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Aerospace 2016 DE | EN | FR Liebherr-Aerospace Neues aus dem Unternehmen // S. 12–35 Meilensteine Die Zukunft hat begonnen // S. 12 Die Firmengruppe ...
Author: Helga Albrecht
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Aerospace 2016 DE | EN | FR

Liebherr-Aerospace Neues aus dem Unternehmen // S. 12–35 Meilensteine Die Zukunft hat begonnen // S. 12 Die Firmengruppe Liebherr Einblicke // S. 42 ff.

Editorial

V.l.n.r: Heiko Lütjens, Nicolas Bonleux, Josef Gropper, Francis Carla

Liebe Leserin, lieber Leser, in den vergangenen Monaten konnte unser Unternehmen eine ganze Reihe herausragender Erfolge feiern: Mehrere strategische Projekte, für die unsere Teams jahrelange Vorarbeit geleistet haben, sind in der Zeit zustande gekommen. Dazu gehören die Erteilung des Auftrags für ein großes Flugsteuerungs- und Aktuatorik-Paket im 777X-Programm von Boeing und die Gründung eines Joint Venture mit Rolls-Royce für das Leistungsgetriebe des neuen UltraFan™-Triebwerkdesigns. Dies sind nur zwei Beispiele aus einer langen Liste neuer Aufträge, die wir mit Flugzeugbauern und Betreibern abgeschlossen haben und auf die wir in diesem Magazin näher eingehen. Diese Anerkennung unserer Spitzenleistungen in Technologie, Fertigung und Service ehrt unsere Teams auf der ganzen Welt. Wir sind überzeugt, dass unsere Erfolge nicht nur das Ergebnis unserer harten Arbeit sind, sondern auch auf unsere Bereitschaft zu investieren zurückzuführen sind. Investitionen sind für uns nicht nur ein Schlagwort – im Gegenteil, wir nehmen das Thema sehr ernst. Wie Prof. Mirko Hornung vom Forschungsinstitut Bauhaus Luftfahrt in einem aufschlussreichen Interview erläutert: Unsere Welt der Luftfahrt verändert sich sehr schnell. Das Flugzeug von morgen wird den heutigen Maschinen im Hinblick auf Geschwindigkeit, Lärm und Umweltfreundlichkeit um Meilen voraus sein. Und wir können mit Stolz sagen, dass die Technologien, die diesen gewaltigen Fortschritt ermöglichen,

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bereits jetzt von unseren Teams in den Liebherr-Kompetenzzentren weltweit entwickelt werden. In diesem Magazin präsentieren wir Ihnen zudem so spannende neue Technologien wie elektrohydraulische Aktuatoren für Fahrwerkssysteme, mit denen wir unseren Beitrag zum Fortschritt des „More Electric Aircraft“ leisten. Außerdem stellen wir unsere neue Generation von Systemen und Komponenten für Hubschrauber vor. Die Zukunft zu gestalten, bedeutet auch, die vorhandenen Stärken in der Luftfahrtindustrie zu bündeln: Wir konnten zur Entwicklung der neuen Flugzeuge unserer Kunden beitragen und haben sie dabei unterstützt, Meilensteine wie die Zertifizierung der Bombardier CSeries sowie den Roll-out des Embraer E-Jet E2 und der COMAC C919 zu erreichen. Wir möchten uns beim gesamten Team von Liebherr-Aerospace bedanken, das erneut seine außerordentliche Einsatzbereitschaft und Expertise unter Beweis gestellt und durch seine harte Arbeit all diese Erfolge möglich gemacht hat. Wir hoffen, dass Sie Freude daran haben, die diesjährige Ausgabe unseres Magazins zu lesen. Es grüßen Sie herzlich,

Nicolas Bonleux

Francis Carla

Josef Gropper

Heiko Lütjens

Managing Director and Chief Sales Officer

Managing Director and Chief Technology Officer Air Management Systems

Managing Director and Chief Operating Officer, Production, Purchasing and Asset Investments

Managing Director and Chief Technical Officer, Flight Control and Actuation Systems, Landing Gear Systems and Hydraulics

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Inhalt

Impressionen ................................................................ Meilensteine ...............................................................

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Kundenservice ...........................................................

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Kundendienst wird bei Liebherr-Aerospace großgeschrieben – das zeigt auch das erneut erweiterte Servicezentrum in Saline, Michigan (USA).

Liebherr-Aerospace hat bereits heute die Weichen für die Zukunft gestellt.

Programme und Aufträge ........................................

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Liebherr-Transportation Systems ..........................

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Liebherr-Aerospace ist Partner aller großen Flugzeughersteller – wie die Auswahl weltweiter Projekt zeigt.

Technologie ................................................................

Programmbeteiligungen ..........................................

Nah an den Kunden ist Liebherr auch im Bereich Verkehrstechnik, beispielsweise durch das Servicezentrum in London, Gatwick (UK).

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Als einer der Technologieführer in der Luftfahrtindustrie arbeitet Liebherr-Aerospace im Rahmen der „Clean-Sky“-Initiative an den umweltfreundlichen Technologien für morgen.

Die Firmengruppe Liebherr .....................................

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Impressum ..................................................................

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Impressionen Präzision ist das höchste Gebot – sei es beim Entgraten, beim elektrochemischen Feinschliff, bei Akustiktests oder Kontrollmessungen im mμ-Bereich an großen Bauteilen. Liebherr-Aerospace verfügt für alle Produktions- und Testverfahren über die passenden modernsten Technologien und stellt so sicher, dass alle von ihr entwickelten, gefertigten und betreuten Systeme und Komponenten für die Luftfahrt exakt und zuverlässig funktionieren.

Funkensprung für Hochpräzision Bei der Liebherr-Aerospace Lindenberg GmbH werden hochkomplexe hydraulische Komponenten durch Elektroerosion bearbeitet. Bei diesem Verfahren erzeugt eine Folge elektrischer Spannungen Funken, die über das Werkzeug (Kathode) das elektrisch leitfähige Material des Werkstücks (Anode) berührungslos auflösen. Die Verbindung zwischen beiden Polen stellt eine Elektrolytlösung her, über die die elektrische Ladung fließt und das aufgelöste Material abtransportiert wird. Durch die eingestellten Maschinenparameter ergibt sich ein idealer Funkenspalt von 0,003 bis 0,007 mm. Je schmaler der Spalt, an dem der Funke überspringt, desto höher die Genauigkeit des Ergebnisses. Dadurch lassen sich auch bei sehr komplexen Geometrien Toleranzen im Bereich von 0,001 mm herstellen. Zum Vergleich: Ein Menschenhaar ist zwischen 0,05 bis 0,07 mm dick.

Entgraten von Hand im Zehntel-MillimeterBereich Per Hand und mithilfe eines beschichteten Hartmetallfrässtifts bringt der Mitarbeiter an einem Kegelrad eines Hauptantriebs für einen Hubschrauber

den

finalen,

Zehntelmillimeter-

feinen, sogenannten Kopf- und Stirnkantenbruch an. Eine Lupe und spezielles LED-Licht sorgen dabei für gute Sicht. Ein Abrutschen und das wertvolle Bauteil kann nicht mehr verwendet werden. Der Funkenflug resultiert aus der Kombination aus der mit 100.000 U/min sehr hohen Bearbeitungsdrehzahl und den beiden Werkstoffen Stahl und Hartmetall.

Akustikanalyse in schalltoter Kammer In der schalltoten Kammer der LiebherrAerospace Toulouse SAS in Toulouse (Frankreich) wird ein Klimatisierungsgerät für einen Regionaljet für den Akustiktest vorbereitet. Dieser 7,5 m lange, 7,5 m breite und 8 m hohe, schallfreie Raum ist einzigartig in Europa. Liebherr kann darin die Lärmemissionen der Komponenten seiner Luftmanagementsysteme unter realen Bedingungen messen. Das Ziel: den Geräuschpegel zu minimieren, um so den Komfort an Bord zu verbessern.

Ein Schwergewicht für sensible Messungen Über 19 t schwer ist die neue Messmaschine

für

Großbauteile,

die

seit Februar 2016 bei der LiebherrAerospace Lindenberg GmbH in Betrieb ist. Das Schwergewicht steht auf einem eigenen Fundament, um die durch Fertigungsmaschinen erzeugten Schwingungen zu dämpfen. Das ist unerlässlich bei Messungen im μm-Bereich, bei denen automatisch die Ist-Maße mit den Soll-Vorgaben abgeglichen werden. Das Messvolumen der neuen Maschine beträgt 3 m in der X-Achse, 6 m in der Y-Achse und 2 m in der Z-Achse. Damit können alle hergestellten Teile mit einem Gewicht von bis zu 10 t, wie das Fahrwerksbein im Bild, vermessen werden.

© Embraer

Meilensteine Die Zukunft hat begonnen In der Luftfahrtbranche stehen die Zeichen auf Wachstum: Heute fliegen etwa 18.000 Flugzeuge weltweit, in 20 Jahren werden es mindestens doppelt so viele sein. Die Flotten müssen laufend erneuert und schon heute Technologien für die nächsten Flugzeuggenerationen entwickelt werden. Damit steigen die Anforderungen an Flugzeugbauer und Zulieferer gleichermaßen. Als Technologietreiber und Ausrüster von vielen Flugzeugherstellern sorgt Liebherr-Aerospace durch intelligente Erweiterungen und gezielte Investitionen in Forschung, Entwicklung und Produktion dafür, immer einen Schritt voraus zu sein. Aus eigener Kraft und Innovationsstärke zu wachsen, das ist seit mehr als 55 Jahren die Erfolgsphilosophie von LiebherrAerospace: Was im süddeutschen Städtchen Lindenberg als Wartungs- und Instandhaltungsbetrieb mit rund 250 Beschäftigten begann, hat sich in den vergangenen Jahrzehnten durch kluge strategische Entscheidungen und überlegtes Wachstum zu einem international führenden Systemlieferanten entwickelt – und somit seine eigene bemerkenswerte Luftfahrtgeschichte geschrieben. Heute ist Liebherr-Aerospace ein Global Player mit 15 Standorten auf der ganzen Welt: In den Produktionsstätten und Servicezentren in Deutschland, Frankreich, Brasilien, Russland, USA, Kanada, China, Singapur sowie den Vereinigten Emiraten entwickeln, fertigen und warten etwa 4.900 Beschäftigte Flugsteuerungen, Fahrwerke, Klimatisierungssysteme, Getriebe sowie Elektronikkomponenten. In den 1960ern: Montage von Betätigungszylindern in Lindenberg.

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Meilensteine

Kaum ein anderer Zulieferer zählt weltweit so viele Flugzeughersteller zu seinen Kunden und ist an so vielen verschiedenen Programmen beteiligt wie Liebherr-Aerospace. Die Weichen für die Zukunft hat das Unternehmen bereits gestellt. Mehr Raum und Kapazitäten Unter dem Namen „Fabrik 2020“ ist in Lindenberg der bislang umfangreichste Aus- und Umbau eines Standorts im Gange. Neue Hallen werden dem Unternehmen die Kapazitäten bieten, um der zunehmenden Nachfrage nach Fahrwerken, Flugsteuerungen und Getriebe gerecht werden zu können. Auch für die Fertigung des A350-Bugfahrwerks, dem bisher größten Fahrwerkssystem aus dem Hause Liebherr-Aerospace, entsteht Platz. Außerdem errichtet Liebherr-Aerospace ein neues Testzentrum, und zwar eigens für die Systeme im Boeing 777X-Programm. Parallel wachsen Toulouse und Campsas, die französischen Entwicklungs- und Fertigungsstandorte für Luftmanagementsysteme, sowie das globale Servicenetzwerk: Die USamerikanische Serviceniederlassung in Saline, Michigan wurde seit der Gründung im Jahr 1991 bereits zum fünften Mal erweitert – von ursprünglich 1.300 m² auf nun 16.000 m² Fläche. Gänzlich neu sind in den vergangenen zwei Jahren außerdem Serviceeinrichtungen in Dubai (VAE) und Shanghai (China) entstanden. Jedes Jahr werden rund 70 Millionen Euro in den Ausbau der Standorte und ­K apazitäten investiert.

Im brasilianischen Guaratinguetá werden unter anderem Ventile für Luftmanagementsysteme gefertigt.

Enge Zusammenarbeit für Effizienz und Synergien Neben baulichen Maßnahmen, die Raum und Kapazitäten für den Produktionshochlauf schaffen, sorgen vor allem effiziente Entwicklungsstrategien und Prozesse für Qualität, Zuverlässigkeit und langjährige Kundenbeziehungen. „Wir pflegen einen engen Kontakt mit den Technologie-Spezialisten der Flugzeughersteller, um so früh wie möglich am Entwicklungsprozess beteiligt zu sein“, sagt Nicolas Bonleux, Managing Director und Chief Sales Officer, Liebherr-Aerospace &

„Fabrik 2020“: Der Standort Lindenberg wächst.

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damit sie Schritt halten und mitwachsen können. „Da wir als Tier-1-Supplier in der Lieferkette der Flugzeughersteller die Verantwortung tragen, bauen wir unsere eigenen Zulieferer gezielt auf. Unter anderem haben wir dafür gesorgt, dass unsere Partner in Indien und Polen ihre Fertigungskompetenzen erweitern und optimieren konnten“, sagt Josef Gropper, Managing Director und COO, Liebherr-Aerospace & Transportation SAS.

Transportation SAS. Darüber hinaus profitieren Kunden von der Expertise anderer Bereiche der Firmengruppe Liebherr und von den Synergien, die dadurch möglich sind. So fließt zum Beispiel wertvolles Know-how der Liebherr-Elektronik GmbH in die Entwicklung elektrischer Systeme für Flugzeuge mit ein. Die Liebherr-Verzahntechnik GmbH sorgt wiederum für Bearbeitungsmaschinen, die speziell für die hochpräzise Fertigung von Zahnrädern konzipiert sind. Ganz entscheidend ist für Liebherr-Aerospace zudem die Lieferkette und die Frage, wie sich Zulieferer unterstützen lassen,

Taktgeber im Innovationsprozess Seit der Gründung im Jahr 1960 hat Liebherr-Aerospace zahlreiche Innovationen auf den Weg gebracht und Trends gesetzt. Mit der integrierten, kompletten Fly-by-Wire-Flugsteuerung für den SuperJet 100 gelang dem Systemlieferanten beispielsweise gar eine Weltpremiere. Die Entwicklungszyklen sind heute vergleichsweise kurz: In den 15 Jahren, die von einer Flugzeuggeneration zur nächsten vergehen, müssen neue Technologien entstehen und so ausreifen, dass sie zuverlässig in Serie gehen können. „Wir verstehen uns als Taktgeber, was die Konzeption und Umsetzung von Systemen und Komponenten für die Flugzeuge der Zukunft betrifft“, sagt Heiko Lütjens, Managing Director und CTO, Liebherr-Aerospace & Transportation SAS. Er fügt hinzu: „Unsere Investitionen in Forschung und Entwicklung

Am französischen Standort Toulouse entwickelt Liebherr-Aerospace die Klimatisierungssysteme der Zukunft.

