Die konstruktivistische Perspektive in den Internationalen Beziehungen

Christoph Weller Die konstruktivistische Perspektive in den Internationalen Beziehungen Ein Beipackzettel Papier für den DVPW-Kongreß in Halle, Ad-h...
Author: Andrea Heinrich
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Christoph Weller

Die konstruktivistische Perspektive in den Internationalen Beziehungen Ein Beipackzettel

Papier für den DVPW-Kongreß in Halle, Ad-hoc-Gruppe "Ideelle Grundlagen außenpolitischen Handelns" (IGAPHA), 5. Oktober 2000

1

Einleitung(1)

Jene politologische Teildisziplin, deren Untersuchungsgegenstand die internationale Politik, also präziser die Staatsgrenzen überschreitenden Interaktionen und Kommunikationen politischer Repräsentantinnen und -tanten sind, scheint in einem Transformationsprozeß zu stecken. Je nach Standpunkt sind die Internationalen Beziehungen von einem konstruktivistischen Virus infiziert oder von einer rationalistischen Krankheit befallen, die mit einer konstruktivistischen Selbstmedikation therapiert werden soll, um der Gefahr chronischen rationalstischen - Leidens zu entgehen. Eine Vorstellung und Unterscheidung verschiedener konstruktivistischer Herangehensweisen mitsamt ihrer Konsequenzen als "Beipackzettel" zu konzipieren bedeutet, den zuletzt genannten Standpunkt einzunehmen und nach ein paar einleitenden grundlegenden Hinweisen auf den Stellenwert und die Grenzen medikamentöser Behandlung einer wissenschaftlichen Disziplin die Zusammensetzung und die Anwendungsgebiete vorzustellen, dann die Gegenanzeigen zu dokumentieren und auf die Nebenwirkungen dieser Arznei hinzuweisen, um abschließend einen Dosierungsvorschlag unterbreiten zu können. Die Debatten der vergangenen Jahre in den Internationalen Beziehungen betreffen vornehmlich die Frage, welche Bedeutung nicht-materiellen Faktoren wie Bedeutungszuschreibungen, Ideen, Werten, Identitäten, Normen, Kultur und den

subjektiven Weltsichten der handelnden Akteure bei der Analyse und Erklärung der internationalen Politik zukommen (vgl. Ruggie 1998). Dies ist freilich keine neue Frage für die Internationalen Beziehungen, die schon in früheren Phasen eine große Offenheit zur Einbeziehung kognitiver, psychologischer und soziologischer Faktoren in ihre Erklärungsansätze hatten. Der Kontakt mit der Sozialpsychologie kann sogar als wesentlicher Einfluß dafür gelten, daß sich ein spezifisches Segment der Internationalen Beziehungen in enger Verbindung mit der Friedensforschung zu einer empirischen, theorie-orientierten Wissenschaft entwickelte (vgl. Kelman 1965b: 17; Senghaas 1968: 461, 470; 1969: 216). Die in den 1960er und 1970er Jahren entwickelten Ansätze der Friedensforschung und der Außenpolitik-Analyse hatten wie selbstverständlich soziologische, psychologische und insbesondere kongnitive Faktoren in ihre Theoriekonzepte einbezogen.(2) Aber der Denkschulen-Streit in der IB-Theorie blieb davon weitgehend unbeeindruckt. Militärpotentiale, Hegemoniestrukturen, wirtschaftliche Abhängigkeit und die anarchische Struktur des internationalen Systems schienen so unzweifelhafte Tatsachen der Wirklichkeit zu sein, daß daran zu zweifeln die Gefahr wissenschaftlicher Exkommunikation heraufbeschwören konnte. Dies produzierte einen IB-Materialismus, bei dem bestimmte Annahmen über das internationale System oder die Handlungsorientierung von Staaten den Status von Naturgesetzen annahmen. So blieb den Internationalen Beziehungen - zumindest in den 1980er Jahren - der Blick für die soziale Konstruktion der Wirklichkeit - auch oder gerade jener der internationalen Politik - vornehmlich durch den Ost-West-Konflikt verstellt (vgl. aber Kratochwil/Ruggie 1986; Wendt 1987; Onuf 1989, Kratochwil 1989). Warum entwickelte sich in den Internationalen Beziehungen seit etwa zehn Jahren eine regelrechte Konjunktur sogenannter konstruktivistischer Ansätze? (3) Und wie konnte es kommen, daß insbesondere im angelsächsischen Sprachraum ein "Constructivism" innerhalb weniger Jahre so erfolgreich wird, daß er inzwischen allenthalben als notwendige Ergänzung des lange Zeit dominanten Rationalismus bzw. Ökonomismus gilt (Katzenstein et al. 1998) und inzwischen schon vor einer neuen Orthodoxie gewarnt werden muß (Zehfuß 1998; Kratochwil 2000)? Ich kann hier nicht die wissenschaftsgeschichtliche Entwicklung nachzeichnen (vgl. dazu etwa Ruggie 1998: 862-878), sondern will in einem ersten Teil einige Aspekte benennen, die zum Verständnis des Perspektivenwechsels in den Internationalen Beziehungen beitragen können.

2 Stellenwert und Grenzen medikamentöser Behandlung: Zum Perspektivenwechsel in den Internationalen Beziehungen Wissenschafts- und Theorieentwicklung - das läßt sich besonders gut anhand der Wirkung von Kriegen und insbesondere deren Ende auf die IB-Theorie beobachten geschieht im Kontext historischer Ereignisse und ist zu einem erheblichen Teil Reaktion auf den Wandel der Welt. (4) Neue Phänomene lassen sich nur selten mit den alten Theorien angemessen beschreiben und gut erklären (vgl. Rittberger/ Hummel 1990: 19; Meyers 1993: 421; Ruggie 1993: 139-144): Die wissenschaftliche Beschäftigung mit der internationalen Politik gilt als Kind des Ersten Weltkriegs (Meyers 1997: 325); das Versagen des Völkerbundes führte zu der Auseinandersetzung zwischen Idealismus und Realismus in den 1930er und 1940er Jahren; die Ökonomisierung der Politik in den 1960er und 1970er Jahren hatte die

