2015 in Manchester

Erasmuserfahrungsbericht: WS 2014/2015 in Manchester Bevor ich überhaupt angefangen habe BWL zu studieren war mir klar, dass ich zu gegebener Zeit ei...
Author: Götz Brandt
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Erasmuserfahrungsbericht: WS 2014/2015 in Manchester

Bevor ich überhaupt angefangen habe BWL zu studieren war mir klar, dass ich zu gegebener Zeit ein Auslandsaufenthalt in einem englischsprachigen Land absolvieren möchte. Ziel dabei war es vor allem meine Englischkenntnisse zu verbessern, neue Erfahrungen zu sammeln und die englische Mentalität kennenzulernen. Da es im Bachelor bei mir zeitlich wegen zahlreicher Praktika nicht geklappt hat, hab ich mich dazu entschieden, dies während meines Masterstudiums zu absolvieren. Meine Wahl fiel dabei auf die Manchester Business School (MBS). Nachdem ich mich nun an der Uni Kiel für ein Auslandsstudium an der MBS beworben hatte, habe ich im Februar erfahren, dass ich angenommen wurden bin. Bis dann aber der finale Brief aus Manchester kam, dauerte es doch seine Zeit. Also keine Sorge. Bei mir war das der Fall irgendwann gegen Juni.

Die Wohnheime

Während des Bewerbungsprozesses muss man seine Präferenzen bezüglich der Wohnheimwahl abgeben. Ich habe letztendlich „Weston Hall Accomodation“ zugewiesen bekommen und war äußerst zufrieden damit. Weston Hall ist aufgeteilt in sogenannte Cores. Die Bachelorstudenten sind in dem grünen, blauen und roten Bereich, wohingegen die Masterstudenten alle im silbernen Bereich angesiedelt sind. Die Zimmer sind größer als in den anderen Wohnheimen, man hat sein eigenes, kleines Bad und was durchaus sehr wichtig ist: eine sehr, sehr große Küche mit Esstischen und Sofas. Pro Flur gibt es hier jeweils zwei Einheiten a 8 Leuten. Mit meinen Mitbewohnern hier hatte ich durchaus Glück. Wir waren 6 Asiaten, eine Amerikanerin und ich. Wir haben sehr viele Abende zusammen verbracht oder Ausflüge zusammen gemacht, was anscheinend nicht allzu selbstverständlich, was ich aus Gesprächen mit anderen gemerkt habe. Am besten waren immer die Kochabende. Wir haben uns ein paar mal getroffen und jede Nation hat ein traditionelles Gericht gekocht. Die Asiaten können echt kochen und es ist komplett anderes Essen im Vergleich zu dem was wir in Deutschland aus den asiatischen Restaurants kennen. So konnte man sich mal durch die asiatischen Spezialitäten durchprobieren. Ein weiteres Highlight war Thanksgiving mit den Amerikanern. Ansonsten haben wir in Weston Hall einen sensationellen Gemeinschaftsraum mit einem Billardtisch, zwei Tischtennisplatten, einem Tischfußballtisch, Sofas und einem Beamer. 1

Sprich der Raum war prädestiniert für entspannte Spielabende, Abende zum Vortrinken oder von uns organisierten Party mit weitaus mehr als 100 Studenten, die Weston Hall zum Beben gebracht haben. Das Aufräumen am nächsten Tag war dann der negative Aspekt der Geschichte. Aus Erfahrung kann ich auch berichten, dass falls ihr mal ein Problem mit der Dusche, in der Küche oder ähnliches haben solltet, meldet es direkt der Rezeption (falls diese mal da ist) und das nicht nur einmal. Meist reagieren die erst wenn man die drei, vier Mal genervt hat und dann wird es aber auch direkt erledigt. In Weston Hall wohnten noch zwei andere Erasmusstudenten. Die anderen waren überwiegend in Opal Hall oder Georg Kenyon Hall angesiedelt, wovon ich wenn Georg Kenyon Hall weiterempfehlen würde. Bis zur MBS von Weston Hall sind es knapp 5 Minuten zu Fuß. Weston Hall bietet in geraumen Abständen aber auch organisierte Reisen für relativ günstige Preise z.B. nach York, Liverpool, Cambridge, zum Lake District etc. an. Am Anfang des Semester fand nebenan im Hotel ein „Welcome Dinner“ statt, wodurch man schnell alle anderen kennengelernt hat und so schnell Freunde finden konnte. Neben den Wohnheimen gibt es natürlich auch die Option sich selbst private Unterkünfte zu suchen. Entweder man kümmert sich im Vorhinein schon darum über Anzeigen oder sucht sich hier vor Ort dann eine geeignete Unterkunft. Allerdings habe ich hier nur relativ wenig Leute kennengelernt, die diese Option wahrgenommen haben, da es doch mit reichlich mehr Aufwand verbunden ist. Einziger Vorteil ist, dass die privaten Unterkünfte meist im Vergleich zu den Wohnheimen hier deutlich günstiger sind.

