ABSCHRIFTEN DOKUMENTE ENGELSCHOFF – BURG – NEULAND

DOKUMENT:

HOLLÄNDER IN HORST // ENGELSCHOFF

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AUSARBEITUNGEN ANTON J UNGCLAUS , LEHRER UND O RGANIST IM R UHESTAND

Internet: www.engelschoff.info Original: Abschrift:

DATUM:

UM 1950

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INHALT - KURZFORM: Ursprung und Name des Dorfes, niedergeschrieben von Anton Jungclaus, Lehrer und Organist im Ruhestand. 1. Abschrift 24.10. 1965

2. Abschrift 12.10. 1988 / 17.03.98

TEXT: Holländerkolonien an Weser , Elbe und Oste ( 2. Ausführung ) Anmerkung von Herrn A. Jungclaus in einem seiner Aufzeichnungen

Im Jahre 2056 wird das Kirchspiel Horst 500 Jahre lang evangelisch-lutherisch gewesen sein. Möge dieses Heft bis dahin erhalten bleiben. Vom Jahre 1106 an kolonisierten Niederländer im damaligen Erzbistum Bremen, zu dem außer dem jetzigen Bremer Gebiet auch der größere Teil des heutigen Regierungsbezirkes Stade gehörte. Die Besiedlung und Kultivierung ausgedehnter Sumpfgebiete an den obigen Flüssen wenn nicht immer auf Veranlassung, so doch stets mit Bewilligung Bremer Erzbischöfe, die vor 1648 nicht nur christlicher Führer, sondern auch die weltlichen Regierer ihres Sprengels waren. Einen Einblick in die Siedlungstätigkeit damaliger Zeit, als in den Händen damaliger Führer nicht nur der Hirtenstab, sondern auch das Schwert ruhte, vermitteln nachstehende Mitteilungen aus folgenden einschlägigen Schriften: - Stader Copiar vom Jahre 1420 Es ist dies ein im vormals königlichen Archivs zu Stade verwahrtes Copiarbuch des Bremer Domkapitel (Geistlichkeit am Bremer Dom), aus dem die kirchliche Einteilung der Diözese Bremen hervorgeht, wie solche im Jahre 1420 bestanden hat. In Druck gegeben ist das in lateinisch verfaßte Buch von Wilhelm von Hardenberg. - Altes und Neues aus den Herzogtümern Bremen und Verden von J. H. Prathje, Generalsuperintendent in Stade. Prathje einer der bedeutenden Erforscher der Geschichte seines Bezirks, lebte von 1710 bis 1791 Sein sterblich Teil wurde am ). Februar 1791 in der Kirche zu Bremervörde zur Ruhe gebettet. - Heimatkunde der Herzogtümern Bremen und Verden und des Landes Hadeln von Dierke und Schröder, Verlag A. Pockwitz Stade 1880 Den geographischen Teil bearbeitete der durch seine Karten weithin bekannt gewordene Schulrat C. Dierke, Direktor des Stader Lehrerseminars von 1870 -bis- 1885 Der geschichtliche Teil ist Klaus Schröders Werk. Schröder, der von 1875 bis 1996, also reichlich 40 Jahre im Stader Seminar gewirkt hat, und somit Lehrer vieler Lehrer gewesen ist, entstammte dem vormaligen Amt Zeven. Die Stätte seiner Kindheit war das Schulhaus indem zum Kirchspiel Wilstedt gehörigen Dorfe Vorwerk. Als Heimatforscher, dem es vornehmlich um volkstümliche Darstellung der Heimatgeschichte zu tun war, war Seminarlehrer Schröder würdiger Nachfolger des bereits genannten Superintendenten Pratje. Wie es in den durch Niederländer zu kultivierten Gebieten aussah, darüber vermittelt uns Schröder eine ziemlich klare Vorstellung, da er sagt : „ Wenn man zur Sommerzeit einen Gang durch die Niederungen der unteren Weser und Elbe macht, dann merkt man es nicht mehr, daß da wo das Auge jetzt eine schöne Wiese und üppige Kornfelder erblickt, einst nur wüstes, unwirtliches, häufigen Überschwemmungen ausgesetztes, mit Erlen, Birken und Weiden (Wicheln) durchwachsenes Moor- , Sumpf- und Brachland zu sehen war und doch ist dem so.“ Datei: DOKUMENTE_ENGELSCHOFF_ABSCHRIFT_A_JUNGCLAUS_001

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ABSCHRIFTEN DOKUMENTE ENGELSCHOFF – BURG – NEULAND Siedlungen an der Weser Der erste von dem wir wissen, daß er den verborgenen Wert dieser Sumpf- und Bruchländereien mit klaren Blick erkannte, ist kein anderer als der bekannte Erzbischof Adalbert von Bremen. (1043 - 1073) Er ließ sich deswegen für die Bremer Kirche vom Kaiser einen großen Strich solcher Brüche an den Beiden Ufer der Weser überweisen, um sie urbar machen zu lassen, jedoch fand er zur Ausführung dieses Planes keine Muhse. Die Sache blieb längere Zeit liegen. Im Jahre 1106 kamen, nicht gerufen, Auswanderer aus der Gegend von Utrecht in Holland nach Bremen. Es werden genannt : Arnold, Fardold, Helekin, Hako, Referik und der Priester Hein .... ? (Stader Archiv Jahrgang 1935) Diese Holländer baten Erzbischof Friedrich, sich in den unbebauten Sümpfen unweit Bremen niederlassen zu dürfen. Sie mochten und durften es wagen , die Kultivierung dieser wüsten Landstriche in Angriff zu nehmen, denn sie wußten damit umzugehen, war doch in den Niederlanden zu jener Zeit (12 Jh.) der Deichbau bereits gut bekannt, denn schon um das Jahr 1000 nach Christi war man daselbst mit dem Eindeichen des teils nur wenig über dem Meeresspiegel liegenden Boden angefangen. Friedrich wies ihnen eine große Strecke Landes zwischen der unteren Wümme und der Weser, dem heutigen Bremischen Horn und Oberneuland zur Anlage einer Kolonie an. Dieses Gebiet führt nach seinen Bebauern noch jetzt den Namen Hollerland. Der zwischen diesen Siedlern und dem Erzbischof Friedrich geschlossener Vertrag enthält die Grundlagen des späteren „Hollischen Rechts“ , des „JUS HOLLANDIA“ H.P. Sievers --- Stader Archiv neue Folge 1935 Jeder Hof zahlt einen jährlichen Anerkennungszins von einem ..... zu verzehnten sind Schafe, Schweine, Ziegen, Gänse, Honig, Flachs. Von den Feldfrüchten die elfte Garbe, der Vimmen gegeben ????? Kirchen dürfen sie bauen wo sie wollen, doch ist eine jede derselben mit einer Hufe zu dotieren. Im Übrigen waren die Kolonisten freie Eigentümer in ihren Besitzungen. Nur für den Fall einer Veräußerung behielt sich der Erzbischof das Vorkaufsrecht vor. Die Kolonie Hollerland gedieh vorzüglich. Um 1142 machte Erzbischof Adalbert (1128 - 1148) an der linken Seite der Weser Kolonisten seßhaft. Einige Strecken bei Osterholz und Ritterehude und das Kirchspiel Bruch, ja vielleicht die ganze Osterstader Marsch verdanken ihre Besiedlung den holländischen Ansiedlern.

