Auswirkungen der Ganztagsschule auf die Kinder- und Jugendhilfe

Auswirkungen der Ganztagsschule auf die Kinder- und Jugendhilfe Befunde der KVJS-Studie zur (ganztags-) schulbezogenen Situation der Kinder- und Jugen...
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Auswirkungen der Ganztagsschule auf die Kinder- und Jugendhilfe Befunde der KVJS-Studie zur (ganztags-) schulbezogenen Situation der Kinder- und Jugendhilfe in Baden-Württemberg Gültstein 19.06.2013

Prof. Dr. Stephan Maykus

Überblick 1. Rahmungen: Ganztagsschulentwicklung in Deutschland und die Kinder- und Jugendhilfe 2. Zielsetzung: Erhebungsbausteine der Studie und thematische Fokussierungen 3. Hauptbefunde: Kernergebnisse in der Gesamtschau aller Erhebungen 4. Entwicklungserfordernisse: Vordringliche Anforderungen der Kinder- und Jugendhilfe 5. Nachdenkliches aus fachpolitischer Sicht: Nicht nur Kinder- und Jugendhilfe ist gefordert Prof. Dr. Stephan Maykus

Rahmungen: Ganztagsschulentwicklung in Deutschland und die Kinder- und Jugendhilfe Prof. Dr. Stephan Maykus

Wie viele Ganztagsschulen kooperieren mit der Jugendhilfe? (Quelle: StEG 2013, S. 32)

Prof. Dr. Stephan Maykus

Empirischer Stand Kooperation und Vernetzung hat Züge einer Leitformel mit Innovationskraft – bleibt aber widersprüchlich (Maykus 2012)

Multiprofessionelle Zusammenarbeit mit Mängeln (StEG-Konsortium 2011, Maykus/Böttcher u.a. 2011, Speck u.a.2011)

Drei empirische Problemfelder zeigen sich:

(Maykus 2012)

1. Intensitätsproblem 2. Kooperationsproblem 3. Homogenitätsproblem

Prof. Dr. Stephan Maykus

Fachpolitische Grundsituation schulbezogener Jugendhilfe Worum geht es genau?

Was wollen wir und andere?

Regelungskomplexität

Fachliche Zielinkongruenzen

Gestalterischer Konsensmangel

Wie wollen wir es umsetzen?

Prof. Dr. Stephan Maykus

(Maykus/Schone 2010, verändert nach Schrapper 2003, zuerst LWV 1993)

Prof. Dr. Stephan Maykus

Zielsetzung: Erhebungsbausteine der Studie und thematische Fokussierungen

Prof. Dr. Stephan Maykus

Forschungsthematik – Erkenntnisinteresse u.a.: Inwiefern verändern sich Umfang und Art der Angebotsstrukturen? Werden Angebote eingestellt, neue entwickelt? Werden Leistungen verändert, gekürzt? Inwiefern verändern sich die Rahmenbedingungen für die Akteure der Kinder- und Jugendhilfe? Welche Erfahrungen werden in der Kooperation mit Ganztagschulen gemacht? Ziel: „Wirkungsfeld“ soll auf mehreren Ebenen betrachtet werden Prof. Dr. Stephan Maykus

Fachpolitik

Erlasse

BadenWürttemberg

Konzepte und Leitbilder

Strukturen Landespolitik

Innovation

Einbeziehung der Jugendhilfe Ziele Qualität

Irritationen Kooperation

Finanzen

Konkurrenz

Auswirkungen

Ausbau

Kommunale Profile

Ganztagesschule

Ersatz Motive und Strategien

Akteure

Strukturen Finanzen

Modelle und Gestaltungsfelder

Arbeitsweisen Jugendhilfe

Angebote (Bedarf, Anzahl, Abstimmung, Integration)

Konzepte und Methoden

Trägerhandeln Kooperationsformen

Fachliche Maximen

Planung und Organisation

„Wirkungsfeld“ Fachpolitik Kommune Strukturen

Kommunalpolitik

Konzepte und Leitbilder

Prof. Dr. Stephan Maykus

Prozess der Schwerpunksetzung Erkenntnisinteresse KVJS

Bilanzierung des Forschungsstands

Erfahrungen von Expert(inn)en in Baden-W.