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Höchste Präzision: Mitarbeiter passen Querbohrungen in Flugsteuerungskomponenten an.

liegen weit über dem Branchendurchschnitt und ermöglichen es uns, die Technologien von morgen maßgeblich mitzugestalten.“ Unter anderem trägt Liebherr-Aerospace entscheidend zur Entwicklung elektrischer Systeme für die nächste Generation von Flugzeugen, die sogenannten „More Electric Aircraft“, bei: So entwickelt das Unternehmen bereits elektro-hydraulische Antriebe an Fahrwerken oder arbeitet am E-Taxiing, der CO2- und geräuscharmen Alternative zum Taxiing auf den Rollstrecken am Flughafen. Fortschritt durch Kooperationen Elektro-mechanische Aktuatorik für Flugsteuerungen, der Einsatz neuer, leichter Materialien wie Carbon oder Konzepte, die die Wartung von Flugzeugen vereinfachen – es gehört zu den Grundsätzen von Liebherr-Aerospace, Innovationen selbst oder auch in Kooperation mit Partnern oder Kunden zu entwickeln. Im 2015 gegründeten Joint Venture Aerospace Transmission Technologies GmbH bündelt Liebherr beispielsweise mit Rolls-Royce das Know-how, um die Fähigkeit und Kapazität zur Produktion des Leistungsgetriebes für das neue Rolls-Royce UltraFan™-Triebwerksdesign zu entwickeln. Kooperationen innerhalb der Branche werden angesichts der enormen Herausforderungen in puncto CO 2-Reduktion oder auch Flugsicherheit künftig noch wichtiger „Nach ’Clean Sky 1‘ sind wir gemeinsam mit 13 Unternehmen und Forschungsinstituten auch an ’Clean Sky 2‘ beteiligt − eine Investition in die Zukunft, die sich lohnen wird“, ist sich Francis Carla, Managing Director und CTO, LiebherrAerospace & Transportation SAS, sicher. „Im Rahmen dieser Initiative haben wir unter anderem bereits entscheidende Ergebnisse z.B. in der Entwicklung eines elektrischen Klimatisierungssystems erzielt.“

Internationale Zusammenarbeit ist für Liebherr-Aerospace auch ein Türöffner für neue Märkte: So hat das Joint Venture Liebherr LAMC Aviation (Changsha) Co., Ltd., das der Systemlieferant mit dem chinesischen AVIC-Tochterunternehmen Landing Gear Advanced Manufacturing Co. (LAMC) gegründet hat, kürzlich die Zulassung gemäß der Norm AS9100C und somit das Startsignal für die Serienfertigung von Fahrwerkssystemkomponenten für die chinesische Luftfahrtindustrie erhalten. Einer von vielen Meilensteinen, die den Weg von Liebherr-Aerospace in eine erfolgreiche Zukunft markieren.

Geringere CO₂- und Geräuschemissionen durch E-Taxiing.

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Meilensteine

Ein großer Meilenstein für Liebherr: Die Aufträge für die Boeing 777X Die Boeing 777X wird das weltgrößte Flugzeug mit zwei Triebwerken sein. Ein besonderer Eyecatcher: die Flügelspitzen, die nach der Landung nach oben geklappt werden. Dahinter steckt ein leistungsstarkes KlappAntriebssystem, mit dessen Entwicklung der amerikanische Flugzeughersteller Liebherr-Aerospace beauftragt hat. Die technische Lösung ist eine Premiere in der kommerziellen Luftfahrt.

Die Komponenten für das Klappsystem der Flügelenden für die 777X kommen von der Liebherr-Aerospace Lindenberg GmbH, dem Kompetenzzentrum von Liebherr für Flugsteuerungen und Fahrwerkssysteme. Im Dezember 2014 beauftragte Boeing Commercial Airplanes das Unternehmen, das KlappAntriebssystem sowie die Verriegelung für den Rastbolzen und für die Zusatzsicherung zu liefern. Der Auftrag, diese Komponenten zu entwickeln, zu fertigen und über ihre gesamte Lebensdauer auch instand zu halten, ist ein großer Erfolg für Liebherr-Aerospace.

Erstes Klappsystem für Flügelenden in der zivilen Luftfahrt Das neue Flugzeugprogramm der Boeing Commercial Airplanes, die Boeing 777X, soll wesentlich kraftstoffeffizienter fliegen als die aktuelle Flugzeuggeneration. Um dieses Ziel zu erreichen, setzt Boeing auf ein längeres Flügeldesign mit einer Spannweite von 71,8 Meter. Die Aerodynamik der Flügel in Kombination mit neuen energiesparenden Triebwerken wird den Kerosinverbrauch deutlich reduzieren und hilft den Fluggesellschaften, nicht nur Treibstoff-, sondern auch weitere Kosten, wie z.B. die Flughafen-Gebühren zu sparen. Die klappbaren Flügelenden reduzieren die Spannweite auf jeder Seite von 71,8 m auf 64,8 m. Die 777X kann somit auf den Flughäfen die Standard-Gates wie alle anderen Flugzeuge ohne Mehrkosten für die Fluggesellschaft nutzen. Vor dem Start, d.h. dem Take-Off, des Flugzeugs werden die Flügelenden wieder in die horizontale Position ausgeklappt.

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Folgeaufträge für die 777X Bereits während der Entwicklungsphase der ersten Prototypen für das © Boeing Klapp-Antriebssystem konnte LiebherrAerospace einen weiteren Erfolg verbuchen, da Boeing den nächsten Auftrag für die 777X erteilte: Liebherr-Aerospace wird auch eine zentrale Antriebseinheit und einen Hydraulikmotor für das Betätigungssystem der Flügelvorderkanten liefern und künftig warten. Damit nicht genug: Durch die umfangreiche Erfahrung mit Hochauftriebssystemen und insbesondere mit Drehantrieben für Langstreckenflugzeuge wird Liebherr-Aerospace nicht nur die Drehantriebe für die Flügelvorderkante entwickeln, herstellen und betreuen, sondern auch die Drehantriebe für die Flügel-Hinterkante fertigen. Diese Drehantriebe gehören zu den größten, die je in einem Verkehrsflugzeug eingesetzt wurden. Für ihre Konstruktion und Entwicklung zeichnet Boeing verantwortlich. Unterstützt wird der Flugzeughersteller dabei durch Liebherr-Aerospace von seiner Niederlassung in Seattle, Washington (USA), und seiner Produktionsstätte in Lindenberg (Deutschland) aus.

Meilensteine

Boeing entschied sich ebenfalls, Liebherr-Aerospace mit dem Bau eines so genannten „Iron Wing“-Prüfstands für das Hochauftriebssystem der 777X und kleinerer Prüfstände für die Antriebseinheiten zu beauftragen. Diese Prüfstände wird der Flugzeugausrüster in seinem Testzentrum für Flugsteuerungen in Lindenberg bauen. Der „Iron Wing“-Prüfstand wird dort installiert, während die kleineren Prüfstände an den Boeing-Standort in Everett, Washington (USA), ausgeliefert werden.

Auf dem Weg zum leistungsstarken Klapp-Antriebssystem für die 777X erreichte Liebherr-Aerospace im März dieses Jahres den ersten Meilenstein: Die ersten Proof of ConceptPrototypen wurden termingerecht an Boeing ausgeliefert. Das ist auch ein Zeichen für den deutlichen Fortschritt in der Konstruktion und Entwicklung, den die Engineering-Teams von Boeing und Liebherr gemeinsam erzielt haben. Die Teile werden voraussichtlich ab Mitte des Jahres auf einem Prototypen-Prüfstand bei Boeing getestet.

Erster Meilenstein erreicht Um alle Geräte termingerecht in höchster Qualität zu liefern, laufen die Arbeiten auf Hochtouren. „Liebherr-Aerospace beschäftigt sich seit mehr als vier Jahrzehnten mit Aktuatoren für diversere Flugzeugtypen. Wir wissen, wie diese Systeme funktionieren, und nutzen unsere geballte Erfahrung für innovative Entwicklungen wie das Klapp-Antriebssystem“, erläutert Wolfgang Süß, Programmleiter Folding Wing Tip System bei der Liebherr-Aerospace Lindenberg GmbH. „Wir bauen sehr frühzeitig Prototypen und unterziehen diese umfangreichen Tests. Damit stellen wir sicher, dass unsere Systeme perfekt in der Serie funktionieren.“

Auch die Vorbereitungsarbeiten für den „Iron-Wing“-Prüfstand und die Prüfaufbauten für die zentrale Antriebseinheit des Hochauftriebssystems schreiten planmäßig voran: Liebherr-Aerospace erweitert die Kapazitäten seines Testzentrums in Lindenberg und das neue, dafür geplante 1.440 m² große Testgebäude soll bereits in diesem Sommer fertiggestellt und für den Einzug bereit sein.

© Boeing

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Meilensteine

Rolls-Royce und Liebherr-Aerospace: Joint Venture für Leistungsgetriebe Ein integraler Bestandteil des neuen UltraFan™-Triebwerkdesigns ist das Leistungsgetriebe. Es setzt eine Leistung um, die umgerechnet der von 500 Mittelklassewagen entspricht. Um die Fähigkeit und Kapazität zur Produktion dieses Leistungsgetriebes zu entwickeln, bündeln Rolls-Royce und Liebherr-Aerospace ihre Innovationskraft und Expertise in einem Joint Venture.

Flug­ g esellschaften erhebliche operative Kosten sparen. Weitere Vorteile werden reduzierte NO x-Emissionen und ein deutlich kleinerer Lärmteppich sein.

UltraFan™, so heißt ein zukünftiges, beeindruckendes Triebwerk von Rolls-Royce. Es soll bis zum Jahr 2025 auf den Markt kommen und herausragende Leistungs- und Verbrauchswerte in einer Weise kombinieren, die es in der Luftfahrt so bisher noch nicht gab. Der renommierte britische Triebwerkshersteller strebt mit dem UltraFan™ einen im Vergleich zum ersten Modell seiner Trent-Baureihe um 25 % geringeren Treibstoffverbrauch an. Das wird

Um Fertigungstechnologien für Einzelkomponenten des Leistungsgetriebestrangs zu entwickeln, gründeten Rolls-Royce und Liebherr-Aerospace das 50:50-Joint-Venture „Aerospace Transmission Technologies GmbH“ mit Sitz in Friedrichshafen am Bodensee. Es wird gemeinsam von den Geschäftsführern Heike Liebe seitens LiebherrAerospace und Dr. Rob Harvey seitens Rolls-Royce geleitet. Expertisen optimal kombiniert Die beiden Joint-Venture-Partner ergänzen sich hervorragend durch ihr Know-how. Rolls-Royce, einer der führenden Hersteller von Antriebssystemen weltweit, ist äußerst

Liebherr bringt umfassendes Know-how und eine hochpräzise Fertigung in das Joint-Venture ein.

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Erfolgreiches Miteinander: Mitarbeiter der Aerospace Transmission Technologies GmbH und deren Geschäftsführer Dr. Rob Harvey und Heike Liebe (vordere Reihe, 3. und 2. v. re.)

erfahren in der Anwendung von Reduktions-Leistungsgetrieben und hat damit Tausende von Motoren ausgestattet. Der britische Konzern leitet daher alle Phasen der Design-Definition und Integration des Leistungsgetriebes sowie die Testaktivitäten. Liebherr bringt in das Gemeinschaftsunternehmen seine breite Expertise in der Produktionstechnik ein. Dazu gehört das Know-how der Liebherr-Aerospace Lindenberg GmbH, deren Werk in Friedrichshafen das Kompetenzzentrum für die hochpräzise Fertigung von Getriebekomponenten ist. Spezialwissen steuert auch die Liebherr-Components Biberach GmbH bei: An ihrem Standort in Biberach an der Riß werden Planetengetriebe und andere Komponenten für Krane, Erdbewegungsmaschinen, Hafen- und Schiffskrane von Liebherr sowie für Windkraftanlagen entwickelt und gefertigt. Jährlich werden allein 36.000 Getriebe und Seilwinden ausgeliefert. Darüber hinaus profitiert das Joint Venture von der Erfahrung der Liebherr-Verzahntechnik GmbH in Kempten. Dort werden seit Jahrzehnten Verzahnmaschinen und -werkzeuge zur Herstellung von Getrieben entwickelt

und produziert. Diese besondere Kombination aus Fachwissen in der Luftfahrt, dem Getriebebau und dem Maschinenbau versetzt Liebherr in die Lage, die Produktionstechnik optimal auf das neue Leistungsgetriebe auszurichten. Anspruchsvolle Weiterentwicklung Bis zum Erstflug des Leistungsgetriebes als Teil eines UltraFanTM -Triebwerks liegen noch ein paar Jahre Arbeit vor den Beteiligten, doch eine erste Getriebekomponente für Testzwecke wurde bereits von Liebherr an Rolls-Royce geliefert. Die Ingenieure der Aerospace Transmission Technologies GmbH sind derzeit dabei, die Produktplanung sowie die technische Dokumentation und Iteration von Liebherr zu übernehmen. Rolls-Royce baut parallel dazu ein neues Testzentrum für Leistungsgetriebe an seinem Standort in Dahlewitz südlich von Berlin, das noch 2016 fertig werden soll. Mit der Mitwirkung an diesem spannenden neuen Triebwerk-Demonstrator-Programm betritt Liebherr neues Terrain und erweitert sein Tätigkeitsfeld.

