagt: „Gott ist ein Backofen voller Liebe.“ Menschliche Wärme ist der Abglanz davon. Dienstag, 13. Juni 2017 Ich glaube an die Zärtlichkeit Gottes, antworte ich auf die Frage der ARD Themenwoche: Woran glaubst du? Zärtlichkeit ist die intensivste Form, aufmerksam zu sein. „Im Neuen Testament steckt eine Theologie der - ich wage das Wort - Zärtlichkeit“, mit diesen Worten beginnt der Schriftsteller Heinrich Böll vor 40 Jahren ein Gespräch über die Frage, was ihm die Bibel bedeute. Und er fährt fort: „Zärtlichkeit wirkt immer heilend - durch Worte, durch Handauflegung, das man ja auch streicheln nennen kann, durch Küsse, eine gemeinsame Mahlzeit.“ In den Evangelien wird die Geschichte von einer zärtlichen Berührung erzählt: Jesus ist zu Gast in einem Haus. Es ist ein Kreis von Männern. Eine Frau kommt, nähert sich Jesus ohne Worte und salbt ihn mit dem kostbarsten Öl. Jesus lässt sie gewähren, ja, er genießt, wie sie sich ihm zuwendet. Ein wunderbarer Duft erfüllt den Raum. Jesus ist ganz Empfangender. Er kann es an sich geschehen lassen, zärtlich berührt zu werden, die wortlose Sprache der Liebkosung. Die anderen Männer sind entsetzt. Wie kann er das zulassen? Und außerdem verschwendet diese Frau maßlos Geld. Für den Wert dieses Öls hätte man die Armen viele Tage speisen können. Jesus lebt eine andere Form von Gerechtigkeit: Liebe zu empfangen mit allen Sinnen und ohne dabei zu berechnen. Das ist die Grundübung für ein Leben, das dann auch großzügig Liebe ausstrahlt. Morgens beim Aufwachen versuche ich auch meine Sinne „auf Empfang“ zu stellen. Evangelische Kirche im NDR – www.ndr.de/kirche

Ich öffne das Fenster und lausche auf das Morgenlied der Amsel. Wenn ich aufstehe und den Tee in der Küche zubereite, lege ich als erstes den Amseln ein paar Rosinen auf die Fensterbank. Sie kommen sofort angeflogen. Das kleine Morgenritual hilft mir, mich für Minuten zu lösen von dem, was mir an Sorgen und Plänen durch den Kopf geht. Kurt Marti, der Schweizer Dichterpfarrer, spricht vom „Hören als Grundform der Zärtlichkeit“: „Gott nenne ich deswegen zärtlich, weil er/sie Ohr ist für uns und für andere. Woher nähmen wir den Mut zum Beten ohne die Zuversicht, dass das Wort ‚Gott‘ eine Hörbereitschaft von höchster Intensität, von zärtlicher Genauigkeit signalisiert? Ich stelle mir vor, dass Gottes Hören bis zur Selbstvergessenheit, bis zur vollkommenen Einfühlung gehen kann. Diese unermessliche Hörfähigkeit, die sich dem anderen öffnet und auch vor dem Leiden nicht zurückschreckt, verrät eine Zärtlichkeit zu allem Geschaffenen und Lebenden.“ Sehr viel mehr zuzuhören, als selbst zu reden, das ist das göttliche Muster auch für Menschen, miteinander zärtlich umzugehen. Erinnern Sie sich, wann haben Sie solche zärtlichen Momente erlebt? Haben Sie das schon einmal gespürt, wie Ihnen ein zärtlicher Mensch mit einem Grashalm auf den Rücken malt? Mittwoch, 14. Juni 2017 „Gott liebt dich und Gott braucht dich!