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202 Z arbock Verhaltenstherapie & Verhaltensmedizin 2014, 35 (3), 202-207 Die Axiome des schematherapeutischen im Überblick* Modells Gerhard Z ar...
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Verhaltenstherapie & Verhaltensmedizin 2014, 35 (3), 202-207

Die Axiome des schematherapeutischen im Überblick*

Modells

Gerhard Z arbock Institut für Verhaltenstherapie-Ausbildung, Hamburg

Zusammenfassung: Es werden 10 Axiome dargestellt, die grundlegende theoretische wie therapeutische Überlegungen und Vorgehensweisen der Schematherapie, ihr Menschenbild und ihr Störungs- und Therapiemodell beschreiben. Es wird dafür plädiert, dass ein praktizierender Schematherapeut mit den theoretischen wie praktischen Grundüberlegungen vertraut sein muss, um diese auch überzeugend in der Therapie umsetzen zu können. Schlüsselworte: Schematherapie, Menschenbild, Störungsmodell, Therapiemodell

Outlinening

the axioms of schema therapy

Summary: 10 basic assumptions of schema therapy are highlighted, which describe the schema therapeutic conception of the human being and the disorder and treatment model. It is advocated that a schema therapist should be acquainted with these basic assumptions to be able to put them into practice. Keywords: schema therapy, conception of human being, disorder model, treatment model

Im Folgenden werden die Axiome des Schematherapiemodells herausgearbeitet. Hierdurch sollen die Kernmerkmale der Schematherapie verdeutlicht werden. Natürlich ist vieles nicht neu, aber aus Sicht des Autors ist die Schematherapie eine besonders gelungene Erweiterung der Verhaltenstherapie. In ihren Basisan-

nahmen und Vorgehensweisen berücksichtigt die Schematherapie zentrale Erkenntnisse der Entwicklungspsychologie, der Neurobiologie und der Gedächtnisforschung. Bei der folgenden Darstellung beziehen wir uns auf die Grundlagenwerke von Young et al. (2005), Roediger (2011),

* Etwas modifizierter Abdruck aus Zarbock, G. (2014), Einladung zur Schematherapie. Grundlagen, Konzepte, Anwendung (S. 37-42). Weinheim: Beltz. Mit freundlicher Genehmigung des Beltz-Verlages.

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Arntz & van Genderen (2010) und Jacob & Arntz (2011) sowie auf aktuelle Entwicklungen. Axiom 1: Menschen sind lebenslang durch ihre zentralen psychischen Grundbedürfnisse motiviert. Es gibt verschiedene Listen mit Grundbedürfnissen. Im deutschen Sprachraum orientieren wir uns in Anschluss an Roediger (2008) und Zarbock (2008) an einer überarbeiteten Fassung der Grundbedürfnisse, wie sie von Klaus Grawe zusammengestellt wurde: 1) Bindung, 2) Autonomie, Orientierung/Kontrolle, 3) Selbstwerterhöhung, 4) Unlustvermeidung/Lustgewinn (auch Spiel, Spaß und Spontanität) und 5)  übergeordnet das Bedürfnis nach psychischer Einheitlichkeit als Konsistenzstreben bzw. auf der inhaltlichen Ebene auch als Identität/Grenzen verstehbar. Axiom 2: Persönlichkeit entsteht aus einem Wechselspiel zwischen Temperament, psychischen und physischen Kompetenzen oder Defiziten und dem Schicksal der Grundbedürfnisse zwischen traumatisierender Frustration, hinreichender Befriedigung oder Überstimulation. Dieses Axiom macht deutlich, dass das Schematherapiemodell das biologische Substrat des Menschen nicht aus dem Auge verliert, sondern das anlagenahe Temperament und die psychischen und physischen Kompetenzen im Auge hat. Die Umwelt wird im schematherapeutischen Modell dahingehend hinterfragt, inwieweit sie die Bedürfnisse des sich entwickelnden Individuums entweder befriedigt oder traumatisierend frustriert oder überstimuliert. Die Idee einer Überstimulation von Grundbedürfnissen greift das umgangs-

