1. Lebensraum und Klimafaktor Regenwald. Regenwald im Kongo gerettet. Belo Monte. Der Wald im Land Salzburg

DKWE Diözesankommission für Weltkirche und Entwicklungszusammenarbeit 2011/1 REGENWALD Info • Lebensraum und Klimafaktor Regenwald • Regenwald ...
Author: Paulina Haupt
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DKWE Diözesankommission für Weltkirche und Entwicklungszusammenarbeit

2011/1

REGENWALD

Info



Lebensraum und Klimafaktor Regenwald



Regenwald im Kongo gerettet



Belo Monte



Der Wald im Land Salzburg

Regenwald

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Liebe Leserinnen und Leser! Schon im Jahr 2007 und 2008 stand das Thema Regenwald im Mittelpunkt unserer Arbeit, als die DKWE eine Kampagne zum Schutz des Regenwaldes in Ikela startete. Nun widmen wir dem Regenwald diese Nummer aufgrund des von der UN ausgerufenen „Internationalen Jahr des Waldes“. Wälder haben eine unschätzbar große Bedeutung für Menschen und Tiere sowie für das Gleichgewicht in der Natur, sei es als Lebensraum, Erholungsgebiet, als Wasser- oder CO2-Speicher oder auch als ökonomischer Faktor. Um dieses wichtige Thema zu bearbeiten, haben wir den Wald aus unterschiedlichen Perspektiven beleuchtet: Im Grundsatzartikel „Lebensraum und Klimafaktor Regenwald“ weist uns das Autor/innenteam von Klimabündnis auf das Verhältnis zwischen Indigenen und Regenwald, sowie auf die Bedeutung des Regenwaldes in Amazonien auf das Weltklima hin (S. 2/3). Im darauf folgenden Artikel auf S. 4 zeigt Heinz Hödl die dramatischen Auswirkungen des geplanten Wasserkraftwerkes „Belo Monte“ in der Diözese von Bischof Erwin Kräutler auf Mensch und Natur. Wolfgang Heindl berichtet über die erfolgreiche Regenwaldkampagne zum Schutz des Regenwaldes in der Salzburger Partnerdiözese Bokungu-Ikela. Und schließlich informiert uns Franz Klaushofer über den Wald und seine Bedeutung im Land Salzburg (S. 6). Ich wünsche Euch/Ihnen, dass mit der Lektüre der DKWE-Info globale Zusammenhänge verständlicher geworden sind, um unsere weltweite Verflochtenheiten besser verstehen zu können und konkrete Schritte für unser Handeln daraus abzuleiten. Markus Roßkopf, Geschäftsführer

Lebensraum und Klimafaktor Regenwald Tropische Regenwälder sind weltweit Klimaregulator, W a s s e r s p e i ch e r , Sp e i s e kammer, Apotheke, Heimat für zwei Drittel aller Tier- und Pflanzenarten und Lebensraum für Menschen.

Wasserkreislauf und damit ändert sich die globale Klimadynamik, mit unabsehbaren Folgen für das Weltklima, denn ohne Bäume fehlt die treibende Kraft der lebenden Wasserpumpen. Abholzung und Klimawandel Der Amazonas Regenwald speichert mit rund 88 Milliarden Tonnen immens viel Kohlenstoff. Wird der Wald gerodet, trägt dies zum Treibhauseffekt bei. Entwaldung ist heute für ein Fünftel der weltweiten CO2 Emissionen verantwortlich. Die tropischen Regenwälder werden immer kleiner. Allein Brasilien hat schon knapp 20% seines Amazonasgebiets unwiederbringlich zerstört. Trotz vermehrter Schutzmaßnahmen verliert der Amazonasregenwald gegenwärtig jährlich eine Fläche so groß wie Kärnten. Noch größere Flächen gehen in Afrika und Asien verloren. Foto: Klimabündnis