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Meilensteine

Neuigkeiten aus dem A350 XWB Programm: Produktionshochlauf und Auslieferung des ersten A350-1000-Bugfahrwerks Es ist das größte Fahrwerk, das in Lindenberg jemals entwickelt und produziert wurde: das Bugfahrwerk des Airbus A350 XWB. Entsprechend groß ist auch die Herausforderung für die Liebherr-Aerospace Lindenberg GmbH beim Produktionshochlauf, der nun begonnen hat. Er ist einer der Gründe für den schrittweisen Ausbau des Standorts in Lindenberg, denn die großen Fahrwerke müssen durch ihre Fertigungs- und Montageprozesse transportiert werden können. Mit der erfolgreichen Inbetriebnahme und Übergabe der A350-900 an die ersten Airlines durch Airbus hat die Liebherr-Aerospace Lindenberg GmbH als Entwickler, Lieferant und Betreuer des Bugfahrwerks einen bedeutenden Meilenstein erreicht. Nun zieht auch die größere Version, die A350-1000 nach: Im Februar dieses Jahres hat Liebherr-Aerospace das erste Bugfahrwerk zum Einbau in das Flugzeug pünktlich an die Endmontage von Airbus in Toulouse (Frankreich) geliefert. Mit einem maximalen Abfluggewicht von 308 t ist die A350-1000 noch größer und schwerer als die A350-900, wodurch das Fahrwerk anders angelegt werden musste. Dabei floss die Erfahrung, die Liebherr bei der Entwicklung des Bugfahrwerks für das A350-900Programm gewonnen hatte, in das System für die A350-1000 mit ein. Intensive Vorbereitungsphase Der Fertigung beider Fahrwerksversionen ging eine intensive, mehrjährige Planungs- und Entwicklungsphase gemeinsam mit Airbus voraus. „Bei der Entwicklung sind wir teilweise völlig neue Wege gegangen. Denn ein Fahrwerk dieser Größe ist nicht einfach skalierbar“, so Bernd Niklaus, Program Manager Development. Die Anforderungen an Sicherheit und Funktionalität des Fahrwerks sind enorm: vom Einhalten des vorgegebenen Maximalgewichts über das Verarbeiten der besonders großen Einzelteile bis hin zu zahlreichen, aufwendigen Tests. Diese Tests dienen nicht nur zur Prüfung der einzelnen Komponenten, sondern

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zur Verifizierung, ob die zuvor vom Engineering berechneten Prognosen in erwarteter Weise eintreten. Dazu gehört unter anderem der „StrengthTest“, bei dem das Fahrwerk so lange belastet wird, bis es bricht, um die statische Maximallast zu prüfen. Der

„Fatigue-Test“ – auch Ermüdungstest genannt – stellt sicher, dass das Fahrwerk den Lastwechselsituationen bei Start und Landung, für die es ausgelegt ist, standhalten kann. Beim „Drop-Test“ prallt das Fahrwerk aus der Höhe mit rotierenden Rädern auf eine

Meilensteine

Ein Meilenstein für Liebherr-Aerospace: die Inbetriebnahme der A350, deren Bugfahrwerk in Lindenberg produziert wird.

Platte, um die Funktion der Stoßdämpfer in verschiedenen Landungsszenarien zu testen. „Jede Phase wird per Slow-Motion-Video ausgewertet und das Fahrwerk im Anschluss inspiziert“, beschreibt Bernd Niklaus den aufwendigen Testverlauf. Prozessbegleitende Modifikationen Eine weitere maßgeblich neue Richtung stellen die Anforderungen an ein „grünes Fahrwerk“ dar. Den sogenannten REACH-Anforderungen* folgend, werden in diesem Zusammenhang langzeitig erprobte Materialien nach und nach durch alternative Oberflächen und Behandlungsprozesse ersetzt. Dies erfordert ebenfalls eine umfangreiche Entwicklungszeit, die parallel zur Fertigung verläuft. Das bedeutet, die Auslieferung ist keineswegs gleichbedeutend mit dem Abschluss der Entwicklungsphase. Im Gegenteil: Modifikationen finden laufend statt. Sei es aufgrund veränderter Komponenten, Rahmenbedingungen, Kundenwünsche oder Impulse zur Prozessoptimierung.

Schritte exakt aufeinander abgestimmt Mit der A350-1000 und dem Produktionshochlauf für die A350-900 sind Entwicklung und Fertigung bei Liebherr-Aerospace in Lindenberg gleichermaßen gefordert. Jeder Schritt muss exakt auf den anderen abgestimmt sein. „Vom Einkauf über die Produktion und Montage bis hin zur Qualitätssicherung und der Koordination zahlreicher Lieferanten weltweit geht alles Hand in Hand“, so Joachim Haas, Program Manager Development. Neben den Bugfahrwerken entwickelt, liefert und betreut die Liebherr-Aerospace Lindenberg GmbH zudem weitere, wichtige Komponenten für das A350-900- sowie das A3501000-Programm: das VorflügelklappenBetätigungssystem, ein aktives Differenzialgetriebe für die Feineinstellung der Landeklappen sowie eine Strebe mit Lasterkennung und einen Dämpfer im Klappenbereich der Flugzeuge. Bei Letzterem handelt es sich um einen hydraulischen Stoßdämpfer, um

dynamische Lastspitzen im Fehlerfall zu begrenzen. Die Antriebsstrebe mit Lasterkennung ist eine elektromechanische Komponente, mit der verschiedene Fehlerfälle in der Funktion des Landeklappensystems erkannt werden können. Die wachsende Nachfrage nach der A350 bedeutet für Airbus und Liebherr eine solide Planungsgrundlage, aber auch eine große Herausforderung. Die Produktionsmaschinen laufen auf Hochtouren, ebenso der Ausbau der Infrastruktur in Lindenberg. Der Erstflug der A350-1000-Version ist vor Ende des Jahres 2016 geplant. Darüber hinaus betreut das Team am Standort Lindenberg sowohl Airbus als auch die Airlines gemäß ihren Anforderungen langfristig durch Wartung und Kundendienst. So verantwortet die Liebherr-Aerospace Lindenberg GmbH nicht nur Entwicklung und Produktion, sondern ist mit maßgeschneiderten Lösungen und Serviceleistungen über den gesamten Lebenszyklus des Flugzeugs hinweg für den Kunden da.

*REACH steht für Registration, Evaluation, Authorisation and Restriction of Chemicals. Die EU-Verordnung ist am 1. Juni 2007 in Kraft getreten und beinhaltet die Registrierung, Bewertung, Zulassung und Beschränkung von Chemikalien. Das REACH-System basiert auf dem Grundsatz der Eigenverantwortung der Industrie. Demnach dürfen innerhalb der Europäischen Union nur noch chemische Stoffe in Verkehr gebracht werden, die vorher registriert worden sind. Einige Stoffe, wie zum Beispiel Chrom oder Cadmium, sind dabei teilweise oder ganz ausgenommen.

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© Airbus Helicopters

Programme und Aufträge Luftmanagementsysteme für chinesische Hubschrauber Liebherr-Aerospace baut seine Präsenz auf dem chinesischen Markt aus und liefert für die neuen HubschrauberTypen AC312C und AC312E des Herstellers Hafei-Harbin Luftmanagement-systeme. Hierzu hat Liebherr Anfang 2016 mit dem zur AVIC-Gruppe gehörenden Unternehmen einen entsprechenden Vertrag unterzeichnet. Ein wichtiger Schritt für Liebherr, da Hafei-Harbin unter den Hubschrauberherstellern der erste Kunde für Liebherr-Aerospace in China ist. Liebherr-Aerospace Toulouse SAS, Toulouse (Frankreich) entwickelt, zertifiziert, liefert und betreut die Luftmanagementsysteme, die sich

unter anderem durch ihre zuverlässigen Komponenten in Leichtbauweise auszeichnen. Die beiden modernisierten Modelle der AC312-Reihe gehören zur 4-Tonnen-Klasse von Hafei-Harbin und sind flexibel in der Anwendung: zum Transport von Passagieren oder Gütern. Mit der C- und E-Version will das Traditionsunternehmen, das seit 1952 Hubschrauber herstellt, seine Position auf dem

Der Kompressor ist Teil des von Liebherr-Aerospace entwickelten Kühlsystems.

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wachsenden Hubschraubermarkt in China festigen.

Programme und Aufträge

COMAC feiert Roll-out der C919 Am 2. November 2015 präsentierte die Commercial Aircraft Corporation of China (COMAC) ihr neuestes Passagierflugzeug – die C919. Die Roll-out-Zeremonie erfolgte im neuen Montage- und Test-Center von COMAC in Shanghai (China). Liebherr-Aerospace liefert mit dem Fahrwerk und dem kompletten Luftmanagement zentrale Systeme für das 39 m lange Flugzeug von COMAC, das bis zu 168 Passagieren Platz bietet. Bei der Präsentation teilte COMAC mit, dass bereits 517 Bestellungen für die C919 vorliegen. Der Erstflug ist – nach dem erfolgreichen Abschluss der Bodentests – noch in diesem Jahr vorgesehen. COMAC hatte die Liebherr-Aerospace Lindenberg GmbH, das Liebherr-Kompetenzzentrum für Flugsteuerungs- und Fahrwerkssysteme, mit der Entwicklung, Herstellung, Qualifizierung, Zertifizierung und Wartung des integrierten Fahrwerkssystems der Single-Aisle-Familie C919 beauftragt. Das Unternehmen lieferte das Fahrwerk direkt an die Endmontagelinie der COMAC C919 in Shanghai – unweit des

Pudong International Airport – und unterstützte den Flugzeugbauer auch bei dessen Integration in das Flugzeug. Für die Entwicklung und Fertigung des Fahrwerks gründete die Liebherr-Aerospace Lindenberg GmbH zusammen mit dem chinesischen AVIC-Mitglied Landing-Gear Advanced Manufacturing Co., Ltd. (LAMC) in Changsha (Provinz Hunan) ein Joint Venture: die Liebherr LAMC Aviation (Changsha) Co., Ltd. Neben dem Fahrwerkssystem liefert Liebherr-Aerospace das komplette integrierte Luftmanagementsystem für die C919. Dieses System wird von Liebherr-Aerospace Toulouse SAS, Toulouse (Frankreich), dem Liebherr-Kompetenzzentrum für Luftmanagementsysteme, entwickelt, hergestellt und betreut. Das Unternehmen kooperiert mit dem Nanjing Engineering Institute of Aircraft Systems (NEIAS), um einige Komponenten des Luftmanagementsystems zu konzipieren und zu produzieren.

© COMAC

Anfang November 2015 präsentierte die Commercial Aircraft Corporation of China (COMAC) in ihrem neuen Montage- und Test-Center ihr neuestes Passagierflugzeug: die C919.

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Programme und Aufträge

Systeme für Luftmanagement, Vorflügel- und Landeklappen des E-Jets E2 erfolgreich getestet Anfang des Jahres lieferte Liebherr-Aerospace termingerecht das Luftmanagementsystem und das Vorflügelund Landeklappensystems für den E190-E2-Jet an Embraer. Im Frühjahr 2013 hatten die Liebherr-Aerospace Lindenberg GmbH (Deutschland) den Auftrag für das Hochauftriebssystem und die Liebherr-Aerospace Toulouse SAS (Frankreich) den Auftrag für das komplette Luftmanagementsystem erhalten. Das E2-Programm ist aufgrund seines engen Zeitplans und den hohen Anforderungen an die Zuverlässigkeit (Maturity) aktuell eines der umfangreichsten Programme bei Liebherr-Aerospace. Der Roll-out des E190-E2 am 25. Februar 2016 im brasilianischen São José dos Campos war für Embraer ein wichtiger Meilenstein bei der Entwicklung der zweiten Generation der kommerziellen E-Jet-Familie. Bereits Mitte Februar 2016 hatte die Liebherr-Aerospace Lindenberg GmbH alle für die Flugfreigabe (Safety of Flight) relevanten Nachweise und Testergebnisse für die Komponenten und das gesamte Vorflügel- und Landeklappen-Systems vorgelegt. Ein großes Team arbeitet seit drei Jahren an der Entwicklung und Qualifizierung dieses Full-Fly-by-Wire-Hochauftriebssystems. Inklusive integrierten Controllern und Software besteht es aus einer Vielzahl von Komponenten, die sowohl einzeln als auch im Gesamtsystem gemäß den technischen und behördlichen Vorgaben sowie auf Grundlage der langjährigen Erfahrung von Liebherr auf ihre Zuverlässigkeit und Leistungsfähigkeit getestet wurden. Erstmalig baute das Team im Testzentrum bei der

Zufrieden mit dem Erreichten: Liebherr-Aerospace Lindenberg Program Manager Hüseyin Tas (li.) und Davor Katalinic, beim Roll-out

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Ende Februar 2016 wurde im brasilianischen São José dos Campos der Roll-out des E190-E2 gefeiert.

Liebherr-Aerospace in Lindenberg dazu den kompletten Flügel als Prüfstand über die gesamte Länge von 33,7 m im Maßstab 1:1 auf. „Neben der Fly-by-Wire-Technologie bilden das elektro-mechanische Gesamtsystem, die wartungsoptimierte Aktuatorik und ein neues Slat-Skew-Monitoring-System sowie die innovative berührungslose Drehmomentmessung während der Flugtests besondere Aspekte“, berichtet Hüseyin Tas, der als Program Manager Development bei Liebherr-Aerospace für dieses Vorflügel- und LandeklappenSystem zuständig ist. Die Zertifizierung ist ein umfangreicher Prozess, der auch die Simulation sämtlicher potenzieller Fehler beinhaltet, um die Reaktion des Systems zu prüfen. Begleitet werden die Tests teilweise von der brasilianischen Luftfahrtbehörde ANAC und Embraer. Parallel zu den Kollegen in Lindenberg arbeitete bei Liebherr-Aerospace Toulouse SAS (Frankreich) ein multidisziplinäres Team erfolgreich an der Entwicklung des kompletten Luftmanagementsystems, das eine Vielzahl von modernsten und besonders leichten elektropneumatischen und mechanischen Komponenten

umfasst. „Von Anfang an legten wir dabei ein besonderes Augenmerk auf die Prüfung und Einhaltung der Zuverlässigkeitsanforderungen aller Komponenten“, erklärt Denys Kryvov, Program Manager von Liebherr-Aerospace Toulouse. „Dazu wurden zahlreiche Prüfstände entwickelt, im Testzentrum bei Liebherr-Aerospace in Toulouse aufgebaut und während der vergangenen zwölf Monate intensiv genutzt.“ Nach der Flugfreigabe unterstützen die Liebherr-Experten die Ground-Testphase bei Embraer im Vorfeld des Erstflugs und bereiten sich für die umfangreiche Zertifizierung vor. Bereits Ende 2015 wurden dazu die Komponenten für vier Flugzeugprototypen, inklusive der für die Flugtests erforderlichen Instrumentierung an Embraer geliefert. Die nächsten Schritte im Rahmen des E2-Programms sind der Erstflug des E190-E2, gefolgt von einer weiteren Zertifizierung der Systeme bis zur geplanten Inbetriebnahme 2018. Die E-Jet-E2-Familie umfasst insgesamt drei Flugzeugtypen mit Platz für 80 bis 130 Passagiere. Aktuell liegen Embraer bereits 640 feste Bestellungen und Zusagen vor.

Programme und Aufträge

Bombardier CSeries CS100: Zertifizierung von Fahrwerks- und Luftmanagementsystem Im November 2015 hat Liebherr-Aerospace die Zertifizierung für das Fahrwerkssystem sowie das integrierte Luftmanagementsystem der Bombardier CSeries CS100* abgeschlossen. Dies war ein wichtiger Meilenstein für die Entwicklungsteams von Liebherr-Aerospace in Lindenberg (Deutschland) und Toulouse (Frankreich). Das am Standort Lindenberg entwickelte und gefertigte Fahrwerkssystem setzt sich aus Bug- und Hauptfahrwerk, Aktuatorik, zugehöriger Steuerelektronik sowie Cockpit Controls zusammen. „Während der Flugtestphase funktionierte das System wie erwartet“, sagte Ingmar Beyer, Program Manager Development in Lindenberg.

