„Das ist doch Wohl ein Witz“ Ist Ironie von Lehrpersonen für begabte Kinder entwicklungsfördernd?
Lara Maschke
Vorstellung des Forschungsdesigns • Forschungszeitraum: SJ 13/14 • Forschungsklasse: 1. Klasse der BrechtGrundschule Hamburg, 23 Kinder (11♂ , 12♀) • Forschungsmethoden: Einzel- und Gruppenbeobachtungen, Videographie, Interviews, Soziogramme
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Was ist eigentlich Ironie? "Sagen wir nun, […] daß Ironie ein negativer Begriff ist, so sieht man leicht, wie schwer es wird, das Bild von ihm festzuhalten, ja daß es unmöglich zu sein scheint oder doch zumindest ebenso mühselig wie der Versuch, einen Kobold abzubilden mit der Kappe, die ihn unsichtbar macht." -Kierkegaard
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Was ist eigentlich Ironie? • Widerständigkeit gegen Bestimmung (Krüger 2011) • Schwierige Feststellbarkeit der Ironie • Der Begriff habe „eine über zweitausendjährige Begriffsgeschichte hinter sich […] und bisher allen Bemühungen widerstanden […], ihn nach Umfang und Gehalt zu fixieren und zu konventionalisieren“ (Köller 2004) • Keine Eindeutigkeit der Begriffe Ironie und ironisch. Lara Maschke
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Was ist eigentlich Ironie? • 4 Definitionen der Ironie: 1. Gesagtes und Gemeintes bilden das Gegenteil voneinander 2. Es wird etwas anderes gesagt als gemeint 3. Lob durch Tadel, Tadel durch Lob 4. Sich-lustig-machen, spotten
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Was ist eigentlich Ironie? Ironie ist Etwas sagen, indem man sich den Anschein gibt, es nicht zu sagen, oder die Gegenstände mit ganz entgegengesetzten Ausdrücken benennen. -Aristoteles
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Rezeption der Ironie im pädagogischen Kontext • Vielfältige Gründe für die Ablehnung der Ironie im Unterricht: o Darstellung der überlegenen Position und kognitiven Kompetenz der Lehrperson o Beeinträchtigung und Schädigung der Schüler-LehrerBeziehung o Gefahr der Verletzung des Gegenübers o Unverständlichkeit der Ironie für Kinder und Jugendliche Lara Maschke
Funktionen und Wirkungsweisen der Ironie im pädagogischen Kontext • • • •
Ironische Appelle Ironie als versteckte Kritik Ironie als Lernanregung Ironie zur Auflockerung
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Wie wirkt sich der Einsatz von Ironie auf hochbegabte SchülerInnen aus? • Innerhalb der Forschung zeigten sich viele hochbegabte Kinder sensibel für den Einsatz von Ironie • Besonders die sprachbegabten Kinder hatten ein feines Gespür für ironische Aussagen und wandten bereits eigene Ironie an • Einige der hochbegabten Kinder zeichneten sich durch ein ausgeprägtes Bedürfnis nach Strukturen und Ordnung aus
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Wie wirkt sich der Einsatz von Ironie auf hochbegabte SchülerInnen aus? Sprachbegabung
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Wie wirkt sich der Einsatz von Ironie auf hochbegabte SchülerInnen aus?
Unsicherheit Verkopft
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Was lässt sich daraus für die pädagogische Praxis ableiten?
• Die Frage nach dem Ironieverständnis der Kinder und der pädagogischen Eignung der Ironie kann nicht pauschal beantwortet werden. • Die „Singularität des pädagogischen Adressaten“ muss Berücksichtigung finden (Krüger 2011) • Eignung der Ironie im Unterricht als Erziehungsmittel muss immer mit Blick auf den Adressaten hinterfragt werden • Eine durchwegs kritische Sichtweise der Ironie im Unterricht sowie die Negation eines Ironieverständnisses von Kindern kann keinen Bestand mehr haben. • Lehrpersonen müssen beim Einsatz von Ironie eine „Sensibilität für die individuelle Beschaffenheit und Befindlichkeit“ der Schülerinnen und Schüler aufbringen (Krüger 2011) Lara Maschke
Was lässt sich daraus für die pädagogische Praxis ableiten? • Didaktisch legitimierte Formen und Funktionen der Ironie sind denkbar und möglich • Viele Kinder genießen und provozieren ironische Äußerungen • Auch das Nicht-verstehen stellt sich nicht per-se als problematisch heraus • Ironie im Unterricht kann sich lern- und entwicklungsförderlich auswirken, sowohl für hochbegabte wie normbegabte Schülerinnen und Schüler
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Literatur • • • • • • • • •
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AßMANN, Alex (2008): Pädagogik und Ironie. Wiesbaden: VS Verlag für Sozialwissenschaften. Aßmann, Alex/Krüger, Jens Oliver (Hrsg.) (2011): Ironie in der Pädagogik. Theoretische und empirische Studien zur pädagogischen Bedeutsamkeit der Ironie. Weinheim/München: Juventa BAACKE, Dieter (1985): Bewegungen beweglich machen. Oder: Plädoyer für mehr Ironie. In: Baacke, Dieter/Frank, Andrea/Frese, Jürgen/Nonne, Friedhelm (Hrsg.) (1985): Am Ende – postmodern? Next Wave in der Pädagogik. Weinheim/München: Juventa GROEBEN, Norbert/SCHEELE, Brigitte (1984): Produktion und Rezeption von Ironie. Pragmalinguistische Beschreibung und psycholinguistische Erklärungshypothesen. Tübingen: Gunter Narr Verlag HINSCH, Rüdiger/WITTMANN, Simone (2003): Soziale Kompetenz kann man lernen. Weinheim/Basel/Berlin: Beltz KOTTHOFF, Helga (2005): Wie erwerben Kinder Ironie und was leistet diese in unserer Kommunikationskultur? In: Heilmann, Christa (Hrsg.) Kommunikationskulturen intra- und interkulturell. Festschrift für Edith Selmbek. St. Ingbert: Röhrig KRÜGER, Jens Oliver (2011a): Pädagogische Ironie – ironische Pädagogik. Diskursanalytische Untersuchungen. Paderborn: Ferdinand Schöningh SCHARDT, Friedel (2009): Coaching für Lehrer. Göttingen: Vandenhoeck & Ruprecht SCHORR, Angela (2009): Emotions- und motivationspsychologische Grundlagen als Basis der Jugendmedienforschung. Das Forschungsprogramm von Dolf Zillmann. In: Schorr, Angela (Hrsg.) (2009): Jugendmedienforschung. Forschungsprogramme, Synopse, Perspektiven. Wiesbaden: Verlag für Sozialwissenschaften UTTENDORFER, Jörg/KAIS, Peter/MACK, Jürgen (1976): Eine programmatische Einführung in die Mikroanalyse mit dem SIK-System. In: Wagner, Angelika (Hrsg.) (1976): Schülerzentrierter Unterricht. München/Berlin/Wien: Urban & Schwarzenberg
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