Das Instrument fokus unterricht

Das Instrument fokus unterricht Mit Unterrichtsbeobachtung zur Unterrichtsqualität Manual für die Beobachtungsarrangements Kollegiale Hospitation ...
Author: Michael Bruhn
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Das Instrument fokus unterricht

Mit Unterrichtsbeobachtung zur Unterrichtsqualität

Manual für die Beobachtungsarrangements Kollegiale Hospitation Selbstbeobachtung Berufspraktische Ausbildung Beratung

Das vorliegende Instrument wurde im Auftrag der Bildungsdirektion des Kantons Zürich von einem Forschungsteam der Pädagogischen Hochschule Thurgau erarbeitet und von Lehrpersonen in den Kantonen Zürich und Thurgau erprobt. Bildungsdirektion des Kantons Zürich Generalsekretariat Bildungsplanung Walchestrasse 21 8090 Zürich www.bildungsdirektion.zh.ch Amt für Volksschule Thurgau Schulevaluation und Schulentwicklung Grabenstrasse 11 8510 Frauenfeld www.av.tg.ch > Schulentwicklung > Fokus Unterricht Forschungsteam Pädagogische Hochschule Thurgau Forschung Unterer Schulweg 3 8280 Kreuzlingen Telefon 071 678 56 56 www.phtg.ch

Inhalt

1. 2. 2.1 2.2 2.3 2.4 3. 3.1 3.2 3.3 3.4 3.5

Kurzbeschreibung Manual Rahmenbedingungen für den Einsatz von fokus unterricht: Wer, wie, was, wie lange, wie oft und wie aufschreiben?

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Die Auswertung der Beobachtungsnotizen von fokus unterricht Erster Schritt: Auswahl des Schwerpunktes Reaktionsweisen Perspektiven Kritische Übergänge Typische Vorfälle Zweiter Schritt: Kernsätze formulieren Dritter Schritt: Zusammenfassung Vierter Schritt: Formulierung weiterer Themen für nächste Beobachtung

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Die Besonderheiten der Selbstbeobachtung 9 Schritt 1 Schreiben Sie so rasch wie möglich nach dem Unterrichtsende die Beobachtungsnotizen auf 9 Schritt 2 Bilden Sie einen klaren Fokus. Konzentrieren Sie ihre Notizen auf eine bestimmte Episode 9 Schritt 3 Legen Sie in Ihrer Erinnerung einen Anfang und ein Ende der Episode fest 9 Schritt 4 Notieren Sie alle Ereignisse, die vom Anfang bis zum Ende der Episode führten 10 Schritt 5 Auswertung: Kernsätze, Zusammenfassung und Themenfindung für die Weiterarbeit 10

Kurzbeschreibung

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Das Instrument fokus unterricht dient dazu, Unterrichtsbeobachtungen anzuleiten und die Beobachtungen in Sprache zu fassen. Damit wird eine Grundlage zur Bearbeitung von Unterrichtsprozessen geschaffen, die eine Reflexion eigener Unterrichtstätigkeit sowie den systematischen Austausch zwischen Lehrpersonen im Bereich der Unterrichtsqualität gestattet. fokus unterricht will die Aufmerksamkeit dorthin lenken, wo Unterricht geschieht: in der Begegnung von Lehrenden und Lernenden im pädagogischen Raum. Mit Prozessqualitäten bezeichnet fokus unterricht das gleichzeitige Ablaufen und Gelingen der Dimensionen «Beziehungen», «Stoffe» und «Zeit» im Prozess der Begegnung von Lehrenden und Lernenden im Unterricht. Die drei Dimensionen erlauben eine Beschreibung der Lernumgebung und ihre strukturierte Beobachtung. Das Instrument ist innerhalb seiner Dimensionen «Beziehungen», «Stoffe» und der «Zeit» nochmals in je drei Ebenen unterteilt. Diese Ebenen geben Hinweise auf mögliche Blickpunkte der Beobachtungen und sind inhaltlich offen. Die Dimensionen und ihre Ausprägungen selber dienen nicht der Bewertung oder Beurteilung von Unterrichtsqualität. Gemäss dem Ansatz, dass Lehrerinnen und Lehrer als professionelle Fachkräfte selber wissen, was sie im Unterricht beobachten und bewerten möchten und sollen, enthält das Instrument keine Anhaltspunkte darüber, was «guter» oder «richtiger» Unterricht ist. fokus unterricht ist kein Evaluations-, sondern ein Entwicklungsinstrument, das die professionelle Beobachtung und Kommunikation zum Unterricht anleitet. Neben der Reflexion über eigenes Handeln im Unterricht ist der Austausch von systematisch erhobenen Beobachtungen mit einer Berufskollegin oder einem -kollegen ein zentraler Ausgangspunkt für die Entwicklung des eigenen Unterrichts. fokus unterricht möchte Ihre Wahrnehmungsfähigkeit zum Geschehen im Unterricht schärfen und Ihnen Unterstützung bei der Beobachtung und der Entwicklung eigenen oder fremden Unterrichts leisten. fokus unterricht eignet sich auch für die Beobachtung in der berufspraktischen Ausbildung und in der Beratung von Lehrpersonen.

