Abt. Musik und Information

Sonntag, 18. Dezember 2011 (20:05 (20:050:05-21:00 21:00 Uhr), KW 50 Deutschlandfunk / Abt. Musik und Information - Wiederholung immer samstags 07:050...
Author: Pia Beck
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Sonntag, 18. Dezember 2011 (20:05 (20:050:05-21:00 21:00 Uhr), KW 50 Deutschlandfunk / Abt. Musik und Information - Wiederholung immer samstags 07:0507:05-08:00 Uhr auf Dradio Wissen -

FREISTIL ‚Generation Porno? Jugendkultur zwischen InternetInternet-Sex und romantischer Liebe’ Eine Sendung von Peter Leusch und Ingeborg Breuer Redaktion: Klaus Pilger [Produktion DLF 2011]

Manuskript

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© - ggf. unkorrigiertes Exemplar -

001 Collage

(mit Musikuntermalung stakkato und Stöhnen, unterlegen und immer wieder hochziehen) 001a Auszug Pornoclip: Oh yes, Baby, gimme your cock Jungs: Jetzt mal ganz ernsthaft. Die nimmt den die 001b Auszug Geiler Scheiß, Unterhaltung Jungs ganze Zeit in den Mund - Das Ding ist ungefähr so groß - Und der Mund ist so groß – das heißt, das kommt irgendwo am Gehirn an, aber ich weiß auch nicht … 001c Mailsignal: Viagra ohne Rezept bestellen… 001d Frauenstimme / Computer: Hi ihr geilen Männer. Bin ständig geil und suche standhaften Mann. Zitator (verfremdet ev. mit Hall): Pornofilme.(dot)eu. Kategorien: Amateur, Anal, Asia, big tits,

Bondage, cumshot, gang bang, group sex … (langsam abblenden). 001e Mailsignal: Potenzmittel. Kauf zwei, krieg drei. Mädchen: Das ist so ekelig. … Ich finde das – ehrlich 001f Auszug Geiler Scheiß, Unterhaltung Mädchen gesagt – noch nicht so ekelig. Ich fand das bei der Frau gerade viel ekeliger. Ja, das mit dem Finger. … Ich finde, das mit dem Blasen sieht man einfach überall. 001g Mailsignal: Better sex life… Musik Musik Ende Sprecherin: Spammails werben für „Sexy Ladies“, Penisvergrößerungen oder Swingerclubs. Lady Gaga tritt im Kondom-Kleid auf - oder trägt SadoMaso-Chic. Teenies laden „King-Orgasmus-OneKlingeltöne“ auf ihr Handy. Und zahllose Internetplattformen ermöglichen den schnellen Zugriff auf pornografische Darstellungen. Sexualität und Pornografie sind in unserer Gesellschaft präsent wie nie zuvor. Johannes Gernert, Journalist in Berlin, schrieb ein Buch über die „Generation Porno“:

O--Ton Gernert Gernert: 002 O Das prägt die Jugendkultur bis in Sendungen hinein, wo man es eigentlich gar nicht vermuten würde. Beispielsweise ‚Germany’s next Top model‘ mit Heidi Klum, wo dann im Netz irgendwelche Porno-Tapes von Bewerberinnen kursieren, die diese Sendung zusätzlich ein bisschen bewerben. Und man sieht es natürlich auf Werbeplakaten. Man sieht pornografisierte Werbung in Netzwerken wie SchülerVZ, die eigentlich für sehr junge Schüler gemacht sind.

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Sprecherin: Generation Porno? Jugendkultur zwischen Internet-Sex und romantischer Liebe Von Ingeborg Breuer und Peter Leusch Zitator: Pornografie ist die direkte Darstellung der menschlichen Sexualität oder des Sexualakts mit dem Ziel, den Betrachter sexuell zu erregen, wobei die Geschlechtsorgane in ihrer sexuellen Aktivität bewusst betont werden. Darstellungsformen der Pornografie sind hauptsächlich Texte, Tonträger, Bilder und Filme. Sprecherin: so Wikipedia.

O--Töne Jugendliche, Geiler Scheiß: 003 O Bruno: Das erste Mal hab ich einen Porno mit 14 Jahren geguckt. Sprecherin: Jugendliche in dem Film „Geiler Scheiß“ des Medienprojekts Wuppertal:

O--Töne Jugendliche, Geiler Scheiß: 004 O Jana: Mit 15, 16, so beim Surfen im Internet. … Bruno: Man spricht ja in dem Alter so von Muschis und so. Und dann haben wir so gesagt, ein Kollege hat einen Porno, ziehen wir uns den rein. Victor: … Es gibt auch Zeiten, wo man sich jeden Tag einen Porno reinzieht und dann wieder Zeiten, wo man ne ganze Woche nicht dazu kommt. …. Bruno: Lesbenpornos, Maschinensexpornos, Mädchen-mit-Spielzeug-Pornos, Im-Freien-Pornos. Joschi: Da kommt noch so ein Extrareiz dazu, wenn du siehst, dass das Mädchen Schmerzen hat. Ich weiß nicht, das ist komisch. Zitator: Strafgesetzbuch §184: Wer pornografische Schriften 1. einer Person unter 18 Jahren anbietet, überlässt oder zugänglich macht 2. an einem Ort, der Personen unter 18 Jahren zugänglich ist oder von ihnen eingesehen werden kann, ausstellt, anschlägt, vorführt oder sonst zugänglich macht, … wird mit Freiheitsstrafe bis zu einem Jahr oder Geldstrafe bestraft. Musik Stakkato

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Sprecherin: Früher war es einfach, Pornografie von Jugendlichen fernzuhalten. Es gab sie allenfalls unter der Ladentheke. Eigentlich gab es sie gar nicht. Oder jedenfalls - fast nicht.

005 OO-Ton Andreas Fischer: Zum einen gab es in den 60er und 70er Jahren, um jetzt bei den Jugendlichen zu bleiben, was da erreichbar war an Erotik, allenfalls Bücher und nach heutiger Auffassung eher harmlose Sexhefte. Sprecherin: Andreas Fischer, Geschäftsführer von Beate UhseTV, blickt zurück und resümiert:

O--Ton Andreas Fischer: 006 O Da wusste man in der Regel, wo die Eltern die versteckt hatten, oder die Eltern von Freunden, da konnte man vielleicht einmal in einer stillen Minute heran und konnte so ein Heft mit auf den Schulhof nehmen, aber das war es im Prinzip schon. Und es drohte immer die große Gefahr der Entdeckung, wenn die Mutter beim Saubermachen unter der Matratze den Playboy oder ein ähnliches Heft gefunden hat. Sprecherin: Die deutsche Nachkriegsgesellschaft gab sich prüde. Sexualität fand im Dunklen statt: Die kurzen Nacktszenen von Hildegard Knef im Film ‚Die Sünderin‘ hatten in den 50er Jahren republikweit für Entrüstung gesorgt. Ingmar Bergmans Film „Das Schweigen“ in den 60ern erging es nicht anders. Öffentliche Nacktheit war verpönt, Homosexualität kriminalisiert, Abtreibung grundsätzlich verboten. Und wer unverheiratete Paare unter seinem Dach zusammen übernachten ließ, dem drohte Anzeige und eine Haftstrafe nach dem so genannten Kuppeleiparagraphen.

