Die hellsten Tage des Jahres liegen bereits hinter uns. In dieser Jahreszeit ist es lange hell

Predigt: Eph 5,8 – 14 Leben mit Ausstrahlung Bad Salzungen, 17.08.14 Die hellsten Tage des Jahres liegen bereits hinter uns. In dieser Jahreszeit i...
Author: Wolfgang Kappel
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Predigt: Eph 5,8 – 14

Leben mit Ausstrahlung

Bad Salzungen, 17.08.14

Die hellsten Tage des Jahres liegen bereits hinter uns. In dieser Jahreszeit ist es lange hell und die Zeit des Dunkels der Nacht ist relativ kurz. Doch schon beginnt die Zeit der Tageshelle wieder kürzer zu werden. Und an grauen und trüben Tagen mit langen Nächten spüren wir, wie sehr wir Licht und Sonne brauchen – auch wenn wir mit künstlichem Licht die Nacht zum Tage machen können. Zur Zeit, als unser Text geschrieben wurde, war das Dunkel der Nacht noch bedrohlicher als heute. Auch wenn es Leuchter und Fackeln gab, es war bei weitem nicht so einfach, die Nacht zum Tage zu machen. Rein äußerlich jedenfalls nicht. Damals wie heute war und ist es wohl tuend, wenn die Dunkelheit weicht und Licht sich Bahn bricht. Die ersten Leser dieser Zeilen waren erst kurz vorher Christen geworden. Paulus beschreibt diese Lebenswende so: Vorher wart ihr Finsternis, jetzt seid ihr Licht. Die Finsternis des Unglaubens ist dem Licht des Glaubens gewichen. Die Radikalität der Hinwendung zu Christus lässt sich eben in diesen Gegensätzen verdeutlichen: von der Finsternis zum Licht. Im Leben dieser Menschen war die Nacht zum Tag geworden. Die entscheidende Lebenswende war geschehen. Doch nun musste es für diese Neubekehrten weiter gehen. Christ werden ist die eine Sache. Christ sein und als Christ wachsen und reifen eine andere, oft viel schwierigere. Der gute Start ist das eine. Das Erreichen des Ziels etwas anderes. Erwachen und Aufstehen – aber was dann? Paulus gibt seinen Lesern hier Hinweise für ein gelingendes Glaubensleben. Leben im Licht/als Kinder des Lichts, das ist: Leben mit Ausstrahlung. Wie bekommt unser Glaube Ausstrahlung – wie wird unser Leben wirksam? 1. Leben mit Ausstrahlung ist von Gott bewirkt. 2. Leben mit Ausstrahlung ist an Gott ausgerichtet. 3. Leben mit Ausstrahlung richtet etwas aus. 1. Leben mit Ausstrahlung ist von Gott bewirkt.

Sehen wir uns den ersten und den letzten Satz unseres Textes an – gewissermaßen die Klammer um die Mahnungen des Paulus, dann erkennen wir das Handeln Gottes bzw. Jesu. Wir sind jetzt, als Glaubende, Licht. Unser Leben hat Ausstrahlung, aber nicht aus uns heraus. Wir sind nicht von Natur geistlich helle. Wir sind es nur im Herrn – Gott hat es in uns bewirkt. Wer aus dem Schlaf aufgeweckt wurde, d. h. aus dem Schlaf der Unglaubens, wird von Christus erleuchtet. Wer von den Toten aufgestanden ist, d. h. vom geistlichen Tod, erhält von Christus Strahlkraft. Gott ist der Vater des Lichts, die Quelle allen Lichts. Gott ist Licht, und in Ihm ist keine Finsternis. (1 Joh 1,5) Er schuf das Licht. Er sandte Seinen Sohn Jesus Christus als Licht der Welt. Und Jesus sagt Seinen Jüngern: Ihr seid das Licht der Welt.

