Der Umgang mit Trauernden

Susanne Fudickar Der Umgang mit Trauernden Ton Schulten, Weg zum Horizont, 2009 www.tonschulten.nl In der Ruhe liegt die Kraft In liebevoller Erin...
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Susanne Fudickar

Der Umgang mit Trauernden

Ton Schulten, Weg zum Horizont, 2009 www.tonschulten.nl

In der Ruhe liegt die Kraft In liebevoller Erinnerung an Matthias

Inhalt Vorwort Kontakt zum Trauernden Überwindung der Hilflosigkeit Erste Reaktionen auf die Todesnachricht

Praktische Hilfe Zeit und Aufmerksamkeit Angebot zur Hilfe Entferntere Beziehung Hilfe am Arbeitsplatz Was tut nicht gut? Nachwort Dank

Vorwort Vor vier Jahren ist unser jüngster Sohn Matthias im Alter von 20 Jahren plötzlich verstorben. Nach seinem Tod haben wir sehr unterschiedliche

Erfahrungen

gemacht

haben,

wie

Freunde,

Verwandte, Kollegen und Bekannte mit uns umgegangen sind. Wir haben

einerseits

positive

Erfahrungen

gemacht,

die

auch

zu

neuen Kontakten und sogar zu neuen Freundschaften geführt oder bestehende

Freundschaften

intensiviert

haben.

Andererseits

haben wir leider auch negative Erfahrungen machen müssen, die uns zunächst zusätzlich belastet und traurig gemacht haben. So haben

wir

Begegnungen

vermeintlich abgesehen



gute das

Freunde

letzte

Mal



von

auf

der

zufälligen Beerdigung

unseres Sohnes gesehen. Aus Gesprächen mit anderen Betroffenen weiß ich, dass nicht nur wir derartige Erfahrungen verkraften müssen. Ich habe daher nach

einiger

Zeit

Vorträge

zu

dem

Thema

„Vom

Umgang

mit

Trauernden“ gehalten, die auf sehr positive Resonanz gestoßen sind. Aus dem Kreis der Zuhörer wurde angeregt, den Vortrag zu veröffentlichen, um einen größeren Kreis von Menschen erreichen zu können. Dieser Anregung bin ich gerne gefolgt. Ich hoffe, dass ich mit diesem kleinen Ratgeber dazu beitragen kann, Menschen zu unterstützen, die Trauernden zur Seite stehen wollen. Die Aufforderung, Trauernden Anteilnahme zukommen zu lassen und sie emphatisch und einfühlsam zu behandeln, ist zwar einerseits richtig, andererseits aber zu pauschal, um wirklich Hilfestellung leisten zu können. Daher gebe ich auch konkrete Beispiele und Anregungen, wie man trösten und Hilfe leisten kann, und lege dar, was uns persönlich verletzt und was uns besonders gut getan hat. Ich hoffe, Sie als Leser werden dies nicht als zu kategorisch empfinden, sondern sich anhand dieser Vorschläge leiten lassen, auch andere Ideen für den konkreten Trauerfall

zu

entwickeln,

die

zu

Ihnen

und

dem

Trauernden

passen.

Kontakt zum Trauernden Viele Menschen haben Angst, in einem Trauerfall das Falsche zu tun – und deshalb tun sie lieber gar nichts. Um gar nicht erst in Verlegenheit zu kommen, meiden sie Begegnungen und ziehen sich zurück. Doch statt den Trauernden damit zu entlasten, erreichen sie das Gegenteil: Die Betroffenen fühlen sich allein gelassen.

Für Trauernde gibt es mittlerweile eine Menge Literatur, die Hilfestellungen während des Trauerprozesses leisten kann. Es gibt

inzwischen

auch

viele

professionelle

Angebote

für

Trauernde wie Trauergruppen, Trauercafés und sogar spezielle Reiseangebote

für

Trauernde.

Daran,

wie

die

Zahl

dieser

Angebote gewachsen ist, lässt sich aber auch ablesen, dass der Trauer im sogenannten normalen Leben kein ausreichender Raum zugestanden Bekannte

wird.

und

Dadurch

Kollegen

können

damit

sich

Verwandte,

beruhigen,

dass

Freunde,

professionelle

Trauerbegleiter auch eher als sie selbst geeignet sein werden, Menschen in Trauer beizustehen. Das aber stimmt nicht. Denn der Trauernde leidet darunter, dass er neben dem Verlust eines geliebten

Menschen

auch

den

Verlust

weiterer

Beziehungen

beklagen muss. Es ist also wichtig, dem Trauernden auch als darin nicht geschulter Mensch beizustehen. Die

fehlende

nicht

Fähigkeit,

zuletzt

fehlende

auch

oder

Trauernden

beiseite

volkswirtschaftliche

unzureichende

zu

stehen,

Auswirkungen.

Anteilnahme

sind

hat

Durch

trauernde

Arbeitnehmer nur bedingt leistungsfähig oder müssen Trauernde mit teuren Therapien und Medikamenten versorgt werden. Daher möchte ich Sie als Nichtbetroffene motivieren, die weit verbreitete Sprachlosigkeit und Hilflosigkeit, das „Sich-nichttrauen“ zu überwinden und Sie ermuntern, auf Trauernde aktiv zuzugehen

und

ihnen

dadurch

beizustehen.

