RotweissRot Auslandsösterreicher

Journal 1/2013 € 3,–

Erscheinungsort Wien, Verlagspostamt A-1010 Wien, P.b.b., Zulassungsnummer GZ 06 Z036826 P

Aktuell Die wAhlen 2013 AÖwB tAgungsoRt linz sChMAnkeRleCke wilD-gesChnetzeltes

Festspiele & Ausstellungen

Das kulturjahr: termine und tipps

20.000 österreichische Exporteure warten auf Sie!

KONTAKTDATEN: MARKUS WAGNER (CPG) TEL: +43/1/405 46 40-768 MOBIL: +43/(0)664/14 15 878 [email protected]

Inhalt/Editorial

Vorwort Günter Düriegl Chefredakteur

© Ali Schafler

Sommeratmosphäre im MuseumsQuartier Wien.

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Politik Das Wahljahr 2013

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AÖWB online Serie: Infos zur Internetplattform

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AÖWB intern Abschied Alban Vigelius

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AÖWB intern Weltbundtagungsort 2013: Linz

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Informationen aus dem BMeiA Jahr der Bürgerinnen und Bürger

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Jubiläum 175 Jahre österreichische Eisenbahn

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AÖWB informiert Austrian Grocery stellt sich vor

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Schwerpunkt-Thema Festspiele & Ausstellungen

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Aus den Bundesländern Die Länder berichten über aktuelle Themen und Kultur

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Österreich News Interessante Neuigkeiten und Chronik aus Österreich

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Auslandsösterreicher Gottfried Schatz Protokoll der Rede in Basel anlässlich des Staatsfeiertages

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Österreicher in aller Welt Aktivitätsberichte aus dem 10. Bundesland

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Schmankerlecke Rotkrautknödel mit Wild-Geschnetzeltem

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Buchbesprechungen Neuerscheinungen und ein Hörbuch

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Impressum und Offenlegung

ROTWEISSROT

Wenn Sie diese Ausgabe unseres Auslandsösterreicher-Journals ROTWEISSROT in Händen halten, hat in Österreich das „Wahljahr 2013“ politisch bereits sehr eindrucksvoll begonnen. Die erste bundesweite Volksbefragung vom 20. Jänner dieses Jahres mit einer Teilnahme von 52,4 Prozent der Wahlberechtigten belegt ein überzeugend hohes Maß an Demokratiebewusstsein in unserem Land. Vier Landtagswahlen (Niederösterreich, Tirol, Kärnten, Salzburg) und die Nationalratswahlen werden auf diesen Entscheid noch folgen. Wir berichten mehrfach und detailliert. Bei den Landtagswahlen in Niederösterreich und Tirol und bei den Nationalratswahlen sind Sie, liebe Landsleute im Ausland, wie es auch bei der Volksbefragung der Fall war, wahlberechtigt. Wir wiederholen gern: Das Recht zur Teilnahme an diesen Urnengängen sollten Sie als demokratiepolitische Pflicht erkennen. Wir wollen Sie bereits jetzt auf das Auslandsösterreicher-Treffen 2013 in Linz einstimmen. Das Bundesministerium für europäische und internationale Angelegenheiten berichtet über das „Europäische Jahr der Bürgerinnen und Bürger“ und erinnert uns damit an unsere Verpflichtung, nicht nur österreichisch, sondern auch europäisch zu denken. Das zu tun steht allemal dafür. Architektur, Technik und Wissenschaft in Österreich sind bemerkenswerte Themen dieser Ausgabe: Die Österreich News und der Beitrag über die Eisenbahn in Österreich belegen überzeugend, welch große Leistungen dabei erbracht werden. Dr. Gottfried Schatz, Auslandsösterreicher des Jahres 2010, hielt anlässlich des Staatsfeiertages 2012 vor dem Basler Österreicherverein einen berührend überzeugenden Vortrag über die Bedeutung von Heimat, den wir Ihnen nicht vorenthalten wollen. „Festspiele und Ausstellungen“ ist das Schwerpunkt-Thema: Breit gefächert und vielfältig wie stets wird berichtet. Es erstaunt immer wieder, wie reich Österreich landesweit an kulturellem Geschehen jeglicher Disziplin ist. Vielleicht haben Sie Gelegenheit, von einigen dieser Angebote Gebrauch zu machen. Es lohnt sich. Es lohnt aber auch festzustellen, dass seit nunmehr sieben Jahren in jeder Ausgabe unseres ROTWEISSROT über Kultur in Österreich recht prominent und immer wieder neu – ohne Wiederholungen – berichtet wird. Auch das mag ein Beleg dafür sein, dass Österreich in der Welt als bedeutendes Kulturland gesehen wird. Diesen Beleg bringen wir gerne.

Günter Düriegl, Chefredakteur

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AÖWB informiert

superwahljahr 2013 eingeläutet Mit dem Ergebnis der ersten landesweiten Volksbefragung zum Thema Wehrpflicht oder Berufsheer wurde eine spannende Ausgangssituation für einige Wahlen in diesem Jahr geschaffen. Michael Mössmer Prager Frühling 1968, als sowjetische Truppen die Demokratiebewegung niederschlugen. Die österreichische Bevölkerung – vor allem die ältere, die den Zweiten Weltkrieg selbst erlebte und deren in den Kriegsjahren geborene Kinder – erinnerte sich noch mehr als lebhaft an die russische Besatzung, und „Die Russen kommen“ lag schnell auf den Lippen. Man kann also sagen, dass vor allem die Bevölkerung an der tschechoslowakischen und ungarischen Grenze tagtäglich mit nicht unbegründeter Angst zu leben hatte, auch wenn einem der „Kalte Krieg“ nicht immer so bewusst war, der den allgemeinen Weltfrieden oft massiv bedrohte. Durch den Wegfall des Eisernen Vorhangs (1989) und den NATO-Beitritt ehemaliger „Ostblock“-Staaten wurde immer öfter die Frage gestellt, ob das Bundesheer denn noch seine Berechtigung habe. 1975 wurde den wehrpflichtigen männlichen Staatsbürgern, die keinen Dienst mit der Waffe absolvieren wollten, als Alternative der „Zivildienst“ geboten. Nicht freiwillig, sondern auf Druck der Bevölkerung,

ebatten über die Berechtigung des österreichischen Bundesheeres hat es wohl schon seit Inkrafttreten des Wehrgesetzes vom 7. September 1955 gegeben. Und seither besteht auch die Allgemeine Wehrpflicht, deren Dauer mit damals neun Monaten festgeschrieben worden war. Am 15. Oktober 1956 rückten die ersten Wehrpflichtigen in die Kasernen ein. Als Aufgabengebiete wurden in der Verfassung festgeschrieben: militärische Landesverteidigung, Schutz der verfassungsmäßigen Einrichtungen und Aufrechterhaltung von Ordnung und Sicherheit im Inneren, so weit die gesetzmäßige zivile Gewalt die Mitwirkung des Heeres in Anspruch nimmt, sowie die Hilfeleistung bei Elementarereignissen und Katastrophen. Bedrohung aus dem Osten Man darf nicht vergessen, dass unsere östliche und südliche Landesgrenze (ausgenommen Italien) am Eisernen Vorhang entlanglief. Noch stark waren auch die Erinnerungen an den ungarischen Volksaufstand 1956, als Österreich hunderttausende Flüchtlinge aufnahm, und an den

Im Überblick Exklusive NichteilnehmerInnen 2013

SPÖ-WählerInnen 08

63

ÖVP-WählerInnen 08

20

FPÖ-WählerInnen 08

80

30

BZÖ-WählerInnen 08

70

19

81

Grün-WählerInnen 08

69

Sonstige WählerInnen 08

Berufsheer/Sozialjahr Wehrpflicht/Zivildienst

4

37

31

48

0%

25 %

52

50 %

75 %

100 %

Quelle: SORA Institute for Social Research and Consulting und ISA Institut für Strategieanalysen

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die sich vermehrt hinter die sogenannten „Wehrdienstverweigerer“ gestellt hatte. Bis 1993 galt es noch eine „Gewissensprüfung“ zu absolvieren, um bei humanitären Organisationen mitarbeiten zu dürfen – was bis heute auch länger dauert als der Wehrdienst selbst. Über die Jahre hat sich dieser „Wehrersatzdienst“ als dermaßen wichtig für das soziale Gefüge in unserem Land herausgestellt, dass man ohne Weiteres sagen kann, das Sozialsystem wäre ohne Beteiligung der Zivildiener nicht mehr haltbar. Dieses Argument sollte auch bei der Volksbefragung einen wesentlichen Stellenwert einnehmen … Schwenk nach der Wahl in Wien Unser Nachbarland Deutschland hat seine grundsätzliche Bundeswehr-Debatte Mitte 2010 durch Aussetzung der Wehrpflicht abgeschlossen. Verteidigungsminister Norbert Darabos (SPÖ) erklärte damals, dieser Schritt käme in Österreich nicht in Frage, die Wehrpflicht würde bestehen bleiben. Diesen Standpunkt teilte auch Bundeskanzler Werner Faymann noch im September. Bis sich dann, wenige Tage vor der Landtagswahl in Wien, Bürgermeister Michael Häupl in der „Kronen Zeitung“ für eine Volksbefragung zur Wehrpflicht aussprach und damit einen Schwenk der SPÖ auslöste. Sukzessive konnte man einem Berufsheer immer mehr abgewinnen und präsentierte diese Position Anfang 2011 nach einer Sitzung des Parteipräsidiums. Der Koalitionspartner ÖVP wollte davon aber nichts wissen. Dann ging eigentlich alles recht rasch voran: Der Verteidigungsminister legte schon wenige Tage später ein Konzept zur Abschaffung der Wehrpflicht vor – und stieß umgehend auf heftige Kritik sowohl aus den Reihen der ÖVP als auch aus seinem eigenen Ministerium. Denn hochrangige Offiziere wollten von dieser ein-

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© SORA, ORF/Hans Leitner, APA/BMI

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AÖWB informiert

Wehrpflicht oder Berufsheer – Zivildienst oder Sozialjahr? In der Sendung „Bürgerforum“ stellten sich Entscheidungsträger aus der Politik den Fragen der Bürgerinnen und Bürger. Im Bild: Bundeskanzler Werner Faymann (SPÖ), Peter Resetarits (ORF) und Vizekanzler Michael Spindelegger (ÖVP).

schneidenden Veränderung nichts wissen und vertraten dies teils vehement auch in der Öffentlichkeit – und tun dies auch heute noch. Es folgten Monate der Schlachten mit Zahlen und Argumenten, die, kaum veröffentlicht, von der Gegenseite umgehend entkräftet, „enttarnt“ und in der Luft zerrissen wurden. Koalition ist keine „Liebesheirat“ Nun darf man ja trotz der von der Bevölkerung zur Recht erwarteten Einigkeit einer Koalitionsregierung in Sachen „Bestes für das Land“ nicht außer Acht lassen, dass es sich hier ja niemals um eine einheitlich denkende Mannschaft handelt, sondern um zwei Parteien mit unterschiedlichen Zugängen zur Zukunftsplanung des Landes – weil sie vom Wahlvolk nicht ausreichend mit Stimmen ausgestattet wurden, um allein entscheiden zu können. Nun, Kompromisse sollten wohl immer möglich sein, was, wie man an der Prosperität Österreichs ablesen kann, auch recht gut funktioniert. Wenn es aber wie aktuell um Abschaffung oder Beibehaltung der Wehrpflicht geht, wenn also ein Mittelding nach eindeutiger Positionierung nicht erreichbar ist, dann soll das Volk entscheiden. Und so einfach wa-

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ren dann auch bei der ersten landesweiten Volksbefragung die beiden Optionen gehalten: » Sind Sie für die Einführung eines Berufsheeres und eines bezahlten freiwilligen Sozialjahres oder » sind Sie für die Beibehaltung der allgemeinen Wehrpflicht und des Zivildienstes?

fürworter gegen die Verfechter eines Berufsheeres durchgesetzt. Beeindruckend ist aber nicht nur die Deutlichkeit dieses Votums, sondern auch die unerwartet hohe Wahlbeteiligung, die mit 52,4 Prozent nur knapp unter der bei der Bundespräsidentenwahl 2010 (53,57 Prozent), aber deutlich über der bei der Europawahl 2009 lag (46 Prozent).

Die Komplexität der Materie, über die insgesamt 6,378.478 Wahlberechtigte zu entscheiden hatten, sei zu groß gewesen, wirft man der Regierung vor, die tieferen Zusammenhänge und Auswirkungen der beiden Optionen seien zu unüberschaubar gewesen. Auch in den unzähligen Diskussionen in allen Medien wurde bemängelt, es habe der Bevölkerung keine unvoreingenommene Gegenüberstellung von Für und Wider zur Verfügung gestanden, viele Medien hätten selbst kampagnisiert, die Parteien – und diesmal nicht nur SPÖ und ÖVP – hätten ganz bewusst mit Fakten operiert, die einer nachträglichen Überprüfung nicht unbedingt standgehalten hätten. Doch: Das ist Schnee von gestern, denn die Entscheidung des Souveräns ist gefallen. Mit 59,7 Prozent der Stimmen haben sich die Wehrpflichtbe-

Nun geht es an die Reform Nein, er könne sich bis zur Nationalratswahl im Herbst 2013 nicht vorstellen, dass es noch eine Volksbefragung geben werde, sagte Bundeskanzler Werner Faymann beim Ministerrat zwei Tage nach der Niederlage für seine SPÖ. Das Ergebnis, über das er natürlich nicht erfreut sei, sei jedoch zu akzeptieren – jetzt ginge es darum, mit dem Koalitionspartner ÖVP an die Umsetzung des Volksentscheids zu gehen. Deren Parteiobmann Vizekanzler Michael Spindelegger präsentierte bei dieser Gelegenheit auch jene Punkte, die die Attraktivität und Effizienz des nun nicht abzuschaffenden, sondern zu reformierenden Bundesheeres künftig sicherstellen sollen. Die wichtigsten Eckpunkte sehen Reformbedarf etwa im Bereich des Katastrophenschutzes. Hier sollen mehr

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AÖWB informiert

Volksbefragung – Länderergebnisse Vorläufiges Endergebnis, Angaben in Prozent (in Klammer: Beteiligung) Für Wehrpflicht

Für Berufsheer

62,5 59,7

40,3

OÖ. (56,0)

Gesamt (52,4)

66,2

62,5

60,9

37,5

33,8

37,5

Vgb. (48,1)

Tirol (47,4)

60,8

39,1

46,1 53,9

NÖ. (62,2)

Wien (44,1)

65,8 39,2

Sbg. (52,7)

34,2

63,2

Stmk. (49,2)

50,6 49,4 Bgld. (57,4)

36,8

Ktn. (50,3) Quelle: APA/BMI

gemeinsame Übungen – unter anderem zusammen mit Freiwilligen Feuerwehren und Blaulichtorganisationen – forciert werden, ebenso zählt eine erweiterte Erste-Hilfe-Ausbildung dazu. Eine Möglichkeit, die Wehrpflicht attraktiver zu machen, bestünde beispielsweise darin, die Ausbildungen aus der Wehrpflichtzeit auch für die Zukunft anrechenbar zu machen. Opposition reagiert unterschiedlich Im Ministerrat wurde also beschlossen, eine Arbeitsgruppe mit der Diskussion und Erarbeitung von Lösungen zu betrauen. Diese setzt sich von Seiten der SPÖ aus Verteidigungsminister Norbert Darabos und Staatssekretär Josef Ostermayer zusammen, von der ÖVP werden Innenministerin Johanna Mikl-Leitner und Klubobmann Karlheinz Kopf entsandt. Wie Spindelegger erklärte, sollten seitens der ÖVP bereits im Sommer Ergebnisse präsentiert werden, womit Reformen bereits ab Herbst in Kraft treten könnten. Unterschiedlicher Auffassung ist die Opposition. Die FPÖ unter Heinz-Christian Strache steht klar für die Beibehaltung der Wehrpflicht und sieht SPÖ und ÖVP beide gleichermaßen unter Zugzwang. Das Bundesheer müsse jetzt aus dem parteipolitischen Schussfeld kommen, um Reformen umsetzen zu können. Es brauche Kompetenz und Sachlichkeit. Einen Rücktritt des Verteidigungsministers, wie ihn

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die FPÖ forderte, wird es nicht geben, denn sowohl Faymann als auch Spindelegger sehen keinen Grund dafür, Darabos solle die Reformen selbst umsetzen. Das BZÖ unter seinem Obmann Josef Bucher hatte dazu aufgerufen, die Volksbefragung zu boykottieren. Statt weiterer rot-schwarzer Wahlkampfmanöver auf Kosten der Steuerzahler brauche es eine sofortige Reform des Bundesheeres. Das Heer sei fast kaputt, die ÖVP habe versprochen, dass es reformierbar sei und das ohne Mehrkosten. Jetzt müssten Spindelegger und Co. den Wahrheitsbeweis antreten. Die Grünen, für die Abschaffung des Bundesheeres an sich, bringen sich nun mit Vorschlägen zur Attraktivierung des Zivildienstes ein. Grünen-Klubchefin Eva Glawischnig fordert nicht nur Reformen beim Bundesheer, sondern auch beim Zivildienst. Dieser solle nun auf sechs Monate an die Wehrdienstzeit angeglichen werden. Sie habe gehofft, dass die Wehrpflicht abgeschafft werde. Das Ergebnis sei eindeutig, und selbstverständlich würde man das akzeptieren. Jetzt brauche es zwei Dinge: Der Zivildienst soll gleich der Wehrpflicht auf sechs Monate verkürzt werden. Und: 50 Prozent Wahlbeteiligung seien ein klarer Auftrag für einen Ausbau der direkten Demokratie. Klubobmann Robert Lugar vom Team Stronach (mit 1. 12. 2012 im Parlament) sagte, nun müsse die Regierung Reform-

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vorschläge für das Bundesheer vorlegen. Erst wenn Darabos diese nicht umsetze, müsse er gehen. Lugar kündigte an, das Team Stronach werde die Reformarbeit von SPÖ und ÖVP unterstützen und die nötigen Schritte für eine Heeresreform einmahnen. Rückenwind für kommende Wahlen? Auch wenn SPÖ und ÖVP bemüht waren, die Volksbefragung nicht als parteipolitische Auseinandersetzung erscheinen zu lassen: Es ist nicht gelungen. Wenn es noch an Indizien gefehlt hätte, die Mobilisierung der Wählerschaft in den letzten Tagen vor dem Abstimmungstermin ließ es an Eindeutigkeit nicht fehlen. Doch die Frage möge erlaubt sein: Warum sollten zwei Parteien, die im Herbst dieses Jahres antreten werden, um das Land jeweils möglichst allein zu regieren, nicht „parteipolitische“ Ziele verfolgen? Ob der „Sieg“ der ÖVP ihr allerdings Rückenwind für die bevorstehenden Landtagswahlen in Niederösterreich, Kärnten, Salzburg und Tirol geben wird, wird sich erst weisen. Brauchen könnte sie es, hatte doch die SPÖ bei den letzten Volksentscheiden die Nase vorne. Die SPÖ wiederum könnte Erfolge brauchen, denn die innerparteiliche Spaltung vor der Volksbefragung (immerhin sprachen sich Salzburgs Landeshauptfrau Gabi Burgstaller und Steiermarks Landeshauptmann Franz Voves gegen ein Berufsheer aus) könnte durch Wahlerfolge wieder gekittet werden. Jedenfalls haben wir ein überaus spannendes Wahljahr vor uns – noch dazu, da Meinungsforscher ziemlich einhellig davon ausgehen, dass es bei der Nationalratswahl 2013 nicht mehr gelingen wird, dass nur zwei Parteien eine Regierungsmehrheit schaffen werden. ❍

Termine 2013 » Landtagswahlen Kärnten und Niederösterreich: 3. März » Wiener Volksbefragung: 7.–9. März » Landtagswahl Tirol: 28. April » Landtagswahl Salzburg: 5. Mai » Nationalratswahl: vorauss. Ende Sept.

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AÖWB online

Auch in der Ferne: landsleute in der nähe finden Auslandsösterreicher in aller Welt finden – auf www.austrians.org unter „Benutzer in der Nähe“ können Registrierte in ihrem neuen Umkreis nach Kontakten suchen. Veronika Krenn

© Katharina Mörth, gregoriusgrey.com, Günther Giselbrecht

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b man sich schon im Ausland befindet oder gerade seine Auswanderung plant – sich mit Österreichern im neuen Land zu vernetzen kann interessant und hilfreich sein. Heike Metz, eine junge österreichische Schauspielerin, die nach Den Haag ziehen möchte, nutzt das Netzwerk auf austrians.org, um „virtuelle Kontakte zu Menschen in der Fremde zu knüpfen, die den Schritt in ein anderes Land bereits gewagt haben“. Manche dieser Kontakte waren für sie von Anfang an so herzlich, dass sie das Gefühl hatte, „nach Hause zu kommen“, obwohl sie doch ihre ursprüngliche Heimat verlassen wird. Sie hofft, als Schauspielerin in den Niederlanden arbeiten zu können, vielleicht auch bei einer Filmproduktionsfirma oder einer Casting-Agentur. Neben Schauspiel hat sie noch Werbung und Marketing, Französisch, Theater-, Film- und Medienwissenschaft studiert. Auch mehrere Sprachen spricht sie: neben ihrer Muttersprache fließend Englisch und Französisch sowie mittlerweile auch recht passabel Niederländisch. Sie möchte über austrians.org nicht nur Freunde finden, sondern auch Tipps von Auslandsösterreicherinnen und Auslandsösterreicher erhalten, die schon über Niederlande-Erfahrungen verfügen. Ruf in die Ferne Gründe, warum Menschen aus ihrer Heimat auswandern, gibt es einige. Günther Giselbrecht, der jetzt auf einer Segelyacht in der Karibik lebt, hat im Forum von austrians.org nachgefragt und viele Postings dazu bekommen: Reiselust, Liebe, Arbeit, Ausbildung oder einfach die Lust, Neues zu probieren. Einigen ist es schlicht und ergreifend in Österreich zuweilen zu kalt und sie bevorzugen ein wärmeres Klima – wie das bei Günther Giselbrecht

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Drei Beispiele für Userinnen und User auf austrians.org: Katharina Mörth (o.), Heike Metz (u. l.) und Günther Giselbrecht (u. r.).

auch der Fall war. Er war im Bereich Elektronik tätig und beruflich viel im Ausland unterwegs. Das Reisen per Auto oder Flugzeug hatte er irgendwann satt. So baute er sich eine Segelyacht und ist damit mittlerweile in der Karibik gelandet. Vor mehr als zehn Jahren ist er auf der Insel Martinique „hängen geblieben“. Auch er hat über austrians.org schon Kontakte geknüpft und freut sich über die Menschen, die im öffentlichen Forum „über das Leben und ihr fremdes Land Berichte schreiben“. Alle Erfahrungen, auch wenn es nicht so glückliche sein sollten, können für andere Auswanderer nützlich sein, meint er. Auslandserfahrung Katharina Mörth wiederum, eine Bildhauerin und Restaurateurin mit großem handwerklichem Geschick, die sowohl Holz

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und Stein als auch Metall bearbeitet und künstlerische Workshops leitet, möchte ihre Sprachkenntnisse und ihre Berufserfahrungen im Ausland vertiefen. Sie spricht Englisch, Französisch und Spanisch und ist auf austrians.org auf der Suche nach einem Land, in dem sich Jobmöglichkeiten in ihren Arbeitsbereichen bieten könnten. Vielleicht hat ja einer/eine der User oder Userinnen einen Tipp für sie parat? Wunschländer wären für sie in erster Linie England, Kanada oder Australien. Aber auch für andere Länder, in denen sich Arbeitsmöglichkeiten bieten, ist sie offen. ❍

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AÖWB intern

Porträt: Alban Vigelius Der Botschafter der Heimat in der Welt hat sich von seinen Funktionen als Stv. Generalsekretär und Leiter des Dokumentationszentrums zurückgezogen. Günter Düriegl

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ipl. Ing. Alban Vigelius beendete am 31. Dezember 2012 seine Tätigkeiten für den AUSLANDSÖSTERREICHERWELTBUND (AÖWB): Er legte seine Funktionen als Stellvertretender Generalsekretär und als Leiter des Dokumentationszentrums des AÖWB in Graz zurück.