Oder, wie es in 1 Thess 5,5 heißt: Ihr alle seid Kinder des Lichts. Wir sind Licht, unser Leben hat Ausstrahlung nur von Gott her. Nur in der Verbundenheit mit Ihm, wenn Christus in uns lebt, Sein Geist in uns wohnt, leben wir im Licht und geben wir Licht ab. Wie der Mond nicht von sich aus scheint, sondern nur das Licht der Sonne reflektiert, so leuchten auch wir nicht von uns aus, sondern können nur das göttliche Licht reflektieren. Kinder Gottes, Menschen, die Jesus folgen, strahlen etwas aus. Sie strahlen etwas aus vom Wesen ihres Vaters, von den Eigenschaften ihres Herrn. So wie man es Kindern ansieht oder abspürt, dass sie nach dem Vater oder nach der Mutter kommen – äußerlich oder charakterlich – so sieht man es wahren Kindern Gottes an, dass sie nach ihrem Himmlischen Vater kommen; so sieht man es Christen an, dass sie nach Christus, ihrem Herrn, kommen. Unser Leben redet mehr als unsere Worte. Was die Menschen bei uns sehen, bewirkt mehr als was sie von uns hören. Worin besteht die Ausstrahlung des Lebens als Christ? Was sollen unsere Mitmenschen an uns sehen oder spüren? Es ist die Frucht, die Gott durch Seinen Geist in uns bewirkt. Die Frucht des Lichts ist lauter Güte, Gerechtigkeit und Wahrheit. Güte, Gerechtigkeit und Wahrheit – das sind keine überholten Werte. In unserer Welt ist so viel Bosheit, Unrecht und Lüge – so viel Lieblosigkeit und Finsternis. Und mit jeder Bosheit, jedem Unrecht, jeder Lüge verdunkeln auch wir die Liebe Gottes und wir berauben uns unserer Strahlkraft. Gott setzt aller Bosheit, allem Unrecht, aller Unwahrheit Seine Güte, Seine Gerechtigkeit, Seine Wahrheit entgegen. Er ist gut, gerecht und wahrhaftig. Er ist Licht und Liebe. Und Er will Seine Eigenschaften durch uns sichtbar machen. Es ist unsere Bestimmung, Kanäle Seiner Güte, Gerechtigkeit und Liebe zu sein. Wir, die wir Seine Güte täglich spüren, die wir durch den Glauben Anteil haben an Seiner Gerechtigkeit, die wir durch die Wahrheit Seines Wortes erleuchtet sind und Seine Wahrheit in der Person Jesu kennen, wir sind dieser Welt etwas schuldig. Nämlich, dass unser Leben die Wesenszüge Gottes ausstrahlt. Damit Menschen die Brücke zu Gott gebaut wird. Dazu ist es wichtig, immer wieder die Gemeinschaft mit Gott zu suchen, auf Ihn zu hören, Ihn immer besser zu kennen. D. h. mit Ihm zu reden, sich intensiv mit Seinem Wort zu befassen und in allen Entscheidungen nach Seinem Willen zu fragen. 2. Leben mit Ausstrahlung ist an Gott ausgerichtet Immer wieder haben wir in unserem Leben Entscheidungen zu treffen. Wichtige und weniger wichtige; bewusst oder unbewusst. Wir haben unsere Maßstäbe, unsere Kriterien für unsere Entscheidungen. Kinder Gottes haben da einen grundsätzlich anderen Maßstab, als Menschen, die Gott nicht kennen. Dieser Maßstab, diese Norm, dieses Kriterium ist Gott selbst. Sein Charakter, Sein Wort, das Beispiel Jesu – daran richtet sich lichtes Leben aus. Und nicht an der eigenen Lust und den eigenen Interessen. Prüft, was dem Herrn wohl gefällt. So schreibt es Paulus. Leben mit Ausstrahlung ist Leben, wie es Gott gefällt. Und das ist anders als Leben nach dem Lustprinzip.