007 Auszug Geiler Scheiß: Tebessa:: Meine Eltern fänden das eigentlich nicht schlimm, wenn ich Pornos gucken würde oder wenn sie das wüssten. …Jana: Ich weiß, dass meine Mutter eigentlich ein super lockerer Mensch ist, aber nicht, wenn es um Sex geht… Bruno: Meine Mutter hat dann irgendwann mal den Stapel von meinem Bruder gefunden – und begeistert war die nicht, aber was soll die machen?

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Sprecherin: Die heutigen Jugendlichen sind die Erben der sexuellen Revolution. 1961 kam die Pille auf den Markt. Bald gab es sie auf Rezept auch für unverheiratete Mädchen. Und ab Mitte der 60er rollte die „Sexwelle“ über die deutsche Öffentlichkeit. Oswald Kolle brachte die Sexualaufklärung ins Kino.

O--Ton, Oswald Kolle: 008 O Mein Film ‚Das Wunder der Liebe‘ entstand nach meinem erfolgreichsten Bericht, er behandelt in der Hauptsache die Sexualität in der Ehe und wurde unter Mitarbeit maßgeblicher deutscher Universitätsprofessoren hergestellt. Sprecherin: Da wurde der vorzeitige Orgasmus zum Thema und dass Frauen gern ein Vorspiel haben. Das alles im Namen eines „reicheren Ehelebens“. 009 Auszug, Wunder der Liebe, Trailer: (Pärchen mit musikal. Atmo unterlegt):

Habe ich dir jemals gesagt, dass ich damals vor Angst fast gestorben wäre? - Weil ich dir wehtun könnte? - Nein, ich hatte nur Angst, dass ich alles falsch machen würde. – Ich habe gelesen, dass Frauen länger brauchen. Und dass Männer lernen können, sich zu beherrschen. Du bist eben zu stürmisch. ( Musik wallt auf.) Sprecherin: „Die 68er“ wollten mehr. Weg mit der Kleinfamilie! Freie Liebe! Schluss mit Besitzansprüchen und engstirniger Moral! - Und 1970 wurde der deutsche Sexfilm aus der Taufe gehoben.

Lederhose‘,, (Trailer, gesungen) 010 Auszug, ‚Liebesgrüße aus der Lederhose‘ „Die Liebesgrüße aus der Lederhose, ja die sind in Bayern up to date. Denn bei Liebesgrüßen aus der Lederhose, da weiß man, wie es bei uns steht…. 011 Auszug, Schulmädchenreport 1. Teil, Trailer (Beichtszene mit Jutta Speidel) Ich habe Unzucht getrieben. – in welcher Form? – Geküsst habe ich ihn. – Auf den Bauch. – Zuerst auf den Bauch, dann wurde sein Ding ganz groß. Dann habe ich das auch geküsst. Sprecherin: Ob ‚Schulmädchen-Report‘, ‚Liebesgrüße aus der Lederhose‘ oder ‚Josefine Mutzenbacher‘, meistens waren es Soft-Pornos, die auf den Markt kamen. Der Koitus nur gestellt, erregte

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Geschlechtsteile wurden nicht gezeigt. Kinder und Jugendliche bekamen diese Filme ohnehin nicht zu Gesicht. Musikuntermalung: Stakkato, Stöhnen Sprecherin: In der zweiten Hälfte der 70er Jahre erreichten amerikanische und skandinavische HardcoreFilme die deutschen Sexkinos. Wer besondere Formen von Sexualität suchte, ging in Sexshops für Erwachsene, reagierte auf spezielle Anzeigen. Und für die harte Pornographie gab es bald auch ein neues Medium der Verbreitung.

O--Ton, Andreas Fischer: 012 O In den 80er Jahren kam dann die nächste Entwicklung mit den Video-Kassetten. Da war es für die Erwachsenen schon leichter, weil sie sich in Videotheken oder Sexshops die Kassetten besorgen konnten, für die Jugendlichen aber schwieriger, Videorecorder standen in der Regel im Wohnzimmer, Fernseher auch, da war also nicht daran zu denken, hier jederzeit und überall darauf zugreifen zu können. Musikuntermalung: Musikuntermalung: Stakkato, Stöhnen, stärker werdend Sprecherin: Und dann - kam das Internet.

O--Ton, Fischer: 013 O Diese Entwicklung hat eigentlich Mitte der 90er … eingesetzt. Sprecherin: Das Internet bietet einen unerschöpflichen Fundus an Erotik- und Sex-Dating-Seiten, an Pornoclips und Perversionen. 60% aller Webseiten-Besuche drehen sich um Sex, so eine Statistik von „NackteTatsachen“, einem Verein zum Kinder-, Jugend- und Erwachsenenschutz. Ein paar Klicks – und schon ist man im virtuellen Wunderland der geheimen Lüste. Ob Oral, Anal, Hetero, Homo, SadoMaso oder Sex mit Tieren – man wird immer fündig.

O--Ton Fischer: 014 O Hier sind wirklich zwei ganz große Unterschiede, d.h. die Erreichbarkeit, die Verfügbarkeit von Erotik im Prinzip rund um die Uhr und an jedem beliebigen Ort … und zum anderen die

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unglaubliche Menge und Vielfalt an abrufbarer Pornographie – nicht nur die Quantität auch die Qualität, dass sie vom – unter Anführungszeichen – normalen Heterosex alles zu sehen bekommen bis hin zu Fetisch und SM-Geschichten. Musik Ende: Stakkato, Stöhnen, kakophon

O--Ton Robin: 015 O Ich geb‘s zu, ich hab ein-, zweimal schon nen Porno geguckt Sprecherin: Robin, 12 Jahre

016 OO-Ton Robin: aber das war‘s dann, also nicht so nen richtigen Porno, sondern nur, wo sich einer ausgezogen hat. War schon cool anzusehen… Sprecherin: Mit 12 weiß man noch nicht so richtig, was man davon halten soll. Aber zumindest weiß man schon, dass es so was gibt wie: „Big titted German fucks her boss“. Oder: „Hauptstadtluder“. Oder: „Blowjob“.

O--Ton Tim: 017 O Ich hab das schon mal bei meinem Bruder gesehen, weil ich in sein Zimmer kam, hat der sich eins angeguckt … nicht sehr schön, weil der noch andere unangenehme Dinge dabei gemacht hat. O--Ton Kniep: 018 O Es ist so, dass ab 13 Jahren der Konsum von Pornos deutlich zunimmt. … Sprecherin: Marthe Kniep veröffentlichte vor zwei Jahren als Leiterin des Dr. Sommer-Teams der Jugendzeitschrift BRAVO die repräsentative Studie „Jugend 2009. Liebe, Körper, Sexualität!“. Und danach hat die Mehrheit der Jugendlichen schon einmal einen Porno geguckt – im Fernsehen, auf DVDs, vor allem aber im Internet oder auf dem Handy.

