A. Kontrolle der Exekutive durch den Bundestag

Fallbesprechungen zum Staatsorganisationsrecht – Fall 7 Julia Faber, Akad. Rätin Lehrstuhl Prof. Dr. Ferdinand Wollenschläger A. Kontrolle der Exek...
Author: Günther Hofer
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Fallbesprechungen zum Staatsorganisationsrecht – Fall 7

Julia Faber, Akad. Rätin Lehrstuhl Prof. Dr. Ferdinand Wollenschläger

A.

Kontrolle der Exekutive durch den Bundestag

I.

Zitierrecht, Art. 43 I GG damit korrespondierend: Pflicht der Mitglieder der Bundesregierung, im Bundestag zu erscheinen und Fragen zu beantworten (BVerfG: „Pflicht …, auf Fragen Rede und Antwort zu stehen“)

II.

Interpellationsrecht Befugnis des Bundestags, Anfragen an Regierung zu richten 1. Große Anfrage, §§ 75 I f), 100 ff. GO BT 2. Kleine Anfrage, §§ 75 III, 104 GO BT (ohne Debatte im Plenum) 3. Fragestunde, § 105 GO BT 4. Fragen von aktuellem Interesse, § 106 II GO BT

III.

Untersuchungsausschüsse, Art. 44 GG Ziel: Aufklärung ungeklärter Umstände; Bsp.: Untersuchungsausschuss zum Luftangriff bei Kundus 2009; Untersuchungsausschuss zum Atommüll-Endlager Gorleben

IV.

Kontrolle durch schlichte Parlamentsbeschlüsse ohne bindende Wirkung für Staatsorgane oder Bürger Bsp.: Aufforderung gegenüber Bundeskanzler, die Vertrauensfrage nach Art. 68 GG zu stellen

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Fallbesprechungen zum Staatsorganisationsrecht – Fall 7

B. Lösungsskizze zu Fall 7 Frage 1: Verfassungsmäßigkeit des Einsetzungsbeschlusses

(Obersatz)

I. Formelle Verfassungsmäßigkeit

(Obersatz)

1. Zuständigkeit Bundestag, Art. 44 I 1 GG

2. Verfahren a) Antrag durch ein Viertel der Mitglieder des Bundestages, Art. 44 I 1 GG b) Einsetzungsbeschluss mit Mehrheit der abgegebenen Stimmen, Art. 42 II 1 GG

II.

Materielle Verfassungsmäßigkeit

(Obersatz)

1. Inhaltliche Vss. des Untersuchungsauftrags (Obersatz) a) Hinreichende Bestimmtheit des Untersuchungsgegenstands Hintergrund: Rechtsstaatsprinzip, Art. 20 III GG b) Verfassungsrechtliche Grenzen des Untersuchungsrechts (Obersatz)

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aa) aus § 1 III PUAG? bb) aus dem GG (1) Zuständigkeitsbereich des Bundestags Korollartheorie, vgl. auch § 1 III PUAG (2) Kompetenzbereich des Bunds Hintergrund: Bundesstaatsprinzip, Art. 20 I GG (3) Gewaltenteilungsgrundsatz, Art. 20 II 2, III GG Kein Eingriff in „Kernbereich exekutiver Eigenverantwortung“ (bei laufenden Angelegenheiten) (4) Grundrechtsbindung Vgl. Art. 1 III GG, insb. Verhältnismäßigkeit c) Klärung von Tatsachen Definition/Abgrenzung von Werturteilen bzw. Meinungsäußerungen/im Fall: Tatsachen (+) d) Öffentliches Interesse Bei Subventionsvergabe (+) e) Zwischenergebnis Verfassungsverstoß (-)

2. Abänderung des Untersuchungsgegenstands (Obersatz) a) Verbot aus § 2 II PUAG? b) Verbot durch das GG - Anforderungen des Art. 42 II 1 GG hier eingehalten - aber: parlamentarische Kontrolle als Minderheitenrecht - Ausnahme, wenn Untersuchungsgegenstand teilweise verfassungswidrig, Art. 20 III GG (vgl. auch § 2 III 1 PUAG); Streichung milderes Mittel ggü. gänzlicher Ablehnung c) Zwischenergebnis: Möglichkeit der Abänderung (+)

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III.

Ergebnis zu Frage 1 Verfassungsmäßigkeit des Einsetzungsbeschlusses (+)

Frage 2: Erfolgsaussichten der Klage/des Verfahrens

(Obersatz)

I.

Zulässigkeit

(Obersatz)

1. Zuständigkeit BVerfG, Art. 93 I Nr. 1 GG, § 13 Nr. 5 BVerfGG

2. Parteifähigkeit des Antragstellers Untersuchungsausschuss als Teil des Bundestages und in Art. 44 I GG mit eigenen Rechten ausgestattet, Art. 93 I Nr. 1 GG, § 63 BVerfGG

3. Parteifähigkeit der Antragsgegnerin Bundesregierung als oberstes Bundesorgan, Art. 93 I Nr. 1 GG, § 63 BVerfGG

4. Antragsgegenstand Maßnahme oder Unterlassung des Antragsgegners, § 64 I BVerfGG; hier: Frage, in welchem Umfang Antragsgegnerin der beantragten Aktenherausgabe Folge leisten muss

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5. Antragsbefugnis Schlüssige Behauptung der unmittelbaren Beteiligung an einem verfassungsrechtlichen Rechtsverhältnis und der Verletzung/unmittelbaren Gefährdung eigener Rechte des Antragstellers, Art. 93 I Nr. 1 GG, § 64 I BVerfGG; hier: Beweiserhebungsrecht des Untersuchungsausschusses (Art. 44 I, II GG i. V. m. StPO) als verfassungsrechtliches Rechtsverhältnis; Möglichkeit der Prozessstandschaft

6. Form Vgl. §§ 23 I, 64 II BVerfGG

7. Frist Sechs Monate, § 64 III BVerfGG

8. Zwischenergebnis Zulässigkeit (+)

II.

Begründetheit

(Obersatz)

1. Ordnungsgemäße Einsetzung des Untersuchungsausschusses (+), s. o. bei Frage 1

2. Recht auf Aktenvorlage aus Art. 44 I, II GG; Recht zur Beweiserhebung umfasst auch Recht auf Aktenvorlage (vgl. auch § 18 I PUAG)

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3. Schranken des Rechts auf Aktenvorlage (Obersatz) a) Art. 44 II GG i. V. m. § 96 StPO - nur „sinngemäße“ Anwendung der StPO; unterschiedliche Zielrichtungen der Verfahren (Strafverfahren repressiv, Untersuchungsauftrag nicht) - Kernbereich exekutivischer Eigenverantwortung - § 96 StPO (Geheimhaltungspflicht) hiervon nicht umfasst - Konsequenz: einschränkende Auslegung des § 96 StPO Berufung hierauf nur möglich, wenn Dienstgeheimnis andernfalls nicht gewahrt wäre - Möglichkeit des Ausschlusses der Öffentlichkeit von Sitzungen des Untersuchungsausschusses (Art. 44 I 2 GG) - außerdem: Bindung der Mitglieder des Untersuchungsausschusses an Geheimhaltungsverordnung des Bundestags b) Grundrechte Nach dem Sachverhalt keine Beeinträchtigung ersichtlich c) Zwischenergebnis Grenzen des Rechts auf Aktenvorlage nicht überschritten

4. Ergebnis Begründetheit (+)

III.

Ergebnis zu Frage 2 Erfolgsaussichten der Klage (+)

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