Siedlungen im Gebiet der Niederelbe Wie an der Weser, so wurden auch an der unteren Niederelbe Kolonisten angesetzt. Im Alten Land weisen schon verschiedene Ortsnamen auf Besiedlung dieses Gebietes durch Niederländer hin, z.B. Hollern, Hollerdeich, (Ort bzw. Deich der Holländer) ferner Ladecop, Nincop. Das Grundwort Cop (Copje, Cope) ist in diesen Ortsnamen eine Bezeichnung für Hügel, Spitze, also eine aus dem umgebenden Gelände hervorragende Anhöhe, die Schutz bietet vor andrängenden und bedrohlichen Fluten. Orte auf „Cop“ sind daher meistens als Siedlungen der Niederländer anzusprechen (Professor Dr. E. Rüther im Stader Heimatbuch vom Jahre 1909, Seite 426) wie denn auf „Cop“ endigende Ortsnamen in den Niederlanden häufig sind, z.B. Boscop (Boscoper Apfel), Breicop, Heicop, Willescop zwischen Grade, Utrecht und Wörden. Auf einer solchen Copje, nämlich einer aus dem Marschland hervorragenden Geesthügel, liegen z.B. Kirche und Pfarrei von Neuenfelde im Alten Lande. Wo solche natürlichen Hügel fehlten, da errichtete man künstliche, nämlich Wurten. Ob bereits vor der Besiedlung des Alten Landes mit Holländern und der jedenfalls von ihnen ausgeübten Eindeichung des Landes daselbst Leute auf den Wurten gewohnt haben, bleibe hier außer Betracht. Aber nicht nur daß die erwähnten auf Cop endigenden Ortsnamen auf Einwanderung aus den Niederlanden hinweisen, sondern auch noch durch Urkunden wird der Zustrom durch Holländer bezeugt. Nach solcher urkundlichen Mitteilung tauchen bereits um 1140, zur Zeit des Erzbischofs Adalberts (1123-1148) Siedler aus den Niederlanden im Alten Lande auf. Im Jahre 1143 ist die Rede von der Besiedlung des Bruchlandes bei Stade. Nach einer Urkunde vom Jahre 1149 gewährte Erzbischof Hartwig (1148-1168) , letzter Graf von Stade, den Siedlern an der Hörspe bei Bremen (nahe dem Schlachtfelde vom Jahre 1234 bei Altenesch) das Recht der Holländer sich in der Nähe von Stade niederzulassen. Von ihren sächsischen Nachbarn unterscheiden sie sich durch die eigenartigen Häusern mit den Farben- und formreichen Vordergiebel, durch die Wahrzeichen an den Giebeln, nämlich zwei Schwäne, deren jeder sich in die Brust beißt, durch die sorgfältig gepflegten Hausgärten, durch kleidsame, leider immer mehr verschwindende Tracht und durch eine Reihe von Sitten und Gebräuchen im häuslichen Leben. Von dem Schwanenzeichen, das Diercke hier erwähnt, sagt Hermann Allmers in seinem Marschenbuch, es sei in völkerkundlicher Hinsicht sehr bedeutsam. „In keiner Marsch noch Geest weit umher finden wir es. Erst in einer Gegend Nordflanderns tritt es wieder auf, ist aber auch hier schon dem verlöschen Nahe.“ Also in Nordflandern und nicht im Alten Lande sieht man das Schwanenzeichen auf den Häusern. So sagt Diercke wohl zu Recht : „Flämische Kolonisten, die von den Erzbischöfen herbeigerufen wurden, haben das Alte Land wohl im 12. Jh. Besetzt.“ Die Besetzung ist wahrscheinlich von Stade und dem Elbufer aus vor sich gegangen. Die Erzbischöfe ließen die Besiedlung regeln durch Unternehmer, Ordner, Führer, auch Lokatoren genannt. Als solche Lokatoren kommen für das Alte Land in Betracht : die von dem Jorke, die Bobbe, von Busch, von Hardesdorf, von Latekopen und von Schulte. Solchen Unternehmern nun, der im Auftrage der Grundherrschaft die Werbung und Ansetzung der Kolonisten besorgte, wurde das erbliche Schulzenamt (Vorsteheramt) verliehen. Und dieses Amt war mit mehreren Abgabenfreien Höfen der niederen Gerichtsbarkeit, meist wohl mit der Mahl- und Kruggrechtsame verbunden. (H.P.Siemers, Stader Archiv Jahrgang 1935)

