DIE MARKE ARBEITGEBER IM NETZ WIE ARBEITGEBER IM SOZIALEN INTERNET ZU EINER MARKE WERDEN

Von Christina Grubendorfer und Holger Schmitz

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Zusammenfassung: Arbeitgeber vergeben die Chance auf Markenbildung Um dem Fach- und Führungskräftemangel zu begegnen, investieren Unternehmen immer mehr in ihre Employer-Branding-Aktivitäten. Sie wollen als Arbeitgeber zur Marke werden, um Menschen anzuziehen und zu begeistern. Dabei setzen sie auch immer mehr auf Social Media, um mit Berufseinsteigern und jungen Fachkräften der Generation Y Beziehungen aufzubauen. Doch was braucht es, um als Arbeitgeber im Social Internet zu einer Marke zu werden? Wie gelingt es, zentrale Botschaften wirksam zu vermitteln statt sich in belanglose Konversationen zu verstricken? Wer sich Arbeitgeberaktivitäten auf Social Media-Plattformen wie Facebook anschaut, erhält schnell den Eindruck, dass große Chancen vergeben werden. Arbeitgeber bemühen sich mit teils aufwendig realisiertem Content, das Interesse bei potenziellen Mitarbeitern zu wecken. Dieser Content stellt auch häufig eine klare Verbindung zu zentralen Botschaften der Arbeitgebermarke her und transportiert diese mit kreativer Energie. Doch die besondere Stärke von Social Media liegt in der spontanen und authentischen Konversation zwischen „Markenbotschaftern“ und Nutzern, z.B. in Dialogen auf Facebook. Gerade hier geht der Arbeitgeberkommunikation oft die Puste aus. Konversationen ergehen sich in banalem, austauschbarem Gute-Laune-Geplauder, die Themen der Arbeitgebermarke spielen keine Rolle. Haben die Social Media-Teams die Positionierungen und Botschaften ihrer Arbeitgeber nicht genügend verinnerlicht, um in spontanen Dialogen mit ihren Inhalten improvisieren zu können? Oder wollen die Social Media-Teams die Themen der Arbeitgebermarken lieber nicht zu sehr strapazieren, weil sie wissen, dass zwischen den Hochglanzbildern und der Realität im Arbeitsalltag eine Lücke klafft? Stehen sie nicht hinter dem, was ihr Arbeitgeber nach außen verspricht? Oder erleben sie es selbst schlichtweg nicht und können es deshalb nicht spontan in ihre Konversationen einbauen? Eine andere Erklärung wäre, dass absichtlich darauf verzichtet wird, die Arbeitgeberpositionierung über Social Media zu stärken, um möglichst echt und persönlich rüberzukommen.

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So oder so besteht für die Verantwortlichen der Arbeitgeberkommunikation großer Handlungsbedarf, wenn sie das Potenzial von Social Media für den Aufbau ihrer Arbeitgebermarken wirklich nutzen wollen: Entweder gilt es, ihre Arbeitgeberpositionierung enger mit der Realität in den Organisationen zu verbinden, so dass authentische Konversationen möglich werden. Oder die Social Media-Teams brauchen mehr Unterstützung dabei, ihre Arbeitgebermarken in der freien Konversation zu transportieren. Und letztlich: wo ein Wille, da ein Weg.

Inhalt 1. Arbeitgebermarken entstehen durch klare Positionierung und konsistente Kommunikation 2. Im digitalen Rauschen den Fokus nicht verlieren! 3. Was macht Arbeitgeberkommunikation in Social Media so besonders? 4. Beispiele für Social Media-Aktivitäten von Arbeitgebern: Content und Konversationen 5. Fazit der Bestandsaufnahme: Arbeitgeberkommunikation im Social Web vergibt Chancen, vor allem in Konversationen 6. Tipps für Arbeitgebermarken im Social Internet