Sicherheit seitens der Behörden und des Kunden zu erfüllen. Eine enge Kooperation ist dabei unerlässlich. „Die Zusammenarbeit zwischen Bombardier und Liebherr ist sehr partnerschaftlich, und dieser Teamspirit war für unseren Erfolg ganz wesentlich“, so Olivier Ewangelista, Program Manager Development in Toulouse.

Auch die Zertifizierung des integrierten Luftmanagementsystems aus Toulouse – bestehend aus Klima-, Kabinendruckregel-, Anti-Eis- und Zapfluftsystem – wurde erfolgreich abgeschlossen. Dabei erforderte die Planung, Entwicklung und Produktion bis hin zur Zertifizierung eine enge Kooperation mit allen Partnern entlang der Lieferkette, die mehr als die Hälfte der Komponenten beisteuern.

Ende Dezember 2015 vergab das kanadische Verkehrsministerium die Zertifizierung für die Bombardier CSeries CS100, sprich für das gesamte Flugzeug. Die Zertifizierung durch die amerikanische sowie die europäische Luftfahrtbehörde ist in den nächsten Wochen zu erwarten, sobald deren Überprüfungen abgeschlossen sind. Die Übergabe der ersten CSeries CS100 an Swiss International Airlines (SWISS), die erste Fluggesellschaft, die dieses Flugzeug in Betrieb nehmen wird, ist Ende Juni 2016 geplant. Parallel schreitet die Zertifizierung der CSeries CS300 planmäßig voran. Es ist davon auszugehen, dass das kanadische Verkehrsministerium die CS300 im Sommer 2016 zertifiziert wird.

Derzeit wird in Lindenberg und Toulouse die Überführung des Flugzeugprogramms von der Entwicklung in die Serienfertigung und Wartung vorbereitet. Nach mehr als sieben Jahren Entwicklungszeit ist für die beiden Standorte mit der Zertifizierung ein großes Ziel erreicht, an dem das gesamte Entwicklungsteam mit sehr großem Engagement und Einsatz gearbeitet hat. Zahlreiche Qualifikationstests wurden durchgeführt, um die hohen Anforderungen an Funktionalität und

*Bombardier, CS100, CS300 und C Series sind Marken der Bombardier Inc. oder ihrer Tochtergesellschaften.

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Technologie Dreiklang der Zukunft: schnell, leise, umweltfreundlich Herr Professor Hornung, woran arbeiten Sie gerade? Bei Bauhaus Luftfahrt beschäftigen wir uns mit der langfristigen Entwicklung des Luftfahrtverkehrs. Wir schauen uns an, wie die Luftfahrt in 50 Jahren und darüber hinaus aussehen könnte. Dazu müssen wir viele Faktoren mit in Betracht ziehen, etwa, wie sich das Mobilitätsverhalten unterschiedlicher Personengruppen verändert oder wie sich der Luftverkehr im Vergleich zu anderen Verkehrsträgern entwickelt. Daraus lassen sich Rückschlüsse ableiten, wie ein Fluggerät in der Zukunft aussehen und betrieben werden könnte. Wir untersuchen neue Technologien auf ihr Potenzial für die Luftfahrt, indem wir mögliche Verbesserungen, die sie bringen könnten, der Evolution konventioneller Systeme gegenüberstellen. Gleichzeitig schauen wir nach den Möglichkeiten eines effizienten Flugbetriebs, etwa an Flughäfen oder bei der Flugroutenplanung. Diese ganzheitliche Betrachtung ist wichtig. Wenn beispielsweise neue Materialien versprechen, die Strahlungsabschirmung drastisch zu erhöhen, dann könnte das die Polarroute

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verlässlich nutzbar machen – als kürzeste Strecke zwischen Asien und den USA. Welcher Megatrend beherrscht die Luftfahrttechnik? Schnell, leise, umweltfreundlich – dieser Dreiklang charakterisiert das Flugzeug von morgen. Was wir heute schon wissen ist, dass das Wachstum im Flugverkehr von bis zu 5 % im Jahresdurchschnitt anhalten wird. Das heißt, wir sprechen von einer nahezu VerdreifaProf. Dr. Mirko Hornung, Leiter Bauhaus Luftfahrt, München chung des Luftverkehrs bis 2050. Es ist also dringend erforderlich, Wachstumsprognosen, dann muss die Lösungen und Ansätze zu finden, die das Reduzierung 80 % betragen, um die Zielökologisch und ökonomisch effizient und vorgaben einzuhalten. Konkret müssen nachhaltig abbilden können. Da sind wir wir also dreimal so viel an CO2 einsparen, sofort bei der Frage nach den Möglichwie wir aktuell jährlich produzieren. keiten zur CO2-Reduktion. Hier liegt die größte Herausforderung. Die Branche hat Wie kann diese Reduzierung sich selber auferlegt, ab 2020 CO2-neutral gelingen? Jede neue Flugzeuggeneration bringt zu wachsen und den Ausstoß von Kohetwa 15 bis 18 % Effizienzsteigerung. lendioxid bis 2050 im Vergleich zu 2005 Das ist enorm – und doch zu wenig. zu halbieren. Erfüllen sich jedoch die

Technologie

Wenn wir nur das fortschreiben, werden wir 2050 nicht dort sein, wo wir hinmüssen. Darum ist eine Initiative wie „Clean Sky“ so wichtig: Hier wird konkret daran gearbeitet, die Effizienz von Luftfahrtsystemen noch weiter zu erhöhen. Die Optimierung von Triebwerken etwa, der Einsatz neuer, leichter Materialien, die Ablösung von pneumatischen und hydraulischen Systemen durch elektrisches, intelligentes Energiemanagement an Bord des Flugzeugs – das alles sind wesentliche Faktoren auf dem Weg zum sauberen Fliegen. Zusätzlich müssen wir aber auch über grundlegende, vielleicht sogar radikale Veränderungen nachdenken. Wir müssen nach Energiealternativen suchen, um die hohe Abhängigkeit von Kerosin als Treibstoff zu verringern. Und wir müssen neuartige Antriebssysteme entwickeln, vom Hybrid bis hin zu vollelektrischen Architekturen. Betrieben mit nachhaltig erzeugtem Strom am Boden sind sie eine echte Alternative. Gibt es Möglichkeiten, erneuerbare Energien in der Luftfahrt einzusetzen? Biokraftstoffe sind eine gute kurz- und mittelfristige Option, langfristig sind solare oder aus elektrischer Energie gewandelte Kraftstoffe von ihrer Gesamtbilanz her vielversprechender. Gemeinsam mit der ETH Zürich haben wir

zum Beispiel einen Reaktor entwickelt, der Sonnenlicht, Wasser und CO2 in einem Reaktionsprozess unmittelbar in ein Grundmaterial für synthetischen Kraftstoff umwandelt. Dieser unterscheidet sich nicht von den Eigenschaften heutiger Kraftstoffe, etwa was den Prozess des Betankens angeht. Aber die CO2-Bilanz ist wesentlich besser. Was denken Sie, wie sieht das Flugzeug der Zukunft aus? Wir gehen nicht davon aus, dass sich die grundsätzliche Form der Flugzeuge, wie wir sie heute kennen, dramatisch ändert. Sicher werden manche Verbesserungen im Hinblick auf Treibstoffverbrauch oder Lärmemissionen auch sichtbar sein, etwa wenn die Turbinentriebwerke im Flugzeugheck integriert sind. Auch der Einzug elektrischer Antriebe könnte sich auf die Form auswirken, denn sie lassen sich in ihrer Größe variieren, was zu einer größeren Wechselwirkung mit der Aerodynamik führt. Aber auch damit blieben die Grundstrukturen des Flugzeugs bestehen. Werden Flugzeuge in Zukunft ohne Pilot fliegen? Das technisch Machbare ist nicht ohne Weiteres zulässig. Aber der Trend geht zum unbemannten Fliegen und die Technologien sind da. Im Moment arbeiten

die großen Flugzeughersteller an einem Zwischenschritt, nämlich nur noch einen Piloten im Cockpit zu haben. Dafür brauchen sie jedoch bereits die Technologie im Hintergrund, um im Notfall auch unbemannt fliegen zu können. Die Haftungsfragen sind eine wesentliche Bremse: Wenn ich ein Flugzeug unbemannt, vollautomatisch fliegen lasse und es passiert etwas – wer ist dann verantwortlich? Welchen Beitrag leisten die neuen Maschinen schon heute zum „sauberen Fliegen“? Eine Menge! Jede neue Flugzeuggeneration ist um fast 20 % effizienter, verbraucht weniger Kraftstoff, stößt weniger CO2 aus, macht weniger Lärm. Gerade in Bezug auf die Gesamtkapazitätssteigerung des Luftverkehrs spielt der Lärm eine ganz maßgebliche Rolle, wenn es um die Akzeptanz in der Bevölkerung geht. Die Flotten wären in ihrer Gesamtbilanz heute schon deutlich besser, wenn die derzeit produzierten Flugzeuge die alten Maschinen ersetzen würden. Aber die werden weiterhin gebraucht, um die ansteigende Nachfrage zu befriedigen. Von CO2-neutralem Wachstum kann also noch keine Rede sein. Das ist der nächste große Meilenstein, den es auf dem Weg zum sauberen Fliegen zu erreichen gilt.

Bauhaus Luftfahrt Prof. Dr. Mirko Hornung ist Leiter des Lehrstuhls für Luftfahrtsysteme an der TU München. Einer seiner Forschungsschwerpunkte liegt im Bereich Flugzeugentwurf. Mit diesem Kerngebiet befasst sich Prof. Hornung auch in seiner Rolle als Vorstand für Wissenschaft und Technik von Bauhaus Luftfahrt e.V. Die Einrichtung wurde 2005 unter anderem von Liebherr-Aerospace gegründet und erforscht die Zukunft des Luftverkehrs. Prof. Hornung studierte im Bereich Luftfahrttechnik an der Universität der Bundeswehr in München und promovierte dort zum Thema wiederverwendbare Raumtransport systeme.

© Bauhaus Luftfahrt

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Technologie

Liebherr setzt Engagement bei „Clean Sky“ fort Die Joint-Technology-Initiative „Clean Sky“ (CSJTI) ist eine Partnerschaft zwischen der Europäischen Union und der europäischen Luftfahrtindustrie. Sie ist Teil des EU-Forschungs- und Entwicklungsprogramms „Horizon 2020“. Das Ziel: leisere, effizientere und umweltfreundlichere Flugzeuge zu schaffen. Liebherr-Aerospace war bereits im ersten Teil, „Clean Sky 1“, mit der Liebherr-Aerospace Lindenberg GmbH, Lindenberg (Deutschland) als eines der Gründungsmitglieder, mit der Liebherr-Aerospace Toulouse SAS, Toulouse (Frankreich), und der Liebherr-Elektronik GmbH, Lindau (Deutschland), an der CSJTI beteiligt, der noch bis Ende 2017 läuft. Alle drei Gesellschaften nehmen nun auch an Teil zwei der Initiative teil.

„Clean Sky 2“ ist für die Zeit von 2015 bis 2022 angesetzt und stellt die Kontinuität der Aktivitäten sicher, die im Rahmen von „Clean Sky 1“ laufen. Für Liebherr-Aerospace steht dabei die Entwicklung von Schlüsseltechnologien für das sogenannte More Electric Aircraft in den Bereichen Flugsteuerung und Fahrwerk für Flugzeuge und Hubschrauber sowie Klimatisierung im Vordergrund (siehe folgende Seiten). Bis zum Jahr 2022 sollen im Zuge der Initiative alle Technologien und Systeme den Technologiereifegrad 6 erreichen, sodass sie in einer relevanten Umgebung getestet werden können. Liebherr-Aerospace will jedoch bei ausgewählten Technologien einen Schritt weiter gehen und bei diesen sogar den Reifegrad der Flugtauglichkeit erreichen.

Neues elektrisches Klimatisierungssystem bei Erstflug erfolgreich Ende Februar 2016 absolvierte in Toulouse ein Testflugzeug des Typs ATR 72 erfolgreich seinen Erstflug im Rahmen des „Green Regional Aircraft“-Programms, das Teil der europäischen „Clean Sky Initiative“ ist. Ziel des Testflugs war, die umfangreichen elektrischen Systeme an Bord unter realen Bedingungen zu prüfen. Eines davon ist das elektrisch betriebene Klimatisierungssystem, das Liebherr-Aerospace Toulouse SAS, das Kompetenzzentrum von Liebherr für Luftmanagementsysteme, entwickelt hat. Dieses sogenannte Electrical Environmental Control System (E-ECS) ist mit einem neuartigen Turbo-Kompressor samt elektronischer Leistungssteuerung ausgestattet und regelt Druck sowie Temperatur in der Flugzeugkabine. Die Stromversorgung

für das Klimatisierungssystem stammt aus Generatoren, die mit den Flugzeugtriebwerken verbunden sind. „Der erfolgreiche System-Test unseres elektrischen Klimatisierungssystems während des Flugs eines Regionalflugzeugs ist für das „Clean-Sky“-Programm ein sehr wichtiger Schritt. Die Flugtest-Ergebnisse haben die Leistungsfähigkeit des Systems bestätigt“, erklärt Dr. Kader Benmachou, Head of R&T Programs and IP bei Liebherr-Aerospace in Toulouse. „Mit unseren innovativen, technologischen Lösungen tragen wir dazu bei, dass Flugzeuge in Zukunft weniger Treibstoff verbrauchen, emissionsärmer und sparsamer werden.“

© Copyright ATR / BARTHE Pierre

Das Testflugzeug ATR72 beim Erstflug – mit dem elektrisch betriebenen Klimatisierungssystem von Liebherr an Bord