vielschichtigen Debatten zwischen (Neo-) Realismus und politisch-ökonomischen Ansätzen zur Folge; der zunehmenden Integration und Institutionalisierung in der internationalen Politik folgte die Diskussion zwischen Neorealismus und Neoinstitutionalismus (Baldwin 1993); und auf das Ende des Ost-West-Konflikts reagierten die Internationalen Beziehungen mit einer RationalismusKonstruktivismus-Debatte (Ruggie 1998: 856; Risse 1999: 33; Guzzini 2000: 149f). Doch es ist nicht alleine das realhistorische, sondern auch das wissenschaftsdisziplinäre Umfeld, welches seinen Beitrag zum Perspektivenwechsel in den Internationalen Beziehungen geleistet hat. Durch interdisziplinäre Verbindungen in viele Richtungen sind andere Theoriekonzepte in die IB gelangt, die darin übereinstimmen, daß der Rationalismus eine zu entschiedene theoretische Engführung für Erklärungsansätze der (internationalen) Politik bedeutet. In Soziologie, Medien- und Kommunikationswissenschaft, Ethnologie, Philosophie und Sozialpsychologie, aber auch in den Wirtschaftswissenschaften sind konstruktivistische Perspektiven vielfach schon stärker verbreitet als in der Politikwissenschaft (vgl. Reckwitz/ Sievert 1999). Hier wurden sie vor allem in der Policy-Forschung und in den Internationalen Beziehungen aufgegriffen. (5) Das muß insofern verwundern, als Politische Soziologie oder Politische Kulturforschung beispielsweise aufgrund ihrer Fragestellungen und Theorieansätze viel leichter der interdisziplinären Ansteckung mit dem konstruktivistischen Virus hätten anheimfallen bzw. die konstruktivistische Medizin hätten kennen und einnehmen können. So spielt offenbar die theoretische Herausforderung durch einen sich wandelnden Untersuchungsgegenstand - neben dem teildisziplinären Diskurs in den anerkannten Fachzeitschriften (6) - die entscheidende Rolle dafür, daß andere Teilbereiche der Politikwissenschaft bis heute vom konstruktivistischen Perspektivenwechsel noch viel weniger profitiert haben als die IB (vgl. Nullmeier 1997: 109, 120; 1999: 219). (7) Diese Hinweise auf die Theorieentwicklung und deren Rahmenbedingungen bleiben zwangsläufig holzschnittartig und sagen nichts über den Erkenntnisprozeß, sondern aus-schließlich etwas über Konjunkturen bestimmter Argumentationsfiguren und Begrifflichkeiten. IB-ForscherInnen sind nicht nur Kinder ihrer Zeit, sondern auch Mitglieder einer scientific community, von deren Moden und Trends unser Denken ebenso beeinflußt ist wie von den Rahmenbedingungen der individuellen Wissenschaftskarrieren. (8) Auch unsere heutige Diskussion um den Konstruktivismus sollte in diesem Kontext gesehen werden und kann folglich nicht der Frage nachgehen, welche erkenntnistheoretischen Vorteile konstruktivistische Ansätze auszeichnen, sondern aus-schließlich aufzeigen, welche neuen Perspektiven durch konstruktivistische Herangehensweisen in den augenblicklichen IB-Diskurs eingebracht werden und welche Konsequenzen sich daraus ergeben. (9)

3 Zusammensetzung: Staatskonstruktivismus, Sozialkonstruktivisus, Akteurskonstruktivismus Ähnlich wie die oben genannten strukturellen Wandlungen der Weltpolitik war auch das Ende des Ost-West-Konflikts und insbesondere das diese vorausgehende sogenannte "Neue Denken" in der sowjetischen Außen- und Sicherheitspolitik ein gewissermaßen theoriewidriges Verhalten der Herren Gorbatschow und Shevardnadse, deren Berater offenbar zu viel Eppler, Bahr und Senghaas und zu wenig Waltz gelesen hatten (vgl. Risse-Kappen 1994) und damit die damals

aktuellen Naturgesetze der internationalen Politik auf den Kopf bzw. vom Kopf auf die Füße gestellt hatten (vgl. Wendt 1999: 76). Am Ende der 1980er Jahre wurde dadurch auch jenen IB-TheoretikerInnen, die sich vornehmlich mit Sicherheitspolitik beschäftigten, überdeutlich, daß die Anarchie des internationalen Systems kein Phänomen unserer physikalischen Umwelt ist, sondern nur "what states make of it" (Wendt 1992). Daß Staaten gewillt waren, unterschiedliches daraus zu machen, war hinlänglich bekannt - aber daß es ihnen in einer mehr als vorläufigen, kosmetischen Weise gelingen könnte, das war ein harter Schlag für den IB-Materialismus, dem manche ihrer Vertreter bis heute noch auszuweichen versuchen. Wenn aber die Prämisse der quasi-natürlichen anarchischen Ordnung des internationalen Systems nicht mehr aufrechtzuerhalten war, was bestimmte dann die Struktur des internationalen Systems? Wenn sie also kein Produkt des Weltenschöpfers - oder von Thomas Hobbes oder westfälischer Erfinder - war, woher kam die Struktur dann und wer bestimmte ihre Grundlinien? Offenbar waren es irgendwelche Konstruktionen, und wer sich vornehmlich damit beschäftigen wollte, wurde nun zur Konstruktivistin oder zum Konstruktivisten. (10)

3.1

Vom IB-Materialismus zum Staats-Konstruktivismus

Auch in Mainstream-Kreisen der amerikanischen IB-Community war der Verdacht bald nicht mehr von der Hand zu weisen, daß es sich bei der Struktur des internationalen Systems möglicherweise wirklich um keine natürliche, sondern eine soziale (Un-) Ordnung handeln könnte. Über diesen Verdacht entstand die Annäherung der Internationalen Beziehungen an die Soziologie (vgl. Ruggie 1998: 856), denn dort gab es eine Vielzahl von Theorien, die sich mit dem Zustandekommen und dem Wandel gesellschaftlicher Strukturen beschäftigten. Für die amerikanische IB war diese sozialwissenschaftliche Herangehensweise so überraschend und neu, daß in der Selbstbeobachtung von einem "sociological turn" (Katzenstein et al. 1998: 675) die Rede ist. (11) Wendt verwies schon in seinem 1987er Aufsatz auf Giddens' Strukturierungstheorie, in der sich Akteure und Strukturen gegenseitig konstituieren (vgl. Giddens 1984), und 1992 dann auch explizit auf den Sozialkonstruktivismus von Berger und Luckmann (1980), auf die gesellschaftliche Konstruktion der Wirklichkeit (Wendt 1992: Anm. 23). Dabei sind für Wendt (1992, 1999) die Staaten die Akteure und die internationale Politik sowie deren "Ordnung" gewissermaßen die "Gesellschaft". Die gesellschaftliche Konstruktion der Wirklichkeit heißt für ihn, daß Staaten die Konstrukteure jener Wirklichkeit sind, in der sie interagieren und kommunizieren also der internationalen Politik und ihrer Strukturen (Wendt 1999: Ch. 4 & 6; ähnlich Zangl 1999: 47f). Danach kann die internationale Politik nicht mehr wie ein Schachspiel funktionieren, in dem die Regeln und Rollen Naturgesetzen gleich fortexistieren, wie der IB-Materialismus sich das gedacht hatte. Offenbar können, wie etwa die sich auflösende Sowjetunion uns das gezeigt hat, Akteure die Regeln verändern, sich vielleicht sogar ganz neue ausdenken - um in der Schach-Metapher zu bleiben: das Schachbrett nicht nur zum Dame-Spiel verwenden, sondern sogar das Brett zum Halma-Spiel umgestalten. Ein entscheidendes Kennzeichen von Wendts (1999) "Social Theory of International Politics" ist seine essentialistische Konzeptualisierung des Staates, dem er personale Qualitäten zuschreibt: "States are people too" (Wendt 1999: 215). (12) Er grenzt sich

vom Neorealismus dadurch ab, daß die Struktur der internationalen Politik keine materielle, sondern eine soziale ist; sozial aber meint nicht im Sinne der "gesellschaftlichen", sondern der staatlichen Konstruktion der Wirklichkeit der internationalen Politik. Insofern erscheint mir, um die konstruktivistischen Diskussionen verständlicher zu machen, die Bezeichnung "Staatskonstruktivismus" treffend (vgl. auch Adler 1997: 335), denn die Konstrukteure der internationalen Ordnung sind bei Wendt (1992, 1999) die Staaten. (13)

3.2

Staats- oder Sozial-Konstruktivismus?