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sprachliche Konzept des „zu viel des Guten“ auf. Näher verständlich wird das Ganze, wenn man bedenkt, dass Bedürfnisse immer auch dadurch gekennzeichnet sind, dass sie in der subjektiven Wichtigkeit absinken, wenn sie gerade befriedigt sind. Bei optimaler Bedürfnisbefriedigung geht es also immer darum, genug zu bekommen – und nicht mehr. Da die psychologischen Grundbedürfnisse nur durch eine aktive soziale Umund Mitwelt befriedigt werden können, besteht immer die Gefahr, dass „Sättigungssignale“ von der Um- und Mitwelt übersehen oder ignoriert werden. Schlimmstenfalls kann also Bindung zu lange erzwungen, Autonomie zu früh gefordert, Selbstwert im unrealistischen Übermaß übererhöht und Lust zu einfach und zu schnell gewährt werden. Axiom 3: Lernprozesse hinsichtlich der Mitwelt-Antworten auf die Grundbedürfnisse führen zu generalisierten Situations-Verhaltens-Ergebnis-Erwartungen (Schemata) und sind zentral für das menschliche Erleben. Situations-Verhaltens-Ergebnis-Erwartungen (Bandura, 1997; Williams, 2010) lassen sich als Schemata beschreiben, die das Erleben als proaktive, selektiv auswählende und kognitiv verzerrende Prozesse bestimmen. Schemata können einer Definition von Neisser (1996) zufolge als einerseits durch Erfahrung organisierte, andererseits aber auch die Erfahrung organisierende kognitive Prozesse und Strukturen verstanden werden. Die Schemata im Sinne der Schematherapie können als Traits (Persönlichkeitseigenschaften) angesehen werden und lassen sich kulturübergreifend psychometrisch nachweisen. In der Schematherapie werden zurzeit 18 Schemata benutzt, die man auch sehr gut als zentrale menschliche Lebensthemen verstehen kann. Dass sich diese Lebensthemen nicht nur

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bei Patienten stellen, sondern Ergebnisse menschlichen Lebens in der Welt überhaupt darstellen, lässt sich dadurch veranschaulichen, dass man alle Schemata auch bei gesunden, nicht klinischen Stichproben findet. Die Schemata sind dann in ihrer Intensität nicht so stark wie bei Patienten ausgeprägt. Es ist der „große Wurf“ von Jeffrey Young, dass er die Idee von Grundannahmen, wie sie in der Kognitiven Therapie von Beck formuliert werden, zum Schemabegriff ausgeweitet und somit quasi universelle Lebensthemen aufgefunden hat, die sich in jedem Individuum als situationsgebundene emotionale, physiologische und kognitive Deutungsmuster, Erlebnisschablonen und Reaktionsbereitschaften auffinden lassen. Axiom 4: Die Schemata als Bausteine des Erlebens sind automatisiert und nicht bewusst, jedoch prinzipiell bewusstseinsfähig. Schemata sind dadurch bewusstseinsfähig, dass wir durch Versprachlichung („Mentalisierung“) unseres Erlebens und Verhaltens, durch Erinnern assoziierter biografischer Episoden und durch das Bemerken von Wiederholungen übergeordnete Muster in unserem eigenen Erleben und Verhalten erkennen können. Wir können uns also durch Selbstbeobachtung, verbale Selbstbeschreibung und biografische Erinnerungsarbeit zum oft automatisierten Fluss unseres Erlebens und Verhaltens erkennend in Beziehung setzen. Ggf. bedarf es hierzu der Hilfe einer Psychotherapie. Axiom 5: Werden Schemata aktiviert, so reagiert das Individuum auf die ausgelösten Emotionen, Kognitionen, Körperreaktionen und auch Erinnerungen entlang einer Bewältigungstrias von Erdulden, Vermeiden oder Überkompensieren.