Bilanzierung der Rahmungen im Land

drei Leistungsfelder nach Dimensionen betrachtet

Prof. Dr. Stephan Maykus

1. Schritt 2010/11

Literaturanalyse: Klärung zentraler Problem stellungen Durchführung eines Fachgesprächs mit Trägerbeteiligung

2. Schritt 2. Schritt 2011/12 2011/12

Beratung mit KVJS zu Prioritäten im Forschungsprozess

Quantitative und qualitative Erhebungen Quantitative und qualitative Erhebungen

Baustein 1: Baustein 1:

Baustein 2: Baustein 2:

Baustein 3: Baustein 3:

Landesweite Landesweite Bestandsaufnahme Bestandsaufnahme Ziel: Ausprägung der Ziel: Ausprägung der Problemstellungen im Problemstellungen im Land darstellen Land darstellen

Situationsanalyse Situationsanalyse Ziel: Repräsentativer Ziel: Repräsentativer Querschnitt der Querschnitt der Stadt- und Stadt- und Landkreise zur Landkreise zur Praxissituation Praxissituation

Vertiefende Vertiefende Profilanalyse Profilanalyse Ziel: Ziel: Problemspezifische Problemspezifische Lokalportraits mit Lokalportraits mit Transfereffekt Transfereffekt erstellen erstellen

Prof. Dr. Stephan Maykus

3. Schritt 2012/13

Handbuch, Empfehlungen, Fachveranstaltungen

Landesweite Tagung zu Ergebnissen des Projektes NachBedarf Bedarf Nach Vorträgeinin Vorträge kommunalen kommunalen Gremien

Regionaltagungen in Regierungsbezirken mit „Profilstandorten“

Handbuch + CDROM mit Materialien,

Nach Bedarf Beratungsprozesse anhand Materialien

nachAbstimmung Abstimmungmit mitdem demKVJS KVJS nach undeiner einerBedarfseinschätzung Bedarfseinschätzungder derJugendämter Jugendämter und

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Vier Materialbände mit Ergebnissen der Erhebungsbausteine bereits projektbegleitend dokumentiert und aktuell auch das Handbuch mit CD-ROM unter www.kvjs.de/forschung

Prof. Dr. Stephan Maykus

Hauptbefunde: Kernergebnisse in der Gesamtschau aller Erhebungen

Prof. Dr. Stephan Maykus

Forschung = Reflexionsangebot für lokale Entwicklungsprozesse

Empirische Befunde aus Befragungen im Land

Fachliche Bewertungskriterien

Rückschlüsse für Entwicklungen

Prof. Dr. Stephan Maykus

1. Kinder- und Jugendarbeit Gestaltung der Jugendarbeit als gezielte Anforderung der Jugendreferate – andere Steuerungssituation in Städten als zwischen Landkreisen und Gemeinden Offene Kinder- und Jugendarbeit sieht sich mit einer widersprüchlichen Entwicklung konfrontiert – zwischen Akzeptanz und Autonomieverlust Verbandliche Jugendarbeit steht vor einer Profilausrichtungsfrage – und ist aus Sicht der Ämter noch kaum in Ganztagsschulentwicklung wirkungsvoll einbezogen (Maykus/Dellbrügge/Eberitzsch 2012) Prof. Dr. Stephan Maykus

1. Sicht der Jugendverbände und – ringe /Gemeindejugendreferenten Finanzielle Einsparungen in der Kinder- und Jugendarbeit werden nicht wahrgenommen (Ganztags-) Schulbezug in der Kinder- und Jugendarbeit macht einen kleinen Teil der Angebote aus – Ganztagsschule fördert Kontinuität Veränderte Adressatenkontakte als Zwiespalt – Zwischen Erreichen und Verlieren Kooperationskontakte nehmen zu, entbehren aber unterstützender Bedingungen (Maykus/Dellbrügge/Kasper/Brinks 2012)

Prof. Dr. Stephan Maykus

1. Sicht der Jugendverbände und – ringe /Gemeindejugendreferenten Doppelstrategie oder Übergangsphase: Profilierung außerschulischer Angebote und Annäherung an Ganztagsschule Keine Vereinnahmung, aber Verunsicherung: Standort der Kinder- und Jugendarbeit ist noch offen – der Sport genießt hohe Resonanz Bildungsprofil der Jugendarbeit wird intern eindeutig beschrieben und konturiert – ist nach außen aber zu wenig vermittelt = Schulbezug allein führt zu kurz (Maykus/Dellbrügge/Kasper/Brinks 2012)

Prof. Dr. Stephan Maykus

1. Rückschlüsse Kinder- und Jugendförderung als kommunales Gesamtkonzept entwickeln Das Profil der Kinder- und Jugendarbeit im Zusammenspiel ihrer drei Säulen klären: Offen, schulbezogen und verbandlich Jugendarbeiter/-innen auf den Ort Schule vorbereiten Die Präsenz der Kinder- und Jugendarbeit als Bildungspartner im Sozialraum stärken Entwicklung und Bildung junger Menschen als Maßstab für das kommunale Gesamtsystem der Kinder- und Jugendförderung Prof. Dr. Stephan Maykus