EDITORIAL

Der globale Klimaregulator Regenwald Der größte Regenwald der Erde „Amazonien“ ist mit über fünf Millionen km² fast so groß wie Europa ohne Russland und umfasst damit etwa zwei Drittel der weltweit noch verbliebenen Regenwaldfläche. Durch die intensive Sonneneinstrahlung entlang des Äquators verdunstet dort extrem viel Wasser, wobei die Bäume mit ihrem riesigen Kronendach wie Wasserpumpen funktionieren. Der Wasserdampf steigt in den Gewitterwolken bis zu 18.000 Meter hoch. Die Freisetzung von Wärme in diesen Höhen treibt das globale Wettergeschehen an. Die warme Luft Amazoniens strömt Richtung Nord- und Südpol und gibt Impulse für die globale Luftzirkulation. Nachdem der Regenwald zwei Drittel der Niederschläge selbst produziert, verringert sich durch seine Zerstörung der regionale

Kein Regen am Amazonas Durch den Klimawandel ändert sich die Niederschlagsverteilung im Jahr 2009 gab es die bislang größten Überschwemmungen der Geschichte und in den Jahren 2005 und 2010 kaum Niederschläge in den länger werdenden Trockenzeiten. Viele Flüsse im Westen Amazoniens sanken auf historische Tiefststände. Fische und andere Tiere verendeten kläglich im Schlamm, Trinkwasser wurde rar, der Schiffsverkehr brach zusammen, dutzende Gemeinden riefen den Notstand aus. Die Trockenheit begünstigt zusätzlich die Brände, die zur Erneuerung der Viehweiden und zur Schaffung von Anbauflächen gelegt werden.

Regenwald

Der Regenwald – eine Kulturlandschaft der Indigenen Völker Indigene Völker haben sich die von der Natur vorgegebenen Prinzipien „Vielfalt, Gleichge-

Foto: SEI SO FREI

Der Regenwald als artenreiches Ökosystem Der Amazonasregenwald ist ein überaus artenreiches und komplexes, aber zugleich labiles Ökosystem, das auf sehr nährstoffarmen Böden überlebt. Die Natur hat neben dem Wasserkreislauf auch ein Nährstoffkreislaufsystem aufgebaut, in dem fast nichts verloren geht. Auf einem einzigen Hektar Regenwald sind über 400 Baumarten zu finden – zehnmal mehr als in ganz Mitteleuropa. In einem einzigen Fluss im Amazonasbecken schwimmen mehr Fische als in allen Flüssen der USA zusammen. Die tropischen Regenwälder sind Heimat für zwei Drittel aller Tier- und Pflanzenarten, die größtenteils noch unerforscht sind und einen unermesslichen „Reichtum“ darstellen. Die Suche nach natürlichen Wirkstoffen, vor allem für medizinische Zwecke, hat in den vergangenen Jahren stark zugenommen. Dabei stützen sich viele Unternehmen und ForscherInnen auf das traditionelle Heilkräuterwissen indigener Völker, allerdings ohne sie an ihren Gewinnen zu beteiligen. Nach Schätzungen werden diese dadurch um 50 Millionen US-Dollar jährlich betrogen. Die schier unglaubliche Artenvielfalt, gepaart mit den überheblichen europäischen Vorurteilen gegenüber den UreinwohnerInnen, lies uns im Glauben der Regenwald sei unberührte Natur, in der die Menschen nur eine Nebenrolle spielen. Erst in den letzten Jahren erkannte die Wissenschaft: Der Regenwald ist eine Kulturlandschaft!

