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Altstadt Bamberg Bamberg repräsentiert, begünstigt durch seine landschaftliche Lage a m Hang und im Tal (Abb. 116), in einzigartiger Weise die auf" f...
Author: Jürgen Raske
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Altstadt Bamberg

Bamberg repräsentiert, begünstigt durch seine landschaftliche Lage a m Hang und im Tal (Abb. 116), in einzigartiger Weise die auf" frühmittelalterlicher G r u n d s t r u k t u r entwickelte mitteleuropäische Stadt, wobei diese G r u n d s t r u k t u r auch den Charakter Bambergs als offene Stadt bestimmt. Die am Anfang des 11. J a h r h u n d e r t s durch den heiliggesprochenen Kaiser Heinrich II. erfolgte G r ü n d u n g des Bistums als Voraussetzung zur Stadtwerdung war durch politische und religiöse Absichten motiviert, die das gesamte Europa betrafen; die hieraus folgenden Beziehungen dieser Stadt zu Ostmitteleuropa, die auch in der Tätigkeit des ebenfalls heiliggesprochenen Bischofs O t t o [. einen H ö h e p u n k t gefunden haben, blieben durch ihre ganze Geschichte lebendig. Die weitere städtebauliche Entwicklung dieser Stadt spiegelt den politischen, sozio-ökonomischen und kulturellen Wandel, der sich in der mitteleuropäischen Geschichte bis in die Neuzeit vollzogen hat, mit besonderer Deutlichkeit wider, nicht zuletzt deshalb, weil sich die historische Bausubstanz in einem für Deutschland ungewöhnlich hohem Maße original erhalten hat.

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Abb. III. Bamberg von Südosten, Holzschnitt nach einer Vorlage aus der Zeit gegen 1487, Hartmann Schedel, Buch der Chroniken ... Nürnberg 1493. Die historischen Raumgefüge und Bauwerke machen die Geschichte dieser Stadt als beispielhafte unmittelbar anschaulich. Die Errichtung der zahlreichen M o n u m e n t a l b a u t e n war vom 11. bis zum 18. Jahrhundert immer in ein Netz gesamteuropäischer Bezüge eingebunden: Der D o m b a u (Abb. 120) zum Beispiel steht einerseits in Verbindung mit den Hütten der Kathedralen von Reims und Laon sowie mit der Bautätigkeit der Zisterzienser, andererseits wirkte er nicht nur nach Mitteldeutschland (Magdeburg, Naumburg a. d. Saale), sondern auch bis nach Ungarn (ehem. Klosterkirche von Jäk); die spätmittelalterliche und besonders die barocke Architektur dieser Stadt steht in engen Beziehungen zur böhmischen (Parier, Dientzenhofer). Hinzuweisen ist weiter auf eine sozio-ökonomische Eigentümlichkeit, welche das historische Erscheinungsbild der Stadt bis heute entscheidend mitbestimmt: Die Integration landwirtschaftlicher Nutzflächen - der Erwerbsgärtnerei im Talgebiet (Abb. 119) und die aus Weinbau hervorgegangene Landwirtschaft des Berggebietes. Als mittelgroße Stadt hat Bamberg sein vergleichsweise begrenztes Wachstum meistern können, ohne sein Stadtbild grundsätzlich zu gefährden. In seiner Bevölkerung ist ein historisches Bewußtsein lebendig, welches sich aktiv an der Stadterhaltung beteiligt, die somit als 104

ein Anliegen der Allgemeinheit a n g e n o m m e n wird. Dem entspricht die Förderung der Stadterhaltung durch Staat und Stadtgemeinde. Bamberg ist als Sitz des Grafengeschlechts der (älteren) Babenberger mit einer Burg auf dem nachmaligen D o m b e r g schon in spätkarolingischer Zeit, in der Auseinandersetzung um die Königsgewalt im ostfränkischen Reich, von h o h e r politischer Bedeutung. Nach d e m Untergang der (älteren) Babenberger 906 zunächst Königsgut, gelangte es an die Herzöge von Bayern und konnte somit, als Heinrich, H e r z o g von Bayern, als der zweite seines N a m e n s Deutscher König wurde, 1007 G r u n d a u s stattung eines neuen, aus religiösen e b e n s o wie aus politischen Motiven gegründeten Bistums werden. Die Metropole dieses Bistums sollte dem Reiche der Deutschen ein Mittelpunkt, ein neues Rom werden. Durch seine Lage war es z u d e m geeignet, die vernachlässigten Beziehungen zu den ostmitteleuropäischen Völkern zu intensivieren, zumal sein geistliches Jurisdiktionsgebiet bedeutende slavische Volksteile enthalten haben muß. Die exemte Stellung des Bistums, der Bau einer d e m römischen Vorbild folgenden Bischofskirche m a c h t e d i e politischreligiösen Motive der Bistumsgründung manifest; die engen Beziehungen zu Polen und, vor allem u n t e r Bischof O t t o [., d e m Heiligen, zu P o m m e r n , folgen aus diesen G r ü n d u n g s m o t i v e n . Der Plan der hierzu entstehenden Stadt w u r d e noch im G r ü n d u n g s j a h r h u n d e r t durch die E r r i c h t u n g geistlicher S t i f t u n g e n St. Michael im Norden (Abb. 116), St. Stephan (wie in Rom) im Süden, St. Gangolf im Osten und St. J a k o b (am Weg nach Santiago di Campostela) im Westen - auf die Kreuzesform fixiert und d a m i t ein eindrucksvolles Zeugnis frühmittelalterlicher Stadtvorstellungen. Mit der E m a n z i p a t i o n von Territorialstaaten wurde Bamberg zur Residenzstadt eines geistlichen Fürstentumes. Die Wurzeln dieser Entwicklung reichen bis in die erste H ä l f t e des 12. Jahrhunderts zurück, in der Bischof O t t o I. wenigstens die Voraussetzungen zur M a r k t a n l a g e und d a m i t Urbanisierung schuf. Einen ersten H ö h e p u n k t erreichte diese Entwicklung im späten 12. und f r ü h e n 13. J a h r h u n d e r t unter den Fürstbischöfen aus dem H a u s e Andechs-Meranien, von denen sich Ekbert, Schwager der Könige von Frankreich und U n g a r n , Bruder der hl. Hedwig und des Patriarchen von Aquileja, als erster Fürstbischof nennen konnte. Mit der a u f w e n d i g e n E r n e u e r u n g der Kathedrale bis etwa 1237, deren H ü t t e mit denen von Reims und Laon in unmittelbarer Beziehung stand, wurde dies auch architektonisch anschaulich. Im späten Mittelalter ist Bamberg i m m e r noch von einiger wirtschaftlicher Bedeutung (als der f ü r weite Gebiete wichtige Ausgangsort der Mainschiffahrt) und vor allem von künstlerischer Bedeutung, die es dann allerdings mit Nürnberg teilt. Die Emanzipation des Bürgertums vom fürstlichen Stadtherren ist in Bamberg nicht in gleichem M a ß e wie in Nürnberg gelungen, Abb. 112. Bamberg, Domberg vom Teufelsgraben aus. t> Abb. 113. Bamberg, nach dem Kupferstich von Matthäus Merian d.Ä. >!> in , 1655 (S. 106/107).

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