Wege in die Welt Die schulische und fachliche Ausbildung von Alban Vigelius ist für seine Generation typisch: Nach bestandener Matura am Lichtenfelsgymnasium in Graz 1942 wurde er zum Kriegsdienst auf U-Booten (Ingenieuroffizier Leutnant) der Deutschen Kriegsmarine eingezogen. Dort hatte ihn die Faszination für Schiffe gepackt und nie wieder losgelassen. Heimgekehrt nach Österreich, nahm er 1945 an der Technischen Hochschule Graz das Studium der Starkstromtechnik auf, arbeitete dort 1951 bis 1953 als wissenschaftliche Hilfskraft am Institut für Mechanische Technologie und Werkzeugmaschinen und graduierte 1955 zum Diplomingenieur.

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Alban Vigelius mit Lebensgefährtin Annemarie Steiner (li.), im Gespräch bei der Weltbundtagung 2012 und auf Reisen ins World Wide Web zur neuen Online-Plattform.

Bereits im folgenden Jahr ging Alban Vigelius aus beruflichen Gründen (Schiffsbautechnik) nach Hamburg und blieb hier bis 1987. Seine Arbeit führte ihn in höchste berufliche Positionen, die Geschäftsreisen in die ganze Welt unabdingbar machten: Frankreich, die Niederlande, Dänemark, Norwegen, Schweden, Italien, Spanien, Großbritannien, die UdSSR, Kanada, die USA, Mexiko, Guatemala, Brasilien, Japan, China, der Irak, der Libanon, Ghana, die Elfenbeinküste, Togo, Benin, Nigeria und der Sudan waren die Destinationen. Aber bei all diesem sich in der Welt umgetan zu haben blieb er durch und durch Österreicher: Daher wurde er 1964 Mitglied im „Verein der Österreicher in Hamburg“, dem ältesten noch bestehenden Auslandsösterreicher-Verein, dessen Präsidentschaft er schließlich von 1969 bis 1987 übernahm. Alban Vigelius war von 1979 bis 1997 Vorstandsmitglied des „Weltbundes der Österreicher im Ausland“ und ab 1998 Vorstandsmitglied in der

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„Burgenländischen Gemeinschaft“. 1997 übernahm er die Funktion des Stellvertretenden Generalsekretärs des AÖWB. Bereits 1993 war er Leiter des Dokumentationszentrums des AÖWB geworden. Ein Dokumentationszentrum führen heißt Zeugnisse sammeln und Zeugnis ablegen für jenes Vorhaben oder für jene Institution, in deren Dienst das Zentrum steht. Mit diesem Auftrag für den AÖWB zu arbeiten war für Alban Vigelius erfüllende Tätigkeit, Berufung mehr als Beruf. So war es nur folgerichtig, dass er ab 2006 mit der jährlichen Präsentation der Ausstellung „Das 10. Bundesland – Die Auslandsösterreicher in aller Welt“ betraut wurde und er diese Aufgabe stets mit der ihm eigenen stillen, aber leidenschaftlichen Bravour löste. Alban Vigelius legte seine Funktionen im Dienste des AÖWB nieder, die Ergebnisse seiner Tätigkeiten bleiben erhalten. Ansprechpartner für das Dokumentationszentrum Neu ist in jedem Fall das Generalsekretariat des AÖWB. ❍

ROTWEISSROT

© AÖWB-Archiv

Kärntner Ursprung Alban Vigelius zählt zu jenen Persönlichkeiten, die mit den Wünschen und Vorstellungen, aber auch den Sorgen und Nöten von Auslandsösterreicherinnen und Auslandsösterreichern wohl vertraut sind. Am 10. Oktober 1924 in Villach geboren, hat er das vergangene Jahrhundert zu drei Vierteln und das gegenwärtige für nun bereits mehr als ein Jahrzehnt erlebt, erlitten, aber auch erduldet. Die bis dahin noch nie da gewesenen Verwerfungen der Welt sind ihm vertraut. Wie wenige andere weiß er daher um die Sehnsüchte, die Hoffnungen und die Wünsche, die jene umgetrieben haben, die Österreich verlassen haben und verlassen, in ihrem inneren Wesen aber unbeugsame Österreicherinnen und Österreicher geblieben sind und bleiben.

AÖWB intern

tagungsort linz Hinweise auf die Landeshauptstadt von Oberösterreich und Anmerkungen zu ihrer Gegenwart. Günter Düriegl

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© Design Center Linz

er AUSLANDSÖSTERREICHERWELTBUND lädt 2013 seine Mitglieder und deren Freunde für die Zeit vom 5. bis 8. September zum jährlich stattfindenden Auslandsösterreichertreffen nach Linz, in die Landeshauptstadt von Oberösterreich, ein. Die im Zentrum des oberösterreichischen Zentralraums an der Donau liegende Stadt ist, gemessen an Einwohnern (Stand 1. Jänner 2012: 191.767), nach Wien und Graz die drittgrößte in Österreich. Wirtschaft und Industrie Fast jedem, der an Linz denkt, fällt als Erstes die außerordentliche Position dieser Stadt als überragender Industrie-, Technik- und Wirtschaftsstandort in Österreich ein. So hat Linz mehr Arbeitsplätze (etwa 205.000) als Einwohnerinnen und Einwohner. Diese einzigartige Situation zeigt sich auch in den Kommunalsteuereinnahmen (drei Prozent der Lohnsumme), die um 56 Prozent über dem Kommunalsteuerniveau der nächstgrößeren und vergleichbaren Städte (Wien, Graz, Salzburg, Innsbruck, Klagenfurt, St. Pölten) liegen. Ermöglicht wird dies durch die Leistung der Linzer Unternehmen, die öster reichische Leitbetriebe sind. Stahl, Industrieanlagen und der Maschinenbau sind das Rückgrat der Wirtschaftsregion Linz. Ferner hat Chemie in dieser Stadt Tradition: Hochwertige Qualität, von der abstrakten Formel bis zum fertigen Produkt, ist hier selbstverständlich. Zu den Schlüsseltechnologien der Industrie am Standort Linz zählen Informationstechnologie, Regel- und Steuerungstechnik, Automatisierung und Elektronik. Auch mit Innovation steht Linz im Vordergrund: Mit dem Design Center Linz verfügt die Stadt über ein Kongress- und Ausstellungszentrum allerhöchsten Standards, mit dem techCenter Linz – Winterhafen über Österreichs größtes Technologiezen-

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trum und mit dem Logistik-Center der ÖBB – Rail Cargo Austria über das modernste Hightech-Dienstleistungszentrum für Logistik in Europa. Es ist also nicht zu bestreiten: Hier pulsiert eine dem technischen Fortschritt auf höchstem Niveau verpflichtete Industriestadt. Aber das ist nur die eine Seite von Linz. Die andere – und um nichts weniger bedeutsame – ist das kulturelle Leben in dieser Stadt. Das bekannteste Linzer Kulturereignis ist die seit 1979 jährlich stattfindende Linzer Klangwolke, eine musikalische Veranstaltung im Freien, die jedes Jahr Anfang September (Info für 2013: www.linz.at/tourismus) im Donaupark, der weitläufigen Grünanlage am südlichen Donauufer mit dem Lentos Kunstmuseum und dem Brucknerhaus, stattfindet. Kulturevents Auch die ebenfalls 1979 eröffnete Ars Electronica, Festival für Kunst, Technologie und Gesellschaft, hat sich rasch zu einem Aushängeschild der Kulturstadt Linz entwickelt. Zum Festival kommt seit 1987 der jährlich verliehene Prix Ars Electronica hinzu. 1996 wurde das Ars Electronica Center & Ars Electronica Futurelab geschaffen und 2009 als Ars Electronica Center neu baulich erweitert und inhaltlich wie inszenatorisch neu ausgerichtet. Zudem bereichern neben dem seit 1987 jährlich im Juli stattfindenden internationalen Straßenkunstfest „Pflasterspektakel“ oder dem Musikfestival „Linzfest“ auch noch zahlreiche feste Institutionen das Linzer Kulturgeschehen. Auch die Linzer Theaterszene verdient Beachtung: Musiktheater, Schauspiel, Tanz, Kinder- und Jugendtheater geben den Ton an: Das Landestheater Linz mit der Bühne des Großen Hauses und den Kammerspielen hat sich mit seinem breit gefächerten Repertoire von Oper, Operette, Musical und Tanz einen hervorragen-

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Verwandlungskünstler: Design Center Linz.

den Ruf erworben. Der Neubau des Musiktheaters am Linzer Volksgarten wird im April dieses Jahres eröffnet. Damit wurde eine Theaterspielstätte der Zukunft geschaffen, in der dann neben Musikproduktionen auch Theaterformen mit neuen Medien und Technologien ihren festen Platz einnehmen können. Das Große Haus des Landestheaters an der Promenade wird als Schauspielhaus geführt. Die Kammerspiele werden ab diesem Zeitpunkt ein Theater für die Jugend. Eine alles andere als geringe Zahl an Spielstätten findet sich unter www.linz.at/kultur. Mit dem schon genannten Lentos Kunstmuseum und dem Ars Electronica Center wurden Museen bereits angesprochen. Das Oberösterreichische Landesmuseum und das Stadtmuseum Nordico sind außerordentliche Kultureinrichtungen. Weiterführende Informationen über diese Institute und eine Auflistung der anderen Museen, die zu besuchen sich lohnt, finden sich ebenfalls unter www.linz.at/kultur. Franz Dobusch, dem Bürgermeister von Linz, ist zuzustimmen, wenn er 1993 feststellte: „Linz hat in den letzten Jahren Impulse gesetzt, die der oberösterreichischen Metropole eine unverwechselbare Stellung unter den österreichischen Landeshauptstädten garantieren.“ ❍

Termine 2013 » 4. Mai 2013: Präsidentenkonferenz in Wien » 5. bis 8. September 2013: Weltbundtagung in Linz

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Bundesministerium für europäische und internationale Angelegenheiten

europäisches Jahr 2013: Jahr der Bürgerinnen und Bürger 2013 wurde offiziell zum „Europäischen Jahr der Bürgerinnen und Bürger“ ausgerufen. Heuer sollen die sogenannte Unionsbürgerschaft, ihr Mehrwert und Nutzen sowie die damit verbundenen Rechte thematisiert werden. as sind meine Rechte als UnionsbürgerIn? Welche Rechte habe ich als BürgerIn der EU zusätzlich zu meinen Rechten als ÖsterreicherIn? Wie kann ich diese Rechte nützen? Was kann ich machen, wenn ich bei der Inanspruchnahme meiner Rechte Probleme habe? Diese Fragen sollen im Verlauf des gesamten Jahres 2013 auf Unionsebene sowie in den Mit-

gliedsstaaten, in den Regionen und Gemeinden thematisiert und mit den BürgerInnen diskutiert werden. Das Europäische Jahr 2013 soll aber auch dazu beitragen, die aktive Beteiligung der BürgerInnen am politischen Entscheidungsprozess der EU zu fördern. Vor dem Hintergrund der aktuellen Krise in der Eurozone, der damit verbundenen Diskussion um den Mehrwert

Vizekanzler Spindelegger bei EU-Townhall-Meeting in Mautern, Juni 2012.

Wussten Sie, dass … » die UnionsbürgerInnen in dem Mitgliedsstaat, in dem sie ihren Wohnsitz haben, das aktive und passive Wahlrecht bei Kommunal- und Europawahlen besitzen? » im 1. Halbjahr 2014 Wahlen zum Europäischen Parlament (EP) stattfinden werden und Sie mittels Wahlkarte weltweit mitwählen können? » es Ihnen als AuslandsösterreicherIn in einem anderen EU-Staat freisteht, bei Wahlen zum EP entweder die Mitglieder des EP Ihres Wohnsitzmitgliedsstaates oder die österreichischen Mitglieder des EP zu wählen? » jede/r EU BürgerIn, die/der sich in einem Nicht-EU Mitgliedsstaat befindet, in dem ihr/sein Herkunftsmitgliedsstaat nicht durch eine Botschaft oder ein Konsulat vertreten ist, das Recht auf Schutz durch die diplomatischen oder konsularischen Vertretungen jedes anderen EU-Mitgliedsstaates hat?

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der EU und auch mit Blick auf die im Jahr 2014 stattfindenden Wahlen zum Europäischen Parlament ist der Themenkreis Unionsbürgerschaft von besonderer Aktualität. Unionsbürgerrechte können besonders auch außerhalb des eigenen Landes in Anspruch genommen werden; AuslandsösterreicherInnen sollten sich dieser Rechte daher besonders bewusst sein. Was ist die Unionsbürgerschaft? Der Begriff der Unionsbürgerschaft wurde 1992 eingeführt. BürgerInnen, die Staatsangehörige eines EU-Mitgliedsstaates sind, sind zugleich UnionsbürgerInnen. Die Unionsbürgerschaft ergänzt die nationale Staatsbürgerschaft, ersetzt sie aber nicht. Aus der Unionsbürgerschaft ergeben sich umfassende Rechte, die BürgerInnen in allen übrigen EU-Mitgliedsstaaten wahrnehmen können. Dazu gehören insbesondere » das Recht, sich im Hoheitsgebiet aller EU-Mitgliedsstaaten frei zu bewegen und aufzuhalten » das allgemeine Diskriminierungsverbot, d. h. das Recht, in allen EU-Ländern wie ein/e InländerIn behandelt zu werden » das aktive und passive Wahlrecht zum Europäischen Parlament und zu Kommunalwahlen im Wohnsitzmitgliedsstaat » das Recht auf konsularischen Schutz in Drittstaaten durch die Vertretungsbehörden anderer EU-Mitgliedsstaaten » das Petitionsrecht beim Europäischen Parlament und das Recht auf Beschwerde beim Europäischen Bürgerbeauftragten » das Recht auf Mitwirkung an Europäischen Bürgerinitiativen » das Recht, sich an jedes Organ bzw. jede Einrichtung der EU zu wenden und in die Dokumente der Gemeinschaftsorgane Einsicht zu nehmen.

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© Dragan Tatic, BMeiA

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Bundesministerium für europäische und internationale Angelegenheiten

European Year of Citizens 2013

Programme zu schaffen. Daher wird auch verstärkt etwa über länderübergreifende Bildungsangebote (wie Erasmus) oder die Anerkennung von länderspezifischen Qualifikationen informiert werden.

Europäisches Jahr der Bürgerinnen und Bürger 2013

www.europa.eu/citizens-2013

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EuropeanJahr Year Citizens 2013 Europäisches derof Bürgerinnen und Bürger 2013 www.europa.eu/citizens-2013 www.europa.eu/citizens-2013

Darüber hinaus können sich alle EU-BürgerInnen und alle in der EU lebenden Personen auf die in der EU-Grundrechtecharta verankerten allgemeinen Menschen- und Bürgerrechte sowie wirtschaftlichen und sozialen Rechte stützen, wenn es um die Anwendung von EU-Recht durch die EUOrgane oder dessen Umsetzung durch die nationalen Behörden geht. Unter den Unionsbürgerschaftsrechten ist das Recht auf Freizügigkeit, d. h. das Recht jedes EU-Bürgers, sich im Hoheitsgebiet aller Mitgliedsstaaten frei zu bewegen und aufzuhalten, einer der sichtbarsten Vorzüge der EU. 2010 lebten zirka 12,3 Millionen UnionsbürgerInnen in einem anderen EUMitgliedsstaat als ihrem Heimatland. Noch größer ist die Zahl derer, die regelmäßig aus geschäftlichen Gründen oder als TouristInnen in andere Länder der EU reisen. 91 Prozent der EU-BürgerInnen ab 18 Jahren haben dieses Recht bereits in Anspruch genommen. Schätzungen zufolge haben zudem über 30 Millionen EU-BürgerInnen ihren ständigen Wohnsitz in einem Drittstaat außerhalb der EU. Damit EU-BürgerInnen ihre durch die EU ermöglichten Rechte und Möglichkeiten besser nutzen, ist es wichtig, die Informationstätigkeit über die Rechte zu intensivieren, Dialog anzuregen und Vorschläge für Verbesserungen zu erarbeiten. Im Mai 2013 wird die Europäische Kommission (EK) einen Bericht veröffentlichen, der als Aktionsplan für die Beseitigung etwaiger Hindernisse dienen soll. Darüber hinaus soll das Europäische Jahr 2013 auch dazu beitragen, die aktive Beteiligung der UnionsbürgerInnen am politischen Entscheidungsprozess der EU zu fördern und Bewusstsein für die den UnionsbürgerInnen offenstehenden EU-

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Wie wird das Europäische Jahr der BürgerInnen 2013 in Österreich gestaltet? In Österreich sind alle Bundesministerien, Bundesländer, Städte und Gemeinden aufgerufen, im Rahmen von Veranstaltungen und Informationsinitiativen auf diese Themen verstärkt hinzuweisen. Auch österreichische Nichtregierungsorganisationen und universitäre wie auch Forschungseinrichtungen beteiligen sich mit Veranstaltungen am Europäischen Jahr 2013. Dem Bundesministerium für europäische und internationale Angelegenheiten ist die EU-Information ein besonderes Kernanliegen. Zahlreiche Informationsinitiativen wie die von Vizekanzler Spindelegger initiierte EU-Dialogtour, die gemeinsam mit VertreterInnen der EK veranstalteten EU-Townhall-Meetings und die „Darum Europa“-Informationstour von Staatssekretär Lopatka haben die Förderung des Dialogs mit den BürgerInnen gerade im Europäischen Jahr der BürgerInnen zum Ziel. Auch die Einbindung der regionalen und kommunalen Ebene ist wichtig, wie die 2010 vom BMeiA und der Vertretung der EK in Österreich ins Leben gerufene EU-Gemeinderäteinitiative zeigt. Mittlerweile stehen in den Gemeinden rund 500 EU-Gemeinderäte als Ansprechpartner für alle EU-Fragen zur Verfügung. Ein Schwerpunkt des BMeiA ist auch, besonders AuslandsösterreicherInnen über ihre Unionsbürgerschaftsrechte besser zu informieren. Infos und Veranstaltungshinweise Wichtige Informationen und Veranstaltungshinweise zum Europäischen Jahr der BürgerInnen können der offiziellen Website entnommen werden: http://europa.eu/citizens-2013/de/home. Die mehrsprachigen Internetportale „Europe Direct“ (http://www.europainfo.at/) und „Ihr Europa“ (http://europa.eu/youreurope/ citizens/index_de.htm) sind feste Bestandteile des Informationssystems zu den Rechten der UnionsbürgerInnen. ❍

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Aktuelles aus Österreich

Gesandte Dr. Brigitta Blaha, Leiterin der AuslandsösterreicherInnenAbteilung im BMeiA. Wahljahr 2013 Wie Sie vielleicht bereits wissen, stehen im heurigen Jahr in Österreich mehrere Wahlen bevor. Neben den Nationalratswahlen, die voraussichtlich im Herbst stattfinden werden, werden in den Bundesländern Kärnten (am 3. März 2013), Niederösterreich (am 3. März 2013), Tirol (am 28. April 2013) und voraussichtlich in Salzburg Landtagswahlen abgehalten. AuslandsösterreicherInnen können sowohl an den Nationalratswahlen als auch an den Landtagswahlen in Niederösterreich und Tirol teilnehmen (sofern der Hauptwohnsitz vor weniger als zehn Jahren vor der Landtagswahl in das Ausland verlegt wurde). Wahlberechtigt sind alle AuslandsösterreicherInnen, die am Tag der Wahl das 16. Lebensjahr vollendet haben, vom Wahlrecht nicht ausgeschlossen und in der Wählerevidenz einer österreichischen Gemeinde eingetragen sind. Für österreichische StaatsbürgerInnen mit Hauptwohnsitz im Ausland erfolgt die Eintragung in die Wählerevidenz durch Antrag bei der zuständigen Wählerevidenzgemeinde in Österreich. Nähere Informationen und die entsprechenden Antragsformulare finden Sie auf der AuslandsösterreicherInnenWebsite des BMeiA (www.auslandsoesterreicher.at) unter „Wahlen“. Sofern Sie sich bei der für Sie zuständigen österreichischen Vertretungsbehörde registriert haben, bekommen Sie zeitgerecht wichtige Informationen zu bevorstehenden bundesweiten Wahlen zugesandt. Um rechtzeitig verständigt zu werden, ist es vor allem wichtig, Ihre aktuelle E-Mail-Adresse und Mobiltelefonnummer bekanntzugeben. Zur Erleichterung der Registrierung wird ab Februar ein neues Online-Registrierungsformular zur Verfügung stehen.

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glänzende Aussichten für die schiene Österreicherinnen und Österreicher sind EU-Spitzenreiter beim Bahnfahren – mit Milliardeninvestitionen erlangen auch die Hauptstrecken beispielhaftes Niveau. Michael Mössmer an schrieb das Jahr 1830, als der Wiener Mineraloge Franz Xaver Riepl im Auftrag und auf Kosten von Salomon Freiherr von Rothschild eine Reise nach England antrat, um dort die Eisenbahn zu studieren. Rothschild sah in dieser revolutionären Erfindung eine Möglichkeit, Kohle und Salz aus der etwa 50 Kilometer von Krakau gelegenen Stadt Bochnia schnel-

ler und auch kostengünstiger abzutransportieren. So kam es auch, dass ein von ihm angeführtes Konsortium nach aufwendiger Planung 1836 von Kaiser Ferdinand I. ein für 50 Jahre gültiges Privileg erhielt, die Eisenbahnstrecke samt Zulaufstrecken nach Brünn, Olmütz und Troppau, um einige zu nennen, zu bauen. Die sogenannte Kaiser-Ferdinand-Nordbahn

Die in England gebaute „Ajax“ steht im Original im Technischen Museum Wien und ist die älteste erhaltene Dampflokomotive des europäischen Kontinents.

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war Startschuss für den Bahnbau in Österreich. Auf ihr tat die Lokomotive „Ajax“ ihren Dienst. Vorerst wurden zwei Zugmaschinen aus England importiert, später sollte sie dann in Gloggnitz in Serie gehen. Nahezu zeitgleich hatte sich Simon Georg Freiherr von Sina, ebenfalls erfolgreicher Bankier, um eine Genehmigung für die Errichtung einer Bahnstrecke in die südliche Richtung beworben, die nach Gloggnitz am Fuße des Semmerings bzw. nach Györ führen sollte. Und auch er erhielt die kaiserliche Erlaubnis. Überwindung des Semmerings Erzherzog Johann war es dann zu verdanken, dass die Strecke von Wien nach Triest nicht über Ungarn, sondern über den Semmering führte – die Planung dafür wurde bereits 1841 beauftragt. Es galt, die 21 Kilometer messende Lücke zwischen den damals schon bestehenden Strecken Wien–Gloggnitz und Mürzzuschlag–Graz zu schließen. Dem genialen aus Venedig stammenden Carl Ritter von Ghega gelang es, mit seinem wohl nicht nur aus damaliger Sicht waghalsigen Plan den Semmering zu queren. Die geniale Strecken führung mit 14 Tunnels, 16 Viadukten und 100 steinernen Brücken bewog übrigens die UNESCO, die Semmeringbahn 1998 zum Weltkulturerbe zu erklären. Die engen Kurvenradien und das in den Jahren massiv gestiegene Gewicht der Güterzüge machten es notwendig, über Alternativen nachzudenken. So entstand der Plan, den Semmering mit einem Basistunnel zu unterqueren, was über viele Jahre hin zu teils heftigen Auseinandersetzungen geführt hatte. Am 26. April 2012 schließlich wurde mit einem feierlichen Spatenstich der Bau begonnen. Die Kosten für die zweiröhrige

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© TMW / Michael Mössmer

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Strecke werden mit rund 3,1 Milliarden Euro beziffert, die Inbetriebnahme ist für das Jahr 2024 vorgesehen. Und als Weltkulturerbe wird die alte Semmeringbahn dann wohl weiter erhalten bleiben. Ein Tunnel verbindet Tirol und Südtirol Wenn wir schon bei aufwendiger Streckenführung sind: Das Kernstück des Transeuropäischen Netzes TEN Nr. 1 von Berlin nach Palermo ist das mit Abstand größte europäische Bahnprojekt. Der Brenner Basistunnel wird vom Portal Innsbruck bis zum Portal Franzensfeste in Südtirol 55 Kilometer lang sein und Güterzügen eine Geschwindigkeit von bis zu 120 km/h erlauben. Man rechnet mit Gesamtkosten von acht Milliarden Euro, sieben davon kommen von Österreich und Italien, eine weitere trägt die Europäische Union bei. Die Brenner Basistunnel SE – eine europäische Aktiengesellschaft – steht über die ÖBB-Infrastruktur AG zu 50 Prozent in österreichischem Eigentum, die verbleibenden 50 Prozent halten die Rete Ferroviaria Italiana (RFI) sowie zu jeweils rund zwei Prozent die Provinzen Bozen, Trient und Verona. Mit einer Fertigstellung vor 2025 ist nicht zu rechnen.