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© Copyright Clean Sky JU

Technologie

EHAs für Fahrwerkssysteme: Ein Beitrag zum More Electric Aircraft Die zunehmende Elektrifizierung von Komponenten und Systemen ist in der Luftfahrtindustrie das Gebot der Stunde. Im Forschungsprojekt ESTER (Electro-Hydraulic Steering, Extension and Retraction System), das die Liebherr-Aerospace Lindenberg GmbH im Rahmen des EU-Forschungsprogramms „Clean Sky 2“ realisiert, geht es um eine konkrete Anwendung von elektrohydraulischen Antrieben (EHAs) am Fahrwerk eines Mittelstreckenflugzeugs. Als Lead Engineer und Product Package Leader in diesem Projekt koordinierte Ingrid Kirchmann innerhalb eines Teams von Ingenieuren aus verschiedenen Fachdisziplinen die Aktivitäten zur technischen Konzeptfindung und war als Schnittstelle zum Program Management für die planmäßige und kostengerechte Umsetzung der Entwicklungsschritte verantwortlich. Die Projektverantwortung hat sie inzwischen an ihre Kollegen abgegeben, um an einer Promotion zu arbeiten, bei der es um über die Projektarbeit hinausgehende Fragen rund um die Anwendung von EHAs geht. Die Promotion entsteht bei Liebherr-Aerospace in Kooperation mit der TU München und dem Bauhaus Luftfahrt in München. Frau Kirchmann, was unterscheidet EHAs für Fahrwerkssysteme von den bislang genutzten Systemen? Ingrid Kirchmann, Ingenieurin bei der Liebherr-Aerospace Lindenberg GmbH Bei konventionellen Fahrwerkssystemen erfolgt dem EHA für den Normalbetrieb, dem EHA für die Notausdie Energieversorgung über eine Verbindung zum zentralen fahr-Funktion und der elektronischen Steuerungseinheit. Hydrauliksystem des Flugzeugs. Der darin vorhandene konstante Hydraulikdruck wird für das Schalten der Ein-/AusfahIm Normalbetrieb werden die Bugfahrwerksaktuatoren für ren- und Lenken-Funktionen genutzt. Die Ventile dafür beEin-/Ausfahren und Lenkung dezentral mithilfe einer Mofinden sich im Fahrwerksschacht der Hauptfahrwerke bzw. tor-Pumpen-Einheit inklusive Ventilblock betätigt. Diese direkt auf der Bugfahrwerksstruktur. Diese Architektur benöbeiden Funktionen lassen sich über eine elektronische Leistigt zwei Hydraulikleitungen zu jedem Fahrwerk. Angesichts tungssteuerung ansteuern. Sollte ein Fehler das Ausfahren der exponierten Lage des Bugfahrwerks sind lange Leitunim normalen Funktionsmodus verhindern, verfügt ESTER gen die Folge – und damit verbunden relativ hohes Gewicht über eine zusätzliche dezentrale, unabhängige Notausfahrund hydraulische Verluste. Möglichkeit. Das ESTER-Bugfahrwerkssystem realisiert eine dezentrale HyWas ist das Besondere an diesem Ansatz? draulikversorgung direkt am Bugfahrwerk. Die hydraulische Das Innovative ist der EHA-Einsatz auf Bugfahrwerks-Ebene Energie wird vor Ort, also am Fahrwerk „erzeugt“. Als Energiemit dem damit verbundenen Zusammenspiel der Funktionen quelle dient das elektrische Versorgungssystem des Flugzeugs. „Betätigung“ und „Bugradlenkung“. Durch diese Kombination lassen sich hydraulische Komponenten einsparen und das Wie ist dieses dezentral arbeitende System Gesamtkonzept vereinfachen. Unser Ziel dabei: die Bilanz, aufgebaut? also die Bewertung anhand Gewicht, Zuverlässigkeit, Kosten Das ESTER-System besteht im Wesentlichen aus drei Funkusw., der am Fahrwerk eingesetzten EHAs zu verbessern – um tionseinheiten, die direkt auf der Fahrwerksstruktur, im Fahrdamit letztlich leichtere und effizientere Flugzeuge zu bauen. werksschacht oder im Avionik-Schacht untergebracht sind:

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Technologie

Fahrwerksantriebe für die nächste Hubschrauber-Generation Unter dem Stichwort „More Electric Aircraft“ arbeitet Liebherr-Aerospace daran, die traditionellen hydraulischen Aktuatoren in der Flugsteuerung, den Fahrwerken und der Klimatisierung von Flugzeugen und Hubschraubern durch elektrische Lösungen zu ersetzen. Effizienz und Zuverlässigkeit der Systeme und Komponenten sollen gesteigert und gleichzeitig Gewicht und Betriebskosten reduziert werden. Das Projekt „Electrical Landing Gear Actuation“, kurz ELGA genannt, ist eines dieser innovativen Konzepte: Für den Einsatz direkt an einem Helikopter-Fahrwerk haben Liebherr-Ingenieure einen elektro-mechanischen Antrieb (EMA) entwickelt. Dieser sorgt dafür, wie ein hydraulischer Antrieb, dass das Hubschrauber-Fahrwerk nach dem Take-off ein- und vor der Landung wieder ausfährt. Der Unterschied dabei ist, dass bei einem elektro-mechanischen Antrieb nun keine hydraulische Versorgung mehr vorhanden sein muss. „Elektro-mechanische Antriebe bringen deutliche Vorteile mit sich“, sagt Dr. Michael Rottach, Lead Engineer ElectroMechanical Actuators im Bereich Flugsteuerung und Betätigungssysteme bei der Liebherr-Aerospace Lindenberg GmbH. „So fallen auch die langen, um die Kabine herumlaufenden Hydraulikleitungen weg und die Umweltauswirkungen sind geringer, da unter anderem die Entsorgung der Betriebsmittel entfällt. Allerdings sind auch die Herausforderungen, die mit den EMAs verbunden sind, nicht zuletzt aufgrund der strengen Anforderungen an die Sicherheits- und Ausfallsicherungssysteme, beträchtlich.“ Davon ließen sich die Ingenieure jedoch nicht beeindrucken: Innerhalb von nur vier Monaten entwickelten und produzierten sie einen kompletten schnittstellenkompatiblen

ELGA-Demonstrator. Im eingefahrenen Zustand ist dieser röhrenförmige Antrieb 1,40 m lang. Er ist mit einem hocheffizienten bürstenlosen Gleichstrommotor, einem mechanischen Verriegelungs- sowie einem Notausfahrsystem ausgestattet. Die leistungsstarke Elektronik ist direkt im EMA integriert, so dass er sich optimal in seine Betriebsumgebung am Fahrwerk einfügen lässt. Mithilfe des Demonstrators prüfte Liebherr-Aerospace in einer umfangreichen „Inhouse“-Testserie die AktuatorPerformance und das Verhalten bei verschiedenen Temperaturen, die Vibrationsauswirkungen auf den Schließmechanismus sowie die Notausfahr- und die Verriegelungsfunktion. Während der Testphase konnten die Hauptfunktionen des Antriebs erfolgreich bestätigt werden und damit ist Liebherr-Aerospace bereit, Fahrwerksantriebe für die nächste HelikopterSystemgeneration anzubieten.

ELGA Demonstrator

Neues System für die Luftbefeuchtung Entzündete Augen, trockene Nase, rauer Hals und ein erhöhtes Infektionsrisiko: Grund dafür ist häufig die zu niedrige, relative Luftfeuchtigkeit in der Flugzeugkabine von teilweise unter 5%. Dem entgegen wirkt die neueste Generation des Luftbefeuchtungssystems von Liebherr-Aerospace. Die leicht instand zu haltende Anlage sorgt für eine relative Luftfeuchtigkeit von 20 bis 25 % und sorgt so bei einer Raumtemperatur von etwa 20 bis 24 °C für einen verbesserten Komfort in der Kabine. Wasser wird aus dem bordeigenen Versorgungstank entnommen und mithilfe von heißer Luft, die von den Flugzeugtriebwerken abgezapft wird, in einem Boiler mit integriertem Wasser/Luft-Wärmetauscher in keimfreien Wasserdampf umgewandelt. Ein geschlossener Regelkreis kontrolliert das Feuchtigkeitslevel in der Kabine.

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Technologie

Elektronik-Kompetenz aus Lindau Das „More Electric Aircraft“ an den Start zu bringen, daran arbeitet auch die LiebherrElektronik GmbH in Lindau am Bodensee. Sie gehört zur Sparte Komponenten der Firmengruppe Liebherr und trägt als Lieferant von zukunftsweisenden Elektronik-Hardwarekomponenten dazu bei, dass Flugzeuge in Zukunft leichter, sparsamer und effizienter werden. Das breite Produktspektrum der Leistungselektronik bietet bewährte und felderprobte Anwendungen. Mit Motor-Control-Elektronik für elektrische Antriebe in unterschiedlichen Leistungsklassen werden verschiedenste Applikationen, wie elektrische Aktuatoren oder elektrisch angetriebene Kompressoren für die Klimatisierung, unterstützt. „Neue Technologien erhöhen die Funktionalität und Zuverlässigkeit der Elektronik und senken die Kosten“, erklärt Dr. Ralf Cremer, Geschäfts- und Vertriebsleitung Elektronik Luftfahrt und Bahnfahrzeuge bei der Liebherr-Elektronik GmbH. „Deshalb konzentrieren wir uns darauf, mithilfe innovativer Materialien, neuer Mikroprozessoren oder neuartiger Fertigungsverfahren diesen Trend weiter voranzutreiben.“ Die Liebherr-Elektronik GmbH wurde im Jahr 2000 gegründet und beschäftigt heute rund 640 Mitarbeiter. Allein 300 davon gehören zum Geschäftsbereich Luftfahrt und Bahnfahrzeuge. In den vergangenen Jahren entwickelten und produzierten die Elektronik-Experten über 50 neue Produkte. „Ob Bauteile für das Luftmanagement, die Flugsteuerung oder Fahrwerkssysteme: In praktisch jedem modernen Flugzeug sind Komponenten aus Lindau verbaut“, sagt Dr. Ralf Cremer.

Die Zusammenarbeit zwischen der Liebherr-Elektronik GmbH und LiebherrAerospace läuft über schlanke Prozesse: Sobald eine Anfrage eines Flugzeugherstellers bei Liebherr-Aerospace eingeht, holen die zuständigen Verantwortlichen die Experten aus Lindau an Bord. „Gemeinsam erarbeiten wir dann die für den Kunden optimale Hardware-Spezifikation für das in Liebherr-Aerospace zu entwickelnde System“, erläutert Ralf Cremer die Vorgehensweise. Die Liebherr-Elektronik Dr. Ralf Cremer, Geschäftsführer und Vertriebsleiter Elektronik Luftfahrt und Bahnfahrzeuge bei der Liebherrunterstützt Liebherr-AeroElektronik GmbH space außerdem bei der Entwicklung von Demonstratoren Der Vorteil der engen Zusammenarbeit und wirkt in Forschungsprogrammen innerhalb der Firmengruppe Liebherr mit. Beispielsweise entwickelten die liegt in der gezielten Bündelung der Fachkräfte aus Lindau im Rahmen Kompetenzen: „Wir bringen unseder „Clean Sky“-Initiative einen neuen re Erfahrungen im Elektronik-Bereich Wechselrichter für das Liebherr-Klimamit und können so gemeinsam mit tisierungssystem der nächsten GeneLiebherr-Aerospace den Flugzeugherration, das den Druck und die Temstellern ein ganzes System hochwertiperatur in der Flugzeugkabine ger Produkte aus einer Hand anbieten“, regelt. weiß der Geschäftsführer. Ralf Cremer sieht weitere Synergieeffekte durch die Zusammenarbeit mit LiebherrAerospace: „Die Elektrifizierung in der Luftfahrt wächst überproportional – hier bietet sich für uns ein interessanter Wachstumsmarkt.“

Die Motor-Control-Elektronik der Liebherr-Elektronik GmbH für Antriebe in unterschiedlichen Leistungsklassen unterstützt verschiedene Applikationen wie elektrische Aktuatoren oder elektrisch angetriebene Kompressoren für die Klimatisierung.

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Kundenservice Erster Regionaljet ARJ21 ausgeliefert Ende November 2015 lieferte der chinesische Flugzeughersteller COMAC den ersten Advanced Regional Jet ARJ21-700 an seinen Erstkunden Chengdu Airlines aus. Direkt im Anschluss an die feierliche Übergabe am Fertigungsstandort Shanghai flog die Maschine an ihren Bestimmungsflughafen Shuangliu Airport in Chengdu. Die ARJ21 ist mit einem integrierten Luftmanagementsystem und Hochbzw. Niederdruckleitungen der LiebherrAerospace Toulouse SAS ausgestattet, dem in Toulouse (Frankreich) ansässigen Kompetenzzentrum für Luftmanagementsysteme von Liebherr. Für das Fahrwerkssystem des Regionaljets einschließlich Bremssystem, Räder und Reifen zeichnet die LiebherrAerospace Lindenberg GmbH, Kompetenzzentrum für Flugsteuerungsund Betätigungssysteme sowie Fahrwerke, mit Sitz im süddeutschen Lindenberg, verantwortlich.

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COMAC startete das ARJ21-Programm 2002. Anfang 2015 erfolgte die Zertifizierung durch die chinesische Luftfahrtbehörde Civil Aviation Administration of China (CAAC). Der Regionaljet, zu dem bis dato 300 Bestellungen vorliegen, wird künftig von Chengdu Airlines und anderen chinesischen Fluggesellschaften eingesetzt. Über den vor zwei Jahren eröffneten Wartungs-

betrieb in Shanghai wird Liebherr-Aerospace sowohl COMAC als auch die Betreiber mit Material versorgen und verschiedene Servicelösungen anbieten. Liebherr sorgt somit für den technischen Support seiner im Flugzeug verbauten Systeme und Komponenten über den gesamten Lebenszyklus der ARJ21 hinweg.

Der neue, mit Technik von Liebherr-Aerospace ausgestattete Regionaljet ARJ21

Kundenservice

Liebherr-Aerospace schließt Support-Vertrag mit Wuhan Hangda Der chinesische Reparatur- und Wartungsspezialist Wuhan Hangda hat mit Liebherr-Aerospace einen Support-Vertrag für Flugzeug-Komponenten für die Airbus-Programme A320 und A330/A340 abgeschlossen: Der in Shanghai ansässige Wartungsbetrieb Liebherr-Aerospace China unterstützt die Wuhan Hangda Aero Science & Technology Development Co., Ltd., Wuhan, bei der Reparatur von A320- und A330/ A340-Bauteilen mit vom Originalhersteller anerkannten technischen Daten und der exklusiven Lieferung von Originalersatzteilen. Diese Komponenten wurden von LiebherrAerospace an den deutschen bzw. französischen Standorten in Lindenberg und Toulouse entwickelt und werden dort auch produziert. Wuhan Hangda Aero Science & Technology Development Co., Ltd. ist auf die Wartung, Reparatur und Instandsetzung von elektromechanischen, hydraulischen und pneumatischen Flugzeugkomponenten sowie Fahrwerken spezialisiert. Die 2004 gegründete Firma gehört zu den größten Anbietern in diesem Bereich in China und hat ihren Sitz in direkter Nähe zum Flughafen Wuhan Tianhe in der Provinz Hubei.