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Die Aktivierung von Schemata geht in der Regel mit anhedonischen Emotionen (meist Angst, Trauer, Scham) einher. Diese negativ erlebten Emotionen induzieren Reaktionen zur Emotionsregulation. Diese Bewältigungsreaktionen sind Ausformungen der allen Organismen eigenen grundlegenden Reaktionen auf Bedrohungen oder Belastungen, die man auch als Freeze-Flight-Fight-Muster (Erstarren-Flucht-Kampf-Muster) bezeichnen kann (Marks, 1987). Aus schematherapeutischer Sicht kommt noch die Unterwerfung (Surrender) dazu, da diese im Gegensatz zum Erstarren (im Sinne eines distanzierten Selbstschutzmodus) dem Aufbau von Bindung und der Unterordnung in eine hierarchische Beziehung dient. Die Wahl der jeweiligen Reaktion (Unterwerfen, passiv Erstarren, aktiv Flüchten, Überkompensieren) ist sowohl von der Konstitution des Individuums, den Selbstwirksamkeitserwartungen, der Intensität des ausgelösten Schemas und der schemaauslösenden Situation abhängig. Jedes Individuum kann prinzipiell mit allen Bewältigungsstrategien reagieren, obwohl sich schema- (z.B. Vermeidung bei Verlassenheit) und individualspezifische (z.B. der generalisierte Vermeider) Präferenzen zeigen können. Axiom 6: Meist werden durch eine Situation ein oder mehrere Schemata zeitnah aktiviert und eine Bewältigungsreaktion gewinnt die Oberhand im bewussten Erleben und sichtbaren Verhalten. Der so entstehende Zustand lässt sich als momentaner personaler Gesamtzustand (= Modus) bezeichnen. Werden die aktivierten Schemata von der Person achtsam wahrgenommen, ohne automatisch zu reagieren, bleibt sie im Modus des gesunden Erwachsenen. Momentane personale Gesamtzustände sind sowohl momentan stabil (sonst würden sie ja sofort zerfallen) als

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auch offen zur inneren oder äußeren Umgebung hin, und damit veränderbar. Solche organisierten und momentan stabilen personalen Gesamtzustände werden in der Schematherapie als Modi (Singular: Modus) bezeichnet. Axiom 7: Auf der Basis von Schemata und Bewältigungsstilen lassen sich bei allen Menschen aktuelle personale Gesamtzustände des Erlebens und Verhaltens unterscheiden, wobei Kind-, Eltern-, Vermeidungs-, Unterwerfungsund Überkompensationsmodi und der Modus des gesunden Erwachsenen unterschieden werden können. 1)  Der Modus des verletzlichen Kindes: Im Sinne von im Stich gelassen, emotional depriviert, ausgeliefert, beschämt, voller Angst, hilflos erduldend. 2)  Der Modus des wütenden Kindes: Auf die Verletzung von Grundbedürfnissen wird mit Wut und Ärger bis hin zum Zorn reagiert. 3)  Modi des impulsiven und undisziplinierten Kindes: Zustände fehlender Impulskontrolle, mangelnde Fähigkeit zum Belohnungsaufschub und Schwierigkeiten beim Einhalten von Regeln, Normen, Plänen und Absprachen. 4) Der Modus strafender oder fordernder Eltern- oder Bezugspersonen: Hier handelt es sich um eine internalisierte (nach innen übernommene) Fremdperspektive auf das eigene Selbst. Die typischen Auswirkungen sind Selbstabwertung, Selbstverurteilung bis hin zur unbewussten Identifikation mit ehemaligen Tätern (sog. Täterintrojekte), indem der Patient vergangene Entwertungen, Beschimpfungen, Verurteilungen oder Angriffe scharf auf sich selbst zurückwendet.

