ABEND DER BARMHERZIGKEIT

ABEND DER BARMHERZIGKEIT Gemeinsames Singen und Beten, zur Ruhe kommen, das Wort Gottes hören, über sich und sein Leben nachdenken, sein Leben zur Spr...
Author: Alwin Bieber
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ABEND DER BARMHERZIGKEIT Gemeinsames Singen und Beten, zur Ruhe kommen, das Wort Gottes hören, über sich und sein Leben nachdenken, sein Leben zur Sprache bringen vor Gott – in Stille, vor dem Allerheiligsten, im Sakrament der Versöhnung - Vergebung erfahren, Segen empfangen. Vorbereitet: Vorne im Altarraum/beim Ambo steht ein Spiegel, der mit einem Tuch verhüllt ist; davor steht eine brennende Kerze; Für jeden Gottesdienstteilnehmer ein Gebetsbildchen vom Turiner Grabtuch (im Seelsorgeamt erhältlich). Den Gottesdienstraum so herrichten, dass er zum Beten und Verweilen einlädt (Kerzen, besondere Beleuchtung) Vorbereitet ist die Monstranz, Schale mit Kohle und Weihrauch, Kerzen, die die Besucher anzünden können; Gelegenheit zur Beichte o. Aussprache anbieten – im Beichtstuhl, Beichtzimmer, in den Seitengängen der Kirche; Möglichkeit der Einzelsegnung.

ERÖFFNUNG Lied: Kommt herbei, singt dem Herrn (GL 140) Oder: Komm her, freu dich mit uns, tritt ein (GL 148) Oder: Meine Zeit steht in deinen Händen (GL 840) Oder: Atme in uns, Heiliger Geist (GL 346) Liturgischer Gruß: V: Im Namen des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes. – A: Amen. V: Gnade, Erbarmen und Friede von Gott, dem Vater, und von Jesus Christus, der uns liebt und der für uns gestorben ist, sei mit euch. A: Und mit deinem Geiste. Einführung: Sicher haben Sie schon entdeckt, dass hier vorne etwas steht, das noch verhüllt ist. Wir sehen Umrisse und können erahnen, was sich darunter verbirgt. Aber es bleibt verborgen, geheimnisvoll. So manches in unserem Leben ist uns verborgen, ist geheimnisvoll: unsere Zukunft, manche Situation, manche Ereignisse. Auch was in den Menschen vorgeht, bleibt uns oft verborgen, ein Geheimnis. Arbeitshilfe zum Hl. Jahr der Barmherzigkeit Abend der Barmherzigkeit 1

Eines der größten Geheimnisse für uns ist Gott. Menschen haben ihn in unterschiedlicher Weise erfahren, haben seine Nähe gespürt und doch ist er fern und unbegreiflich. In Jesus von Nazaret ist er uns ganz nahe gekommen. Jesus zeigt uns wie Gott ist: voll Liebe und Erbarmen. Dieser Liebe und Barmherzigkeit Gottes wollen wir uns nun öffnen: Kyrie – dazu Kyrie-Ruf GL 154 od. 717 1. Herr Jesus Christus, Du zeigst uns das Antlitz des Vaters. 2. Herr Jesus Christus, Du rufst uns beim Namen. 3. Herr Jesus Christus, Du nimmst uns an so wie wir sind. Gebet: Geheimnisvoller Gott, in deinem Namen sind wir versammelt. Wir strecken uns aus nach Dir. Öffne unsere Ohren und Augen, unsere Sinne, unseren Verstand und unser Herz, damit wir dein Wort verstehen und die Kraft deiner Liebe erfahren. Darum bitten wir durch Christus, unseren Herrn. Amen.