Feierliche Vertragsunterzeichnung: Amy Wan (vorne li.) und Vice President Wu Peizhen (hinten li.) als Vertreter der Wuhan Hangda Aero Science & Technical Development Co., Ltd. sowie Eric Thévenot für Liebherr-Aerospace China (vorne re.) und Joël Cadaux, Director Business & Services – Customer Support & Services bei der LiebherrAerospace & Transportation SAS (hinten re.).

Liebherr-Aerospace von Dassault Aviation für besten Kundendienst ausgezeichnet Zum vierten Mal in Folge hat die Liebherr-Aerospace Toulouse SAS von Dassault Aviation die Auszeichnung „Bester Kundendienstleister des Jahres“ für die Falcon Business Jets des französischen Flugzeugherstellers erhalten. Anlässlich der feierlichen Übergabe des Preises am Liebherr-Standort in Toulouse (Frankreich) würdigten Guillaume Landrivon, Vice President Worldwide Falcon Spares, und Dominique Sautarel, Senior Manager Supplier Management bei Dassault Aviation, die herausragenden Leistungen und kontinuierlichen Verbesserungen beim Kundendienst von Liebherr-Aerospace für die Falcon-Flotte. „Unser großer Dank gilt Liebherr-Aerospace Toulouse. Das Unternehmen hat sich den ersten Platz als bester FalconKundendienstanbieter erneut verdient und stellt seinen Status als zuverlässiger Partner nun schon seit vier Jahren unter Beweis. Unsere neueste Herausforderung ist die Falcon 5X, ein neues Flugzeug, das sich durch seine

optimierten Flugeigenschaften auszeichnet. Selbstverständlich setzt Dassault Aviation auch hier auf die Unterstützung von Liebherr-Aerospace“, so Dominique Sautarel.

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Kundenservice

Den Bedarf ihrer Kunden jederzeit im Blick Mike und Adam Edwards, was sind Ihre Aufgaben bei Liebherr-Aerospace Saline und wie haben Sie sich in Ihrem Beruf entwickelt? Adam: Wir haben hier am selben Tag als Servicetechniker angefangen, auch wenn ich eigentlich lieber in die Maschinenwerkstatt wollte. Nach einem Jahr begann ich, die Hälfte der Zeit in der Maschinenwerkstatt zu arbeiten. Als die Arbeit zunahm, wurde ich schließlich dort als Vollzeit-Mechaniker hin versetzt, wo ich seitdem nun tätig bin. Meist arbeite ich an Komponenten von Fahrwerkssystemen. An einem typischen Tag repariere ich eingehende Teile, indem ich beispielsweise Korrosionsschäden beseitige, Buchsen ersetze usw. Außerdem stelle ich verschiedene Buchsen für das Lager her und vertrete meinen Vorgesetzten in dessen Abwesenheit. Mike: Wie Adam ja bereits sagte, fingen wir zusammen als Servicetechniker an. Ich behielt diese Stelle fast sechs Jahre, bevor im technischen Kundendienst eine Stelle frei wurde und ich im Mai 2012 als „Technical Support Analyst“ dorthin wechselte. Das Interessante an dieser Tätigkeit ist, dass viele der Reparaturen, die in der Maschinenwerkstatt ausgeführt werden, nicht im Handbuch für Komponentenreparatur beschrieben sind. Die technische Abteilung erarbeitet dann Reparaturprozesse, die den Kunden so wenig wie möglich kosten sollen, indem zum Beispiel beschädigte Teile nicht komplett ersetzt, sondern nach Möglichkeit repariert werden. Eine meiner Aufgaben ist dabei die Koordination zwischen unseren Kunden – Flugzeughersteller und -betreiber sowie Leasinggesellschaften – und dem Entwicklungs- und Konstruktionsbereich von Liebherr-Aerospace, um diese Reparaturen genehmigen zu lassen.

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„Wir sind froh, unseren Beitrag zu leisten“: Die Brüder Mike (li.) und Adam Edwards arbeiten seit zehn Jahren bei Liebherr-Aerospace in der Niederlassung in Saline, Michigan (USA).

Wer sind Ihre Kunden und was sind die größten Herausforderungen in Ihrem Job? Mike: Ich unterstütze den Kundendienst auf dem amerikanischen Kontinent durch meine Arbeit an Flugzeugen, die

mit Systemen von Liebherr-Aerospace ausgestattet sind. Außerdem bin ich Nachrüstungskoordinator, was angesichts der zahlreichen Betreiber, die an flottenweiten Nachrüstkampagnen teilnehmen, eine echte Herausforderung

Kundenservice

sein kann. Generell lässt sich sagen: Wir arbeiten im Kundendienst für Fahrwerks-, Flugsteuerungs- und Luftmanagementsysteme für fast alle gängigen Flugzeuge. Die Herausforderungen ergeben sich aus der großen Zahl unterschiedlicher Produkte, die wir für viele Kunden betreuen. Jeder Kunde hat seine ganz eigenen Vorgaben und technischen Anforderungen, die wir beachten müssen. Wir kümmern uns um die gesamte Koordination zwischen unserem Standort und dem Kunden und sorgen dafür, dass alles korrekt erledigt wird. Dazu gehören auch die internen Prozesse. Wir beide sind zertifizierte interne Auditoren des AS9110-Auditprogramms. In dieser Funktion führen wir das Audit in verschiedenen Abteilungen von Liebherr-Aerospace Saline durch. Wir stellen also sicher, dass Prozesse korrekt ausgeführt werden. Dies trägt natürlich zur Kundenzufriedenheit bei. Welche Entwicklungen haben Sie in den vergangenen Jahren erlebt? Mike: Im vergangenen Jahrzehnt ist dieses Unternehmen hinsichtlich der

Zahl der Teammitglieder und des Platzbedarfs enorm gewachsen. Zweimal haben wir beide schon eine Erweiterung der hiesigen Liebherr-Aerospace Niederlassung miterlebt und nun auch den Bau eines neuen Gebäudes, der im April 2016 abgeschlossen wurde. Diese Entwicklung ist nicht nur für die lokale Wirtschaft positiv, sondern auch für die Familie Liebherr und das gesamte Unternehmen. Die Luftfahrtindustrie hat eine vielversprechende Zukunft und ich glaube, dass wir hier in Saline hervorragende Arbeit leisten. Adam: Wir Mechaniker versuchen stets, unsere Prozesse zu verbessern und auf den neuesten Stand zu bringen und so die Abläufe insgesamt zu optimieren. Dies ist eines der Qualitätsziele von Liebherr-Aerospace Saline, wenn es darum geht, sich kontinuierlich weiterzuentwickeln. Das Unternehmen ist bestrebt, regelmäßig neue Verfahren für Nacharbeiten zu entwickeln, um auf Kundenseite Zeit und Kosten einzusparen. So gab es zum Beispiel bereits zahlreiche Entwicklungen bei den Nacharbeiten an Komponenten.

Wie kamen Sie zu LiebherrAerospace Saline? Mike: Eigentlich begann alles mit unserer Mutter, die auch bei Liebherr gearbeitet hat. Sie war bei Liebherr Saline etwa 17 Jahre lang als General Office Manager beschäftigt und ging Anfang 2013 in Rente, um mehr Zeit für ihre Enkel zu haben. Wir beide haben jeweils drei Kinder, bei Adam ist das vierte Kind unterwegs. Was schätzen Sie als Mitglied des Liebherr-Teams am meisten? Adam: In erster Linie schätzen wir, dass wir für unsere Familien sorgen und uns selbst treu bleiben können. Davon ist auch unsere tägliche Arbeit bei Liebherr geprägt. Wir versuchen immer, uns zu verbessern, und tun alles, um unseren Kunden ein gutes Produkt zu bieten und so die Unternehmensentwicklung voranzubringen. Das motiviert uns enorm und wir sind einfach froh, unseren Beitrag zu leisten. Dies ist ein großartiges Unternehmen, für das wir hoffentlich noch viele Jahre arbeiten dürfen!

Neue Fertigung in Saline eröffnet Im April 2016 hat die Liebherr-Aerospace Saline, Inc. an ihrem im US-Bundesstaat Michigan gelegenen Standort Saline ihr neues Gebäude eingeweiht. Der rund 3.000 m² große Bau liegt in unmittelbarer Nachbarschaft zum 13.000 m² umfassenden Stammgebäude. Mit dem Neubau erweitert das Unternehmen seine Aktivitäten im Bereich einfacher Fertigung und schafft die Grundlagen für die Inhouse-Reparatur von Wärmetauschern. Das neue Werk ist mit moderner Fertigungstechnik ausgestattet, darunter Schweißroboter und fortschrittliche 3D-Messtechnologie für berührungslose Prüfverfahren. „Dass wir jetzt Wärmetauscher vor Ort reparieren können, ist eine entscheidende Ergänzung unserer Reparaturmöglichkeiten in den USA“, sagt Charles Thoyer-Rozat, Executive Vice President Customer Support & Services Aerospace der Liebherr-Aerospace & Transportation SAS.

Die Liebherr-Aerospace Saline, Inc. nahm bereits 1991 den Betrieb auf. Heute unterstützt die Gesellschaft Kunden in Amerika in den Bereichen Wartung, Reparatur und Überholung sowie Lagerhaltung von Luftmanagementsystemen, Flugsteuerungs- und Betätigungssystemen sowie Fahrwerken. Werden Serviceleistungen für Ausrüstungsteile erforderlich, die Liebherr-Aerospace Saline, Inc. im Inland nicht anbieten kann, fungiert das Unternehmen als Bindeglied zwischen den Kunden und den beiden OriginalteileHerstellern in Europa, der Liebherr-Aerospace Toulouse SAS in Frankreich und der Liebherr-Aerospace Lindenberg GmbH in Deutschland. Diese Leistungen beinhalten auch das Austausch- und Reparaturmanagement.

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Programmbeteiligungen Airbus Airbus A300-600 • Betätigungszylinder der oberen Laderaumtür • Fahrwerksklappen-Betätigungszylinder • Bugfahrwerk • Hochauftriebssystem • Kabinendruckregelsystem • Krüger-Betätigungszylinder • Verriegelungsbetätigungszylinder Airbus A310 • Bugfahrwerk • Hochauftriebssystem • Kabinendruckregelsystem • Krüger-Betätigungszylinder Airbus Single Aisle Family ceo/neo • Avionik-Kühlsystem • Laderaum-Heizsystem • Hochauftriebssystem • Hochdruck / Energieübertragungseinheit Manifolds • Klimatisierungssystem • Luftkühler • Seitenruder-Servosteuerung • Sicherheitsventil • Treibstofftank-Inertisierungssystem – CSAS (außer A319CJ) • Triebwerkabzapfluftsystem Airbus Long Range Family ceo/neo • Avionik-Kühlsystem • Fahrwerksklappen-Betätigungszylinder • Federstrebe • Frachttür-Betätigungszylinder • Hilfstriebwerk-Getriebe (Langstrecke) • Hochauftriebssystem • Klimatisierungssystem • Laderaum-Heizsystem • Luftbefeuchtungssystem Crew-Aufenthaltsräume • Luftkühler • Seitenruder-Servosteuerung (Airbus A340 Enhanced) • Spoiler-Servosteuerung • Treibstofftank-Inertisierungssystem – CSAS • Triebwerkabzapfluftsystem Airbus A350 XWB • Beweglicher Dämpfer • Bugfahrwerk • Landeklappen Aktives Differenzialgetriebe • Strebe mit Kraftmessdose • Vorflügelklappenbetätigung Airbus A380 • Hochauftriebssystem • Laderaum-Heizsystem • Luft- / Hydraulikkühlsystem • Luftversorgungskühlung Reservoir • Pneumatisches Verteilsystem • Spoilerbetätigung • Triebwerkabzapfluftsystem • Zusatzkühlsystem

Airbus Defence and Space A400M • Belüftungssteuerung • Flügel-Anti-Eis-Ventile • Flügelspitzenbremse • Frachttorrampen-Betätigungssystem • Kabinendruckregelsystem

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• Klimatisierungssystem • Rumpf-Anti-Eis-System • Spoiler-Servosteuerung • Treibstofftank-Inertisierungssystem – CSAS-Komponenten • Triebwerkabzapfluftsystem • Querruder, Höhenruder, Seitenruder-Servosteuerung • Zentrale Antriebseinheit Eurofighter / Typhoon • AMAD-Getriebe • Betätigungszylinder primäre Flugsteuerung – Fly-by-Wire-Technologie • Bremsklappen Betätigungszylinder- Servosteuerung • Bugfahrwerk • Bugfahrwerk Einfahr-Betätigungszylinder • Filterpaketeinheiten • Hauptfahrwerk Seitenstreben • Motorgetriebene Hydraulikpumpe

• Getriebe Hilfstriebwerk • Klimatisierungssystem-Komponenten Tiger • Heckfahrwerk • Klimatisierungssystem • Servosteuerung Haupt- und Heckrotor • Zahnräder für Heckgetriebe (ZFL) UH-72A Lakota LUH • Hydraulikventilblock / -behälter • Servosteuerung Haupt- und Heckrotor • Zahnräder für Getriebe (ZFL)

Alenia C27-J • MELTEM III-MMI Hilfskühl-System • MELTEM III-MMI Klimatisierungskontrolleinheit

MRTT ARBS • Seiten-/Höhenruder-Steuersystem

M-346 • Bugfahrwerklenkungssystem • Bugfahrwerkssystem • Hauptfahrwerkssystem

Cobham Cobham Mission Equipment

Antonov

Pod • Schlauchtrommel-Antriebssystem

AN-74 / AN-140 • Kabinendruckregelsystem

Airbus Helicopters

AN-132 • Integriertes Luftmanagementsystem

AS350 / 355 Ecureuil • Klimatisierungssystem-Komponenten • Zahnräder für Hauptgetriebe

AN-148 / AN-158 • Integriertes Luftmanagementsystem

AS365 • Klimatisierungssystem BK117 • Hydraulikaggregat • Servosteuerung Haupt- und Heckrotor • Zahnräder für Getriebe (ZFL) H120 • Komponenten Klimatisierungssystem H130 • Klimatisierungssystem H135 / H135M • Hydraulikaggregat • Servosteuerung Haupt- und Heckrotor • Zahnräder für Getriebe (ZFL) H145 • Heckrotorgetriebe • Hydraulikaggregat • Servosteuerung Haupt- und Heckrotor • Zahnräder für Getriebe (ZFL) H160 • Hauptrotorstellantriebe • Heckrotorgetriebe • Klimatisierungssystem-Komponenten H175 • Klimatisierungssystem-Komponenten H225 / H225M • Klimatisierungssystem-Komponenten • Heizsystem NH90 • Fly-by-Wire-Servosteuerung Haupt- und Heckrotor