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ABSCHRIFTEN DOKUMENTE ENGELSCHOFF – BURG – NEULAND Siedlungen im Gebiet der Oste Wie an der Niederelbe selbst, so entstanden auch im Bereich ihres größten Nebenflusses im Regierungsbezirk Stade, an der Oste zahlreiche Holländerkolonien. Zu diesen gehören u.a. die Holländerhöfe bei Brobergen sowie die als niederländische Kirchspiele bezeichneten Parodien Oppeln, Bülkau, Kehdingbruch und Belum, letztere mit der Domäne Holländerhof. In dem Stader Copiar vom Jahre 1420 finden wir in dieser Beziehung bemerkenswerte Mitteilungen. So heißt es allda: „ Es ist zu bemerken, daß überall in der Probstei Bremen Holländer wohnen; dieselben halten einmal im Jahr Synode; augenscheinlich im Sommer oder Frühling, ebenso die aus dem Kirchspielen Horst, Osta (Osten), Bülkow (Bülkau), Cadenberge, Oppeln, Öderqurt.“ Mit diesen Synoden sind Sendgerichte gemeint. Aus Synode ist über Synod, Syned endlich Send geworden. Nach diesbezüglichen Ausführungen im Jahrbuch der Männer vom Morgenstern (Jahrgang 24) bezog sich das Sendrecht auf Örtlichkeiten (Deich- und Straßenfrieden), und Zeiten (Gottesfriede für die Festtage und gewisse Wochentage), weiter auf alles was Witwen und Waisen, Pilgern und B_ten an (Un)? Anrecht widerfuhr, auf Befriedung der Kirche, des Kirchhofes, des gesamten kirchlichen Besitzes an Grund und Boden -dabei wurden Kirchenpfade und Totenwege besonders genannt- , auf alle kirchlichen Gerechtsame wie Zins und Zehnt, auf alle Ehesachen und sittlichen Delikte, auf Meineid und Zauberei. Es werden jährlich 2 Termine abgehalten, um Walpurgis (1.Mai) und um Michaelis(29.September). „Zu Oederquart“, so ist es zu lesen im Stader Copiar, „ ist einmal jährlich einen Tag lang Synode. In Horst findet eine Synode statt einmal im Jahre, und dort kommen zusammen die Parochie Horst und Wörden. Richter waren der Probst als Vorsitzender und die Pfarrer als Teilnehmer. Diese sollten als Ankläger Bescheid wissen, was in Kirche und auf Friedhöfen an Bußfälligen geschehen ist. Die Kirchengemeinden sollen über die Einkünfte Bescheid geben können. Die vereidigten Sendzeugen fanden mit dem Geistlichen das Urteil, daß der Vorsitzende des Gerichts dann bekanntgab. Diese Sendzeugen sind es wohl, die als sogenannte „Richter“ auf den von mancherlei befreiten Richterhöfen saßen, ihre Aufgabe, mit dem Geistlichen das Urteil zu finden. Als Beisitzer wurden erwähnt im Jahre 1630 Claus Jarck in Engelschoff (Wasserkrug), im Jahr 1681 Jost (Jobst) Jarck -Engelschoff, ferner im selben Jahr Matz Offermann -Burweg, Peter Heinsohn -Blumenthal, Johann Schlichting -Bredewisch, Jürgen Schröder -Großenwörden, Martin tem Kroge -Neuland, im Jahre 1699 Erich Schlichting -Bredewisch, Johann Schröder -Großenwörden, letztgenannter auch 1706, im Jahre 1741 Hinrich Hagenah -Blumenthal. Also nicht etwa zur Zeit der erzbischöflichen Regierung, sondern auch späterhin bestand das Richteramt; denn wenn auch nach 1648 der Erzbischof nicht mehr Landesherr war, so bestanden die Sendgerichte jedenfalls in etwas anderer Gestalt vorerst doch wohl weiter. Die Bewohner der Richterhöfe waren anscheinend auch die Vertreter und Vorsteher der Bauernschaft. Für die Bauernschaft Großenwörden schreibt im Jahre 1706 Johann Schröder an den ihn vorgesetzten Amtmann: „ Weil der Herr Amtmann Von Leutschberg von mir begehret zu wissen, wie es in Großenwörden mit der Gilde- und Bruderschaft sich verhält, so berichte ich meinen hochgeehrten Amtmann, daß Anno 1674 das letzte Mal der Gilde gehalten worden und sind nachgehends nicht willig gewesen, der Gilde wieder anzufangen, sondern wollten das Geld anderwärts zum Schleusenbau oder Deichschauung anzuwenden, damit der Bauernschaft besser gedienet ist. Solches Attestiere ich hiermit. Großenwörden, den 12. Januar Anno 1706 Johann Schröder, Richter und Deichgrefe“ Eine derartige Berichterstattung hatte doch mit dem eigentlichen Richteramt nichts zu tun, war vielmehr reine Verwaltungssache. Im 18. Jh. Scheinen die Sendgerichte ihr Ende gefunden zu haben und die Bezeichnung Richter verloschen zu sein. Von der Siedlungsgemeinde Horst sagt Pratje zum Beispiel 1779, sie bestehe aus 4 Bauernschaften, deren jede ihren besonderen Vogt habe, der Amtsunterbediensteter ist. Die Vertretung und Verwaltung der Bauernschaften in den von Holländern und Friesen besiedelten Gebiet an der Oste scheint somit aus der Hand der Richter in die der Vögte übergegangen sein, welch letzteren späterhin die Gemeindevorsteher und die Bürgermeister folgten. Wie die niederländischen Kirchspiele Oppeln, Bülkau, Kehdingbruch und Belum, so nach dem Stader Copiar, so wurden auch nach und nach Horst, Osten, Cadenberge und Oederquart von Holländern gegründet, d.h. wirkliche Holländer, also Holländer von Stamm und Nation, waren durchweg nur die Leiter des Siedlungswesens, die als Lokatoren bezeichnete Unternehmer. Die Siedler (Kolonisten) waren zumeist Auswanderer aus Gebieten an der Nordseeküste; entweder hatten Sturmfluten, die öfters Landschaften an der Küste, z. B. das Jeverland, schwer beschädigten, diese Leute bereits von der heimatlichen Scholle vertrieben; oder sie wollten der Gefahr, Opfer der Fluten zu werden rechtzeitig entgehen, und so suchten sie sich Wohnsitze an der Oste. Wenn also im Jahr 1420 (Stader Copiar) von „Holländern“ die Rede ist, so sind wohl vor allen Friesen gemeint; diese Siedler friesischen Namens und mit ihnen siedlungslustige Leute sächsischen Namens von der nahen Geest kultivierten auf Holländerart, d. h. nach der Weise der Holländer machten sie Bruch- und Sumpfgebiete bewohnbar. Somit sind diese im Bereich der Oste angesetzten Kolonisten „ Holländer ihrem Stande nach, sie sind Holländer von Profession, aber nicht von Nation“ so sagt Superintendent i.R. Lübsen, Pastor der Gemeinde Horst von 1891 bis 1902 . Sich selbst machten die Unternehmer (Lokatoren) durchweg nicht sesshaft in dem Raum, dessen Kultivierung sie leiteten; doch kam dies auch vor. Datei: DOKUMENTE_ENGELSCHOFF_ABSCHRIFT_A_JUNGCLAUS_001

