:46:45 PM. Downloaded by:

~§ 68-71 RΕFLΕχΕ 67 183. G.ROSSMAΝΝ, M. (Wien) : Über die Änderungen der Herzarbeit durch centrale Reizung der Nerven. Zeitschr. f. k1ín. Med. Bd. ...
Author: Bettina Heintze
3 downloads 4 Views 727KB Size
~§ 68-71

RΕFLΕχΕ

67

183. G.ROSSMAΝΝ, M. (Wien) : Über die Änderungen der Herzarbeit durch centrale Reizung der Nerven. Zeitschr. f. k1ín. Med. Bd. 32. 1897. 184. BRESGEN:

Die Reizung und Entzündung der Nasenschleimhaut ín ihrem Einflusse auf die Athmung und das Herz. Halle 1900. 185. KOBLANCK & ROEDER: Experim. 5~

Downloaded by: 37.44.197.198 - 8/14/2017 11:46:45 PM

ein kräftiges Niesen auf die schnellste Weise ans Tageslicht befördert. Selbst die Verengerung der Bronchiallumina soll nach Zuxrz (cit. bei LAZARUS 182 ) den Zweck haben, solche Staubtheilchen, die in die tieferen Luftwege gelangen, leichter zu arretiren. Die Nase ist somit auch durch ihren nervösen Apparat ein wichtiges Schutzorgan für die tieferen Abschnitte des Respirationsr .ohrs. Dieser teleologischen Auffassung der nasalen Reflexe geschieht, wie ich glaube, kein Eintrag durch die Thatsache, daß sämtliche centriFetalen Nerven, nicht allein die nasalen, bei ihrer Reizung Drucksteigerung im peripheren Gefäßsystem und gleichzeitig Verlangsamung der Athmung bewirken. ,Im Gegensatz zu dieser Rolle der Athmungsreflexe steht der 70 schädigende Einfluß, den die Reizung der Nasenschleimhaut auf die Herzaction H e r z a c t i o n ausübt. Bei seinen Reizungsversuchen sah KRATSCRMεR neben dem Stillstande der Athmung auch Aussetzen des Herzschlages mit nachfolgender Verlangsamung des Pulses (Vagusreizung) und Erhöhung des Blutdrucks (Reizung des vasomotorischen Centrums) eintreten, Veränderungen, die sich langsamer ausglichen, als die der Respiration. GROSSMANN 183 fand bei diesen Veränderungen den Nutzeffect der Herzarbeit ausnahmslos wesentlich herabgesetzt, im Gegensatz zu der Einwirkung, die Reizung der meisten übrigen centripetalen Nerven auf die Herzarbeit hat (nur der N. laryngeus superior verhält sich ähnlich wie die Nasennerven). Die Schädigung der Herzarbeit ist eine Folge der Vagusreizung, denn sie bleibt aus, nachdem die In. vagi durchschnitten sind. In Übereinstimmung mit diesen Angaben beobachteten ΒLΟCΗ144 und BRESGEN 184 bei galvanokaustischen Operationen in der Nase gelegentlich Verlangsamung und Aussetzen des Pulses, auch bei cocainisirter Schleimhaut. KOBLANCK & ROEDER184 finden, daß es lediglich eine c í r c u mscripte Stelle der Nasenschleimhaut ist, von der aus man bei Thieren (Kaninchen und Hunden) durch mechanische oder chemische Reizung Herzarrhythmie hervorrufen kann. Diese Stelle liegt hinten oben am Septum nasi, gegenüber dem hinteren Ende der mittleren Muschel. Sie nennen sie die „H e r z s t e 11 e". Der centripetale Schenkel des Reflexbogens soll im Trigemínus, der centrifugale im Vagus liegen. 11. Kapitel Die Nase als Geruchsorgan 128. 1 8 8-8 9 Zahlreiche Stoffe haben die Eigenschaft, unter noch zu erörtern- 71 den Umständen die Riechzellen zu erregen und damit Geruchs -

68

Cap. 11.