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O--Ton Kniep: 019 O Es sind ungefähr 70% der Jungs, die wir gefragt haben zwischen 12 und 17, die schon mal Pornos geschaut haben und bei den Mädchen sind‘s 57 %. Also … bei beiden Geschlechtern ist das Interesse groß. Aber die Jungen haben ein größeres Interesse daran. Sprecherin: Dabei ist das Jugendschutzgesetz eindeutig. Jugendliche unter 18 Jahren dürfen keine Pornografie sehen. Wer Jugendlichen den Zugang zu pornografischen Darstellungen ermöglicht, macht sich strafbar. Und es gibt ihn auch, einen funktionierenden Jugendschutz in Deutschland. Zum Beispiel bei Beate UhseTV. Deutschlands Erotikkanal bietet täglich 570 Minuten Programm. Präsentiert „freche Früchtchen“, „Lust pur“ oder „kochendes Verlangen“ auf Ibiza. Jugendliche sind vom Programm ausgeschlossen, dafür sorgt ein doppeltes Sicherheitsschloss: die Geheimnummer fürs Bezahlfernsehen und eine weitere für den Jugendschutz. Und obendrein beschäftigt Beate UhseTV einen eigenen Jugendschutzbeauftragten. Manfred Rauch wacht zugleich darüber, dass allenfalls Softporno, aber kein harter Sex ausgestrahlt wird. 020 OO-Ton Manfred Rauch:

Es ist so, dass Pornographie generell verboten ist im Fernsehen… Das richtet sich nach einem BGH-Urteil von 1969, da wurde das festgelegt anhand von 5 Kriterien und die gelten unverändert bis heute. Das erste ist, dass der Film hauptsächlich zur sexuellen Stimulation dient. … Das andere ist, dass der Mensch auf seine Rolle als jederzeit austauschbares Sexualobjekt reduziert wird. … Sprecherin: Und das bedeutet, so erläutert Andreas Fischer: 022 OO-Ton Andreas Andreas Fischer:

Wenn es beispielsweise im Original heißt „Gib’s mir Baby“ und dazu laut gestöhnt wird, dann trägt das zu einem pornographischen Gesamteindruck bei und ist verboten. Deshalb machen wir aus „Gib’s mir Baby“ – „Liebling, Du bist so zärtlich“ und das Stöhnen wird extrem heruntergeregelt. … Musik: Musik Stakkato – oder Stöhnen

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O--Ton Andreas Fischer: 023 O Das ist übrigens eine Besonderheit, die nur für den Erotikfilm gilt… D. h. im „Tatort“ dürfen Sie laut stöhnen, im Tatort dürfen Sie laute klatschende Geräusche hören, im Erotik-Film nicht. Das ist ein wenig verlogen. Sprecherin: Und so muss Manfred Rauch, Jugendschutzbeauftragter bei Beate UhseTV darauf achten, dass Filme, bei denen es um nichts anderes als um Sex geht, dennoch so aussehen, als würde es auch noch um etwas anderes als Sex gehen. Wenn Erektionen zu sehen sind, müssen sie „handlungsrelevant“ sein. Und alle Filme müssen eine, wenn auch noch so rudimentäre Rahmenhandlung aufweisen.

O--Ton Andreas Fischer: 024 O Nehmen Sie eine durchaus alltägliche Situation: Mann und Frau lernen sich in einem Club, in einer Disco kennen, finden sich sympathisch, kommen ohne viele Worte auf dem Parkplatz zur Sache, sehen sich danach nie wieder. - Das geht nicht, denn es ist Beliebigkeit, Austauschbarkeit, möglicherweise Frau oder Mann als Sexobjekt. Sprecherin: Die Sexszene im amerikanischen Original muss für deutsche Gesetze umcodiert werden:

O--Ton Andreas Fischer: 025 O Wir legen ein Voice over drüber, mit einer Erklärung, die dann beispielsweise lautet: Ich traf Martina wieder, war in der Uni vor 5 Jahren schon sehr in sie verliebt, war viel zu schüchtern sie anzusprechen, heute merke ich, dass auch in ihr sich das Feuer der Leidenschaft entfachte, - dann haben die beiden eine Beziehung hergestellt, die im Original gar nicht existiert, daraufhin dürfen die beiden Sex haben. Und danach braucht es aber noch die Moral von der Geschichte, auch wieder in Form eines Voice over, sinngemäß in die Richtung gehend: „Es war ein schönes Erlebnis, das ich nicht missen möchte, aber wahre Erfüllung finde ich nur in der Liebe zu einer geliebten Frau. – Beispielsweise. Sprecherin: Es gibt durchaus Unterschiede, was in verschiedenen Ländern als pornographisch gilt, was noch erlaubt ist und was nicht. Im deutschen Bezahlfernsehen ist man nicht prüde. Aber Sexualität muss einem bestimmten Menschenbild entsprechen: Immer sind es Erwachsene,

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die – eingebettet in eine Beziehung - gleichberechtigt und einvernehmlich Sex miteinander haben.

O--Ton Andreas Fischer: 026 O So etwas wie Schulmädchenreport dürften Sie heute gar nicht mehr verfilmen, Sie haben da mehrere Kriterien: Sex mit Abhängigen, Lehrer mit der Schülerin, Sie haben Sex mit Minderjährigen, auch wenn eine ersichtlich über 18jährige Schülerin sagt, ich hatte das erste Mal in der fünften Klasse Sex mit meinem Skilehrer – das sind alle absolute No-Goes. Musik (mit Filmatmo unterlegen, Pornocliptitel) Zitator: Naughty teacher shows her charme. Horny redhead student fucks her teacher, Giggy’s older lesbian teacher … Sprecherin: Sprecherin: Das Netz ist voll mit Clips, wo Lehrer es mit ihren Schülern treiben. Zu zweit, zu dritt, die ganze Klasse. Auf dem Lehrerpult, vor Wandtafeln, hinter dem Globus. Zwar ist das Fernsehen erfolgreich eingezäunt von Jugendschutzbestimmungen und elektronischen Sperren – aber das Internet hat alle Sicherungen ausgehebelt. Es ist, als ob man die Fenster eines Hauses mehrfach vergittert, während die Tür sperrangelweit offen steht: die Tür des Internet.

027 Auszug Geiler Scheiß, Juliana: YouPorn find ich sehr sehr krass. Sprecherin: YouPorn. Wie YouTube, nur eben Porno. Nach Wikipedia steht Youporn auf Rang 50 der weltweit am häufigsten aufgerufenen Websites. In Deutschland auf Platz 24.

028 Auszug Geiler Scheiß,: (Fortsetzung Juliana:) Ich hab das in einer Zeitung gelesen, von dieser Seite und dann hab ich mir das angeguckt. Und diese komische Frage da am Anfang, ich weiß nicht mehr genau, also sinngemäß: sind Sie 18? Wenn ja, dann drücken Sie Enter, wenn nicht, dann bitte Leave klicken und verlassen Sie diese Seite. Das ist so bescheuert einfach …

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Bruno: Du brauchst nur einmal auf irgendeinen Porno zu klicken, da sind ja schon zehn andere auf der einen Seite, gehst du auf den anderen, sind da wieder 20 drauf und klickst du auf den, sind da wieder andere und so weiter und so weiter. Sprecherin: YouPorn ist ein Kind des Web 2.0, des Mitmach-Internets. Man findet dort Ausschnitte aus kommerziellen Pornofilmen, Raubkopien, Werbespots für PornoWebsites und Amateurvideos. Egal welche Vorlieben jemand hat – hier wird er fündig. Und zwar gratis. Jeder kann – wie bei YouTube seine Clips hochladen. Und wer meint, die Öffentlichkeit solle ihm beim Sex zusehen, der produziert sein Filmchen selbst und veröffentlicht es mit einem Titel wie „girlfriend fucked on kitchen table“. Und User können das anschließend bewerten.