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ABSCHRIFTEN DOKUMENTE ENGELSCHOFF – BURG – NEULAND So gehört z.B. zu den bereits erwähnten Kirchspiel Horst etwa 6km von dem einsam auf einer Anhöhe an der Oste stehenden Kirchlein entfernt, eine Bauernschaft, die ihren ursprünglichen sinnvollen Namen ihren Gründer (Lokator) namens Engilo verdankt. Nach ihm und seiner –copje- erhielt die ganze Siedlung den Namen Engelscop (Engilos copje = Höhe, Wurt) Diesen Namen der in Rede stehenden Bauernschaft erfuhr ich aus einer Urkunde vom 12. Mai 1322 , in der die Rede ist von einem Stader Bürger „ Heinekinus de Engelskope “ sowie einem Schriftstück vom 22.Febr. 1562, in dem es heißt : „ Claus und Johann Jarcken, Gebrüder in dem Engelscope oder in dem Waterkroge wohnhaftig, Karspelslüden to der Horst“ Aus Engelscop ist mit der Zeit über Engelschop ein Engelschoff geworden. Die jetzt unter diesen Namen bekannte Gemeinde erwähnt Diedrich von Stade, „ehemals hiesiger Archivarius“ (Pratje) i.J. 1684 als Engelhoff; es ist der Hof des Engilo. – Das Kirchspiel Horst, eine in sich geschlossene Siedlungsgemeinde bestand bereits damals, als dem von Rahden bei Lamstedt nach Eulsete (oder Eilsede) in Börde und Kirckspiel Oldendorf verlegten Kloster Porta coeli (d. i. Himmelpforten) seine Güter vom Bremer Domcapitel bestätigt worden, nämlich 1255; denn in diesem Jahre schenkte Johann Graf von Holstein und Schaumburg - er war wohl der Inhaber obrigkeitlicher Gewalt in der Börde Oldendorf - dem Herrn Friedrich von Haseldorpe die Vogtei in Horst u. Friedrich von Haseldorpe schenkt die vom Grafen Johann ihm übertragene Vogtei in Horst dem Kloster Zeven. (Zev. Urkunde 21 und 22). Am 21.09.1335 bestimmte Erzbischof Burchard von Bremen, daß aus den Einkünften des Klosters Zeven aus Horst jährlich 30 Mark zur Beschaffung von Kleidungsstücken für die Nonnen Verwendung finden sollen. (Nr. 42 der Zev. Urkunden). Diese Bestimmung läßt Genüge erkennen, daß das Kloster Zeven Einnahmen aus Horst gehabt hat. Späterhin hat es die Besitzer von Höfen und Kötnerstellen in unseren Gemeinden des Siedlunggebiets der Oste mit dem Kloster und von 1648 an mit dem Amt Himmelpforten zu tun; dessen Meier waren sie, bis die Meierpflichten endlich vom Jahre 1867 an mit dem achtzehnfachen Betrage des jährlichen Wertes abgelöst wurden. Unter Überwindung von mancherlei Beschwernissen und Schicksalsschlägen - es sei nur hingewiesen auf die verherenden Sturmfluten des Jahres 1661, 1717 und 1825 und deren Folgen – haben die Kolonisten und ihre Nachkommen in vielen Generationen dem einstmals wild und wüst daliegenden Boden ihr „täglich Brot“ abgerungen in dem erhabenden Bewußtsein, etwas Eigenes zu haben und somit Herren auf eigener, größerer oder kleiner Scholle zu sein. Gott der Herr gebe fürderhin zu ihrer Arbeit und Mühe seinen Segen; denn : „ An Gottes Segen ist alles gelegen.“ Gesang 562 v1.-563v8. Sturmfluten und Wasserschäden im Flußgebiet der Oste Im Jahre 1661 war bei einem besonders heftigen Sturm ein Deichbruch in Großenwörden eingetreten, und der Amtsschreiber Gröning bittet die Behörde, den dortigen Einwohnern die Kontribution (Abgabe, Steuer) zu erlassen, es sei sonst zu befürchten, daß die Leute die Deiche nicht wieder herstellen, sondern „wie die anderen verlaufen und dadurch der Ohrt (Ort) ganz wüste gelassen werde.“ (Kgl. Archiv in Hann. – Archivbuch 398 Nr. 2) Von der Weihnachtsflut des Jahres 1717 an in den April des Jahres 1718 hatten die Bewohner der Kirchspiele Horst und Großenwörden zum Teil auch Osten, viel zu leiden von gewaltigen Sturm- und Wasserfluten. Diese Fluten rissen Teile der Ostedeiche weg, verdarben die Wintersaat gänzlich und richteten an Häusern und Scheunen unglaublichen Schaden an. Als Amtmann wirkte damals in Himmelpforten der sehr eifrige und fürsorgliche Ernst Friedrich Pflug. Er teilte am 27.12.1717 seiner Behörde mit, das Wasser ginge bis an die Dächer; viel Vieh sei aller Orten ertrunken; die Menschen seien auf die Böden geflüchtet, und es fehle an Schiffen, die den Hungernden Proviant bringen und sie aus der Todesgefahr erretten könnten. Das Wasser sei teils über dem Kehdinger Moore aus dem Lande Kehdingen, teils aus der Oste über den Deich gekommen und ein Loch von 40 Fuß im Deich sehr schnell in beide Kirchspiele eingedrungen. Der Küster des Vorwerks im „neuen Lande“, Caspar Peters, sei ertrunken und treibe tot im Hause herum. Am 31 Dez. berichtet Pflug, den armen Leuten sei mit Schiffen Proviant auf ihre Böden befördert, allwo sie ohne Licht und Feuerung trostlos gesessen; sie seien alle in salvo (=Sicherheit) außer vier alten Leuten, die ertrunken. Möbel Pferde Vieh sei fortgetrieben. Nach eine Bericht vom 2. März 1718 tobt der Sturm noch immer; den einen Tag fällt das Wasser, den anderen steigts. Am 8. April war in der Wische, im neuen Lande und in Engelschoff kein Erdkloß zu sehen (so schreibt Pflug) Amtmann Pflug nennt in einen Schriftstück jeden Bewohner des heimgesuchten Gebietes und seine Verluste. Danach ertranken im Winter 1717/18 Kirchspielen Horst und Großenwörden 349 Pferde,,934 Stück Rindvieh, 331 Schweine, 488 Schafe, ganz verloren gingen 77 Gebäude, schwer beschädigt wurden 264 Retten konnte man 211 Pferde, 143 Kühe, 101 Schweine und 135 Schafe. Den ganzen Schaden an Gebäuden, Vieh, Deichen, Saat usw. berechnet Pflug auf 58640 Reichsthaler 20 Schilling. Das waren die verheerenden Wirkungen der Weihnachtsflut des Jahres 1717 und der ihr folgenden Fluten, die sich bis in den April 1718 hinzogen.