2. Hilfe zur Erziehung Standort- und einzelfallbezogene Zusammenarbeit dominiert gegenüber übergreifender Neuausrichtung Neben der Integration von klassischen Erziehungshilfen wird das Leistungsspektrum für Ganztagsschulen erweitert Prognosen zu ganztagsschulbezogenen Hilfen zur Erziehung – Zukunftsthema mit hoher Nützlichkeit für die fachliche Arbeit (erwartete Entlastung) ASD ist Kontaktrahmen, Begleitung der Träger selten (Maykus/Dellbrügge/Eberitzsch 2012)

Prof. Dr. Stephan Maykus

2. Hilfe zur Erziehung

(Maykus/Dellbrügge/Kasper 2012)

Träger haben längere Erfahrungen mit Kooperation, sind Initiatoren neuer Angebote an Ganztagsschulen und in Netzwerke eingebunden Soziale Gruppenarbeit, Flexible Hilfen als zentrale Angebotsbereiche in Ganztagsschulen Träger vollziehen bewusste Neuausrichtungen von Leistungen (Personal, Organisation, Konzepte) Potential wird betont: Familien erreichen, Kinder fördern – Verlust fachlicher Leitziele nicht erwartet Finanzielle Planungen verstärkt auf GTS bezogen Prof. Dr. Stephan Maykus

2. Rückschlüsse Hilfen zur Erziehung auf veränderte Leistungsbedingungen und Bedarfslagen hin (weiter-) entwickeln Rolle und den Auftrag des ASD sowie der erzieherischen Hilfe im Kontext der Schule fördern Adressaten und ihre Unterstützungsbedürfnisse als Gradmesser für Entwicklungen der Erziehungshilfen nehmen Ansprüche an Ganztagsschule formulieren: Hilfe zur Erziehung (besondere erzieherische Förderung) muss einhergehen mit Erziehungsauftrag der Schule

Prof. Dr. Stephan Maykus

3. Tagesbetreuung Bedarf von Betreuungsangeboten für Schulkinder wird sehr hoch eingeschätzt Bündelungen von Betreuungsangeboten in Ganztagsschulen geben Anlass für gezielte Planungsprozesse vor Ort – sind aber nicht geben (Maykus/Dellbrügge/Eberitzsch 2012)

Neue Angebotsformen, Kooperationen und Verlagerungen an Schule werden berichtet Kritikpunkte: Sozialpädagogische Qualitätsstandards und Bedarf von Eltern Prof. Dr. Stephan Maykus

3. Rückschlüsse Stellung der Kindertagesbetreuung im Gesamtgefüge der Kinder- und Jugendhilfe reflektieren und Strategien klären Pauschale Verlagerung an Ort Schule kritisch hinterfragen: Integrierte Modelle von Bildung, Betreuung und Erziehung etablieren Qualitätsstandards und Förderziele klären und sichern: Schulische Tagesbetreuung als Dreiklang statt Einseitigkeit (Schule, Familie, Sozialraum) Einbezug des Wunsch- und Wahlrechts der Eltern Prof. Dr. Stephan Maykus

4. Grundlegende Perspektiven der Jugendämter 1. Zwischen Öffnung und struktureller Randstellung Sozialräumliche Organisation bietet kleinräumige Zugänge der Jugendhilfe – die auch vermehrt in schulbezogene Netzwerke einbezogen ist Eine Beteiligung am Impulsprogramm Bildungsregionen liegt mehrheitlich nicht vor 2. Zwischen organisatorischer Trennung und Integriertheit Integrierte Bildungsplanung kaum gegeben – Verwaltungseinheiten folgen Zuständigkeiten Prof. Dr. Stephan Maykus

4. Grundlegende Perspektiven der Jugendämter 3. Expansion (ganztags-) schulbezogener Aktivitäten Zunahme schulbezogener Angebote und Leistungen bei positiver Bewertung der kommunalen Bedingungen hierfür, einem fachlichen Selbstbewusstsein – jedoch (immer noch) in der Rolle der Initiatorin 4. Konzeptionen und Finanzierungsinstrumente noch kaum auf Ganztagsschule bezogen Konzeptionelle Grundlagen generell selten, auf Ganztagsschule noch wenig ausgerichtet – Förderrichtlinien bestehen für etablierte JuS-Felder Prof. Dr. Stephan Maykus