WORTGOTTESDIENST Lesung: 1 Kor 13,8b-13 Lesung aus dem ersten Brief des Apostel Paulus an die Korinther: Prophetisches Reden hat ein Ende, / Zungenrede verstummt, / Erkenntnis vergeht. Denn Stückwerk ist unser Erkennen, / Stückwerk unser prophetisches Reden; wenn aber das Vollendete kommt, / vergeht alles Stückwerk. Als ich ein Kind war, / redete ich wie ein Kind, / dachte wie ein Kind / und urteilte wie ein Kind. Als ich ein Mann wurde, / legte ich ab, was Kind an mir war. Jetzt schauen wir in einen Spiegel / und sehen nur rätselhafte Umrisse, / dann aber schauen wir von Angesicht zu Angesicht. Jetzt erkenne ich unvollkommen, / dann aber werde ich durch und durch erkennen, / so wie ich auch durch und durch erkannt worden bin. Für jetzt bleiben Glaube, Hoffnung, Liebe, diese drei; / doch am größten unter ihnen ist die Liebe. Antwortgesang Psalm 27,7-14 (GL 38) o. Psalm 103 (GL 57) Oder: Ich lobe meinen Gott (GL 400) Oder: Gottes Wort ist wie Licht in der Nacht (GL 450) Oder: Gott hat ein Wort für dich (GL 856) Ruf vor dem Evangelium Arbeitshilfe zum Hl. Jahr der Barmherzigkeit Abend der Barmherzigkeit 2

Evangelium: Mt 9,9-13 Als Jesus weiterging, sah er einen Mann namens Matthäus am Zoll sitzen und sagte zu ihm: Folge mir nach! Da stand Matthäus auf und folgte ihm. Und als Jesus in seinem Haus beim Essen war, kamen viele Zöllner und Sünder und aßen zusammen mit ihm und seinen Jüngern. Als die Pharisäer das sahen, sagten sie zu seinen Jüngern: Wie kann euer Meister zusammen mit Zöllnern und Sündern essen? Er hörte es und sagte: Nicht die Gesunden brauchen den Arzt, sondern die Kranken. Darum lernt, was es heißt: Barmherzigkeit will ich, nicht Opfer. Denn ich bin gekommen, um die Sünder zu rufen, nicht die Gerechten. Impuls Das Tuch wird vom Spiegel weggenommen. Das Geheimnis ist gelüftet – ein Spiegel verbarg sich unter dem Tuch. Wenn ich in den Spiegel schaue, dann zeigt mir der Spiegel ein Bild von mir, von meinem äußeren Aussehen, meinem Erscheinungsbild. Manchmal schaue ich recht kritisch in den Spiegel, nehme Dinge wahr, die mir gefallen, die ich an mir mag oder die mich stören, die ich nicht leiden kann. Ich nehme Veränderungen wahr – wieder ein graues Haar. Oft zeigt mir mein Spiegelbild auch mein Inneres, meinen Gemütszustand: meine Freude oder Traurigkeit, meine Heiterkeit oder Müdigkeit, meine Zufriedenheit oder Wut. Vieles verrät der Spiegel, aber er kann mir nicht sagen, wer ich wirklich bin. So wie sich unser Aussehen im Laufe des Lebens verändert, so wie wir unser Outfit immer wieder verändern, vielleicht auch auf der Suche sind nach unserem Typ, so werden wir uns wahrscheinlich immer wieder fragen: Wer bin ich? Und unsere Antworten werden je nach Altersphase anders sein. Paulus sagt: „Als ich ein Kind war, redete ich wie ein Kind, dachte wie ein Kind und urteilte wie ein Kind. Als ich ein Mann wurde, legte ich ab, was Kind an mir war.“ Wer bin ich? – Eine Frage, die uns immer wieder beschäftigt. Eine Frage, auf die uns die Bibel antwortet: Jeder Mensch ist von Gott geliebt, einzigartig und liebevoll von Gott geschaffen, von ihm beim Namen gerufen, in den Augen Gottes teuer und wertvoll. Und genau das hat Jesus die Menschen immer wieder spüren lassen. Im Evangelium haben wir vom Zöllner Matthäus gehört. Er sitzt am Zoll, wie jeden Tag. Menschen gehen an ihm vorbei, zahlen ihre Zölle, aber meiden den Kontakt mit ihm, würdigen ihn vielleicht keines Blickes oder schauen verächtlich oder zornig auf ihn. Und Jesus? Er sieht Matthäus am Zoll sitzen, nimmt ihn wahr, schaut ihn an, spricht ihn an und fordert ihn auf, mit ihm zu gehen. Er setzt sich sogar an einen Tisch mit ihm und all den anderen Zöllnern, isst mit ihnen, teilt das Leben mit ihnen. Jesus hat Menschen in all ihrer Begrenztheit wahrgenommen und ernst genommen. Er hat sich ihnen zugewandt, sie angeschaut und ihnen so Ansehen gegeben. Das hat auch der Zöllner Matthäus erfahren. Durch das An-sehen Jesu verwandelt sich das Leben des Arbeitshilfe zum Hl. Jahr der Barmherzigkeit Abend der Barmherzigkeit 3