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ABSCHRIFTEN DOKUMENTE ENGELSCHOFF – BURG – NEULAND ENGELSCOP - ENGELHOFF - ENGELSCHOP - ENGELSCHOFF ( 1. Ausführung ) Ursprung und Name des Dorfes, niedergeschrieben von Anton Jungclaus, Lehrer und Organist im Ruhestand. 1. Abschrift 24.10. 1965 2. Abschrift 12.10. 1988 / 20.11.1996 Original im Besitz der Familie Gentz, Engelschoff - 1965 Vom Jahre 1106 an kultivierten Holländer und Friesen an Weser, Elbe und Oste. Vom Erzbischof von Bremen , dem damaligen Landesherren, ließen sie sich ausgedehnte Sumpf- und Morastgebiete zuweisen, die sie soviel als möglich entwässerten, eindeichten und besiedelten. Unternehmer, auch Lokatoren genannt, leiteten die Urbarmachung; sie verdienten dabei. So entstanden auch im Flussgebiet der Oste zahlreiche Holländerkolonien. Als solche werden im Stader Copiar vom Jahre 1420 erwähnt : HORST , OSTEN , BÜLKAU , KADENBERGE , OPPELN und OÜDERQART. Es heißt allda : “ Es ist zu merken, dass in der Probstei Bremen viele Holländer wohnen, dieselben halten einmal im Jahre Synode, desgleichen aus den Kirchspielen Horst , Osten , Bülkau , Kadenberge, Oppeln und Oüderquart. Dass das Dorf Engelscop - jetzt Engelschoff genannt - im Kirchspiel Horst zu diesen von Holländern ergründeten Siedlungen gehört, verrät schon der Name dieser Ortschaft,der ursprünglich und sinnvolle Name Engelscop; denn das Grundwort COP in diesen Ortsnamen ist die holländische Bezeichnung für Höhe, Hügel, Spitze. Hier ist gemeint die Anhöhe, auf welcher Angilo oder Engelo, der erste Siedler, seine Behausung errichtete. Engelscop bedeutet also : ENGILOS COPJE Von der Wohnstätte Engilos ist der Name Engelkop auf die nach und nach entstehende Ortschaft übergegangen. Alte Urkunden sind Zeugen dafür. So ist im Waterkoger Teilungs-Recess vom 22. Februar 1552 die Rede von Klaus und Hinrich Jarck, Gebrüder, in den Engelscope oder in dem Waterkroge wohnhaftig, Kaspelslüden to der Horst. Im Jahre 1322 erscheint unter den Bürgern der Stadt Stade ein Heinekinus de Engelscope. Diese Heinekinus war jedenfalls jedenfalls ein Nachfolger, wenn nicht gar ein Nachkomme Engilos; er hatte die Kopje Engilos als auch dessen Hoff anderen Händen überlassen und war Bürger der Stadt Stade geworden und somit zu Ansehen und Geltung gelangt. Zu der Kopje gehörte, wie schon erwähnt, auch ein Hoff (Hof) . Auch nach diesen Hofe Engilos scheint die ganze Ortschaft zeitweise benannt worden zu sein; nennt doch Dietrich von Stade im Jahre 1684 unter den zum Kirchspiel Horst gehörenden Dörfern auch Engelhoff. Die beiden Ortsnamen Engelscop und Engelshoff sind sinnvoll; denn sie weisen klar auf den Ursprung des Ortes hin. Die Täppische Umformierung derselben ist bedauerlich. Die Urbarmachung der Engelschoffer Feldmark ist im Jahre 1143 in ihren südlichsten Ende begonnen und wie hinreichen bekannt erst in unseren Tagen an ihrem nördlichsten Ende beendet worden. Also geradezu von Süden nach Norden. Der südlichste gelegene Hof war aber der Schwabelshof, auch Mühlenmoorshof genannt. Welcher andere als dieser sollte also der Engelshoff gewesen sein ! Das Schwabelsmoor wird im Süden wie im Westen von dem Beckdeich (Burgbeck) begrenzt. Im Norden begleitet es ein Erdwall von geringer Höhe, der sogenannte „ Grüne Deich “. Am Westende des Hofes stand bis vor einigen Jahrzehnten eine Schöpfmühle, mittels welcher das unerwünschte Wasser aus dem Moor in den Burgbeck getrieben wurde, daher der Name Mühlenmoor. Durch die Benennung Schwabelsmoor, Schwabelshof, wird die Erinnerung an den einstmaligen Besitzer desselben, den „ Raubritter “ Schwab festgehalten, dieser scheint ein echter Abenteurer gewesen zu sein. Soll er doch beabsichtigt haben, einen Kanal von seinem Moor nach der Elbe anzulegen, um Seeräuberei treiben zu können. Aus diesen wahnwitzigen Vorhaben ist jedoch nichts geworden. Bei solchen Phantastereien im Kopfe wird die Bewirtschaftung des Hofes wohl viel zu wünschen übrig gelassen zu haben. Zu welcher Zeit mag dieser Abenteurer wohl Besitzer des Engelshofes gewesen sein ? Vielleicht damals, als der Raubritter Heinrich von Borg, „ DE ISERN HINNERK“ , die Umgebung von Horneburg unsicher machte, nämlich im 14. Jahrhundert ? Sollte Schwab etwa der Nachfolger des im Jahre 1322 auftretenden Heinekinus de Engelscope gewesen sein? Als Ritter bewohnte Schwab eine „ BURG “ , die Schwabelsburg am , nicht im Schwabelsmoor. Diese wohl nicht sonderlich feste Burg war wohl schon im Jahre 1676 zerfallen; denn man darf annehmen da die zur MUNSTERSCHEN ZEIT - 1676 bis 1680 angelegte Schanze, die „Burg Schanze“ die Stätte der einstigen Burg einnahm; ihre Benennung scheint darauf hinzudeuten. Die „BIE DE BORG“ nach und nach entstehenden Wohnstätten bilden in ihrer Gesamtheit heute die Ortschaft Burg im Kirchspiel Horst. Genau genommen ist Burg ein Ortsteil der bürgerlichen Gemeinde Engelschoff, zugleich aber Schulort für Burg, Seemoor, Wasserkrug und Hammahermoor, letztgenannte Siedlung zum Kirchspiel Himmelpforten gehörig. Nördlich vom „Grünen Deich“ doch nahe diesem Erdwall entstanden im Fortgang der Besiedlung mehrere Gehöfte, unter diesen der Hof Ruffel. Dieser soll einstmals mit dem Schwabelshof in enger Beziehung gestanden haben, ja so eng verbunden gewesen sein, daß sein Inhaber -Verwalter oder Pächter- gemeint hat, er müsse dem Schwab bei dessen Raubzügen behilflich sein. Die jetzt den Ruffler Hof besitzende Familie Schlichting kommt hierbei wohl nicht in Betracht. Ein Vorwerk von dem Schwabelshof, dem Engelshof, soll Ruffel gewesen sein, also ein zum Schwabelshof gehörendes Gehöft, daß aber für sich selbst bewirtschaftet wurde. Der nach Schwab benannte Datei: DOKUMENTE_ENGELSCHOFF_ABSCHRIFT_A_JUNGCLAUS_001