© SBTn_Portalgestaltung Gloggnitz ÖBB, Brenner Basistunnel BBT SE 2012

Vier weitere hochrangige Bahnprojekte sind im Entstehen, die ganz wesentliche Inlandsverbindungen betreffen: Neue Unterinntalstrecke Für das am stärksten vom Schienenverkehr belastete Teilstück der Eisenbahnachse Brenner zwischen München und Verona wurde die Ausbaupriorität frühzeitig erkannt. Als Teil der nördlichen Zulaufstrecke zum Brenner Basistunnel wurde der 40 Kilometer umfassende Streckenabschnitt Kundl–Baumkirchen auf Basis internationaler Vereinbarungen mit den Nachbarländern und der EU vorrangig ausgebaut. Die bestehende zweigleisige Eisenbahnstrecke wurde durch eine modern angelegte zweigleisige Hochleistungstrasse ergänzt, die neben der notwendigen Kapazitätsausweitung auch die Möglichkeit zur Entflechtung der verschiedenen Bahnverkehre bietet. 80 Prozent der Trasse werden durch Tunnel, in Unterflur trassen, Wannen und einer Galerie

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Das Portal zum Semmering Basistunnel im niederösterreichischen Gloggnitz.

geführt, was eine wirksame Lärmentlastung vor allem während der Nachtstunden mit sich bringt und Geschwindigkeiten bis 250 km/h erlaubt. Die Koralmbahn Graz–Klagenfurt ist die Verlängerung des transeuropäischen Korridors VI in den oberitalienischen Raum. Sie ist Teil dieser international bedeutsamen Achse, die von Danzig über Warschau und Wien nach Triest, Venedig und Bologna führt und somit die Ostsee mit dem Mittelmeer verbindet. Darüber hinaus verbessert die Koralmbahn national die Erreichbarkeit Südösterreichs und bindet die Weststeiermark und den Südkärntner Raum optimal an die Landeshauptstädte Graz und Klagenfurt an, wovon die Pendler und die regionale

Wirtschaft profitieren. Durch die Koralmbahn werden massive Fahrzeitverkürzungen und attraktivere Taktfahrpläne ermöglicht. Aus heutiger Sicht wird die Koralmbahn voraussichtlich bis 2023 durch gehend befahrbar sein. Die Neubaustrecke Wien – St. Pölten ist ein wesentlicher Bestandteil des Ausbaus zur viergleisigen Westbahn zwischen Wien und Wels. Sie sichert die Kapazitäten für den Güterverkehr, ermöglicht kürzere Fahrzeiten im Personenverkehr und ist Teil des Transeuropäischen Netzes (TEN). Mit dem Fahrplanwechsel im Dezember 2012 wurde die neue Hochleistungsstrecke zwischen Wien und St. Pölten in Betrieb genommen, durch die es zu er-

Zugangstunnel sind in auf Südtiroler Seite in Ahrntal, Wolf, Pfitsch, Mauls und Aicha (hier im Bild) geplant. Züge können den Tunnel zukünftig mit einer Geschwindigkeit von bis zu 250 km/h befahren.

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Visualisierung der Gesamtansicht des Hauptbahnhofs Wien. Im Vordergrund die Schieneninfrastruktur mit Bahngebäuden, im Hintergrund ist das neue Stadtviertel zu sehen.

heblichen Reisezeitverkürzungen im Personenverkehr kommt. Auf der Strecke Wien–Salzburg sind es künftig rund 2,5 Stunden Fahrzeit und zwischen Wien und St. Pölten rund 25 Minuten. Durch die Einbindung der Franz-Josefs-Bahn über die Tullner Westschleife sind für die Pendler des nördlichen Niederösterreichs viele Bereiche des Wiener Großraums in kurzer Zeit bequem und sicher zu erreichen. Wien Hauptbahnhof Viele können sich wohl noch an den Südund den Ostbahnhof erinnern – Kopfbahnhöfe, an denen die Züge endeten, und die Reise ging nur nach im besten Fall Umsteigen, sonst nach einer mühsamen Durchquerung der Stadt zu einem anderen Bahnhof weiter. Beginnend mit den Abbrucharbeiten des weiträumigen Areals wurde 2007 der Startschuss für das Pro-

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tern Bruttogeschoßfläche und 5.500 neuen Wohnungen für rund 13.000 Menschen. Mit einem acht Hektar großen Park wird auch ein Erholungsgebiet geschaffen. Ein Kindergarten und zwei Schulen sorgen für die soziale Infrastruktur. Im gesamten Areal werden in Summe – von der Schieneninfrastruktur bis zu neuen Wohnungen – voraussichtlich über zwei Milliarden Euro investiert. Hochgeschätzte Bahn in Österreich Die ÖsterreicherInnen sind beim Bahnfahren EU-Spitze, wie eine Studie des Verkehrsclubs Österreich (VCÖ) zeigt. In keinem anderen EU-Staat hat die Bahn einen so hohen Anteil an der Gesamtmobilität wie in Österreich. Elf Prozent aller zurückgelegten Kilometer werden in Österreich mit der Bahn gefahren, der EU-Durchschnitt liegt bei sieben Prozent. Auch beim Güterverkehr ist der Anteil der Bahn viel höher als im EU-Schnitt. 2011 wurden in Österreich auf allen Bahnen 10,9 Milliarden Personenkilometer zurückgelegt, davon 5,5 Prozent auf Privatbahnen. Mit den massiven Investitionen kann das sicherlich gesteigert werden. ❍ konzern.oebb.at www.hauptbahnhof-wien.at www.bbt-se.com

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© ÖBB / Stadt Wien, ÖBB / Robert Deopito

Mit Fahrplanwechsel im Dezember 2012 wurde die neue Hochleistungsstrecke Wien – St. Pölten in Betrieb genommen und verkürzt die Fahrzeit von früher 41 auf jetzt 25 Minuten.

jekt Hauptbahnhof Wien gegeben. Sukzessive werden Etappen in Betrieb genommen, am 9. Dezember 2012 bereits die ersten vier Gleise mit Bahnsteigen und einem Durchfahrtsgleis. Spätestens nach der geplanten Fertigstellung 2015 werden im Vollbetrieb mehr als 1.000 Züge und 145.000 Menschen pro Tag den Hauptbahnhof frequentieren und die Züge aus allen Richtungen auf einem Bahnhof verbunden sein. Neue Bahnverbindungen werden möglich – beispielsweise von Linz direkt zum Flughafen Wien Schwechat: Das Zurücklegen dieser Strecke benötigt heute noch mehr als zweieinhalb Stunden und soll, so versprechen es die ÖBB, dann nur mehr eine Stunde und 15 Minuten dauern. Der Hauptbahnhof Wien wird aber nicht nur Verkehrsstation sein: Hier wird erstmals eine „Bahnhof-City“ in völlig neuer Dimension errichtet – und zwar bereits seit 2009. Unter den künftigen Gleisanlagen und in der Bahnhofshalle entstehen ein Einkaufszentrum mit einer Verkaufsfläche von 20.000 Quadratmetern und eine Garage mit einer Kapazität von mehr als 600 Stellplätzen. Auf dem Gelände zwischen Gürtel, Arsenalstraße, Gudrunstraße und Sonnwendgasse wird ein neues Stadtviertel entstehen – mit Büroflächen im Ausmaß von 550.000 Quadratme-

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Darf’s ein bisserl mehr sein? Ein Online-Supermarkt mit österreichischen Schmankerln und der nötigen Portion Wiener Charme – nur einen Mausklick entfernt. Irene Binal

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© Michael Patzal

ie schmeckt Österreich? Nach Frittatensuppe und Marillenknödeln, nach Sachertorte und Mozartkugeln … Ein Geschmack, den nicht nur der Österreicher in der Fremde oft vermisst: Mögen spanische, französische oder amerikanische Supermärkte auch noch so gut sortiert sein – echte österreichische Spezialitäten gibt’s in Österreich und sonst nirgends. Oder? Falsch, jedenfalls seit sich der Wiener Michael Patzal des Problems angenommen hat. AustrianGrocery heißt sein Online-Shop, ein internationaler Name, der österreichischen Charme verspricht. Inspiriert wurde Patzal von seinem Bruder. Dieser, im deutschen Ruhrgebiet ansässig, war jahrelang auf Care-Pakete aus der Heimat angewiesen, Besuche in Wien endeten mit Einkaufsorgien: Schinken, Senf, Süßigkeiten … Der Geschmack sei unvergleichlich, schwärmte der RuhrpottÖsterreicher, die Qualität erstklassig, und überhaupt … Wie alles begann Irgendwann im Jahr 2005 beschloss Michael Patzal, seinem Bruder und dessen Leidensgenossen das Leben ein für allemal zu erleichtern. Ein Online-Shop mit österreichischen Spezialitäten musste her, eine Österreich-Oase im Internet, in der sich Liebhaber der Alpenrepublik weltweit mit jenen Lebensmitteln eindecken können, die nicht umsonst rund um den Globus berühmt sind. Gedacht, getan: 2006 öffnete AustrianGrocery die virtuellen Pforten, und die erste Bestellung kam prompt: Ein Amerikaner aus San Francisco ließ sich Marmeladen von Darbo über den großen Teich schicken. Der Startschuss hatte Signalwirkung: Aus rund 700 Produkten wurden im Lauf der Jahre knapp 3.000, Tendenz steigend. „Wir sind den Kinderschuhen entwachsen“, freut sich Michael Patzal.

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Über mangelndes Interesse kann er sich nicht beklagen. In mehr als 100 Ländern weltweit hat sein Online-Österreich-Markt Freunde und Fans gefunden, darunter so exotische Destinationen wie Paraguay oder Barbados. „Ich bin heute noch gespannt, aus welchen Ländern Bestellungen kommen“, sagt der stolze Firmengründer. Zahlreiche Dankschreiben erzählen teils bewegende Geschichten: wie etwa der Großvater auf den Niederländischen Antillen von seinem Enkel via AustrianGrocery ein Österreich-Päckchen erhielt und die erste original österreichische Leberknödelsuppe ihn zu Tränen rührte. Ein schwedisches Restaurant orderte nicht weniger als 5.000 Paar Käsekrainer für eine rauschende Party, und die New Yorker Philharmoniker bestellten tausende Mozartkugeln, die bei einem Konzert für Kinder verteilt wurden und den kleinen Musikliebhabern Mozart noch ein bisschen näher brachten. „Ich liebe meinen Job“, sagt Michael Patzal angesichts solcher Berichte. „Ich mache Menschen eine Freude. Etwas Schöneres gibt es nicht.“ Noch lange nicht am Limit Inzwischen denkt er schon weiter. Eine Namensänderung steht an, aus AustrianGrocery wird in Kürze AustrianSupermarket, aber das soll nicht heißen, dass das

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Unternehmen zum unpersönlichen Megakonzern mutiert: Immerhin macht sich der Chef persönlich die Mühe, seine Produkte einer eingehenden Prüfung zu unterziehen. „Meine Frau und ich haben fast alles getestet“, lacht er, „vor allem die Feinkostwaren und natürlich die Weine.“ Es müssen kulinarisch erbauliche Abende sein im Hause Patzal, betrachtet man das umfangreiche Angebot: Das Spektrum reicht von den bekannten Inzersdorfer Konserven über süße Klassiker bis hin zu Feinkostwaren wie Honigschnaps mit Propolis oder Wildschweinpastete mit eingelegten Feigen. Das alles wird auf einer ebenso übersichtlichen wie liebevoll gestalteten Seite präsentiert, mit Bild und Beschreibung jedes einzelnen Artikels. Der Bestellvorgang ist einfach, die Lieferung erfolgt selbst in die USA innerhalb weniger Tage, für Sicherheit beim Bezahlen garantiert das europäische Gütesiegel für sicheres Einkaufen im Internet, „Euro label“. Und das Sortiment wird ausgebaut. Michael Patzal setzt auf mehr Bioprodukte und die Erweiterung der Feinkostabteilung: „Wir wollen neue Spezialitäten aus regionalen Manufakturen oder direkt vom Bauern aufnehmen.“ Kurz gesagt: Die Frage „Darf’s ein bisserl mehr sein?“ kann man im AustrianSupermarket mit einem klaren „Ja“ beantworten. ❍

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Schwerpunkt-Thema

kulturtermine 2013

Schloss Ambras, Innsbruck

Osterfestival Tirol

Ausstellung des Kunsthistorischen Museums Wien 27. September bis 1. November 2013 35 aktuelle künstlerische Positionen zum Thema „Gegenwelten – Künstlerische Seismographie“: Einige Arbeiten werden vor Ort entstehen und direkt auf die spezifischen Räume Bezug nehmen – die Bacchusgrotte, das Bad, die Kunst- und die Wunderkammer. www.schlossambras-innsbruck.at

International-Multimedialer Mix 15. bis 31. März 2013 Schwerpunkte des 25. Osterfestivals sind unter anderem Bachs Passionsund Auferstehungsmusiken, Tanz und Performance aus Kambodscha, Indonesien und Europa, hochkarätige Solisten aus aller Welt, die zeitgenössische, alte und außereuropäische Musik interpretieren. 2011.osterfestival.at

Vorarlberg projekt)theater 7. März bis 9. März 2013 in Feldkirch 16. März 2013 in Galspoltshofen Maria Hofstätter, aus den Filmen von Ulrich Seidl bekannt – und vor allem auch aufgrund des Vorwurfs von Blasphemie wegen ihrer Darstellung in seinem Film „Paradies: Glaube“, spielt eine der drei deftigen „Präsidentinnen“ in Werner Schwabs gleichnamigem Theaterstück. Das sechsköpfige Projekttheater-Team tourt aber auch noch mit anderen Produktionen durchs Land. www.projekttheater.at

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© Innsbruck Tourismus, Königliches Ballett Kambodscha, Projekttheater

Veronika Krenn

Schwerpunkt-Thema

Wien Vienna Design Week 27. September bis 6. Oktober 2013 Möbel-, Industrie-, Grafik- und experimentelles Design wird an zahlreichen unterschiedlichen Orten in Wien gezeigt. Das Programm: Ausstellungen, Installationen, Themen-Specials, Diskussionen, Filme. www.viennadesignweek.at

© Silvia Teixeira, Christof Nardin, Kultum, MZM

Ostlicht. Galerie für Fotografie: „Industrie“ Bis 30. März Die Ausstellung in der wunderbaren alten Ankerbrotfabrik besinnt sich auf die Geschichte des Hauses und zeigt 15 verschiedene künstlerische Positionen zum Thema „Industrielle Produktion“. www.ostlicht.at

Steiermark

Niederösterreich

Kulturzentrum bei den Minoriten Das Kulturzentrum in Graz ist ein Haus, in dem Religion, zeitgenössische Kunst, Literatur, Film, Neue Musik und Tanz einen Platz gefunden haben. Es gibt auch eine eigene Programmschiene für ein junges Publikum mit Kindertheater und Musik. Im Rahmen einer Filmreihe sind u. a. acht Filmfrühstück-Events nach dem Vorbild von Arnold Schönbergs „Verein für musikalische Privataufführungen“ konzipiert. Hier finden Filmvorführungen und Gespräche statt. www.kultum.at

Kunsthalle Krems 10. März bis 30. Juni 2013 Die Ausstellung „Große Gefühle“ ist eine Auseinandersetzung mit der Darstellung von Emotionen in der Kunst. Rund 50 Arbeiten der Gegenwartskunst aus der Fondazione Sandretto Re Rebaudengo in Turin werden mit ebenso vielen Werken aus Sammlungen des Kunsthistorischen Museums in Wien konfrontiert, um historischen Wandlungen nachzugehen. www.kunsthalle.at

Oberösterreich Ab 22. März 2013 10 JAHRE LENTOS – die Sammlungsausstellung zum Jubiläum Zeitgenössische KünstlerInnen wurden eingeladen, in fünf Räumen neue Präsentationen zu entwickeln. In Kabinetten wird besonderen Aspekten Raum gegeben, u. a. der Sammlung bedeutender Gemälde von 1880 bis zur Gegenwart oder historischen Fotografien aus den Anfängen dieser Technik. Im großen Saal werden Neuzugänge der vergangenen Dekade präsentiert. www.lentos.at

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Hermann Nitsch Museum Ab 22. März 2013 Ausstellungen, Dokumentation und wissenschaftliche Forschung zu den Arbeiten des Künstlers – all das bietet das Museumszentrum in Mistelbach (MZM) seinen Besuchern. In der Bibliothek stehen Publikationen und Filme zum Studium zur Verfügung, die Einblicke in sein Schaffen geben: u. a. in sein Orgien-Mysterien-Theater (OMT), das Nitschs Vorstellungen von einem Gesamtkunstwerk verwirklicht. Auf Grundlage griechischer Mysterienfeste und unter Einbeziehung von Malerei, Architektur und Musik soll eine Katharsis (Reinigung) erfolgen. Erst seit Mitte des vergangenen Jahrzehnts widmet sich Nitsch wieder der autonomen Malerei. Das MZM bringt aber auch – als Kontrastprogramm – eine Ausstellung im Rahmen der Lebenswelt Weinviertel, in der es um eine sehr „gschmackige“ österreichische Tradition gehen wird: „Süße Lust – Geschichte(n) der Mehlspeise“.

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Schwerpunkt-Thema

Bühne frei! Von der hippen kleinen Theaterbar bis zur pompösen Oper: An musikalischen Veranstaltungsorten mangelt es in Österreich nicht. Hanna Ronzheimer

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ieber Freiherr von Bach!“, schrieb Kaiser Franz Joseph 1857 an den Minister des Innern, Freiherr v. Bach. „Es ist Mein Wille, dass die Erweiterung der inneren Stadt Wien mit Rücksicht auf eine entsprechende Verbindung derselben mit den Vorstädten ehemöglichst in Angriff genommen werde (...) Auf die Herstellung öffentlicher Gebäude, namentlich (...) eines Opernhauses, eines Reichsarchives, einer Bibliothek, eines Stadthauses (...) ist Bedacht zu nehmen.“ Mit der Gründung der Ringstraße begann somit der Bau großer musikalischer Veranstaltungshäuser wie der Wiener Staatsoper und des Musikvereins. Musik am Ring „Innere Stadt“ Letzterer, damals noch in der Tuchlauben in der Inneren Stadt beheimatet, platzte bereits aus allen Nähten. In Abgrenzung zur nahegelegenen Oper entwarf Theophil Hansen 1870 in einem eigenen Stil ein klassisches Gebäude zur Aufführung klassischer Werke. Heuer, im 201. Jahr seiner Gründung, präsentiert der Musikverein das Frühlingsfestival unter anderem mit einem „Remake“ des legendären Skandalkonzerts von 1913 mit dem RSO Wien und seinem Chefdirigenten Cornelius Meister. Auch als „Watschenkonzert“ wurde die damalige Aufführung des Orchesters des Wiener Konzertvereins unter der Leitung von Arnold Schönberg bekannt, der die Musik zeitgenössischer Expressionisten präsentierte – unter Ausschreitungen und Tumulten der Zuhörer, die sich entsetzt über diese „neue“ Musik zeigten. Die „Konkurrenz“, die Wiener Staatsoper, wurde fast zeitgleich, nämlich 1869, in Anwesenheit von Kaiser Franz Joseph und Kaiserin Elisabeth feierlich eröffnet und gilt heute als eines der Opernhäuser mit dem weltweit größten Repertoire. Aber auch Graz ist eine Stadt mit langer Operntradition. 1899 wurde die

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Volkstheater Wien: Die Rote Bar wird jeden Mittwoch zur Bühne für „Wort und Spiele“.

Brut Wien: hier im Bild im Künstlerhaus, manchmal auch im Konzerthaus zu sehen und zu hören.

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Schwerpunkt-Thema

heutige Oper im neobarocken Stil eröffnet. Doch schon 1776 wurde das „Nationaltheater“ oder „Ständische Theater“ am Freiheitsplatz eröffnet und erlangte Bekanntheit durch seine Opernaufführungen – etwa der damals brandaktuelle Mozart mit „Le nozze di Figaro“. Zu sehen ist dieses Stück auch im März in der Wiener Oper. Im heutigen Graz hat architektonische Nostalgie längst einigen großen modernen Bauwerken Platz gemacht: Es gibt das Grazer Kunsthaus, die Murinsel und seit 2006 auch ein modernes Gegenstück für Musik und Theater: das Mumuth (Haus für Musik und Musiktheater der Kunstuniversität Graz). Der Bau mit dem besonderen „Twist“ im Foyer war bereits als österreichischer Beitrag auf der Biennale in Venedig ausgestellt und bietet einzigartige raumakustische Möglichkeiten:

Nostalgisch hip Abseits der großen Bauten und der musikalischen Hochkultur hat sich in Österreich eine lebendige Szene in kleinen Nischen etabliert. Ein schönes Beispiel für eine gelungene Mischung aus Nostalgie und Hipness ist die Rote Bar im Foyer des

falls untrennbar mit dem Theater verbunden ist die Bar Brut im Künstlerhaus Wien. 50 Quadratmeter klein, ist sie ein Ort für künstlerische Auseinandersetzung, aber auch Dancefloor, Tagungszimmer, Schauplatz für Premierenfeiern oder Datingzentrale am Karlsplatz. Als Koproduktions-

„Die Rote Bar sieht ihre Bedeutung als Kulturort für Nachtschwärmer, Verliebe und Verrückte.“ Sibylle Fritsch, Organisatorin

© Britta Jaschinski, Florian Rainer, Sigrid Rauchdobler

Fundus im neuen Musiktheater im Linz. Die feierliche Eröffnung ist für April geplant.

Vom Jazzclub bis zum Orchesterkonzert kann Raumklang hier maßgeschneidert werden. Bereits seinen hundertsten Geburtstag feiert im Oktober das Wiener Konzerthaus mit einem ganz besonderen internationalen Musikfest im Mai und Juni. Vertreten sind nationale wie internationale Philharmoniker-Orchester, aber auch Jazz und World Music oder Solisten wie Joshua Bell, Martin Grubinger, Hilary Hahn und Oleg Maisenberg. Von einem derartigen Jubiläum ist das Linzer Musiktheater noch weit entfernt: Es ist derzeit in Fertigstellung. Seit 30 Jahren gibt es Verhandlungen und Diskussionen, im April wird die langersehnte Eröffnung sein. Über 150 Millionen Euro gekostet hat das vom Londoner Architekten Terry Pawson entworfene Gebäude, bis zu 1.130 Zuschauern bietet es Platz. Freuen darf man sich auf die Uraufführung der Oper „Spuren der Verirrten“ von Philip Glass nach dem gleichnamigen Schauspiel von Peter Handke zur Eröffnung im Frühjahr.

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Wiener Volkstheaters. Mit der Direktion von Michael Schottenberg 2005 erhielt der Pausenbereich im ersten Stock eine neue Bedeutung als „Kultort für Nachtschwärmer, Verliebte und Verrückte“, wie Sibylle Fritsch, Organisatorin der Roten Bar, es beschreibt. Gemeinsam mit Schottenberg bestückte sie den Raum mit roten Möbeln aus dem Theaterfundus. Riesige Luster, viel roter Samt und Wandmalereien aus dem Jahr 1898 versetzen den Besucher in eine andere Welt. Der Ort ist vor allem für den Fan von Vintage und Burlesque ein Paradies. Stolz ist Fritsch auch auf die Reihe „Wort & Spiele“ jeden Mittwoch mit einem Kabarett- und Diskussionsprogramm, „das man möglichst sonst in Wien nicht zu sehen kriegt“. Das Publikum darf auch interaktiv dabei sein, bem Theaterkaraoke oder beim Speeddating. Am 20. März führen Franzobel und Marcus Josef Weiss durch die verdrängten und verschränkten Hinterhöfe der Wiener Seele mit ihrem Programm „Nur Du allein: Wien – Tod und Erotik“. Eben-

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haus der freien Theaterszene hat das Brut auch Spielstätten, die – neben zeitgenössischem Theater, Tanz, Performances auch ortsspezifischer Projekte oder Vorträgen – auch regelmäßig Popkonzerten und Partys Platz bieten. Akkordeon im Vorstadtfieber Wieder vermehrt zu hören ist das burleske Instrument Akkordeon. Entsprechend Zulauf findet auch das jährliche Wiener Akkordeonfestival. Zur Eröffnung am 23. 2. in der Technischen Universität Wien spielen Otto Lechner & das ziehharmonische Orchester, am 24. 3. wird das Festival im Wiener Metropol ausklingen. Ebenfalls über die ganze Hauptstadt verstreut ist das Wienerlied-Festival „Wean Hean“ ab April. Heimat dieser Musikrichtung bleibt das Wiener Volksliedwerk mit seinem „Bockkeller“ in Ottakring. Das alte Vorstadtgasthaus spiegelt den verklärenden Ruf nach der guten alten Zeit wider – auch wenn diese manchmal etwas auf den Arm genommen wird. ❍

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sommer, Fest und spiele Kreativität ohne Grenzen, vielfältige Schauplätze: Jazz auf der Alm, Schlosshöfe als Konzertplätze, der Wald als Bühne oder der See als Panorama berühmter Festspiele. Hanna Ronzheimer

Dagmar Schellenberger in Mörbisch.