e m p f i n d u n g e n zu erwecken. Gelangen diese zum Bewußtsein, so entstehen Geruchswahrnehmungen. Zur Reizung der Riechzellen müssen materielle riechende Theilchen in unmittelbaren Contact mit den Riechhärchen oder wenigstens in ihre allernächste Nähe gelangen. Die intimeren Vorgänge bei der Erregung entziehen sich bis jetzt unserer Kenntniß. Wir wissen nicht, ob die Riechhärchen von moleculären Stößen getroffen werden oder von Ätherschwingungen (ZWAARDEMAKER 187) , ob dabei Adhäsionsphänomene (Lτ οεοτs 190) oder chemische Processe (HAYCRAFT 191) im_ Spiele sind. Die Riechstoffe gelangen unter normalen Verhältnissen mit der Respirationsluft an die Riechschleimhaut heran. Sie können in der Respirationsluft, wie GAUτ.ε 126 auseinandersetzt, in vierfacher Form enthalten sein : 1) als echte Gase, 2) als Dämpfe, 3) als flüssige, von Wasserdampf getragene Theilchen (Nebel), und 4) als Staub. Nur in der ersten Form besitzen sie active Beweglichkeit, in den übrigen. Formen sind sie auf die Luftströmungen angewiesen. Wir haben früher den Weg des Respirationsluftstromes in der Nase beschrieben, wobei sich ergab, daß Nebenschleifen sowol bei der Einathmung wie bei der Ausathmung die Regio olfactoria bestreichen und. daß das besonders ausgiebig beim Schnuppern und Schnüffeln geschieht. Es sei hier aber noch einmal der entgegengesetzten Ansicht einiger Autoren gedacht (§ 59) , wonach die Regio olfact. von den RespirationsZWAARDEMAKER erkennt strömen vollkommen unberührt bleibt. hierin ein wichtiges Schutzmittel für die Riechschleilrthaut gegen schädliche Beimengungen der Athmοsphäre. Zur Riechschleimhaut sollen die in der Athmungsluft enthaltenen Riechstoffe aus dem mittleren Nasengange durch Diffusion emporsteigen. — Gegen diese Theοrie ZWAARDEMAKERS führt GAULE gewichtige Bedenken ins Feld, auf die wir hier aber nicht eingehen können. Es fehlt uns bis jetzt die Erkenntniß des Wesens der Gerüche, wir wissen nicht, welche Eigenschaften einen Körper zu einem Geruchserreger machen. Zwar ist es am wahrscheinlichsten, daß die chemische Zusammensetzung hierbei den Ausschlag gibt, aber unsere Kenntnisse darüber reichen nicht hin, um eine Eintheilung der Gerüche auf die chemische Constitution der Riechstoffe zu gründen. Unters. zur reflector. Herzarrhythmie. Pflügers Archiv 125. 1908. 186. voi Bd. 3. VINTSCHGAU: Physiologie des Geruchssinns. Hermanns Handbuch. Theíl 2. 1880. 187. ΖWΑΑΣΜΕΜΑΧΕΒ Die Physiologie des Geruchs. Übers. von A. Junker von Langegg. 1895. 188. DEHS.: Geruch in Asher & Spirοs Ergebn. d. Physiol. 1, Abth. 2. 1902. 189. NAGEL, W.: Der Geruchssinn. Nagels Handb. Bd. 3. 1905. 190. Lιιczοιs: Mémoire sur les mouvements de certains corps organiques à la surface de l'eau et sur les applications, qu'on peut en faire à la théorie des odeurs. Arch. de phys. norm. et path. 1868. L 191. HAYCRAFT: The objective cause of Sensation. Part. III. The Sense of smell Brain. 1889. Bd. XI. p. 166 (190 und 191 cit. von GAULE 126).

Downloaded by: 37.44.197.198 - 8/14/2017 11:46:45 PM

72

PHYSIOLOGIE

1 § 71. 72

GERUCH

69

Wir müssen uns deshalb vorläufig damit begnügen, die Ger ii c h e nach den Eindrücken zu kiassificiren, die ihre Wahrnehmung bei uns erweckt.