Stand: 03.10.2016 15:39

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ABSCHRIFTEN DOKUMENTE ENGELSCHOFF – BURG – NEULAND Hof, also der Engelshof, indem wir den Ursprung der Dorfschafft Engelschoff zu erblicken haben, hat vielfach den Besitzer gewechselt. In den 80er Jahren des vorigen Jahrhunderts war er im Besitz eines Dr. Med. Sander, Stade. In unseren Tagen ist er in einzelnen Parzellen an arbeitsfreudige, strebsame Landwirte gekommen, zu denen mein Mitkonfirmand 1885 Heinrich Junge gehört. In den sogenannten Heidhöfen, niedrig gelegenen Gelände zwischen dem Grünen Deich und alten Nedderwege, haben die alten Engelscoper Jahrhunderte lang gehaust, bis sie die stetig fortschreitende Urbarmachung des Bodens veranlaßte ihre Wohnstätten nach und nach nordwärts zu verlegen; die Wegstrecke vom Grünen Deich bis an das Ende der von Süden nach Norden sich hinziehenden Feldstreifen (Stücke) wurde denn doch zu lang. Das erste Gehöft das also wanderte war Ruffel. Aus dem ehemaligen Vorwerk war ein Selbständiger Hof, aus dem Verwalter oder Pächter war Besitzer desselben geworden, Vielleicht hatte die Mißwirtschaft Schwabs dieses bewirkt. Sollten die Ruffler Gebäude nicht einstmals gestanden haben, wo jetzt die Familie Junge, vordem Umland, wohnt? Ist nicht das Jungsche Hausgrundstück von Ruffler Ländereien umgeben? Wie ein im Jahre 1855 im Alter von 95 Jahren verstorbener Großvater eines Johann Schlichting dies seinen konfirmierten Enkel erzählt hat, haben nach 1760 noch 7 Häuser in den Heidhöfen gestanden. Jetzt -1958sind es nur noch 2 Wohnstätten am Grünen Deich. Die Inhaber derselben können daselbst noch wohnen, weil Ihre Ländereien sich nichtsoweit als diejenigen ihrer Dorfgenossen nach Norden hin erstrecken, so das die Wegstrecke vom grünen Deich bis an die Kehdinger Grenze (Siedlung Aschhorn) für sie nicht in Betracht kommt. Denkt man sich zwischen diesen beiden Wohnstätten etwa 20 Häuser errichtet, so ergibt sich ein ungefähres Bild des alten Engelscop.

ENGELSCOP - ENGELHOFF - ENGELSCHOP - ENGELSCHOFF ( 2. Ausführung ) Ursprung und Name des Dorfes, niedergeschrieben von Anton Jungclaus, Lehrer und Organist im Ruhestand. 1. Abschrift 24.10. 1965 2. Abschrift 12.10. 1988 / 20.11.1996 Original im Besitz der Familie Gentz, Engelschoff - 1965 Wann ist es entstanden? Das Jahr der Gründung meines Geburtsortes ist nicht bekannt. Entstanden ist es nicht vor dem Jahre 1106, denn erst da begannen holländische Unternehmer mit der Kultivierung von Bruch- und Sumpfland an Weser Elbe und Oste. Aber auch nicht nach 1322; denn zu der Zeit hatte bereits ein Engelscoper, nämlich Heinekinos de Engelscope, das Bürgerrecht in der Stadt Stade; da gab es also doch schon ein Engelscop. Die Entstehung Engelscop fällt wohl in die Zeit zwischen 1150 und 1250 . Ist doch 1140-1149 von Besiedlung des Brachlandes bei Stade die Rede, und hat doch, wie Sachverständige annehmen, die Horster Kirche schon im Jahre 1250 fertig dagestanden, wie denn auch 1255 das Bestehen der Horster Vogtei urkundlich feststeht. Danach dürfte, wie die ganze Parochie Horst, so auch Engelscop etwa 1200 seinen Anfang genommen haben, eher vor als nach 1200. Vor 1200, also vor Vollendung des Kirchenbaus in Horst, gehörten die Bewohner des Raumes der heutigen Gemeinde Horst, also auch die Engelscoper, zur Kirchengemeinde Oldendorf, wie Pratje sagte:“Der ganze Distrikt gehörte in den älteren Zeiten zu der Parochie Oldendorf. Die Kapelle in Horst muß wohl schon im 13.JH fundiert sein. Sie ist älter als das Kloster Himmelpforten, welches Anfang des 13.JH gestiftet worden.“ Frage: Meint Prathje mit der „Kapelle“ zu Horst die jetzige Horster Kirche? -Oder eine Schifferkapelle, die ehemals auf dem Horster Kirchenhügel gestanden haben soll ? - und auch wohl gestanden haben wird. Woher der Name Engelschop ? Ohne Zweifel von holländischen Unternehmer, dem Lokator Engilo oder Angilo, der sich am Südende der Feldmark, also in den sogenannten Heidhöfen, wenn nicht im Schwabelsmoor (Mühlenmoor) häuslich niederließ. Dort hatte er seine COPJE - das ist Anhöhe, Wurt- und auf ihr seine Gebäude. Und von dieser Copje, der Wohnstätte Engilos hat wahrscheinlich die ganze Ansiedlung ihren Namen bekommen, den Namen Engelscop, das heißt ENGILOS COPJE (Anhöhe - Wurt) [ Stader Jahrbuch von Jahre 1909, Seite 426) Wo hausten die ersten Siedler? Auch die von Engilo angesetzten Siedler bauten ihre Häuser am Südende der Feldmark, sie bewohnten die Heidhöfe. Erinnert sei daran, daß in meiner Kindheit -1871 bis 1885- noch Reste von Wurten daselbst erkennbar waren. Warum wurde denn just dort gesiedelt? Es geschah das um der Kirche besonders nahe zu sein; war sie doch der Mittelpunkt der Siedlungsgemeinden. Wie Superintendent J.R.Lübsen sagt :“War die ganze Siedlung auf die Kirche ausgerichtet. So war die Kirche ein ragendes Mal für die Gemeinde. Gelegen auf dem höchsten Punkt der Gemarkung, ein ragendes Mal aber auch für die Schiffer auf der Oste.“ In den Heidhöfen haben die Engelscoper Häuser Jahrhunderte gestanden, etwa 1760 noch 7 Von den Heidhöfen aus wurde die Kultivierung immer weiter nordwärts vorangetrieben; schon die Namen der Wege, die wir von Süden nach Norden gehend überschreiten, lassen das erkennen: Alter (also zuerst angelegter) Nedderweg, Neuer Nedderweg (einfach Nedderweg genannt), des gleichen Alter und Neuer Kajedeich. Die Datei: DOKUMENTE_ENGELSCHOFF_ABSCHRIFT_A_JUNGCLAUS_001