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Foto: Klimabündnis

wicht, Kreislauf und Kooperation“ zu Eigen gemacht. Wie Archäologen erst vor kurzem herausfanden, haben die Völker Amazoniens in genialer Weise unfruchtbare Böden mit Holzkohle und organischen Material in „terra preta“ verwandelt. Diese Schwarzerdeböden lieferten so hohe Erträge, dass sie Stadtgemeinschaften von bis zu 100.000 EinwohnerInnen ernähren konnten. Gegenwärtig ist das Amazonasgebiet Heimat für rund 33 Millionen Menschen, darunter nur mehr 1,5 Millionen Indigene. 40 % der Landfläche stehen unter Schutz. Gut die Hälfte davon ist als indigenes Gebiet ausgewiesen und damit der Erhalt des Regenwalds gesichert. Der Kampf um Rohstoffe, Land und Macht Seit Jahren sind die Zusammenhänge zwischen Regenwaldzerstörung und Aluminiumverbrauch oder Fleischverzehr durch die „world consumer class“ bekannt. Abgesehen von wenigen Maßnahmen, die eher unter die Rubrik „greenwashing“ fallen, wurde am Entwicklungsmodell nichts verändert. Im Jahr 2000

beschlossen die 8 Anrainerstaaten des Amazonas den Ausbau der Infrastruktur in der Region voranzutreiben. Seither werden Wasserkraftwerke, Strom- und Gasleitungen, Straßennetze - bis hin zum Pazif ik , Häfen, Flughäfen, Kommunikationssysteme usw. ausgebaut, um nationalen und internationalen Unternehmen aus den Bereichen Bergbau, Erdöl und Gas, Holzverarbeitung und Zellulose, Agrobusiness (Fleisch, Soja, Biodiesel) die Ausbeutung der natürlichen Ressourcen zu ermöglichen. Groteskerweise werden auch angebliche Klimaschutzmaßnahmen wie beispielsweise der Einsatz von Bioenergie oder die Einbeziehung von Waldflächen in den Emissionshandel zu einer weiteren Bedrohung für die Regenwälder. Alternative Modelle beweisen dagegen, dass ihre wirtschaftliche Nutzung ohne Zerstörung möglich und weitaus sinnvoller ist. Autorenteam Klimabündnis: Ing. Johann Kandler Mag. Christian Salmhofer Mag.a (FH) Brigitte Drabeck

Quellen: Christian Salmhofer, Andreas Strasser, Brigitte Drabeck, Christian Finger (2010): Das Dilemma mit der Klimagerechtigkeit, in: Zeitschrift Kurswechsel „Im KlimaWandel – globale Erwärmung und Verteilungsgerechtigkeit“, Heft 2/2010, www.kurswechsel.at, Wien, S.6 -17 Girardet, Herbert /Mendonça, Miguel, 2010: Neue Energien freisetzen - Für eine ökologische und gerechte Welt, ISBN 978-3-85869-430-0, 300 S. www.klimabuendnis.at, http://earthobservatory.nasa.gov/IOTD/, Oro Verde, Instituto Socio Ambiental- Brasil, Dieter Gawora, Claudio Moser Amazonien – die Zerstörung, die Hoffnung, unsere Verantwortung. Brasilianisches Amazonasforschungsinstitut INPA

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Ein Stück vom Glück Regenwald im Kongo gerettet

Foto: SEI SO FREI

für den Schutz des Regenwaldes zu gewinnen.

10.000 Unterschriften, ein Ap p e l l von E r z b is c h o f Kothgasser und politischer Druck konnten die Abholzung von einer halben Million Hektar Regenwald in der Demokratischen Republik Kongo verhindern. Das ist mehr als die gesamte Fläche des Burgenlandes und Wiens zusammen. Es war im Dezember 2007 als Bischof Fridolin Ambongo Besungu, Bischof von Salzburgs kongolesischer Partnerdiözese Bokungu-Ikela bei seinem Besuch in Salzburg um Hilfe bat. Die Holzfirmen Leyda und Interbus hatten sich Abholzungsverträge beim kongolesischen Umweltministerium erschwindelt. Besonders betroffen: Der Regenwald in Bokungu-Ikela, Lebensgrundlage für die Menschen und Lebensraum von geschützten Tierarten wie etwa den Bonobos, den nächsten Verwandten der Menschen. Die Rodungslizenzen waren illegal, da sich bereits im Jahr 2002 die kongolesische Regierung gegenüber der Weltbank verpflichtete, keine weiteren Rodungs-Lizenzen mehr zu vergeben. Außerdem wurden im Vertrag mit den beiden Firmen Hölzer zur Nutzung frei gegeben, die nach dem Washingtoner