Die Anreise

Manchester hat einen großen internationalen Flughafen, wodurch die Anreise super einfach ist. Von Hamburg aus beispielsweise gibt es zahlreiche Direktflüge beispielsweise mit Easy Jet, German Wings oder Lufthansa. Ansonsten fliegt RyanAir Manchester auch an, leider aber nicht von Hamburg mehr aus. Ich bin mit German Wings von Hamburg geflogen und das hat preislich alles super gepasst auch hinsichtlich des aufzugebenen Gepäcks, da German Wings 23kg erlaubt. Vom Flughafen aus kann man die Innenstadt relativ schnell erreichen. Mit dem Taxi sind es knapp 15Pfund und 20 Minuten (je nach Verkehr) oder mit der Bahn sind es 15 Minuten fast direkt zu den Wohnheimen für 4,10 Pfund. Am Flughafen ist aber auch alles sehr gut ausgeschildert, sodass man seinen Weg aufjedenfall nach Manchester dann findet. 2

Allerdings bietet die Universität Manchester auch kostenlose Shuttlebusse an. Diese Möglichkeit habe ich wahrgenommen. Man musste im Vorhinein sich dafür eintragen und wurde dann am Flughafen von denen empfangen und am Wohnheim abgesetzt. Dadurch ist man direkt in Kontakt mit Studenten gekommen. Da gerade die Maschine aus Deutschland gelandet ist, waren wir im Bus auch nur Deutsche.

Die Universität und Betreuung an der MBS

Das Universitätsgelände in Manchester ist im Vergleich zu meinen vorherigen Studienorten in Kiel und Hamburg gigantisch. Es vollzieht sich beinahe durch die komplette Oxford Road, die direkt ins Stadtzentrum führt. Die Anbindungsmöglichkeiten mit Bus sind also sehr gut, auch wenn man den Bus eigentlich nie nimmt, da alles fußläufig zu erreichen ist. Die Buspreise variieren hier auch je nach Unternehmen. Allerdings gibt es einen Bus (147), der umsonst für Studenten auf dem Campusgelände ist. Das Universitätshauptgebäude ist sehr alt und wunderschön, allerdings finden hier keine Vorlesungen mehr statt, sondern eher Veranstaltungen bzw. ein Museum ist in diesem und zahlreiche Anlaufstellen für Studenten. Eine Mensa gibt es nicht. Dafür gibt es zahlreiche billige Restaurants, Pubs und Supermärkte rund um die Universität und besonders zu empfehlen sind die Krobar und die StudentUnion mit leckerem Essen. Dort treffen sich meist alle Studenten. Die MBS ist in einem riesigen komplex im Norden der Oxford Road angesiedelt. Es dauerte einige Zeit bevor man sich dort zu Recht gefunden hat und feststellen musste, dass es in diesem riesigen Komplex wirklich nur 4 Vorlesungsräume gibt. Der Rest bestand aus Seminarräumen und den Räumen der Professoren. Die Kontaktperson für alle Erasmusstudenten ist Svetlana Budyakova. Sie ist zuständig für sämtliche Unterschriften hinsichtlich beispielsweise Transcript of Records und sonstigen Fragen rund um das Studium. Allerdings hatten wir ein paar Unstimmigkeiten mit ihr, da doch nicht alles so organisiert war wie man es sich vorstellt. Besonders ist dies aufgefallen bei der Wahl der Anerkennungsfächer. Kurz vor Semesterbeginn bekommt man eine Datei mit sämtlichen Kursen zugeschickt. Mit diesen setzt man sich dann auseinander und sucht sich zusammen mit den Professoren in Deutschland dann Fächer aus, die in Kiel anerkannt werden können. Gesagt getan. Man geht dann zu Svetlana um die Unterschrift und Bestätigung für das Transcript of Records zu holen, um dann zu erfahren, dass die 3