Bitte beachten Sie das Manual zu fokus unterricht!

Manual

1.

5

Rahmenbedingungen für den Einsatz von Fokus Untericht: Wer, wie, was, wie lange, wie oft und wie aufschreiben?

Wer beobachtet? Die Beobachtungen mit dem Raster von fokus unterricht werden im Rahmen kollegialer Hospitation durch eine Kollegin oder einen Kollegen, als Selbstbeobachtung, in der berufspraktischen Ausbildung und in der Beratung von Lehrpersonen durchgeführt. > Kollegiale Hospitation: Eine Kollegin oder ein Kollege beobachtet und dokumentiert den Unterricht. > Selbstbeobachtung: Die Lehrperson dokumentiert Beobachtungen zu Ihrem eigenen Unterricht nach dessen Durchführung. > Berufspraktische Ausbildung: Praxislehrpersonen beobachten und dokumentieren den Unterricht von Studentinnen und Studenten. > Beratung: In Beratungsprozessen beobachtet eine Beraterin oder ein Berater den Unterricht einer Lehrperson. Wie wird beobachtet? Die Beobachtungen werden entlang des Rasters «Beziehungen, Stoffe, Zeit» von fokus unterricht vorgenommen. Das Instrument mit seinen drei Dimensionen und ihren drei jeweiligen Ausprägungen stellt einen Orientierungsrahmen zur Verfügung. Unterrichtsbeobachtungen werden in Stichworten als Erinnerung und Anregung für die nachfolgende Reflexion direkt in die dafür vorgesehenen Leerblätter in der Arbeitsmappe notiert. Was wird beobachtet? Eine Lektion, eine Unterrichtseinheit oder ein ausgesuchter Aspekt des Unterrichtsgeschehens. Im Fokus kann z.B. ein bestimmtes Unterrichtsarrangement stehen, das beispielsweise erstmalig durchgeführt wird und dessen Auswirkungen in experimenteller Weise erprobt werden sollen. Ebenso können auch kürzere thematische Aspekte wie z.B. Auftragserteilungen und -empfang, Themenstellungen, kritische Vorfälle usw. fokussiert werden. Wie lange wird beobachtet? Es wird im Idealfall während 45 bis 50 Minuten, d.h. während einer vollständigen Lektion beobachtet. Es empfiehlt sich aber unbedingt mit kurzen Beobachtungssequenzen von 5 bis 10 Minuten zu beginnen, bis sich eine gewisse Vertrautheit mit dem Instrument und seinen Dimensionen entwickelt hat. Zu beachten ist, dass mit zunehmender Länge der Beobachtungsphase auch die Informationen anwachsen, die in einer nachfolgenden Auswertung reflektiert und besprochen werden. Die Erfahrung zeigt, dass normalerweise nur eine begrenzte Anzahl an Rückmeldungen auf einmal produktiv verarbeiten werden kann. Wie oft wird beobachtet? In Abhängigkeit von den eigenen Zielsetzungen kann es Phasen häufigerer Beobachtungen mit fokus unterricht geben. In der Regel sollten im Sinne einer kontinuierlichen Unterrichtsentwicklung jedoch mindestens zwei Beobachtungseinheiten pro Schuljahr in der