Artenschutzabk omm en geschützt sind. Die Salzburger Diözesankommission für Weltkirche und Entwicklungszusammenarbeit startete daraufhin mit Unterstützung von SEI SO FREI eine Unterschriftenaktion. Über 4.000 Unterschriften kamen zusammen. Gleichzeitig wurden auch in Bayern 6.000 Unterschriften gesammelt. Josef Aichern, gebürtig aus dem bayerisch-salzburgerischen Grenzraum und Pfarrer in einer besonders von der Abholzung bedrohten Pfarre in Bokungu-Ikela rief seine bayerische Heimat zu Hilfe: „Die wollen unseren Wald abholzen! Was können wir tun?“, rief er Rainer Widmann, einen Freund und Unterstützer aus Olching an. Widmann, selbst in der Entwicklungszusammenarbeit engagiert, nutzte seine Kontakte in den deuts c he n Bun des ta g zu Christian Ruck, dem entwicklungspolitischen Sprecher der CDU/CSU. Gemeinsam erarbeiteten sie mit den Diözesen Bokungu-Ikela und Salzburg eine Strategie mit dem Ziel, den Regenwald im Kongo zu retten. Ein persönlicher Brief von Erzbischof Kothgasser half schließlich sogar die deutsche Bundeskanzlerin Angela Merkel

In dieser Zeit waren im Kongo bereits Holzfäller mit dem Schiff unterwegs um mit der Rodung der ersten Waldstücke zu beginnen. Eine Unterschriftenaktion der 511 betroffenen Dorfvorsteher in Bokungu-Ikela an den kongolesischen Präsidenten Kabila zwang die beiden Unternehmen zu einem Strategiewechsel: Sie schickten nun „Unterhändler“ per Flugzeug in die Region um die Dorfvorsteher zu bestechen. Das Team von Pfarrer Aichern hatte die Dörfer aber bereits vorgewarnt und so wurden die Unterhändler von der wütenden Dorfbevölkerung zum Rückflug gezwungen. Damit wurde wertvolle Zeit gewonnen. Zeit bis zur Internationalen Artenschutzkonferenz in Bonn, bei der Kanzlerin Merkel den ebenfalls anwesenden kongolesischen Umweltminister auf die illegale Rodung ansprach. Mit dem Ergebnis, dass noc h währ end der Konferenz die 500.000 Hektar Regenwald unter Schutz gestellt wurden. Zurück im Kongo erreichte Pfarrer Aichern die Berücksichtigung der Interessen der ansässigen Bevölkerung bei der Ausgestaltung des Schutzgebietes. Ein Stück vom Glück, für die Menschen in BokunguIkela aber auch für uns hier in Europa, denn beim betroffenen Regenwald handelt es sich um das zweitgrößte zusammenhängende Waldgebiet der Erde mit unschätzbaren Wert für Fauna, Flora und das Erdklima. Wolfgang K. Heindl

Tipp: TV-Beitrag über Josef Aichern und die erfolgreiche Regenwald-Kampagne online im Internet: http://sat1bayern.de/archiv/Pfarr er-im-Regenwald-----/441d2288/

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Foto:credit: Ulrich Eichelmann

BELO MONTE

Die Auszeichnung ist auch eine Rückendeckung für seine Kritik an der Indianerpolitik der Regierung von Brasilien und am Staudammprojekt Belo Monte am Xingú-Fluss. Warum wird das Projekt Belo Monte abgelehnt? Die Zerstörung der Fisch-, Jagdund Sammelgründe durch Belo Monte bedroht die Lebensgrundlage von tausenden Menschen. Aufgrund der zu erwartenden enormen sozio-kulturellen (Zwangsumsiedlung von mindestens 30.000 Menschen, Zerstörung der traditionellen Siedlungsgebiete, Lebensgrundlagen und Kulturgüter von indi-