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aut Statistik Austria gab es in der Saison 2011 2.570 Vorstellungen österreichischer Festspielen und Festivals mit 1,605 Millionen Besuchern. Der Publikumshit waren 2011 die Salzburger Sommerfestspiele mit insgesamt 213.592 Besuchern, auf Platz zwei und drei rangieren die Seefestspiele Mörbisch und die Bregenzer Festspiele. Bühnenbild: See Dass sich der früher gewöhnliche Weinbauort Mörbisch zum jährlichen Highlight der österreichischen Festspielszene entwickelt hat, verdankt er seinem guten Klima: Der Begründer und erste Intendant der Seebühne Mörbisch, Herbert Alsen, entdeckte den Ort auf der Suche nach einer Urlaubsgegend, die seiner Stimme zuträglich wäre. Der See als Bühnenbild ist fest verankert in den Aufführungen – Landschaft und Szenenwechsel der Natur sollten sich von Anfang an mit der Bühnenhandlung verbinden. Nach diesem Krite rium erfolgte auch die Auswahl des Eröffnungsstücks 1957: „Der Zigeunerbaron“

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Zeno Stanek, Intendant Litschau und Stockerau.

Jutta Skokan, Intendantin in Gmunden.

von Johann Strauß, sei „gleichsam in diese Landschaft hineinkomponiert“, so Alsen bei der Einweihung. Bis heute ist es die am meisten aufgeführte Operette in Mörbisch geblieben. Heuer beginnt das nach Auskunft der Veranstalter weltweit größte Operettenfestival unter der neuen Intendanz von Dagmar

ausgestattet mit dem gleichen richtungsbezogenen Beschallungssystem. Das „Spiel auf dem See“ ist jedoch in Bregenz nur einer von mehreren Schauplätzen der Bregenzer Festspiele (17. 7. bis 8. 8.), die sich ansonsten meist in Innenräumen abspielen. Heuer zu sehen in der atemberaubenden Kulisse über dem Bodensee: Mozarts „Zauberflöte“. Österreich hat neben den großen Seebühnen allerdings noch etliche kleine Events, die einen Urlaubstrip wert sind – seien es die Attersee-Klassik, die Musiktage Mondsee oder die „wellenklaenge“ in Lunz am See.

„Der Zigeunerbaron von Johann Strauß sei gleichsam in diese Landschaft hineinkomponiert.“ Herbert Alsen, erster Intendant der Seebühne Mörbisch Schellenberger mit dem „Bettelstudent“ von Carl Millöcker am 11. 7. Außerdem soll es eine Erweiterung zum klassischen Operettenangebot geben – was genau, wird noch nicht verraten. Die Seebühnen von Mörbisch und Bregenz sind sozusagen Geschwister: Sie wurden in ihrer Gründungszeit vom gleichen Seebühnenarchitekten (Ferry Windberger) entworfen und seit 2006 auch

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Kultur in der Sommerfrische Urlauber waren es auch, für die die heute überaus beliebten Salzkammergut Festwochen Gmunden eingeführt wurden. Die Verbindung zwischen Kulturgenuss und Sommerfrische geht dort zurück bis ins 19. Jahrhundert, als man für die urlaubenden Städter 1872 das Gmundner Theater errichtete, damit sie auch auf dem Land nicht auf Kultur verzichten mussten. Als

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© Salzkammergut Festwochen Gmunden, wellenklaenge / Andreas Elgert, Michael Maritsch

Jutta Skokan 1997 die Intendanz und bald auch die künstlerische Leitung übernahm, waren die Festspiele noch auf eine Woche beschränkt: „Seit 1987, nach der Wiedereröffnung, war das Festival sehr klassisch ausgerichtet, heute haben wir ganze sechs Wochen Programm. Ich wollte daraus etwas Prächtiges machen, das sich über den ganzen Sommer erstreckt “, erzählt sie. Einer der Stars in diesem Jahr ist Sophie Hunger. „Wesentlich ist, dass wir jeden Abend spielen, aus den verschiedenste Sparten: Klassik, zeitgenössi sche Komponisten, Jazz, bildende Kunst, Film, Literatur, Theater, je nachdem, was uns gerade besonders interessiert“, meint Skokan. Auch die Wiener Vorlesungen kommen jährlich nach Gmunden, und das „Fest im Fest“ widmet sich vier Tage lang einer bestimmten Person, heuer ist es der Künstler Gerhard Rühm. Unerwartet viel Interesse bekunden die Zuschauer auch am „philosophischen Fest“, das sich lebensphilosophischen Fragestellungen widmet. Gmunden hat über 20 Spielorte, vom See bis zur Industriehalle, „falls es mal wieder schlagartig zu regnen beginnt“, lacht Skokan. Sie sei immer auf der Suche nach neuen Spielstätten. Die Zuschauer ließen sich gern drauf ein. Free Jazz in Vorarlberg Sich darauf einlassen war auch das Motiv für den Vorarlberger Jazzmusiker und Schlagwerker Alfred Vogel, der 2013 bereits zum sechsten Mal das Festival „Bezau Beatz“ im vorarlbergischen Bezau veranstaltet. Als ihn der Bürgermeister von Bezau bat, eine musikalische Veranstaltung auf dem Dorfplatz zu organisieren, wollte Vogel nicht „die normale Unterhaltungsschiene bedienen, die auf dem Land eh viel zu oft stattfindet“. Er habe anfangs einfach die Musik spielen lassen, die ihm gut gefalle – doch internationale Free-Jazz-Bands seien für die Landbewohner am Anfang sehr gewöhnungsbedürftig gewesen. Heute sieht das anders aus: „Ich glaube, dass mir das Publikum mittlerweile vertraut. Sie wissen, bei uns gibt es auf jeden Fall Musik mit Anspruch“, ist er überzeugt. „Urbane und weltoffene Musik wird in

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Stimmungsbild des Festivals „wellenklaenge“ in Lunz am See.

Gerhard Rühm, in Gmunden zu sehen.

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Attersee Klassik am historischen Narzbergergut.

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Kollegium Kalksburg spielten 2012 auf.

Kurt Obermair war im Vorjahr am Festival.

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einem idyllischen Dorfbild präsentiert: das hat etwas Skurriles, aber eben auch etwas sehr Zeitgemäßes“, meint Vogel. Und so sei ein Ort wie Bezau nicht mehr notwendigerweise ein Synonym für Provinz, „sondern kann temporär Mittelpunkt eines ganzen Musikkosmos sein“. Ab Mitte Juli geht’s wieder los. Jazzmusiker Vogel organisiert auch dreimal im Jahr die „Jazzspätzle“: Auf dem Gipfel der Seilbahn Bezau im Baumgarten Panorama Restaurant ließ er zuletzt im Januar die New Yorker Band Wicked Knee auftreten. Klein, aber originell ist auch das Schrammelklangfestival im niederösterreichischen Litschau. Hier erklingt für mehrere Tage, wie der Name schon sagt, Schrammelmusik auf Naturbühnen rund um den Herrensee und in der Stadt Litschau. Die berühmtesten Schrammelklänge kommen

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natürlich aus Wien, wo die Volksmusikanten mit Knopfharmonika und Geige beim Heurigen von Tisch zu Tisch musizierten. Als Geburtsstadt von Kaspar Schrammel, Komponist und Vater der Gebrüder Schrammel, ehrt die Stadt die Gründer der Schrammelmusik. Ab dem 5. Juli dabei sind der Wiener Liedermacher Ernst Molden, das Trio Lepschi oder auch Klezmer Reloaded. Eine profane und zugleich beeindruckende Kulisse hat sich das Jazzfestival Saalfelden ausgesucht. Ab 22. August erlebt es seine 34. Auflage, unter anderem mit dem kostenlosen Angebot von Jazz auf der Alm. Traditionelles Kultur- und Musikverständnis trifft die Avantgarde des zeitgenössischen Jazz in Österreich, Europa und der Jazzwelt. Und vielleicht auf ein paar Kuhglocken. ❍

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© Stephan Mussil, Karl Satzinger (2)

Der nostalgische Schrammel.Klang.Festival Express fährt mit Dampf im Sommer zum Herrensee nach Litschau.

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Draußen im Museum Von der römischen Fußbodenheizung zum burgenländischen Schweinestall aus dem 18. Jahrhundert. Besichtigungen an der frischen Luft. Hanna Ronzheimer

Besucherzentrum des Freilichtmuseums Petronell: Ab dem Frühjahr können hier die neuen Fundstücke und der Park besichtigt werden.

© Atelier Olschinsky / Archäologischer Kulturpark NÖ,

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u den eindrucksvollsten Freilichtmuseen Österreichs zählt der Archäologische Park Carnuntum, dessen Zentrum die römische Freilichtanlage Petronell bildet. Hier, in den Gemäuern des einstigen Legionärshauptquartiers, das den Kern der späteren Zivilstadt ausmachte, wurden am 11. November 308 n. Chr. auf einer Kaiserkonferenz die Machtverhältnisse des Römischen Reiches neu geregelt und das Christentum als Religion toleriert – eine wichtige Weichenstellung zur Verankerung der christlich-abendländischen Kultur. Nur 30 Autominuten von Wien entfernt liegen Carnuntums archäologische Überreste aus der Mitte des 1. Jahrhunderts. Statt musealer Objekte gibt es hier jedoch bewohnbare Häuser, deren Einrichtung in original antiker Handwerkstechnik nachproduziert wurde. Die Gebäude besitzen römische Fußbodenheizungen und die Küchen funktionstüchtige Herde, alles ist detailgetreu möbliert. Hier stehen römische Wohnhäuser und eine römische Therme, eine historische Gartenanlage, das Stadtpalais Villa Urbana oder auch das typische Bürgerhaus eines Tuchhänd-

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Stübing: Am „Erlebnistag“ kann das Landleben des vergangenen Jahrhunderts von Klein und Groß hautnah nachvollzogen werden.

lers. Ab 21. März ist Carnuntum wieder für Besucher geöffnet. Gespannt sein darf man auch auf neue Fundstücke, denn seit 2012 ist der Park in ein Bodenradarforschungsprojekt eingebunden, das mithilfe modernster archäologischer Pro spektionsmethoden das gesamte Stadtgebiet des ehemaligen römischen Militärlagers innerhalb von drei Jahren vollständig erkunden soll. Die Zwergerlstadt Für Zwerge hielten die Tiroler die Römer lange Zeit. Bereits ab dem 16. Jahrhundert stießen Bewohner in der Nähe der Osttiroler Stadt Lienz immer wieder auf Reste der römischen Stadt Aguntum unter Kaiser Claudius Mitte des 1. Jahrhunderts. Da nur mehr die niedrigen Gewölbe und Gänge des Zwischenbodens der Fußbodenheizung (Hypokaust-Heizung) erhalten waren, gingen die Tiroler davon aus, dass hier nur Zwerge gewohnt haben konnten – die „Zwergerlstadt“ hatte ihren Spitznamen weg. Das Ausgrabungsgelände ist mittlerweile für Besucher aufbereitet – inklusive Thermenanlage, Atrium-

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haus und Stadtmauer. Wer den Überblick verliert, findet ihn auf dem Aussichtsturm wieder. Landleben wiederbelebt Im Kontrast zum luxuriösen Leben der römischen Oberschicht steht das Leben der österreichischen Landbevölkerung in den vergangenen Jahrhunderten. Für das österreichische Freilichtmuseum in Stübing bei Graz wurden zur Veranschaulichung der oftmals kargen Lebensweise hunderte Jahre alte Bauernhäuser, Hütten, Schulen und Mühlen aus ganz Österreich abgebaut und hier originalgetreu wieder aufgebaut. Bis ins 17. Jahrhundert gehen die Behausungen zurück, die auch originalgeografisch von Ost nach West abgeschritten werden können: vom burgenländischen Schweinestall bis zum architektonisch faszinierenden Bregenzerhaus aus dem 18. Jahrhundert. Noch weiter zurück führt das salzburgische Freilichtmuseum Großgmain: Hier wurden rund 100 historische Gebäude, gruppiert nach ihrer originären Herkunft aus allen Regionen des Salzburger Landes, wieder aufgebaut. ❍

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themenmuseen Verhütungsmethoden, Folterinstrumente oder Bestattungsutensilien – Skurriles oder Alltägliches: Für fast alles gibt es in Österreich ein Museum. Hanna Ronzheimer

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n Österreich besitzt jedes Bundesland sein eigenes Schnapsmuseum, und das morbide Wien hat selbstverständlich ein großartiges Bestattungsmuseum. 369 Museen listet die Statistik Austria für das Jahr 2010 im Land auf. Doch Museum ist nicht gleich Museum: Die Gesamtzahl der unter den Begriff „museale Einrichtungen“ fallenden Institutionen beträgt weit über 700. Ein Qualitätskriterium muss her, beschloss der Museumsbund. „In Österreich ist die Bezeichnung ‚Museum‘ durch kein Gesetz definiert und daher nicht geschützt. Die Benennung als Museum kann daher von

jedermann ohne Einschränkung für jegliche Art von Zurschaustellung von Gegenständen benützt werden“, so der Museumsbund Österreich. Um hier eine qualitative Abgrenzung zu ermöglichen, führte er 2002 gemeinsam mit dem International Council of Museums (ICOM) ein Museumsgütesiegel ein, mit dem in Österreich bisher 196 Institutionen ausgezeichnet wurden. Einmal im Jahr veranstalten die beiden Organisationen den „Österreichischen Museumstag“ in einem wechselnden Museum. 2013 wird er vom 19. bis 21. September in Bozen/Südtirol stattfinden.

Der Begründer des Torlaufs Mathias Zdarsky 1905 beim Setzen von „Fahrmalen“ (Toren).

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Kelten in Hallein Eines der 2012 ausgezeichneten Museen war das Keltenmuseum im salzburgischen Hallein, eines der größten Museen für keltische Geschichte in Europa. Im Erdgeschoß stürmt eine Rekonstruktion eines keltischen Streitwagengespanns auf den Besucher zu – der Krieger hat bereits seine Lanze zum Wurf gehoben. In den beiden Obergeschoßen geht es dann ruhiger zu – hier ist auch die berühmte 2.500 Jahre alte keltische Schnabelkanne zu besichtigen. Der Skilehrer Eigentlich wäre Salzburg auch prädestiniert, ein Skimuseum zu präsentieren, doch das niederösterreichische Lilienfed hat etwas, das andere nicht haben: den berühmtesten Skilehrer des Landes. Mathias Zdarsky, Begründer der alpinen Skifahrtechnik und des Torlaufs, hat daher ein eigenes Museum bekommen: das Mathias Zdarsky Skimuseum. 1896, hundert Jahre vor der Eröffnung, gab er das erste methodisch aufgebaute Skilehrbuch heraus. Zdarsky, der 1856 in Kozichowitz in Mähren (CR) geboren wurde, war eigentlich eine Art Universalgenie: Nach seinem Studium an der Kunstakademie München und am Polytechnikum in Zürich in Malerei, Bildhauerei und Technik unternahm er weite Reisen. Ab 1890 erforschte er das Skifahren und gab 1896 das Buch „Lilienfelder Skilauf-Technik“ heraus, von dem noch 16 weitere Auflagen folgten. Über 20.000 Personen verdanken seinen Lehrgängen ihre Ausbildung in der Alpinskifahrt. Buddhismus in Kärnten Auch die Kärntner widmen eines ihrer exotischsten Museen einem international berühmt gewordenen Einwohner: Im Heinrich Harrer Museum in Hüttenberg geht es um Kärntens berühmtesten For-

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© Mathias Zdarsky Skimuseum, Hofmobiliendepot (2)

schungsreisenden unserer Zeit: den Bergsteiger, Geograf und Buchautor Heinrich Harrer (1912–2006). Mit seinem buddhistischen Gebetsraum, der im Jahr 1992 vom Dalai-Lama persönlich geweiht wurde, und einem tibetischen Pilgerpfad versteht sich der Museums- und Naturpark als Ort der Begegnung mit der Vielfalt der Kulturen. Harrer hat das Gros des Inventars persönlich auf seinen Forschungsreisen gesammelt. Gemeinsam mit einem umfassenden Archiv von über 100.000 Fotografien, Landkarten und eigenhändig angefertigten Zeichnungen erlauben sie einen faszinierenden Einblick in Leben und Lebenswerk dieses Entdeckers. Die Steirer haben natürlich ihren Arnold Schwarzenegger, und dem haben sie ja auch ein offizielles Museum in seinem Geburtshaus in Thal bei Graz gewidmet. Es besitzt vielleicht kein Gütesiegel des Museumsbundes, aber dafür ist es weltweit das einzige Museum, das Arnolds Namen trägt und von ihm persönlich unterstützt und 2011 auch eröffnet wurde. Franz Ferdinands Weltreise Forschern, Missionaren und anderen Abenteuerlustigen, die in die Welt hinauszogen, huldigt man in Österreich gern, sofern sie es zu etwas bringen. Mitgebrachte Kostbarkeiten sind im Völkerkundemuseum in der Wiener Hofburg gut aufgehoben, das seit dem 1. Mai 2012 mit dem Niederländer Steven Engelsmann einen neuen Direktor hat. Traditionelle Schwerpunkte des Museums sind neben der Cook’schen Sammlung eine große Auswahl an Stücken, die der Wiener Forscher Johann Natterer (1787–1843) auf seiner Brasilien-Expedition zusammengetragen hat, oder auch rund 14.000 Objekte, die Thronfolger Franz Ferdinand (1863– 1914) von seiner Weltreise mitbrachte. Nicht nur Franz Ferdinand, auch der normale Wiener Bürger machte sich schon damals gern auf, um fremde Kulturen kennenzulernen. Unter der Leitung des Präsidenten der Wiener Urania reiste eine Gruppe um 1912 auf Studienreise nach Ägypten. Das Museum für Völkerkunde begibt sich noch bis 3. März auf einer Sonderausstellung auf die Spuren der Anfänge der Bildungsreisen.

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„Sisi auf Korfu“ war das Thema der soeben zu Ende gegangenen Ausstellung im Hofmobiliendepot.

Ferdinand Maximilians Sammlung Ferdinand Maximilian (1832–1867), Kaiser von Mexiko und Onkel Franz Ferdinands, hatte eine große Leidenschaft fürs Sammeln. Bereits im Kindesalter entwickelte er ein Interesse für die Baukunst. Als sein Hauptwerk gilt Schloss Miramare, das er mit großem Aufwand auf einer Felsspitze nahe Triest errichten ließ, dessen Fertigstellung 1871 er jedoch nicht mehr erlebte. Das Wiener Möbelmuseum Hofmobi liendepot widmet rund 500 Objekten aus Miramare bis 13. August eine Ausstellung. Dabei geht es nicht nur um Möbel: Nippes-Objekte, Exotika, Souvenirs, die der Erzherzog auf seinen zahlreichen Reisen erstanden hat, bis hin zu wertvollen kunstgewerblichen Antiquitäten werden gezeigt. Zum 175. Geburtstag seiner Schwägerin Kaiserin Sisi widmet sich das Sisi-Mu-

seum in der Hofburg am Heiligen Abend 2012 der unbeschwerten Kindheit einer zunehmend depressiven Erwachsenen. Präsentiert wurden die Stücke zur Eröffnung von ihrer Ururenkelin Magdalena Habsburg. Auch die ländliche Bevölkerung blieb von politischen Unruhen und Machtwechseln nicht unberührt. Das Vorarlberger Textilmuseum Mittelweiherburg macht anhand der Entwicklung von Handwerkskunst und Handwerkstechnik deutlich, welche politischen und gesellschaftlichen Veränderungen die Industrialisierung hier mit sich brachte. Macht und Reichtum, Löhne und Lohngefälle, Kinderarbeit und trentinische Arbeitszuwanderung des späten 19. Jahrhunderts sowie der erste große ökologische Konflikt in Vorarlberg um die Lebensgrundlage Wasser, der Dorfbachstreit „Hell-Trüb“, sind hier aufbereitet. ❍

Objekte im Hofmobiliendepot, die das Wiener Möbelmuseum permanent zeigt.

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lokalaugenschein Das MuseumsQuartier (MQ) in Wien ist Schmelztiegel für Kulturinteressierte, kulinarischer Genusstempel und Treffpunkt für Jung und Alt. Seit über zehn Jahren verabredet man sich in und um die Museen, einfach so oder zum Besuch der Ausstellungen. Beate Krapfenbauer 01

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01 Sommer im MQ – Weekend Sounds. 02 Winterzeit ist Punschzeit. 03 Modeschau im Haupthof. 04 Ausstellungsraum des Architekturzentrums Wien (Az W). 05 Enzis: Die beliebten Sitzmöbel tauchen jedes Jahr in neuer Farbe wieder auf. 2006 waren sie rot. 06 Boulebahn. 07 Viel Abwechslung für die Kleinen, z. B. im ZOOM Kindermuseum.

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© Daniel Gebhart de Koekkoek, Ali Schafler (2)

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01 mumok: Museum Moderner Kunst Stiftung Ludwig Wien. 02 Tanzquartier. 03 O-Töne: Die Open-Air-Lesungen finden heuer zum 10. Mal im Juli und August statt. 04 Electric Avenue des Quartier 21. 05 Outdoor Race Challenge im Sommer … 06 … Eisstockbahn im Winter. 07 Leopold Museum. 08 Café-Restaurant Corbaci mit wunderschöner Decke. Web: www.mqw.at

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© MQW

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triumph und Passion Schloss Hof feiert den 350. Geburtstag seines Erbauers Prinz Eugen mit einer Sonderausstellung. Hanna Ronzheimer

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ragestellungen und Konstellationen, die das Leben des Prinzen geprägt haben, sind auch heute noch aktuell, zeigen sich die Ausstellungsmacher überzeugt. Im Idealfall wollen sie so etwas wie eine vage Vertrautheit schaffen zwischen dem Betrachter und der nie wirklich greifbaren Person des „hässlichen Prinzen“ aus Frankreich, der Wien vor den Türken rettete. Kann man einen superreichen Prinzen aus dem Barock mit einem Wirtschaftsboss von heute vergleichen? Lassen sich Fragen nach Angriff und Verteidigung, die Prinz Eugen als Feldherr in zwei Türkenkriegen für sich beantwortete, auf die Afghanistanpolitik eines George W. Bush übertragen? Prinz Eugen war nicht nur einer der erfolgreichsten österreichischen Feldherren, er war auch ein leidenschaftlicher Sammler, ein literaturbesessener Kunstsinniger, wahrscheinlich Homosexueller, einer der bedeutendsten Bauherren des Barock. Das vierköpfige Team der Ausstellung hat den Prinzen in die Gegenwart geholt, um weg von der Retrospektive zu kommen.