O--Ton Gernert: 029 O 2005/2006 hat die Bildzeitung Youporn bekannt gemacht, indem sie darüber berichtet hat. Daraufhin sind die Server zusammengebrochen – bei youporn. Mittlerweile ist es immer noch die in Deutschland bekannteste Pornoplattform, und in derselben Zeit, also 2005 und ein bisschen vorher, sind auch die PornoRapper in Deutschland bekannt geworden. Da wurden plötzlich so Namen wie Sido oder Bushido auch in Elternhäusern erwähnt. Und man wusste etwas damit anzufangen. Musik: Sido Arschficksong: Die Leute quatschen mich voll / Ihr redet immer nur über Scheiße Arsch ficken und Kotzen und so / ( Yeah ) /Hier ist der Track für euch Spasten 030 OO-Ton Gernert Fortsetzung: Und Sido hatte seinen Arschficksong geschrieben 2004, der ihn auch als Pornorapper sehr bekannt gemacht hat, - das ist ein parallele Entwicklung gewesen, einerseits Youpornisierung – plötzlich weiß buchstäblich jedes Kind, wo man solche Clips herbekommt, und andrerseits hören sie das auch von ihren Rappern weil die … Witze machen, die pornographischen Ursprung haben. Sprecherin: Faktisch gibt es keine Zensur mehr. Niemand muss seinen Ausweis vorzeigen, um auf Sexportale zu kommen. Und auch wenn Sidos „Arschficksong“ als jugendgefährdend auf den Index kam; im Internet war er jederzeit zu hören. Pornografische Inhalte werden aufs Handy

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geladen oder kommen direkt aufs Smartphone. Oder die Teenies drehen selbst Nacktclips und schicken sie sich gegenseitig zu. - Seitdem ist ‚Pornoalarm‘ ausgerufen. Musik (Sido hochziehen??) Sprecherin: Die holländische Journalistin Myrthe Hilkens warnt in ihrem Buch „McSex – Die Pornofizierung unserer Gesellschaft“ dass Sex zu einem billigen Massenkonsumartikel geworden sei. Dass Sex für manche Mädchen ein ganz gewöhnliches Tausch-, Macht- und Zahlungsmittel darstelle. Der Berliner Gründer der Arche, einer Kindertagesstätte für Straßenkinder, Bernd Siggelkow, veröffentlichte vor einigen Jahren ein Buch „Deutschlands sexuelle Tragödie. Wenn Kinder nicht mehr lernen, was Liebe ist“. Berichtet wird darin von 11jährigen, die sich schämen, weil sie noch nie Geschlechtsverkehr hatten. Von einer 17jährigen, die schon mit 51 Jungs im Bett war. Und die Medien schrecken mit Berichten von 14jährigen, die sich zum Gruppensex treffen. Oder vom Gangbang, wo eine ganze Gruppe Jungs über ein Mädchen herfällt. Und natürlich, es gibt sie, diese fast noch Kinder. Sie kennen Sex. Aber Liebe kennen sie kaum.

O--Töne Jugendliche: 031 O Junge 1: Ich bin Cheets, bin 16 Jahre alt, komme aus Hellersdorf, hatte inzwischen – Moment, da muss ich nachgucken – mit 11 Mädchen Sex gehabt. … Junge 2: Beim ersten Mal war ich 11, mit Daniela, die war 12. …. Sprecherin: „Pornos im Internet, Modells im Bonding-Outfit und Top-Model Shows im Privaten erschweren die Entwicklung eines positiven Körperbildes und einer ichbezogenen Sexualität“, behauptet Stephanie zu Guttenberg in ihrem Buch „Schaut nicht weg“ gegen sexuellen Missbrauch und Kinderpornografie. Und in einer Talkshow warnt die Ehefrau des ExVerteidigungsministers:

O--Ton Stephanie zu Guttenberg: 032 O Alles was wir heute sehen, ist sexuell aufgeladen und das rieselt ja auf die ein… Es gibt die Umfrage einer amerikanischen Psychologin, dass ein großer Prozentsatz von Mädchen, die sagen, das es wichtiger ist, sexuell attraktiv zu sein als geistig intelligent. ...: es gibt auch Wohlstandsverwahrlosung, wenn die sich zunehmend Pornos und Gewaltpornos anschauen, das senkt die Schwelle.

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Sprecherin: Auch Wolfgang Büscher; Mitarbeiter der Berliner Arche, sieht eine fatale Entwicklung:

O--Ton Wolfang Büscher: 033 O „Sie brauchen nur einen Button zu klicken, wo steht: Bist du schon 18: Ja oder Nein und Sie können den Button auch schon mit 11 anklicken. Wenn Sie damit aufwachsen, dann können Sie später nicht mehr für sich entscheiden, ob sie so etwas mal machen wollen oder nicht. Das wird wie eine Sucht.“ Sprecherin: Verroht die Jugend, weil sie vergessen hat, dass Liebe mehr ist als feiern, vögeln oder Pornos schauen? Halten Jungs die Mädchen an ihren Schulen nur noch für „geile Schlampen“, mit denen sie, wann immer sie wollen, Sex haben können? Im vergangenen Jahr misshandelten und vergewaltigten ältere Jugendliche sechs 13jährige in einem Ferienlager auf Ameland. War das nicht auch ein Indiz dafür, dass eine „Generation Porno“ heranwächst, die nur noch auf der Suche ist nach hartem, aggressiven Sex?

O--Ton Uwe Sielert: 034 O Es gibt eine Reihe von Kindern und Jugendlichen, die in Zusammenhängen aufwachsen, … wo vielleicht Erregung von vornherein mit Gewalt auf den eigenen Körper, die eigene Seele verbunden war. Sprecherin: Uwe Sielert ist Professor für Sexualpädagogik an der Universität Kiel. Er bestreitet nicht, dass es sie gibt: sexuell verwahrloste Jugendliche, die Porno und brutalen Rap für die Realität halten. Doch sind es nicht nur die Pornos, die sie prägen, meint Sielert. Sondern vor allem ihr Elternhaus.

O--Ton Sielert: 035 O Und es kann dann durchaus sein, dass Kinder und Jugendliche mit einem solchen Skript ihre sexuelle Karriere starten. Und dann Dinge aus der Pornografie, auch aus der Hardcorepornografie an die sie herankommen, wenn sie das bewusst machen, im realen Leben ausprobieren wollen.

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Sprecherin: Es sind vor allem Kinder, die selbst früh Gewalterfahrungen ausgesetzt waren, Kinder aus zerrütteten Elternhäusern, die zu frühem, rohem Sex neigen. Und auch junge männliche Migranten aus den sogenannten bildungsfernen Schichten können zu dieser Problemgruppe gehören.