genen Bevölkerungsgruppen, keine Infrastruktur-Pläne für bis zu 100.000 zu erwartende Zuwanderer) und ökologischen Auswirkungen (unwiederbringlicher Verlust von Biodiversität, zweifelhafte Klimabilanz des Projektes: Laut Celio Bermann, Professor in São Paulo, könnten die Stauseen am Rio Xingú in den ersten zehn Betriebsjahren mehr Methan freisetzen als die Megastadt São Paulo). Für das weltweit drittgrößte Wasserkraftwerk soll eine Fläche von mindestens 500 Quadratkilometer (mehr als die dreifache Größe des Neusiedler Sees) überflutet werden. Doch es gibt Zweifel an der technischen Sinnhaftigkeit des Projekts: Die Wasserführung des Rio Xingú ist hochgradig unbeständig. Die Nennleistung des projektieren Kraftwerks von 11 Gigawatt könnte daher voraussichtlich nur drei bis vier Monate im Jahr erbracht werden. Dramatische Auswirkungen auf Menschen und Natur Die Region des Xingú wird durch den Bau des Kraftwerks praktisch trocken gelegt. „Belo Monte" wird auf einer Strecke von hundert Kilometern Wasserfälle, Stromschnellen und natürliche Flussläufe zerstören und verändern. Die Nebenflüsse des Xingú werden austrocknen und die Menschen, die vom Fischfang und von kleinstrukturierter Landwirtschaft leben, werden ihrer Lebensgrundlage beraubt. Auch viele der Fisch-, Vogelund Säugetierarten würden un-

wiederbringlich verloren gehen. Wer profitiert von „Belo Monte"? Ob das Projekt tatsächlich Fortschritt und Wohlstand in die Region bringen wird, wie von der Regierung bei jeder Möglichkeit betont wird, muss angezweifelt werden. Die Strompreise sind in Brasilien bereits jetzt sehr hoch. Der Großteil des von „Belo Monte" produzierten Stroms wird in exportorientierten Industrieunternehmen, etwa zur Aluminium-Produktion, eingesetzt werden. Die Bischöfe des Bundesstaats Pará kritisieren das Projekt und das dahinterliegende Entwicklungsparadigma der Regierung Lula, das jene „privilegiert, die die politische und wirtschaftliche Macht im Land besitzen". Die angestrebte Entwicklung habe nicht soziale Gerechtigkeit zum Ziel, sondern implementiere ein „unterdrückendes Entwicklungsmodell". Auch Österreich ist involviert Leider hat mit dem Turbinenhersteller Andritz AG auch ein österreichisches Unternehmen angekündigt, sich trotz aller sozialer und ökologischer Gefahren an der Realisierung von „Belo Monte" beteiligen zu wollen. Bischof Erwin Kräutler machte diesbezüglich klar: „Dieses Projekt ist ein Verbrechen an der Natur und an den Menschen. Die Andritz AG darf sich auf keinen Fall daran beteiligen." Heinz Hödl, Geschäftsführer Koordinierungsstelle der Österreichichen Bischofskonferenz für internationale Entwicklung und Mission.

Foto: Missio

Die österreichischen Bischöfe gratulierten im November 2010 Bischof Erwin Kräutler, der für sein Lebenswerk im Dienste der Menschenrechte der indigenen Völker Brasiliens und für seinen unermüdlichen Einsatz für den Schutz des Amazonasgebietes ausgezeichnet wurde: „Wir freuen uns für Bischof Kräutler. Er hat in seinem jahrzehnte langen Einsatz auch persönliche Risiken nicht gescheut. Diese auch als Alternativer Nobelpreis bezeichnete Auszeichnung ist eine Anerkennung des selbstlosen Einsatzes von Bischof Kräutler für die Menschenrechte in der brasilianischen Gesellschaft und für sein prophetisches Wirken. Seit Jahren ist Bischof Kräutler eine unüberhörbare Stimme für den indianischen Widerstand gegen das Belo-Monte-Staudammprojekt am Xingú-Fluss“.