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5) Vermeidungsmodi: Vermeidungsmodi sind Möglichkeiten des Organismus, sich gegenüber bedrohlichen Selbstwahrnehmungen durch Flucht, Vermeidung, Betäubung oder Ablenkung abzudichten. Die in der Verhaltenstherapie gebräuchlichen Beschreibungen der passiven Vermeidung (z.B. sozialer Rückzug, Alkoholmissbrauch) oder der aktiven Vermeidung (z.B. Flucht in die Arbeit) sind hier einzuordnen. 6)  Unterwerfungsmodi sind durch interpersonelle Unterwerfung im Sinne von Demutsgesten, Beschwichtigungshaltungen und hierarchischer Unterordnung gekennzeichnet. Sie dienen dem Aufbau von Bindung. 7)  Überkompensierende Modi dienen ebenfalls dem Zweck der Vermeidung der Selbstwahrnehmung von bedrohlichen Reizen, jedoch werden bei diesen meist sekundär aggressive Emotionen oder aber dominierend feindseliges Verhalten aktiviert, um sich selbst zu behaupten bzw. das Erleben von Ungenügen, Hilflosigkeit, Unterlegenheit, Unzulänglichkeit und Ausgeliefertsein zu verhindern. 8) Der Modus des glücklichen Kindes: Im Modus des glücklichen Kindes gewinnen auch im Erwachsenenalter die kindliche Spontanität, das Ausgelassensein, die Zustände ziellosen Glücks die Oberhand. Die Lust am Spiel, die Fähigkeit zur Augenblicklichkeit und das Erleben einer Sinnestotalität ohne Leistungsperspektive gehören ebenso dazu wie die Fähigkeit, sich von der gegenwärtigen Beschäftigung oder gegenwärtigen Eindrücken faszinieren zu lassen und zu staunen. 9) Der Modus des gesunden Erwachsenen: Dieser Modus kennzeichnet sich durch Impulskontrolle und Realitätsprüfung (Was ist nur meine Fantasie

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oder Befürchtung? Wie wahrscheinlich ist es, dass Befürchtungen eintreten? Ist es nur meine innere Realität oder gibt es Beweise dafür, dass es „wirklich“ so ist?). Weiterhin gehört die Orientierung des Verhaltens hauptsächlich an langfristige Konsequenzen und nicht nur an kurzfristigen Lustgewinn dazu. Ebenfalls ist die Fähigkeit zum Rollenwechsel und zur Einfühlung in andere ein Kennzeichen des gesunden Erwachsenen. Unlustspannungen im Sinne der Distresstoleranz können ausgehalten werden, die Fähigkeit zur Selbstberuhigung und Selbstregulation ist gut ausgeprägt und im zwischenmenschlichen Bereich sind erwachsene, auf Gegenseitigkeit beruhende Beziehungen die Regel, wobei auch die Übernahme pflegender, fürsorgender und helfender Rollen mit einer entsprechend kontrollierten Selbstaufgabe möglich ist, wenn dieses für die Kindererziehung oder die Pflege Erkrankter angezeigt ist. Eigene Defizite und Begrenzungen können erkannt und „weise“ akzeptiert bzw. zielführend und sozial verträglich kompensiert (= ausgeglichen, gemildert oder abgeschwächt) werden. Axiom 8: Psychische und psychosomatische Störungen lassen sich durch massiv ausgeprägte dysfunktionale Schemata, unflexible und generalisierte Bewältigungsstile und durch häufig auftretende dysfunktionale Modi und ihre innerpsychische Dynamik erklären. Hierbei lassen sich z.B. Persönlichkeitsstörungen sehr gut durch Moduskonstellationen darstellen (Arntz, 2011), wobei der gesunde Erwachsene als Modus definitionsgemäß in fast allen Lebensbereichen (Beruf, Partnerschaft, soziale Beziehungen) nur schwach ausgeprägt ist. Die Leitsymptome der Persönlichkeits-