AN-178 Prototyp • Integriertes Luftmanagementsystem

ATR ATR 42 / 72 • Kabinendruckregelsystem • Anti-Eis-Ventile

AVIC HAIG AC 312 • Klimatisierungssystem

Boeing B747-8 • Klimatisierungssystem • Triebwerkabzapfluftsystem B767 Tanker • Treibstofftank-Inerting-Ventile B777-200LR • Zusatztank-Druckbeaufschlagungssystem B777X • Flügelenden-Klappantriebssystem • Hochauftriebssystem-Stellantriebe • Zentrale Antriebseinheit und Hydraulikmotor für Betätigungssystem der Flügelvorderkanten

Bombardier Aerospace Challenger 300 / 350 • Hoch- und Niederdruckleitungen • Integriertes Luftmanagementsystem • Landeklappenbetätigungssystem

CRJ700 / 900 • Integriertes Luftmanagementsystem • Niederdruckleitungen CRJ1000 • Command-by-Wire-Seitenruder Steuerungssystem • Integriertes Luftmanagementsystem • Niederdruckleitungen

E-Jets E2 • Bugfahrwerk-Lenkungsmodul • Hochauftriebssystem • Integriertes Luftmanagementsystem Embraer 135 / 145 / Legacy 650 • Bugfahrwerk • Kabinendruckregelsystem • Landeklappenbetätigungssystem

CSeries • Fahrwerkssystem • Integriertes Luftmanagementsystem

Lineage • Fahrwerkssystem inkl. Bremssystem, Räder und Reifen

Dash8-400 • Kabinendruckregelsystem

KC-390 • Flügel-Anti-Eis-Ventile • Kabinendruckregelsystem • Klimatisierungssystem • Triebwerkabzapfluftsystem

Global Express • Dämpferstrebe Bugfahrwerk • Integriertes Luftmanagementsystem • Kabinenluftbefeuchtungssystem G5000 • Dämpferstrebe Bugfahrwerk • Integriertes Luftmanagementsystem • Kabinenluftbefeuchtungssystem G6000 / G7000 / G8000 • Integriertes Luftmanagementsystem

COMAC ARJ21 • Fahrwerkssystem inkl. Bremssystem, Räder und Reifen • Hoch- und Niederdruckleitungen • Integriertes Luftmanagementsystem C919 • Fahrwerkssystem • Hoch- und Niederdruckleitungen • Integriertes Luftmanagementsystem

Daher-Socata TBM850 / 900 • Kabinendruckregelsystem • Klimatisierungssystem • Triebwerkabzapfluftsystem

Dassault Aviation Falcon 50EX / 900 / 2000 / 2000EX • Kabinendruckregelsystem • Klimatisierungssystem • Triebwerkabzapfluftsystem Falcon 5X • Luftmanagementsystem • Kabinenluft-Befeuchtungssystem Falcon 7X / 8X • Kabinenluft-Befeuchtungssystem • Triebwerkabzapfluftsystem Mirage 2000 • Kabinendruckregelsystem • Klimatisierungssystem • Triebwerkabzapfluftsystem Rafale • Kabinendruckregelsystem • Klimaanlagen-Komponenten • Triebwerkabzapfluftsystem

FAdeA IA-63 Pampa III • Fahrwerkkomponenten • Hochauftriebssystem Komponenten • Primäre Flugsteuerungskomponenten • Komponenten für Klimatisierungs-, Heizungsund Ventilationseinheiten

Kamov KA-226T • Klimatisierungssystem

Korean Aerospace Industries KHP • Kabinendruckregelsystem-Komponenten KT-1 • Kabinendruckregelsystem • Triebwerkabzapfluftsystem • Ventilationskontrollsystem

Northrop Grumman Litening • Klimatisierungseinheit für POD

Rafael Litening • Klimatisierungseinheit für POD

Finmeccanica Helicopters

Rolls-Royce

AW109 • Klimatisierungssystem

Trent 7000 • Hochdruck-Rückschlagventil

AW139 • Fahrwerkssystem • Klimatisierungssystem

RUAG Aerospace

AW149 • Fahrwerkssystem • Fly-by-Wire Haupt- und Heckrotor-Betätigungszylinder • Klimatisierungssystem

Dornier 228 New Generation • Bugfahrwerklenkungssystem • Fahrwerksbetätigungszylinder • Landeklappenbetätigungssystem

AW169 • Klimatisierungssystem

Snecma

AW189 • Fahrwerkssystem • Fly-by-Wire Haupt- und Heckrotor-Betätigungszylinder • Klimatisierungssystem T129 • Klimatisierungssystem

HAL ALH • Heiz- und Belüftungssystem Dornier 228 • Bugfahrwerklenkungssystem • Fahrwerksbetätigungszylinder • Landeklappenbetätigungssystem HJT 36 • Kabinendruckregelsystem Jaguar • Kabinendruckregelsystem LCA • Kabinendruckregelsystem

Embraer

IAI

ALX • Kabinendruckregelsystem

Elta • Klimatisierungseinheit

E-Jets E1 • Fahrwerkssystem inkl. Bremssystem, Räder und Reifen

G200 • Hochauftriebssystem • Kabinendruckregelsystem-Komponenten

Silvercrest • Triebwerkabzapfluftsystem

Sukhoi Civil Aircraft Company SuperJet 100 • Fly-by-Wire-Flugsteuerungssystem • Integriertes Luftmanagementsystem • Treibstofftank-Inertisierungssystem – CSAS

Textron Beechcraft 750 / 850XP / 900XP • Kabinendruckregelsystem

Thales Damocles • Klimatisierungseinheit für POD RECO NG • Klimatisierungseinheit für POD MELTEM II • Klimatisierungseinheit

Turkish Aerospace Industries Turkish Light Utility Helicopters (TLUH) • Klimatisierungssystem

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© Siemens

Liebherr-Transportation Systems Langfristige Kundenbindung durch das Servicezentrum in Gatwick Das Bahngeschäft im Großraum London wächst kontinuierlich – und mit ihm der Geschäftsbetrieb im Servicezent-​ rum von Liebherr-Transportation Systems in Gatwick. Das Team vor Ort ist spezialisiert auf die Wartung, Reparatur, Überholung, Inbetriebnahme und Prüfung von Heizungs-, Lüftungs- und Klimaanlagen (HVAC-Systemen) für verschiedene Bahngesellschaften. Auf rund 900 m² versorgt es die Kunden mit Material, unterstützt sie mit technischem Support sowie Schulungen und zeichnet sich dabei durch hohe Standards und Engagement aus. Der erste große Auftrag für das 2014 eröffnete Servicezentrum von Liebherr ist die Überholung der HVAC-Systeme von Class-159-Zügen der Wabtec Rail Group. Erst kürzlich wurden die ersten drei Sets exakt gemäß den Kundenvorgaben hinsichtlich Zeit, Umfang und Qualität fertiggestellt. Mit ihrem Fachwissen unterstützt die Mannschaft von Liebherr-Transportation Systems in Gatwick die Kunden durch eine intelligente und vorausschauende Wartung. Die regelmäßige Prüfung der Systeme erlaubt dem Kundendienstteam nicht nur, Entwicklungen zu erkennen und Verbesserungen vorzuschlagen,

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sondern auch Änderungen direkt am Gerät vorzunehmen und optimale Systeme und Lösungen anzubieten. Einer der wichtigsten Services ist dabei die Hotline: Fünf Techniker betreuen abwechselnd die Kunden an sieben Tagen in der Woche rund um die Uhr und bieten direkte Unterstützung bei Notfällen. Der Ansatz, den das Wartungscenter verfolgt, ist, nicht nur Garantieleistungen auszuführen, sondern langfristige Kundenbeziehungen aufzubauen.

In diesem Zusammenhang war die Entscheidung von Liebherr, sich in der Nähe des zentralen Servicedepots von Siemens niederzulassen, auch ein

Liebherr-Transportation Systems

wesentlicher Faktor für das Zustandekommen der Zusammenarbeit mit Thameslink. Liebherr-Transportation Systems wurde von Siemens ausgewählt, um für die Dauer von zunächst zehn Jahren Wartungs- und Supportleistungen für die HVAC-Systeme der 115 Züge der Class-700-Flotte von Thameslink mit 1.140 Wagen durchzuführen. Ingenieure der Liebherr-Transportation Systems und von Siemens arbeiten dabei gemeinsam daran, Serviceumfang, Methoden und Prüfintervalle weiterzuentwickeln, zu optimieren und zu verfeinern. Das Ziel: effektive Wartungsprozesse und größtmöglicher Fahrgastkomfort. „Für den Kunden entsteht dann ein Mehrwert, wenn Experten die Wartungsarbeit übernehmen“, sagt Alan LePatourel, UK Sales Director bei Liebherr-Transportation Systems. „Es ist unsere Aufgabe, Zugreisen so komfortabel wie möglich zu gestalten, und dafür verbessern wir kontinuierlich die Klimasysteme.“ So wurde bei einem ersten persönlichen

Treffen eine Roadmap aufgrund des Plans von Thameslink erarbeitet, um diese sukzessive entsprechend der Kundenwünsche umzusetzen. Des Weiteren werden im Servicezentrum in Gatwick aktuell die Vorbereitungen für die kürzlich vereinbarAuf rund 900 m² hält das Liebherr-Servicezentrum in Gatwick Material für die HVAC-Systeme seiner Kunden bereit. te Zusammenarbeit mit Arriva TrainCare getroffen. unerlässlich. Great Western Railway Für den im englischen Cheshire ansäsLtd. setzt die Dieseltriebzüge der Class sigen Kunden wird Liebherr-Transpor158 auf einigen der am höchsten austation Systems 35 Class-158-Züge für gelasteten Strecken im Südwesten den Regionalverkehr mit HVAC-SysteEnglands und darüber hinaus ein. men nachrüsten. Acht Waggons, die bereits mit HVAC-Systemen von Liebherr ausgerüstet sind, sollen außerdem Die bestehenden und neuen Kooperatiüberholt und modernisiert werden. Hier onen tragen zur systematischen Expanliegt die Herausforderung vor allem in sion sowie der langfristigen Kundenbinden knappen Zeitvorgaben: Da für dung bei. „Das beste Feedback, das wir jede Arbeitsdurchführung lediglich eine bekommen können, ist, wenn die KunWoche vorgesehen ist, ist eine enge den unseren Service schätzen und langZusammenarbeit mit dem Kunden fristig nutzen“, bestätigt Alan LePatourel.

Ob reparieren, warten oder prüfen: Die Mitarbeiter von Liebherr-Transportation Systems im Servicezentrum in Gatwick verfügen über umfassendes Know-how in Sachen Heizungs-, Lüftungs- und Klimaanlagen.

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Liebherr-Transportation Systems

Mehr Komfort für die Hamburger U-Bahn

Die Klimageräte und Warmwasserheizungen von Liebherr sorgen dafür, dass die Passagiere der Hochbahn in Hamburg wohltemperiert an ihr Ziel gelangen.

Liebherr-Transportation Systems wird für Bombardier Transportation 33 U-Bahn-Fahrzeuge des Typs DT5 mit Klimageräten und Warmwasserheizungen ausstatten. Die Züge transportieren die Fahrgäste der Hamburger Hochbahn AG in und um die Hansestadt herum. Jeweils drei Fahrgastraumsowie zwei Fahrerraum-Klimageräte von Liebherr werden pro Fahrzeug installiert. Die Warmwasserheizungen, die die Abwärme der Traktion zum Heizen nutzen, sind für den Fahrgastraum bestimmt.

im Fahrzeugbestand der Hamburger Hochbahn AG, die den Passagieren klimatisierte Fahrgasträume bietet. Dieser Auftrag stärkt nicht nur die Position der Liebherr-Transportation Systems als führender Anbieter für Klimageräte in Deutschland, sondern ist außerdem Beleg für die langjährige erfolgreiche Zusammenarbeit mit Bombardier im Bereich Verkehrstechnik. Die Auslieferung aller Geräte soll im Juli 2017 abgeschlossen sein.

Im Fokus der Ausstattung der Züge steht der Komfort für die Fahrgäste: Das DT5-Metro-Fahrzeug ist die erste Baureihe

Klimatisierte S-Bahnen im Stuttgarter Kessel Die Kessellage von Stuttgart (Deutschland) ist bekannt: Hohe Feinstaubwerte das gesamte Jahr hindurch und stehende Hitze während der Sommertage. Der öffentliche Personennahverkehr spielt daher eine wichtige Rolle in der süddeutschen Großstadt, nicht zuletzt um die automobile Verkehrsbelastung zu reduzieren. 2016 wird Liebherr-Transportation Systems Klimasysteme für zehn S-Bahn-Fahrzeuge der Baureihe ET 430 von Bombardier liefern. Insgesamt werden 40 Klimageräte für die Fahrgasträume eingebaut werden, 20 Einheiten für die Fahrerkabinen. Die Klimaaggregate

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für die Fahrgasträume sind dabei besonders energiesparend, da sie die Abwärme der Traktion zum Heizen nutzen. Als Weiterentwicklung der ET-422-Flotte wird die DG Regio AG die neue Baureihe ET 430 in Stuttgart betreiben. Der vierteilige Elektrotriebzug bewährt sich auch im ÖPNV anderer Metropolregionen als komfortables Transportmittel. Bereits seit 1999 rüstet Liebherr Züge der Baureihen ET 422, 423 und 430 mit Klimaanlagen aus – mehr als 600 Fahrzeuge in den vergangenen 17 Jahren.

Liebherr-Transportation Systems

Ersatzteile für HVAC-Systeme bei T2C Ersatzteile für die Heizungs-, Lüftungs- und Klimaanlagen (HVAC-Systeme) von Straßenbahnen zu liefern, gehört zu den Aktivitäten von Liebherr-Transportation Systems. Das gilt auch für Systeme, die von einem anderen Hersteller stammen. Der entsprechende Vertrag mit dem französischen Straßenbahnbetreiber T2C stellt dennoch einen wichtigen Schritt für Liebherr-Transportation Systems dar: Erstmals versorgt das Unternehmen mit T2C einen Erstkunden in Frankreich, der HVAC-Anlagen eines Drittanbieters in seinen Bahnen vom Typ STE4 (Translohr) installiert hat.

Für eine reibungslose Lieferung der Ersatzteile ins Ballungsgebiet von Clermont Ferrand, der rund 170 km westlich von Lyon gelegenen Hauptstadt der Auvergne, wird Liebherr-Transportation Systems ein spezielles Pufferlager einrichten. So lassen sich auch kurzfristige und dringende Aufträge für die 25 Züge in der T2C-Flotte schnell erfüllen.

100 % umweltfreundliche Klimatisierung – dank Luft Die in Toulouse ansässige LiebherrAerospace & Transportation SAS arbeitet daran, Züge umweltfreundlich zu klimatisieren. Möglich macht dies die Air-Cycle-Technologie – eine Technik, die Liebherr ursprünglich für die Luftfahrt entwickelt und im weiteren Verlauf „fit für die Schiene“ gemacht hat.