O--Ton Sielert: 036 O Es gibt eine große Gruppe von Traditionalisten des Migrantenpublikums, vor allem der Jungen, … die ihre Sehnsucht auch was zu sein, so’n männliches Gefühl von ‚ich bin bedeutsam‘ nur erzeugen können, indem sie besonders provozieren. Und indem sie auch versuchen, möglichst viele sexuelle Beziehungen einzugehen. … Auch weil sie ihren Eltern gegenüber nicht mit ner deutschen Freundin kommen können, weil sie vielleicht schon verheiratet sind oder werden sollen mit einer Muslimin. Also werden deutsche Freundinnen auch zum sexuellen Lernen gebraucht und insofern spielt ein Partnerwechsel ne große Rolle. Und es spielt auch ne großer Rolle, dass Pornografie und auch gewaltsame Pornografie konsumiert wird und auch damit angegeben wird, dass es konsumiert wird. Sprecherin: Früh schon, so fasst Uwe Sielert die Erkenntnis der Sexualwissenschaft zusammen, entwickeln Jugendliche sogenannte „Love Maps“, die steuern, was Menschen erotisch und sexuell bevorzugen. Drehbücher sozusagen, wie sie das Sexualleben mit ihren Partnern gestalten wollen, wie sie flirten, küssen, ja, welche sexuellen Präferenzen sie haben. Doch diese LoveMaps haben viel damit zu tun, was Kinder von ihren Eltern gelernt haben. Welchen körperlichen Umgang Männer und Frauen in ihrer Umgebung pflegten, ob Händchenhalten oder Küssen zum elterlichen Repertoire dazu gehörten. Durchaus können dann später auch Porno-Elemente solche „Lovemaps“ prägen – aber eben als eine Erfahrung, neben vielen anderen.

O--Ton Sielert: 037 O Unter der … Voraussetzung, dass die Biografien halbwegs normal verlaufen, also Kinder und Jugendliche ein gutes Verhältnis zu ihrem eigenen Körper haben, also auch widerständig sein können, Dinge die sie nicht mögen, wenn sie an sie herangetragen werden, abzulehnen. Oder wenn sie wissen, auf meine Bedürfnisse wird Wert gelegt, ich kann auch meinen Körper als Lustquelle benutzen, um auch bestimmte Frustrationserfahrungen im Alltag zu kompensieren, auch mit Pornografie vielleicht. Dann ist der Zugang zu Pornografie im Internet überhaupt nicht das große Problem, weil wir wissen, dass eben die Medien nicht in so ein leeres Gefäß

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fallen, sondern in eine bestimmte Vorprägung in bestimmte Skripte oder Lovemaps, die schon sehr früh geprägt sind. Sprecherin: Die meisten Jugendlichen, meint Uwe Sielert, können durchaus zwischen dem - so ein Filmtitel des Medienprojekts Wuppertal - „Geilen Scheiß“ des Pornos und der Realität unterscheiden. MUSIK: MUSIK: Rap, Z.B. Bushido „Gangbang“ unterlegen: Sprecherin: Dasselbe gilt auch für die Beliebtheit des sogenannten Porno-Rap. Eltern und Pädagogen sind geschockt über die sexistischen, frauenverachtenden Texte dieser Musik. Der Konsum solcher Songs hat allerdings vor allem die jugendtypische Funktion einer Abgrenzung gegenüber der Wertewelt der Erwachsenen.

O--Ton Gottberg: 038 O Es geht auch um das Verlassen von traditionellen Wertevorstellungen aus der Erwachsenenwelt und typisches Jugendphänomen: ‚Wir wollen uns mal mit allem Möglichen beschäftigen, was es gibt.‘ Sprecherin: Joachim von Gottberg ist Geschäftsführer bei der Freiwilligen Selbstkontrolle Fernsehen:

O--Ton Gottberg 039 O …D.h. die Angst, dass nun alle Leute, die Bushido und Sido und Eminem hören, diese Dinge eins zu eins übernehmen, ich glaube, diese Sorge müssen wir nicht haben. Ev. Musik hochziehen O--Ton Gottberg: 040 O Ich erinnere an meine eigene Jugend, also was ich so in meiner eigenen Jugend an drogenverherrlichenden Songs gehört habe, wenn ich das eins zu eins übernehmen würde, dann müsste ich heute ein völlig anderer Mensch sein, ….

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Sprecherin: Auch der Journalist Johannes Gernert warnt vor der Unterstellung, dass Jugendliche das, was sie im Porno sehen, dann zu Hause mit der Freundin umsetzen.

O--Ton Gernert: 041 O Ich denke, da muss man trennen zwischen dem, was in der Pornographie passiert, und dem was in Teenager-Zimmern passiert, was Jugendliche da tun, untereinander auch, und dem was sie sagen nach außen – das sind ganz unterschiedliche Ebenen. Musik PornoRap hochziehen

O--Ton Gernert: 042 O Da geht es manchmal nur darum, dass man Leuten ordentlich vor den Karren fährt, wenn man sagt: ich fick dich, oder: ich fick deine Mutter. Oder: Hurensohn – oder was auch immer. … Mit 15, 16, 17 Jahren –beginnt eine Abkapselung, die man Pubertät nennt. Und der Kern der Pubertät ist ja, dass man anders sein will in der Regel als seine Eltern, sich abnabeln und loslösen will, - gerade deshalb können so pornographische Reime eine Strategie sein oder ein Mittel, wie man Andersartigkeit zeigt, oder wie man Differenzen markiert, - indem man zeigt: du sagst nie Scheiße, du sagst nie ficken, du sagst nie Porno, du drückst dich immer ganz etepetete aus, dann werde ich jetzt mal ganz verschärft damit anfangen, um dir mal zu zeigen, ich bin ein eigenständiger junger Mensch und ganz schön aufregend in dem, was ich da so tue. Musik Ende 043 OO-Ton Collage Collage: (Gesamtschule Düren, Schüleratmo, Kreischen) Guten Morgen ... Guuuuteeeeen Morgen zusammeeeen. - Mein Name ist Ruth Mais, ich komm von der Familienberatung Donum Vitae und werde gleich mit den Mädchen arbeiten. Mein Name ist Walter Oreschkowitsch, ich komm von der Sexualberatung Pro Familia und ich werde gleich mit den Jungs arbeiten. (LÄRM) Sprecherin: Gesamtschule Düren. Klasse 6a.

044 Collage (Fortsetzung) Heute Morgen haben wir hier 1,5 Stunden zusammen zu dem Thema Liebe, Sexualität, Pubertät, Menstruation. Zu allem, was gerade so spannend ist. ….

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Sprecherin: Mit einem Köfferchen sind sie angerückt, die Sexualberaterin von Donum Vitae, Ruth Mais, und Walter Oreschkowitsch von Pro Familia. In dem Köfferchen befinden sich Plüschvaginen, diverse Kondome sowie Plastikpenisse unterschiedlicher Größe. Die baut Walter Oreschkowitsch auf und die 12- und 13jährigen Schüler können Kondome drüberstülpen. Wenn sie das richtig machen und noch dazu wissen, wie man Kondome sachgemäß lagert, kriegen sie einen „Kondomführerschein“ ausgestellt. Und natürlich können die Jugendlichen Fragen rund um Körper und Sexualität stellen.

O--Ton Schüler Schüler: (Gesamtschule Düren) 045 O Junge 1: Ich … hab eigentlich nix gelernt, weil ich schon viel wusste. Junge 2: Ich wusste auch sehr viel, auch mit nem Kondom überziehen, das hat man ja schon vorher oft gemacht. Sprecherin: Cool erklären die Jungs und Mädchen nach der Stunde, dass sie eigentlich gar nicht mehr viele Fragen hatten.