Kurse voll sind, weil full-time Studenten den Erasmusstudenten vorgezogen werden. Sprich die ganze Arbeit vorher war sinnlos, da man sich dann hier in Manchester wieder andere Kurse suchen musste. Kümmert euch aufjedenfall vorher schon um Alternativen und vertraut nicht den Aussagen. Fragt immer nach ob es nicht noch andere Möglichkeiten gibt den Kurs zu belegen. Für einen Kurs wurde uns gesagt es, dass nach einem größerem Raum gesucht wird und wir in Kenntnis gesetzt werden. Ein größerer Raum wurde gefunden, allerdings wurden wir nie in Kenntnis gesetzt, was wir nach ein paar Vorlesungen erfahren haben. Belegen durften wir es dann aber nicht mehr, da wir 3 Vorlesungen verpasst haben. Ansonsten sind wir aber an kein Programm gebunden und können aus verschiedenen Schwerpunkten uns die Vorlesungen heraussuchen, die wir belegen möchten. Die Professoren an der MBS sind alle sehr nett und kompetent. Ein Semester dauert hier leider nur 11 Vorlesungswochen, wodurch die Zeit super schnell umgeht. Meist besteht ein Fach aus zwei Stunden Vorlesung einer Stunde Seminar. In den Seminaren arbeitet in Gruppen und stellt seine Sachen dann am Ende der Stunde vor, welches sehr hilfreich ist um seine Sprachkenntnisse zu verbessern und noch besser zu werden in Präsentationen. Start der Vorlesungen war bei uns Ende September und das Semester war am 12. Dezember zu Ende. Die Klausurenphase war dann im Januar für zwei Wochen. Man hatte also genügend Zeit sich auf die Klausuren vorzubereiten, da dies während des Semester aufgrund von verschiedenen Präsentationen, Aufsätzen und Berichten doch schwierig war, da man ja auch als Erasmusstudent ein wenig sein Leben genießen wollte.

Freizeit: Reisen und Party

Meine Erwartungen an die Stadt Manchester an sich waren nicht besonders groß. Industriestadt und englisches Wetter. Meine Meinung musste ich aber ganz schnell ändern. Manchester ist eine wundervolle Stadt mit zahlreichen Möglichkeiten. Man hat einerseits die Studentenviertel, dann das Financial District, den Stadtkern an sich, der mittlerweile sehr modern ist und unglaubliche viele Möglichkeiten durch die Pubs in Manchester zu ziehen. Sei es direkt neben Weston Hall mit Pubs und Clubs (besonders zu empfehlen ist die Factory direkt neben meinem Wohnheim) oder im Northern Quarter oder unten in Fallowfield. Die Möglichkeiten sind unbegrenzt hier und nicht machbar alles zu erforschen.