6 Form kollegialer Hospitation durchgeführt werden. In der Selbstbeobachtung, der Ausbildung und in der Lehrerberatung sowie für besondere Zielsetzungen in Beratungsprozessen kann das Instrument aber auch häufiger, je nach Bedarf, eingesetzt werden. Wie wird die Beobachtung festgehalten? Füllen Sie im Beobachtungs- und im Auswertungsbogen das Feld «Beobachtungsschwerpunkt» aus. Sie können einen der Schwerpunkte nehmen, die unter «2.1 Erster Schritt» beschrieben werden. Es können auch Schwerpunkte aus Ihrem bisherigen Entwicklungsprozess oder nach eigenen Ideen und Interessen gewählt werden. Notieren Sie Stichworte oder kurze Sätze zu den drei Dimensionen im Bebachtungsbogen. Schreiben Sie nur soviel auf, wie Sie brauchen, um sich im anschliessenden Auswertungsgespräch an das beobachtete Ereignis zu erinnern. Die Beobachtungsnotizen können später bei Bedarf noch «geglättet» und vervollständigt werden. Sofern Sie die zeitliche Sequenzierung der Beobachtung nachvollziehen möchten, empfehlen wir, die notierten Beobachtungen fortlaufend zu nummerieren.

2.

Die Auswertung der Beobachtungsnotizen von fokus unterricht

Beobachtungsarrangements (Kollegiale Hospitation, Selbstbeobachtung, berufspraktische Ausbildung, Beratung) Es gibt verschiedene Pfade zur Auswertung. Gemeinsam ist allen Auswertungen, dass Kernsätze zum Unterricht formuliert werden (Schritt 2 und 3) und thematische Fokussierungen für die nächste Beobachtung bestimmt werden (Schritt 4). Die Wirkung und der Nutzen von fokus unterricht hängen davon ab, dass sich mehrere Bebachtungstermine zu einem Prozess ergänzen. Es ist zudem durchaus erlaubt und erwünscht, dass Sie im Bereich der Auswertungen auch eigene Kreativität entfalten und eigene Fokussierungen entwickeln! In diesem Sinn sind die folgenden Auswertungsschwerpunkte illustrative Ansatzpunkte und dürfen durch eigene Interessen erweitert werden. 2.1 Erster Schritt: Auswahl des Schwerpunktes Wählen Sie für den ersten Schritt einen der vier folgenden Schwerpunkte: a) Reaktionsweisen, b) Perspektiven der Beteiligten, c) kritische Übergänge, d) typische Vorfälle! Die hier eingeführte Reihenfolge stellt keine Gewichtung der Schwerpunkte dar. Schwerpunkt a): Reaktionsweisen In diesem Schwerpunkt werden die schriftlich fixierten Beobachtungen aller drei Dimensionen im Hinblick auf drei mögliche Reaktionsweisen von Lernendem und Lehrendem sortiert (= mit Leuchtstift markiert). Es sollen dabei nur die drei folgenden Reaktionsweisen unterschieden werden:

7 > Bestätigende Handlungen (grüne Farbe) > Korrigierende Handlungen (rote Farbe) > Stehen lassen (gelbe Farbe) Diskutieren Sie anschliessend die entstehende Verteilung in den Beobachtungsnotizen und versuchen Sie, das entstandene «Bild» in einem Auswertungssatz zu erfassen. Bsp.: «Mir fällt auf, dass viele korrigierende Handlungen von Schülerinnen und Schülern, aber auch seitens des Lehrers erfasst wurden.» Schwerpunkt b): Perspektiven In diesem Schwerpunkt wird jede Beobachtungsnotiz, die eine Handlung oder die Perspektive der Lehrperson beschreibt, in eine Schülerperspektive umformuliert. Und umgekehrt wird jede Szene, die aus Sicht der Schülerinnen beschrieben ist, in die Lehrerperspektive umformuliert. Bsp.: «Die Lehrerin ruft die Schülerinnen und Schüler nach vorne, um einen Kreis zu bilden.» (= Lehrerperspektive) Umformuliert in die Schülerperspektive ergibt das Bsp.: «Schülerinnen unterbrechen ihre Arbeiten und Gespräche, um nach vorne zu gehen.» Diskutieren Sie anschliessend, wie gut oder schlecht die Perspektiven zusammen passen und welche Gewichtungen der Perspektiven entstanden sind. Schwerpunkt c): Kritische Übergänge In diesem Schwerpunkt wird darauf geachtet, wo die schriftlichen Notizen Hinweise darauf enthalten, dass ein Übergang im Unterricht auffällig war. Solche Übergänge treten z.B. dann auf, wenn von einem Lernsetting ins nächste gewechselt wird. Bsp.: Lehrer bittet Schülerinnen nach vorne an die Tafel. Unruhe, Schülerinnen kommen langsam, sind und bleiben in Gespräche verwickelt. Wenig Aufmerksamkeit an Tafelaufgabe. Diskutieren Sie über die möglichen Ursachen des Ergebnisses dieses kritischen Übergangs und suchen Sie Verbesserungsmöglichkeiten dafür! Schwerpunkt d): Typische Vorfälle In diesem Schwerpunkt geht es darum, immer wieder vorkommende – positive oder negative – Vorfälle zu erfassen und pädagogisch zu deuten. Bsp. Schüler A. fragt, ob er Fenster öffnen darf. Lehrer: Nein. Schüler A. wird unaufmerksam. Fragt nach kurzer Zeit erneut. Lehrer: Nein. Schüler A. wendet sich vom Unterricht ab. Sitzt teilnahmslos da. Diskutieren Sie, was an diesem Vorfall typisch ist und worin die Herausforderung für Sie als Lehrperson liegen könnte!