O--Ton Schüler Schüler: (Gesamtschule Düren) 046 O Mädchen: Also, gelernt haben wir, wie zwei Frauen miteinander schlafen und ... wie Männer miteinander schlafen und ... Junge: wir haben schon gemerkt, wie man die Frau mehr zum Spaß bringen kann, also dass man nicht nur den Penis reinsteckt, sondern dass man auch Methoden machen kann, wo sie mehr Spaß hat. Sprecherin: Sie geben sich – tabulos. Diskutieren darüber, wer oben und wer unten liegen soll, wie lang ein richtiger Penis und dass das Vorspiel für Mädchen wichtig ist. Pornos, ja, einige haben auch schon Pornos gesehen. - Und trotzdem klingen sie eigentlich ganz romantisch, wenn sie von ihren ersten Erfahrungen mit dem anderen Geschlecht erzählen.

O--Ton Schüler Schüler: (Gesamtschule Düren) 047 O Junge: ... Dass man ne Freundin hat und die Liebe, das merkt man in der Pubertät, dass die Liebe ne große Rolle spielt. Also Sex auf keinen Fall, so in meinem Alter, aber Liebe gehört schon dazu. Mädchen: Ich glaube, Sex beschäftigt uns noch nicht, aber viele sind verliebt und

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wissen halt nicht, was sie da machen sollen oder ob das schon ok ist, wenn man nen Zungenkuss miteinander hat. Junge: Das gehört zur Liebe dazu, umarmen, küssen, schmusen. Junge: Sex haben und Liebe das ist ja was anderes, oder küssen z.B. man kann sich ja auch küssen, ohne Sex zu haben, muss ja nicht alles das gleich sein. … Sprecherin: Und wann hat man das richtige Alter für Sex?

O--Ton Schüler Schüler: (Gesamtschule Düren) 048 O Junge: Frühestens mit 15 oder 16, früher will ich auch noch keine nackte Frau sehen. Mädchen: Ich finde mit 16 oder 17, 16,17, 18 Jahre, vorher ist es ja gar nicht erlaubt. Sprecherin: Solche Angaben decken sich mit den Ergebnissen der Dr. Sommer-Studie der Zeitschrift Bravo. Die vermeintliche Generation Porno ist bei weitem nicht so frühreif wie suggeriert wird. Das Alter, in dem Jugendliche ihre sexuellen Aktivitäten entwickeln, hat sich seit Jahren kaum geändert.

O--Ton Kniep: 049 O Den ersten Kuss auf den Mund den haben Mädchen so mit 12 Jahren, dann geht’s weiter so mit Zungenküssen, so zwischen 13 und 15, erstes Petting so zwischen 15 und 16. Und was viele nicht denken, das ‚erste Mal‘ erleben Jungen und Mädchen zwischen 16 und 17 Jahren. Sprecherin: Auch die beiden Sexualpädagogen Ruth Mais und Walter Oreschkowitsch geben Entwarnung. „Voll porno“ sind die Fragen und Probleme der Jugendlichen in ihren Beratungsstunden nicht.

O--Ton Oreschkowitsch: 050 O Je älter die sind, umso konkretere Fragen werden auch gestellt. Bei älteren Jungs, die auch Beziehungen haben, gibt’s z.B. die klassische Frage, wie lang muss ich denn können? Und dahinter steckt die Frage nach dem vorzeitigen Samenerguss. Oder ich weiß gar nicht, ob das Mädchen zum Orgasmus kommt, woran erkenne ich das, bin ich gut? … O--Ton Mais: 051 O Bei Mädchen merk ich zunehmend, dass es das Thema gibt, bin ich richtig ,mit dem Jungen,

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mach ich’s richtig, verlässt der mich, wenn ich nicht all das kann, was man im Internet sehen kann, wie krieg ich nen Orgasmus? Ich hab den ersten Sex gehabt und so toll fand ich den gar nicht. Alle reden immer, dass es schön ist, aber das merk ich gar nicht. Sprecherin: Oft sind es sogar, meint Marthe Kniep vom Bravo-Dr. Sommer-Team, die altvertrauten Fragen, die sich stellen, wenn Jugendliche erste körperliche Kontakte haben.

O--Ton Kniep: 052 O Wir haben das 40jährige Jubiläum von Dr. Sommer-Team zum Anlass genommen durchs Archiv zu gehen, erstaunlicherweise das hat sich über die Zeit gar nicht so sehr gewandelt. … Die meisten Fragen, die das Dr.-Sommer-Team erreichen, drehen sich um das, was in der Pubertät spannend ist, drehen sich um Liebe, Küssen, Ansprechen, das erste Mal, aber auch der erste Liebeskummer, aber auch alle Fragen zur körperlichen Entwicklung, .wann das endlich losgeht mit dem Wachstum von speziellen Körperteilen, … Musik: Popmaschinen (Apollo Schwabing)

Bist Du die Liebe? Bist du Romantik? … Wir sind Popmaschinen. Ihr müsst uns bedienen. Wir sind Popmaschinen … Sprecherin: Hinter hämmerndem Elektro, hinter provozierenden Klingeltönen wie „Reich die Muschi rum“ verbergen sich verletzliche Sehnsüchte und Wünsche. Die Jugendlichen heute suchen genau wie andere Generationen zuvor nach Gefühl und Nähe. Nach Liebe:

O--Ton Milena: 053 O Ja, das finde ich sehr wichtig, darum geht es in einer Beziehung – um Liebe. Sprecherin: Milena, 17 Jahre, Schülerin:

O--Ton Milena: 054 O Wenn man mit jemandem zusammen ist, - bei mir ist es so, dass ich dann auch Gefühle für denjenigen haben muss, denn sonst kann ich keine Beziehung führen.

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Sprecherin: Der zynisch anmutende Jargon, wenn sich Freundinnen am Telefon mit „Du alte Schlampe“ begrüßen, schützt wie eine zweite Haut: ein Stück Anpassung an die entzauberte Sexualität des Porno. Doch hinter den coolen Sprüchen erweisen sich viele Jugendliche als ausgesprochen romantisch und mit konservativen Wertvorstellungen: wichtig sei eine feste Beziehung, wo man sich gut versteht. Und vor allem Treue.

O--Ton Milena: 055 O Treue ist mir sehr wichtig. Ich bin selber treu in einer Beziehung und erwarte das auch von meinem Partner, generell neige ich auch mal zu Eifersucht, d.h. ich könnte damit nicht umgehen, wenn mein Partner was mit jemand anders macht, fremd geht oder sonst was … Sprecherin: Die meisten Jugendlichen haben ihren ersten Sex in einer festen Partnerschaft. Die jüngste Untersuchung der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung stimmt im Ergebnis mit der Bravo-Studie überein. Erst mit 16, 17 Jahren werden Jungen wie Mädchen im Durchschnitt sexuell aktiv. „Ihnen ist es offensichtlich wichtig, erst den richtigen Partner zu finden“, erklärt Elisabeth Pott, die Direktorin der Bundeszentrale. Über ein Drittel der 17jährigen hatte noch gar keinen Geschlechtsverkehr. Die vermeintliche „Generation Porno“ sei, wenn man von den sozialen Problemgruppen absieht, viel braver, vorsichtiger und verantwortungsbewusster als ihr Ruf. - In Wirklichkeit also Kuschelsex statt Gangbang-Party?