“ So hat der Pastor Traugott Giesen den christlichen Glauben auf eine Kurzformel gebracht. Gebraucht zu werden, bedeutet wertgeschätzt zu sein. Wir werden von Gott mit in die Verantwortung gezogen. Gott teilt mit uns die Liebe zum Leben und das ist das Schönste und zugleich das Schmerzlichste. Jeder Mensch ist ein kleines Versteck. Wie sonst soll Gottes liebevolle Kraft im Schlamassel der Welt unter die Leute gebracht werden? In der Wilstermarsch wird gerade eine riesige Umspannstation errichtet. Gleichstrom aus Wasserkraft in Norwegen wird verwandelt in Wechselstrom Auch bei Flaute kann dann Energie fließen. So, stelle ich mir vor, sind Gemeindehäuser der Kirchen Orte der Transformation: Göttliche Energie wird in menschliche Wärme und Zuwendung umgewandelt. In Elmshorn habe ich das deutlich gespürt, als ich die Bahnhofsmission besuchte. Am Bahnsteig abholen, eine Tasse Kaffee, zuhören: Menschen sind hier für ihre Mitmenschen da und ich empfinde Gott als Kraft liebevoller Aufmerksamkeit. Das Neue Testament ermutigt uns Gott ganz neu zu denken. Nicht jenseitig und körperlos, sondern überall wirksam, wo Menschen sich öffnen und inspirieren lassen. Gott wird lebendig unter uns Menschen als Kraftfeld der Liebe. Wie in den Open Source Angeboten der digitalen Welt bietet Gott sich uns an: meine unermessliche emotionale Intelligenz. Du kannst frei über sie verfügen. „Nimm und iss!“ Ich stärke dich, und du stärkst andere. „Ohne dich ist Gott kleiner und mit dir feiern wir den geteilten Gott“, heißt es in einem Text von Dorothee Sölle und Luise Schottroff. „Es ist eine Illusion anzunehmen, Menschen gingen in die Kirche, um dort Gott zu finden. Solche Begegnungen und Treffen finden statt, um Gott zu teilen: Du bringst deinen Hunger nach Gott mit, dein Stückchen Freude im Leben hast du in der Tasche, was du bereits weißt von Gott, der schon mal mit Strömen der Liebe auf dich geregnet hat, das alles bringst du mit. „Das von Gott“, wie die Quäker es nennen, das in jedem Menschen steckt, vielleicht ganz klein, zerknittert, verschrumpelt. Du bringst es mit. Ohne dich ist Gott kleiner. Und mit dir feiern wir den geteilten Gott“. (Aus: D. Sölle / L. Schottroff, Den Himmel erden. Eine ökufeministische Annäherung an die Bibel, 1996)

Donnerstag, 15. Juni 2017 „Gottes Sehnsucht ist der Mensch!“ So formuliert es der Kirchenvater Augustinus. Evangelische Kirche im NDR – www.ndr.de/kirche

Das kann ich in dieser ARD-Themenwoche „Woran glaubst du?“ aus vollstem Herzen sagen: Gottes Sehnsucht ist der Mensch und er wirbt um ihn wie ein Liebhaber um seine Braut. Dieses Bild knüpft an eine Sammlung von Liebespoesie in der hebräischen Bibel an; das Hohelied Salomos heißt diese Sammlung in der Luther-Bibel. Bei einer Trauung lese ich gerne zwei Verse aus dem 8. Kapitel: „Lege mich wie ein Siegel auf dein Herz, wie ein Siegel auf deinen Arm. Denn stark wie der Tod ist die Liebe. Ihre Glut ist feurig und eine Flamme des Herrn, so dass auch viele Wasser die Liebe nicht auslöschen und Ströme sie nicht ertränken können. Wenn einer alles Gut in seinem Hause um die Liebe geben wollte, so könnte das alles nicht genügen.