Wird dieser Staats-Konstruktivismus zu einem IB-Sozialkonstruktivismus erweitert, ergibt sich ein deutlich differenzierteres Bild, welches aber mit erhöhten theoretischen Anforderungen verbunden ist. (14) Betrachten wir die Struktur der internationalen Politik, präziser jene der Staatsgrenzen überschreitenden Interaktionen und Kommunikationen politischer Repräsentantinnen und -tanten nicht mehr als Produkt staatlichen Agierens, sondern als gesellschaftliche Konstruktion, wird zunächst deutlich, daß das Bild von den Staaten als den Akteuren der internationalen Politik nur eine unter mehreren Möglichkeiten wissenschaftlicher bzw. gesellschaftlicher Wirklichkeitskonstruktion ist. Aus sozialkonstruktivistischer Perspektive sind "Staaten" zunächst gesellschaftlich konstituierte Strukturen, die darauf angewiesen sind, im gesellschaftlichen Handeln ständig reproduziert zu werden (vgl. Berger/Luckmann 1980: Kap. 2) - und zwar inter- bzw. transnational wie innergesellschaft-lich. Staaten sind erst dann Staaten, wenn sie und ihre RepräsentantInnen innergesellschaftlich konstituiert und international anerkannt werden (vgl. Bartelson 1998: 305). Der Aushandlungs-prozeß von Jasir Arafat zwischen der palästinensischen Bevölkerung und ihren politischen Organen auf der einen und dem internationalen Umfeld auf der anderen Seite verdeutlicht dies beispielhaft. Staaten lösen sich auf, wenn ihre Organe und RepräsentantInnen in der innergesellschaftlichen Konstruktion der Wirklichkeit ihre Legitimation verloren haben und die internationale Anerkennung ihrer RepräsentantInnen entfällt - die Auflösung der DDR kann als Beispie hierfür dienen. Wollen wir solche und ähnliche Transformationsprozesse der internationalen Politik miterfassen (vgl. Ruggie 1993), etwa die Veränderung kriegerischen Konfliktaustrags, die Wandlungsprozesse von Staatlichkeit in der Europäischen Union oder durch Prozesse der Globalisierung etc., bietet uns der soziologische Sozialkonstruktivismus eine hilfreiche Herangehensweise an. Er beschäftigt sich mit der Frage, auf welche Weise gesellschaftliche Ordnung entsteht und wie es kommt, daß sie uns als scheinbar objektive Wirklichkeit gegenübertritt (Berger/Luckmann 1980: Kap. 2). Ganz allgemein stellt der Sozialkonstruktivismus fest, "daß Gesellschaftsordnung ein Produkt des Menschen ist, oder genauer: eine ständige menschliche Produktion" (Berger/Luckmann 1980: 55). Dies betrifft sowohl jeden einzelnen Staat und seine Ordnung als auch das jeweils aktuelle Staatensystem (vgl. Ruggie 1993). "Gesellschaftsordnung ist nicht Teil der 'Natur der Dinge' und kann nicht aus 'Naturgesetzen' abgeleitet werden. Sie besteht einzig und allein als ein Produkt menschlichen Tuns. Will man ihre empirischen Erscheinungen nicht hoffnungslos verdunkeln, so kann ihr kein anderer ontologischer Status zugesprochen werden. Sowohl nach ihrer Genese (Gesellschaftsordnung ist das Resultat vergangenen

menschlichen Tuns) als auch in ihrer Präsenz in jedem Augenblick (sie besteht nur und solange menschliche Aktivität nicht davon abläßt, sie zu produzieren) ist Gesellschaftsordnung als solche ein Produkt des Menschen" (Berger/Luckmann 1980: 55). Damit die Ordnungen der sozialen Welt fortexistieren und nicht einem ständigen Wandel ausgesetzt sind, ist folglich die gesellschaftliche Kontinuität menschlichen Handelns notwendig; oder anders ausgedrückt: Die uns als scheinbar objektive Wirklichkeit gegenüberstehende Gesellschafts- bzw. Weltordnung existiert nur so lange in der uns vertrauten Weise fort, wie das menschliche Handeln nicht von seiner hergebrachten Form abweicht. Verändertes soziales Handeln aber, unabhängig von der dahinterliegenden Intention, hat auch einen Wandel der sozialen Ordnung zur Folge, sei es auf der Ebene von Kleingruppen, Gesellschaften oder der internationalen Politik, wobei mit entsprechenden Wechselbeziehungen zwischen den Ebenen zu rechnen ist. Ein Sozialkonstruktivismus der internationalen Politik beschäftigt sich folglich zumindest mit einer doppelten sozialen Konstruktion, zum einen mit dem Konstruieren des eigenen Staates, seiner RepräsentantInnen und der über die eigene Gesellschaft hinausgehenden Ziele, und zum anderen mit dem Konstruieren der internationalen Umwelt der eigenen Gesellschaft bzw. dieses Staates. Während nun ersteres in vielen Staaten eine ziemlich stabile und wandlungsresistente Konstruktion zu sein scheint, ist die gesellschaftliche Konstruktion der internationalen Umwelt zunehmend umstritten, nicht nur im politologischen Diskurs, sondern auch gesellschaftlich, zumindest in den für die Struktur der internationalen Politik besonders bedeutsamen OECD-Staaten. "Globalisierung" heißt das geläufige Stichwort, mit dem auf die zunehmende Bedeutung Staatsgrenzen überschreitender Interaktionen und Kommunikationen aufmerksam gemacht wird, an denen keine staatlichen RepräsentantInnen beteiligt sind, die aber nichtsdestotrotz die Struktur der internationalen Politik mitbestimmen. Wenn diese Wandlungsprozesse in theoretisch konsistenter Weise in die Analyse der Internationalen Beziehungen einbezogen werden sollen, scheint ein sozialkonstruktivistischer Ansatz erforderlich, weil er die Unterschiede und den Wandel von gesellschaftlichen Konstruktionen der internationalen Politik mit in den Blick nehmen kann. Zwei gute Gründe lassen sich anführen, warum die gesellschaftliche Konstruktion der internationalen Umwelt bis heute nicht zum zentralen Untersuchungsgegenstand konstruktivistischer IB-Analysen geworden ist. Zum einen ist die Gesellschaft in ihrer Gesamtheit nur selten und dann sehr punktuell in die internationale Politik involviert; außer bei Kriegen, in denen außenpolitische Entscheidungen in besonderem Maße auf gesellschaftliche Zustimmung angewiesen sind, weil auch die gesamte Gesellschaft von den Konsequenzen unmittelbar betroffen sein kann, bleibt die gesellschaftliche Konstruktion der internationalen Politik scheinbar von untergeordneter Bedeutung. (15) Neben den staatlichen RepräsentantInnen sind es nur einige wenige herausgehobene gesellschaftliche Akteure, die in ähnlich strukturierender Weise an den Staatsgrenzen überschreitenden Interaktionen und Kommunikationen beteiligt sind (vgl. etwa Forschungsgruppe Menschenrechte 1998). Zum anderen ist die soziale Konstruktion der internationalen Umwelt in pluralistischen Gesellschaften nicht einheitlich, sondern je nach Kontext verschieden und möglicherweise sogar umstritten. Entscheidend für das Handeln in den Staatsgrenzen überschreitenden Interaktionen ist jedoch jene Konstruktion der