Matthäus; durch das An-sehen Jesu ist es möglich das Leben in all seiner Bruchstückhaftigkeit anzunehmen und neu anzufangen. In Jesus ist die Liebe Gottes spürbar, greifbar und sichtbar geworden. Sie haben beim Hereingehen ein Bild bekommen. Es zeigt den Abdruck eines Gesichtes, das so auf dem Turiner Grabtuch zu erkennen ist. Es zeigt uns das Antlitz Jesu. Als dieses Grabtuch im Jahr 2013 in Turin ausgestellt wurde, sagte Papst Franziskus in einer Videobotschaft: „Lassen wir uns also von diesem Blick berühren, der nicht unsere Augen sucht, sondern unser Herz. Hören wir, was er uns im Schweigen sagen will, der über den Tod selbst hinausgeht. Durch das heilige Grabtuch gelangt das eine endgültige Wort Gottes zu uns: die menschgewordene Liebe, die in unserer Geschichte Fleisch angenommen hat; die barmherzige Liebe Gottes, die alles Böse der Welt auf sich genommen hat, um uns von dessen Herrschaft zu befreien.“ Jesus schaut voll Liebe auf uns, darum können auch wir ehrlich uns und unser Leben anschauen. Lied: Meine Hoffnung und meine Freude (GL 365) Gewissenserforschung Ich schaue auf mich und meine Leben: Sehe ich mein Leben als Geschenk? Oder nehme ich es als Last wahr? Kann ich die Kostbarkeiten meines Lebens entdecken – Familie, Freunde, mein Arbeitsplatz, mein Zuhause …? Kann ich mich annehmen, so wie ich bin? – Mit meinen Stärken und Schwächen, mit meinem Aussehen … Weiß ich um meine Talente und Begabungen? Nutze ich sie? Achte ich auf mich, meine Gesundheit? Ich schaue auf Gott und meine Beziehung zu Gott: Welche Rolle spielt Gott in meinem Leben? Welchen Platz nimmt er ein? Gebe ich ihm einen Platz? Nehme ich mir Zeit für Gottesdienst, Gebet, Zeiten der Stille? Vertraue ich ihm? Ich schaue auf meine Beziehungen: In welchen Beziehungen lebe ich? – Familie, Freunde, Arbeitskollegen, Nachbarn ... Wo spüre ich momentan Spannungen? Mit wem tue ich mich schwer? Wo empfinde ich Neid oder Wut? Wen habe ich verletzt oder wehgetan durch Worte, durch mein Handeln, durch mein Verhalten? Wo fühle ich mich verletzt? Kann ich verzeihen, vergeben? Arbeitshilfe zum Hl. Jahr der Barmherzigkeit Abend der Barmherzigkeit 4

Hinführung zur Anbetung und Einladung zum Gebet, zum Empfang des Sakraments der Versöhnung Ich kann mein Leben ehrlich anschauen – mit all seinen Ecken und Kanten und Unvollkommenheiten, weil Gott ja zu mir sagt. Weil er voll Liebe auf mich schaut. Wenn wir nun das Allerheiligste in unsere Mitte holen, dann sind wir eingeladen zum gemeinsamen Beten und Singen, zum Verweilen vor Gott. Sie sind eingeladen das Sakrament der Versöhnung zu empfangen, sich persönlich segnen zu lassen oder eine Kerze anzuzünden, nach vorne zu tragen und vor dem Allerheiligsten abzustellen.