“ (Hhld 8, 6-7) Gott teilt mit uns Menschen die einzige Macht, die auch vom Tod nicht zerstört werden kann: die beziehungsstiftende Kraft der Liebe. Sie überwindet alle Raum- und Zeitbegrenzungen. Die Liebe meiner Großmutter lebt heute noch in mir, auch wenn sie schon vor einem Vierteljahrhundert gestorben ist. „Geliebt bist du einzig, wo du schwach dich zeigen darfst, ohne Stärke zu provozieren“, sagt Theodor W. Adorno. Sich schwach zeigen zu dürfen: Die Urszene dafür ist ein kleines Kind, das sich wehtut und weinend in die Arme der Mutter läuft. Zärtlich wird es umschmiegt, sanft wird auf die schmerzende Stelle gepustet. Das Kind empfängt Küsse. Der Mensch, bei dem ich mich mit meiner Schwäche zu erkennen geben darf, der mich in diesem Augenblick vorbehaltlos in die Arme nimmt, liebkost und mich zu verstehen sucht, das ist der Mensch, der mich liebt. Und so ist für mich auch Gott! Auch dieser regressive Anteil einer Liebesreligion findet sich in der Bibel: Gott tröstet wie eine liebevolle Mutter. „Ich will euch trösten wie einen seine Mutter tröstet!“ Diesem Vers aus Jesaja 66 hat Johannes Brahms - auch im Gedenken an seine Mutter - eine wunderbare musikalische Gestalt verliehen in seinem „Deutschen Requiem“. „Die Größe des Menschen ist es Gottes zu bedürfen.“ (Augustinus) Gott ist das lebendige Gegenüber meiner tiefsten Sehnsucht. Freitag, 16. Juni 2017 Ich glaube an die Kraft des Betens. Wenn wir beten, „Dein Wille geschehe wie im Himmel so auf Erden“, so erwarte ich nicht, dass Gott eingreift und, sich wie Superman vom Himmel schwingend, alles in Ordnung bringt. Eher stimme ich als Betender ein, selbst verfügbar zu sein: Gottes Wille geschehe unter uns. Gott wirke in uns und durch uns. Nur die Erfahrung ist, ich stehe mir oft selbst im Wege. Ja, im Gebet wächst manchmal innere Klarheit, ich bin motiviert Gutes zu tun, liebevoll und friedlich zu handeln. Und ich werde dann doch von irgendwo anders her gesteuert, aus dem Unterbewussten, oft, weil ich mal gekränkt wurde und dann sind da noch all die eingefahrenen Muster. Jesus sagt einmal: „Des Menschen Feinde sind seine eigenen Hausgenossen.“ Friedfertigkeit beginnt damit, zu erkennen: Ich habe einen blinden Fleck. Der gute Wille reicht nicht. In mir tun sich auch Abgründe auf. Ich bin im Inneren oft ungeordnet und in mir selbst gefangen. Beten heißt, sich Gott vertrauensvoll zu öffnen: „Schaffe du in mir ein reines Herz!“, sagt ein Psalmbeter. (vgl. Psalm 51,12) Nur, wer das Leiden daran kennt, es nicht zu schaffen, Gutes zu, entwickelt eine verständnisvolle Haltung gegenüber anderen, die auch unzulänglich sind, jeder und jede auf seine und ihre Weise. „Gott ist nahe denen, die zerbrochenen Herzens sind und hilft denen, die ein zerschlagenes Gemüt haben“, heißt es auch in den Psalmen (Psalm 34, 19). Die verwandelnde Kraft aus Gottes heilsamer Nähe erfahren Menschen, die sich eingestehen können, wie bedürftig sie sind. Sie erfahren, zu scheitern und werden immer offener für Gott. Beten heißt in Gott hinein kapitulieren (Karl Rahner) - und die Erfahrung machen: Gott liebt mich zu Recht. Evangelische Kirche im NDR – www.ndr.de/kirche

Wer, geübt im Gebet, an jedem Ort und zu jeder Zeit, Zugang zu diesem inneren Resonanzraum gewinnt, lernt auch das zu ertragen, was widersprüchlich ist, bei mir selbst und bei anderen. Dann kann man auch friedfertiger miteinander umgehen. Beten wirkt auf diese Weise reinigend und therapeutisch. Im Training für gewaltfreie Kommunikation habe ich gelernt: Das ist der Dreh- und Angelpunkt. Ist es das, was die Bibel meint mit: „Liebe deinen Nächsten wie dich selbst!“? Gott hilft mir im Gebet, mit mir selbst ins Reine zu kommen und macht mich dadurch erst beziehungs- und liebesfähig. Samstag, 17. Juni 2017 „Solidarität ist die Zärtlichkeit der Völker.