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1. Arbeitgebermarken entstehen durch klare Positionierung und konsistente Kommunikation Wie wird ein Arbeitgeber zur Arbeitgebermarke? Durch fokussierte Antworten auf essenzielle Fragen: Was macht uns als Arbeitgeber im Kern aus? Worin liegt der besondere Unterschied in unserer Unternehmenskultur zu anderen Arbeitgebern? Welche zentralen Versprechen geben wir unseren Mitarbeitern? Die besondere Identität eines Arbeitgebers gilt es durch eine klare Positionierung herauszuarbeiten. Diese legt den Grundstein für jegliche Kommunikation. Jede noch so kreative Idee muss sich stets daran messen lassen, wie gut sie geeignet ist, die Arbeitgeberpositionierung zum Leben zu erwecken. Im Zweifel lieber weglassen: Denn alles was nicht passt, verwässert oder schadet der Arbeitgebermarkenbildung. Damit der Arbeitgeber von seinen Zielgruppen auch wie gewünscht wahrgenommen wird, muss er sich in seiner Kommunikation fokussieren und immer wieder Botschaften senden, die seine Positionierung stützen – und das selbstverständlich konsistent über alle Kanäle. So wie zum Beispiel IKEA als Arbeitgeber auf seiner deutschen Karrierewebsite postuliert: „Wir glauben an Menschen.“ Auch wenn dadurch keine eindeutigen Rückschlüsse auf die Arbeitgeberpositionierung machbar sind, verfolgt IKEA diese Botschaft konsequent. Auf Facebook werden Studienabbrecher angesprochen: „Ist Dir die Uni zu theoretisch? Dann mach doch gleich im Handel Karriere!“. IKEA glaubt an Menschen, auch wenn sie nicht den perfekten Lebenslauf mitbringen. Die Botschaft zieht sich konsistent durch den IKEA-Arbeitgeberauftritt.

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2. Im digitalen Rauschen den Fokus nicht verlieren! Um mit den jungen Fachkräften der Generation Y auf dem Arbeitsmarkt in Beziehung zu treten, setzen viele Unternehmen auf Social Media-Kanäle wie Facebook, Twitter oder YouTube. Sie hoffen, im direkten Dialog frühzeitig wertvolle Beziehungen zu potenziellen Bewerbern herzustellen. Doch Social Media ist ein schnelles Spiel auf einem sehr unübersichtlichen Spielfeld, oder eher noch: auf sehr vielen Spielfeldern gleichzeitig. Inwiefern gelingt es Arbeitgebern in der Vielzahl der möglichen Kommunikationsplattformen die Botschaften ihrer Arbeitgeberpositionierung konsistent zu vermitteln? Falls sie auf Facebook „A“ sagen, über YouTube-Videos „B“ vermitteln und auf kununu „C“ von sich behaupten, entsteht ein konfuses Bild des Arbeitgebers oder auch keins. Nur wenn ein potenzieller Bewerber an allen Berührungspunkten mit dem Arbeitgeber auf die gleichen Botschaften trifft, formt sich in seinem Kopf ein Bild, das die Chance hat, zu einer Marke zu werden. Deswegen sollte ein Arbeitgeber nur so viele Social MediaKanäle aktiv bespielen, wie er wirklich mit voller Konzentration betreuen kann. Denn lieber über wenige Touchpoints ein konsistentes Bild vermitteln, als auf vielen Plattformen präsent zu sein und einen diffusen Eindruck zu hinterlassen.

