DIE KUNST, UNSERE KONFLIKTE SICHTBAR ZU MACHEN

DIE KUNST, UNSERE KONFLIKTE SICHTBAR ZU MACHEN Nicole Leidenfrost International zertifizierte Mediatorin Fachgruppensprecherin „Kunst und Mediation“ ...
Author: Leon Glöckner
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DIE KUNST, UNSERE KONFLIKTE SICHTBAR ZU MACHEN

Nicole Leidenfrost International zertifizierte Mediatorin Fachgruppensprecherin „Kunst und Mediation“ Mediation DACH e.V. Was hat Kunst mit Mediation zu tun, fragen mich viele und denken dabei an Anwälte, Paragraphen und komplizierte Rechtsgebiete. Das Gebiet der Konfliktbeilegung ist jedoch sehr groß. Als Mediatoren unterstützen wir, laut Mediationsgesetz, eine freiwillige und eigenverantwortliche Konfliktbeilegung. Die Kunst ist dabei ein sehr dankbares Mittel, um das persönliche „Kopfkino“ der Konfliktparteien sichtbar zu machen – und somit die Missverständnisse und Konflikte. Menschen reimen sich vieles insgeheim zusammen, reden aber nicht miteinander. In der Mediation hört man dann erleichternde Ausrufe wie „Und ich habe gedacht, dass...“ Ein Beispiel aus der Mediationspraxis: Es ist ein ganz normaler Bürotag. Das Telefon klingelt ständig, ein Meeting muss vorbereitet werden, Emails warten auf Antwort. Frau Müller ist angespannt. Es wäre alles noch machbar, wenn da nicht die neue Kollegin wäre. Eigentlich ist sie ja ganz nett. Doch statt zu arbeiten, meckert sie nur rum und hat an allem etwas auszusetzen. Frau Müller wird zunehmend gereizter. Dabei ist sie ein sehr ausgeglichener Mensch. Doch die Übellaunigkeit der Kollegin ist für sie sehr anstrengend. Außerdem fängt die Kollegin neuerdings an, das Fenster wieder aufzumachen, obwohl sie es gerade geschlossen hatte. Jetzt wird es Frau Müller zu bunt und sie beklagt sich beim Chef.... Einige Zeit später befinden sich beide in einer Mediation. Der Betrieb muss funktionieren und Streitigkeiten am Arbeitsplatz kosten unnötig viel Zeit, viel Geld und belasten das Betriebsklima.