Eine nähere Beschreibung der aufgezählten Geruchsklassen gebe ich unter Anlehnung an die Worte ZWΑΑΗDEMAΚER3. 1) Die erste Klasse (0 d o r e s a e t h e r e i) ist eine in sich ziemlich geschlossene Gruppe von Riechstoffen, die schon im Anfang dieses Jahrhunderts von LORRY zusammengefaßt wurde. Sie enthält die Ester, unter denen die Fruchtäther als Parfums sehr bekannt sind, und die Äther, Ketone u. s. w. geringeren Molekulargewichts. 2) Die zweite Klasse (0 d o r e s a r o m a t í c í) umfaßt die Terpene und Kampfer, die Gewürze, die unter sich verwandten Citronen- und Rosendüfte, die Αnisund Lavendelgerüche und endlich die Mandelgerüche. 3) Die dritte Klasse hat von Lι νx den Namen O d o r e s f r a g r a n t e s erhalten. Sie begreift außer den echten Blumendüften, wie Jasmin, Lilie, Veilchen, auch die balsamischen Gerüche, deren Repräsentanten Vanille und Cumarin sind. 4) Die vierte Klasse (0 d o r e s a m b r o s i a c i) wird von den Moschus- und Ambergerüchen gebildet, welche im Pflanzen- und Thierreich, ja sogar im Mineralreich außerordentlich häufig sind. 5) Die fünfte Klasse (0 d o r e s a 11 í a e e í) enthält die lauchartigen Gerüche, woran sich die Kakodylgeriiche und vielleicht auch die Halogene anreihen. 6) Die sechste Klasse (0 d o r e s e m p y r e u m a t i c í) ist dem Lιxx schen System neu hinzugefügt, findet jedoch ihre historische Begründung bei ‚TALLER, bei dem sich bereits die Bezeichnung Odor empyreumaticus findet. Neben einer Reihe aus dem täglichen Leben wolbekannter brenzlicher Gerüche enthält sie die größte Zahl der neueren Theerpräparate und ganz im Allgemeinen Producte der trockenen Destillation. 7) Die siebente Klasse, die der h i r e i n i s e h e n oder Caprylgeriiche, findet ihre Hauptrepräsentanten in der Fettsäurereíhe. 8) Die achte Klasse empfing von L'xxi den Namen der O d o r e s t e t r i, der von CLIQUET als „abstoßende Gerüche" übersetzt wurde. Hierzu gehören erstens die narkotischen Gerüche und zweitens die c mischen Gerüche (Wanzengestank). 9) Die neunte Klasse endlich umfaßt Gerüche, deren Empfindung bei den meisten Menschen von einem Brechreflex begleitet ist und die daher von Lιxν als O d o r e s n a u s e o s i bezeichnet werden. Hierzu gehören: a) die Aas- und Leichengerüche, b) die Fäcalgeriiche, deren chemischer Repräsentant das Skatol ist. 192. ?WAARDEMAKER 4, S. 55 ff. 1896.

&

REUTER:

Qualitative Geruchmessung. A. f. L.

Eintheilung der Gerilche

Downloaded by: 37.44.197.198 - 8/14/2017 11:46:45 PM

Unter den zahlreichen nach diesem Princip geschaffenen Klassifikationen, über die ΖWΑARDΕΜΑΚΕΒ187. 192 ausführlich berichtet, interessirt uns hier vorzugsweise die von ZWAARDEMAKER erweiterte ΙΑΝΝ sche Eintheilung. Sie umfaßt 9 Klasse n: 1. 0 d ο r e s aetherei, 2. Odores aromatici, 3. Odores frag r a n t e s (wohlriechende, balsamische) , 4. Odores a m b r o s í a c í (Amber-Moschus-Gerüche) , 5. 0 d o r e s a 11 í a c e i (lauchartige), 6. Odores empyreumatici (brenzliche), 7. Odores hircini (Bocksgerüche) , B. 0 d o r e s t e t r i (widerliche) , 9. 0 d o r e s n a u s e o s í (brechen-, ekelerregende) . Die ersten 4 Klassen möchte Ζ. zu einer größeren Gruppe, den N a h r u n g s g e r ü c h e n, vereinigen, die übrigen 5 zu der der Ζ ersetzungsgeriiche1s7, 5.235

70

PHYSIOLOGIE

Cap. 11

Ζ WΑΑRDΕΜΗΑΙζΕR hat darzuthun versucht, daß sich für jede dieser 9 Klassen eine für sie charakteristische Atomgruppe (O d o r i p h o r) angeben läßt.

Wir haben bereits erwähnt, daß das Geruchsorgan des mikrosmatischen Menschen gegenüber dem der makrnsmatischen Säuger erd.Leistnngen Gerucheshins heblich reducirt ist (§ 53 ff.) . Dementsprechend ist das Geruchsvermögen der Makrosmatischen zu einer Feinheit entwickelt, von der wir uns nur ganz vage Vorstellungen machen können und dessen Äußerungen uns immer von Neuem in Erstaunen versetzen. Es wäre trotzdem sehr falsch, die Leistungen des menschlichen Geruchs verächtlich anzusehen. Sie stehen denen des Auges und des Ohres kaum nach. Sc. konnten FISCHER & PENZOLDT 193 z. B. Mercaptan noch in einer Verdünnung von 1 /23 0„ οοο Milligramm auf 1 Liter Luft riechen, VALENTIN 1/ 2 00ou i Milligramm Moschus auf 1 Liter Luft. „Von Äthylmercaptan reicht eine Menge zur Geruchsempfindung hin, die 250 mal geringer ist, als die kleinste von der Spectralanalyse nachweisbare Menge Natriums" 194 Ermiidung „Der Geruchsnerv wird durch ununterbrochene Einwirkung eines adäquaten Reizes schon im Verlaufe von wenigen Minuten für einige Zeit völlig abgestumpft. Völlig ermüdete Geruchsnerven brauchen mindestens eine Minute zur völligen Erholung. Diese maximale Erholungszeit stellt die Empfindlichkeit dem Grade nach, aber nicht dauerhaft wieder her; die Riechperioden werden nach jeder Ermüdung kürzer" (ΑaοxsοεΡet 195) 73

So wurde eine wässerige Lösung von Cumarin 0,2 : 100,0 von der Versuchsperson zunächst 140 Secunden lang gerochen. In Pausen von je 3 Minuten wurde immer aufs Neue geprüft. Nach der 5. Pause wurde die Lösung nur 25 Secunden lang gerochen, nach der 11. Pause 10 Secunden lang, nach der 13. Pause 8 Secunden lang.