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Der Wald und seine Bedeutung im Land Salzburg

In Salzburg gehören 40% des Waldes dem Staat und werden von den Österreichischen Bundesforsten verwaltet. Der überwiegende Teil (47%) ist Kleinwaldbesitz im Eigentum der bäuerlichen Betriebe und nur ein kleiner Teil ist im Besitz von Großbetrieben (13%). Diese Besitzstruktur ist historisch bedingt. Bis vor 200 Jahren, als Salzburg noch ein eigenständiges Fürsterzbistum war, wurde der Großteil der Wälder für die Holzversorgung der Salinen und Bergwerke benötigt und wurde daher von den Fürsterzbischöfen beansprucht. Den Bauern wurde im Rahmen der Einforstung nur das für die Bewirtschaftung des Hofes notwendige Holz zuerkannt. Nach der Säkularisierung ging der erzbischöfliche Wald in den Besitz der Reichforste und später auf die Österreichischen Bundesforste über. In den Salzburger Wäldern wachsen jährlich etwa zwei Millionen Festmeter Holz hinzu, das entspricht ungefähr einer Million ausgewachsener Fichtenbäume. Bei der Nutzung dieser

Holzreserven wird streng darauf geachtet, dass nicht mehr Holz geschlagen wird, als jährlich nachwächst. Damit wird im Wald die Nachhaltigkeit sichergestellt, ein Begriff, der in der österreichischen Forstwirtschaft gesetzlich verankert ist und schon seit Jahrhunderten die Grundlage für die Bewirtschaftung der Wälder darstellt.

Foto: Klaushofer

Der Wald hat für das Land Salzburg eine herausragende Bedeutung. Mehr als die Hälfte der Landesfläche ist mit Wald bedeckt. Im Ländlichen Raum stellt die Forst- und Holzwirtschaft einen entscheidenden Einkommensfaktor für die Bevölkerung dar. Sowohl die Holzproduktion im Wald als auch die holzverarbeitende Industrie sichert vielen Menschen abseits der Ballungszentren Arbeit und Einkommen. Das Produkt Holz ist der Rohstoff Nummer eins, sowohl als moderner Werkstoff für den Holzbau und die Möbelindustrie, als auch als Klima schonender Energieträger der Zukunft.

Neben dieser wirtschaftlichen Bedeutung, bietet der Wald im Bergland Schutz vor Naturgefahren, wie Lawinen, Steinschlag und Muren für Siedlungen und wichtige Verkehrswege. Deshalb ist in Salzburg mehr als die Hälfte der Waldfläche als Schutzwald ausgewiesen. Als Schutzwald versteht man hier nicht den Wald, der geschützt wird, sondern Wald, welcher durch seinen Bestand einen Schutz ausübt gegen Bodenerosion und Verkarstung sowie die erwähnten Naturgefahren. Die Pflege der Schutzwälder zur Erhaltung der für die Gebirgsregionen so wichtigen Schutz-

funktion ist eine besondere Aufgabe und Herausforderung für die Waldbesitzer und den Forstdienst. Zunehmende Bedeutung bekommt der Wald im Hinblick auf den Ausgleich des Klimas und Wasserhaushaltes und als Garant für die Lieferung sauberen Trinkwassers. Im Rahmen v o n W as s er s c h u t z- u n d Schongebieten werden fast 20% der Landesfläche zugunsten der Produktion von sauberem Trinkwasser besonders geschützt. Besonders schützenswerte Lebensräume werden in gesonderten Schutzgebieten und Nationalparks ausgewiesen. Etwa 15% der Landesfläche sind so im Schutzgebietsnetz der Europäischen Union eingegliedert. Durch eine naturnahe Waldwirtschaft wird den ökologischen Anforderungen an den Wald als natürlicher Lebensraum für eine artenreiche Tierund Pflanzenwelt Rechnung getragen. Damit kann der Wald auch seine Funktion als Erholungsraum insbesondere in der Nähe von Ballungsgebieten erfüllen. Auch durch das Verdienst besonders strenger Forstgesetzte hat sich der Wald bis heute in einem weitgehend naturnahen Zustand erhalten. Insbesondere das Verbot von Großkahlschlägen über 2 ha und die Förderung kleinflächiger Nutzungen unter Ausnützung der Naturverjüngung sollen auch weiterhin einen baumartenreichen und ökologisch stabilen Wald für die Zukunft sichern.