Natürlich

können

Außenstehende die Trauer nicht wegnehmen, aber sie können sie lindern und den Trauernden damit trösten und ihm Halt geben. Wegen unserer Erfahrungen geht es natürlich in erster Linie um den

Umgang

mit

trauernden

Eltern.

Aufgrund

der

von

mir

geführten Gespräche weiß ich aber, dass vieles auch gilt, wenn der Partner oder die Eltern – jedenfalls in (zu) frühen Jahren –

versterben

oder

außergewöhnliche

sogar

auch,

Krisensituation

wenn geht,

es

um

z.B.

den

eine

andere

Umgang

mit

Schwerkranken oder Sterbenden und mit ihren Angehörigen. Weniger Unsicherheiten im Umgang mit Trauernden bestehen in der Regel nur dann, wenn der Tod zu einem Zeitpunkt kommt, in dem er

als

„normal“

empfunden

wird,

wenn

also

im

höheren

Lebensalter

der

Partner

versterben.

Aber

auch

für

oder

die

diese

alt

gewordenen

„Normalfälle“

kann

Eltern meinen

Ausführungen vielleicht die eine oder andere Anregung entnommen werden.

Überwindung der Hilflosigkeit Was können Außenstehende nun tun, um einem Trauernden beiseite zu stehen? Zunächst muss man sich darüber im Klaren sein, dass es auf jeden Fall falsch ist, gar nichts zu tun. Dies gilt jedenfalls dann, wenn man den Betroffenen mehr als nur flüchtig kennt. Aber selbst bei einer nur flüchtigen Bekanntschaft ist eine Reaktion schön, denn jede - auch noch so kleine - Reaktion ist für den Trauernden wie ein Strohhalm. Im Übrigen klärt das auch die Situation – der Trauernde weiß dann, dass sein Gegenüber von

dem

Tod

des

Angehörigen

erfahren

hat.

Bei

fehlender

Reaktion bliebe eine entsprechende Unsicherheit zurück.

Es gilt, das eigene Gefühl der Hilflosigkeit und Verlegenheit zu überwinden und einfach das zu tun, was man möchte. Man kann nicht viel falsch machen! Haben Sie einfach den Mut zu trösten. Machen Sie sich nicht zu viele Gedanken, was der Trauernde erwartet oder wie er das eigene Handeln vielleicht bewerten wird. Denn der Betroffene erwartet zunächst einmal gar nichts. Er ist mit sich selbst, seinen Gedanken und Gefühlen vollauf beschäftigt – erst später wird er enttäuscht sein, wenn nichts passiert

ist.

Denn

von

Freunden

gemieden

zu

werden,

fügt

zusätzlichen Schmerz zu. Trauernde Betroffene

haben

auch

unsicher

viel

und

Verständnis

unbeholfen

sind

dafür, –

wenn

Sie

Nicht-

können

Ihre

Hilflosigkeit Ihnen gegenüber also ruhig zugeben. Trauernde sind aber später kompromisslos, wenn sie in der ersten Zeit nach dem Todesfall durch Freunde enttäuscht werden.

Erste Reaktionen auf die Todesnachricht

Zumindest dann, wenn man eine Todesanzeige erhalten hat, sollte man in irgendeiner Weise auf die Todesnachricht reagieren. Denn die Angehörigen signalisieren dadurch entweder eine eigene Nähe oder eine vermutete Nähe des Verstorbenen zu dem Empfänger. Falls überhaupt keine Reaktion erfolgt, grübelt man darüber nach, ob die Anzeige nicht angekommen ist oder der Empfänger sich möglicherweise dadurch belästigt fühlt, weil aus seiner Sicht weder die eine noch die andere Beziehung besteht. So hat es mir sehr wehgetan, dass ein Mann, mit dem unser Sohn während seines FSJ-Jahres kurz vor seinem Tod Kontakt hatte und dem wir deshalb eine Todesanzeige geschickt hatten, gar nicht reagiert hat und auch bei unserer ersten zufälligen Begegnung ohne ein Wort der Anteilnahme an mir vorbeigegangen ist. Welche konkreten Reaktionen sind möglich? Zunächst

sind

Kondolenzbriefe

für

die

Angehörigen

eines

Verstorbenen sehr wichtig. Besonders gut tun Briefe, in denen über

persönliche

Erinnerungen

an

den

Verstorbenen

und

gemeinsame Erlebnisse mit ihm berichtet wird – auch wenn es nur kleine Begebenheiten sind, weil der Kontakt nicht besonders nah war oder lange zurückliegt. Es tut gut zu erfahren, dass andere Menschen den Verstorbenen geschätzt haben und man etwas über ihn erfährt, was man selbst noch nicht wusste. Besonders schön ist

es

auch,

wenn

der

Verstorbene

treffend

und

liebevoll

charakterisiert wird.

