Erfahrungsbericht  Erasmus 2008/2009  in Barcelona            Studiengang: Wirtschaftsingenieurwesen  Gastuniversität: UPC (Terrassa, Barcelona)  Kontakt: [email protected]         

  1. Vorwort  Wenn ihr mit dem Gedanken spielt ein halbes oder ein ganzes Jahr ins Ausland  zu gehen und an dem berühmt‐berüchtigten Erasmusprogramm teilzunehmen,  kann  ich  es  euch  nur  wärmstens  empfehlen.  Barcelona  ist  mit  seiner  Vielfältigkeit und Lebendigkeit sicher ein Ort an dem jeder seine Freunde haben  wird  und  eine  unvergessliche  Zeit  verbringen  kann.  Ich  selbst  hatte  ein  sehr  schönes  Jahr  in  Barcelona,  welches  ich  immer  in  guter  Erinnerung  haben  werde.  2. Die ersten Tage in Barcelona  Barcelona ist eine Großstadt mit reichlich unterschiedlichen Vierteln, die jeder  für sich selbst entdecken sollte. Zum Wohnen sind die Viertel Gracia , Eixample  und  Barrio  Gótico  zu  empfehlen.  Die  Wohnungssuche  beschränkt  sich  im  Wesentlichen auf die Seite loquo.com, wobei die Mieten deutlich teurer als in  Bremen  sind.  Im  Wesentlichen  gibt  es  Zimmer  interior,  die  dunkel  aber  meist  leiser  sind  oder  Zimmer  exterior,  wo  schlafen  ohne  Ohropax  schwierig  wird.  Tatsache  ist  nämlich,  dass  Barcelona  eine  sehr  laute  Stadt  ist  und  die  Müllabfuhr meist nach Mitternacht arbeitet. Mit etwas Geduld sollte man aber  eine  schicke  nicht  all  zu  teure  (unter  350€)  WG  mit  Spaniern  oder  auch  Erasmusleuten finden können.   Was  einem  schnell  auffallen  dürfte  ist  die  Tatsache,  dass  man  sich  nicht  in  Spanien  sondern  in  Katalonien  befindet.  Das  lässt  sich  natürlich  zunächst  an  dem  überall  hörbaren  Katalanisch  bemerken.  Allerdings  sind  prinzipiell  alle  dem Spanischen (castellano) mächtig, so dass man sich im Alltagsleben locker  ohne Katalanisch durchschlagen kann.  Nach anfänglichen Bemühen hab ich es  dann auch schnell gelassen, Katalanisch zu lernen. Für alle Interessierten gibt es  übrigens  kostenlose  Katalanischsprachkurse.  Übrigens  ein  Beitrag  der  Regionalregierung um ihre eigene Sprache und Kultur weiter zu fördern.    Interessant  war  überdies  für  mich  wie  die  Erasmusstudenten  untereinander  reden  würden.  Zum  Glück,  wie  ich  fand,  wurde  in  meinem  Freundeskreis  ausschließlich Spanisch gesprochen. Das lag aber auch daran, dass ich bewusst  keinen  Kontakt  zu  Deutschen  gesucht  habe,  was  ich  jedem  nur  empfehlen 

kann.  Allgemein  ist  es  recht  einfach    andere  Austauschstudenten  kennenzulernen.  Es  gibt  zahlreiche  Erasmusorganisationen  (z.B.  www.esn‐ uab.org), die Partys, Ausflüge und andere Aktionen veranstalten.    3. Gastuniversität  Bevor  man  frohen  Mutes  nach  Barcelona  zieht,  sollte  man  wissen,  dass  der  Kooperationsvertrag  mit  der  ETSEIAT,  einer  Fakultät  der  UPC,  in  Terrassa  besteht. Terrassa allerdings ist eine kleine Stadt rund eine Stunde mit dem Zug  von  Barcelona  entfernt.  Das  heißt  man  muss  sich  entscheiden,  ob  man  in  der  pulsierenden  Metropole  Barcelona  wohnen  will  und  damit  eine  tägliche  Zugfahrt in Kauf nimmt oder sich in Terrassa niederlässt, wo deutlich weniger  los ist als in Bremen. Ich hab mich für ersteres entschieden, wobei ich im ersten  Semester  Nachmittagskurse  belegt  habe,  sodass  das  Hin‐  und  Herpendeln  halbwegs  erträglich  war.  Großer  Nachteil:  Es  gibt  kein  Semesterticket.  Die  Betreuung in der ETSEIAT fand ich persönlich recht gut. Letztendlich konnte ich  mir  Kurse  erstmal  anschauen  bevor  ich  mich  entschieden  hatte.  Das  ist  allerdings  auch  nötig,  weil  erstens  ist  im  Vorfeld  überhaupt  nicht  klar,  ob  der  jeweilige  Kurs  in  Katalanisch  oder  Spanisch  stattfindet.  Grund  ist  die  Freiheit  des  Professors  in  der  Sprache  zu  sprechen,  die  er  bevorzugt.  Bei  mir  war  das  am Anfang fast immer Katalanisch, allerdings waren letztendlich alle bereit den  Erasmusstudenten entgegenzukommen und Spanisch zu sprechen. Zweitens ist  das  Niveau  einiger  vom  Titel  her  vielversprechender  Kurse  keinesfalls  universitätsgerecht.  Allerdings  findet  man  auch  ein  paar  wirklich  spannende  Kurse und sehr gute Professoren.  Angenehm fand ich die durchgängig kleinen  Kurse, wo teilweise  nur  10 Studenten anwesend  waren  und  den persönlichen  Kontakt zu den Professoren, die man in Spanien überraschenderweise mit dem  Vornamen anspricht.   Üblicherweise  verteilt  sich  die  zu  erbringende  Leistung  über  das  Semester  in  Referaten,  schriftlichen  Ausarbeitungen  und  am  Ende  einer  Klausur.  Ein  System,  das  mir  gut  gefallen  hat,  da  man  kontinuierlich  gearbeitet  hat  und  nicht  in  der  Klausurenzeit  vom  Arbeitspensum  erschlagen  wurde.  Eine  Sonderbehandlung  für  Erasmusstudenten  gibt  es  allerdings  nicht,  das  heißt  man muss schon etwas tun, wobei das Niveau vieler Klausuren niedriger als in  Bremen ist. 