internationalen Umwelt, welche die Akteure, die international strukturbildend interagieren, besitzen und zur Grundlage ihres Handelns machen. Aus diesem Grund sind die Weltbilder, kognitiven Strukturen und Konstruktionen von staatlichen RepräsentantInnen, von Nichtregierungsorganisationen im Feld der internationalen Politik oder von epistemic communities (Haas 1992) zu einem wichtigen Untersuchungsgegenstand der Internationalen Beziehungen geworden. Weil in diesen Analysen die Konstruktionen der jeweils handelnden Akteure im Mittelpunkt des Interesses stehen, kann hier ganz allgemein von einem "AkteursKonstruktivismus" gesprochen werden. (16)

4

Anwendungsgebiete: Der Akteurs-Konstruktivismus

Augenscheinlich ist der Akteurs-Konstruktivismus die im Augenblick wichtigste konstruktivistische Perspektive in den Internationalen Beziehungen, denn er bietet eine Lösung für das Problem des immer noch dominierenden Rationalismus, der die Ausbildung von Interessen und Präferenzordnungen nicht erklären kann. Für einen aufgeklärten Rationalismus sind Interessen nicht durch materielle Strukturen determiniert, sondern auch das Resultat von Norm-Wirkung, von Wissen, von Handlungsoptionen, kurz: davon, wie Akteure sich und ihre Umwelt in der Handlungssituation sehen. Entsprechend wird zur Ergänzung einer rationalistischen Handlungstheorie auf sogenannte konstruktivistische Ansätze zurückgegriffen, die Erklärungen dafür bereitstellen sollen, wie und warum Akteure zu jenen Interessen kommen, die sie haben. Die Wirkung von Normen, der Einfluß von Kultur, die Einbeziehung der Interessen von Alliierten oder Gemeinschaftsmitgliedern, die Bedeutung von argumentativen Überzeugungsvorgängen etc. wird dabei hervorgehoben, hier und da als Alternative zur rationalistischen Erklärung (vgl. z.B. Hopf 1998: 172; Ruggie 1998: 885), zunhemend jedoch als Ergänzung, als Rahmenbedingung, unter der rationale Nutzenmaximierer ihre Interessen ausbilden. Dieser, in den Internationalen Beziehungen um sich greifende Akteurskonstruktivismus beinhaltet drei Probleme, die ich mit den folgenden "Gegenanzeigen" verdeutlichen will. Damit sollen zugleich die Erkenntnismöglichkeiten von erweiterten konstruktivistischen Perspektiven gewissermaßen Stück für Stück vorgestellt werden. Ist der oben schon erläuterte Staats-Konstruktivismus die konsequenteste Engführung der konstruktivistischen Perspektive auf die internationale Politik, bringt der Sozialkonstruktivismus die Einbeziehung der Gesellschaft, ihrer Akteure und Konstruktionen in die IB-Analyse. Im reflexiven Konstruktivismus werden zudem noch die wissenschaftliche Beobachtungsweise und ihre Weltkonstruktionen in die Betrachtung mit einbezogen, die Analyse wird reflexiv nicht nur im Hinblick auf das eigene Beobachten, sondern auch bezüglich seiner gesellschaftlichen Wirkungen.

4.1 Gegenanzeigen: Unter welchen Bedingungen sind welche ideellen Faktoren bedeutsam? Zur Erklärung des Zustandekommens bestimmter Interessen in der internationalen Politik stehen viele, miteinander nicht unbedingt kompatible und zum Teil sogar konkurrierende "konstruktivistische" Ansätze zur Verfügung. Ideen, Normen, Werte, Kultur, Identität, Wissen, Argumentation sind nur einige Begriffe, die sogenannte

konstruktivistische Einflüsse auf die Interessenbildung kennzeichnen sollen. Bei genauerer Betrachtung differenziert sich dies wohl in fast ebensoviele Ansätze, wie Studien zu solchen nicht-materiellen Faktoren vorliegen. Vor allem aber sind solche Ansätze mit dem Problem konfrontiert, daß sie etwas über die Bedingungen in Erfahrung bringen müßten, von welchen dieser ideellen Faktoren Akteure sich bei ihrem Handeln dominant leiten lassen. Der Hinweis auf verschiedene Handlungsmodi, wonach Akteure mal entsprechend vorgegebener Interessen, mal analog existierender Normen oder aber auch ganz anders aufgrund der Hinterfragung von Geltungsansprüchen agieren können (Risse 1999: 37f; Zangl 1999: 49f), beantwortet nicht die Frage, wie die verschiedenen Faktoren zur je spezifischen Handlungsorientierung der Akteure zusammenwirken und aufgrund welcher Motive sich die Akteure zwischen den ihnen zur Verfügung stehenden Handlungsmodi entscheiden. Die sogenannte "Endogenisierung von Identitäten, Interessen und Präferenzen" (Risse 1999: 34) müßte auf eine Theorie der Handlungsmodi-Wahl zielen, wodurch sich dann auch der Utilitarismus als eine unter verschiedenen Handlungsorientierungen, die Akteuren zur Verfügung steht, wenn sie mit ihrer sozialen Umwelt interagieren, in diesen Akteurskonstruktivismus integrieren ließe. Dem Akteurskonstruktivismus fehlt bis heute ein solches Akteurs-Modell, in dem nicht nur verdeutlicht würde, auf welche Weise die ideellen und materiellen Faktoren zusammenwirken bzw. miteinander kollidieren, sondern auch, wie die ideellen Strukturen zustandekommen und woraus sie ihren Einfluß gewinnen (zu dieser Kritik vgl. auch Checkel 1998). Eine solche Weiterentwicklung akteurskonstruktivistischer Ansätze wird aber bisher durch die immer noch dominierende Gegnerschaft aller nicht-rationalistischen Ansätze zum Neorealismus verhindert; kaum eine IB-Studie insbesondere in den USA - kann darauf verzichten, zur Selbstlegitimation zunächst darzustellen, daß der jeweils untersuchte Fall mit dem Modell des machtorientierten egoistischen Nutzenmaximierers nicht befriedigend erklärt werden kann. Damit aber steht nicht die Fragestellung nach Einflüssen auf die Handlungsorientierung bzw. die Handlungsmodi-Wahl im Mittelpunkt der Analysen, sondern die Plausibilisierung der Bedeutsamkeit eines "konstruktivistischen" Faktors, welchen der Rationalismus negiert (vgl. Ruggie 1998: 856).