Abbildung: Es gilt, viele Social Media-Kanäle konsistent zu bespielen

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3. Was macht Arbeitgeberkommunikation in Social Media so besonders? Social Media lebt aus der Kombination von Content und Konversation. Über den Content kommt man ins Gespräch und über das Gespräch entsteht eine Beziehung. Die Gespräche sind es, die Social Media so wertvoll und auch so anspruchsvoll machen. Content bedeutet in der Arbeitgeberkommunikation meist, dass Unternehmen Inhalte ins Netz stellen, mit denen sie sich als Arbeitgeber präsentieren. Diese Inhalte können sie vorbereiten und planen. Doch sobald sie diese publizieren, geben sie sie frei für Konversationen, die daraus entstehen. Diese ergeben sich spontan und sind nicht mehr planbar. Konversationen entstehen ebenfalls, wenn User einen Arbeitgeber unabhängig von dessen Content ansprechen, zum Beispiel wenn sie auf Facebook Fragen zum Bewerbungsprozess stellen. Außerdem gibt es in der Arbeitgeberkommunikation Konversationen, in denen User über einen Arbeitgeber reden, ohne ihn direkt anzusprechen. Konversationen sind die Währung, die den Erfolg beim Einsatz von Social Media bemessen. Denn Konversationen machen Botschaften sichtbar, tragen sie weiter und geben ihnen damit den entscheidenden Wert. Neben dieser großen Chance liegt in den heiß begehrten Reaktionen auf den Content auch ein Risiko, denn eine lebendige Konversation kann sich auch gegen einen Arbeitgeber richten. Wenn eine negative Diskussion in Social Media hochkocht und sich die Stimmung massiv gegen ein Unternehmen (oder auch eine Einzelperson) wendet, spricht man von einem „Shitstorm“. Doch viel wahrscheinlicher ist es, dass nichts passiert, der Content nicht in Konversationen gelangt. Über den Wert eines Contents entscheidet schon lange nicht mehr der Absender. Viel gut gemeinter und mit hohem Aufwand

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aufbereiteter Content erzeugt gerade in der Arbeitgeberkommunikation nur sehr minimale Reaktionen bei den Usern. Das liegt wohl daran, dass Menschen sich nur in bestimmten Phasen ihres Lebens aktiv für Arbeitgeber interessieren. Nämlich immer dann, wenn sie Ausschau nach einem neuen Job halten. Auch könnte die geringe Kommentierung daran liegen, dass sich Jobsuchende nicht öffentlich zeigen möchten, zum Beispiel wenn sie noch in einem aktiven Arbeitsverhältnis stehen. Fest steht, Konversationen sind nicht kontrollierbar. Was mit dem Content geschieht, bleibt jedes Mal wieder spannend. Abbildung: Durch Konversationen können Botschaften der Arbeitgebermarke weite Kreise ziehen

Über den Erfolg der Arbeitgeberkommunikation in Social Media entscheiden die User, jenseits der Kontrolle der Unternehmen. Deswegen ist es für Arbeitgeber umso wichtiger, klare Signale zu senden und immer konsistent im Sinne der eigenen Positionierung zu agieren und zu kommunizieren. Das bedeutet selbstverständlich auch, in der Arbeitgeberkommunikation nichts vorzuspielen, was nicht der Realität entspricht. Wer als Arbeitgeber etwas vortäuscht, agiert in Social Media immer mit dem Risiko, dass leere Versprechen auffliegen. So lassen sich keine entspannten und authentischen Konversationen führen.

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4. Beispiele für Social MediaAktivitäten von Arbeitgebern: Content und Konversationen Beispiel dm Drogeriemarkt: Ein Spiel transportiert eine zentrale Botschaft des Arbeitgebers. Die Gewinner tragen diese Botschaft weiter Eine zentrale Botschaft des Arbeitgebers dm ist die Vielfalt der Aufgaben in der Arbeitswelt von dm. Auszubildenden und Studenten dualer Studiengänge verspricht dm ein „Erlebnis Ausbildung“. Diese Vielfalt der Aufgaben bei dm kann der Facebook-Nutzer über das interaktive Spiel „Drogisten Challenge 2013“ erleben. Wer z.B. Babys beruhigt, Männern die Brusthaare rasiert oder die handwerkliche Qualität von Fotos gut einschätzt, kann in der Drogisten-Challenge Pflegeprodukte der dm Hausmarke gewinnen, personalisiert mit eigenem Bild des Gewinners oder der Gewinnerin. dm gelingt der Transfer von Content in Konversationen: Gewinner der personalisierten Pflegeprodukte berichten über ihre Gewinne im Internet und transportieren dabei die Botschaften von dm weiter. So schreibt z.B. die Bloggerin „Kleines Pony“ in ihrem Blog „Man musste bei dieser Challenge verschiedene kleine Aufgaben, die in einem Drogeriemarkt anfallen, erledigen. ...Ich bin jedenfalls jetzt ein Hautversteher, Fotoexperte, Babycoach, Trendsetter.....“.