O--Ton Kniep / Bravo: 056 O Erfreulicherweise ist es so, dass auch heute für Jungen und Mädchen das Thema Romantik wichtig ist und das Liebe unbedingt dazu gehört. Vor allem wenn es um das erste Mal geht, muss es der oder die richtige sein. Aber natürlich gibt es dann mit zunehmender Erfahrung auch Mädchen oder Jungen, die dann aus Neugierde oder Lust nicht immer aus großer Liebe sich sexuell begegnen. O--Ton Milena: 057 O Entweder ist man in einer Beziehung …. oder aber man ist auf Spaß aus, was auch mal in Ordnung ist, auf Partys, und macht da mal rum und hat Spaß mit anderen Typen ohne verliebt zu sein oder Gefühle zu haben. Sprecherin: Vor allem ältere Jugendliche wissen ihre Erfahrungen zu sortieren, unterscheiden zwischen

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Vergnügen und Liebe, zwischen One-night-stand und Beziehung. Sexualität ist nicht grundsätzlich von Gefühl, Nähe und Verantwortung abgekoppelt. Und auch Familie und Ehe scheinen durch die „Generation Porno“ keineswegs bedroht - im Gegenteil:

O--Ton Schüler Schüler: (Gesamtschule Düren) 058 O Mädchen: Wenn ich groß bin, möchte ich einen Mann haben und zwei Kinder, am besten einen Jungen und ein Mädchen. - Also ich auch einen Mann und ein oder zwei Kinder, aber am besten ein Mädchen und ein Junge. Junge: Ich hab noch keine richtige Vorstellung, ich warte noch ein paar Jahre. Ich will auf jeden Fall n Kind haben und ja, ein Kind wär schon drin. ... Man muss ja die Welt weiterbauen. Musik: (Peter Peter Fox, Haus am See) Musik Und am Ende der Straße steht ein Haus am See. … Ich hab 20 Kinder meine Frau ist schön. Alle kommen vorbei ich brauch nie rauszugehen. … Haus am See Sprecherin: Familie, Kinder, ein Häuschen mit Garten und Hund. Und möglichst einen Partner fürs Leben. Die Lebensentwürfe der Jugendlichen sind bürgerlich-konservativ, lautet das Fazit der ShellJugendstudie 2010. Generationenkonflikt – Fehlanzeige. Mehr als 90 Prozent der Kinder aus stabilen sozialen Verhältnissen hätten nach eigenem Bekunden ein gute Beziehung zu ihren Eltern. Unterstützt, aber nicht gegängelt fühlt sich der Nachwuchs. 69 Prozent wünschen sich eigene Kinder, die sie im Großen und Ganzen genauso erziehen würden.

Trenner: (ev. weiter Peter Fox, Haus am See) Musikalischer Trenner Sprecherin: Die Jugend trägt einen Januskopf. Auf der einen Seite zeigt sich die Sehnsucht nach Liebe, Bindung und Treue, am besten für immer. Auf der anderen geistern Vorstellungen umher von Gangbang, Analverkehr oder Dildo-Orgasmus. Ist also die Rede von der „Generation Porno“ eine einseitige und verzerrte Sicht der Jugend, Ausdruck einer „Moralpanik“, wie es der Sexualwissenschaftler Uwe Sielert nennt? Natürlich gucken Jungs Pornos, weil es sie erregt. Aber – dient es am Ende auch noch der Aufklärung?

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059 Collage Geiler Scheiß: Victor: Im Biologieunterricht bekommt man irgendein Blatt vor sich hingelegt. Da ist die Klitoris, da ist … keine Ahnung, kenne die ganzen Namen nicht. … Das erste Mal, wo du so richtig in eine Vagina reinschaust ist halt, wenn du einen Porno siehst. … Porno, da ist halt Aufklärung pur. … Joschi: … So würdest du eigentlich nie sehen, wie ein Mädchen nackt aussieht, erst wenn du dann mal wirklich ein Mädchen vor dir hast und du weißt eigentlich schon, was auf dich zukommt. …. Bruno: Pornos haben meine Sexualität insofern verändert, dass ich ein guter Ficker geworden bin. O--Ton Sielert: 060 O Die Jungen sagen, das ist endlich mal das, was wir auch wissen wollen, was ihr uns in der Sexualerziehung und in der Schule … bisher nicht erzählt habt, wie das läuft, ob es nen GPunkt gibt und oder wann ich eine Erektion bekomme, wann nicht, wie lange das geht oder wie Mädchen reagieren auf Wünsche von mir, … und da hat Pornografie in dem Sinne wie Jugendliche das definieren, nämlich ‚geiler Scheiß‘ also wohl eine Funktion der Aufklärung. ... Und da sind wir im sexualpädagogischen Bereich so weit zu sagen, so etwas das ist nicht das Problem. Sprecherin: Doch das die Jungs beim Pornogucken vor allem was lernen können, ist auch nicht die ganze Wahrheit. Marthe Kniep vom Bravo-Dr. Sommer-Team glaubt zwar weniger eine Verrohung oder Verwahrlosung der jugendlichen Pornokonsumenten festzustellen. Aber eine Verunsicherung.

061 OO-Ton Kniep: Das fängt schon an damit, dass Mädchen fragen, wie laut muss ich stöhnen, oder dass Jungen sich fragen, wenn sie nach 5 Minuten zum Orgasmus kommen, dass sie doch noch länger hätten durchhalten müssen und sich Stress machen. Dass es aber auch um körperliche Dinge geht, wie muss ‘ne Vulva aussehen, da gibt es ja auch so den Wunsch nach Schönheitsoperationen an Geschlechtsteilen, da wird auch viel in die Köpfe gepflanzt, was da nicht hingehört. Und genauso die berühmte Frage, muss Sperma spritzen, so in diesen Minidetails gibt es durch die deutliche Art diese Sexualität zu zeigen, so subtile Verunsicherung. Also, die wissen schon dass das ohne Liebe ist, das ist es nicht, sondern diese unterschwelligen Sachen.

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062 Auszug Geiler Scheiß: Tebessa: Ich denke schon, wenn man Pornos guckt, dass man da leichter damit umgeht, mit Sex und lockerer, aber ich kann mir schon vorstellen, dass da so eine Verrohung kommt. Sprecherin: Der – intensive – Konsum von Pornografie verrückt Grenzen. Sowohl im Hinblick auf die Begutachtung des eigenen Körpers, aber ebenso im Blick auf die Geschlechterrollen und auf den Umgang mit der Sexualität. Der Porno suggeriert, dass Männer ständig können, und Frauen immer wollen. Und zwar genau das, was Männer sich wünschen. 063 OO-Ton Frank Herrath:

Da wird vor allem männliche Sexualität von Frauen bedient, Sprecherin: Frank Herrath, Sexualpädagoge. 064 OO-Ton Frank Herrath:

Das ist ein Menschenbild, das den Mann zum Bestimmer macht und die Frau zu Erledigung männlicher Wünsche. Sprecherin: Der Porno dreht das Rad der Geschichte zurück, als hätte keine Emanzipation stattgefunden. Als hätte es nie eine Frauenbewegung gegeben, die eine Diskussion über weibliche und männliche Sexualität erzwungen hat. Im Porno herrscht allein der Phallus. Da werden Schwänze gelutscht, in alle erdenklichen Körperöffnungen gesteckt, zwischen Brüsten gerieben und Frauen - so suggeriert der Porno - finden einzig darin ihre Lust. Der Porno ist eine gigantische Männerfantasie.