4.2

Gegenanzeigen: Wo ist die konstruktivistische Staatstheorie?

Die in vielen konstruktivistischen Arbeiten immer noch dominierende Auseinandersetzung mit Neorealismus und Rationalismus verleitet immer wieder dazu, das in den Internationalen Beziehungen etablierte Kategorienschema von Akteuren und Strukturen zu übernehmen (beispielhaft: Hopf 1998). Zwar geht es nicht mehr um materielle, sondern primär um ideelle Strukturen, aber der darin handelnde Akteur bleibt in vielen Fällen der Staat, dem jedoch genau besehen alle Anlagen dazu fehlen, Ideen zu verarbeiten, Normen zu erkennen, Werte zu besitzen, sich einer Kultur anzuschließen, eine Identität auszubilden, Wissen zu generieren, Argumentationen vorzutragen, kurz: sich in seiner sozialen Umwelt wahrzunehmen (vgl. Ringmar 1996: 450f; Bartelson 1998). Auch wenn sich inzwischen solche konstruktivistischen Zuschreibungen auf den Staat so sehr eingebürgert haben, daß vielen diese Gegenanzeige übertrieben erscheinen mag, kommt sie doch bei den methodischen Erwägungen der Analyse all dieser "konstruktivistischen" Faktoren unweigerlich in den Blick: Wo lassen sich Ideen, Normen, Werte, Kultur, Identität,

Wissen und Argumentationen empirisch auffinden wenn nicht in sprachlichen Äußerungen? Und wer hat schon einen Staat reden gehört oder schreiben gesehen? Die sprachlichen Äußerungen, in denen sich die ideellen Grundlagen außenpolitischen Handelns entdecken lassen, stammen niemals von "Staaten", sondern werden höchstens stellvertretend für diese von RepräsentantInnen vorgebracht. Diesem Vorgang des Repräsentierens liegen aber unterschiedliche Ordnungen gesellschaftlich-staatlicher Organisationsweise zugrunde, die nicht ohne Einfluß auf die Bedeutung der ideellen Faktoren für die außenpolitische Präferenzbildung und Handlungsorientierung sind. Außerdem ist in den meisten Fällen von der gesellschaftlichen Umstrittenheit der ideellen Grundlagen außenpolitischen Handelns auszugehen, also jener sprachlichen Äußerungen, in denen sich Ideen, Normen, Werte, Kultur, Identität etc. manifestieren - und auch dies wird zweifellos entscheidend dafür sein, welches Gewicht der jeweilige "konstruktivistische" Faktor für die Handlungsweisen der jeweiligen Regierung hat. Auch wenn allein aus Gründen der terminologischen Vereinfachung "konstruktivistische" Erklärungsfaktoren den Staaten zugeschrieben werden, (17) ist es doch immer die Gesellschaft oder eine ihrer Teilgruppen, zumindest aber die Regierung oder eine Herrschafts-Clique, wo die ideellen Faktoren verankert sein müssen, damit sich mit ihrer Hilfe eine plausible Erklärung außenpolitischen Handelns entwickeln läßt. Zwar mag es gute Gründe geben, aus methodologischen Erwägungen die gesellschaftliche Konstitution ideeller Faktoren - wie sie der Sozialkonstruktivismus analysiert - und die daraus resultierenden einschränkenden Bedingungen ihrer Wirksamkeit zu vernachlässigen. Damit aber wird der vom Akteurskonstruktivismus angestrebte Weg zu einer konstruktivistischen Theorie staatlicher Interessenbildung abgeschnitten, denn ohne eine entsprechende Staatstheorie reduziert sich der Ansatz darauf, das Zustandekommen utilitaristisch nicht erklärbarer Interessen in Einzelfällen auf nicht-materielle Faktoren zurückzuführen. Akteurs-Konstruktivismus ist ähnlich wie Staats-Konstruktivismus eine reduktionistische Perspektive, die jedoch angesichts der rationalistischen Dominanz in der Politikwissenschaft großen heuristischen Wert besitzt. (18) Aus diesem Konkurrenzverhältnis läßt sich jedoch kein integratives Forschungsprogramm entwickeln, weil ganz unter-schiedliche interdisziplinäre theoretische Anknüpfungspunkte aufgegriffen werden und sich keine umfassende Konvergenz erkennen läßt. Der konstruktivistische Diskurs entwickelt sich zu dem, was Hellmann (1994: 76-81) bezogen auf die gesamte Teildisziplin als "Ansatz-Forschung" kritisiert hat. Diese unterschiedlichen Ansätze des Akteurskonstruktivismus, die sowohl bezüglich der "Konstrukteure" als auch der konstruktivistischen Erklärungsfaktoren differieren, (19) sind kaum in der Lage, zu einer umfassenden Perspektive zusammenzuwachsen, weil gewissermaßen in jeder Studie eine eigene Theorie entwickelt wird. Zwar beziehen sich viele Ansätze auf den Akteur "Staat" und dessen soziale Umwelt, aber beides wird angesichts der Abwesenheit einer konstruktivistischen Staatstheorie immer wieder unterschiedlich konzeptualisiert (vgl. Ringmar 1996). Außerdem stehen die Internationalen Beziehungen vor der Herausforderung, daß immer mehr nichtstaatliche Akteure - nationale wie trans- und internationale - in bedeutsamer Weise in der internationalen Politik mitmischen, deren Handlungsorientierungen auch mit einer konstruktivistischen Staatstheorie noch nicht erfaßt wären.

Der Kern konstruktivistischer Analysen sind Konstruktionen, ihr Zustandekommen und ihre Auswirkungen auf Handlungsorientierungen. Entscheidend sind folglich die Konstrukteure, was die Analyseebene kognitiv - und möglicherweise auch emotional - begabter Akteure erfordert; von solchen wird die internationale Politik nur in der soziologischen Weltgesellschafts-Perspektive bevölkert, aber nur selten in den Internationalen Beziehungen (vgl. jedoch z.B. Forschungsgruppe Weltgesellschaft 1996). Werden die augenblicklich dominierenden Herangehensweisen - StaatsKonstruktivismus und Akteurs-Konstruktivismus - schon als "sociological turn" (Katzenstein et al. 1998: 675) perzipiert, erscheinen sie unter dem Blickwinkel der Medikation rationalistischen Leidens eher als eine Abbiegung im 90 -Winkel. Eine konsequent sozialkonstruktivistische Perspektive einzunehmen könnte einen verbindenden Theorierahmen bereitstellen, weil sich hierin sowohl der Wandel der gesellschaftlichen Konstruktion der staatlichen Wirklichkeit und ihrer außenpolitischen Zielsetzungen als auch der Wandel der (welt-) gesellschaftlichen Konstruktion der internationalen Politik, auch im Hinblick auf die Einbeziehung nichtstaatlicher Akteure, abbilden ließe. Dies wäre dann aber gewissermaßen der soziologische U-Turn, der nicht nur die teildisziplinären (vgl. Weller/Zürn 1998; Grande/Risse 2000), sondern letztlich die disziplinären Festungen und Grenzen in Frage stellen könnte. Doch was wäre ein soziologischer U-Turn in der Politikwissenschaft anderes als ein Paradigmenwechsel, der bekanntlich weniger eine theoretische, sondern viel mehr eine soziale Veranstaltung ist und sich folglich nur begrenzt argumentativ vorantreiben läßt?