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Beispiel DATEV eG: Unternehmensinterne Ereignisse sind ideale Belege für Botschaften der Arbeitgebermarke Das Softwarehaus DATEV positioniert sich als Arbeitgeber über den „Raum zum Gestalten“. Denn über ihre Softwareprodukte gestalten die Mitarbeiter der DATEV die Zukunft einer Vielzahl deutscher und internationaler Unternehmen mit. Damit die DATEV-Mitarbeiter Zukunftsgestalter sein können, sollte die Arbeitswelt bei DATEV auch agiles Arbeiten ermöglichen. Ganz in diesem Sinne baut DATEV derzeit einen neuen Standort für die 1.800 Mitarbeiter in der Softwareentwicklung, der durch eine offene und flexible Arbeitsumgebung gute Bedingungen schafft, um innovative Lösungen zu kreieren. Im DATEV Karriere-Blog wird dieses Bauvorhaben auch externen Interessengruppen vorgestellt, und über die Überschrift „Zukunftsgestaltung des Entwicklungsbereiches“ wird ein klarer Bezug zur Arbeitgebermarke hergestellt. DATEV nutzt interne Aktivitäten und Maßnahmen, die das Unternehmen im Sinne seiner Arbeitgeberpositionierung durchführt, für seine externe Arbeitgeberkommunikation. Ein weiteres Beispiel: Im Herbst 2013 trafen sich rund 1.400 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Produktentwicklung zum DATEV Entwicklertag und tauschten sich zu aktuellen Themen und Trends der IT-Welt aus. Eine Veranstaltung ganz im Sinne der Arbeitgeberpositionierung von DATEV, die per Facebook über Posts und einen Film begleitet wird. So erhalten potenzielle Bewerber einen Eindruck davon, wie Entwickler bei DATEV Zukunft gestalten.

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Beispiel Bertelsmann: Ein Hingucker – aber für die Arbeitgebermarke eher nicht von Vorteil Woran denken Sie, wenn Sie sich das Arbeiten bei Bertelsmann vorstellen? Vielleicht an smarte Medien-Manager und –Managerinnen im Anzug oder Kostüm? Mit diesem Image bricht Bertelsmann Career auf Pinterest mit einer Foto-Pinnwand zum Jogginghosen-Tag bei Bertelsmann. Auch wenn wir nicht wissen, wie Bertelsmann sich auf dem Arbeitsmarkt positionieren möchte: Es steht zu vermuten, dass der Jogginghosen-Tag nicht unbedingt auf diese Positionierung einzahlt. Dieses Beispiel zeigt sehr gut, dass Social Media in der Arbeitgeberkommunikation dazu verleiten kann, über die Begeisterung für das Medium und die kreativen Interaktionsmöglichkeiten aus den Augen zu verlieren, wofür der Arbeitgeber stehen möchte und welches seine zentralen Botschaften sind.