Natürlich liegt es nicht jedem, die passenden Worte schriftlich auszudrücken,

daher

sind

auch

Karten

mit

dem

Aufdruck

„Herzliche Anteilnahme“, einem Gedicht oder Zitat oder mit den schlichten Worten „Ich denke an Euch“ besser als Schweigen. In

der heutigen Zeit halte ich es auch nicht generell für zu unpersönlich, eine E-Mail oder auch eine SMS an den Trauernden zu

schreiben,

es

muss

nicht

zwingend

ein

handgeschriebener

Brief mit dem Füller sein. Wichtig ist nur, dass die Form der Anteilnahme zum Schreiber passt und dieser seine Anteilnahme ehrlich zeigt. Eine Mail, die von Herzen kommt, ist allemal tröstender als ein Brief eines privaten Freundes oder Bekannten auf Geschäftspapier. Schön ist es, wenn Blumen geschickt werden, und zwar nicht nur zur Beerdigung, sondern auch nach Hause. Ich selbst habe es als wohltuend

empfunden,

Beerdigungsblumen

dass

bekommen

wir

haben,

nicht

nur

sondern

z.B.

typische auch

bunte

Tulpensträuße. Eine Freundin hat dies bestätigt. Besonders wichtig ist für die Angehörigen die Teilnahme an der Trauerfeier und an der Beerdigung, und zwar auch dann, wenn man keine Todesanzeige bekommen hat, sondern von dem Tod durch die Zeitungsannonce

oder

durch

Berichte

Dritter

erfahren

hat.

Anders als ich es vor dem Tod unseres Sohnes gedacht und selbst gehandhabt

hatte,

ist

es

schön,

wenn

die

Begleitung

des

Verstorbenen auf seinem letzten Weg nicht nur alternativ zu einem Kondolenzschreiben erfolgt, sondern wenn die Angehörigen sowohl schriftliche als auch persönliche Anteilnahme erfahren dürfen. Uns

hat

es

sehr

gut

getan,

dass

viele

Menschen

zu

der

Beerdigung unseres Sohnes gekommen sind. Es war für uns auch gut

und

richtig,

die

Anteilnahme

an

seinem

Grab

entgegenzunehmen. Wir sind vorher gefragt worden, ob wir uns „das antun wollten“. Im Verhältnis zu dem, was wir ohnehin aushalten müssen, war das aber letztlich etwas, was gut für uns war. Das haben nicht nur wir so empfunden, sondern dies ist mir auch von anderen Betroffenen bestätigt worden. Daher sollte man nicht

versuchen,

Annahme,

ihnen

die

Angehörigen

dadurch

weiteres

davon Leid

abzuhalten

ersparen

zu

in

der

können.

Treffen die Angehörigen allerdings eine andere Entscheidung, so

sollte man auch das respektieren und nicht versuchen, sie davon zu überzeugen, dass es besser sei, am Grab zu stehen.

Praktische Hilfe Bis

zur

Beerdigung

kümmern

sich

oft

Verwandte

um

die

betroffenen Angehörigen. Wenn diese von weiter her angereist und nach der Beerdigung wieder nach Hause gefahren sind, sind die Trauernden völlig auf sich allein gestellt. Wie kann man dann und auch in späteren Zeiten Hilfe leisten? Zunächst kann man ganz einfach praktische Hilfe leisten, weil die Trauernden auch mit kleinen Dingen des alltäglichen Lebens völlig überfordert sein können. Man kann Einkäufe erledigen, Essen kochen, Fahrdienste übernehmen, Kinder beaufsichtigen, bzw. sich auch wirklich um die Kinder kümmern und sich mit ihnen

beschäftigen.

Gerade

wenn

ein

Kind

aus

der

Familie

gestorben ist, ist dies wichtig, weil die Eltern selbst zu schwach

sind,

den

Geschwisterkindern

die

Aufmerksamkeit

zu

geben, die sie in einer natürlich auch für sie sehr schweren Zeit

besonders

benötigen.

Denn

für

die

Eltern

existiert

zunächst nur das tote Kind.

Man kann aber auch die Betroffenen dabei unterstützen, dass diese in die Lage versetzt werden, die Dinge des alltäglichen Lebens wieder selbst zu bewältigen. Auch hier möchte ich einige Beispiele nennen, die mir in guter Erinnerung geblieben sind. Eine Freundin hat mich zwei Wochen nach dem Tod unseres Sohnes zum Einkaufen in einem Supermarkt begleitet. Alleine hätte ich das nicht geschafft, ich kam mir völlig fehl am Platze vor und ich wusste auch nicht, was ich in meinen Einkaufswagen legen sollte.

Eine andere Freundin hat mich abgeholt und ist mit mir zu unserem

Sportverein

gefahren,

damit

ich

dort

meine

ehrenamtlichen Aufgaben zumindest ansatzweise erfüllen konnte. Eine weitere Freundin hat mir beim Einräumen unserer neuen Küche, die wir kurz vor dem Tod unseres Sohnes bestellt hatten, geholfen.

Abgesehen

davon,

dass

es

mich

ohnehin

nicht

interessierte, wäre ich mit den Entscheidungen, wo Geschirr und Töpfe unterzubringen sind, allein völlig überfordert gewesen. Eine

andere

Freundin

hat

mich

beim

Einkauf

neuer

Kleidung

begleitet – es hat lange gedauert, bis ich mich wieder völlig selbstständig in einem Kaufhaus bewegen konnte.

Zeit und Aufmerksamkeit Eine Vielzahl von Möglichkeiten, dem Betroffenen etwas Gutes zu tun, sind unter dem Stichwort „Schenken Sie dem Trauernden Ihre Zeit

und

Ihre

Aufmerksamkeit“

zusammenzufassen.