Wir kommen weiter, wenn wir vor Entscheidungen prüfen, wie Gott unser Vorhaben sieht, ob es Ihm Ehre macht. Man kann sich Fragen stellen: Was würde Jesus dazu sagen?, oder: Was würde Jesus tun? Oder: Was entspricht Gottes Standards von Gerechtigkeit, Güte und Wahrheit? Je besser wir uns mit Gott befassen, je intensiver wir Seine Nähe und Gemeinschaft suchen, um so besser wissen wir, was Ihn freut. Wie es auch in zwischenmenschlichen Beziehungen ist: Je näher man einander ist, je besser man einander kennt, um so besser weiß man, was den anderen erfreut oder Ihm gefällt. Und wahre Kinder Gottes haben natürlich das Bedürfnis, Gott zu gefallen. Es gibt verschiedene Möglichkeiten zu prüfen, was gottgefällig ist. Wir haben die Bibel, Sein Wort, damit wir es befragen. Vor Entscheidungen ist es hilfreich, die Frage Gott im Gebet vorzulegen, und Seine Führung zu erbitten. Und Er hat uns ein Gewissen gegeben – hören wir auf die Stimme unseres Gewissens, des „Mitwissers Gottes“ in uns. Er stellt uns geistlich gereifte, erfahrene Geschwister zur Seite – auch durch sie können wir erfahren, was Gott gefällt. Schließlich gibt es auch eigene Erfahrungen, damit wir daraus lernen. Auch aus eigenen Fehlern, eigenem Versagen. Wir haben eine Reihe von Hilfsmitteln, um zu prüfen, was recht ist in Gottes Augen. Wo Er Sein Ja dazu sagen kann. Wir brauchen diese Hilfsmittel, um uns zurechtzufinden in diesem Spannungsfeld zwischen Gut und Böse; Recht und Unrecht; Wahrheit und Lüge; Licht und Finsternis. Sich entscheiden, heißt immer auch zu unterscheiden: zwischen dem, was Gott gefällt und dem, was Ihm nicht gefällt. Das gilt für wichtige Lebensentscheidungen, aber auch für die kleinen Dinge des Alltags. Wir brauchen Entscheidungshilfen und Gott gibt sie uns. Nutzen wir sie, wird unser Glaube reifen und unser Leben gute Auswirkungen haben. Leben, das sich an Gott, dem Licht, ausrichtet; Leben mit Ausstahlung - diese Woche war im Magazin „stern“ ein Bericht über ein Ehepaar zu lesen, bei dem die Frucht des Lichts schon sehr gereift war und die sehr beeindruckend zeigen, wie Leben mit Ausstrahlung heute aussehen kann. In dem Beitrag hieß es: „Ken Brantly, 33, ist Arzt, seine Frau Amber Krankenschwester. Sie wollen beim Aufbau eines Krankenhauses in Monrovia (Liberia) helfen. ELWA heißt es: Eternal Love Winning Africa (ewige Liebe gewinnt Afrika). Die Liebe Gottes, die Liebe zu den Menschen, der sich die beiden verschrieben haben. Amber und Ken Brantly sind Christen. Vergangenen Sommer hat Ken seine Facharztausbildung abgeschlossen. Das war Teil seines Plans, seines Lebenstraums. Er will als Arzt und christlicher Missionar nach Afrika gehen. Seine Frau teilt diesen Traum. Menschen helfen zu können, dort, wo Hilfe am nötigsten ist. 'Jesus war der eingeborene Sohn Gottes und der größte Arzt und Missionar.' Dieser Satz fällt häufig am Tisch der Brantlys. Seinem Beispiel wollen sie folgen.

Im Juli wurde Ken positiv auf – Ebola getestet. Er wurde ausgeflogen, wird in den USA behandelt. Wird er überleben? Für die Brantlys reicht diese Hoffnung ohnehin über die Medizin hinaus. „Gott wird mich davon befreien“, sagt Ken. „Und auch, wenn Er es nicht tut – ich bereue nichts.“1 Welch ein Glaube, welch ein Zeugnis, welch ein Leben mit Ausstrahlung – von Gott bewirkt, an Gott ausgerichtet. 3. Leben mit Ausstrahlung richtet etwas aus.