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ABSCHRIFTEN DOKUMENTE ENGELSCHOFF – BURG – NEULAND Landstreifen und Stücken wurden immer länger. Die Entfernung der Wohnstätten von dem Nordende der Besitzungen wurden immer größer. Diese Tatsache veranlaßte unsere Altvordern ihre Hausplätze in den Heidhöfen nicht wieder als solche zu benutzen, wenn die Gebäude abgängig geworden waren, vielmehr ihre Wohnstätte nach Norden hin zu verlegen, nämlich dahin, wo sie sich jetzt befinden; denn wer möchte vom Grünen Deich nach der Kehdinger Grenze oder auch nur nach dem neuen Kajedeich gehen oder fahren, um zu pflügen und zu eggen und zu säen und zu ernten. Jetzt,-etwa von 1650 an so wird angenommen- wohnen die Engelscoper so ziemlich in der Mitte ihrer von Süden nach Norden verlaufenden Landstreifen, allerdings der Kirche nicht mehr so nahe als im ersten Jahrhundert des Bestehens der Siedlung, jedoch sollen, wie bereits angedeutet, etwa 1760 noch sieben Häuser in den Heidhöfen gestanden haben, nach Äußerung eines im Jahre 1855 im Alter von 95 Jahren verstorbenen Mannes. Dieser hochbetagte Mann war Großvater von einem im Jahre 1855 konfirmierten Johann Schlichting, der dies im Jahre 1917 erzählte. Damit war der im Alter von 95 Jahren Entschlafende, also etwa 1760 geborene, Greis auch der Großvater der, ebenfalls in solch überragenden Alter Heimgegangenen „Mutter Wick“, geb. Schlichting (Greta) in Engelschoff. Noch heute wohnen Zwei Besitzer am „Grünen Deich“, in meiner Jugend Anton Umland -er war Zimmermann- und Johann Schütt, späterhin mein Mitkonfirmand Heinrich Junge und Richters (verheiratet mit einer der beiden Töchter von Johann Schütt). Sie können daselbst hausen, weil ihre Ländereien sich nicht soweit nach Norden erstrecken, sondern in Nähe ihrer Häuser liegen. Es dürfte dies der Beweis dafür sein, daß es nicht zur Hauptsache die Wasserplage war, die Engelscoper zur Verlegung ihrer Wohnsitze veranlaßte; denn wäre das der Fall gewesen, so hätten auch diese beiden Häuser vom Grünen Deich verschwinden müssen; doch sie stehen, ihre Bewohner leben, das Wasser hat sie nicht vernichtet. Wasserkrug, der „Krog“ im Wasser So hieß das erste und einzige Haus, das gewissermaßen eine Haltestelle, ein Absteigequartier bildete für geistliche Herren, die aufs Waidmark hinaus sich begeben und vom „Waterkroge“ ihre Meute mitnahmen. Der „Kröger“, ein Ahn der Sippe Jarck, gab den Hunden Obdach und Futter. Für diese und wohl auch sonstige Dienstleistungen verlieh ihm die Landesherrschaft die weithin ausgedehnten, zu den heutigen Wasserkrüger Höfen gehörigen Liegenschaften, die damals noch der Kultivierung harten. Waterkroog war also 1 Haus, 1 Besitztum. Der Kroog hat seine Stätte wohl gehabt am Südende der Wasserkrüger Liegenschaft, jedenfalls da, wo jetzt der Bauer Jungklaus (Jarcken Hof) wohnt. Der jetzige Jungclausche Hof war ehemals auch Jarcksches Besitztum. Bis zum Jahre 1562 haben die Brüder Claus und Johann Jarck „Im ungedeelten Lande gesessen.“ Ob sie auch in einem Hause miteinander gewohnt haben ? Im Jahre 1562 wurde geteilt, und somit wurden aus einem Hof ihrer 2; Zwei Wasserkrüger Höfe waren es noch im Jahre 1718 . Magister Georg de Roth schreibt in seiner Beschreibung der Herzogtümer Bremen und Verden; zwischen Burg und Engelschop liegen zwei einstellige Höfe, im Wasserkrug genannt. Wie lange mit dem ursprünglichen Hof, dem jetzt Jungclauschen, eine Art Kroog verbunden gewesen ist, steht dahin, nach 1648 wohl sicher nicht mehr. Eine abermalige Teilung fand statt im Jahre 1798, dem Todesjahr des 1725 geborenen Peter Jarck. Sein Sohn Dirck [erhielt] einen Teil des väterlichen Hofes, der 1652 neu entstanden war; der Sohn Peter erhielt einen von diesen Hof abgetrennten Teil östlich vom Fanggraben. In seinem 1779 erschienenen Werke „Altes und Neues“ gibt Pratje 3 Hausleute für Wasserkrug an.Frage : Wer war damals der dritte Hausmann in Wasserkrug, da der Peter Jarcksche Hof doch erst 1798 entstand ? Der Ahn der 5 bis 6 Jahrhunderte in Wasserkrug ansässigen Sippe Jarck und seine Nachfahren haben bei der Urbarmachung und Zurichtung dieses einstigen Sumpfgebietes treu und brav ihren Mann gestanden. Zufolge Ihrer Zielstrebigkeit sind aus den ihnen zugewiesenen Morastes und Sümpfen schöne Wiesen und fruchtbare Acker und liebliche Gärten entstanden. Inmitten dieser Gefilde hat manche Generation der Sippe Jarck unter Beachtung des Sprichwortes „Bete und Arbeite“ ihr täglich Brot errungen und mit Danksagung genossen. Und hoffentlich wird es auch fernerhin so sein; Gott gebe es. Burg „Bi de Borg“ auch „Op de Borg“ heißt es auf Plattdeutsch. So eine Art Burg muß es daselbst einmal gewesen sein; woher sonst der Name dieser Ortschaft ? Magister de Roth sagt : „Die Burg ist eine aufgeworfene Schanze am Schwabelsmoor, daher selbige auch Schwabelsberg heißt.“ Und Pratje : „....zu dieser Bauernschaft (Engelschoff) gehört auch Burg oder Schwabelsburg, dort ...... 25 Kötner. Eine Schanze ist hier angelegt zu der Münsterschen Zeit. (1676 - 1680) Auf derselben stand aber nur ein einziges von Holz erbautes Haus für die daselbst liegenden Soldaten.“ Als Münstersche Zeit werden die Jahre 1676 bis 1680 bezeichnet. Das Schwabelsmoor ist wohl das Moor, des bei Engelschoff berüchtigten „Raubritters“ Schwab, der wohl vor 1676 daselbst gehaust hat und vielleicht ein Abenteurer des 30 jährigen Krieges gewesen ist. Es ist ja nicht ganz ausgeschlossen, daß der Raubritter Schwab, falls er daselbst vor 1676 sein Unwesen trieb, auch eine Art Ritterburg gehabt hat und das die Ortsbezeichnung Burg von der stabileren Behausung dieses, sich als Ritter gebärenden Besitzer des Moores auf die zu Engelschoff gehörende Ortschaft übergegangen ist. Falls nicht schon vor 1678 ein Teil der Bauernschaft Engelschoff den Namen Burg geführt hat. Was für das Jahr 1535 aus einer Stückliste von diesem Jahr zu ersehen wäre ( Celle 105b,Fach101 ,Nr.10 und 11)