Schloss mit Charakter Retrospektive Schlösser – da fällt einem zuallererst Schönbrunn ein. „Wir sind anders als Schönbrunn“, insistiert Barbara Goess, Geschäftsführerin des zweitgrößten Schlosses Österreichs. Die Gesamtheit von Schloss, Garten und Meierhof ermögliche ein anderes, eher intimes Zusammenspiel. Schloss Hof steht im Marchfeld nahe der slowakischen Grenze. Als Prinz Eugen von Savoyen im Alter von bereits

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62 Jahren den alten „Veste Hoff“ im Jahr 1725 kaufte und samt riesiger Gartenanlage ausgestalten ließ, hatte er den Höhepunkt seiner Karriere längst hinter sich. Für ihn war dies sein Jagd- und Lustschloss, das er neben seinem Winterwohnsitz in der Wiener Himmelpfortgasse (heutiges Finanzamt) und seiner Sommerresidenz, dem Belvedere, bewohnte. Er starb 1736 an einer Lungenentzündung in Wien, und 1755 erwarb Maria Theresia das Schloss. Sie ließ es komplett umbauen und um ein Stockwerk erweitern – eine riesige Luxusanlage entstand, die ab dem 20. Jahrhundert ungenutzt verkam. Napoleons Soldaten (1809) und die Preußen (1866) hinterließen ihre Spuren, bis 1898 Schloss Hof zum k. k. Militär-Reit- und Fahrlehrinstitut wurde. Nach dem Zweiten Weltkrieg zogen russische Soldaten ein, danach stand es wieder leer. Goess hat mit Zeitzeugen gesprochen, die sich noch an die k. k. Institution erinnern konnten und auch den anschließenden Verfall des Gebäudes miterlebten. Eine „fantastische Atmosphäre“ haben sie beschrieben, egal zu welcher Zeit. Raum als Thema Andererseits gibt es gerade im Fall von Schloss Hof zu viel Material, um der Fantasie freien Lauf zu lassen. Das gesamte Mobiliar des Hauses ging im Zuge der Übergabe an die Militärverwaltung des Fahrlehrinstituts nämlich geordnet an die Hofmobiliendirektion in Wien über. „Wir haben deshalb diese Appartements, die es sonst österreichweit nicht mehr gibt, wo die Einrichtung so wiederhergestellt ist, wie sie 1773–

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75 Franz Anton Hillbrand, Hofarchitekt Maria Theresias, neu gestaltet hat“, erzählt Liselotte Hanzl-Wachter, wissenschaftliche Leiterin in Schloss Hof. Sie hat mehr als 1.200 Objekte identifiziert, die aus Schloss Hof kommen, etwa 300 sind wieder dorthin zurückgekehrt, seit 1984 mit der Revitalisierung des Schlosses begonnen wurde. Für den Architekten Checo Sterneck sind historische Ausstellungsräumlichkeiten eine „Fessel auf der einen Seite, aber auch etwas Positives“. Man wisse von Räumen, wo Eugen geschlafen hat, die aber dann von Joseph neu gestaltet wurden: „So etwas ist sehr gut für Interventionen geeignet.“ Das mühevoll rekonstruierte Jagdschloss und der barocke Garten erzählen die Geschichte Prinz Eugens genauso wie jene Maria Theresias oder die Zeit der russischen Besatzung. Aber auch der Prinz war kein eindeutiger Mensch. „Ein Schloss

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© Schloss Hof

mit einer Zimmerfolge bietet an, dass Sie je Zimmer eigene Themen entwickeln.“ Das sei ideal für die Ausstellung, „weil sich eben die Lesart dieser Person doch etwas schwieriger gestaltet“, überlegt Hannes Etzlstorfer, Kurator der Ausstellung. Facettenreicher Prinz Wie wahr: Eugen, geboren 1663 in Paris, hatte einen spielsüchtigen General als Vater und eine Mutter, die als die erste Geliebte des Sonnenkönigs Ludwig XIV. bekannt war. Nachdem sie am Hof von Versailles in einen Giftmischer- und Zaubertrankskandal verwickelt wurde, floh sie. Zurück blieb, in Armut, Eugen bei seiner Großmutter. Ludwig der XIV. wollte ihm helfen und einen Geistlichen aus ihm machen, doch Eugen lehnte ab: Sein Ziel lag im Aufstieg, in Ruhm und Reichtum – am besten als Offizier. Er floh mit 19 Jahren in Frauenkleidern aus Paris, schlug sich nach

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Österreich durch und meldete sich am 14. August 1683 am Hof von Kaiser Leopold I. in Passau. Der Augenblick war günstig, Österreich brauchte Soldaten, die Türken hatten bereits seit vier Wochen Wien belagert. Hier begann eine einzigartige Karriere. Er gilt als der wohl kultivierteste Soldat der europäischen Geschichte. Seine Büchersammlung steht heute in der Nationalbibliothek, seine Gemälde-, Münzen-, Medaillen- und Skulpturensammlungen sind europaweit berühmt. An diesem Punkt tut sich eine neue Seite von Eugen auf, die bis heute ungeklärt geblieben ist: Woher stammte dieser Reichtum? Der Prinz hatte eine weitreichende Privatsphäre, die er vor der Außenwelt verbarg. „Wir haben die Ausstellung so angelegt, dass wir einen durchaus zeitgenössischen Eugen zeigen. Er war mit 25 ein aufstrebender Mann. Einer, der mit wenig Mitteln sehr viel gemacht hat und schon

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damals eine Art amerikanischen Traum gelebt hat“, so Goess. Auf Bildern sei er „in dieser typischen Pose, wie wenn Sie heute ein Wirtschaftsmagazin aufblättern“. Die Frage nach der Herkunft des unermesslichen Reichtums soll hier nicht geklärt werden. Eher: Wie ging Eugen mit Reichtum um, wie gehen die Reichen unserer Zeit damit um? „Er hat Kunstsammlungen aufgebaut, Schlösser gebaut, aber: Was macht ein Mateschitz mit seinem Geld? Er lässt Leute aus dem Weltall springen – was machen andere? Wir wollen auch sichtbar werden lassen, dass die Konstellationen recht ähnlich bleiben“, meint Etzlstorfer. Und wann ist die Ausstellung für ihn gelungen? „Wenn wir es schaffen, die historische Persönlichkeit aus ihrem zeitgenössischen Umfeld herauszulösen und sie zu einer Reflektionsfläche werden lassen für die Nöte und Ängste unserer Zeit.“ ❍

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Kärnten

Salzburg

Jahr der grundlegenden entscheidungen

Peter handke ist ehrenbürger von griffen Peter Handke ist einer der eigenwilligsten und erfolgreichsten deutschsprachigen Autoren. Kürzlich erhielt der gebürtige Griffener in seiner Heimatgemeinde die Ehrenbürgerschaft – gleichsam als Geburtstagsgeschenk zum Siebziger – von Bürgermeister Josef Müller verliehen. Unter den vielen Gratulanten beim Festakt waren auch Landeshauptmann Gerhard Dörfler, LH-Stv. Peter Kaiser und Kulturlandesrat Wolfgang Waldner, die ihre Wertschätzung und Bewunderung gegenüber Handke zum Ausdruck brachten. Der Autor reagierte knapp und launig auf die Ehrung in Anlehnung an einen Bibelspruch: „Fürchtet euch nicht, ich bin es.“ Er sehe sich als Erbe der Landschaft und nicht als großen, sondern lieber als kleinen Sohn, so Handke. Als Wunsch äußerte er, dass die alte Kegelbahn beim Stift wieder instandgesetzt wird. Dafür will sich der Landeshauptmann mit den Regierungskollegen einsetzen. Nach der Ehrung besichtigte Handke gemeinsam mit Ehefrau Sophie, Tochter Amina und den Festgästen die „Peter-Handke-Ausstellung“ im Museum Stift Griffen. Sie wird gerade erweitert und zeigt Fotos, Manu- und Typoskripte, Notizhefte, Briefe, Bücher, Dias und Filme. Wer die Ausstellung besuchen möchte, kann sich ganzjährig im Gasthaus „Stifterwirt“ der Familie Duller anmelden, die dann das Museum aufsperrt. Montags ist jedoch Ruhetag. Informationen gibt es unter der Telefonnummer +43/42 33/23 44. ❍ www.ktn.gv.at

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www.salzburg.gv.at

Die Salzburger Festspiele versprechen dem internationalen und heimischen Publikum auch heuer zahlreiche Höhepunkte.

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© LPD / Varh, LMZ / Franz Neumayr

Landeshauptmann Gerhard Dörfler und Peter Handke beim Besuch der Ausstellung im Museum Stift Griffen.

2012 war für die Salzburger Festspiele ein Jahr der grundlegenden Entscheidungen. Nicht nur auf künstlerischem Gebiet, sondern auch bei Organisation und Administration wurden Meilensteine gesetzt. Drei Ideen des neuen Intendanten Alexander Pereira sind besonders gut aufgegangen. Es waren die Pfingstfestspiele unter der neuen künstlerischen Leiterin Cecilia Bartoli, die einen Raketenstart hingelegt haben und für 2013 mit 84 Prozent bereits sehr gut gebucht sind. Erfolgreich waren im Sommer die Premieren der Ouverture spirituelle und des Festspielballs. Beide Programmpunkte sollen weiterhin fixer Bestandteil der Festspiele sein. Auf der administrativen bzw. organisatorischen Seite ist die Umstellung von der Kameralistik auf die doppelte Buchführung besonders zu erwähnen. Der Jahresabschluss 2012 wurde bereits nach diesen Grundsätzen durchgeführt. Darüber hinaus wurde eine gesamtbetriebliche Datenbank eingeführt. Durch diese Maßnahmen können die Instrumente des internen Controllings besser gehandhabt werden. Ein Kernstück des Festspielsommers 2013 bildet das Schaffen von Richard Wagner und Giuseppe Verdi. Intendant Pereira hat zum Verdi-Jahr einen neuen „Falstaff“ und einen „Don Carlo“ in der Regie von Peter Stein angekündigt sowie konzertante Aufführungen von „Giovanna d’Arco“ und „Nabucco“. Dem WagnerJubiläum wird mit „Die Meistersinger von Nürnberg“ und einer konzertanten Aufführung des Jugendwerks „Rienzi“ entsprochen. Der „Jedermann“ auf dem Domplatz wird von Julian Crouch und Brian Mertes in Szene gesetzt. Die Titelrolle wird erstmals Cornelius Obonya verkörpern, als Buhlschaft wurde Brigitte Hobmeier engagiert. ❍

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Tirol

Wien

ein spaziergang durch die wiener Museen im zeichen der Fotografie

Blicken trotz mancher Herausforderung optimistisch in die Zukunft: LH Günther Platter (r.), LT-Vizepräsidentin Gabi Schiessling (l.), AMSGeschäftsführer Anton Kern (2. v. l. – diesjähriger Vorsitzender im Beschäftigungspakt) und die Vertreter der Tiroler Sozialpartner.

© Land Tirol / Horst, Collection of Contempory Art Fundació „la Caixa“, Courtesy Maureen Paley, London

tiroler sozialpartner-gipfel: Vor allem die Jugendbeschäftigung! Auf Einladung von LH Günther Platter fanden sich zum Auftakt des neuen Jahres die Tiroler Vertreter der Sozialpartner im Landhaus in Innsbruck ein. Ziel der Zusammenkunft war ein Austausch über die aktuellen Entwicklungen am Arbeitsmarkt sowie ein Ausblick in das Wirtschaftsjahr 2013. Dieses dürfte von recht schwierigen Voraussetzungen gekennzeichnet sein, wie die zuletzt gestiegenen Arbeitslosenzahlen vermuten lassen. Und so verweist LH Günther Platter auf die Notwendigkeit, gemeinsam an einem Strang zu ziehen: „Bereits vor einiger Zeit haben sich in Tirol die maßgebenden Akteure der Beschäftigungspolitik zum sogenannten Beschäftigungspakt Tirol zusammengeschlossen, um gemeinsame Ziele zu definieren und diese dann auch gemeinsam umzusetzen. Diesem Pakt gehören neben dem Land Tirol auch die Sozialpartner sowie das Arbeitsmarktservice an. So werden auch heuer wieder an die 70 Millionen Euro für mehr beschäftigungsfördernde Maßnahmen in Tirol aufgewendet.“ Tirol stehe mit der niedrigsten Arbeitslosenquote im Vergleich aller 271 EU-Regionen hervorragend da, dürfe sich jedoch nicht auf dieser günstigen Position ausruhen. Besonders die Frage der Jugendbeschäftigung sei künftig von zentraler Bedeutung. „Allein vom Landesbeitrag für den Beschäftigungspakt Tirol, der bei rund 13 Millionen Euro liegt, fließt daher rund ein Drittel in Maßnahmen, die unmittelbar diesem Bereich zugute kommen“, so LH Platter, der in diesem Zusammenhang alle gemeinsamen Aktivitäten von Land Tirol, AMS und den Sozialpartnern ausdrücklich würdigt. ❍

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www.bbt-se.com

Der Filmemacher Hans Scheugl steht bis 24. Februar 2013 im Mittelpunkt einer Ausstellung im Wien Museum. Scheugl (geb. 1940 in Wien) ist als Filmproduzent seit den 1960er Jahren international bekannt. Seine Arbeiten umfassen Avantgardeund Dokumentarfilme sowie Aktionen des Expanded Cinema. Kaum bekannt ist hingegen die Bedeutung der Fotografie in seinem Werk. Mehr Infos unter www.wienmuseum.at Das Jüdische Museum Wien präsentiert bis 3. März 2013 mit „Vienna’s Shooting Girls – Jüdische Fotografinnen aus Wien“ ebenfalls eine interessante Fotoschau. Das Ausstellungsprojekt „Jüdische Fotografinnen“ stellt Fotostudios von jüdischen Frauen ab 1860 vor. Unter anderem sind Arbeiten von Madame d’Ora, Trude Fleischmann und Edith Tudor zu sehen. Mehr Infos unter www.jmw.at Das KUNST HAUS WIEN gewährt mit der Ausstellung „FotoAutomaten-Kunst“ bis 13. Jänner 2013 einen umfassenden Einblick in die „Ästhetik hinter dem Vorhang“. Mehr als 300 Exponate von rund 60 KünstlerInnen zeigen das künstlerische Spiel mit Identitäten. „Foto-Automaten-Kunst“ zeigt die Maschine und ihre „ursprüngliche“ Funktion ebenso wie das künstlerische Spiel mit dem Erschaffen eigener Welten. Der Bogen spannt sich dabei von den Surrealisten bis zu Andy Warhol und Arnulf Rainer. Mehr Infos unter www.kunsthauswien.com ❍

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„Foto-Automaten-Kunst“ im KUNST HAUS WIEN: Gillian Wearing, Self Portrait at 17 Years Old, 2003.

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Steiermark

Niederösterreich

Programm von „grafenegg 2013“ präsentiert

Das Jubiläumsjahr für Peter Rosegger Das Jahr 2013 wird das Jubiläumsjahr für Peter Rosegger, denn da feiert die Steiermark seinen 170. Geburtstag mit zahlreichen Projekten, Veranstaltungen und Aktivitäten. Die berühmte Waldheimat am Alpl wird dabei ebenso im Mittelpunkt stehen wie die späteren Stationen seines Lebens. Sein Wirken soll in seiner ganzen Breite thematisiert werden, von seiner Dichterkunst und volkskulturellen Nähe bis hin zu seiner gesellschaftskritischen Tätigkeit. Peter Rosegger war ein Vor-, Nach- und Querdenker – nominiert für den Literaturnobelpreis und mit 15 Millionen verkauften Büchern einer der weltweit erfolgreichsten Literaten; ein Leben lang kämpfte er auch, dass Bildung für alle zugänglich wird. Lange Zeit lebte Peter Rosegger in Graz, deshalb wird es im Sommer 2013 unter anderem auch diesbezügliche Stadtführungen geben. Mehr Informationen dazu unter www.grazguides.at Vom 26. bis 27. April 2013 finden steirische Kulturgespräche statt. Namhafte Vertreter aus Wissenschaft, Kunst und Kultur werden sich bei diesen Kulturgesprächen in Krieglach zum Thema „Peter Rosegger“ einem Diskurs stellen. Mehr Informationen dazu unter: www.rosegger.steiermark.at In Krieglach wird es vom 31. Mai bis 9. Juni 2013 eine Rosegger-Woche mit Lesungen und Kulturwanderungen geben. Vom 28. Juli bis 24. August 2013 finden die Rosegger-Festspiele statt. „Jakob der Letzte“ nach einem Roman über das Bauernsterben in den Alpen wird inmitten der Naturkulisse von Roseggers Geburtshaus aufgeführt werden. Für die Dramatisierung dieses Rosegger-Stücks konnte der österreichische Autor Felix Mitterer gewonnen werden. Mehr Informationen dazu unter www.roseggerbund.at Erwähnen möchten wir noch den Festakt am 28. Juli 2013, der beim Geburtshaus Peter Roseggers am Alpl stattfinden wird. Mehr Informationen dazu unter www.steirischerherbst.at ❍

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www.auslandssteirer.at



www.grafenegg.com

Präsentierten das Programm von „Grafenegg 2013“: der Künstlerische Leiter Rudolf Buchbinder, „Composer in Residence“ Brett Dean, Landeshauptmann Dr. Erwin Pröll und Andres Orozco-Estrada, Chefdirigent der Tonkünstler Niederösterreich.

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© Landesarchiv Steiermark, NÖ Landespressedienst / Burchhart

Porträt des Mundartdichters

„Grafenegg ist zu einem Markenzeichen des Landes auf internationaler Ebene geworden“, sagte Landeshauptmann Dr. Erwin Pröll im Zuge der Präsentation des Programms von Grafenegg im Jahr 2013. Das Festival, das insgesamt bereits 175.000 Besucherinnen und Besucher verzeichnen konnte, geht heuer in seine siebente Saison. Mehr als 40.000 Besucherinnen und Besucher seien im Jahr 2012 nach Grafenegg gekommen, und damit sei eine Auslastung von 96 Prozent erzielt worden, bilanzierte Landeshauptmann Pröll zunächst. „In den vergangenen Jahren ist Grafenegg für uns in Niederösterreich ein Schlüsselprojekt geworden“, betonte Pröll. So werde hier die kulturpolitische Philosophie verwirklicht, ein hochwertiges Kulturprogramm zu für jeden leistbaren Preisen zu bieten. Darüber hinaus sei Grafenegg auch in regionalpolitischer und kulturtouristischer Hinsicht „ein wesentlicher Faktor“, meinte der Landeshauptmann: „2012 hat das Land Niederösterreich hier 2,8 Millionen Euro aufgewendet, 12,2 Millionen Euro wurden im Zuge der Umwegrentabilität in Niederöster reich verzeichnet – das heißt, jeder Euro verzinst sich mehrfach.“ „Grafenegg 2013“ wird mit der Sommernachtsgala am 20. und 21. Juli 2013 eröffnet und mit Giuseppe Verdis „Messa da Requiem“ am 8. September beendet. Insgesamt werden 78 Veranstaltungen geboten, als Höhepunkt gilt das Grafenegg Festival, das um ein Wochenende verlängert wurde und erstmals Matineen an den Sonntagen anbieten wird. Mit der Einbindung des Schlosshofs als Spielstätte für Preludes stehen ab 2013 vier erstklassige Spielstätten zur Verfügung: der Wolkenturm, der Konzertsaal Auditorium, der Schlosshof und die Reitschule. Tickets sind online erhältlich sowie an den Vorverkaufsstellen im MuseumsQuartier Wien (1070 Wien, Museumsplatz 1, Tel.: +43/1/586 83 83) und in Grafenegg (3485 Grafenegg 10, Tel.: +43/2735/55 00). ❍

Österreich regional – Aus den Bundesländern

Burgenland

Vorarlberg

Vorarlberg hat ländervorsitz übernommen

V. l. n. r.: Landeshauptmann-Stellvertreter Mag. Franz Steindl, Kulturlandesrat Helmut Bieler, Intendantin Kammersängerin Dagmar Schellenberger und Landeshauptmann Hans Niessl präsentierten die geplanten Aktivitäten und Neuerungen der Seefestspiele Mörbisch.

seefestspiele Mörbisch 2013 als gesamterlebnis

© Bgld. Landesmedienservice, VLK/Mathis

Die Mörbischer Seefestspiele sind seit Jahrzehnten ein richtunggebendes Zentrum der Operette. Zeitgleich mit der personellen Weichenstellung der Intendanz von Harald Serafin auf Kammersängerin Dagmar Schellenberger werden mit einem Investitionsvolumen von sechs Millionen Euro rund um diese Open-AirOperettenbühne weitreichende infrastrukturelle Maßnahmen Platz greifen. Konkret sollen eine knapp 6.000 Quadratmeter große überdachte Fläche, die mit mobilen und beleuchtbaren Glaselementen geschlossen werden kann, eine Terrasse, die rund 400 Personen einen traumhaften Blick über den Neusiedlersee bietet, ein neuer Zubau, der als zweite, kleine Spielstätte, aber auch für Firmen- und Sponsorenevents genutzt werden kann, und ein barrierefreier Zugang zu allen Bereichen des Festspielgeländes den Gästen den Aufenthalt am Festspielgelände noch angenehmer gestalten. Aktivitäten und Novitäten rund um die Operette Um diese Initiativen auch nach außen hin zu dokumentieren und 2013 Millöckers „Bettelstudent“, 2014 das Musical „Anatevka“, 2015 die Inszenierung einer großen Revueoperette und 2016 wieder eine große klassische Operette entsprechend bewerben zu können bzw. im Bereich Kommunikation neue Akzente zu setzen, wurde auch das optische Erscheinungsbild – Stichwort Logo, Plakatlinie und Homepage – gänzlich neu gestaltet und zeitgemäßen Anforderungen Rechnung getragen. ❍

ROTWEISSROT

www.burgenland.gv.at

Vorarlberg führt im ersten Halbjahr 2013 den Vorsitz in der Landeshauptleutekonferenz und im Bundesrat. Mit dem VorsitzLeitsatz „Gemeinsam Verantwortung tragen“ wolle Vorarlberg – speziell auch vor dem Hintergrund der zahlreichen Urnengänge in den Ländern und der Nationalratswahl im Herbst dieses Jahres – an die Akteure auf allen Ebenen appellieren, im Sinne des Landes und der Menschen weiterhin eine faire Zusammenarbeit zu pflegen und den Kopf bei der Sache zu behalten, sagte Landeshauptmann Wallner im Rahmen der Übernahme des Ländervorsitzes in Stuben am Arlberg. Den Anfang Jänner von Ländern und Bund erzielten Kompromiss für ein Spekulationsverbot deutet der Vorarlberger Landeshauptmann als ein Indiz dafür, dass „die Länder Reformen nicht nur mittragen, sondern sie sogar maßgeblich anstoßen“. Als Kernpunkte seiner Arbeit im Vorsitzhalbjahr nennt Wallner den Ausbau ganztägiger Schulformen, Finanzverhandlungen im Bereich des Schutzwasserbaus und weitere Maßnahmen zur Einführung eines einheitlichen, transparenten Finanzmanagements. Im europäischen Vergleich würde sich laut Wallner zeigen, dass föderal strukturierte Staaten wie die Schweiz, Deutschland und eben Österreich zu den erfolgreichen Staaten gehören. Föderalismus in einer vernünftigen Ausprägung könne ein wesentlicher Standortvorteil sein, führte der Landeshauptmann aus. Mit dem Vorsitz in der Landeshauptleutekonferenz hat Vorarlberg für das erste Halbjahr 2013 auch den Vorsitz im Bundesrat übernommen. ❍

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Vorarlbergs Landeshauptmann Markus Wallner (M.) bei der Übernahme des Ländervorsitzes von seinem Tiroler Amtskollegen Günther Platter. Rechts: Bundesratspräsident Edgar Mayer.

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Österreich regional – Aus den Bundesländern

Oberösterreich

Kunst und Kultur

Architektur: seilbahnbergstation in spektakulärer lage

eröffnung des neuen linzer Musiktheaters im April Ein neues Musiktheater – und noch dazu das modernste Europas – wird nicht alle Jahre eröffnet. Die offizielle Eröffnung am 12. April mit Uraufführung „Spuren der Verirrten“ von Philip Glass beendet nicht nur eine rund 30 Jahre lange Diskussion über den Standort, sondern ist mit Sicherheit einer der Höhepunkte dieses Kulturjahres in Österreich. Das neue Theatergebäude am Volksgarten am südlichen Ende der Landstraße bietet beste Akustik, uneingeschränkte Sicht und bequeme Sitze. Es beginnt eine neue Ära, die bereits aufgrund der architektonischen, technischen und ökologischen Qualitäten des Neubaus über die Grenzen der Region für Aufmerksamkeit sorgt. Nun wird es endlich möglich sein, das gesamte Opernrepertoire, große Musicals und Operetten in voller Orchesterbesetzung zu spielen. Zum Beispiel den „Ring des Nibelungen“ von Richard Wagner. Neben Wagners Opus magnum wird Arnold Schönbergs Zwölftonoper „Moses und Aron“ erstmals in Linz gezeigt. Außerdem wird das Landestheater um eine Musicalsparte mit eigenem Ensemble erweitert, die ihre Produktionen im Zusammenspiel mit den schon bestehenden vier Sparten des Landestheaters erstellt. Auch hier gibt es in der Programmierung den Anspruch, keinen Spielplan für Eingeweihte, sondern attraktive Angebote für Menschen mit durchaus verschiedenen Interessen und Erwartungen zu machen. ❍

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Blick auf die Bergstation der Wildspitzbahn und auf das „Café 3.440“.

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© NLK/Burchhart, Pitztaler Gletscherbahn

Architekt Terry Pawson und Landeshauptmann Dr. Josef Pühringer vor dem Modell des neuen Musiktheaters.