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störungen lassen sich auf unterschiedliche übergeneralisierte ungünstige aktive oder passive Bewältigungsversuche einer zugrunde liegenden Inkonsistenzspannung zurückführen. Diese zentrale Inkonsistenzspannung entsteht meist aus einer internalisierten „Gegnerschaft“ von verletzlichen Persönlichkeitsanteilen (Modus des verletzbaren Kindes) einerseits und internalisierten strafenden oder fordernden Bezugspersonen (Modus des strafenden oder fordernden Elternteils) andererseits. Symptomatische Störungen sind einerseits positiv dadurch gekennzeichnet, dass der Modus des gesunden Erwachsenen beim Patienten noch hinreichend stark und in vielen Lebensbereichen auch verhaltensbestimmend sein kann. Der Patient ist also nur symptomatisch und nicht in seiner Persönlichkeit gestört. Andererseits sind aber dysfunktionale Schemata und Modi im Erleben und Verhalten so häufig und so intensiv aktiviert, dass Vermeidung (z.B. bei Ängsten, Depressionen oder Sucht), Überkompensation (z.B. bei Zwängen) oder Aversionserdulden (bei Panik, Depression) im Lebensvollzug, zumindest in einem Lebensbereich, krankheitswertig bestimmend werden. Axiom 9: Durch das schematherapeutische Fallkonzept gelingt es, die hinter den Persönlichkeits- oder den symptomatischen Störungen liegenden emotionalen und kognitiven Störungsbedingungen in einem für Patient und Therapeut plausiblen, identitätsstiftenden und handlungsleitenden Modell abzubilden. Das Fallkonzept kann die vom Patienten erinnerte Biografie, seine Konstitution und sein Temperament sowie die erkennbaren und berichteten Risikofaktoren zu einem Modell verdichten, sodass aktuelle Lebensschwierigkeiten sowie psychische Störungen und Symptome nachvollzieh-

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bar aufeinander bezogen und im Sinne der Schematherapie aus frustrierten Grundbedürfnissen und anschließenden Copingversuchen abgeleitet werden können. Durch die Begriffe Schema, Bewältigungsreaktion und Modus gelingt es, biografische Traumata, ihre Verarbeitung und aktuelle Krisenauslöser verständlich zu machen. Hierbei ergeben sich aus der Identifikation von Schemata, Modi und Bewältigungsstilen in der Fallkonzeption auch Therapieziele im Sinne des Abbaus oder Abschwächung dysfunktionaler Schemata, Modi und Bewältigungsreaktionen. Axiom 10: Durch eine erfolgreiche Schematherapie werden dysfunktionale Schemata, Bewältigungsstile und Modi so abgeschwächt, dass der Patient seine psychischen Grundbedürfnisse wieder oder sogar erstmalig in seinem Leben individuell und sozial angemessen befriedigen kann und sich symptomatische wie Persönlichkeitsstörungen abbauen. Inkonsistenzspannungen, die psychische Störungen induzieren können, treten nach einer Schematherapie nicht mehr so oft und so intensiv wie vor der Therapie auf, sondern in der Regel nur noch vorübergehend bei Krisen oder unvermeidlichen kritischen Lebensereignissen. Da dysfunktionale Bewältigungsstrategien vom Patienten nicht mehr automatisch und dauerhaft eingesetzt werden, können sich aversive Zustände nicht mehr ohne Weiteres chronifizieren. Auf dieser Grundlage ist die psychopathologische Symptomatik dauerhaft reduziert und das Rückfallrisiko des Patienten durch die umfassende Änderung von Erleben und Verhalten deutlich vermindert.

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Die oben skizzierten theoretischen Axiome der Schematherapie sollten vom Schematherapeuten verinnerlicht sein und werden ihm daher nicht nur im beruflichen, sondern auch über weite Teile seines privaten Lebens hinweg begleiten. Entscheidet man sich als Psychotherapeut für Schematherapie, ergreift diese Therapieform nicht nur den beruflichen, sondern den gesamten Menschen, da man eine so grundlegende Orientierung in der Regel nicht in der Praxis oder der Klinik lassen kann. Das schematherapeutische Modell eignet sich sehr gut zur Selbstreflexion, Selbsterkenntnis und auch zur Selbstregulation, da man die Aktivierung von Schemata und Modi gut im eigenen Erleben erkennen und dann mit den entsprechenden Vorgehensweisen auch beeinflussen kann.

Dipl.-Psych. Dr. phil. Gerhard Zarbock Psychologischer und Kinder- und Jugendlichenpsychotherapeut IVAH, Institut für VerhaltenstherapieAusbildung Hamburg Hans-Henny-Jahnn-Weg 51 D-22085 Hamburg E-Mail: [email protected]

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