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Beispiel Deutsche Telekom #1: Aufwändige Generierung von Content für die Arbeitgeberkommunikation in Social Media Die Deutsche Telekom beschreibt sich selbst als Arbeitgeber, der seinen Mitarbeitern eine „Great Experience“ bietet. Ganz im Sinne dieses Anspruches hat die Telekom 2013 unter dem Motto „Leave Your Mark“ eine Roadshow für Berufseinsteiger durchgeführt. 12 Tage lang tourte ein Team der Deutschen Telekom im Bus durch Deutschland. An jeder Station der Tour wurde ein anderes besonderes Erlebnis geboten. Mal war es der Besuch in einem Rechenzentrum der Telekom, mal ein gemeinsamer Innovationsworkshop zu Multimedia-Systemen in Autos oder ein Konzertbesuch. Die „Leave Your Mark“-Tour bietet viele Anknüpfungspunkte, um eine Verbindung zu dem Arbeitgeberthema „The Great Experience“ zu schaffen. Die Deutsche Telekom bespielt lehrbuchmäßig die gesamte Social Media-Klaviatur mit begleitendem Blog, YouTube-Videos, Facebook und Twitter. Die Tonalität der Social Media-Berichterstattung ist geprägt von Spaß, Stimmung und guter Laune. Da wird auch schon mal morgens im Bus getanzt oder Teilnehmer präsentieren ihre frisch gestochenen Tatoos mit einem Bier in der Hand - dazwischen immer wieder Bilder von Zukunftstechnologien der Telekommunikation. Die „Leave Your Mark“-Tour präsentiert sich als Mischung aus lockerer Party– Tournee und Einblicken in eine hochmoderne Arbeitswelt. Alles zugeschnitten auf die vielzitierten Wünsche der Generation Y und auch bestimmt eine „Great Experience“ für alle Beteiligten. Ob diese Tour die Arbeitsrealität der Deutschen Telekom authentisch widerspiegelt oder eher aufwendig inszeniert, was potenzielle Bewerber sich alles so wünschen? Das können wohl nur die Mitarbeiter der Deutschen Telekom beurteilen.

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Beispiel Deutsche Telekom #2: Gute-Laune-Konversation statt Vermittlung zentraler Botschaften Vermittelt die Deutsche Telekom ihr Arbeitgeberthema „Great Experience“ auch in Konversationen auf Facebook? Leider vergibt das Social Media-Team der Deutschen Telekom hier Chancen. Eine Beispiel: Eine Facebook-Nutzerin schreibt dem Telekom-Karriere-Team: „Hi liebes Telekom-Team, ich habe die Hürden vom Einstellungs- und Auswahlverfahren erfolgreich genommen und darf nun feierlich verkünden, dass ich mich freue, ein kleiner Teil des großen T‘s zu werden.“ Das Telekom-Karriere-Team freut sich mit ihr und antwortet: „Das ist toll! Glückwunsch! Wir möchten Dich ganz herzlich in der magenta-Familie willkommen heißen! Dann kann das neue Jahr ja kommen. Wir wünschen Deiner Familie und Dir eine frohe Weihnachtszeit.“ Wäre dies nicht die perfekte Gelegenheit gewesen, einen Bezug zur Arbeitgeberpositionierung der Telekom herzustellen? Welche „Great Experience“ erwartet die neue Kollegin nun? Ein paar Hinweise in diese Richtung können die Vorfreude auf den neuen Job noch steigern und gleich die richtigen Erwartungen wecken – und für alle anderen Facebook-Nutzer, die diesen Beitrag lesen, das Profil der Arbeitgebermarke Telekom schärfen. Dies ist ein ganz typisches Beispiel, wie in Social Media Gute-Laune-Konversationen die eigentlichen Botschaften der Arbeitgebermarken dominieren.

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Beispiel Commerzbank #1: Die Positionierung wird in der Konversation verwässert. Die Commerzbank positioniert sich als Arbeitgeber, bei dem Erfolg Mannschaftssport ist. Für die Arbeitgeberkommunikation ergibt sich daraus die Aufgabe, die Botschaft vom Mannschaftssport konsistent bei allen passenden Gelegenheiten zu platzieren. Doch in den Konversationen des CommerzbankCareer-Teams ist diese Botschaft nicht so präsent, wie sie sein könnte. Ein Beispiel:

Eine Bachelor-Absolventin fragt das Commerzbank-Career-Team: „Hallo, ich interessiere mich für das Trainee-Programm der Commerzbank ... Ich habe einen BA-Abschluss mit der Note 2,0, habe 7 Semester dafür studiert, leider habe ich nur das Pflichtpraktikum gemacht und dies nicht in einer Bank. Lohnt es sich damit überhaupt, sich bei der CB zu bewerben oder braucht man sich da keine Hoffnungen zu machen?“. Die Commerzbank Career antwortet sehr ermutigend „Aber - na klar „lohnt“ es sich, sich bei uns zu bewerben! Bei uns geht es bei unseren Bewerbern nicht nur um harte Fakten wie die Noten oder Anzahl der studierten Semester. Viel wichtiger ist uns, dass du vielfältige Erfahrungen gesammelt hast und auch mal Lust hast, über „den Tellerrand“ hinauszuschauen.“ Es wird zwar substanziell geantwortet, dennoch wird hier eine Steilvorlage nicht verwandelt: Das Career-Team verschenkt in dieser Konversation die Chance, ihre zentrale Botschaft der Arbeitgebermarke zu platzieren. Wenn Arbeiten bei der Commerzbank „Mannschaftssport“ bedeutet, läge es da nicht nahe, der BachelorAbsolventin zu sagen, dass die Commerzbank bei der Auswahl neuer Mitarbeiter

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sehr darauf achtet, ob jemand im Team Erfolge erzielen kann? Diese Aussage hätte der Absolventin eine gute Möglichkeit geboten, sich zu fragen, ob sie wirklich zur Commerzbank passt. Und andere Leser dieses Dialoges hätten einen klareren Eindruck davon erhalten, wofür die Commerzbank als Arbeitgeber steht. Immer vorausgesetzt, die Arbeitgeberbotschaft von Erfolg als Mannschaftssport entspricht auch der Realität in der Commerzbank. Beispiel Commerzbank #2: Eine kritische Diskussion unkommentiert ausgesessen Ein Beitrag zum Arbeitsbeginn des neuen Azubi-Jahrganges 2013 der Commerzbank löst eine heftige Diskussion auf der Karriere-Fanpage der Commerzbank auf Facebook aus. Einige Nutzer mokieren sich: „Ihr werdet nach der Ausbildung eh alle nicht übernommen!“, was weitere Nutzer mit dem Argument füttern: „Abbau weiterhin bis 2016 geplant. Heute schlechte Quartalszahlen.“ Andere Nutzer allerdings, Azubis und Mitarbeiter der Commerzbank, verteidigen ihren Arbeitgeber mit „Wer eine gute Ausbildung macht, hat auch gute Chancen auf eine Übernahme“. Unterm Strich bleibt für den Betrachter der Eindruck eines „Unentschieden“. Eine schwierige Situation für das Facebook-Team von Commerzbank Career. Wie reagieren? Die Commerzbank hat den Weg des geringsten Widerstandes gewählt und sich in die Diskussion nicht eingemischt. Damit hat sie einerseits das Risiko umgangen, selbst in der Diskussion angegriffen zu werden oder verbindliche Aussagen zu machen, die später gegen die Commerzbank verwendet werden können. Das Career-Team überlässt es den einzelnen Mitarbeitern, die Ehre ihres Arbeitgebers zu retten. Was sie ja auch tun. Andererseits bleibt der Eindruck, die Commerzbank „drückt sich“ vor einer klaren Aussage. Wie wäre es, wenn das Career-Team sich dazu geäußert hätte, nach welchen Kriterien Azubis übernommen werden? Dies fördert die Transparenz und kann auch genutzt werden, um das Profil der Arbeitgebermarke zu schärfen. So könnte es ja zum Beispiel sein, dass im Sinne von „Erfolg ist Mannschaftssport“, die Azubis übernommen werden, die sich als besonders starke Teamplayer erweisen und besonders stark zum Erfolg des eigenen Teams beigetragen haben. Damit das Career-Team auf Facebook entsprechend schnell reagieren kann, wäre es allerdings hilfreich, die Position der eigenen Arbeitgebermarke zu kritischen Punkten zu kennen und intern geklärt zu haben, bevor solche Diskussionen entstehen.