Leben mit Ausstrahlung ist gelebter Glaube. Es ist entschiedenes Leben. Es ist Leben, das Profil zeigt. Leben, das Gottes Wesen ausstrahlt, ist nicht zu übersehen. Denn es unterscheidet sich vom früheren Leben vor der Bekehrung. Es unterscheidet sich vom Leben derer, die Gott nicht kennen. Wenn nicht, dann hat es kein Profil, keine Ausstrahlung und ist nicht brauchbar für Gott. Sich entscheiden heißt immer auch, gegen etwas zu entscheiden. In unserem Text gegen die Werke der Finsternis. Gegen das, was Gottes Wesen entgegen steht. Gegen das Gegenteil von Güte, Gerechtigkeit und Wahrheit. Ja sagen zu Gott, ja sagen zu Christus heißt auch Nein sagen; Nein zu allem, was die Bibel Sünde nennt; Nein zu aller Art von Lieblosigkeit, Bosheit, Hass; Nein zu aller Ungerechtigkeit; Nein zu allem Lug und Trug. Nein zu dunklen Machenschaften aller Art. Das fängt bei uns an: bei Groll oder Neid in unseren Herzen; bei unserem Reden über andere hinter ihrem Rücken; bei unserem lieblosen Richten – ausgesprochen oder unausgesprochen; bei unseren Ausreden, Notlügen und sonstigen kleinen Tricksereien – es merkt ja keiner! Denken wir zumindest. Doch was unter uns im Dunkeln bleiben mag – im Licht Gottes wird alles offenbar. Nein sagen zu Werken der Finsternis – man kann auch sagen: zu dunklen Machenschaften: es fängt bei uns an, aber es ist nicht nur Privatangelegenheit. Es heißt auch, sich einzumischen, die Stimme zu erheben – in einer Welt voller Hass, Unrecht und Lüge. Sich dunkler Machenschaften zu enthalten, ist das eine. Den Mund aufzumachen, den Mut zu haben, gegen Unrecht aufzustehen; ist noch etwas anderes. Ich denke da an an manch mutig vorgetragenen Standpunkt von Christen in Debatten oder in Leserbriefen. Das hat mit Ausstrahlung, mit Profil zu tun. Das hat Auswirkungen. Sich nicht von Unbarmherzigkeit, von Bösem aller Art anstecken lassen – vielmehr Gutes und Barmherzigkeit entgegensetzen. Ungerechtigkeit nicht auf uns abfärben lassen – vielmehr einen Beitrag zu bringen zu mehr Gerechtigkeit in der Welt (etwa durch Teilen mit den Bedürftigen). Sich nicht in Lug und Trug verstricken – statt dessen aufrichtig und wahrhaftig leben; damit fallen wir auf in der Welt. Damit schwimmen wir gegen den Strom. Das bleibt nicht unbemerkt – und nicht wirkungslos. Mag sein, dass uns mancher belächelt. Mag sein, dass mancher es nicht versteht.

1 „stern“ Nr. 33, 07.08.14

Mag sein, dass mancher sich in Frage gestellt fühlt und unangenahm reagiert. Mag sein, dass wir materiell gewisse Nachteile haben. Aber wir gewinnen viel mehr. Unser Leben gewinnt Ausstrahlung, es gewinnt Profil. Und Menschen, die uns beobachten, kommen ins Nachdenken. Wenn sie sehen, dass an unserem Glauben etwas dran ist. Wenn sie sehen, dass der Glaube etwas in uns bewirkt. Weil wir von unserer Umwelt beobachtet werden, ist es wichtig, dass wir darauf achten, wie wir leben. Und es kann kein lohnenderes Leben geben als eines, das Menschen hilft, Gott näher zu kommen. Unser Leben hat Auswirkungen – so oder so. Wenn durch unser Leben etwas mehr Licht in die Welt kommt, erfüllt es seinen Sinn. Amen.

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