Diese Beobachtungen dienten Αaoxsοxν dazu, der Frage nach den s p e c í f í s c h e n E n e r g i e e n der verschiedenen Geruchsnervenfasern näherzutreten. Wird nach völliger Ermüdung für einen Geruch A ein anderer Geruch B in unveränderter Stärke percipirt, so kann das nur durch die Annahme von specifischen Energieen erklärt werden. Die Versuchsergebnisse AaOxSoxNS sprechen für diese Annahme. Ermüdete er seinen Geruch für T i n c t. j o d í , so wurden unverändert wahrgenommen u. A. 01. pini, 01. fοerúculi, Il. rosmarini, Il. lavandulae; wurden abgeschwächt wahrgenommen u. Α. Il. citri, 01. salviae, Il. terebinth., 01. bergamottae, Il. caryophyllorum; ausgelöscht war die Perception für Spiritus und Il. copaivae. — War die Perception für S c h w e f e 1 a m m o n i u nι 193. FISCHER & PEIzoLDT: Annalen d. Chemie und Pharmacie. 1887. Bd. 239, pag. 131, cit. von Gnuτε 126. 194. MEYER & JACOBSON: Organische Chemie. Leipzig 1893. Bd. 1, S. 214, cit. von Ζ WΑΑΙ ΥΕΜΑΚER 187 195. ÁRONSOHN: Experimentelle Untersuchungen zur Physiologie des Geruchs. Du Bois-$eymonds Arch. f. Physiol. 1886.

Downloaded by: 37.44.197.198 - 8/14/2017 11:46:45 PM

Specif.

Energie

§ § 72-76

GERUCH

71

Den angeführten Experimenten AROxsoixs reihen sich klinische 74 Beobachtungen an, die ebenfalls nur unter der Annahme specifischer Geruchsenergieen erklärlich sind. So das Auftreten von par t í e 11 e n Anosmíeen, so die Entstehung von s u b j e c t i v e n Ger li c h e n infolge von Erregung der Olfactoriusfasern in ihrem Verlaufe. Über die Anzahl der specifischen Geruchsenergieen wissen wir nichts. Möglicherweise sind es sehr wenige, die durch ihre verschieden starke Betheiligung die unzähligen Variationen der Gerüche geben, analog der Entstehung der unzähligen Farbenempfindungen auf der Grundlage nur dreier Grundfarben. Führt man mehrere Gerüche gleichzeitig der Nase zu, so treten nach ARoνsοην 195 entweder Mischger ii c h e auf, z. B. beim gleichzeitigen Riechen von Il. junperi und 01. carvi, von Eau de Cologne und Pοmeranzenöl, von Jodtinctur und 01. pimpinelli; oder man riecht bald den einen, bald den andern Geruch (VAL,ENTms W e t t s t r e i t der Ger ü c h e) , z. B. beim gleichzeitigen Riechen von Kampfer und Citrοnenöl; oder der eine Geruch löscht den a n d e r n a u s. So wird der Kampfergeruch unterdrückt durch die Gerüche der Zwiebel, des Wachhοlderöls, der Eau de Cologne und des Petroleums. Die Möglichkeit, gewisse unangenehme Gerüche durch angenehme auszulöschen oder zu übertäuben, findet in der Pharmacie und der Parfumerie ausgedehnte Verwerthung. Mit Hilfe seiner später (S. 196) zu beschreibenden Olfactometer 75 war ZWAARDEMAKER im Stande, die Gerüche, deren gleichzeitige Ein csαói1 Wirkung untersucht werden sollte, quantitativ gegeneinander abzustufen. Er fand dabei, daß die meisten Gerüche nicht gleichzeitig 196. ARGNSOHN: Versuch einer Nomenclatur der Geruchsqualitäten. A.f.L.

2. 1895.