8 2.2 Zweiter Schritt: Kernsätze formulieren In einem zweiten Schritt formulieren die beobachtende und die beobachtete Person gemeinsam zu jeder Dimension (Beziehungen, Stoffe, Zeit) je mindestens einen Kernsatz. Diese Kernsätze sollen eine Zusammenfassung der Beobachtungen in der entsprechenden Dimension festhalten und werden im Auswertungsbogen eingetragen. Bsp. für die Dimension «Beziehungen»: «Die Beziehungen sind stark von anregenden Appellen von mir (der Lehrkraft) geprägt.» Bsp. für die Dimension «Stoffe»: «Die Einrichtung des Lernateliers erzeugte Unruhe.» Bsp. für die Dimension «Zeit»: «Das vorgegebene Tempo zur Erarbeitung des Stoffes war gerade richtig.» 2.3 Dritter Schritt: Zusammenfassung In einem dritten Schritt formuliert die beobachtete Lehrperson für sich eine Zusammenfassung, welche die Ergebnisse der beiden ersten Auswertungsschritte enthält. Diese Zusammenfassung darf beschreibend sein, kann aber auch ein persönliches Ziel der Lehrperson, eine Schlussfolgerung oder einen Ausblick enthalten. Bsp. «Das Lernklima war geprägt von vielen Appellen von mir und die Einrichtung des Lernateliers erzeugte Unruhe. Das vorgegebene Tempo zur Erarbeitung des Stoffes war aber gerade richtig. Mein Ziel ist es die Schülerinnen und Schüler mehr zu Eigenaktivität anzuregen, indem ich weniger Aufforderungen abgebe.» Der Sinn dieser Auswertung liegt darin, dass dadurch neue Ideen, Erkenntnisse und Fragen zum Unterrichtsgeschehen entstehen, welche die Beteiligten anregen. Den Ausgangspunkt bilden immer möglichst konkrete und beobachtete Ereignisse im Klassenzimmer. 2.4 Vierter Schritt: Formulierung weiterer Themen für nächste Beobachtung Formulieren Sie ein Thema, das in kommenden Unterrichtsbeobachtungen verstärkt berücksichtigt werden soll und halten dieses schriftlich im Beobachtungsbogen fest! So werden die Beobachtungen aus fokus unterricht miteinander verknüpft und ergänzen sich zu einem systematischen Lernprozess über den Unterricht.

9 3.