Der Bau der neuen Wildspitzbahn im Tiroler Pitztal stellte das Vorarlberger Architektenteam von Baumschlager Hutter Partners vor besondere Herausforderungen. Am 9. November 2012 wurde die Bergstation in einer Höhe von 3.440 Metern eröffnet. Die Bahn führt auf den höchsten seilbahntechnisch erschlossenen Gletscher Österreichs: den Hinteren Brunnenkogel. „In 3.500 Meter Höhe darf man sich keine technischen und formalen Fehltritte erlauben. Da ordnet sich das Gebäude nicht dem Geschmack des Architekten unter, sondern muss intelligent auf die natürlichen und klimatischen Rahmenbedingungen reagieren“, meint Carlo Baumschlager, der in der Regel ein Freund der harten, geraden Linie ist. Aber hier im Tiroler Hochgebirge bestimmte die Natur in all ihrer Unberechenbarkeit einerseits und ihrer einzigartigen Schönheit andererseits den Bau. Die in Stahl-Alu-Konstruktion errichtete Bergstation fügt sich durch die geschwungenen Formen in die Bergwelt. Große Glasfronten verbinden den Innenraum des auf frei schwebender Terrasse ruhenden „Café 3.440“ mit der Umgebung und bieten den Besuchern einen Ausblick, der seinesgleichen so schnell nicht findet. In fünf Minuten und 40 Sekunden gelangt man in den mit Sitzheizung ausgestatteten Gondeln auf dieses Juwel hochalpiner österreichischer Architektur. Vorarlberger und Tiroler sind die Architekten und Ingenieure dieses Bauwerks, die ausführenden Firmen kamen aus Vorarlberg, Tirol und Südtirol. ❍

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Österreich News Michael Mössmer

„Allianz Chronischer Schmerz Österreich“ gegründet

Schmerzen sind eine Warnung, … die zeigt, dass mit dem Körper etwas nicht in Ordnung ist. Daher sollte stets nach ihrer Ursache geforscht werden. Manchmal findet sich jedoch keine Erkrankung, die den Schmerz erklären würde, oder die Krankheit ist nicht heilbar. Dann entwickeln sich chronische Schmerzzustände. Heute weiß man, dass solche Schmerzen eine eigene Krankheit darstellen: Nur etwa die Hälfte aller Menschen mit chronischen Schmerzen begibt sich in ärztliche Behandlung. Noch Mängel in Österreich Seit über 50 Jahren setzt sich die EURAG in 34 Staaten für die Interessen und die Lebensqualität älterer Menschen ein. Anders als in anderen europäischen Ländern gibt es in Österreich nur wenige Einrichtungen, die eine effektive Schmerztherapie ermöglichen, zudem gibt es relativ wenige Schmerzspezialisten mit Kassenvertrag. Deshalb wurde die „Allianz Chronischer Schmerz Österreich“ ins Leben gerufen, die eine Anerkennung des chronischen Schmerzes als eigene Krankheit, eine dem jeweiligen Krankheitszustand entsprechende Therapie sowie die Einrichtung von multidisziplinären Schmerzzentren fordert. www.mein-schmerz.at

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Der weltweit erste biegbare und völlig transparente Bildsensor besteht aus einer mit fluoreszierenden Partikeln dotierten Kunststofffolie.

Der weltweit erste biegbare und transparente Bildsensor

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in Forschungsdurchbruch ist dem Institut für Computergrafik der JKU gelungen: Univ.-Prof. Dr.-Ing. habil. Oliver Bimber und Alexander Koppelhuber M.Sc. haben einen revolutionären neuen Bildsensor entwickelt. Es handelt sich dabei um die weltweit ersten biegbaren und völlig transparenten Bildsensoren – made in Austria. Seit eineinhalb Jahren forschen die beiden JKU-Wissenschafter in Kooperation mit Microsoft Research in Cambridge an dieser flexiblen Sensorlösung. „Einstweilen handelt es sich noch um Grundlagenforschung“, erklärt Prof. Bimber. „Aber die ersten Prototypen existieren bereits.“

Im weltweiten Forschungswettlauf um neue optische Sensoren hat die JKU damit die Nase mit vorn. Die neuen Sensoren können nicht nur beliebig groß gestaltet oder gebogen, sondern auch in Schichten übereinander gelegt werden. „Damit kann man dann auch Farben aufnehmen – in untereinander liegenden Pixeln – eine Farbe pro Schicht. Bei herkömmlichen Bildsensoren werden die Farben in nebeneinander liegenden Pixeln aufgenommen, was die effektive Auflösung reduziert“, so der Grafikexperte. Auch unterschiedliche Belichtungen können nun in den verschiedenen Schichten gemessen werden.

Flexible Folien Im Prinzip handelt es sich um eine durchsichtige Folie, die mit fluoreszierenden Partikeln dotiert ist. Sie absorbiert Licht einer bestimmten Wellenlänge, das dann in geringerer Frequenz wieder abgegeben und an den Rand der Folie transportiert wird. Mit Photosensoren und einem speziellen optischen Trick können die Lichtanteile gemessen werden, die den Folienrand an jeder Stelle und aus jeder Richtung erreichen. Bei den vermessenen Daten handelt es sich um ein zweidimensionales Lichtfeld, das innerhalb der Folie transportiert wird.

Vielfältige Anwendungsmöglichkeiten Der Sensor ist vor allem für neue Benutzerschnittstellen interessant. „Deshalb hat auch Mircosoft unsere Forschung für weitere drei Jahre finanziert. Künftig muss man dank unserer Technologie einen Touchscreen gar nicht mehr berühren.“ Und da die dünnen Folien auch überall und in jeder Form und Größe angebracht werden können, wäre es zudem möglich, beliebige Objekte, etwa die Windschutzscheibe eines Autos, in einen Bildsensor zu verwandeln. Daraus ergeben sich grundlegend neue Anwendungspotenziale. ❍

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www.jku.at/cg

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© JKU Linz

In Österreich leiden rund 1,5 Millionen Menschen an chronischen Schmerzen – schätzungsweise elf Prozent davon sind von „Nervenschmerzen“ betroffen. Chronische Schmerzen sind schwer diagnostizierbar und beeinträchtigen stark das Leben der Betroffenen. Zudem stellen sie für jeden Arzt eine große Herausforderung dar – vor allem dann, wenn Patienten über Jahre nicht adäquat behandelt werden. Damit „chronischer Schmerz“ vom Gesundheitswesen und der Öffentlichkeit künftig als eigenständiges Krankheitsbild anerkannt wird, wurde von der EURAG (Europäische Arbeitsgemeinschaft) ein neues Projekt ins Leben gerufen.

Österreich News

in wien geboren und vertrieben Drei in Wien geborene und vor den Nationalsozialisten geflohene internationale Größen der Wissenschaft erhielten das Ehrendoktorat der Universität Wien.

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in kanadischer Chemiker, ein USamerikanischer Physiker sowie ein britischer Historiker und Politikwissenschafter: Alle drei – Alfred Robert Bader, Walter Kohn und Peter George Julius Pulzer – wurden in den 1920er Jahren in Wien geboren und mussten vor dem Natio nalsozialismus fliehen. Und alle drei wurden von Rektor o. Univ.-Prof. Dipl.-Ing. Dr. Heinz W. Engl mit Ehrendoktoraten der Universität Wien ausgezeichnet.

© Universität Wien / Walter Schaub-Walzer, RK/Schaub-Walzer

Alfred Robert Bader ist kanadischer Chemiker, Unternehmer und Kunstsammler. Er wurde 1924 in Wien geboren. Ende 1938 kam er mit einem Kindertransport nach Großbritannien und als Jugendlicher als „Enemy Alien“ in ein kanadisches Kriegsgefangenenlager. 1941 begann er an der Queen’s University das Studium der Technischen Chemie und machte 1950 in Harvard seinen Doktor. Er war Gründer und Präsident der Firma Sigma-Aldrich, einem der weltweit größten Produzenten und Lieferanten von Forschungschemikalien. Als Kunstsammler und Mäzen finanziert er zusammen mit seiner Frau Isabel Projekte aus Kunst und Naturwissenschaften. (Bader konnte leider an dem Festakt nicht teilnehmen.) Walter Kohn Der US-amerikanische Physiker ist 1923 in Wien geboren. Auch er floh mit einem Kindertransport nach Großbritannien und wurde von dort als „Enemy Alien“ nach Kanada gebracht – zwei Jahre später kämpfte er für Kanada an der Front der Allierten. Er studierte Mathematik und Physik, 1948 promovierte er in Harvard. 1959 veröffentlichte er seine Entdeckung zur Kohn-Anomalie. 1979 wurde er Professor an der University of California, Santa Barbara, wo er auch emeritierte. Gemeinsam mit John A. Pople erhielt er 1998 für die Entwicklung der Dichtefunktionaltheo-

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V. r.: Univ.-Prof. DDr. Bernhard Keppler (Fakultät für Chemie), Dekan Univ.-Prof. Dr. Markus Arndt (Fakultät für Physik), der US-amerikanische Physiker Walter Kohn, Univ.-Prof. Dr. Friedrich Stadler (Leiter des Forums „Zeitgeschichte der Universität Wien“) und der britische Historiker und Politikwissenschafter Peter George Julius Pulzer. Alfred Bader (l.) konnte am Festakt in der Universität nicht teilnehmen. Das Bild zeigt ihn am 16. Juni 2009, als er von Wiens Bürgermeister Michael Häupl (Mitte) den Ehrenring der Stadt Wien erhielt. Rechts im Bild: Prof. Peter Schuster (er war bis Juni 2009 Präsident der Österreichischen Akademie der Wissenschaften).

rie, deren Grundlage das Hohenberg-KohnTheorem ist, den Chemie-Nobelpreis. Seit 2011 ist er Ehrenmitglied der Österreichischen Akademie der Wissenschaften. Peter George Julius Pulzer ist britischer Historiker und Politikwissenschafter. Er wurde 1929 in Wien geboren und floh 1939 mit seiner Familie nach Großbritannien. Pulzer studierte an der Universität Cambridge Geschichte und

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promovierte 1960. Im Jahr 1964 erschien sein Standardwerk der Antisemitismusforschung „The Rise of Political Anti-Semitism in Germany and Austria“, 1985 wurde Pulzer an die Universität von Oxford berufen, wo er auch emeritierte. Pulzer ist Vorsitzender des Leo-BaeckInstituts in London – eine Dokumenta tions- und Forschungsstätte für die Geschichte und Kultur des deutschsprachigen Judentums. ❍

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Österreich News Michael Mössmer

Das Neujahrskonzert 2013

Blick in einen der berühmtesten Konzertsäle der Welt: der Goldene Saal des Musikvereins.

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Die Kombination von Barock und modernster Architektur ist hier hervorragend gelungen.

Muth – konzertsaal der wiener sängerknaben

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m 9. Dezember bekamen die Wiener Sängerknaben, einer der ältesten und berühmtesten Knabenchöre der Welt, mit dem neuen Konzertsaal eine neue Heimat, als sich erstmals der Vorhang im „MuTh“ (Musik und Theater) hob. Eröffnet wurde das neue und einzigartige Haus für Wien mit einem Konzert der Wiener Sängerknaben und der Wiener Philharmoniker unter der Leitung von Franz Welser-Möst. „Nach fast 100 Jahren wurde wieder ein Konzertsaal in Wien gebaut. Es ist ein Haus für alle Sinne – mit einer fantastischen Akustik, besten Sichtlinien von jedem einzelnen Platz, einer komfortablen Bestuhlung und vielen Extras“, sagte Elke Hesse, die Direktorin des neuen Hauses, das in unmittelbarer Nähe zum Ausbildungszentrum der Wiener Sängerknaben entstanden ist. Durch MuTh erhält der Augarten einen weiteren wichtigen kulturellen Impuls.

Herzstück ist der Konzertsaal Das einzigartige Gebäude ist ein Ensemble aus barocker Bausubstanz und moderner Architektur. Das Herzstück von MuTh ist der Konzertsaal mit einem Fassungsraum für 400 Personen. Die 12 mal 9 Meter große Bühne ist verbunden mit einem optimalen Orchestergraben. Besonders hervorzuheben ist der brillante Raumklang, unterstützt durch Klangpaneele und Spezialstühle. Glas und Metall

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charakterisieren die Fassade, warme Materialien und kräftige Farben werden im Innenraum eingesetzt. Ein Café und ein Shop sowie ein Seminarraum runden das MuTh-Gesamterlebnis ab. Der Bau und der Betrieb von MuTh sind privat finanziert, was einen zeitgemäßen kulturunternehmerischen Ansatz markiert. Zu einem Drittel steht der Konzertsaal Projekten der Wiener Sängerknaben zur Verfügung. An den restlichen Tagen finden qualitätsvolle Theater- und Musikproduktionen eine neue Bühne. Umfangreiches Programm geplant Die erste Saison im MuTh ist kurz – sie dauert von Dezember 2012 bis Juni 2013 –, aber sehr lustvoll. Sie bietet einen bunten Reigen an Programmpunkten und damit einen Vorgeschmack auf all das, was hier für die Zukunft geplant ist. Sie will Lust machen auf mehr: auf mehr Programm, auf mehr Musik, auf mehr Theater, auf mehr Nachwuchsprojekte, auf mehr Sängerknaben, auf mehr künstlerische Auseinandersetzung. Ab Jänner präsentieren sich die Wiener Sängerknaben, vom Kindergarten bis zur Oberstufe, in unterschiedlichen Facetten: klassisch sowie mit Weltmusik und szenischen Projekten. Im Sommer 2013 werden dann Festivals wie das ImPulsTanz Festival im Konzertsaal zu Gast sein. ❍ www.muth.at

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© ORF / Ali Schafler, www.lukasbeck.com

Auch heuer kam der traditionelle Neujahrsgruß an die ganze Welt von den Wiener Philharmonikern aus dem Goldenen Saal des Wiener Musikvereins. Am Pult stand – nach seinem erfolgreichen Einstand 2011 – zum zweiten Mal der österreichische Dirigent Franz Welser-Möst, der seit 2010 Generalmusikdirektor der Wiener Staatsoper ist. Der ORF übertrug das „Konzert der Konzerte“ bereits zum 55. Mal – diesmal auch in bester HD-Qualität – live sowohl im Fernsehen als auch im Radio, und es war erstmals in mehr als 80 Ländern zu sehen bzw. zu hören. Ein Teil war Wagner und Verdi bzw. der Auseinandersetzung der „Sträuße“ mit den beiden „Giganten“ des Musiktheaters gewidmet. Für ORF-Fernsehdirektorin Mag. Kathrin Zechner ist „das Neujahrskonzert ein Juwel des Feiertagsalltags von Millionen Menschen weltweit. Dem ORF ist es ein leidenschaftliches Anliegen, die jahrzehntelange Zusammenarbeit mit den Wiener Philharmonikern auf höchstem Niveau zu pflegen und dieses wunderbare Konzert in die Welt zu tragen.“ Denn das Neujahrskonzert sei eine – positive – Botschaft der Globalisierung: Durch die hohe Kraft der Musik wird die Welt zusammengetragen – an einem Tag, an einem Ort: dem Wiener Musikverein“, so Zechner. www.musikverein.at

Österreich News

tirols neues Festspielhaus Die von Gustav Kuhn 1997 gegründeten Tiroler Festspiele Erl erfreuen sich großen Zuspruchs und verfügen nun auch über eine nicht nur architektonisch herausragende neue Spielstätte.

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© dmaa / Brigida González

it einem für die Tiroler Festspiele Erl einzigartigen Konzert ist nicht nur die erste Wintersaison des von Gustav Kuhn gegründeten und geleiteten Festivals eröffnet worden, sondern vor allem auch gleich ein ganz neues Festspielhaus. Das Ereignis zog zahlreiche prominente Vertreter aus Politik, Wirtschaft und Kultur in das Tiroler Dorf Erl, das dank Gustav Kuhn und Festspielpräsident Dr. Hans Peter Haselsteiner nun endgültig als Festspielstandort internationale Einzigartigkeit erreicht hat. Drei Uraufführungen von Angelo di Montegral und Daniel Schnyder im Programm des Eröffnungskonzerts stellten wieder einmal deutlich unter Beweis, welch hohen Stellenwert zeitgenössische Musik in der Programmatik der Festspiele einnimmt. Festspielpräsident Haselsteiner begrüßte die Gäste und betonte ebenso wie auch die Festredner des Abends, Bundespräsident Dr. Heinz Fischer und

Landeshauptmann Günther Platter, wie wichtig die Investition in geistige Bildung und besonders in kühne Ideen sei – gerade in Zeiten einer weltweiten Krise. Man wolle von Erl aus ein Zeichen in die Welt senden, das wie kaum ein anderes die Idee einer Weihnachtsbotschaft zu vermitteln mag. Für sein Engagement verlieh Landeshauptmann Platter dem Festspielpräsidenten die Verdienstmedaille des Landes Tirol. Das neue Haus Die Geometrie des Festspielhauses entwickelt sich aus den topografischen Gegebenheiten und stellt das Gebäude in ein adäquates Verhältnis zum bestehenden Passionsspielhaus. Form und Positionierung nehmen gleichsam Bezug auf die eindrucksvolle Landschaftskulisse in Form der dahinterliegenden Felsformation sowie auf die dynamische Geste des benachbarten bauhistorischen Pendants.

Bestand und Neubau orientieren sich zueinander, ergänzen und erhöhen die jeweilige bauliche Artikulation landschaftlicher Bezugnahme und treten in visuelle Interaktion. Vorhandene Qualitäten der natürlichen und baulichen Umgebung werden durch die neue Implementierung erhöht. Neben der Geometrie betont auch die Farbgebung die Dualität zwischen Alt und Neu. Während die weiße Oberfläche des Passionsspielhauses zur sommerlichen Festspielzeit optisch in den Vordergrund tritt, bewirkt der Wandel der Jahreszeiten eine farbliche Umkehrung des Ensembles. Die Konfiguration des Festspielhauses gleicht einer tektonischen Schichtung, deren dazwischenliegende Spalten und Brüche den Weg in das Gebäudeinnere weisen. Nachts gewähren Einschnitte und Faltungen an der markanten Fassade Einblick in das strahlende Foyer. ❍ www.tiroler-festspiele.at

Das neue Festspielhaus in Erl fügt sich harmonisch in die eindrucksvolle Landschaft ein.

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Porträt

Bedeutung von heimat Anlässlich des Österreichischen Staatsfeiertags hielt Dr. Gottfried Schatz, Auslandsösterreicher 2010, vor dem Österreicher-Verein Basel in der „Schmiedenzunft“ zu Basel eine Rede zum Thema Heimat. Gottfried Schatz

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Porträt

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© Robert Frankl

or etwa vierzig Jahren fragte mich unsere siebenjährige Tochter eines Tages: „Wo ist meine Heimat?“ Diese Frage verschlug mir zunächst die Rede; sie war eine der wichtigsten Fragen, die ein Mensch sich stellen kann – und dennoch wusste ich darauf keine Antwort. Unsere Tochter war ein halbes Jahr zuvor mit uns aus den USA in die Schweiz übersiedelt und sollte am nächsten Morgen in der Schule über ihre Heimat erzählen. Dies war für sie keine leichte Aufgabe, war sie doch schon als Baby von ihrem Geburtsort Kopenhagen mit uns in die USA gezogen, hatte dort sechs Jahre ihrer Kindheit verbracht und versuchte nun, sich im Basler Vorort Oberwil zurechtzufinden und das eigenartige Schwyzerdütsch ihrer Klassenkameraden zu verstehen. Ihre Frage zeigte mir wieder einmal, dass wir von unseren Kindern ebenso viel über das Leben lernen wie diese von uns. Ich versprach, über die Frage nachzudenken und sie beim Abendessen mit der ganzen Familie zu besprechen. Ubi bene ibi patria Meine erste Zuflucht war Meyers Konversationslexikon aus dem Jahre 1905, dessen 23.000 Seiten mir bisher stets aus der Patsche geholfen hatten. Als ich jedoch unter dem Wort „Heimat“ nachschlug, antwortete mir das ehrwürdige Standardwerk wie folgt: „Heimat ist die Bezeichnung für den Geburtsort, auch für den Ort, wo jemand sein Heim, das heißt seine Wohnung, hat.“ Und dann hieß es weiter: „Der Begriff der Heimat entwickelte sich seit dem 16. Jahrhundert im Sinne der armenrechtlichen Zugehörigkeit zur Gemeinde, während er sich im 19. Jahrhundert zur Gemeindeangehörigkeit erweiterte.“ Diese Definitionen waren zu technisch und zu juristisch, um mich zu befriedigen und der Gemütstiefe unseres deutschen Wortes „Heimat“ gerecht zu werden. Dieses Wort lässt sich ja kaum in andere Sprachen übersetzen. Die französischen Begriffe „patrie“ und „pays d’origine“ sind zu geografisch und zu nationalstaatlich und Ähnliches gilt wohl auch für den englischen Begriff „home country“. Das englische Wort „homeland“ kommt zwar unserem Begriff der Heimat sehr nahe, war jedoch

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den meisten Briten und US-Amerikanern stets fremd. Erst George W. Bush hat es mit dem nicht unbedenklichen Kampfruf „Homeland Security“ in die englische Sprache zurückgeboxt. Das große Lexikon war also keine Hilfe, und so versuchte ich mein Glück mit den alten Römern, von denen man mir im Gymnasium die Ohren vollgestopft hatte. Da gab es doch den berühmten Ausspruch des großen Cicero „Ubi bene ibi patria“, also etwa „Wo es mir gut geht, da ist meine Heimat“. Diese Einstellung mag zwar für den pragmatischen römischen Staatsmann gut genug gewesen sein, doch mir war sie doch allzu nüchtern. Erinnerungen und Gefühle Nun wurde ich langsam nervös, denn der Abend nahte und ich wusste immer noch nicht, was ich unserer Tochter über ihre Heimat erzählen sollte. Und was hätte ich geantwortet, wenn sie mich gefragt hätte: „Wo bist denn du eigentlich zu Hause?“ Ich hätte wahrheitsgetreu etwa wie folgt

„Mir wurde bewusst, dass meine Heimat in meinen Erinnerungen und Gefühlen lag.“ Dr. Gottfried Schatz

antworten müssen: „Ich wohne zwar in der Schweiz, doch sie ist nicht meine Heimat. Diese ist offiziell Österreich, aber mein Geburtshaus lag hart an der ungarischen Grenze, wo Kroatisch, Ungarisch und Romani sich in das singende ,Heanzisch‘ der deutschstämmigen Südburgenländer mischten. Mein Deutsch lässt sich keiner österreichischen Region zuordnen, da meine Mutter mit Ungarisch aufwuchs und mir ihr blass gefärbtes Hochdeutsch vererbte. Meine Frau ist Dänin, brachte aber jedes unserer drei Kinder in einem anderen Land zur Welt. Diese sprechen mit ihr Dänisch, mit mir Englisch, mit ihren Freunden Hochdeutsch oder Englisch – und seit Neuestem auch Schwyzerdütsch oder Französisch. Im Ganzen haben wir nicht weniger als 13 Mal den Wohnort gewechselt.“ Als mir all dies durch den Kopf ging,

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wurde mir bewusst, dass meine Heimat in meinen Erinnerungen und Gefühlen lag. Der Osten Europas, dem ich entstamme, hat in den vergangenen Jahrhunderten der Welt Ströme von Auswanderern geschenkt, für die der Begriff „Heimat“ weder eine Nation noch ein Staat und oft nicht einmal eine Sprache, sondern nur ein sorgsam gehüteter Schatz persönlicher Erinnerungen und Gefühle bedeutete. Als ich von Österreich in die USA und dann von dort in die Schweiz emigrierte, fühlte ich mich anfangs fremd, weil meine Erinnerungen immer noch dort weilten, woher ich gekommen war. Mit jedem Tag im neuen Land gesellten sich dann aber zu diesen alten Erinnerungen neue. Es waren zunächst Erinnerungen an bewusst erlebte, konkrete Ereignisse: die Geburt, die Taufe, der erste Schultag oder die Hochzeit eines Kindes, der schmerzliche Abschied, als zum ersten Mal eines unserer Kinder die Familie verließ, das Begräbnis eines geliebten Freundes oder eine bedrohliche Krankheit, die wir überstanden – oder auch nur das erste graue Haar, das ich mir heimlich vor dem Spiegel auszupfte. Heimat, ein irrationaler Begriff So wichtig solche bewussten Erinnerungen an konkrete Ereignisse auch sind – sie berühren uns nie so tief wie Erinnerungen an Klänge, Farben und Gerüche. Diese Erinnerungen sind so eng mit uns ver flochten, dass wir uns ihrer meist gar nicht bewusst sind. Vor allem Gerüche haben eine große Macht über uns. Nicht umsonst sagen wir: „Ich kann diesen Menschen nicht riechen.“ Der Duft einer Lieblingsspeise, die unsere Mutter für uns kochte; der heimelige Zigarrengeruch unseres Großvaters – oder, für uns Männer, der erinnerungsschwere Duft eines bestimmten Parfums können scheinbar längst verschüttete Erinnerungen und Gefühle mit unerwarteter Heftigkeit wieder zum Leben erwecken. Gerüche sind das direkteste Tor zur geheimnisvollen Welt unserer Gefühle. Warum bestimmen Gerüche so stark unsere Gefühle und Erinnerungen? Unsere Nase sendet ihre Geruchsempfindungen an einen urtümlichen Teil unseres Gehirns, der auch Erinnerungen und Gefühle verarbeitet. In dieser Gehirnregion ha-