Downloaded by: 37.44.197.198 - 8/14/2017 11:46:45 PM

aufgehoben, so fand er u n g e s c h w ä c h t e Perception für 01. terebinth., 01. ansi, Tinct. pimpinelli, 01. citrí, 01. fοenculi, 01. bergamottae u. A., abgeschwächte Perception für 01. juniperi, 01. pini u. A., auf gehobene Perception für Schwefelwasserstoff, Chlorwasserstoff (7 gtt : 50,0 Aq. dest.) , Brom (0,1: 100,0). Man sieht, daß bei völliger Ermüdung für eine Geruchsqualität acht allein andere ungeschwächt, wieder andere abgeschwächt percipírt werden, sondern daß einige andere ausgelöscht sind. Wir müssen annehmen, daß die gleichzeitig ausgelöschten Qualitäten derselben specifischen Energie angehören und auf diese Art könnte man bei Durchprüfung sämtlicher einheitlicher Riechstoffe zu einer r a t í o n e 11 e n K l a s s í f í c a t í o n der Gerüche gelangen (Μ ονsοHH 195/6). Die Gerüche von Cumarin und Vanillin löschen einander nicht aus, dürfen also nicht, wie ZwAARDEMAXER es will, in derselben Geruchsklasse untergebracht werden. Diese und ähnliche andere Beobachtungen lassen das Verlangen mande!18 18 s nach einer Revision der Klassification ZWAARDEMAXER5 gerechtfertigt erscheinen.

72

PHYSIOLOGIE

Cap. 11

percipirt werden, daB vielmehr gewöhnlich der eine Geruch den anderen unterdrückt. Bei einem bestimmten, vermuthlich für je zwei Gerüche feststehenden Verhältniß trat v ö 11 í g e C ο m p e n s a t i ο n 19718 ein, d. h. es wurde weder der eine, noch der andere Geruch wahrgenommen. So compensirten sich Cedernholz und Kautschuk im Verhältniß von 2% : 14 Olfactieen*) , Benzο und Kautschuck im Verhältniß von 31/2 :10 Olfactieen, Kautschuck und Wachs im Verhältniß von 14 : 28 Olfactieen. — Man könnte nun annehmen, daß die Aufhebung der Gerüche durch chemische Umsetzungen schon vor dem Eindringen der Riechpartikelchen in die Nase erfolgte. Dem ist aber nicht so. Leitet man jeden der einander compensirenden Gerüche für sich gesondert in ein Nasenloch der Versuchsperson hinein (z. B. durch ZWAARDEMAKERS Dορρelriechmesser, S. 198), so tritt gleichwol die Compensation ein. Sie kann also nur auf nervösen Vorgängen beruhen. Manche Riechstoffe reizen zugleich den Trigemínus nasi, z. B. Chlor, Brom, Jod, Ammoniak, Salpetersäure, Osmiumsäure, Essigsäure. Die hierbei entstehenden Empfindungen werden gewöhnlich nicht von einander gesondert percipirt, sondern zusammengeworfen und als Gerüche gedeutet. Ja, auch nach Verlust des Olfactorius werden solche Stoffe in der Regel, lediglich auf Grund der Trigeminusreizungen, als riechende bezeichnet. Eine ähnliche Vermischung und Umdeutung, wenn auch im entgegengesetzten Sinne, finden wir bei den B e z í e h u n g e n d e s Geruches z u m Schmecke n. Man glaubte früher, daß Düfte, die von den Choanen her zur Nase gelangten, eine höchst unbedeutende Geruchsempfindung erzeugten, daß das g u s t a t o r i s e h e R i e c h e n , wie ZWAARDEMAKER 187, s. 76 es genannt hat, also von untergeordneter Bedeutung sei. Diese Anschauung ist durch die Ermittelungen über den Weg des Luftstroms in der Nase sehr unirahrscheinlich gemacht und von ARοxsοm gas experimentell widerlegt worden. ZWAARDEMAKER187, s.9 weist darauf hin, daß eine Ausathmung das Erste ist, was auf eine Schlingbewegung folgt, wodurch beim Kosten riechender Substanzen die mit Riechtheilchen geschwängerte Luft des Pharynx unverweilt der Riechschleimhaut zugeführt wird. „Der aromatische Geschmack ist zumeist eine reine Geruchsempfindung, welche der gleichzeitigen Tastempfindung auf der Zunge oder der wirklichen, gleichzeitigen Geschmacksempfindung (bitter, süß, sauer, salzig) wegen fälschlich als Geruchsempfindung ausgelegt wird. Verhindert man beim Genuß aromatischer Substanzen den Zutritt der mit 197. ZwAARDEMAKER: Die Compensation der Geruchsempfindungen. Engelmanns Archiv f. Physiologie. 1900. 198. DERS. : Üb. 4. Proportionen d. Geruchscompensation. A. f. Anat. u. Physiol. Physiol. Abth. Suppl. 1907.

*) Der Begriff der Olfactie wird später erläutert werden (§ 196).