Einige

Beispiele:

- Besuche und Telefonate Sprechen Sie mit dem Trauernden und hören Sie ihm aufmerksam zu. Persönliche Besuche sind schön, ebenso gut sind aber auch Telefonate, für die Sie sich allerdings Zeit nehmen sollten. So hat es mir sehr gut getan, dass eine Freundin aus der Ferne mich

in

den

ersten

Monaten

nach

dem

Tod

unseres

Sohnes

regelmäßig ein bis zwei Mal in der Woche angerufen hat. Reden Sie bei diesen Telefonaten oder Besuchen auch über den Verstorbenen. Erzählen Sie von Erlebnissen mit ihm, und zwar auch über lustige Begebenheiten, die sie mit ihm erlebt haben. Fordern Sie auch die Angehörigen auf, über den Verstorbenen zu sprechen. Freuen Sie sich gemeinsam über schöne Erinnerungen und haben sie auch keine Scheu davor, gemeinsam zu lachen.

Genauso gut tut es allerdings auch, gemeinsam zu weinen. Tränen tun

dem

Trauernden

signalisieren,

gut.

dass

Es

Sie

tut

nicht

ihm

gut,

wenn

erwarten,

Sie

dass

er

ihm sich

zusammenreißt und seine Gefühle unterdrückt. Sie haben sich daher nichts vorzuwerfen, wenn Sie den Trauernden mit einer Bemerkung über den Verstorbenen zum Weinen gebracht haben. Sie haben

ihm

dadurch

kein

neues

Leid

zugefügt,

im

Gegenteil.

Lenken Sie daher nicht ab und wechseln Sie nicht das Thema, wenn die Tränen fließen. Nennen Sie den Verstorbenen beim Namen. Haben Sie den Mut, den Namen zu erwähnen und Geschichten zu erzählen. Viele erwähnen den Namen nicht aus Angst, die Trauernden an ihren Schmerz zu erinnern, aber man vergisst die Trauer ohnehin nicht – der Schmerz ist immer präsent. Im Übrigen sind das Hören und das Aussprechen des Namens auch tröstlich und man ist dankbar, wenn man

merkt,

dass

auch

andere

Menschen

Erinnerungen

mit

dem

Verstorbenen verknüpfen. Dies gilt nicht nur für die unmittelbare Zeit nach dem Tod, sondern insbesondere auch für spätere Zeiten – auch nach vielen Jahren. Es ist schön, wenn ganz locker, selbstverständlich und unbefangen über den Verstorbenen gesprochen wird – auch sonst hat

man

ja

keine

Hemmungen,

Erinnerungen

an

den

ausgesprochen

werden



über

Verstorbenen so

bleibt

der

Abwesende dürfen Tote

ein

zu und

reden. müssen

Stück

weit

lebendig. Stellen Sie sich gemeinsam mit dem Trauernden auch vor, was der Verstorbene jetzt wohl machen würde, was er zu diesem oder jenem Problem sagen würde. Sie können auch gemeinsam schweigen – wichtig ist, dass einfach jemand da ist, der die Trauer mitträgt. Nehmen Sie Anteil, aber bemitleiden Sie den Trauernden nicht, das hilft ihm nicht weiter.

- Einladungen

Sprechen Sie Einladungen aus, z.B. zu einem Abendessen mit wenigen Personen, die die Trauernden gut kennen, größere Partys sind für Trauernde dagegen nicht geeignet. Aber: Schicken Sie z.B. zu runden Geburtstagen auch dann eine Einladung, wenn Sie davon ausgehen, dass die Betroffenen nicht kommen – anderenfalls fühlen diese sich ausgeschlossen. Lassen Sie sie selbst die Entscheidung treffen. Laden Sie den Trauernden auch zu besonderen Tagen wie Heilig Abend oder Silvester ein – auch wenn Sie diese Tage dann anders und insbesondere nicht so unbeschwert verbringen können, wie dies normalerweise der Fall ist. So haben Freunde berichtet, dass es ihnen sehr gut getan hat, dass ihre Freunde spontan ihren

traditionellen

Weihnachtsbesuch

ausgeladen

und

sie

unmittelbar nach dem Tod des Sohnes eingeladen und sich so um sie gekümmert haben. Wenn bei kirchlichen Familienfesten (z.B. Konfirmationen oder Hochzeiten) Fürbitten für den Verstorbenen gesprochen werden, tut auch das sehr gut. So ist er dann doch auf eine besondere Weise mit dabei.

- Bewegung und Freizeitbeschäftigung Bieten Sie dem Trauernden in der ersten Zeit nach dem Tod Ihre Begleitung zu Spaziergängen an, denn Bewegung an frischer Luft tut immer besonders gut. Ermuntern

Sie

den

Trauernden

auch

zu

anderen

sportlichen

Betätigungen. Ohne diese Ermunterung durch Freunde wären wir nicht so schnell wieder auf die Idee gekommen, Golf zu spielen, obwohl dieser Sport sehr wichtig für uns ist. Mit Begleitung bei den ersten Runden war es dann aber möglich und hat uns gut getan. Schlagen

Sie

dem

Trauernden

vor,

auch

andere

Hobbies

und

sonstige Freizeitgestaltungen wieder aufzunehmen und begleiten Sie ihn in der ersten Zeit.