4.3 Gegenanzeigen: Wo bleibt der politikwissenschaftliche Beitrag zur gesellschaftlichen Konstruktion der Wirklichkeit? Mit unseren Analysen der internationalen Politik zielen wir nicht nur auf eine differenzierte persönliche Welterkenntnis, sondern auf einen wissenschaftlichen Diskurs, der seinen spezifischen Beitrag zur gesellschaftlichen Konstruktion der Wirklichkeit leistet. Indem der Sozialkonstruktivismus aber genau diese Wirklichkeitskonstruktion und ihren Wandel in den Blick nimmt, ist der politologische Diskurs über die Analyse der internationalen Politik zugleich Gegenstand unserer eigenen sozialkonstruktivistischen Analysen. Zugleich sind unsere Beobachtungsinstrumente sozialkonstruktivistischer Analysen nicht grundsätzlich verschieden von jenen, die den vornehmlich handelnden Akteuren in der internationalen Politik zur Verfügung stehen. Können wir davon absehen, diese zwei Aspekte unseres eigenen Beitrags zur Konstruktion "unserer" Welt in unsere Analysen einzubeziehen? Der entscheidende Reduktionismus des Sozialkonstruktivismus ist seine mangelnde Reflexivität, die natürlich im gleichen Maße auch den Staats- und den AkteursKonstruktivismus betrifft. Wenn wir als Forscherinnen und Forscher Konstruktionen der Wirklichkeit - sei es die kognitive Verarbeitung materieller Gegebenheiten oder Ideen, Normen, Werte, Kultur, Identität, Wissen, Argumente etc. - beobachten, auf deren Grundlage Akteure handeln, tun wir dies auf der Basis unserer eigenen Weltkonstruktion, die sich nicht grundsätzlich von der gesellschaftlichen Konstruktion der Wirklichkeit unterscheidet und somit von ähnlichen Ideen, Normen, Werten und Wissen bevölkert ist wie jene, die wir analysieren. Unser analytischer Blick ist in den prinzipiell gleichen kognitiven Strukturen gefangen wie jener Blick, der die untersuchten Akteure zu ihrer Weltkonstruktion kommen läßt. (20)

Damit sind Einschränkungen unserer Erkenntnismöglichkeiten verbunden, die meist dann besonders offensichtlich werden, wenn der interkulturelle wissenschaftliche Austausch stattfindet (vgl. Katzenstein 2000). Zugleich haben auch unsere wissenschaftlichen Weltkonstruktionen nicht unerheblichen Einfluß auf die gesellschaftliche Konstruktion der Wirklichkeit der internationalen Politik. Die aus der "realistischen" IB-Theorie abgeleitete "Domino-Theorie" etwa führte zur entsprechenden Bedrohungsvorstellung der amerikanischen Bevölkerung und zur Befürwortung des US-amerikanischen Krieges in Vietnam. Erst die "nichtrealistische" Perspektive des sowjetischen außenpolitischen Apparates unter Gorbatschow und Shevardnadse eröffnete der sowjetischen Regierung den Blick für die Möglichkeit einer internationalen Struktur jenseits der Bipolarität und trug damit wesentlich zum Ende des Ost-West-Konflikts bei (vgl. Risse-Kappen 1994). So sind wir als WissenschaftlerInnen in zweifacher Weise (passiv wie aktiv) eingebunden in die gesellschaftliche Konstruktion der Wirklichkeit, was nicht ohne Auswirkungen auf unsere Einsichten bleiben wird. Zwar gibt es zweifellos Fälle, in denen diese Einflüsse von nur untergeordneter Relevanz sein werden, aber sowohl im Hinblick auf die Begrenztheit unserer Perspektive als auch auf die Wirkung unserer Analysen erscheint es durchaus angemessen, die eigenen Konstruktionen konstruktivistisch zu beobachten. Weil unsere wissenschaftlichen Untersuchungen wahrscheinlich weniger über die daraus abgeleiteten Handlungsempfehlungen, viel mehr aber über ihren Beitrag zur gesell-schaftlichen "Welterkenntnis" zu ihren "realweltlichen" Konsequenzen kommen, können wir die reflexive Perspektive auf unser wissenschaftliches Tun nicht den PhilosophInnen für ihre erkenntnis- oder wissenschaftstheoretischen Studien überlassen. Mit der Einbeziehung dieser reflexiven Perspektive in die politikwissenschaftliche Analyse weltgesellschaftlicher Interaktionen und Kommunikationen verändert sich jedoch unsere wissenschaftstheoretische Position, von der aus wir die Gegenstände unserer Analyse beobachten. Insofern handelt es sich hier um die epistemologischen Nebenwirkungen der beschriebenen konstruktivistischen Medizin.

5 Nebenwirkungen: Vom Sozialkonstruktivismus zum reflexiven Konstruktivismus Angesichts der eben geschilderten Problematik stellt sich die Frage nach einer einheitlichen theoretischen Perspektive, die sowohl die ideellen Grundlagen politischen Handelns als auch die Konstruktionsbedingungen der Wissenschaft in den Blick nehmen kann. Erforderlich ist eine reflexive Perspektive, die in ihrem analytischen Zugriff nicht grundsätzlich zwischen der gesellschaftlichen und der wissenschaftlichen Konstruktion der Wirklichkeit unterscheidet. Im operativen Konstruktivismus, wie ihn Niklas Luhmann für seine Gesellschaftstheorie ausgearbeitet hat (vgl. Luhmann 1988, 1996, 1997) scheint ein erster Ansatz für einen reflexiven Konstruktivismus vorzuliegen, der auch eine Anwendung auf die Gegenstände der Politikwissenschaft erlaubt (vgl. Luhmann 2000). Entscheidendes Kennzeichen dieses reflexiven Konstruktivismus ist die Vereinheitlichung der Umgangsweise mit der Welt auf die Operation des Beobachtens und die Umstellung des wissenschaftlichen Beobachtens von Was- auf Wie-Fragen. "Während im Normalverständnis das Beobachten des Beobachtens sich vor allem auf das richtet, was ein Beobachter beobachtet (indem es Subjekt und Objekt