Downloaded by: 37.44.197.198 - 8/14/2017 11:46:45 PM

76 Gustator. Riechen

§§ 75-78

GERUCH

73

dem Riechstoff derselben geschwängerten Luft zur Nasenhöhle 1 s s sο fällt der aromatische Geschmack weg. Nicht riechbare Substanzen erzeugen auch keine sog. aromatische Geschmacksempfindung" 200 Anosmischen schmeckt Rheinwein wie schwacher Essig, Kaffee wie versüßtes, bitterliches Wasser, Käse wie etwas Salziges. OGLE (cit. bei ZWAARDEMAKER 187, 5.10) berichtet von zwei des Geruches Beraubten, die keinen Unterschied zwischen gekochten Zwiebeln und Apfeln herausschmecken konnten, Portwein schmeckte ihnen wie dünnes Zuckerwasser, Burgunder wie dünner Essig. Der Geruch ist also eine für die Empfindung der Wohlgeschmäcke unentbehrliche Function. Wir könnten unsere speciellen Betrachtungen über den Geruch 77 hier beendigen. Denn die an und für sich sehr interessante Controverse, ob riechende Flüssigkeiten, in die Nase gebracht, nicht riechen (E.H.WEBER) oder riechen (ΑΒΟΝSOHN 195), sowie die Beobachtungen Anoisoxrns über die elektrische Geruchsempfindung haben wenig klinisches Interesse. Es müssen jedoch als sehr wichtig die Angaben Indifferente Lösungen ΑΒΟΙ SΟΗΝS 195 über solche Salzlösungenreferirt werden, die den Geruch intact lassen (indifferente, osmoteretische 201 Lösungen). Dahin gehört vor allem die 0,73 proc. Kochsalzlösung, ferner Natr. bicarbonic. (2 X 0,73 =) 1,46: 100, Natr. sulph. (4 X 0,73 =) 2,92: 100, Natr. phosphoric. = Magnes. sulphuric. (6 X 0,73 =) 4,38: 100 Aq. dest. Wir werden diese Dinge später noch zu verwerthen haben.

199. „Bei zugehaltener Nase kaue man abwechselnd kleine Apfel- und Zwiebelstückchen; man wird die Unterscheidung der beiden Substanzen nicht eher machen können, als bis man die Nase öffnet" (CHEIREUL, Journ. de physiol. expérim. 4. Paris 1824. ref. von NAGEL189 S. 999). _Folgenden ebenso einfachen, wie überraschenden Versuch sollte jeder einmal anstellen: Man tröpfele in ein Glas Wasser ein paar Tropfen Eau de Cologne und rühre um. Man nehme davon bei zugehaltener Nase einen Schluck in den Mund, bewege ihn darin, schlucke unter: man wird lediglich den Geschmack des verdünnten Alkohols haben. Jetzt gebe man die Nase frei: und bei der nächsten Exspíration erscheint wie durch Zauber der Duft des Parfüms. 200. GRÜNHAGEN-FUNKE: Lehrb. d. physiol. 7. A. 1886. II. S. 200. 201. r ηρ€ω, ich behüte. 202. CLIQUET, H.: Osphrésiologie. 2. édit. Paris 1821. 203. JÄGER, Gusrnv: Entdeckung der Seele. 3. Aufl. Leipzig 1884/85. 204. HAGEN, A.: Die sexuelle Osphresiologie. Charlottenburg 1901.

Downloaded by: 37.44.197.198 - 8/14/2017 11:46:45 PM

Über die Bedeutung des Geruchssinnes202-204 Für die makrosmatischen Säugethíere ist der 78 Geruch einer der lebenswichtigsten und unentbehrlichsten Sinne. Sie brauchen ihn zur Aufspiirung von Nahrung und Beute, zur Witterung ihrer Feinde. Während der Paarungszeit lockt der Geruch des brünstigen Weibchens das Männchen an und reizt es zu gieriger Verfolgung. Und das Männchen besiegt häufig den Widerstand des Weibchens unter