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Ein kleiner Einblick: Was kostet ein Konflikt einem Unternehmen? Laut Wikipedia werden projektbezogene Konfliktkosten wie falsche Entscheidungen, Sabotage, Diebstahl, verringerte Motivation, Gesundheitskosten, Teamfrustriertheit usw. je nach Projektgröße auf zwischen 50.000 bis 500.000 Euro pro Projekt geschätzt. Wenn man sich aufgrund eines Konfliktes von einem Arbeitnehmer trennt, stehen noch einmal Konfliktfolgekosten im Raum, bedingt durch die Einarbeitung, neue Kooperationen u.v.m. Um diese Kosten zu vermeiden und um die Effizienz einer Zusammenarbeit zu erhöhen, ist eine Mediation wertvoll. Was ist eine Mediation eigentlich? Eine Mediation ist laut Definition ein „vertrauliches und strukturiertes Verfahren, mit dem Parteien mit Hilfe eines oder mehrerer Mediatoren freiwillig und eigenverantwortlich eine einvernehmliche Beilegung ihres Konflikts anstreben.“ Art 1§1 Gesetz zur Förderung der Mediation und anderer Verfahren außergerichtlichen Konfliktbeilegung (MediationsG) . Einfach gesagt: Man setzt sich neue Ziele, redet miteinander und schaut nach vorne. Grundlegend stellt der Mediator die Gesprächsebene wieder her, welche zum Teil abhandengekommen ist und es werden gemeinsame Punkte gesucht, mit denen man eine Zusammenarbeit entwickeln kann. Oft ist es so, dass sich die Medianten (Teilnehmer einer Mediation) nicht mehr verstehen, und das im wahrsten Sinne des Wortes. Bei meinen beiden Damen wird jeder Satz, den Frau Müller von sich gibt, von der Kollegin, nennen wir sie „Frau Schlechtgelaunt“, negativ kommentiert. Ein Außenstehender würde wahrscheinlich das Ganze als „aussichtlos“ bewerten, doch als Mediatorin werde ich neugierig und fange an, meinen Werkzeugkoffer auszupacken. Kunst und Mediation. Mit Kreativität durch verhärtete Fronten Beide Damen fühlen sich durch den Konflikt ziemlich zermürbt, und so beschließe ich erst einmal, einzeln mit ihnen zu arbeiten. Wenn ich eine Mediation annehme, habe ich oft zwei Parteien vor mir, welche erst einmal mediationsfähig gemacht werden müssen. Meistens sind sie schon stark verstrickt in ihren Vorwürfen und der Konfliktpartner hat kaum noch Chancen, etwas richtig zu machen. In einer Mediation nennen wir das „DKB“, das heißt, der andere ist „Dumm, Krank, Blöd oder Böse“.... Das ist die Grundlage, auf der wir starten. Mit einer der beiden Damen fange ich an. Es ist Frau Müller. Ich höre ihr erst einmal zu und fasse das Gesagte wertfrei zusammen. Es hat sich bei Frau Müller schon sehr viel aufgestaut, sodass sie froh ist, gehört zu werden. Sie wirkt erleichtert. Als Frau Müller alles gesagt hat und ich ihre Informationen bezüglich der Mediation verstanden habe, machen wir eine kleine Pause. Frau Müller hat bisher schon einen tollen Job gemacht. Es ist für viele ein neuer Schritt, sich professionell mit einem

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Konflikt auseinanderzusetzen. Oftmals wird ein Konflikt nur erweitert, in dem andere Personen mit einbezogen werden. Es entstehen leicht Koalitionen und keine Lösungen. Ich lade Frau Müller zu einer kleinen, kreativen Theaterübung ein. Wir simulieren eine Mediation, ohne dass Frau Schlechtgelaunt im Raum ist. Es sind also drei Stühle vorhanden. Frau Müller sitzt neben einem leeren Stuhl und ich sitze „beiden“ Damen gegenüber. Für Frau Müller ist es erst etwas ungewohnt, doch dann lässt sie sich auf das Spiel ein. Ich beginne diese Übung, als ob ich eine normale Mediation anleiten würde und Frau Schlechtgelaunt auch auf dem Stuhl sitzt. Es geht erst einmal darum, den klassischen Auftragssatz zu erstellen. Was soll denn das Ziel der Mediation sein und was wollen wir erreichen? Ich gebe die Worte vor „Unser gemeinsames Ziel ist es zu klären, …“ Frau Müller muss versuchen diesen Satz zu vervollständigen. Sie sucht nach Worten. Worum geht es eigentlich? Sie beginnt mir Vorschläge zu machen und ich schreibe ihre Ideen aufs Flipchart. Ihr erster Vorschlag ist „Unser gemeinsames Ziel ist es zu klären, wie wir gemeinsam in dem Büro arbeiten können“. Sie denkt weiter nach und fragt mich, ob sie den Satz noch mal ändern darf. Ich muss lachen. Natürlich, wenn es für sie wichtig ist. Sie bittet mich noch einige Punkte aufzunehmen. Der Auftragssatz lautet jetzt „Unser gemeinsames Ziel ist es zu klären, wie wir gut zusammenarbeiten können und unseren Arbeitsalltag effektiv bewältigen.“ Frau Müller ist damit sichtlich zufrieden. Ich lade sie jetzt ein, den Platz von Frau Schlechtgelaunt einzunehmen und sage ihr, dass ich sie jetzt auch so ansprechen werde. Frau Müller bekommt jetzt etwas Zeit, um sich in die Rolle von Frau Schlechtgelaunt einzufinden. Ich merke wie sich ihre Körperhaltung verändert, ihre Schultern hängen jetzt förmlich. Als Frau Schlechtgelaunt spreche ich sie jetzt an und frage sie, ob sie mit dem erarbeiteten Auftragssatz von Frau Müller einverstanden ist. Ich sehe, dass sie nickt. Wir machen mit der Übung weiter und gehen jetzt zum nächsten Punkt, die „Liste der Positionen“. Frau „Schlechtgelaunt“ bekommt die Aufgabe, auf Metaplankarten alles aufzuschreiben was ihr wichtig ist, um das vorher erarbeitete Ziel des Auftragssatzes zu erreichen. Es sind einige Karten und es entsteht ein buntes Gebilde, welches wir an eine Metaplanwand heften. Ich lese ihr alle Karten vor und frage sie, ob die Karten an der Metaplanwand vollständig sind (Meistens gibt es noch ein Thema, was aufgeführt werden sollte, das auf dem ersten Blick nicht dazu gehört und doch wichtig ist). Auch sie fügt noch eine Karte dazu.