Fragen Sie den Trauernden, ob er mit Ihnen ins Kino oder ins Theater geht. Falls er zögert, weil er nicht weiß, ob er sich eine derartige Veranstaltung schon zumuten kann, machen Sie ihm klar, dass er jederzeit auch vor Ende der Veranstaltung nach Hause gehen kann, wenn es ihm zu viel wird. - Ferien Bieten fahren,

Sie

dem

Trauernden

vielleicht

für

an,

ein

mit

Ihnen

Wochenende

in

oder

den auch

Urlaub für

zu

eine

längere Zeit. So hat es uns sehr gut getan, dass Freunde uns angeboten haben, mit ihnen für ein paar Tage an die See zu fahren. Andere Freunde haben uns aufgefordert, mit ihnen für zwei Wochen zu verreisen. Es ist wohltuend, wenn man umsorgt wird und man bei Unternehmungen, die man zum ersten Mal nach dem Tod wieder aufnimmt, nicht alleine ist.

- Gedenktage Wichtig

ist

es,

an

den

Geburtstag

oder

den

Todestag

des

Verstorbenen zu denken, in der ersten Zeit auch nach 3 oder 6 Monaten

nach

dem

Tod.

Es

tut

einfach

gut,

feststellen

zu

dürfen, dass auch andere Menschen sich erinnern. Zeigen kann man seine Anteilnahme durch eine Karte, ein Foto, Blumen oder einen Anruf. Denken

Sie

aber

auch

an

zukünftige

Tage,

wie

z.B.

den

Schulanfang, das Abitur, das Examen oder den Eintritt in den Ruhestand, für den vielleicht schon vieles geplant war.

- Andenken Besonders gefreut haben wir uns auch, wenn Blumen oder kleine Andenken auf dem Grab unseres Sohnes lagen, auch wenn wir nicht wissen, von wem dies war. Man freut sich natürlich darüber, dass auch andere Menschen das Grab besuchen. So hat mir eine Bekannte, erst über drei Jahre nach dem Tod unseres Sohnes erzählt, dass sie öfter sein Grab besucht.

Suchen Sie nach Fotos, auf denen der Verstorbene abgebildet ist. Wir waren sehr berührt, als wir von Freunden unseres Sohnes eine Zusammenstellung von Fotos in einem kleinen Album zu seinem ersten Geburtstag ohne ihn erhalten haben. Fragen

Sie

andererseits

auch

selbst

nach

einem

Foto

des

Verstorbenen oder auch nach einem kleinen Erinnerungsstück – natürlich nur dann, wenn es Sie wirklich interessiert.

- Fragen nach dem Befinden Fragen Sie verständnisvoll nach dem Befinden des Trauernden und zwar auch nach längerer oder langer Zeit, und besonders auch konkret nach dem Befinden im Hinblick auf die Trauer. Dabei ist es wichtig, wirklich an der Antwort interessiert zu sein und vor allen Dingen auch für jede Antwort offen zu sein. Man muss es dann auch auszuhalten können, wenn der Betroffene äußert, es gehe ihm schlecht.

Angebot zur Hilfe

Wenn Sie Hilfe leisten wollen, überlegen Sie sich, wie Sie die Trauernden konkret unterstützen können und bieten Sie diese Hilfe dann an bzw. leisten Sie sie einfach.

- Wann? Reagieren Sie schnell, und zwar so schnell wie möglich – sonst ist es irgendwann zu spät. Die Annahme, die Trauernden erst einmal zur Ruhe kommen zu lassen, sollte nicht dazu führen, den Kontakt zu ihnen zu unterbrechen und sie allein zu lassen. Natürlich brauchen Trauernde Ruhe, aber sie müssen nicht in Ruhe gelassen werden. Ein unterbrochener Kontakt wird schnell zu einem abgebrochenen. Der Trauernde verändert sich und ist später nicht mehr bereit, dann, wenn es ihm besser geht, alte Kontakte, die geruht haben, wieder aufzunehmen. Denn man kann Monate

oder

Jahre

später

mit

der

Beziehung

nicht

mehr

da

anknüpfen, wo sie mit dem Tod des Angehörigen geendet hatte – und der Trauernde will das dann auch nicht mehr.

- Wie? Sagen Sie nicht: „Ruf´ oder sprich´ mich an, wenn Du Hilfe brauchst“,

denn

dieser

Aufforderung

nachzukommen

ist

dem

Trauernden schon zu viel. Rufen Sie ihn selbst an, suchen Sie den Kontakt und zwar immer wieder, auch wenn Sie eine Nachricht auf dem Anrufbeantworter hinterlassen haben. Dem Trauernden fällt es einfach unglaublich schwer, selbst aktiv zu werden und Hilfe anzufordern. Fragen Sie auch nicht: „Kann ich irgendwie helfen?“, sondern machen Sie konkrete Vorschläge: „Ist es Dir recht, wenn ich

vorbeikomme, wenn wir dieses oder jenes miteinander tun, wenn wir einfach nur ein bisschen telefonieren?“ Fragen Sie mehrfach nach. Wenn Ihr Angebot vielleicht an einem Tag abgelehnt wurde, wird es an einem anderen Tag dankend angenommen. Denken Sie daran, dass die Stimmung von Trauernden stark schwankend sein kann. Seien Sie auch nicht verletzt, wenn die angebotene Hilfe nicht angenommen wird, wenn der Trauernde also mit sich und seinem Schmerz allein sein will. Da dies nur selten ein andauernder Zustand sein dürfte, bieten Sie Ihre Hilfe immer wieder an. Irgendwann

kommt

das

Angebot

vielleicht

zur

rechten

Zeit.

Machen Sie sich deutlich bewusst, dass Sie mit einer Absage leichter klar kommen können als der Trauernde damit, dass Sie sich zurückziehen.