PHYSIOLOGIE

Cap. 12

Mithilfe seines Brunstgeruches. Bei vielen dieser Thíere existiren sogar besondere, im Dienste der Geschlechtsthätigkeit stehende Drüsenconvolute (P a r f u m d r ii s e n), wie die Moschusdriisen an der Vorhaut des Moschusthieres, die Bibergeildrüsen an der des Bibers. Der Geruch ist somit den makrosmatischen Säugern ein wichtiges Hiilfsmittel zur Erhaltung des Lebens und der Art. Beim mikrosmatischen Menschen ist der Geruch in den genannten Beziehungen von viel geringerer Bedeutung. Einige zweckmäßige Athmungsreflexe (§ 68 f. ), die Erkennung vereinzelter, zufällig charakteristisch riechender schädlicher Bestandtheile in der Respirationsluft oder in der Nahrung : das wäre das Wenige, was an die entsprechenden Functionen der Makrosmatischen erinnert. Nicht hierin aber liegt die Bedeutung des Geruchssinnes für uns, sondern in dem mächtigen Einfluß, den die Gerüche auf unser Seelenleben ausüben. Sie haben in höherem Grade als jede andere Sinnesempfindung die Fäh gkeit, unmittelbar starke Affecte, Lust- oder Unlustgefühle, hervorzurufen. Hier könnte man die Frage aufwerfen, ob wir denn nicht besser ohne Riechvermögen daran waren, und kein Geringerer als KnνT 205 hat diese Frage bejaht. „Welcher Organsinn," sagt er, „ist der undankbarste und scheint auch der entbehrlichste zu seyn ? Ι er des G e r u c h s. Es belohnt nicht, ihn zu cultiviren oder wohl gar zu verfeinern, um zu genießen; denn es gibt mehr Gegenstände des Ekels (vornehmlich in volkreichern Örtern), als der Annehmlichkeit, die er verschaffen kann und der Genuß durch diesen Sinn kann immer nur flüchtig und vorübergehend seyn, wenn er vergnügen soll." Dieser Auffassung KANTS muß schon darum entgegengetreten werden, weil der Geruch für die Wahrnehmung der Wohlgeschmäcke und damit für die Anregung und Förderung des Appetits unentbehrlich ist (§ 76) ΚAντ selbst aß bekanntlich gern, gut und viel. Doch auch hiervon abgesehen: Wer wollte leugnen, daß Wohlgerüche eine Quelle höchsten Vergnügens sein, daß sie wesentlich zur Erweckung einer frohen und behaglichen Stimmung beitragen können ! Wer möchte seine Sinne den balsamischen Düften der Blumen und Kräuter, dem köstlichen Aroma der Früchte verschließen 1 Und man braucht kein Raucher zu sein, um den Duft einer delikaten Cigarre mit dem größten Behagen einzusaugen ! Mit Recht sagt deshalb CLIQUET 202 : „L'odorat est une source abondante de plaisir. Il est le sens des sensations douces et délicates, celui des tendres souvenirs. L'homme a un attrait naturel pour les odeurs agréables à peu près pour les sons mélodieux, les spectacles" etc. Von der größten Wichtigkeit sind die A u s d ü n s t u n g e n des Menschen , weil sie in hohem Grade geeignet sind, Zu205. Kλxr, IMMØEL: Anthropologie in pragmatischer Hinsicht abgefaßt. Königsberg 1798. S. 54.

Downloaded by: 37.44.197.198 - 8/14/2017 11:46:45 PM

74

78

GERUCH

75

Der Wunsch, gewisse Gerüche stets zur Verfügung zu haben, hat schon sehr früh zur Herstellung von P a r f ums geführt. Die hierbei zur Verwendung kommenden Duftstoffe werden dem Thierund dem Pflanzenreich entnommen. Eine besondere Anwendung erfahren die Parfums in der Körperpflege, vorzugsweise der Frauen, mögen sie nun dazu dienen, den natürlichen Körpergeruch zu steigern oder zu ersetzen 2 αΡ4, S. 226 oder unangenehme Individualgerüche zu maskiren 203, S. 31 Die bisherigen kargen Ausführungen mögen genügen, um wenigstens andeutungsweise darzuthun, daß der Geruch nicht der verächtliche Sinn ist, als der er von vielen angesehen wird, auch von vielen Nasenärzten, denn sie stürmen, wie wir später noch sehen werden, auf das Geruchsorgan mit allen möglichen, meist völlig entbehrlichen therapeutischen Maßnahmen los, als ob sie lauter KANTE wären. Völlig unentbehrlich ist das Geruchsvermögen f r die Angehörigen einzelner Berufe, die es mit der Verarbeitung und Verwerthung von Duftstoffen zu thun haben, z. B. Parfumeure, Moschusríecher, Küfer, Köche und Konditoren, Wein-, Thee-, Tabak-, Hopfen-, Getreidehändler u. a. m. Auch für den Arzt ist der Geruchssinn sehr wichtig, worüber sich CLIQUET 202, Cap' 2 ausführlich verbreitet. „Der berühmte Berliner Arzt, der „alte Heim", so berichtet VoLTOLINI 206, „erkannte bekanntlich manche Ausschlagskrankheiten durch den Geruch; so verbreiten im Eruptionsstadium der Masern die Kranken einen Geruch, welchen man mit jenem von frisch gerupften Gänsefedern, die Pocken einen Geruch, den man mit jenem verschimmelten, modrigen Brotes verglichen hat." 206. VGLTCLINI: D. Krankh. d. Nase.