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Dann gibt es aber noch weitere schöne Plätze wie die Kanäle mit ihren alten Restaurants, um gemütlich am Kamin einen Tee zu trinken oder englisches Frühstück zu genießen. Was am meisten aber überrascht hat war das Wetter. In den ersten zwei Monaten hatten wir kaum Regen. Wir konnten bis tief in den November hinein mit Sonnenbrille rumlaufen und unsere Sommerjacken tragen. Aber die Engländer sagen selbst, dass dieses Wetter dieses Jahr nicht normal sei. Wenn man Fußball begeistert ist bietet einem Manchester schon einem was. Sei es Manchester United oder Manchester City. Aber ich war ein wenig enttäuscht von der Atmosphäre hier in den Stadien im Vergleich zu deutschen Stadien. Es ist doch sehr ruhig leider immer, was man aus Deutschland nicht gewohnt ist. Dennoch ist es ein Erlebnis einmal im ehrwürdigen Old Trafford gewesen zu sein, um Manchester United zu sehen. Des Weiteren zu empfehlen sind die Curry Mile kurz vor Fallowfield mit super leckerem Essen oder man muss einfach mal nach günstigen Angeboten für die Oper, Theater oder Philharmonie schauen. Meist gibt es günstige Angebote für Studenten, die die 5 Pfund nicht übersteigen. Neben unserem Studium und Feiern haben wir allerdings auch kulturelle Sachen gemacht. Beispielsweise haben wir Ausflüge nach Liverpool, York, Cambridge, Oxford und zum Lake District gemacht. Solltet ihr euch für Manchester entscheiden sind diese Städte ein absolutes muss zu besuchen. Besonders York ist eine traumhafte alte Stadt im Norden Englands nicht weit von Manchester entfernt (knapp 1,5h mit dem Zug). Eines der Highlights war unser eigens organisierter Wohnwagentrip durch Schottland für 5 Tage mit sieben Erasmusstudenten. Wir sind zunächst nach Edingburgh gefahren, dann durch den Nationalpark hoch in den Norden nach Dufftown, um dort die Glenfiddich Whiskey Distillery zu besuchen. Von dort aus sind wir nach Loch Ness und weiter Richtung Küste. Die Westküste Schottlands und besonders die „Isle of Skye“ ist ein absoluter Traum zum wandern und die Natur zu genießen. Über Glasgow sind wir dann wieder zurück nach Manchester gefahren.

Einkaufsmöglichkeiten

Direkt an Weston Hall grenzen zahlreiche Supermärkte wie Tesco oder Spar, die teilweise 24 Stunden jeden Tag geöffnet haben. Allerdings gibt es auch günstigere Supermärkte hier wie Aldi und Lidl, die sich aber unten am Campus (20 Minuten entfernt) oder im Stadtkern (10 Minuten entfernt) im Arndale Center befinden. Das Arndale Center ist ein 5

großes Einkaufscenter hier mitten in der Stadt und sehr gut zum shoppen geeignet. Manchester hat angeblich auch eines der größte Einkaufszentren Europas mit dem Old Trafford. Es ist wirklich gigantisch groß.

Geld

Das Geld hier in Großbritannien ist eine Sache für sich. Studentenheime kosten hier im Schnitt knapp 120 Pfund die Woche. Die Supermärkte sind schon etwas teurer als in Deutschland und besonders Alkohol ist sehr teuer (Flasche Rum in Deutschland= ca. 13 Eur, hier 20 Pfund). Allerdings ist Bier dagegen sehr günstig und in den Clubs kosten Longdrinks auch nur knapp 3 Pfund. Man sollte aber mit Shots aufpassen, da diese hier genauso teuer sind wie ein Bier oder Longdrinks. Oft lohnt es sich nicht wirklich einkaufen zu gehen, da überall sehr günstige Fast Food Restaurants zu finden sind. Alles in allem kann man sagen, wenn man hier sein sehr kurzes Auslandssemester und vielleicht auch einziges wirklich leben will mit Ausflügen, Pubbesuchen, Clubbesuchen etc. sollte man schon um die 1500 EUR im Monat einplanen inklusive Wohnheimgebühren.

Fazit

Alles in allem war der Aufenthalt in Manchester ein absolutes Highlight. Die Zeit hier war unvergesslich.

Wenn

man

wirklich

mal

ein

komplett

anderes

Studentenleben

kennenlernen - besonders den Unterschied der Lehrmethoden an deutschen und englischen Universitäten -, neue Freunde treffen will und offen für verschiedene Kulturen ist (ich habe vorher noch nie mit Leuten aus so vielen unterschiedlichen Nationen gesprochen), sollte man aufjedenfall ein Auslandssemester in Erwägung ziehen. Es war eine herausragende Erfahrung und unvergessliche Zeit und kann es nur jeden weiterempfehlen ein Auslandssemester an der Universität Manchester zu machen.

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