Wenn der Rückruf, um den Sie auf dem Anrufbeantworter gebeten haben, nicht erfolgt, glauben Sie nicht, der Trauernde wolle keinen Kontakt zu Ihnen. Er hat nur einfach nicht die Kraft, sich um diesen Kontakt selbst zu kümmern. Denn aufgrund der Trauer lähmt ihn eine riesengroße Antriebsschwäche. Er freut sich aber, wenn Anrufe kommen und er nicht selbst aktiv werden muss. Sagen Sie also nicht: „Du kannst mich jederzeit anrufen, wenn Du mich brauchst“, sondern machen Sie selbst diesen ersten Schritt, und zwar immer wieder. Erkundigen Sie sich, wenn Sie mit dem Trauernden befreundet sind, auch nicht über Dritte nach seinem Befinden, sondern fragen Sie ihn selbst.

- Wer? Jeder, der das Bedürfnis verspürt, einem Trauernden beistehen zu wollen, sollte versuchen, das auch umzusetzen. Wünschenswert wäre es insoweit, wenn sich einerseits auch mehr Männer um Trauernde

kümmern

würden.

Schön

wäre

es

auch,

wenn

nicht

überwiegend Mütter und Witwen, sondern vermehrt auch Väter und Witwer getröstet würden. Denn Sie haben an den oben angeführten

Beispielen gesehen, dass mehr Freundinnen trösten und eher die Mütter getröstet werden.

Entferntere Beziehung Wenn Sie den Trauernden nicht so gut kennen, also nicht mit ihm befreundet sind, wird von dem Trauernden nicht erwartet, dass Sie den persönlichen Kontakt suchen. Sie sollten das Thema aber auf jeden Fall ansprechen, wenn Sie den Betroffenen das erste Mal nach dem Tod treffen, auch wenn dann schon eine längere Zeit zurückliegt. Eine Kollegin sagte mir, als wir uns nach dem Tod meines Sohnes zufällig auf dem Flur begegneten: „Ich habe mir vorgenommen, nicht einfach an Ihnen vorbeizugehen, wenn wir uns das erste Mal treffen, aber was ich sagen soll, das weiß ich nicht.“ Oft muss man dann natürlich weinen, der Kondolierende muss sich aber nicht entschuldigen, denn er hat nichts Falsches, sondern genau das Richtige getan. Insbesondere muss er nicht sagen „Ich wollte Sie nicht daran erinnern“ – man denkt ohnehin an nichts anderes.

Sie müssen auch gar nicht viel sagen. Eine Umarmung, ein „Es tut mir so leid“ oder „Wir waren auch alle sehr getroffen“ reicht völlig, wenn diese Worte von Herzen kommen. Wenn Sie nicht wissen, was Sie sagen sollen, dann sagen Sie eben gerade das, nämlich „ich weiß nicht, was ich sagen soll, mir fehlen die Worte“. Durch derartige einleitende Worte ergibt sich dann meist ein längeres Gespräch.

Hilfe am Arbeitsplatz Die

Wiederaufnahme

der

Arbeit

bedeutet

für

den

Trauernden

einerseits eine gewisse Ablenkung dadurch, dass man bestimmte Dinge erledigen muss. Der Tag bekommt eine Struktur, die damit anfängt, dass man morgens nicht im Bett bleiben kann, sondern aufstehen muss. Andererseits bereitet einem die Arbeit große Schwierigkeiten. Die Konzentrationsfähigkeit ist reduziert. Das Interesse fehlt. Die Dinge, die man bearbeiten oder über die man nachdenken soll, sind für Trauernde zunächst nicht mehr wirklich wichtig. Die Werte haben sich verschoben. Streitigkeiten und Probleme anderer kommen einem selbst irrelevant und nichtig vor. Oftmals hat

der

Trauernde

auch

Schwierigkeiten,

Entscheidungen

zu

treffen. Arbeitgeber unterstützen,

und dass

Kollegen dieser

können von

der

den Arbeit

Trauernden nicht

dabei

überfordert

wird, er seine Arbeit gut erledigt und dass sie ihm auch wieder Spaß macht. Während der Fehlzeit am Arbeitsplatz in der ersten Zeit nach dem Tod ist es gut, wenn der Trauernde wirklich umfassend vertreten wird und nicht Berge von Arbeit auf ihn warten, wenn er zurückkehrt. So ist mir der Einstieg in die Arbeit dadurch erleichtert worden, dass sämtliche Akten restlos bearbeitet waren und die Vertretung nicht nur so erledigt wurde, wie dies bei einer urlaubsbedingten Abwesenheit der Fall ist.

Kollegen sollten den Betroffenen aber auch in der Zeit danach, wenn dieser wieder am Arbeitsplatz ist, fragen, ob sie ihm Arbeit abnehmen können und etwaig auflaufende Rückstände selbst bearbeiten.