Dipl.Ing. Franz Klaushofer Landesforstdirektion / Land Salzburg

Aktuelles

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Foto: privat

Staat kürzt im EZA-Bereich

Foto: www.pixelio.de

VORGESTELLT

“Österreich ist der Ansicht, dass die Erhaltung von Frieden und Sicherheit am besten durch internationale Zusammenarbeit bei der Lösung wirtschaftlicher, sozialer, kultureller und humanitärer Probleme erreicht werden kann, insbesondere durch Unterstützung von Ländern in ihrem Kampf gegen Armut. Um dazu beizutragen, dass Länder in die Lage versetzt werden, sich zu entwickeln und zu wachsen, hat Österreich sich verpflichtet, seine öffentliche Entwicklungshilfeleistungen bis 2010 auf 0,51 Prozent des Bruttonationaleinkommens (BNE) zu erhöhen, mit der Zielsetzung, bis 2015 0,7 Prozent zu erreichen.“ (Außenminister Michael Spindelegger, 2008) Die Prognose für 2010 liegt bei 0,3 % des BNE. Das Budget 2011 der österreichischen Regierung sieht für das Jahr 2011 Einsparungen von 1,6 Mrd. Euro vor. So spart das Außenministerium 2011 von den 13,8 Millionen allein 9,4 Millionen in der EZA. Heinz Hödl von der KOO bringt einen anschaulichen Vergleich: Die Einsparungen im Jahr 2011 betragen rund 9 Mio. €. Das entspricht einerseits nur

rund 0,013% der Budgetausgaben 2011, andererseits entspricht dies fast dem gesamten österreichischen Beitrag für ein Schwerpunktland wie Uganda. Natürlich hofft die Regierung, dass mehr Privatleute spenden. Dafür wurde letztendlich auch die Spendenabsetzbarkeit eingeführt. Doch die überverhältnismäßigen Kürzungen im EZA-Bereich sind einfach zu kurz gesprungen oder wie es Kardinal Christoph Schönborn ausdrückte: „Schande für Österreich“ Das operative Budget für EZA sinkt 2011 auf 73,9 Mio. € und bis 2014 auf 52 Mio. €. Laut Minister Spindelegger sollte v.a. in der Verwaltung und bei der Budgethilfe, nicht bei der NROFörderung gekürzt werden. Spindelegger meinte, bei der EZA gebe es keine Kürzungen bei konkreten Projekten, vielmehr spare man bei drei Sektoren ein. Einerseits werde die Struktur zurückgefahren, andererseits erfolge eine interne Verlagerung und drittens würden Budgethilfen für Regierungen reduziert. Markus Roßkopf

Mein Name ist Friederike Flesch und ich arbeite seit Nov. 2009 bei der Katholischen Frauenbewegung als Diözesanreferentin. Ich bin gebürtige Saarländerin, verheiratet und Mutter von zwei erwachsenen Kindern, die in Wien studieren. In meiner Freizeit schöpfe ich gerne Kraft in der Familie und im Freundeskreis und lebe meine Hobbies wie Sport, Reisen und gute Bücher. Als Diözesanreferentin trage ich Verantwortung für die Basis- und Regionalarbeit in den Pfarren und Regionen der Erzdiözese Salzburg. Im Rahmen des Familienfasttages arbeite ich gerne mit den ehrenamtlichen Frauen die z. B. die Fastensuppe kochen, Gottesdienste gestalten und Bildungsveranstaltungen durchführen. In der Kath. Frauenbewegung zu arbeiten bedeutet für mich, den gemeinsamen Glauben als Basis - aller kfb-Frauen - der katholischen Kirchen wahrzunehmen. Seit mehreren Jahren ist für mich die persönliche Weiterentwicklung gerade im humanitären Bereich ein Hauptaugenmerk. Als akademische Personalentwicklerin ist es mir ein besonderes Anliegen für das Menschenrecht Bildung einzutreten. Meine gerade erst abgeschlossene zweijährige Coachingausbildung unterstreicht für mich vielmehr den Ansatz der „Hilfe zur Selbsthilfe“. Friederike Flesch, kfb