Die Besonderheiten der Selbstbeobachtung

Wenn fokus unterricht von einer Lehrperson allein eingesetzt werden soll, fehlt zunächst einmal ein Partner oder eine Partnerin für das Aufschreiben und für den Austausch. Trotz dieser wichtigen Differenzen zur Fremdbeobachtung ist fokus unterricht auch zur Selbstbeobachtung und Selbstreflexion geeignet. Es müssen nur entsprechende Anpassungen vorgenommen werden. 3.1 Schritt 1 Schreiben Sie so rasch wie möglich nach dem Unterrichtsende die Beobachtungsnotizen auf Dies ist ein zentraler Punkt. Unser Gedächtnis neigt dazu, Einzelheiten und Unpassendes sehr rasch zu vergessen. Doch beides sind wichtige Elemente für eine effektive Selbstbeobachtung. Daher sollten die Notizen zum Unterrichtsgeschehen so rasch wie möglich nach dessen Ende angefertigt werden. 3.2 Schritt 2 Bilden Sie einen klaren Fokus. Konzentrieren Sie ihre Notizen auf eine bestimmte Episode Wählen Sie zunächst nur eine bestimmte Ereigniskette aus. Die Auswahl kann sich nach folgenden Gesichtspunkten richten: a) Es kann sich um ein Ereignis handeln, das für die Stunde insgesamt sehr wichtig war, das ihre Stimmung und ihre Gestalt prägte oder zum Ausdruck brachte. b) Es kann sich um ein «kritisches Ereignis» handeln, das entweder die Kontrolle über die Situation gefährdete oder einfach eine überraschende Situation hervorbrachte, aus der vielleicht unerwartete Möglichkeiten erwuchsen («kritisch» muss also nicht unbedingt negativ gemeint sein). c) Es kann sich um eine «typische Szene» handeln, die Sie immer wieder erleben und deren Struktur sie einmal genauer unter die Lupe nehmen möchten. Dieser Vorgang kann, nachdem die folgenden beiden Schritte (3.3 und 3.4) durchlaufen wurden, je nach Interesse und Zeit pro Selbstbeobachtung auch mehrfach angewendet werden, so dass mehrere Episoden pro Stunde dokumentiert und ausgewertet werden. Gleichwohl ist es für die Analysechancen wichtig, sich zunächst auf eine einzelne Episode zu konzentrieren. 3.3 Schritt 3 Legen Sie in Ihrer Erinnerung einen Anfang und ein Ende der Episode fest Führen Sie sich in Ihrer Erinnerung möglichst deutlich vor Augen, mit welchem Ereignis die Episode begonnen hat und mit welchem Ereignis sie geendet hat. Manchmal werden die Festlegungen gar nicht so einfach sein. Dann entscheiden Sie bitte vorläufig, um mit dem nächsten Schritt fortfahren zu können. In der späteren Analyse können Sie Einzelheiten immer noch korrigieren.

10 3.4 Schritt 4 Notieren Sie alle Ereignisse, die vom Anfang bis zum Ende der Episode führten Wer tut was wann mit wem? Das sind die Fragen, die ein Drehbuchautor immer beantworten muss, wenn er einzelne Szenen beschreibt, damit Regisseur und Schauspieler sich vorstellen können, wie eine Episode ablaufen soll. Beim Gedächtnisprotokoll mit fokus unterricht geht es darum, eine Art «nachträgliches Drehbuch» zu schreiben: Mit welchen Ereignissen und Handlungen ist der Unterricht vom Anfang bis zum Ende der ausgewählten Episode gekommen? Versuchen Sie, in diesem Punkt möglichst genau zu sein und alles zu notieren, was Ihnen noch in den Sinn kommt. Sie werden sehen, durch das Aufschreiben selbst werden Ihnen noch zusätzlich Dinge einfallen, an die Sie zuvor gar nicht mehr dachten. Bitte dokumentieren Sie auch einzelne Handlungen von Ihnen oder den Schülerinnen und Schülern, die Ihrem ersten Eindruck nach «nicht ganz» ins Bild passen. Sie können für die Reflexion eventuell sehr wertvoll sein. Die drei Dimensionen von fokus unterricht «Beziehungen», «Stoffe» und «Zeit» sollen bei der Strukturierung der Notizen und für die Auswertung hilfreich sein. Um die zeitliche Reihenfolge der notierten Ereignisse und Handlungen zu dokumentieren, ist es zweckmässig, sie in ihrer Abfolge zu nummerieren. Wenn Sie eine weitere Episode festhalten und in die Analyse einbeziehen wollen, wiederholen Sie die Schritte 3.2 bis 3.4 für die neue Episode. Anderenfalls fahren Sie fort mit Schritt 3.5. 3.5

Schritt 5 Auswertung: Kernsätze, Zusammenfassung und Themenfindung für die Weiterarbeit Fahren Sie weiter wie unter «2. Die Auswertung der Beobachtungsnotizen von fokus unterricht» ab «2.2 Zweiter Schritt» beschrieben. In der Selbstbeobachtung müssen Sie die Kernsätze und Zusammenfassungen für sich allein formulieren. Die Kernsätze selbst sollten noch sehr stark beschreiben und nicht bereits reine Bewertungen sein. Es ist anspruchsvoll, das Erlebte und Notierte treffend zusammenzufassen. Der Vorgang, hochkomplexe Situationen in Sprache zu fassen, stellt selbst bereits einen wichtigen Aspekt von Reflexion und Analyse dar. Widmen Sie diesen Schritten daher die gebührende Aufmerksamkeit und Wertschätzung. Beschliessen Sie Ihre Selbstbeobachtungsarbeit damit, ein Thema zu formulieren, das Sie in Zukunft und bei weiteren Unterrichtsbeobachtungen verstärkt berücksichtigen wollen (siehe «2.4 Vierter Schritt»).