unterscheidet, sich aber vor allem für das Objekt interessiert), beschreibt der Konstruktivismus ein Beobachten des Beobachtens, das sich dafür interessiert, wie der beobachtete Beobachter beobachtet. Diese konstruktivistische Wendung ermöglicht einen qualitativen Wandel, eine radikale Veränderung des Stils rekursiver Beobachtung; denn man kann auf diese Weise nun auch noch beobachten, was/wie ein beobachteter Beobachter nicht beobachten kann. Das Interesse gilt dann seinem blinden Fleck. Es gilt seiner Instrumentierung und dem, was damit sichtbar bzw. unsichtbar gemacht wird. Man beobachtet (unterscheidet) dann die Unterscheidung, mit der der Erstbeobachter beobachtet, und da dieser selbst im Vollzug seiner Beobachtung diese Unterscheidung nicht unterscheiden kann, beobachtet man das, was für ihn unbewußt bzw. inkommunikabel bleibt" (Luhmann 1990: 46, Hervorh. dort). Systematische Einsichten über das Zustandekommen der Weltkonstruktionen der von uns untersuchten Akteure ergeben sich dabei aus der Analyse dessen, wie beobachtet wird. Die wissenschaftliche Beobachtung richtet sich also auf den Prozeß des Beobachtens und die sich daraus ergebende Struktur. Diese Beobachtung zweiter Ordnung kann sich jedoch in gleicher Weise - aber nicht gleichzeitig! - auf das eigene wissenschaftliche Beobachten richten (vgl. Luhmann 1992) und weist sich darüber als reflexiver Konstruktivismus aus. (21) Bei Luhmann geht mit diesem reflexiven Konstruktivismus allerdings ein Steuerungspessimismus einher, der gerade die in vielen Fällen mit einem friedenswissenschaftlichen Impuls ausgestatteten IB-ForscherInnen vor diesem Konstruktivismus zurückschrecken läßt. Weil auch die eigene Beobachtung immer blinde Flecken hat und darin Produkt des Beobachtungssystems ist, bleibt in der Perspektive des reflexiven Konstruktivismus jeder wissenschaftlichen Beobachtung das Prädikat der besseren oder richtigeren Erkenntnis versagt. Im besten Fall können nach Luhmann (1997) neue Beobachtungen wichtige Irritationen selbstreferentieller Systeme sein, die dazu veranlassen, Beobachtungsweisen zu verändern und darüber alternative Konstruktionen der Wirklichkeit zu entwickeln. Dem Enthusiasmus wissenschaftlichen Entdeckens und daraus erwachsender Weltveränderungsmöglichkeiten wird damit ein hohes Maß an Bescheidenheit abverlangt.(22) Das heißt jedoch nicht, daß dieser reflexive Konstruktivismus grundsätzlich unvereinbar mit den politikwissenschaftlichen Fragestellungen und den darin enthaltenen normativen Impulsen wäre.

6 Dosierungsvorschlag: Auf dem Weg zu einer konstruktivistischen politischen Soziologie? Weder die Ernüchterung einer sozialkonstruktivistischen Analyse über die Stabilität von - erwünschten wie kritikwürdigen - Gesellschaftsordnungen, noch der Luhmannsche Steuerungs-Pessimismus entziehen sich einer reflexiven Betrachtung der ihnen zugrundeliegenden Beobachtungsoperationen und blinden Flecken. Beide soziologisch-konstruktivistischen Theorien können daher nicht das letzte Wort einer aufgrund ihrer sozialen Organisationsform dem regelmäßigen Paradigmenwechsel nicht entkommenden reflexiv-konstruktivistischen Sozialwissenschaft sein. Gerade der normative Impuls politikwissenschaftlicher Analysen könnte sich dafür eignen, die soziologisch-konstruktivistischen Theorien in jene Richtung weiterzuentwickeln, die mit dem konstruktivistischen Perspektivenwechsel in den Internationalen

Beziehungen eingeschlagen wurde. Dem damit in Bewegung gesetzten innovativen Potential fehlt jedoch noch weitgehend ein theoretischer Focus, der über die "Endogenisierung von Interessen" (Risse 1999) hinausreicht. Die Dominanz des Rationalismus in den Internationalen Beziehungen läßt den soziologischen Turn so schwierig erscheinen, doch die Lebendigkeit des konstruktivistischen Diskurses zeigt, daß das politologische Aufgreifen soziologischer Theorien mehr ist als Soziologie der Politik. So könnten die Problemstellungen der Politikwissenschaft in einer konstruktivistischen politischen Soziologie sowohl den Sozialkonstruktivismus als auch den operativen Konstruktivismus a la Luhmann in der angedeuteten Richtung weiterentwickeln. Und damit würde die Politikwissenschaft trotz - oder eben: mit - einem soziologischen U-Turn ihre sozialwissenschaftliche Eigenständigkeit nachdrücklich unter Beweis stellen.

Anmerkungen

1Für hilfreiche Kommentare zu einem ersten Entwurf dieses Papiers danke ich Andrea Liese, Cornelia Ulbert und Bernhard Zangl. 2 Vgl. etwa Senghaas (1972); Steinweg/Wellmann (1990); George (1969); O. Holsti (1962, 1967); K. Holsti (1970); Jervis (1976); Ripley (1995); Rosati (1995). 3 Damit einher geht natürlich auch die Diskussion darüber, was als "Constructivism" gelten kann und was nicht (vgl. etwa Adler 1997; Zehfuß 1998; Risse 1999; Guzzini 2000; Kratochwil 2000). 4 Die Entstehung von Großtheorien kann begriffen werden als "Antwort der 'scientific community' auf außerwissenschaftliche Entwicklungen - auf realhistorisch faßbare sozioökonomische und/oder soziopolitische Krisenerscheinungen der eigenen Gesellschaft oder des internationalen Systems" (Meyers 1990: 59, Hervorh. dort; vgl. auch Meyers 1997: 326). Zum Zusammenhang von Vietnam-Krieg und Theorieentwicklung in der Außenpolitik-Analyse vgl. O. Holsti (1992) und Neack et al. (1995). 5 "Das Interesse an politischen Wandlungsprozessen, am Policy-Lernen, an der Erklärung der großen Umbrüche im internationalen System stand hinter dieser Entwicklung, die günstige Rahmenbedingungen für interpretative Ansätze schuf, mit diesen aber nicht gleichgesetzt werden kann" (Nullmeier 1997: 110). 6 So hat der lebhafte konstruktivistische Diskurs in den Internationalen Beziehungen ganz offensichtlich von der Etablierung zweier neuer Fachzeitschriften (Zeitschrift für Internationale Beziehungen, European Journal of International Relations) profitiert (vgl. Wolf/Weller 1996; Waever 1998: 704-706; Risse 2000), in denen viele wichtige konstruktivistische Beiträge erschienen sind (Müller 1994, 1995; Albert 1994; Schaber/Ulbert 1994; Schimmelfennig 1994; 1997; Risse-Kappen 1995; Jahn 1995; Schmalz-Bruns 1995; Zangl 1995; Jachtenfuchs 1995; Rengger 1996; Diez 1996, 1998; Jaeger 1996; Ulbert 1997; Schlichte 1998; Forschungsgruppe Menschenrechte 1998; Zehfuß 1998; Jetschke/Liese 1998; Cochetti 1999; Merlingen 1999 sowie u.a. Ringmar 1996; Adler 1997; Bartelson 1998; Guzzini 2000).