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Frau Müller erlöse ich jetzt erst einmal aus ihrer Rolle und bitte sie, wieder auf ihren Platz zurückzukehren. Nach einem Moment der Ruhe frage ich sie, wie es ihr ergangen ist. Frau Müller sitzt jetzt wieder aufrecht vor mir und ist immer noch etwas verwundert, weil sie eine Schwere gefühlt hat und sie merkte, dass Traurigkeit in ihr hochkam. Sie wirkt etwas irritiert. Ich fragte sie, wie das alles für sie klingt, wenn sie jetzt auf die Metaplanwand blickt. Sie bestätigt die aufgenommenen Punkte und möchte noch einige hinzufügen. Frau Müller hat jetzt die Gelegenheit, alles was für sie wichtig ist, an die Pinnwand zu heften. Es tut ihr sichtlich gut. Jeder hat Platz für seine Themen und in einer Mediation werden diese Themen auch wahrgenommen. Ich bitte Frau Müller zu ihrer Kollegin Frau Schlechtgelaunt zu blicken (leerer Stuhl) und sehe Unbehagen auf ihrem Gesicht. „Was fühlen Sie, wenn Sie zu Ihrer Kollegin schauen?“ frage ich sie. Frau Müller sagt mir, dass sie sich sehr schwer gefühlt hat und als ob sie irgendwie bedrückt ist. Ich frage sie, ob sie Frau Schlechtgelaunt irgendetwas sagen möchte. Frau Müller erschrickt etwas und ich merke, dass sie sich unwohl fühlt. ... Sie hat bemerkt, dass sie sich nie darum gekümmert hat, wie es Frau Schlechtgelaunt persönlich in der Firma geht. Frau Müller war immer vergnüglich mit den altbekannten Kolleginnen zu Mittag gegangen und dachte, dass Frau Schlechtgelaunt irgendwann ihren eigenen Kreis haben wird. Am Anfang hatte sie sich selbst auch ziemlich durchboxen müssen... Ich frage sie, wie sie sich am Anfang gefühlt hat und was sie sich gewünscht hätte. Frau Müller denkt nach. Am Anfang hat sie sich sehr unverstanden und einsam gefühlt, viele Mitarbeiter der Firma waren schon lange dabei... Ich merke, dass Frau Müller viele Eindrücke aus dem Rollenspiel gewonnen hat, welche erst einmal verarbeitet werden möchten. Für heute ist die Mediationssitzung beendet. Frau Schlechtgelaunt erwartet dieselbe Situation. Sie hat Zeit, bei mir ihre Gefühle rauszulassen, die Situation zu beschreiben und erlebt das Theaterspiel in der Rolle von Frau Müller. Abends ist auch sie sehr nachdenklich und beginnt, ihre Position und Ansichten zu überdenken. Beide Damen sind gedanklich in Bewegung und ich beschließe sie für den nächsten Tag zusammenzusetzten. Der Weg zum Konflikt über das Bild Beide Medianten sitzen gemeinsam mit mir in einem Raum. Das Gespräch wird so moderiert, dass alles Gesagte in meine Richtung geht und dass beide Personen mich ansehen, solange die Kommunikation des Konfliktes noch nicht konstruktiv ist.