5. Perspektive der Jugendhilfeplg 1.Personelle Ausstattung und Aufgabenerweiterung Planungsressourcen entsprechen einer Basisausstattung – Spielräume für integrierte Planungsprozesse? (ganztags-) schulbezogene Teilfachplanungen wenig vorhanden, Planungsbeteiligung nicht bekannt 2. Ganztagsschule ist (noch) kein Planungsthema Mehrheitlich keine Planungsaktivitäten, Ausbaustand GTS selten bekannt V.a. interne Initiative für Planung (JHA/Verwaltung): SGA, OKJA, SSA sind zentrale Felder Prof. Dr. Stephan Maykus

5. Perspektive der Jugendhilfeplg 3. Abgestimmte Planung kaum gegeben Berührung von SEP und JHP oder explizit abgestimmte Planungsprozesse so gut wie nicht vorhanden, Erfahrungen liegen nicht vor JHP nutzt z.T. schulbezogene Daten für eigene Planung (umfänglicher jedoch in geringem Maße) 4. JHP wird als gestaltende Instanz angesehen Mehrheitlich wird der JHP eine aktive, Innovation und Kooperation mit GTS fördernde Rolle zugeschrieben Schulbezogene Leistungen werden als wichtiger Baustein moderner Jugendhilfe angesehen Prof. Dr. Stephan Maykus

5. Rückschlüsse Kinder- und Jugendhilfe als Teil der kommunalen Bildungsplanung – integrierte Datenkonzepte und Planungsstrukturen Eine kontinuierliche Informationsbasis schaffen – Teilfachplanungen etablieren Bildungsregionen als Potenzial nutzen: Kinder- und Jugendhilfe als Teil der Steuerung kommunaler Bildungsstrukturen etablieren „Integrierte Kommunale Sozialplanung“ unter Federführung der Jugendhilfeplanung etablieren Prof. Dr. Stephan Maykus

Entwicklungserfordernisse: Vordringliche Anforderungen der Kinder- und Jugendhilfe Prof. Dr. Stephan Maykus

Gestaltungsprinzip wird zum Ort des Handelns und einseitigen Bezug des fachlichen Denkens (Maykus/Schone 2010, verändert nach Schrapper 2003, zuerst LWV 1993)

Prof. Dr. Stephan Maykus

Ist „das Ganze“ nicht mehr Ziel? Krisenintervention neben der Schule

Sozialpäd. Ganztagsangebote in der Schule

Betreuung, Bildung, Erziehung vor der Schule, frühe Hilfen Sozialräume, Lebenslagen nur als Bedarfsanlass, nicht mehr Gestaltungsort und -prinzip? Prof. Dr. Stephan Maykus

Nachdenkliches aus fachpolitischer Sicht: Nicht nur Kinderund Jugendhilfe ist gefordert

Prof. Dr. Stephan Maykus

Platzzuweisungen zeigen, dass… … Schulpädagogik und Schulentwicklung weitgehend entkoppelt sind von Sozialpädagogik und Kinder- und Jugendhilfe … faktische Einflussmöglichkeiten auf Schulentwicklung und Schulpolitik gering sind … weit mehr zu berücksichtigen ist als Bildung (Schutz, Hilfe, Erziehung, Betreuung, Beratung) … selbst in den Kommunen Kinder- und Jugendhilfe keinen klaren Stellenwert hat

Prof. Dr. Stephan Maykus

Jugendhilfeentwicklung steht an: Veränderungen kommunal gestalten Worum geht es genau?

Was wollen wir und andere?

RegelungsFachliche Unabhängig Zielinkongruenzen von GTS komplexität – und deshalb auch schulbezogen profiliert!

Gestalterischer Konsensmangel

Wie wollen wir es umsetzen?

Prof. Dr. Stephan Maykus

Entscheidungen stehen an - über: Schul- und Bildungspolitik, Schulgesetz, Schulentwicklung, Allianz Kultus und Soziales, Bildungsregionen als Bildungskooperationen Schaffung kommunaler Rahmenbedingungen für das Ausfüllen ihrer Bildungsverantwortung (Münchener Erklärung) Kommunale Planungs- und Steuerungsmittel qualifizieren und ausbauen, Jugendamt als gestaltende Fachbehörde (Akteur der KJH-Einheit) Angebots- und Strukturbalance statt Einseitigkeit Prof. Dr. Stephan Maykus

Hochschule Osnabrück Fakultät Wirtschafts- und Sozialwissenschaften Caprivistr. 30a 49076 Osnabrück [email protected] www.hs-osnabrueck.de/maykus Prof. Dr. Stephan Maykus