DKWE Mitgliedsorganisationen

Termine/Aktuelles Bondeko Gesprächsabend 21. Feb. 2011, 19:00 Uhr „Wie viele Brote habt ihr?“ Ökumenischer Weltgebetstag der Frauen Referentinnen: Christine Hofbauer, Brigitte Zinnburg Ort: Bondeko, Schönleitenstr. 1, Salzburg

70. Geburtstag von Bischof Karl Stetter Am 9. März wird der Bischof der Partnerdiözese San Ignacio de Velasco in Bolivien seinen 70.Geburtstag feiern. Seit dem 28. Februar 1988 ist er Bischof in San Ignacio de Velasco, zuerst Weihbischof und seit 1995 Diözesanbischof. Wir wünschen ihm alles Gute und Gottes Segen.

Benefizfastensuppenessen 18. März 2011, 12:00 Uhr Romanischer Saal, St. Peter Salzburg 18. März 2011, 19:00 Uhr Stanglwirt in Going

Vortrags- und Gesprächsabend 29. März 2011, 19:30 Uhr „Nicaragua zwischen Poesie und Wirklichkeit“ Mutige Frauen erheben ihre Stimme gegen Armut und Ungerechtigkeit. Freuen Sie sich auf einen spannenden Vortag und Austausch mit den Referentinnen: Yamileth Chavarria, Yolanda Rossman Ort: AAI, Philharmonikerg. 2, Salzburg

Begegnung mit Gästen aus Nicaragua Nicaragua zwischen Poesie und Wirklichkeit Vom 22. bis 30. März 2011 kommen zwei engagierte Frauen aus Nicaragua nach Salzburg. Yolanda Rossman ist Soziologin, Anthropologin und Schriftstellerin. Sie arbeitet für Horizont 3000 in Nicaragua und ist für die Koordinierung und Betreuung der Frauenprojekte zuständig. Jamileth Chavarría koordiniert das Frauenprojekt Casa de la Mujer Begegnungszentrum für Frauen in Pocana de Paiwas (Kfb-Projektpartnerin). Sie ist das Herz des Radiosenders „Palabra de la Mujer“. Als satirische Kunstfigur „la bruja“ (die Hexe) spricht sie im Radio offen gewaltsame Übergriffe gegen Frauen an. Mehr Infos: http://dkwe.kirchen.net Terminvereinbarungen für Schulworkshops, Veranstaltungen: Karin Weissensteiner Tel: 0662-8047-7611

Impressum: DKWE-Info Informationsunterlage für die Bildungsarbeit im Bereich Weltkirche und Entwicklungszusammenarbeit der ED Salzburg. Spendenkonto: Sbg. Sparkasse Kto: 810 BLZ: 20404 Redaktionsteam: Friederike Fletsch, Geli Hechl, Wolfgang Heindl, Markus Roßkopf, Sabine Schimpfößl, Margareta Walder, Layout: Petra Gasser; Cover-Design: selah design Medieninhaber: Diözesankommission für Weltkirche und Entwicklungszusammenarbeit; Kapitelplatz 6, 5020 Salzburg; Tel.: 0662/8047-7610; E-Mail: [email protected] Internet: http://dkwe.kirchen.net Druck: Druckerei der ED Sbg. Titelfoto: DKWE/Weissensteiner

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