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Wir legen dieses Mal gemeinsam den Auftragssatz und das Ziel der Mediation fest. Beide Damen sind jetzt schon in Übung. Sie wissen beide, dass sie in einer guten Atmosphäre im gemeinsamen Büro arbeiten möchten und dass ihnen der gegenseitige Respekt und ihre persönlichen Belange wichtig sind. Oftmals liegen die Interessen in einem Konflikt nicht so weit auseinander wie es auf den ersten Blick scheint und ich bin gespannt, welche Wege sich eröffnen werden. Beide Damen diktieren mir nacheinander, was für sie wichtig ist, um das benannte Ziel zu erreichen. Es bringt viel Klarheit in einen Konflikt, wenn die Medianten detailliert darüber nachdenken, worum es eigentlich geht. Frau Müller und Frau Schlechtgelaunt fühlen sich wohl darin, ihre Bedürfnisse zu äußern. Wir zerlegen den Konflikt weiter in kleine Einzelteile. Es geht immer um verletzte Gefühle und unerfüllte Bedürfnisse - auf beiden Seiten. Die Gefühle und Bedürfnisse zu untersuchen und sichtbar zu machen ist einer der spannendsten und wichtigsten Teile der Mediation. Jeder hat die Möglichkeit seine Sichtweise darzulegen und zu erklären, was benötigt wird, um das gemeinsame Ziel zu erreichen, ohne abwertend zu werden. Die Kunst und die Kreativität kommen jetzt zum Zuge. Wie macht man Gefühle sichtbar, so dass man über sie reden kann, ohne direkt betroffen zu sein? Je nach Zielgruppe bekommen die Medianten die Aufgabe mit kreativen Mitteln ihre Situation darzulegen, unter Berücksichtigung des gemeinsamen Ziels. Die Kunst und Kreativität bringen etwas Abstand zum eigentlich Konflikt und es fällt den Medianten leichter, über die Brücke „Bild“ miteinander ins Gespräch zu kommen und die eigenen Gefühle auszudrücken. Dieser Abstand zum eigentlichen Konflikt ist sehr hilfreich, um den klassischen Tunnelblick abzulegen, denn eine Situation sieht mit etwas Entfernung schon ganz anders aus. Anbei eine kleine Auswahl an kreativen Mitteln und der Kunst:   

Mit Dingen, die die Medianten am Strand finden, wird die Situation der jeweiligen Konfliktpartei dargestellt und erklärt. Kunstwerke werden vorgeschlagen, die die Medianten ansprechen und zum Konflikt passen. Aus Postkarten, Überraschungseiern oder anderen Objekten wird eine Visualisierung des Erlebten angestrebt.

Das Ziel der Visualisierung ist die Darstellung der eigenen Gefühlswelt und erlebten Situation, damit man sie vor Augen hat. Im Alltag reden Menschen oft eher übereinander anstatt miteinander. Durch die Verbildlichung des Erlebens werden Missverständnisse aufgedeckt und das gegenseitige Verständnis beginnt sich wiederherzustellen. Man sieht (!) durch die Kunst und Kreativität, wie und worum es