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ABSCHRIFTEN DOKUMENTE ENGELSCHOFF – BURG – NEULAND So kann man nur annehmen: Die Burg war die zur Münsterschen Zeit am Schwabelsmoor aufgeworfene Schanze, auf der oder bei der eine Art Kaserne stand, und nach dieser Burgschanze hat der Häuserkomplex rundherum den Namen Burg erhalten; darauf scheint ja auch der Ausdruck „Bi de Borg“ hinzudeuten. Kriegslasten und -leiden (30 jähriger Krieg 1618 - 1648) 1630 sollten 6 Klostermeier nämlich Claus Jarck (Richter in Engelschoff), Drewes, von der Lieth, Dietrich Schlichting, Hinrich Hagenah und Peter Schütte den Jesuitenpater Kalkhoven, der sich als Probst gebärdete, als ihren Gutsherren anerkennen. Wie Superintendent Lübsen meint, handelte es sich um folgendes : „Infolge der Durchführung der Reformation waren die Klostergüter eingezogen. Das Restitutionsedikt (Widerherstellungsbefehl) forderte deren Rückgabe. Bei diesen 5 Klostermeier lag die Sache wohl so : Sie hatten eine jährliche Abgabe an das Kloster zu Entrichten. Bei der Einführung der Reformation fielen diese Abgaben nicht etwa fort; sie wurde vielmehr an eine weltliche Stelle, an das Amt bezahlt und dann anderweitig zum allgemeinen Besten verwand. Diese Abgaben sollten die Klostermeier wieder an eine katholische Stelle entrichten, damit sie lediglich der katholischen Kirche zugute kämen. Was daraus geworden ist wissen wir nicht. Nach Ende des 30 jährigen Krieges wurde das Kloster in Himmelpforten aufgelöst und die Abgaben mußten an das Amt gezahlt werden. Wie Engelschoff im übrigen durch den 30 jährigen Krieg gekommen ist, davon ist mir nichts bekannt.“ Die sogenannte Münstersche Zeit Nach einer Beschreibung des Amtmannes Riedel vom 30. September 1876 haben die Münsterschen Truppen im Winter 1675/76 den Kirchspielen Horst und Großenwörden einen Schaden von 23749 Reichsthaler und 39 Schilling verursacht. Daran hat Engelschoff auch zu tragen gehabt. Schulhaus und Schule Für die Ortschaft Engelschoff ohne die beiden Häuser am Grünen Deich wurde 1871 das jetzige Schulhaus gebaut, das vor einigen Jahren bauliche Veränderungen erfahren hat. Das Schulgrundstück ist seinerzeit dem Hofbesitzer Wunderlich abgekauft [worden]. In diesen Schulhaus wirkte zuerst Lehrer J.D. Pape (geb. in Brümmerhof) Bei Pabe ging ich zur Schule von Ostern 1877 bis Herbst 1878, da Pape die Schule in Burweg übernahm. Papes Nachfolger war Lehrer Wilhelm Pinofsky aus Lilienthal, der 42 ½ Jahre (1.10.1878 - Ende März 1921) in Engelschoff wirkte und Freud und Leid mit seinen Dorfgenossen teilte. Bevor das jetzige [Schulhaus] errichtet wurde, wurde unterrichtet in dem Hause, das zwischen Claus Dietrich Hagenah (vormals Koppelmann) und Johann (später Peter) Hagenah stand und späterhin abgebrochen worden ist. Dieses Haus bewohnte in meiner Kindheit ein Erich Jungclaus; dessen Ehefrau Mika war eine Tochter des einstmaligen Besitzer dieses Hauses, nämlich den „Alten Wilkens“ , der auch Inhaber des Schuldienstes gewesen war. Die Schule war wohl eine sogenannte Erbschule, d.h. der Dienst ging mit dem Hause vom Vater auf den Sohn über, falls ein solcher vorhanden war und sich einigermaßen für diesen Beruf befähigt zeigte. Der „Alter Wilkens“ hat wohl keine Söhne gehabt. Ich kannte 2 Töchter : Mika und Jänette(verheiratet mit einem Klaus Rösemann zu Neulandermoor). Der Raum in dem Wilkens unterrichtet hatte, wurde auch noch nach seinem Ableben als Schulzimmer genutzt, und zwar bis 1871 . Nach ihm hat , um nur einen zu nennen, ein Schullehrer C.D. Heinbockel in diesem äußerst primitiven Raum mit Freudigkeit und Ernst unterwiesen. (später in Gräpel amtiert und dort gestorben) Vom Schullehrer Heinbockel sprachen in meiner Jugend die Engelschoffer stets mit hoher Achtung; vier seiner Söhne haben den Lehrerberuf erwählt; einer derselben lebt als Rektor in Ruhe in Harsefeld. Vor 1700 wird diese Schule wohl kaum bestanden haben. Von der Schule in Burg kann ich kaum etwas berichten, nur weiß ich, daß Schullehre Albert Offermann, späterhin (bis 1.4.1891) Küster auf der Horst, mehrere Jahrzehnte gewirkt hat. Zu seiner Zeit muß das jetzige Schulgebäude dort gebaut sein. Wie ich mir sagen ließ von Von Pinowsky, hat P. Brüning den Grundriß zu diesem Schulhaus entworfen, und P. Brüning war Seelsorger der Gemeinde Horst von 1857 bis 1890 In Seemoor steht ein jetzt von Hardekopf bewohntes Haus mit dem eingeschnitzten Buchstaben über der Einfahrtstür : H.S. , das heißt Heinrich Schilling. Wie mein Vetter H. Jarck mir erzählte, war dieser Heinrich Schilling von ihm (mütterlicherseits) und hat den Schuldienst bei der Burg verwaltet. Es scheint nach Erzählungen alter Leute, das zu Burg wohl ein Schullokal war, jedoch keine Lehrerwohnung. Was Schilling betrifft, so kann ich es mir nicht an der denken, als daß er Tag für Tag von seinem Wohnhause im Seemoor dorthin gewandert ist und die Kinder aus Burg, Wasserkrug und den anderen beiden Häusern unterrichtet hat. Oder ist es anders damit gewesen ?

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Stand: 03.10.2016 15:39

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