Insbesondere

sollten

Kollegen

und

Chefs

von

besonderen Belastungen des Trauernden absehen. Signalisieren Sie dem Trauernden als Vorgesetzter, dass er jederzeit gehen

kann, wenn er sich schlecht fühlt. Seien Sie als Arbeitgeber soweit wie möglich flexibel. Informieren Sie den Trauernden gegebenenfalls

auch

über

Wiedereingliederungsmaßnahmen,

also

eine zeitweise Reduzierung der Arbeitszeit nach der Abwesenheit und besprechen Sie mit ihm, was genau ihm helfen kann, z.B. die zeitweise Übernahme einer einfacheren Tätigkeit. Aber auch wenn der Betroffene von außen gesehen „funktioniert“ und seine Arbeit erledigt, sollten Kollegen und Chefs nicht so tun, als ob alles in Ordnung sei. Vielmehr sollten sie auch dann

Anteilnahme

und

Interesse

durch

persönliche

Gespräche

zeigen. Manchmal ist Hilfe auch durch ganz unbürokratische Maßnahmen möglich. So durfte unsere Tochter, die mehrere Klausuren durch den Tod ihres Bruders verpasst hatte, eine dieser Klausuren ohne Aufsicht zu Hause nachschreiben und ihrem Professor die Arbeit einfach zumailen.

Was tut nicht gut?

Bestimmte Verhaltensweisen oder gedankenlose Äußerungen tun dem Trauernden gar nicht gut und verletzen oder verbittern ihn sogar. Auch hierzu möchte ich einige Beispiele geben. Wie ich anfangs schon erwähnt habe, ist es gar nicht gut, aufgrund eigener Hilflosigkeit nichts zu tun. Meiden Sie den Trauernden auch nicht dadurch, dass Sie die Straßenseite wechseln, wenn Sie ihm begegnen, oder dass Sie sich

hinter

zufällig

beim

dem

Supermarktregal

Einkaufen

treffen.

verstecken, Ist

Ihnen

wenn

Sie

ihn

allerdings

ein

solches Verhalten in einer spontanen Reaktion passiert, muss das nicht das Ende Ihrer Beziehung bedeuten. Haben Sie dann den Mut zu einem Anruf oder zu einer Karte und geben Sie ihre Hilflosigkeit ruhig zu. Der Trauernde hat dafür Verständnis.

Äußern Sie keine „Tröstenden Worte“, die keine sind, bzw. vom Trauernden nicht als solche erkannt werden können. So ist bei dem Tod eines Kindes oft zu hören: „Gut, dass Ihr noch andere Kinder habt.“ Das tröstet nicht, denn die Trauer über den Verlust eines Kindes wird nicht durch die Liebe zu den anderen lebenden Kindern erleichtert. Genauso wenig tröstend ist es für jüngere Eltern, wenn geäußert wird „Ihr könnt ja noch andere Kinder haben“. Für jung Verwitwete ist es kein Trost, wenn ihnen versichert wird, wieder einen neuen Partner oder eine neue Partnerin zu finden oder wenn sie einige Zeit nach dem Tod des Partners gefragt werden „Bist Du denn noch immer solo?“ Auch Beschwichtigungen oder Bewertungen wie „Es ist besser für ihn

oder

sie“

oder

„Wer

weiß,

was

ihm

oder

ihr

erspart

geblieben ist“ sollte man besser für sich behalten. Denn man weiß nicht, wie der Trauernde das empfindet. So hat es unsere Familie sehr verletzt, als wir in einem Kondolenzschreiben nach dem Tod meiner Schwiegermutter gelesen haben, sie habe kein lebenswertes Leben mehr gehabt, weil wir



und auch meine

Schwiegermutter – das anders beurteilt haben. Stellen Sie auch keine Mutmaßungen darüber an, wie Sie selbst mit einer solchen Situation umgehen würden. Äußerungen wie „Ich hätte das nicht überlebt“ oder „Ich weiß gar nicht, wie ich damit fertig werden würde“, sind wenig hilfreich. Sie sollen zwar Anteilnahme vermitteln und zum Ausdruck bringen, dass dem Trauernden

wirklich

etwas

Schlimmes

widerfahren

ist.

Tatsächlich wird damit aber nichts anderes ausgesagt, als das es aus Sicht des Tröstenden besser ist, dass nicht er, sondern der

Trauernde

mit

dem

Tod

konfrontiert

worden

ist.

Denn

schließlich hat dieser es ja überlebt und wird augenscheinlich auch irgendwie damit fertig. Erlauben

Sie

sich

kein

Urteil

über

das

Verhalten

des

Trauernden, bevormunden Sie ihn nicht und erteilen Sie ihm keine Ratschläge, auch wenn diese noch so gut gemeint sind. Äußerungen wie in den folgenden Beispielen sollten daher nicht gemacht werden: „Du solltest wieder oder noch nicht anfangen zu arbeiten“, „Du solltest mal verreisen“, „Es wird Dir gut tun,

dieses oder jenes zu tun“, „Du musst wieder unter Menschen gehen“,

„Du

brauchst

Ablenkung“,

„Du

musst

mal

auf

andere

Gedanken kommen“, „Das Leben geht weiter“, „Mit der Trauer muss es langsam mal gut sein; Du hast genug getrauert, das Jahr ist um“. Machen

Sie

stattdessen

Angebote

und

überlegen

Sie

mit

dem

Betroffenen gemeinsam, was ihm vielleicht gut tun könnte und unterstützen ihn bei dem, was er tun möchte. Umgekehrt sind auch Äußerungen wie „Ganz so traurig kann es ja wohl

nicht

sein“

oder

„Du

bist

ja

schon

ganz

gut

darüber

weggekommen“, nicht angemessen, nur weil der Trauernde lacht oder zu einem Zeitpunkt zu einem Fest geht, zu dem es nach dem Dafürhalten von Nicht-Betroffenen noch zu früh ist. Stellen Sie bei Kontakten mit dem Trauernden nicht die eigenen Probleme in den Vordergrund, jedenfalls nicht in der ersten Zeit. So ist es für Eltern eines verstorbenen Kindes kaum erträglich, von anderen Eltern über Alltagsprobleme, die diese mit ihren Kindern haben, zu hören. Schwer zu ertragen sind auch Gespräche