065 Auszug Geiler Scheiß: Fortsetzung: … Bruno: Ich denk schon, dass Pornos mich negativ beeinflusst haben, wie ich die Frauen jetzt betrachte und so. Manchmal denk ich mir, wenn die mir echt so auf den Sack gehen: einfach nur ficken oder so. ich weiß nicht, ich habe dann, denke ich mal, zu viele Pornos geguckt. … Joschi: Wenn du schon früh anfängst, zuerst denkst du dir: Ah! Und wirst noch erregt dadurch, aber je öfter du das guckst, das stumpft dich ab.

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O--Ton Gernert: 066 O Das klassische Beispiel ist immer Analverkehr. Wie viele Menschen haben Analverkehr? Da gibt es von Sexualforschern so grobe Zahlen, das seien etwa 5 Prozent, und wenn man Leute, die viel Pornos sehen fragt, dann schätzen die mindestens 20 oder mehr. … Und wenn man denkt, dass es normal ist, dass man Frauen schon einmal ungefragt den Penis bis in den Hals schiebt, … oder dass es normal ist, dass sie am Ende eines sexuellen Aktes vor einem auf dem Boden knien und eine Ladung Sperma ins Gesicht bekommen, - dann hat man so eine leicht verzerrte Weltwahrnehmung wahrscheinlich. Das muss gar nicht bedeuten, dass man das selber tut, bei seiner eigenen Freundin oder seinem eigenen Freund, - aber das bedeutet schon, dass es gewisse Vorstellungswelten prägt. Und damit muss man sich kritisch beschäftigen. Sprecherin: Die Pornoflut aus dem Netz erfolgreich einzudämmen, das scheint eine Illusion. In der Tat wäre vielen Eltern wohler, wenn sie wüssten, dass ihre Kinder vor brutalen Sexseiten geschützt wären und sie einfach nicht zu Gesicht bekämen!

(Dieser Absatz entspricht nicht der ausgestrahlten Sendeversion!) O--Ton Stephanie zu Guttenberg: 067 O Der internetfähige Computer steht an einem Ort im Haus, wo man immer als Erwachsener hinten vorbeigehen kann, das muss man früh anfangen, nicht erst wenn die Kinder schon 14 sind. Sprecherin: Stephanie zu Guttenberg hat zwei Kinder im Grundschulalter.

O--Ton Stephanie zu Guttenberg Guttenberg: 068 O Ich habe mit denen einen Internetvertrag geschlossen, … die meisten Kinder haben das ganz gern, denn Sie nehmen sie in die Verantwortung, Sie unterschreiben auch, und auch Sie müssen sich daran halten, da regeln Sie Zeiten, Seiten, Chatrooms, die besucht werden dürfen und andere nicht. Sprecherin: Wenn es keine gesetzliche Lösung gibt - und ein nationaler Alleingang brächte hier wenig erreichen elterliches Hinsehen und Abmachungen mit dem Nachwuchs wahrscheinlich mehr, als technische Kontrolle. Allerdings: Den Rechner zu Hause können Eltern vielleicht sperren, -

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obwohl ihre Kinder in Sachen PC meist fitter sind - aber die Hardcore-Clips sind ohnehin längst auf den Notebooks oder Smartphones der Klassenkameraden angekommen. Am Ende kriegen die eigenen Kinder die Pornos doch zu sehen. Musikalischer Trenner Sprecherin: Der Kampf der Kontrolleure im Dienst des Jugendschutzes wird immer schwieriger, das weiß auch der Geschäftsführer der Freiwilligen Selbstkontrolle Fernsehen, Joachim von Gottberg aus seiner täglichen Arbeit. Er setzt auf eine zweite Strategie. Es gehe verstärkt darum, die Jugendlichen zu einem selbstbestimmten und verantwortungsvollen Umgang mit Pornografie zu befähigen.

O--Ton Gottberg: 069 O Also fragen, wie können sie einigermaßen vernünftig damit umgehen, wie integrieren sie das, was sie da sehen, in ihr Leben? Was mach ich mit der Freundin, wie verhalte ich mich? D.h. Jugendliche sollen selbst darüber nachdenken, was sie wollen. Sie sollen ehrlich sein mit sich selber und mit dem anderen, sie sollen über Sexualität mit dem Partner verhandeln, sie sollen sich überlegen, was wollen wir beide. Und man muss klar als Regel sehen, dass man nicht machen darf, was der andere nicht will. Sprecherin: Vor 20 Jahren, erklärt die französische Sexualwissenschaftlerin Jocelyne Robert, hätten sich 12jährige Mädchen fürs richtige Küssen interessiert, heute fragen sie sich, wie man einen perfekten Blowjob macht. Hardcore ist in den Kinderzimmern angekommen. Das Thema spukt in den Köpfen, da hilft kein Leugnen und kein Verdammen. Sondern nur Gelassenheit und Gespräch. Auch wenn die Beziehung zwischen Eltern und Kindern in der Pubertät kompliziert ist: zu Aufklärung und Gespräch gibt es keine Alternative. Damit die Kinder verstehen, dass Sexualität mehr ist als eine schnelle Nummer auf der Kühlerhaube oder endloses Rammeln im Bett. Und damit sie entdecken können, was Zärtlichkeit, Nähe, einander vertrauen in der Sexualität bedeutet. Musikalischer Trenner Sprecherin:

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Es gibt Bekenntnisse im Netz, dass Pornos abstumpfen. Führt die Allgegenwart von Sexualität am Ende umgekehrt dazu, dass weniger Sex praktiziert wird, dass den Menschen buchstäblich die Lust vergeht? Dass Sex alltäglich und banal wird? So wie „voll Porno“, jenes Modewort der Jugendsprache, ja eigentlich auch nur heißt: „wie toll“. Die meisten Jugendlichen identifizieren Pornografie durchaus realistisch als das, was sie wirklich ist: als „geilen – Scheiß“ nämlich, so der Titel des Films über Jugendliche und Pornografie des „Medienprojekts Wuppertal“.

Scheiss: iss: 070 Auszug Geiler Sche Victor: Zumindest unsere Generation ist mit Pornografie aufgeklärt worden. So sehe ich das halt. Daher denke, dass Pornografie für mich oder unsere Generation was ganz Normales ist. Jana: Ich denke, dass viele der älteren Generation damit nicht zurechtkommen, dass sich unsere ganze Gesellschaft geändert hat und nicht nur die Jugendlichen. Sprecherin: Und was ist dann mit der Generation Porno? - Vielleicht, meint der Münchener Sexualpädagoge Michael Niggel, gibt es das Zeitalter Porno. Und mehr nicht.

Musik: (zur Ausblende) Absage: Sprecher (Zitator) Das war: Generation Porno? Jugendkultur zwischen Internet-Sex und romantischer Liebe Von Ingeborg Breuer und Peter Leusch Es sprachen: Johanna Gastdorf und Louis Friedemann Thiele Ton und Technik: Beate Braun und Gunther Rose Regie: Uta Reitz Redaktion: Klaus Pilger Produktion: Deutschlandfunk 2011

ENDE

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