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dem anderen eigentlich geht. Das Kopfkino wird ausgeschaltet und die Welt bzw. der Konflikt sehen auf einmal ganz anders aus... Meine beiden Damen, Frau Müller und Frau Schlechtgelaunt, möchte ich heute etwas malen lassen. Im Raum stehen schon zwei Metaplanwände bereit und es sind Figuren darauf zu sehen. Beide Damen schauen mich erst einmal verwundert und irritiert an. „Was hat das mit unserem Konflikt zu tun?“ rutscht es Frau Schlechtgelaunt heraus. Ich kann mir ein Schmunzeln kaum verkneifen. „Abwarten“ sage ich grinsend und fange an, die Figuren zu erklären. Auf den Figuren stehen Beschriftungen wie, „Das liegt mir im Magen“, „Das mache ich mit links“, „Das habe ich im Auge“, „Das liegt mir am Herzen“, „Das brennt mir unter den Nägeln“, „Das bewegt mich“, „Das stärkt mir den Rücken“, „Das geht mir durch den Sinn“ und „Das habe ich als Basis unter den Füssen“. Frau Müller und Frau Schlechtgelaunt bekommen die Übung erklärt. Jede Dame hat eine halbe Stunde Zeit, sich alleine mit ihrem persönlichen Männchen auseinanderzusetzten, unter Berücksichtigung des Auftragssatzes bzw. Ziels der Mediation, welchen wir zusammen am Vormittag besprochen hatten. Beide Damen bekommen eine halbe Stunde Zeit und einen Bereich für sich. Ich sehe, dass einige Punkte schnell eingetragen werden und dann beginnen sie zu überlegen. Beide Damen sind intensiv damit beschäftigt, nachzudenken und ihre Männchen auszufüllen. Die Stimmung ist gut und konstruktiv. Beide Damen arbeiten gewissenhaft an ihrer Aufgabe. Alle Punkte werden sorgfältig ausgefüllt. Als beide Männchen fertig sind, stelle ich sie nebeneinander. Nacheinander fasse ich die ausgefüllten Punkte zusammen und stelle Fragen. Die Gesprächsebene ist weiterhin sehr konstruktiv. In Frau Müllers Bild steht bei „Das liegt mir im Magen“ die schlechte Stimmung von Frau Schlechtgelaunt. Ich frage Frau Schlechtgelaunt, wie das für sie klingt. Frau Schlechtgelaunt schweigt und ist

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traurig. Ich sehe, dass sie sehr bedrückt ist. Das Schweigen lasse ich im Raum wirken. Frau Müller übernimmt plötzlich das Wort. Sie fragt, ob sie irgendetwas machen kann, das sich Frau Schlechtgelaunt im Büro besser fühlt. Frau Schlechtgelaunt schluckt. Sie sagt, sie fühle sich sehr isoliert. In ihrer alten Firma war schnell eine Gemeinsamkeit gegeben, durch ein crossfunktionales arbeiten in unterschiedlichen Teams und Abteilungen. Sie hatte so die Möglichkeit, schnell die Menschen der Firma und die Abteilungen kennenzulernen. Leider gab es eine Massenentlassung, um mit einem kostengünstigen externen Subunternehmer zusammenzuarbeiten. Frau Schlechtgelaunt wirkt unglücklich. Sie meint, es ist auch sehr anstrengend für sie, sich in die neue Firmensoftware einzuarbeiten. Frau Müller nickt zustimmend. Sie kennt das Gefühl nur zu gut, die interne Software ist auch nicht gut und hat Fehlerquellen, da musste sie selber durch. Das Gespräch zwischen den Damen lasse ich ungestört laufen. Solange der Dialog konstruktiv ist, höre ich zu. Frau Müller fasst sich ein Herz und sieht Frau Schlechtgelaunt direkt an. „Ich wollte Dir sagen, dass ich froh bin, dass Du da bist. Für mich war die Arbeit schon lange nicht mehr schaffbar und über die interne Software klagen viele“. Frau Schlechtgelaunt schaut mit großen Augen zu Frau Müller rüber und ist erst einmal überrascht. Sie kam sich immer selber sehr unfähig vor und hatte den Eindruck, alle können das, nur sie selber ist zu dumm dazu. Sie wusste nicht wie sie damit umgehen sollte und wollte Frau Müller auch nicht andauernd wegen Fragen nerven, weil sie gesehen hat, dass Frau Müller immer sehr viel zu tun hat – allein wenn man die Verantwortlichkeiten sieht. Frau Müller ist für sehr, sehr viel zuständig und sie hat sich schon gefragt, wie sie das schafft. Der Dialog und die gegenseitige Anerkennung tun den beiden Damen sichtlich gut. Ich sehe, dass sich ihre Gesichtszüge entspannen. Der Dialog zwischen den Damen wird Stück für Stück fließender und ich halte mich weiter zurück. Sie fangen an, ihre Männchen gemeinsam zu besprechen und mein Part ist weiterhin, die Grundlage einer geführten Kommunikation zu stellen und Ruhe zu wahren. Irgendwann fangen sie an zu kichern. Frau Müller und Frau Schlechtgelaunt wenden sich beide mir zu, mit einem breiten Grinsen im Gesicht „Dürfen wir gemeinsam etwas malen?“ fragt Frau Schlechtgelaunt. Solange es dem Ziel förderlich ist, stelle ich alles zur Verfügung. Wenn der Heureka kommt, ist die neue Energie kaum zu bremsen. Alles, was vorher gegeneinander lief, geht plötzlich gemeinsam nach vorne. Beide Damen möchten ein kleines Bild für ihr Büro erstellen. Zu sehen ist eine kleine farbige Palmeninsel, mit einer großen Sonne darüber. Sie haben das Bild „Unser Büro“ getauft. Es kommt direkt an die leere Bürowand. Beide Damen erklären mir,