Der interessanteste Punkt ist aber die Möglichkeit generell auch Kurse an den  Fakultäten der UPC in Barcelona machen zu können. Dort werden nämlich fast  genau die gleichen Kurse wie in Terrassa angeboten. Wer mehr Details zu den  Kursen wissen möchte, am besten bei mir nachfragen.    4. Tipps für Barcelona  Barcelona hat wirklich unglaublich viel zu bieten und mir war schnell klar, dass  ich  viel  Zeit  brauche  um  möglichst  viel  zu  entdecken.  Um  auch  überall  gut  hinzukommen  lohnt  es  sich  bei  bicing.com  anzumelden.  In  der  ganzen  Stadt  gibt  es Fahrradstationen, wo  man  sich  mit  einer  speziellen  Karte  jederzeit  ein  Fahrrad ausleihen kann, um von einem Ort zum nächsten zukommen.  Wirklich  empfehlenswert  ist  es,  alle  Gaudí‐Gebäude  einmal  zu  besuchen  und  sich  auch  sonst  die  großartige  Architektur  der  Stadt  anzuschauen.  Super  sind  auch  die  zahlreichen  Feste  und  Festivals  die  Barcelona  ständig  zu  bieten  hat.  Dabei  sollte  man  sich  die  traditionellen  Menschenpyramiden  nicht  entgehen  lassen. Für aktuelle Information gibt es den guía del ocio für 1€ am Kiosk.  Auch sonst gibt Dutzende schicke Bars vor allem in Gracia und Barrio Gótico zu  entdecken. Für das Nachtleben sollte man sich bei Facebook auf die zahlreichen  Gästelisten der Clubs setzen lassen. Oder einfach am Strand feiern.  Wer gerne Einheimische kennenlernen möchte, dem sei gesagt, dass  Katalanen   eher  verschlossen  sind  und  es  etwas  länger  dauern  könnte  ehe  man  Freunde  gewinnt.  Wenn  man  aber  selbst  auf  sie  zugeht,  dann  sollte  auch  das  kein  Problem sein.  Wer es sportlich mag wird auch hier alles finden, besonders für Kletterfreunde  wie mich ist die Stadt und Umgebung ein Paradies. Unglücklich werden nur die  Fußballer, denn es gibt keine Grünflächen zum kicken. Ohne Bezahlen wird man  nicht spielen können. An der UPC gibt es aber einige gute Sportkurse.  Zum  Thema  Sicherheit  sei  gesagt,  dass  ich  mich  persönlich  in  keiner  anderen  Großstadt  so  sicher  gefühlt  habe.  Das  Hauptproblem  hier  sind  eher  die  Taschendiebe, die so gut wie jeden den ich kennengelernt habe einmal beklaut  haben und zwar oft in der Metro.  

Zu  guter  Letzt  empfehl  ich  euch  auch  die  Umgebung  von  Barcelona  zu  besuchen.  Gerade  die  Strände  sind  außerhalb  viel  schöner  und  weniger  frequentiert.  Einen  Ausflug  wert  ist  der  nahegelegene  Berg  Montserrat  mit  seinen  alten  Klöstern.  Eine  gute  Möglichkeiten  für  Trips  sind  die  Reisen  der  Erasmusorganisationen.  So  hatte  ich  ein  tolles  Skiwochenende  in  Andorra  mit  guten Freunden.