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Porträt

Die Fremde wird Heimat Für einige Tiere ist es bewiesen, dass Gerüche die Heimat bedeuten. Wenn Lachse nach jahrelangen Reisen im Meer an den Fluss ihrer Geburt zurückkehren und dabei tausende von Kilometern zurücklegen, orientieren sie sich zunächst am Magnetfeld der Erde und anderen Signalen. Doch wenn sie dann die Küste erreicht haben und dort die Mündung ihres Heimatflusses suchen, erinnern sie sich an dessen Geruch und folgen ihm. Und wie steht es mit uns Menschen? Der österreichische Dichter Hugo von Hofmannsthal hat die Bedeutung der Gerüche für unser Heimatempfinden mit folgenden tiefen Worten beschrieben: „Sind nicht die Gefühle, die Halbgefühle, alle die geheimsten und tiefsten Zustände unseres Inneren in der seltsamsten Weise mit einer Landschaft verflochten? ... der Geruch feuchter Steine in einer Hausflur; das Gefühl eisigen Wassers, das aus einem Laufbrunnen über deine Hände sprüht: an ein paar tausend solcher Erdendinge ist dein ganzer innerer Besitz geknüpft, alle deine Aufschwünge, alle deine Sehnsucht, alle deine Trunkenheiten.“ Der Dichter Max Brod berichtet, dass Hofmannsthals Freund Franz Kafka lange schwieg, als er die Worte vom Geruch feuchter Steine in einem Hausflur las, und dass er ihnen nichts hinzufügte, um dieses Heimliche, Unscheinbare für sich selbst sprechen zu lassen. Als unsere Tochter die Frage nach ihrem Zuhause beim Abendessen wiederholte, gab ich ihr folgende Antwort: „Wenn du oft und gerne an einen Ort denkst und dich in Gedanken dorthin zurückziehst, wenn du

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traurig bist, dann bist du dort auch zu Hause“. „Kann man an verschiedenen Orten zu Hause sein?“, fragte meine Tochter. „Ich glaube schon“ entgegnete ich. „Ich selbst bin an mindestens zwei Orten zu Hause. In Österreich, weil es meine Kindheitserinnerungen hütet, und in den USA, weil dort meine Erinnerungen an unsere junge Familie und eure Kinderjahre sind. Und irgendwann werde ich hoffentlich auch in der Schweiz viele Erinnerungen haben und zu Hause sein.“ Unser zehnjähriger Sohn war damit gar nicht einver-

Heimat zu vergleichen, wenn wir also bereit sind, aus der Fremde Erinnerungen zu schöpfen, dann – und nur dann – wird diese Fremde uns Heimat werden. Meine zweite Heimat Wir Österreicher können auf Vieles stolz sein, doch unser Stolz muss die Bescheidenheit mit einbeziehen. Bescheidenheit ist ja eine der wichtigsten Voraussetzungen für die erfolgreiche Anpassung an eine neue Umgebung – und auch für eine glückliche Partnerschaft. Nur wer die Ei-

Gottfried Schatz: „Es gibt nichts Unwichtiges in einem Menschenleben.“

standen. „Erinnerungen sind doch nicht so wichtig“, warf er ein. „Es gibt nichts Unwichtiges in einem Menschenleben“, antwortete ich. Da schwieg er, weil er vielleicht trotz seiner zehn Jahre ahnte, dass es darauf keine Antwort gab. Wir müssen der wunderbaren deutschen Sprache dafür danken, dass sie uns das Wort „Heimat“ geschenkt und mit ihm gelehrt hat, wie wir in der Fremde heimisch werden können. Wenn wir uns den fremden Farben, Klängen und Düften öffnen, ohne sie sofort mit denen unserer alten

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genheiten des Partners akzeptiert, ohne sie nach den eigenen Vorstellungen zu beurteilen und ändern zu wollen, wird in Ehe oder Partnerschaft glücklich werden. Ich möchte mich bei den hier anwesenden Vertretern der Schweiz dafür bedanken, dass ihr schönes Land uns Österreicher aufgenommen hat. Und uns, liebe Landsleute, wünsche ich von Herzen, dass die Schweiz das geheimnisvolle Reich unserer Gefühle und Erinnerungen mitprägen – und uns so zwar keine neue, aber doch eine zweite Heimat schenken möge. ❍

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© Privatsammlung G. Schatz

ben die rationalen Überlegungen unseres modernen Großhirns nur wenig zu sagen. Dieser alte Gehirnteil ist gefährlich, weil er uns in blinde Raserei stürzen oder uns den Verstand rauben kann, wenn wir uns als Teil einer großen Masse fühlen. Wer das Buch „Das Parfum“ von Patrick Süskind gelesen hat, weiß, wovon ich spreche. Aber dieser alte Gehirnteil birgt auch die Geheimnisse unserer Heimat. Und weil er sich den Befehlen des rationalen Großhirns verweigert, lässt sich auch der Begriff „Heimat“ nie rein rational erfassen.

Erscheinungstermine 2013 Ausgabe 1: 15. Februar Festspiele und Ausstellungen

ROTWEISSROT Auslandsösterreicher

AKTUELL DIE WAHLEN 2013

Ausgabe 4: 15. November Wirtschaft und Politik

SCHMANKERLECKE WILD-GESCHNETZELTES

Festspiele & Ausstellungen

Das Kulturjahr: Termine und Tipps

RotweissRot

Ausgabe 2: 15. Mai Kongresse und Messen

Auslandsösterreicher

Journal 4/2012 € 3,–

NAchbeRicht weltbuNdtAguNg 2012

Erscheinungsort Wien, Verlagspostamt A-1010 Wien, P.b.b., Zulassungsnummer GZ 06 Z036826 P

Ausgabe 3: 14. August Freizeit und Sport

Journal 1/2013 € 3,–

AÖWB TAGUNGSORT LINZ

Erscheinungsort Wien, Verlagspostamt A-1010 Wien, P.b.b., Zulassungsnummer GZ 06 Z036826 P

Platzieren sie ihr inserat im Mitgliedermagazin des AuslAnDsÖsteRReiCheRweltBunDes!

AÖwb AKtuell wAhliNfoRMAtioN schMANKeRlecKe PARfAit Mit ZwetschKeN

Klöster & Kirchen

orden, Architektur, Musik und Kulinarik

RotweissRot Auslandsösterreicher

Journal 3/2012 € 3,– AÖwB inteRn PolitikeRgesRäche infoRmAtion neues Aus ÖsteRReich

Erscheinungsort Wien, Verlagspostamt A-1010 Wien, P.b.b., Zulassungsnummer GZ 06 Z036826 P

schmAnkeRlecke eRdBeeRsüPPchen

Alter & Jugend

generationen: geist, gesundheit und geselligkeit

ROTWEISSROT Auslandsösterreicher

Anzeigenkontakt Mag. Beate Krapfenbauer E [email protected] M +43 664 82 50 765

Erscheinungsort Wien, Verlagspostamt A-1010 Wien, P.b.b., Zulassungsnummer GZ 06 Z036826 P

AÖWB AKTUELL PRÄSIDENTENKONFERENZ WELTBUND-TAGUNG TERMINE UND PROGRAMM SCHMANKERLECKE POWIDLTASCHERL

Kipferl & Kaffee

Genussmittel mit Tradition und Stil

Journal 2/2012 € 3,–

Österreicher in aller Welt – Das 10. Bundesland

Vereinigung der Österreicher in Rom

Österreichische gesellschaft Düsseldorf e.V. Wien, Wien, nur du allein – ein Liederabend mit Otto Kneidinger und Ingrid Thissen-Kneidinger Im Frühjahr, zu der Zeit, als im Prater wieder die Bäume zu blühen anfingen, lud Otto Kneidinger, Mitglied der Österreichischen Gesellschaft Düsseldorf, in die Komödie zu einer musikalisch-literarischen Reise durch Wien. Otto Kneidingers Engagements als Operettentenor hatten ihn bis nach Südamerika und Malaysia geführt. Unter der musikalischen Leitung von Herbert Vietor und unterstützt von seiner aus Krefeld stammenden Frau Ingrid Thissen-Kneidinger, versetzte Kneidinger die Zuschauer in einen Heurigen an die Donau, dorthin, wo es sich bekanntermaßen am besten und angenehmsten leben lässt, auch wenn es manchmal natürlich unerträglich ist. Das Fiakerlied, „Drunt in der Lobau“, „Heut kommen die Engerln auf Urlaub nach Wien“, dazu heitere Rezitationen aus dem Wiener Milieu – dies nur ein kleiner Auszug aus dem mal sentimental-nostalgischen, mal spritzig-ausgelassenen Programm des Abends. Ingrid Thissen-Kneidinger begeisterte die Zuschauer dazu mal als selbstbewusste Putzhilfe, dann ganz charmant als Novaks Geliebte und abschließend im lebenslustigen Duett mit ihrem Mann: „Jung samma, fesch samma“ – da stimmte an diesem Abend jeder herzhaft zu! Charme, Schmäh, Lebenslust und Witz sind vielbeschworene Eigenschaften der Wiener und der Rheinländer – aber das Ehepaar Kneidinger zeigt, dass es halt auch wahr ist! ❍

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den die vollste Unterstützung. Österreichische Spezialitäten, von Sachertorten bis zum Wein (alles Spenden), eine reiche Cafeteria, Tiroler Weihnachtsschmuck und geschmackvolle Adventkränze, Glücksbringer und ein eleganter Flohmarkt machten aus unserem Wohltätigkeitsbasar eine gelungene Veranstaltung. Wir konnten zahlreiche namhafte Gäste begrüßen, allen voran Botschafter Dr. Kloss und Gemahlin (Hl. Stuhl) sowie Frau Botschaftsrat Mag. Wieser (Quirinal). Der Reingewinn wird im Lauf des Jahres dem SOS-Kinderdorf Rom und anderen wohltätigen Zwecken zufließen. ❍

Elegant wie eine Sinfonie – unsere Adventkränze.

Austrian-American Council northwest Austrian-American Day 2012 Der Austrian-American Day wurde vor 15 Jahren von den Austrian-American Councils in den Vereinigten Staaten organisiert und am 26. September 1997 von Präsident William Clinton unterzeichnet. Seither wird dieser Tag der Freundschaft und hervorragenden Beziehungen zwischen Österreich und Amerika sowie im Gedenken an den „Marshall European Recovery Plan“ und an die bedeutsamen Leistungen von österreichischen Amerika-

Die Präsidentin Frau Kindler-Goertzen mit dem Ehrengast Mr. Grant Gerke.

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nern in allen Bundesstaaten der Vereinigten Staaten gefeiert. An der Westküste, im Bundesstaat Oregon, wurde dieser historische Tag würdevoll und im festlichen Rahmen von Freunden Österreichs und Mitgliedern der österreichischen Kolonie in Oregon entsprechend geehrt. Die zahlreichen Abendgäste wurden von Austrian-American-Council-NW-Präsidentin Frau Waltraut Kindler Goertzen herzlich begrüßt und die Grußbotschaften von Präsident Dr. Heinz Fischer sowie von Österreichs Botschafter in Washington DC, Dr. Hans Peter Manz, überbracht. Der Ehrengast und Sprecher des Abends war Mr. Grant Gerke, Marketing Executive der Firma A-dec in Newberg, Oregon, die eine zwölf Jahre lange Partnerschaft mit der österreichischen Firma W&H Dentalwork Co. in Bürmoos, Salzburg, verbindet. Die Feierstunden wurden mit Musik von Mozart und Schubert gekrönt – zur Freude und Unterhaltung aller Anwesenden. ❍

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© privat

Otto Kneidinger (r.) mit seiner Gattin Ingrid Thissen-Kneidinger.

Weihnachtsbasar Der Verkehr, die Hektik, der Einkaufsrummel lassen in Rom kaum Weihnachtsstimmung aufkommen. Dennoch haben die Leute Sehnsucht nach Gemütlichkeit, dem Duft von Zimt und Zucker, dem leisen Klang der Weihnachtslieder, nach der Wärme des Advent. Daran musste ich am 1. Dezember denken, als sich die Tore des Österr. Kulturforums für die zahlreichen Gäste öffneten, die sich schon seit geraumer Zeit draußen drängten und die bis 17 Uhr unaufhörlich hereinströmten. Die österreichische Kolonie, aber vor allem Römer und viele internationale Gäste waren nach vier Jahren Unterbrechung zum alt-neuen Weihnachtsbasar der Vereinigung gekommen. Unser Hausherr, Herr Dir. Christoph Meran, und seine Frau waren kurz vor Beginn durch die Säle mit den vollbepackten Tischen gegangen, hatten mit den freiwilligen HelferInnen gesprochen und gutes Gelingen gewünscht. Wir hatten vom KF, aber auch von den anderen österreichischen Vertretungsbehör-

Österreicher in aller Welt – Das 10. Bundesland

Centro Venezolano-Austriaco „20 Österreicherinnen und Österreicher in Venezuela“ – die Österreichische Botschaft Caracas präsentiert gelebte Geschichte Die österreichische Botschaft in Caracas, Venezuela, präsentierte am 22. September 2012 das Buch „20 Österreicherinnen und Österreicher in Venezuela – 20 Austriacos en Venezuela“ der venezolanischen Autorin María Cristina Silva-Díaz in der Buchhandlung „Librería Kalathos“ im Kulturzentrum „Centro de Arte los Galpones“. Die sehr gut besuchte Veranstaltung wurde von Botschafter Mag. Thomas Schuller-Götz-

burg eröffnet und ermöglichte nach einleitenden Worten des Historikers Karl Krispin und Vorstellung der interviewten ÖsterreicherInnen durch die Autorin ausführliche Gespräche mit den zahlreich anwesenden Zeitzeugen. Dies ist insbesondere hervorzuheben, da einige der Protagonisten des Buches Opfer des Nationalsozialismus waren und in Venezuela eine neue Heimat gefunden haben. Mit der Unterstützung der Publikation und Präsentation des Werkes konnte die Botschaft einen wichtigen Beitrag zur Stärkung der Beziehung zur und innerhalb der AuslandsösterreicherInnen-

V. l.: Autorin María Cristina Silva Díaz, Botschafter Thomas Schuller-Götzburg, Historiker Karl Krispin.

Gemeinde leisten. Dies wurde in den Gesprächen während des anschließenden „Vin d’Honneur“ von den zahlreichen Gästen ausdrücklich gewürdigt. ❍

Österreicher Club Augsburg e. V. Der Lechfluss – historisches und kulturelles Bindeglied zwischen Bayern und Österreich Unter diesem Motto veranstaltete der Ö.C.A. Augsburg am 22.September einen Ausflug ins Lechmuseum Bayern zum historischen Wasserkraftwerk in Langweid, nördlich von Augsburg. Die anwesenden Besucher erfuhren anfänglich in einer multimedialen Vorführung Näheres über den bayerisch-schwäbischen Hauptfluss Lech, seinen Lebensraum für Fauna, Flora sowie die seit Jahrtausenden an ihm siedelnden menschlichen Bewohner. Der Fluss entspringt in Vorarlberg/Österreich und mündet letztlich nach 264 Kilometern bei Rain am Lech in die Donau. Beeindruckend war die plastische Darstellung der Energiege-

winnung durch die am Lech entstandenen Wasserkraftwerke sowie der technischen, maschinellen und menschlichen Meisterleistungen, anschaulich aber auch die Nutzung der historischen Handelsroute durch seine Anwohner und deren wirtschaftliches Netzwerk. Sichtlich interessiert und mit einem Eindruck der partnerschaftlichen österreichisch-deutschen Zusammenarbeit der Mitarbeiter und deren Ingenieursleistung an diesem Fluss verabschiedeten sich die Mitglieder nach drei Stunden von der Museumsführerin, um anschließend den frühen Abend noch mit einem Abendessen im nahen Schlossrestaurant Scherneck ausklingen zu lassen. Nach diesem ereignisreichen und fröhlichen Ausflugstag verabschiedeten sich die Teilnehmer – jung

Mitglieder des Österreicher Clubs Augsburg bei ihrem Ausflug.

wie alt – mit dem Ziel, sich möglichst bald wieder zu einem geselligen Zusammensein im Ö.C.A. Clublokal in Augsburg zur Adventzeit zu treffen. ❍

© María Cristina Silva Díaz, privat

Österreicher Verein im Fürstentum liechtenstein Österreichischer Nationalfeiertag 2012 im Fürstentum Liechtenstein Neben dem offiziellen Empfang, gegeben vom a. o. und bev. Botschafter für das Fürstentum Liechtenstein, Herrn Dr. Arthur Winkler-Hermaden, mit einer Ansprache von Frau Dr. Bernadette Mennel, Präsidentin des Vorarlberger Landtages, veranstaltete der Österreicher Verein ein CharityEvent nach der Devise „Genussreise durch

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Österreich“. Im Mittelpunkt stand das Bundesland Steiermark mit herrlichen Schmankerln und einer Degustation steirischer Sauvignon-Blancs vom vorzüglichen Jahrgang 2011, musikalisch begleitet von der Stubenmusi Ramminger aus Gleisdorf. Der Erlös der Veranstaltung konnte dem Verein „Alte Metzg Schaan“ mit den Aktivitäten Tischlein deck dich, Suppentage und Trödelmarkt übergeben werden. ❍

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V. l.: Präs. Dkfm. Schierle, der Organisator des Events, Herr Haas, Herr Jansen, Initiator des Vereins, und der österr. Botschafter für das Fürstentum Liechtenstein, Herr Dr. WinklerHermaden, bei der Scheckübergabe.

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Österreicher in aller Welt – Das 10. Bundesland

Österreichische gesellschaft Frankfurt/M. e. V.

Austrian Association of hawaii Rot-weiß-Rot im Stillen Ozean Am Nationalfeiertag war es so weit: Ein Gedenkstein für die Verstorbenen der SMS Donau, gestiftet von der österreichischhawaiianischen Gesellschaft unter ihrem verdienten Bürgermeister Pepi Pesentheiner und dem Alt-Präsidenten der Offiziersgesellschaft Steiermark, Oberst Peter Paul Pergler, wurde auf dem historischen katholischen Friedhof der hawaiianischen Hauptstadt Honolulu feierlich eingeweiht. Bei der internationalen Feier war das konsularische Korps unter Führung des österreichischen Honorar-Generalkonsuls Hans Strasser vertreten. Die US-amerikanische Marine war durch Captain Jim Danner vertreten, der Festakt wurde von den Klängen der königlichen hawaiianischen Band umrahmt, einer Institution, die ihre historische Wiederbelebung dem musikalischen Schatz der Bordkapelle eben jener SMS Donau bei ihrem Besuch 1869/70 verdankt. Ehrenposten der königlich-hawaiianischen Garde flankierten den Gedenkstein, an dessen Seite die Fahne des Österreichischen Marineverbands wehte, für diesen Anlass vom Verbandspräsidenten Oberst Dr. Karl Skrivanek zur Verfügung gestellt. Dieser wohl am weitesten entfernte Gedenkstein, der an österreichische Soldaten, in diesem Falle Seeleute, erinnert, soll als kleines Zeichen gesetzt worden sein, als Zeichen der Völkerverständigung und Völkerfreundschaft, die österreichische Soldaten schon damals in die weite Welt getragen haben. ❍

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tigkeit als Kanzlerin des österreichischen Honorarkonsulats in Frankfurt. Herr Dr. Sattler-Dornbacher fand seine berufliche Erfüllung als Vorstandsmitglied der DEGUSSA. Frau Dr. Haucke hatte nie das Gefühl, in Frankfurt als Ausländerin betrachtet zu werden, und liebt die Frankfurter und ihren Dialekt. Allerdings vermisst sie tief im Herzen die Wiener Kaffeehauskultur. Auch Herr Dr. Sattler-Dornbacher fühlt sich im Rhein-Main-Gebiet zu Hause und hat sich selbst bewiesen, dass man als österreichischer Chemiker im Ausland erfolgreich bestehen kann. ❍

Patricia Fromme (r.) mit Dr. Erich SattlerDornbacher (Mitte) und Dr. Susanne Haucke (l.).

Österreicher-Verein Basel Feierstunde anlässlich des Österreichischen Nationalfeiertags Der Österreicher-Verein lud am 26. 10. 2012 zu einer Feierstunde zum Österreichischen Nationalfeiertag ein. Das festliche Ereignis fand wie auch in den vergangenen Jahren im Festsaal der Schmiedenzunft in Basel statt, dem neben dem Generalkonsul

V. l.: Prof. Dr. Gottfried Schatz, Präsident ÖVB Hansruedi Hartmann, österr. Honorargeneralkonsul Dr. Ralph Th. Honegger, Flötistin Frau Andrea Loetscher, Cellist Lukas Raaflaub.

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der Republik Österreich, Dr. Ralph Th. Honegger, Vertretern des Corps Consulaire auch Helga Martinelli, Präsidentin der Vereinigung der Österreicher in der Schweiz, beiwohnten. An die 80 Mitglieder des Vereins sowie der gesamte Vorstand waren ebenfalls zu der Feierstunde gekommen. Den von allen Anwesenden sehr geschätzten und mit Interesse verfolgten Vortrag zum Nationalfeiertag hielt Professor Dr. Gottfried Schatz (Auslandösterreicher des Jahres 2010) über den Begriff „Heimat“. Er wies darauf hin, dass sich „Heimat“ auf einen sorgsam gespeicherten Schatz persönlicher Erinnerungen und Gefühle stützt, Erinnerungen an Klänge, Farben und auch Gerüche, die tief in uns verflochten sind. Die schöne Feierstunde wurde umrahmt von viel Musik von Beethoven und Bach bis Heitor Villa-Lobos, die von zwei jungen Musikern (Flöte und Cello) zu Gehör gebracht wurde. ❍

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© privat

V. l. Hermann Allerstorfer, Altpräsident AAH, Hans Strasser, österr. Generalkonsul, Pater Gary Secor, Jim Danner, Kapitän US Navy, Pepi Pesentheiner, Präsident AAH, Carlotta Pesentheiner, AAH, Oberst Peter Paul Pergler, österr. Bundesheer.