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dass sie eine Erinnerung zum Entspannen in ihrem Büro möchten. Der Alltag darf schon fordernd sein, doch möchten sie sich gegenseitig daran erinnern, dass er nicht Überhand nehmen darf. Frau Müller nimmt Frau Schlechtgelaunt jetzt mit in ihre Kreise in der Kantine. Als kleiner Hinweis, wenn Frau Schlechtgelaunt wieder nörgelig ist, bekommt sie einen Smiley von Frau Müller gemalt. Als Post-it für den Schreibtisch... Ich frage, was wir mit dem Fenster machen.... Beide Damen sind sich jetzt schnell einig. Frau Müller sitzt direkt am Fenster und ist sehr zugempfindlich und deshalb wechseln beide Damen jetzt einfach die Seite. Abschließend stelle ich die Frage, in welchem Zeitabstand beide zu einer Nachbesprechung kommen möchten, um zu kontrollieren, dass der eingeschlagene Weg tragfähig ist und ob etwas nachbesprochen werden muss. Beide Damen meinten nur lachend, wenn wieder eine Gewitterwolke über ihre Büroinsel zieht, dann melden sie sich. Später bekam ich von beiden eine gemeinsame Postkarte geschickt, mit einer großen Sonne darauf „Mit lieben Grüßen von Ihrer Bürogemeinschaft “ Mich hat dieses Ende sehr erfreut. Was beide Damen nicht wissen: Der Chef informierte mich, dass, wenn die Mediation nicht klappen würde, wäre eine von beiden Damen gekündigt worden... Als Fachgruppensprecherin „Kunst und Mediation“ Förderverein Mediation DACH e.V., sehe ich es als meine Aufgabe, Kunst und Kreativität in der Mediation, in die Öffentlichkeit zu tragen. Der Förderverein Mediation DACH e.V. vernetzt Mediatoren und betreibt Öffentlichkeitsarbeit zum Thema „Mediation“. Nicole Leidenfrost international zertifizierte Mediatorin, Business Coach und Trainer, Mimikresonanz® Trainer Künstlerin, Fachgruppensprecherin „Kunst und Mediation“, Mediation DACH e.V. Malerin des Staatsgeschenkes der Bundesrepublik Deutschland an Königin Elizabeth II Kontakt: www.stress-lass-nach.com, www.nicole-leidenfrost.de

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