über

nicht

lebensbedrohliche

Krankheiten

des

Tröstenden, wie z.B. Rückenprobleme. Trauernden

Eltern

sollte

man

im

Hinblick

auf

die

lebenden

Kinder auch nicht die Frage stellen „Was machen denn Ihre Kinder, ist es nicht schön, wenn die Kinder jetzt alle aus dem Haus sind?“ Fragen Sie lieber „Was machen Ihre anderen Kinder?“ Gleiches gilt für die Bemerkung gegenüber einer Witwe, man selbst sei froh, wenn der Mann mal aus dem Haus sei. Besonders weh tut es dem Trauerenden, wenn nach der Beerdigung oder bei zufälligen Treffen Hilfe in Form von Einladungen o.ä. angekündigt

wird,

diese

Angebote

aber

nicht

in

die

Tat

umgesetzt werden. So ist der Trauernde hilflos und enttäuscht, wenn er vergeblich auf die angekündigte Einladung zum Frühstück oder zu einem Glas Wein wartet. Machen Sie solche Äußerungen also nur dann, wenn Sie wirklich vorhaben, sie in die Tat umzusetzen und setzen Sie sie dann auch tatsächlich um, und zwar zeitnah. Schicken Sie zu den eigenen Geburtstagen der Trauernden keine gedankenlosen Glückwünsche. Formulierungen wie „Alles Gute zu

Ihrem

Jubeltag“

oder

„Ich

wünsche

Dir

einen

fantastischen

Geburtstag mit vielen kleinen Überraschungen“ ½ Jahr nach dem Tod, sind nicht angemessen.

Begrüßen Sie den Trauernden nicht mit einem fröhlichen „Na, geht´s gut?“ und gucken dann befremdlich, wenn die Antwort „nein“

lautet.

Bei

der

Frage

„Wie

geht

es

Dir“

hört

der

Betroffene an der Betonung genau, ob der Fragende wirklich eine ehrliche Antwort haben will und daran auch interessiert ist oder ob es nur eine Floskel ist. Ist es nur eine Floskel, sagen Sie stattdessen lieber nur „Guten Tag“.

Nachwort Die Gabe, einfühlsam mit Trauernden umgehen zu können, ist keine Frage des Alters oder der Lebenserfahrung. Einige der Freunde und Klassenkameraden unseres Sohnes haben wunderbare Briefe

geschrieben

und

haben

uns

besucht,

während

einige

unserer Freunde nichts mehr von sich haben hören lassen. Diese Fähigkeit

hängt

Lebensumständen

auch ab.

nicht

Natürlich

unbedingt wissen

von

den

Menschen,

die

eigenen einen

ähnlichen Verlust erlitten haben, vielleicht besser, wie sie dem Trauernden beistehen können. Aber es gibt auch Menschen, die einem besonders gut helfen, von denen man es gar nicht erwartet hätte. So haben uns Freunde, die keine Kinder haben, sehr unterstützt, während wir von Freunden mit Kindern gemieden wurden, als wäre der Tod ansteckend.

Ich bin aber davon überzeugt, dass man selbst daran arbeiten kann, die Einfühlsamkeit vorsichtig zu entwickeln und es zu lernen, auf Trauernde zuzugehen, wenn einem wirklich etwas an diesen liegt. Vielleicht hilft es, sich klar zu machen, dass auch man selbst eines Tages vom Tod und von Trauer betroffen sein kann. Ganz sicher hilft es, wenn man sich klar macht, dass es einfacher ist, auf den Trauernden zuzugehen, als für den Trauernden kommen.

mit

der

veränderten

Lebenssituation

zurecht

zu

In dem nachfolgend zitierten Gedicht kommt sehr treffend zum Ausdruck, wie sehr der Trauernde auf Hilfe angewiesen ist, um ins Leben zurückzufinden.

Im Land der Trauer will die Nacht nicht mehr aufwachen. Mond und Sterne haben längst ihr Leuchten eingestellt. Selbst die Schatten gingen in der Finsternis verloren. Schwarze Gräser säumen unseren Weg, den wir nicht sehen. Doch jede Hand, die man uns entgegenstreckt, verwandelt sich in Licht. Renate Salzbrenner

Dank Ich danke allen, die uns in der schweren Zeit nach dem Tod unseres

Sohnes

unterstützt

haben

und

uns

auch

heute

verständnisvoll begleiten. Herzlich danke ich dem Maler Ton Schulten und seiner Frau Ank für die Genehmigung, das Foto seines Gemäldes als Umschlagseite zu nutzen und Frau Renate Salzbrenner für die Genehmigung zum Abdruck ihres Gedichtes. Wuppertal, September 2013

Über Anregungen, Ergänzungen und Verbesserungsvorschläge freue ich mich. Weitere Exemplare können Sie bei mir anfordern [email protected]

Diese Broschüre wird kostenlos verteilt. Über eine Spende an die gemeinnützige Fudickar-Stiftung, die qualifizierte, bedürftige Studenten unterstützt, würde ich mich aber freuen. IBAN DE12 3307 0090 0223 3880 00 Deutsche Bank Wuppertal