“ An diesen Ausspruch des Arztes und Revolutionärs Ernesto Che Guevara denke ich an diesem Tag. Der 17. Juni wurde bis zur Wende im Westen als „Tag der deutschen Einheit“ gefeiert. Für mich war das immer ein herrlicher Feiertag im Frühsommer - ich habe erst spät gelernt, dass er an den Arbeiteraufstand in der DDR im Jahr 1953 erinnern sollte. Das biblische Verständnis von Liebe kann man nicht begrenzen auf die persönlichen und familiären Beziehungen; zur „Familie Gottes“ gehören prinzipiell alle Menschen, die Nächsten, die Fremden, ja, auch die Feinde. Gott ist ein „Liebhaber des Lebens“ insgesamt, heißt es in der Bibel und auch: Die Schöpfung ist schön „... und siehe, es war sehr gut“ (vgl. Weisheit Salomonis 11, 26). Das hier verwendete hebräische Wort „tov“ („gut“) hat auch die Bedeutung „schön“. Das biblische Ur-Elternpaar Adam und Eva symbolisiert eine in unterschiedliche Kulturen und Herrschaftsbereiche aufgespaltene Menschheit: Wir kommen alle aus einer Familie. Wir haben einen gemeinsamen Ursprung. Am sechsten Schöpfungstag werden die Tiere erschaffen und dann der Mensch. Anders als in den Mythen der Fruchtbarkeitsreligionen, heißt es in der Bibel: Mann und Frau, unterschiedlich und bezogen aufeinander, sind Mensch. Gemeinsam werden sie beauftragt, das Leben zu beschützen und zu entwickeln; sie sind „Ebenbild Gottes“. Im Hebräischen stehen an dieser Stelle zwei Begriffe: „Zälam“ und „demut“. Darum heißt es in manchen Übersetzungen „Ebenbild“ und „Gleichnis“. Die beiden hebräischen Worte haben Wurzeln in der altägyptischen Sprache. Unter Verwendung dieser Worte wird im alten Ägypten dem Pharao exklusiv zugesprochen, Statthalter Gottes auf Erden zu sein. Wenn nun gemäß der Bibel den Menschen insgesamt, Frauen wie Männern, diese Würde verliehen wird, Bevollmächtigte Gottes zu sein, dann ist das eine Revolution: Erstmals in der Geschichte der Menschheit leuchtet die Ebenwürdigkeit aller Menschen auf. Die von Gott verliehene Macht haben sich Frauen und Männer zu teilen. Gott segnet Mann und Frau und beauftragt sie, das Leben zu entwickeln. Der Mensch trägt die Verantwortung. Der jüdische Philosoph Hans Jonas nennt es in seiner Ethik für das technische Zeitalter: „Das Prinzip Verantwortung“. Als Erster bezieht er das Wohl zukünftiger Generationen mit in die ethische Abwägung, was zu tun und was zu lassen ist, ein: „Mit dem Wandel der Technik muss die Ethik zur „Fernstenliebe“ werden.“ In der ökologischen Bewegung gewinnt das Prinzip Verantwortung seit 50 Jahren politische Gestalt. Ein enormer Bewusstseinswandel hat sich schon vollzogen. Und dennoch sind Menschen nach wie vor unerträglich rücksichtslos gegenüber dem Leben. Der Genfer Soziologe und Globalisierungskritiker Jean Ziegler legt in einem Interview ein erstaunliches Glaubensbekenntnis ab: “Ich glaube an die Auferstehung, an die Transzendenz, dass die Kraft der Liebe von irgendwoher kommt, dass das nicht irgendein psychonervöses, pathologisches Ereignis in meinem Nervensystem ist, und dass diese Kraft die Welt verändern wird. Ich glaube auch an die Menschwerdung des Menschen, und jeder sollte, wenn er kann, dazu beitragen.“ Evangelische Kirche im NDR – www.ndr.de/kirche