Im Rahmen des Forschungsprogramms „Eco-Clim“ der französischen Betreibergesellschaft SNCF ist seit September 2015 ein Demonstrator eines solchen luftgestützten Klimatisierungssystems von Liebherr in einem Regionalzug in der Region Midi-Pyrénées im Einsatz. Der Zug wurde von der Région MidiPyrénées (Südfrankreich) finanziert. Bei den Tests werden verschiedene Funktionsparameter wie

beispielsweise die Kühlleistung sowie der Energieverbrauch unter realen Betriebsbedingungen verglichen. Ziel der 24-monatigen Testphase ist es, dass SNCF ihre Anforderungen an Beschaffung oder Materialerneuerung spezifizieren kann, während Liebherr die Klimatisierungssysteme für die zukünftige Generation von Schienenfahrzeugen optimiert.

Der Hauptvorteil der luftgestützten Klimatisierungssysteme liegt in der Ökobilanz: Statt der üblichen chemischen Kühlmittel – also fluorierte, die Ozonschicht schädigende Treibhausgase – kommt reine Luft als Kältemittel zum Einsatz. Damit besteht auch keine Gefahr von Leckagen. Dank ihrer vereinfachten Bauweise und der begrenzten Zahl an leicht austauschbaren Komponenten punkten diese HVAC-Anlagen auch hinsichtlich Zuverlässigkeit, Betriebs- und Wartungskosten. Zudem gewährleisten die Kaltluftanlagen die Kühlung der Zugabteile auch noch bei sehr hohen Präsentation der umweltfreundlichen Air-Cycle-Klimatisierungstechnologie von Liebherr bei der SNCF in Toulouse Außentemperaturen.

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Die Firmengruppe Liebherr Das Unternehmen wurde im Jahr 1949 von Hans Liebherr gegründet und ist mittlerweile zu einer F ­ irmengruppe mit fast 42.000 Beschäftigten in über 130 Gesellschaften auf allen Kontinenten ange­wachsen. Im Jahr 2015 erwirtschaftete Liebherr einen ­konsolidierten Gesamtumsatz von mehr als 9,2 ­Milliarden Euro. Dachgesellschaft des Unternehmens ist die Liebherr-International AG in Bulle (Schweiz), deren Gesellschafter ausschließlich Mitglieder der Familie Liebherr sind. Die Tatsache, dass Liebherr ein Familienunternehmen ist, hat die Unternehmenskultur von Anfang an geprägt. So beweist Liebherr seit mehr

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als 60 Jahren Stabilität und Verlässlichkeit und setzt auf eine langfristige und enge Zusammenarbeit mit seinen Kunden und Geschäftspartnern. Liebherr gestaltet technologischen Fortschritt und strebt das Ziel an, auch in Zukunft technologisch an der Spitze zu stehen. Höchste Qualität steht bei

allen Aktivitäten im Fokus. Diesen Anspruch verfolgen alle Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Firmengruppe in ihrer täglichen Arbeit. Liebherr arbeitet mit Leidenschaft an seinen Produkten und nimmt die Perspektive der Kunden ein, um für diese möglichst maßgeschneiderte Lösungen zu entwickeln.

orientierter Produkte und Dienstleistungen anerkannt. Neben Komponenten und Systemen aus den Bereichen der mechanischen, hydraulischen und elektrischen Antriebs- und Steuerungstechnik sind dies der maritime Güterumschlag, der Maschinen- und Anlagenbau, die Luftfahrtausrüstung, die Verkehrstechnik, der Hausgerätebereich sowie die Hotellerie.

Heute zählt Liebherr nicht nur zu den größten Baumaschinenherstellern der Welt, sondern ist auch auf vielen anderen Gebieten als Anbieter technisch anspruchsvoller, nutzen­ Mehr entdecken: www.liebherr.com

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Firmengruppe

Hausgeräte

Effizient und smart In diesem Frühjahr brachte die Liebherr-Hausgeräte GmbH mit der BluPerformance-Linie eine Reihe neuer Kühl- und Gefriergeräte mit verbesserter Energieeffizienz auf den Markt. Die neuen Geräte zeichnen sich zudem durch eine hochwertige Verarbeitung und eine präzise Touch-Elektronik aus. Auch der Nutzinhalt wurde optimiert. Erstmals der Öffentlichkeit vorgestellt wurde die neue Produktlinie auf der Internationalen Funkausstellung (IFA) in Berlin im vergangenen September. Neben der Energieeffizienz legte Liebherr bei der Entwicklung den Schwerpunkt auf die Vernetzung – neudeutsch „Connectivity“ genannt. Mit der neuen SmartDeviceBox lassen sich die Geräte einfach über WLAN im sogenannten Smart Home, dem intelligenten Zuhause der Zukunft, integrieren. Kühl- und Gefriergeräte können dadurch auch von unterwegs per Smartphone, Tablet oder mit anderen Endgeräten ganz einfach gesteuert werden.

Verzahntechnik

Fasen nach Maß Im Bereich Verzahntechnik bietet ­ iebherr mit der LCD 300 ChamferCut L eine Stand-alone-Lösung für das sogenannte Anfas-Produktionsverfahren an. Die Maschine arbeitet nach dem immer stärker nachgefragten ChamferCut-Prinzip. Auf der Messe EMO 2013 präsentierte Liebherr erstmals eine integrierte Maschine, die sich an die Automotive-Industrie richtete und hauptzeitparalleles Wälzfräsen und Anfasen im ChamferCut-Verfahren bot. Schnell kristallisierte sich auch der Wunsch nach einer reinen Anfas-Maschine heraus. Für diese Anforderungen hat Liebherr die eigenständige LCD 300 ­ ChamferCut entwickelt.

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Anfasen mit ChamferCut wird im Vergleich zu den Produktionsverfahren des Drückentgratens und Anfasens mit Fingerfräsern immer beliebter, da bei diesem Verfahren die geringsten Anfaskosten anfallen. Die Spezialwerkzeuge sind sehr langlebig und einfach nachzuschleifen. Präzise und

wiederholgenaue Fasen kombiniert mit hohen Standzeiten sprechen ebenfalls für den ChamferCut-Prozess. Besonders beliebt ist Chamfern aufgrund der hohen Qualität bei Pkw- und Nutzfahrzeugherstellern sowie im Getriebe- und Motorenbau.

Firmengruppe

Maritime Krane

Der stärkste Hafen­ mobilkran der Welt Acht Monate Produktionszeit, ein 64 m langer und 63 t schwerer Ausleger, 18 Achsen, 144 Räder, eine maximale Hubkraft von 308 und ein Gesamtgewicht von 820 t: Der neue LHM 800 setzt Maßstäbe. Ende 2015 lieferte Liebherr den stärksten Hafenmobilkran der Welt, der in Rostock (Deutschland) gefertigt wurde, zum ersten Mal und komplett montiert aus – an den Hafen Bronka im russischen St. Petersburg. An der südlichen Küste des Finnischen Meerbusens gelegen, entwickelt sich der Hafen zu einem immer bedeutenderen Umschlagplatz an der Ostseeküste. Um größere Frachtschiffe und schwerere Industriegüter bearbeiten zu können, entschlossen sich die Verantwortlichen deshalb für das neue Flaggschiff der Hafenmobilkran-Reihe von Liebherr.

Die maximale Hubkraft des bis dato stärksten Liebherr-­ Hafenmobilkrans, des LHM 600, übertrifft der LHM 800 um rund 100 t. Zudem ist der Kran auch für Tandem­hübe ausgelegt. Bei zwei LHM-800-Modellen, die durch das LiebherrSycratronic®-System von nur einem Kranfahrer simultan bedient werden können, verdoppelt sich die maximale Hubkraft entsprechend auf 616 t.

Hotels

Neues aus den Hotels Zur Firmengruppe Liebherr gehören insgesamt sechs Hotels in Deutschland, Österreich und Irland. Das Vier-SterneSuperior-Haus Löwen-Hotel Montafon (www.loewen-hotel.com) in Schruns (Österreich) wurde von Grund auf renoviert. Viel Holz und warme Farben schaffen eine gemütliche Atmosphäre (Bild rechts). Die nach modernsten Standards eingerichteten Zimmer und die neue Lounge lassen keine Wünsche offen. Das Interalpen-Hotel Tyrol (www.interalpen.com) in Telfs (Österreich) zählt zu den „Leading Hotels of the World“. 2014 wurde die Hofburg eröffnet (Bild unten). Chic, stylisch und garantiert exklusiv – so präsentiert sich die neue Eventlocation im Hotel.

Die Hofburg im Interalpen-Hotel Tyrol.

Das Löwen-Hotel Montafon wurde von Grund auf renoviert.

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Firmengruppe

Turmdrehkrane

Liebherr-Kran ist der höchste Punkt Deutschlands Eisigen Temperaturen, Schnee und Windgeschwindigkeiten von bis zu 280 km / h hält der Liebherr-Flat-Top-Kran 150 EC-B 6 Litronic auf Deutschlands höchstem Berg, der Zugspitze, stand. Dort kommt der Turmdrehkran beim Bau der neuen Eibsee-Seilbahn zum Einsatz. Mit einer Ausladung von 50 m, einer Hakenhöhe von 18,60 m, einer maximalen Traglast von 6.000 kg und einer speziellen Konfiguration für die extremen Wetterbedingungen ist er prädestiniert für das Bauprojekt in den Bayerischen Alpen. Den Gipfel der Zugspitze überragt der 150 EC-B dabei um ganze 13 m – und markiert somit noch mehrere Jahre den höchsten Punkt Deutschlands. Bereits im vergangenen Juli wurde der Kran mit Hilfe der Schweizer Fluggesellschaft Heliswiss in Einzelteilen von der Mittelstation Sonnalpin auf den Gipfel geflogen und dort

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von einem Expertenteam von Liebherr aus der Luft mit einem Helikopter montiert. Bei solch einer herausfordernden Baustellenlage kam es bei der Montage des Krans ganz besonders auf perfektes Teamwork zwischen den Liebherr-​ Monteuren, dem Helikopterpiloten sowie den Verantwortlichen der Zugspitzbahn an. Doch dank akribischer Vorbereitungen und dem Können des Piloten und der Monteure verlief der Einsatz reibungslos und professionell. Die neue Eibsee-Pendelbahn soll ab 2018 die Besucher von der Mittelstation Sonnalpin zum Zugspitzgipfel befördern. Die Seilbahn wird die weltweit höchste Stahlstütze mit 127 m bekommen. Ein weiterer Rekord: Keine andere Seilbahn der Welt überwindet mit 3.207 m Abstand von der Stütze bis zur Bergstation eine größere Entfernung.

Firmengruppe

Mining

Die erste Mining-Raupe von Liebherr Auf der Bauma 2016 erfolgt der Verkaufsstart der neuen PR  776 – der weltweit ersten stufenlos hydrostatisch angetriebenen Planierraupe in der 70-t-Klasse. Sie ist für härteste Mining- und Gewinnungseinsätze ausgelegt und wird von einem Liebherr-Zwölf-Zylinder-Dieselmotor mit einer Maxi­mal­leistung von 565 kW (768 PS) angetrieben. Gleichzeitig erlaubt die neue Planierraupe aber einen deutlich geringeren Kraftstoffverbrauch als der Industriestandard bei identischer Schubleistung. Das moderne Antriebskonzept macht sie äußerst wirtschaftlich. Ein Novum in dieser Maschinenklasse stellt der stufenlose hydrostatische Fahrantrieb dar, der bei allen Planierraupen von Liebherr eingesetzt wird.

Komponenten

Umfelderkennung erhöht Arbeitssicherheit Ob Baustelle, Landwirtschaft oder Straßeneinsatz: Im Arbeits­alltag können sich viele Gefahren verbergen. Insbesondere die Interaktion von Mensch und Maschine verlangt stets volle Konzentration von Fahrern und Arbeitern. Deshalb entwickelt Liebherr Arbeitsassistenzsysteme, die solche kritischen Situationen vermeiden und die Arbeit erleichtern. Diese Systeme ermöglichen mehr Sicherheit, Kostensenkung und Produktivitätssteigerung. Ein aktuelles Entwicklungsprojekt in diesem Bereich ist die Umfelderkennung der Liebherr-Elektronik GmbH. Robuste,

schmutzresistente Kameras, eine leistungsstarke Recheneinheit und ein hochauflösendes Display helfen dem Fahrer, unfallfrei zu arbeiten. Und so funktioniert es: Mittels digitaler Bildverarbeitung identifiziert das System Personen und Objekte im definierten Erfassungsbereich. Dabei werden Hindernisse umrahmt und die Entfernung zur Maschine übersichtlich am Monitor dargestellt. Je nach Distanz wird die Umrahmung entsprechend der Ampellogik eingefärbt. Der Fahrer wird vom System gewarnt und kann schnell reagieren, noch bevor kritische Gefahrensituationen entstehen. Dadurch können Unfälle mit Personen oder Objekten vermieden werden. Das erhöht die Arbeitssicherheit und beugt Unfallschäden vor. Durch die Unterstützung des Assistenzsystems kann sich der Fahrer zudem voll auf seinen Arbeitsauftrag konzentrieren. Die Umfelderkennung bietet viel Spielraum bei der Kamera­ installation. Statt einer kombinierten Kamera können auch zwei Einzelkameras flexibel positioniert werden. Durch diese Freiheit beim Einbau kann der mögliche Erfassungsbereich der Kameras für jede Anwendung optimiert werden. In Kombination mit dem individuell anpassbaren Algorithmus eröffnet sich ein breites Einsatzgebiet. Liebherr entwickelt das Assistenzsystem nicht nur für neue, sondern auch als Nachrüstsatz für bestehende mobile Arbeitsmaschinen.

Die Entfernung zum Hindernis wird übersichtlich am Monitor dargestellt.

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Herausgeber: Liebherr-International Deutschland GmbH · 88400 Biberach an der Riß · Deutschland Printed in Germany. Änderungen vorbehalten. Nachdruck, auch auszugsweise, nur mit vorheriger schriftlicher Genehmigung des Herausgebers.

Bildnachweis / Copyrights: Gregor Schläger (1,6,7,8,9,15), Andreas Pohlmann (2), Heidi McClelland Photography (3, 34), Mon and Clark Photography (3,38,39), Embraer (12), Boeing (16,17), Ulrichstudios (18), Airbus Helicopters (22), COMAC (23), Bombardier (25), Airbus (26), Bauhaus Luftfahrt (26,27), ATR / BARTHE Pierre (28), Clean Sky JU (28), Siemens (38), HOCHBAHN (40), Bombardier (43)

DE 10.091

www.liebherr.com

Liebherr-Aerospace Magazin 2016