EUCHARISTISCHE ANBETUNG UND EMPFANG DES SAKRAMENTES DER VERSÖHNUNG Aussetzung des Allerheiligsten – dazu Lied und Einlegen von Weihrauch in die Schale Lied: Gottheit tief verborgen (GL 497) Gebet: Jesus Christus, im heiligsten Sakrament bist du bei uns und zeigst uns deine unbegreifliche Liebe. Wir kommen zu dir, um bei dir auszuruhen und Kraft zu schöpfen, um uns von dir beschenken und aufrichten zu lassen. Wir kommen zu dir mit all dem, was unser Leben ausmacht: Freude und Sorgen, Gelungenes und Unvollkommenes, Schuld und Versagen, Zweifel und Fragen, Dank und Lob. Jesus, wir beten dich an. Oder GL 674,2 Während der Aussetzung Stille und immer wieder Gesänge, z.B.: Misericordias Domini (GL 657,6) Laudate omnes gentes (GL 386) Ubi caritas (GL 445) Te Deum laudamus (GL 407) O Jesu, all mein Leben bist du (GL 377) Herr, du bist mein Leben (GL 456) Selig seid ihr (GL 458) Du bist das Brot, das den Hunger stillt (GL 807) Alle meine Quellen entspringen in dir (GL 854) und Gebete, z.B.: Wechselgebete aus den Andachten: GL 670,E 5; 675,8; 676,1; 677,1; 677,6 Christus-Rufe u. Litaneien: GL 560, 561, 564, 923, 924 Gebete: GL 5,5; 6,1; 15,1 oder Arbeitshilfe zum Hl. Jahr der Barmherzigkeit Abend der Barmherzigkeit 5

Matthäus hat erfahren, wie Jesus ihn Ansehen schenkt, ihn aus seiner Enge herausholt und zum Leben führt. So rufen wir: Komm, Herr Jesus – A: Komm, Herr Jesus. In unser Leben – A: Komm, Herr Jesus. In unsere Enge – In unsere Sorgen und Fragen – In unsere Zweifel und Ängste – In unsere täglichen Herausforderungen – In unsere Langeweile – In unsere Hektik und Geschäftigkeit – In unsere Unruhe – In unseren Unfrieden – In unsere Leere – In unsere Mutlosigkeit – In unsere Traurigkeit – In unsere Einsamkeit – Jesus, erfülle uns – A: Jesus, erfülle uns. Mit Freude und Dankbarkeit – A: Jesus, erfülle uns Mit Hoffnung und Zuversicht – Mit Liebe und Barmherzigkeit – Mit Glaube und Vertauen – Mit Mut und Stärke – Mit Gelassenheit und Demut – Gemeinsamer Dank Nach der Zeit des gemeinsamen Betens, dem Empfang des Sakramentes der Versöhnung und dem Einzelsegen wird die Gebetszeit abgeschlossen mit einem Lied. Jesus Christ, you are my life (GL 362) Dass du mich einstimmen lässt in deinen Jubel, o Herr (GL 389) Vater unser In Jesus ist die barmherzige Liebe Gottes sichtbar und erfahrbar geworden. Mit seinen Worten beten wir: Vater unser ... denn dein ist das Reich

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EUCHARISTISCHER SEGEN Lied: Jesus, du bist hier zugegen (GL 492) Oder: Sakrament der Liebe Gottes (GL 495) V: Brot vom Himmel hast du ihnen gegeben. – A: Das alle Erquickung ins ich birgt. V: Lasset uns beten: Herr Jesus Christus, im wunderbaren Sakrament des Altares hast du uns das Gedächtnis deines Leidens und deiner Auferstehung hinterlassen. Gib uns die Gnade, die heiligen Geheimnisse deines Leibes und Blutes so zu verehren, dass uns die Frucht der Erlösung zuteil wird. Der du lebst und herrschest in alle Ewigkeit. A: Amen. Eucharistischer Segen Lied: Groß sein lässt meine Seel den Herrn (GL 889)

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