ÖGF Erzähl-Café Anfang Oktober 2012 fand in der „Loge zur Einigkeit“ in Frankfurt das erste ÖGF Erzähl-Café zum Thema „Mein erster Tag in Frankfurt“ statt. Es wurde von der Gründerin des VITALTALK, Frau Patricia Fromme (Köln), moderiert. Als Ehrengast begrüßte Präsident Neuhold den österreichischen Handelsdelegierten Mag. Christoph Sturm. An den repräsentativen Beispielen von Frau Dr. Susanne Haucke (Historikerin und Anglistin) und Herrn Dr. Erich Sattler-Dornbacher (Chemiker) erfuhren die Mitglieder und Gäste Interessantes aus zwei unterschiedlichen Lebensgeschichten. Während Frau Dr. Haucke der Liebe wegen 1987 an den Main kam, führte Herrn Dr. SattlerDornbacher der berufliche Weg in den 1960er Jahren über die Schweiz und Bayern nach Hessen. Nachdem beide die Hürden der „Vor-EU-Ära“ betreffend die gesetzlichen Bestimmungen für Aufenthaltsund Arbeitsgenehmigungen genommen hatten, fand Frau Dr. Haucke im Rahmen der Mitgliedschaft in der ÖGF zu ihrer Tä-

Österreicher in aller Welt – Das 10. Bundesland

Österreichisch-Deutsche gesellschaft e. V. Berlin-Brandenburg Österreichischer Nationalfeiertag in Berlin 2012 Auch 2012 gab es wieder eine festliche Stimmung um den Nationalfeiertag, die bereits am Abend des 25. 10. in der Botschaft begann. Der Landeshauptmann von NÖ, Dr. Pröll, präsentierte stolz sein Bundesland vor zirka 400 Gästen mit zwei Musikgruppen, Schmankerln und gutem Wein aus der Heimat. Beim Platzkonzert vor dem Rathaus Schöneberg am 26. 10. sprach der Gesandte Dr. Famira stellvertretend für unseren Botschafter Dr. Scheide Grußworte. Unser Präsident der ÖDG e. V. Berlin-Brbg. Werner Götz, freute sich, die große Musikerschar der Jugend Deutschmeister mit ihren imposanten Klängen aus Ravelsbach begrüßen zu können. Der Festabend am 27. 10. im Hotel Maritim, Stauffenbergstraße, wurde zusätzlich von den Musikern der feurigen Ratpack7, einer super Band aus Niederösterreich, gestaltet. Werner Götz begrüßte die Festgäste und gab sehr stolz und mit Herzblut umfangreiche Infos über seine Heimat Niederösterreich. Botschafter Dr. Scheide freute sich, an diesem schönen Festabend anwesend sein zu können, und dankte

V. l. n. r.: Botschafter Dr. Ralph Scheide, Präsident Werner Götz und Landeshauptmann Dr. Erwin Pröll.

dem Vorstand der ÖDG für die umfangreiche und engagierte ehrenamtliche Arbeit, wodurch das Heimatland Österreich sehr gut nach außen präsentiert wird. Am Sonntag gab es nach einer kurzen, für viele durchtanzten Nacht wieder einen Abschluss-Festgottesdienst mit mu si -

kalischer Unterstützung der Jugend Deutschmeister. Alle Österreicher konnten dieses Jahr vier wunderschöne Tage außerhalb ihres Heimatlandes zusammen mit vielen Freunden begehen, besonders dank des Engagements der Musiker aus Niederösterreich. ❍

© Sam Garcia, privat

Austrian Canadian Council Österreichischer Staatssekretär für Integration Sebastian Kurz auf Arbeitsbesuch in Kanada Staatssekretär Sebastian Kurz besuchte von 7. bis 9. August Ottawa und Toronto für Gespräche über Immigrations- und Integrationsprogramme in Kanada. Am 7. August fanden in Ottawa neben Meetings mit der Stadtverwaltung und deren „Community Partners“ Treffen mit dem kanadischen Immigrationsminister Jason Kenny und Außenminister John Baird statt, bei denen Ideen und Erfahrungen zum Thema Integration ausgetauscht wurden. Anschließend wurde das Musikprogramm „OrKidstra“ besucht, das das Ziel der Überwindung von kulturellen Unterschieden durch das gemeinsame Musizieren von Kindern mit Migrationshintergrund verfolgt.

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Am Abend lud der österreichische Botschafter Mag. Brandstetter zu einem Empfang in seine Residenz. In Anwesenheit auch zahlreicher österreichischstämmiger Gäste fanden angeregte Gespräche in guter Atmosphäre statt. Die nächsten beiden Tage verbrachte Staatssekretär Kurz in Toronto für Treffen mit weiteren Behörden und NGOs im Bereich Integration. Speziell der starke und ständige Zuwachs der Bevölkerung mit Migrationshintergrund in der Metropole Toronto bot den passenden Hintergrund für Diskussionen und Ideenaustausch im Bereich Zuwanderung und Eingliederung in die Gesellschaft. Man erhofft sich, die Erfahrungen dieses Arbeitsbesuchs in die Entwicklung von zukunftsorientierten Integrationsprogrammen einfließen lassen zu können. ❍

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V. l. n. r.: Roland Pirker, Präsident Austrian Canadian Council, der österreichische Staatssekretär für Integration Sebastian Kurz und der österr. Botschafter Mag. Werner Brandstetter.

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Die Schmankerlecke

gebackene Rotkrautknödel mit rahmigem wild-geschnetzeltem Diesmal tischt der Auslandsösterreicher des Jahres 2012 ein herzhaft-deftiges Gericht auf.

Zubereitung für 4 Personen 500 g Rotkraut (ca. ½ Kopf), 2–3 Nelken 2 Zimtstangen, 4 Wacholderbeeren 2 Lorbeerblätter 1 EL Weiße Bio-Pfefferkörner, geschrotet 2–3 EL Rotweinessig 2 EL Orangen in Akazienhonig 200 ml Rotwein, Kalahari-Salz 2 rote Zwiebeln, 20 g Butterschmalz 2 EL Speisestärke 600 g Wildfleisch, ohne Haut und Sehnen (zum Kurzbraten) 100 ml Madeira, 50 ml Sherry 2 Schalotten, Mehl zum Wenden 2 Eier, verquirlt, 200 g Semmelbrösel ca. 500 ml Pflanzenöl zum Frittieren 20 g Butterschmalz, Kalahari-Salz, weißer Bio-Pfeffer, 1 EL Mehl, 150 ml Wildfond 100 ml Obers, 1 EL geschlagenes Obers 1 EL gehackte Blattpetersilie

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otkraut in feine Streifen schneiden, Gewürze in einen Teebeutel geben. Beides mit Essig, Honig und Rotwein kräftig durchkneten, mit Salz würzen und zirka 3 Stunden stehen lassen. Zwiebeln schälen, in feine Streifen schneiden und im Butterschmalz glasig dünsten. Rotkraut samt Marinade und Gewürzen zugeben und bei schwacher Hitze zugedeckt etwa 40 Minuten schmoren. Anschließend das Rotkraut vollständig erkalten lassen. Danach mit Stärke mischen und mithilfe von 2 Esslöffeln kleine Knödel aus dem Rotkraut formen und diese auf ein Tablett setzen. Knödel für etwa 1 Stunde in das Gefrierfach geben. Wildfleisch in dünne Scheiben schneiden. Diese mit Madeira und Sherry vermischen und 30 Minuten marinieren. Schalotten schälen und klein würfeln. Angefrorene Rotkrautknödel zuerst in Mehl wenden, dann durch verquirltes Ei ziehen und schließlich in Semmelbröseln panieren. Panierte Knödel ein zweites Mal

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Guten Appetit wünscht Ihnen Ihr

Johann Lafer

Der Spezialist Johann Lafer ist ein über die Grenzen hinaus berühmter österreichischer Fernsehkoch und lebt mit seiner Familie in Deutschland.

© Lafer / Guido Karp

Die Zutaten

durch das Ei ziehen und nochmals in den Semmelbröseln panieren. Knödel in heißem Öl goldbraun ausbacken, dann auf Küchenpapier abtropfen lassen und im 100 C° heißen Ofen warm halten. Butterschmalz in einer großen Pfanne erhitzen. Wildfleisch gut abtropfen lassen und darin scharf anbraten. Dabei mit Salz, Pfeffer würzen. Fleisch herausnehmen und in eine Schüssel geben. Im Bratfett gewürfelte Schalotten anschwitzen. Das Ganze mit Mehl bestäuben und mit der Fleischmarinade ablöschen. Wildfond und Obers dazugießen und bei mittlerer Hitze etwas einkochen lassen. Gebratene Fleischstreifen mit dem ausgetretenen Saft unter die Soße mischen, das Ganze nochmals mit Salz, Pfeffer abschmecken und mit Schlagobers verfeinern. Gehackte Petersilie unter das Geschnetzelte heben und mit den gebackenen Knödeln servieren. ❍

ROTWEISSROT

Auch nach seiner Emeritierung 2007 forscht er noch zu Fragen des bürgerschaftlichen Engagements, betreut Doktoranden und publiziert in wissenschaftlichen Zeitschriften und Tageszeitungen. Er schreibt Biografien für Unternehmen und Persönlichkeiten, zuletzt Köpfe der Ruhr (2009) und Hans Weber Lebens(t)räume (2010). Z. Zt. arbeitet er an seiner Autobiografie. Schon immer hat ihn die Herausforderung fasziniert, Wissenschaft verständlich zu machen, denn Wisssenschaftler entbergen die Wirklichkeit, auch die gesellschaftliche, nur mit Hilfe der Sprache. Sprache wie Literatur entspringen aus dem Erleben der Dinge, der Gewohnheiten und Sitten. Und gute Literatur zeichnet sich vor allem dadurch aus, dass sie diesem Erleben gerecht wird. Deshalb erzählt er von besonderen Feuchtgebieten seiner, aber auch unserer Lebenswelt, in denen sowohl Freuden, Siege und Sehnsüchte der Menschen erblühen als auch ihre Leiden, Niederlagen und Probleme gedeihen.

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mit Zeichnungen von Martin Goppelsröder

Gilles & Francke

ISBN 978-3-925348-99-0

Siebzehn nicht nur abwegige Kurzgeschichten

Gilles & Francke Verlag

Hermann Strasser Gestatten, bestatten! Gilles & Francke Verlag Duisburg 2012 15,40 Euro ISBN 978-3-925-34899-0

Hermann Strasser

Gestatten, bestatten!

Hermann Strasser

Hermann Strasser wurde 1941 in Altenmarkt im Pongau, Land Salzburg, geboren, studierte in Innsbruck, Berlin und New York und war von 12/1977 bis 02/2007 Inhaber des Lehrstuhls für Soziologie an der Universität Duisburg-Essen. Seine Lehr- und Forschungsschwerpunkte waren soziologische Theorie, Kultursoziologie und Sozialstrukturanalyse. Neben mehr als 300 Aufsätzen in in- und ausländischen Zeitschriften ist er Autor bzw. Herausgeber von 30 Büchern.

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Buchbesprechung

uch wenn (fast) nichts ist, wie es zu sein scheint, braucht der Mensch orientierende Geschichten“, meint der österreichische Soziologe Hermann Strasser. Geboren 1941 in Altenmarkt im Pongau, hat er drei Jahrzehnte lang von 1977 bis 2007 in Duisburg gelehrt. In seinem aktuellen Buch erzählt er von prägenden Momenten seines Lebens und von der Komplexität des Menschen und seiner Fähigkeit, mehrere Leben zu leben. Wie sein Kollege Paul Hodge, Soziologiedozent in New York, der aufgrund seiner Vorliebe für Glücksspiele irgendwann nur mehr Tagungen in Casinonähe besuchte. Und der seine Haut – er war fast am ganzen Körper tätowiert – nach seinem Tod einem Institut in Tokio vermachte. Der Soziologe berichtet auch vom Brauch des „Fensterlns“ – und seinen ganz persönlichen Erfahrungen damit. Die schlimmsten Folgen seines Eindringens ins Zimmer einer Angebeteten beschränkten sich auf Schürfwunden aufgrund des engen Fensterkreuzes. Und Schelte von einer Bäuerin, die den Vorfall beobachtet hatte und ihn aufklärte, was alles passieren hätte können. Sie meinte allerdings nicht das, was „verderbtere Gemüter“ jetzt denken könnten: Sie dachte an einen Sturz von der Leiter. Bei vielen von Hermann Strassers Kurzgeschichten geht es um „Erzählungen“ über die Welt, auch die über Medien transportierten und medial „dramatisier ten“. Denn „der Mensch erschließt sich mithilfe der Sprache die Welt“ und „die Grenzen der Kommunikation sind die Grenzen unserer Gesellschaft“. Auch in der Kommunikation mit anderen Lebewesen – wie der Autor anschaulich anhand von Erlebnissen mit seinem Hund Watson und seiner Katze Socket zeigt, die durchaus sehr eindeutige Wege der Verständigung gefunden zu haben scheinen. vk ❍

ROTWEISSROT

Andreas Engelhardt Schwarzbuch Baumwolle Deuticke Verlag 18,40 Euro ISBN 978-3-552-06197-2

Klaus Dermutz Ernst Happel Verlag Die Werkstatt Göttingen 2012 20,50 Euro ISBN 978-3-89533-934-9

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as wir wirklich auf der Haut tragen, so lautet der Untertitel des Buchs, das sich an kritische Leser, Käufer und Konsumenten richtet. Wer bei Textilien bisher nur an Modelabels, Schnitt und Farben gedacht hat, wird in diesem Werk neue Denkanstöße finden – Land Grabbing, virtuelles Wasser, Einsatz von Düngemitteln und Chemikalien, Wettbewerb zu Biosprit, Energiebedarf, globale Erderwärmung und Verfügbarkeit von Ackerflächen sind verwandte Aspekte, die hier thematisiert werden. Autor Andreas Engelhardt, geboren 1964 in Wuppertal, hat während seines Studiums an der Universität Köln die unterschiedlichsten Abteilungen eines internationalen Faserherstellers kennengelernt. Seine Tätigkeit für ein weltweit führendes Unternehmen im Textilmaschinenbau führte ihn schließlich in die Schweiz, er lebt und arbeitet heute in der Nähe von St. Gallen. Als Geschäftsführer seiner eigenen Beratungsfirma (The Fiber Year) berät er Kunden in der Textilindustrie auf der ganzen Welt (vor allem in Asien), hält viele internationale Vorträge und publiziert zum Thema. Der Nachhaltigkeitsgedanke steht im Vordergrund dieses Buches. Es ist kein Skandalbuch, sondern eines, das Zukunftsperspektiven eröffnet und das eigene verantwortliche Handeln unterstützt. Die Preise für Baumwolle steigen innerhalb weniger Wochen um mehr als das Doppelte. Textilhersteller müssen ihre Preise erhöhen und ihre Produktion auf andere Rohstoffe ausrichten. Die Zeit des billigen T-Shirts ist vorbei. Eine Vision? 2011 führte eine Verknappung der Baumwolle erstmals zu heftigen Turbulenzen am Weltmarkt. Wie soll der Hunger nach Mode in Zukunft gestillt werden? bk ❍

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as Buch ist dem Erfinder des „Pressing“ zu seinem 20. Todestag (am 14. 11. 2012) von Autor und Verlag gewidmet. In Österreich wie in Deutschland ist Ernst Happel eine Fußballlegende. Der Mann, nach dem heute in Wien das größte Stadion benannt ist, war ein herausragender Spieler, doch Weltgeltung erlangte er als Trainer. Bei niederländischen Vereinen entwickelte er einen offensiven, attraktiven Spielstil, der ihn zu einem der Väter des berühmten „totaal voetbal“ machte und die Impulse unter anderem bei einer BrasilienTournee zum modernen, von ihm geprägten „Pressing“ gab. Später gewann Happel mit dem Hamburger SV zweimal die Deutsche Meisterschaft (1982, 1983) sowie den Europapokal der Landesmeister (1983) – bis heute der größte Erfolg in der HSVVereinsgeschichte. Das Buch stellt nicht nur den Erfolgstrainer vor, sondern auch den Menschen, der als Grantler bekannt und gefürchtet, aber in Wahrheit eine scheue Persönlichkeit war. Abgedruckt sind auch zwei sehr intensive Interviews, die Klaus Dermutz mit Happel vor dessen Tod führen konnte. Der Theaterpublizist hatte sich bereits 1986 um ein erstes Gespräch mit ihm bemüht, weil Happel für ihn eine Erinnerung an seine Jugendfußballzeit war. Das zweite ausführliche Interview fand im Oktober 1991 statt. Neben Anekdoten über den Spieler und Trainer ist hier auch viel über dessen Persönlichkeit nachzulesen. Dermutz versucht anhand der Gespräche seine Spielphilosophie zu enträtseln. Im Anhang des Buches werden erstmals in voller Länge diese nahezu intimen Gespräche veröffentlicht. Diese und andere Quellen beleuchten anschaulich Happels entbehrungsreiche Jugend im Wien der Naziund Kriegszeit sowie seine fußballerische Prägung als populärer Rapid-Spieler. bk ❍

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Hörbuch/Impressum

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Diogenes Hörbuch

ROTWEISSROT – Auslandsösterreicher-Journal

Gelesen von Annett Renneberg »Donna Leons Bücher sind Plädoyers für gute Manieren und die zeitlose Schönheit der Kunst.« Frank Dietschreit, Mannheimer Morgen

6 CD

Donna Leon Himmlische Juwelen Roman

aterina Pellegrini ist Musikwissenschaftlerin ohne feste Anstellung. Da bietet sich ihr ein Job mitten in ihrer Heimatstadt Venedig: Zwei geldgierige Cousins streiten sich um den Nachlass eines fernen Vorfahren. Caterina bekommt Zugang zu zwei unerforschten Truhen, die womöglich Schätze bergen. Der Besitzer der Truhen, ein ehedem hochberühmter Komponist, entpuppt sich als schillernde Gestalt. Je tiefer Caterina in die Truhen vordringt, desto brisantere Fragen stellen sich. Hatte jener Vorfahr etwas mit dem berühmtesten Mordfall der damaligen Zeit zu tun? Und welche Rolle spielt der elegante Rechtsanwalt Moretti, den die beiden Cousins eingeschaltet haben? Autorin Donna Leon verließ mit 23 Jahren New Jersey, um in Perugia und Siena weiterzustudieren. Seit 1965 lebt sie ständig im Ausland, sie arbeitete als Reiseleiterin in Rom, als Werbetexterin in London sowie als Lehrerin in der Schweiz, im Iran, in China und Saudi-Arabien. Seit 1981 wohnt und arbeitet Donna Leon in Venedig. Die „Brunetti“-Romane machten sie weltberühmt, doch die Barockmusik ist ihr nicht weniger wichtig. Sie förderte zahl reiche Einspielungen, neu das Orchester „Il Pomo d’Oro“. Sprecherin Annett Renneberg, 1978 in Rudolstadt geboren, wuchs in Ostberlin auf. Mit 13 spielte sie ihre erste Hauptrolle in einem Fernsehfilm. Es folgten weitere in Filmen wie „Oswalt Kolle“ oder „Die Wölfe“ und seit 1999 die Rolle der Signorina Elettra in den Verfilmungen der Brunetti-Romane von Donna Leon. Unter Regisseur Peter Zadek spielt sie auch Theater, etwa in Stücken wie „Hamlet“ oder „Peer Gynt“. Seit 2005 tritt Annett Renneberg auch mit eigenen musikalisch-literarischen Bühnenprogrammen auf. „Himmlische Juwelen“ ist auch erhältlich als Buch sowie als Hörbuch im Diogenes Verlag. bk ❍

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Impressum Herausgeber, Medieninhaber und Verleger: AUSLANDSÖSTERREICHER-WELTBUND (AÖWB), Postgasse 6/1/2, A-1010 Wien. In Zusammenarbeit mit dem „Österreich Journal“ – http://www.oe-journal.at. Chefredaktion und für den Inhalt verantwortlich: Hofrat Dr. Günter Düriegl, Tel.: +43/1/533 52 24-30, Fax: +43/1/533 52 24-9, E-Mail: [email protected]. Produktion und Konzeption: PG The Corporate Publishing Group GmbH (CPG), A-1070 Wien. Projektleitung: CPG / Mag. Beate Krapfenbauer, [email protected]. Artdirektion: CPG / Gerald Fröhlich. Grafik: CPG. Lektorat: CPG / Susanne Drexler. Anzeigenkontakt: Markus Wagner, Tel.: +43/1/405 46 40-768, E-Mail: [email protected]. Druck: Druckerei Piacek Ges.m.b.H., A-1100 Wien. Die Informationen in diesem Magazin entsprechen dem Stand zum Zeitpunkt der Drucklegung. Druck- und Satzfehler vorbehalten. ROTWEISSROT wird auf FSC-zertifiziertem Papier gedruckt, das aus nachhaltig bewirtschafteter Forstwirtschaft stammt. Offenlegung nach § 25 Mediengesetz: Herausgeber, Medieninhaber und Verleger: AUSLANDSÖSTERREICHER-WELTBUND (AÖWB), A-1010 Wien, Postgasse 6/1/2, Tel.: +43/1/ 533 52 24, Fax: +43/1/533 52 24-9, E-Mail: [email protected], www.weltbund.at. Präsident: Dkfm. Ing. Gustav CHLESTIL. Grundlegende Richtung und Blattlinie: ROTWEISSROT, das Auslandsösterreicher-Journal, informiert seine Leser im In- und Ausland über österreichrelevante Themen zu Politik, Wirtschaft, Kultur, Aktuellem etc. Auflage: 20.000 Stück. Erscheinungsart: ROTWEISSROT erscheint viermal jährlich. Herausgeber, Medieninhaber und Verleger: AUSLANDSÖSTERREICHER-WELTBUND Präsident: Dkfm. Ing. Gustav CHLESTIL, Ainring/Deutschland Vizepräsident Außenressort: Dr. Jürgen EM, Bonn/Deutschland Vizepräsident Innenressort: Werner GÖTZ, Berlin/Deutschland Ehrenpräsident: Prof. Fritz MOLDEN, Wien Vorstandsmitglieder: Jürgen BISCHOF, London/Großbritannien Ges. Dr. Brigitta BLAHA, Wien ObSenRat Dr. Peter BRAND, Wien HR Dr. Walter DUJMOVITS, Güssing Dr. Peter ERNST, Paris/Frankreich Gerald GANGLBAUER, Sydney/Australien

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ROTWEISSROT Auslandsösterreicher

Journal 1/2013 € 3,–

AKTUELL DIE WAHLEN 2013

Erscheinungsort Wien, Verlagspostamt A-1010 Wien, P.b.b., Zulassungsnummer GZ 06 Z036826 P

Donna Leon Himmlische Juwelen Diogenes Verlag 29,90 Euro ISBN 978-3-257-80327-3

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WOHNSTIFT MOZART DIE 1. KLASSE FÜR SENIOREN LEBENSSTIL Erleben Sie gehobene Wohnkultur in einer der schönsten Gegenden Deutschlands, nur wenige Kilometer von der Festspielstadt Salzburg entfernt. Einen ersten Eindruck vom eleganten Ambiente der Seniorenresidenz vermittelt bereits die großzügige Lobby im Eingangsbereich. Das Wohnstift Mozart bietet viel Raum für Geselligkeit. Im eleganten Clubraum trifft man sich zu Bridgeturnieren, in der Bibliothek wird auch beim gemeinsamen Lesen der Tageszeitungen die Ruhe respektiert. Ein breites Spektrum an kulturellen Angeboten und Aktivitäten bietet Gelegenheit für neue und interessante Kontakte. Konzerte, Lesungen und Vorträge finden im hauseigenen Konzertsaal statt. Charmante Plätze und Rückzugspunkte, wie das asiatisch angelegte Atrium oder die liebevoll gepflegte Parkanlage mit ihrer Vielfalt an Pflanzen und exotischen Bäumen vermitteln ein Gefühl von Privatheit. BEWEGLICHKEIT Bekanntlich sorgt ausreichend Bewegung für Lebensqualität, so auch im Wohnstift Mozart. Ein Hallenbad im Haus, ein Fitnessraum, Gymnastikkurse, Aquatraining und weitläufige Wanderwege direkt vor dem Wohnstift sorgen für sportlichen Ausgleich. Für Golfin-

teressierte bietet das Wohnstift günstige Mitgliedschaften im nahen Golfclub Berchtesgadener Land. WO H NQUALITÄT Die Appartements (ab 31 qm) und Wohnungen (je nach Wunsch bis zu 100 qm) werden in unterschiedlichen Größen, mit verschiedenen Grundrissen angeboten. Ausgestattet sind sie mit hochwertigen Küchen, Bädern und Echtholzparkettböden. Alle Wohnungen haben große Fenster, überdachte Balkone oder geschützte Veranden. Eine Wohnung sollte Ausdruck des persönlichen Lebensstils sein. Sein neues Zuhause richtet man deshalb mit eigenen Wohnideen und Möbeln ein. Mit komfortablen Fahrstühlen gelangt man im Haus überall hin. KU LI NAR I SCH E VI ELFALT Das helle, moderne Restaurant bietet den richtigen Rahmen für eine gediegene Tischkultur. Die variablen Mittagsmenüs basieren auf frischen Zutaten und sorgfältiger Zubereitung, denn Voraussetzung für das eigene Wohlbefinden ist eine gut abgestimmte und abwechslungsreiche Ernährung. EIN UMFANGR EICHER SERVICE Das Seniorenwohnstift Mozart bietet Sicherheit und exzellenten Rundum-

service. Zu jedem Zeitpunkt sind versierte Mitarbeiter bestrebt, den Alltag der Bewohner so angenehm wie möglich zu gestalten. Man bestimmt selbst, wie viel Service und Unterstützung man in Anspruch nehmen möchte. Pflege und Betreuung durch professionelle Unterstützung und respektvollen Umgang sind jederzeit gewährleistet. DIE VORZÜGE EINES WOHNSTIFTS TESTEN Man übernachtet im Gästezimmer, nimmt an den Veranstaltungen teil und lernt so die besondere Wohnatmosphäre und den Rundumservice im Haus persönlich kennen. EIN TIPP Man sollte sich nicht zu lange Zeit lassen, wenn man die vielen Vorzüge, die ein Wohnstift bietet, noch lange und vor allem gesund genießen möchte.

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