1888. S. 265.

Downloaded by: 37.44.197.198 - 8/14/2017 11:46:45 PM

neigung oder Abneigung zwischen zwei Personen zu erwecken. Es sind vorzugsweise die in Zersetzung begriffenen Secrete der Hautdrüsen, der Hauch des Athems und beim Weibe außerdem die geschlechtlichen Absonderungen, die in ihrer Vereinigung das jeder Person eigenthümliche Bouquet liefern. Die darin enthaltenen Gerüche gehören vornehmlich der Klasse der Caprylgertiche an. Eine besondere Bedeutung kommt diesem Bouquet für die g e s c h l e c h t l i c h e Liebe zu. Manche wollen diese ausschließlich auf die Ausdünstungen der Liebenden begründen. Das ist sicherlich übertrieben. Unzweifelhaft aber ist, daß der Geruch des Weibes einen mächtigen geschlechtlichen Anreiz für den Liebhaber in sich birgt. Und nach der Behauptung JÄGERS 203, S. 161 f. wirkt der Geruch des geschlechtlich erregten Mannes geradezu fascinirend auf das Weib, das er begehrt. Unter diesen Umständen ist es nicht wunderbar, daß bei pathologisch gesteigerter nervöser Empfänglichkeit Geruchseindrücke eine bedeutende Rolle in dem Kapitel der geschlechtlichen Verirrungen spielen 204, S. 79 ff

76

ΡΒ SIOLOGIE

Capp. 11. 12

Scharlachkranke sollen einen Geruch ausströmen, der dem in einem Raubthíerhause ähnelt (ROMBERG in MERBINGS Lehrb. d. inn. Medic. 2. A., S. 147). Die eigenthiimlichen bei der Ozana und dem Sklerom auftretenden Gerüche des Nasensecrets werden wir später noch zu besprechen haben. 12. Kapitel 79

Die Nasenräume — so wollen wir für die folgenden Betrachtungen Nase und Nasenrachen zusammen nennen — dienen bei einer Anzahl von Sprach- und Gesangslauten als wichtige, bei einzelnen als unentbehrliche Resonanzräume. Sowol bei offener als auch bei geschlossener Gaumenklappe können die dem Larynx entströmenden Schallwellen zu den Nasenräumen gelangen. Bei offener Gaumenklappe unmittelbar, bei geschlossener, nachdem sie die trennende Wand, die aus dem harten und dem weichen Gaumen besteht, durchschritten haben. Bei der letzteren Art des Übergangs werden jedoch, wie wir zuverlässig annehmen können, die Schallwellen derart abgeschwächt, daß wir sie für unsere Betrachtung vernachlässigen können. Demnach interessirt uns hier lediglich die Nasenresonanz bei geöffneter Gaumenklappe und unsere Frage stellt sich zunächst so: Bei w e 1 c h e n L a u t e n findet ein Abschluß des Nasenrachens gegen die tieferen Luftwege durch das Gaumensegel statt? 209. 210

80

Zur Beantwortung dienen folgende, leicht nachzumachende Versuche. 1) Man phoníre andauernd den zu prüfenden Laut, schiebe nach Beginn der Phonation einen etwas (auf ca. 15° C.) abgekühlten Metallspiegel horizontal unter die Nasenlöcher und entferne ihn vor Schluß der Phonation. Die leiseste Spur eines den Nasenlöchern entströmenden Lufthauches wird einen Niederschlag auf dem Spiegel erzeugen und beweisen, daß die Gaumenklappe keinen vollkommenen Verschluß bewirkt hatte( LτsKovrus 214, s. 64 CZERMAK 212/13) 2)) Die beiden Nasenöffnungen der Versuchsperson werden durch zwei in gehöriger Entfernung neben einander laufende, durch biegsamen Draht

mande! mande!

L;skο°us

Hartmanns Versuch

207. GRÜΤΖΝER: Physiologie der Stimme und Sprache. Hermanns Handbuch. I. 2. 1879. 208. EΙxr$oΝΕΝ: Physiologie des Rachens. Heymanns Handbuch. 2. 1889. 208a. GUTZMANΙ, H.: Physiologie d. Stimme u. Sprache. 1909. 209. Gυrzνλxx, H.: Gaumensegel (physiologisch). Eulenburgs Realencyclopaedie. Encyclop. Jahrb. Bd. 8. 2. Aufl. S. A. 210. DEBS.: Von den verschiedenen Formen des Ν .seins. Bresgens Sammlung. Bd. 5. 1901. 211. Lτsxovτus: Physiologie der menschlichen Stimme. Leipzig. 1846. 212. CZERMAK, J. N.: Wiener Sitzungsber. Bd. 24. 1857. 213. DERS. : Wiener Sitzungsber. Bd. 28. 1858. (Ausf. ref. von VOLTOLINI: Die Rhinoskopie. 2. Aufl. 1879. S. 221 f.).

Downloaded by: 37.44.197.198 - 8/14/2017 11:46:45 PM

Nase und Nasenrachen als Bestandtheíle des Sprachapparates 207-2 08 a