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5. Fazit der Bestandsaufnahme: Arbeitgeberkommunikation im Social Web vergibt Chancen, vor allem in Konversationen Arbeitgeber bemühen sich mit teils aufwendig realisiertem Content, das Interesse bei potenziellen Mitarbeitern zu wecken. Dieser Content stellt auch häufig eine klare Verbindung zu zentralen Botschaften der Arbeitgebermarke her und transportiert diese mit kreativer Energie. Doch die besondere Stärke von Social Media liegt in der spontanen, ungeplanten und damit auch wahrscheinlich authentischen Konversation zwischen „Markenbotschaftern“ und Usern, z.B. in Dialogen auf Facebook. Gerade hier geht der Arbeitgeberkommunikation oft die Puste aus. Konversationen ergehen sich in banalem, austauschbarem Gute-LauneGeplauder, in dem die Themen der Arbeitgebermarke keine Rolle spielen.

6. Tipps für Arbeitgebermarken im Social Internet Content: Es geht um klare Botschaften, nicht um Aufmerksamkeit um jeden Preis )) Wenn es keine klare Positionierung als Arbeitgeber gibt, droht Social-Media-Wildwuchs (zum Beispiel „Jogginghosentag bei Bertelsmann“). )) Übersetzen Sie zentrale Botschaften der Arbeitgebermarke bewusst in Anlässe für Interaktion und Konversation (zum Beispiel „dm Drogisten Challenge“). )) Schaffen Sie intern Leuchttürme Ihrer Arbeitgebermarke, die Sie auch nach außen kommunizieren können. Keine falsche Zurückhaltung dabei, Internes nach Außen zu kommunizieren (zum Beispiel „DATEV Entwicklertag 2013“).

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)) Und wenn eine Idee noch so viel Aufmerksamkeit und Konversationen generieren kann – sie darf die Positionierung als Arbeitgeber nicht konterkarieren und sollte nur Mittel zum Zweck sein, um zentrale Botschaften zu transportieren (zum Beispiel ‘Leave Your Mark Tour‘ der Deutschen Telekom“). Konversationen: Machen Sie Ihr Social Media-Team sprachfähig! )) Stellen Sie sicher, dass das Social Media-Team Ihre Arbeitgeberpositionierung kennt, inhaltlich durchdringt und in der Lage ist, spontan in ganz unterschiedlichen Situationen eine Beziehung dazu herzustellen. )) Sensibilisieren Sie sich dafür, dass es bei Facebook & Co darum geht, auch in Konversationen gezielt und konsistent Botschaften über den Arbeitgeber zu platzieren - nicht um beliebigen Gute-Laune-Talk. )) Reflektieren Sie immer wieder, wo mögliche Kritikpunkte an Ihnen als Arbeitgeber liegen können und welche Position Sie im Sinne Ihrer Arbeitgebermarke dazu einnehmen und kommunizieren wollen. )) Üben Sie das Improvisieren auf der Grundlage Ihrer Arbeitgeberpositionierung!

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Über die Autoren: Christina Grubendorfer war eine der ersten, die das Thema Employer Branding auf die Agenda der Unternehmen in Deutschland setzte. In ihren Beratungsmandaten hat sie früh erkannt, dass die Kraft einer starken Arbeitnehmermarke von innen, aus dem Unternehmen kommt. Als Beraterin, Trainerin, Coach und Referentin hilft sie Unternehmen, ihre Arbeitskultur und ihre Arbeitgebermarke gemeinsam weiterzuentwickeln. Seit 2009 ist die Diplom-Psychologin geschäftsführende Gesellschafterin der Leadership Equity Association GmbH, einem Beratungsunternehmen für Marke, Führung und Unternehmenskultur. Zuvor machte sie sich als Gründerin und Geschäftsführerin der Deutschen Employer Branding Akademie einen Namen.

Holger Schmitz arbeitet seit fast 15 Jahren als Berater an der Schnittstelle von Marke und Organisationsentwicklung. Er entwickelt für seine Kunden pointierte Arbeitgeberpositionierungen, die in der Unternehmenskultur die echten Schätze identifizieren und als Arbeitgebermarke zum Leuchten bringen. Seit 2009 arbeitet der Diplom-Medienwissenschaftler als Associate bei der LEA Leadership Equity Association GmbH und als Hochschuldozent, zum Beispiel an der Macromedia Hochschule für Medien und Kommunikation.

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