7 So mußte etwa ein Aufsatz zur konstruktivistischen Politikberatung (Brodocz/Noetzel 1998) in der politologisch wenig einschlägigen "Zeitschrift für systemische Therapie" veröffentlicht werden. 8 Vgl. etwa Sulloway (1997), der auf den entscheidenden Einfluß der Geburtenfolge für die Offenheit für Innovationen in der Wissenschaft hinweist: während Erstgeborene mit großer Wahrscheinlichkeit den Innovationen ablehnend gegenüberstehen, werden sie von Spätergeborenen viel leichter aufgenommen und befürwortet. 9 Eine solche Bewertung des Konstruktivismus entspricht nicht nur der Wissenschaftsauffassung des (reflexiven) Konstruktivismus, sondern auch der Beobachtung der Theorieentwicklung in den Internationalen Beziehungen, die weniger dem Bild des Paradigmen-Wechsels (vgl. Rittberger/Hummel 1990) als vielmehr jenem der Theorieverzweigung (Meyers 1993: 425) entspricht (vgl. auch Vogt 1999). 10 Inzwischen gibt es verschiedene Taxonomien konstruktivistischer Ansätze; meiner Einteilung liegt die Frage zugrunde, wer konstruiert. Hopf (1998) unterscheidet "Conventional and Critical Constructivism", Ruggie (1998: 881f) erkennt drei "variants of constructivism: neo-classical, postmodernist and naturalistic constructivism", Adler (1997: 335) kennzeichnet "four different gropus demarcated chiefly by methodological disagreements"; Risse (1999: 35f) identifiziert vier sozialkonstruktivistische Ansätze: "staatszentrierten Sozialkonstruktivismus, liberale und institutionalistische Ansätze aus sozialkonstruktivistischer Sicht, neogramscianische Ansätze und verschiedene feministische Theoriebildungen". Je nach der eigenen Position in der theoretische Debatte gibt es offenbar ganz verschiedene Möglichkeiten, konstruktivistische Herangehensweisen zu unterscheiden. 11 Damit einher geht natürlich auch eine Renaissance entsprechender IB-Ansätze der 1950er und 1960er Jahre, z.B. der vermehrte Bezug auf Karl W. Deutsch: "It is a sign of the times that sociological theorizing and Deutsch's concept of security communities have become fashionable once again. That this is so can be attributed not only to the end of the Cold War but also to developments in international relations theory that are exploring the role of identity, norms, and the social basis of global politics" (Adler/Barnett 1998: 9). 12 Damit wird ein Anthropomorphismus, also die Vermenschlichung des Staates betrieben (Wendt 1999: 199f) und dieser damit begründet, daß er ein alltägliches Phänomen fast jeden Redens über den Staat sei. Zwar diskutiert Wendt "the proble of corporate agency", insbesondere anhand eines ausdifferenzierten IdentitätsKonzepts, aber die innerstaatliche Konstitution staatlicher Identität wird in seiner systemischen Theorie der internationalen Politik nicht berücksichtigt (Wendt 1999: 243f). 13 Risses (1999: 35) Vorschlag, von einem "staatszentrierten Sozialkonstruktivismus" zu sprechen, verdeckt die zentrale Differenz zwischen Staats- und Sozialkonstruktivismus bezüglich der Frage, wer die Konstrukteure der sozialen Ordnung sind. Der Sozialkonstruktivismus (Berger/Luckmann 1980) zielt nicht auf die Analyse der Konstruktion der sozialen Welt (vgl. dazu Searl 1997),

sondern auf die gesellschaftliche Konstruktion der Wirklichkeit; er ist eine "Theorie der Wissenssoziologie" (Berger/Luckmann 1980: 1-20). 14 Zweifellos bringt uns Wendts (1999) Anthropomorphisierung den methodischen Vorteil, daß uns das "Denken" von Staaten besser zugänglich ist als das Denken von Menschen (Wendt 1999: 222f) - abgesehen von der Beobachtungsmöglichkeit des eigenen Denkens! Aber ein methodischer Vorteil kann kaum eine theoretische Fundierung ersetzen; zur Kritik dieses Elements des Staatskonstruktivismus vgl. Tilly (1998: 399) und Weller (2000b: 96; 2000c). 15 Im Hinblick auf einen intendierten Wandel ist sie jedoch von entscheidender Bedeutung, denn die gesellschaftlich konstruierte Wirklichkeit ist Movens oder Hemmschuh internationaler Transformationsprozesse. Dieser Aspekt wird in der Außenpolitik-Analyse über den Einfluß der öffentlichen Meinung auf die Außenpolitik konzeptualisiert; vgl. Powlick/Katz (1998) und Weller (2000a). 16 Wendts (1992, 1999) Staatskonstruktivismus ist insofern eine spezifische Ausprägung des Akteurskonstruktivismus, als für ihn Staaten sowohl die zentralen Akteure als auch die Konstrukteure der internationalen Politik sind. 17 Nicht selten scheint es auch die terminologische Offenheit des Staats-Begriffs zu sein, die es ermöglicht, ganz verschiedene Bedeutungsebenen in den Staat hineinzudenken (vgl. Ringmar 1996). So gibt es etwa bei Adler/Barnett (1998) zwölf verschiedene Akteurs-Bezeichnungen (u.a. "state"), wo der "konstruktivistische" Faktor "Identität" angesiedelt sein könnte. Zur Kritik der ungeklärten Akteurs-Frage in Identitäts-Ansätzen vgl. Tilly (1998) und Weller (2000c). 18 Dies zeigt sich am deutlichsten in den inzwischen zahlreichen, vornehmlich USamerikanischen Studien, die in der Regel eine staats- oder akteurskonstruktivistische Herangehensweise verfolgen (vgl. Ruggie 1993: 862-878) und als "Conventional Constructivism" (Hopf 1998) gelten. 19 Den Staatskonstruktivismus zeichnet jedoch gegenüber dem Akteurskonstruktivismus aus, daß er eine klare Position vertritt in der Frage, wer Konstrukteur der Strukturen der internationalen Politik ist. 20 Zu den theoretischen Konsequenzen einer solchen mangelnde Reflexivität in der Außenpolitikforschung vgl. Weller (2000: Kap. 4 & 5). 21 Eine andere Form des reflexiven Konstruktivismus ist der Radikale Konstruktivismus (vgl. etwa Glasersfeld 1998). Für eine Verwendung des Radikalen Konstruktivismus in den Internationalen Beziehungen vgl. Merlingen (1999). 22 "Konstruktivismus will eine Art und Weise des Denkens vorstellen, die in der Praxis gewisse Vorteile hat" (Glasersfeld 1998: 34). Literatur Adler, Emanuel 1997: Seizing the Middle Ground. Constructivism in World Politics, in: European Journal of International Relations 3: 3, 319-363.

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